Zeit zu fühlen von MiniMac

#1 von elli , 22.11.2009 22:55

Titel: Zeit zu fühlen

Autor: MiniMac

E-Mail: jayjayx62@yahoo.de

Ratings: PG-13

Kategorie: H/M, Romance, Angst

Episoden: Anfang 9. Staffel

Inhalt: Was wäre wenn bei Harm und Mac zu beginn der 9. Staffel nicht wieder von heute auf morgen alles beim alten gewesen wäre.

Disclaimer: Alle Rechte an der Fernseh-Serie JAG und ihren Charakteren gehören Donald P. Bellisario, Belisarius Productions, CBS und Paramount

Anm1.: Das ist meine erste FF!!!!

Anm.2: Dank geht an Petra für betareading und die Ermunterungen immer weiter zu schreiben.


----------------------------------------------------------------------------------------------------------


2230 Z-Zeit (17.30 Uhr EST)
JAG-Hauptquartier,
Church Falls, Virginia

Lt. Colonel Sarah "Mac" MacKenzie saß in ihrem Büro und kaute gedankenverloren auf ihrem Bleistift herum. Statt an diesem Nachmittag noch länger über der Perkins Akte zu grübeln, hatte sie sich einem anderen Thema zugewandt. Es war nicht so, dass sie ihre Arbeit vernachlässigte, sondern viel mehr drängte sich diese Angelegenheit immer wieder von selbst in ihre Gedanken: Lt. Commander Harmon Raab jr. Harm. Er war nun schon einen Monat wieder bei JAG, doch Mac schien es so, als wäre er immer noch fort. Gut, sie arbeiteten zusammen und benahmen sich so, wie es von ihnen verlangt wurde. Doch es war das "aber" das Mac beschäftigte. Seit Paraguay ging Harm ihr aus dem Weg. Als er noch bei der CIA war, hatte er schon ihre Anrufe ignoriert. Mac hatte sich eingeredet, dass Harm sich irgendwann wieder einkriegen und sich wieder bei ihr melden würde. Sie war ein Marine und würde auch ohne ihn klar kommen. Doch irgendwann wurde ihr klar, dass sie sich damit nur selbst belog. Sie vermisste Harm. Sehr sogar. Als sie dann von Harms Rückkehr zu JAG erfahren hatte, war sie von Erleichterung und Glück erfüllt gewesen. Mac dachte an den Tag vor Harms Arbeitsantritt zurück. Damals hatte sie ein Gespräch mit dem Admiral gehabt.

Admiral:" Colonel, wie sie wissen wird morgen Commander Rabb wieder zu uns stoßen. Da er nun eine Zeitlang nicht als Anwalt tätig war, möchte ich ihm Gelegenheit geben, sich wieder einzuarbeiten. Ich halte es für das beste, wenn er dabei nicht von ihnen oder jemand anderem gestört wird!"

Mac verstand nicht, worauf er hinaus wollte:" Sir,.......?"

Admiral: " Was ich meine ist Colonel: Was die Arbeit des Commanders ist bleibt des Arbeit des Commanders!"

Mac:" Jawohl, Sir."

Der Admiral hatte ihr damals mehr oder weniger Befohlen sich von Harm fernzuhalten und sie hatte gehorcht. Nach ein paar Tagen hatte der Admiral sich jedoch eines besseren besonnen und Harm wieder seine Arbeit in gewohnter Weise erledigen lassen. Sie hatte seit dem versucht mit Harm auch einmal außerhalb des Büros zusammenzukommen, doch jedes mal hatte er eine Ausrede, warum er nicht mit ihr Mittagessen konnte oder keine Zeit für einen Drink nach der Arbeit hatte. Erst heute Mittag hatte sie wieder eine Abfuhr bekommen. Sie hatte ihn in der Mittagspause im Büro aufgesucht.

"Hey, bist Du beschäftigt?"

"Uhhh, ja. Was gibt es denn?"

"Nichts wichtiges. Ich wollte nur fragen, ob Du heute Abend Zeit hast. Wir könnten doch zusammen eine Pizza bestellen und schauen was im Fernsehen läuft." Mac hatte sehen können, wie Harm bei ihren Worten verkrampfte und es hatte ihr einen Stich versetzt.

"Tut mit leid, aber ich muss heute Abend noch den Harvy Fall für morgen vorbereiten. Das wird bestimmt einige Zeit in Anspruch nehmen. Vielleicht ein anderes mal." Mac hatte nur genickt und sein Büro verlassen. Sie wusste das "ein anderes mal" für Harm bedeutete, nur wenn es sich überhaupt nicht mehr vermeiden ließ.

Sie würde sich diesem Problem irgendwann stellen müssen. Es war ein schlechtes Zeichen, dass sie so häufig daran denken musst. Doch jetzt war der Zeitpunkt noch nicht gekommen. Sie beschloss für eine Weile in der Bibliothek zu arbeiteten. Die hohen Bücherregale würden ihre Schutz vor den Wirren ihre Gefühle gewähren.

Als Mac ihre Arbeit beendete war es schon dunkel geworden. In Harms Büro brannte kein Licht mehr und auch die anderen Büros waren dunkel. Erschöpft beschloss sie ihre Sachen zu holen und nach hause zu fahren. Auf dem Weg zum Fahrstuhl ging sie noch mal an P.O. Coates Schreibtisch vorbei, um ihr eine Nachricht zu hinterlassen. Als sie sich umdrehte, um nun endlich Feierabend zu machen, klingelte das Telefon. Seufzend nahm Mac den Hörer ab.

"Jag Headquarters, Colonel Mackenzi"

"Hi, ich bin Matty Grace. Kann ich bitte mit Harmon Rabb sprechen?" Mac war überrascht. Am anderen Ende befand sich offensichtlich ein Mädchen oder eine junge Frau und sie wollte Harm sprechen!

"Tut mir leid Miss Grace, Commander Rabb ist schon fort."

"Oh, gut!" Verblüfft stellte Mac fest, dass Matty Grace einfach aufgelegt hatte ohne sich zu verabschieden. Sie dachte scharf nach, ob Harm den Namen schon mal erwähnt hatte, doch sie konnte sich an keine Gelegenheit erinnern. Und dennoch war da etwas. Wer war Matty Grace?


***************************************************************************


1300 Z-Zeit (8.00 Uhr EST)
JAG-Hauptquartier,
Church Falls, Virginia

Als Mac am nächsten Morgen ins Büro kam war sie nicht viel ausgeruhter als am Abend zu vor. Sie hatte die ganze Nacht über Matty grübeln müssen.

<Wie kann ich mir nur soviel Gedanken machen. Matty hat vermutlich nur mit einem Fall zu tun an dem Harm arbeitet. Oder sie ist die Tochter eines Freundes von Harm. Oder vielleicht ist sie nur eine Angestellte bei einer Reinigung, die Bescheid geben wollt, dass Harm eine Uniform abholen kann. Warum, nur denke ich darüber nur nach?>

Mac wusste genau warum, wollte es sich aber nicht eingestehen. Sie dachte darüber nach, weil ihr Instinkt ihr sagte, dass es wichtig war. Es handelte sich um dieses Gefühl, dass sie nur bei Harm hatte. Das selbe Gefühl hatte ihr damals auch gesagt, wo das Suchteam nach Harm suchen musste, als dieser am Abend ihres Probeessen mit einer Tomacat ins Meer gestürzt war. Bisher hatte sie sich immer darauf verlassen können. Und nun sagte es ihr, dass sie unbedingt herausfinden musste, wer Matty Grace war.

Eine Gelegenheit sollte sich schon bald bieten. Mac war gerade dabei in der Küche Kaffee aufzusetzen als Jennifer Coates zu ihr stieß. "Ma'm, lassen sie mich das doch machen!" "Danke, Petty Officer, aber das schaffe ich schon allein."

"So war das nicht gemeint, Ma'm!"

"Schon gut, Jen. Meine sonstigen Fähigkeiten in der Küche sind nicht sehr überragend, also lassen sie mir dieses kleine Erfolgserlebnis."

"Natürlich, Ma'm." Mac lächelte die jüngere Frau an. Sie mochte Jennifer Coates sehr gerne. Jen war offen und ehrlich und ließ sich nicht unter kriegen.

"Ich habe ihnen die Akte, die sie wollten, raus gesucht Ma'm." <Richtig> Mac erinnerte sich an die Nachricht, von gestern.

"Vielen dank. Da fällt mir ein, gestern Abend kam ein Anruf von einer Matty Grace für Commander Rabb. Ist das jemand mit dem der Commander in einem Fall zu tun hat?"

"Nein Ma'm, nicht das ich wüsste. Aber sie hat in letzter Zeit öfter für den Commander angerufen." In diesem Moment trat Harm zu ihnen. Scheinbar hatte er nicht gehört, worüber sie gesprochen hatten.

"Guten Morgen. Colonel, Petty Ofiicer."

"Guten Morgen Commander! Ma'm vielen Dank das sie das Kaffeekochen übernommen haben." Jen war das angespannte Verhältnis zischen Harm und Mac in der letzen Zeit nicht entgangen und sie hielt es für das beste die beiden allein zu lassen.

"Sooo, du hast also heute Kaffee gekocht. Dann werde ich mich wohl lieber für Tee entschieden."

"Nur zu. Mach doch was du willst!" Mac nahm ihre Tasse und ging. Auf halben Weg zu ihrem Büro überlegte sie es sich noch einmal. Sie hatte Harm ohne Grund angeblafft. Das war nicht, wie sich ein guter Marin verhielt. Sie kehrte noch einmal um. Gerade wollte sie die Küche betreten, als sie Harm und Sturgis miteinander reden hörte.

"Hey Sturg, hast du Lust heute Abend ein paar Körbe zu werfen?"

"Aber sicher. Bereite dich auf eine Niederlage vor."

"Ha. In deinen Träumen vielleicht! Verlierer spendiert ein Bier!"

Mac konnte sich gerade noch hinter einem Regal verstecken, bevor die beiden Männer mit ihren Tassen aus der Küche traten.

<So ist das also Harmon Rabb; für Sturgis hast Du Zeit, für mich aber nicht>

Für den Rest des Tages arbeitete Mac mit Bud am Perkins Fall. Petty Officer James Perkins hatte Uniformen Entwendet und sie über ebay verkauft. Es galt zu klären, ob die Sache als Diebstahl oder als Unterschlagung behandelt werden sollte.

"Okay Bud, ich denke für heute reicht's. Sie wollen doch bestimmt zu Jimmy und AJ"

"Wie sie meinen, Ma'm. Sie müssen uns unbedingt mal besuchen kommen. Jimmy ist schon wieder so groß geworden. Wissen sie, klein AJ ist so wundervoll mit Jimmy, Sie müssten ihn einmal sehen, wenn er ihm von seinem Tag in der Vorschule erzählt. Jimmy ist immer ganz aufgeregt, wenn AJ nach hause kommt..."

Mac lächelte. Sie liebte AJ und Jimmy über alles. Und doch wurde sie durch Buds Erzählung nur einmal mehr daran erinnert, was sie nicht hatte und was sie sich so sehr wünschte.

"Bud, wer ist Matty Grace?"

"Oh, Matty. Sie ist auch wundervoll. Ist es nicht fabelhaft, dass der Commander nun auch eine Familie hat? Er kümmert sich immer so nett um AJ, da ist es doch herrlich, dass er nun eine eigene Tochter hat. Natürlich ist sie nicht seine richtige Tochter, aber....."

Erst jetzt bemerkte Bud den fassungslosen Blick, den Mac ihm zuwarf. Ihm war sofort klar, dass er sich verplappert hatte.

"Sie wussten es nicht, Ma'm?"

Mac antwortete nicht. Bud packte schnell seine Sachen zusammen

"Ich muss jetzt wirklich gehen. Tut mit leid, Ma'm ich konnte ja nicht ahnen, dass..... Ich.....Auf Widersehen Ma'm."

Mac war wie versteinert. Harm sollte eine Tochter haben? Sie wusste nicht, was sie mehr schockierte, dass Harm eine Tochter haben sollte oder das er es ihr nicht erzählt hatte.

<Harm, was ist nur los? Vertraust Du mir den gar nicht mehr? Nach allem, was wir zusammen erlebt haben?>

Mac empfand tiefe Traurigkeit und Bitterkeit. So sah es also aus. Sie war keine Teil mehr vom Leben des großen Harmen Rabb jr! Doch so leicht wollte sie es ihm nicht machen. Dazu mochte sie ihn zu sehr. Brauchte sie ihn zu sehr. Liebte ihn zu sehr.

Mac packte ihre Sachen und verließ das Jag Büro. Sie wusste nun, was sie zu tun hatte.


***************************************************************************

Nördlich der Union-Station,
Washington D.C

Es war bereits nach 23 Uhr als Harm aus dem Fahrstuhl vor seinem Appartement trat. Er und Sturgis hatten nach der Arbeit zusammen ein paar Runden Basketball gespielt und anschließend noch ein Bier getrunken. Mit seinem Aktenkoffer und seiner Mütze in der einen Hand und einer Tasche mit seinem Sportzeug in der anderen war er schwer bepackt. Er war so sehr damit beschäftigt nichts zu verlieren, dass er die Überraschung, die vor seiner Wohnung auf ihn wartete, erst bemerkte, als er direkt davor stand. Dabei entglitt ihm seine Mütze.

"Bist du immer so schreckhaft?" begrüßte ihn Mac während sie vom Boden aufstand und dabei Harms Mütze aufhob.

"Nein, normaler weise nicht. Das kommt nur vor, wenn mir spät Abends jemand vor meiner Wohnung auflauert. Was tust du hier um diese Zeit?" Harm schloss die Wohnungstür auf und sie traten ein. Mac beschloss erst mal eine abstrakte Antwort zugeben, da sie fürchtete, Harm würde sie bei der ganzen Wahrheit sofort wieder rausschmeißen.

"Ich dachte, ich passe dich ab, wenn du nach hause kommst."

"Seit wann wartest du denn schon?"

"Fünf Stunden und 13 Minuten. Ich bin direkt nach der Arbeit hergekommen. Das heißt nicht ganz direkt. Erst habe ich noch einen Stop bei Beltway Burgers eingelegt." Harm warf ihr einen Blick zu, der ohne Zweifel erkennen ließ, dass er an ihren Geisteszustand zweifelte. Ob er sich dabei auf die Tatsache, dass sie fünf Stunden gewartet hatte oder darauf, dass sie bei Beltway Burgers ihr Abendessen eingenommen hatte bezog, konnte Mac nicht genau sagen.

"Okay Mac, was ist los?" Die Frage kam nicht unerwartet. Und obwohl Mac genau gewusst hatte, dass Harm sie ihr stellen würde, hatte sie nun ein flaues Gefühl im Magen. Um Harm nichts von ihrer Unsicherheit merken zu lassen drehte sie sich von ihm weg und schaute zum Fenster hinaus. " Wir müssen uns unterhalten Harm"

Als sie dies sagte, war Harm dabei gewesen seine Uniformjacke auszuziehen und über eine Stuhllehen zu hängen. Ihm war sofort klar, was Mac meinte. Er schaute sich einen Moment in der Wohnung um, als suchte er irgendetwas hinter dem er sich verstecken könnte. Schließlich fasste er sich.

"Es ist schon spät und wir müssen beide morgen früh raus. Vielleicht wäre eine anderer Zeitpunkt besser geeignet....." Mac drehte sich um. Sie hatte sich vorgenommen ruhig zu bleiben, aber der Frust der letzten Tage siegte.

"Meinst du wirklich, ich habe die ganze Zeit da draußen auf dem Fußboden gehockt um nun einfach so wieder zu gehen. Tut mir leid, da spiel ich nicht mit. Ich will dir mal erklären, warum ich solange gewartet habe: Ich habe versucht mit dir im Büro zu reden, doch du hörst mir nie zu. Ich habe versucht mit dir außerhalb des Büro zu reden, aber du hast immer einen anderen Grund mir aus dem Weg zu gehen. Als ich dann heute hörte, dass Du ohne weiteres Zeit hast mit Sturgis Basketball zu spielen, ist mir klar geworden, dass es für mich keine andere Möglichkeit gibt mit dir zu reden, als dich unvorbereitet zu überfallen."

Harm hörte sich an, was Mac zu sagen hatte. Sicher, sie hatte recht damit, dass er ihr aus dem Weg gegangen war. Aber hatte er nach Paraguay nicht das Recht dazu? Beim Gedanken daran kamen die ganzen Gefühle, die er damit verband, wieder hoch. Mit gepresster Stimme brachte er hervor: " Also gut. Unterhalten wir uns. Worüber möchtest Du reden?"

Mac kostete es große Mühe ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen. Um sich zu beruhigen setzte sie sich auf die Coach, wohin ihr Harm folgte. "Wie wäre es zu Anfang damit, dass Du mir von Matty Grace erzählst. Ihr sollt euch sehr nahe sein."

"Woher weißt Du von Matty? Spionierst Du mir etwa nach?" Mac konnte nicht fassen, was sie da hörte. Sie konnte nicht anders als aufzuspringen.

"Was bildest du dir eigentlich ein. Wer glaubst du, das du bist."

"Nun, Du hast doch so gute Kontakte zu entsprechenden Quellen. Und ich habe Dir schließlich nicht von Matty erzählt." Mac sah ihn an.

"Daum geht es also. Paraguay. Meine Mission mit Webb."

"Jetzt wo Du es erwähnst, wie geht es Clay? Er freut sich bestimmt diebisch, dass ich dank ihm gleich zwei Jobs verloren habe!"

Mac war sprachlos. Sie lief im Zimmer hin und her und suchte etwas, dass sie an Harms stelle zerquetschen konnte. Schließlich musste sie ihrer Wut freien lauf lassen.

"Du bist so ein Arschloch! Matty Grace hat gestern bei JAG angerufen. Da alle anderen schon fort waren, bin ich ans Telefon gegangen. Wenn du nicht so verdammt egoistisch und selbstverliebt wärst, wäre dir vielleicht aufgefallen, dass du nicht das Zentrum des Universums bist!" Harm stand nun ebenfalls auf.

"Bist Du gekommen um mir das zu sagen? Hast du nicht schon genug in Paraguay gesagt? Oh nein, ich vergaß. Sarah MacKenzie, ist immer sehr gründlich. Es reicht dir nicht, auf meinen Gefühlen herumzutrampeln und mein Leben zu zerstören. Jetzt kommst Du auch noch her, um mich zu beleidigen. Nun sage mir, wer von uns beiden egoistisch ist." Entsetzt starrte Mac ihn an. Was zum Teufel war hier eigentlich los ? Harm hatte sie noch nie vorher angeschrieen. Sie konnte nur noch flüstern "Wieso habe ich dein Leben zerstört?"

"Paraguay Mac. Denk scharf nach. Ich habe dir das Leben gerettet. Auch wenn du dies nicht war haben willst. Die CIA hätte sicherlich nichts unternommen. Sie wären froh gewesen Webb endlich los zu sein. Ich habe die Navy und die Fliegerei für dich aufgegeben. Das bereue ich nicht. Was ich dir vorwerfe ist, dass du meinen Glauben an die Freundschaft zerstört hast. Wenn nicht einmal meine beste Freundin dankbar ist, dass ich sie vor dem Tod gerettet habe, was ist Freundschaft dann noch wert? Das Verhalten des Admirals hat dies dann nur noch bestätigt."

Bevor er weiter sprach trat Harm ans Fenster und starrte in die Dunkelheit. "Wäre es nicht um die unglaublichen Geduld von Bud, Harriet und Sturgis und Menschen wie Beth und Catherine, die bereit sind auch mal hinter die Fassade zu schauen, hätte ich das Bewusstsein für Vertrauen und Zuneigung wohl vollkommen verloren."

"Hast Du darum meine Anrufe ignoriert?"

"Ich hatte nicht das Gefühl, dass es noch etwas geben könnte, was du mir noch zu sagen hättest."

Mac stand auf und öffnete die Wohnungstür .Leise murmelte sie:" Ich hätte danke gesagt."

Damit schloss sie die Tür hinter sich und rannte nach draußen. Dort setzte sie sich vor den Eingang und weinte. Sie hatte ihre Tränen nicht mehr länger zurück halten können. <Oh Harm wie konnte es nur soweit mit uns kommen? Wie soll es nur mit uns weiter gehen?>

Schließlich setzte sich Mac in ihre Corvette und fuhr nach hause. Harms Worte schmerzten immer noch als sie ihre Wohnung betrat. Ihr Blick viel auf ihren Laptop und in diesem Moment kam ein Schimmer von Klarheit in ihre Gedanken.

In seiner Wohnung lag Harm auf dem Bett und stellte sich genau die selben Fragen wie Mac.

<Warum nur? Warum können wir nicht miteinander auskommen? Ich brauche Dich so sehr, dass es weh tut. Ich kann keine Nacht schlafen ohne nicht von dir zu träumen. Warum nur mussten wir alles kaputt machen.?> Harm starrte an die Decke während ihm die Tränen über die Wangen liefen. Schließlich setzte er sich an seinen Computer und fing an zu schreiben.


***********************************************************************


1332 Z-Zeit (8.32 Uhr EST)
JAG-Hauptquartier,
Church Falls, Virginia

Admiral Cheddwigen hatte ausgesprochen schlechte Laune als er an diesem Morgen das Jag Büro betrat. Seine Kaffeemaschine war defekt gewesen, so dass er auf seinen Morgenkaffee hatte verzichten müssen. Auf dem Weg ins Büro hatte er 20 Minuten im Stau gestanden und zu allem Überfluss regnete es auch noch in Strömen. Während er durch den Bullpen in Richtung seines Büro schritt merkte er, dass irgendetwas in der Luft lag. Er verfügte über die Instinkte eines Seals und konnte Gefahr auf 20 Km Entfernung wittern. Und nun spürte er, dass sich Ärger anbahnte. Er hielt einen Moment inne, um sich umzublicken. Es war jedoch nichts weiter als das gewohnte hin und her seiner Untergebenen zu sehen.

"Guten Morgen, Admiral. Ich habe ihnen ein paar Unterlagen auf den Schreibtisch gelegt, die sie unterzeichen müssen. Außerdem haben Commander Raab und Colonel Mackenzie dies für sie abgegeben." Coates war an diesen Morgen fröhlich wie immer.

"Danke, Petty Officer." Der Admiral nahm die zwei Aktenmappen, die ihm Coates hinhielt und ging in sein Büro.

Dort setzte er sich an seinen Schreibtisch und schlug die erste Mappe auf. Nach nur wenigen Sekunden ließ er sie jedoch wieder Fallen und griff zu der zweiten Mappe. Doch auch diese sah er sich nur kurz an und ließ sie dann wieder ungläubig auf den Tisch fallen. Er sprang auf, durchquerte den Raum und riss die Tür auf. Im Bullpen blieb er schließlich stehen. "RABB, MACKENZIE! IN MEIN BÜRO! SOFORT!" Alle zuckten bei seiner Stimme zusammen und sahen sich um, um zu sehen, was los war, doch der Admiral war bereits wieder in sein Büro zurückgekehrt. Harm war gerade dabei gewesen ein paar Kopien anzufertigen. Er ließ alles stehen und liegen und schritt auf das Büro des Admirals zu. Dort traf er auf Mac und sie tauschten einen von Ungewissheit und Betroffenheit gezeichneten Blick aus. Zusammen traten sie schließlich ein.

Noch bevor einer von ihnen etwas sagen konnte brüllte der Admiral: "Schließen sie die Tür!"

Harm folgte dem Befehl und stellte sich dann neben Mac. " Commander Rabb und Colonel Mackenzei melden sich zur Stelle, Sir."

Der Admiral stand mit rotem Kopf hinter seinem Schreibtisch.

"Können sie mir erklären, was zum Teufel hier los ist? Warum habe ich heute morgen Versetzungsgesuche meiner beiden höchsten Offiziere auf meinem Tisch liegen?" Mac und Harm sahen sich entsetzt an. Es konnte doch nicht möglich sein, dass sie beide gestern Abend den selben Gedanken gehabt hatten?

"Colonel, können sie mir einen guten Grund nennen, warum ich meinen Chief of Staff so mir nichts dir nichts gehen lassen soll? Und Commander: Sie sind gerade erst wieder zu uns gestoßen. Man sollte meinen, dass sie mit ihrem Job zufrieden sind, nachdem sei ihn erneut angenommen haben! Also: Schießen sie los! Klären sie mich auf! Was ist hier auf einmal so unerträglich, dass sie Jag Headquarters unbedingt verlassen müssen. Colonel, Commander?" Mac starrte steif vor sich hin, um AJ nicht ansehen zu müssen. Sie hatte letzte Nacht ihr Versetzungsgesuch geschrieben, weil sie nach dem Vorfall mit Harm keine Möglichkeit mehr gesehen hatte, noch länger mit ihm zusammenarbeiten zu können. Auch Harm bewegten ähnliche Gedanken. Er hatte sein Versetzungsgesuch eingereicht, da ihm klar geworden war, dass solange Mac jeden Tag in seiner Nähe war er nie über seine Gefühle für sie hinwegkommen würde. Beide standen nun angespannt im Zimmer des Admirals und schwiegen. Keiner wollte sagen, was sie beide wussten. Ihre Entscheidung, Jag HQ verlassen zu wollen, hatte nichts mit beruflichen Gründen zu tun und alles andere wäre eine Lüge gewesen, von der sie sicher waren, dass sie der Admiral sofort durchschaut hätte.

AJ sah seine Offiziere an. Keiner von ihnen schien bereit zu sein eine Antwort zu geben.

"Ich verstehe. Da sie eine Aufklärung verweigern, werde ich ihnen sagen, was ich glaube, was der Grund ist. Da sie bis beide bis heute keine Anzeichen von Unzufriedenheit mit ihrer Arbeit gezeigt haben, scheint der Grund persönlicher Natur zu sein. Und da sie beide ihre Versetzung eingereicht haben, scheint es sich dabei um eine Angelegenheit zwischen ihnen beiden zu handeln." AJ konnte in dem unmerklichen Zusammenzucken von Harm und Mac erkennen dass er richtig lag. Er drehte sich um und schaute aus dem Fenster. Er wusste nun, was hier los war. Die Frage war nun, was sollte er dagegen tun?

Ein Gespräch mit Meredith fiel ihm ein. Es war dabei um Harm und Mac gegangen. Und darum, dass sie die perfekten Kandidaten für eine Paartherapie wären. Er wandte sich wieder Harm und Mac zu.

"Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass ich sie gehen lasse. Sie sind beide zu gut, als dass ich es mir leisten könnte einen von ihnen zu verlieren. Es besteht jedoch das Problem, dass sie im Moment scheinbar nicht miteinander arbeiten wollen. Ich werde es jedoch nicht zulassen, dass dieses Büro unter ihren privaten Querelen zu leiden hat. Darum werden sie beiden einen Therapeuten aufsuchen. Einen Spezialisten. Für Paartherapie."

"Wie bitte!?!" entfuhrt es Harm. Die Fassungslosigkeit auf seinem Gesicht spiegelte die Ungläubigkeit in Macs Zügen wieder.

"Commander, wir alle drei wissen, dass die Spannungen zwischen ihnen und dem Colonel nicht erst seit gestern existieren. Was die genaue Ursache ist, interessiert mich nicht. Mich interessiert es jedoch, wenn ihre Gefühle ihre Arbeit negativ beeinflussen. Und darum werden sie diese Therapie machen." Mit diesen Worten setzte er sich hin und griff nach seiner Brille.

"Coates wird ihnen die Einzelheiten später mitteilen. Wegtreten." Damit fing er an einen Stapel Papier durchzublättern.

"Aye, Aye ,Sir!" antworteten Harm und Mac bevor sie das Büro verließen.

Sobald sie draußen waren griff AJ zum Telefon und wählte die Nummer des Bethesda Krankenhauses.


***************************************************************************


Praxis Dr. Emma Stuart
Georgetown
Washington D.C.

"Dr. Stuart. Guten Tag."

"Hi, mein Name ist Admiral AJ Cheddwigen. Ich leite das Navy Judge Advocat General Büro. Ich habe ihre Nummer vom Leiter der Psychologischen Abteilung des Bethesda Krankenhauses, Dr. Jeremy Bentham. Er hat sie mir empfohlen."

"Ah, Jeremy! Wir haben zusammen Studiert. Was kann ich für sie tun, Admiral?"

"Es geht um zwei meiner Offizier. Sie haben ein ............sehr spezielles Verhältnis, was bisher keine Probleme darstellte. Nun ist dies jedoch zu einem Problem geworden und ich würde sie gerne so schnell wie möglich zu ihnen schicken. Sie sollen auf derartige Fälle spezialisiert sein."

"Ich helfe überwiegend Ehepaaren, die sich auseinander gelebt haben und Paaren mit Beziehungsproblemen. Sind ihre Offiziere ein Paar oder Verheiratet?"

"Negativ. Das heißt, mir ist nichts dergleichen bekannt. Aber am besten reden sie selbst mit ihnen."

"Gut. Ich kann ihnen unter diesen Voraussetzungen nichts versprechen, aber ich werde tun was ich kann. Schicken sie die beiden heute Nachmittag um 16 Uhr vorbei"

"Danke Doktor. Noch etwas. Ich versteh, das sie an ihre ärztliche Schweigepflicht gebunden sind, aber wenn sie eine Möglichkeit sehen, mir, sagen wir eine Empfehlung zu geben, wie ich die Situation positiv beeinflussen könnte, wäre ich ihnen sehr verbunden.

"Ich werde sie anrufen, sobald ich mit den beiden gesprochen habe."


***************************************************************************


Praxis Dr. Emma Stuart
Georgetown
Washington D.C.

Harm schaute noch einmal auf die Uhr bevor er das drei stockige Gebäude in Georgetown betrat. <Sieben Minuten zu spät> Könnte schlimmer sein dacht er, und stieg die Treppe zum ersten Stock hinauf und betrat dort die Praxis von Dr. Stuart. Das Empfangszimmer war in hellen Farben gehalten. Die Wände waren Weiß gestrichen und wurden durch ein paar Bilder impressionistischer Künstler aufgelockert. Auf der einen Seite standen zwei Korbsessel und eine Yukkapalme. Mac saß in einem der Sessel und Blätterte in einem Magazin. Bei seinem reinkommen hatte sie kurz aufgeschaut, aber dann den Blick sofort wieder ihrer Zeitschrift zugewandt. <Natürlich, Mac würde niemals zu spät kommen.>

Im gegenüber stand ein weißer Schreibtisch, an dem eine junge Frau mit kurzen, hellbraunen Haaren gesessen hatte und die nun auf ihn zukam.

"Sie müssen Mr. Raab sein. Ms. MacKenzie sagte uns bereits, dass sie etwas später kommen würden. Ich werde Dr. Stuart bescheid geben, das sie nun beide hier sind." Damit verschwand sie hinter einer Tür rechts von ihm. Harm war sich nicht sicher, was er von der Bemerkung halten sollte. Hatte Mac ihn anschwärzen wollen oder kannte sie ihn nur so gut, dass sie wusste, dass er meistens zu spät kam? Harm wollte jetzt nicht darüber nachdenken. Statt dessen sah er sich im Zimmer um. Es gab noch eine Tür zu seiner rechten und zwei Türen zu seiner linken. Vermutlich Küche und Bad. Aus der Tür zu seiner Rechten kam nun die junge Frau zurück.

"Sie können nun hineingehen!"

Mac ließ von der Zeitschrift ab und zusammen mit Harm betrat sie das Büro von Dr. Stuart.

Dr. Stuart war in Macs Alter, jedoch war sie etwas größer als Mac . Sie hatte schulterlanges, schwarzes Haar und intelligente blaue Augen. Sie trug einen dunkelblauen Hosenanzug und eine weiße Bluse.

"Entschuldigen sie, dass sie warten mussten. Aber ich habe noch mit meinem Mann telefoniert. Er ist mit unseren 2 jährigen Jungs allein zuhause und konnte das Toy Story Video nicht finden." Mac fand die andere Frau sofort sympathisch.

"Sie haben Zwillinge?"

"Ohhh ja! Und sie lieben Buzz und Woody über alles! Aber nun möchte ich mich erst einmal vorstellen. Ich bin Dr. Emma Stuart" Sie streckte erst Mac und dann Harm die Hand hin.

"Sarah MacKenzie. Nennen sie mich Mac."

"Harmon Rabb jr. Harm." Harm lächelte sie an und Mac entging nicht wie ihn Emma musterte. Sie kannte dieses Spiel. Harm schien diese Wirkung auf alle Frauen zu haben, denen er begegnete.

"Bitte setzten sie sich doch!"

Dr. Stuart deutete auf eine hellgraue Sitzgruppe. Das Büro war wie das Vorzimmer in hellen Farben gehalten. In einer Ecke Stand ein vollbeladener Schreibtisch und an den Wänden standen Bücherregale. Die Sitzgruppe befand sich unter zwei großen Fenstern, die den Blick auf die durchnässte Straße freigaben. Der Regen hatte seit dem Morgen nicht nachgelassen und Straße und Bäume standen unter Wasser.

Dr. Stuart wartete bis sich Harm und Mac gesetzt hatten. Sie hatte ihnen bewusst die Wahl der Plätze überlassen, da dies immer ein erstes Zeichen für die Beziehung ihrer Patienten war. Behutsam stelle sie nun fest, dass sich Harm und Mac so weit wie nur möglich auseinandergesetzt hatten. Es gab zwei Sessel und eine Couch zwischen denen eine Glastisch stand. Harm hatte sich auf einen Sessel gesetzt und Mac hatte den Gegenüberliegenden Platz auf der Couch gewählt.

Dr. Stuart holte sich einen Ordner und ein paar Stifte und setzte sich in den anderen Sessel.

"Ich lasse meine Patienten zu Anfang immer erst einen Fragebogen ausfüllen, um ein erstes Bild zu gewinnen, wo die Probleme des Paares liegen. Es gibt ihnen die Möglichkeit sich bewusst mit der Situation auseinander zusetzten und ich bekomme so einen Überblick, woran wir zu arbeiten haben." Sie reichte Harm und Mac jeweils ein Blatt und einen Stift.

"Nehmen sie sich ruhig Zeit für die Beantwortung. Denken sie nach und geben sie ehrliche Antworten. Ich werde in der zwischen Zeit sehen, dass Demi uns etwas Kaffee bringt." Damit stand sie auf und verließ das Zimmer.


Praxis Dr. Emma Stuart
Georgetown
Washington D.C.

Harm starte auf das Blatt in seinen Händen. Er konnte nicht glauben, dass er wirklich hier war.

<Was zum Henker tue ich hier? Eine Therapie mit Mac- wegen Beziehungsproblemen?!? Das kann doch alles nur ein Traum sein. Der Admiral ist wohl nicht mehr ganz bei Sinnen uns hier her zu schicken! Das ist reine Zeitverschwendung.>

Harm war schon im Begriff aufzustehen, als sein Blick auf Mac fiel. Sie saß über ihren Fragebogen gebeugt und war emsig am schreiben.

<Mac scheint das ganze wirklich ernst zunehmen. Gut wir haben Probleme. Aber eine Therapie?>

Mac hielt einen Moment im schreiben inne und als sie aufschaute trafen sich ihre Blicke. Harm wurde von einer Welle von Gefühlen erfasst. Er konnte einfach nicht in diese tiefen braunen Augen sehen und nicht von Liebe durchflutet werden.

Vielleicht war dies tatsächlich eine letzte Chance für sie beide. Harm beschloss es drauf ankommen zu lassen und begann den Fragebogen auszufüllen.

Mac fing wieder an zu schreiben. Der Anfang war leicht gewesen. Name, Beruf, Alter, Partner. Schon die erste Frage zeigt ihr jedoch, das Dinge die sie und Harm betrafen niemals leicht waren. Art der Beziehung? Wie sollte sie das beantworten? Kollegen? Das wäre eine Untertreibung? Freunde? Waren sie und Harm noch Freunde? Liebende? Konnte sie ihre Gefühle füreinander so ausdrücken? Waren sie im Moment nicht viel mehr Fremde? Als sie aufgeschaut hatte und gesehen hatte, wie Harm sie angesehen hatte, war ihr klar geworden, dass für ihre und Harms Beziehung erst noch eine Beschreibung erfunden werden musst. Darum entschloss sie sich dazu, alle Begriffe, die ihr eingefallen waren, hinzuschreiben.

Emma kam zurück ins Büro. Mit einem aufmunternden Lächeln setzte sie sich wieder zu ihnen. Aufmerksam betrachtete sie, wie Harm und Mac in ihre Aufgabe vertieft waren. Ihr viel auf, dass Harm mehrmals ansetzte zu schreiben und es sich im letzten Augeblick doch anders überlegte. Mac hingegen schien genau zu wissen, was sie schreiben wollte. Emma war davon nicht überrascht. Frauen viel es generell leichter sich mit ihren Gefühlen auseinander zusetzten. Männer wurden erzogen, ihre Gefühle nicht zu zeigen und sie stattdessen zu unterdrücken.

Nach weiteren 20 Minuten waren beide Fragebögen ausgefüllt und Dr. Stuart begann sich die Antworten anzusehen. Am meisten interessierte sie die Frage, mit welcher Art von Beziehung sie es hier zu tun hatte. Die Angaben des Admirals waren sehr wage gewesen und als sie nun die Antworten von Harm und Mac lass, wusste sie auch warum. Mac hatte versucht eine Definition über mehrere Begriffe zu geben Kollegen, Freunde, Liebende, Fremde. Harm hatte hingegen versucht eine Abstrakte Beschreibung zu finden Vom Schicksal zusammengeführte Verbindung, die weder ein Miteinander noch ein Ohneeinander zu lässt. Nun, das war doch mal etwas anderes, dachte Emma. Als sie weiter las, wurde das Bild nur noch komplexer. Die zweite Frage war: Welche Gefühle empfinden sie für ihren Partner? Harm hatte geschrieben: Wut, Hass, Sehnsucht, Hilflosigkeit, Respekt, Angst, Zärtlichkeit. Macs Antwort war ähnlich ausgefallen: Zuneigung, Ablehnung, Verbitterung, Liebe, Vertauen, Misstrauen, Hilflosigkeit, Geborgenheit.

Harm und Mac warteten darauf, dass Dr. Stuart etwas zu ihren Antworten sagen würde. Mac zupfte nervös an ihrer Uniform herum, während Harm an seinem Kaffe nippte, den ihnen die Sekretärin zwischenzeitlich gebracht hatte. Schließlich richtete sich Emma auf.

"Ich muss sagen, so eine Beziehung wie sie sie teilen, ist mir bisher noch nicht untergekommen. Und das meine ich positiv. Von dem was ich bisher gelesen haben, würde ich sagen, dass es bei ihnen um eine Beziehung geht, die durch bloße Beschreibung mit Worten niemals vollkommen erfasst werden könnte." Harm und Mac rutschten bei ihren Worten nervös auf ihren Sitzen umher. Mac starrte angespannt auf den Fußboden und Harm hatte wieder zu seiner Tasse gegriffen.

"Was mir aufgefallen ist, dass sie beide zwei Fragen nicht beantwortet haben: Zum einen die Frage, was sie glauben, dass ihr Partner für sie empfindet und zum anderen die Frage, was für eine Beziehung sie sich für sich und ihren Partner wünschen." Emma sah erst Mac und dann Harm an.

"Ich muss mir erst alle Antworten in Ruhe durchlesen, um mir ein genaues Bild machen zu können. Ich halte es für aber für entscheidend, dass sie beide versuchen eine Antwort auf diese beiden Fragen zu finden. Versuchen sie für sich herauszufinden, was das Ziel ihrer Bemühungen hier sein soll. Dann können wir gemeinsam darauf hinarbeiten. Vielleicht wäre es ihnen dabei hilfreich etwas Abstand von einander zu haben. Ich werde darüber mit Admiral Cheddwigen reden." Emma stand auf und ging von Harm und Mac gefolgt Richtung Tür.

"Noch etwas. Bei dem, was ich bisher gesehen habe, weiß ich, dass keiner von ihnen bereit ist aufzugeben. Also nehmen sie sich die Zeit in sich zu gehen und zu hören was ihr Herz fühlt. Bis jetzt konnte ich noch jedem Paar, das zu mir gekommen ist, helfen wieder zueinander zu finden. Ich sehe nicht, warum es bei ihnen nicht auch so sein sollte."

Harm und Mac verließen die Praxis. Vor dem Eingang blieb Harm noch einmal stehen. Er überlegte, ob er Mac zum essen einladen sollte, um über das eben gesagte zusprechen, aber entschied sich dagegen.

Beide Gingen nachdenklich in Richtung ihrer Autos davon.


*************************************************************************


JAG-Hauptquartier,
Church Falls, Virginia

Petty Officer Jennifer Coates war voller Neugier, als sie sich an ihrem Schreibtisch setzte. Der Admiral hatte Harm und Mac zu sich rufen lassen und nun hätte sie zu gern gewusst, was da in seinem Büro vor sich ging. Erst sein Wutausbruch gestern und nun waren der Commander und der Colonel wieder bei ihm. Ob das wohl etwas mit dieser Ärztin zu tun hatte, deren Adresse sie gestern an die beiden Offiziere weiter gegeben hatte? Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als das Telefon klingelte.

Im Büro des Admiral warteten Harm und Mac derweil darauf, was dieser ihnen zu sagen hatte.

"Ich habe heute Morgen mit Dr. Stewart telefoniert. Was auch immer sie gestern getan haben, hat sie sehr beeindruckt. Sie ist der Meinung, dass ich mich noch nicht nach Ersatz für sie beide umsehen muss. Jedoch gibt es dabei eine Bedingung: Dr. Stewart hat mich darauf hingewiesen, dass es ihnen beiden gut tun würde für einige Zeit etwa Abstand von einander zubekommen. Ich bin bereit mich darauf einzulassen, da sie mich überzeugen konnte, dass dies das beste für Jag sei."

AJ wandte sich Mac zu.

"Colonel, wann war ihr letzter Urlaub?" Mac war von dieser Frage überrascht.

"Ich glaube, dass ist schon eine Weile her, Sir." AJ nickte zustimmend. Er hatte diese Antwort erwartet.

"Dachte ich mir. Nun, sie bekommen Gelegenheit dies zu ändern. Die nächsten zwei Wochen stehen ihnen zur freien Verfügung." Mac war bestürzt. An diese Möglichkeit hatte sie nicht gedacht, als Dr. Stewart davon gesprochen hatte, dass sie und Harm etwas Abstand von einander nehmen sollten.

"Sie beurlauben mich, Sir !?!"

"Sehen sie Colonel, dies ist keine Bestrafung sondern eine Angebot an sie. Nutzen sie die Chance, um die Ereignisse der letzten Zeit zu verarbeiten. Coammnder Rabb wird in ihrer Abwesenheit ihre Fälle übernehmen. Und Commander, bevor sie nun irgendwelche Einwände vortragen.; Ihnen ist sicherlich klar, das dies auch in ihrem Interesse liegt. Sie können zur Zeit nicht zusammenarbeiten und ich kann nicht auf sie beide verzichten."

Harm hatte überhaupt nicht vorgehabt zu Protestieren. Es ging hier bei um zu viel, als dass er ein falsches Wort riskiert hätte.

"Das wäre dann alles."

"Aya, Aye, sir. "

Harm und Mac wandten sich um, um wieder an die Arbeit zu gehen, doch der Admiral rief Mac noch einmal zurück.

"Colonel, einen Moment noch."

Mac kehrte vor AJs Schreibtisch zurück.

"Es wäre sicherlich eine gute Idee ihren Urlaub außerhalb D.C. zu verbringen. Ich habe vorhin mit meiner Ex-Frau telefoniert. Marcella wäre gerne breit sie für ein Paar Tage bei sich aufzunehmen." Er reichte Mac einen Zettel.

"Hier ist ihre Nummer. Rufen sie an, wenn sie interessier sind. Ich habe aber auch vollstes Verständnis, wenn sie eigene Pläne haben."

"Vielen Dank, Sir." Beim hinausgehen konnte Mac ein Lächeln nicht unterdrücken. Bei all dem Chaos, das zur Zeit in ihrem Leben herrschte, tat es gut zu wissen, dass sich jemand um sie sorgte.


Später suchte Mac Harm in seinem Büro auf.

"Ich wollte Dir nur noch meine Akten vorbeibringen bevor ich gehe. Es ist aber nichts wirklich Wichtiges dabei." Mac stand in der Tür und hielt ihm einen Stapel Akten hin.

"Colonel MacKenzie, muss ich sie erst daran erinnern, dass für uns Jag Offiziere alle Fälle gleich wichtig sind." Harm versuchte die angespannte Situation aufzulockern und tatsächlich musste Mac etwas Grinsen.

"Warte, ich räume das gerade beiseite, dann kannst du dich setzen." Harm stand auf, um einen Stuhl frei zu räumen, doch Mac winkte ab.

"Nicht nötig. Ich bin schon halb weg. Ich muss heute noch packen." Harm sah sie fragend an.

"Ich werde morgen nach Italien fliegen. Der Admiral hat organisiert, dass ich ein paar Tage bei Marcella wohnen kann."

"Wann geht dein Flug?"

"Morgen früh." Es folget eine drückende Stille.

"Also ich muss dann los. Mach's gut Harm." Mac dreht sich um.

"Hey Marine, pass auf dich auf!."

"Werde ich machen!" Damit verließ Mac den Raum. Harm dachte nach. Es war ein kleines Signal gewesen, ein Zeichen, dass sie trotz allem was zwischen ihnen stand niemals aufhören würden aneinander zu denken.


***************************************************************************


Nördlich der Union-Station,
Washington D.C

"Bring deine Tasche gleich ins Schlafzimmer" wies Harm Matty an, während er zwei Tüten mit Einkäufen durch die Wohnungstür bugsierte. Matty würde dieses Wochenende bei ihm verbringen. Er hatte sie nach der Arbeit abgeholt und sie waren erst mal Einkaufen gefahren. Matty verschwand im Schlafzimmer und Harm brachte die Einkäufe in die Küche. Sogleich machte er sich daran, Wasser aufzusetzen. Er hatte beschlossen, dass Matty mal etwas anderes als immer nur Pizza und Burger essen sollte und darum wolle er dieses Wochenende für sie kochen. Zu Anfang sollte es heute Spagetti, Tomatensoße und Salat geben. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass der Herd richtig eingestellt war, begann er damit die Einkäufe zu verstauen.

"Du müsstest dir gar nicht so eine Arbeit machen. Wir hätten auch eine Pizza bestellen können." Matty war zurück gekommen und setzte sich an den Tisch.

"Du kannst Dich nicht immer nur von Pizza ernähren. Du musst auch mal ein paar Vitamine zu dir nehmen." Matty war davon nicht überzeugt. Um das Thema zu wechseln griff sie nach Harms Post, die er beim reinkommen achtlos auf den Tisch geworfen hatte.

"Hey, Du hast eine Postkarte bekommen. Aus Mailand. Sie ist von Mac." Harm trat zu ihr.

"Junge Dame, man liest nicht die Post anderer Leute." Damit nahm er ihr die Karte aus der Hand.

"Postkarten sind dazu da, dass jeder sie lesen kann. Und wenn Mac gewollt hätte, dass niemand sieht, was sie schreibt, hätte sie die Karte in einen Umschlag gesteckt." Harm rollte die Augen. Teenager! Dann begann er zu lesen, was Mac geschrieben hatte:

Ciao Harm!

Italien ist wundervoll. Ich fühle mich sehr wohl bei Marcella. Heute ist Francesca vorbeigekommen und wir sind zusammen nach Mailand gefahren. Sie kannte ein paar Läden, wo man sich auch mit einem Marine Gehalt ein paar schicke Dinge leisten kann. Du glaubst gar nicht, was für wundervolle Schuhe es hier überall gibt. Ich könnte einen ganzen Koffer davon mitnehmen! Bis bald

Mac

Harm legte die Karte beiseite. Mac schien es gut zu gehen und das war das wichtigste.

"Harm, Du und Mac - Seit ihr gute Freunde?" Matty hatte Harm beobachtet, als er die Karte gelesen hatte. Sein Gesicht war angespannt und seine Lippen fest aufeinander gepresst gewesen.

"Ich weiß nicht. Das ist sehr kompliziert."

"Wieso? Ist doch ganz einfach: Entweder ihr seit gut befreundet oder nicht."

"Weißt du Matty, Erwachse machen manchmal einfache Dinge kompliziert." Matty sah ihn zweifelnd an.

"Mac und ich kennen uns schon seit acht Jahren. Am Anfang waren wir nur Kollegen, aber mit der Zeit wurde mehr daraus. Mac ist jemand ganz besonders für mich, aber es sind ein paar Dinge geschehen, die weder ich noch Mac so leicht vergessen können."

"Also du magst sie, und wenn sie dir eine Karte schreibt, scheint sie dich auch zu mögen. Aber irgendwas ist passiert, dass ihr euch jetzt nicht mehr mögt. Du hast recht, Erwachsen machen einfache Dinge kompliziert." Harm wollte das Thema nicht weiter vertiefen. Stattdessen wandte er sich wieder dem Herd zu .

"In fünfzehn Minuten können wir essen. Wie wär's, wenn Du schon mal den Tisch deckst?"

Matty zuckte mit Schultern und begann in den Schränken nach Geschirr und Besteck zu suchen. <Erwachsene konnten so dumm sein.>


************************************************************************


JAG-Hauptquartier,
Church Falls, Virginia

Montagmorgens, so schien es Mac, war das Jag Büro besonderst geschäftig. Man hörte die Leute von ihren Wochenenderlebnissen berichten, andere sahen ihre Post durch oder suchten Unterlagen zusammen. Gut gelaunt schritt sie auf ihr Büro zu.

"Colonel! Guten Morgen! Schön sie wieder bei uns zu haben!" Harriet hatte sie entdeckt und kam nun auf sie zu.

"Hatten sie einen schönen Urlaub?"

"Guten Morgen Harriet. Ja, es war wunderbar gewesen. Ich habe mich schon lange nicht mehr so erholt gefühlt. Italien ist ein großartiges Land." Damit fing Mac an Harriet von ihrer Reise zu berichten. Nachdem sie fertig war, wollte sie gerade ihr Büro betreten als Harm auftauchte. Er war wiedereinmal spät dran.

"Hallo! Du bist schon zurück?"

"Schon ist gut. Ich war zwei Wochen fort, falls du es nicht gemerkt hast." Mac lächelte unsicher. Sie hatte viel Zeit gehabt, über Harm und sich nachzudenken. Sie wusste jedoch nicht, ob Harm dies auch getan hatte und ob er zu den selben Ergebnissen gekommen war wie sie.

"Wie wär's, wenn wir heute zusammen Mittag essen und du erzählst mir, was du alles in Italien erlebt hast."

"Klingt gut. Bis nachher dann." Harm schaute Mac nach, während sie die Tür hinter sich schloss. Sie sah gut aus. Erholt. Er fühlte, wie er sich darauf freute später mit ihr zu essen. Das war schon lange nicht mehr der Fall gewesen. Mit diesen Gedanken machte er sich auf den Weg zu seinem eigenen Büro.


********************************************************************


JAG-Hauptquartier,
Church Falls, Virginia

Mittags holten sich Harm und Mac aus der Kantine etwas zu Essen und gingen anschließend nach draußen. Sie suchten sich einen Tisch unter den Bäumen und setzten sich. Während Harm sein Käsesandwich auspackte, begann er Mac zu berichten, was während ihrer Abwesenheit bei Jag losgewesen war. Mac hörte zu und aß ihr Sandwich. Einige Dinge hatte sie schon von Harriet erfahren. Das meiste davon Tratsch und Klatsch. Harm konzentrierte sich aber mehr auf die sachlichen Dinge. Er berichte ihr von einigen Fällen die verhandelt worden waren und anderen Jag Angelegenheiten. Private Dinge sprach er nicht an.

"........und letzte Woche hat der Admiral bei der Teambesprechung bekannt gegeben, dass eine neue Anwältin zu uns stoßen wird. Ohne Singer, Manetti und Imes können wir etwas Verstärkung durch aus gebrauchen." Diese Nachricht interessierte Mac sehr. Zur Zeit gab es nur männliche Anwälte bei Jag, es würde interessant sein, mal wieder gegen eine Frau anzutreten.

"Hat er schon gesagt, wer sie ist und wo her sie kommt?"

"Ihr Name ist Major Kathleen O'Donell. Sie arbeitet im Jag Büro in San Diego, ist aber zur Zeit im Afghanistan tätig.. Mehr hat er nicht über sie gesagt."

"Sie ist ein Marine?"

"Scheint so. Mann stelle sich das nur vor: zwei Marine Anwältinnen bei Jag!" Dieser Kommentar brachte Harm einen Schlag auf den Arm ein.

"Pass auf, was Du sagt, Navy! Marines halten zusammen; da wirst Du Dich noch umschauen."

"Das befürchte ich ja." murmelte Harm ohne das Mac es hören konnte. Laut fuhr er fort:

"O'Donell soll nächsten Monat anfangen. Da werden wir ja sehen, mit wem wir es zu tun bekommen. Jetzt erzähl erst mal, wie es in Italien war. Irgendwelche feurigen Italiener getroffen?" Als Zeichen, dass Mac nun miterzählen dran war, biss Harm herzhaft in sein Sandwich.

"Was, wenn ja? Vielleicht habe ich mir ja einen jungen, durchtrainierten Lover geangelt. Die italienischen Männer sind doch bekannt für ihre Leidenschaftlichkeit" Harm sah sie mit seinem "Das- glaubst- Du -doch selbst- nicht" Blick an und sie musste grinsen.

Sie erzählte ihm von den interessanten Ausflügen und erholsamen Spaziergängen, die sie unternommen, den faszinierenden Orten, die sie besucht hatte, den wundervollen Essen und der Gastfreundschaft der Italiener. Als sie ihm von ihrem Ausflug nach Mailand berichten wollte, merkte sie verdutzt, wie Harm sie ansah.

"Was ist los? Hat sich mein Gesicht plötzlich grün verfärbt oder warum siehst Du mich so an?"

"Nichts. Nichts ist los. Mir ist nur gerade klar geworden, dass ich dich vermisst habe." Harm legte seine Hand auf ihre, die auf dem Tisch lag. Mit seinem Daumen fuhr er sanft über ihren Handrücken.

Ja es stimmte. Harm fühlte ganz deutlich, wie froh er war wieder mit Mac so reden zu können. Es war nicht einfach nur, dass er Mac während ihres Urlaubs vermisst hatte. Viel mehr hatte sie ihm schon seit Paraguay gefällt. Er hatte die ganze Zeit das Gefühlt des Verlusts verspürt. Nach allem, was geschehen war, hatte er versucht es zu ignorieren und zu betäuben. Doch durch die Zeit, die seit dem vergangen war, die Gespräche mit Dr. Steward, seine Begegnung mit Matty, seine Erfahrungen bei der CIA und die vielen einsamen Stunden die er verbracht hatte, hatte sein Herz angefangen immer mehr Kontrolle zu übernehmen und die Rationalität seiner Gedanken zu verdrängen. Und nun fühlte er in aller Klarheit, wie sehr er diese Vertrautheit mit Mac vermisst hatte. In Macs Augen konnte er sehen, dass sie verstand, was er ihr sagen wollte. Unzählige Male hatten sie aneinander vorbei geredet. Doch in diesen einem Moment, wusste er, dass sie genau verstand, was in ihm vor sich ging. Doch bevor Mac irgendetwas sagen konnte trat P.O. Coates zu ihnen, um ihn zum Admiral zu rufen. Als Harm beim Gehen einen letzten Blick auf Mac warf, war der Bann von eben gebrochen.


***************************************************************************


Praxis Dr. Emma Stuart
Georgetown
Washington D.C

"Hallo Mac. Schön sie zu sehen!" Emma hatte an ihrem Schreibtisch gesessen und stand nun auf, um Mac zu begrüßen. Sie trug heute eine dunkelrotes Kostüm und hatte ihre Haare hochgesteckt.

"Sie sehen gut aus. Als Harm letzte Woche hier war, erwähnte er, sie seien in Italien" Sie und Mac setzten sich auf die Coach.

"Ja, das stimmt. Ich habe bei einer Bekannten gewohnt und mich richtig verwöhnen lassen. Es hat sehr gut getan einmal alles hinter sich lassen zu können und einfach nur den Tag zu genießen."

"Haben sie schon mit Harm geredet?"

"Ich bin erst seit ein paar Tagen wieder im Lande. Gestern habe wir uns zum Mittagessen getroffen, doch ehe wir über .......uns.... sprechen konnten hat die Pflicht gerufen. Harm ist noch gestern zu einer Untersuchung in den Irak aufgebrochen." Emma merkte, dass bei diesen Worten ein Hauch von Besorgnis in Macs Stimme lag.

"Wenn er wieder da ist, hoffe ich, dass sie beide Gelegenheit finden gemeinsam bei mir vorbeizuschauen. Ich weiß nicht, ob Harm ihnen von seinem Besuch letzte Woche erzählt hat." Mac schüttelte den Kopf.

"Ich habe mit ihm über einige Dinge gesprochen, die ich nun auch gerne mit ihnen durch gehen möchte." Emma sah Mac aufmunternd an.

Für eineinhalb Stunden sprachen sie über Macs frühere Beziehungen, ihre Freunde, ihre Arbeit ,ihre Hobbys, ihre Vergangenheit mit Harm und schließlich auch über ihre jetzigen Gefühle für ihn.

Als Mac Emmas Büro verließ fühlte sie sich, als könnte sie schweben. Das Gespräche mit Dr. Steward hatte ihr neue Kraft gegeben sich ihren Problemen zu stellen. Viele Dinge hatten ihr seit langer Zeit auf dem Herzen gelegen, die nun um einiges klarer geworden waren. Mac fühlte sich nun stark genug sich ihnen zu stellen. Die damit verbundene Euphorie erfüllte sie mit dem Gefühl unbeschwerter Freiheit.

Als Mac in ihre Wohnung kam, wusste sie, was sie als erstes zu tun hatte. Sie griff zum Telefon und wählte die vertraute Nummer. Sie wartete auf den Signalton.

"Hi Harm. Ich weiß, dass du nicht da bist, aber ich wollte dir trotzdem etwas sagen: Ich habe dich auch vermisst."


************************************************************************

 
elli
Admiral
Beiträge: 4.783
Registriert am: 11.05.2007

zuletzt bearbeitet 22.11.2009 | Top

RE: Zeit zu fühlen von MiniMac

#2 von elli , 22.11.2009 23:04

Praxis Dr. Emma Stuart
Georgetown
Washington D.C

Harm und Mac liefen die Stufen zu Dr. Stewards Praxis hinauf.

"Okay, Marine, hättest Du deinen Magen besser unter Kontrolle wären wir pünktlich gewesen." Harm hielt Mac die Tür auf und sie betraten die Praxis.

"Ich hatte Hunger. Und hättest Du nicht bis kurz vor knapp noch nach der Gates Akte gesucht hätten wir es auch so noch geschafft.

Harm und Mac waren diesmal gemeinsam zu Dr. Stewart gefahren. Auf dem Weg hatten sie bei Dunkin' Donats gehalten, da Mac von einer Hungerattacke heimgesucht worden war. Da der Laden jedoch sehr voll gewesen war, waren sie nun 15 Minuten zu spät. Demi, die Sekretärin, schickte sie gleich in Dr. Stewards Büro.

Emma sortierte gerade ein paar Bücher ein. Harm kam ihr gerade noch rechtzeitig zur Hilfe, bevor ein paar besonders dicke Exemplare aus dem Regal fallen konnten. Mit ein paar geschickten Handgriffen brachte er die Situation wieder unter Kontrolle.

"Danke. Das war knapp" bedankte sich Emma. Sie stellte noch "10 Regeln für eine Glückliche Ehe" und "Die harmonische Partnerschaft" zu den anderen Büchern und begrüßte dann Harm und Mac. Sie machte eine einladende Handbewegung und die drei setzten sich auf die gewohnten Plätze unter dem Fenstern. Emma registriert sofort, dass Harm und Mac diesmal nebeneinander platzgenommen hatten.

"Ich sehe, sie haben sich entschlossen das Kriegbeil zu begraben. Das ist großartig." Harm und Mac sahen sich mit verlegenen Blicken an. Harm war vor drei Tagen nach einen zweiwöchigen Aufenthalt aus dem Irak zurück gekehrt. Nach dem Harm seinen Anrufbeantworter abgehört hatte, hatte er noch mitten in der Nacht bei Mac angerufen.

"Mac ich bin's. Ich habe deine Nachricht bekommen."

"Seit wann bist Du wieder da?"

"Ich bin gerade erst heimgekommen. Wie soll es jetzt mit uns weitergehen?"

"Was meinst Du denn?"

"Ich habe zuerst gefragt!"

"Wir müssen wohl darüber reden.........."

"Das hat uns in der Vergangenheit immer noch mehr Probleme bereitet."

"Diesmal überlegen wir uns einfach vorher, was wir sagen wollen."

"Klingt vernünftig."

"Und wir können Dr. Steward als Schiedsrichter einsetzen. Sie ist neutral und kennt die Vorgeschichte."

"Einverstanden. Guten Nacht, Sarah."

"Gute Nacht Harm."

Gleich am nächsten Tag hatte Mac bei Emma angerufen und einen Termin ausgemacht. Sie wusste, dass wenn sie zu lange wartete, es möglich war, dass Harm einen Rückzieher machte.

"Mac, sie sagten mir am Telefon, sie und Harm wollten einige Dinge klären."

"Ja, das stimmt." Mac wandte sich Harm zu. "Wenn es Dir recht ist, würde ich gerne anfangen." Harm nickte.

"Harm. Ich möchte mich als erstes bei Dir bedanken. Du hast mir in Paraguay und so viele male davor das Leben gerettet. Bei dem ganzen Durcheinander danach habe ich dir nie gezeigt, was das für mich bedeutet. Ich war so voller Wut und Verzweiflung über meine Hilflosigkeit gewesen. Während der Gefangenschaft hat Webb sein Leben aufs Spiel gesetzt, um mich zu schonen. Es ist schwer zu begreifen, aber ich habe mich gefreut, als sie mich für die Folterung geholt haben. Endlich konnte ich auch etwas für ihn tun. Ich konnte ihm weitere Schmerzen ersparen. Jetzt war ich in der Reihe etwas für ihn zu tun. Als du dann in der Tür standest, wurde mir dieser Triumph genommen. Du übernahmst das Kommando und bestimmtes, was zu tun war. Ich war wütend auf dich. Du hattest Recht, mit allem was Du getan hast, aber ich war nach allem was gewesen war, nicht in der Lage das zu erkennen. Jetzt weiß ich aber, wenn Du nicht gewesen wärst, wäre ich nun Tod. Darum danke ich dir.

Als wir dann zurück kamen, musste ich mir anhören, wie der Admiral über dich herzog. Damals hätte ich ihm entgegen treten sollen, doch tat es nicht. Oder nicht so, wie ich es hätte tun sollen. Er meinte, Du wärst kein Teamplayer. Das stimmt nicht. Wir wissen beide, dass niemand ein besserer Teamplayer ist als du. Als diese Unterhaltung statt fand, lag der Tod von Lt. Singer jedoch noch nicht lange zurück. Ich hatte erfahren, dass Du hinter meinen Rücken eine eigene Untersuchung durchgeführt hattest. Ich war so enttäuscht gewesen, dass Du mir nicht vertraut hattest. Als der Admiral dir vorwarf kein Teamplayer zu sein, musste ich wieder daran denken. Während der ganzen Zeit hast du uns alle ausgeschlossen und uns nicht gesagt, was du wusstest. Damals warst du kein Teamplayer, aber ich verstehe nun auch warum. Ich hätte es auch seinerzeit wissen müssen. Du hast es für Sergei getan. Und Familie ist für dich wichtiger als alles andere. Es tut mir leid, dass ich Dir unrecht getan habe. Es war meine Pflicht, mich hinter dich zu stellen und ich habe es nicht getan.

Aber du machst es mir nicht leicht, dich zu verstehen. Wenn ich versuch mit dir zu reden, weichst du mir aus, du gibst mir widersprüchliche Signale und versteckst deine Gefühle vor mir. Du vertraust mir nicht genug, um mir von Singer oder Matty zu erzählen, obwohl du mein bester Freund bist. Du machst gemeine Bemerkungen, obwohl niemand besser weiß als du, wie schwer meine Vergangenheit für mich war. Du siehst nur das an mir, was du sehen willst. Doch das muss nicht so sein. Das darf nicht so sein. Du bist mein bester Freund und ich will dich nicht verlieren. Ich möchte dir zeigen, dass das Gras manchmal grüner und der Himmel manchmal blauer ist. Du bist schließlich mein Sundance."

Mac spürte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie kämpfte jedoch dagegen an und sah Harm an. Dessen Gesicht spiegelte seinen inneren Kampf wieder. Er wusste nicht, ob er davon laufen oder Mac in den Arm nehmen sollte. Stattdessen nahm er ihre Hand.

"Mac, es tut mir aufrichtig leid, wenn ich dir wehgetan habe. Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe und hoffe, dass ich Gelegenheit bekomme dies wieder gut zu machen. Es war falsch von mir dich bei der Singer Untersuchung auszuschließen. Du weißt besser als jeder andere, wie sehr ich mich in Dinge verrennen kann. Es tut mir auch leid, dass ich dir meine Gefühle nie so gezeigt habe, wie du es gebraucht hättest. Ich war noch nie gut darin meinem Herzen zu folgen. Zu oft habe ich erlebt, dass ich, wenn ich mich darauf einließ, einen geliebten Menschen verlor. Es war leichter für mich andere Leute auf Distanz zu halten. So bestand keine Gefahr verletzt zu werden. Doch du hattest das nicht verdient. Du hast immer an meiner Seite gekämpft und warst immer für mich da. Ich habe in Paraguay Dinge gesagt und getan, die ich sehr bereue. Ich war voller Sorge um dich und hatte schon befürchtet dich nie wieder zu sehen. Für dich war ich bereit, die Fliegerei und die Navy aufzugeben. Als ich dann merkte, wie du dich jedoch von mir abwandtest und statt dessen nur an Webb interessiert warst, brach für mich eine Welt zusammen. Ich war bereit gewesen, meine Ängste zurück zu lassen und dich an mich heranzulassen. Aber ich wurde wieder verletzt. Ich war wieder derjenige, der den Schmerz ertragen musste. Ich wollte nie wieder einen Menschen zu nahe an mich heran lassen. Ich habe dich und alle anderen von mir gewiesen. Das war falsch. Ich habe mittlerweile gelernt, wie wichtig Freunde sind. Und ich hoffe du kannst mir verzeihen. Ich wollte dich damals nie wieder sehen. Du warst auf meinen Gefühlen herumgetrappelt. Als ich aus dem Gefängnis kam, hätte ich dich so dringend gebraucht, aber du warst nicht da. Du interessiertest dich nicht für das, was ich durchgemacht hatte. Du warst blind dafür, wie sehr die Angelegenheit meinen Glauben an Gerechtigkeit und die Bedeutung unserer Arbeit erschüttert hatte. Seit dem ist einige Zeit vergangen und ich hatte sehr viel Zeit zum Nachdenken. Ich weiß nun, dass ich dich in meinem Leben brauche. Ich möchte dir zeigen wie wichtig du für mich bist. Ich möchte, das du verstehst, dass wir nicht miteinander konkurrieren müssen, sondern zusammenarbeiten können. Ich möchte, dass du mich kennen und ich dich verstehen lerne."

Harm waren diese Worte sehr schwer gefallen. Er war es nicht gewohnt, so offen zu sprechen. Als er aber in Macs Augen sah, wusste er, dass es richtig gewesen war. Während sich ihre Blicke trafen, verschwand für einen Augenblick die Welt um sie herum. Es gab nur noch ihn und Mac. Erst als Dr. Steward zu sprechen begann erwachte er aus diesem Zustand.

"Ich denke, das war ein großer Schritt für sie beide und dabei sollten wir es für heute belassen. Wir werden für nächste Woche einen neuen Termin ausmachen und ich werde ihnen Schritt für Schritt beibringen in Zukunft leichter mit Problemen umzugehen und Fehler zu vermeiden."

Schweigend gingen Harm und Mac zu Harms SUV. Was sie eben gesagt und gefühlt hatten war zu überwältigend, als dass sie einen Ton hervorbringen konnten. Harm fuhr Mac nach hause. Mac hatte ihr Auto in Falls Church gelassen und Harm hatte versprochen sie am nächsten Tag mit ins Büro zu nehmen. Nachdem Harm vor ihrer Wohnung gehalten hatte, blieben sie beide bewegungslos sitzen. Keiner wusste, was jetzt geschehen sollte. Schließlich legte Mac kurz ihre Hand auf Harms Bein und sprang dann aus dem Wagen. Sie eilte ins Haus ohne sich noch einmal umzusehen. Harm sah ihr kurz nach und fuhr schließlich weiter.


************************************************************************


Apartment "The Washington 2812"
Georgetown, Washington D.C.

Mac nahm erst einmal ein langes Bad. Sie dache dabei die ganze Zeit über das, was heute zwischen ihr und Harm gesagt worden war, nach. Alles war nun offen. Sie wusste nicht, was passieren würde. Sie zog sich ihren Teddybär Pyjama an und ging in die Küche, um sich einen heißen Kakao zu machen. Gerade als sie eine Tasse aus dem Schrank nehmen wollte, klingelte es an der Wohnungstür. Seufzend stellte sie die Tasse wieder zurück und schaute nach, wer es war. Zu ihrer Überraschung stand Harm vor der Tür. Er hatte immer noch seine Uniform an und in den Händen hielt er einen großen Pappkarton .

"Hi Mac. Entschuldige, dass ich dich störe."

"Du störst nicht. Komm rein." Harm trat ins Wohnzimmer. Mac sah ihn erwartungsvoll an und Harm gab ihr den Karton..

"Hier. Das ist für Dich." Mac nahm den Karton entgegen. Verdutzt stellte sie fest, dass sich darin etwas bewegte. Schnell stellte sie den Karton auf einen Stuhl und öffnete ihn. Jetzt erst vielen ihr die Löcher im Deckel auf. Sobald der Deckel geöffnet war Sprang eine schwarz-grau gestreifte Katze heraus. Vor Schreck sprang Mac einen Schritt zurück. Harm hingegen machte sich gleich daran, das Tier einzufangen. Nachdem er den Ausreißer unter seine Kontrolle gebracht hatte überreicht er ihn Mac.

"Darf ich vorstellen. Mac, dass ist Max. Max, dass ist Mac."

"Eine Katze Harm?"

"Ein Kater, um genau zu sein."

"Okay. Du schenkst mir einen Kater?"

"Weißt Du, Max und ich sind richtig dicke Kumpel. Ich dachte, wenn er bei dir wohnt, lässt du ihn mich manchmal besuchen." Harm sah sie mit großen, erwartungsvollen Augen an. Max nutzte die Gelegenheit, um von Macs Arm zu springen. Mac trat auf Harm zu und blickte ihm fest in die Augen.

"Danke Harm. Aber auch wenn Max einmal nicht da sein sollte, wirst du hier immer willkommen sein. Immer." Bei diesen Worten umarmet sie ihn. Harm legte seine Arme um sie und drückte sie an sich. Dann strich er ihr das Haar aus dem Gesicht und küsste sie auf die Stirn.

In diesem Moment gab es keine Zweifel mehr. Was auch immer zwischen ihnen gewesen war, was auch immer sie zerstört hatten - es spielte keine Rolle mehr. Hier und jetzt gab es nur sie beide. Butch Cassidy und Sundance Kid waren wieder vereint.




 
elli
Admiral
Beiträge: 4.783
Registriert am: 11.05.2007


   

Sie haben’s geschafft… von Sandra Kirschner
Mission Winterpalais von Julia Bergamin

Xobor Erstelle ein eigenes Forum mit Xobor
Datenschutz