Mac löste sich von Harm, stand auf und ging nach oben, um nach Kate zu sehen. In ihrem Zimmer war sie nicht, also ging Mac wieder nach unten. Als sie auf die Veranda trat, war auch die leer. Nach kurzem Überlegen legte Mac die Entfernung zu den Ställen zurück und betrat die Stallgasse. Aus einer der hinteren Boxen konnte sie ein leises Schluchzen hören. Als Mac an die Box herantrat, zerriss es ihr fast das Herz. Die Box war leer, bis auf ein zusammengekauertes Bündel, das in der hintersten Ecke saß und schluchzte. Kate hatte die Knie angezogen und der Kopf darauf abgestützt. Zögerlich betrat Mac die Box und setzte sich neben Kate ins Stroh. Dann legte sie sanft den Arm über die Schulter ihrer Cousine und zog Kate an sich. Die vergrub ihr Gesicht an Macs Schulter und weinte sich aus. Langsam wurde das Schluchzen weniger, und Kate löste sich wieder. Hastig wischte sie sich die Tränen von den Wangen.
"Tut mir Leid." nuschelte sie.
"Nein, es tut mir Leid. Ich war ein unsensibler Trampel." erklärte Mac.
"Ich hab dir in nichts nachgestanden." gab Kate leise zurück. "Das ist echt nicht meine Woche." setzte sie dann mehr zu sich selbst hinzu.
"Das Gefühl kenn ich ziemlich gut." gab Mac zurück. Beide boten ein recht komisches Bild, wie sie da mit angezogenen Knien in Stroh saßen und sich anschwiegen. Kate hatte den Kopf nach hinten gegen die Mauer gelegt, und nach einiger Zeit hob sie die Hände und strich sich in einer für sie recht untypisch nervösen Geste die restlichen Haare aus Stirn und Gesicht.
"Macht sich Vince keine Sorgen?" fragte Mac nach einer Weile leise.
"Sicher. Aber er kennt mich und weiß, wann ich lieber allein sein will." gab Kate zurück.
"Soll ich gehen?" fragte Mac, der plötzlich klar wurde, dass Kate sich nicht ohne Grund zurückgezogen hatte.
"Nein, schon gut." beruhigte Kate sie. Eine ganze Zeit lag schwiegen sie sich wieder an, bis Kate ein Schluchzer entfuhr und sie ihr Gesicht wieder in den Händen vergrub.
"Hey, was ist denn?" fragte Mac besorgt und strich ihr sanft über den Rücken.
"Sie fehlt mir so, Mac. Ich vermiss sie so sehr." schluchzte Kate hilflos.
"Deine Mum?" fragte Mac sanft, obwohl sie die Antwort schon kannte. Kate nickte heftig.
"Wenn ich doch nur mit ihr reden könnte. Ich hab solche Angst, etwas falsch zu machen, mit der Schwangerschaft und allem." erklärte Kate und beruhigte sich wieder etwas.
"Du kannst mit mir reden." bot Mac an. Kate sah sie dankbar an.
"Danke. Aber das... das ist nicht das selbe." sagte sie leise.
"Kathryn?" schlug Mac vor, wenn Kate schon nicht mit ihr reden wollte.
"Mac, es geht nicht darum, das ich nicht mit dir reden will. Viel mehr darum, das ich mit jemandem reden will, der das alles schon kennt, der das schon hinter sich hat. Und da bist weder du, noch Kathryn die Richtige für." gestand Kate.
"Was ist mit Carmen?"
"Carmen ist Carmen. Eine Freundin, die hin und wieder dir Mutterrolle übernommen hat, aber auch nicht mehr." sagte Kate und wischte sich die Tränen entschlossen weg.
"Wir sind schon ein tolles Gespann." lachte sie dann. Mac sah sie fragend an.
"Cousinen, die sich nicht kennen, aber genau wissen, wie sie die andere verletzten. Wo führt das alles noch hin?" sagte Kate, nuschelte den letzten Satz aber, sodass Mac ahnte, dass er nicht für sie bestimmt war.
"Egal wohin, ich bin froh, den Weg eingeschlagen zu haben." sagte Mac fest.
"Ich frag dich in einer Woche noch mal." sagte Kate niedergeschlagen.
"Auch dann wird sich nichts an meiner Meinung geändert haben. Egal wie blöd der Abend gelaufen ist, so hab ich ihn mit dir und deinen Brüdern verbracht. Mit meiner Familie." widersprach Mac.
"Komisches Gefühl, hm?" fragte Kate wissend. "Wenn vollkommen Fremde vor dir stehen und plötzlich deine Familie sind."
"Komisch ja, aber auf eine gute Art." erklärte Mac nachdenklich.
"Hab ich dir schon gesagt, dass es mir Leid tut? Dass du erst jetzt von allem erfährst, meine ich." erkundigte Kate sich.
"Ja, hast du. Aber das ist nicht deine Schuld."
"Doch, Mac." widersprach Kate und starrte kurz vor sich hin.
"Vor zwei Jahren hat Dad am Geburtstag von Pace einen Umschlag auf den Tisch gelegt, vor jeden von uns einen. Er hat uns gesagt, dass sich darin die Informationen über unsere Cousine befinden. Wir mussten nur die Hand ausstrecken und ihn öffnen. Keiner hat sich gerührt, irgendwann ist Pace aufgestanden und rausgegangen, ich bin ihm hinterher." erzählte Kate leise.
"Dann hat keiner von euch den Umschlag geöffnet, es ist somit nicht nur deine Schuld." sagte Mac.
"Vielleicht hätte Jake es getan. Oder Matt." widersprach Kate. "Ich hab keine Ahnung, was uns davon abgehalten hat. Ob es immer noch Wut war, oder vielmehr Angst."
"Angst wovor?"
"Vor deiner Reaktion. Das du wütend wärst, oder uns abweisen würdest. Vielleicht war es die Angst vor Zurückweisung."
"Ich schätze, meine anfängliche Reaktion hat das auch bestätigt."
"Nimm es mir nicht übel, aber du kennst uns wirklich nicht. Wenn wir etwas wollen, dann würde uns so schnell nichts davon abbringen. Nein, wir sind um einiges hartnäckiger, als du denkst." grinste Kate.
"Ja, und auch um einiges temperamentvoller." lachte Mac.
"Oh, das war noch gar nichts. Du solltest uns mal erleben, wenn wir erst richtig in Fahrt kommen." stimmte Kate mit ein.
"Danke, lieber nicht."
"Hey, das ist das O'Hara'sche Temperament, das hast du auch." neckte Kate sie.
"Gut zu wissen, woher das kommt." nickte Mac belustigt.
"Ja, ein Ire ist ja gut und schön, aber lass niemals mehrere zusammen in einen Raum. Dann kannst du es nämlich mit Doppel-'r' schreiben." sagte Kate bedächtig. Eine Zeit lang herrschte angenehmes Schweigen zwischen den beiden, in der beide einfach ihren Gedanken freien Lauf ließen.
"Wie kommt es, dass man bei euch allen keinen Akzent findet? Weder einen irischen, noch den sonst typischen Südstaaten-Akzent, den ich auch schon bei Michael gehört habe?" fragte Mac plötzlich.
"Keine Ahnung. Aber ich weiß, was du meinst. Vielleicht liegt es ja genau daran, das Dad Ire ist und einen Akzent hat. Aber wenn du bei Pace genau hinhörst, dann merkst du einen leichten irischen Klang. Jake und die anderen haben uns immer korrigiert, wenn wir bestimmte Dinge falsch ausgesprochen haben. Aber ich finde, es passt zu Pace. Und ob du uns jetzt für verwöhnt hältst, keiner von uns ist je auf eine öffentliche Schule gegangen. Und auf den Privatschulen korrigieren sie dich auch ganz schnell. Aber wenn du gerne etwas mit irischem Akzent hören möchtest, dann kann ich dich leider nur auf Weihnachten vertrösten." erklärte Kate.
"Freust du dich auf Weihnachten?" fragte Mac interessiert. Dieses Jahr würde sie Weihnachten zum ersten Mal mit Harm und Mattie als Familie verbringen, noch dazu in Irland. Das einzige, was sie früher an Weihnachten gemocht hatte, waren die Treffen der JAG-Familie gewesen.
"Teils, teils. Aber dieses Jahr freu ich mich. Weil du dabei bist. Und wegen Harm und Mattie. Es wird euch gefallen." sagte Kate zuversichtlich.
"Deine Zuversicht möchte ich haben." murmelte Mac.
"Ich verrat dir was, ich bin Pessimist aus Überzeugung." sagte Kate grinsend.
"Nein, Ernst beiseite, die anderen sind wirklich nett. Außerdem will ich dir meine Patenkinder vorstellen."
"Du kennst das Kind von Harriet und Bud nicht, oder?" erkundigte Mac sich.
"Welches?" fragte Kate lachend.
"AJ."
"Doch, die Freude hatte ich schon. Er ist wirklich süß. Und ich weiß, das du und Harm die Paten seit, also spar dir die Erklärung. Nein, aber was mich da schon vielmehr interessieren würde ist, was für ein Deal du und Harm am Geburtstag von AJ ins Leben gerufen habt." sagte Kate unschuldig. Hätte Mac etwas in der Hand gehabt, so wäre es zu Boden gefallen und zu Bruch gegangen.
"Wer hat dir was von einem Deal erzählt?" stammelte Mac, als sie ihre Gehirnzellen wieder zum Arbeiten bewegen zu versuchte.
"Ihr habt mich wohl etwas zu lange mit Mattie allein gelassen." grinste Kate.
"Ooh." stöhnte Mac.
"Also, ich höre." sagte Kate.
"Also schön, aber wehe, du erzählst es irgendjemandem bei JAG." drohte Mac.
"Meine Lippen sind versiegelt." erklärte Kate feierlich.
"Kate, das ist kein Witz." sagte Mac scharf.
"Schon gut, ich sag es keinem. Bis auf Vince vielleicht." schwor die.
"Also schön. An dem Tag, an dem AJ geboren wurde, haben Harm und ich einen Deal geschlossen. Wenn keiner von uns beiden in fünf Jahren ab diesem Punkt in einer Beziehung wäre, würden wir ein Kind zusammen bekommen." gestand Mac.
"AJ ist schon fast sieben." warf Kate ein. Mac atmete tief ein und sah in die Ferne.
"Tut mir Leid, wenn ich was Falsches gesagt habe." entschuldigte Kate sich.
"Nein, schon gut. Es ist nur... als die fünf Jahre um waren, spielte mein damaliger Freund mir seinen Tod vor. Später kam raus, dass alles nur eine Finte war, er war bei der CIA." erzählte Mac.
"Du bist mit einem Spion ausgegangen? Man lernt doch nie aus." sagte Kate leise und überrascht.
"Ich weiß selbst nicht mehr, was mich da geritten hat. Egal. Ich hatte damals zu allem Überfluss starke Rückenschmerzen, und Harm hat für mich einen Termin bei einem Arzt gemacht." fuhr Mac fort und schwieg eine Weile, um sich zu sammeln.
"Die Ärztin sagte mir, das mein Rücken nicht das Problem sei." sagte sie dann leise.
"Endometriose?" fragte Kate leise. Mac sah sie überrascht an.
"Meine Nichte ist Ärztin. Bei mir bestand der Verdacht auch mal." zuckte Kate mit den Schultern.
"Du hast ins Schwarze getroffen." gestand Mac leise.
"Wie schlimm?" fragte Kate sanft.
"Meine Chancen, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, sind unter fünf Prozent."
"Aber immerhin sind es Chancen." hielt Kate dagegen.
"Ja, und jetzt redest du wie meine Psychologin." sagte Mac hart.
"Mac, wenn ich jedes Mal aufgegeben hätte, wenn man mir so was an den Kopf geknallt hätte, dann würde ich heute kettenrauchend Teller in einem Schnellrestaurant spülen." erklärte Kate etwas genervt. "Sieh mal, meine Chancen, an dem Internat angenommen zu werden, lagen bei acht Prozent. Man hat mir gesagt, das ich ruhig zum Corps gehen könnte, aber ich würde nie Offizier werden. Mein Studienberater hat mir prophezeit, das ich mit neunzig prozentiger Wahrscheinlichkeit bei der Abschlussprüfung des Jura-Studiums durchfalle. Ach, und nur mal ein Beispiel von anderen Leuten, Grandpa haben sie vor vier Jahren noch sechs Monate zu Leben gegeben. Als Jake als kleiner Junge vom Pferd fiel, hieß es, er wäre mit Sicherheit gelähmt. Mum haben die Ärzte ohne jede Behandlung vielleicht zwei Monate gegeben. Sie hat die Geburt ihres Sohnes erlebt. Tobey hatte mit einer Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent das Down-Syndrom oder wäre sonst geistig behindert, er ist aber kerngesund."
"Meine Chancen, schwanger zu werden, sind so groß, wie die vom Blitz getroffen zu werden." sagte Mac wütend.
"Dann stell dich bei Gewitter auf ein verdammtes Feld!" rief Kate aus. "Wenn ich mir ständig vorsage, das es doch sowieso nicht funktioniert, dann brauch ich mich auch nicht wundern, wenn es das wirklich nicht tut." erklärte sie dann etwas sanfter.
"Du hast gut Reden."
"Bist du sauer auf mich?" fragte Kate ungläubig.
"Nein. Nein, bin ich nicht. Aber wenn ich mir dich ansehe, oder Harriet... keine eurer Schwangerschaften war gewollt." erklärte Mac.
"Vielleicht liegt darin das Geheimnis." sagte Kate. Mac sah sie fragend an.
"Wenn man sich selbst unter Druck setzt, geht es meistens schief. Man steckt seine Erwartungen zu hoch. Ich weiß, wie sich das jetzt anhört, aber trotzdem, entspann dich. Vergiss mal alles um dich rum und lass dich fallen. Auch wenn ich nie gedacht hätte, das ich diejenige bin, die das mal sagt." sagte Kate sanft und aufmunternd.
"Was glaubst du, was ich versuche?" fragte Mac verzweifelt.
"Okay, gesetzt dem Falle es funktioniert wirklich nicht, was ist mit Adoption? Ich meine, Mattie ist auch adoptiert. Und wenn du das nicht willst, ist da immer noch künstliche Befruchtung oder gar Leihmutterschaft." legte Kate die Möglichkeiten offen.
"Das ist nicht das selbe." sagte Mac nur.
"Ich weiß. Aber so wie ich das sehe, hast du zwei Möglichkeiten. Nein, drei. Du kannst aufgeben. Oder du versuchst krampfhaft, etwas zu erzwingen. Oder du kannst auch alles vergessen und sehen, wohin es dich führt." schlug Kate vor.
"Das wäre das gleiche wie auf ein Wunder hoffen."
"Die Entstehung des Universums ist ein Wunder. Auf eine Landmine zu treten, und nur ein Bein zu verlieren ist ein Wunder. Seelenverwandtschaft und unendliche Liebe sind Wunder." sagte Kate sehr sanft.
"Ich glaube, wir stehen hier wieder auf verschiedenen Seiten." schüttelte Mac den Kopf und starrte auf den Boden.
"Weil ich bereit bin, an etwas zu glauben, wofür ich keine Beweise habe?" fragte Kate sanft. Mac sah sie überrascht an.
"Ich bin nicht ganz blöd, Mac. Aber mein Glauben hat mit unserer Unterhaltung herzlich wenig zu tun."
"Hättest du dich gegen dieses Kind entscheiden können?" fragte Mac provozierend.
"Nein. Weil es das Kind von Vince ist, und ich ihn über alles liebe, wie dieses Kind. Aber hätte mich jemand vergewaltigt, dann hätte ich mich dagegen entschieden. Egal, was die Position der Kirche zur Abtreibung ist. Ach, und die Kirche ist auch gegen Empfängnisverhütung, ich hingegen hab die Pille genommen und Kondome benutzt. Zumindest früher. Mein Glaube an Gott hält mich nicht davon ab, wissenschaftliche Fakten zu akzeptieren oder ihnen zuzustimmen. Ich lebe nicht hinter dem Mond, Mac." hielt Kate dagegen.
"Ich will mich nicht mit dir streiten." erklärte Mac und stand auf.
"Du glaubst mir nicht." stellte Kate nüchtern fest. Mac sah sie nur zweifelnd an.
"Okay, dann eben nicht. Lassen wir dieses Diskussion, die solltest du sowieso besser mit deinem Mann führen." erklärte Kate endgültig und stand ebenfalls auf. Sie klopfte sich abwesend die Hosen sauber, und als sie aufsah, bemerkte sie den zweifelnden Blick, mit dem Mac sie ansah.
"Was?" fragte Kate verunsichert.
"Bist du deswegen etwa sauer auf mich?" fragte Mac verblüfft.
"Nein. Es ist dein Leben, und deine Entscheidung." erklärte Kate.
"Tut mir Leid, wenn es sich für dich so angehört hat. Ich bin nicht sauer, und dazu hätte ich auch kein Recht." sagte sie dann sanfter.
"Aber du hältst meine Entscheidung für falsch."
"Mac, du verwechselst hier gerade die Rollen. Du bist die Ältere, nicht ich. Und wenn du diese Entscheidung getroffen hast, dann wird es einen Grund dafür geben. Und ich halte deine Entscheidung nicht für falsch."
"Entschuldige. Ich bin nur verunsichert."
"Hast du dir schon mal überlegt, wieso ich dich so leicht ins Wanken bringen kann? Obwohl ich jünger bin und du mich kaum kennst?" erkundigte Kate sich wissend. Mac schüttelte den Kopf.
"Weil du insgeheim nicht hinter dieser Entscheidung stehst." beantwortete Kate ihre eigene Frage. "Deshalb hab ich dich so verunsichert. Tief in dir drin willst du gerne einen anderen Weg gehen. Ich geb dir einen Tipp, wag es. Geh den Weg, den du gehen willst. Und schreck nicht davor zurück, nur weil die Möglichkeit besteht, dass es schief geht. Die gibt es immer."
"Sicher das du Anwältin bist, und keine Psychiaterin?" fragte Mac scherzhaft.
"Ich hab einen Profiling-Kurs belegt." gab Kate schmunzelnd zurück.
"Danke für die Warnung." sagte Mac.
"Aber in dem hab ich das bestimmt nicht gelernt. Ich hab vier Brüder, und die hab ich oft genug versucht, zu irgendwelchem Blödsinn zu überreden." sagte Kate und trat aus der Box heraus.
"Wie spät ist es?" fragte sie Mac.
"2046" sagte die ohne Zögern.
"Wir sollten wieder zurück gehen. Es gibt bald Essen." sagte Kate. Gemeinsam gingen sie zurück ins Haus und betraten den Salon. Kathryn, Fin, Pace und Jake hatten sich zurückgezogen. Nur Vince und Harm saßen noch da und starrten Löcher in die Luft. Vince war der erste, der die Anwesenheit der beiden bemerkte und stand auf, um Kate zu küssen. Die drehte jedoch leicht ihren Kopf weg, sodass seine Lippen ihre verfehlten.
"Wo sind die anderen hin?" fragte sie, löste Vinces Arme, die sich um ihre Taille geschlungen hatten, und setzte sich in einen der Sessel.
"Pace ist nach oben gegangen, Fin und Kath auch. Wo Jake ist weiß ich nicht, aber er sucht dich sicherlich." sagte Vince. Kate holte ihr Handy aus der Hosentasche und wählte eine Nummer.
"Hey, ich bin’s. Wir sind im Haupthaus." sagte sie nach einer Weile.
"Nein, schon gut. Ich dich auch, bis gleich." fügte sie nach einer Pause hinzu und legte wieder auf.
Jake betrat nach zehn Minuten den Salon. Bevor er groß etwas sagen konnte, erschien eine junge Frau mit braunen Haaren und Hausmädchentracht in der Tür.
"Das Essen ist serviert, Ihr Vater bittet zu Tisch." sagte sie etwas verlegen.
"Danke Susan." bedankte Jake sich mit einem aufmunternden Lächeln. Mac bemerkte zum ersten Mal die Anwesenheit eines Dienstboten im Haus, abgesehen vom ersten Frühstück, das sie auf Fairlea eingenommen hatte. Sie gingen alle ins Esszimmer und setzten sich um den Tisch, Ephram wieder an die Stirnseite. Etwas überrascht bemerkte Mac, wie die Geschwister und Ephram die Hände zum Tischgebet falteten. Gut, was hieß die Geschwister, eigentlich waren es Kathryn, Kate, Ephram, Vince und Fin. Pace spielte mit seiner Serviette und Jake starrte in die Luft.
"Segne, Vater, diese Speise,
uns zur Kraft und Dir zum Preise.
Wir bitten, Herr, sei unserm Haus
ein steter Gast, tagein, tagaus,
und hilf, dass wir der Gaben wert,
die Deine Güte uns beschert.
Herr, wir danken dir,
dass wir auch heute wieder vor vollen Tellern sitzen.
Wir bitten dich: Gib auch denen zu essen,
die nicht einmal einen Teller haben.
Amen." sprach Ephram.
Fin, Kate, Vince und Kathryn sowie Harm und Mac sagten ebenfalls ‘Amen.’ Pace und Jake hingegen schwiegen weiter.
"Bitte, lasst es euch schmecken." erklärte Ephram. Alle aßen für eine Weile schweigend, bis nach und nach eine leichte Unterhaltung entstand, bei der auch Harm gern mit einbezogen wurde. Vor allem er und Jake schienen sich gut zu verstehen. Mac bemerkte etwas verwirrt den besorgten Blick, den Ephram Pace zuwarf. Der war seit der Auseinandersetzung in Salon erstaunlich schweigsam gewesen, und trug wenig zur Konversation bei. Kate schien den Verhaltensumschwung bei ihrem Bruder auch bemerkt zu haben, bemühte sie sich offensichtlich um ein Zweiergespräch mit ihm. Als alle ihr Besteck weggelegt hatten, wurde das Geschirr von zwei Angestellten weggeräumt, und das Dienstmädchen, das sie auch schon zum Essen gerufen hatte, stellte Tassen und Gläser sowie eine Kaffeekanne und eine Wasserkaraffe auf den Tisch. Pace zog sich wortlos zurück, was von den anderen nicht weiter kommentiert wurde. Kate und Kathryn versanken in einer Unterhaltung, Fin und Vince diskutierten mit Ephram die Vor- und Nachteile der Pferdezucht, und Harm und Mac unterhielten sich etwas. Jake war der nächste, der sich zurückzog, ihm folgte wenig später Ephram. Kathryn zog Fin sanft mit sich, und Vince ging auch eher nach oben. Nun blieben nur noch Kate, Mac und Harm übrig.
"Sieht so aus, als hättest du den ersten Abend mit unserer Familie überlebt." sagte Kate, wobei ein freundliches Lächeln um ihre Mundwinkel spielte.
"So schlimm war es gar nicht." beruhigte Harm sie.
"Oh, nur keine Untertreibung. Ich kann mir vorstellen, welchen Eindruck wir auf dich gemacht haben." seufzte Kate und nippte an ihrem Wasser.
"Nein, es war nett." beharrte Harm.
"Aber?" wollte Kate wissen.
"Versteh mich nicht falsch, aber ein Tischgebet? Wenn ihr bei uns esst, habt ihr nie eins gesprochen." erklärte Harm. Seine Verwirrung war offensichtlich.
"Es gibt auch stumme Tischgebete." schmunzelte Kate.
"Oh." entfuhr es Harm.
"Aber ich versteh, worauf du hinaus willst." fügte sie dann hinzu und ihr Grinsen verschwand. "Wobei ich nicht weiter darüber sprechen möchte."
"Wozu dich ja auch keiner zwingt." bestätigte Harm.
"Du platzt vor Neugier." stellte Kate trocken fest. Harm sah sie ertappt an. "Ist schon gut." beruhigte Kate ihn.
"Du verzichtest außerhalb dieses Hauses auf ein Tischgebet, und zwei deiner Brüder beachten es überhaupt nicht." entfuhr es Harm. Kate, die gerade mit einer sauber gebliebenen Serviette gespielt hatte, sah ihn getroffen an.
"Jake und Pace haben ihre Gründe." erklärte sie nur monoton.
"Die müssen gut sein, wenn dein Vater dazu nichts sagt." bohrte Harm weiter. Mac trat ihn leicht unter dem Tisch.
"Jake hat seine Frau verloren, und Pace die Liebe seines Lebens. Solch ein Verlust zieht immer eine Konsequenz nach sich, und bei den beiden eben diese. Und jetzt Schluss mit diesem Thema." sagte Kate fest.
"Und du hast niemanden verloren?" hakte Harm weiter nach. Diesmal fiel der Tritt von Mac stärker aus.
"Lass ihn, Mac." seufzte Kate. "Du willst eine Antwort?" fragte sie dann Harm. Als der nickte, atmete sie tief durch.
"Meine Mutter habe ich verloren, als ich noch nicht begreifen konnte, was der Tod bedeutet. Galina, die Frau von Jake, war die nächste. Diesmal hab ich es bewusst erlebt. Als am elften September das Flugzeug ins Pentagon flog, erschlug es einen sehr guten Freund. Und Rachel, die Freundin von Pace, war meine beste Freundin. Manchmal hat man das seltsame Gefühl, das ein Fluch auf dieser Familie liegt. Alle geliebten weiblichen Familiemitglieder sind tot, mich ausgenommen. Kathryn ist noch nicht mit Fin verheiratet, also nehmen wir sie auch aus. Und der Freund, der starb, hat uns allen hier viel bedeutet. Ich für meinen Teil sehe Trost in Gott, Jake und Pace hingegen den Verursacher ihres Leides. Und mehr sage ich dazu nicht. Entschuldigt mich bitte, ich bin müde." erklärte sie, stand auf und ging.
"Die Fragerei war falsch, oder?" fragte Harm leise, als Kate weg war.
"Ja, war sie. Aber ich hab dich gewarnt." sagte Mac.
"Ich weiß." seufzte Harm. "Und, wie geht es dir?" fragte er sie sanft und drehte sich richtig zu ihr, da die beiden zuvor nebeneinander saßen.
"Gut, denke ich." zuckte Mac mit den Schultern.
"Du bereust deine Entscheidung nicht?" hakte er sanft nach, um sich sicher zu sein.
"Nein. Im Gegenteil, ich bin froh, es gewagt zu haben. Sie sind wirklich nett. Alle miteinander." erklärte Mac.
"Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber sicher nicht das alles hier." gab Harm zu.
"Der Luxus?" fragte Mac wissend.
"Auch. Obwohl es alle nicht zu interessieren scheint, wie reich sie sind. Nein, ich meine auch dieses Band zwischen allen. Als du und Kate weg wart, da hat sich Jake von Kathryn eine Moralpredigt anhören müssen, weil er Kate verletzt hat. In der einen Sekunde ging sie auf Kate los, und in der anderen stauchte sie Jake zusammen, weil er Kate nur ermahnt hat." erzählte Harm.
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"Von dem, was Ephram gesagt hat, kann nur Jake Kate richtig treffen." stimmte Mac ihm zu.
"Wie kommst du mit denen aus?"
"Erstaunlich gut. Ich hatte erwartet, dass sie zumindest einen kühlen Ton mir gegenüber anschlagen, aber keine Spur davon. Bis auf die Frau, oder bald Exfrau, von Matt hat keiner mich auch nur im Geringsten angegriffen. Im Gegenteil, Pace hat mir gesagt, das meine Mutter mich nicht verdient hat, und es ihr recht geschieht, wenn ich nichts mit ihr zu tun haben will." antwortete Mac und ein leichtes Lächeln spielte um ihren Mund, als sie an seine Worte zurückdachte.
"Sollte ich mir Sorgen machen?" fragte Harm amüsiert.
"Er hat etwas, aber dir kann niemand das Wasser reichen. Außerdem ist er erst 31 und mein Cousin." lachte Mac.
"Gut, was ist mit diesem Fin?" hakte Harm nach.
"Ich kann ihn nicht richtig einschätzen. Ich weiß auch nicht, er hat eine Art an sich, die manchmal etwas zu sanft zu sein scheint. Im nächsten Moment ist er jedoch hart wie ein Stein." seufzte Mac.
"Eben ein echter Marine. Und Jake?"
"Er scheint manchmal so eine Art Vaterrolle zu übernehmen, besonders bei Kate und Pace. Wobei Pace sich dann sehr gern gegen ihn auflehnt. Übrigens, die Tochter von Matt ist fünfzehn, vielleicht freunden Mattie und sie sich ja an."
"Ja, vielleicht. Wobei ich das bezweifle. Ich kenn das Mädchen zwar nicht, aber Mattie ist ihren gleichaltrigen Mitschülern schon zu reif, wie wird sie dann erst auf ein Mädchen wirken, das jünger als sie selbst ist?" gab Ham zu bedenken.
"War nur so eine Idee. Passt Mathew auf sie auf?" fragte Mac.
"Ja, zusammen mit Jen."
"Harm, was mir gerade einfällt, Kate hatte gemeint, dass, wenn wir Weihnachten nach Irland fliegen es Mattie schwer haben wird. Die Kinder sprechen alle kaum Englisch, sondern nur Irisch, was dort die Amtssprache ist." sagte Mac etwas zerknirscht.
"Großartig." stöhnte Harm.
"Hey, ich hab mir das ja nicht ausgesucht." verteidigte Mac sich.
"Weiß ich ja. Tut mir Leid, aber ich hielt es für eine gute Gelegenheit, dass Mattie mal etwas aus sich heraus geht. Aber wenn niemand sie dort versteht, seh ich da schwarz." entschuldigte Harm sich.
"Kate hatte gesagt, das Cara, also die Tochter von Matt, und Steven Englisch als Muttersprache haben. Aber frag mich nicht, wer Steven ist und wie alt er ist, das hat Kate mir nicht gesagt." sagte Mac und gähnte kurz.
"Hey, du bist ja müde." staunte Harm nicht schlecht. Sonst musste er Mac fast zwingen, mal schlafen zu gehen.
"Nicht richtig. Nur etwas erschöpft." widersprach die. Harm stand auf und nahm sanft ihre Hand.
"Lass uns nach oben gehen. Bevor du mir noch einschläfst." neckte er sie etwas.
"Na warte." drohte Mac, stand aber bereitwillig auf und ging Hand in Hand mit ihm nach oben. Als sie ihre Zimmertür öffnete, verschlug es ihr den Atem. Gerührt und überrascht schlug sie die Hand vor den Mund. Harm zog sie sanft hinein und schloss die Tür wieder hinter den beiden.
"Gefällt es dir?" fragte er leise.
"Harm, ist wundervoll." flüsterte Mac. Im ganzen Zimmer standen Teelichter, und von der Tür war mit dunkelroten Rosenblättern eine Spur zum Bett gestreut wurden. Auf dem Bett lagen auch lauter Rosenblätter und eine einzelne dunkelrote Rose.
"Hast du das alles gemacht?" fragte sie gerührt. Das mussten an die hundert Teelichter sein.
"Die Blüten, die Rose und die Kerzen aufgestellt, ja. Angezündet hat sie Vince für mich." gestand er. Liebevoll umschloss er Macs Taille und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen.
"Ich liebe dich." flüsterte Mac, als sie sich wieder trennten.
"Ich dich auch." gab Harm leise zurück. Und das waren für eine lange Zeit die einzigen Worte, die die beiden wechselten...
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13. Dezember
0802 CST
Haupthaus von Fairlea, TX
Als Mac einen sanften Druck auf ihren Lippen spürte, schlug sie etwas verwirrt die Augen auf und sah direkt in die von Harm.
"Morgen Sonnenschein." flüsterte er, um sie nicht zu erschrecken.
"Morgen." gab Mac zurück und küsste ihn sanft.
"Ich muss leider auch schon weg. Vince wartet unten, dann fahren wir wieder zu Top Gun." sagte Harm zerknirscht.
"Wieso hast du mich nicht geweckt? Dann hätte ich mit dir gefrühstückt." beschwerte Mac sich und zog einen Schmollmund.
"Du sahst so süß aus, wie du im Schlaf vor dich hin gelächelt hast. Das hab ich nicht übers Herz gebracht. Vince hat Kate auch erst gerade geweckt." verteidigte Harm sich.
"Ich muss los." sagte er dann nochmals und hauchte Mac einen Kuss auf die Lippen.
"Versprich mir etwas, Harm." bat Mac ihn und hielt ihn sanft fest.
"Was?"
"Bleib aus den Cockpits fern." bat Mac ihn leise.
"Versprochen." erwiderte Harm ohne Zögern.
"Harm, ich meine es ernst." sagte Mac leicht sauer.
"Ich auch. Ich verspreche es dir. Jetzt muss ich aber wirklich los. Ich liebe dich." erklärte Harm, küsste Mac noch mal und ging zur Tür.
"Ich liebe dich auch." rief Mac ihm hinterher, als er die Tür schloss. Sie schloss kurz die Augen, schlug sie dann aber wieder auf, als ihr bewusst wurde, dass sie sowieso nicht mehr schlafen konnte. Also ging sie ins Bad, zog sich anschließend an und trottete nach unten. Kate saß am Esstisch und versuchte, Tobey dazu zu bekommen, etwas zu essen.
"Morgen." sagte Mac einsilbig und setzte sich. Kate strich sich unwirsch die Locken aus der Stirn. Sie hatte ein weißes Shirt und eine graue Hose an, und trug zur Abwechslung ihre Haare vollkommen offen. Mac hatte sich eine längsgestreifte Bluse in Blautönen und eine helle Jeans rausgesucht. Das Dienstmädchen von gestern Abend goss Mac Kaffee ein, und beachtete Kates fruchtlose Versuche, ihrem Neffen den Toast in den Mund zu stecken, nicht weiter. Kate gab auf, warf den Toast wieder auf den Teller und ließ sich wieder in ihren Stuhl fallen.
"Morgen." entgegnete sie resigniert. Tobey stand wortlos auf.
"Moment Freundchen. Du bleibst, bis du was gegessen hast. Setz dich ganz schnell wieder hin." forderte Kate ihn in einem recht autoritären Ton auf. Tobey schien kurz seine Chancen gegen seine Tante abzuwägen, setzte sich dann aber wieder und verschränkte bockig die Arme.
"Und jetzt iss." bat Kate ihn wärmer. Tobey schüttelte nur den Kopf, und zwar so heftig, das Mac beim bloßen Zusehen schlecht wurde. Kate verleierte die Augen, sagte aber nichts und widmete sich wieder ihrem Frühstück. Mac tat es ihr gleich. Als Kate ihre Serviette auf den Teller legte, sah sie Tobey herausfordernd an.
"Bitte, ich hab viel Zeit. Es ist dein Wunsch gewesen, mit Juan zu spielen, nicht meiner. Und je länger du hier rumtrödelst, desto weniger Zeit habt ihr zwei zusammen." erklärte Kate in einem Ton, der gleichgültig klang. Tobey schrie Kate in einer Mac fremden Sprache an.
"Cara hat gegessen. Und schrei hier nicht so rum. Außerdem wäre ich dir dankbar, wenn du bei Englisch bleiben würdest, damit Mac dich auch verstehen kann." sagte Kate ruhig. Tobey setzte nur wieder sein Trotzgesicht auf.
"Ist was?" fragte Mac, durch das Verhalten des Jungen irritiert.
"Nein, er soll nur nicht ohne was zu essen spielen gehen." gab Kate zurück.
"Tobey, du kannst entweder jetzt essen, oder du wartest, bis dein Dad wieder hier ist. Und ich glaube, das er nicht begeistert sein wird." wandte Kate sich wieder an den Jungen. Der schüttelte wieder den Kopf. Kate seufzte, stand auf und ging vor Tobeys Stuhl in die Hocke. Sie zwang den Jungen, sie anzusehen.
"Komm, jetzt iss was. Mir zu liebe, hm?" bat sie ihn sanft. Tobey schüttelte wieder den Kopf.
"Willst du zu deinem Daddy?" fragte Kate ihn sanft und leise. Tobey nickte heftig und Tränen kullerten ihm die Wangen herunter.
"Na komm her." sagte Kate und nahm ihn in die Arme. Dann stand sie langsam auf und balancierte ihn auf der Hüfte. Mit einem Arm hielt sie ihn fest, mit dem anderen angelte sie die Toastschnitte und hielt sie Tobey vor den Mund.
"Drei Bissen, und dann gehen wir ihn suchen. Versprochen." sagte sie sanft. Tobey nahm den Toast, biss dreimal ab und sah Kate fordernd an.
"Du wirst mir zu schwer, ich muss dich absetzen." sagte die bedauernd und stellte ihn auf seinen Stuhl, anstatt sich mit ihm nach unten zu beugen, damit er auf den Boden landete. Sie hielt ihm die Hand hin, Tobey nahm sie und sprang von dem Stuhl. Als die beiden das Zimmer verlassen wollten, betrat Matt es gerade. Tobey ließ seine Tante sofort los und flog seinem Vater in die Arme.
"Nanana. Langsam." ermahnte der ihn und hob ihn hoch
"Morgen Mac." sagte er, als er Mac entdeckte.
"Hat er was gegessen?" fragte Matt Kate und strich seinem Sohn über den Rücken, der sein Gesicht in der Halsbeuge seines Vaters versteckte.
"Nicht viel." erklärte Kate.
"Trotzdem danke. Wollen wir zusammen reiten?" fragte Matt seinen Sohn. Als der begeistert nickte, trug Matt ihn mit sich hinaus.
"Stimmt was mit ihm nicht?" fragte Mac, als Kate sich wieder an den Tisch setzte.
"Übertriebene Vaterfixiertheit, gepaart mit Verlustängsten. Er hat nur einen schlechten Tag erwischt, das gibt sich wieder." erklärte Kate.
"Vielleicht macht ihm auch nur der Verlust seiner Mutter mehr zu schaffen, als ihr alle wahrhaben wollt." hielt Mac dagegen.
"So früh am Morgen, und du willst dich schon wieder streiten?" fragte Kate mit hochgezogenen Augenbrauen.
"War ein Scherz." fügte sie dann hinzu, bevor Mac etwas erwidern konnte.
"Und das hat nichts mit seiner Mutter zu tun, solche Phasen hat er schön öfter gehabt, wenn man seinen normalen Tagesablauf über den Haufen geworfen hat. Was mich zu dem Thema bringt, was willst du gern machen?" wechselte Kate elegant das Thema.
"Weiß nicht, was hättest du denn im Angebot? Und glaub nicht, dass ich den Themenwechsel nicht bemerkt habe." sagte Mac.
"Aber du lässt mich vorerst damit davonkommen. Eigentlich müsste ich noch die Abrechnung machen, aber um ehrlich zu sein hab ich dazu keine Lust." gestand Kate.
"Ich kann dir helfen, dann sind wir schneller fertig." bot Mac an.
"Schlechte Idee. Mein Chaos hat Struktur, und ich mag es nicht sonderlich, wenn mir dann jemand etwas durcheinander bringt." sagte Kate entschuldigend.
"Sind wir die einzigen, die noch hier sind?"
"Nein, Fin, Kathryn, Matt, Cara, Tobey und Dad sind auch noch da. Jake ist kurz vor Harm und Vince zum Flughafen gefahren, und Pace arbeitet die Woche über in Austin. Fin muss aber nach dem Mittagessen auch weg." antwortete Kate. "Wenn du Pferde magst und halbwegs reiten kannst, dann könnte Kathryn dir noch ein bisschen mehr von Fairlea zeigen. Oder du schnappst dir ein Buch und leistest mir in der Bibliothek Gesellschaft." schlug Kate vor und nickte dem Hausmädchen dankend zu, als es den Tisch abräumte.
"Ich leiste dir Gesellschaft." entschied Mac. Kate und sie zogen sich zurück, Kate breitete Rechnungen, Quittungen, Bescheide, Gutachten, einen dicken Ordner und zwei Taschenrechner auf einem der Tische aus und Mac besah sich etwas hilflos die Bücherregale.
"Für einen Tipp wäre ich dir dankbar." wandte sie sich irgendwann an Kate, die gerade einen Block, Kuli und Bleistift aus dem Schreibtisch holte.
"Herr der Ringe ist zu lang, was ist mit 'Das Schweigen des Glücks' von Nicholas Sparks?" schlug die vor. Mac angelte sich das Buch, und ihr Blick blieb an vier anderen Büchern hängen, die sie in der Sammlung nicht erwartet hatte.
"Michael Moore?" fragte sie etwas irritiert, und setzte sich Kate gegenüber.
"Da ich davon ausgehe, das deine Verwirrung nichts damit zu tun hat, das du den Autor nicht kennst, sondern eher damit, wieso die Bücher hier rumstehen, so ist es eine lange Geschichte. Aber keiner von uns Militärangehörigen hat sie gekauft, sie sind Geschenke gewesen. Und jetzt muss ich mich wirklich um diesem Mist kümmern." erklärte Kate, und während sie sich in Zahlen und Fachausdrücken verlor, entschwand Mac in die wundervolle Welt des geschriebenen Wortes.
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1118 EST
Haupthaus von Fairlea, TX
"Verdammtes Ding, wirst du wohl..." fluchte Kate leise vor sich hin. Ihr Taschenrechner wollte nicht ganz so, wie sie gern wollte. Mac sah von dem Buch auf und bemerkte überrascht, wie viel Zeit vergangen war.
"Ich geb auf." verkündete Kate und warf ihren Stift entnervt auf den Block, der mittlerweile von schnell hingeschriebenen, wieder durchgestrichenen und wieder darüber geschriebenen Zahlen überquoll.
"Ich weiß, dass die Abholzung des Regenwaldes ein Problem ist, aber du kannst auch mehrere Blätter beschreiben." schmunzelte Mac, als sie das Chaos sah.
"Du hast gut lachen, das hier sind nur die Ausgaben und Einnahmen der ersten Woche." sagte Kate und zog eine Grimasse.
"Du hast so lange für eine Woche gebraucht?" fragt Mac fassungslos.
"Nein, ich hab fast den ganzen Monat fertig, aber dieses Sch***ding ist in den Streik getreten, wie ich auch." erklärte Kate und hielt den Taschenrechner hoch.
"Was ist mit den anderen?"
"Bei dem sind die Batterien ausgelaufen, und ich glaube, das hat der Technik alles andere als gut getan." sagte Kate und griff nach dem Bleistift. Sie riss das oberste Blatt von dem Block ab, und hatte nun ein unbeschriebenes vor sich liegen. Dann lehnte sie sich so in dem Stuhl zurück, dass sie ein Bein anwinkeln konnte und den Block dagegen hielt. Mac schüttelte nur den Kopf und wandte sich wieder ihrer Lektüre zu. Eine dreiviertel Stunde später hob sie den Kopf und sah, wie Kate angestrengt schrieb. Mac klappte das Buch zu und sah Kate verwirrt an.
"Was machst du da die ganze Zeit?" fragte Mac etwas irritiert.
"Pst. Leise." sagte sie etwas unwirsch, radierte etwas weg und schrieb dann in die Ecke rechts unten etwas. Dann legte die den Stift weg und drehte den Block, sodass Mac die Seite sehen konnte, auf der Kate gearbeitet hatte. Zu ihrer Überraschung hatte Kate aber nicht geschrieben sondern gezeichnet. Das Bild zeigte Mac, wie ihr ein paar Haarsträhnen leicht ins Gesicht fielen und sie vollständig in ihrem Buch versunken war.
"Wow. Wie machst du das?" fragte Mac und nahm den Block, um sich das Bild besser ansehen zu können.
"Was?" fragte Kate irritiert.
"Das hier. Wie schaffst du es, innerhalb von so kurzer Zeit so etwas Wundervolles zu zeichnen?" staunte Mac.
"Wenn man ein bisschen Talent hat, kann man den Rest schnell lernen." tat Kate das ganze ab.
"Ich bestimmt nicht." sagte Mac gedankenverloren und viel mehr an sich selbst gewandt.
"Der Meinung bin ich nicht. Ich denke, dass du das auch kannst, wenn du dich nur traust. Und selbst wenn nicht, dafür kannst du eindeutig mehr Sprachen als ich."
"Wie viele kannst du?" fragte Mac und sah Kate interessiert an.
"Irisch, Englisch und Spanisch. Noch ein bisschen Russisch, aber dann ist bei mir schon die Grenze erreicht. Und du?" fragte Kate.
"Englisch, Farsi, Russisch, Spanisch, Französisch, ein bisschen Arabisch und ein wenig Japanisch aus meiner Zeit auf Okinawa. Und ein paar Brocken Deutsch bekomme ich vielleicht auch noch zusammen." erklärte Mac.
"Grandma hat dir Farsi beigebracht, Grandpa mir Irisch. Okay, Grandpa und Dad, aber egal." schmunzelte Kate.
"Mir ist aufgefallen, dass du zuerst Irisch genannt hast, danach erst Englisch." deutete Mac zaghaft an.
"Es klingt vielleicht blöd, aber ich hab Englisch kaum als meine Muttersprache angesehen. Als Kind hab ich viel lieber irisch gesprochen, und selbst jetzt passiert es mir manchmal, dass ich, wenn ich in Gedanken bin, mich mit irischen Grußformeln am Telefon melde. Was etwas peinlich ist, wenn der Vorgesetzte am Telefon ist und man sich selbst im Büro befindet." lachte Kate.
"Das hab ich noch nicht geschafft." stimmte Mac mit ein. "Ich hab euch hier die ganze Zeit noch kein einzigen Satz auf irisch sagen hören, bis auf Tobey heute früh."
"Weil du in den wichtigen Momenten nicht hinhörst. Das Gebrüll von Matt und Dana war zum Großteil auf Irisch, am Esstisch hat Jake Pace auf Irisch angeraunt, und Pace hat sich gestern kurz mit dem Mädchen auf Irisch unterhalten. Und ich gebe zu, ich hab Jake auf Irisch gute Nacht gesagt. Es erstaunt mich, dass du das nicht mitbekommen hast."
"Ich schätze, ich war abgelenkt."
"Von Harm?" fragte Kate und hob die Augenbrauen, während sich ein wissendes Lächeln um ihre Mundwinkel bildete.
"Hat Vince es dir erzählt?" seufzte Mac.
"Ja, hat er. Als ich hochgegangen bin, kam er gerade aus deinem Zimmer. Er hatte keine Chance, sich da auf eine glaubwürdige Weise wieder rauszureden, sei ihm also nicht böse."
"Bin ich nicht. Es war nett, dass er die Kerzen angezündet hat."
"Ja, und den Feuerlöscher hab ich ihm grade noch ausreden können." lachte Kate. "Der wollte doch tatsächlich einen neben die Tür stellen."
"Es hat auch ohne funktioniert." sagte Mac.
"Das hab ich mitbekommen." grinste Kate. Mac sah sie ertappt an und ihre Wangen wurden von einem roten Schimmer geziert. Das war eindeutig zu viel für die Selbstbeherrschung von Kate und brach in schallendem Gelächter aus.
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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"Tut mir leid. Nein, so laut wart ihr nicht, ich war nur in der Nacht kurz in der Küche, um mir was zu Trinken zu holen. Aber ich glaube, sonst hat es keiner gehört. Bis auf Pace vielleicht, und der wird sich hüten, etwas in diese Richtung zu sagen, wenn er nicht will, das ein wenig über sein Liebesleben hergezogen wird." versicherte Kate ihr.
"Ich hätte es wissen müssen." stöhnte Mac.
"Ich kann euch verstehen. Und es war wirklich eine süße Idee von Harm. Und jetzt werd ich zu dem Thema schweigen, bevor ich dich weiter foltere." versprach Kate.
"Kann ich dich noch was zu dem Thema fragen?" erkundigte Mac sich. Kate hob fragend die Augenbrauen.
"Nein, in die Richtung wollte ich nicht gehen." schmunzelte Mac.
"Da bin ich aber erleichtert." lachte Kate. "Also, schieß los."
"Harm sagte, das gestern wäre seine Idee gewesen. Und so gern ich ihm auch glauben möchte, er ist sonst nicht der Typ für solche Sachen. Ich meine, romantisch ist er ja, aber sonst deutet er an, was er vorhat, um sich zu vergewissern, das ich mich darüber freue." sagte Mac verunsichert.
"Da kannst du beruhigt sein, es war unter Garantie die Idee von Harm. Fin würde so was einem ihm fremden Mann nicht vorschlagen, und Vince hat auf der Romantik-Schiene einigen Nachhilfebedarf." versicherte Kate ihr.
"Enttäuscht klingt das aber nicht." stellte Mac etwas verwundert fest.
"Vince ist... unbeschreiblich. Wundervoll, zärtlich, liebevoll, witzig, ernst, tiefsinnig, albern und noch eine ganze Menge mehr. Und er kann romantisch sein, aber nicht, ohne einen gewissen Grad an Hilfestellung. Er hat mal ein Picknick organisiert, und hinterher hat er mir vollkommen bedröppelt gestanden, das Kathryn es geplant hat. Er hatte die Idee, aber an der Umsetzung ist er kläglich gescheitert. Was mir eigentlich nichts ausmacht, der Gedanke zählt, und ich hab Zeit mit ihm verbracht. Aber Vince und anderen Ratschläge erteilen? Eher sucht er sich selbst welche." erklärte Kate.
"Was ist mit Pace?"
"So romantisch und süß Pace auch mit Rachel umgegangen ist, er wird sich hüten, Harm so was vorzuschlagen. Rachel hat das mal für ihn gemacht, und wenn er wüsste, was Harm gestern Abend in deinem Zimmer veranstaltet hat, würde er sich in seinem Zimmer verkriechen und erst in einer Woche wieder rauskommen. Ihm sind diese Erinnerungen zu kostbar, als das er sie mit jemandem teilt. Auch nicht mit mir, bevor du jetzt davon anfängst."
"Ephram sicher auch nicht, oder?" fragte Mac zweifelnd.
"Glaub ich nicht. Er kennt Harm nicht, und obwohl du nur seine Nichte bist, die er zudem kaum kennt, wird er keinem Mann Tipps geben, wie er dich rumkriegt. Dafür hängt er zu weit in der Vergangenheit fest. Kathryn sicher auch nicht, und weder Carmen, noch die anderen Hausmädchen würden auf eine solche Frage überhaupt reagieren. Also meiner Meinung nach musst du dich damit abfinden, dass der Abend wirklich und wahrhaftig auf das Konto von Harm geht."
"Apropos Abend, hat Vince dir gesagt, wann die beiden heute Abend kommen?"
"Sicher nicht vor 2100. Gesagt hat er es nicht direkt, aber wenn man den Fahrtweg bedenkt, und von einem Fall mittleren Ausmaßes ausgeht, ist das so ziemlich das Realistischste." antwortete Kate.
"Wann ist Matt immer nach Hause gekommen?"
"Unterschiedlich. An manchen Tagen schon 1930, an anderen erst Mitternacht. Er hat manchmal auch dort geschlafen, zumindest anfangs. Aber Matt unterrichtet auch nur dort. Er hat festgelegte Zeiten, Harm und Vince müssen die Zeugen außerdem noch suchen, die Schüler sind immer freiwillig zu Matt gekommen. Find dich mit 2100 ab, dann kannst du dich freuen, wenn er doch schon eher wieder da ist. Ja bitte?" rief Kate, da es an der Tür geklopft hatte.
"Miss Kate, das Essen ist serviert." erschien eine schüchterne, junge asiatische Frau.
"Danke Ching." sagte Kate freundlich und warm. Ching machte einen Knicks und verschwand schnell und lautlos.
"Wie alt ist sie denn?" fragte Mac erstaunt.
"Achtzehn. Sie ist als illegale Einwanderin hier her gekommen, da war sie zwölf. Seit dem hat sie für eine andere Familie gearbeitet, die sie geschlagen haben. Jake hat sie aufgelesen, und obwohl Pace eigentlich gegen ihre Anstellung war, hat Carmen ihren Kopf durchgesetzt. Abgesehen davon, das sie Angst vor uns hat, macht sie ihre Arbeit gut." erklärte Kate Mac, als beide das Esszimmer betraten und sich setzten. Fin, Kathryn, Tobey, Cara und Matt saßen schon.
"Wo ist Dad?" frage Kate, als ihr das Fehlen von Ephram bewusst wurde.
"Hunter Valley." knurrte Fin.
"Was ist das?" fragte Mac interessiert.
"Eine andere Ranch, nicht weit von hier. Die Zwillingssöhne des Besitzers haben sich letzten Sommer einen Spaß daraus gemacht und drei unserer Zuchtbullen erschossen." erklärte Kate.
"Sieht aus, als hätten sie wieder zugeschlagen. Wie kann man als Zweiundzwanzigjähriger noch Spaß am Abknallen vom Vieh anderer Leute finden? Das ist mir ein Rätsel." schüttelte Fin den Kopf.
"Schluss damit, wir essen." erklärte Kathryn.
"Aber Onkel Fin hat Recht." mischte Cara sich ein.
"Ja Schatz, Kathryn aber auch. Und jetzt iss, bevor es kalt wird." ermahnte ihr Vater sie.
"Darf ich gehen?" fragte Cara, als sie fertig war.
"Ja, wenn du deinen Bruder mitnimmst." sagte Matt. Cara nahm Tobey an der Hand und beide ließen die Erwachsenen allein.
"Was haben die Typen diesmal angestellt?" fragte Kate, der nichts Gutes schwante.
"Diesmal sind sie auf die Kälber losgegangen." sagte Kathryn.
"Mist! Ein Jahr Arbeit umsonst." entfuhr es Kate.
"Was mir nicht gefällt, die sind systematisch vorgegangen. Die haben nur die erschossen, die Potenzial hatten." erklärte Matt ihr.
"Wie viele?" fragte Kate müde.
"Zehn." sagte Fin deprimiert.
"Großartig. Die halbe Zucht ist hin, wundervoll." seufzte Kate.
"Was macht ihr jetzt?" erkundigte Mac sich.
"Abwarten. Die Viehpreise sind zurzeit zu hoch, um gute Tiere erstehen zu können. Aber wir müssen in Erwägung ziehen, die anderen Kälber zu verkaufen. Vielleicht auch drei erwachsene Tiere mehr, als eigentlich vorgesehen." erklärte Matt ihr.
"Treibt sich Garth noch auf der ihrem Hof rum?" fragte Fin.
"Manchmal. Was hast du vor?" erkundigte Matt sich.
"Wir haben noch was von dem Rattengift übrig. Und die Wassertränken der Hühner von diesem Möchtegern-Metzgern sind frei zugänglich." erklärte Fin.
"Nein, Fin. Das ist zu heiß." entschied Matt.
"Mir egal. Ich seh nicht weiter zu, wie die sich an unserem Vieh vergreifen. Und Dad wird bei denen auf taube Ohren stoßen, du glaubst doch wohl nicht allen Ernstes, das die den Schaden bezahlen." widersprach Fin.
"Fin, Matt hat Recht. Die zeigen uns nur an, und das nützt uns gar nichts." mischte Kate sich ein.
"Bitte, wenn ihr meint, das sie wegen ein paar netten Worten damit aufhören." sagte Fin und verlies das Zimmer. Kathryn folgte ihm kurze Zeit später.
"Obwohl mir das Prinzip 'Gleiches mit Gleichem vergelten' nicht gefällt, Recht hat er." seufzte Kate.
"Könnt ihr die nicht anzeigen?" schlug Mac vor.
"Wie denn? Wir haben keine Beweise. Und hast du eine Ahnung, wie viele Gewehre es auf einer Ranch dieser Größe gibt? Kein Staatsanwalt würde einem Durchsuchungsbescheid zustimmen." erklärte Matt.
"Das war's? Ihr lasst die einfach so davon kommen?" fragte Mac fassungslos.
"Wir müssen. Und genau aus diesem Grund machen die es immer wieder. Wir haben keinerlei Beweise, dass die auch nur auf unserem Gelände waren. Die Ranch komplett einzuzäunen, das wäre erstens schwachsinnig, und zweitens viel zu teuer. Und die Männer rund um die Uhr an allen Verschlägen Wache halten zu lassen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ich sag's nicht gern, aber die haben uns genau da, wo sie uns seit fünf Jahren haben wollen." gab Kate auf.
"Nein. Fairlea wird weder heute, noch morgen, noch irgendwann verkauft." widersprach Matt seiner Schwester sofort.
"Glaubst du, ich hänge weniger an diesem Ort? Aber sein wir realistisch, Dad kann das nicht ewig weiter machen, und wir haben alle keine Zeit, um uns um die Ranch zu kümmern. Allein kommt Dad nie gegen die an. Sei doch ehrlich, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die was wirklich Gefährliches tun." sagte Kate niedergeschlagen.
"Fin geht nicht umsonst in die Reserve. Er und Kathryn wollen hier wohnen bleiben, und dann hat Dad Unterstützung." munterte Matt sie auf, oder versuchte es zumindest.
"Zeigt die doch trotzdem an. Auch wenn ihr wenig Chancen auf Sieg habt, so hindert es die vielleicht daran, weiter eure Rinder zu erschießen." schlug Mac vor.
"Was meinst du?" fragte Matt Kate.
"Ich glaub nicht, dass es groß hilft. Aber ein Versuch ist es wert." gab Kate sich geschlagen.
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19. Dezember
1357 EST
Haus der Rabbs
McLean, VA
Mac und Kate waren gestern wieder aus Texas wiedergekommen. Vince und Harm waren schon einen Tag eher mit ihren Untersuchungen fertig gewesen und so schon am Freitag zurückgekehrt. Mac hatte die Zeit mit ihrer Familie sehr genossen. Ihre Befürchtungen, dass sie mit ihren Cousins aneinander geraten würde, hatten sich nicht bestätigt, im Gegenteil, sie hatten sich prächtig verstanden. Kathryn war sie auch um vieles näher gekommen, als Fin abgereist war. Kathryn war anfangs Mac gegenüber misstrauisch gewesen, und schien darum besorgt, das Mac Kate verletzten könnte. Diese Angst verlor sich bei ihr aber ganz schnell wieder und sie taute Mac gegenüber spürbar auf. Sogar Matt wurde freundlicher zu Mac, und Cara entschuldigte sich sogar für ihr Benehmen am Anfang. Während Kate, Matt und Ephram sich um die Abrechnungen kümmerten, ritten Kathryn, Mac und Cara täglich aus, wobei Kathryn und Cara Mac die Ranch zeigten und ihr ein paar Geschichten über die Geschwister erzählten. Abends genoss Mac die Zeit mit Harm, einmal fuhren Kate, Vince, Harm und Mac auch zu einem in der Nähe gelegenen Pub und verbrachten dort den Abend beim Dart- und Billardspielen.
Jetzt half Kate Mattie bei ihren Matheaufgaben und Vince und Harm diskutierten über ihre Untersuchungsergebnisse. Mac setzte sich zu Kate und Mattie und fragte sich, wie Kate bei diesem Wirrwarr von Zahlen auch nur den geringsten Überblick behalten konnte.
"Okay, und das muss ich jetzt logarithmieren und dann durch das auf der anderen Seite teilen, oder?" fragte Mattie.
"Genau. Siehst du, du kannst es doch." ermutigte Kate sie.
"Danke Kate." sagte Mattie und verschwand wieder in ihrem Zimmer.
"Noch ein verstecktes Talent an dir." sagte Mac schmunzelnd.
"Was meinst du? fragte Kate erstaunt.
"Deine Rechenkünste."
"Zwei Jahre intensive Nachhilfe von Jake können einiges vollbringen." gab Kate zurück.
"Wegen Mittwoch, wann geht dein Flug?" erkundigte Mac sich dann.
"Nachts um eins. Vince und ich sind dann also schon da wenn ihr kommt. Ist vielleicht auch besser so. Sag mal, hat Mattie ein Kleid, was sie anziehen könnte? Am Vierundzwanzigsten ist bei uns immer ein Festessen und so eine Art Ball." fragte Kate.
"Könnte schwierig werden. Kleid ja, aber anziehen? Nein. Mattie mag keine Kleider oder Röcke." antwortete Mac.
"Ich auch nicht unbedingt, glaub mir." lachte Kate.
"Was ich mich gefragt hatte, wie alt ist dieser Steven?" fragte Mac neugierig.
"Drei Monate älter als Mattie. Aber selbst wenn er keine Freundin hat, er wohnt in Australien, also kann Harm ganz beruhigt sein."
"Australien? Okay, das musst du mir jetzt näher erklären." forderte Mac Kate auf.
"Gott, du stellst Fragen. Wenn ich mich nicht täusche, hatte die Schwester der Frau von dem Bruder von Dad eine Tochter, und die hat einen Australier geheiratet und ist ausgewandert. Steven ist ihr Sohn." überlegte Kate.
"Es bleibt mir ein Rätsel, wie man sich so was merken kann." schüttelte Mac ungläubig den Kopf.
"Meinen Kopf würde ich aber nicht drauf verwetten, es kann auch anders gewesen sein." lachte Kate.
"Hab ich mich schon bei dir bedankt?" erkundigte Mac sich dann ernst.
"Wofür?" wollte Kate verwirrt wissen.
"Für das alles. Bis vor einem Monat waren Harm, Mattie und Onkel Matt die einzige Familie die ich hatte. Und plötzlich ist alles anders, in einem guten Sinn." erklärte Mac.
"Abwarten, das Jahr ist noch nicht vorbei." sagte Kate und sie hatte ein geheimnisvolles Funkeln in den Augen.
"Sollte ich mir Sorgen machen?" fragte Mac gespielt beunruhigt.
"Nein. Hey, ich hab doch bewiesen, das ich der Überbringer guter Nachrichten bin." verteidigte Kate sich.
"Das bist du wirklich." stimmte Mac ihr zu.
"Worüber redet ihr?" fragte Harm, der mit Vince zu ihnen kam.
"Frauensachen." sagten Mac und Kate gleichzeitig.
"Manchmal macht ihr einem richtig Angst." sagte Vince und hob die Augenbrauen.
"Oh, das ist nur der Anfang. Warte, bis sie dir vorrechnet, wie viel Sekunden du bis jetzt insgesamt jemals zu spät gekommen bist." lachte Harm.
"Nicht noch jemand, der dieses eingebaute Schweizer Uhrwerk hat." stöhnte Vince.
"Wieso, wer denn noch?" wollte Mac interessiert wissen.
"Onkel Matt und Fin. Ich kann nur die Minuten angeben, und das auch nur manchmal." antwortete Kate ihr.
"Ha, also doch erblich bedingt." triumphierte Harm, der mit Mac gestritten hatte, das es keine Sache der Marines wäre.
"Nein, das bringt man uns bei der Grundausbildung bei. Matt und Fin sind Marines, schon vergessen?" grinste Mac.
"Gibt es denn keinen, der das auch kann und kein Marine ist?" seufzte Harm.
"Bevor das noch in einem Ehestreit ausartet, verschwinden wir besser." lachte Kate und erhob sich.
"Schon? Wo wollt ihr hin?" fragte Mac, etwas enttäuscht.
"Ist 'ne Überraschung." zwinkerte Kate ihr zu, griff Vince am Arm und zog ihn mit sich.
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Sätze, die keine Anführungszeichen sondern einen Strich davor haben, werden auf Irisch gesprochen. Bsp |Hallo.|
22.Dezember
1024 Ortszeit
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Mac, Harm und Mattie waren von einem Fahrer am Flughafen abgeholt wurden. Der parkte gerade das Auto und lies sie aussteigen und in die riesige Eingangshalle gehen.
"Wog." entfuhr es Mattie. Das passte ziemlich gut. Obwohl draußen Schnee lag, war es angenehm warm. An der Wand hingen zwei entzündete Fackeln, ein roter Teppich verlief über den Gang. An dessen Ende befanden sich drei Treppen, eine führte nach oben und war leicht geschwunden, eine andere, ebenfalls geschwungen, führte nach unten, und die dritte verlief fünf Stufen nach unten in einen Saal.
"Na, gut angekommen?" fragte Kate, die die Treppe, die nach oben führte, nach unten kam, um sie zu begrüßen.
"Ja, danke." antwortete Mac und knöpfte sich den Mantel auf. Kate trug einen grünen Rollkragenpullover, der, anders als die meisten ihrer Sachen, weiter geschnitten war, und eine verwaschene Jeans. Mac hatte eine langärmlige Bluse, Harm ein Hemd und Mattie einen blauen Pullover mit V-Ausschnitt an. Alle drei trugen Jeans. Mathew hatte sich entschieden, Weihnachten mit seinem Vater in Texas zu verbringen.
"Huch." entfuhr es Mac, als plötzlich ein Mann im Anzug neben ihr stand und die Hand so hielt, dass sie ihm ihren Mantel geben konnte.
"Keine Angst, er beißt nicht." grinste Kate, als sie sie erreicht hatte.
|Danke. Das wäre dann alles. Und sorgen Sie bitte dafür, dass die Sachen der drei auf ihre jeweiligen Zimmer gebracht werden.| wandte sie sich dann an den Angestellten. Der verbeugte sich und zog sich mit den drei Mänteln zurück.
"Was hast du zu ihm gesagt?" fragte Mattie.
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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"Nichts Wichtiges. Die Angestellten verstehen auch Englisch, also wenn ihr was braucht, wendet euch einfach an sie. Vince und die anderen sind in der Stadt. An Weihnachten gehen wir in die Kirche und hören uns die Messe an, und jetzt versuchen sie krampfhaft jemanden zu finden, der bereit ist, sie auf Englisch zu halten." erklärte Kate und verzog leicht das Gesicht.
"Hey, ich hoffe, du hast ein Kleid gefunden?" wandte sie sich dann an Mattie.
"Muss ich wirklich eins anziehen?" fragte die weinerlich.
"Wenn du auffallen willst, dann tun es auch Jeans und Pulli, aber damit bist du dann die einzige. Wenn du willst, zeig ich dir nach dem Mittagessen was, vielleicht stimmt dich das um. Seit ihr eigentlich sehr müde?" fragte Kate dann die drei, als sie aus den Augenwinkeln sah, wie Mac ein Gähnen unterdrückte.
"Ein bisschen. Ich würde mich gern etwas hinlegen." gab Mac zu.
"Okay, dann folgt mir." forderte Kate sie auf und stieg die Treppe nach oben. Die drei folgten ihr und fanden sich schnell in einem langen Gang wieder, der von massiven Holztüren gesäumt wurde. Das ganze sah fast aus wie im Mittelalter. An den Türen hingen vergoldete Nummern, sodass die Orientierung erleichtert wurde.
"Okay, Mattie, das ist dein Zimmer. Du musst es dir leider mit Cara teilen, zumindest bis zum Achtundzwanzigsten. Daneben ist das von Harm und Mac, und in dem danach schlafen Vince und ich. Ich lass euch dann allein, zum Essen holt euch jemand." erklärte Kate und verschwand wieder nach unten.
Mattie, Harm und Mac sahen sich kurz an. Dann öffnete Mattie ihre Zimmertür und hielt überrascht den Atem an. Hinter der Tür lag ein großer, geräumiger Raum, in dem zwei Himmelbetten standen. Im Kamin prasselte ein Feuer und es war gemütlich warm. Auf dem einen Bett lag Matties Reisetasche, auf dem anderen ein Stoffbär und ein zerlesenes Buch. Mattie sah sich kurz um, und entdeckte eine weitere Tür. Als sie die öffnete, stand sie in einem geräumigen Bad. Mattie schaltete das Licht im Bad wieder aus und trat an das Fenster. Sie konnte auf den von Schnee bedeckten Innenhof blicken, in dem sich drei Kinder, zwei Männer und eine Frau eine Schneeballschlacht lieferten. Mattie seufzte und schloss die Zimmertür. Dann machte sie sich daran, ihre Sachen in die eine Hälfte des riesigen Schrankes zu räumen, der im Zimmer stand. In der anderen waren sauber schon Sachen einsortiert und es hingen ein Mantel und zwei Kleider auf den Bügeln. Mattie rollte leicht mit den Augen und räumte ihre Sachen weg. Als sie den Schrank wieder schloss, fiel ihr ein Lautsprecher auf ihm auf. Sie suchte kurz und fand sie Stereoanlage, zu dem der Lautsprecher gehörte. Als sie sie einschallte, redete ein Moderator in einem für sie unverständlichen Kauderwelsch auf sie ein, sodass sie sich eine ihrer CDs suchte und sie anstellte. Dann kramte sie ein Buch hervor, zog die Schuhe aus und schmiss sich auf ihr Bett. Sie war vollkommen in ihr Buch vertieft, als die Tür aufflog und ein Junge dicht gefolgt von einem Mädchen hereingestürmt kam. Der Junge warf sich auf das Nachbarbett, das Mädchen blieb jedoch erschrocken stehen.
"Oh." entfuhr es ihr. Mattie sah von dem Buch auf und griff nach der Fernbedienung, um die Anlage auszuschalten.
|Tobey, los, geh und zieh dich um. Du erkältest dich sonst.| fuhr Cara ihn an. Tobey steckte ihr die Zunge heraus und rannte aus dem Zimmer. Cara schloss die Tür hinter ihm und zog sich den nassen Mantel und Handschuhe aus. Sie schaffte sie in Bad, setzte sich auf ihr Bett und zog sich die Stiefel aus.
"Hey, du bist sicher Mattie. Ich bin Cara. Und der komische Junge ist mein Bruder, Tobey." sagte Cara freundlich. Mattie sah sie nur an, als hätte sie den Verstand verloren.
"Ich geh mich dann umziehen." sagte Cara, als sie keine Antwort von Mattie bekam, suchte sich neue Hosen und einen dünneren Pullover und verschwand im Bad. Mattie widmete sich wieder ihrem Buch. Als Cara wieder herauskam, hatte sie eine Bürste in der Hand und löste ihren Pferdeschwanz. Sie stellte die CD von Mattie wieder an und bürstete sich die Haare kräftig durch. Dann schaffte sie die Bürste zurück ins Bad, legte sich auf ihr Bett und holte das zerflederte Buch hervor, um darin zu lesen.
"Warum hast du das gemacht?" fragte Mattie plötzlich. Cara sah sie fragend an.
"Die Musik. Wieso hast du sie angestellt?" hakte Mattie nach.
"Mir gefällt sie, und ich hör immer Musik, wenn ich lese."
"DIR gefällt Five For Fighting?" fragte Mattie ungläubig.
"Ist das verboten?" fragte Cara etwas bissig.
"Nein. Nein, ich hatte nur gedacht..." setzte Mattie zu einer Erklärung an.
"Was? Das ich die Spice Girls höre?" unterbrach Cara sie.
"Ich kann dich beruhigen, tu ich nicht, und auch nicht die Backstreet Boys, oder US5, oder was weiß ich. Und nun entschuldige mich, ich würde das gern lesen." machte Cara weiter und vergrub ihre Nase wieder in ihrem Buch. Mattie zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder ihrer eigenen Lektüre. Kurze Zeit später klopfte es an der Tür. Cara legt ihr Buch auf das Bett und ging nachsehen. Kate betrat das Zimmer und Cara ging zurück zu ihrem Bett.
"Hey, ihr kommt soweit klar?" fragte Kate und drehte die Musik leiser.
"Jep." kam es von Cara, die schon wieder voll und ganz in der Welt ihres Buches war.
"Mattie, du auch? Fehlt euch was?" hakte Kate weiter nach.
"Nein, alles bestens." sagte Mattie und rollte leicht mit den Augen.
"Cara, siehst du mal bitte nach, wo dein Bruder steckt?" bat Kate sie. Cara sah unwillig von ihrem Buch auf.
"Bitte noch heute." fügte Kate hinzu. Cara klappte das Buch zu, verlies das Zimmer und schloss die Tür von außen. Kate ging langsam zu ihrem Bett und setzte sich.
"Habt ihr euch gestritten?" fragte sie Mattie sanft.
"Nein, wir haben kaum fünf Sätze miteinander gewechselt." gab Mattie zurück.
"Ach Mattie." seufzte Kate und griff nach Caras Buch. Als sie den Titel las, schüttelte sie den Kopf und lächelte in sich hinein.
"Weißt du, Cara hat so viele Bücher. Aber das einzige, was sie immer wieder liest, ist das alte Ding." sagte sie und hielt es hoch, sodass Mattie den Titel lesen konnte.
"'Der Ruf Des Delfins'?" fragte sie ungläubig.
"Nette Geschichte. Ein Junge rettet die Nachbarskinder aus einem Feuer und bricht sich dabei die Beine. Seine Mutter und sein Stiefvater sind in den Flammen umgekommen, und er lebt dann mit der Familie der anderen Kinder. Sie fahren nach Florida, zu einer Schwimmtherapie, und der Junge freundet sich mit einem Delfin an. Nach und nach findet er zu seinem Selbstvertrauen zurück... egal, wie auch immer. Cara ist ein sehr aufgewecktes Mädchen, das sie schweigend auf ihrem Bett hockt und liest passt nicht wirklich zu ihr. Sie unterhält sich lieber, aber sie wird dir nicht hinterher rennen, wenn du sie abblitzen lässt. Auch wenn es unter deinem Niveau ist, dich bei einer Schneeballschlacht auszutoben, sei nett zu ihr. Ich kann dich auch mit jemand anderem in ein Zimmer stecken, aber davon hast du dann nicht viel, weil diejenige dann kaum Englisch sprechen wird. Cara kann sich auf einer intelligenten Ebene mit dir unterhalten, aber wenn du lieber deine Ruhe willst, dann musst du es nur sagen, und sie wird dich in Frieden lassen. Aber ignorier sie nicht, das hat sie nicht verdient. Und ihr Bruder auch nicht." erklärte Kate und stand wieder auf.
"Was hab ich denn bitte falsch gemacht?" fragte Mattie leicht gereizt.
"Wenn du schlecht Laune hast, dann lass sie nicht an mir aus." gab Kate scharf zurück.
"Und was dein Handeln angeht, ich weiß es nicht. Aber die Spannung in der Luft ist dick genug, um sie zu schneiden. In einer halben Stunde gibt es Essen, sei so gut und setz wenigstens dann ein anderes Gesicht auf." sagte Kate etwas sanfter und ging. Cara kam keine Minute später wieder und schloss diesmal die Tür von innen ab.
"Fehlt mir noch, das die wieder hier auftaucht." antwortete sie auf Matties fragenden Blick.
"Kannst du sie etwa nicht leiden?" fragte Mattie scherzend.
"Kommt drauf an. Manchmal ist sie ganz cool, aber dann lässt sie die erwachsene Tante raushängen, das nervt." zuckte Cara mit den Schultern.
"Hast du deinen Bruder gefunden?" erkundigte Mattie sich und setzte sich auf.
"Ja, er war bei meinem Dad im Zimmer, wo er auch schläft. Hast du echt geglaubt, er wäre verschwunden?" fragte Cara ungläubig.
"Nicht wirklich." gab Mattie zu.
"Was liest du?" frage Cara und setzte sich auf ihr Bett.
"Illuminati von Dan Brown." sagte Mattie und hielt das Cover des Buches so, das Cara es sehen konnte.
"Bist du schon durch?" fragte Cara.
"Ja, ich hab es schon zwei Mal gelesen." gab Mattie zu.
"Ich auch. Ist wirklich gut. Hey, frag doch Kate ob sie dir ihr Buch von Dan Burstein gibt, da nimmt er Illuminati so richtig auseinander." schlug Cara vor.
"Vielleicht." zögerte Mattie.
"Mit wem warst du vorhin auf dem Hof?" fragte sie Cara dann.
"Mit meinem Dad, Tobey und Henry und seinen Eltern. Die wohnen in Shannon und arbeiten an Weihnachten hier." erklärte Cara.
"Ach so." kam es von Mattie.
"Hey, welche Klasse bist du?" fragte Cara.
"Elfte. Und du?" wollte Mattie wissen.
"Zehnte."
"Wohnst du in Texas auf der Ranch?" erkundigte Mattie sich.
"In den Ferien. Sonst bin ich im Internat, mit Tobey zusammen. Und du?"
"Öffentliche High School. Ich wohn mit Harm und Mac in McLean."
"Ihr könnt in der Schule doch anziehen, was ihr wollt, oder?" fragte Cara.
"Ja, du etwa nicht?"
"Nein, bei uns gibt es Schuluniformen. Ich bin ein Jahr lang auf eine Privatschule gegangen, und nächstes Jahr kann ich wieder auf das Internat. Aber an beiden Schulen muss man Uniformen tragen." seufzte Cara.
"Na ja, so zieht dich wenigstens keiner wegen deinen Klamotten auf." versuchte Mattie, etwas Positives daran zu sehen.
"Ja, aber euch schreibt man nicht vor, wie lang der Rock sein muss, wann man welche Jacke anzieht, und was ihr in Sport anziehen müsst." rollte Cara mit den Augen.
"Wie verstehst du dich mit Kate und Mac?" wechselte Mattie das Thema.
"Mac ist nett. Wirklich. Sie kann einen zum Lachen bringen. Na ja, Kate ist halt meine Tante. Das war sie schon immer, und das wird sie auch immer bleiben. Ich glaub, bei mir spielt sie die Überlegenheit aus, die sie bei Galina nie empfunden hat." überlegte Cara.
"Galina?"
"Die Tochter von Jake, meine Cousine und die Nichte von Kate. Zumindest theoretisch. Kate war sechs, als Galina geboren wurde, die beiden sind eher wie Schwestern oder Freundinnen zueinander, aber nicht wie Tante und Nichte." erklärte Cara.
"Tobey kann doch auch Englisch, oder?" vergewisserte Mattie sich.
"Ja, wieso?"
"Weil du mit ihm auf Irisch gesprochen hast. Ich hab mich nur gewundert." zuckte Mattie mit den Schultern. In dem Moment klopfte es, und Cara stand auf, um nachzusehen.
|Miss Cara, das Essen ist serviert.| sagte der Dienstbote vor der Türe.
"Danke, wir finden den Weg allein. Du darfst dich zurück ziehen." erwiderte Cara höflich.
"Kommst du?" wandte sie sich dann an Mattie.
*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
1203 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Mattie und Cara hatten im Festsaal an einer Tafel Platz genommen. Das Essen wurde wieder von Hausangestellten serviert, Kate, Matt, Tobey, Harm und Mac saßen schon, als die beiden Teenager den Raum betraten. Ephram sprach wieder das Tischgebet, was Mac und Harm schon aus Texas kannten.
"Und, wie gefallen euch eure Zimmer?" fragte Matt, als das Essen freigegeben war.
"Wundervoll. Wirklich, einfach traumhaft. Und die Aussicht ist atemberaubend." antwortete Mac verträumt.
"Mattie?" wandte Matt sich an sie. Kate war erstaunlich still und in sich gekehrt.
"Mit einem Wort? Wow. Obwohl ich nur auf den Innenhof sehen kann, es ist wundervoll. Alles hier scheint in einer ganz anderen Zeit zu liegen als McLean oder überhaupt der Rest der Welt. Es ist hier so still und friedlich." erklärte Mattie.
"Das ist der Sinn. Es soll eine Rückzugsmöglichkeit für jedes Mitglied der Familie sein." gab Matt mit einem warmen Lächeln zurück.
"Entschuldigt mich." sagte Kate plötzlich, stand auf und verlies hastig den Saal.
"Stimmt was nicht?" fragten Mac und Mattie gleichzeitig.
"Lassen wir sie vorerst." entschied Matt und widmete sich wieder dem Essen. Als sie ihr Essen beendet hatten, kehrten alle wieder auf ihre Zimmer zurück, bis auf Mac, die klopfte an die Tür von Kate.
"Kate, ich bin's, Mac." rief sie laut, als sie keine Antwort von Kate bekam.
"Kate, ich komm jetzt rein." rief sie nach einer langen Pause, atmete tief durch und betrat Kates Zimmer. Es war genau so eingerichtet wie das von Mac und Harm, ein Ehebett mit einem Himmel, zwei Kleiderschränke, ein Schreibtisch. Aus dem angrenzenden Badezimmer drangen Würgegeräusche. Mac schloss die Zimmertür und setzte sich leicht auf das Bett. Nach einiger Zeit hörte sie, wie die Klospülung betätigt wurde, der Wasserhahn an- und wieder ausging, und kurz darauf betrat eine leichenblasse Kate das Zimmer und schwankte gefährlich. Mac sprang auf und hielt sie sanft an den Oberarmen fest.
"Alles in Ordnung?" fragte sie besorgt. Kate griff sich kurz an die Stirn und schloss die Augen, dann sah sie Mac wieder an.
"Ja, geht schon." antwortete Kate erschöpft.
"Willst du dich hinlegen?" erkundigte Mac sich.
"Nein, mir geht es wieder gut. Du kannst mich wieder loslassen, ich kipp schon nicht um." gab Kate zurück und ein leichtes Grinsen spielte um ihre Mundwinkel.
"Sicher?" hakte Mac nach. Kate schoss ihr nur einen amüsierten Blick zu und Mac lies ihre Arme los.
"Hab ich euch so verunsichert?" fragte Kate und setzte sich auf das Bett. Mac ließ sich neben ihr nieder.
"Ganz ehrlich gesagt, ja. Wieso bist du gegangen? Obwohl, ich kann es mir denken." fügte Mac hinzu, als sie sich an die Szene gerade erinnerte.
"Womit du auch Recht hast. Das war alles etwas viel, dieser Geruch, die Wärme in dem Raum... Tut mir Leid, ich wollt euch nicht erschrecken." entschuldigte Kate sich etwas zerknirscht.
"Du kannst ja nichts dafür." beruhigte Mac sie, wobei ein Schatten über ihr Gesicht huschte und sie ihren Blick von Kate abwandte und aus dem Fenster sah. Kate griff sanft nach ihrer Hand.
"Hey, nicht aufgeben." sagte sie leise und drückte Macs Hand leicht.
"Leichter gesagt als getan." gab Mac zurück, sah aber weiter aus dem Fenster.
"Es ist Weihnachten, die Zeit der Wunder." erinnerte Kate sie. Mac kniff die Augen zusammen, konnte aber dennoch nicht verhindern, dass ihr eine Träne über die Wange lief. Kate nahm ihre Cousine sanft in den Arm.
"So hab ich das doch nicht gemeint, Mac." erklärte Kate leise und sanft. Mac vergrub ihr Gesicht kurz in ihrem Nacken, dann löste sie sich wieder und wischte sich die Träne weg.
"Ich weiß, aber du hast trotzdem Recht. Es wäre nämlich tatsächlich ein Wunder nötig." sagte Mac hart, aber auch enttäuscht.
"Diese Diskussion hatten wir schon mal, wenn ich mich recht erinnere." gab Kate zurück und zwang Mac sanft, ihr in die Augen zu sehen.
"Du und Harm, ihr bekommt euer Wunder. Ihr seid wundervolle Menschen, und großartige Eltern. Wenn es jemanden gibt, der es verdient hätte, dann ihr beide." sagte Kate überzeugt. "Und jetzt Schluss mit diesem Thema, sonst fang ich auch noch an zu heulen." fügte sie hinzu, was bei Mac ein leichtes Lächeln hervor rief.
"Schon viel besser." lächelte Kate.
"Bereust du eigentlich etwas in deinem Leben? Ich meine so richtig." erkundigte Mac sich.
"Ja. Ich bereue es, solange gebraucht zu haben, bevor ich mit dir reden konnte. Aber sonst eigentlich nichts. Doch, ich bereue es, dass mein schlechtes Verhältnis zu Dana Matt und mich fast vollständig entzweit hat. Ob er es glaubt oder nicht, seine Meinung ist mir wichtig, und es tut weh, wenn er so mit mir spricht, als wäre ich nur eine flüchtige Bekannte." gestand Kate. "Was ist mir dir?"
"Ich hab mich nie richtig mit meinem Vater ausgesprochen. Und ich habe meinen Ehemann erschossen, nicht zu vergessen meine Affäre mit John. Aber am meisten bereue ich, so lange gebraucht zu haben, um endlich mit Harm zusammen zu sein." antwortete Mac.
"John? Wer ist John?" fragte Kate und dachte angestrengt nach.
"Hab ich endlich was gefunden, von dem du nichts weißt?!" fragte Mac lachend.
"John... warte mal, doch nicht der John? Colonel John Farrow? DU hattest was mit deinem CO?!" rief Kate verblüfft.
"Ich hätte es wohl doch nicht sagen sollen." rollte Mac verzweifelt mit den Augen, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen.
"Nein, ich bin nur...geschockt. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass du was mit einem Vorgesetzten anfängst. Schon gar nicht mit diesem...etwas reiferem Exemplar der männlichen Gattung." sagte Kate und schüttelte ungläubig den Kopf.
"John. Und ich dachte, er sei ein Langweiler. Aber er scheint ja ganz nette Qualitäten zu haben." sagte Kate und prustete plötzlich los.
"Was? Was ist?" wollte Mac wissen.
"Tut mir Leid, ich hab mir das nur gerade bildlich vorgestellt." lachte Kate.
"Hey, was ist daran so lustig?"
"Nichts, aber wenn ich mir überlege, das du in seiner Anwesenheit immer Haltung annehmen musstest..." sagte Kate und lachte erneut los.
"Du bist kindisch. So war das überhaupt nicht." verteidigte Mac sich, musste aber selbst anfangen zu lachen.
"Oh bitte, erspar mir die Details." lachte Kate.
"Herein." rief sie, als es an der Tür klopfte.
"Hey, was veranstaltet ihr denn hier?" fragte Mattie interessiert, als sie bemerkte, wie Mac grinste und Kate versuchte, sich zu beruhigen. Als Kate den Mund öffnete, fuhr Mac dazwischen.
"Untersteh dich!" warnte sie ihre Cousine.
"Spielverderberin." schoss Kate zurück.
"Okay, habt ihr jetzt vollständig den Verstand verloren?" erkundigte Mattie sich scherzhaft und lies sich ebenfalls auf das Bett fallen.
"Noch nicht ganz, aber viel fehlt nicht mehr." lachte Kate.
"Tut mir Leid, ich bin wieder ernst." fügte sie dann wieder normal hinzu, als sie Matties Gesicht sah.
"Den Trick musst du mir bei Gelegenheit zeigen. So schnell bekomme ich mich nicht wieder unter Kontrolle." schmunzelte Mattie.
"Apropos zeigen, ich wollte dir doch was zeigen." fiel Kate dann der Grund ein, wieso Mattie in ihrem Zimmer aufgetaucht war. Sie stand schwungvoll auf und bereute es sofort wieder, als alles um sie herum sich plötzlich drehte und sie sich wieder auf das Bett sinken lies.
"Alles in Ordnung?" fragte Mac etwas besorgt.
"Ja. Geht wieder." sagte Kate und stand, diesmal sehr viel langsamer, wieder auf.
"Kommst du?" wandte sie sich an Mattie. Die und Mac tauschten einen fragenden Blick aus und folgten Kate. Die führte sie ins Erdgeschoss und in einen anderen großen Saal, in dessen hinterer Ecke eine enge Wendeltreppe war. Kate ließ Mattie den Vortritt, dann folgten sie und Mac. Sie gelangten in eine Art Seitenflügel der Burg, dessen Gang von zwei Türen geziert wurde. Kate schloss die eine Tür auf und lies Mac und Mattie eintreten, dann schloss sie die Tür hinter sich.
"Was ist das?" fragte Mattie, als sie sich in dem Raum umsah. Er stand voller Spiegel und Schränke, alle Spiegel bis auf einer waren eingestaubt, und zwei der Schränke hatten Vorhängeschlösser.
"Früher war es eines der Zimmer für die Bediensteten, jetzt ist es ein Ankleidezimmer." erklärte Kate.
"Was ist in den Schränken?" erkundigte Mac sich und deutete auf die mit den Vorhängeschlössern.
"Kann ich dir nicht sagen. Ich hab keine Ahnung, aber Dad hat einen der Schlüssel, also frag ihn. Die wollte ich euch auch nicht zeigen. Vielmehr das." sagte Kate und öffnete einen der Schränke. Er war mit etlichen Kleidern gefüllt, die Auswahl reichte von boden- bis knielang, mit oder ohne Ärmel und noch vielen anderen Abstufungen.
"Oh mein Gott." entfuhr es Mattie und sie strich bewundernd über eines der Kleider.
"Habt ihr die alle mal angehabt?" fragte sie überwältigt.
"Ja. Aber das ist keine große Leistung, wenn du erst siehst, wie groß diese Familie ist und für jedes Weihnachten ein neues Kleid einrechnest." zuckte Kate mit den Schultern.
"Welches hast du angehabt?" fragte Mattie neugierig.
"Mal sehen. Das ist von Rachel, aber das ist von mir." sagte Kate und nahm eines der Kleider heraus. Es war dunkelblau und bodenlang, allerdings ohne Ärmel, sondern wurde von zwei Trägern, die im Nacken verknotet wurden, gehalten.
"Wow." hauchte Mattie leise.
"Danke. Aber empfehlen würde ich dir das nicht, ich hab ziemlich gefroren in der Kirche." lachte Kate und hängte das Kleid wieder weg.
"Du meinst ich kann mir hier ein Kleid aussuchen?" fragte Mattie erstaunt.
"Nein, ich hab dich aus Spaß hergebracht. Natürlich, wenn du eins findest, was dir gefällt und nach Möglichkeit auch passt. Kürzen kann ich es dir noch etwas, aber enger machen nicht." sagte Kate.
"Das ist...wow. Danke." freute Mattie sich und fiel Kate um den Hals.
"Dank mir, wenn du ein Kleid gefunden hast." lachte die.
"Bestimmt." sagte Mattie und wandte sich wieder den Kleiderschränken zu.
"Danke. Das hat sie gebraucht." flüsterte Mac Kate zu, als beide gemeinsam einen der Schränke durchsahen.
"Keine Ursache. Hier sind so viele schöne Sachen, ich kann gar nicht glauben, was man hier noch alles findet." erwiderte Kate und nahm kurz ein Kleid heraus, um es sich anzusehen. Mac hielt in ihrem Stöbern inne und beobachtete Kate leicht besorgt.
"Stimmt was nicht?" fragte sie ihre Cousine sanft.
"Doch. Ich hab nicht gewusst, dass das noch hier ist." sagte Kate abwesend und strich sanft über den schwarzen Stoff.
"Es hat Natalie gehört, das hat sie an ihrem letzten Weihnachtsfest getragen. Ich dachte, Jake hätte es zusammen mit ihren anderen Kleidern verbrannt oder weggegeben." kam sie dann wieder aus ihrer Erinnerung zurück.
"Er hat ihre Kleider verbrannt?"
"Er hat es nicht ertragen, den Schrank zu öffnen und ihre Sachen zu sehen. Die meisten hat er weggegeben, aber die, an denen persönliche Erinnerungen hingen, hat er verbrannt. Vielleicht hat Galina es auch gerettet, sie hat das Kleid geliebt." sagte Kate und hängte es wieder weg. Dann lachte sie und nahm ein anderes Kleid raus. Es war ein Mädchenkleid, mit einem rosafarbnen Blumenmuster.
"Das hat Cara mal angehabt. Da war sie fünf oder sechs, und ich kann mich noch an das Geschrei erinnern, was sie gemacht hat, als sie es anziehen sollte. Matt ist fast verzweifelt, und Dana auch." lachte Kate und hängte das Kleid weg.
"Was denkt ihr?" fragte Mattie plötzlich. Kate und Mac fuhren herum. Mattie hatte sich eines der Kleider angezogen, es hatte ein leichtes Blau und Schlagärmel und einen runden Ausschnitt. Es passte wie angegossen, ging bis zum Boden und hatte einen Schlitz an der linken Seite, der bis zu Matties Knie reichte. Sie sah umwerfend aus.
"Das sieht toll aus." sagte Mac bewundernd.
"Kate?" fragte Mattie unsicher.
"Wow. Mac hat Recht, es steht dir perfekt. Und das passt dir wirklich?" fragte Kate überrascht.
"Ja, wieso?" fragte Mattie verwirrt.
"Das war eine Maßanfertigung für Galina. Und obwohl sie und ich in etwa die gleichen Maße hatten hat es mir nicht gepasst. Aber an dir sieht es umwerfend aus." sagte Kate anerkennend.
"Wenn das ein Problem ist-" begann Mattie, aber Kate unterbrach sie sofort.
"Ist es nicht, ganz und gar nicht. Galina wird sich freuen, und das ist mein Ernst. Zieh dich wieder um, ich schau mal, ob ich die Schuhe dazu finde und ob dir die auch passen." sagte Kate freundlich und ging in die Knie, um am Schrankboden die Schuhkartons durchzusehen.
"Mattie, an dem Kleid müsste ein Schild mit einer Nummer sein. Kannst du mir die bitte sagen?" bat Kate sie.
"1999GalOH." las Mattie vor.
"Okay, dann ist das der falsche Schrank." seufzte Kate und stand wieder auf.
"Wieso?"
"GalOH ist das Kürzel für Galina O'Hara, und 1999 ist das Jahr, aus dem das Kleid stammt. Und die Nummern gehen hier nur bis 1996." sagte Kate und ging zu einem anderen Schrank.
"Wer sagt's denn. Tada." verkündete sie kurze Zeit später und gab Mattie, die wieder zu ihren gekommen war, einen Schuhkarton. Mattie nahm einen der Schuhe heraus und probierte ihn an.
"Zu groß." sagte sie etwas enttäuscht.
"Was ist das für eine Größe?" fragte Kate.
"40. Ich brauch 38 oder 39." sagte Mattie und gab Kate den Karton wieder.
Liebe Grüsse Petra
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"Okay, das Kleid ist hellblau, also würde ich ja Perlmutt als Farbe vorschlagen." bot Kate an.
"Wenn du die in meiner Größe hast." gab Mattie zurück.
"Das kann ich dir versprechen." lächelte Kate und holte einen anderen Karton hervor.
"Die passen." verkündete Mattie.
"Von wem sind die?" erkundigte Mac sich und suchte auf dem Karton nach einer Aufschrift.
"Ursprünglich Dana. Aber die hat noch niemand angehabt, sie hatte sich dann doch Schuhe von jemand anderem geliehen. Deshalb fehlt der Name." erklärte Kate und schloss den Schrank.
"Brauchst du sonst noch was?" erkundigte sie sich bei Mattie.
"Nein, eigentlich nicht." sagte die etwas zögerlich.
"Aber?" hakte Kate sanft nach.
"Kann ich noch etwas hier bleiben? Ich bring auch nichts durcheinander, versprochen." bat Mattie.
"Klar. Zum Essen holt dich dann jemand. Und pass bitte auf, das möglichst alles wieder in dem Karton und Schrank ist, aus dem ursprünglich kommt." bat Kate sie, dann lies sie zusammen mit Mac Mattie allein.
"Das stört dich nicht? Das sind zum Teil ja deine privaten Sachen." fragte Mac etwas erstaunt.
"Wenn ich nicht will, dass jemand in meinen Kleidern wühlt oder sie anzieht, nehme ich sie anschließend mit nach Hause. Aber die, die oben hängen, hängen da, damit man sie auch noch mal anzieht. Wobei ich sagen muss, ein paar von den Kleidern hätte ich persönlich schon lange weg gehangen." gab Kate am Ende doch zu.
"Das von Natalie?" erkundigte Mac sich vorsichtig. Kate und sie hatten mittlerweile den Treppenaufgang zu den Zimmern erreicht, und Kate lies sich auf die Stufen sinken.
"Du kennst mich mittlerweile ziemlich gut." sagte Kate abwesend.
"Sie hat dir ja einiges bedeutet."
"Sehr viel. Sie hat in meinem Leben die Rolle eines Vorbildes eingenommen, und manchmal auch die meiner Mutter. Ich war keine sechs Jahre alt, als Galina geboren wurde, und Natalie war mir damals schon wichtig. Galina und ich sind mehr wie Schwestern aufgewachsen, und ich hab mich ihr gegenüber nie älter oder überlegen gefühlt. Weshalb mich Natalies Tod auch derartig aus der Bahn geschmissen hat. Sie hat mir immer zugehört und war nie voreingenommen. Ich... Galinas Trauer und Wut hab ich gut verstehen können." sagte Kate leise und unterdrückte mit Mühe einige Tränen.
"Ihr redet selten über sie oder Rachel."
"Weil es weh tut. Jeder von uns hat einen anderen Weg, mit diesem Schmerz umzugehen, aber wenn du uns an einen Tisch setzt und dann Natalie oder Rachel als Thema anschneidest, dann wirst du sogar Matt weinen sehen, und Pace genauso. Er hat Natalie noch mehr als Mutter betrachtet und sich nie verziehen, dass Rachel tot ist. Ich glaube, mit dem Tod von Mum haben wir ein Verhaltensmuster gestrickt, laut welchem solche Verluste totgeschwiegen werden. Du könntest uns in eine Gruppentherapie stecken, und der Therapeut würde an uns allen ein Vermögen verdienen." erklärte sie mit einem leichten Lächeln.
"Vielleicht. Aber Pace hat zum Beispiel kurz über sie gesprochen, und du ja auch."
"Aber ich könnte es nicht, wenn ich Pace in die Augen sehen würde. Oder Jake wenn es um Natalie geht."
"Du bist fast immer die erste, die den Raum verlässt. Egal, ob es ein Streit ist oder es um ein emotionales Thema geht." stellte Mac fest.
"Meine Selbstbeherrschung ist zurzeit etwas gering, wenn es um Tränenausbrüche geht. Und ich streite mich nicht gern."
"Noch nicht einmal mit Dana. Du schuldest mir noch eine Erklärung, wieso dich diese kleine Auseinandersetzung so aufgewühlt hat."
"Keine Ahnung würdest du mir sicher nicht abkaufen, oder?" versuchte Kate, sich aus der Affäre zu ziehen. Mac schüttelte verneinend den Kopf.
"Angst, Matt zu verlieren. Sie hat einiges an Macht über ihn gehabt, und seit sie seine Freundin war, bin ich ständig mit ihm aneinander geraten, erst Recht, als sie seine Frau wurde und dann auch noch Cara und Tobey bekam. Dann hat sich auf einmal alles, was ich gegen sie sagte, auch gegen die beiden gerichtet, und Matt ist immer häufiger aus diesem Grund sauer auf mich geworden. Du hast es ja sicher gemerkt, wir reden entweder gar nicht oder brüllen uns an. Ich hab nur Matt zu Liebe so lange mit dieser Hexe ausgehalten, und mich dabei immer seltener auf Fairlea blicken lassen. Jedes Mal, wenn ich ihr über den Weg gelaufen bin hat sie mich auf irgendeine Weise provoziert. Und da ich meinem irischen Temperament nur schwer Herr werde, bin ich dummer Weise jedes Mal von neuem darauf angesprungen. Sie hat systematisch einen Keil zwischen Matt und mich getrieben, und damit ganz bewusst unseren Zusammenhalt als Fünfergespann geschwächt. Was vielleicht das Schlimmste ist. Jake hat nie so zwischen uns schlichten müssen als wir Kinder waren. Und so langsam wird es auch ihm zu viel. Ich will nicht, dass diese Familie zerbricht, Mac. Dein Verhältnis zu uns ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn Geschwister nicht mehr miteinander reden. Ich will nicht, dass es so weitergeht. Wenn es etwas gibt, was ich meiner Mutter nie nachahmen wollte, dann das. Vielleicht klammere ich mich ja deswegen so an Tobey und Cara. Ich weiß, wie sehr ich vor allem ihr auf den Senkel gehe, wenn ich sie mal sehe, aber ich kann es nicht ändern." sagte Kate.
"Wow, nachdenklich bist du ja gar nicht." entfuhr es Mac. Nie hätte sie ihre Cousine für so nachdenklich gehalten, und auch nicht für so tiefsinnig.
"Ich hatte viel Zeit, mein Verhalten in den letzten Jahren zu überdenken, als Matthew mich bat, ihn mit Vince zu vertreten. Und ich hab den Eindruck, dass du der erste Mensch seit Jahren bist, der ein Bild von mir hat, das meinem wahren Charakter sehr nahe kommt. Viele halten mich für schweigsam, in sich zurückgezogen und humorlos. Ich hab mich in den letzten Jahren häufig mit meiner Meinung zurückgehalten, einfach aus Angst, Streit zu provozieren."
"Den Eindruck hatte ich ganz und gar nicht. Nein, du scheinst vielmehr das auszusprechen, was alle insgeheim denken, und deine Wut macht auch vor einem Admiral nicht halt. Und für humorlos halte ich dich erst recht nicht, im Gegenteil, du bringst mich mit deinen Bemerkungen zum Lachen."
"Es tut gut mit dir zu lachen."
"Hey, bequem da unten?" erkundigte Pace sich, als er die Treppe nach unten kam.
"Wenn du auf eine Einladung wartest, bitte, mach es dir bequem." gab Kate schlagfertig zurück.
"Nein, ich glaube, ich verzichte. Ähm, Dad sucht dich." nuschelte Pace.
"Wenn du den Mund aufmachst, wenn du redest, hast du gute Chancen, das man dich versteht." grinste Kate amüsiert.
"Dad such dich." sagte Pace diesmal deutlich hörbar.
"Schön für ihn." zuckte Kate mit den Schultern.
"Hab ich wieder was verpasst?" erkundigte Mac sich. Ihr kam es komisch vor, dass Kate nicht aufstand, um nach ihrem Vater zu sehen.
"Nein, eigentlich nicht. Ich geh ja auch schon." gab sich Kate geschlagen, stand auf und stieg die Treppe nach oben.
"Endlich." seufzte Pace und setzte sich neben Mac.
"Okay, ich brauch deinen Rat. Ich will Kate ein Paar Ohrringe schenken, kannst du sie dir heut Abend vielleicht kurz ansehen? Ich brauch die Meinung einer Frau, und Kath wollte ich nicht fragen, weil sie es sonst Fin erzählt hätte." bat Pace Mac etwas schüchtern.
"Gern. Kein Problem, sag mir nur wann und wo." gab die aufmunternd zurück.
"Gut, danke." sagte Pace und atmete erleichtert aus.
"Das ist dir wirklich wichtig, oder?" fragte Mac etwas erstaunt. Pace hatte ihr zwar kurz gezeigt, dass er auch sehr einfühlsam sein konnte, aber sonst hatte sie ihn eher als Rebell der Familie wahrgenommen.
"Ich hab mich noch nicht richtig bei ihr bedankt. Letztes Jahr hatte ich zu viel mit mir selber zu tun, und dieses hab ich noch keine Gelegenheit gefunden." erwiderte Pace. Er schien die anderen, wie auch Kate es meist tat, am langen Arm zu halten, damit ihm niemand zu nahe kommen konnte und keine Gefahr bestand, dass er enttäuscht wurde. Mac fielen Ephrams Worte wieder ein, wie er Pace als sensibel beschrieben hatte und das er nur Sprüche reisen würde, um über seine Verletzlichkeit hinwegzuspielen.
"Wofür bedankt?" erkundigte Mac sich, obwohl sie bereits wusste, das er ihr nicht antworten würde.
"Nicht so wichtig. Entschuldige mich, ich hab noch zu tun." erklärte Pace und lies Mac allein. Die seufzte und stand auf, um in ihr Zimmer zurückzukehren.
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23.Dezember
1007 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Den letzten Abend hatten alle ruhig ausklingen lassen. Nach einem gemütlichen Abendessen hatten Cara und Mattie sich auf ihr Zimmer begeben, und Tobey und sein Vater waren nach draußen gegangen. Kate und Vince hatten sich kurz nach dem Essen zurückgezogen, und Harm und Mac hatten sich noch etwas mit Ephram und Jake unterhalten, Pace war nicht zum Essen erschienen. Nach einer Weile hatten Mac und Harm Ephram und dessen Sohn auch allein gelassen und waren in ihr Zimmer gegangen, um den Tag vor dem Kamin zu beenden. Draußen rieselte derweil der Schnee.
Als Harm und Mac jetzt das Esszimmer betraten, saßen Mattie und Cara schon da und unterhielten sich. Pace zog ein ziemlich grimmiges Gesicht, das er recht schnell hinter der Tageszeitung versteckte, als er den warnenden Blick von Kathryn bemerkte, die neben Fin saß. Vince unterhielt sich mit Jake und Ephram, aber von Kate, Matt und Tobey fehlte jede Spur.
"Morgen." begrüßten Harm und Mac die anderen gleichzeitig und setzten sich Mattie und Cara gegenüber.
"Wo ist Kate?" erkundigte sich Mac bei Cara.
"Weiß nicht." zuckte die nur mit den Schultern.
"Und dein Dad?" fragte Mac weiter.
"Oben, er spielt mit Tobey Karten. Und die beiden haben schon gefrühstückt, wie Kate auch. Aber solange Vince noch ruhig dasitzt brauchst du dir keine Sorgen um Kate zu machen." sagte Cara etwas heftig und trank einen Schluck Saft.
"Ich mach mir keine Sorgen." verteidigte Mac sich.
"Doch, tust du. Ich verrat dir ein Geheimnis, aber es muss auch wirklich unter uns bleiben." sagte Cara und lehnte sich leicht zu Mac, die sie gespannt ansah.
"Kate ist eine erwachsene Frau, die sehr gut auf sich selber aufpassen kann. Und jetzt entschuldige mich, ich muss noch ein Geschenk einpacken." sagte Cara und lies Mac sitzen.
"Sie ist schon seit gestern Abend so, also lass sie besser." sagte Mattie mitfühlend zu Mac.
"Eine Warnung wäre hilfreich gewesen." rollte Mac mit den Augen.
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1124 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Mac hatte sich von Pace die Ohrringe zeigen lassen, die er Kate schenken wollte. Sie waren zwar eher schlicht, aber wunderschön. Zwei silberne Ohrgehänge, die jeweils einen kleinen grünen Smaragd besaßen, der perfekt zu Kates Augen passte. Jetzt wollte sie in die Küche gehen.
"Hey, wo hast du gesteckt?" fragte Mac, als sie Kate auf der Treppe begegnete.
"Hm?" sah die erstaunt von der Zeitschrift auf, in die sie ganz offensichtlich vertieft gewesen war.
"Wo warst du? Beim Frühstück hast du auch gefehlt." wiederholte Mac.
"Ich war draußen. Und kurz in Shannon. Wolltest du was bestimmtes?" erkundigte Kate sich und machte die Zeitschrift zu.
"Nein, eigentlich nicht." zuckte Mac mit den Schultern. Kate hob fragend die Augenbrauen, verkniff sich aber einen Kommentar.
"Ähm, hast du Fin gesehen?" fragte sie dann nach einer Zeit peinlichen Schweigens.
"Nein, tut mir Leid. Soll ich ihm sagen, dass du ihn suchst?"
"Lass nur, ist nicht so wichtig." verneinte Kate. Wieder eine Pause mit Schweigen.
"Okay, was ist los?" fragte Kate dann und sah Mac fragend an.
"Was soll sein?" wollte die wissen.
"Das frag ich dich. Hab ich gestern noch was verpasst? Ist noch was passiert, wovon ich wissen sollte? Oder gibt es keinen besonderen Grund für deine seltsam niedergeschlagene Laune?" fragte Kate sanft.
"Ich bin nicht niedergeschlagen." widersprach Mac sofort.
"Gut, wie wär's dann mit deprimiert?" bot Kate an.
"War was in deinem Saft?" stellte Mac ihre zynische Gegenfrage.
"Okay, spätestens jetzt weiß ich das was nicht stimmt." gab Kate zurück. "Das war unter deinem Niveau."
"Ich geh besser wieder." kam es von Mac und sie ging die Treppe ganz nach unten.
"Mac." rief Kate ihr hinterher. Mac blieb stehen und sah zu ihrer Cousine, die in der Mitte der Treppe stand, nach oben.
"Ruf sie an. Lass dir von Dad die Nummer geben, und dann ruf sie an." sagte Kate sanft und mitfühlend.
"Ich weiß nicht, von wem du redest." schoss Mac sofort zurück.
"Doch, tust du. Und ich bin mir sicher, dass du ihr auch fehlst." widersprach Kate und versuchte ein kleines Lächeln. "Wenn ich noch eine Mutter hätte, ich würde Weihnachten mit ihr reden wollen." fügte sie dann traurig hinzu.
"Aber es ist dein Leben, ich werd dir da nicht weiter reinreden." zuckte sie abschließend mit den Schultern und lies Mac stehen.
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1304 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
"Störe ich dich?" erkundigte Mac sich bei Ephram. Er saß im Leseraum an einem Tisch und las einen Artikel in der Zeitung, Mac stand zögerlich im Türrahmen.
"Nein, komm ruhig rein." forderte Ephram sie auf und legte die Zeitung weg.
"Was kann ich für dich tun?" erkundigte er sich bei seiner Nichte und faltete die Hände in einer nachdenklich wirkenden Geste. Mac setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber und suchte nach den richtigen Worten.
"Gedankenlesen hat noch nie zu meinen Stärken gehört." sagte Ephram nach einer Weile mit einem fast liebevollem Lächeln.
"Tut mir Leid, ich weiß nur noch nicht, wie ich es sagen soll." entschuldigte Mac sich nervös.
"Ich glaube, du musst gar nichts sagen. Ich hatte heute früh ein recht interessantes Gespräch mit Caitlynn. Mir scheint, sie hatte Recht." sagte Ephram sanft und stand auf.
"Du scheinst dir dessen nicht bewusst zu sein, aber du bedeutest ihr sehr viel, und sie stellt dein Wohlergehen bereits jetzt über ihre eigenen Wünsche." erklärte er leicht abwesend und sah nach draußen, wo die Schneeflocken sanft am Fenster vorbeitanzten.
"Wieso das?" erkundigte Mac sich überrascht.
"Sie hat mich gebeten, dir die Nummer deiner Mutter zu geben. Noch vor kurzen hätte sie sie verbrannt und Deanne die Pest an den Hals gewünscht, jetzt will sie, das du dich mit deiner Mutter aussprichst." antwortete Ephram und drehte sich wieder zu Mac um.
"Willst du die Nummer?" fragte er sie direkt und sah ihr in die Augen. In seinen konnte Mac etwas wie Besorgnis lesen, und Zuneigung.
"Ich weiß es nicht." gestand Mac und sah nun ihrerseits aus dem Fenster.
"Ich will ja mit ihr reden, aber sie hat mir so oft so wehgetan, dass ich nicht weiß, ob ich ihr das je verzeihen kann." sagte sie leise und hilflos.
"Diese Entscheidung kann ich dir leider nicht abnehmen." erwiderte Ephram und setzte sich wieder. "Es ist dein Leben, und du musst selber einschätzen können, ob du ihr verzeihen kannst oder nicht."
"Ich weiß. Aber ich bin ihr einziges Kind, und sie scheint gar kein Interesse an mir zu haben. Sie war ja noch nicht mal auf meiner Hochzeit." sagte Mac niedergeschlagen.
"Das muss nichts mit mangelndem Interesse zu tun haben, Sarah. Vielleicht wollte sie diesen Tag und deine gute Laune nicht durch ihre Anwesenheit trüben. Sie könnte ihre früheren Handlungen auch so sehr bereuen, dass sie dir nicht mehr unter die Augen treten kann." führte Ephram weitere Möglichkeiten an.
"Was weder du, noch Kate, noch einer von den anderen glaubt, hab ich Recht?" erkundigte Mac sich.
"Ich habe meine Kinder nie in eine Richtung gedrängt, und bei dir werde ich das erst recht nicht tun. Jeder hat das Recht, seine Entscheidung frei und unabhängig von den Meinungen der anderen zu treffen, Sarah, und nur deshalb halten wir uns mit einem wertenden Kommentar weitestgehend zurück. Kate hat etwas erkannt, was noch nicht einmal Harm zu sehen scheint. Du bist nachdenklicher geworden, seit ihr hier seid, und du leidest, wenn auch nicht unbedingt nach außen sichtbar. In dieser Beziehung bist du Caitlynn und Gwen sehr ähnlich, die beiden haben mich auch nie ihren Schmerz sehen lassen. Zumindest nicht, wenn sie es auf irgendeine Art hätten verhindern können." sagte Ephram und seine Stimme bekam einen sehsüchtigen Unterton.
"Vermisst du sie manchmal noch?" fragte Mac leise.
"Immer. Und besonders an Weihnachten, wenn ich hier bin. Diese Burg hat etwas Zauberhaftes an sich. Wenn du es bist jetzt noch nicht bemerkt hast, dann wird es dir spätestens an Weihnachen auffallen." sagte Ephram geheimnisvoll.
"Wenn es dir hilft, rede mit Jake darüber. Er kann einen recht neutralen Standpunkt einnehmen. Oder mit Fin, er ist aber wie ich meist auf Versöhnung aus. Oder du könntest mit deinem Mann und deiner Tochter anfangen. Ich denke, dass beide es würden wissen wollen, wenn dich etwas so bedrückt." fuhr er sanft fort.
"Harm würde die Entscheidung auch nur mir überlassen." seufzte Mac.
"Und das stört dich?" fragte Ephram sanft.
"Ich weiß, eigentlich sollte ich froh darüber sein, dass er mir meinen Freiraum lässt, aber hier könnte ich wirklich seine Meinung gebrauchen."
"Ich kann dir da genauso wenig helfen wie Harm. Keiner von uns kann sich in deine Situation hineinversetzen. Außer vielleicht Cara, und ich halte es für eine schlechte Idee sie nach ihrer Meinung zu fragen. Vielleicht solltest du wirklich mit Caitlynn sprechen." schlug Ephram vor. Wie durch ein Wunder ging in diesem Augenblick die Tür auf und Kate betrat das Zimmer.
"Oh, ich wusste nicht, dass ihr hier drin seid. Stör ich euch? Ich bin gleich weg, ich such mir nur eine Zeitschrift." entschuldigte die sich und sah einen Stoß Magazine durch.
"Ich lass euch zwei allein." erklärte Ephram und ging.
"Hab ich ihn jetzt etwa vertrieben?" fragte Kate verwirrt.
"Nein. Nein, er ist der Meinung, wir zwei sollten uns unterhalten." antwortete Mac und seufzte. Kate lies die Zeitschriften Zeitschriften sein und setzte sich Mac gegenüber.
"Dann schieß mal los." forderte sie Mac auf.
"Du machst es einem wirklich nicht leicht."
"Es ist auch nicht meine Aufgabe dir irgendetwas leicht zu machen." lächelte Kate. "Was willst du wissen?"
"Wenn ich mit ihr telefoniere, bist du dann sauer?" raffte Mac sich auf.
"Nein." schüttelte Kate den Kopf und sah Mac an.
"Wütend?"
"Nein."
"Enttäuscht?"
Diesmal schwieg Kate und besah sich ihre Fingernägel.
"Wieso?" fragte Mac traurig.
Kate sah ihr in die Augen. Die Male, die sie das bis jetzt getan hatte, hatte Mac immer den Eindruck gehabt, dass sie etwas von ihren Gefühlen zurückhielt. Ihr Blick war zwar immer offen, aber Mac war es nie gelungen, in ihre Seele zu blicken. Jetzt war dem nicht so. Kates Augen blickten traurig und verletzt.
"Weil sie dir sooft wehgetan hat, und du es anscheinend immer noch nicht kapiert hast. Vielleicht bist du auch masochistisch veranlagt, denn du setzt dich anscheinend gerne Schmerzen aus."
Liebe Grüsse Petra
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"Tut mir Leid, das war gemein und unangebracht. Du bedeutest mir viel, Sarah. Und ich will nicht, dass den Menschen, die mir etwas bedeuten, wehgetan wird. Ich... keine Ahnung. Tu was du für richtig hältst." entschuldigte Kate sich und starrte auf den Fußboden.
"Wenn ich wüsste, was das Richtige ist." sagte Mac leise und sah aus dem Fenster. Kates Blick folgte ihrem.
"Wunderschön, nicht?" flüsterte Kate.
"Ja, das ist es. Das alles hier kommt mir vor wie aus einer anderen Welt." bestätigte Mac leise. "Hier scheint die Zeit manchmal still zu stehen."
"Ich wünschte es wäre so." sagte Kate leise.
"Alles okay?" fragte Mac sanft.
"Weißt du, warum dir hier alles so zauberhaft vorkommt?" stellte Kate eine Gegenfrage, ohne auf die Frage von Mac einzugehen.
"Keine Ahnung."
"Liebe. Einfach und doch so kompliziert. Laut einer alten Geschichte hat ein König die Burg für seine Frau erbaut. Sie starb bei der Geburt ihres ersten Kindes und noch vor der Fertigstellung. Der König hat trotzdem weitergebaut. Er hat seinen Sohn allein aufgezogen und seinem Teil des Reiches den Frieden, den es so bitter nötig hatte, gebracht. Aber er hat nie wieder eine andere Frau geheiratet." erzählte Kate.
"Wie ist die Burg in euren Besitz gekommen? Ich meine, sie zu kaufen wäre ziemlich teuer gewesen." fragte Mac und sah Kate wieder an. Die hielt ihren Blick in die Ferne gerichtet.
"Schlachten und Plünderungen im Mittelalter. Irgendeiner unserer Vorfahren hat sie mal in seinen Besitz gebracht, und danach ist es ihm irgendwie gelungen, sie zu halten und an seinen Sohn zu vererben." antwortete Kate. Kurz huschte über ihr Gesicht der Ausdruck von Abwesenheit, dann schüttelte sie fast unmerklich den Kopf und blinzelte kurz.
"Stimmt was nicht?" erkundigte Mac sich. Vielleicht hätte sie nicht mit diesem Thema anfangen sollen.
"Alles in Ordnung, schon gut. Ich hab nur über deine Bemerkung nachgedacht, dass die Zeit hier stillsteht." sagte Kate und ein leichtes Lächeln bildete sich um ihre Mundwinkel.
"Noch mehr Erinnerungen?" fragte Mac. Sie spürte fast so etwas wie Eifersucht in sich aufsteigen. Kate und ihre Brüder hatten all die Dinge gehabt, die Mac nie zu Teil geworden waren. Sie hatten ein richtiges Zuhause, ein Ort, an den sie gern zurückkehrten. Sie wussten, dass sie geliebt wurden, und fähig waren, selbst zu lieben. Und sie hatten positive Erinnerungen an ihre Kindheit. Verglichen mit der Hölle, die Mac hatte durchmachen müssen, kam es ihr wie ein schlechter Witz vor, dass die fünf sich beklagten, ihre Mutter verloren zu haben.
"Wenn die Zeit hier still stehen könnte, wieso... vergiss es, nicht so wichtig." brach Kate ab, als sie Macs Gesichtsausdruck sah.
"Nein, ich will es wirklich hören." beharrte Mac.
"Tatsächlich? Ich glaube im Moment ist dir nicht nach Zuhören zu Mute, und schon gar nicht danach, mir zuzuhören." schoss Kate zurück. Mac sah sie überrascht an.
"Schockiert?" fragte Kate mit hochgezogenen Augebrauen. Dann besann sie sich und drückte sich kurz an die Nasenwurzel, um den aufsteigenden Kopfschmerz zu unterdrücken.
"Tut mir Leid." entschuldigte Kate sich müde.
"Wirklich?" fauchte Mac.
"Okay, mein gesunder Menschenverstand sagt mir, das hier und jetzt zu beenden, bevor noch einer etwas sagt, was er bereut." erklärte Kate, sichtlich um Kontrolle bemüht und stand auf.
"Ich hab es satt, Kate! Ich hab euer Getue so satt, ständig gebt ihr mir das Gefühl ihr wärt mir überlegen!" platzte Mac der Kragen und sie schrie Kate an. Die blieb stehen, vorerst mit dem Rücken zu Mac. Dann drehte sie sich langsam um. Mac hatte erwartet, so etwas wie Wut in ihren Augen zu sehen, aber wieder begegneten ihre Tränen und Schmerz.
"Wenn dem so ist, dann tut es mir aufrichtig Leid, Sarah. Aber keiner ist perfekt, keiner, noch nicht mal du." sagte Kate und ihre Stimme bebte.
"Du wolltest wissen, woran ich gedacht habe? Schön, ich sag es dir. An all meine Fehler, die ich im Leben gemacht habe. Die Möglichkeit, die Zeit stillstehen zu lassen, gäbe mir die Chance, vieles wieder gut zu machen, bevor der Schaden seine volle Wirkung entfaltet. Es wäre die Chance auf einen Neuanfang gewesen. Aber vielleicht willst du den ja gar nicht. Vielleicht gefällt es dir, die Rolle des Opfers einzunehmen." fuhr Kate fort und eine einsame Träne lief ihre Wange hinab. Sie machte sich nicht die Mühe, sie wegzuwischen.
"Ich hab mir den Arsch aufgerissen, Mac. Und für was? Deine Vorwürfe? Ich bin nicht dafür verantwortlich, in welche Verhältnisse ich geboren wurde. Und wie gern hätte ich auf das Geld verzichtet, wenn es mir einen einzigen Tag mit meiner Mutter geschenkt hätte. Weißt du was, ich hab es so langsam auch satt. Satt, dir hinterher zu rennen, dafür zu sorgen, das du dich hier wohl fühlst." schluchzte Kate, schlug die Hand vor den Mund und rannte aus dem Zimmer. Mac lies sich frustriert wieder in den Sessel fallen.
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1627 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Als Mac es in ihrem Zimmer nicht mehr aushielt, zog sie sich einen Mantel an und verlies die Burg. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie eigentlich lief, es war ihr aber auch egal. Sie wollte einfach nur allein sein, allein mit ihren Gedanken. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon durch den Schnee gelaufen war, als sie plötzlich in einer Kleinstadt stand. Es hatte aufgehört zu schneien und Macs Füße fühlten sich wie Eisklumpen an. Kurz entschlossen betrat sie ein Lokal, in der Hoffnung, sich dort etwas wärmen zu können.
|Hallo, was kann ich für Sie tun?| fragte der Gastwirt Mac freundlich, als die sich an der Theke niederließ. An den Sprachunterschied hatte sie jedoch nicht gedacht.
"Sprechen Sie kein Gälisch?" fragte der Mann sie freundlich, als er Macs Gesichtsausdruck gedeutet hatte. Er war etwas älter, vielleicht Ende fünfzig, und sein schwarzes Haar wurde von etlichen grauen Strähnen durchzogen. Mac stellte bei ihm nur einen ganz leichten Akzent fest.
"Äh, nein." gestand Mac etwas unwohl.
"Macht nichts." zwinkerte der Mann ihr zu.
"Möchten Sie etwas Warmes zu trinken?" erkundigte er sich dann mit einem Blick auf Macs fröstelnde Figur.
"Ein Pfefferminztee wäre toll." sagte die und lächelte unbewusst. Eine halbe Minute später stand der Tee vor ihr.
"Danke." freute Mac sich und holte ihr Portmonee raus.
"Der geht auf's Haus." winkte der Mann ab. Mac lies das Geld sinken.
"Wieso?" fragte sie verwirrt.
"Sie sind doch von der Burg, oder?" zwinkerte der Gastwirt ihr zu.
"Wie viel bekommen Sie jetzt für den Tee?" fragte Mac fest.
Der Mann sah sie interessiert an.
"Nichts. Und wenn Sie trotzdem etwas bezahlen wollen, dann steht hier eine Büchse für Spendengelder." erklärte er und stellte die Büchse auf den Tresen. Mac zögerte kurz, dann kramte sie drei Euro hervor und steckte sie in die Büchse.
"Für was ist die?" fragte sie.
"Für eine Datenbank, die Blut- und Knochmarkspender registriert." erklärte ihr der Mann. Mac schoss ein Bild von Donovan durch den Kopf, und sie hörte Kate, wie die ihr von Paces Ausraster im Hospiz erzählte. Mac senkte den Blick und starrte in ihre Tasse.
"Donovan ist wie Gwen und Ephram ein wundervoller Mensch. Und seine Enkel sind dies auch." sagte der Gastwirt sanft. Mac sah ihn überrascht an.
"Ich hab mal auf der Burg gearbeitet." antwortete er auf ihre unausgesprochene Frage. "Und die fünf sind mit ihren Cousins und Cousinen Stammgäste."
Mac nickte kurz und blickte wieder in die Tasse. Sie trank ihren Tee schweigend aus und ging dann, ohne noch ein Wort gesagt zu haben.
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1834 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Als Mac die Eingangshalle betrat, nahm ihr ein Angestellter ohne ein Wort zu verlieren den Mantel ab und reichte ihr ein Handtuch für ihre Haare. Es hatte unterwegs wieder zu schneien angefangen, und Macs Haare waren vollkommen durchweicht. Als Mac sich der Treppe zuwandte, hörte sie hinter sich Stimmen den Gang entlang kommen. Die eine war ruhig und beschwichtigend, sie gehörte eindeutig zu Ephram. Das andere war eine Frauenstimme, die fast einen panischen Klang angenommen hatte. Mac blieb stehen, um zu hören, worum es ging. Sie erkannte mit Erstaunen, das die andere Person Kate war.
"Hast du mal einen Blick aus dem Fenster geworfen? Da draußen tobt ein gehöriger Schneesturm!" kam es schrill von Kate. Sie schien ganz offensichtlich am Rande einer Panikattacke zu stehen.
"Das sehe ich, Caitlynn." bestätigte Ephram ruhig.
"Wie kannst du dann so ruhig bleiben?!" ereiferte Kate sich.
"Sie rennt da draußen allein rum! Und sie kennt sich hier nicht aus!" schrie Kate ihn an. Beide waren um die Ecke gebogen, als Ephram seiner Tochter beruhigend eine Hand auf den Arm legte. Kate fuhr herum und schüttelte sie wütend ab. Beide blieben stehen und starrten sich an.
"Caitlynn, du kennst unser Vorgehen." sagte Ephram ruhig.
"Ich warte hier keine Minute länger! Ich lass sie da draußen nicht noch eine Sekunde allein!" explodierte Kate erneut.
"Du weißt ja noch nicht einmal, wohin Sarah gegangen ist. Und die Hand kannst du dort auch nicht vor Augen sehen. Es ist sicherer hier zu warten." redete Ephram ruhig auf sie ein. Mac stand wie angewurzelt da. Kate schien vollkommen aufgelöst zu sein, dass Mac einfach verschwunden war. Kate sah Ephram kurz an, dann warf sie sich in seine Arme und schluchzte hemmungslos. Er ließ eine Hand sanft über ihr offenes Haar gleiten und hielt seine Tochter fest.
"Das ist nur meine Schuld." schluchzte Kate hilflos. "Wenn ich nicht so gemein gewesen wäre, dann wäre sie nicht weggegangen."
"Ist ja gut, alles wird wieder gut." versuchte Ephram seine Tochter zu beruhigen. Er sah sich nach potenzieller Hilfe um und erblickte Mac. Die löste sich aus ihrer Erstarrung und ging langsam zu den beiden hin.
"Sieh mal wer da ist." flüsterte Ephram und lies seine Tochter los. Sie sah ihn verwundert mit Tränen überströmtem Gesicht an und wandte dann den Kopf in der Richtung, aus der Mac kam. Die war jetzt nur noch einen guten Meter von den beiden entfernt und zögerte kurz. Kate lies ihre Vater los und umarmte Mac stürmisch. Deren Arme schlossen sich automatisch um ihre Cousine und sie drückte Kate fest an sich. Ephram strich Mac kurz über den Arm und ließ die beiden dann allein.
"Es tut mir Leid." flüsterte Kate nach einer Weile und löste sich von Mac.
"Ich weiß. Mir auch. Ich hatte jemandem sagen sollen, wohin ich gehe." lenkte Mac schnell ein.
"Du solltest hoch gehen, Harm macht sich Sorgen um dich." sagte Kate, wieder etwas distanziert.
"Da scheint er ja nicht der einzige gewesen zu sein." deutete Mac an. Da Kate nicht reagierte, ging Mac die Treppe nach oben zu ihrem und Harms Zimmer. Der nahm sie erleichtert in die Arme, als Mac die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er erklärte ihr, das Mattie und Cara nichts von ihrem Verschwinden wussten, und Pace die beiden beschäftigte.
Als beide Arm und Arm nach unten gingen, um Mattie zu suchen, fielen ihnen Koffer im Eingangsbereich auf. Die beiden blieben stehen, und kurz darauf tauchte Kate auf, mit einem der Dienstboten im Schlepptau, der sie offensichtlich geholt hatte.
|Sorg dafür, dass die auf die Zimmer gebracht werden, und dann sag in der Küche Bescheid, dass noch vier weitere Leute mitessen, zwei Erwachsene und zwei Kinder.| wies sie ihn an. Der Dienstbote nickte und schnappte sich zwei der vier Koffer und trug sie den Gang entlang. Im Ostflügel des Erdgeschosses schienen sich also noch andere Zimmer zu befinden. Mac und Harm wurden aus ihren Überlegungen gerissen, als die Eingangstür aufging und zwei Jungen mit ihrer Mutter im Schlepptau hereinstürmten. Kate fing den einen Jungen ab, der andere konnte ihr jedoch entwischen und rannte genau auf Harm und Mac zu. Harm bückte sich, hielt den Jungen auf und nahm ihn hoch. Die Mutter nahm den anderen Jungen mit einem Seufzer hoch und begrüßte Kate mit einer Halbumarmung.
|Ich will runter!| wehrte sich der Junge, den Harm auf dem Arm hatte, gegen seinen Griff.
"Harm, lass ihn runter." bat Kate ihn, und er setzte den Jungen ab. Der rannte zu Kate und umklammerte stürmisch ihre Beine.
|Tante Katy!| freute er sich, seine Patentante wieder zu haben. Kate musste bei der Verwendung dieses Spitznamens lachen und strich dem Jungen amüsiert durch das Haar.
"Bryan Jeremy O'Hara!" rief ihn seine Mutter zur Ordnung. Dann setzte sie ihren anderen Sohn, bei dem es sich dann offensichtlich um Cole handeln musste, wieder ab, hielt aber dessen Kapuze fest, sodass er nicht wieder davonrennen konnte. Mac und Harm waren etwas zögerlich näher gekommen.
"Josephine O'Hara, das sind Sarah MacKenzie-Rabb und ihr Mann Harmon Rabb. Und die beiden hier sind Cole und Bryan, meine Patenkinder." erklärte Kate und ging dann in die Hocke, um den Jungs Harm und Mac auf Gälisch vorzustellen.
"Mac und Harm." bat Mac, als sie die Hand von Josephine schüttelte.
"Josi. Und das vorhin tut mir Leid. Die beiden sind etwas aufgedreht, oder Jungs?" wandte Josi sich an ihre Söhne. Die schüttelten den Kopf.
|Wo ist Sebastian?| wollte Bryan wissen. Hätte er nicht ein Shirt ohne Kapuze angehabt, hätte Mac nicht gewusst, wer bei den beiden wer war. Sie sahen wirklich gleich aus. Beide hatten kupferfarbene Haare, obwohl sich ihr Ton etwas von dem von Kate und ihren Brüdern unterschied, bei den Jungs ging er mehr in Blond über. Und zur Abwechslung hatten sie keine smaragdgrünen Augen, sondern ein sehr dunkles Blau zur Augenfarbe. Ihre Mutter hatte braune Haare, die ihr in leichten Locken über die Schultern fielen, und ein Blick in ihre Augen zeigte sofort, dass auch die Augenfarbe der Jungs von Vater vererbt war. Josephines braune Augen waren etwas dunkler als die von Mac, sodass sie schon fast in ein Schwarz übergingen. Aber der Gesichtsausdruck der beiden entsprach genau dem ihrer Mutter. Das sanfte Lächeln, was um deren Mund tanzte, war bei Bryan zu einem breiten Grinsen geworden, als er seine Patentante erblickt hatte. Cole hatte einen nachdenklicheren Gesichtsausdruck, als er Harm und Mac mit einigem Abstand musterte. Auch den Gesichtsausdruck hatte er fast hundertprozentig von Josi, die hatte Harm anfangs genauso angesehen, als ob sie herausfinden wollte, ob es ungefährlich war, ihn Bryan hochnehmen zu lassen oder ob sie die Hand, die anfangs beschützend auf Coles Schulter gelegen hatte, jetzt auf die Schultern von beiden Söhnen legen sollte.
|Der hat heute frei. Aber morgen ist er ganz bestimmt da, versprochen.| erklärte seine Mutter ihm und fuhr Bryan liebevoll durch das rote Haar. Sie schien Harm für ungefährlich erklärt zu haben, da sie ihn jetzt freundlich ansah.
"Ich bring die beiden dann mal in unser Zimmer während David unser Zeug aus dem Auto zusammensucht. Wir sehen uns beim Essen." seufzte Josi dann und zog mit den beiden ab.
"Was war mit Sebastian?" fragte Mac interessiert.
"Er ist so ziemlich der einzige Angestellte, auf den die beiden hören und den sie so sehr mögen, dass sie ihm nicht das Leben zur Hölle machen. Er hat frei, und Bryan wollte nur wissen, wo er ist." erklärte Kate.
"Es schien vorhin fast als hätten sie verstanden, was ihre Mutter zu ihnen gesagt hat." schmunzelte Harm, als er an das eifrige Kopfschütteln der Jungs zurückdachte.
"Das schien nicht nur so." schmunzelte Kate.
"Die beiden verstehen manches, also passt besser auf, was ihr in deren Gegenwart sagt. Aber sie können euch nicht auf Englisch antworten, und begreifen, warum ihr sie nicht versteht, tun sie auch nicht. Versucht also möglichst nicht mit ihnen allein zu sein, das könnte schief gehen." riet Kate den beiden. David tauchte auf und umarmte Kate kurz. Die stellte Harm und Mac wieder vor, und David hob bei Macs Namen kurz eine Augenbraue, zwar nur für einen Sekundenbruchteil, aber lang genug, dass sowohl Mac als auch Harm es bemerkten. Wenn Kate es auch bemerkt hatte, dann schien es sie nicht zu interessieren. David war charmant und locker, er schien sich gut mit Kate zu verstehen. Und seine Haarfarbe entsprach genau der seiner Söhne, obwohl seine blauen Augen nicht mehr ganz so vergnügt funkelten wie die von Bryan und Cole. David zog nach einer kurzen Unterhaltung mit Kate ebenfalls von dannen.
"Weiß der Rest eigentlich, dass ich hier bin?" fragte Mac Kate. Die Reaktion von David hatte sie leicht verunsichert, und sie wollte sich lieber nicht ausmalen, wie der morgige Tag werden würde, wenn sie dem Rest der Familie vorgestellt wurde.
"Zum Großteil, ja. Wieso?" erkundigte Kate sich verwirrt.
"David schien überrascht zu sein." erklärte Harm. Seine leichte Abneigung gegen Kate trat wieder zum Vorschein.
"Und?" fragte Kate herausfordernd. "Er hat nichts gesagt, und das wird er auch nicht tun. Außerdem ist er der angeheiratete Teil der Verwandtschaft, Josephine ist meine Cousine. Und die hat weder gestutzt, noch das Gesicht verzogen oder sonst etwas gemacht, was man als Überraschung deuten könnte." erinnerte sie Harm dann.
"Und jetzt entschuldigt mich bitte." sagte Kate leicht gereizt und zog sich zurück.
"Frag du doch Mattie, was sie heute Abend machen will." sagte Mac hastig zu Harm und lief dann eilig Kate hinterher.
Kurze Zeit später klopfte sie etwas zaghaft an Kates Zimmertür.
"Was?" kam es etwas unwirsch von drinnen. Mac atmete tief durch und öffnete die Tür.
"Kann ich rein kommen?" fragte sie Kate, die auf dem Rücken im Bett lag und die Decke anstarrte.
"Bitte." kam es gleichgültig von ihr. Mac unterdrückte mit Mühe ein Seufzen und machte die Tür zu. Sie ging langsam zu dem Bett und ließ sich am Fußende nieder. Kate starrte immer noch die Decke an.
"Nette Jungs. Bryan und Cole meine ich." versuchte Mac ein Gespräch in Gang zu bekommen.
"Hm." war alles, was sie von Kate zu hören bekam.
"Es ist bestimmt schön, ihre Patentante zu sein."
"Hm."
"Kannst du auch noch etwas anderes sagen?" fragte Mac etwas frustriert. Kate richtete sich halb auf, damit sie Mac ansehen konnte.
"Willst du mir etwas Bestimmtes sagen? Wenn nicht schlage ich vor du lässt mich in Ruhe, ich hab Kopfschmerzen und würde gern schlafen." fauchte Kate etwas giftig und drehte sich auf die Seite, absichtlich mit dem Rücken zu Mac. Die unterdrückte ein Seufzen und verließ wortlos das Zimmer.
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2054 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Kate erschien dennoch zum Essen, obwohl sie wirklich müde und kaputt aussah. Ephram sprach diesmal ein etwas kindgerechteres Tischgebet.
"Jedes Tierlein hat zu essen,
jedes Blümlein trinkt von Dir.
Hast auch uns nicht vergessen,
lieber Gott,
hab' Dank dafür.
Amen." sagte Ephram und diesmal fielen auch Jake und Pace in das Amen mit ein.
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Bryan und Cole hatten jetzt unterschiedliche Oberteile an, wahrscheinlich nur, um Mac und Harm das Unterscheiden der beiden zu erleichtern, alle anderen wussten sofort wer von den beiden wer war. Im Gegensatz zu ihrem Benehmen zu ihrer Ankunft waren die Jungs jetzt ruhiger. Mac beobachtete erstaunt, wie süß vor allem Pace mit den beiden umging. Nach dem Essen hatten die beiden es geschafft und ihn, Kate, Jake und Mac zum Kartenspielen überredet.
"So, Zeit zum Schlafen." entschied Josi und fuhr Cole über die Haare.
|Noch ein Spiel. Bitte Mama! Bitte bitte bitte!| flehten er und sein Bruder um die Wette.
"Nichts da, ihr habt es schon überzogen." erklärte Josi und nahm ihrem Sohn die Karten aus der Hand. Urplötzlich wurden aus den braven Engeln zwei kleine Biester, die gar nicht daran dachten, auf ihre Mutter zu hören. Die beiden schrieen um die Wette und weigerten sich absolut, von ihren Stühlen aufzustehen.
"Josi, lass sie." griff David schließlich doch ein.
|Das ist das letzte Spiel, Jungs. Danach geht es ins Bett, verstanden?| fragte er seine Söhne ernst. Die beiden nickten eifrig, und Jake verteilte die Karten neu. Nach dem Kartenspiel ging Josi mit den beiden wieder auf ihr Zimmer, Kate und Mac folgten ihr. Cole schien einen richtigen Narren an Mac gefressen zu haben, er rannte er die ganze Zeit hinterher.
Josi hatte den beiden ihre Schlafanzüge angezogen und aufgepasst, das sie sich anständig die Zähne geputzt hatten. Sie hauchte beiden Jungs, die jetzt im Bett lagen, einen Kuss auf die Stirn, wünschte ihnen eine gute Nacht, nickte Kate zu und verlies den Raum. Bryan und Cole knieten sich neben ihre Seite des Doppelbettes und falteten die Hände. Kate sprach ihnen auf Englisch vor, und die Jungs wiederholten auf Irisch.
"Danke für alles, was heute schön war, was andere für mich getan haben, was ich erleben und erfahren durfte, für alle Menschen, die mir begegnet sind...
Verzeih mir alles, was ich nicht recht gemacht habe, wenn ich andern geschadet habe...
Ich bitte dich für meine Familie und alle, die mir nahe stehen, meine Mutter und meinen Vater, meinen Bruder und meine Großeltern. Besonders bitte ich dich für alle, die unglücklich sind, die in Sorgen leben, für alle, die nie satt werden.
Sei du mit den Einsamen und Sterbenden und zeige mir jeden Tag, wie ich helfen kann. Segne uns alle und schenke uns eine ruhige Nacht." sagte Kate leise. Nachdem Bryan und Cole nachgesprochen hatten, standen sie nicht auf, sondern sahen Kate mit großen Augen an.
"Amen." kam es von Kate. Bryan und Cole stimmten mit ein, und krochen dann ins Bett. Kate deckte sie sanft zu und küsste beide auf die Stirn.
"Schlaft gut." flüsterte sie den beiden zu und schaltete das Licht auf dem Nachttisch aus. Jetzt wurde das Zimmer nur noch von dem Licht, das durch die offene Tür von Gang herein fiel, erhellt.
|Tante Kate?| hielt Cole sie beim Herausgehen auf. Mac stand schon vor der Tür und wartete auf Kate.
|Was denn Schatz?| fragte Kate sanft.
|Gibt es Gott wirklich?| fragte der Junge sie mit großen Augen. Kate zögerte kurz, schloss die Tür und ging zu dem Bett zurück. Sie setzte sich neben Cole und knipste das Licht wieder an.
|Wieso willst du das jetzt wissen?| fragte sie ihn, sich sorgfältig eine Antwort zurechtlegend.
|Wenn es keinen Gott gibt, dann gibt es auch keinen Himmel, und wenn es keinen Himmel gibt, wo ist Tante Rachel dann jetzt?| fragte Bryan weiter. |Gibt es einen Himmel?|
|Ich weiß es nicht, Schatz. Aber ich glaube fest daran, dass es Gott gibt, und auch einen Himmel.| antwortete Kate wahrheitsgemäß.
|Weiß Onkel Pace es?| fragte Cole mit großen Augen.
|Keiner weiß, ob es Gott wirklich gibt. Oder ob es den Himmel gibt. Aber selbst wenn es keinen Himmel gibt, so wie wir ihn uns vorstellen, ich bin mir ganz sicher, dass da, wo Tante Rachel jetzt auch immer ist, dass es dort sehr schön ist und sie glücklich ist.| erklärte Kate sanft.
|Wenn Tante Rachel es da schön findet, wieso ist Onkel Pace dann so traurig?| wollte Bryan wissen.
|Weil er Tante Rachel sehr lieb hatte. Wie ich euch lieb habe, so doll. Und wenn ihr plötzlich nicht mehr da wärt, dann wäre ich auch ganz traurig. Onkel Pace ist traurig, weil er jetzt nicht mehr mit ihr reden kann, und sie nicht mehr sehen kann.| versuchte Kate eine gute Erklärung zu finden. Cole versuchte vergebens, ein Gähnen zu unterdrücken, und Kate wuschelte ihm kurz durch die Haare.
|Jetzt wird aber geschlafen.| sagte sie sanft aber bestimmt, stand langsam auf, schaltete das Licht aus und ging hinaus. Draußen stand Mac und sah sie fragend an.
"Alles in Ordnung, Cole wollte nur etwas wissen." beruhigte sie ihre Cousine und als Mac wieder den Weg zurück in den Speisesaal einschlug, hielt Kate sie sanft am Arm fest. Sie nickte mit dem Kopf in eine andere Richtung und ging voran. Mac folgte ihr neugierig, und beide landeten in einem kleinen Raum, in dem dafür in der Mitte ein Klavier stand. Jake lies gerade die letzten Töne eines Stückes ausklingen.
"Schlafen die beiden?" fragte Josi Kate.
"Wie zwei Engel. Was hast du gespielt?" fragte Kate an Jake gewandt.
"All Ye Faithful." antwortete Fin. Er stand hinter seiner Verlobten und hatte die Arme sanft um Kathryns Hüften geschlungen. Seinen Kopf hatte er leicht an ihren gelehnt. Kate lies sich bereitwillig von Vince in eine Halbumarmung ziehen, und Harm legte sanft den Arm um Macs Schulter, Mattie lehnte an seiner anderen Seite. Matt hatte Tobey und Cara an sich gedrückt.
"Okay, du bist dran. Mach einen Vorschlag." forderte Jake Mac auf. Die sah ihn überrascht an.
"Wie jetzt?" fragte sie verwundert.
"Du sollst ein Weihnachtslied vorschlagen." erklärte Pace. Er war neben Ephram und Jake der einzige ohne jemanden im Arm. Ephram stand etwas versetzt hinter Jake, die Paare hatten sich in einem Halbkreis um den Flügel aufgestellt, und Pace lehnte an der Wand.
"Mir fällt keins ein." gestand Mac.
"Kauf ich dir nicht ab." beharrte Matt. Mac fühlte sich sichtlich unwohl und versuchte, den Blicken der anderen auszuweichen.
"Caroline, ein Vorschlag?" wandte Ephram sich an seine Enkelin. Die sah Mac besorgt an, dann schüttelte sie den Kopf.
"Joy To The World." kam es von Mac. Jake überlegte kurz und spielte dann kurz eine Melodie an. Mac nickte zustimmend. Jake begann wieder zu spielen, und Mac war etwas überrascht, als die anderen anfingen mitzusingen. Kate forderte sie mit einer einladenden Handbewegung auf, sich ihnen anzuschließen, was Mac nach einigem Zögern auch tat. Nie hätte sie gedacht, das Weihnachtsliedersingen soviel Spaß machen konnte. Als Jake geendet hatte, durfte Cara sich ein Lied wünschen.
"Peces." kam es wie aus der Pistole geschossen. Jake verkniff sich ein Lachen, um Kate an das Klavier zu lassen.
"Bitte was?" fragte Harm nach.
"Ein spanisches Weihnachtslied." erklärte Cara.
Kate brauchte nur einen Anlauf, um die richtige Tonlage zu treffen, dann spielte sie zwei Takte vor und Cara, Tobey, Pace und Kate fingen an zu singen. Ephram schüttelte leicht den Kopf, die anderen lauschten jedoch gebannt.
"Mattie, du bist dran." forderte Cara sie auf.
"Damit kann ich nicht mithalten." sagte die leicht verzweifelt.
"Darum geht es auch nicht. Sondern nur um den Geist von Weihnachten, Zeit mit der Familie zu verbringen. Dein Lieblingsweihnachtslied reicht vollkommen." erklärte David.
"Santa Maria." überlegte Mattie kurz.
"Englisch oder Spanisch?" fragte Kate nach.
"Ich kenn nur den englischen Text." gab Mattie zu. Kate fing an zu spielen, und Mattie war plötzlich die einzige die sang. Überrascht hörte sie auf.
"Sing weiter." bat Matt sie. Kate begann von vorn, und bei der zweiten Strophe fielen die anderen mit ein.
Dem ganzen folgten noch weitere Lieder. Kate und Jake wechselten sich am Klavier ab. Pace schlug 'Who'll Come With Me' vor, von David kam 'White Christmas', Jake wollte 'Little Drummer Boy', und Josi und Kate waren die einzigen, die 'Oh Holy Night' singen konnten. Jake saß bei dem Lied am Klavier, und Mac bemerkte den abwesenden Gesichtausdruck von ihm, als er in die Luft starrte. Bei den anderen Liedern hatte er die Tasten beobachtet, das jedoch konnte er blind spielen.
"Fall on your knees
Oh hear the angel voices
Oh night devine
Oh night
Oh night devine." verklungen Kates und Josis Stimmen leise.
"Matt, du bist dran." erinnerte ihn Fin.
"First Noel." erklärte der. Jake begann wieder zu spielen, und die anderen sangen mit, und so ging es reihum weiter.
Zum Schluss blieb nur noch Harm übrig.
"Harm?" fragte Jake.
"Silent Night Holy Night." bat der leise. Jake wechselte einen kurzen Blick mit Kate und die beiden tauschten wieder die Plätze. Kate fing leise an zu spielen und die anderen sangen leise mit. Mac küsste sanft Harms Hand und drückte sich noch mehr an ihn.
Als Kate mit dem Lied fertig war, räusperte sich Ephram. Kate nickte ihm kurz zu und begann dann die Melodie von 'One More Happy Christmas' zu spielen. Josi und David waren die ersten, die anfingen mitzusingen, der Rest fiel später mit ein, bis auf Mac. Die versuchte gegen die aufsteigenden Bilder in ihrem Kopf anzukämpfen. Wie ihr Vater betrunken nach Hause kam, wie er ihre Mutter schlug. Wie sie früh aufwachte, nur um zu merken, das ihre Mutter sie verlassen hatte. Wie Chris sie küsste, obwohl jede Faser in ihre schrie dass sie es nicht wollte, sie sich aber dennoch nicht wehrte.
Als das Lied zu Ende war, bemerkte sie überrascht, dass nicht nur sie sich Tränen von der Wange wischte. Ephram tat es ebenfalls, und Pace wischte sich verstolen den Augenwinkel.
"Ich denke es reicht für heute." erklärte Ephram und verlies den Raum. Matt, der Tobey mittlerweile auf dem Arm hatte, ging ebenfalls, Josi und David verabschiedeten sich auch. Jake tat, als müsste er gähnen, und zog sich auch zurück.
"Kann ich?" fragte Cara Kate und deute auf das Klavier. Kate stand auf und klopfte einladend auf den Hocker. Cara setzte sich und platzierte ihre Hände. Dann atmete sie kurz tief durch und fing an zu spielen. Mattie erkannte die Melodie sofort und fing ohne Zögern an mitzusingen, ebenso Kate, Pace, Fin und Kathryn.
"There comes a time
When we need a certain call
When the world must come together as one
There are people dying
And it's time to lend a hand to life
The greatest gift of all
We can't go on
Pretending day by day
That someone somewhere will soon make a change
We are all a part of God's great big family
And the truth you know
Love is all we need
We are the world
We are the children
We are the ones to make a brighter day
So let's starts giving
There's a choice we're making
We're saving our own lifes
It's true we make a better day just you and me
Show them your heart
So they know that someone cares
And their lives will be stronger and free
As God has shown us by turning stone to bread
So we all must lend a helping hand
We are the world
We are the children
We are the ones to make a brighter day
So let's starts giving
There's a choice we're making
We're saving our own lives
It's true we make a better day just you and me
When you're down and out
There seems no hope at all
But if you just believe
There's no way we can fall
Let us realize that a change can only come
When we stand together as one
We are the world
We are the children
We are the ones to make a brighter day
So let's starts giving
There's a choice we're making
We're saving our own lives
It's true we make a better day just you and me"
Cara lies die letzten Töne leise ausklingen.
"Du spielst gut." nickte Harm anerkennend.
"Danke. Aber von Jakes Können bin ich meilenweit entfernt. Und von Kates auch." tat Cara das ab.
"Das würde ich nicht behaupten." mischte Mattie sich ein.
"Dann glaub mir wenn ich es sage." lachte Cara.
"Weißt du, wo der Unterschied zwischen Jake und dir liegt?" fragte Pace seine Nichte mit verschränkten Armen.
"Ja, er spielt besser." kam es von Cara.
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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"Nein, Cara. Aber er hört was er spielt. Du bist auf Perfektion aus. Er spielt um der Musik willen." sagte Kate sanft und setzte sich neben Cara. Sie spielte ein Paar Takte von 'Für Elise' und sah Cara dann an.
"Wie war das?" fragte sie den Teenager.
"Gut." antwortete die.
"Ja, es war gut. Die Noten waren genau so, wie sie sein müssen, und die Tonlänge auch. Und wieso war es nicht perfekt?" fragte Kate sie weiter. Cara zuckte mit den Schultern.
"Weil jegliches Gefühl gefehlt hat. Musik ist etwas Lebendiges, trau dich zwischen den Zeilen zu lesen. Es kommt nicht auf Perfektion an, sonder nur darauf, wie du deine Gefühle ausdrückst." beantwortete Pace die Frage. Kate begann von neuem zu spielen.
"Wie war das?" fragte sie Cara.
"Du hast dich verspielt." sagte die sofort. "Aber es klang besser." gab sie dann zu.
"Lernt man das auf einer Privatschule?" fragte Mattie etwas überrascht.
"Nicht unbedingt. Noten lesen auf jeden Fall, aber selber spielen nur selten." antwortete Fin.
"Kannst du spielen?" fragte Mac ihn interessiert.
"Nur einhändig. Ich hab aufgegeben." gab der zu.
"Dafür kannst du Gitarre spielen." erinnerte Kathryn ihn.
"Wirklich?" entfuhr es Mattie.
"Ja, wirklich." lachte Fin. "Zu einem Cowboy passt doch eine Gitarre wesentlich besser als ein Flügel."
"Als wir auf Fairlea aufgetaucht sind, da hast du doch klassische Musik gehört." erinnerte Mac sich.
"Nur weil ich nicht selber spielen kann heißt das nicht, dass ich diese Art von Musik nicht zu schätzen weiß." zwinkerte Fin ihr zu.
"Vielleicht sogar mehr, als wenn man es selber spielen kann." stimmte Pace ihm zu und warf Kate einen viel sagenden Blick zu.
"Ich habe nichts gegen Rockmusik, aber ich brauche keine Dauerbeschallung mit deiner E-Gitarre." verteidigte die sich.
"Was heißt Dauerbeschallung? Das waren nur drei Stunden." wehrte Pace sich. Cara war inzwischen aufgestanden und hatte aus der hintersten Ecke des Zimmers eine Gitarre hervorgeholt. Jetzt drückte sie sie Pace in die Hand.
"Was soll das?" fragte er sie und wollte sie ihr wiedergeben.
"Spiel." sagte Cara einfach.
"Mir fällt nichts ein." gab Pace zurück.
"Ich wette das tut es doch." mischte Kathryn sich ein. Pace warf ihr einen wütenden Blick zu.
"Spiel." forderte Cara ihn erneut auf. Pace fixierte sie eine Weile, dann seufzte er und er setzte sich. Er strich zwei Mal über die Seiten und fing dann an zu spielen.
"Well I don't know why I came here tonight,
I got the feeling that something ain't right,
I'm so scared in case I fall off my chair,
And I'm wondering how I'll get down the stairs,
Clowns to the left of me,
Jokers to the right, here I am,
Stuck in the middle with you.
Yes I'm stuck in the middle with you,
And I'm wondering what it is I should do,
It's so hard to keep this smile from my face,
Losing control, yeah, I'm all over the place,
Clowns to the left of me, Jokers to the right,
Here I am, stuck in the middle with you.
Well you started out with nothing,
And you're proud that you're a self made man,
And your friends, they all come crawlin',
Slap you on the back and say,
Please.... Please.....
Trying to make some sense of it all,
But I can see that it makes no sense at all,
Is it cool to go to sleep on the floor,
'Cause I don't think that I can take anymore
Clowns to the left of me, Jokers to the right,
Here I am, stuck in the middle with you.
Well you started out with nothing,
And you're proud that you're a self made man,
And your friends, they all come crawlin',
Slap you on the back and say,
Please.... Please.....
Well I don't know why I came here tonight,
I got the feeling that something ain't right,
I'm so scared in case I fall off my chair,
And I'm wondering how I'll get down the stairs,
Clowns to the left of me,
Jokers to the right, here I am,
Stuck in the middle with you,
Yes I'm stuck in the middle with you,
Stuck in the middle with you."
Pace lies den letzten Akkord verklingen und sein typisches Grinsen fand wieder den Platz auf seinem Gesicht. Nach dieser Country-Nummer war fast jeglicher weihnachtlicher Geist davon geblasen.
"Ich dachte zwar an etwas Festlicheres, aber egal." schüttelte Cara den Kopf.
"Gib es auf, Cara. Wir haben ihn nicht zähmen können, dann wirst du es auch nicht schaffen." seufzte Fin gespielt verzweifelt.
"Hey, bei dir hatten auch schon alle die Hoffnung aufgegeben." schoss Pace zurück.
"Bevor das hier noch größere Kreise zieht, geh ich lieber ins Bett." hob Kate in einer leicht abwehrenden Geste die Hände und zog Vince an der Hand aus dem Zimmer. Die beiden sahen nicht aus als wären sie besonders müde. Bei Mac und Harm wie auch bei Mattie forderte jetzt aber der Jetlag endgültig seinen Tribut. Die drei schafften es grade noch so in ihre Betten, dann schliefen sie auch schon sofort ein.
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24. Dezember
1024 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Mac und Harm gingen gemeinsam mit Kate und Vince nach unten, um zu frühstücken, als die beiden beim Anblick des Foyers erst einmal stehen blieben. Fast überall waren Menschen und unterhielten sich. Kate fasste sanft Macs Arm und zog sie mit sich in die Küche, weg von den anderen. Vince und Harm folgten den beiden und betraten die Küche in dem Moment, in dem Kate Mac sanft auf einen Stuhl drückte. Mac war beim Anblick der Menschenmenge leichenblass geworden. Harm wollte schon zu ihr gehen, da packte Vince ihn sanft und schüttelte den Kopf, um ihm zu signalisieren, dass Kate sich darum kümmern würde. Vince wandte sich an einen der Hausangestellten, der Angesichts der vier Leute in der Großraumküche wenig begeistert war, sich aber nicht traute, etwas zu sagen.
Kate ging derweil vor Mac in die Hocke und legte sanft eine Hand auf deren Oberschenkel.
"Alles in Ordnung?" fragte sie ihre Cousine sanft und suchte in den braunen Augen nach etwas, das nicht wie totale Panik aussah.
"Das fragst du noch? Hast du die ganzen Leute da nicht gesehen?" fragte Mac, wobei ihre Stimme eindeutig einen panisch-schrillen Unterton annahm.
"Doch, hab ich." antwortete Kate ruhig.
"Um die zu übersehen müsste man auch blind sein." entfuhr es Mac und sie vergrub das Gesicht in den Händen.
"Worauf hab ich mich da nur eingelassen?" fragte sie kopfschüttelnd und sah Kate vorwurfsvoll an. "Das ist deine Schuld."
"Meine?!" staunte die nicht schlecht.
"Ja, deine. Du hast mich doch überredet hierher zu kommen. Von vierhundert Verwandten war da aber keine Rede gewesen!" ereiferte sich Mac.
"Abgesehen davon, das vierhundert etwas übertrieben ist, keiner hat dich gezwungen mitzukommen." erinnerte Kate sie sanft.
"Ich kann das nicht. Ich kann da nicht wieder raus gehen. Was wenn die mich sehen?" fragte Mac panisch.
"Doch, du kannst da wieder raus. Und das musst du auch, es sei denn du willst die nächsten drei Tage hier verbringen. Und sie sollen dich ja sehen, Mac. Sie sollen dich kennen lernen, und du sie. Oder weshalb bist du sonst hier?" fragte Kate und zog eine Augenbraue nach oben. Mac starrte sie nur an.
"Siehst du. Außerdem habe ich nicht vor, dich zu irgendeinem Zeitpunkt heute, morgen oder übermorgen allein zu lassen. Wenn ich nicht direkt neben dir stehe, dann bin ich zumindest in Rufweite und einer der Jungs oder Vince ist bei dir. Versprochen." erklärte Kate und stand auf und hielt Mac die Hand hin.
"Versprochen?" vergewisserte die sich.
"Ganz großes Indianerehrenwort." bestätigte Kate. Mac ergriff ihre Hand und stand auf. Die vier aßen ihr Frühstück in der Küche und Vince ging mit Harm vor.
"Bereit?" fragte Kate Mac, als sie den Griff der Küchentür in der Hand hatte. Mac nickte etwas schwach.
"Semper Fi, Marine." sagte Kate und stieß die Tür auf, um Mac mit sich zurück in das Foyer zu ziehen. Vince und Kate stellten Harm und Mac den anderen Anwesenden vor, und nicht ein böses Wort oder ein böser Blick ging in Macs Richtung. Mit jedem Verwandten, den sie durch hatten, fiel Mac ein Stück des riesengroßen Steines von ihrem Herzen, und sie gewann wieder etwas von ihrer Selbstsicherheit. Cara war mit Mattie nach unten gekommen und stellte Mattie jetzt den anderen vor. Jetzt waren beide bei Steven angelangt, und der schenkte Mattie ein umwerfendes Grinsen. Er hatte etwas längere blonde Haare, die ihm bis zu seinen Augebrauen gingen, und strahlend blaue Augen.
"Hi Mattie." sagte er freundlich und schüttelte kurz ihre Hand. Wenn sein Grinsen Matties Knie nicht schon hätte dahin schmelzen lassen, sein niedlicher australischer Akzent hätte es garantiert geschafft.
"Hi." war alles, was Mattie einfiel. Sie versuchte krampfhaft, nicht in seine blauen Augen zu starren, aber es wollte ihr einfach nicht gelingen sich von ihnen abzuwenden.
"Entschuldige uns kurz." lächelte Cara ihn an, packte Mattie am Arm und zog sie mit sich davon zu Kate, Vince, Harm und Mac.
"Was war das denn?" fragte Cara Mattie.
"Was meinst du?" fragte die unschuldig.
"Du hast ihn angesehen als wäre er Adonis persönlich." half Cara ihr auf die Sprünge und ein zartes Rosa schoss in Matties Wangen hinauf.
"Er ist vergeben, nur so nebenbei." erklärte Cara ihr.
Die Erwachsenen waren so in ihre eigenen Unterhaltungen vertieft, dass sie die beiden gar nicht wahrnahmen.
"Man wird ja wohl noch träumen dürfen." zuckte Mattie mit den Schultern. Cara schüttelte nur den Kopf.
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1854 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Zum Mittag war ein Großteil der Leute in die Stadt gefahren, nur wenige hatten auf der Burg gegessen. Danach hatten viele Spaziergänge gemacht oder waren auf dem weitläufigen Gelände, das zu der Burg gehörte, ausgeritten. Kate hatte ihr Versprechen eingehalten, sie hatte Mac nie allein gelassen, und wenn sie trotzdem kurz verschwand, dann war Pace immer an ihre Stelle getreten. Jetzt waren Mattie, Cara, Mac und Kate im Zimmer von Kate und Vince. Der war mit Pace bei Harm, und während die Männer sich ihre Anzüge anzogen, kämpften die Frauen mit Kleidern, Haaren und Make-up. Mattie trug das Kleid von Galina und Kate hatte ihr die Locken sanft hochgesteckt, aber dafür gesorgt, dass zwei Strähnen ihr Gesicht optisch einrahmten. Cara trug ein kürzeres, schwarzes Kleid mit langen Ärmeln und hatte die blonden Haare offen gelassen. Mac hatte sich für ein rotes, langes Kleid mit Trägern entschieden, auf das sie später einen schwarzen Mantel ziehen würde. Ihre Haare trug sie glatt und wie Cara offen. Kate trug ein grünes Kleid, das perfekt den Farbton ihrer Augen traf. Es hatte wie das Kleid von Mattie Schlagärmel, nur das die von Kate aus einem halb durchsichtigem Stoff gefertigt waren. Sie hatte sie Seiten ihrer kupferfarbenen Locken am Hinterkopf mit einer Spange befestigt, sodass ihr die Haare zwar locker über die Schultern fielen, aber nicht ins Gesicht. Sie und Mac zogen sich gerade die Lippen nach, als es an der Zimmertür klopfte. Kate sah sich um, ob Mattie und Cara angezogen waren und ging dann zur Tür.
"Was ist denn-" setzte sie an, verstummte aber jäh, als sie ihr Gegenüber erblickte.
"Überraschung. Lässt du mich rein?" Die Stimme gehörte ganz eindeutig zu einer Frau, aber Mac, Mattie und Cara konnten sie nicht sehen, Kate stand im Weg. Die machte einen Schritt zur Seite und hielt wortlos die Tür auf.
"Danke. Und frohe Weihnachten." sagte die Stimme. Dann betrat eine junge Frau das Zimmer. Sie hatte ein hellblaues Kleid an und ihre langen, kupferfarbenen, glatten Haare fielen ihr über die Schultern und den Rücken. Sie hatte allerdings keine smaragdgrünen Augen, sondern ein atemberaubendes Achatblau zur Augenfarbe.
"Galina!" rief Cara freudig aus und flog ihrer Cousine in die Arme.
"Hey, langsam!" lachte Galina und umarmte das Mädchen.
"Komm, lass dich ansehen." forderte sie dann Cara auf, die löste sich von ihr und drehte sich einmal um die eigene Achse.
"Wow, du wirst mit jedem Jahr hübscher." pfiff Galina anerkennend. Dann wanderte ihr Blick von Mattie zu Mac und wieder zurück.
"Sara MacKenzie-Rabb, Mathilda Rabb. Mac und Mattie, Galina O'Hara." stellte Kate die drei einander vor.
"Hi." kam es etwas schüchtern von Galina.
"Du bist zu früh. Wir wollen gleich in die Kirche." erklärte Kate ihrer 'Nichte'.
"Ich bin nicht zu früh." sagte Galina sanft und sah Kate an. "Ich war die letzten Jahre nur immer zu spät."
"Wenn das so ist solltest du wohl erstmal mit Ephram reden, meinst du nicht?" fragte Kate und verschränkte die Arme. Cara starrte unwohl auf den Fußboden, und auch Mac und Mattie war diese Unterhaltung zwischen Tante und Nichte etwas unangenehm.
"Hab ich schon. Ich hab mich auch bei den anderen entschuldigt. Nur bei dir noch nicht." sagte Galina leise.
"Mein Benehmen in den letzten Jahren tut mir Leid. Ich hätte nicht zulassen sollen, dass meine religiösen Ansichten zwischen uns geraten. Verzeih mir bitte." bat Galina Kate sanft.
"Ja, schon gut. Ich hab mich auch nicht immer toll verhalten." lenkte Kate ein.
"Das war kein auswendig gelernter Spruch, Kate. Ich hab zu den anderen was ganz anderes gesagt." verteidigte Galina sich plötzlich. "Wenn mir etwas an diesem Streit wirklich Leid tat, dann das wir beide uns deswegen auch gestritten haben. Nur wegen dir steh ich jetzt hier."
"Ich hab dir schon mal gesagt, meine Absolution brauchst du nicht, du kannst tun, was du für richtig hältst." zuckte Kate mit den Schultern. Galina starrte sie kurz sprachlos an.
"Dann ist ja gut, TANTE Caitlynn." sagte sie getroffen und ging. Als die Tür knallend zufiel, schloss Kate die Augen.
Mac nickte Mattie und Cara zu und die beiden verließen gemeinsam das Zimmer.
"Was hab ich hier gerade verpasst?" fragte Mac Kate. Die öffnete wieder die Augen und sah Mac an und zuckte mit den Schultern.
"Sie hat einen Schritt auf dich zu gemacht, und du stößt sie so vor den Kopf. Was ist los mit dir?" fragte Mac weiter.
"Tut mir Leid wenn ich das jetzt sagen muss, aber halt dich da raus. Ich hab mir weiß Gott lang genug Galinas Sprüche anhören müssen, und nur weil sie jetzt angekrochen kommt, werd ich die letzten Jahre nicht einfach aus meinem Gedächtnis löschen. Und das hat sie bereits vor ihrem Auftritt gerade gewusst." sagte Kate wütend und drehte sich von Mac weg.
"Eure Spielregeln werd ich wohl nie verstehen." schüttelte Mac den Kopf. Kate fuhr wieder herum.
"Wie bitte?" erkundigte sie sich.
"Du hast mich verstanden. Wenn man einen Schritt auf euch zu macht, dann wird man weggestoßen, und wenn man es nicht tut, dann wird man blöd angeschaut. Bitte, erklär mir doch das Muster, was dahinter steckt, denn ich sehe keins. Für mich sieht es so aus, als würdet ihr euch alles so zurecht legen, wie ihr es gerade braucht." ereiferte Mac sich lautstark. Kate klappte kurz der Unterkiefer herunter. Sie fing sich jedoch erstaunlich schnell wieder.
"Es gibt zwei Dinge, die niemandem hier so schnell vergeben werden. Das eine ist die Beleidigung eines Familienmitgliedes. Das andere sind dumme Sprüche gegen unsere Religion oder überhaupt gegen irgendeine Glaubensrichtung. Wenn einer der Meinung ist, in eine Sekte eintreten zu müssen, dann wird hier keiner laut etwas dagegen sagen, obwohl sich sicher jeder seinen Teil denkt. Galina hat gegen alle beiden Regeln verstoßen. Sie hat Matt einen ausgewachsenen Hornochsen genannt, und was sie zu Ephram und mir gesagt hat, das werde ich sicher nicht wiederholen. Und was unseren Glauben angeht hat sie sich auch mehr als einmal im Ton vergriffen. Ich muss mir von niemandem sagen lassen, dass ich eine religiöse Fanatikerin bin. Und ja, das hat sie zu mir gesagt. Ich hab vorgezogen es nicht zu kommentieren, drei Jahre lang. Aber wenn sie hier auftaucht und ihrer Meinung nach geläutert ist, dann darf sie nicht erwarten, dass ich einfach so alles, was sie gesagt hat, ablege und wieder bei Null anfange. Mit ihrer Bemerkung von wegen 'Tante Caitlynn' wollte sie mich nur treffen. Und das zeigt ganz eindeutig, das sie noch lange nicht an dem Punkt ist, an dem man sich mit ihr unterhalten kann. Wenn du der Meinung bist, ich hätte falsch gehandelt, dann bitte, nichts und niemand hält dich davon ab, das zu glauben." erklärte Kate. Sie war nach außen hin wieder vollkommen ruhig und gefasst, aber innerlich kochte sie.
"Was?!" fragte sie wütend, als es wieder klopfte.
"Kann ich kurz allein mit dir sprechen?" bat Galina, als sie das Zimmer betrat. Mac ging ohne ein weiteres Wort hinaus.
Vor dem Zimmer standen Harm, der auf Mac wartete, Vince, Pace, der Caras Begleitung war, Cara selbst und Steven, der sich angeregt mit Mattie unterhielt. Mac warf Harm einen amüsierten Blick zu und der zuckte mit den Schultern. Mattie war sonst jemand, der wenig mit Jungs anfangen konnte, erst recht mit gleichaltrigen, und eher setzte sie sich still in eine Ecke, als freiwillig mit jemandem zu reden.
"Zehn Dollar das es gleich klirrt." sagte Pace.
"Fünfzehn das Kate zuerst los schreit." stieg Cara mit ein.
"Zwanzig das ich das Geld einkassiere." Jake war unbemerkt mit einem Mac unbekannten Mann im Schlepptau aufgetaucht. Pace zog eine Grimasse.
"Fünfundzwanzig das du gleich explodierst." murmelte er leise.
"Das hab ich gehört." warf Jake ihm einen warnenden Blick zu.
"Südstaatler." schüttelte der Mann den Kopf.
"Yankees." fauchte Pace ihn an. Der Mann war vielleicht etwas jünger als Pace, schien sich davon aber nicht weiter beeindrucken zu lassen.
"Cowboy." zuckte er mit den Schultern. Er hatte schwarze Haare und seine Augenfarbe war ein interessanter Mix aus blau und grau, die je nach Lichteinfall mal mehr in eisblau überging, nur um dann wieder grau zu schimmern.
"Dilettantischer Möchtegernchirurg." entfuhr es Pace. Der junge Mann fasste sich gespielt beleidigt an die Brust.
"Oh, jetzt hast du mich aber getroffen." seufzte er. Hätte Jake die Wette nicht unterbrochen, hätte Pace jetzt seine zehn Dollar bekommen. In dem Zimmer klirrte es wirklich, was sich verdächtig nach einem an die Wand geworfenen Glas anhörte. Mac fragte sich interessiert, wer es geworfen hatte. Kurz darauf folgte Kates Stimme. Dummerweise in Irisch, sodass Mac sie nicht verstehen konnte.
"Bitte, ich?!" Das war Galina.
"Ja, oder siehst du hier noch jemanden außer uns beiden?!" fauchte Kate sie an. Jake verschränkte die Arme, und obwohl er recht gelassen aussah, konnte Mac schon das Donnerwetter denken, was seine Tochter noch erwartete.
"Oh, du hast nachgelassen, Kate. Wo bleiben denn deine schlagfertigen Retourkutschen?" lachte Galina.
"Ich will ja schließlich, dass du mir folgen kannst." schoss Kate zurück. Die beiden verlagerten sich wieder auf eine leisere Lautstärke, sodass die vor dem Zimmer nicht mehr hören konnten, was sie sagten. Nach fast einer halben Stunde ging die Tür auf, und Kate und Galina kamen Arm in Arm heraus. Mac staunte nicht schlecht.
"Sind die Damen jetzt fertig?" fragte Jake und sah demonstrativ auf die Uhr.
"Witzig." kam es von Kate und sie verzog kurz das Gesicht zu einem gespielten Grinsen. Dann hackte sie sich bei Vince unter, und Galina nahm den Arm, den ihr der fremde Mann dargeboten hatte. In der Konstellation machten sie sich auf den Weg zur Kirche.
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2000
Church of Fallen Angels
außerhalb von Ennis, Irland
Die kleine Kirche war brechend voll. Und dabei waren nur Mitglieder des O'Hara'schen Klans anwesend, sowie auch einige der Angestellten der Burg. In der Reihe von Mac saß Steven am Gang, neben ihm Mattie, dann Harm, Mac, Kate, die ihre Hand mit der von Vince verflochten hatte, neben dem saß der junge Mann, Händchen haltend mit Galina, die neben ihrem Vater saß. Neben Jake saß Pace. Ein Knabenchor sang leise irische Weihnachtslieder, bis der Pfarrer auf die Kanzel stieg und alle verstummten. Alle standen auf und Kate stieß Mac leicht an, um ihr zu signalisieren ebenfalls aufzustehen.
"Neiget das Haupt." Der Pfarrer war erstaunlich jung, nicht viel älter Pace. Und alle, sogar Pace, senkten den Kopf.
"Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade.
Wir loben dich,
wir preisen dich,
wir beten dich an,
wir rühmen dich und danken dir,
denn groß ist deine Herrlichkeit:
Herr und Gott, König des Himmels.
Gott und Vater, Herrscher über das All.
Herr eingeborener Sohn, Jesus Christus.
Herr und Gott, Lamm Gottes, Sohn des Vaters,
du nimmst hinweg die Sünde der Welt:
erbarme dich unser;
du nimmst hinweg die Sünde der Welt:
nimm an unser Gebet;
du sitzest zur Rechten des Vaters:
erbarme dich unser.
Denn du allein bist der Heilige,
du allein der Herr,
du allein der Höchste:
Jesus Christus,
mit dem Heiligen Geist,
zur Ehre Gottes des Vaters. Amen." zitierte der Pfarrer, und durch die ganze Kirche ging ein Amen. Dann setzten sich alle wieder.
"Weihnachten." stellte der Mann in den Raum.
"Christi Geburt. Die Zeit der Familie, die Zeit der Liebe und auch die Zeit der Vergebung." fuhr er dann fort und legte eine weitere Kunstpause ein.
"In einer Gesellschaft, die so schnelllebig ist wie die unsrige, müssen wir jeden Tag unsere Wertvorstellungen auf ihre Gültigkeit überprüfen. Und wann tun wir es bewusst, wenn nicht in dieser Zeit? Weihnachten ist nicht nur die Zeit, an die Familie zu denken, sonder auch an das Jahr, das jetzt schon wieder fast zu Ende ist. Und jedem von uns stellen sich Fragen, wenn wir unser Handeln noch einmal überdenken. Habe ich das richtig gemacht? Wäre es nicht besser gewesen, anders zu handeln? Und wenn ich anders reagiert hätte? Was dann? Ja, liebe Gemeinde, was dann? Wer wären wir heute, hätten wir nur eine Handlung nicht begangen, hätten wir uns nur ein einziges Mal anders entschieden als wir es taten. Wer wären wir dann, und wo wären wir dann? Könnten wir nicht schon lange den Traumjob haben, den wir immer wollten? Könnten wir nicht schon lange eine Gehaltsstufe über unseren jetzigen Verdienst stehen? Könnten wir immer noch die sein, die wir jetzt sind?" fragte der Pfarrer und sah kurz auf seinen Stichpunktzettel.
"Vergebung. Reue. Bereuen wir unsere Taten? Oder sind wir stolz auf sie? Können wir als eine demokratische Gesellschaft stolz darauf sein, dass Terrorismus mit Terrorismus bekämpft wird? Das jeden Tag unschuldige Kinder sterben, weil sie nichts zu essen haben, und wir in einem prall gefüllten Kühlschrank sehen, und auf nichts Appetit haben? Sind wir stolz darauf, in einer Zeit zu leben, in der ein Menschenleben weniger wert ist als die Ölfelder in einem fernen Land?
Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen. Vor einem Jahr erhielt ich den Brief eines kleinen Jungen, der um ein Gebet bat, in dem die Gemeinde Gott um Hilfe für all diejenigen Kinder bitten sollte, die im Krieg gefallen sind oder verwundet wurden. Ich machte mir Sorgen um den Jungen, und beschloss ihn zu suchen. Als ich ihn dann fand, war er nicht glücklich darüber. Nein, im Gegenteil. Er war wütend. Warum? Nun, er hatte diesem Brief an viele Kirchen und Missionen geschickt. Und er dachte, wenn jeder einzelne in einer Gemeinde Gott um Unterstützung für diese Kinder bitten würde, ohne ein Bild von einem bestimmten Jungen vor Augen zu haben, dann würde Gott vielleicht allen Kindern und den Familien der Soldaten helfen. Und mehr als jeder andere hat er mich zum Nachdenken gebracht. Wieso versteht ein zehjähriger Junge mehr von dem Grauen der Welt als wir, die wir um so viel älter, reifer und erfahrener sind? Weil wir die Gelegenheit haben, unsere Augen zu verschließen. Dieser Junge hatte die Chance nicht. Sein Vater starb. Sein Onkel wurde schwer verwundet. Und dennoch wollte er keine Hilfe für sich selbst, sondern für Millionen von Kindern auf der ganzen Welt."
In weiteren Verlauf seiner Predigt kam der Pfarrer noch auf andere Dinge zu sprechen. Zum Schluss erhoben sich wieder alle.
"Vater unser im Himmel!
Geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel,
so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Amen." sprach der Pfarrer und durch die ganze Kirche ging ein Chor von Amen.
"Und nun gehet dahin in Frieden. Frohe Weihnachten." lächelte der Pfarrer. Die Kirche leerte sich, und die meisten der Familienmitglieder gingen wieder zu ihren Autos. Kate gab Vince einen kurzen Kuss, und der ging mit Tobey, Matt, Cara und Jake zu den Autos.
"Wieso gehen die anderen? Und worauf warten wir?" fragte Mattie.
"Du wartest auf nichts, Vince soll dich mitnehmen." erklärte Kate ihr. Mattie sah zwischen ihr und Harm hin und her.
"Ist schon okay, Mathilda wird zurück zur Burg fahren." erklärte Ephram. Harm nickte Mattie zu, die zog einen Schmollmund und lief hinter den anderen her.
"Und wieso sollte Mattie jetzt gehen?" fragte Harm interessiert.
"Ich nehme nicht an, das sie an einer privaten Beichtstunde interessiert ist." kam es von Galina. Harm öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch das Herantreten des Pfarrers schnitt ihm das Wort ab.
"Wie fandet ihr es?" fragte der nervös.
"Besser als deinen letzten Versuch." lachte Fin und klopfte ihm auf die Schulter.
"Ich lach später." zog der Mann eine Grimasse.
"Mac, Harm, das ist Sean. Sein Vater ist eigentlich der Gemeindepfarrer, aber Sean hat sich dazu bereit erklärt, die Predigt heute in Englisch zu halten." stellte Ephram den jungen Mann vor.
"Und, wer von euch wollte doch gleich meine Absolution?" fragte er und sah in die Runde.
"Das wäre dann ich." sagte Galina und hob leicht die Hand, wie um sich zu melden.
"Bevor du dir ihre Schandtaten anhörst, hast du mit deinem Vater gesprochen?" fragte Fin Sean.
"Klar, was denkst du denn. Er meint, wenn ihr ihn zur Feier einladet macht er es." sagte Sean und führte Galina zurück in die Kirche.
"Sagt mir jetzt nicht das wir auch beichten müssen." bat Mac mit großen Augen.
"Grausame Vorstellung, nicht wahr?" fragte Kate mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Nein, nur wenn es dein Wunsch ist. Außerdem sind wir noch ein paar Tage hier, du kannst dich auch dann noch von deinen Sünden erlösen lassen." erklärte sie weiter.
"Und wieso sind wir dann noch hier?" wollte Harm wissen. Kate sah ihren Vater an und nickte leicht.
"Damit Sarah etwas von ihrer Familiengeschichte erfährt." erklärte er. Dann nickte er zu der Kirche.
"Gwen und ich haben hier geheiratet. Ebenso Jake und Natalie und Matt und Daniella. Finley und Kathryn haben sich entschlossen, die Tradition fortzusetzen." erzählte Ephram.
Mac sah ihn an und wusste absolut nicht, was sie sagen sollte.
"Bevor du noch einen Knoten in deine Gedanken bekommst, Caitlynn wollte dir noch etwas zeigen." sagte Ephram. Kate atmete tief durch und nahm dann sanft Macs Hand und zog sie mit sich von den anderen weg. In der anderen Hand hatte sie eine weiße Rose. Sie und Mac betraten einen schmalen Weg, der Mac zuvor nicht weiter aufgefallen war. Er führte um die Kirche herum und endete vor einem geschlossenen Eisentor. Kate drückte die Klinke herunter und öffnete das Tor, damit sie und Mac eintreten konnten. Beide betraten den Ort und Mac lief ein Schauer über den Rücken, der ganz eindeutig nichts mit den niedrigen Temperaturen und dem auf sie herabfallenden Schnee zu tun hatte. Sie sah sie langsam um. Es herrschte eine ruhige Stille, die nur durch das Geräusch ihrer und Kates Schritte im Schnee unterbrochen würde. Überall befanden sich kleinere Schneehaufen, die fast eine regelmäßige Anordnung hatten. Am Ende des Weges, den beide eingeschlagen hatten, befand sich ein recht flaches, aber nicht weniger anmutendes und mystisches Gebäude. Mac erkannte zwei Engel aus Stein zu beiden Seiten des Gebäudes, beide mit Flügeln, der eine hatte eine Harfe in der Hand, der andere hatte die Hände frei, eine davon war in den Himmel gestreckt, als würde er eine unsichtbare Hand greifen, die ihn nach oben zog. Kate war stehen geblieben und hatte sich einem der Schneehaufen zugewendet. Sie streckte die Hand aus und strich den Schnee weg. Darunter kam ein grauer Grabstein zum Vorschein. Kate befreite die Vorderseite vollständig vom Schnee. Mac schluckte schwer, als ihr bewusst wurde, warum nur Kate sie begleitet hatte. Kate legte die weiße Rose sanft auf den Grabstein und trat wieder einige Schritte zurück.
Gwen O'Hara
21.04.1940 - 14.06.1974
Darunter stand ein irischer Satz, doch Mac traute sich nicht, Kate nach der Bedeutung zu fragen.
"Für all das, was du gegeben hast, für all das, was du warst und für all das, was du nie sein durftest. Du fehlst uns." sagte Kate nach einer Weile leise. Neben dem Spruch war eine halb geöffnete Rose eingemeißelt.
"Wieso die Rose?" fragte Mac genauso leise. Sie hatte ein Kreuz erwartet.
"Weil sie aus der Blüte ihres Lebens gerissen wurde. Weil noch so viel Potenzial in ihr steckte. Die Idee von Dad, der Spruch ist von uns." erklärte Kate.
"Ist das..." begann Mac, verstummte aber wieder.
"Ja, es ist ihr richtiges Grab. Auf Fairlea steht ein Holzkreuz zum Gedenken an sie." antwortete Kate.
"Ich hätte gedacht, sie wäre gern näher bei euch gewesen." sagte Mac unbeholfen.
"Hier sind meine Großeltern beerdigt, Mac. Und Donovan will hier einen Gedenkstein. Es war ihr Zuhause. Im Sommer ist es hier traumhaft, fast wie in einem Blumengarten. Vielleicht siehst du es ja mal." sagte Kate leise.
"Donovan will sich doch aber auch in den Staaten bestatten lassen, wieso dann nicht auch sie?" argumentierte Mac. Kate sah sie kurz an, dann lies sie den Blick weit in die Ferne schweifen.
"Du hast das mit dem Gedenkstein falsch verstanden. Er will sich im Sommer an der Felsenküste ins Meer streuen lassen, in Irland, genau da, wo er als Kind die Sommer verbracht hat." sagte Kate und wischte sich eine Träne von der Wange. Sie und Mac standen eine Weile schweigend da, dann entschloss sich Mac Kate etwas Zeit allein zu geben und ging zum Tor zurück.
"Hi Mum. Ich bin es, Kate." flüsterte Kate leise und fuhr mit den behandschuhten Fingern sanft die Inschrift entlang.
"Das gerade war Mac. Sie ist wundervoll, du hättest sie sicher gemocht. Und sie dich.
Ich muss dir etwas sagen, Mum. Ich bin schwanger. Ja, wirklich. Und ich wünsch mir so sehr du wärst jetzt hier. Bitte, lass mich das Richtige tun. Nicht um meinet wegen, aber für Vince und das Kleine.
Ich weiß nicht ob Matt schon hier war. Er und Dana haben sich getrennt. Wenn ich jetzt sage es würde mir Leid tun, dann müsste ich lügen. Aber es tut mir um Caras und Tobeys Willen Leid.
Galina ist vor dem Gottesdienst aufgetaucht. Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen, du hast deine Finger da im Spiel gehabt. Aber egal was du gemacht hast, ich danke dir dafür. Jake hat endlich wieder einmal richtig gelächelt, endlich wieder so, das es auch seine Augen erreicht.
Ich bitte dich um einen Gefallen. Nein, es sind eigentlich zwei. Lass bitte nicht zu, das Grandpa noch weiterhin so leidet. Und bitte, wenn du es kannst, bitte hilf Mac.
Ich muss jetzt los. Aber ich komme bestimmt wieder, versprochen. Ich liebe dich, du fehlst mir."
Kate trat langsam von dem Grab zurück und ging den Weg zum Tor zurück. Als sie das Tor für Mac aufhielt, blickte sie in den klaren Sternhimmel empor und sah eine Sternschnuppe vorbeihuschen. Ein leises Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
"Danke Mum." flüsterte sie leise und schloss das Tor hinter sich.
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2207 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Nachdem die ganze Familie sich wieder eingefunden hatte, wurde das Essen im Großen Saal gereicht. Kate saß Mac genau gegenüber, neben Mac saß Harm und neben dem Mattie. Harm gegenüber saß Vince, neben dem Pace. Die Tafel war als U aufgebaut wurden, und Ephram, seine Brüder und dessen Frauen und seine zwei Schwestern und deren jeweiligem Ehemann saßen an der Hauptseite. Nach dem Essen erhob sich ein junger Mann, den Kate Mac als den Enkel von Ephrams ältesten Bruder vorgestellt hatte.
"Okay, ich warne Sarah und ihrem Mann und Tochter vor, mein Englisch ist nicht gerade das Beste, deshalb mache ich es kurz." sagte der junge Mann und hob sein Glas.
"Auf ein Jahr voller Bereicherungen." sagte er dann feierlich, trank einen Schluck und setzte sich wieder. Mac bemerkte erstaunt, dass sich sein Tischnachbar ebenfalls erhob und auch einen kleinen Trinkspruch aufsagte. Als sich ein Mädchen erhob, mit dem Cara sich zuvor auf irisch unterhalten hatte, übersetzte Kate es Mac, Harm und Mattie.
"Auf ein Jahr der Herausforderungen. Und auf uns, die wir sie alle gemeistert haben." sagte Kate und nickte dem Mädchen zu.
"Der Sinn ist es, mit ein paar kurzen Worten das vergangene Jahr zu erklären und einen passenden Trinkspruch zu finden." erklärte Vince den dreien dann.
"Wir etwa auch?" fragte Mattie etwas schockiert.
"Ich fürchte ja." lachte Pace leise auf. "Nein, ihr seid beim ersten Mal ausgenommen. Aber Silvester kommt ihr nicht darum herum, also merkt euch vielleicht schon mal etwas."
Je weiter die Reihe fortschritt, desto länger wurden die Ansprachen, was wohl auch etwas mit den zunehmendem Englischkenntnissen und Alter zu tun hatte. Dann stand Kate auf und hob ihr Glas.
"Letztes Jahr haben wir alle schwarz getragen. Schwarz im Gedenken an die Menschen, die uns auf unserem Weg innerhalb nur eines Jahres verlassen mussten. Und haben wir letztes Jahr auf die getrunken, die nicht mehr bei uns sind, so lasst uns heute auf die anstoßen, die endlich bei uns sind." sagte Kate fest und sah Mac in die Augen. "Cheers." ertönte es ihm Saal. Kate setzte sich wieder, und Vince erhob sich. Er sah Kate liebevoll an.
"Das letzte Jahr war interessant. Eine Zerreißprobe im besonderen Sinne. Und so langsam begreife ich, was eine Familie wirklich bedeutet. Besonders diesen Monat habe ich gemerkt, dass Liebe alles schaffen kann, egal welche Hindernisse sich auf dem Weg befinden. Auf das es noch viele gemeinsame Jahre gibt." erklärte er und setzte sich wieder. Bevor Pace aufstehen konnte, hauchte Vince Kate einen Kuss auf die Wange.
"Ich unterbreche euch nur ungern." sagte Pace zu den beiden und erntete Lacher von den anderen Anwesenden.
"Vince hat Recht, es war ein interessantes Jahr. Kate hat letztes Weihnachten angesprochen, und ich weiß noch, wie leer mir dieser Raum vorgekommen ist, ohne Rachel, Harley und Daniel und Chris. Es hat etwas gefehlt, und ich dachte es würde niemals jemanden geben, der die Ruhe und die Zuversicht, die diese vier hatten, wiederbringen könne. Ich habe mich geirrt. Harm, Sarah. Mattie. Ihr bereichert diese Familie nur noch mehr, und ihr habt ihr ihren Mut zurückgebracht, ob bewusst oder unbewusst. Die vier sind unersetzbar, aber ihr seid etwas ganz Besonderes. Vergesst das nie, und genießt die Zeit, die ihr habt. Denn sie ist kostbar, und man weiß nie, wie viel einem davon noch bleibt." hielt Pace seine Rede. Die Lacher, die er anfangs geerntet hatte, waren vollständig verklungen, und eine nachdenkliche Stimmung lag in der Luft, als Pace sich wieder setzte. Kate stand langsam auf und stellte sich mit ihrem Vater in die Mitte des Saales.
"Für gewöhnlich werden die Geschenke erst später geöffnet. Aber ich denke, bei drei dieser Geschenke machen wir dieses Jahr eine Ausnahme. Caitlynn." übergab Ephram das Wort an seine Tochter und nahm ihr drei Samtboxen ab.
"Danke. Sarah MacKenzie- Rabb, stehst du bitte auf." bat Kate ihre Cousine. Die sah sie geschockt an, erhob sich zögerlich und trat vor Kate.
"Sarah ist ein Name mit biblischer Herkunft und bedeut soviel wie Fürstin. Eine Fürstin wiederum repräsentiert Stärke, Mut und Vertrauen sowie Führungsfähigkeiten. Du hast großes Vertrauen bewiesen, als du dich auf einen Besuch bei einer Familie eingelassen hast, die du nicht kanntest. Du hast den Mut gehabt, uns zu kritisieren, und hast uns gleichzeitig Mut gegeben, die Dinge anders anzugehen, als wir es sonst immer getan haben. Deine Willenstärke stellst du immer wieder unter Beweis, und deine Führungsfähigkeiten als Offizier des United States Marine Corps sind herausragend." erklärte Kate mit einem warmen Lächeln. Mac sah sie entgeistert an. Sie hatte absolut keine Ahnung, wohin das alles führte. Ephram trat neben Kate und klappte die erste Samtbox auf. Zum Vorschein kam ein silbernes Medaillon, wie es alle weiblichen Anwesenden bis auf Mattie in dem Saal um hatten.
"Vor nicht allzu langer Zeit erklärte ich dir die Bedeutung eines speziellen Medaillons. Die Liebe und Ehre innerhalb dieser Familie wird durch dieses Schmuckstück repräsentiert. Und gleichzeitig ist es eine Erinnerung an dich, dass du niemals allein bist, sondern dass es eine Familie und einen Ort gibt, an dem du immer geliebt wirst, mitsamt deinen Fehlern. Auch soll es dich daran erinnern, dass Achtung mit Achtung belohnt wird." fuhr Kate fort und nahm die Kette mit dem Anhänger in die Hand. Sie trat direkt vor Mac, öffnete die Kette und hielt sie Mac um den Hals, den Verschluss jedoch geöffnet.
"Sprich mit bitte nach. Ich gelobe hiermit feierlich..." forderte Kate Mac auf.
"Ich gelobe hiermit feierlich..." sprach Mac nach.
"...vor Gott und allen Anwesenden..."
"...vor Gott und allen Anwesenden..."
"...zu dieser Familie zu gehören."
"...zu dieser Familie zu gehören."
"Ich werde die Mitglieder dieser Familie..."
"Ich werde die Mitglieder dieser Familie..."
"...achten und ehren..."
"...achten und ehren..."
"...und mein Möglichstes tun, sollte einer von ihnen meine Hilfe benötigen."
"...und mein Möglichstes tun, sollte einer von ihnen meine Hilfe benötigen."
"Dies gelobe ich feierlich." schloss Kate.
"Dies gelobe ich feierlich." sagte Mac mit zitternder Stimme. Kate ließ den Verschluss einrasten und lies die Kette los. Dann umarmte sie Mac fest, der Tränen über die Wangen liefen.
"Marines weinen nicht." flüsterte Kate. Die restlichen Mitglieder der Familie klatschten Beifall, als Mac sich setzte.
"Hey, wir sind noch nicht fertig." rief Ephram sie zur Ordnung. Kate wischte sich verstolen eine Träne von der Wange.
"Mathilda Rabb, komm bitte zu uns." bat Ephram Mattie. Die stand etwas unwillig auf und stellte sich nervös vor Kate.
"Mathilda bedeutet soviel wie Stärke und Kampf. Und du hast in deinem kurzen Leben schon sehr viel Stärke bewiesen und musstest um vieles kämpfen. Wenn ich ehrlich bin, ich bewundere deine innere Stärke und die Kraft, mit der du all das meisterst. Egal was man dir in den Weg wirft, du gibst nicht auf und verfolgst deine Ziele. Du bist etwas ganz Besonderes, und deshalb wirst du nicht den Eid leisten, den Sarah gerade geschworen hat." erklärte Kate, nahm das zweite Medaillon, das Ephram hielt, und tat dasselbe wie anfangs bei Mac.
Liebe Grüsse Petra
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"Diesmal leiste ich im Namen der ganzen Familie den Eid." erklärte sie Mattie.
"Hiermit schwöre ich feierlich vor Gott und allen Anwesenden, dass du zu unserer Familie gehörst. Als Familienmitglied wird dir dieselbe Liebe, Ehre und derselbe Respekt wie allen anderen Mitgliedern dieser Familie entgegengebracht. Ich schwöre, dass diese Familie dich immer lieben wird, und dich in deinem Handeln unterstützt. Unsere bedingungslose Liebe sei dir versichert. Dies gelobe ich feierlich." sagte Kate, lies den Verschluss einrasten und umarmte Mattie. Die kehrte gerührt zu ihrem Platz zurück. Kate lies sich von Ephram die dritte Samtschatulle geben, dieser setzte sich und Jake stand auf, um sich neben Kate zu stellen und ihr die Schatulle abzunehmen.
"Harmon Rabb jr, antreten." sagte Jake ernst. Harm stand auf und stellte sich vor Kate.
"Was ich jetzt tue, ist in der Geschichte dieser Familie noch nie vorgekommen." sagte sie fest.
"Harmon bedeutet Soldat. Und als ein Offizier der United States Navy kennst du die Pflichten eines Soldaten. Ehre, Treue, Pflichtbewusstsein und Kameradschaft bis in den Tod. Sarah hat hier einen Eid geleistet, und diese Familie einen für Mattie. Es gibt als männliches Mitglied dieser Familie etwas, das man nur als Blutsverwandter eines direkten Familienmitgliedes erhält, und nicht als angeheiratetes Mitglied. Jake." wandte Kate sich an ihren Bruder. Der öffnete die Schatulle und zum Vorschein kam ein silberner Siegelring.
"Der Eid, den die Träger dieses Ringes leisten, ist ein lebenslanges Versprechen, nicht nur gegenüber der Familie, sondern auch vor Gott. Und für gewöhnlich wird er vom nicht eingeheirateten Elternteil abgenommen." fuhr Kate fort.
"Da ich aber eine Frau bin, und es unangebracht wäre, dir als Mann einen Ring aufzustecken, übernimmt Jake diese Aufgabe." sagte sie mit einem leichten Schmunzeln, lies sich von Jake die Schatulle geben, und dieser nahm anschließend den Ring und Harms Hand, die sonst von seinem Akademiering geziert wurde. Aus irgendeinem Grund hatte er den heute jedoch abgelegt.
"Harmon, sprich mir bitte nach. Ich bin Mitglied dieser Familie..."begann Jake.
"Ich bin Mitglied dieser Familie..."
"...und erkenne mit dem Tragen dieses Ringes....
"...und erkenne mit dem Tragen dieses Ringes...
"...die damit verbunden Pflichten an."
"...die damit verbunden Pflichten an."
"Ich werde meine Familie immer ehren..."
"Ich werde meine Familie immer ehren..."
"...und sie vor möglichem Schaden bewahren, so wahr mit Gott helfe."
"...und sie vor möglichem Schaden bewahren, so wahr mir Gott helfe."
"Meine Familie ist mein Unterschlupf wenn es stürmt..."
"Meine Familie ist mein Unterschlupf wenn es stürmt..."
"...und die Schulter, an die ich mich anlehne."
"...und die Schulter, an die ich mich anlehne."
"Ich werde alle Familienmitglieder achten, lieben und ehren..."
"Ich werde alle Familienmitglieder achten, lieben und ehren..."
"...und die Werte dieser Familie achten und verteidigen."
"...und die Werte dieser Familie achten und verteidigen."
"Dies gelobe ich feierlich."
"Dies gelobe ich feierlich." sagte Harm fest, und Jake lies den Ring auf seinen Finger gleiten. Dann umarmte er Harm kurz. Im Saal brannte wieder Applaus los, als Harm seinen Platz bei Mattie und Mac wieder einnahm.
"Kann ich ganz kurz um eure Aufmerksamkeit und Ruhe bitten? Danke." hob Jake die Stimme. Kate sah ihn etwas verwirrt an, und Vince stand langsam auf und trat zu den beiden heran.
"Vince hat noch was zu sagen. Go Navy." grinste Jake und setzte sich. Vince nahm sanft Kates Hand, welche ihn mit großen Augen ansah.
"Caitlynn O'Hara. Als ich dich vor fast fünf Jahren kennen lernte, hat es mir den Atem verschlagen. Vor mir stand ein weiblicher Marine, der einfach umwerfend aussah. Und noch dazu wusstest du, was du wolltest. Mich vor Gericht so richtig schön fertig machen. Bei unserem ersten Fall sind dann auch dementsprechend die Fetzen geflogen. Aber sooft ich mir damals auch gewünscht habe, dir den Hals umzudrehen, so konnte ich nicht umhin zu bemerken, wie wunderschön du warst, und wie standfest in deinen Entscheidungen. Über die nächsten drei Jahre haben wir uns kennen gelernt und sind Freunde geworden. Nur das ich mir immer mehr bewusst wurde, das Freundschaft allein mir nicht ausreichte. Ich habe Vorwände gesucht, um in deiner Nähe zu sein, und hatte jedes Mal Angst, dass du mich durchschauen könntest und mich in die Wüste schickst. Wir haben beide Beziehungen gehabt, die kläglich gescheitert sind, und ich hatte Angst, dass wir auch scheitern. Denn so sehr ich eine Beziehung auch wollte, unsere Freundschaft war mir viel zu wichtig, um sie durch irgendetwas zu gefährden. Und als ich mich schon damit abgefunden hatte, dass es eben doch bei Freundschaft bleibt, hast du mich plötzlich geküsst. Und obwohl ich tief in meinem Herzen schon seit unserer ersten Begegnung wusste, das ich dich liebe, hat mich dieses Gefühl einfach umgehauen. Aber als Militärangehörige unter demselben Kommando stand unsere Beziehung unter keinen allzu guten Stern. Trotzdem haben wir zwei Jahre durchgehalten, und ich liebe dich mit jedem Tag mehr. Als du mir sagtest, dass wir ein Baby bekommen, da hast du mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht. Ich hatte auch vor dieser Nachricht die Absicht, um deine Hand anzuhalten. Und da mir dieser Antrag so kläglich misslungen ist, hier und jetzt versuch ich es auf die richtige Art. " erklärte Vince sanft und leise und ging vor Kate auf die Knie. Aus seiner Hosentasche holte er einen Verlobungsring und nahm sanft Kates Hand.
"Caitlynn O'Hara, ich liebe dich über alles, und ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Ich möchte, dass das Getrippel kleiner Füße unser Haus erfüllt. Ich möchte jeden Abend neben dir einschlafen und jeden Morgen neben dir aufwachen. Ich möchte mich immer wieder aufs Neue in diesem smaragdgrünen Augen verlieren, die mir so vertraut sind und gleichzeitig noch so viele Geheimnisse bergen. Ich möchte mein Leben mit dir teilen und keine Sekunde mehr ohne dich verbringen. Ich möchte ein Teil deines Lebens sein, wie du ein Teil meines Lebens bist." erklärte er liebevoll und sah fest in Kates Augen, die sich mit Tränen gefüllt hatten.
"Willst du mich heiraten?" fragte Vince sanft.
"Ja. Ja, ich will!" rief Kate, der mittlerweile Tränen die Wangen hinunterliefen, zog ihn zu sich hoch und küsste ihn innig. Vince lies den Ring sanft auf ihren Finger gleiten und küsste sie liebevoll.
"Ich liebe dich." flüsterten beiden zwischen zwei Küssen. Sie schienen ihre Umgebung vollkommen vergessen zu haben.
"Chrmchrm." kam es nach einer Weile von Jake und die beiden trennten sich. Sie gingen Händchen haltend zu ihren Plätzen zurück.
|So, und bevor ihr jetzt alle einschlaft, ich glaube der Weihnachtsmann hat eure Geschenke gebracht.| erklärte Jake, und sämtliche Kinder in dem Raum sprangen von ihren Stühlen und stürmten in die Eingangshalle, in der während des Gottesdienstes ein Weihnachtsbaum mit Kerzen und Christbaumkugeln aufgestellt wurden war.
"Was war das denn?" fragte Harm und sah den Kindern noch verdattert hinterher.
"Jake hat den Startschuss fürs Auspacken der Geschenke gegeben." lachte Pace.
"Na Bingo." grinste Mattie. Sie verstand sie gut mit Pace, dessen unkomplizierte und flirtende Art Harm eifersüchtig werden ließ, wenn er mit Mac sprach, aber wenn er mit Mattie zusammen war, war Pace wie ausgewechselt. Es war dasselbe Verhalten, was Mac bei ihm auch schon im Umgang mit Bryan und Cole bemerkt hatte. Scherzhaft und liebevoll. Bei Mattie platzierte er auf eine sehr angenehme Art Komplimente, was dem jungen Mädchen anfangs unangenehm war, aber ihrem Selbstbewusstsein bei so vielen Fremden die nötige Stärke verlieh.
"Willst du nicht nachsehen gehen?" fragte Kate sie mit einem leicht zur Seite geneigten Kopf. Mattie sah sie fragend an, dann erhob sie sich langsam und ging auch hinaus.
"Wie oft haben wir dir schon gesagt, dass ein Geschenk nötig ist?" fragte Harm sie in einem Tonfall, der wahrscheinlich vorwurfsvoll klingen sollte, ihm aber absolut nicht gelang. Es tat gut, Mattie einmal so losgelöst von ihrer sonstigen Ernsthaftigkeit und ihren Sorgen zu sehen.
"Bei zehn Mal hab ich mit zählen aufgehört." sagte Kate und schenkte ihm ein Lächeln.
"Sie wird eine Weile beschäftigt sein, und Vince und ich würden gerne etwas mit euch besprechen." holte Kate dann tief Luft.
"Dann mach es nicht so spannend." forderte Mac ihre Cousine auf. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Pace sich unauffällig zurückzog. Kate ergriff sanft die Hand von Vince und der nickte ihr zu.
"Okay, wie ihr ja beide wisst bin ich schwanger. Was es wird wollen wir nicht wissen, aber das spielt jetzt gerade keine Rolle. Ich hab gemerkt, wie ihr beide mit Mattie umgeht, und auch mit Bryan und Cole. Und obwohl ihr die beiden nicht versteht, wisst ihr immer was sie meinen, und wenn nicht verfallt ihr nicht in Panik, sondern sucht ruhig nach einer Lösung. Ihr seid wundervolle Eltern für Mattie. Und deshalb haben wir uns entschlossen, euch zu fragen, ob ihr uns die Ehre erweist und die Paten unseres Kindes werdet." erklärte Kate und hielt unbewusst die Luft an.
Harm und Mac sahen sie und Vince überrascht an. Das hatten beide nicht erwartet.
"Ich will ja nicht undankbar erscheinen, aber seid ihr euch da sicher?" fragte Mac vorsichtig. "Ich meine, wir kennen uns kaum, und ich bin mir sicher ihr findet jemanden, dem ihr mehr vertraut als uns."
"Ich vertraue euch beiden sehr. Und das hat nichts mit wenig kennen zu tun, Mac. Ich sehe wie ihr beide mit Kindern umgeht, und allein das zählt." sagte Vince sanft.
Harm und Mac sahen sich an und er nickte ihr zu.
"Wenn das so ist. Es wäre uns eine Ehre, die Paten eures Kindes zu werden." wandte Mac sich an Kate und Vince. Kate drückte sanft ihre Hand und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln.
"Störe ich?"
Kate und Vince fuhren herum. Hinter ihnen stand der junge Mann, neben dem Galina in der Kirche gesessen hatte.
"Tut mir Leid. Kann ich kurz mit dir sprechen?" wandte er sich an Kate. Die lies etwas widerwillig Macs Hand los und stand auf, um sich einige Schritte mit dem Mann zu entfernen. Vince sah den beiden hinterher und sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich.
"Wer ist das?" fragte Harm ihn.
"Patrick McDouglas." knurrte er und trank einen Schluck Wasser.
"Ist er der Freund von Galina?" erkundigte Mac sich jetzt und musterte den jungen Mann genauer.
"Nicht ganz, letztes Jahr war er es noch, aber vor dem Essen hatte Galina einen Verlobungsring an ihrem Finger." erklärte Vince.
"Er ist Chirurg, nicht?" kam es von Harm, der sich an den Wortwechsel zwischen Patrick und Pace erinnerte.
"Ja, und er denkt er wäre nicht nur ein Halbgott in Weiß, sondern gleich Zeus persönlich." nuschelte Vince.
"Wie kommt es, das egal wer der jeweilige Partner des Familienmitgliedes ist, alle etwas an ihm auszusetzen haben?" fragte Mac leicht verärgert. Es war ihr schon bei Dana aufgefallen, wie die anderen Geschwister mit ihr umgegangen waren.
"Hast du hier irgendjemanden etwas gegen Kathryn sagen hören?" fragte Vince sie herausfordernd. "Es hat nichts damit zu tun, das er der Freund von Galina ist, oder gar ihr Verlobter, sondern eher mit dem Ton, den er Ephram, Kate und Pace gegenüber anschlägt."
"Pace hat ihn heute jedenfalls herausgefordert." verteidigte Mac Patrick.
"Darum ging es nicht. Galina hat mit der Familie gebrochen, und Patrick behandelt Kate, Pace und Ephram so, als hätten sie sie dazu aufgefordert zu verschwinden. Aber ich hab jetzt keine Lust auf eine Diskussion über ihn." würgte Vince das Thema ab.
Kurze Zeit später gesellte Kate sich wieder zu ihnen, erwähnte aber mit keinem Wort ihre Unterhaltung mit Patrick.
"Wie spät ist es?" erkundigte Vince sich bei Mac.
"2358. Wieso?" fragte die verwirrt, als sie sah, wie Kate und Vince sich erhoben.
"Magst du Feuerwerk?" fragte Kate mit einem Lächeln im Gesicht.
"Hä?" kam es von Harm.
"Jetzt schaut nicht so, kommt mit." lachte Vince, legte einen Arm um Kates Taille und ging eng mit ihr umschlungen hinaus. Die ganze Familie hatte sich draußen versammelt. Es brannte ein Lagerfeuer, das in der Kälte die nötige Wärme spendete. Vince stand hinter Kate und die hatte seine beiden Hände auf ihrem Bauch mit ihren eigenen bedeckt. Harm und Mac traten neben sie. Wie durch ein Wunder ging um 0000 die erste Rakete in die Luft und malte goldene Funken an den Nachthimmel. Der ersten Rakete folgte ein Feuerwerk von etwa zehn Minuten, bei dem sich die Farbwahl der Raketen auf weiß und grün beschränkte. Die meisten Familienmitglieder waren nach dem Feuerwerk wieder hinein gegangen, Kate und Vince standen immer noch eng umschlungen da, jetzt sahen sie sich tief in die Augen.
"Ich liebe dich." brach Kate das Schweigen nach langer Zeit sehr leise. Vince küsste sie sanft.
"Ich dich auch. Frohe Weihnachten Engel." gab er leise zurück und zog Kate an sich.
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25.12.
1027 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Harm und Mac hatten tief und fest geschlafen. Sie hatten gerade Mattie zum Frühstück abgeholt und gingen mit ihr nach unten, als sie Cara auf der Treppe begegneten, die nach oben lief.
"Hey, warte mal." hielt Cara Mattie auf.
"Was?" erkundigte Mattie sich. Ihre Eltern standen am Fuß der Treppe.
"Frohe Weihnachten. Hab ich gestern vergessen." lächelte Cara und stürmte wieder nach oben davon. Mattie sah ihr kurz hinterher, dann schüttelte sie den Kopf und ging mit ihren Eltern in den Saal von gestern Abend. Kate und Fin saßen sich gegenüber und unterhielten sich angeregt, und Harm und Mac setzten sich zu ihnen, während Mattie sich zu Steven gesellte.
"Morgen, und frohe Weihnachten." schenkte Fin die beiden ein freundliches Lächeln. Mac erkannte bei Kate die Ohrringe, die Pace ihr geschenkt hatte.
"Frohe Weihnachten." gaben Harm und Mac zurück.
"Wo ist Kathryn?" erkundigte Mac sich dann. Sie hatte es selten erlebt, das Fin und seine Verlobte allein anzutreffen waren, und wenn ja, dann war der andere meist nach ein paar Minuten wieder aufgetaucht.
"Sie unterhält sich mit Josi." zuckte Fin mit den Schultern.
"Regen im Paradies?" konnte Harm sich einen geflüsterten Kommentar in Kates Richtung nicht verkneifen. Sie legte den Kopf zur Seite und sah ihn interessiert an.
"Könnte man euch auch fragen. Habt ihr euch mit Mattie gestritten?" erkundigte sie sich in einem etwas amüsierten Tonfall.
"Touché." gab Harm sich geschlagen.
"Worüber habt ihr euch vorhin unterhalten?" wechselte Mac das Thema.
"Pferdepreise. Würde dich nicht interessieren." schenkte Fin ihr ein Lächeln.
"Au!" fluchte er dann laut und langte unter den Tisch, um sich sein Schienbein zu massieren. Kate hatte einen unschuldigen Gesichtsausdruck aufgesetzt.
"Entschuldigt, ihm ist gestern der Sekt nicht bekommen." sagte sie an Harm und Mac gewandt.
"Will ich wissen, was los ist?" fragte Mac mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Das würde mich aber auch interessieren." sagte Ephram und setzte sich neben Mac.
"Gebt euch keine Mühe, ich hab den Tritt gesehen." fuhr er Fin über den Mund, als der Luft holte, um alles abzustreiten. Er und seine Schwester wechselten einen ertappten Blick.
"Als Kinder hab ich euch bei so was vor die Tür gesetzt, damit ihr das bei einer Schneeballschlacht klären konntet. Meint ihr nicht, das ihr so langsam aus diesem Alter heraus seid?" fragte Ephram seine Kinder mit einem leichten Lächeln. Kate und Fin schwiegen.
"Dachte ich mir schon. Klärt das, und zwar schnell." seufzte Ephram, stand auf und ging wieder.
"Großartig Kate. Hundert Punkte." konnte Fin sich einen sarkastischen Kommentar nicht verkneifen und schüttelte den Kopf. Kate steckte ihm kurz die Zunge raus.
"Richtig niveauvoll, wirklich." schoss Fin zurück.
"Ach komm, wegen einem blauen Fleck wirst du ja wohl nicht gleich sterben." rollte Kate mit den Augen.
"Mach dich ruhig lustig." schnaubte Fin, stand auf und verlies den Saal. Kate rannte ihm hinterher.
"Fin, jetzt warte doch!"
"So liebenswert diese Familie auch ist, einen Knall hat sie trotzdem." lachte Harm, als er Kate hinterher sah.
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2106 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Nach dem Abendbrot hatten sich Cara, Mattie und Steven verdrückt, Kate, Vince, Jake, Fin, Josi und David hatten es geschafft und Harm und Mac zum Kartenspielen überredet. Später waren auch Kathryn und Pace zu ihnen gestoßen, Matt beschäftigte sich mit Tobey sowie Cole und Bryan.
"Hilfe, ihr nehmt einen ja aus wie eine Weihnachtsgans." lachte David, der gerade die dritte Runde in Folge verloren hatte.
"Sei froh das wir nicht wirklich um Geld spielen." gab Pace grinsend zurück.
"Hab ich was verpasst?" fragte Vince amüsiert.
"Für gewöhnlich sind unsere Einsätze nur höher." zuckte Fin mit den Schultern.
"Ja, aber wenn man ständig verliert, dann summiert sich auch ein Euro pro Spiel." kam es von Harm.
"Ja, das glaub ich dir." lachte Kate. Sie und Pace waren meist diejenigen, die die Spiele gewannen.
"Wie macht ihr das eigentlich?" erkundigte Mac sich bei ihrer Cousine.
"Wir kennen uns zu gut. Jake und Matt haben uns Skat beigebracht, wir kennen die Tricks der anderen mittlerweile fast zu gut. Und Kate und Pace haben früher immer als Team gespielt, lass dich von den beiden nie zum einer Dreierpartie überreden." antwortete Fin an Kates Stelle.
"Hey, das ist geheim." grinste Kate und verpasste ihm einen leichten Klaps auf den Oberarm.
"Keine Gewalt. Zumindest nicht vor Ende des Spieles." erinnerte Jake die beiden.
"Gib lieber." kam es von Kathryn. Jake teilte erneut aus, und diesmal gewann wieder Pace.
"Hast du die Karten gezinkt?" fragte Mac verblüfft.
"Nein, ihr könnt nur alle nicht bluffen." erwiderte Pace grinsend.
"Das war's für mich, pleite." erklärte Josi und sie und David zogen sich zurück.
"Jemand Lust auf Strippoker?" fragte Pace in die Runde und wedelte mit den Karten.
"Träum weiter." erwiderte Kathryn lachend.
"Oh, stimmt, du schuldest uns ja noch was." fiel Vince dann wieder etwas ein und er sah vieldeutig an Kathryn hoch und runter, mit den Augen an einer bestimmten Stelle ihres Oberköpers hängen bleiben.
"Hier oben ist mein Gesicht." erinnerte Kathryn ihn und hob sein Kinn an, um ihm in die Augen zu sehn, während er von Kate einen Stoß in die Rippen erntete.
"Ich denke wir gehen besser." erklärte Fin amüsiert und zog Kathryn mit sich.
"Ihr spielt miteinander Strippoker?" fragte Harm etwas entgeistert.
"Sieh nicht mich an, ich hab nicht mitgespielt." verteidigte Kate sich.
"Ja, Pace, Vince und Kathryn waren mit den Arbeitern draußen" rollte Jake mit den Augen.
"Du tust gerade so, als hättest du das nie gemacht." erinnerte Kate ihn amüsiert.
"Stört dich das nicht?" fragte Mac verwundert.
"Was? Wie du ja gerade gemerkt hast, sie hat nicht gestrippt. Das hätte übrigens keiner, wenn der Sohn des Besitzers dabeisitzt." zuckte Kate mit den Schultern. Der Blick von Mac war alles andere als überzeugt.
"Das vorhin war ein Scherz, Mac. Hätte sie wirklich angefangen zu strippen, wäre ich entweder gegangen, oder ich hätte sie gleich mitgenommen. Wir ziehen uns manchmal gegenseitig auf, aber Vince und Kathryn sind treu wie Gold." erklärte Pace ernst.
"Vince schon allein, weil er weiß, was ihn erwartet, sollte er Kate das Herz brechen, nicht war?" klopfte Jake Vince auf den Rücken. Der zog eine Grimasse und Kate schoss ihrem Bruder einen erbosten Blick zu.
"Bei dir klingt das nicht so." wandte Harm sich an Pace.
"Entschuldigt mich." war alles, was der dazu sagte, und verschwand.
"Hab ich was Falsches gesagt?" erkundigte Harm sich bei den anderen.
"Er hatte seit Rachels Tod keine Freundin mehr, und ihr war er mehr als treu. Er hat es Ernst gemeint mit ihr." antwortete Jake leise.
"Sollte ich mich entschuldigen?" fragte Harm schuldbewusst.
"Nein, schon gut. Er ist sonst nicht so empfindlich, aber... es ist einfach ein blöder Zeitpunkt." wunk Kate ab.
"Sie fehlt ihm." kam es von Vince.
"Wie war sie so?" erkundigte Mac sich. Sie konnte sich bei aller Liebe nicht die Frau vorstellen, der es gelingen könnte, Pace zu bändigen.
"Hübsch. Sehr hübsch. Braune Haare mit sanften Locken bis zur Mitte des Rückens, strahlende braune Augen, und immer ein Lächeln auf den Lippen. Sie hatte diese unbändige Lebensfreude, und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Die beiden waren ein schönes Paar." nickte Jake bedächtig.
"Sie war die erste Frau, die es geschafft hat, hinter die Maske von Pace zu sehen. Sie war höflich, sogar zu Dana." ergänzte Vince.
"Sie hat einem zum Lachen gebracht, mit ihrer unkomplizierten Art. Wie missraten der Tag auch war, sie hat in allem nur das Positive gesehen. Sie hat Pace aus seinem Schneckenhaus geholt, und Dad auch. Sie hat sogar Donovan gefallen. Sie war freundlich und aufmerksam, ohne sich dabei je zu verstellen. Wenn ihr etwas nicht passte, dann hat sie es gesagt. Sie war einfach Rachel." fuhr Kate fort.
"Tut mir Leid wenn ich..." begann Mac sich zu entschuldigen.
"Ist schon gut, macht nichts. Ist ja auch schön wenn du nachfragst, aber bitte, lass das Thema wenn Pace in der Nähe ist." bat Jake sie. Wieder kehrte bei ihm die Rolle des Beschützers heraus.
"Ich nehme an, das ist nicht die einzige Person, von der du gerne wissen würdest, wie sie so war." fügte er dann hinzu und sah Mac verständnisvoll an. Die schwieg lieber, als alte Wunden wieder aufzureisen.
"Ich glaube Peter wollte mit uns reden. Mit dir auch Harm." erklärte Kate und gemeinsam mit Vince zog sie ihn von dem Tisch weg.
"Auffälliger ging es wohl nicht." schüttelte Jake den Kopf und sah seiner Schwester hinterher.
"Sie meint es nur gut." verteidigte Mac sie.
"Ja, das tut sie. Sie hat ein Herz aus Gold, das steht fest." stimmte Jake seiner Cousine zu.
"Ohne sie wäre ich jetzt nicht hier." sagte Mac nachdenklich.
"Wahrscheinlich nicht." gab Jake zu und sah Mac in die Augen.
"Du erinnerst mich an Natalie." sagte er nachdenklich.
"Wieso?" wollte Mac verwundert wissen.
"Nicht äußerlich, nein, sie hatte schwarze Haare und blaue Augen. Aber von der Persönlichkeit her bist du ihr sehr ähnlich." erklärte Jake.
"Mum hätte dich sehr gemocht, Sarah." setzte er dann leise hinzu.
"Würde ich zu weit gehen, wenn ich dich frage, an was du dich erinnerst?" erkundigte Mac sich zaghaft.
"Nein, und ich würde dir gerne antworten. Ich erinnere mich an vieles, und anders als bei Kate sind es keine bloßen Bilder oder Abfolgen dieser, sondern eher eine Art Film, der sich immer wieder abspielt. Ich kann mich an den Ausdruck in ihren Augen erinnern, wenn sie Dad oder einen von uns angesehen hat. Ihre Stimme, wenn sie mit uns geredet hat, wie sie gerochen hat, oder das Gefühl, wenn sie mir durch die Haare gefahren ist. Ihr Humor, ihr glockenhelles Lachen." erzählte Jake und ein Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht, eines, so verletzlich wie es Mac noch nie gesehen hatte. Es verschwand aber ganz schnell wieder.
"Aber ich hab auch andere Erinnerungen, welche, von denen nur Dad etwas weiß. Als Mum mit Pace schwanger war, und besonders zum Ende der Schwangerschaft hin. Sie wurde immer blasser, und es ging ihr manchmal wirklich beschissen. Ich bin froh, dass vor allem Kate sich nicht daran erinnern kann. Es ist nicht so, als wäre Gwen ein Haufen Elend gewesen, nein, ganz und gar nicht, sie hat immer noch vor Glück und Lebensfreude gesprüht. Aber wenn man lange genug hingesehen hat, dann konnte man ihre Müdigkeit erkennen, ihre Sorge, was aus uns allen werden würde, wie es Pace wohl gehen würde, wäre er erst einmal geboren. Sie hat bis zum Schluss gekämpft. Es tat ihr weh, wenn sie mit Kate zusammen war, oder mit Fin. Sie hat gewusst, dass sie sterben wird, noch bevor Dad und sie es uns gesagt haben. Aber sie wollte die beiden beschützen. Matt und ich waren zwar auch noch Kinder, aber vor allem Kate war auf ihre Mutter angewiesen. Ich hab einmal ein Gespräch zwischen Mum und Dad belauscht, da hat sie gesagt, sie wisse nicht, ob es eine kluge Entscheidung war, das Kind zu bekommen, und auf jede Behandlung zu verzichten. Sie hat das nicht gesagt, weil es ihr schlecht ging, sondern weil sie wusste, was ihr Tod mit uns allen machen würde." fuhr er leise fort. Er zeichnete ein ganz anderes Bild von ihrer Tante, als Mac es bis jetzt kannte. Von Kate, Pace und Ephram kannte sie nur die starke Frau, die alles für ihre Kinder getan hatte, aber Jakes Beschreibung lies sie menschlicher wirken.
"Sie hat von deiner Existenz gewusst, Mac. Ich weiß nicht wie, aber sie hat es irgendwie erfahren. Sie hat uns allen einen Brief hinterlassen, immer über fünf lange Seiten, handgeschrieben. Und in jeden steht etwas anderes, eine persönliche Botschaft an uns. Wir haben ihn jeweils am Weihnachten nach unserem achtzehnten Geburtstag bekommen. Ich hab meinen immer noch, aber eigentlich brauche ich ihn gar nicht mehr. Ich kenne die Worte auswendig. Ich weiß, das sie versucht hat, Deanne ausfindig zu machen, um ihr den Brief an dich zu schicken, und auch den an Mathew und für Deanne persönlich. Ich weiß jedoch nicht, ob es ihr vor ihrem Tod noch gelungen ist." sagte Jake.
Das saß. Wenn es ihr gelungen war, wieso hatte Mac den Brief dann nie erhalten? Fin war so alt wie sie, und Pace einunddreißig. Sie war also damals sieben, maximal acht Jahre alt gewesen, und ihre Mutter hatte noch mit ihr und ihrem Vater zusammen gelebt, wenn sie den Brief bekommen hatte, konnte es dann sein, das sie ihn Mac vorenthalten hatte? Oder ihrem Vater gegeben hatte, da sie ihn erst mit achtzehn bekommen sollte? Aber sie war mit siebzehn weggelaufen, hätte sie den Brief bekommen, wenn sie geblieben wäre? So viele Fragen, auf die sie vielleicht nie eine Antwort bekommen würde.
"Willst du etwas Bestimmtes über sie wissen?" erkundigte Jake sich.
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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"Keine Ahnung." zuckte Mac mit den Schultern.
"Mal schauen, was ich so zusammen bekomme. Sie war wunderschön, klug. Sie hat fast immer ein Lächeln auf den Lippen gehabt. Sie ist nie laut geworden oder hat uns angeschrieen. Matt hat mal eine Vase die Treppe heruntergeworfen, er war stinksauer damals. Mum hat die Scherben angesehen, und dann Matt. Sie hat die Hand nach ihm ausgestreckt und ihn an sich gedrückt. Sie hat gesagt, dass es nicht in Ordnung war, und dass sie ihn liebt. Und er müsse es selbst aufräumen, aber wenn er sich entschuldigen würde, dann würde sie ihm helfen. Sie hat nie die Hand gegen uns erhoben, auch Dad hat das nie getan. Und ihn hat sie auch nicht angeschrieen, obwohl sie manchmal kurz vorm Platzen war, besonders als sie mit Kate schwanger war. Kate war etwas ganz Besonderes für sie. Ihre einzige Tochter. Sie hat keinen von uns bevorzugt, aber wenn wir Jungs manchmal etwas wollten, hat sie gesagt, wir sollten ganz kurz warten. Für Kate hat sie immer alles fallen lassen. Aber sie war auch noch so klein.
Sie hat uns Lieder vorgesungen, wenn sie uns ins Bett gebracht hat. Das von Kate war 'Oh Holy Night', deshalb kennt sie den Text auswendig.
Fairlea war Mum's Stück vom Paradies. Sie war diejenige, die uns die Liebe zu Pferden näher gebracht hat, sie hat Matt, Fin und mir das Reiten beigebracht. Als sie uns gesagt hat, sie würde sterben, da hat sie jedem von uns etwas versprochen, was sie uns vorher noch beibringen würde. Mir hat sie Klavierspielen beigebracht, sie konnte besser spielen, als jeder, den ich kenne. Matt hat sie gezeigt, wie man Kurzgeschichten und Gedichte schreibt. Und Finley hat von ihr gelernt, wie man zeichnet. Wäre Kate älter gewesen, sie hätte sicher auch ihr etwas beigebracht, aber sie war zu jung. In den letzten paar Wochen vor Mums Tod ist Kate quengelig geworden. Mum hat uns nie sehen lassen, wie schlecht es ihr wirklich ging, wir wussten, dass sie krank war, und das sie sterben würde, aber sie hat es gut versteckt. Kate hat es trotzdem gespürt. Sie kann sich nicht daran erinnern, aber wenn Dad sie abends in ihr Bettchen gebracht hat, dann hat sie solange geweint und geschrieen, bis sie mit Mum zusammen in einem Bett schlafen durfte. Nach Mums Tod ist irgendetwas in Kate zerbrochen. Ihre Augen waren sonst so lebendig, und plötzlich hatten sie ein Stück ihres Glanzes verloren. Ich weiß nicht, ob Kate es dir erzählt hat, aber ich bin als Junge mal von Pferd gefallen. Die Ärzte sagten meinen Eltern, dass ich von den Schultern abwärts gelähmt sein würde. Ich werde nie den Ausdruck in Mums Augen vergessen, als sie mich da liegen sah. Sie hat es nicht ertragen, wenn einem von uns etwas fehlte, wenn wir krank waren oder Schmerzen hatten. Matt hat sich mal das Knie aufgeschlagen, er hat noch nicht einmal geweint, als Mum ihm den Dreck ausgewaschen hat, aber sie hat geweint. Sie hat mit uns gelitten, manchmal sogar mehr als wir. Und dieser glanzlose Ausdruck in ihren Augen, als sie mich im Krankenhaus angesehen hat, das war genau der, den Kate hatte, als Mum starb. Nach einem Jahr ist ein wenig von dem Glanz wieder zurückgekommen, aber etwas fehlt immer noch. Als Vince ihr den Antrag gemacht hat, gestern, diese Leuchten in ihren Augen, das ist die Kate, die sie als kleines Kind war.
Kate sieht Gwen sehr ähnlich, so sehr, dass es schon wieder unheimlich ist. Und auch von der Persönlichkeit hat sie viel von Mum geerbt. Stell dir eine Art Mix aus Kate, Pace und dir vor, dann bekommst du eine recht genaue Vorstellung, wie Mum als Mensch war." erklärte Jake ihr. Mac sah ihn überrascht an.
"Erstaunt? Sieh es als Kompliment. Ich gehe ganz stark davon aus, dass du deiner Mutter vom Verhalten her wenig ähnelst."
"Wenig ähneln ist gut. Wir könnten unterschiedlicher nicht sein." entfuhr es Mac.
"Genau wie Mum und Deanne. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Jedenfalls meiner Meinung nach." sagte Jake.
"Hat sie je von Mathew gesprochen?" erkundigte Mac sich.
"Manchmal. Und er war bei der Beerdigung dabei." erinnerte Jake sich etwas zögerlich.
"Ihr scheint ihn ja nicht sonderlich gut leiden zu können." stellte Mac in den Raum.
"Falscher Ansprechpartner. Darüber solltest du nicht mit mir sprechen."
"Wieso nicht?"
"Weil ich Mathew für einiges, was schief gelaufen ist, die Mitschuld gebe. Kate hätte nie so leiden müssen, wäre er auf die Idee gekommen, bei uns zu bleiben. Dein Vater war damals schon ein Arschloch, und Mathew hat es kommen sehen. Er hätte dich und deine Mutter zu uns holen sollen, aber lieber blieb er allein dem Corps verpflichtet. Hart, aber wahr. Er hätte Mum nicht umstimmen können, das behaupte ich ja auch nicht, aber sie hätte seine Unterstützung gebrauchen können. Viel mehr, als ihm bewusst ist. Und Deanne... nur ein Mal in ihrem Leben hätte sie nett sein brauchen. Aber sie hat der Tod ihrer Schwester völlig kalt gelassen."
"Wie kommst du darauf, dass es Kate geholfen hätte?" wollte Mac wissen. Mathew war lange Zeit der einzige Teil ihrer Familie gewesen, den sie liebte und den sie brauchte, dessen Bestätigung sie suchte und der noch Einfluss auf ihr Handeln hatte.
"Kate klammert sich an ihn, wie an einen rettenden Felsen in der Brandung. Wieso ist mir schleierhaft, aber es ist so. Er ist ein Stück der Vergangenheit ihrer Mutter, und sie sucht nach Möglichkeiten, sich wieder an etwas zu erinnern. Mathew wäre nach Mums Tod ein Familienmitglied gewesen, was noch klar denken konnte. Dad war wie im Delirium, er hat gar nichts mitbekommen, was sich auch um ihn herum abgespielt hat, er war wie auf einem anderen Stern gefangen. Ich hab die Verantwortung für alles gehabt, und ich bin heilfroh gewesen, als Carmen eingestellt wurde und sie mir ein wenig von der Last von den Schultern genommen hat. Kate hab ich trotzdem nicht in ihre Nähe gelassen, vielleicht weil sie Mum so wichtig war und ich nicht wollte, dass eine andere Frau ihren Platz einnimmt. Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, dann erscheint es mir manchmal wie ein schlechter Traum." sagte Jake leise.
"Kann ich dich etwas fragen? Es ist ziemlich persönlich." fragte Mac sanft.
"Klar, was willst du wissen?"
"Wenn Ephram sich wieder verliebt hätte, in eine andere Frau, sie vielleicht sogar geheiratet hätte... Wärst du damit klar gekommen?"
"Anfangs nicht, nein. Ich hab damals sogar Carmen als Bedrohung für das Andenken von Mum gesehen, unsere erste Begegnung ist auch dementsprechend gelaufen. Aber nach und nach ist mir klar geworden, das Dad Mum mit einer neuen Freundin nicht ersetzt hätte. Er hätte nur einen Schritt nach vorn gemacht, versucht, wieder ein wenig von dem Glück zu finden, was er und Mum früher hatten. Klar würde es auch darauf ankommen, wer sie wäre, welche Persönlichkeit sie hätte. Aber ich glaube nicht, das ich ein großes Problem damit hätte, und die anderen sicher auch nicht. Nachdem Pace ausgezogen war, hat Dad uns irgendwie Leid getan. Er wirkte einsam, und es gab eine Zeit, da haben wir uns jemanden gewünscht, der ihn aufmuntern konnte." gestand Jake mit einem leichten Schmunzeln.
"Wieso hast du nach Natalies Tod keine Freundin mehr gehabt?" fragte Mac sanft nach.
"Zum Teil aus Angst. Angst, die Erinnerung an sie könnte verblassen. Natürlich auch wegen Galina, aus Angst vor ihrer Reaktion. Sie ist mir viel zu wichtig, als das ich jemanden zwischen uns stellen möchte. Und zum Schluss wegen mir. Ich hab Natalie wirklich über alles geliebt. Ich weiß, es ist schwer nachzuvollziehen, wenn man bedenkt, wie jung wir waren, als wir Galina bekamen. Aber jedes Mal, wenn ich in ihre Augen sah, da wusste ich, ich war zu Hause. Als ich sie das erste Mal sah, da hat es 'klick' gemacht. Das ist mir seitdem nie wieder passiert. Doch, ein einziges Mal, und das war, als ich Galina zum ersten Mal auf dem Arm hatte." antwortete Jake.
"Wieso sollte es sie stören? Ich meine, du willst auch nur, das dein Vater glücklich ist, wieso nicht auch sie?"
"Du kennst Galina nicht. Sie kann recht impulsiv sein, und ich habe oft genug erlebt, wie sie auf Frauen reagiert hat, wenn die versucht haben, mit mir zu flirten. Sie meint es nicht böse, ganz sicher nicht. Aber tief in ihrem Herzen hat sie nie richtig Abschied von ihrer Mutter genommen, und ich ehrlich gesagt auch nicht. Galina und Kate ähneln sich auch in der Tatsache, dass sie nahezu alles dafür tun würden, ihre Mütter wiederzubekommen. Wenn ich mich auf eine andere Frau einlasse, dann ist das der Schlussstrich unter die Ehe mit Natalie. Ich würde mir eingestehen, dass sie tot ist, und nicht wieder kommt. Aber genau das ist es, was ich nicht kann." gab Jake zu.
"Würde Matt eine neue Beziehung wagen?" fragte Mac nachdenklich.
"Ja, ich denke schon. Aber er hat Dana auch mehr aus Pflichtbewusstsein gegenüber Cara geheiratet. Er wollte seinem ungeborenen Kind eine Familie schaffen. Nach und nach mag daraus auch eine Art Hassliebe zu Dana entstanden sein, aber das war nicht die Art Beziehung, die du und Harm miteinander haben, oder Kate und Vince, Fin und Kathryn oder Dad und Mum oder Natalie und ich. Der Schuss ging gehörig nach hinten los. Und obwohl es mir widerstrebt, so etwas auch nur zu denken, ich gebe Pace Recht. Er war, genauso wie auch Kate, immer der Meinung, dass Dana nicht zu dieser Familie passt, und beide haben gesehen, wie sehr die Hochzeit mit Matt uns allen geschadet hat. Dana ist die Art Mensch, die auch deine Mutter war/ist. Sie interessiert sich für ihr Wohl, und das stellt sie über das aller anderen. Vielleicht war Deanne in einer ganz anderen Situation, aber ist dir mal aufgefallen, das Dana sich gestern und heute noch nicht gemeldet hat? Sie hat ihre Kinder schon vergessen. Und das ist das Traurigste an der Sache, das Cara und Tobey haben leiden müssen." erklärte Jake.
"Komme ich ungelegen?" erkundigte Galina sich, bevor sie sich neben ihren Vater setzte und zwischen ihm und Mac hin und her sah.
"Nein, eigentlich nicht. Mac?" wandte Jake sich fragend an Mac.
"Nein, ist schon in Ordnung." stimmte die ihm zu. Galina sah sie etwas skeptisch an.
"Wolltest du etwas Bestimmtes?" erkundigte Jake sich bei seiner Tochter.
"Deine Autoschlüssel." versuchte Galina es mit einem zuckersüßen Lächeln.
"Vergiss es, und zwar ganz schnell." schüttelte Jake den Kopf.
"Versuchen kann man es ja. Äh, nein, eigentlich hat Josi mich rausgeschmissen und jetzt ist mir langweilig." zuckte Galina mit den Schultern.
"Was hast du angestellt?" fragte Jake mit einem Seufzer.
"Nichts. Ich kann nichts dafür wenn Cole und Bryan eine ausgesprochene Fixiertheit auf Kate haben und es nicht ertragen können, wenn jemand sich mit ihr etwas lauter unterhält." verteidigte Galina sich.
|Lina, du raubst mir noch den letzten Nerv.| stöhnte Jake auf.
"So schlimm bin ich ja nun auch nicht." lachte die und klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken.
"Er meinte, ich würde ihm noch den letzten Nerv rauben." erklärte sie, als sie Macs verwirrten Blick aufgefangen hatte.
"Wenn Kate das noch nicht geschafft hat, einer muss es ja tun." scherzte Mac.
"Ermutige sie nur noch." sagte Jake gespielt vorwurfsvoll.
"Worüber habt ihr euch jetzt wieder gestritten?" wandte er sich dann an seine Tochter.
"Über nichts, wirklich. Aber wir haben uns auf Englisch unterhalten, und irgendetwas an unseren Stimmen hat die beiden gekränkt, keine Ahnung." zuckte Galina mit den Schultern.
"Ich lass euch mal allein. Ich bin müde, und ich sollte Vince und Kate von Harm erlösen. Nacht." verabschiedete sich Mac.
"Nacht Mac." rief Galina ihr hinterher.
"Was?" fragte sie dann, als sie den Blick ihres Vaters bemerkte.
"Sei nett zu ihr." sagte der nur.
"Bin ich." versprach Galina, hauchte ihrem Vater einen Kuss auf die Wange und ging hinter Mac her.
"Hey, warte kurz." bat sie ihre Großcousine, als die gerade an die Tür von Kate und Vince klopfen wollte. Mac drehte sie zu Galina um und sah sie fragend an.
"Da kannst du lange klopfen, sie sind sicher noch unten bei Josi." sagte Galina und schenkte Mac ein freundliches Lächeln.
"Danke." sagte Mac und wollte wieder nach unten gehen.
"Kommt es mir nur so vor, oder gehst du mir aus dem Weg?" fragte Galina, und drehte sich zu Mac um, die mittlerweile an ihr vorbeigegangen war. Mac sah sie verwirrt an.
"Du hast bis jetzt keine Anstalten gemacht, dich mit mir zu unterhalten. Ich bin sicher, über Mum hätte ich dir auch manches sagen können." erklärte Galina. So wie es aussah, hatte sie das Gespräch von Mac und ihrem Vater mitbekommen.
"Wie viel hast du gehört?" fragte Mac, zum Teil ziemlich erbost über die Frechheit von Galina, einfach die Gespräche anderer zu belauschen.
"Viel. Ich wollte nicht lauschen, aber du wirst mir sicher nicht glauben. Ist auch egal." zuckte Galina mit den Schultern.
"Wenn dir das egal ist, bitte." gab Mac zurück.
"Ich sag dir, was mir nicht egal ist. Die Art, wie Vince über Patrick herzieht. Und ich weiß, das er es getan hat, streite es gar nicht erst ab. Vielleicht solltest du mal mit Pat reden, damit du dir eine eigene Meinung bilden kannst, oder du redest auch mal mit mir, denn nicht alles, was Kate und Pace erzählen, trifft heute noch auf mich zu." bat Galina sie.
"Tut mir Leid, wenn ich vorschnell geurteilt habe." entschuldigte Mac sich.
"Bitte. Erspar mir das. Zehn Jahre mögen zwar eine recht lange Zeit sein, aber nur weil ich jünger bin, bin ich nicht blöd. Wenn dir zehn Jahre als so groß im Altersunterschied erscheinen, ich erinnere dich daran, das ich nur drei Jahre jünger bin als Pace."
"Was soll das bitte heißen?" wollte Mac verwirrt wissen.
"Hör auf mit mir zu reden als wäre ich ein kleines, unmündiges Kind." stellte Galina klar.
"Ich hab nicht-"
"Doch, hast du." unterbrach Galina sie.
"Hey Lina. Wo zum Teufel hast du gesteckt?" erkundigte sich Patrick, der in dem Augenblick die Treppe nach oben kam.
"Unten. Und pass auf, was du sagst." bat Galina ihn.
"Du musst Mac sein." stellte Patrick mit einem Blick auf Mac fest. Die nickte leicht.
"Patrick McDouglas." stellte Patrick sich vor und schüttelte Macs Hand.
"Sarah MacKenzie-Rabb." erwiderte die.
"Und, worüber unterhaltet ihr euch?" erkundigte Patrick sich freundlich.
"Unwichtig." antwortete Galina in einem Ton, der ganz klar zeigte, dass er es nicht erfahren würde.
"Dein Onkel will mich mal wieder lynchen, oder?" seufzte Patrick gespielt enttäuscht.
"Nein, diesmal ist es meine Tante, und ihr Verlobter. Und ich glaube, mit Mac haben sie eine neue Mitverschwörerin rekrutiert."
"Was ist schlimmer, ein weiblicher Marine im aktiven Dienst, oder ein pensionierter General?" überlegte Patrick.
"Beides kann schmerzhaft enden." antwortete Galina und lies zu, das Pat seinen Arm um ihre Taille schlang.
"Ja, und dein Vater würde sicher gern mitmischen." nuschelte Patrick. Galina sah ihn überrascht an.
"Nicht so wichtig." wunk Patrick ab.
"Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du verheimlichst mir was." sagte Galina und sah suchend in seine Augen. Mac konnte ihren Tonfall nicht ganz deuten. Es klang zum einen enttäuscht, andererseits aber auch besorgt, und es schwamm auch noch etwas anderes darin, etwas, was sie gar nicht deuten konnte.
"Es ist nichts, wirklich." betonte Patrick und strich ihr sanft übers Haar.
"Weißt du zufällig, wo Harm ist?" erkundigte Mac sich bei ihm.
"Der große Mann, mit dem du gestern bei Kate und Vince gesessen hast?" fragte der. Mac nickte stumm.
"Unten, bei Josi." gab Patrick Auskunft, und das Thema hatte sich für ihn erledigt.
"Danke. Ich geh dann mal. Gute Nacht ihr zwei." verabschiedete Mac sich.
"Nacht." kam es gleichzeitig von Galina und Pat.
"Und was machen wir zwei jetzt?" erkundigte Pat sich, als Mac verschwunden war.
"Hm, da fällt uns bestimmt was ein." flüsterte Galina verführerisch und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.
"Ich glaube, die Idee gefällt mir." gab Patrick leise zurück, nahm ihre Hand und zog sie sanft mit sich.
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31.12.
1842 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Die letzten Tage waren unvergesslich gewesen. Am siebenundzwanzigsten waren fast alle Familienmitglieder wieder abgereist, bis auf Ephram, Vince, Kate, Jake, Pace, Fin, Kathryn, Matt, Tobey, Cara, Steven und dessen Eltern, Mac, Harm, Mattie, Galina und Patrick. Mac lernte jeden Tag etwas Neues über diesen Teil ihrer Familie, wie Ephram und Gwen sich kennen gelernt hatten, wie Fin um Kathryns Hand angehalten hatte. Sie hatte sich den Kommentar von Galina zu Herzen genommen, und mit ihr und Patrick das Gespräch gesucht. Das hatte Patrick als liebevollen Partner und anständigen Menschen erscheinen lassen, und auch Vince taute ihm gegenüber langsam auf. Galina hatte sich noch einmal richtig mit Pace in die Wolle bekommen, dann war wieder Ruhe eingekehrt, und die beiden verstanden sich wieder.
Mattie schien sich sichtlich wohl bei den anderen zu fühlen, ganz besonders, wenn sie mit Steven zusammen war. Er war ein netter, aufmerksamer Junge, der allem Anschein nach seinen Eltern keine Schwierigkeiten bereitete.
Kate hatte Mac ein paar Worte Irisch beigebracht, aber den Unterhaltungen der anderen konnte sie bei weitem nicht folgen. Anfangs hatte sie den Eindruck gehabt, das man sie damit ausschließen wollte, hatte aber schnell gelernt, dass dies gar nicht in der Absicht der sich Unterhaltenden lag, die meisten gingen davon aus, Mac könnte Irisch, und nachdem sie gelernt hatten, das dem nicht so war, versuchten sie ihre Gespräche auf Englisch zu führen.
Harm verstand sich erstaunlich gut mit Jake, und wenn Mac wieder bei Kate war, blieb Harm, bei Jake und die beiden unterhielten sich über alles Mögliche.
Irgendetwas schien an Weihnachten mit Pace passiert zu sein, er war plötzlich wie ausgewechselt. Aus dem frechen Rebellen, der sich immer öfter in sich selbst zurückzog war ein selbstbewusster ausgeglichener Mensch geworden, der wieder lachte. Als Mac Kate fragte, wieso Pace sich so verändert hatte, hatte die nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, er hätte endlich loslassen können.
Kate und Mac standen draußen und unterhielten sich im Schnee, als ein Auto vorfuhr. Es stieg eine blonde Frau mit strahlend blaugrauen Augen aus und begrüßte Kate kurz, nickte Mac zu und ging hinein.
"Wer war das denn bitte?" erkundigte Mac sich verwirrt. Kate starrte der Frau mit offenem Mund hinterher.
"Erinnerst du dich noch an die Frau, die Pace mal geküsst hat, und dafür ein Veilchen von unserem Cousin bekommen hat, weil der mit ihr zusammen war?" fragte Kate.
"Lenka?" fragte Mac nach.
"Ja, Lenka. Nun, du hast sie gerade kennen gelernt." schüttelte Kate fassungslos mit dem Kopf.
"Das war Lenka? Die Frau, die mal mit Pace zusammen war, aber mit der er Schluss gemacht hat, als er weggezogen ist?" hakte Mac nach.
"Genau die Lenka. Wenn ich den in die Finger bekomme." sagte Kate, dann breitete sich auf ihrem Gesicht ein Lächeln aus.
"Was? Was ist daran so lustig?" wollte Mac wissen.
"Du wolltest wissen, was ihn so verändert hat. Der Grund ist 1,69 m groß, hat blonde Haare, blaugraue Augen und ein Lächeln zum Dahinschmelzen." erklärte Kate und schüttelte wieder den Kopf.
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2349 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Lenka war eine nette, umgängliche Person. Beim Essen hatte sie zwar neben Pace gesessen, aber nichts sah danach aus, als hätten die beiden eine Beziehung, die über Freundschaft hinausging.
Jetzt standen alle in der Kälte draußen und sahen an den Sternhimmel empor. Harm hatte Mac sanft den Arm um die Taille gelegt und sie hatte ihren Kopf an seine Schulter gelehnt. Vince und Kate standen neben ihnen, Vince hielt Kate aber enger umschlungen, und die hatte ihre Hände in seinem Nacken verschränkt. Matt hatte den einen Arm um seine Tochter, den anderem um seinen Sohn gelegt. Fin und Kathryn standen hintereinander, Fin hatte von hinten sanft ihre Taille umfasst. Galina stand bei Patrick, Jake bei Ephram. Pace und Lenka standen nebeneinander, hatten aber keinen Körperkontakt. Stevens Eltern standen nicht weit von Harm und Mac entfernt, und Steven hatte seinen Arm leicht um Matties Taille gelegt, die das nicht zu stören schien.
"Hab ich dir eigentlich gesagt, wie dankbar ich dir für das letzte Jahr bin?" erkundigte Mac sich bei Harm und sah ihm tief in die Augen.
"Ja, an die hundert Mal. Und ich bin dir auch dankbar, Sarah." erwiderte Harm sanft und strich ihr sanft über die Wange.
"Bereit für ein neues Jahr?" fragte Vince Kate liebevoll.
"Solange ich es mit dir verbringen kann, immer." erwiderte die sanft.
"Zehn, neun, acht..." begannen Cara und Tobey laut zu zählen. Nach und nach stimmten die anderen mit ein.
"Drei, zwei, eins. Frohes neues Jahr!" riefen alle, dann trafen sie dich Lippen von Harm und Mac, Vince und Kate, Fin und Kathryn, Galina und Patrick, die von Stevens Eltern, und die von Steven und Mattie. Das Feuerwerk am Himmel traf genau das, was in den Gedanken aller tobte.
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Nachwort
29. November
1130 Zulu
Church of Fallen Angels
außerhalb von Ennis, Irland
Kate und Vince hatten sich am 27. Februar im engsten Kreis der Familie auf der Ranch in Texas das Ja-Wort gegeben.
Kurze Zeit nach Silvester hatten Galina und Patrick ihre Verlobung bekannt gegeben und waren zusammen gezogen.
Steven hatte seinen Abschluss in Australien gemacht und sich entschlossen, in Virginia zu studieren, um in Matties Nähe zu sein. Die beiden waren ein wundervolles Paar, und fast unzertrennlich.
Lenka und Pace hatten sich ganz langsam von Freunden wieder zu einem Paar entwickelt, und Mac bekam einen Geschmack davon, wie er mit Rachel umgegangen sein musste. Er war liebevoll, aufmerksam, fürsorglich, und nichts erinnerte mehr an seine Launen, die er manchmal gehabt hatte.
Donovans Zustand hatte sich im Verlauf des Frühjahres immer mehr verschlechtert. Er starb am 30. Juli.
Jeremy Donovan Illroy wurde vier Tage nach dem Tod seines Urgroßvaters am 3. August geboren. Er hatte Kates Augen und ihre Haarfarbe geerbt, aber sonst war er ganz das Abbild von Vince. Kate hatte sich nach seiner Geburt für ein Jahr beurlauben lassen, um ganz für ihren Sohn da zu sein.
Als Mac Anfang Februar anfing, sich unwohl zu fühlen, hatte Harm darauf bestanden, dass sie einen Arzt aufsuchen sollte. Mac und Harm staunten nicht schlecht, als er ihnen verkündete, Mac sei schwanger. Was dann folgte, waren wahrscheinlich die schönsten Monate in ihrem ganzen Leben. Susan Harmony Rabb erblickte am 3. Oktober das Licht der Welt.
Die ganze Familie von Fin und Kathryn hatte sich heute in der kleinen Kirche versammelt. Fin stand nervös neben dem Pfarrer am Traualtar. Er und Kathryn hatten Harm und Mac dazu überredet, die Trauzeugen zu sein. Neben Harm standen Jake und Steven und bei den Brautjungfern standen Kate und Cara. Vince kümmerte sich um seinen Sohn und Ephram hatte gern angenommen, als Harm und Mac ihn baten, auf Susan aufzupassen.
Als der Hochzeitsmarsch erklang, erhoben sich alle, und Kathryns Vater führte sie zum Altar. Sie hatte ein wundervolles, weißes Kleid an, trug aber keinen Schleier. Sie hatte ihre Haare hochgesteckt und kleine weiße Blüten schmückten die Frisur. Sie sah wunderschön aus. Fin trug seine Galauniform, und Harm und Jake ihre Dress Whites, ebenso Matt und Vince. Kate, Cara und Mac trugen cremefarbene Kleider und hatten die Haare ebenfalls hochgesteckt.
Ich hab dich lieb, Große." flüsterte Kathryn Vater ihr ins Ohr und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
"Ich dich auch, Daddy." gab Kathryn leise zurück und nahm ihren Platz neben Fin ein.
"Liebe Gemeinde, wir haben uns heute hier versammelt, um zu sehen, wie Finley und Kathryn den heiligen Bund der Ehe schließen. Wenn jemand Einwände hat, so soll er jetzt sprechen, oder für immer schweigen." begann der Pfarrer. Es war derselbe, der auch schon die Weihnachtspredigt gehalten hatte. Mac lies die Augen über die vollen Kirchenbänke gleiten und blieb bei Mattie hängen, die Ephram ihre kleine Schwester abgenommen hatte. Sie hatte Susan sanft auf dem Arm und sah kurz zu Mac hoch. Als sich ihre Blicke trafen, lächelte Mattie ihr aufmunternd zu, und Mac musste mit Mühe die Tränen in ihren Augen bekämpfen. Ihre zwei kleinen Mädchen. Mattie war eine wundervolle große Schwester, und Susan hatte sie genauso wie ihre Eltern vom ersten Moment an um ihre kleinen Finger gewickelt.
"Bevor Finley und Kathryn den Schwur leisten, möchten sie durch ihre selbst geschriebenen Gelübde ihre Gefühle füreinander ausdrücken. Finley." bat der Pfarrer ihn, als keiner einen Einwand vorzubringen hatte. Fin und Kathryn drehten sich zueinander, sie gab den Brautstrauß an Mac weiter und verflocht dann ihre Finger mit denen von Fin und beide sahen sich tief in die Augen.
"Als ich dich das erste Mal sah, wusste ich sofort, das du etwas Besonderes bist." begann Fin mit zitternder Stimme.
"Deine wundervollen Augen haben mich von der ersten Sekunde an gefesselt. Und je mehr ich dich kennen lernte, desto mehr konnte ich mir eine Zukunft mit dir vorstellen, umso stärker war das Bedürfnis, mit dir zusammen zu sein. Du bist so viel für mich, so viel wie ich niemals für möglich gehalten hätte. Du bist meine beste Freundin, du bist meine Vertraute, du bist die Liebe meines Lebens, und vielleicht auch eines Tages die Mutter meiner Kinder. Du hast mich nie im Stich gelassen, egal wie schlecht es mir ging und wie schlecht ich dich behandelt habe, du hast immer zu mir gestanden. Als es mir schlecht ging, hast du mich wieder aufgebaut und mir die Kraft gegeben, weiter zu machen. Und dafür danke ich dir von ganzem Herzen. Ich danke dir für dein Vertrauen in mich und unsere Liebe, ich danke dir für deine Liebe mir gegenüber. Ich liebe dich." fuhr er sicherer fort.
"Kathryn." wandte sich der Pfarrer an die Braut.
"Du warst der erste Mann, der mich von Anfang an so akzeptiert hat, wie ich bin. Ich musste mich bei dir nie verstellen. Du warst immer so liebevoll, so sanft, nie hast du mich zu irgendetwas gedrängt. Ich habe mich immer gefragt, wie es möglich sein kann, dass man einen Menschen trifft, und man dann den Rest seines Lebens mit ihm verbringen will. Als du mich das erste Mal angesehen hast, wusste ich, dass ich die Person gefunden habe, mit der das für mich möglich ist. Du warst bereit, über all meine Fehler hinweg zu sehen, nie hast du von mir Perfektion erwartet, sondern nur, das ich ich selbst bin. Und dafür danke ich dir. Dafür, dass du bereit warst, meine Fehler zu übersehen, für all die Geduld, die du mit mir hattest, für all die Liebe, die du mir schenkst. Für all die Male, in denen du für mich da warst, ohne das ich dich darum gebeten habe. Für deine Art, mich auch ohne Wort zu verstehen. Ich danke dir dass ich ein Teil deines Lebens sein darf. Ich liebe dich." erklärte sie sanft. Tobey machte einen Schritt nach vorn und hielt das Kissen, auf dem die Ringe lagen, hoch. Kathryn nahm den für Fin und nahm sanft seine Hand.
"Sprich mir bitte nach. Ich, Kathryn Helene Hunter..." begann der Pfarrer.
"Ich, Kathryn Helene Hunter..."
"Nehme dich, Finley Joshua O'Hara zu meinem rechtmäßig angetrauten Ehemann."
"Nehme dich, Finley Joshua O'Hara zu meinem rechtmäßig angetrauten Ehemann."
"Ich werde dich lieben und achten, und dir treu sein in guten wie in schlechten Zeiten, bis das der Tod uns scheidet."
"Ich werde dich lieben und achten, und dir treu sein in guten wie in schlechten Zeiten, bis das der Tod uns scheidet."
"Dies gelobe ich feierlich."
"Dies gelobe ich feierlich." sprach Kathryn mit zitternder Stimme und lies den Ring sanft auf Fins Finger gleiten. Der nahm den Ring für Kathryn und ihre Hand.
"Sprich auch du mir bitte nach. Ich, Finley Joshua O'Hara..."
"Ich, Finley Joshua O'Hara..."
"Nehme dich, Kathryn Helene Hunter zu meiner rechtmäßig angetrauten Ehefrau."
"Nehme dich, Kathryn Helene Hunter zu meiner rechtmäßig angetrauten Ehefrau."
"Ich werde dich lieben und achten, und dir treu sein in guten wie in schlechten Zeiten, bis das der Tod uns scheidet."
"Ich werde dich lieben und achten, und dir treu sein in guten wie in schlechten Zeiten, bis das der Tod uns scheidet."
"Dies gelobe ich feierlich."
"Dies gelobe ich feierlich." sprach Fin mit einem sanften Lächeln auf den Lippen nach und lies den Ring auf Kathryns Finger gleiten.
"Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau. Was Gott in Liebe vereint hat, darf der Mensch nicht trennen." erklärte der Pfarrer.
"Du darfst die Braut jetzt küssen." sagte er dann mit einem Lächeln. Fin machte einen Schritt auf Kathryn zu und nahm ihr Gesicht sanft in seine Hände. Dann küsste er sie liebevoll und leidenschaftlich. Kathryns Hände wanderten automatisch zu seinem Haaransatz um ihn näher an sich zu ziehen.
In der Kirche brannte stürmischer Applaus los, und Kathryn und Fin trennten sich atemlos.
"Bereit, Mrs O'Hara?" fragte Fin seine Frau leise und hielt ihr den Arm hin. Kathryn hakte sich sofort bei ihm unter.
"Immer, solange du an meiner Seite bist." gab sie leise zurück. Draußen formten Harm, Jake, Matt, Vince und andere Offiziere einen Bogen.
"Offiziere zieht Säbel." kam es von Kathryns jüngerem Bruder, der ebenfalls im Corps war.
"Präsentiert Säbel. Die Klingen in den Wind." rief er.
"Wir präsentieren zum ersten Mal in der Öffentlichkeit Mr und Mrs Major Finley Joshua O'Hara." verkündete er feierlich. Kathryn und Fin gingen unter dem Bogen lang, und am Ende kam, was kommen musste. Kathryns Bruder lies seinen Säbel auf den Hintern seiner Schwester sausen.
"Semper Fi." grinste er.
Kathryn und Fin küssten sich liebevoll, dann ließen sie die Flut von Gratulationen auf sich einstürmen.
"Danke für Einladung." bedankte Mac sich und umarmte Kathryn.
"Hey, ohne euch hätten wir keine Trauzeugen gehabt." lächelte die.
"Nicht weinen, so schrecklich ist es doch wirklich nicht." versuchte Fin seine Cousine aufzumuntern, die sich die Tränen von der Wange wischte, und zog Mac in eine sanfte Umarmung.
"Nein, nur so süß." gab die zu und löste sich wieder von ihm.
"Apropos süß." sagte Kathryn und nickte in die Richtung, aus der Mattie mit Susan auf dem Arm kam. Mac nahm ihr das Baby sanft ab.
"Alles Gute." wünschte sie Kathryn und Fin.
"Danke Mattie." freute Fin sich.
"Auf euch wartet ein Fotograph, glaub ich. Wir sehen uns auf der Burg." sagte Harm und nahm seine drei Frauen mit.
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1245 Zulu
Burg Hartenstein
außerhalb von Ennis, Irland
Beim Essen wurde wild durcheinander geredet, bis Fin sich erhob und mit der Gabel gegen sein Glas schlug. Im ganzen Saal wurde es urplötzlich still.
"Danke. Ich werd euch auch nicht lange quälen." begann er und erntete einige Lacher.
"Erst einmal ein ganz großes Danke, das ihr alle heute hier seid. Das bedeutet uns viel. Und auch an alle, die heute nicht hier sein können. Ohne euch alle wären wir nicht die Menschen, die wir heute sind." fuhr er ernster fort. Kathryn drückte sanft seine Hand.
"Es ist erstaunlich, noch vor einem Jahr hätte ich das alles hier nicht für möglich gehalten. Aber es ist real." sagte Fin und machte eine kurze Pause.
"Heute ist der glücklichste Tag in meinem Leben. Alles, wovon ich je geträumt habe, ist wahr geworden. Auf die Liebe." sprach er seinen Toast.
"Auf die Liebe." stimmten alle im Raum mit ein.
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Damian Henry O'Hara wurde anderthalb Jahre nach der Hochzeit seiner Eltern Finley und Kathryn geboren. Kelley Samantha O'Hara erblickte vier Jahre nach ihrem Bruder das Licht der Welt.
Patricia Anne und Vivien Grace Illroy wurden drei Jahre nach ihrem Bruder geboren. Kate nahm ihre Arbeit bei JAG kurzzeitig wieder auf, nachdem Vince jedoch Chief Of Staff wurde, ließ sie sich in die inaktive Reserve versetzten.
Thomas Harmon Rabb erblickte zwei Jahre nach seiner Schwester das Licht der Welt. Mac lies sich in die inaktive Reserve versetzten, und Vince übernahm ihre Position als Chief of Staff. Harm wurde zum Judge Advocate General ernannt.
Mattie machte den Abschluss an der Militärakademie, wurde ein JAG und heiratete Steven. Ihre gemeinsame Tochter trägt den Namen Sarah Grace Larkin.
Pace und Lenka heirateten und bekamen Zwillinge, Bennett Dave und Eleanor Felicia O'Hara.
Galina und Patrick gaben sich zwei Jahre nach Fin und Kathryn das Ja-Wort, ihr gemeinsamer Sohn Jerome Isaac McDouglas wurde zehn Monate nach der Hochzeit geboren
Matt heiratete noch einmal, gemeinsam mit seiner neuen Frau Lisa bekam er eine Tochter, Rose Jennifer O'Hara.
Cara folgte ihrem Vater als Pilotin in die Navy, vier Jahre nach ihrem ersten Einsatz zusammen heiratete sie ihren RIO Jason Watson. Ihr gemeinsamer Sohn Christian Robert Watson wurde zwei Tage nach Sarah Grace geboren.
Tobey wurde ziviler Anwalt, er und seine Frau Tara bekamen eine Tochter, Zara Josephine O'Hara, und einen Sohn, Jackob Sean O'Hara.
Deanne MacKenzie meldete sich nur ein Mal bei Mac, kurz nach der Geburt von Thomas Harmon. Mac sah ein, das nichts die Vergangenheit ungeschehen machen konnte, und zog einen Schlussstrich unter ihre Beziehung zu Deanne. Die unternahm keinen Versuch, ihre Tochter umzustimmen.
Ephram vererbte Fairlea nach seinem Tod neun Jahre nach Kelley Samanthas Geburt zu gleichen Teilen an die Geschwister und Mac. Die bauten Fairlea und das Reittherapiezentrum in Iowa weiter aus.
Zu Weihnachten kehren alle jedes Jahr nach Irland zurück. An den Ort, an dem Zeit keine Bedeutung hat, und nur Liebe allein zählt.
THE END
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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