Boomerang Reloaded
von Butze
Entdecke den Butze in dir!
18. Dezember 2000
New York City
Im Fernseher lief gerade einer dieser alten Weihnachtsschinken in schwarz weiß als Ed Marion das bestellte Essen von dem Boten an der Haustüre in Empfang nahm. Hungrig öffnete er die Tüte und schnupperte an der Pizza. Es kam die Tage öfter vor das er den ganzen Tag im Haus blieb und sich abends etwas liefern ließ. Diese Einstellung hatte zum Teil etwas mit dem scheußlichen Wetter in New York zu tun. Im Winter war es immer eisig kalt und es stürmte furchtbar. Das war durchaus ein guter Grund nur zum Einkaufen vor die Türe zu gehen. Nicht das er sonst viel geselliger wäre, nein, Marion fand es viel angenehmer in `seinem eigenen Saft zu kochen´ wie es seine arme alte Mutter immer ausgedrückt hatte. Seine Mutter war jetzt seit 7 Jahren tot, an Weihnachten musste er oft an sie denken. Doch dies war nicht der eigentliche Grund dafür dass er das Schneetreiben lieber im Fernseher als in natura verfolgte. Der richtige, schwerwiegendere Grund war nicht leicht für ihn zu akzeptieren. Schon gar nicht wenn man ein stolzer Ex-Marine war. Jedoch, man musste sich seinen Dämonen stellen. Ja, den Dämonen stellen. Genau das hatte er sich in den letzten Monaten oft gesagt und im gleichen Moment als er sich entschlossen hatte sich seinen Dämonen zu stellen war ihm auch in den Sinn gekommen das es sicherer war sich nicht mehr vor seinem Haus sehen zu lassen. Solange nicht bis er diese Sache in Ordnung gebracht hatte. Es würde auch nicht mehr lang dauern, vielleicht noch zwei oder drei Tage. Dann konnte er endlich seine Seele erleichtern. In zwei oder drei Tagen würde er hoffentlich endlich den Mut aufbringen können mit seinen Fehlern Schluss zu machen. Zuerst würde er in die Kirche gehen und beichten, er war schon immer ein sehr religiöser Mensch gewesen – darum erschien ihm das als wichtig-, und danach ginge es direkt zu dem Mann der ihn erlösen würde. Der Mann mit dem er schon einen Termin ausgemacht hatte und der ihm dann die Verantwortung für sein Geheimnis aus den Händen nehmen würde. Ja, Ed Marion freute sich wirklich auf diesen Tag. So war es für ihn auch nicht all zu schlimm sich die nächsten Tag noch von Pizza zu ernähren.
19. Dezember 2000
J.A.G. HQ
8.15h
Es hätte so ein netter Tag werden können. Er war heute Morgen gut aus dem Bett gekommen, die Straßen waren frei gewesen und das Radio hatte ausnahmsweise mal darauf verzichtet Britney Spears zu spielen. Aber dann hatte sich alles verschlechtert. Es hatte damit angefangen das er noch bevor er überhaupt eine Chance gehabt hatte das Büro zu betreten mitten in den kleinen A.J. Roberts gerannt war der dann auch noch zu allem Überfluss auf seinen vier Buchstaben landete. Seine Mutter war sofort herbei geeilt um sich zu entschuldigen, trotzdem hatte er es sich nicht nehmen lassen ein bissiges Kommentar abzugeben. Daraufhin hatte sich der Knirps hinter dem Bein seines Vaters versteckt und gejammert der böse Onkel sollte weggehen. Naja, jetzt sah ihn zwar jeder schief an weil er derjenige war der einem kleinen, unschuldigen Kind Angst einjagte. Aber was soll’s? Was suchte dieser Satansbraten überhaupt hier und warum musste er unbedingt HEUTE Morgen wie ein Irrer vor seiner Mutter her rennen. Das nächste was ihm seinen schönen Tag vermieste, nein was ihn unglaublich wütend machte war die Tatsache das seine Sarah in der Küche stand und fröhlich mit einem gewissen Ex-Piloten schnatterte. Das Schlimmste war das sie fröhlich lachte und sich wohl zu fühlen schien. Wie konnte sie nur so gut gelaunt sein und mit diesem arroganten Schnösel reden während er doch so offensichtlich eine Aufheiterung gebrauchen könnte. Langsam näherte er sich der Küche und konnte gerade noch mithören wie Sarah sagte: !! in die Küche und stapfte dann in sein Büro weiter um die Türe geräuschvoll zu schließen. Es konnte ja nicht schaden sie wissen zu lassen das er wütend und mit ihrem Verhalten nicht einverstanden war. Sein Plan war anscheinend aufgegangen denn es dauerte keine fünf Minuten da sah er wie Rabb mit einer Kaffeetasse zum Konferenzraum schlenderte und dabei elegant um den schon wieder rumtobenden A.J. Roberts tänzelte. Zeitgleich klopfte es an seiner Tür und Sarah steckte ihren Kopf hinein.
“Stimmt etwas nicht Mic?“ fragte sie vorsichtig. Sie hatte sehr wohl den grimmigen Ton erkannt mit dem er sie heute morgen in der Küche begrüß hatte und sie wusste auch sehr wohl das dies bedeuten würde das er für den Rest des Tages einfach nur unausstehlich sein würde.
“Oh, nein alles bestens.“ gab Mic zurück.
“Was war den?“ fragte sie jetzt und nahm langsam auf einem Stuhl ihm gegenüber platz.
“Was los ist? Das kann ich dir sagen. Heute Morgen komme ich nichts ahnend hier her um zu arbeiten und das erste was mir passiert ist das dieser Mini-Roberts hier herumwuselt und mich umrennt als wäre er in einem Tollhaus. Noch dazu sieht mich jetzt jeder genau deswegen an als wäre ich ein Kinderhassendes Monster. Aber den Vogel hast du abgeschossen. Kannst du mir mal erklären was das vorhin in der Küche sollte?“
Sie sah ihn verständnislos an, was seine Wut natürlich nur noch anstachelte.
“Gut dann helfe ich dir eben deinem Gedächtnis auf die Sprünge. Du stehst da in der Küche, lachst und redest fröhlich mit diesem Rabb Weichei während ich wirklich ein nettes Wort gebrauchen könnte. Zu allem Überfluss würdigst du mich keines Blickes obwohl ich genau vor der Tür stehe und duzt diesen Affen. Seit wann duzt ihr euch überhaupt?“
“Jetzt aber mal Stopp.“ unterbrach ihn Mac, selbst ziemlich wütend. So ging das schon eine ganze Weile, sie konnte machen was sie wollte sie konnte es Mic einfach nicht recht machen. Andauernd hatte er etwas an ihr auszusetzen oder versuchte sie in eine Schiene zu drücken die sie nicht war. In einer Tour hielt er ihr vor was sie tun und was sie nicht tun sollte. Und in einer Tour hielt er ihr ihre Freundschaft zu Harm vor und erklärte ihr dass es nicht angemessen für eine Frau in einer festen Partnerschaft sei wenn sie eine derartige Beziehung mit einem anderen Mann hatte.
“Komm mal wieder runter. Ich weis gar nicht was du hast. Geht es hier wieder nur um Harm? Ist es das? Bist du wieder mal so eifersüchtig das du mich anschreist als wäre ich taub?“
Als er mit hochrotem Kopf erneut zu etwas ansetzten wollte klopfte es und Tiner verkündete das er Admiral Mac und Mic sofort sprechen wolle. Immer noch vor Wut fast überschäumend folgte Mic Sarah wie sie das Büro des Admirals und nahm Haltung an.
“Rühren. Setzten sie sich bitte.“
Als seine zwei Offiziere seinem Befehl gefolgt waren fuhr er fort.
“Ich schicke sie zwei nach New York. Dort wurde vor ein paar Stunden ein ehemaliger Major der Marines mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden.“
Chegwidden reichte Mac eine Akte und diese gab sie nach Betrachtung an Brumby weiter.
“Gibt es schon einen Verdächtigen?“ wollte Mic wissen und schielte mit dem einen Auge auf die Akte und mit dem anderen in Macs Richtung.
“Nein Commander Brumby. Die örtliche Polizei ermittelt in diesem Fall und bisher haben die Herrschaften noch nichts. Deshalb schicke ich sie.“
“Warum ermittelt der NCIS nicht?“
“Naja, erstens war der Mann nicht mehr aktiv bei den Marines, zweitens habe ich keine Ahnung und drittens habe ich keine Ahnung warum.“
“Das ist nicht gerade viel. Gibt es sonst noch etwas was wir wissen müssen Sir?“ fragte Mic Brumby und sah dabei den Admiral an. Dieser starrte zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
“Falls sie damit fragen wollen ob ich sonst noch Informationen besitze die nicht in dieser Akte stehen oder die ich ihnen noch nicht mitgeteilt habe, Commander Brumby, so lautet meine Antwort Nein. Alles was wir wissen steht in dieser Akte, den Rest müssen sie beide selbst herausfinden. Das ist ja auch der Grund warum sie ermitteln sollen.“
“Ja Sir.“ sagte Mac in einem respektvollen Ton um die Lage zu entspannen. Sie hatte ja schon einige Male erlebt das ihr CO absichtlich provoziert worden war, man muss dabei nicht erwähnen das 90% dieser Aktionen von einem im Büro einschlägig dafür bekannten Ex-Piloten ausgingen, aber eine so grundlose und dumme Art war ihr bis jetzt noch nicht bekannt gewesen. Wie kam Mic nur darauf den Admiral in einem Ton zu fragen der ganz genau darauf deuten ließ das er vermutete Chegwidden würde ihnen etwas verheimlichen.
“Gut, das wäre dann alles. Tiner hat ihre Tickets. Sie dürfen gehen.“
“Aye Sir.“ kam es gleichzeitig von den beiden Anwälten.
“Ach ja, noch etwas...“ fügte A.J. hinzu als Brumby schon die Türklinke in der Hand hatte. Sowohl Mac als auch Mic drehten sich noch einmal um.
“Der SecNav hat durchblicken lassen das er diesen Fall so schnell wie möglich gelöst sehen will. Also fliegen sie da hin, befragen sie Zeugen, finden sie den Täter und schaffen sie dessen Heck vor Gericht! Haben wir uns verstanden?“
“Ja Sir.“ antwortete Mac für beide und verließ das Büro mit Mic Brumby im Schlepptau.
Ohne von seinem Schreibtisch aufzusehen reichte Tiner Mac die Tickets und wünschte einen schönen Tag.
“Hey, unser Flug geht ja schon heute. Wollen wir vorher noch etwas essen gehen?“ fragte Mic und ließ sich ungebeten in einer der Stühle in Macs Büro fallen. Mac entgegnete seinem fragenden Blick mit einem versteinerten Gesicht und versuchte erst gar nicht ihre Wut aus dem Ton ihrer Stimme zu halten.
“Nein das wollen wir nicht. Ich würde sagen dass ich nach Hause fahre und packe während du versuchst deine Eifersucht in den Griff zu bekommen. Ich habe keine Lust mir in New York die Beine nach Zeugen abzulaufen und nebenbei noch mit dir über meine Freundschaft mit Harm diskutieren zu müssen.“
Brumby sah sie sprachlos an.
“Sonst noch etwas Commander?“
“Nein, ich denke das war alles Colonel“ damit erhob sich der Australier und strafte seine Freundin mit einem das-Thema-ist-noch-nicht-abgeschlossen-Blick. Er kannte diesen Blick gut, seine Mutter hatte ihn auch immer benutzt wenn sie etwas nicht bekommen hatte. Unter ihrem Blick hatte er immer den Kürzeren gezogen als er noch ein kleiner Junge war. Aber mittlerweile war er älter geworden und hatte gelernt wie er diesen Blick für seine Zwecke perfektionieren musste. Allerdings schienen seinen Fähigkeiten in dieser Hinsicht zu versagen. Mac zuckte nicht mal mit der Wimper bevor sie dann provokativ in eine Akte starrte. Da musste er sich wohl etwas Besseres einfallen lassen wenn er die nächsten Tage nicht allein in seinem Bett verbringen wollte. Gut sie arbeiteten an einem Fall, das war jedoch kein Grund nachts nicht dieselbe Bettdecke zu nutzen. Um ehrlich zu sein gefiel ihm diese Vorstellung besser, in einer Fremden Stadt, ein fremdes Hotel und ein fremdes Bett...das war alles spannender als die langweiligen Erinnerungen an Sarahs beige Marine Unterwäsche und die Pyjamas mit Cowboymuster. Vielleicht würde das ja helfen die verloren gegangene Leidenschaft in ihrer Beziehung wieder herzustellen. Einfach mal ein paar Tage woanders. Hier und da ein nettes Abendessen, das musste man doch wirklich neben den Ermittlungen machen können. Vielleicht kam dann auch wieder seine alte Sarah zum Vorschein. Die mit der sexy Unterwäsche, die mir ihm alles teilte und die Sarah die nur für ihn da war. Einfach die Frau in die er sich verlieb hatte, die ihm alles gab was er brauchte. In letzter Zeit fühlte er wie ihm dieser Mensch immer mehr entglitt. Sie verhielt sich in den letzen Wochen nicht mehr so wie sonst zu ihm. Sie schien überhaupt nicht mehr zu ihrer Beziehung zu stehen oder etwas darin zu investieren. Mac wollte sich nicht mehr im Büro küssen lassen, sie ging nicht mehr mit ihm zum Lunch, konnte es erstaunlicher weise immer wieder verhindern dass sie zusammen an einem Fall arbeiteten und sagte einige ihrer Verabredungen ab. Angeblich weil sie länger im Büro bleiben musste um an ihren Fällen zu arbeiten. Gemeinsam. Mit ihrem Partner. Commander Harmon Rabb jr. Derselbe Kerl mit dem sie „nur“ befreundet war. Die besten Freunde. Rein platonisch versteht sich natürlich. Doch Mic hatte das nie ganz geglaubt. Gut, sie war mit ihm zusammen gezogen, sie teilten sich ihr Apartment. Was ja an sich eine ganz nette Sache war, man zog ja zusammen um den anderen so oft wie möglich sehen zu können. Jedoch schien Sarah das anders zu sehen, sie machte sich zusehen rar. Wenn er von der Arbeit nach Hause kam war sie noch im Büro, wenn er zu Abend aß teilte sie sich wahrscheinlich gerade mit Rabb eine Pizza und wenn er schlafen ging tat er das ohne sie weil seine kleine Freundin es ja vorzog mit ihrem „Kollegen“ alte Akten zu wälzen. Aber ohne ihn. Michael Brumby würde diese Story nicht mehr kaufen. Er wusste dass da etwas vorgehen musste zwischen den beiden. Warum verbrachte seine Freundin sonst lieber ihre Zeit mit seinen Arbeitskollegen als mit ihrem Freund? Da gab es keinen Zweifel! Rabb machte sich an Sarah ran, versuchte sie ihm auszuspannen. Aber Mic war dahinter gekommen und kampflos würde er nicht aufgeben. Er würde Sarah beweisen dass er der bessere Mann war. Genau. Wie wusste er zwar noch nicht, aber er konnte es schaffen. Mit diesem neuen Ziel vor Augen stolzierte er mit einem solch Kampfbereiten Gesichtsausdruck in sein Büro das es Harriet Sims veranlasste mitten in ihren Bewegungen zu stoppen und zu beschließen die von Commander Brumby gewünschte Akte lieber in sein Postfach zu legen als sie persönlich zu liefern.
19. Dezember 2000
New York 17.58h
Police Department 5
Abteilung Gewaltverbrechen
Flur 3 Tür 11
Detektive Millers Büro
Der etwa 45 Jahre alte Polizeibeamte musterte seine Gäste vorsichtig. Sie waren erst vor ein paar Stunden mit dem Flugzeug aus Washington gekommen um an dem Fall mit dem Toten Marine zu arbeiten. Eigentlich hatte er keine Luftsprünge gemacht als ihm der Boss heute Mittag erzählt hatte dass er mit zwei Militäranwälten arbeiten würde. Er kannte zwar das Militär nicht gut genug um ein vorschnelles Urteil über den Mann und die Frau vor ihm zu machen, jedoch kannte er Anwälte. Sehr gut sogar, dank seiner Ehe...Exfrau. Dank der alten Furie hatte er viel mehr Stunden als ihm lieb war mit dieser Sorte Mensch verbracht. Das hatte ihm vollkommen gereicht um sich ein Urteil über Anwälte zu machen. Der Fairness halber, und weil diese zwei nicht für seine Ex arbeiteten wollte er den Ermittlern wenigstens eine Chance geben. Die Tatsachen dass mindestens einer der Anwälte sehr, sehr nett anzusehen war spielte natürlich keine Rolle.
“Na gut Mr. Brumby, Mrs. MacKenzie, ich weis es ist schon etwas später und der Flug war bestimmt nicht so erholsam wie sie es sich gewünscht hätten, aber hier kommt das was wir schon wissen. Also, heute Morgen um kurz nach 8 wurde Ed Marion tot in seinem Haus aufgefunden. Ihm wurde die Kehle durchgeschnitten. Ob das auch die Todesursache ist wissen wir noch nicht, der Gerichtsmedizinische Bericht wird wohl erst morgen früh fertig sein. Auf jeden Fall wissen wir bis her das Mr. Marion ein Ex-Marine ist. Das ist ja auch der Grund warum sie hier sind. Am Tatort gab es keine Anhaltsspuren auf den Täter, keine Fingerabdrücke oder Stoffreste. Das Labor wertet aber immer noch aus. Bisher wissen wir nicht viel mehr außer das unser Opfer sehr zurückgezogen gelebt hat, das Haus hier in New York ist übrigens nur sein Wintersitz. Normalerweise wohnt er in Arizona. Tut mir Leid das ich ihnen bis jetzt nicht mehr sagen kann aber wir befinden uns eben noch am Anfang unserer Ermittlungen.“
“Hat man schon die Nachbarn befragt, oder andere Zeugen?“ wollte die Frau wissen. Miller schüttelte seinen Kopf wobei sein dichtes blondes Haar hin und her wirbelte.
“Einer meiner Officers hat versucht bei den Nachbarn etwas herauszubekommen. Fehlanzeige. Alle sagten nur das er freundlich und zurückgezogen war. Zum ungefähren Tatzeitpunkt hat niemand etwas ungewöhnliches gesehen.“
“Haben sie eine Liste der Nachbarn?“
“Wieso fragen sie ...“
“Colonel MacKenzie.“ half Mac nach als der Detektive auffällig nicht nur auf ihre Uniformzeichen schielte.
“Wieso fragen sie Colonel? Meine Männer haben bereits jeden Nachbarn befragt. Da gibt es wie gesagt nichts zu holen.“
“Nicht das wir die Kompetenz ihrer Officers anzweifeln wollen, wir haben nur gern unsere eigenen Aufzeichnungen. Zum einen weil es mir persönlich angenehmer ist selbst mit den Zeugen zu sprechen, zum anderen müssen wir auch Berichte über unsere Ermittlungen und Verfahren schreiben, und das geht mit selbst durchgeführten Befragungen einfach viel leichter. Das verstehen sie sicher Detektive Miller.“
Miller drehte seien Kopf hin und her und beäugte die Frau in Marineuniform. Spätestens jetzt war sie ihm sympathisch. So gut wie sie aussah redete sie auch. Sie hatte Temperament. Er war gewillt nach diesem Fall vielleicht noch mal seine Meinung über Anwälte zu ändern. Auf jeden Fall aber gegenüber Frauen im Militär.
„Natürlich habe ich Verständnis dafür, ich werde ihnen eine vollständige Liste aller potentiellen Zeugen zusammenstellen lassen. Sie liegt dann ab morgen bei meinem Assistenten hier aus. Im Übrigen habe ich es mir auch herausgenommen schon einen Termin bei dem Gerichtsmediziner für uns drei zu machen. So muss sie nicht alles zwei Mal erzählen. Morgen um 10 Uhr ist ihnen doch recht?“
“Das wird kein Problem sein. Wenn sie uns jetzt entschuldigen, wir müssen noch unser Hotel finden.“ damit verabschiedeten sich die Anwälte. Als gutem Polizist entging Miller natürlich nicht die kleine Auseinandersetzung zwischen Colonel MacKenzie und ihrem Kollegen. Der breite Mann hatte versucht ihr beim Hinausgehen die Hand auf den Rücken zu legen, woraufhin diese herumgewirbelt war um die Hand des Mannes abzuwehren. Er fragte sich in welcher Beziehung die beiden wohl zueinander standen.
Hotel Lyon
New York
18.46h
Zimmer A125
Völlig erschöpft ließ sich Colonel MacKenzie auf ihr breites Hotelbett fallen und sah sich um. Keine Frage, diesmal hatte die Navy ein sehr gutes Hotel für ihre Anwälte gebucht, sie hatte schon in schlechteren Kaschemmen absteigen müssen. Dieses Zimmer hier hatte eine Schlüsselkarte, ein großes Bett, einen Fernseher, eine nette Dusche und was am wichtigsten war: eine volle Minibar. Zumindest war diese jetzt noch voll, wer wusste schon ob sie es auch noch in ein oder zwei Stunden sein würde. Das kam ganz auf die Qualität des Zimmerservices an. Ja, Zimmerservice hatte dieses nette Hotel auch. Es musste dem SecNav ganz schön was an diesem Fall liegen wenn er bereit war solche Zimmer zu bezahlen. Entweder das oder Tiner hatte es beim Buchen besonders gut gemeint. Allerdings war da natürlich bei all dem Positiven auch ein dickes, fettes ABER. Mac und ihr Partner für diesen Fall, Mic Brumby, hatten zwar, Gott sei Dank, getrennte Zimmer allerdings wurden beide Räume durch eine Verbindungstür für den jeweils anderen zugänglich gemacht. Mic hatte sich mehr über diese Tatsache gefreut als Mac. Eigentlich, wäre dieser Fall nicht dazwischen gekommen, hatte sie vorgehabt sich die nächste Zeit von Brumby fern zu halten. Eine Beziehungspause einzulegen, einfach damit sie sich wieder klar werden konnte ob es überhaupt das war was sie wollte, eine Beziehung mit Mic Brumby. Ganz genau deshalb war ihr diese räumliche Nähe und die Möglichkeit für ihn mit Leichtigkeit in ihr Zimmer zu gelangen nicht angenehm. Sicher, sie hätte die Tür einfach abschließen können, aber das hätte Mic nur verärgert und dann hätte sie ihm wieder erklären müssen warum sie was tat. Was natürlich völlig unsinnig war da er in letzter Zeit nicht zuhörte und ihr so wie so nicht glaubte. Da konnte sie nur hoffen dass er nicht auf die Idee kam nachts die Betten wechseln zu kommen. Immer noch darüber in Gedanken klopfte es an der Tür und wenig später steckte ein Rosenstrauß seinen Kopf durch die Tür. Nein halt, Blumensträuße hatten keine Köpfe, Mic steckte seinen Kopf durch die Tür und präsentierte einen Rosenstrauß.
“Hey Liebling. Ich wollte mich bei dir entschuldigen und dachte das mir die Rosen und eine Reservierung in einem teuren Restaurant dabei behilflich sein könnten.“ grinste Mic.
Mac seufzte innerlich und trug ein kleines Gefecht aus das dann aber doch entschied seine Entschuldigung anzunehmen. Lächelnd nahm sie ihm die Blumen ab und bat ihn ins Zimmer.
“Nein Mac wir müssen jetzt los, der Tisch ist auf 19 Uhr reserviert.“
“Was? Jetzt schon? Könnern wir das heute nicht ausfallen lassen bitte? Ich bin wirklich müde und die Ermittlungen werden nicht leicht sein.“
Jetzt drückte sich Mic doch durch die Zimmertür und fuhr sich verärgert durch die Haare.
“Weist du wie lange ich vorhin rumtelefoniert habe um noch einen Tisch zu bekommen? Du könntest wirklich etwas dankbarer sein. Ich bin auch müde aber trotzdem will ich noch etwas Zeit mit meiner Freundin verbringen. Ist das so schwer zu verstehen?“ schnaubte er.
“Wir können doch auch an einem anderen Abend essen gehen. Es ist ja nicht so das wir morgen sterben...“
“Das sagst du immer! Immer verschiebst du alles auf ein anderes Datum! Das macht mich so verdammt wütend. Nie hast du Zeit für mich und nie bist du bereit etwas in unsere Beziehung zu investieren.“
“Nun komm aber mal runter.“ erwiderte sie nun ebenso aufgebracht. Warum wurde er immer so wütend wenn sie nicht das machte was er wollte? Ganz am Anfang war er doch noch so nett und charmant gewesen, und jetzt?
„Nein, komm du mal von deinem hohen Ross runter. Warum musst du immer widersprechen? Warum bist du nie einer Meinung mit mir? So langsam verliere ich die Beherrschung mit dir!“ herrschte er sie an und erkannte im gleichen Augenblick das er etwas Falsches getan hatte. Nicht das es nicht seine Meinung war, er konnte sich für jedes seiner Worte verbürgen. Allerdings war es nicht gut wie Mac ihn ansah. Es bedeutete das Ärger auf ihn zukam. Sie enttäuschte ihn nicht. Ihr ganzer Körper stand unter Spannung, die sonst so vollen Lippen zu einer Linie zusammen gepresst und in ihren Augen glitzerte es gefährlich. Der sachlich neutrale Tonfall mit dem sie die nächsten Worte aussprach überraschten ihn, machten Mic jedoch nicht weniger Angst.
“Verschwinde.“
“Wir haben das noch nicht ausdiskutiert...“
“Gute Nacht Commander.“ Ihre Stimme war eiskalt und schneidend.
Er erkannte dass er diese Schlacht verloren hatte, konnte es aber nicht lassen so ganz kampflos den Platz zu verlassen. Mit einer ebenso kalten Stimme die Mac angeschlagen hatte zischte er ihr entgegen.
“Kein Wunder das deine anderen Beziehungen den Bach runter gegangen sind.“
20. Dezember 2000
11.35h
Einkaufszentrum in Washington D.C.
„Oh, bitte, bitte bitte!“ murmelte Bud Roberts während er gleichzeitig mit den Fingern auf den Tresen an der Information der Modeboutique trommelte. Nervös beobachtete er wie die viel zu langen, rot angemalten Fingernägel der älteren Frau mit Namensschildchen in einem Ordner über jeden dort aufgeschriebenen Namen fuhren. Immer wenn sie eine Seite durchsucht hatte schüttelte sie den Kopf, befeuchtete mit ihrer Zunge einen Zeigefinger und blätterte um. Bud versuchte nicht auf diese Szene zu achten, sondern versuchte viel mehr ruhig zu bleiben. Irgendwann würde die Dame seinen Namen schon finden, hoffentlich. Wieder sah er sehr auffällig auf seine Armbanduhr um der Verkäuferin einen Hinweis auf die Dringlichkeit seiner Angelegenheit zu geben, diese ignorierte seine Geste jedoch völlig und schüttelte erneut den Kopf um mit ihrem Finge auf das nächste Papier zu wandern. Nach noch einigen Malen Finger befeuchten und blättern klatschte sie in die Hände und sah ihn über ihrer Brillengläser an.
“Hier haben wir ja ihren Namen. Ein Designerpulli reserviert auf den Namen Bud Roberts. Ist das korrekt?“
“Ja! Ja, ganz genau.“
“Hmm, na gut. Sind sie Bud Roberts?“
“Was? Natürlich bin ich Bud Roberts und ich möchte diesen Pulli abholen.“ erwiderte Bud etwas verdutzt.
“Schön, schön. Haben sie einen Ausweis dabei oder können sie sonst bestätigen das sie wirklich Mr. Roberts sind?“ fragte die Dame mit einer krächzenden Stimme die Bud vollends in den Wahnsinn trieb. Wenn diese Frau sich nicht beeilen würde kam er noch zu spät aus der Mittagspause zurück und Harriet würde vielleicht etwas merken. Das konnte er auf keinen Fall riskieren.
“Hören sie, ich habe wirklich keine Zeit für so etwas. Meine Frau, Harriet Sims-Roberts, hat diesen Pulli auf meinen Namen hier zurücklegen lassen.“
“Tut mir sehr leid aber wir sind eine angesehene Modeboutique und wir wahren und schützen die Rechte unserer Kunden, wir haben einen Ruf zu verlieren. Also kann ich ihnen erst dieses Kleidungsstück geben wenn sie sich ausgewiesen haben. Sonst könnte es ja jeder abholen.“ beendete sie und schlug um ihre Worte zu untermauern den Ordner zu und wollte sich gerade dem Telefon widmen als Bud beschloss das es Zeit war nachzugeben.
“Bitte, wenn sie meinen das das nötig ist.“ damit reichte er seinen Personalausweis über die Theke und beobachtete mit wachsendem Zeitdruck wie die Frau ein Auge zukniff und das Foto mit ihm selbst verglich. Sie schien zu Frieden zu sein denn sie gab ihm den Ausweis zurück und fing dann an etwas in die Computertastatur vor ihr zu hämmern.
“Aha! Da haben wir es ja. Ein Designerpullover von Rudolph Mooshammer in der Farbe Inselblau, zurückgelegt für einen Bud Roberts.“
Mit einem enthusiastischen Nicken bestätigte Bud das ganze und wartete jetzt darauf dass die Frau etwas tat. Sie sah ihn lächelnd an und faltete beide Hände auf dem Holztresen.
“Was ist?“
“ So wie es aussieht kann ich ihnen den Pullover nicht geben.“
“Wieso denn, brauchen sie erst noch meine Geburtsurkunde oder Fingerabdrücke?!“ insgeheim schwor sich Bud seine Frau nie wieder in die Nähe eines solchen Ladens zu lassen.
Die Frau bedachte ihn mit einem schallenden Lachen und fächerte sich mit beiden Händen Wind zu.
“Aber Nein, Mr. Roberts. Es ist nur so das der Pullover bereits verkauft wurde.“
Nun war es an Bud sich Wind zu zufächern und dabei auszusehen als würden ihm die Augen aus dem Gesicht kullern.
“Wieso? Er war doch reserviert!“
“Ja das schon, aber unsere Hausordnung sagt das ein reserviertes Kleidungsstück spätestens einen Monat nach Reservierung abgeholt werden muss, sonst kann es wieder verkauft werden. Ausnahmen werden bei Krankheiten oder sonstigen plötzlichen Geschehnissen gemacht die es unseren Kunden unmöglich machen das Kleidungsstück der Frist entsprechend abzuholen. Vorraussetzung ist allerdings ein Anruf der mindestens eine Woche vor Ablauf der Frist hier eingehen muss. Sie haben nie angerufen Mr. Roberts und die Zeit ist vor zwei Tagen abgelaufen. Also wurde der Pullover heute Morgen an eine reizende alte Dame mit einem Pudel verkauft. Wenn sie das tröstet.“
Nur langsam, ganz langsam wurde sich Bud bewusst das er die Frau mit offenem Mund anstarrte.
Ablauf von Fristen, Vorlage der Personalausweises und Hausordnungen?!
War er hier im falschen Film? Das war doch ein Modelanden und nicht das Einwohnermeldeamt!
Vorsichtig fragte er nochmals nach.
“Der Pullover wurde verkauft?“
“Ja.“
“Haben sie noch so einen oder einen vergleichbaren?“
„Ich fürchte Nein, dieser Pulli war ein limitiertes Designerstück. Der Designer, Mr. Mooshammer selbst, hat diese Modelinie zu der der Pulli gehörte seinem geliebten Hund gewidmet. Dementsprechend waren alle Kleidungsstücke aus dieser Linie am ersten Tag vergriffen.“
“Wo kann ich sonst so einen Pulli herbekommen?“
“Nirgends, denke ich. Wie schon gesagt diese Linie ist sehr beliebt und in Amerika und Europa schon fast ganz ausverkauft. Sie werden wohl bis nächstes Jahr warten müssen, da werden die Stücke noch einmal auf den Markt gebracht.“
Nächstes Jahr, nächstes Jahr? Er konnte nicht bis nächstes Jahr warten. Harriet wollte dieses Ding dieses Jahr unter dem Weihnachtsbaum haben! Das war das größte Desaster in das er sich je gebracht hatte. Eigentlich nur um seine Verzweiflung über die drohende Katastrophe zu verstecken schielte er auf die Uhr und seufzte. Seine Mittagspause war schon seit fünf Minuten zu Ende.
So ein Mist, entweder bringt mich Harriet wegen dem Pulli um, oder der Admiral wegen meiner Verspätung! Die Frage ist nur wer mich zu erst erwischt!
Zur gleichen Zeit in New York...
„Nein tut mir leid. Ich habe nichts gesehen. Ehrlich gesagt habe ich denn Mann noch nicht mal gekannt. Wir haben nur ein paar Worte über den Gartenzaun gewechselt. Er lebte ziemlich zurückgezogen und war auch wie gesagt nur in den Wintermonaten hier.“ erklärte eine ältere Dame und hielt dabei ihre Haustüre nur so weit offen wie es sie Sicherheitskette erlaubte. Scheinbar waren ihr ihre zwei Besucher die sich nach dem armen Mann der ermordet worden war erkundigten nicht ganz geheuer. Schon gar nicht nachdem sie schon alles der Polizei erzählt hatte. Aber der Mann und die Frau trugen Uniformen und hatten ihre Ausweise vorgezeigt. Sonst hätte sie erst gar nicht die Türe geöffnet.
“Trotzdem vielen Dank Mrs. Clark.“ sagte die Frau und konnte nur schwer die Enttäuschung und die Frustration aus ihrem Ton heraushalten. Allerdings versuchte sie ihr bestes, die alte Frau konnte ja nichts dazu dass keiner der Menschen auf der Zeugenliste der Polizei etwas Verwertbares wusste. Seit heute Morgen um 8 Uhr waren sie schon unterwegs und hatten schon mindestens 15 Leute befragt, leider ohne Ergebnis. Mic hatte zu Anfang noch recht motiviert gewirkt, jedoch sah er jetzt fast noch übel gelaunter drein als sie sich fühlte. Mac nahm an das das aber nicht nur mit dem Fall zu tun hatte. Seit ihrem kleinen Wortgefecht gestern Abend hatten sie kein Wort mehr mit einander gesprochen, jedenfalls keines das nicht den Fall anging. Sie konnte nicht behaupten dass ihr das unangenehm war, schon gar nicht nach dem mehr oder weniger großen Zwischenfall der sich in ihrem Hotelzimmer am frühen Morgen zugetragen hatte. Es war kein sehr schöner Moment gewesen, also eigentlich hatte er nett angefangen war aber böse geendet, und jetzt war Mic gekränkt und sie war einerseits von seinem harschen Benehmen verletzt, fragte sich aber auch andererseits ob sie die ganze Misere nicht vielleicht selbst heraufbeschworen hatte. Auf jeden Fall war es ihr seit dem Mics Präsens unangenehm und die Tatsache dass keiner von beiden einen Schritt auf den anderen zu machte entspannte die Situation keinen Falls, machte sie für Mac aber leichter ertragbar.
“Wer als nächstes?“ fragte sie als sich beide von der nun wieder verschlossen und verriegelten Türe der alten Dame abwandten. Mic vermied es sie anzusehen und kramte stattdessen, die mittlerweile schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogene, Zeugenliste aus seiner inneren Jackentasche.
“Tja das war’s. Keiner mehr übrig.“ sagte er und stopfte das Papier in seinen angestammten Platz zurück.
“Was? Das waren alle?“
“Ja.“
“Und was machen wir jetzt?“ fragte sie in die Runde und folgte Mic auf dem kleinen Weg der sich quer durch den Vorgarten der Frau zog zu ihrem Auto.
„Woher soll ich denn das wissen, immerhin sind sie ja der leitende Offizier, MA’AM!“ Gerne hätte er eine Reaktion aus ihr heraus gelockt aber alles was er bekam war nur ein gleichgültiger Seitenblick.
So war das also, war er ihr inzwischen schon so egal das sie sich noch nicht ein Mal über ihn ärgern konnte? Kannte Sarah ihn so schlecht dass sie nicht erkannte das er nur versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erlangen? Schon seit Wochen schien ihr alles wichtiger zu sein außer er und mit ihrer Aktion, beziehungsweise fehlenden Aktion hatte sie den Eisberg nun völlig gerammt. Aber bitte, wenn sie es so haben wollte konnte sie es so haben. Er, Mic Brumby, würde nicht der erste sein der um Verzeihung bat, schlicht und ergreifend aus dem einen Grund, er hatte nichts verbrochen. Commander Brumby fiel es jetzt schon fiel leichter einen ebenfalls gleichgültig wirkenden Gesichtsausdruck auf zusetzten und seinen Schritt von „stapfend“ in „schlendern“ zu ändern bevor er abrupt stehen blieb und die Hände zu Fäusten ballte. Er stand jetzt nur ein paar Meter von ihrem Dienstwagen entfernt und richtete sich zu voller Größe auf. Direkt vor ihm, besser gesagt zwischen ihm und dem Auto war ein etwas suspekt wirkender Mann. Der Kerl sah aus wie ein Penner, und roch auch so, soviel konnte Mic schon aus dieser Entfernung sagen. Der ungebetene Gast war gerade dabei mit einem zerzausten Abzieher die Frontscheibe des Autos mit JAG- Emblem zu reinigen. Mic räusperte sich geräuschvoll, doch der Penner schien sich nicht für den Offizier zu interessieren. Er förderte jetzt einen alten Lappen zu tage, spukte auf ihn und versuchte dann damit die Motorhaube zu wachsen.
Mac versuchte gerade noch ihren Partner am Ärmel fest zuhalten, doch dieser war schon auf den Fremden zu gestürmt, hatte ihn am Kragen gepackt und schien zu versuchen den Mann auf den Kopf zu stellen. Bevor jedoch das geschah griff sie ein indem sie Mic an der Krawatte packte und langsam von dem armen Kerl fort zog. Zugegeben, es war schon kein schöner Anblick zu sehen wie so ein dreckiger Fremder versuchte das Auto mit Spucke zu reinigen, allerdings war diese Reaktion äußerst falsch gewesen. Oft wurden solche Leute nur aggressiv oder waren so heruntergekommen und schwach das man sie mit einem einfachen Griff am Kragen schon sehr schwer verletzten konnte. Beides würde für den Fall nicht sehr hilfsreich sein.
“Hey Alter, was soll n das? Was packst du mich hier an? Bin doch bloß n armer alter Penner der versucht n paar leichte Dollars zu machen!“ meldete sich auch noch zu allem Überfluss der nette Herr mit versiffter Fellmütze wieder zu Wort.
“Aber nicht in dem sie zwei Offiziere der Navy und der Marines belästigen!“ gab Mic zurück und schien sich wieder unter Kontrolle zu haben. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen einen bedrohlichen Schritt auf den nun am Wagen lehnenden Penner zuzugehen.
“Belästigen? Mann, ich hab bloß die Scheiben gewischt, sonst nichts. Wenn du das belästigen nennst dann bist du dümmer als du aussiehst.“
Oh, Oh! war alles was Mac dachte und ehe sie sich versah machte Mic einen Satz auf den Kerl zu. Doch sein Griff ging ins Leere und überraschender Weise war das potentielle Opfer schnell genug gewesen um sich hinter dem Auto in Sicherheit zu bringen. Der erneute Versucht von Mic schien ihn aber zur Vernunft gebracht zu haben denn er hob die Hände verteidigend über seinen Kopf und quiekte: „Ich bin ein Mensch! Ich habe das Recht auf körperliche Unversehrtheit!“
“Ach jaaaa?“ knurrte Mic.
“Ja, so stehst im Grundgesetzt...“
“Ich bin Anwalt, ich kenne jedes Gesetzt, belehr mich nicht du...“
“Dann seit ihr die zwei vom Militär die wegen dem Typ hier aus der Straße gekommen sind?“ fragte der Mann und hatte plötzlich ein Grinsen auf dem Gesicht das Mic ganz und gar nicht zusagte. Nun stieg Mac mit in das Geschehen ein und stellte sich zwischen Mic, Auto und Penner. Sie hatte das Gefühl das dieser „Scheibenwischer“ vielleicht etwas wissen konnte. Jedenfalls konnte es nicht schaden zu fragen, momentan traten sie ja so wie so auf einer Stelle.
„Ja das sind wir. Ich bin Colonel MacKenzie und das hier ist mein Kollege Lt. Commander Brumby.“
“Brumby? Eh...hört sich an als käm’ste aus Down Under? Das Temperament hast de dir wohl von seinem Känguru abgekuckt, was?“
Bevor Mic auch nur daran denken konnte etwas zu tun hatte Sarah schon wieder die Kontrolle über die Situation. Manchmal war sie wirklich unglaublich...seine Sarah...
„Wir untersuchen den Mord an Ed Marion, wissen sie etwas darüber?“
“Wäre schon möglich...“ antwortete der Mann und begann in der einen Hand den Lappen zu kneten während der mit der anderen eine Geste zeigte die klar aussagte das er für sein Wissen bares sehen wollte. Doch widerwillig griff Mac in ihre Tasche und zog ihre Geldbörse hervor...was tat man nicht alles für ein paar Brotkrümel?
Sie hielt dem Obdachlosen eine Hundert Dollar Note entgegen und achtete darauf dass er nicht in ihren Geldbeutel sehen konnte, es bestand kein Grund darin ihn wissen zu lassen das dort noch zweihundert Dollar ruhten. Mit einem ausladenden Knicks verbeugte sich der Obdachlose und schnupperte an dem Schein, dann ließ er ihn eines zu unzählbar vielen Löcher in seinem Mantel gleiten.
„Also gut, aber nur weil se so lieb gefragt haben... Im Winter treib ich mich hier öfters rum, um die Ecke gibt’s ne Imbissbude die öfter mal von den Resten raus springen lässt wenn ich dafür sorg dass sich keiner der anderen Penner da sehen lässt. Auf jeden Fall war ich deswegen vor ein oder zwei Wochen in der Gegend und wollte mir gerade ne gemütliche Bank suchen als ich zwei Leute streiten gehört hab. Ich dachte mir, hey, vielleicht gibt’s ja ne satte Schlägerei und im Geragell fällt jemandem was brauchbares aus der Tasche, da hab ich mir gesagt, Joe, sieh mal besser nach was da los ist. Ich geh da also hin, versteck mich hinter nem Busch und belausch die. Ich hab nur nen Teil gehört weil mir das dann zu langweilig wurde, auf jeden Fall stand der eine ganz still da und der andere hat gebrüllt und wie wild mit den Händen gefuchtelt. Der irgendwas geschrieen von Wegen: Er solle keine voreiligen Schritte machen und nicht vergessen das er in der Sache in Georgia genau so tief in der Scheiße stecken würde... Mehr weis ich nicht.“
Mac wusste zwar nicht was sie davon halten sollte und was ihr diese Information helfen sollte, aber trotzdem hatte sie sich Notizen gemacht während Mic einfach nur da stand und den Mann abschätzend musterte.
“Woher wissen sie das einer der Beteiligten Mr. Marion war?“ wollte Mac wissen. Der Fremde hatte zwar eine interessante Aussage gemacht, allerdings war es fragwürdig diese zu verfolgen wenn er in der Tat nur einen Streit zwischen irgendwelchen zwei Männern aufgeschnappt hatte.
„Ganz einfach, der ruhige Kerl hat immer Pizzas bestellt und einmal hab ich dem Boten, als der geklingelt hat, die Pizza aus der Hand gerissen und gemacht dass ich weg kam. Auf der Schachtel hat jemand ne Nummer und den Namen: Ed Marion samt Adresse gekritzelt.“
Naja, das war vielleicht nicht der beste Einstieg für eine so wichtige Ermittlung, aber besser als gar nichts. Es würde sie keine Mühe kosten einmal in den Akten nach einem Zusammenhang zwischen Ed Marion und Georiga zu suche. Vielleicht war er ja dort stationiert gewesen und es hatte sich etwas ereignet was mit seinem Tod zu tun hatte.
„Vielen Dank Mr...?“
“Ach, nennen se mich Joe. Meine Freunde nennen mich alle Drei-Finger-Joe.“ bot er an.
“Wieso?“
Joe lachte herzlich und hob die Hand die bisher größten Teils von dem Lappen bedeckt war an und entblößte drei lange Finger und zwei Stummel.
“Na weil ich nur drei Finger hab!“
Mac wich etwas erschrocken zurück und zwang sich nicht auf die zwei blau befärbten Überreste zweier Finger zu starren. Als sie es ihrem Magen wieder zu trauen konnte den Obdachlosen anzusehen war dieser verschwunden. Sie sah zu Mic hoch, sein Gesicht war ausdruckslos, man konnte nur erkennen dass er sich über etwas ärgerte.
Na und wenn schon, dachte sie sich. Wenn ich mir jedes Mal den Kopf zerbrechen würde wenn er so drein schaut hätte ich schon längst einen Riss im Schädel. Jetzt geht es erst mal darum herauszufinden was wir von dieser Aussage verwerten können. Mit Mic kann ich mich genauso gut auch später noch streiten...
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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20 Minuten später bei J.A.G. ...
Die Uhr zeigte 13.20 Uhr und wie sonst auch an jedem Tag um diese Uhrzeit herrschte ein geschäftiges Treiben im Bullpen. Kopiergeräte summten, Telefone klingelten, die Kaffeemaschine blubberte, Kugelschreiber machten nervige Geräusche, die Absätze von weiblichen Offizieren klacksten auf dem noch heute Morgen frisch gebohnerten Boden und jeder schien sich mit jedem zu unterhalten. Da jeder fürchtete der Admiral könnte hinter jeder Ecke lauern und sie dann anspringen wenn das Gesprächsthema nicht die Arbeit betraf, vermieden es alle auch nur an etwas anderes als Akten und Paragraphen zu denken. Und Herrscher über all dies, wohl organisierte, Chaos war Gunny Garlindez. Er thronte mit verschränkten Armen neben dem Kopierer und beobachtete alles ganz genau. Sein Hauptaugenmerk galt allerdings einem jungen Petty Officer der versuchte zwei drei Tassen Kaffee gleichzeitig in einer Hand zu balancieren und ganz nebenbei noch die Akten aufzuheben die ihm eben auf den Boden gefallen waren. Nach einem kuren Kontrollblick auf den Kopierer, und der erlangten Erkenntnis dass seine Dokumente noch ein wenig Zeit benötigen würden, trat er entschlossen vor den Petty Officer. Dieser fuhr sofort nach oben und stand stramm. Wortlos beugte sich der Gunny runter und hob die Akten auf. Gleich darauf hob er den rechten Arm des jungen Mannes an, klemmte die Akten darunter und arrangierte die Kaffeetassen neu. Er musterte sein Werk kurz und nickte dann. Der Petty Officer deutete das als Zeichen weiter zu gehen, allerdings kam er nicht weit denn schon spürte er die Garlindez Hand und den festen Druck der davon ausging auf seiner Brust. Mit Angstschweiß auf der Stirn blickte er dem Gunny in die Augen. Dieser hielt dem Blick einen Moment stand um seine Überlegenheit des Ranges entsprechend darzulegen dann langte er in eine Schublade eines Schreibtisches der genau neben ihm stand. Die Briefe die er eben aus dieser geholt hatte klemmte er dem PO dann unter den anderen Arm und bedeutete ihm mit einem Augenzwinkern das er nun endlich seinen Weg fortsetzten konnte. Der Admiral ließ sich gerade eine Akte von Tiner heraussuchen und wartete solange im Türrahmen. Er hatte belustigt, jedoch mit einem grimmigen Gesichtsausdruck die Aktion des Gunnys beobachtetet und war froh das wenigstens einer außer ihm selbst wusste wie er seinen Job zu erledigen hatte.
Wo er gerade beim Job richtig erledigen war...
“Tiner! Wo bleibt die Akte...“
Im Bullpen beachtete niemand die gebellte Frage von ihrem Admiral. Nach so vielen Jahren waren sie an seinen Ton gewohnt und immer froh wenn sie selbst nicht der Adressat der Befehle des Admirals waren. In der Zwischenzeit piepste der Kopierer um anzuzeigen das er seine Arbeit beendet hat und mit einer teils lässigen teil kampfbereiten Ausstrahlung, die für den Gunny charakteristisch waren, sammelte dieser seine Papiere zusammen. Gerade als er sich umdrehte um zu seinem Schreibtisch zurück zu kehren rannte er mit einem anderen Mann zusammen. Garlindez brauchte ein paar Sekunden um Lt. Roberts zu erkennen. Dieser war schon gehetzt aus dem Fahrstuhl gestiegen und schien es heute am eiligsten zu haben in sein Büro zu kommen. Es wirkte fast so als wolle er vor irgendwas flüchten. Das er seinen Kopf fast unmenschlich verdrehte um hinter sich blicken zu können und dabei die auf den Boden gesegelten Kopien des Gunnys aufzusammeln verstärkte diese Annahme nur.
“Lt. Roberts.“ grüßte Garlindez und ließ sich von Bud die unordentlich aufgelesenen Papiere in den Arm drücken.
“Gunny.“ grüßte der Lt. zurück, ließ den Blick noch mal über seine Schulter schweifen und hetzte dann in das nächst gelegenen Büro.
In dem nächst gelegenen Büro...
„Puh...das war knapp...“ atmete Bud geräuschvoll aus und spähte nochmals durch die Blenden die er kurz nach dem er sie Tür hinter sich zugeknallt hatte herunter gelassen hatte so das man nicht in das Büro sehen konnte...wessen Büro es auch immer war...
Er beobachtete den blonden Haarschopf, der bis vor kurzem noch mit einem weiblichen Lt. geschnattert hatte, wie sie mit langen Schritten sein Büro ansteuerte, die Tür öffnete, einen kurzen Blick hinein warf und dann auf dem Absatz kehrt machte. Seine Augen waren zu einem schmalen Schlitz gepresst als er jeder Bewegung der Frau folgte. Der Atem stockte ihm erneut als sie auf das Büro in dem er sich gerade befand zuging. Gerade noch im letzten Moment wurde er sich darüber bewusst das sich ihn durch seinen Ausguck in den Blenden sehen konnte und so ließ er die zwei Teile die er hoch geschoben hatte schnell fallen. Er brauchte das sowieso nicht mehr zu tun. Sie war jetzt so nahe das er ihren Schatten auf der anderen Seite der Tür ausmachen konnte. Instinktiv versteifte sich sein ganzer Körper und er bemühte sich keinen Mucks zu machen als er sah wie sich ihre Hand dem Türgriff näherte. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen und dann atmete er nochmals hörbar aus als er sah wie sich die Gestalt wieder von der Tür entfernte. Offenbar von etwas interessanterem Abgelenkt als der Suche nach ihrem Mann. Bud entspannte sich wieder und wischte sich ein paar Schweißperlen von der Stirn von denen er erst gewusst hatte dass sie da waren als ihm eine in den Augen brannte. Seine eben erst wieder gefundene Ruhe ging aber gleich verloren als sich jemand hinter ihm laut bemerk bar machte. Langsam drehte er sich rum und stand sofort stramm als er erkannte in welches Büro er gerade eben geflüchtet war. Vor ihm saß Lt. Commander Rabb hinter seinem Schreibtisch. Die Beine übereinander geschlagen und musterte Bud über die Akte in seiner Hand hinaus mit einer hoch gezogenen Braue.
Hoffentlich hat er das hier gerade nicht...
„Kann ich etwas für sie tun Lt.?“
Natürlich hat er das mitbekommen, ich steh hier ja auch schon seit fünf Minuten hinter seiner Tür und verhalte späte hinaus wie eine Katze wenn’s donnert.
„Bud?“
Mist, er hatte ja immer noch nicht reagiert, das wurde immer besser.
“Ja, Sir. Alles in Ordnung, Sir. In bester Ordnung.“ antwortete er und wollte sich am liebsten gleich Ohrfeigen. Der Commander bedachte ihn jetzt mit einem besorgten Blick.
“Kann ich ihnen helfen Bud?“
“Äh nein Sir. Alles in Ordnung.“
Du wiederholst dich!
„Warum sind sie dann hier?“
Oh, oh. Er ahnt was, er ist ja nicht blöd.
„Es ist nichts Sir...ich wollte...“ nervös sah er sich in dem Büro um, vielleicht erspähte er ja etwas das ihm helfen konnte da wieder raus zu kommen. Sein Blick blieb an dem fast leeren Teebecher hängen.
„...Ich wollte nur nachsehen ob sie noch einen Tee oder Kaffee brauchen!“ bekam er schließlich hervor. Aber der Commander kaufte es ihm nicht ab. Er stand jetzt von seinem Bürostuhl, umrundete den Schreibtisch und kam vor Bud zum halten.
“Was ist den mit los Bud?“
“Nichts Sir. Alles in...“
“...Alles in Ordnung. So viel habe ich mitbekommen.“ er erhaschte einen Blich auf die Papiere die Bud in seiner Hand knüllte.
“Sind die für mich?“
“Nein, Sir. Sie haben überhaupt nichts damit zu tun.“ schnell versteckte er die Dokumente hinter seinem Rücken.
Okay Bud, jetzt weis er das etwas faul ist...
“Zeigen sie mir diese Papiere.“ forderte Rabb ihn auf.
“Sofort.“ setzte er in einem Befehlston nach als Bud immer noch mit sich haderte. Dieser ließ die Schultern hängen als er sich geschlagen erkannte. Zögerlich übergab sein Geheimnis Commander Rabb der sogleich noch im Stehen damit begann sie zu studieren. Es waren nur drei Blätter somit brauchte der Commander nicht lange um alle ausführlich zu lesen. Als er fertig war sah er Bud nicht mehr besorgt sonder vollkommen verwirrt an.
“Okay Bud, sie hatten Recht, damit habe ich nichts zu tun...aber wo ich es schon mal gelesen habe...“, er hielt die Blätter vor Buds Nase, „...was ist das?“
“Das ist eine lange Geschichte Sir.“ versuchte er abzulenken. Vielleicht war der Commander ja zu beschäftigt um eine lange Geschichte zu hören mit der er ja nichts zu tun hatte. Aber er hatte genug Zeit. Er bat Bud Platz in einem der Besucherstühlen zu nehmen und ließ sich dann selbst hinter seinem Schreibtisch nieder.
“Ich höre Bud...“
“Also gut, das gibt es diesen Designer aus Deutschland ... akldfjmdfzurnbmblgkgizgfj ... hat Harriet sich einen für Weihnachten zurücklegen lassen ... kagfirkgkgtuivbbl...djkdgj... die Frau gesagt er wurde schon wieder verkauft und ist nur schwer wieder zu bekommen ... adgjhdglkejphgm ... muss ich einen Weg finden in 4 Tagen noch mal so einen aufzutreiben.“ endete er. Rabb sah ihn an als wäre ihm ein drittes Auge mitten auf der Nase gewachsen.
“Bud ich habe keine Ahnung was sie gerade gesagt haben. Fangen sie am besten noch mal ganz von vorne an.“
Bud holte Luft um los zu legen...
“Aber bitte schön deutlich und langsam.“
“Gut Sir, also, Harriet wünscht sich zu Weihnachten nichts sehnlicher als eine Pulli aus der Kollektion dieses deutschen Designers. Deshalb hat sie sich schon vor Wochen einen in einer Modeboutique zurücklegen lasse und ich sollte ihn rechtzeitig abholen und ihr unter den Weihnachtsbaum legen. Allerdings habe ich die Frist verpasst und als ich da gestern ankam sagte mir die Verkäuferin der Pullover sei gerade an eine alte Frau mit Pudel verkauft worden.
Jetzt muss ich versuchen das vor Harriet geheim zu halten und noch so ein Ding zu finden was fast unmöglich ist wie die Verkäuferin sagte das alle Artikel aus dieser Linie schon längst ausverkauft sind.“ als er diesmal seinen Vortrag beendete nickte der Commander und schien sein Dilemma zu verstehen.
“Tja Bud, da sind sie in ein ganz schönes Schlamassel geraten.“
“In der Tat, Sir.“
“Und ich nehme an das sie sich gerade eben hier vor Harriet versteckt haben.“
“Genau Commander. Wenn sie mich erwischt hätte, sie hätte sofort gemerkt dass etwas nicht stimmt. Sie weist immer wenn ich etwas verheimliche und anlügen...“
“Wollen sie Harriet nicht.“
Bud nickte eifrig.
“Genau, Sir. Das wäre auch nutzlos, sie würde es sofort merken.“
“Was wollen sie jetzt tun?“
“Ich weis nicht Sir...sie haben nicht zufällig einen Rat?“
“Ja den hab ich. Finden sie so einen Pullover!“
“Daran habe ich noch gar nicht gedacht...!“
“...Commander Rabb, Sir!“ fügte er schnell hinzu als er erkannte wie schnippisch seine vorige Antwort war. Der Commander versuchte ihm ja nur zu helfen. Sein langjähriger Mentor nickte verständnisvoll um ihm zu signalisieren das er seine kleine Ungehorsamkeit von eben nicht übel nahm.
“Bud, warum ersparen sie sich nicht einfach den ganzen Stress und schenken ihr etwas anderes. Das ist so wie so viel besser als ihr etwas zu kaufen das sie selbst ausgesucht hat.“
“Aber Sir, sie wünscht sich nichts anderes. Ich habe sie gefragt, und alles was sie wollte war DIESER verdammte Pulli in der Farbe Inselblau.“
“Ja Bud, aber wenn sie ihr etwa anders kaufen wird es eine echte Überraschung sein.“ scherzte Harm Rabb.
“Sir, ich finde es wirklich sehr nett das sie mich aufheitern wollen, aber bei allem Respekt: Hören sie damit auf! Das ist eine ernste Lage!“
“Na gut, Bud. Keine Scherze mehr und die Lage ist in der Tat erst. Sie werden ein ganz schönes Donnerwetter erfahren...“
“Ich habe doch gesagt sie sollen mich nicht aufheitern.“ diesmal war es Bud der den Versuch unternahm zu scherzen. Der Commander schenkte ihm ein Lächeln und versank dann in seine Gedanken um einen Plan zu Recht zu legen wie er seinem Freund am besten helfen konnte. Um ihm musste geholfen werden...seine Aufmerksamkeit fiel wieder auf die Blätter vor ihm.
“Ist das hier der Designer von dem sie gesprochen haben?“
“Ja, das ist Rudolph Mosshammer, nein warten sie, Mooshammer. Komischer Name.“
“Naja, ich finde er passt zu ihm...meine Güte was ist denn das da nur?!“ er deutete auf einem Bild des Designers aus auf dem ersten Papier abgedruckt war.
“Was meinen sie?“
“Na das hier auf seinem...“
“...oh auf seinem Arm? Das ist sein Hund Daisy, er hat diese Linie ihr gewidmet.“ erklärte Bud.
“Das mein ich doch gar nicht...“ er drehte das Papier auf den Kopf und hoffte somit vielleicht hinter das Rätsel zu kommen.
“...was ist das hier?“ er zeigte Bud die Stelle die er meinte. Der schaute amüsiert zu Boden.
“Das ist sein Haar, Sir.“
“Sein Haar?!“
“Er ist eben aus Süddeutschland, Bayern um genau zu sein. Da lutschen sie auch an weißen Würsten herum.“
“Und das soll mir erklären warum er aussieht als hätte er den gegelten Schwanz eines Stinktieres auf dem Kopf!“, sein Blick wanderte tiefer im Bild, „und das soll ein Hund sein?! Hat das Tier da etwa rosa Schleifchen um die Ohren?!“
“Ähh Sir? Sir?“ versuchte Bud den Commander wieder ins die Gegenwart zu locken. Dieser schüttelte noch einmal den Kopf und sah Bud dann an.
“Ich weis dieser Mann sieht sehr seltsam aus, aber Harriet wünscht sich eben so einen Pulli, und uns über sein Aussehen zu wundern wird mir nicht helfen.“
“Sicher, sie haben Recht.“ er legte das Bild von dem Designer mit Absicht falsch herum aus seinen Schreibtisch.
“Ich mache ihnen einen Vorschlag Bud. Sie lassen mich jetzt noch für drei oder vier Stunden in Ruhe arbeiten, dann treffen wir uns im Einkaufszentrum, suchen nach so einem Pulli.“
“Was wenn wir keinen finden?“
“Dann sehen wir weiter. Wir finden schon eine Lösung. Wir sind Anwälte.“
“Ich glaube nicht das mich das beruhigt Sir. Aber trotzdem danke für ihre Hilfe. Ich weis gar nicht ob es in Ordnung ist ihnen ihre Zeit zu stehlen. Ich bin mich sicher sie haben besseres zu tun als...“
“Bud! Ist okay. Ich habe nicht viel Arbeit um die Ohren und freue mich dass ich ihnen helfen kann. Also, wir sehen uns heute Abend.“
Bud erhob sich und ging auf die Tür zu während Commander Rabb den Kopf schon wieder in einer Akte vergaben hatte.
“Vielen Dank Sir. Bis heute Abend dann.“
“Ja bis heute Abend. Und Bud, vergessen sie nicht durch Blenden zu sehen, vielleicht ist Harriet ja da draußen.“
“Danke Sir.“
Wie ihm empfohlen kontrollierte er erst den Bullpen und schlicht sich dann in sein Büro als die Luft rein war.
In Commander Rabbs Büro sah eben dieser auf und nahm sich noch mal das Bild von diesem Mooshammer vor. Er studierte es kurz, schüttelte sich und bunkerte das Bild ganz unten in seinem Papierkorb bevor er sich wieder in die Arbeit stürzte.
Einkaufszentrum in Washington D.C.
19.59h
„Nun machen sie nicht so ein Gesicht Bud. Noch geht die Welt nicht unter.“ versuchte Harm Rabb seinen Freund zu beruhigen. Er saß mit Bud in einem Kentucky Fried Chicken Restaurant und beobachtete wie dieser nun schon seit 20 Minuten keinen Ton sagte sondern nur an seinem Erdbeershake schlürfte. Vor drei Stunden waren sie im Einkaufszentrum angekommen und sich dann aufgeteilt um so in weniger Zeit so viel Läden wie möglich abzuklappern. Aber vergebens. Als er sich mit Bud vor einer halben Stunde hier getroffen hatte sah sein Freund noch geknickter als vorher aus. Er lies die Schultern hängen und schlurfte Schuldbewusst seine Füße vor sich her. Seit dem versuchte Harm vergebens den jüngeren Mann aufzuheitern. Gut, er hatte verpennt das Geschenk für seine Frau zu kaufen, das war aber trotzdem kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken.
“Mal im Ernst. Warum kaufen sie ihr nicht etwas anderes? Was kann schon passieren? Sie müssen vielleicht ein paar Nächte auf der Couch schlafen aber Harriet wird sie sicher nicht wegen einem Pullover raus schmeißen.“
Bud schüttelte wehmütig den Kopf. Harm Rabb war durchaus ein sehr intelligenter Mann, aber manchmal, und vor allem in Sachen Gefühlen oder gar der Liebe war er so blind wie ein Maulwurf. Er schien immer noch nicht verstanden zu haben um was es eigentlich ging.
“Sir, es geht doch gar nicht um den Pullover. Es geht darum das sie mich gebeten hat ihn abzuholen. Ich sollte einfach nur hinfahren und das Ding unter den Baum legen. Ich hätte es in dem Laden sogar noch verpacken lassen können. Mehr wollte sie nicht. Aber ich hab’s vermasselt. Verstehen sie? Ich habe Harriet enttäuscht. Sie hat mir vertraut und ich hab’s vermasselt.“
Harm wollte etwas erwidern, ließ es dann aber sein. Scheinbar hatte er begriffen.
“Wollen sie noch einen Shake?“ fragte er stattdessen.
“Nein danke. Ich glaube ich sollte jetzt besser nach Hause gehen.“
“Na gut, kommen sie.“
„Was wollen sie jetzt machen?“
“Weis ich nicht.“ antwortete Bud als er mit Commander Rabb zusammen an den Geschäften vorbei zum Eingang der Tiefgarage lief.
“Ich werde wohl eine Nacht darüber schlafen. Vielleicht frage ich den Gunny ob er mir helfen kann. Immerhin hat er ja damals auch die Konzertkarten für den Admiral besorgt. Vielleicht hat er ja Kontakte.“
Harm beschloss das Thema für den Moment sein zu lassen. Er musste sich eingestehen das ihm dieser kleine Ausflug mehr Kraft gekostete hatte als er dachte. Für einen Moment hing er seinen eigenen Gedanken nach die ihn in keine genaue Richtung zogen sondern sich vielmehr mit allem ein wenig zu beschäftigen schienen als er erkannte das Bud wieder sprach.
“Ehm, was haben sie gesagt?“
“Ich sagte das es schade ist das Colonel MacKenzie nicht da ist. Sie wüsste bestimmt weiter.“
“Vielleicht kann ich sie ja anrufen...“überlegte er.
“Nein das würde ich nicht tun. Sie ist in New York und ermittelt in einem Mordfall an einem ehemaligen Marine.“ fuhr Harm dazwischen und Bud konnte sich nicht helfen aber er glaubte einen leicht verbitterten Ton wahrgenommen zu haben. Von außen konnte man ihm das nicht ansehen, aber innerlich beschäftigte ihn etwas, das wusste Bud Roberts. Er war schließlich auch ein intelligenter Mann, meistens jedenfalls.
“Zusammen mit Brumby.“ knurrte sein Vorgesetzter weiter.
Aha, daher wehte also der Wind. Oder jeden Falls glaubte Bud das der Wind daher wehte. Wenn doch jetzt nur Harriet da wäre, sie wüsste es ganz genau.
“Sie haben Recht, wahrscheinlich ist sie ganz mit dem Fall beschäftigt.“ sagte Bud und versuchte wieder auf sicheren Boden zu gelangen. Es war schon spät und er hielt es nicht für nötig das Risiko einzugehen etwas Falsches zur Beziehung des Colonels mit Harm zu sagen.
“Oder mit Brumby.“
“Sir?“
Harm blickte ihn erschrocken von oben herab.
“Hab ich das etwa eben laut gesagt?“
“Ich fürchte schon.“ schmunzelte Bud.
“Und wenn schon. Es hat nichts zu bedeuten. Nicht war Bud?“
“Ja Sir.“
“Wenn sie das sagen...“ fügte er im stillen hinzu. Harm nickte zufrieden, das Pokerface wieder an Ort uns Stelle. Er schlug einen schnellen Gang ein und sein Freund und Kollege hatte es einerseits schwer aus ihm schlau zu werden und anderer Seit mit ihm Schritt halten zu können. Plötzlich stoppte der größere der beiden mitten in der Bewegung und starrte wie gebannt auf die Fenster eines kleinen italienischen Restaurants das in einer Nische des Zentrums eingelassen war. Bud folgte dem Blick der Commanders und seufzte innerlich als er den Grund für dessen hängende Schultern erkannte.
“Oh Sir, das tut mir sehr leid.“
Für einen kleinen, winzigkleinen Moment ließ Harm die Schultern hängen und sein Pokerface fallen. Sein Gesicht war ausdruckslos doch seine Augen glänzten auf eine traurige Art. Doch der Moment war schon schnell gekommen und wieder verschwunden das Bud ihn kaum registriert hatte. Schon richtete sich Rabb wieder zu voller Größe auf und bedachte den Mann neben ihm mit einem strengen Blick.
„Ich möchte das sie das für sich behalten Bud.“
“Sicher Sir.“
21. Dezember 2000
Hotel Lyon New York
Zimmer A125
15.24h
Mic lies laut seine Knochen knacken als er sich langsam streckte und schmiss dabei die gerade bearbeitete Akte zu den anderen und schnappte sich eine neue. 10 Minuten später wiederholte er sein Ritual. Weitere 40 Minuten später hatte er alle seine Akten durchgelesen und sah nun Sarah dabei zu wie sie ihre Arbeit erledigte. Sie saß im Schneidersitz auf ihrem Bett, hatte einen Bleistift hinter das Ohr gesteckt und starrte gebannt in die Akten die offen vor ihr ausgebreitet waren. Für einen Moment lang dachte er an gar nichts und beobachtete sie nur. In solchen Situationen vergaß er fast mit welchen Problemen er in letzter Zeit in ihrer Beziehung kämpfen musste. In solchen Momenten war er fast gewillt über alles was vorgefallen war hinweg zu sehen und einfach da weiter zu machen wo sie aufgehört hatten. Aber dann holten ihn sein übergroßer Stolz, seine Eifersucht und seine Sturheit wieder ein. Irgendwo tief in seinem Herz hatte er erkannt das er sich damit alles kaputt machte. Aber zwischen erkennen, eingestehen und akzeptieren lagen Welten. Also ging es immer so weiter. Für ein paar Wochen, Tage oder auch nur Stunden war alles in Ordnung zwischen ihnen. Doch dann machte er einen Kommentar oder zog sie sich wieder von ihm zurück und der ganze Eiertanz fing von vorne.
Mac hob ihren Kopf und merkte dass er sie anstarrte. Dabei hatte ein leichtes Lächeln auf dem Mund. Diese einfache Geste ließ ihr Herz schneller schlagen. Vielleicht sah es doch nicht so übel zwischen ihnen aus. Ihre Hoffnungen wurden aber gleich wieder zerstört. Als Mic erkannte das er sie und sie ihn beobachtete verflog das Lächeln und er setzt seine ausdrucksloseste Miene auf.
“Schon was gefunden?“ versuchte Mac etwas aus ihrem Blickkontakt zu machen.
“Nein. Keine Verbindungen zwischen Marion und Georgia. Er war nie dort stationiert, hat dort keine Verwandten, Freunde oder Ex-Frauen. Er war noch nicht mal im Urlaub dort.“
“Bei mir sieht es genau so aus...halt warte das ist interessant.“
Schnell las sie den Text vor ihr und bewegte die Lippen lautlos mit.
“Hier steht das Marion in seiner Zeit als junger Marine zusammen mit einem Kollegen, einem Gunny, Urlaub in Las Vegas gemacht hatte. Dabei wurden beide in eine Schlägerei verwickelt und noch in der selben Nacht ist das Hotel in das sie eingecheckt hatten bis auf die Grundmauern abgebrannt. Alle Mieter starben, bis auf Marion und diesen Gunny.“ während sie vorgelesen hatte, hatte sich ihr Gesicht immer mehr aufgehellt und zeigte nun ein breites Lachen. Mic verstand nichts.
“Was hat das mit Georgia zu tun?“
“Das Hotel das abbrannte hieß Georgia.“
“Aha...“ machte ein ratloser Mic. Mac musste leicht lachen als sie ihm ihre Gedanken erklärte. Endlich schienen sie eine gute Spur zu haben. Nach ihrem etwas seltsamen Zusammentreffen mit dem Obdachlosen gestern Morgen hatten sie sich gleich mit Detektive Miller bei der Gerichtsmedizinerin getroffen. Doch diese hatte auch nichts andere als das schon längst offensichtliche sagen könne. Ed Marion starb weil ihm jemand die Kehle durchgeschnitten hatte, das letzte was er wohl gegessen hatte war eine Pizza gewesen und auf dem Arm hatte er eine Narbe die wohl von der Entfernung eines Tatoos kam. Also nichts Auffälliges oder Wichtiges. Es war nett zur Abwechslung mal auf etwas zu stoßen das Licht in den Fall bringen konnte.
“Mic, vielleicht meinte dieser ominöse Kerl mit dem sich Marion gestritten hatte nicht den Staat Georgia sondern dieses Hotel.“
“Da könnte mehr dran sein!“ rief Mic als er den berühmten roten Faden gefunden hatte.
“Ich bin gut.“
“Ja das bist du.“
Schüchtern blickten beide zu Boden und Mac entschuldigte sich schnell um den vollständigen Bericht über diesen Brand zu bekommen. Derweilen war Mic schwer damit beschäftig dieses für ihn so übliche Grinsen von seinem Gesicht zu wischen bis Sarah wieder kam.
Endlich machte er Fortschritte, nicht nur im Fall...
Die Uhr zeigte Punkt 17 Uhr als das Faxgerät im Polizeipräsidium endlich den von den beiden Militäranwälten heiß erwarteten Bericht aus Washington ausspuckte. Seit Mac kurz nach ihrer Entdeckung in den Akten Bud über das Telefon gebeten hatte ihr die nötige Akte des Vorfalls zu faxen saßen sie auf den harten Plastikstühlen im Flur und schlürften den schalen Kaffee aus einem mehr als bockigen Automaten. Nun wurden Mac und Mic durch einen kleinen Officer erlöst der ihnen die Unterlagen brachte und sie in einen Raum führte den sie benutzen konnten. Sofort machten sich beide an die Akte und wieder las Mac laut vor.
“Wie schon gesagt machten Ed Marion und ein Gunny Paxton in Las Vegas Urlaub. Dabei hatten sie einen Streit mit weiteren Gästen des Hotels. Hier steht das alle Afroamerikaner waren...es gab eine handfeste Schlägerei und der Besitzer rief die Polizei. Doch als die ankam waren Marion und Paxton schon verschwunden. Als dann in der Nach das Hotel abbrannte waren sie als einzige nicht in ihren Zimmern. Alle anderen Besucher starben. Am nächsten Morgen hat man beide dann in einer Bar aufgelesen und sie sagten aus die ganze Nach umhergezogen zu sein. Hier steht noch das das Überwachungsvideo einer Tankstelle die beiden zeit wie sie früh morgens ein Sixpack Bier kaufen.“ nach dem Mac ihre Ausführungen beendet hatte schwiegen beide eine Zeit lang.
“Ich denke wir sollten uns mit diesem Gunny Paxton unterhalten. Er muss unser Opfer gut gekannt haben wenn sie sogar zusammen in Urlaub waren.“ schlug Mic vor.
“Das ist eine gute Idee. Steht da drin wo Paxton jetzt ist?“
Jetzt studierte Mic seine Unterlagen.
“Nein...aber ich bin mir sicher das Miller uns da weiter helfen kann. Bin gleich wieder da.“ damit verschwand er aus dem Zimmer und kam 15 Minuten später mit den benötigten Informationen wieder zurück.
“Also, unser Mann wurde schon vor Jahren unehrenhaft entlassen, “ Mac zog eine Braue hoch, „ und rate mal wo er wohnt...in Washington.“ sagte Mic und ließ sich mit seinem ganzen Gewicht in den Stuhl fallen. Dieser quietschte.
Mac seufzte hörbar.
“Na toll. Der Admiral wird nicht gerade begeistert davon sein das einer von uns extra zurück fliegt nur um einen Gunny nach seine Freundschaft mit unserem Opfer zu befragen. Ich denke nicht das das der richtige Weg ist um das Budget zu entlasten.“
“Vielleicht kann ja jemand anders für uns die Befragung durchführen. Bud vielleicht, dann könnten wie hier bleiben.“
“Schon wieder eine gute Idee, Mic. Ich telefoniere gleich mit dem Admiral vielleicht erreiche ich ihn noch.“
J.A.G. Hauptquartier
Washington
18.04h
Mit schnellem Schritt durchquerte Admiral Chegwidden den Bullpen und wartete erleichtert auf den Fahrstuhl. Seid nunmehr zwei Stunden versuchte er nach Hause zu kommen aber immer wenn er sich seine Tasche geschnappt und die Türklinke in der Hand gehabt kam ein neuer Anruf oder ein Dokument das dringend seine Aufmerksamkeit verlangte. Es war zum verzweifeln. Manchmal konnte man seinen Job wirklich hassen. Gerade als der Fahrstuhl mit einem Bing! seine Präsens ankündigte kam Tiner um die Ecke gerast und schaffte es gerade noch vor seinem CO abzubremsen bevor er in den nächsten Mülleimer gerannt wäre.
“Sir, Colonel MacKenzie auf Leitung 3, sie sagt es sei wichtig.“
Chegwidden knurrte nur etwas das sich nach anhörte und ging mit großen Schritten in sein Büro. Dort hob er den Hörer an sein Ohr und hoffte für MacKenzie das es wirklich wichtig war. Mit einem Blick auf die Wanduhr stellte er fest das das Baseball spiel schon angefangen hatte. Er stellte den Fernseher auf Lautlos und verfolgte das Spiel während er gleichzeitig darauf wartete dass sein Anwalt ihm Bericht erstattete.
“Colonel, ich hoffe es ist wirklich wichtig. Ich will nicht umsonst ein Spiel verpassen.“
Mac, die um die Vernarrtheit des Admirals in Baseball wusste versuchte besonders respektvoll und beschäftigt zu klingen als sie ihm antwortete.
“Guten Abend Admiral, es tut mir leid sie so spät noch zu stören aber ich dachte mir das sie auf dem Laufenden gehalten werden wollen.“
“Verdammt richtig.“
“Also, ich muss sagen, der Fall erweist sich als äußerst schwierig, nach den bisherigen Befragungen können wir sagen dass keiner der von der Polizei registrierten Zeugen verwertbares weis. Allerdings hatten Commander Brumby und ich ein interessantes Treffen mit einem potentiellen Zeugen der den örtlichen Behörden nicht bekannt ist. Nach dessen Aussage sind wir auf einen Zwischenfall gestoßen der vielleicht etwas mit dem Fall zu tun haben könnte. Wir sind auf eine Person gestoßen die nach ihrem Verhältnis mit dem Opfer befragt werden muss.“
“Worauf warten sie dann?“ fuhr A.J. dazwischen und hätte sich am liebsten in den Hintern gebissen als der zweite Spieler seiner Mannschaft ausschied.
“Diese Mistkerle...werden einfach zu gut bezahlt...“ murmelte er in den Hörer.
“Haben sie etwas gesagt Sir?“ kam die verständnislose Stimme des Coronels durch den Hörer.
“Was? Nein, nein. Also, was gibt es für ein Problem mit dem Zeugen, das sie mich extra deswegen anrufen müssen?“
“Sir, er lebt in Washington. Ich dachte nicht dass es unserem Budget gut tun würde wenn Commander Brumby oder ich extra nach Washington und wieder zurück fliegen. Ich dachte mir vielleicht könnte jemand aus dem Hauptquartier für uns sie Befragung übernehmen, Lt. Roberts vielleicht?“
“Nein, nein. Roberts hat genug mit den Fällen zu tun die er auf seinem Tisch liegen hat. Außerdem wirkt er in letzter Zeit extrem gestresst, hat sogar den Gunny umgerannt.“
Chegwidden öffnete eine Schublade und warf schnell eine Blick auf den Dienstplan bevor er weiter sprach.
“Wenn sie Hilfe brauchen fragen sie Rabb, es wird sowie so Zeit das er mal wieder etwas für sein Geld tut. Wir bezahlen ihn schließlich nicht für sein Aussehen. Er hat sowieso Bereitschaftsdienst. Rufen sie ihn an wenn sie Hilfe brauchen.“
„Jaaaaa gut. Danke Sir.“ kam es sehr gedehnt von MacKenzie. A.J. kam es so vor als hätte sie ein Problem damit das Harm an dem Fall arbeitete, oder vielleicht jemand anderes?
“Haben sie oder Brumby ein Problem mit dieser Lösung?“ der Ton des Admirals ließ keine Widerrede zu, also versuchte er Mac auch erst gar nicht.
“Nein Sir.“ antwortete sie ergeben.
„Sehr schön, Colonel. Ich erwarte ihren Bericht.“ sagte er und legte gerade noch rechtzeitig auf um zu sehen wie der nächste Spieler anscheinend verletzt von Spielfeld getragen wurde.
“Ich hätte mein Geld doch auf blau setzten sollen...!“
Währenddessen in New York...
Erwartend saß Mic an demselben Tisch an dem er und Mac vor ein paar Minuten ihre erste heiße Spur gefunden hatten. Als sie eintrat lächelte er sie erwartungsvoll an.
“Und, hilft und Bud?“
“Nein. Nicht Bud.“
Ein fragender Blick traf sie. Er schien nie in Erwägung gezogen zu haben das Bud nicht die nötige Zeit hatte um an ihrem Fall zu arbeiten.
“Ich habe mit dem Admiral gesprochen und er hat gesagt wir sollen uns an Harm wenden wenn wir Hilfe brauchen. Er meinte die Navy würde ihn nicht für sein Aussehen bezahlen.“ griff sie den Scherz des Admirals auf und hoffte damit die Situation aufzulockern. Fehlanzeige. Harms gutes Aussehen mit ins Gespräch zu bringen war wohl keine so gute Idee gewesen. Mac hatte sehr wohl gewusst dass das eine Diskussion mit sich führen würde. Blickte man auf die letzen paar Wochen zurück so konnte man sagen dass fast alle nicht geschäftlichen Gespräche sich um Harm drehten. Mic war unglaublich eifersüchtig, oder war es Neid? Nein, sie war sich nicht sicher jedoch bereit zu glauben dass der Australier sehr wohl den Respekt und Anstand mitbrachte um nicht neidisch auf Harm zu sein. Sie wollte glaube das er Harm seinen Erfolg und alles drum herum gönnte, auch wenn er ihn nicht mochte. Allerdings konnte das nichts an dem Fakt ändern das Mic der festen Überzeugung war das es der ehemalige Flieger auf seine Sarah abgesehen hatte und alles daran setzte sie ins Bett zu bekommen. Sie hatte zwar versucht ihn vom Gegenteil zu überzeugen aber all das war fehlgeschlagen. Hunderte Male hatte sie ihm versichert das sie ihn nicht betrügen würde und es verletzte sie das Mic ihr so etwas zutraute. Hätte sie ihm alles über ihre Vergangenheit erzählt hätte sie seine Gedanken noch ansatzweise verstehen können. Aber er wusste nicht mal fünf Prozent, und trotzdem traute er ihr zu fremd zu gehen. In einer letzten Tat der Verzweiflung hatte sie dann auch noch angemerkt das Harm viel zu sehr Gentleman war um einem anderen die Freundin auszuspannen. Mic hatte das natürlich wieder sofort als Winkt verstanden und angenommen sie hätte damit sagen wollen das er kein Gentleman und Harm Mister Boombastick war. Alles in allem konnte Mac von sich behaupten das sie wirklich alles getan hatte um Mic von ihrer Ehrlichkeit zu überzeugen und als sie erkannte das er ihr nicht glaubte, es gab zwar Zeiten da schein es so als würde er - aber sie wusste das er nur so tat, hatte sie kurzer Hand beschlossen sich nicht mehr um den Frieden in ihrer Beziehung zu kümmern. Nicht das sie sich nicht danach sehnte, jedoch sah sie es einfach nicht mehr ein immer derjenige zu sein der nachgeben musste nur damit alle zu Frieden war. Dabei musste sie einfach zu viel einstecken und konnte soviel nicht sagen was ihr eigentlich auf dem Herzen brannte. Sicherlich waren Streite in einer Partnerschaft nie angenehm, aber bestimmt ab und dann notwendig um sich Luft zu machen. Und wie sollte sie das tun wenn es ihre Rolle war Ja und Amen zu sagen. Zu einem guten Streit gehörte das sich beide Parteien alles an den Kopf werfen, naja vielleicht nicht alles wie sie jetzt wusste, und danach trotzdem einen Weg fanden sich so auszusprechen das sich beide verstanden fühlten. Genau das fehlte. Und sie war nicht länger gewillt mit ihrer Meinung zurückzuhalten. Auch wenn das vielleicht Mics männliches Ego verletzen würde, ihn interessierte es ja auch nicht was sie zu sagen hatte. Es war beschlossene Sache dass Mac es zwar auf keinen Streit anlegen würde, aber auf jeden Fall würde sie schonungslos ihre Meinung sagen. Egal ob es einen Fall, Harm oder das faltige Gesicht von Queen Mum betraf. Sollte Mic damit nicht leben können, dann sah sie sich gezwungen eine Pause einzulegen und Mac war sich nicht sicher ob sie zurückkommen würde.
„Rabb?“ brachte Mic schließlich nach längerem Schweigen heraus und wirkte allein schon bei dem Gedanken auch nur die Stimme des anderen Commanders zu hören so als würde er gleich explodieren. Sie beschloss gar nicht groß auf seine Provokation einzugehen, und es war ganz sicher eine. Er wollte ihr eine Reaktion entlocken, warum wusste sie nicht, vielleicht hoffte er ja sie würde sich im Eifer des Gefechts verplappern und seinen Verdacht bestätigen. Aber nicht mit mir! Aus einem einfachen Grund, es gab nichts über das sie sich verplappern könnte. Sie und Harm waren einfach nur gute Freunde, die besten. Wenn er das nicht akzeptieren wollte hatte er eben Pech gehabt. Warum ihr plötzlich eine Freundschaft wichtiger war als eine Liebesbeziehung...damit wollte sie sich jetzt nicht beschäftigen.
“Ja, Harm Rabb. Und ich glaube das es für dich Commander Rabb heißt.“
“Du nennst ihn doch auch Harm, “ seine Stimme nahm bei dem letzten Wort offensichtlich in dem Wunsch ihren Tonfall nachzuahmen einen schmalzigen Beigeschmack ein, „Da kann ich ihn doch wohl auch Rabb nennen!“
“Nein das kannst du nicht. Ich spreche von Harm weil wir Freunde sind. Du solltest von Commander Rabb sprechen weil ihr eben das nicht seid. Auch wenn du ihn nicht leiden kannst, du solltest wenigstens genug Respekt haben um ihn mit seinem Rang anzusprechen. Immerhin ist er ein Vorgesetzter.“
“Bist du jetzt auf seiner Seite? Hast du mal gehört wie er betitelt? Er spricht nur vom Mr. Bugme oder Crocodile Brumby? Nennst du das etwa respektvoll?!“
Mac seufzte. Es gab keinen Weg das hier kurz zu halten. Am Besten redete sie so viel auf einmal das er solange brauchte um alles zu verdauen bis sie sich zurückziehen konnte.
“Nein das tue ich nicht. Aber wärst du in den letzten Wochen mal etwas aufmerksamer und nicht immer nur mit deinen Problemen beschäftigt dann hättest du sehr wohl bemerkt dass er dich mit Commander Brumby anspricht. Soll ich dir auch sagen warum? Du hast Recht, er hat seine kleinen Spitznamen für dich, genau wie du für ihn. Und vor drei oder vier Wochen habe ich ein Gespräch zwischen ihm und dem Gunny mit angehört. Es ging dabei um dich um mit seinen Äußerungen war ich gar nicht einverstanden deshalb habe ich mit ihm geredet. Und ob du mir es glaubst oder nicht am Schluss hat er sich entschuldigt und versprochen in Zukunft anders mit dir umzugehen. Bis jetzt hat er sich daran gehalten. Jetzt führe ich das gleiche Gespräch mit dir. Du weist das Harm mein bester Freund ist und ich wünsche das du ihn mit dem Respekt behandelst den er verdient hat. Ihr bedeutet mir beide etwas und ich kann es nicht ertragen wenn ihr so mit euch umgeht. Hast du mich verstanden?“
Ihr Plan war auf gegangen. Mic saß vor ihr und sie konnte fast schon sehen wie sich die Zahnrätchen in seinem Kopf drehten und arbeiteten.
“So nun zum geschäftlichen. Es war nicht meine Entscheidung sondern die des Admirals das Harm uns behilflich sein wird. Das ist aber kein Grund für dich eifersüchtig zu werden, er wird nur diesen Gunny Paxton für uns befragen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich werde jetzt Mal sehen ob ich ihn noch erreichen kann.“
Damit drehte sie sich um und ließ einen an seiner Unterlippe kauenden Mic Brumby alleine auf dem harten Plastikstuhl in der Polizeiwache sitzen.
Liebe Grüsse Petra
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9.25h
Mr. Paxtons Wohnung
Commander Rabb bahnte sich seinen Weg durch den Wohnungskomplex, was sich als gar nicht so einfach erwies da er immer wieder aufpassen musste in keine auf dem Flur liegenden Obdachlosen zu treten. Der Fahrstuhl sah nicht besonders einladend aus und im Treppenhaus roch es nach Urin. Kurz spielte er mit dem Gedanken die Feuerleiter zu benutzen, aber wahrscheinlich wollte er erst gar nicht wissen wie es um die beschaffen war wenn der Rest des Hauses schon so aussah. Also doch das Treppenhaus, irgendwie musste er ja in den vierten Stock zu Mr. Paxtons Wohnung kommen und leider konnte er nicht fliegen, jedenfalls nicht ohne eine Million Dollar teure Maschine unter seinem Hintern. Als der erste Fuß den Treppenabsatz betrat atmete er erleichtert auf, sie quietschte zwar, schien jedoch stabil zu sein. Harm sollte sich nur von den übel riechenden Wänden fern halten wenn ihm seine Uniform lieb war. Jetzt schuldete Mac ihm einen großen Gefallen. Sie hatte gestern Abend bei ihm angerufen und ihn noch erwischt bevor er trainieren gehen konnte. Die Sachlage war schnell geklärt worden und er hatte sofort zugesagt zu helfen. Warum auch nicht? Sie hatte ihm schon so oft bei weiß Gott wie vielen Aktionen geholfen, da konnte er doch einen Zeugen vernehmen. Er hatte so wie so nicht viel zu tun. Außer sich natürlich Gedanken um Mac zu machen. Ihre Stimme hatte gestern ein wenig belegt und...wie konnte man es am besten ausdrücken...? na, sie klang eben nicht wie der Marine den er kannte. Vielleicht hatte es bloß an der Telefonleitung gelegen oder am kalten Wetter, aber das wollte er nicht glauben. Die Lösung wäre viel zu einfach gewesen. Während er sich in ihrem Gespräch den Kopf darüber zerbrochen hatte warum sie so klang hatte er am Ende doch noch den Mut gefunden sie danach zu fragen. An ihm konnte es nicht liegen, die letzte Zeit hatte er nichts angestellt was dafür sorgen konnte sie so bedrückt klingen zu lassen. Jedenfalls hoffte er dass es so war. Wie schon zu erwarten erklärte Mac dass es ihr gut ginge, sie nur ein wenig müde sei. Daraufhin hatte er gesagt dass das bestimmt an dem Fall lege, darauf hin hatte Mac ihn sehr erstaunt. Sie hatte mit „Nicht nur“ geantwortet um im nächsten Moment konnte Harm fast ihr Gesicht sehen wie sie versuchte heraus zu finden ob sie das eben gerade laut gesagt hatte. Und auch noch zu ihm. Er beschloss nicht weiter darauf einzugehen, erstens weil sie wirklich müde klang, zweitens weil mit einem Freund im Fitnesscenter verabredet war und drittens, der gewichtigste Grund von allen überhaupt, weil er sich einfach nicht überwinden konnte um zu fragen ob Brumby der Grund für ihre bedrückte Stimme war. Und nicht nur Gott allein wusste dass er diese Frage wirklich gerne gestellt hätte. Er konnte diesen schleimigen Australier einfach nicht leiden und wenn er der Grund für Macs Unmut war konnte er was erleben sobald sein knochiger Hintern wieder in Washington landete.
Mitten in der Bewegung blieb Harm stehen.
Wo war denn das eben hergekommen? Solche Gedanken hatte er ja noch nie gehabt, na ja, klar hatte er sich schon des Öfteren vorgestellt wie es wäre dem einzigen lebenden Dauergrinsen jenseits des Atlantik einen schönen Kinnhacken zu verpassen. Bisher war es für ihn nur nicht so selbstverständlich gewesen sich gegenüber zuzugeben dass Mac mit der größte Grund war warum er den Mann von Down Under in den Boden stampfen wollte. Nicht nur das sie mit ihm zusammen war, damit konnte er sich anfreunden wenn es das war was sie wirklich glücklich machte. Womit er nicht leben konnte war die offensichtliche Tatsache dass es Mic Brumby schaffte Mac unglücklich zu machen und nichts dagegen unternahm. Harm waren diese verbalen Auseinandersetzungen zwischen den Beiden nicht entgangen, so Mal Mic im Gegensatz zu Mac kein Problem darin sah ihre Beziehung im Büro zu diskutieren. Mittlerweile ging es schon so heiß her dass sogar Wetten abgeschlossen wurden wer wem zuerst eine Ohrfeige geben würde. Zu Harms Erleichterung tippten die Meisten auf Mac. Er traute dem Australier zwar auch nicht zu handgreiflich zu werden, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. Jedoch war es schon zu einem bestimmten Grad beruhigend zu wissen dass andere den Austauschoffizier genauso einschätzten wie er. Er hoffte dass sie richtig lagen denn das war das letzte was Mac verdiente. Sie verdiente es glücklich zu sein. Was sie offensichtlich nicht war. Woran er aber nichts ändern konnte...weil es ihm nicht zu stand sich in ihre Angelegenheiten einzumischen. Sie würde so wie so nicht um Hilfe bitten. Schon gar nicht wenn es um private Dinge ging, Mac kämpfte sich lieber alleine da durch. Sorgte für sich selbst. Hatte sie schon immer getan und das ziemlich erfolgreich. Sonst wäre sie heute nicht dort wo sie war. Aber dennoch, irgendetwas stimmte nicht, und etwas sagte Harm dass sie diesmal vielleicht nicht alleine damit zu Recht kam. Er kannte sie und ihr Verhalten ziemlich gut, kein Wunder, sie waren sie ja in vielen Dingen sehr ähnlich. Das Verhalten bei privaten Problemen machte da keine Ausnahme. Deshalb wusste er auch aus Erfahrung das Typen wie Mac und er in so einer Situation am liebsten allein gelassen werden wollten. Er wusste aber auch woran man erkennen konnte wenn alles zu viel wurde. Und wenn er ihr schon nicht in die Augen sehen konnte dann war es ihre Stimme. Normalerweise sprühte sie nur so von Emotionen und normalerweise war sie ein fröhlich gestimmter Mensch. Auch wenn sie etwas bedrückte. Umso intensiver musste ihr Problem sein wenn er schon via Telefon an ihrer Stimme erkannte das etwas nicht in Ordnung war. Aber was sollte er tun? Wenn er zu aggressiv vorging verschloss sie sich ganz und es konnte einem obendrein noch passieren das sie wütend wurde, übte man nicht genug Druck aus schaffte sie es fast jeden vor zu spielen das alles genau so lief wie sie es wollte. Mac war schon ein komplizierter Mensch, was sie allerdings nicht weniger wundervoll machte. Wieder verharrte er mitten im Schritt.
’Wundervoll?’
Warum zum Teufel schlichten sich in den letzten Tagen immer solche...Dinge in seinen Kopf. Sonst war er doch auch fähig alles zu blocken mit dem er sich nicht beschäftigen wollte. Seit wann verdammt noch mal dachte er so über Mac? Nicht das es nicht die Wahrheit wäre, doch warum konnte er nicht einfach darüber hinweg gehen? Und warum passierte das jetzt ausgerechnet in den letzten Tagen. Es hatte doch bisher weit bessere Situationen dafür gegeben um solche Gedanken zu haben, die natürlich eigentlich gar nicht da waren. Erst seid der Pulliaktion mit Bud erwischte er sich dabei an Mac zu denken. Und das in einer Weise die über beste Freunde hinausging. Seit er im Einkaufszentrum...ahhh, das musste der Grund sein. Das was er an dem Tag beobachtet hatte musste der Auslöser für diese unangenehme...nein, es war nicht unangenehm, nur neu und auf eine Weise ungewohnt. Irgendwo, tief in seinem Kopf begann sich etwas zu kristallisieren. Er spürte es, er konnte es fast riechen. Und es hatte mit Mac zu tun. Harm hatte noch keine Ahnung was darauf werden würde, aber bestimmt dauerte es nicht lange bis er dahinter kam.
Mann, Mac ist wohl nicht der einzige komplizierte Mensch den ich kenne.
Als er wenig später vor der Tür des ehemaligen Gunnys stand schaffte er es alle vorigen Gedanken in einen Besenschrank ganz weit hinten in seinem Hirn zu verstauen und schaltete auf den knochenharter-Anwalt-mit-Mission um.
Er klopfte. Einmal, zweimal, dreimal, und so weiter. Endlich hörte er wie von innen jemand mit dem Riegel des Schlosses kämpfte. Ein etwa 50-60 Jahre alter Mann erschien in der Tür und baute sich so auf das man nicht in die Wohnung sehen konnte. Er musterte Harm von oben bis unten. Er ließ es ruhig über sich ergehen. Immerhin war dies ein Marine und bestimmt darauf trainiert worden jeden fünf mal zu untersuchen bevor er eine Hand schüttelte.
“Guten Morgen Mr. Paxton. Ich hoffe ich habe sie nicht geweckt?“ begann Harm freundlich.
“Nein. Binn schon seit 5.30 wach, Sir. Man muss früh genug aufstehen wenn man am Tag etwas erledigt haben will.“ antwortete der Mann, stand zwar nicht stramm jedoch kerzengerade. Harm lächelte höflich. 5.30? Viel zu früh wenn man ihn fragte, aber das ließ er den Herrn vor sich besser nicht wissen.
“Ich bin Commander Rabb vom Judge Advocate General. Ich hätte ein paar Fragen zu einem Ed Marion an sie.“
Paxton musterte ihn noch einmal aufmerksam und bat ihn dann mit einer nicht all zu freundlich aussehenden Geste in sein Zuhause. Harm war angenehm überrascht als er das Wohnzimmer betrat und sich auf einer altmodisch aussehenden Couch nieder ließ. Der andere Mann war in die Küche gegangen um eine Flasche Wasser zu holen. Entgegen des übrigen Zustandes des Hauses war es hier penibel sauber. Wenn er sich es recht überlegte sahen sogar die Ohrläppchen des Zeugen wie gebügelt aus. Die Zimmer waren nicht reichlich möbliert und es gab weder einen Fernseher noch einen Radio. Er sah noch nicht mal eine Zeitung oder so etwas. Paxton brauchte nicht lange und saß so gerade auf seinem Stuhl dass er fast ein Hohlkreuz bildete. Etwas an seiner Ausstrahlung war seltsam.
“Mr. Paxton sie kannten Ed Marion, ist das richtig?“ Harm sah keinen Grund sich hier besonders lange aufzuhalten. Es war unangenehm kalt, bestimmt war kein einziger Heizkörper an. Oder vielleicht funktionierte auch keiner, wer wusste? Bei dem Haus.
“Das ist korrekt. Ed Marion und ich dienten ein paar Jahre zusammen im Marine Corps.“
Kurze antworten die eine Frage beantworteten aber auch nicht mehr in Erfahrungen bringen ließen, observierte der Anwalt. Da musste er wohl präziser werden.
“Wie war ihre Beziehung zu Mr. Marion?“
“Wir waren Kameraden.“
Oookay, dieser Kerl wollte anscheinend nicht viel erzählen. Das konnte doch länger dauern.
“Was machte sie zu Kameraden?“
“Sowohl der Trupp als auch die Gesinnung.“
Gesinnung? Das war eine komische Ausdrucksweise.
“ Waren sie nur Kameraden, oder auch Freunde?“
“Ich sehe alle meine Freunde als Kameraden.“
“Haben sie außerhalb des Corps Zeit miteinander verbracht?“
“Ich bin keine Tucke wenn sie das meinen.“ fauchte Paxton plötzlich. Harm wunderte sich woher dieser plötzliche Ausbruch kam. Aber nach nur ein paar Millisekunden war der Marine vor ihm wieder so kühl und ruhig wie vorher.
“Das habe ich nicht andeuten wolle. Ich meinte ob sie zusammen ein Bier getrunken oder Dart gespielt haben.“ erklärte er.
“Nein.“ antwortete Paxton so als war es nicht wahr das er vor ein paar Sekunden noch fast an die Decke gesprungen wäre.
“Aber sie haben doch einen Urlaub zusammen in Las Vegas verbracht. Das war 1980.“
“Es war kein Urlaub. Jedenfalls nicht für mich. Marion machte Urlaub in Las Vegas, ich begleitete ihn weil ich einen anderen Kameraden dort besuchen wollte.“
Gunny Paxton griff zu der Schachtel Zigaretten die auf dem einzigen Tisch im Raum standen. Dabei erhaschte Harm einen Blick auf ein seltsames Tatoo das den Handrücken zierte. Es war ein Totenkopf oder so etwas. Das Motiv kam ihm bekannt vor, er wusste nur nicht wo er es hin stecken sollte.
“Sie beide haben aber im selben Hotel gewohnt?“
“Ja das haben wir.“
“Erzählen sie mir von der Schlägerei und dem Brand Mr. Paxton.“
Der alte Mann lies sich keine Regung entlocken als er nüchtern antwortete.
“Ein paar Halbwilde haben uns provoziert und wir haben ihnen gegeben was sie verdient haben.“
“Wie wurden sie provoziert.“
“Vier von ihnen saßen an der Bar, als wir uns auf die letzten beiden freien Hocker setzten wollte meinten sie die Plätze wären belegt und wir sollten und einen Tisch suchen.“
“Das war für sie Grund genug eine Schlägerei anzuzetteln?“
“Sir, die Plätze waren nicht belegt und wir wurden nicht mit dem Respekt behandelt den wir verdienten. Das ist Grund genug.“
“ Sind sie als Marine nicht darauf trainiert auch in solchen Situationen Ruhe zu bewahren.“
“Als Marines sind wir darauf trainiert die Ehre des Corps zu verteidigen.“
“Und sie glaubten das war an dem Abend der Fall.“
“Absolut Sir.“
“Mr. Paxton, wusste sie das die selben Männer in dem selben Hotel wie sie eingecheckt hatten?“
“Nein. Marion und ich hatten sie noch nie gesehen.“
“Was war mit dem Brand in derselben Nacht. Alle Bewohner des Hotels, einschließlich der Männer aus der Bar, sind dabei verbrannt. Nur sie und Mr. Marion nicht.“
Paxton zeigte keine Reaktion.
“Wie kommt es das sie noch leben?“
“Nachdem wir die Sache mit den Sitzplätzen geklärt hatten sind wir in eine andere Bar gegangen und dort die ganze Nach geblieben.“
“Klingt so als hätte man dort gewusst welchen Respekt sie verdienen.“
“Das ist korrekt.“
“Können sie sich noch daran erinnern wie diese Bar hieß?“
“Nein, tut mir Leid.“
“Mehr gibt es zu dem Vorfall nicht zu sagen?“
“Ich habe ihnen alles gesagt was ich weiß.“
Nun gut, Zeit für eine andere Taktik. Wenn Paxton ihm schon nicht bewusst sagen wollte wie nahe er Ed Marion gestanden hatte dann musste er ihn dazu bringen es unbewusst zu verraten.
“Was für ein Mann ist Mr. Marion in ihren Augen?“ wollte Harm wissen und sprach bewusst nicht in der Vergangenheitsform. Es war taktischer nicht zu verraten dass Marion tot war.
“Er liebte sein Land und wollte ihm unbedingt dienen. Leider war er nicht sehr standhaft. Er war ein Mitläufer, tat alles um zu einer Gruppe zu gehörten. Hat es sogar in Kauf genommen seine Ehre besudeln zu lassen.“
DAS war interessant.
“Sie scheinen diese Eigenschaften nicht zu schätzen. Sie sind stolz auf die Stärke des Corps. Warum also haben sie sich mit jemandem abgegeben der doch so schwach war?“
“Damals war er noch ein Kind. Ich sah dass er Potential hatte und er liebte sein Land. Er brauchte nur die richtige Führung.“
“Und sie wollten diese Führung übernehmen?“
“Ich wollte ihm helfen das zu werden was er sein wollte.“
“Und was ist das?“
“Ein Amerikaner.“
“Ist es ihnen gelungen?“
“Das weis ich nicht. Ich habe Marion schon lange nicht mehr gesehen.“
“Mr. Paxton, wann haben sie Ed Marion das letzte Mal gesehen?“
“Das war der Tag nachdem wir aus Las Vegas zurückkamen. Ich wurde versetzt. Seit dem haben wir uns nicht mehr gesehen.“
“Wissen sie was er jetzt tut oder wo er ist?“
“Nein. Falls sie ihn suchen müssen sie jemanden anders fragen.“
“Fällt ihnen spontan jemand ein der wissen könnte wo er steckt.“
“Nein, Sir.“
Gut, Paxton war entweder ein sehr guter Schauspieler oder er wusste wirklich nicht dass Marion tot war. Allerdings, wollten Leute wissen warum sie zu anderen Menschen befragt wurden. Diesen Mann hier schien es nicht zu interessieren. Harm seufzte innerlich, aus ihm würde er wohl heute nichts mehr heraus bekommen. Jedenfalls nicht solange er nicht mehr über den Fall wusste um genauere Fragen zu stellen. Es war immer besser wenn man wusste nach was man suchte. Er stand auf und schüttelte dem Zeugen die Hand. Der Griff war hart. Nicht hart wie in kräftig, sonder eher hart wie in brutal. Beim Hinausgehen erregte noch etwas seine Aufmerksamkeit. In dem kurzen Flur stand eine kleine Kommode, die erste Schublade war ein Spalt offen und an der Wand hing eine Amerikaflagge. Harm wusste dass es sich nicht gehörte in den Schubladen fremder Leute zu wühlen, aber hey, sollte Paxton ihn doch verklagen. Er zog ein mitgenommen aussehendes Foto heraus. Die weißen Rillen deuteten an das es wohl ein paar Mal gefaltet worden war und zeigte einen deutlichen Kontrast zu dem sonst so ordentlichen Heim an.
“Das sind die und Marion.“ stellte er fest als er die beiden Männer auf dem Bild erkannt hatte.
“Ja.“
Er hatte ja keine Ahnung gehabt wie sehr knappe Antworten einem auf die Nerven gehen konnten.
“Wann wurde das aufgenommen?“
“Kurz vor meiner Versetzung.“
“Aha.“
Etwas im Hintergrund des Bildes sprang ihn plötzlich fast an und hinterließ Zweifel an der Aussage des Ex-Marines.
Hab ich dich!
Er war sich ziemlich sicher das Paxton gelogen hatte. Jedoch, Vorsicht ist besser als Nachsicht. Später im Büro würde er sich mit Hilfe des World Wide Web seinen Verdacht bestätigen lassen. Dann konnte Harm auch gleich herausfinden woher er dieses Tatoo kannte.
Der Fall versprach interessant zu werden. Bestimmt hatte er Mac etwas zu berichten wenn sie später anrief.
Einige Stunden später...
„Das ist noch nicht alles...“ unterbrach Harm und machte eine Pause um seinen Worten noch mehr Bedeutung zu geben. Die letzen 20 Minuten hatte er seine Partnerin und Mic Brumby via Telefon über seine Unterhaltung mit Mr. Paxton informiert.
“Paxton hat einen Totenkopf auf seine Hand eintätowiert. Das Tatoo kam mir irgendwo her bekannt vor. Also hab ich mir Harriet geschnappt und wir haben ein wenig Nachforschung betrieben.“
“Uuund?“ fragte Mac nach als Harm wieder eine Pause einlegte. Er schien wohl etwas Wichtiges gefunden zu haben, auf jeden Fall dachte er es sei wichtig.
“Und ich weis jetzt woher ich es kenne...du solltest dich vielleicht lieber hinsetzten. Das ist unglaublich.“
“Ich sitze.“
“Also, dieser Totenkopf kommt aus Deutschland. Während dort der Nationalismus an der Macht war gab es von 1933 bis 1945 eine so genannte Schutzstaffel, kurz SS. Eine Untergruppe der SS war hauptsächlich mit der Kontrolle in den Konzentrationslagern beschäftig. Das Erkennungszeichen dieser Gruppe war seit `35 dieser Totenkopf.“
Die Schlussfolgerung daraus überließ er den andren zwei Ermittlern und wurde auch nicht enttäuscht. Er hörte wie am anderen Ende der Leitung die Luft scharf eingezogen wurde.
“Bist du dir sicher?“ kam es nach einigen Momenten.
“Ziemlich. Ich weis zwar noch nicht was das mit deinem Fall zu tun hat aber was man daraus schließen kann ist zu dringend als das man es nicht verfolgen sollte.“
“Hmm, wenn Paxton wirklich... zu diesen Leuten gehört... das würde diese Schlägerei und den Brand in Las Vegas in einem neuen Licht darstellen.“
“Wieso?“ kam die schlichte Frage und rief Mac wieder ins Gedächtnis das sie Harm aus Zeitdruck nicht alle Einzelheiten gegeben hatte.
“Die Männer mit denen sich Marion und Paxton an dem Abend geprügelt haben waren alle Afroamerikaner. Und sie sind alle an dem Abend gestorben.“
“Oh...! Wir sollten aber keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wenn das die Presse erfährt...“
“Ich kann mir denken was der SecNav davon halten würde. Aber wie du gesagt hast, die Möglichkeit das ein Naziverehrer im Marine Corps gedient hat ist zu gewichtig als das wir uns es erlauben könnten nicht in diese Richtung zu ermitteln. Auch wenn das den Fall erschweren wird.“
“Wie willst du weiter vorgehen?“
“Als erstes werden ich den Admiral informieren müssen, dann muss die Polizei hier auch Bescheid wissen, als nächstes werden wir nach verdächtigen Einträgen in Dienstakten suchen und die Zeugen noch ein Mal in diese Richtung befragen müssen. Wenigstens habe ich schon eine gewisse Ahnung in welchem Bezug Paxton zu diesem Mord stehen könnte. Allerdings muss ich das erst mal beweisen.“
Es entstand eine längere Pause da keiner mehr etwas zu sagen hatte. Um zu verhindern das Harm noch etwas einfiel was er zu SEINEM Fall hinzufügen konnte beschloss Mic das Gespräch zu beenden.
„Können sie uns sonst noch etwas Brauchbares mitteilen, Commander?“
“Ähmm, nein. Ich denke das war alles.“ kam es durch die Leitung. Selbst Harm war durch den sehr schroff klingenden Ton des Australiers etwas überrascht. Normalerweise versuchte er wenigstens noch freundlich ihm gegenüber zu wirken. Muss wohl am Wetter liegen. Ja genau, dieser Dandy ist die Kälte einfach nicht gewöhnt. Wahrscheinlich spielen seine Hormone verrückt...! Du meine Güte, hör dir mal zu! Jetzt führst du schon mit dir selbst Gespräche über Brumbys Hormone! Du solltest schleunigst herausfinden was mit dir in letzter Zeit los ist!
“Schön. Dann Danke für die Mitarbeit und wir sehen uns in Washington.“ riss ihn Mic aus seinen Selbstgesprächen nur um von Mac gleich wieder unterbrochen zu werden.
“Ehm, Harm? Kann ich vielleicht noch kurz mit dir sprechen? Natürlich nur wenn du Zeit hast.“ fragte Mac und hielt die Luft an. Sie hatte sich das fest vorgenommen. Egal wie sehr ihr Hirn dagegen protestierte oder wie wild ihr Freund sie im Moment anstarrte.
“Klar? Um was geht’s?“ Harm musste eine Weile auf seine Antwort warten. Er hörte wie der Lautsprecher ausgeschaltet wurde und jemand die Hörmuschel blockierte sodass er nicht hören konnte was in dem Hotelzimmer ein paar Tausend Meilen weiter vor sich ging.
„Mic ich würde gerne alleine mit Harm sprechen.“
“Wirklich? Hab ich gar nicht gemerkt! Schade das es hier keine Bildtelefone gibt, was?“ schoss es ihr sarkastisch entgegen.
“Mic...“ ermahnte sie. Umsonst.
“Was wollt ihr denn besprechen und warum ALLEIN?!“
“Mach daraus doch keinen Aufstand. Ich will ihm nur noch Mal danken das er uns geholfen hat.“
“Dann schick ihm eine Karte! Danke schön kannst du auch sagen wenn ich dabei bin.“
Mac seufzte und entschied sich das sie von den letzten Tagen noch zu müde war als das sie jetzt die Kraft aufbringen konnte noch mit Mic zu diskutieren.
“Mic, er ist mein bester Freund und in letzter Zeit war soviel los das ich keine Möglichkeit hatte einfach mal so mit ihm zu sprechen. Ich will doch nur fragen wies ihm geht...“
Den Gesichtsausdruck den Mic jetzt zeigte veranlasste sie zum Schweigen. Er war jetzt nicht mehr wütend, eifersüchtig oder wild. So wie die letzten Wochen. Jetzt lag ein Hauch von Enttäuschung in seiner Mine. Was hatte sie bloß gesagt das er so reagierte? Das er so schnell von 180 auf 10 zurück fuhr.
“Weist du, du solltest darüber nachdenken warum es dich interessiert wie es IHM geht. Wann war das letzte Mal das du mich gefragt hast wie ich mich fühle?“ bevor sie reagieren konnte hatte er die Tür hinter sich zugezogen. Warum zum Teufel hatte er das sagen und so verletzlich wirken müssen. Nun fühlte sie sich ein bisschen schuldig dass die ihm so zugesetzt hatte. Fast wäre sie ihm auf der Stelle hinterher gelaufen. Aber dann erinnerte sie sich an die letzten Wochen und daran das Harm ja noch am Telefon war. Nein, Mic konnte nicht von ihr verlangen ihr Verhalten zu analysieren wenn er selbst nicht bereit war selbiges zu tun. Warum musste das Leben nur so verdammt kompliziert sein?
“Harm bist du noch dran?“
“Ja.“
Mac überlegte kurz wie sie die Unterhaltung geschickt auf das von ihr gewünschte Thema lenken konnte ohne dabei rot zu werden.
“Ich wollte noch mal Danke sagen weil du dich so in den Fall reinhängst.“
“Mac...was ist los?“
“Was meinst du?“ unbewusst fuhr sie ihre Schutzschilde hoch.
“Ist alles in Ordnung?“ fragte er vorsichtig. Nicht viel Druck, nur einen kleinen Schubs geben, ermahnte er sich selbst.
“Warum fragst du?“
“Du weichst meinen Fragen aus...“
“Harm.“ unterbrach sie ihn und brauchte keine weiteren Wörter zu sprechen um erkenntlich zu machen dass sie nun wissen wollte auf was er hinauszielte.
“Du klingst so als würde dich etwas bedrücken.“ Harm wartete gespannt ob sie ihre Mauren ein Stück fallen lassen oder ein Stück weiter aufrichten würde. Er hoffte auf ersteres, obwohl ihm der rationale Teil keinen Grund zu hoffen ließ. Bestimmt würde sie nicht darüber sprechen wollen.
“Eigentlich ist es nichts.“ überraschte sie ihn schließlich. Er sah seine Chance und setzte alles auf eine Karte.
“Und warum klingst du dann so als würdest du alles Leid der Welt auf deinen Schultern schleppen? Ist es der Fall?“
“Ein Wenig schon ja, aber nicht direkt.“
“Ist es Brumby?“ sprach der die Frage aller Fragen aus und hoffte das er nicht zu weit gegangen war. Sie hatte ihn schon ein Mal in die Schranken gewiesen als er versucht hatte sich in ihr Verhältnis mit dem Austauschoffizier einzumischen. Damals war er noch mit einer einfachen Entschuldigung davon gekommen. Harm konnte sich aber nicht vorstellen dass er ein zweites Mal so einfach alles wieder gut machen konnte. Ihre Freundschaft stabilisierte sich gerade wieder und das Risiko war einfach zu hoch alles wieder kaputt zu machen. Allerdings, wer nicht wagt er nicht gewinnt.
“Vielleicht.“ antwortete sie nach einer sehr, sehr lang wirkenden Pause.
“Willst du darüber reden?“
“Vielleicht.“
“Du weist das du mit allem zu mir kommen kannst. Egal WAS oder WER das Problem ist?“
“Ich weiß, ich bin mir nur nicht so sicher ob du so große Lust hast meine Beziehungsprobleme durchzukauen.“
Beziehungsprobleme? Im Geheimen machte er einen Freudensprung. Harm wusste dass er sich eigentlich schämen sollte. Es war einfach nicht richtig sich darüber zu freuen. Aber er war ja auch in einer besonderen Position. Nur was war das genau für eine Position?
Harmon Rabb hätte sich vielleicht besser erst darüber im Klaren sein sollten in welcher Situation er sich genau befand. Doch anstatt dessen ließ er sein Herz für einen kuren Moment für sich sprechen und setzte so eine Lawine in Gang von dessen Ausmaß auf drei Leben er sich nicht vorstellen konnte. Noch nicht.
“Soll ich kommen?“
Mac schenkte ihm ein tolles Lachen als sie amüsiert antwortete.
“Hier her? Nach New York?“
“Öhhm...ja.“
“Warum?“
“Um zu reden.“
“Harm, was glaubst du würde der Admiral wohl erzählen wenn er erfährt das eine seiner Anwälte einen teuren Flug und ein noch teureres Hotelzimmer mit Minibar braucht nur um einem anderen seiner Anwälte einen Beziehungstipp zu geben.“
“Keine Ahnung, aber auf jeden Fall solltest du das auf Band aufnehmen.“ kam es nach kurzer Bedenkpause zurück. Mac musste abermals schmunzeln.
“Ich denke nicht das das Sinn geben würde.“
“Warum nicht? Du hast selbst gesagt dass der Fall noch komplizierter werden wird. Ich könnte dir mit den Ermittlungen helfen...“
“...du könntest mir UND Mic bei den Ermittlungen helfen...“ erinnerte sie ihn and die Präsens des anderen Commanders.
“Schön, ich könnte dir und COMMANDER BRUMBY bei den Ermittlungen helfen, “ gab Harm nach, „ und neben bei könnten wir reden.“
“Ich weis nicht...“
Wow, dach er. Sie scheint ernsthaft darüber nach zudenken.
“Möchtest du den wirklich mit mir darüber reden?“
“Ja.“ sagte sie schnell und entschlossen.
“Gut, dann komme ich. Ich lass mir was für den Admiral einfallen. Wir sprechen uns in ein oder zwei Stunden. Bis dann, bye.“
“Harm, warte...!“ aber leider zu spät. Aus dem Hörer tutete schon wieder das Freizeichen.
Jeweils in New York und Washington saß ein verwirrter Militäranwalt und machte sich über das eben geschehene Gedanken.
J.A.G. Hauptquartier
Washington D.C.
13.15h
Tiner hatte es geahnt. Wenn man schon so lange Yeoman unter Admiral Chegwidden war konnte man so etwas ahnen. Es war fast so als hätte er einen neuen Sinn dafür entwickelt. Und dieser sagte ihm ganz genau wann es besser war dem Admiral aus dem Weg zu gehen. Genau dieser Tinersinn hatte sich mit lauten und schrillen Alarmglocken gezeigt als Commander Rabb vor ungefähr zehn Minuten in das Büro des Admirals verschwunden war. Nur wenige Sekunden später hatte man einen laute Stimme hören können.
“SIE WOLLEN WAS?!?!?!?“ bellte Chegwidden durch die geschlossene Bürotür so laut das es jemanden im Bullpen dazu verleitete eine Tasse fallen zu lassen. In dem Moment als die liebliche Stimme seines Vorgesetzten Tiners Ohren erreicht hatte wusste er das Rabb in Gefahr war. Offensichtlich wollte er etwas dass dem CO missfiel. Zu diesem Zeitpunkt hatte Jason Tiner noch mit den Schultern gezuckt, es war ja nicht das erste Mal das Commander Rabbs Anwesenheit so eine Reaktion heraufbeschwor. Aber mittlerweile kam ihm sein Schreibtischstuhl viel härter vor als sonst. Er rutschte unruhig darauf herum und blätterte in Akten nur um beschäftigt auszusehen. Seit einiger Zeit war es ruhig. Mucksmäuschenstill. Noch etwas unsicher erhob sich der Bürohengst und presste sein Ohr an das massive Holz der Bürotüre die zu dem Admiral führte. Kein Ton. Er versuchte durch das Schlüsselloch zu spähen, aber auch dieser Versuch blieb ohne Erfolg. Es war ja nicht so dass er sich ernsthaft Sorgen um die Gesundheit des Commanders machte. Der Admiral würde nie handgreiflich werden. Aber die Tatsache das besagter vor einer viertel Stunde noch so aufgebracht war und jetzt kein Lebenszeichen von sich gab war doch etwas beängstigend. Im nächsten Moment dankte Tiner für seine guten Reflexe. Im letzten Moment hechtete er hinter seinen Schreibtisch und schaffte es gerade noch einen Ordner vor sein Gesicht zu halten als sich die Türe öffnete und ein gesund wirkender Commander schlenderte zurück in sein Büro. Dem entgeisterten Blick des jüngeren Mannes schenkte er keine Beachtung. Gleich darauf fuhr er zusammen als er die grummlige Stimme Chegwiddens durch die Gegensprechanlage hörte.
“Tiner, Commander Rabb braucht sofort einen Flug nach New York und ein Zimmer in demselben Hotel in dem sie MacKenzie und Brumby untergebracht haben.“ dann war es still.
Tiner schüttelte den Kopf bevor er die Nummer des Flughafens wählte.
“Wie macht er das nur immer?“
Commander Rabbs Büro
Es war so gut gewesen ihre Stimme Mal wieder in privatem Zusammenhang zu hören. Die letzten Monate war so viel los gewesen das niemand im Büro für mehr als die normalen Floskeln wie >guten Morgen> oder >schöner Tag heute> Zeit hatte. Er hatte jede Menge zu tun gehabt und Macs Schreibtisch wirkte die Tage so überladen wie nie. Und natürlich war da Brumby dessen Anwesenheit peinlich genau jeden nicht geschäftsmäßigen Kontakt zwischen Harm und Mac auf ein Minimum reduzierte. Harm dachte leicht säuerlich an einen Zwischenfall zurück in dem er sich mit ihr zu einem freundschaftlichen Kinobesuch verabredet hatten und Mr. Australien in letzter Sekunde noch eine Restaurantreservierung für den Abend auf dem Hut zauberte. Und das fünf Minuten bevor der Film anfangen sollte. Mac hatte sich entschuldigt und versprochen das so schnell wie möglich nachzuholen. Als kleinen Trost hatte sie ihm ihr Popcorn und den 1,5 Liter Becher Cola überlassen. Vor lauter Frust das er sich jetzt Toy Story 2 alleine ansehen durfte hatte er auch glatt das ganze Popcorn und den ganzen Becher Cola in sich hinein gekippt. Bis heute waren sie nicht dazu gekommen ihren Kinobesuch nachzuholen. Den Film gab es jetzt sogar schon im Videoverleih. Doch eigentlich ärgerte er sich nicht über den verpatzen Kinobesucht. Seit seiner Begegnung im Kaufhaus hatte er viel nachgedacht. Über sein Leben, und hatte festgestellt das es ihm fast egal war den Film alleine angesehen zu haben. Was ihn so wütend machte war die Tatsache dass er sie vermisste und es bisher noch nicht Mal gemerkt hatte. Das heißt, er hatte schon gemerkt das ihm etwas fehlte, war aber zu blöd gewesen zu erkennen was es war. Und jetzt, saß er hier und überlegte fieberhaft warum er sie so schrecklich vermisste. Es wäre ja nicht so dass sie zum ersten Mal längere Zeit minimalen Kontakt hatten. Als er zu Fliegerei zurückgekehrt war hatte er noch nicht mal mit ihr gesprochen und er hatte sich nicht annähernd so elend gefühlt wie jetzt. Etwas hatte sich verändert. Etwas in ihm bewegte sich und verursachte diese Gefühle. Nicht zum ersten Mal in dieser Woche wunderte er sich warum sich Mac so oft in seine Gedanken schlich. Warum er eine Gänsehaut bei dem Gedanken bekam das sie jetzt alleine mit Mic Brumby war und warum er eben bei dem Admiral alles riskiert hatte nur um zu ihr fliegen zu können. Um ehrlich zu sein, Harm hatte wirklich angenommen das Chegwidden ihn verspeisen würde als er darum bat nach NY fliegen zu dürfen. Immerhin war es Weihnachten und fast alle Flüge in eine der schönsten Städte zu dieser Zeit waren ausgebucht, dann war das Budget natürlich bis zum Reißen gespannt und er war der einzige Senior Officer im Hauptquartier. Doch irgendwie hatte er es doch geschafft den Admiral von der Notwendigkeit seiner Anwesenheit bei den Ermittlungen zu überzeugen. Er hatte erzählt dass ihn der Fall so sehr fesseln würde und er brenne schon darauf die Lösung zu finden. Aber eigentlich war Mac eher die treibende Kraft dahinter. Erstens vermisste er sie wie schon gesagt, zweitens brannte ihr etwas auf der Seele und drittens brannte ihm auch etwas auf selbiger. Aber alles in seinem Kopf drehte sich und war so verdammt durcheinander das er es nicht wagte diese Sache dem Admiral gegenüber zu erwähnen. Er konnte ja schlecht sagen dass er nach New York wollte weil sich bei längerem Nachdenken die letzten Tage herausgestellt hatte das sich in ihm etwas entwickelte was durchaus mehr als Freundsch... Nein, es war gut dass er das nicht vor dem Admiral erwähnte. Es hörte sich für ihn ja schon verrückt genug an. So verrückt das er es selbst gar nicht glauben wollte. Die ganzen Jahre hatte er steif und fest behauptet das er sie nur als Freundin sah. Als die Beste zwar, aber nicht mehr. Aber, wie schon gesagt, seit seiner Einkaufstour mit Bud schien da mehr zu sein. Es war fast so als hätte seine Beobachtung einen Hebel umgelegt. Plötzlich drangen Gefühle an die Oberfläche von denen er nicht mal vermutet hatte dass sie da waren. Doch vielleicht...vielleicht waren sie ja schon immer da gewesen und er hatte sie nur geblockt. So wie er Mac aus seinen Gedanken geblockt hatte. Und genauso wie er sie nicht mehr davon abhalten konnte in seinem Kopf herumzuspuken, so konnte es doch genauso gut sein das er nicht mehr fähig war diese Gefühle zu blocken. Auch wenn er es gewollt hätte. Doch je mehr er darüber nachdachte desto weniger wollte er blocken. Warum sollte er es nicht zulassen und sehen was daraus wurde? Was konnte schon groß passieren? Er könnte einen Fehler machen und Mac damit vergraulen. Er konnte etwas tun was sie nicht mochte und damit die gerade erst wieder gefestigte Freundschaft zerstören. Oder viel schlimmer, sie verletzten. Das war das Letzte was er wollte. Mac hatte in ihrem Leben schon genug durchmachen müssen und konnte bestimmt nicht noch einen liebestollen Matrosen gebrauchen der sie zu etwas drängte. Am Besten ließ er es doch...
Oh, Mann! Warum dachte er jetzt nur schon wieder daran? Als er heute Morgen noch mit ihr telefoniert hatte war er sich so sicher gewesen. Dachte er hätte sich genug sondiert um erkannt zu haben was er tun wollte. Er hatte dort hin gehen wollen um mit ihr zu reden, zu sehen wie sie sich fühlte und ihr zu sagen was in ihm vorging. Doch jetzt machte sich leichte Verzweiflung breit. Es war doch gut möglich dass er nicht genug darüber nachgedacht hatte. Immerhin war es nur ein paar Tage her, da hatte er sie nur als Freund gesehen und jetzt war er schon fast so weit an das Wort mit L zu denken. Was wenn alles zu schnell ging? Wenn er sich in etwas hineinstürzte zu dem er noch nicht bereit war? Aber irgendwann musste er erwachsen werden. Es war fast so als würden zwei Harms sich in ihm duellieren. Einer der sagte er solle zu ihr gehen, der andere meinte es wäre besser noch zu warten. Aber was wenn er wartete? Harm konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden noch länger zu warten. Und überhaupt, wie lange war noch länger warten? Eine Woche, drei Monate, ein Jahr? Wenn er jetzt wartete konnte es sein das es ihm wirklich gelang seine Gefühle noch besser zu deuten. Es konnte aber auch passieren das er zu lange wartete und das was ihn jetzt nach New York trieb wieder verebbte und sich in seinen tiefsten Gehirnwindungen versteckte bis es endgültig zu spät wurde. Zu spät. Vielleicht war es auch jetzt schon zu spät. Immerhin war sie mit Brumby zusammen. Sie konnte ihn auch ablehnen oder ihm die Freundschaft kündigen. Dann hätte er das was er auf keinen Fall wollte. Aber hätte wenigstens etwas getan. Wäre aktiv geworden.
Wenn er sie verlor weil Mac mit seinen Gefühlen für sie nicht zu Recht kam, konnte er sagen dass er es wenigstens versucht hatte. Wenn er sie aber verlor weil er auf Harm Nummer 2 in seinem Kopf hörte und noch wartete, dann würde er sich bestimmt sein Leben lang mit der Frage quälen müssen ob es nicht anders ausgegangen wäre, hätte er sich ihr nur anvertraut.
Somit war seine Entscheidung getroffen. Er würde mit ihr reden. Und, gesetzt den Fall das sie mit sich ähnliche Kämpfe austrug, dann würde er um sie kämpfen. Das klang dramatisch, das musste er zugeben. Aber so war es eben.
Hotel Lyon
New York
Zimmer A124
21.02h
Könnten Schränke sprechen so würde dieser vor Schmerzen laut aufschreien. Eine Faust traf ihn mit wucht und hinterließ sogar eine Delle in dem edel wirkenden Holz. Diese Reaktion beschworen die Erinnerungen an das letzte Gespräch mit seiner Freundin immer in Mic Brumby herauf. Es hatte geklopft und vor der Türe stand Sarah. Er ahnte etwas als sie ihn ansah als hätte sie etwas Furchtbares zu beichten. Schnell wurde ihm auch seine Vermutung bestätigt als sie ihm sagte Commander Rabb würde zur Unterstützung nach New York kommen. Zur UNTERSTÜTZUNG! Ja, ja wer’s glaubt wird selig hatte er sich gedacht und alle guten Dinge die er sich vorgenommen hatte über Bord geworfen als er ihr in die Augen sah. Sie schien nicht halb so entsetzt zu sein wie er. Gleich nach ihrem letzten Streit war er vor ihrer Türe gestanden, mit Blumen und chinesischem Essen, um sich zu entschuldigen. Es war eine herzzerreißende Szene gewesen, wenn man ihn fragte. Er hatte gesagt dass ihm sein Verhalten Leid tat, das er nichts tun wollte was sie verletzte und das er sie liebte. Bereitwillig hatte sie die Entschuldigung angenommen und sogar ihre gebratenen Nudeln mit ihm geteilt. Nach dem Essen hatte er ihr noch einmal geschworen seine Eifersucht besser unter Kontrolle zu halten, so gut Mic konnte hatte er versucht zu erklären dass er nur so reagierte weil er sie so sehr liebte. Dieses Statement hatte ihr dann ein wunderschönes Lächeln entlockt und er war sich sicher alles wieder hingebogen zu haben. Aber dann, bei der Nachricht von Rabbs baldiger Erscheinung waren ihm alle guten Vorsätze egal. Auch dass sein Tonfall eventuell ein Wenig zu forsch geklungen hatte, hatte Mic nicht sonderlich interessiert.
“Das scheint dich gar nicht zu stören!“
„Warum sollte es? Je mehr an dem Fall arbeiten desto schneller sind wir fertig.“
“Du glaubst doch nicht im Ernst das ich dir das abkaufe?“
Ihr verständnisloser Blick entfachte alte Verhaltensmuster.
“Ich frage mich ob dir Rabb nur bei dem Fall helfen soll. Vielleicht hast du ja auch noch andere Problemchen bei denen er Hand anlegen soll.“
Das nächste was man hörte war ein Knallen. Sarah hatte weder etwas gesagt noch ihn mit einem Blick gestraft. Sie war einfach gegangen und hatte die Tür hinter sich zugeknallt.
Jetzt stand er hier ungefähr an derselben Stelle wie vor einigen Stunden und fragte sich wie er aus diesem Schlammassel wieder herauskommen sollte. Um das wieder gut zu machen brauchte es weit mehr als Rosen und eine Schachtel mit fettigen Krabbenchips. Er liebte sie und es schmerzte zu sehen dass er sie so verletzte und was noch viel schlimmer war, er bewirkte damit genau das was er nicht wollte. Er trieb sie von sich weg. Mic lehnte sich gegen die kühle Wand und wog die Chancen ab die er noch sah um die Beziehung zu retten. Zu retten vor Rabb. Denn diesen Kerl sah er eindeutig als Bedrohung an. Also, es blieb nicht viel übrig. Entweder gab er Sarah auf und ließ sie tun was immer sie wollte und mit wem immer sie wollte, oder er kämpfte wie er es sich eigentlich vor ein paar Tagen vorgenommen hatte. Möglichkeit Nummer eins war am einfachsten. Er konnte reinen Tisch machen, dann seine Rückversetzung nach Australien beantragen und dort zu seinem alten Leben zurückkehren. Aber er war noch nie jemand gewesen der ohne anständigen Kampf die weiße Fahne hisste. Mic musste einfach etwas unternehmen. Allerdings sollte er es besser anstellen als die letzten Tage. Nur wie? Immer wenn er SIE mit IHM zusammen sah oder SIE von IHM reden hörte bekam er das verlangen IHN auf den Mond zu katapultieren. Wenn er sich das recht überlegte... Plötzlich ging ihm ein Licht auf. Die ganze Zeit hatte er Sarah dafür verantwortlich gemacht. Nur, wer war es denn der seine Eifersucht auslöste? Rabb. Wer war es mit dem sie bis spät in die Nacht arbeitet wenn sie doch eigentlich bei ihm im Bett liegen sollte? Rabb. Und wer kam jetzt nach New York? Wenn die Stadt so romantisch dekoriert war? Rabb. Rabb, Rabb, Rabb und nochmals Rabb. Dieser Mann war der Störfaktor. Ihn sollte er hart ran nehmen. Nicht seine Freundin. Ihn sollte er seinen Zorn und seine Eifersucht spüren lassen. Es brachte nichts Sarah davon zu überzeugen mehr Zeit mit ihm zu verbringen wenn dieser arrogante Yankee immer um sie herum watschelte. Mic musste Rabb Einhalt gebieten, ihm zeigen das er zu weit ging. Das Sarah und ihr Leben ihn nichts angingen. Ja genau, das war die einzige Möglichkeit das alte Feuer zwischen ihm und seiner Sarah wieder anzufächern.
Jetzt konnte er dem unerwünschten Besuch schon anders entgegen treten. Sollte er nur kommen!
J.F.K. Flughafen
New York
21.15h
Mac konnte es sich nicht verkneifen leicht angesäuert mit den Zähnen zu knirschen als sich zum wiederholten Male ein Mann mit langem Mantel, zu großem Koffer und Handy am Ohr an ihr vorbeidrückte. Schlimmer noch war das dieser Herr bedingt durch die Enge seinen Schwung auch zum Teil auf sie übertrug und Mac somit wohl oder übel gegen eine Frau rannte. Sie befand sich in mitten einer Menschentraube und all diese Menschen schienen keinen besseren Platz gefunden zu haben als genau dort im Weg zu stehen wo sie auf die Ankunft ihres Partners wartete. Immer wieder rannte sie jemand halb um, drückte sich an ihr vorbei, schubste sie quer durch den Gang oder überfuhr sie halb mit einem Gepäckwagen. Sie fühlte sich als wäre sie die Kugel in einem Flipper. Es dauerte bestimmt nicht mehr lange bis sie es in ihrem Kopf klingelte und über ihre Augen die Schriftzeile flog. Neben ihr stand eine ältere Frau und blickte dauernd auf ihre Uhr und nur ein paar Meter vor ihr war ein junges Paar in eine heftige Diskussion vertieft die es wohl erforderte die Mundhöhle des anderen ganz genau zu erforschen. Mac seufzte. Wenn sie ihre Uniform angelassen hätte wäre es ihr bestimmt möglich sich besser in diesen Massen zu behaupten. Aber nach ihrem kleinen Streit mit Mic hatte sie es, warum auch immer, eilig gehabt in etwas Bequemeres zukommen bevor sie Harm vom Flughafen abholte. Mac hatte keine Ahnung wie er es geschafft hatte den Admiral davon zu überzeugen dass seine Anwesenheit benötigt wurde und um ehrlich zu sein wollte sie es auch gar nicht wissen. Bestimmt war er ohne Plan oder Vorbereitung in Cheggwiddens Büro gegangen, hatte dort erst mal zwei oder drei Minuten um den heißen Brei geredet und sich dann eine unglaubliche Geschichte ausgedacht warum er das Budget unbedingt belasten musste. Egal wie oft sie schon miterlebt hatte das diese Taktik nicht von Erfolg gekrönt war, diesmal schien es geklappt zu haben. Gegen Nachmittag hatte er eine kurze SMS geschickt um sie wissen zu lassen das er kam. In dem Moment war Mac sich nicht ganz sicher gewesen ob sie sich freuen oder ärgern sollte. Freuen auf der einen Seite weil sie schon länger nicht mehr außerhalb Washingtons mit Harm an einem Fall gearbeitet hatte und es einfach Spaß machte ihn als Partner zu haben. Und wenn sie ganz ehrlich mit sich selbst war, das aber auch nur weil Weihnachten vor der Tür stand, dann musste sie sich eingestehen dass sie wirklich mit ihm reden musste. Zum einen weil er ihr bester Freund war und zum andern...na ja...weil er ein Mann war und als solcher bestimmt mehr Ahnung von dem kleinen Problem mit dem sie sich konfrontiert sah hatte. Geärgert hatte sie sich über seine Nachricht eigentlich aus nur einem Grund: Mic. Wie konnte eine Person nur im einen Moment so unheimlich charmant und zuvorkommend sein und in der nächsten Minute eifersüchtig und auch gemein. Sein letzter Kommentar ging unter die Gürtellinie und war mehr als nur verletzend gewesen. Es hatte sie aber auch etwas erkennen lassen. Mic Brumby war tatsächlich der festen Überzeugung dass sie ihn mit Harm betrog. Mac konnte tun und lassen was sie wollte, daran war nicht zu rütteln. Außer vielleicht wenn sie die Freundschaft zu Harm kündigte. Doch dazu war sie nicht bereit, und schon gar nicht für den Australier. Erstens war Harm zu erst da gewesen, die Erlebnisse die sie mit ihm verband waren stärker als die, die Mac mit Mic teilte. Zweitens war Lt. Commander Brumby Austauschoffizier, er würde nicht ewig in den Staaten bleiben und wer wusste ob er bereit war Australien für sie aufzugeben. Es war eher anzunehmen dass er nach seiner Zeit in den USA einfach verschwand oder er würde sie bitten mit ihm zu kommen. Das stand jedoch genauso außer Frage wie die zum Beispiel die Marines zu verlassen. Nicht wenn ihre Beziehung so wackelig war und dann noch diese ewigen Streitereien. Nein, auf eine stabile Partnerschaft mit Mic Brumby konnte sie nicht setzten. Das war früher Mal der Fall gewesen, aber jetzt nicht mehr. Nicht wenn er ihr so misstraute und ihre Person der Maßen in Frage stellte. Genau jetzt, bei diesem Gedanken wurde ihr klar dass sie so kurz davor war Schluss zu machen. Mac hatte schon oft darüber nachgedacht, immer nach einem erneuten Streit. Aber nie war es soweit gekommen da Mic vorher immer die Reißleine gezogen hatte. Er stand mit Blumen, Schokolade oder sogar Opernkarten vor ihrer Tür und entschuldigte sich. Bisher war sie immer gewillt ihm noch eine Chance zu geben. Einfach aus dem Grund da er ihr zeigte das er an ihr interessiert war und weil er ihr das gab was sie sich wünschte. Auch wenn es nur für kurze Perioden war. Mic bedeutete Wärme, Zuneigung, Spaß, Freude, gemeinsame Nächte vor ihrem Kamin, körperliche Nähe und Liebe...im weitesten Sinne. Erneut seufzte sie. Lauter als gewollt denn das junge Paar unterbrach ihre Sitzung für einen Moment um sie von oben bis unten zu mustern. Nur an die Dinge zu denken nach denen sie sich sehnte machte ihr klar wie viel sie vermisste. Und genau das war der Grund warum sie immer noch mit Mic zusammen war. Da gab es kein Aber oder sonstiges. Die ganze Zeit hatte sie darüber nachgedacht warum sie immer noch bei ihm war. Mac hatte nicht geplant dass ihr diese Erleuchtung auf einem vollen Flughafen kam, aber was sollte sie schon dagegen machen? Es war eben passiert und jetzt wo sie sich fast ganz sicher war zu wissen was es mit ihr und Mic auf sich hatte war sie bereit eine Entscheidung zu treffen. Jenes Puzzle das sie ihr Leben nannte wurde langsam klarer und vielleicht würde sie bald in der Lage sein sie einzelnen Teile richtig zusammen zusetzten. Sie wusste wie sie für Mic empfand. Sie wusste was Mic in ihr sah. Darüber hatte Mac nicht so lange nachdenken müssen. Als sie ein Telefongespräch zwischen Mic und einem Kumpel mit angehört hatte in dem ihr Freund sie als >heißen Schlitten> bezeichnete wusste sie Bescheid. Er mochte es vielleicht nicht mit Absicht tun und auch Liebe für sie fühlen. Aber doch behandelte er sie genau so dass sie sich nicht gleichberechtigt fühlte. Das sie das mit sich machen ließ war fast noch trauriger. Zu guter Letzt war da noch diese Sache zwischen ihr und Harm. Die >Sache> rangierte aus einem Grund nur auf Platz drei. Was zwischen ihr und Mic war, war viel einfacher zu erkennen. Was zwischen ihr und Harm war allerdings... Sie hatte keine Ahnung wie man das nannte, sie wusste nur dass sich Harm mit dem Begriff Freundschaft zu Frieden gab. Bei Mac war das etwas anderes, die war sich sicher das mehr als Freundschaft existierte. Zu Mindest auf ihrer Seite. Bei all dem was sie zusammen mit ihrem Partner durchlebt hatte war sie sich nicht sicher ob es schon an der Zeit war das große Wort mit L aus der Kiste zu holen. Aber sie sah in Harm auf jeden Fall mehr als nur einen Freund. Es war nicht einfach es zuzugeben, aber ein Wenig vernarrt war sie schon in ihn. Okay, ein wenig viel mehr als nur vernarrt. Nur konnte sie sich nicht darüber im Klaren werden ob das für MEHR reichen würde. So Mal sie wissen wollte wie es Harm erging bevor sie eine Beichte ablegte. Leider konnte sie aus seinem Verhalten nichts herauslesen. Es gab Momente da bedachte er sie mit Blicken die man Freunden nicht zuwarf. An anderen Tagen verhielt er sich so dass sie schmerzhaft daran erinnert wurde da er nicht zu haben war.
Mann, Harm ist wohl der komplizierteste Mensch den ich kenne!
Wo sie gerade beim Thema war, wo steckte der Kerl nur? Er schaffte es sogar mit einem planmäßig gestarteten Flugzeug zu spät zu kommen. Vielleicht sollte sie ihm den Trick mit der Uhr doch verraten, wäre möglich das es etwas bringt...obwohl...? Bei Harm? Nein, in Sachen Pünktlichkeit sind alle Besserungsmaßnahmen nutzlos. Mittlerweile hatte sich der Haufen aus Urlaubern und sonstigen zweibeinigen Lebewesen so viel aufgelöst das sie sogar halbwegs frische Atemluft abbekam. Mac hatte gerade beschlossen dass ein kleiner Abstecher zum Snackautomaten nicht schaden konnte als sie ihn ausmachte. Harm war in Uniform und kam gerade aus dem Sicherheitsbereich. Über der linken Schulter hing eine Reisetasche und mit er Rechten knüllte er eine Zeitung zusammen und warf sie schwungvoll und treffsicher in einen der Mülleimer am Rand. Als er sie sah war Mac überrascht als er nicht nur wie ein Honigkuchenpferd grinste sondern auch noch freudig mit der Hand winkte die gerade einen drei Punkte Wurf gelandet hatte.
Oookay, entweder durfte er das Flugzeug selbst von Washington nach New York fliegen oder er heckte etwas aus. Sie wusste dass ihr Partner, der Kampfpilot, tief in sich drin ein großes Kind war und wenn er sich so verhielt war das meistens ein dickes Zeichen dafür dass er etwas ausheckte. Instinktiv stellte sie sich vor wie es wohl seiner Mutter ergangen war als Harm Junior mit 16 Jahren und genau so einem Grinsen durch das elterliche Domizil gewandert war. Bestimmt war eines dieser Kinder gewesen die nie still sitzen konnten OHNE etwas anzustellen. Wahrscheinlich würde sie nie erfahren wie viele teure Vasen bei Aktionen von klein Harm zu Grunde gegangen waren. Mit einem Gefühl das sich etwas anbahnte winkte sie kurz zurück und wartete etwas abseits auf ihn. Mit langen Schritten kam er zu ihr und schaffte es ihr den Schreck des Tages zu beschaffen in dem er sie mit einer festen Umarmung begrüßte. Etwas zögerlich erwiderte sie seine Begrüßung.
“Die müssen ja einen tollen Kaffee an Bord gehabt haben wenn du mich so begrüßt, Partner.“ sagte sie und versuchte dabei so zu klingen als wäre sie von seiner Aktion nicht überrascht.
“Das nicht, aber ich habe ein Päckchen Erdnüsse geschenkt bekommen.“ lachte er und kramte dabei in seinen Taschen, offensichtlich an besagtem Geschenk suchend, einige Zeit nur um dann leere Hände um Vorschein zu bringen.
“Hmm, muss es wohl im Flugzeug vergessen haben. Schade, die waren sogar gesalzen.“
“Gesalzene Erdnüsse? Du kannst es wohl nie lassen unser Budget zu belasten?“ ließ sich Mac spielerisch auf die Unterhaltung ein. Es tat gut nach den bisherigen Tagen hier in NY mit dem Fall und dem fast immer ernsten Mic mal wieder scherzen zu können. Und mit Harm machte es besonders Spaß da er nämlich, Kind wie er in seinem Herzen war, nie müde wurde unsinniges Zeug über unsinnige Themen zu sagen. Manchmal machten sie sogar eine Art Wettkampf daraus, wer das letzte Wort hatte gewann. Mit Stolz konnte Mac behaupten, trotz dem Ehrgeiz den Harm dabei freisetzte, doch öfter zu gewinnen. Bei den Ausmaßen den der Fall annehmen konnte und den sonstigen Dingen die noch im Hotel auf sie warteten war es wohl am besten die gute Laune die sie im Moment verspürte so lange wie möglich zu halten.
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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Hotel Lyon
New York
22.30h
Zimmer A125
Eigentlich war sie müde, sehr sogar. Die Hände zitterten leicht, die Augen tränten und ab und an war es nicht möglich ein Gähnen zu unterdrücken. Trotzdem saß sie mitten auf ihrem Bett, umgeben von Akten, Briefen, Faxen, Photos und einem leeren Teller der mal Spaghetti enthalten hatte und war fest davon überzeugt die Nacht zum Tag zu machen. Auf dem Boden des Zimmers sah es nicht viel besser aus. Zu viele Dinge mussten noch erledigt und überprüft werden. Keine Frage, dieser Fall hatte es in sich. Gott sei Dank waren die letzten Stunden friedliche gewesen. Harm hatte sein Zimmer, das ein Stockwerk unter ihrem lag, in Rekordzeit bezogen und danach saßen alle drei Anwälte zusammen in Mics Zimmer und besprachen das weitere Vorgehen. Erstaunlicher Weise war Mic unglaublich höflich und freundlich gewesen. Es war fast so als würde es ihm überhaupt nichts ausmachen dass Harm hier war. Da dieses Verhalten nun gar nicht zu seiner vorherigen Reaktion passte fragte sich Mac unaufhörlich warum er das tat. Es konnte ja kaum sein das er innerhalb von einer Stunde seine Ansichten geändert hatte. Gerne wäre sie diesem Rätsel nachgegangen, schon allein deshalb weil sie das ungute Gefühl hatte das etwas mehr als einfach nur der Wunsch nach Versöhnung dahinter steckte. Aber ihr kleiner Kriegsrat hatte einige Erkenntnisse gebracht die es erforderten noch ein Mal einige Akten zu wälzen.
Während der Besprechung hatte Mic daran erinnert das die Gerichtsmedizinerin eine Narben auf dem Arm von Ed Marion erwähnt hatte die sehr gut von einem entfernten Tattoo stammen konnte. Was bedeutete dass es sehr wohl eine noch größere Verbindung zwischen dem ehemaligen Gunny Paxton, dem SS Tatoo und Marion geben konnte. Gerade als sie sich einig geworden waren das es wichtig war herauszubekommen welches Tattoo Marions Arm geziert hatte klingelte Harm Handy und brachte eine neue Nachricht in Form von Harriets Stimme. Sie hatte auf Harms Bitten noch an etwas anderem recherchiert. Als ihr Partner seine Ausführungen beendet hatte war Mac sich nicht ganz sicher gewesen ob sie ihn für verdammt gerissen oder verdammt verrückt halten sollte.
“Danke für den Anruf Lt. Das hilft uns wirklich weiter...Ja, sie können Bud beruhigen, ich habe es nicht vergessen. Nein, ich kann ihnen nicht sagen worum es geht, Männersache.“ damit legte Harm auf und blickte in die Gesichter zwei gespannter Militärs. Nicht nur er war beruhigt das diese Besprechung so ruhig und produktiv verlief. Macs Körpersprache war ein eindeutiges Zeichen dafür dass sie auch eine halbe Katastrophe erwartete hatte. Als er sich in den Flieger nach New York gesetzt hatte war ihm vollkommen klar gewesen das es gut zu einem Konflikt zwischen ihm und Brumby kommen konnte. Obschon er nichts heraufbeschwören wollte so hatte er es doch im Gefühl das der andere Commander nicht erfreut war ihn hier zu sehen. Wenn es tatsächlich so war so ließ Brumby nichts davon durchblicken. Er war hoch professionell. Naja, damit konnte er sich später noch auseinander setzten. Jetzt ging es erst einmal darum etwas aus der eben gewonnen Information zu machen.
“Das war eben Lt. Sims.“ sagte er unnötigerweise. Das herrschende Schweigen nahm er als Aufforderung weiter zu sprechen.
“Ich habe sie geben an etwas zu arbeiten was mir seit ich Paxtons Wohnung verlassen habe keine Ruhe gelassen hat. Wie schon erwähnt hat Paxton ausgesagt dass er Marion seit Las Vegas nicht mehr gesehen habe. Das wäre dann 1980 gewesen.“
“Warum wäre? Haben sie Grund zu zweifeln?“ fragte nun Brumby und schien ehrlich interessiert zu sein.
“Als ich am Gehen war ist mir ein Foto aufgefallen. Es zeigte Marion und Paxton. Angeblich in Las Vegas. Allerdings ist mir da etwas ins Auge gestochen was nicht zu der Aussage passt. Im Hintergrund des Bildes ist ein Kinoplakat zusehen das die Premiere von „Star Wars: Die Rückkehr der Jediritter“ ankündigt.“ Harm machte eine Pause um zu sehen in wie Weit Mac und Brumby seine Ausführungen verstanden. Offensichtlich kein Bisschen.
“Paxton sagte mir er habe Marion 1980 das letzte Mal gesehen. Der 2. Star Wars Film lief aber erst 1983 in den Kinos an.“ erklärte er weiter.
“Das bedeutet...“ sagte Brumby in einem fragenden Ton.
“Das bedeutet das Paxton gelogen hat. Er und Marion haben sich doch noch mindestens ein Mal nach der Versesetzung und Las Vegas getroffen. Und das wiederum macht seine weitern Aussagen unglaubwürdig und heißt das er etwas verheimlichen will.“ führte Mac zu Ende und lächelte Harm wegen dieser Scharfsinnigkeit an. Er lächelte zurück und meinte vielleicht ein klein wenig Stolz in ihrem Ausdruck erkannt zu haben. Für ihn? Ahhh, nein. Viel zu weit geschlussfolgert.
“Ganz genau.“ sagte er schließlich.
“Dieser Fall nimmt immer größere Ausmaße an.“ meinte Mac plötzlich und schien nicht mehr ganz so erfreut zu sein.
“Es ist nichts mit dem wir drei nicht fertig werden würden.“ versuchte Harm eine Aufheiterung.
“Was werden wir als nächstes tun?“ versuchte sich Mic wieder ins Gespräch zu bringen da er das Gefühl hatte die anderen beiden waren dabei seine Anwesenheit zu vergessen. Mac sah Harm fragend an. Dieser sah sie fragend an. Offenbar überließ er ihr die Leitung. Na gut.
“Also, “ sie wandte sich an Mic, „ du sprichst morgen noch Mal mit der Gerichtsmedizinerin und fragst ob sie nicht vielleicht sagen kann wie Marions Tatoo ungefähr ausgesehen hat, wie lange es da war und wann es entfernt wurde.“
An Harm gewandt: „ Harm, du rufst überall an wo man herausfinden könnte welche Tattooshops oder Privatleute solche Motive führen. Währenddessen werde ich bei Detektive Miller vorbeischauen und ihn bitten Paxtons Gesicht mit allen aus seiner Vorstrafenkartei zu vergleichen. Wir treffen uns dann um...sagen wir 13 wieder hier und sichten die Ergebnisse.“ endete Mac ihre Befehle. Harm musste ob Macs immer bei solcher Gelegenheit zum Vorschein kommenden strengen Marine-Ausbilder-Tonfall lachen.
“Aye Ma’am.“ bestätigte er ihre Worte während Brumby nur nickte.
Als sie zum Schluss den Vorschlag gemacht hatte noch ein paar Akten durch zu sehen hatte sich Harm mit der Ausrede verabschiedet noch etwas essen zu wollen und auf Mics Hilfe konnte sie auch nicht setzten da sie ihn aus seinem Schlafzimmer, das ja wunderbarer Weise Wand an Wand zu ihrem lag, laut schnarchen hörte. Also blieb die Papierarbeit bisweilen an ihr hängen. So viel zu der hoch gelobten geschlechtsübergreifenden Kollegialität beim Militär. Gerade als sie einem erneutem Gähnen freie Bahn ließ klopfte es vorsichtig an der Tür. Mac machte sich nicht die Mühe ihr Unordnung ein wenig zu beseitigen als sie ihrem Gast zurief die Tür sei offen. Na da schau an. Das hätte ich heute Abend nicht mehr erwartet.
Harm Rabb schon seinen langen Körper vorsichtig in das Zimmer und verzog das Gesicht als er sich, bedacht darauf in nichts zu treten, einen Weg durch Macs wohl organisiertes Arbeitschaos bahnte. Weil er dabei wie eine Ballerina wirte die durch einen Parkuhr tapste lachte Mac herzhaft auf. Immer noch schmunzelnd fegte sie ein paar Unterlagen von dem Bett und schuf so eine Sitzgelegenheit für Harm.
“Hey.“ sagte dieser schlicht als er sicher auf dem Bett gelandet hatte. Er drehte sich so dass er ihr fast gegenüber saß und beobachtete sie aufmerksam.
“Was ist?“
“Ach nichts...ich habe mich nur gefragt ob du dich vielleicht unterhalten möchtest.“
Er hatte es also nicht vergessen. Um ehrlich zu sein überraschte Harm sie mit seiner Offenheit. Normalerweise wartete er bis sie zu ihm kam. Er forderte sie nicht auf ihm etwas zu erzählen, tat es auch jetzt nicht direkt, aber sein Blick machte klar das es ihm wichtig war mit ihr zu reden. Die Frage war nur warum? Sie hatte vorher schon Sorgen gehabt von denen er wusste, doch nie hatte er ihnen diese Dringlichkeit zugeordnet. Seltsam. Aber es passte gut zu seiner herzlichen Begrüßung am Flughafen. Als ihr dann schlagartig klar wurde das sie diesmal nicht darum kam ihm zu erzählen um was es ging wurden sie nervös. Sie konnte Harm nicht zu muten darüber zu reden. Aber sie hatte es sich doch vorgenommen...
Noch einige Zeitlang stritt sie mit sich selbst ob es in Ordnung war ihren langjährigen Partner und Freund damit zu belasten. Er schien ihr Unbehagen zu erkennen und sein Blick verlor etwas an Intensität.
“Mac?“ fragte er nach als sie immer noch nicht reagiert hatte.
Mist. Ich hätte sie nicht so frontal ansprechen sollen. Du kennst sie doch. Ein wenig zu viel Druck und sie macht zu.
“Es ist schon spät.“ sagte sie schließlich. Es entging Harm jedoch nicht das sie nach einer besseren Ausrede suchte. Früher hätte er ihr diese Chance gewährt, aber jetzt nicht. Wenn er ihr wirklich in der nächsten Zeit sagen wollte was er fühlte musste er zuerst beweisen dass er bereit war immer für sie da zu sein und über alles zu reden. Egal wie schwer es ihm auch fallen würde.
“Zu spät zu reden aber nicht zu spät um zu arbeiten?“
“Der Fall Harm...“
“...der Fall, Mac, wird uns die nächste Zeit nicht viel Raum für private Gespräche lassen.“
“Warum ist dir das so wichtig?“
“Weil es dir wichtig ist.“
Sie ließ einen verzweifelten Seufzer hören.
“So kommen wir nicht weiter.“
“Nein, tun wir nicht.“
Er sah sie so entschlossen an das Mac wohl oder übel erkennen musste das sie in der Falle saß. Der Mann war genauso stur wie sie und wenn er sich vorgenommen hatte jetzt mit ihr zu reden dann würde er nicht eher Ruhe geben bis sie auspackte. Ein oder zwei Minuten lang trug sie mit ihm ein stummes Duell aus...Harm gewann.
“Du wirst mich auslachen und für eine blöde Gans halten.“ meinte sie schließlich niedergeschlagen.
“Bestimmt nicht.“
“Es ist peinlich.“
“Und wenn schon?“
Sie sah ihn geschockt an. Und wenn schon? Er hatte ja gar keine Ahnung was er gleich hören würde wenn er sie so weiter ermutigte.
“Hey Mac, ich bin’s doch nur.“
Genau das war das Problem. Es war „nur“ Harm. Aber gut, er hatte es ja so gewollt. Mit jemandem musste sie darüber reden. Warum also nicht mit jemandem dem sie vertraute.
“Ich habe dich gewarnt.“ warum ein lächerliches Kapitel in ihrem Leben nicht mit einem lächerlichen Scherz beginnen?
“Es geht um Mic. Also eigentlich um uns Beide.“ während sie erzählte beobachtete sie Harm Ausdruck sorgfältig. Es war Mac nicht entgangen das er etwas gegen ihre Beziehung zu dem Australier hatte, warum war nicht klar. Wenn sie ihn darauf angesprochen hatte war er immer reserviert gewesen und meinte er wünsche sich nur dass sie glücklich sei.
“Am ersten Abend haben wir uns gestritten und ein paar Stunden später stand er mit Rose vor der Tür und wollte sich entschuldigen. Irgendwie hat das nicht funktioniert und ich hab ihn rausgeschmissen.“
Was? Das konnte doch nicht alles sein, dachte sich Harm. Da war bestimmt noch mehr wenn sie so nervös war und sich um jedes Wort druckste. Mac enttäuschte ihn nicht.
“Früh am nächsten Morgen kam er dann durch die Verbindungstür und hat gesagt wir sehr es ihm Leid tut und das er mich liebt und nie wieder streiten will.“ sie holte erneut Luft. Jetzt kam der dickste Brocken. Warum es ihr nun doch so leicht viel ihm davon zu erzählen konnte sie sich nicht erklären. Vielleicht weil er sie nicht drängte oder sie so verständnisvoll ansah.
“Eines kam zum anderen...Er hat mich geküsst, ich habe ihn geküsst... “ wieder ein vorsichtiger Blick zum Commander. Nein, er war noch nicht rot angelaufen oder zeigte auch sonst nicht das ihm die Richtung in die sich ihr Problem entwickelte unangenehm war.
“ Du kannst dir denken wie es weiter ging...oder weiter gehen sollte...wir, also...wir wollten miteinander schlafen.“ Nun sah es doch für einen kurzen Moment so aus als wollten ihm die Augen aus den Höhlen springe. Aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Vielleicht war er ja doch nicht so prüde wie Mac immer angenommen hatte.
“DAS, hat aber nicht funktioniert weil...naja...du weist schon...Mic hat...oder hat keine...“ nervös lachte Mac auf und spürte wie ihr Blut in die Wangen schoss. Bestimmt war sie rot wie ein Hummer. Warum zum Teufel viel es ihr so schwer darüber zu reden, jeder sagte doch immer Sex sei die normalste Sache der Welt. Es lag an Harm. Ganz klar. Harm, er immer noch cool und gelassen wirkend da saß und wartete das sie ihrem Stottern ein Ende bereitete. Mistkerl! Könnte er nicht wenigstens halb so verlegen wirken wie sie sie fühlte?
“...Mic hat keine...Erektion bekommen.“ Mit etwas Genugtuung hörte sie wie Mr. Cool mit seiner Kontrolle und einem plötzlichen Hustenanfall kämpfte.
“Wie du dir denken kannst war ihm das peinlich und er ist ziemlich wütend geworden als ich ihm gesagt habe dass es nicht schlimm ist. Er hat mir die Schuld gegeben und gesagt ich hätte so steif im Bett gelegen da hätte er mit einer Monatspackung Viagra nicht nachhelfen können.“ sprudelte es aus ihr heraus. Kein Grund die Blamage länger als nötig dauern zu lassen. Das Harm auch noch gutmütig schmunzelte bestätigte sie nicht gerade in ihrer Beichte.
“Ich wusste doch das es blöd ist.“ sagte Mac und Harm griff schnell ein da er das ungute Gefühl hatte das sie vermutete er mache sich über sie lustig.
“Oh, nein Mac! Es ist nicht blöd. Nur...wenn einem Mann SOETWAS passiert hat es nie einen guten Effekt wenn die Frau auch noch sagt es wäre nicht so schlimm.“
“Ich mache mich nicht über dich lustig.“ setzte er vorsichtshalber noch nach.
“Was war dann?“
“Er ist gegangen und hat mich seit dem nicht mehr mit der Beißzange angerührt.“ erklärte sie traurig. Harm lächelte aufmunternd, obwohl er nicht verstand warum sie sich darüber Sorgen machte. Das war doch eindeutig Brumbys Problem und nicht ihres. Die Erklärung dafür lieferte Mac prompt.
“Weist du Harm, Mic hat mir immer vorgeworfen ich würde nicht genug in unsre Beziehung investieren...vielleicht hat er Recht. Vielleicht habe ich einfach nicht das was ihn glücklich macht oder ich bin nicht gut genug wenn ich noch nicht mal diesen...Trieb in ihm befriedigen kann. Ich frage mich einfach ob deswegen nie ein Mann mit mir glücklich war.“
Nun begann Harm zu verstehen. Die Sache hier ging tiefer als einfach nur ein Potenzproblem. Mac zweifelte an sich. Nicht als Marine, sondern als Frau. Und das nur wegen Brumby, dieser Arsch.
“Glaubst du es liegt an mir?“ wollte sie jetzt wissen und war dabei den Tränen näher als allem anderen.“
Junge, das muss sie ja richtig hart getroffen haben wenn Mac sogar fast weint.
“Mac, ich glaube nicht das es an dir liegt.“
Ihr Blick sagte klar dass sie eine breite Erklärung erwartete. Erstaunlicher weise stellte Harm fest dass es ihm nichts ausmachte über so ein heikles Thema zu reden. Konnte gut daran liegen das er nicht derjenige mit dem Problem war.
“Du bist eine wunderschöne Frau und wie ich schon Mal gesagt habe will kein Mann einfach nur gut Freund mit dir sein. Du hast keinen Grund an dir zu zweifeln, weder...körperlich...noch in anderen Bereichen. Und du solltest dir nicht einreden lassen das du nicht gut genug bist. Glaub mir, alles was Brumby zu dir gesagt hat ist totaler Mist.“
Mac legte den Kopf etwas zu Seite und musterte ihn.
“Warum hat er das dann gesagt?“
Nun konnte Harm wirklich nicht mehr anders als sanft zu lachen. Manchmal war sie doch ein klein Wenig naiv.
“Oh, tut mir leid wenn ich nicht mitlache, aber du hattest doch gesagt es wäre nicht blöd.“
“Ist es auch nicht.“
“Scheinbar ja doch, wenn du dich so über mein Unverständnis amüsieren kannst.“ konterte sie schnippisch. Mac war fast gewillt all die netten Dinge zu ignorieren die er gerade über sie gesagt hatte und ihm einfach eine Ohrfeige zu verpassen. Wie konnte er nur lachen?!?!
“Du verstehst nicht...“
„Das weis ich selbst.“
Harm rückte ein Stück näher an sie heran und nahm eine Hand in seine im Bestreben sie zu beruhigen.
“Mac, ich hab nicht über dich gelacht...na eigentlich schon aber nicht so wie du denkst.“
Bei dem wütenden Blick den sie ihm zu warf hielt er es für besser die zweite Hand auch noch unter seine Kontrolle zu bringen, man(n) konnte ja nie wissen.
“Okay, wie erkläre ich das jetzt nur ohne mich selbst zum Affen zu machen?“ sagte er mehr zu sich als jemand anderem. Doch die Tatsache das es ihm genauso schwer fiel darüber zu sprechen ließ ihre Wut ab ebben.
“Also, für einen Mann ist es sehr, sehr wichtig das...sein `bestes Stück´ auch...das tut wozu es vorgesehen ist. Und wenn er dann in eine Situation kommt in der das nicht der Fall ist...es ist peinlich und kratzt am Stolz. Das ist wie wenn...ich denke nicht das es etwas vergleichbar Schlimmes für einen Mann gibt. Es kann dann schon leicht passieren dass man seine Frustration an jemand anderem auslässt und da du nun Mal in der Nähe warst... ich schätze es war für ihn in dem Moment einfach leichter die Schuld nicht bei sich sondern bei dir zu suchen. Und es wäre egal gewesen ob du wirklich „steif wie ein Brett“ gewesen wärst oder mit Peitsche und Sporen im Bett gelegen hättest. Verstehst du? Es ging nicht um dich, sondern um den Stolz. Das würde dir glaube ich bei 90% aller Männer auch passieren.“
Mac sah ihn immer noch zweifelnd an. Ganz schien sie ihm nicht zu glauben.
“Es lag nicht an mir?“
“Nein.“
“Aber wenn ich wirklich nicht sehr lebhaft war?“
“Wie ich schon sagte, egal ob mit Peische oder ohne, das Endergebnis wäre das gleiche gewesen.“
Endlich schien sie seinen Worten zu glauben. Mac ließ die angehaltene Luft erleichtert entweichen und lächelte verlegen.
“Fühlst du dich jetzt besser?“ fragte Harm vorsichtig.
“Ja. Du kennst mich ja, ein Restzweifel bleibt immer aber...“ sie stoppte abrupt da seine Hand plötzlich ihre Wange streichelte. Was war nur mit dem Kerl los?
“Du hast keinen Grund für Zweifel.“
Harm wurde sich plötzlich über die Position seiner Hand bewusst und zog diese schnell zurück bevor er nervös auf seine Uhr sah.
“Es ist schon spät. Ich sollte gehen.“
“Ja. Wir haben Morgen viel zu tun.“ pflichtete Mac bei und wollte ihn das kurze Stück zur Tür begleiten. Harm winkte ab hatte die Tür schon halb geöffnet.
“Harm?“ hielt sie ihn auf und lief nun doch die paar Schritte zu ihm hinüber. Dort angekommen stellte sie sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange.
“Vielen Dank. Was du gesagt hast hat mir sehr viel bedeutet.“
Für einen Moment schien es sprachlos zu sein. Sein Blick war auf ihre Lippen gebannt.
“Gute Nacht Mac. Schlaf gut.“ brachte er schließlich heraus als er den Bann der von ihrem Mund ausging gebrochen hatte. Dann war er aus der Tür. Mac seufzte leicht und ließ sich mit dem Rücken auf ihr Bett fallen. Das sie plötzlich lachen musste erstaunte nicht.
“Verrückter Kerl!“ war das letzte was sie sagte bevor der Kopf müde auf ein Kissen fiel.
Vor dem Zimmer lehnte Harm noch immer an der Türe und ließ seinen Finge über die Stelle fahren wo eben gerade noch ihre Lippen gewesen waren. Brumby war ja so ein Dummkopf war sein letzte Gedanke bevor er sich mit Schwung abstieß und trotz der späten Stunde und seines müden Körpers leichtfüßig den Weg zu seinem Zimmer in Angriff nahm.
20. Dezember
Gerichtsmedizinisches Institut
New York
9.17h
Kalt, war das einzige was ihm einfiel als er durch den mit weißen Fließen ausgelegten Flur der Gerichtsmedizin lief. Die tristen grauen Wände schienen die Kälte noch zu verstärken.
Gelangweilt lehnte er sich an eine Wand und wartete darauf das die Gerichtsmedizinerin Zeit für ihn hatte. Ohne großes Interesse musterte er seine Umgebung. Der Boden weiß, die Wände grau, Fenster gab es nicht, alle fünf oder sechs Meter eine Tür mit beige angestrichenem Metallrahmen. Es lag ein seltsamer Geruch in der Luft, etwas süßlich, gemixt mit Desinfektionsmitteln. In einer Ecke hing ein Fliegenpapier und eine dicke schwarze Fliege brummte laut und versuchte sich von dem klebrigen Grund loszureißen. Mic starrte wieder gerade aus. Nur halb nahm er war wie das Brummen immer lauter wurde. Als sein Blick wieder die Runde machte sah er das die Fliege wohl ihren Kampf aufgeben hatte. Sie sank immer mehr in sich zusammen und schaffte es so dass ihr ganzer haariger Oberkörper an dem Papier festklebte. Als das Insekt seine ernste Lage erkannte zappelten die Beinchen und die Flügel bewegten sich hektisch auf und ab. Nach ein paar Sekunden war Ruhe. Seine Augen waren noch auf die leblose Fliege gerichtet als sich die ihm am nächst gelegene Tür öffnete und ein schmaler Mann mit Hornbrille und weißem Kittel herauskam.
“Commander Brumby? Dr. Young hat jetzt einen Moment Zeit.“ erklang die heißere Stimme des Mannes.
“Wenn sie mir folgen wollen.“
Die Hornbrille führte Mic durch die Tür und in einen neuen Gang. Wieder hatte man die Farbkombination grau/weiß genommen. Dann wieder durch eine Tür über die in großen Lettern: “RAUM 5/b“ stand. Jetzt konnte er den süßlichen Geruch schon besser ausmachen. Er übertünchte fast das bittere Aroma der Desinfektionsmittel. Roch nach Mandeln. Der Raum war bis auf ein paar hohe Schränke und drei metallenen Tischen mit Abfluss leer. Ein Gefühl der Übelkeit stieg in ihm auf als er erkannte welche Funktion diese Tische hatten. Sein Führer lotste ihn jetzt an einem Raumtrenner aus milchigem Gummi vorbei und hielt kurz an um einen anderen Mann in weiß Platz zu machen. Dieser schob eine Bahre vor sich her auf der wohl ein Körper lag. Er war mit grünem Stoff abgedeckt. Für einen kurzen Moment glaubte Mic erkannt zu haben wie sich die Figur unter dem Stoff bewegte. Er blieb kurz stehen und sah sich um. Keiner außer ihm hatte das Zucken wohl bemerkt.
“Das Gehirn sendet auch nach dem Tod noch Gehirnströme an die Muskeln und Gelenke aus. Darum zucken sie manchmal noch.“ antwortete die dünne Stimme des Mannes mit Brille auf Brumbys unausgesprochene Frage und drängelte ihn durch eine weitere Tür. Mit Erleichterung erkannte Mic die Gerichtsmedizinerin die im nächsten Raum gerade damit beschäftigt war mit einem Wasserschlauch einen dieser Tische abzuspritzen.
“Dr. Young? Commander Brumby ist jetzt hier.“ informierte Mics Führer und entfernte sich dann auch ein Nicken der Medizinerin selbst.
“Hallo Mr. Brumby! Was kann ich heute für sie tun?“
Dr. Young war eine schrullig wirkende Frau in den Vierzigern. Sie trug das Haar kurz und knallrot gefärbt. Die ebenfalls rot gefärbten Latexhandschuhe die sie sich eben von den Händen gestreift hatte schmiss Young gekonnt neben den Mülleimer.
“Ich hätte noch einige Fragen bezüglich der Leiche von Mr. Marion.“ antwortete Mic.
“Ach ja. Ed Marion, Nummer 156 in diesem Monat. Was wollen sie wissen?“
“Sie sprachen von einer auffälligen Narbe an seinem Oberarm und das diese von einem entfernten Tatoo stammen kann.“
“Ja. Sehr wahrscheinlich stammt es von einem Tattoo.“
“Können sie auch sagen wie das Motiv ausgesehen hat?“
“Einen Moment.“ schon war sie in einem Nebenraum verschwunden und ließ ihn alleine. Abwesend stützte sich Mic mit einer Hand an einem der metallnen Tische an. Angewidert zog er seine Hand wieder zurück weil er in etwas Klebriges gelangt hatte. Sein Frühstück kletterte aufwärts während der Commander die weiß/rote Masse betrachtete die an seinem Handballen klebte. Gerade als Mic fieberhaft überlegte wie er den Kram wieder los bekam hörte er Schritte und sah das Dr. Young mit einer Akte in der Hand zurück war. Da die Frau ein Foto studierte packte der Australier die Gelegenheit bei dem Schopf und schnickte den Dreck auf seiner Hand mit zwei Fingern quer durch den Raum. Mit einem leisten „Plop“ blieb es an der Wand hängen.
“Also, so wie ich das sehe war es wohl mal rund.“ forderte die Gerichtsmedizinerin seine Aufmerksamkeit.
“Bitte was?“ gab Mic nicht gerade höflich seine Abwesenheit zu.
Dr. Young hob ein Foto von besagter Narbe in die Höhe als sie ihm genau erklärte warum sie nicht sagen konnte wie das Motiv genau ausgesehen hatte. Sie wusste nur dass es mit aller Wahrscheinlichkeit nach eher rund als eckig gewesen war.
“Können sie sagen wann das Tatoo entfernt wurde?“
“Auf Grund der Tiefe der Narbe...ich schätze vor drei bis fünf Jahren.“
Da alle seine Fragen beantwortete worden waren wollte er sich von der Frau verabschieden doch diese hielt ihn am Arm fest und befühlte wie aus heiterem Himmel die Armmuskulatur.
“Hmmmm, sehr ausgeprägter Deltamuskel...“sagte sie mehr zu sich. Trotzdem hörte es Mic und ihr Tonfall ließ seine Nackenhärchen zu Berge stehen.
“Commander Brumby. Sagen Sie, wie lange bleiben sie noch in New York?“ wollte sie mit rauchiger Stimme wissen.
Zuerst wusste Mic nicht was er sagen sollte, nicht das die Frau nicht attraktiv war. Für ihr alter hatte sie wirklich scharfe Beine...aber...immerhin war er ja noch mit Sarah zusammen. Außerdem war Mic Brumby ein Mann der auf Treue setzte. Auch wenn er es nicht für ein Verbrechen erachtete mal zu flirten oder sich vorzustellen wir es wäre mit jemand anderem eine Affäre zu haben.
“Wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind fliege ich zurück nach D.C.“ antwortete er und wunderte sich warum er es schaffte so cool zu klingen, war es ihm unter dem lüsternen Blick der Gerichtsmedizinerin doch ziemlich warm geworden.
“Und wann sind die Ermittlungen abgeschlossen?“ hauchte Young ihm in Ohr und befingerte die Knöpfe seiner Uniform.
“Ein paar Tage werden wir wohl noch brauchen.“
Die ein paar Jahre ältere Frau ließ ihre Finger nun von seinem Oberkörper in Richtung Süden gleiten und Mic gelang es gerade noch ihre Hände von dem Kurs abzubringen bevor er völlig den Willen verlor. Er durfte nicht...nicht mehr als flirten. Auch wenn er sich gestehen musste das es verlockend war. Mit einer Frau die beruflich an Leichen herumschnippelte...dann auch noch das Risiko das Sarah es herausfand. Je mehr er darüber nachdachte desto besser klang der Gedanke. Es gab ja viele Menschen die sagte das man eine Beziehung durch Fremdgehen wieder beleben konnte...
“Wissen sie was? Rufen sie mich doch an falls sie noch die Zeit finden oder mal wieder in de Stadt sind.“ sagte Young und drückte ihm ihre Visitenkarte in die Hand. Dann löste sie sich von ihm und verschwand hinter der Absperrung aus milchigem Gummi. Verwundert starrte Mic auf die Karte in seiner Hand.
Sollte er oder sollte er nicht?
Hotel Lyon New York
Buffetraum
13.00h
Kartoffeln, Pommes, Pizza, Hamburger, verschiedenes Gemüse, Reis, Salat, Nudeln, Soßen, verschiedene dampfende Fleischgerichte und hunderte Getränke warteten auf dem üppigen Hotelbuffet nur darauf dass Mac sie auf ihrem Teller deponierte und danach genüsslich verspeiste. Man konnte nicht meckern, dieses Hotel war wirklich, wirklich gut. Unter anderen Umständen hätte sie ohne jeden Zweifel sofort das Buffet geplündert und von allem probiert. Aber heute war sie nicht in der Stimmung, noch nicht mal wenn der Kaffee noch so gut duftete. Ihr Kopf war so voll gestopft das sogar ihr Magen darauf reagierte und jede Nahrungsmittelaufnahme mit großem Erfolg verweigerte. Und wer war mal wieder an allem Schuld? Na? Da gab es nur einen: Harm! Harm und das Gespräch von gestern Abend. Harm und sein verständnisvoller Gesichtsausdruck. Harm und seine aufmerksamen Augen. Harm und sein sanfter Ton. Harm und sein offenes Ohr. Harm der seine ganze Verlegenheit scheinbar plötzlich über Bord geschmissen hatte, nur um sie aufzumuntern. Harm und seine Hand an ihrer Wange. Harm und...Ah, das könnte ewig so weiter gehen. Ewig lange könnte sie über das gestern passierte nachsinnen. Der Fall war vergessen, Mic war egal. Ihr ganzer Emotionaler Kosmos war mit Harm gefüllt. Und es gefiel ihr gar nicht. Das er nur mit ein paar Simplen Worten und einer noch einfacheren Berührung ihr ganzes Konzept ins Schwanken bringen konnte. Doch was sollte sie dagegen tun? Sich in der Arbeit ertränken? Ging nicht, Harm arbeitete an demselben Fall. Sich zu Mic flüchten? Fehlanzeige, das hatte sie schon mal versucht und es klappte bis heute nicht. Es gab keinen Ausweg, es war wie ein Zwang. Mac musste einfach an ihn denken, seit gestern Abend. Fast erschrocken hatte sie dabei festgestellt dass ihr Partner schon immer ihre Gedanken beherrscht hatte. Mal stärker, mal eher unterbewusst. Jedoch nie mit solch einem fast eisernen Griff. Irgendetwas hatte Harm gestern mit diesem Gespräch ausgelöst, etwas das sie und ihn betraf. Und es polterte wie eine Lawine auf sie zu. Die Gedanken vom Flughafen kamen wieder. Konnte es wirklich sein das da mehr war? Dass Mac mehr für ihn empfand? Und konnte es sein das er gestern diese Gefühle losgetreten hatte. Besser gesagt seine Finger auf ihrer Haut? Sie wollte nicht leugnen dass diese Berührung einen Schauer durch ihren Körper gejagt hatte, wie ein Stromstoß. Aber was sollte sie bloß in diese Reaktion interpretieren? Freundschaft? Anziehung? Lust? oder vielleicht doch...Lie...NEIN! Harm war nur ihr Freund. Ein Freund. Und als Freund sollte er nicht solche Gefühle bei ihr auslösen. Unter normalen Umständen würde sie sich einfach sagen ihre Arbeit wieder in den Vordergrund zu schieben und alles andere zu vergessen. Aber das ging jetzt nicht. Er war präsent. Machte ihr damit, ungewollt bestimmt, das Leben schwerer. Mac konnte sich nur wiederholen, er übte keinen Druck aus. Drängte sie nicht. Nicht aktiv. Aber allein das er hier in New York war- In derselben Stadt, im selben Hotel- machte den Druck fast unerträglich. Früher war das nicht so gewesen- nicht so intensiv. Aber jetzt, etwas an ihm hatte sich verändert. Mac hatte es gespürt. So wie er sie am Flughafen begrüßt hatte. Den Kontakt bei der Umarmung etwas länger aufrechterhalten hatte als es eigentlich nötig gewesen wäre. Sein Blick gestern als er sah wohin seine Hand gewandert war. Es war fast so als würde er... aber nein. Das konnte nicht möglich sein? Oder doch? Fühlte er sich von ihr angezogen? Konnte es tatsächlich so sein das es dem großen Harm Rabb jr. auch nur ansatzweise genauso ging wie ihr im Moment. Er war nicht Superman, konnte doch gut sein das auch er nicht mehr wusste was er von seinen Gefühlen halten sollte. Müde schüttelte sie den Kopf in der Hoffnung dadurch ein paar ihrer Gedanken durch die Ohren aus ihrem Kopf zu katapultieren. Leider fehlgeschlagen. Und dabei stand der Frühling noch nicht Mal ansatzweise vor der Tür. Nur durch die in diesem Moment unmenschliche Willenskraft schaffte sie es Harm lange genug aus ihrem Kopf zu vertreiben um doch einen Schluck Kaffee herunterzuwürgen. Leider sollte es ihr nicht vergönnt sein noch etwas anderes in den Magen zu bekommen. Gleich im Doppelpack kamen die Zwei Männer in den Raum und unterbrachen somit ihre Grübelei. Dabei ließ Harm Mic den Vortritt da dieser es wohl eiliger hatte. Mit schnellen Schritten kam er vor Mac zum Halten und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Diese war zu perplex um etwas dagegen zu tun. Sie hatte sich zwar noch nicht ganz dafür entschieden die Beziehung zu beenden. Trotzdem war es Mac unangenehm das Mic sie so vor Harm und den anderen Hotelgästen begrüßte. Wieder Mal wusste sie nicht genau warum sie es tat aber instinktiv suchte Mac den Blickkontakt mit Harm als sich Mic am Buffet bediente. Harm lächelte höflich und sagte Hallo. Eine unangenehme Stille breitete sich an dem Tisch aus und Mic wühlte immer noch im Salat. Gerade als es so aussah als wolle Harm etwas sagen kam der Australier zurück, setzte sich und legte seinen Arm Besitz ergreifend um Macs Schulter. Harm glaubte eine Gezwungenheit hinter ihrem Lächeln mit dem sie jetzt Brumby ansah zu erkennen. Sie fühlte sich unwohl. Mac fühlte sich unwohl und dieser Klotz aus Down Under sah es nicht. Und eigentlich waren sie hier um ihre Ergebnisse von heute Morgen zu vergleichen. Dazu brauchte man nicht den Arm um die Schulter einer Frau legen die das offensichtlich nicht wollte. Hatte denn niemand diesen Kerl erzogen? Mac machte derweilen ihrem Unwohlsein Luft in dem sie sich in die Arbeit flüchtete.
“Also, was haben die Herren herausgefunden?“
Die Frage hatte den gewünschten Effekt, Brumby nahm seine Hand wieder zu sich und suchte in seiner Tasche nach etwas. Ein Notizblock wie sich herausstellte.
„Die Gerichtsmedizinerin meint sie kann nicht genau sagen wie das Tattoo ausgesehen hat jedoch muss es so vor fünf oder drei Jahren entfernt worden sein.“
Das war nicht viel, trotzdem nickte Mac bestätigend. Ein gut gelaunter Mic konnte auch unerträglich sein, aber ein schlecht gelaunter Mic war noch schlimmer. Der Australier sah in ihrem Nicken mehr als eigentlich dahinter steckte und bannte seine Freundin in einen starren Blick. Als ihr Mics Augen zu intensiv wurden wendete sie sich fragend an Harm.
“Ich bin mir sicher dass ich jeden Tatooshop diesseits des Atlantiks angerufen habe. Als ich etwas über dieses Motiv wissen wollte haben mich die Meisten beschimpft und den Hörer in die Gabel geschmissen. Allerdings hab ich es doch noch geschafft eine nette Dame lang genug bei Laune zu halten um ihr zu sagen das ich nicht „einer von Denen“ bin. Als sie ungefähr wusste um was es geht hat sie mir verraten das sie von einem Laden weis der hier in New York steht und unter einschlägigen Kreisen bekannt ist. Sie meinte wir sollten da vorbeischauen.“
Wieder nickte sie.
„Ach ja, übrigens. Ich hab mit Bud telefoniert und ihn gebeten ein Auge auf Paxton zu haben. Man kann ja nie wissen.“ fügte er noch hinzu
“Gut, jetzt bin ich dran. Detektive Miller und ich haben den ganzen Morgen damit verbracht Verbrecherkarteien mit Paxtons Foto zu vergleichen. Er ist sauber.“
Alle drei ließen einen entmutigten Seufzer hören. Alles wäre so viel einfacher wenn sie wirklich eine Verbindung zwischen Paxton und Marion finden konnten. Mac wusste dass der Kerl etwas mit dem Mord zu tun hatte. Nur fehlten ihr die Beweise, bis jetzt hatte sie nur Brocken die auf eine bestimmte Art und Weise zusammen passten. Nur wie? War Paxton wirklich ein Verehrer er Nazis? Hatte Marion etwas damit zu tun gehabt und wurde deshalb getötet? Von Paxton? Fragen über Fragen und keine Antworten. So sah es aus. Und so sollte sie dem Admiral heute Bericht erstatten. Mit nichts in der Hand. Wenigstens konnte sie das Telefonat mit ihrem CO auf heute Abend herausschieben. Wenn Gott ihr gnädig war fanden sie bis dahin noch etwas Verwertbares.
“Hast du die Adresse von diesem Laden?“ sah sie Harm fragen an.
“Ja. Liegt in einer üblen Gegend. Die Frau am Telefon sagte noch ich sollte mich da nicht blicken lassen wenn ich nicht dazugehören würde.“
“Dann würde ich vorschlagen schauen wir und heute mal da um.“
Harm sah Mac verdutzt an.
“Du kannst nicht mitkommen.“
“Und warum nicht? Weil ich eine Frau bin?“ Mac klang genervt. War Harm doch vorher so nett gewesen und jetzt macht er alles mit seinem Beschützerkomplex wieder kaputt.
“Ja Mac. Weil du eine Frau mit indianischen und arabischen Vorfahren bist. Ich will dich nicht bemuttern. Aber ich denke nicht das du in den Laden passen würdest.“
Beschämt senkte sie ihren Kopf und strafte sich gedanklich selbst für ihre Kopflosigkeit. Natürlich hatte er Recht. Man sah ihr ihre ausländischen Vorfahren am Aussehen an. Wahrscheinlich entsprach sie genau dem Feindbild diese Menschen.
“Daran habe ich gar nicht gedacht. Dann siehst du dich mit Mic heute mal da um und ich lasse mir von Bud noch mal was faxen. Vielleicht kommt ja diesmal mein Textmarker zum Einsatz.“
Nachdem Mic genüsslich ein Steak zum Mittagessen verspeist hatte konnte man sich tatsächlich darauf einigen den ominösen Tattooladen zu besuchen während Mac Akten büffelte.
Tattoostudio „Power“
New York
14.12h
Wirklich zum ersten Mal seit er den nervigen Australier kannte war Harm froh Mic dabei zu haben. Die Dame am Telefon hatte Recht behalten. Dies hier war kein Laden in den man sich wagen sollte wenn man nicht dieselben Ansichten wie diese Gestalten hier vertrat oder genug Rückendeckung dabei hatte. Das Geschäft befand sich in den zwei Hinterzimmern einer Imbissbude. Es hatte keine Fenster und die Luft war deswegen stickig und roch nach verbranntem Fleisch. Die einzige Lichtquelle waren drei wild verteilte Glühbirnen die von der Decke hingen. Bei normalen Tattoostudios hingen in Bilderrahmen die wählbaren Motive zu Betrachtung aus, hier war davon nichts zu sehen. Der einzige Hinweis auf diese Bilderrahmen waren quadratische helle Stellen an den sonst dunklen Wänden. Die Eingangstür war die einzige Verbindung zu Außenwelt durch die sich dicker Zigarettenqualm verflüchtigte. Der Raum in der sich die Anwälte befanden war nicht reicht möbliert. Es gab einen kleinen Holztresen der neben der Tür in den zweiten Raum stand. In einer Ecke hatte man eine Bank und zwei Stühle gestellt. Irgendwo brummte ein Kühlschrank kläglich. Das zweite Zimmer blieb durch einen Vorhang in der Tür verdeckt. Alles in Allem konnte man nicht erkennen welche Menschen sich hier trafen wenn man es nicht wusste, trotzdem hatten die Besitzer jedes mögliche Klischee eines heruntergekommenen Ladens eingebaut.
Ja, das ist ein Ort zum Freunde treffen, Grillen und heimisch fühlen, kommentierte Harm sarkastisch in seinen Gedanken. Vorsichtig sah er sich nach seinem Kollegen um. Brumby hatte bevor sie aufgebrochen waren vorgeschlagen sich ihrem Zielort entsprechend zu kleiden. Harm beschloss das eine dunkle Hose mit schwarzer Lederjacke passen waren. Brumby trug eine ähnliche Kombination, dazu hatte er sich seine Haare akkurat zurück gegeelt. Sie mussten wohl mit der Kleidung gut gelegen haben denn als sie den Laden betraten sahen weder die drei Herren in der „Sitzecke“ noch der schuppige Kerl am Tresen auf. Das hatte allerdings noch nichts zu bedeuten. Er wusste dass ihn alle Augen immer noch kritisch musterten, deshalb versuchte er einem vorschnellen Urteil zuvor zu kommen und ging auf den Tresen zu. Die anderen auf der Bank beachtete er nicht. Brumby setzte sich jetzt auch in Bewegung und flüsterte, als er nah genug war, ihm ins Ohr.
“Die Show beginnt, Rabb.“
Entschlossen klopfte der Austauschoffizier auf den Holztresen und versuchte seinen Slang so gut wie möglich zu verstecken.
“Ey, Chef!“ sprach er den Mann hinter der Theke an. Dieser beäugte den anderen vor ihm skeptisch und spähte kurz zu den weiteren Männern in der Ecke. Wahrscheinlich erhoffte er sich von ihnen ein Zeichen das ihre Meinung über die Neuankömmlinge verdeutlichen sollte.
“Was?!“ fragte er schließlich unhöflich und kaute weiter auf dem Zahnstocher in seinem Mundwinkel.
Noch mehr Klischees, ging es Harm durch den Kopf.
“Wir haben ein paar Fragen und ich denke du kannst sie uns beantworten.“
Innerlich stöhnte der Navymann auf. Brumby redete wie ein Cop. So würde das nie was werden. Der Kerl hinter dem Tresen schien das genau so zu sehen. Er griff auf verdächtige Weise in seinen Hosenbund.
“Wir suchen zwei Leute.“ mischte sich Harm ein und Brumby knallte je wein Foto von Paxton und Marion auf die Theke.
“Kenn ich nicht.“ antwortete der potentielle Informant ohne sich die Bilder anzusehen.
“Du hast nicht mal hingesehen.“ sagte Brumby.
“Kenn ich nicht.“ kam es wieder.
Überraschend schnellte Mics Hand über das Holz, packte den Mann am Kragen und zog seinen Oberkörper auf unangenehme Weise so an sich heran das die Nasenspitzen nur ein paar Zentimeter trennten.
Nun wusste Harm wieder warum er nicht gern mit Brumby arbeitete. Der Kerl war unberechenbar.
“Willst du nicht noch mal genauer hinsehen...KUMPEL.“ schlug er Lt. Commander mit einer gefährlichen Stimme vor.
Der Mann im Schwitzkasten schaute provokativ in eine andere Richtung. Das veranlasste Brumby den Druck auf seinen Hals so zu verstärken das der Mann bald anfing zu zappeln.
Es dauerte nicht mehr lange da begann er panisch mit dem Finger auf Paxtons Foto zu tippen. Freundlicherweise wurde dann gleich der Druck auf seinen Hals verringert. Mic hielt ihn aber doch noch am Hemd fest.
“Ich höre?“
“Der hier war schon mal da.“ Er tippte auf Paxton.
“Was wollte er?“ knurrte Mic.
“Hat Fragen über den hier gestellt.“ jetzt blieb sein Finger auf Marions Bild liegen.
“Was hast du gesagt?“
“Das ich den Kerl nicht kenne. Der war noch nie hier.“
Offensichtlich war Mic mit dieser Antwort unzufrieden. Wieder schlossen sich seine Hände eng um den Hals den anderen Mannes. Diesmal ließ er erst los als sein Opfer taumelte und die Augen verdrehte.
“Das ist die Wahrheit.“
Während Brumby noch weiterhin versuchte seine Antworten zu bekommen wurde sich Harm bewusst dass die anderen Anwesenden sie mit eisernen Blicken beobachteten. Es schien ihnen nicht zu gefallen wie ihr Freund behandelt wurde. Der kleinste griff jetzt zu seinem Hosenbein und zog etwas Glänzendes hervor.
“Wann war dieser Mann hier?“ wandte sich Harm an den armen Teufel hinter der Theke und deutete auf Paxton. Die Luft in dem Laden war mehr als geladen und wenn eben wirklich ein Messer gezogen wurde war es keine gute Idee Brumby noch weiter den Würger spielen zu lassen.
“Vor ein oder zwei Wochen.“ antwortete der Mann nachdem er von seinem Peiniger durchgeschüttelt worden war.
Harm schaffte es in den nächsten Minuten seinen Kollegen davon abzuhalten Informationen aus den anderen Anwesenden herauszuprügeln und zog ihn aus dem Tattooshop.
“Das lief doch ganz gut.“ kommentierte Mic fröhlich als sie die Imbissbude verlassen hatten.
„Ihre Aktion wäre beinahe schief gegangen!“ sagte Harm erstaunt. Diese Befragung war alles nur nicht gut gewesen.
“Ist sie aber nicht.“ flötete er in seinem selbstgefälligen australischen Dialekt und spazierte davon.
Zurück im Hotel wartete Mac schon und drängelte beide in ihr Zimmer. Es überraschte Harm nicht dass der Boden immer noch, oder schon wieder mit Akten übersäht war. Energisch wies sie beide Anwälte an sich auf einen Stuhl zu setzten. Dann zog sie aus dem Gelage ein paar ganz bestimmte Ordner heraus und ließ sich von den Männern erzählten was sie im Tattooladen in Erfahrung gebracht hatten. Harm konnte gut verstehen das sie davon nicht sonderlich beeindruck war. Brumbys Arbeitsmethoden kamen nicht zur Sprache.
“Also, der Tag heute war wirklich gut. Nach dem ihr aus dem Haus wart habe ich mir nochmals ganz genau die Akte von Paxton angesehen und bin dabei auf etwas sehr interessantes gestoßen.“ begann sie. Harm konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Sie war in ihrem Element.
“In der Akte stand etwas von einer mündlichen Beschwerde die ein Soldat bei seinem CO eingelegt hatte. Das war...las mich kurz nachsehen...1974. Dabei ging es um einen Gunny der abfällige Bemerkungen über ein paar schwarze Soldaten gemacht hatte. Und jetzt ratet mal wie der beschuldigte hieß?“
“Paxton?“ fragte Brumby und sah fasziniert auf Macs Fingernägel die mit der umgeknickten Ecke einer Seite spielte.
“Genau. Paxton. Die Beschwerde wurde nie weiterverfolgt und das wundert mich. Deshalb habe ich weitergesucht. 1973-1976 gab es noch mehrere solcher Beschwerden. Es ging immer um rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen, Belästigungen und manchmal auch Gewaltanwendung. Und immer gingen diese Beschuldigungen gegen Paxton selbst oder jemanden aus seiner Staffel. Der Leitende CO war ein General Smith. Er ist mittlerweile tot deshalb konnte ich ihn nicht befragen. Aber Tatsache ist das er nie eine dieser Beschwerden untersucht wurden, er hat sie nur laut Vorschrift schriftlich festgehalten.“
Harm ließ einen anerkennenden Pfiff hören ob der Masse an Informationen die sie in so kurzer Zeit gesammelt hatte.
“Das ist noch nicht alles. Eine Bombe kommt noch. Es gibt auch eine Beschwerde gegen einen Gunny Ed Marion.“
“Unser Ed Marion?“
“Ja. Unser toter Ed Marion.“
“Das ist happig.“ schnaufte Mic.
“Das könnte bedeuten das Marion und Paxton wirklich fremdenfeindlich waren, und das die Beschwerden nicht weitergeleitet wurden weißt darauf hin das sie nicht die Einzigen mit so einer Einstellung waren.“
“Es zeiht sich bis in die höchsten Reihen.“ nickte Mac.
“Es KÖNNTE sich bis in die hohen Ränge ziehen...“ verbesserte Brumby, „...und außerdem, was sagt uns das bezüglich Marions Tod? Gut, vielleicht gehörte er zu diesen Leuten. Das ist aber nicht die Antwort auf die Frage nach dem Mörder.“
“Das ist es nicht. Aber es zeigt eine beweisbare Verbindung zwischen dem Mord und Paxton.“ fügte Mac hinzu.
“Du glaubst das Paxton der Mörder ist?“
“Ja, “ antwortete sie, „erinnert ihr euch noch an den Brand in diesem Hotel GEORGIA? Paxton und Marion haben eine gemeinsame Auseinandersetzung mit Afroamerikanern die im selben Hotel wohnen. Nur ein paar Stunden danach berennt das Hotel mit allen Bewohnern ab. Nur unsere zwei Marines überleben. Und ein Zeuge sagt aus dass er ein paar Tage vor dem Mord gehört hat wie ein Mann Marion gedroht hat er sollte aufpassen was er mache und er würde in dem Ding mit Georgia genauso drinhängen. Dann lügt Paxton auch noch in seiner Aussage in Bezug auf seinen Kontakt mit Marion. Jetzt auch noch Beschwerden denen der CO nicht nachgeht. Es passt alles zusammen.“
“Du willst sagen...“ setzte Brumby an.
„Ich will sagen dass Paxton und Marion in ihrer Zeit als Marines eine fremdenfeindliche Einstellung hatten und diese auch ausgelebt haben. Das konnten sie aber nur wenn jemand dicht hält, in dem Fall der CO. Dann streiten sie sich in Las Vegas mit einigen Schwarzen und zünden als Racheakt dieses Hotel an. Als die Polizei ermittelt geben sie sich gegenseitig ein Alibi. Dann werden beide Versetzt und später entlassen. Haben aber anscheinend noch Kontakt zu einander. Wir wissen dass sich jemand mit Marion über den Brand gestritten hat und der Mann aus dem Tattooladen sagt dass Paxton dort nach Marions Verbleib fragte. Dieser Laden wiederum ist als Treffpunkt für solche Leute bekannt. Und jetzt haben wir einen toten Ed Marion und einen Paxton der Lügt. Es ist doch gut möglich das Paxton Marion ermordet hat.“
“Motiv...?“ fragte der kleinere der Männer.
Mac überlegte einen Moment.
“Was ist wenn Marion beschlossen hat aus diesem Verein auszutreten und alles zu erzählen? Einschließlich „der Sache in Georgia“.“
“Unser Ex-Gunny tötet also seinen ehemaligen Kameraden weil der auspacken will und jetzt versucht er die Sache zu verschleiern?“
“Das will ich damit sagen.“ sagte Mac, sich ihrer sichtlich sicher.
„Puh! Das müssen wir erst mal beweisen.“ meinte Harm und beschwerte sich gleichzeitig bei allen Handygöttern als sich eben dieses lautstark bemerkbar machte. Auf dem Display erkannte er Buds Handynummer.
“Es ist Bud.“ entschuldigte er sich und ging ran.
“Hey Bud. Was...? Wo zum Teufel stecken sie? Ich kann sie nicht verstehen!“
In der Hoffnung auf dem kleine Balkon der am Ende des Stockwerkes angebracht war einen Besseren Empfang zu haben verließ Harm das Hotelzimmer.
Die im Zimmer verbliebene Mac beschloss den Admiral bei Laune zu halten und Mic sagte er wollte etwas zu essen bestellen.
Auf dem Balkon war die Telefonverbindung tatsächlich besser und so legte Bud gleich mit seinem Bericht los.
“Sir, sie hatten mich doch gebeten Paxton zu beobachten.“ fing er an und klang für Harms Meinung zu aufgeregt. Es war aber bestimmt gut das Bud etwas gefunden hatte mit dem er sich von der Pulli-Affäre ablenken konnte. Als Harm abgereist war, war der Arme halb verrückt vor Verzweiflung gewesen und fuhr jedes Mal zusammen wenn er den Namen seiner Frau auch nur hörte.
“Gibt’s was Neues?“
“Allerdings, Sir. Laut meinen Quellen hat sich Paxton letzte Nacht ein Flugticket nach New York gekauft. Als ich heute Morgen probeweise bei ihm angerufen habe ist niemand ran gegangen, dann habe ich die Flughäfen angerufen und erfahren das ein Mr. Paxton sehr früh heute Morgen in eine Maschine nach NY gestiegen ist.“
“Sind sie sicher Bud?“
“Absolut, Sir.“
„Wann sollte die Maschine landen?“
“Vor vier Stunden.“
“Mist.“
Mac würde erfreut sein. Gerade hatten sie eine Verbindung zwischen Paxton und dem Mord gefunden und jetzt war der Kerl verschwunden. Bestimmt hatte er etwas vor. Und es gab kaum einen Weg herauszubekommen wo er hinwollte. So war es fast unmöglich den Mann zu fassen bevor er tat was er vor hatte, was immer es auch war.
“Commander? Ich habe mich bei den Fluggesellschaften noch weiter erkundigt. Laut deren Aussagen ist Paxton ca. ein Woche vor dem Mord schon Mal eilig nach New York aufgebrochen und nur ein paar Stunden nachdem man die Leiche gefunden hatte wieder abgereist.“
“Verdammt.“ Er wusste dass es nicht ratsam war zu fluchen wenn ein Junioroffizier es hören konnte. Aber es war ja nur Bud. Er beherbergte ja seit ein paar Tagen noch ein anderes delikates Geheimnis. Eigentlich zwei, die Pulli-Krise und...das die andere Krise auch.
Schnell verabschiedete er sich von Bud und wollte zurück ins Zimmer um den anderen Anwälten die neusten News zu erzählen. Aber weit kam er nicht als zwei starke Hände in am Kragen der Uniform packten und unsanft gegen eine Wand drückten. Harm war nur minder schockiert als er seinen Angreifer erkannte. Mic Brumby glotze ihn mit großen Augen wie ein Piranha an und Harm würde schwören dass es nicht mehr lange dauerte bis seinem Gegenüber auch noch Schaum aus dem Mund lief.
Es ist doch noch nicht Vollmond, dachte er sich.
Er versuchte sich aus dem Griff zu befreien, aber die Hände hatten sich zu fest um den Stoff geschlungen.
“So, schön das wir uns mal alleine treffen KUMPEL. Jetzt könne wir uns in aller Ruhe unterhalten.“ klaffte ihn Brumby an und aus seinem Mund kam der ekelhaft süße Geruch nach Erdbeeren und Vanille ausgehend von dem Kaugummi auf dem er schon seit heute Mittag seine Zähne fletschte.
“Was wollen sie Brumby?“
Die vorher großen Augen verzogen sich jetzt zu schmalen Schlitzten und starrten ihn gefährlich an.
“Ich will dass sie die Finger von Sarah lassen. Sie ist MEINE Freundin und sie werden sie nicht ausspannen.“
“Ich will Mac nicht...“
“Verarschen sie mich doch nicht. Ich weis warum sie hier sind und warum sie so einladend lächeln wenn sie in der Nähe ist. Sie sollten nur wissen, ich werde es nicht zulassen dass sie mir Sarah wegnehmen. Sie wird keine Trophäe in ihrem Schrank werden. Dafür sorge ich, notfalls müssen wir uns doch noch im Ring treffen.“
“Hören sie mal Brumby. Wenn sie glauben mich mit ihrem Krokodiljägerslang einschüchtern zu können liegen sie falsch.“ langsam aber sicher wurde es selbst Harm zu bunt. Er hatte sich wirklich fest vorgenommen aber was zu viel war, war zu viel. Wenn der aufgeblasene Australier vor ihm unbedingt eine Auseinandersetzung wollte sollte er sie auch bekommen.
“Sie sollten nicht vergessen dass sie mit einem Vorgesetzten sprechen und ich hoffe für ihren traurigen und aufgeblasenen Hintern das in diesem widerlichen Kaugummi den sie schon den ganzen Tag quälen irgendwelche Stoffe waren die ihr Spatzenhirn nicht verträgt. Ansonsten können sie sich ihre Karriere sonst wo hin stecken.“
Dies schien zu wirken. Brumbys Kiefer zuckte auf und ab doch er lies die Uniform des anderen los.
“Ich hoffe wir haben uns verstanden.“ sagte er und betonte jedes Wort mit seinem typischen Down Under Slang bevor er noch ein letztes Mal die Muskeln sichtbar anspannte und verschwand.
Als Harm das Hotelzimmer wieder betrat war von Mic nichts zu sehen. Eine gute Sache. Für ihn war es klar die kleine Auseinandersetzung von eben nicht eher anzusprechen bis der Fall gelöst war. Dabei dachte er vor allem an Mac. Wenn er seiner Beobachtungsgabe trauen konnte, und das war in den meisten Fällen so, dann gab es im Moment schon genug Spannungen zwischen ihr und dem Australier. Es würde ihm zwar einen Vorteil verschaffen wenn er es ihr erzählte und somit einen Streit zwischen den Beiden provozierte, aber das wäre höchst unfair gewesen. Das war kein Grund noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Wenn Mac ihre Beziehung mit Brumby verändern wollte dann sollte sie es aus ihren Gefühlen und Überlegungen heraus tun und nicht weil er künstlich nachhalf. Das hätte nur das sich gerade stabilisierte Vertrauensverhältnis das nach seiner Rückkehr von der Fliegerei entstanden war geschwächt, wenn nicht gar zerstört. Es war jetzt wichtig ihr zu beweisen dass sie ihm trauen konnte. Natürlich müsste er ihr davon erzählen, er wusste dass Mac solche Dinge wissen wollte. Nur hatte sie jetzt wirklich genug um die Ohren. Außerdem konnte Harm immer noch darauf hoffen dass sich Brumby in seiner überheblichen Selbstsicherheit verplapperte.
Er konzentrierte sich wieder den Lt. Colonel der vor ihm auf einem Stuhl hin und her wippte und noch immer telefonierte. Ein Bleistift steckte hinter ihrem Ohr und sie nickte eifrig, offenbar das Gesprochene der Person am anderen Hörer zustimmend. Als sie ihn sah formte ihr Mund lautlos zwei Wörter: „Der Admiral“, und legte sich einen Finger auf die Lippen. Wohl wissend was ihn erwarten konnte überlegte sein Hirn angestrengt wie er Mac am Besten beibringen konnte das ihr Verdächtiger hier in der Stadt war, irgendwo in dieser riesigen Millionenmetropole mit ihren vielen Seitenstraßen und Parks. Paxton konnte überall sein. Man sah seinem Gesicht wohl an das er etwas zu sagen hatte denn Mac beendete das Gespräch ziemlich zügig und sah ihn dann erwartungsvoll an.
“Was hat der Admiral gesagt?“ kam ihr Harm mit seiner Frage zu vor.
“Er meinte dass ich genau im richtigen Moment angerufen hätte. Er geht heute mit dem SecNav essen. Jetzt hat er etwas zum erzählen. Ansonsten ist er ganz zufrieden. Aber du kennst ihn. Wir sollen schneller arbeiten. Was wollte Bud?“
“Er hatte Neuigkeiten über Paxton.“
“Und?“
Sie sah ihn gespannt an. Er beschloss gleich zum Punk zu kommen.
“Bud nimmt an das Paxton hier in New York ist.“
Macs Augen wurden groß.
“Sicher?“
“Naja, er hat ein Flugticket gekauft, bei ihm zu Hause geht keiner ans Telefon und bei der Fluggesellschaft hat jemand mit Paxtons Ticket eingecheckt.“
“Wann landet der Flug?“
“Vor vier Stunden.“
“Mist!“
Harm schmunzelte. Hatte er nicht genau so vor ein paar Minuten auch auf die Nachricht reagiert? Manche Sachen waren doch zu komisch.
“Wenn Paxton hier her geflogen ist...“ sie nahm sich ein paar Sekunden um nachzudenken, „dann können wir vermuten das er mehr mit der Sache zu tun hat als er zugeben will.“
Harm wollte verhindern dass sie sich hineinsteigerte. Zu spät. Mit einer forschen Handbewegung schnitt sie ihm das Wort ab ohne das er überhaupt wusste was er sagen wollte.
“Denk darüber nach Harm. Du hast es selbst gesagt. Er hat dich angelogen und jetzt ist er vielleicht hier um Hinweise zu vernichten bevor wir sie finden. Bestimmt hat ihn dein Besucht stutzig gemacht.“
Sie musterte Harm kurz und konnte sofort sagen dass er noch mehr wusste.
“Was weist du noch?“ wollte sie direkt wissen.
“Bud sagt das er etwa eine Woche vor dem Mord schon mal hier her gekommen ist. Das würde grob zu den Aussagen des Tattoomenschen und deinem obdachlosen Zeugen passen. Ich denke du hast Recht mit deiner Idee. Der Kerl hat hundertprozentig etwas damit zu tun.“
“Harm, er WAR es.“ sagte sie mit Nachdruck und etwas ärger, obschon sie sich freute das er zum dem gleichen Schluss wie sie gekommen war.
“Mac, wir müssen handfeste Beweise finden. Bis jetzt haben wir nur Indizien und die Aussagen von einem Obdachlosen der in seiner Freizeit gerne Autos putzt und einem Mann der einen Tattooshop betreibt der in den Hinterräumen einer Wüstchenbude liegt. Damit können wir keinen Geschworenen von der Bank hauen.“ gab er zu bedenken. Um ehrlich zu sein hatte ihn dieser Gedanke schon lange geplagt und er brannte darauf zu wissen was Mac dazu dachte. Es war wahr. Mit solchen Zeugen konnte man keinen Prozess gewinnen. Nicht ohne Beweise, DNA, Fingerabdrücken, Stimmmustern oder anderen forensischen Spielereien. Selbst wenn es zu einer Anklage gegen Paxton kommen würde. Der Verteidiger würde ihre Zeugen noch im Gerichtssaal auseinander nehmen. Dies wusste auch Mac.
“Ich weis. Deshalb müssen wir sehen dass wir an ihm dranbleiben. Wo ist er?“
“Das ist unser Problem Nummer zwei. Seine Spur verliert sich am Flughafen.“
Macs Augen wurden noch größer und sie brachte nur ein entsetztes: WAS?! , zu Stande. Es war nicht Harms Schuld dass sie Paxton aus den Augen verloren hatten. Solche Dinge passierten...nichts weiter als Zufall. Trotzdem ärgerte sie sich und an dem Gesicht das ihr Partner machte konnte sie sehen das er glaubte es sei zum Teil seine Schuld.
Mit jeder Sekunde die verstrich wurde Harm etwas nervöser. Er hatte die frohe Botschaft überbracht und jetzt saß Mac nur da und schien zu denken. Ziemlich angestrengt nachzudenken, er konnte es an der Art erkennen wie sie ihre Lippen schürzte. Etwas befreit atmete er auf. Sie hatte ihn nicht angeschrieen oder sich sonstig über die Situation ausgelassen. Das beruhigte ihn. In der Schule hatte er ein Mal gelernt dass man Überbringer schlechter Nachrichten im alten Griechenland einfach in einen Brunnen geschmissen und dann an einem Hacken wieder nach oben gezogen hatte. Wenige Glückliche wurden begraben, andere einfach im Kompost verscharrt. Gott sei Dank schien ihn kein solches Schicksal zu ereilen.
“Hast du Mic gesehen?“ sprach sie ihn überraschten an.
“Brumby?“ fragte er. Auf Macs strafende hochgezogene Augenbraue räusperte und korrigierte er sich.
“Ich wollte sagen. Commander Brumby? Nein, habe ihn nicht gesehen.“
Wie das Schicksal so wollte kam Besagter gerade mit einem Sandwich durch die Tür spaziert als Mac versuchen wollte ihn via Handy zu erreichen.
“Mic, lass das Sandwich liegen und komm mit.“
Brumby hatte keine Zeit eine verdutze Frage über den abrupten Aufbruch zu stellen. Rabb war schon aus der Tür und wedelte mit den Autoschlüsseln während Mac aus dem Zimmer rauschte und Mic dabei am Hemdsärmel mitzog.
Liebe Grüsse Petra
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J.F.K. Flughafen
Büro der Sicherheitsabteilung
Etwa zwei Stunden später...
Es war sein Fluch. Sein ganz persönlicher Fluch. Es waren keine 24 Stunden vergangen und schon saß er wieder auf einem harten, weißen Plastikstuhl. Wieder auf einem solchen Stuhl in einer weißen Warte / Empfangshalle. Aber hey, über was beschwerte er sich eigentlich. Das hier war sein Job und er hatte noch den besten abbekommen. Noch im Auto hatte Sarah Commander Rabb und ihn unterwiesen. Da sich, dank Rabb natürlich, ihr einziger Verdächtiger in Luft aufgelöst hatte, und das obwohl er in derselben Stadt war, hatte Sarah einen Plan aus dem Ärmel schütteln müssen. Rabb sollte zum Tattooshop fahren und beobachten wer ein und ausging. Sarah tat selbiges vor Marions Haus. Falls Paxton beschließen sollte sich in der Nähe eines der Gebäude blicken zu lassen. Er selbst hatte den Auftrag bekommen zum Flughafen zu fahren, die Sachlage zu erklären und sich die Überwachungsbänder der letzten 8 Stunden anzusehen und, falls noch vorhanden, auch die, die ungefähr zum gleichen Datum aufgenommen worden wahren als Paxton das erste Mal überstürzt nach New York aufgebrochen war. Während er hier so gewartete hatte waren ihm noch andere Ideen gekommen. Wenn er hier mit den Bändern fertig war konnte es nicht schaden bei den Autoverleihfirmen und den Taxiständen hier am Flughafen zu sprechen. Vielleicht hatte sich ihr Verdächtiger ja einen Wagen gemietete oder einer der Taxifahrer konnte sich an ihn erinnern.
Zur selben Zeit vor dem Tattooladen...
Zitternd rieb er die Handflächen aneinander und beobachtete seinen Atmen der sich weiß in der kalten Luft abzeichnete wie er als kleine Wolke gen verdeckten Himmel zog. Harm hatte Mac für ihre Observation das Auto überlassen und stand jetzt in einer Seitenstraße gelehnt und beobachtete die Türen der Imbissbude inklusive Tattoostudio genau. Schon seit einiger Zeit hatte es niemand mehr betreten oder verlassen. Die verkrusteten Schaufenster waren dunkel. Wahrscheinlich war geschlossen. Intensiv suchte er seine Umgebung ab. Auf Grund der immensen Kälte waren die Straßen leer. Es waren keine Autos abgestellt. Und falls ein Besitzer doch so mutig war uns sein Gefährt hier am Bürgersteig parkte dann konnte man durch die mit vereinzelten Eisblumen bedeckten Fenster sehen das Autoradio und zum Teil auch Lenkrad fehlten. Solche Sicherheitsmaßnahmen hätte er bei seiner Corvette auch vornehmen sollen. Ach ja. Es war schon seltsam das ihm hier bei diesem Wetter und dieser Gegend der Gedanke an sein geliebtes Auto kam. Mac würde ihm etwas erzählen wenn sie wüsste dass er in Gedanken in seinem alten roten Flitzer saß und spüren konnte wie ihm der Wind durchs Haar fegte, obwohl er sich doch auf den Laden konzentrieren sollte. Doch Harm konnte sich nicht helfen. Es war gar nicht so lange das er von dem unschönen Schicksal seines Autos erfahren hatte. Manch einer würde die Liebe zu seinem nun in Einzelteile zerlegten Autos für verrückt erklären. Doch was sollte er tun? Er war ja auch nur ein Mann. Und Männer liebten ihre Autos. Zu Mindest solche die so einen Sportwagen besaßen wie er es ein Mal getan hatte. Schon seit längerem Spiele er mit dem Gedanken sich eine neue Corvette aufzubauen. Von der ersten Zündkerze bis zu der Verzierung im Schaltknüppel. Alles selbst zusammengebaut. Nur leider fehlte es ihm an Geld und Zeit. Ersteres musste er sparen. Wenn er mehr Zeit haben wollte musste er aufhören dem Admiral selbige zu rauben. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er einen Lichtblitz der in einem der Schaufenster der Imbissbude erschienen war. Harm kniff in der Kälte die Augen zusammen und meinte vielleicht den Schein einer Taschenlampe erkannt zu haben. Das sollte er sich Mal genauer ansehen...
Vor Ed Marions Haus...
“Last Christmas, I gave you my heart, but the very last day, you gave it away. These here...“jodelten einige überbezahlte und schon lange in die Jahre gekommenen Popstars aus den Boxen des Autoradios. Genervt wechselte Mac den Sender. Dies war einer der Gründe warum sie sich zur Weihnachtszeit nicht wohl fühlte. Es war nicht so dass ihr die Feierlichkeiten an sich ein Gräuel waren. Nur erinnerten sie die sich ewig wiederholenden Weihnachtssongs, der Schnee, die Lichterketten über den Straßen, das Geschenkpapier, die frohen Kindergesichter, die bunten Schaufenster, die Nikoläuse auf den Straßen, die Weihnachtsmärkte und generell die ganze frohe, liebevolle und gespannte Atmosphäre an die Zeit in der sie noch all die gleichen Gefühle im Dezember verspürt hatte wie die Menschen die jetzt gerade ihren Christbaum schmückten. Weihnachten, erinnerte sie immer schmerzvoll an die eigene Kindheit die von so viele Schmerz und Enttäuschungen geprägt war. Jedes Jahr zu dieser Zeit drängten sich all die sonst so fein säuberlich in ihrem Herz verschlossenen Erinnerungen auf. Die Tatsache dass jeder um sie herum glücklich war schien alles nur schlimmer zu machen. Ein Weihnachten hatte sich in besonders in ihr Gedächtnis eingebrannt. Sie war gerade erst fünf Jahre alt gewesen, viel zu jung um zu verstehen was um sie passierte. Zu jung um zu erkennen das etwas mit ihrer Familie nicht stimmte. Als sie die Augen schloss sah sie vor ihren Pupillen die Szenen des Abends ablaufen. Es war nicht kalt in dem kleinen Haus gewesen das sie mit ihrer Mutter und ihrem Vater bewohnte. Aus dem Wohnzimmer drangen laute Stimmen und es roch nach einem seltsamen Mix aus schalem Bier, kaltem Zigarettenrauch und verbrannten Plätzchen. Diane hatte ihrer kleinen Tochter versucht eine Freude zu machen und am Mittag Kekse backen wollen. Leider waren diese noch im Backofen verbrannt. Sarah hatte trotzdem einige gegessen. Jetzt saß sie neben der kläglichen Version eines Weihnachtsbaumes den ihr Vater auf Wunsch der Mutter am Supermarkt gekauft hatte. Da sich Joe erst vor wenigen Stunden von dem Fernsehapparat hatte losreißen können war die Auswahl begrenz gewesen. Doch Mac erinnerte sich das es ihr damals egal gewesen war das der Baum klein, unförmig, vertrocknet und nur mit wenigen Dingen geschmückt war. Als kleines Mädchen hatte sie nur Augen für das in Zeitungspapier eingewickelte Geschenk. Wie jedes andere Kind hatte Sarah schon vor Tagen einen Brief an den Weihnachtsmann abgeschickt, mit allem was sie sich wünschte. Doch nicht wie bei anderen Kinder war die Liste ellenlang gewesen. Auf ihrem Brief stand nur: Etwas hübsches.
Nichts weiter, es musste keine große Puppe oder ein teures Spiel sein. Nur etwas das eben...hübsch war. Und das Geschenk war hübsch gewesen. Obwohl es Mac schon eine Ewigkeit her schien konnte sie immer noch das Gewicht der kleinen runden Schneekugel in ihren gespannten Kinderhänden spüren. In der Kugel saß ein dicker Mann in rotem Mantel und weißem Bart auf einer Bank und ein heftiger Schneesturm umgab ihn. Doch genauso deutlich wie Mac dieses Glücksgefühl wieder erlebte fuhr ihr kurz darauf diese tonnenschwere Enttäuschung durch alle Knochen. Bevor sie ins Bett gegangen war hatte sie die Schneekugel fein und ordentlich unter dem Baum arrangiert. Als die kleine Sarah am nächsten Morgen sehen wollte ob der Schnee hinter dem Glas immer noch so wild trieb hatte sie entdecken müssen das der Baum umgeschmissen war und die Schneekugel zerbrochen unter dem Tannengrün begraben lag. Bis heute wusste Mac nicht genau was passiert war. Doch je älter sie wurde und je mehr sie verstand konnte sie sich den Vorfall erklären. Wahrscheinlich hatte ihr Vater einen über den Durst getrunken und war abends torkelnd in den Baum gefallen und hatte die Kugel in tausend feine Scherben zerspringen lassen. Warum diese Erinnerung aus ihrer Kindheit zu einer der schlimmsten zähle konnte sie sich nicht erklären. Es gab viel heftigere Dinge die sie hatte miterleben müssen aber das Bild der zerbrochenen Schneekugel trieb ihr von Zeit zu Zeit immer wieder die Tränen in die Augen. Bevor die Gedanken an verlorene Weihnachten zu groß wurden sah sie etwas. Ja! Da neben dem mit gefrorenem Schnee überzogenen Busch. Es sah aus wie ein Schatten...ganz klar! Da schlich jemand um Marions Haus herum. Mit gezogener Dienstwaffe stieg sie aus dem Wagen aus. Das Radio setzte gerade zu einem neuen Weihnachtsklassiker an...
J.F.K. Flughafen
Büro der Sicherheitsabteilung
„So, hier kommen die letzen der Bänder die sie sich ansehen wollten, Mr. Brumby.“ schleimte der junge Mann vor ihm und stelle einen kleinen Karton auf dem Tisch ab. Mittlerweile hatte man Mic in einen netten kleinen Raum der einige Sitzmöglichkeiten und ein Fernsehgerät mit integriertem Videorekorder gesetzt. Da der Flughafen alle Bänder der Überwachungskameras nur 24 Stunden aufbewahrte und dann wieder überspielte konnte er sich nur die Bänder des heutigen Tages ansehen. Aber davon waren auch noch genügend vorhanden. Allein 5 Kameras gab es in dem kleinen Flughafenrestaurant. Bisher hatten seine scharfen Augen aber noch nichts entdecken können. Wie man sich denken konnte half dieser kleine Mischbubi, der ihm freundlicher weise als Unterstützung vom Sicherheitspersonal zugeteilt worden war, kein Stück. Der Junge trug Brillengläser die so dick wie australische Pfannkuchen waren. Wie sollte ausgerechnet der auf einem kleinen Bildschirm einen Verdächtigen erkennen? Genau, gar nicht. Mic hatten dem Kleinen bisher andere, jedoch auch wichtige Aufgaben anvertraut. Wie zum Beispiel Kaffee holen oder Sandwichs zu besorgen. Das musste man dem Kind lassen. Er kochte einen klasse Kaffee.
Vor dem Tattooladen...
Anfänglich noch mit normalem Gang lief Harm zielstrebig auf die Schaufenster des Ladens zu. Dort angekommen versuchte er hinein zu spähen. Dabei entdeckte er ein Schild mit den Öffnungszeiten das an der Innenseite der Tür hing und „geschlossen“ anzeigte. Da konnte er lange darauf warten dass jemand kam. Doch dem Strahl einer Taschenlampe zu Folge den er sehen konnte war doch jemand zu Hause. Leicht rüttelte er an dem Türknopf. Die Tür war abgeschlossen. Schnell schlich er geduckt auf die Rückseite des Gebäudes in der Hoffnung dort einen Hinterausgang zu sehen. Doch nichts. Vielleicht hatte er sich den Lichtschein nur eingebildet? Konnte ja sein das jemand nur ein Gerät angelassen hatte. Möglicherweise einen beim letzten Besucht unentdeckt gebliebenen Fernseher auf dem jetzt ohne das jemand zusah Bilder flimmerten und ihn, ausgewachsenen Kampfpiloten aufscheuchten wie ein verrückt gewordenes Huhn. Harm schüttelte den Kopf. Zur Sicherheit überprüfte er alle Fenster die er sehen konnte. An keinem konnte er Einbruchsspuren erkennen. Immer noch leicht verwirrt kehrte er zur Vorderseite zurück und sah sich erneut um. Harm konnte niemanden erkennen, doch etwas anderes fiel ihm auf. Das Schild mit den Öffnungszeiten hing anders. Es zeigte jetzt die Seite auf der in roten Buchstaben „offen“ stand. War der Besitzer zurückgekehrt als er nach dem Hintereingang gesucht hatte? Aber in der Imbissbude war es immer noch stockdunkel. Noch verwirrter versuchte er erneut die Tür zu öffnen. Sie war nur angelehnt. Alarmiert drückte er so leise wie möglich die im Rahmen verzogene Stahltür auf und trat ein. Seine Augen brauchten eine Weile um sich an die herrschende Dunkelheit zu gewöhnen, aber dann konnte er die Gegenstände ziemlich gut ausmachen. Langsam tastete er sich vor, der Gedanke es könnte ihn jemand von hinten anspringen immer im Hinterkopf. Ein Mal hörte er ein Scharren von Rechts und wirbelte mit erhobenen Fäusten in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war. Seine Augen konnten nichts Gefährliches erkennen aber die Einrichtung war aus altem Holz. Bestimmt fing es an zu knirschen wenn es zu kalt wurde. Trotzdem lauschte Harm noch ein paar Sekunden in die Dunkelheit und tastete sich dann weiter vor. In den Hinterräumen die das ominöse Tattoostudio beherbergten war auch nichts zu sehen. Aus Neugier beschloss er sich auch in dem Raum umzusehen in das er bei dem letzten Besucht auf Grund einer Perlenkette nicht sehen konnte. Als seine Augen ihm versicherten dass sich auch hier niemand außer ihm aufhielt schaltete er das Licht ein. Harm stutze. Hier herrschte das reinste Chaos. Das einzige Tattoogerät lag in allen Einzelteilen auf dem Boden verstreut. Das abgenutzte Polster einer Liege war längs aufgeschlitzt und überall lagen Schmierzettel und andrer Papiere herum. Der Ermittler in Harm sagte ihm sofort dass hier jemand nach etwas gesucht hatte. Nur nach was?
Vor Ed Marions Haus...
Die Waffe im Anschlag duckte sich Mac unter Bäumen und niedrigen Sträuchern hinweg und näherte sich dem Schatten der leider immer ein Schritt voraus zu sein schien. Die Dämmerung setzte ein und erlaubte dem Unbekannten besseren Schutz vor Macs scharfe Augen. Allerdings hatte sie so auch die bessere Gelegenheit sich unerkannt an ihn heran zu schleichen. Hinter einem Holunderstrauch verharrte sie kurz und linste über dessen vereiste Blätter. Da! Der Schatten schlicht zu dem Hintereingang! So schnell wie es ihre gebückte Haltung erlaubte spurtete sie dem Mann nach. Dieser atmete laut als er um die Ecke sah. Genau in dem Moment schien er etwas zu hören und wollte sich umdrehen, doch diesmal war Mac einen Tick schneller gewesen und bevor die Gestalt wusste was passierte fand sie sich mit dem Gesicht auf den kalten Erdboden gedrückt wieder. Die Arme hinter dem Rücken verdreht und den Lauf der Pistole zwischen den Schulterblättern spürend.
“Wer sind sie und was tun sie hier?“
Der Mann war überrascht eine weibliche Stimme zu hören. Einer Frau hätte er so einen Stunt gar nicht zu getraut.
“Mein Name ist Jack Peters. Ich bin Journalist beim New York Daily Mirror.“ antwortete er brav als sich der Druck von der Waffe verstärkte. Außerdem taten ihm die Gelenke in den
Armen weh.
“Was tun sie hier?“ wollte die Frau erneut wissen.
“Ich wollte nach Ed Marion sehen.“
“Warum?“
“Ich war letzte Woche mit ihm verabredet. Er ist nicht gekommen und hat sich nicht gemeldet...HERRGOTT!!!...lassen sie doch meine Arme in Frieden...ich wollte doch nur nachsehen wies dem alten Kauz geht!“
Nun wurde er von kräftigen Armen gepackt und auf die Beine gezogen. Er konnte eine hübsche, junge Frau mit braunen Haaren und einer Pistole sehen.
“Sind sie von der Polizei?“ fragte er überrascht als er erkannte das die Frau nicht nur eine Waffe sonder auch eine Uniform mit zahlreichen Abzeichen trug.
“Marine Corps, “ antwortet sie kurz gebunden.
Aha, das erklärte den Karatetrick von eben. Mit langsamen Bewegungen klopfte er sich den Deck von seinem teuren Anzug, der sowieso in die Reinigung musste, und zeigte dass er nicht bewaffnet war. Nun ließ sein Gegenüber die Waffe sinken und Peters atmete auf.
“Und was wollen sie von Marion? Hat er ihnen auch eine Story versprochen?“ bekam er etwas kotzig heraus als er sich an den eigentlichen Grund für seinen Besucht hier erinnerte. Die Frau sah ihn verwundert an.
“Ed Marion ist tot. Er wurde ermordet. Was meinen sie mit Story.“
Marion war tot? Oh mein Gott, dachte Jack als ihm plötzlich die Bandbreite dieser Information klar wurde. Ich stecke da doch auch drin!
“Er ist tot? Warum...ich meine...wie und wann?“ stammelte er nervös und klang so gar nicht nach dem jungen und hungrigen Journalisten der er war.
“Am 18. Dezember. Man hat ihm die Kehle durch geschnitten.“
Jack fühlte sich noch mehr unwohl und seine Hände führen automatisch schützend vor seinen Hals. So merkte er es nicht Recht als ihn die Frau in ihr Auto zog und in Richtung Polizeirevier fuhr.
J.F.K. Flughafen
Büro der Sicherheitsabteilung
„Sir! Das ist er doch? Oder?“ rief der Junge mit der Mosterbrille und deutete mit seinen zarten Fingern auf einen Mann der auf dem Videoband zu sehen war. Mic spulte zurück und sah sich das Ganze genauer an. Das war wirklich Paxton! Ihr Verdächtiger! Auf dem Band lief er gemütlich durch die Hallen des Flughafengeländes, nur mit einer kleinen Reisetasche bewaffnet und einem jüngeren Mann im Schlepptau. Konnte interessant werden. Paxton war klar zu erkennen, doch den anderen Mann der ihn begleitete konnte Mic nicht zuordnen. Er musste Sarah anrufen.
“Kann ich davon einen Ausdruck haben?“
Police Department 5
Abteilung Gewaltverbrechen
Detektive Miller beäugte den Journalisten von seiner Position hinter dem großen Spiegel aus genau. Vor 20 Minuten war die Frau von Militär, diese Colonel MacKenzie mit dem Mann namens Peters aufgetaucht und gesagt sie habe ihn vor Marions Haus rum schleichen gesehen. Anscheinend war dieser Kerl mit dem Toten verabredet gewesen und wollte wissen warum Marion nicht gekommen war. Nun saß der Journalist in seinem verdreckten Anzug in einem Verhörsaal, schlürfte Kaffee vom Vortag aus einem Pappbecher und sah von Zeit zu Zeit nervös auf seine Armbanduhr. MacKenzie hatte darauf bestanden das er heute noch befragt wurde, Miller und sie warteten bloß noch auf die Kollegen der Anwältin. Ja, sie waren jetzt zu dritt. Anscheinend hatte ein weiterer Rechtsverdreher das Team verstärkt. Weitere fünf Minuten brachte Miller damit zu den nächsten Zeugen zu beobachten als ein Officer den Kopf durch die Tür steckte und ihn dann auf den Gang führte wo besagter Colonel mit ihren zwei Kollegen stand und angeregt diskutierte.
“Detektive? Sie sollten ein paar Leute zu dem Tattooshop in dieser Adresse schicken, “ sie drückte ihm einen Zettel in die Hand, „wir nehmen an das unser Verdächtiger dort eingebrochen ist. Außerdem sollten sie eine Suchmeldung nach Paxton und diesem Mann herausgeben.“ Wieder drückte sie ihm ein Blatt Papier in die Hand. Es schien der Ausdruck eines Videobandes oder etwas Ähnliches zu sein. Millter knirschte hörbar mit den Zähnen. Dies hier war sein Fall. Der Kerl war zwar ein Marine gewesen, aber ermordet wurde er in seinem Bezirk. Es war nur seiner Gutmütigkeit zu verdanken dass er den Militärfutzies so viel Freiraum gelassen hatte. Und dennoch, die Frau sprach mit so viel Nachdruck und Elan dass er nicht anders konnte als zu gehorchen.
“Sie haben gehört was sie Lady befohlen hat.“ sagte er und reichte beide Zettel an den Officer weiter der sich sogleich an die Arbeit machte.
“Hörn sie zu Lady, es mag ja sein das Marion eine Zeit lang in ihrem Verein war, aber es ist mein Fall und ich kann es gar nicht ausstehen wenn mir ein Anwalt in meinem Revier, vor meinen Leuten Befehle gibt.“
Der Colonel zeigte sich unbeeindruckt, während ihre beiden männlichen Kollegen nichts taten. Sie schienen der Frau die Führung zu überlassen.
“Detektive Miller, es gibt keine Ex-Marines und wir, das Marine Corps und die Navy, betrachten es als unsere Pflicht den Mord aufzuklären. Egal was dafür getan werden muss. Und wenn wir dabei einem Detektive von der New Yorker Polizei auf die Füße treten muss dann mache ich das.“ sagte sie kühl und schritt voran in den Verhörraum.
“Ja Ma’am.“ murmelte Miller sarkastisch bevor er folgte.
Police Department 5
Abteilung Gewaltverbrechen
22.05h
„So, fürs Protokoll, nennen sie ihren Namen, Wohnort, Adresse und Beruf.“ forderte Miller den zappeligen Zeugen vor ihm auf nachdem er das Aufnahmegerät angestellt hatte. Es summte leise. Viele Leute empfanden dieses Geräusch als störend, er dachte darüber als entspannend. Nachdem er sich eine Rüge von der Anwältin mit den braunen Haaren eingefangen hatte kam es ihm in den Sinn dass es wohl besser war vor ihr nicht so sehr den großen, bösen Polizisten raushängen zu lassen. Offensichtlich hatten seine „Machoallüren“, wie seine Ex-Frau es immer beschrieben hatte, leider gar keine Wirkung auf sie. Das war vielleicht der Grund warum gerade sie ihre zwei Assistenten so gut im Griff hatte. Der kleinere und breitere von beiden, der Kerl der von Anfang an dabei gewesen war, lehnte an der Wand neben dem großen Spiegel. Der Andere, hatte sich neben seiner Kollegin an den Tisch gesetzt. Er hatte bisher nicht viel gesagt sondern einfach nur aufmerksam zugehört.
“Mein Name ist Jack Peters, ich wohne hier in New York, 358 Allen Street, ich arbeite als Journalist beim New York Daily Mirror.“
“Mr. Peters, wissen sie warum sie hier verhört werden?“ fragte Miller und spulte dabei das stinknormale Prozedere für Leute ab die Dreck am Stecken hatten aber noch nichts davon wussten.
“Nein. Eigentlich nicht.“
“Wissen sie, ich habe ein paar Semester Jura studiert...ich kenne meine Rechte.“ schob der junge Mann vorsichtig dazu. Miller schnaubte. Solche waren ihm am liebsten. Zuerst etwas verbrechen und dann denn Hobbyanwalt spielen.
“Mr. Peters, meine Kollegen und ich sind Militäranwälte. Sie brauchen sich also keine Sorgen um ihre Rechte zu machen.“ zum ersten Mal sagte der zweite Mann, der größere von beiden, etwas. Es schien Peters aber nicht zu beruhigen. Er lachte nur nervös und lockerte den Knoten seiner Krawatte.
“Man hat sie heute dabei erwischt wie sie vor dem Haus eines Mordopfers herum schlichen. Wie können sie das erklären?“
“Ich wusste doch gar nicht das Marion tot ist!“ verteidigte sich der Journalist lautstark.
“Das will ihnen hier auch niemand unterstellen.“ beruhigte Miller. Jedenfalls noch nicht, fügte er seinem gedanklichen Memo hinzu.
“Wir wollen nur wissen was sie dort wollten. Ihre Informationen könnten wichtig für den Fall sein. Sie stehen unter keinen Tatverdacht.“
“Und warum nehmen sie dann alles mit auf?“
“Das ist die normale Prozedur. Das Material können wir später in den Ermittlungen verwenden.“
“Ermittlungen gegen mich!“ setzte Mr. Peters nach und gewann immer mehr an Selbstvertrauen.
“Ermittlungen gegen den Täter.“ sagte jetzt Colonel MacKenzie. Dann beobachtete Miller wie der Colonel kurz beruhigend auf Peters einredete und ganz offensichtlich ihren nicht zu verachtenden weiblichen Charme nutzte um ihn zum reden zu bringen. Der kleine Mann mit dem australischen Akzent grummelte nur wütend während der längere Mann die Aktion seiner schönen Kollegin nur mit einem wissenden Lächeln quittierte. Egal, Hauptsache es funktionierte. Und das tat es. Peters begann zu reden.
“Ich habe Marion vor zwei Wochen getroffen. Er sagte er hätte eine Story für mich und er wolle mir Material übergeben. Dazu hatten wir uns verabredet. Aber er ist nicht gekommen also wollte ich nachsehen was mit ihm los ist.“
“Sie wussten nicht das er ermordet wurde?“
“Nein! Woher denn. Ich musste für ein paar Tage ins Ausland. Bin gestern erst zurückgekommen und wollte dann sehen wo der alte Kerl bleibt. Immerhin hat er mir eine super Story versprochen...“
“Im Ausland, ja, “ mischte sich Miller ein, „wo und für wie lange?“
“In Italien, vier Tage lang.“
“Wir prüfen das.“
“Bitte tun sie das.“ gab Peters patzig zurück. Miller atmete dramatisch.
“Mr. Peters, wie sind sie mit Ed Marion in Kontakt getreten?“ wollte der lange Anwalt wissen.
“Er hat mich angerufen.“ sagte Jack Peters unsicher. Er wirkte fast so als wäre er sich selbst nichts sicher ob er die Antwort auf die kommenden Fragen kannte.
“Schildern sie uns bitte was Marion gesagt hat und wie es weiter ging.“ forderte ihn die Frau höflich auf.
“Na gut. Er rief mich in der Redaktion an und sagte er hätte eine preisverdächtige Story für mich. Dann wollte ich wissen um was es geht, aber er sagte er wolle sich mit mir treffen und dann alles erklären. Er hörte sich nicht gefährlich an. Klang nicht wie so ein Verrückter, also hab ich zugesagt. Wissen sie, ich will groß hinaus. Seine Geschichte kam mir gerade Recht.“
“Sie haben sich also mit ihm getroffen?“
“Ja. Im Central Park.“
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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Flashback...
Der Wind blies eilig durch die kahlen Äste der Bäume und verursachte so ein unheimliches Pfeifen. Zu so später Stunde war es im sonst so belebten Central Park ganz still. Nur hier und da sah man einige vereinzelte Jogger die es riskierten ihre abendliche Fitness bei so einer Witterung beizubehalten. Jack Peters war aus einem anderen Grund hier. Um sich warm zu halten lief er ein paar Schritte hin und her und zog seinen Mantel enger um seinen Körper. Warum konnte sich dieser Kerl nicht in einem netten Restaurant mit ihm treffen. Dort ließ es sich viel besser unterhalten. Aber nein, der Central Park hatte es ja sein müssen. Was tat man nicht alles für eine Megastory? Jack war für einen Journalisten mit seinem Vertrauen in sich selbst noch sehr jung. Gerade mal 27 Jahre alt. Momentan arbeitete er in einer kleinen Lokalzeitung, aber seine Ambitionen lagen woanders. Jeden Abend vor dem Einschlafen stellte er sich vor wie es wohl wäre bei einer der großen Tageszeitungen zu arbeiten.
New York Times, Daily News, New York Post, New York Observer oder The Independent.
In einer Redaktion mit hunderten Journalisten, dutzenden Fotografen und unzählbaren klingelnden Telefonen. Wenn er es geschafft hatte bei so einer Zeitung zu arbeiten, dann war der Pulitzerpreis nicht mehr weit weg. Doch er brauchte erst mal ein Mittel um so einer großen Zeitung aufzufallen. Und als solches Mittel war ihm alles Recht. Eines hatte er schon sehr früh gelernt. Wenn man genügend Talent und Ehrgeiz mitbrachte konnte man jeden Mist in eine Topstory verwandeln. Egal was ihm der alte Mann vom Telefon erzählte, für eine kleine Anzeige im Lokalteil reichte es bestimmt.
“Danke das sie sich mit mir treffen.“ schreckte ihn eine tiefe Stimme aus seinem Tagtraum. Ein kleiner und sehr alt wirkender Mann kam auf ihn zu und hob zur Begrüßung seinen Hut, der aus einer anderen Zeit zu kommen schien, vom Kopf.
“Sind sie Ed Marion?“
“Ja. Sie sind dann wohl Jack Peters, richtig?“
Der Mann wirkte nicht gefährlich. Er hatte eine angenehm rauchige Stimme.
“Höchstpersönlich.“
Marion nickte gelassen und beobachtete den Journalist der unter dem forschenden Blick des alten Mannes doch nun langsam nervös wurde.
“Sie sagten am Telefon etwas von einer Geschichte für mich?“ fragte Jack nach.
“Ach ja. Ja ich habe etwas für sie.“
Wieder sah sich Peters einem musternden Blick ausgesetzt.
“Und?“ hackte er nach.
“Bevor ich ihnen sage um was es geht müssen sie mir versprechen in der Sache am Ball zu bleiben.“
In der Sache am Ball bleiben? Wenn die Geschichte gut ist, na klar!
“Natürlich. Ich gebe ihnen mein Wort.“
Wieder nickte der Mann nur dann gab er Peters mit einem Wink zu verstehen ein Stück zu laufen. Der am Mittag gefallene Schnee knirschte unter ihren Schuhen und währen Jack vor Spannung fast verrückt wurde schien es für den Opa nichts Besseres zu geben als ein einzelnes braunes Blatt das sich ganz alleine krampfhaft an einem Ast festzuhalten schien. Marion beobachtete es einen Augenblick interessiert und widmete sich dann dem Journalisten.
“Mein Vater war eine sehr dominante Person müssen sie wissen. Alle in der Familie mussten tun was er sagte. In heutigen Verhältnissen würde sich die Frau mit so einem Mann wohl scheiden lassen, aber damals, als ich noch jung war, meine Eltern führten damals eine Bilderbuchehe. Er, der patriotische und schwer arbeitende Ehemann und sie, die folgsame Ehefrau und Mutter. Und ich, der gehorsame Sohn der danach strebte genauso wie sein Vater zu werden.“
Peters versuchte aufmerksam zu sein. Er wusste das alte Menschen gerne und viel erzählten. Meistens aber über Dinge die niemanden außer andere Opas und Omas interessierten. Ja, ja. Was tat man nicht alles für den Pulitzerpreis? Vor Marion schien er seine Stimmung allerdings nicht verheimlichen zu können. Er blieb auf einmal stehen und lächelte den jüngeren Mann verständnisvoll an.
“Sie müssen sich wundern warum ich ihnen all das erzähle aber, es ist wichtig dass ich etwas weiter aushole. Sie müssen mich und meine Motive verstehen Mr. Peters. Ich möchte nicht das sie mich für ein Monster halten.“
“Nein! Niemals, warum sollten sie ein Monster sei.“ Weil Jack nicht verstand was ihm sein Gegenüber sagen wollte lächelte er gewinnend.
“Immerhin sind sie nur ein netter alter Mann.“ Marion musterte Jack kurz und schmunzelte dann wissend. Dann schüttelte er den Kopf in einer Gestik hin und her die wohl „Diese Jungen Leute!“ sagen wollte, dann wurde er wieder ernst. Während Ed Marion erzählte legte sich ein seltsamer Schimmer auf seine Pupillen. Es wirkte fast so als befinde er sich mit seinem Geist in einer anderen Zeit. Bestimmt sah er seine Mutter oder seinen Vater bildlich vor ihm während er über sie sprach, vermutete Jack.
“ Meine Eltern hatten sich gesucht und gefunden. Beide waren streng katholisch und somit auch konservativ aufgezogen worden. Also ließen sie mir, ihrem einzigen Kind, dieselbe strenge Erziehung angedeihen. Und um ehrlich zu sein, sie hat mir nicht geschadet. Viele Kinder werden heute antiautoritär erzogen, sind ungezogen, haben keine Respekt vor der älteren Generation und entwickeln sich zu Faulpelzen, Tagedieben und Rumtreiber.“ seine Stimme klang grimmig als er sich weiter über heute Erziehmethoden ausließ.
“Ab und zu eine Ohrfeige hat noch niemandem geschadet...aber was erzähle ich? Ich komme ja vollkommen vom Thema ab, obwohl...wie mich meine Eltern erzogen haben hat viel mit dem Mann zu tun der ich geworden bin.“
Jack wunderte sich über die Art wie der Mann erzählte. Es wirkte so als hätte er ein Drehbuch aus wenig gelernt oder sich vorher überlegt wie er alles am besten formulierte. Wahrscheinlicher war es aber das er schon so vielen Leuten, vornehmlich arme Zivilarbeiter oder Krankenpfleger, über seine Kindheit erzählt hatte dass es für ihn schon Routine war.
“Wie schon gesagt war mein Vater Patriot. Er liebte sein Vaterland und hätte alles für die Menschen getan. Er wollte unbedingt zur Armee. Sein Land ihm Krieg vertreten. Doch er hatte einen Arbeitsunfall und wurde ausgemustert. Das hat ihn frustriert gemacht. Kennen sie das Gefühl Mr. Peters? Wenn man etwas so unbedingt tun will und es einfach nicht kann?“
Jack schüttelte den Kopf. Marion lächelte.
“Sie sind noch Jung. Denken sie in ein paar Jahren an mich. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, mein Vater. Wir lebten in einer Kleinstadt im Süden. Es gab dort nicht viel zu tun aber mein Vater hatte Arbeit, wir lebten gut. Abend traf er sich dann immer in der einzigen Bar mir anderen Männern. Dort ist er dann auch glaube ich diesem Club beigetreten. Sie wissen schon, solche Bürgervereine die sich für bestimmte Dinge einsetzten. Nun, mein Vater schloss sich einem Verein an der „um das Wohl des Landes“ besorgt war. Wissen sie, ich spreche von dem frühen 20. Jahrhundert. So etwas wie Gleichberechtigung kannten die Leute nicht. Weder zwischen Mann und Frau noch zwischen...Schwarz und Weiß. Und jetzt sind wir bei dem eigentlichen Thema.“
Jack lauschte nun konzentrierter. Rassenhass war immer gut.
“Dieser Verein war strikt gegen die Integration zwischen Weißen und Schwarzen. Mein Vater nahm diese Gedanken sofort als seine eigenen an. Ich weis nicht genau warum, damals war ich zu jung um zu verstehen was die Männer dort sagten wenn mich mein Vater ab und zu, zu den Treffen mitnahm. Ich denke einfach dass er sich dort wohl und respektiert gefühlt hat. Er dachte wohl, wenn er schon nicht im Krieg oder bei der Armee kämpfen für sein Land kämpfen kann, dann kann er es wenigstens für die Stadt in der seine Familie lebt. Verstehen sie das, Mr. Peters?“ Marion sah in eindringlich an.
“Mein Vater war nicht böse, diese Leute gaben ihm nur die Chance seinen Traum zu verwirklichen. Das ist nicht schlimm. Alle wollen ihre Träume verwirklichen!“
Jack sah Marion erschrocken an. Er hatte den alten Kauz für eine ruhigen Mann gehalten.
“Entschuldigen sie meinen Ausbruch. Es ist nur so, ich habe meine Vater geliebt, er war mein Vorbild. Egal was er getan hat. Ich möchte nicht das man schlecht von ihm denkt.“
Jack nickte bestätigend.
“Je älter ich wurde desto öfter nahm er mich zu den Treffen mit. Meine Mutter wusste nicht mit welchen Leuten er sich traf, sie fragte auch nie. Nun, langsam aber sicher begann ich dieselbe Meinung anzunehmen. Ich kannte ja nichts anderes. Als ich alt genug war um zu dienen trag ich den Marines bei. Hauptsächlich aus dem Grund meinen Vater zu ehren. Er war so stolz auch mich und ich schrieb ihm oft. So konnte er seinen Traum mit meinen Erlebnissen ausleben. Ich war gerade 20 da wurde ich einem neuen Gunny unterstellt. Er war ein Vorzeigemarine. Groß, gut trainiert, getrimmte Frisur, adrette Uniform, klare und kräftige Befehlsstimme. Wir sahen zu ihm auf. Er war mein neuer CO und ich tat was er mir befahl. Natürlich knüpfte ich auch Kontakte zu Kameraden, erzählte über mich. Das viele meine Einstellungen nicht teilten war völlig neu für mich. Der Gunny muss unsere Gespräche wohl gehört haben denn eines Abends nahm er mich in eine alte Kaserne mit. Dort waren noch andere Marines. Sechs Stück, plus den Gunny und mich. Diese Leute sollten meine besten Freunde werden.“
Marion sah jetzt zu dem Himmel auf.
“Es muss göttliches Schicksal gewesen sein das ich dem Gunny zugeteilt wurde. Denn er, hatte genau dieselben Ansichten wie ich, wie mein Vater. Er WAR wie mein Vater, nur halb so alt. Bestimmt war das auch der Grund warum ich bereit war ihm so blind zu folgen. Er hasste Schwarze und hatte eine kleine Gruppe von Gefolgsleuten um sich gescharrt. Zusammen machten sie es den farbigen Marines so schwer wie möglich. Schikanierten sie, beleidigte und prügelten.“
Jack atmete aufgeregt aus.
“Rassismus im Marine Corps? Das ist unglaublich!“
Schnell war für ihn entschieden das dies genau die Story war die er brauchte. Damit konnte er der Regierung einen Spiegel vorhalten. Konnte aufdecken und zugleich für Gerechtigkeit eintreten. Kurz um, er wäre ein Paradejournalist. Ein Aushängeschild für den ehrlichen Amerikaner.
“Ja, das ist es. Für sie. Für mich war es normal. Der Gunny nahm mich unter seine Fittiche. Behandelte mich wie einen Bruder. Ich half ihm dabei bei seinen Aktionen. Ich muss das sehr gut gemacht haben denn in der Gruppe steig ich bald auf. Sie haben mich sogar auf einer Versammlung zu dem Protokollführer gemacht. Wissen sie, wir haben uns ein Mal im Monat getroffen und da wir Marines waren haben wir alles akribisch genau in einem Notizbuch festgehalten.“
“Warum ist das nie jemandem aufgefallen? Ich meine, wenn diese Leute so aktiv gehandelt haben? Sicher haben sich die Schwarzen Soldaten beschwert, oder?“
“Sicher, aber unser CO, ein General von der alten Schule und kurz vor der Rente deckte uns. Ihm war es egal. Die Beschwerden leitete er nie weiter. Und mal ehrlich, wem glaubt man eher, einem Weißen...oder einem Nigger?“
Peters antwortete nicht. Aber Marion sah auch darin eine Antwort.
“Sehen sie, sie schämen sich dafür. Sie wissen sie Antwort, aber die Gesellschaft ist so auf gegenseitige Liebe getrimmt das sie es sich nicht trauen es auszusprechen. Aber egal, wie schon erzählt, ich habe mir schnell den Respekt des Gunnys erarbeitet. Er nahm mich sogar mit nach Las Vegas. Wir sagten wir wären in Urlaub, aber in Wahrheit besuchten wir nur ein paar Kameraden um unsere beiden Gruppen zu koordinieren. Ja, es gab viele von uns...“ antwortete Marion auf die groß gewordenen Augen des Journalisten.
“Wir wohnten in einem Hotel, es hieß Georgia. Eines Abends stritten wir uns mit ein paar Schwarzen die im selben Hotel wohnten.“
Inzwischen blies der Wind noch stärker und kalter Regen kämpfte sich durch die kahlen Äste der Bäume.
“Ich glaube ich fasse mich kurz. Bestimmt finde ich noch Gelegenheit später genauer auf einige Dinge einzugehen. Nun, Gunny wollte sich Rächen. Er fühlte sich von diesen Buschmänner, wie er sie gerne nannte, verhöhnt. Also zündeten wir in der Nach kurzer Hand das Hotel an und gingen dann in eine Bar. Es starben alle außer uns.“
Jack zog die Luft überrascht ein. So etwas hätte er dem nett aussenden Opa vor ihm nicht zugetraut.
“Die Polizei hat uns nie gestellt, wir gaben uns gegenseitig Alibis. Naja, als wir zurück kamen wurde der Gunny versetzt. Wir sahen uns noch ein paar Mal aber verloren dann den Kontakt.“
“Mr. Marion, Sir. Bei allem Respekt, aber was wollen sie jetzt von mir?“
“Sie sind Journalist! Schreiben sie einen Artikel! Decken sie alles auf.“
“Warum ich?“
“Sie sind Jung. Sie haben genug Kraft um alles aufzurollen. Ich bin alt, meine Knochen sind alt. Mein Verstand ist alt. Außerdem, wer glaubt schon einem über 80 Jahre alten Mann der von seinem Arzt Mittel gegen Alzheimer verschrieben bekommt?“ fragte Marion und Peters glaubte so etwas wie Humor zu hören. Galgenhumor.
“Warum sollte ich ihnen glauben?“ schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Ja, warum? Er war jung, aber würden ihm die Leute deshalb glauben? Wenn doch seine einzige Quelle ein vergesslicher und scheintoter Mann war. Für ihn stand etwas auf dem Spiel. Seine Karriere. Wenn er sich jetzt mit dieser Geschichte in die Nesseln setzte konnte er nirgends mehr Fuß fassen. Noch nicht mal in einem Onlineforum.
“ Nach dem der Gunny versetzt wurde löste sich unsere Gruppe auf. Es gibt keine Beweise das es uns in dieser Weise gab...“ Marion sah ihn verschwörerisch grinsend an und dann verstand er.
“Sie haben dieses Notizbuch. Das Buch mit den Protokollen!“
“Ganz genau und ich möchte es ihnen überlassen. Machen sie daraus die Story des Jahrhunderts, aber decken sie dabei alles auf. Hören Sie! Es darf nichts im Dunkel bleiben.“
“Werde ich tun! Aber, Sir, warum tun sie das? Warum jetzt?“
“Wissen sie junger Mann. Ich habe nun schon so viel erlebt und gesehen. Unsere Welt wächst immer mehr zusammen. Es gibt nicht nur mehr Amerika. Mein Nachbar ist Schwarz, ich spiele oft mit ihm Schach. Ich gewinne öfter, aber er ist der bessere Verlierer. Als Junger Bursche wollt ich immer mit der Zeit gehen, ab Ball bleiben. Aber wenn ich mich jetzt so ansehe...bin ich wohl sehr eingemodert. Aber wenigstens kann ich in diesem Bereicht modern sein. Völkerverständigung. Gegenseitiger Respekt, egal wer in der Schlange am Supermarkt vor einem steht.“
Ende Flashback...
“...er sagte mir ein Datum und ein Restaurant wo er mir dieses Notizbuch geben wollte. Er kam nicht und ich wollte nach ihm sehen.“ endete Jack Peters und nahm einen großen Schluck vom kalt gewordenen Kaffee. Er sah in die erschlagen Wirkenden Gesichter der Anwälte und des Polizisten. Er konnte sich vorstellen wie die sich jetzt fühlten. Das war eine ganz schöne Menge an Informationen.
“Mr. Peters, es versteht sich doch von selbst dass sie ihre Kenntnisse über den Fall in der Öffentlichkeit nicht Preis geben dürfen. Und als Journalist schon zwei Mal nicht.“
Peters hob geschlagen die Schultern. Nach dem was er hier gehört hatte gab es wohl keine Story.
“Warum sollte ich? Das Buch habe ich nicht und mein einziger Beweis liegt kalt in einer Leichenhalle! Ich habe gar nichts. Kann wieder von Null anfangen.“
Der Polizist grinste grimmig und klopfte ihm kräftig auf den Arm.
“Das ist doch auch etwas.“
Am selben Abend...
23.07h
Hotel Lyon
New York
Ein klein wenig aufgeregt bahnte sich Mic einen Weg durch den, zu dieser Stunde noch mit Fußgängern dicht besiedelten Gehweg. Im Hotel angekommen stahl er eine Blume aus der Vase am Empfangsschalter. Leichtfüßig drückte er den richtigen Knopf im Fahrstuhl und piff vor sich hin als sich die Kabine mit einem Ruck in Bewegung setzte. Die Frau die im nächsten Stockwerk einstieg lächelte er kokett an. Sie lächelte ebenso einladend zurück. Geistesabwesend fuhr er mit einer Hand in seine Hosentasche und stutze kurz als er ein unbekanntes Stück Pappe fühlte. Die Verwirrung wich einen zufriedenen Grinsen als er die Visitenkarte betrachtete.
-Dr. Elisa Young-
-Gerichtsmedizin New York City-
Weiter unten war die Geschäftsnummer abgedruckt und er spürte wie der Stolz in seiner Brust noch mehr anschwoll. Auf der Rückseite war handschriftlich mit roter Tinte eine Privatnummer geschrieben. Ahhh, rot, die Farbe der Liebe. Mic war sich schon immer seiner Anziehungskraft bei dem weiblichen Geschlecht bewusst.
Das hatte er von seinem Vater geerbt. Er war ein Haudegen und Draufgänger gewesen, mit demselben unwiderstehlichen Lächeln und nicht zu vergessen, das volle Haar. Doch war er sich auch darüber im Klaren das er vorsichtig mit dieser Gabe umgehen musste. Was nützte ihm sein Charme wenn er ihn nicht bei der Frau um Einsatz bringen konnte die er wirklich haben wollte. Ja, er wollte Sarah haben. Auch wenn die letzte Zeit hart gewesen war und Rabb die Absicht hatte sie ihm auszuspannen. Mic musste zugeben das ihm Rabbs Erscheinen Sorgen bereitete hatte. Laut Sarahs Aussage waren die beiden nur Freunde, allerdings war er sich zu 150 Prozent sicher das Rabb mehr wollte. Aber das konnte er vergessen. Und nach dem kleinen Gespräch das er heute mit diesem arroganten Piloten geführt hatte war er sich so sicher gewonnen zu haben. Der Kerl würde sich nicht noch mal mit einem Brumby anlegen. Mic hatte die Angst in seinen Augen gesehen, auch wenn er versucht hatte das mit einer heroischen Rede zu verstecken. Harmon Rabb jr. würde sich ihm jetzt nicht mehr in den Weg stellen. Jetzt, hatte er Sarah ganz für sich alleine. Das war auch der Grund warum er die Visitenkarte der netten Medizinerin wieder ins seine Hosetasche zurück steckte. Es würde nichts zwischen ihm und ihr geben. Er hatte seine Sarah und war treu. Die Fahrstuhltüren öffneten sich in seinem Stockwerk und wenig später klopfte er an der Tür zu Zimmer A125. Von innen hörte er ein Poltern und gleich darauf wurde die Tür geöffnet. Sarah stand vor ihm, zu seinem Bedauern in diesem kindischen Cowboyschlafanzug gekleidet. Mit einem großen weißen Handtuch rieb sie sich gerade die Haare trocken. Sie musste wohl noch vor wenigen Minuten unter der Dusche gestanden haben. Bei dem Gedanken an ihren nackten Körper unter heißem Wasser war sich Mic gleich doppelt so sicher das er die Visitenkarte in seiner Tasche nicht benötigte.
“Hi Mic! Was gibt’s?“ begrüßte sie ihn und öffnete die Tür weit genug damit er sich hindurchdrücken konnte.
“Kann ein Mann nicht Mal seine Freundin besuchen und ihr sagen wie toll sie mit nassem Haar aussieht?“
Sie sah ihn etwas unsicher an, ging jedoch auf sein Spiel ein.
“Sicher, aber nur wenn er ihr auch ein Kompliment zu ihrer Wäsche macht.“
“Deine Wäsche ist hübsch.“ sagte er höflich und stahl sich einen Kuss während er ihr die Blume hinter ein Ohr steckte. Jetzt lächelte auch Sarah sehr kokett. Also war es Zeit mit seiner fein ausgetüftelten Rede zu beginnen.
“Sarah. Ich denke ich bin nicht der Einzige der bemerkt hat dass es Probleme in unserer Beziehung gibt. Sehr viele Nächte habe ich über uns nachgedacht und mich gefragt ob es nicht besser wäre einfach alles zu beenden.“ vorsichtig unterbrach er kurz um ihre Reaktion zu sehen. Sarah sah ihn schockiert an. Das war gut.
“Aber ich bin zu dem Schluss gekommen das ich dich zu sehr liebe um einfach alles in den Sand zu schmeißen. Wir haben beide Dinge getan und gesagt um uns zu verletzten. Ich kann nichts anderes tun als mich zu entschuldigen.“ Wieder ein unauffälliger Seitenblick. Sie nickte.
“Trotzdem können wir nicht einfach wieder dort weiter machen wo wir aufgehört haben.“ fuhr er laut fort.
“Wenn wir nicht die Dinge aus dem Weg räumen die zwischen uns stehen werden wir nie eine gemeinsame Zukunft aufbauen können. Wenn wir zusammen sein wollten MÜSSEN wir alle Störfaktoren beiseite räumen. Egal was es ist, unsere Beziehung ist wichtiger. Verstehst du mich?“
Sie nickte. Mic hätte am liebsten einen Luftsprung gemacht. Sie hatte ihn verstanden und war sogar derselben Meinung. Sarah war also endlich bereit Nägel mit Köpfen zu machen. Sie verstand ihn. Freudig nahm er ihre Hände in seine und führte sie auf ihr Bett wo sich beide niederließen.
“Das ist Großartig!“ redete Mic weiter und wusste seinerseits nicht das er seinem gegenüber durch den Redeschwall keine Chance ließ nachzudenken.
“Jetzt können wir uns zusammen überlegen wie wir das alles meistern. Zusammen überlegen was zu tun ist.“
“Jetzt?!“ fragte sie nach. Er klang so optimistisch, es war fast so als wolle er jetzt sofort damit anfangen ihr Leben auf den Kopf zu stellen. Und das würde klar passieren. Er hatte ja schon früher versucht sie zu manipulieren. Nur war es ihr nicht so aufgefallen. Dies war hauptsächlich zu einer Zeit passiert als ihre Beziehung noch in den Kinderschuhen steckte. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes Blind vor Liebe gewesen. Mic hatte sich so nett und charmant verhalten das sie gewillt gewesen war über die Wesenszüge hinwegzusehen die sie an Männern wie ihm nicht ausstehen konnte. Ob es nun seine Eifersucht war, die Machoallüren, die Gleichgültigkeit gegenüber ihren Gefühlen oder seine schnell aufbrausende Art wenn etwas nicht nach seinem Willen ging. Mac hatte alles ignoriert, hatte es nicht sehen wollen. Einfach weil sie wusste, das Mic kein schlechter Mann war. Sie war sich sicher dass er alles hatte um eine Frau glücklich zu machen. Nur eben war sie nicht diese Frau. Nicht der Typ Frau die es mochten jeden Abend über den Grund ihres Zu Spätkommens ausgequetscht zu werden oder die unter dem erwartenden Blick ihres Mannes katzbuckelten. Mac war nicht so jemand und hatte auch nie verstanden warum es Frauen gab die sich so verhielten. Nichts desto trotz hatte sie größten Respekt vor der Fähigkeit seine eigenen Bedürfnisse so weit herunterzuschrauben. Genau deshalb konnte Mic mit ihr nicht glücklich werden, und sie nicht mit ihm. Genau das war der Grund warum sie einen Schlussstrich ziehen musste. Sie konnte nicht leugnen dass sie noch etwas unentschlossen war, doch in den letzten Tagen und trotz der harten Ermittlungen hatte sie so oft wie noch nie über ihr Privatleben nachgedacht und ihre Entscheidung hatte sich immer mehr herauskristallisiert. Ein Leben mit Mic hatte keine Zukunft. Dabei war sie sich sicher. Er konnte noch so oft kommen und Blumen nach einen Streit bringen. Das würde es nicht besser machen. Eigentlich hatte sie es ihm erst im neuen Jahr sagen wollen. Niemand verdiente es um diese Zeit herum alleine zu sein. Aber nun hatte Mic sie selbst in die Enge getrieben. Hier saß sie und ließ ihn glauben sie würde an ihrer Partnerschaft festhalten. Plötzlich fühlte sich Mac sehr schuldig. Als Mic gekommen war hatte sie gewusst was er wollte, gleich bei seinem ersten Wort wäre es ihre Pflicht gewesen alles klar zu stellen. Aber wieder ein Mal hatte sie ihren inneren Schweinehund nicht überwinden können, ihre eigene Angst alleine zu enden nicht besiegt. Er hatte so sicher geredet und so entschlossen gewirkt dass sie es nicht fertig gebracht hatte seine Träume zu zerstören. Der Marine in ihr schrie aus Protest.
“...musst du dir jeden falls keine Sorgen mehr machen. Ich habe mit ihm gesprochen und alles geklärt. Er wird dich nicht mehr belästigen.“
Bei diesen Worten wurde Mac hellhörig? Mit wem hatte Mic gesprochen? Sie hatte eine ungute Vorahnung. Mic hatte eben gerade von Störfaktoren gesprochen und sie waren hier in New York. Die Auswahl an potentiellen „Steinen im Weg“ war also schwindend gering. Harm! Wer sonst? Mit wem hätte Mic sonst reden sollen?
“Was hast du gesagt?“ fragte sie der Vorsicht halber nach obwohl sie die Antwort schon wusste. Mic sah sie mit einem seltsam verwirrten Blick an.
“Ich sagte dass ich mit Rabb gesprochen habe. Er wird sich aus unserem Leben heraushalten.“
Als sie ihre Vermutung bestätigt sah wich das Gefühl von Schuld Mic so verletzten zu müssen dem Zorn der sich jetzt aufbaute. Wie konnte er nur? Ihre Freundschaft zu Harm war etwas das ihn nichts anging.
“Ich habe klar gemacht was passiert wenn er dich nicht in Ruhe lässt.“ setzte Mic noch hinzu und schaufelte sich damit ohne es zu ahnen selbst ein Grab. Jedenfalls beziehungstechnisch, denn hätte er geahnt was jetzt gleich kommen würde, er hätte den Mund gehalten. Oder sich etwas anderes überlegt. Mac stand von dem Bett auf und starrte ihn von oben herab an wie eine griechische Donnergöttin. Er hätte schwören können dass sich dunkle Regenwolken und helle Blitze um ihren Kopf schwirrten. In ihren Augen blitzte es gefährlich. Nun kamen ihm Zweifel. Er hatte es für eine gute Idee gehalten mit Rabb zu sprechen. Der Typ mischte sich unnötigerweise ein und war viel zu präsent um nur freundschaftliche Absichten zu haben. Mic war nicht dumm, aber er hatte angenommen dass es nötig war und dass sie es schätzen würde. Das Sarah anerkennen würde was er für sie tat. Das er um sie kämpfte, sie haben wollte.
“Habe ich das richtig verstanden? Du hast Harm gedroht und dich ohne nur Sterbenswörtchen mit mir zu reden in meine Freundschaft eingemischt?“
“Ich habe ihm nicht gedroht!“ antwortete Mic entrüstet.
“Oh nein! Du hast ihm bestimmt nur einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm gegeben!“
“Ich habe Rabb NICHT geschlagen!“ verteidigte er sich als ihm dämmerte auf was Sarah hinaus wollte.
“Wie kannst du nur...?“
“...Nein, Mic. Wie kannst du nur?“
“Bitte?“
“Wer gibt dir verdammt noch mal das Recht dich in mein Leben einzumischen?“ schleuderte sie ihm wütend entgegen.
“Ich dachte ich würde mich in UNSER Leben einmischen, und dazu habe ich wohl das volle Recht.“
“Unser Leben? Was hat unser Leben mit meinen Freunden zu tun?“
“Sehr viel! Vor allem wenn es um diesen bestimmten Freund geht! Merkst du denn nicht dass er versucht uns auseinander zu bringen? Er will dich und drängt sich zwischen uns!“ verteidigte Mic seine Wahrheit. Schließlich musste es ihr doch auch aufgefallen sein.
“Du redest vollkommenen Mist.“ wehrte Mac ab.
“Wirklich? Warum ist er dann hier?“
“Der Admiral hat ihn uns zugeteilt. Du hast selbst gesagt das wir Hilfe gebrauchen könnten.“
“Ach, erzähl doch keine Märchen! Dabei hatte ich an Bud und eine kleine Befragung in Washington gedacht und nicht an Rabb der hier her kommt und um deinen Hintern herumschleicht!“
“Das ist ja schon fast paranoid!“
“Warum verteidigst du ihn immer? Auf welcher Seite stehst du eigentlich?“ Mic stand jetzt auch auf und stellte sich ihr gegenüber. Er war nur wenig größer als sie, dafür aber breiter und versuchte diese Tatsache als seinen Vorteil zu verwenden. Mic sah ihr eindringlich in die Augen, als versuche er ihr damit die richtigen Worte ins Hirn zu pflanzen.
“Ich stehe auf niemandes Seite Mic!“
“Sieht meiner Meinung aber anders aus!“
“Ohhh! Und was sagt dir deine Meinung sonst noch?“ rief Mac herausfordernd.
“Meine Meinung sagt mir dass du es genieß wenn sich Rabb an dich heranschmeißt. Ja, aus einem mir unbegreiflichen Grund scheinst du auf den Kerl zu stehen.“ keifte Mic.
Mac stand einen Moment mit offenem Mund da und wusste nicht was sie erwidern sollte. Das er so unter die Gürtellinie feuerte hätte sie weis Gott nicht erwartet. Ihr Gegenüber interpretierte in Macs Schweigen das sie sich ertappt fühlte und sah sich so in seinen Ausführungen bestärkt.
“Und genau das ist es was unsere Beziehung kaputt macht. Du und dein abnormales Verhalten wenn es um diesen Bruchpiloten geht.“
“ABNORMAL!?!? Das einzige was abnormal ist, ist deine Eifersucht!“
“Ich bin nicht eifersüchtig! Nur vorsichtig! Und dazu habe ich allen Grund.“ Seine Stimme nahm jetzt wieder diesen flehenden und leicht weinerlichen Ton an und Mac bekam den Eindruck das Mic keine Ahnung hatte was er tat.
“Sarah, wir sind zusammen. Du bist meine Freundin. Du gehörst mir. Du solltest mir beistehen, auf meiner Seite sein.“
Du gehörst mir. Spätestens bei diesem Satz hatte Mac eine Entscheidung getroffen.
“Hörst du dir eigentlich selbst zu? Ich gehöre NICHT dir. Selbst wenn wir seit 50 Jahren verheiratet wären.“
“Aber so ist das wenn man zusammen ist. Man ist der gleichen Meinung und versteht sich immer.“ sagte er verdattert. Bei seinen Eltern hatte es nie eine solche Auseinandersetzung gegeben.
“Oh bitte, werde endlich erwachsen!“ flehte Mac die Holzdecke ihres Hotelzimmers an während sie die Hände vor lauter Verzweiflung über ihren Kopf warf. Wie sollte man so einem Mann nur beibringen dass nicht immer alles rosarot war. Anscheinend hatte Mic nicht sehr viel Erfahrung mit längeren Beziehungen gesammelt, ansonsten müsste er doch wissen das es so wie es sich der Mann aus Australien vorstellte nicht laufen konnte.
“So wie du das willst funktioniert es nicht.“ sprach Mac ihre Gedanken aus.
„Es würde funktionieren wenn du auch mal dein Ego zurückschraubst und tust was ich will.“
“Vielleicht suchst du dir dann besser eine andere Frau die tut was du willst.“ sagte Mac und gleich darauf stockte ihr der Atmen während sie gespannt Mics Reaktion abwartete. Jetzt war es raus. Besser gesagt, jetzt war es aus. Mac hatte es war nicht so genau gesagt, aber sie hoffte das Mic ihr zweideutiges Kommentar verstehen würde. Es würde alles viel einfacher machen.
Der bullige Mann vor ihr starrte sie aus ausdruckslosen Augen an, dann sah er auf den Boden und schüttelte verständnislos mit dem Kopf.
“Du machst mit mir Schluss?“ auch seine Stimme war ohne Emotionen.
“Du schmeißt mich aus deinem Leben?“ nun wurde die Stimme kräftiger.
“Ich schmeiße dich nicht aus meinem Leben...“
“Nach allem was ich für dich, für UNS getan hab?“ Mic schien sie nicht gehört zu haben und redete ohne die Augen von dem Teppichboden zu lösen weiter.
“Du lässt mich allein im Regen stehen, vor Weihnachten?“ obwohl sein Tonfall jetzt eindeutig immer mehr an Volumen gewann klang er traurig. Hätte er ihr vor einigen Minuten noch den Kopf abreißen können so wäre er jetzt nicht mal mehr fähig eine Fliege böse anzusehen. Damit hatte er nicht gerechnet. Mic war heute Abend zu ihr gekommen um Sarah zu sagen wie sehr er sie liebte, er hatte erwartete dass sie in seine Arme fiel und sich ihm völlig Willenlos hingab. So wie früher. Und was war nun? Sie ließ ihn abblitzen, gab ihm einen Korb, trat ihm in den Hintern, zeigte ihm die rote Karte, stellte ihn auf die Ersatzbank. Einfach so.
“Sarah, ist das dein Ernst?“
Die Frau die er bis vor kurzem noch für seine Freundin gehalten hatte holte tief Luft und sah ihm aufrichtig in die Augen.
“Ja, Mic.“
“Warum?“
“Du hast es doch selbst gesagt. In unserer Beziehung gab es Probleme, große. Mic, wir sind zu verschieden. Es würde nie klappen.“
“Aber...wenn wir uns anstrengen.“
“Mic...ich bin nicht die Frau die du suchst, und du bist auch nicht der Typ Mann den ich brauche.“ sagte Mac schell. Das erste Mal seit einer Weile hatte sie das Gefühl zu ihm durchzudringen. Mic etwas begreiflich zu machen. Wenn sie näher darüber nachdachte so war es fast witzig das er ihr jetzt, wo sie die Beziehung beendete zuhörte, aber nicht gewillt war die Ohren zu öffnen als es noch Chancen für sie zwei gegeben hatte. Versöhnlich wollte sie seine Hand nehmen doch er zog sie weg und straffte die Schultern.
“Gut. Bitte, denk was du willst. Das hindert mich nicht daran dir zu zeigen das ich genau der Typ Mann bin der dich glücklich macht. Ich werde um dich kämpfen, Sarah MacKenzie. Auch wenn du es nicht willst.“ damit drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand aus der Tür. Mac stand noch eine Weile da und sah ihm nach, besser gesagt, starrte auf die weiße, geschlossene Zimmertüre. Dann ließ sie sich wieder auf das Bett fallen und genoss die weiche Matratze. In der letzten halben Stunde hatte sie einen großen Kosmos von Gefühlen erlebt. Wut, Zorn, Entschlossenheit, Unsicherheit, Angst, Verzweiflung, Freude, Verständnislosigkeit...Erleichterung. Ja, sie war erleichtert dass alles vorbei war. Der Marine in ihr war stolz auf sich da sie es nun endlich geschafft hatte Mic die Wahrheit zu sagen. Für ihr Gewissen war es unerträglich gewesen zu wissen dass sie den armen Mann und sich selbst mit dieser Beziehung angelogen hatte. Von Anfang an. Aber danach war man immer schlauer.
“Ich konnte ihn nicht mal leiden!“ rief sie zu niemandem bestimmten und lachte dann leicht als sie an ihre erste Begegnung mit Mic Brumby dachte. Es war nicht wirklich ein Traumstart gewesen. Aber was hatte so was schon zu sagen. Als sie Harm das erste Mal kennen gelernt hatte war es auch utopisch für Mac gewesen mehr als ein Wort mit dem arroganten Ex-Piloten zu wechseln. Und jetzt war er ihr bester Freund. Ja, so konnte es gehen. Man musste nie was einen erwartete. Vielleicht wartete hinter Tor zwei die Traumreise oder doch der Zonk. Niemand konnte es vorausahnen.
“Ich schätze das ist es was das Leben so aufregend macht.“ sagte sie wieder in das stille Zimmer hinein und griff zu einem abgewetzt wirkenden Buch auf dem Nachttisch als sie wieder etwas wütend werden ließ...dieser hochnäsige, arrogante, überhebliche...MANN!
Völlig von dem neuen explosiven Gemisch aus Wut und Enttäuschung übermannt legte sie das Buch weg und marschierte so wie sie war aus dem Zimmer. Die Tür knallte hinter ihr und der Page der durch die gerade geöffnete Fahrstuhltür zu sehen war blickte sie ängstlich an und betete das dieser Todesblick an ihm vorbei gehen würde.
Keine zwei Minuten später öffnete Harm seine Zimmertür und sah sie verwundert an.
“Mac?“ fragte er und schon stahl sich ein Grinsen auf sein Gesicht als er seine langjährige Partnerin musterte. Sie trug einen Pyjama mit Cowboys, die Haare nass und die Füße barfuss. Bestimmt kam sie gerade aus der Dusche. Nur was wollte sie von ihm?
“Kann ich reinkommen?“
Sie formulierte es nicht wirklich als Frage und ehe er antworten konnte hatte sich Mac schon an ihm vorbei geschlichen. Als er ihren gespannten Gesichtsausdruck bemerkte kam es ihm in den Sinn dass er die Situation vielleicht verkannt hatte. Mac sah sauer aus und er hatte keine Ahnung warum. Jedenfalls konnte er sich nicht entsinnen in den letzen 24 Stunden etwas angestellt zu haben. Harm schenkte ihr einen fragenden Blick, aber sie stand nur vor ihm und verschränkte die Arme.
“Gibt es da vielleicht etwas das du mir erzählen willst?“ ließ sie ihn immer noch im Dunkeln tappen.
“Es...tut mir leid?“ fragte er vorsichtig. Harm hielt es für eine gute Idee fürs Erste den reumütigen zu Spielen. Leide fiel Mac nicht darauf rein. Verdammte Marineausbildung.
“Ich nehme nicht an das du auch nur einen Schimmer hast was dir leid tut?“
Erwischt!
“Ehrlich gesagt, nein.“
“Wann hattest du denn vor mir von deiner kleinen Unterhaltung mit Mic zu erzählen?“
Jetzt begriff er. Irgendwie musste sich Brumby wohl verplappert haben. Go figure!
Sein Mund öffnete sich um etwas zu sagen, zu blöd nur das er nicht wusste was. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Harm konnte sehen dass Mac enttäuscht war und sie hatte vollstes Recht. Er hätte ihr erzählen sollen was vorgefallen war, am Besten noch gleich danach. Aber die ganze Situation zwischen Mac, Brumby und ihm war schon gespannt genug. Alles in Allem hatte er es für besser gehalten nichts zu sagen. Es hätte nur Ärger gegeben und Mac zusätzlich belastet. Und er sah keinen Sinn darin noch mehr Stress auf ihre Schultern zu laden. Der Fall nahm sie schon genug in Anspruch. Dies sagte er ihr auch als in seine sich windenden Gedanken Ruhe einkehrte. Harms offensichtliche Sorge um ihr Wohlbefinden schien ihre Wut und Enttäuschung zu entkräften. Müde winkte sie ab als er sich erneut entschuldigte.
“Schon gut, ich hab überreagiert. Entschuldige.“
Harm traute der beruhigten Situation nicht ganz, also fragte er:
“Wir sind Okay?“
Mac nickte langsam, so als hätte sie Angst der Kopf würde ihr abfallen wenn sie ihn zu schnell bewegte. In dem Bestreben ein guter Gastgeber zu sein bot er ihr einen Stuhl an und reichte ihr danach ein Wasser und, in der weißen Voraussicht das sie ihre Minibar schon längst geplündert hatte, einen Schokoriegel. Mac nahm beides an, schenkte ihm aber einen tadelnden Blick für den Schokoriegel. Harm hingegen war voll mit sich selbst zufrieden seine Partnerin so gut zu kennen. Er studierte ihre Haltung und fand dass sie niedergeschlagen aussah. Niedergeschlagener als jemand er nur einen einfachen Streit mit seinem, wie nannte man das neuerdings doch gleich...?... Lebensabschnittgefährten gehabt hatte. Aber wann war etwas bei Mac je einfach gewesen? Ganz im Gegenteil. Es war sehr schwierig ihr Verhalten oder ihre Wörter richtig zu deuten. Mittlerweile war es leichter geworden. Die Zeit die er sie jetzt schon kannte reichte aber bei weitem nicht aus um ein Restrisiko doch etwas falsch zu sehen auszumerzen. Jedoch im Moment war sich Harm ziemlich sicher das etwas mehr an der Geschichte war. Das er dies so klar erkennen konnte bereitete ihm Sorgen. Normalerweise tat Mac alles um ihre Gefühlswelt zu schützen. Tat das was man ihr als Marine beigebracht hatte. Das war ihr „normales“ Verhalten. Er konnte das wissen weil es auch seinem Verhalten entsprach und oft waren sich beide so ähnlich das es fast schon unheimlich war. Er beobachtete weiter wie Mac den Schokoriegel nachdenklich zwischen ihren Handflächen rollte und dann schließlich weglegte.
Okay, Mac verzichtet auf einen Schokoriegel. Jetzt weist du das etwas nicht in Ordnung ist.
“Ist wirklich alles okay?“
“Ja, klar.“ versicherte sie aber Harm kaufte es ihr nicht ab.
“Mac...“ sagte er und klang dabei wie ein Lehrer der seinen Schüler ermahnte nun endlich zu sagen wer den Papierflieger geworfen hatte.
“Es ist nichts...“ fing sie an, aber als sein Blick an Intensität zunahm fühlte Mac wie aller Wille zu widersprechen weggeweht wurde. Er würde es sowieso erfahren. Außerdem konnte sie ihn nicht dafür rügen die Sache mit Mic für sich behalten zu haben, und dann selbst das Ende ihrer Beziehung verheimlichen.
“Es ist Schluss.“ antwortete sie auf seinen immer noch fragenden Blich wahrheitsgemäß.
Es ist Schluss? Was ist Schluss? fragte sich Harm und wollte gerade nachfragen als über seinem Kopf wohl die berühmte Glühlampe aufleuchtete.
Mit Brumby war Schluss! Aus und Fin! Innerlich hätte er sich schon wieder ohrfeigen können. Es war absolut nicht in Ordnung sich über das Ende ihrer Beziehung zu freuen. Konnte aber genauso wenig etwas daran ändern.
“Ist das schlimm?“ fragte er und machte fast gleichzeitig genau so große Augen wie Mac die ihn jetzt erschrocken ansah. Das war ja eine wirklich tolle Frage gewesen!
“Ah Mac, ich muss mich schon wieder entschuldigen. Am besten schreibst du mir „Idiot“ auf die Stirn und tust so als würdest du mich nicht kennen.“
“Ich hab keinen Stift dabei.“ ging sie auf sein Spiel ein. Insgeheim war sie ihm dankbar für sein Bestreben das Gespräch auf eine lockere Ebene zu lenken. Auf ein tief greifendes Gespräch hatte sie nicht wirklich Lust.
“Getrenntes Leid ist halbes Leid, schätze ich.“ sagte er und zuckte resignierend mit den Schultern.
“Wie meinst du das?“ fragte Mac nach. Sicher, für jeden anderen hätte dieser Kommentar nur nach Anteilnahme geklungen. Doch Harm war nicht der einzige der seinen Partner gut kannte.
“Ich habe Reneè vor ein paar Tagen so zu sagen in flagranti erwischt.“ erklärte er ohne groß um den heißen Brei zu reden.
“Oh.“
Wunderbar, schalt sie sich selbst, er erzählt dir gerade dass seine Freundin ihn betrogen hat und das einzige was du fertig bringst du sagen ist ein dummen OH!
Sie wusste sie sollte bestürzt klingen. Sollte so etwas sagen wie „Das tut mir leid“ oder „Mein Gott!“ aber alles was ihr einfiel war „ Ich wusste es!“. Bestimmt war es aber keine gute Idee ihm jetzt vorzuhalten das sie das geahnt hatte. Sie hatte Reneè noch nie leiden können, etwas an ihr war immer schon falsch gewesen. Ob es nun das falsche Lächeln war, die gespielte Freundlichkeit oder die falschen Fingernägel. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Sie war definitiv die falsche Frau für Harm. Er verdiente es glücklich zu sein. Mac hatte schon so oft mit ansehen müssen wie sich ihr bester Freund verliebt hatte nur um danach verlassen zu werden. Zu oft. Wenn sie an Reneès Stelle gewesen wäre...das letzte was ihr in den Sinn käme wäre Harm zu betrügen. Wenn diese Frau nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte hätte sie es ehrlich sagen sollen. Und nicht so feige jemand anderen vernaschen. Langsam aber sicher machte sich Wut gegenüber dieser Blondine breit. Es lag Außerhalb ihres Verständnisses wie man einen so liebenswürdigen Menschen wie Harm so hintergehen konnte. Wie hatte Reneè nur das tun und ihm danach in die Augen sehen können. In diese ausdruckstarken, klaren blauen Augen...
Dieselben Augen die sie jetzt verwirrt ansahen. Mac wollte gar nicht wissen wie lange sie sich ihren Überlegungen gewidmet hatte.
Ein „Tut mir leid.“ fand dann schließlich doch den Weg über ihre Lippen.
“Wann...wie hast du es erfahren.“
Hoffentlich hat er nicht so viel gesehen!
Harm hatte zwar in flagranti gesagt, trotzdem hoffte Mac für ihn dass er „es“ nicht wirklich „gesehen“ hatte. Möglicherweise hatte er sie nur gehört...oder...egal was, Hauptsache nicht gesehen wie Reneè mit einem anderen Mann schlief.
“Ich war vor ein paar Tagen mit Bud im Einkaufszentrum...die Geschichte erzähl ich dir ein anderes Mal...“ sagte er schnell als er fast sehen konnte wie Mac auf dem Stuhl saß, die Hände in den Schoß gelegt, und darüber nachdenkend warum er mit Bud einkaufen war.
“...auf jeden Fall habe ich gesehen wie Reneè jemand anderen in einem Restaurant geküsst hat. Auf den Mund. Sehr offenherzig.“
“Tut mir Leid. Wirklich.“ wiederholte sie. Ein Schweigen legte sich über sie, doch als Harm es nach wenigen Sekunden mit einem leisen Lachen unterbrach sah sie ihn verwundert an.
“Weist du noch als ich dir bei unserer letzten Unterhaltung gesagt habe was das schlimmste und peinlichste für einen Mann ist.“
“Ja. Ich muss es nicht wiederholen, oder?“
“Nein...“ lachte er.
„...Aber, ich denke ich muss meine Aussage revidieren. Es gibt etwas Schlimmeres.“
“Aha.“ Mac hatte das Gefühl immer mehr in sein Privatleben einzudringen und ihr war nicht ganz klar warum er es zuließ. Sonst war er immer so verschlossen. Vielleicht wollte er sie aber nur von einer weitern Pleite in ihrem Leben ablenken indem er eine aus seinem Leben erzählte. Sie war gerührt.
“Es war eine Frau.“ sagte er einfach. Zuerst wusste sie nicht was er meinte, doch dann...
“Du meinst...sie hat dich...mit einer Frau?“
Harm nickte.
“Und das Mac, ist das absolut Schlimmste und Peinlichste was einem Mann passieren kann.“
“Tut mir leid“, sagte Mac und zuckte hilflos mit den Schultern, „ich weis nicht was ich sonst sagen soll.“
Wieder nickte Harm und stellte erstaunt fest dass er die Sache plötzlich ein wenig amüsant fand. Besonders das er es gerade Mac erzählte, gut sie waren gute Freunde, die besten, aber trotzdem, wenn ein Mann betrogen wurde dann war das natürliche Verhalten eigentlich sich mit seinen Kumpels in einer Bar zu treffen und so lange zu trinken bis einem alles egal war.
Aber nicht wenn der Mann mit einer Frau betrogen worden war, das konnte er keinem männlichen Freund erzählen. Er wollte es auch niemand anderem als Mac anvertrauen. Harm wusste sie würde ihn deshalb nicht weniger schätzen oder lange darauf herumreiten. Männer hingegen...Männer waren da ganz anders. Auch wenn es seine Freunde waren, trotzdem würden sie ihn bei jeder Gelegenheit damit aufziehen. Und er war nicht wirklich scharf darauf. Auch wenn es ihm nicht gefiel es zuzugeben, es kratze schon an seinem Fliegerego.
“Das muss ganz schön an deinem Ego kratzen.“ sprach Mac seine Gedanken aus.
Wie macht sie das nur?
“Es ist nichts was ein Flug in einer Tomcat nicht wieder heilen könnte.“ erwiderte er tapfer.
“Du hast aber keine Tomcat zur Hand. Wenn du darüber reden willst, natürlich nur wenn es nicht zu privat ist, ich höre zu.“
“Ich weis.“
Mac war wirklich eine ausgezeichnete Zuhörerin. Warum hatte er ihr das nur noch nie gesagt?
“Ist schon komisch oder? Am Schluss bleiben immer wir zwei übrig.“ sagte Harm.
“Wie Butch und Sundance.“ sagte Mac und wunderte sich ob hinter Harms letzten Wort mehr steckte. Sie suchte in seinem Gesicht nach einer möglichen Antwort. Aber wieder nur dieses Nicken.
“Was glaubst du warum das so ist?“
“Ich weis nicht.“ antwortete sie und hätte alles dafür gegeben jetzt eine Sonnenbrille zu haben. Mac fühlte sich in seinem Blick gefangen. Seine Augen glänzten auf eine Art und Weise wie sie es noch nicht oft gesehen hatte. Schon gar nicht ihr gegenüber.
Warum musste er sich auch so komisch verhalten? Es war ungewohnt und Mac fand es unheimlich nicht zu wissen was er von ihr wollte. Er machte auch keine Anstalten es ihr irgendwie zu erklären.
“Vielleicht ist es ja Schicksal.“ meinte er leise und jetzt war dieser Glanz wieder verschwunden und an seine Stelle war Scheu getreten.
Du meinte Güte! Harm Rabb benimmt sich schüchtern!
“Was willst du mir sagen?“ fragte Mac schließlich. Sie wollte wissen was mit ihm los war.
Es war unfair von ihm die ganze Zeit schon zweideutige Kommentare zu machen und sie bedeutungsvoll klingen zu lassen. Harm sah unsicher zu Boden.
“Seit der Sache mit Reneè hab ich viel nachgedacht.“
Typisch Rabb! Das bringt mich kein Stück weiter.
“Es tut mir nicht Leid das du und Brumby kein Paar mehr seid. Es tut mir leid das es für dich so anstrengend war, aber ich bin froh das es vorbei ist.“
Er hatte erwartet dass Mac ihn jetzt wütend anschrie oder ihm eine Ohrfeige verpasste, und er hätte sie auch wahrlich verdient, aber stattdessen sah sie ihn mit großen fragenden Augen an. Harm holte ein letztes Mal tief Luft. Jetzt oder nie.
“Ich muss zugeben das ich eifersüchtig auf ihn war.“
“Warum?“
“Ich denke...dass ich..., “ er rang sichtlich mit den Wörtern dann fuhr er sich mit den Händen übers Gesicht und versucht ruhig zu bleiben.
“...ich denke, der Grund dafür ist das ich...mehr in dir sehe als nur einen Freund. Denke ich.“
“Denkst du?“
“Ich weis nicht wie ich es richtig erklären soll, ich habe Gefühle die über Freundschaft hinausgehen.“
“Was für Gefühle?“ Mac beschränkte sich äußerlich nur auf ihre Fragen, aber innerlich arbeitete ihr Hirn auf Hochtouren und versuchte Harms Worte auszuwerten.
“Ich weis nicht...“
“Als ich Reneè gesehen habe..., “ versuchte er das was in ihm vorging auf einem anderen Weg zu erklären. Ironisch, das er seine Ex-Freundin benutzte um einer anderen Frau seine Gefühle zu gestehen.
“... es war nicht schön. Aber es war auch nicht wirklich etwas was mich groß beschäftigt hätte. Verstehst du? Es war mir...egal. Aber es hat mich stutzig gemacht, ich meine wir waren zusammen, das sollte mir so was nicht egal sein. Zwischen Renée und mir, ich mochte sie, aber ich habe sie nicht geliebt. Irgendwie hab ich dann gemerkt dass es mich mehr geärgert hat das du mit Brumby zusammen bist als das sich meine Freundin mit einer Frau vergnügt.“
Er sah sie hoffnungsvoll an. Er hoffte dass sie verstand. Es fiel ihm doch so schwer die richtigen Worte zu finden.
“Willst du damit sagen...das du mich...liebst?“
“Nein...Ja...ehrlich gesagt Mac, ich weis es nicht.“
“Ich weis nur dass ich mehr für dich als für Renèe empfinde.“ setzte er schnell hinzu als er ihr enttäuschtes Gesicht sah. Wenn Mac enttäuscht war als er gesagt hatte es er nicht wusste ob er sie liebte, konnte das dann heißen das es ihr ähnlich ging. Auch für ihn mehr als Freundschaft empfand? Harm musterte sie. Sie saß immer noch auf dem Stuhl, hatte immer noch die Hände im Schoß, wirkte aber so als würde sie mit sich selbst einen Kampf austragen. Ein gutes Zeichen? Er hatte sie ja nicht verunsichern wollen, nur sich mitteilen. Getrieben von seinen Gefühlen, bei denen er nicht wusste was er von ihnen halten sollte.
“Was willst du jetzt von mir?“
Ja, was wollte er denn von ihr? Wissen wie es ihr dabei ging. Nur wir fragen?
“Wenn du auch...mehr als einen Freund in mir siehst dann, würde ich gerne in absehbarer Zeit mit dir ausgehen.“
“Harm...ich weis nicht was ich sagen soll. Damit hab ich nicht gerechnet.“ sie lachte nervös. Aber wenn er so ehrlich war konnte sie es auch sein. Das erste Mal seit sie ihn zu Rede gestellt hatte bewegte sie ihre rechte Hand und legte sie vorsichtig auf seine. Sie waren eiskalt.
“Ich mag dich. Ich mag dich sehr. Komischerweise glaube ich das ich dich auch mehr mag als meinen Ex.“
Auch Harm lächelte auf Grund dieser gemeinsamen Schicksalsfügung und entspannte sich. Sie mochte ihn, nicht schlecht für den Anfang. Immerhin hatte sie ihm noch keinen Kinnhacken verpasst. Auch eine gute Sache.
“Und ja, ich würde gerne in absehbarer Zeit mit dir ausgehen.“
Harm ließ geräuschvoll Atmen entweichen von dem er gar nicht wusste das er ihn angehalten hatte.
“Aber Harm, ich brauche ein wenig Zeit für mich. Die Sache mit Mic war kompliziert war kompliziert und um ehrlich zu sein hilft mir dein Geständnis auch nicht die Knoten in meinem Kopf zu lösen. Ich muss mir einfach über ein paar Dinge klar werden. Ich bin noch nicht bereit jetzt, oder in zwei Wochen mit dir...du weist schon. Außerdem wäre es Mic nicht fair gegenüber...Er liebt mich wirklich.“
“Ich weis. Mac, nimm dir soviel Zeit wie du brauchst. Ich will nicht das du dich zu etwas gedrängt fühlst.“
“Danke.“ sagte sie und dachte noch einen Augenblick nach.
“Wir haben viele Gemeinsamkeiten, wir sind aber auch sehr verschiedene Menschen. Es würde einfach nicht gut gehen wenn wir alles überstürzen.“
“Ja.“
“Ähm, Mac?“ fiel Harm noch etwas ein das er ihr unbedingt sagen musste.
“Ja?“
“Das mit Renèe...um genau zu sein weis sie nicht das ich sie gesehen habe und demzufolge habe ich auch nicht mit ihr gesprochen. Sie weiß also nicht dass es vorbei ist. Aber sobald wir wieder zu Hause sind werde ich alles klären. Ich dachte nur das du es wissen solltest.“
“Danke.“
“Ich geh dann ins Bett. Es ist schon spät.“ sagte Mac nach einer Weile und wie auf Kommando musste sie gähnen. Harm brachte sie zur Türe und wünschte eine gute Nach als ihm eine Idee kam.
“Mac?“
“Ja, Harm?“ sie drehte sich nochmals zu ihm um.
“Bekomme ich einen Gutenachtkuss?“
“Du spielst mit dem Feuer, Seemann.“ lachte sie.
Ich wusste doch das er was ausheckt!
“Ich weis.“
Wenn er unbedingt spielen will. Was du kannst, kann ich schon lange.
“Also gut.“
Mac sah ihm tief in die Augen und zog seinen Kopf mit beiden Händen leicht zu sich herunter. Ihr Kuss war sanft und zart, nur wie ein...leichter Hauch. Es überraschte sie ein wenig das sich seine Lippen so weich anfühlte. Harm verkörperte immer den starken Offizier. So hatte sie angenommen dass sie sich rau oder ein wenig hart anfühlten. Ihre Lippen waren auf seinen kaum spürbar und nur wie eine Ahnung auf seinen. Trotzdem war sein Körper so elektrisiert das er eine Glühbirne nur durch Anfassen hätte zum Leichten bringen können.
“Schlaf schön.“ flüsterte sie ihm ins Ohr und war aus der Tür noch ehe er merkte dass sie dieses kleine Spiel gewonnen hatte.
Verdammte Marineausbildung! fuhr es ihm heute schon das zweite Mal in den Sinn.
Dann ließ er sich in sein Bett fallen und es zeigte sich das gleiche Bild wie vor einigen Tagen. Nur das die Rollen diesmal getauscht waren. Er lag im Bett und wunderte sich das er heil aus dieser Sache gekommen war während Mac außen an der Tür lehnte und zufrieden lächelte. Als sie zu ihrem Zimmer zurückging, in dem schon ihr warmes Bett auf sie wartete, lief derselbe Page um die Ecke dem sie schon mal an diesem Abend begegnet war. Scheinbar schien er sich auch noch an sie zu erinnern. Er sah ihr verwundert hinterher und rätselte warum Frauen die Fähigkeit besaßen ihre Stimmung sooft wie er die Unterwäsche zu wechseln.
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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21. Dezember 2000
Hotel Lyon New York
Frühstücksraum 8.13Uhr
Obwohl die Nacht mal wieder viel zu kurz gewesen war pfiff Harm Rabb fröhlich als er die großen Flügeltüren zum Frühstücksraum des Hotels aufstieß. Wenn er es sich recht überlegte war es ein kleines Wunder das er es nach so wenig Schlaf sogar geschafft hatte seine Uniformhosen richtig herum anzuziehen. Fast die ganze Nacht hatte er wach gelegen und immer wieder alles Revue passieren lassen. Von dem Moment an als es am gestrigen Abend geklopft hatte bis zu dem Gutenachtkuss. Am meisten hatte er sich selbst überrascht. Obwohl er sich in der letzten Woche oft vorgestellt hatte wie er mit Mac reden sollte, was er sagen müsse um sie von seiner Ehrlichkeit zu überzeugen, so war es doch noch schwer zu glauben das er gestern hatte so frei reden können. Aber er hatte es geschafft. Hatte es geschafft auszudrücken was in ihm vorging. Und das Beste von allem war das sie verstanden hatte was ihn bewegte. Natürlich war da noch die Tatsache dass sie ihn sehr mochte und mit ihm ausgehen wollte. Es war alles gut gegangen. Niemand hatte sich überrumpelt gefühlt, oder gedrängt, oder in die Ecke getrieben, oder wütend, oder enttäuscht...niemand außer Brumby vielleicht. Aber der interessierte Harm im Moment nur minimal. Erleichtert klopfte er sich auf den Bauch als er feststellte dass er nicht nervös oder angespannt war. Es gab zwar keinen realistischen Grund warum es ihm so gehen sollte, aber, immerhin hatte sah er Mac heute das erste Mal nach der Unterhaltung wieder. Aber nein, er fühlte sich vollkommen cool.
Momentan traute er sich zu Bäume auszureißen. Ein 20 Meilenlauf...? Kinderspiel!, Ein Boxkampf mit Brumby...? Gar nicht der Rede wert!, Richter Morris in einem schwierigen Fall...? Kein Problem!, oder ein Rüge vom Admiral...? Leichteste Übung!
Selbst wenn ihm ein verrückter Fernsehmoderator eine Million Dollar dafür geben würde, heute war es gar nicht für ihn Möglich ein böses Gesicht zu machen. Wie auch? Bei den ganzen Glückshormonen die sein Körper im ¼ Sekundentakt auszuschütten schien?
Seine geballte gute Laune wurde auf eine harte Probe gestellt als er Mac und Brumby entdeckte. Beide machten ein Gesicht als hätten sie in eine Limette gebissen. Jeder saß an einem anderen Tisch, möglichst weit auseinander liegend und warfen sich abwechselnd giftige Blicke zu. Ein wenig ungläubig rieb sich Harm die Augen. Vielleicht war er doch noch zu müde? Aber nein, ihm bot sich immer noch der gleiche Anblick. Die Trennung schien beide Parteinen mehr zu belasten als er nach seinem Gespräch gestern Abend mit Mac gedacht hatte. Wenn seine Lieblingspartnerin nicht ihren ganzer Ärger mittels Blicken dem Australier entgegen schießen würde hätte sich Harm wohl doch Sorgen über ihre Entschlossenheit gemacht. Aber Gott sei Dank sah sie nicht so aus als würde sie sich nach Brumbys Gesellschaft sehnen. Die schlechte Laune des bulligen Lt. Commander schien sich aber, im Gegensatz zu seiner Exfreundin, nicht nur auf eine Person zu beziehen. Kaum hatte er Harm erblick verkrampfte sich sein Griff um die Gabel in der rechten Hand so sehr das die Knöchel weiß hervorschimmerten. Als das männliche Objekt seiner Abscheu sich dann auch noch erdreistete sich nichts aus seiner Wut zu machen stach er wild auf sein Rührei ein.
Trotz der dicken Luft beschloss Harm eine Waffenruhe zu Stande zu bringen. Irgendwie musste man noch zum Arbeiten kommen können. Sie waren so nahe dran, er konnte es riechen! Da ihn Brumby immer noch wie einen saftigen Hamburger ansah beschloss der Ex-Pilot, mutig wie er war, mit dem Marine in den Ring zu steigen. Schicksal wollte es das er dabei an Brumbys Tisch vorbeimusste. Keine zwei Schritte weiter drehte er sich verdattert um.
Hat mich Brumby eben angeknurrt?!
Argwöhnisch musterte er den anderen Offizier, aber der ließ sich nichts anmerken und begann dann das Rührei mit durchbohrenden Blicken zu versehen. Kopfschüttelnd setzte sich Harm zu Mac an den Tisch. Diese sah noch ein letztes Mal zu dem anderen Tisch und blickte dann den Mann vor ihr erwartend an.
“Mac, was soll das denn?“ fragte Harm und bemühte sich darum nicht vorwurfsvoll zu klingen.
“Was soll was, Harm?“ fragte Mac zurück. Harm wollte darauf hin entgegnen ob ihr ihre Mutter nie erklärt hätte dass man auf eine Frage nie mit einer Gegenfrage antwortete, ließ es dann aber in Anbetracht Macs komplizierten Familienverhältnissen sein. Lieber entschied er sich dafür direkt zum Punkt zu kommen.
“Ich meine DAS hier!“ dabei gestikulierte er zwischen ihr und Brumbys Tisch herum.
“Ach, ich habe nur keine Lust mir die ganze Zeit anzuhören das Ich am Ende unserer Beziehung Schuld bin. Als gingen alle Probleme immer von mir aus!“ verteidigte sie die Sitzordnung erschlagen. Harm wünschte sich sofort erneut die Zeit würde kurz anhalten sodass er Brumby die Nase auf jeder erdenkliche Weise brechen konnte. Warum nur, hatte dieser Mann das Bedürfnis Mac immer wieder so zu bedrängen? Harm hatte noch nie viel von dem Austauschoffizier gehalten, jedoch ihm genug Professionalität zugetraut um Mac wenigstens während den Ermittlungen in Ruhe zu lassen. Apropos Ermittlungen...
“Ich kann verstehen das diese...Situation unangenehm ist aber...wir müssen uns überlegen wie wir heute weitermachen, zu dritt.“
Mac nickte zwar zustimmend, sah aber nicht sehr motiviert aus.
“Ich setzt mich auch zwischen euch.“ bot Harm lächelnd an.
“Na dann.“ Mit Harm zusammen erhob sie sich schließlich und setzten sich, Harm in der Mitte, zu Brumby. Dieser knirschte mit den Zähnen und schon den Teller in einem Akt des Protestes von sich weg.
“Also...“räusperte sich Mac bevor sie begann.
“Ich denke wir sollten uns heute darauf konzentrieren wie wir herausbekommen wo hin Paxton nach seiner Ankunft am Flughafen gegangen ist. Vorschläge?“
“Wir könnten bei den Taxen am Flughafen nachfragen ob sich jemand an unseren Mann erinnern kann.“ schlug Harm vor.
“Gute Idee. Tu das am Besten selbst und ich werde mich mit Detektive Miller treffen. Er will heute noch mal die Aussage des Journalisten durchgehen und da gibt es ja noch diese Suchaktion nach dem Kerl der mit Paxton auf dem Videoband zu sehen war.“
“Und was soll ich machen...BOSS“ fügte Brumby spöttelnd hinzu als er sich das erste Mal zu Wort meldete.
“Du darfst Harm assistieren.“ gab sie wortkarg zurück und freute sich das Brumby die Lippen angewidert bei der Idee verzog seinem Erzfeind zur Hand gehen zu dürfen. Es war vielleicht nicht die feine englische Art den Australier so zu ärgern, aber hey, Marines sind auch nur Menschen.
“Wenn ihr fertig seid kommt bitte ins Präsidium. Ach, da fällt mir ein. Es ist mal wieder an der Zeit den Admiral über den Stand der Dinge aufzuklären.“ erwartend sah sie zwischen ihren beiden Kollegen umher. Aber leider meldete sich niemand freiwillig für diese Aufgabe.
“Gut, dann schreib ich mir das hier auch noch auf meinen „noch-zu-erledigen-Zettel“.“
“Du bist der Boss.“ lächelte Harm.
Mac beendete das Frühstück offiziell indem sie einen letzen Schluck Kaffee trank und ihre Kollegen in die kalte Luft New Yorks jagte.
Taxistand des J.F.K. Flughafen
New York
10.57h
Dem allgemeinen Gedrängel der Menschen schenkte Harm keine große Aufmerksamkeit als er die Ellbogen dazu einsetzte sich zu dem nächsten Taxifahrer mit Fellmütze und Fuchsschwanz an der Antenne seines Taxis durchzukämpfen. Etwas neidisch blickte er dabei auf seinen „Assistent“ dem dies viel besser zu gelingen schien. Die auf Feiertagsstimmung eingestellten New Yorker und Nicht New Yorker die wahrscheinlich Freunde oder Familien besuchten machten automatisch einen großen Bogen um den grimmig stapfenden Mann in Navyuniform. Kein Wunder, verkörperte er doch mit seiner Ebenezer Scrooge Imitation das genaue Gegenteil zu den allseits beliebten Weihnachtsmännern die sich alle paar Meter auf dem Fußgängerweg aufgestellt hatten um voller Inbrunst die Glocke zu läuten und Spenden einzusammeln. Hier und da verteilte auch einer dieser dicken Herren Bonbons an kleine Kinder. Das ganze wirkte wie auf einer Weihnachtskarte die man seiner Großmutter schickte um zu erklären warum man dieses Jahr schon wieder nicht zum dem Festtagsessen mit der ganzen Familie samt Omas Katzen kommen konnte, hätte Harm nicht einen Bärtigen entdeckt der sich vorsichtig umschaute um dann eine Flasche anzusetzen die in einer braunen Papiertüte steckte. Harm schüttelte den Kopf und hielt nach einem Fahrer aus dem er Paxtons Bild noch nicht unter die Nase gehalten hatte. Das ganze war eine ganz schöne Arbeit. Natürlich hätte man auch bei den Zentralen der Taxiunternehmen direkt fragen und sich eine Liste der eingesetzten Fahrer für diesen Abend heraussuchen lassen können. Aber wage sich mal einer mitten in ein Großraumbüro volle überbeanspruchter, unterforderten Hausfrauen die sich ihr Haushaltsgeld damit aufstockten den Fahrern ihre Kunden einzuteilen. Und das auch noch so kurz vor Heiligabend! Nein Danke! Da zwängte man sich doch lieber an Koffern und aus Transport-Clipper-Boxen jaulenden Hunden vorbei um einen übelgelaunten Taxifahrer bei der Kaffeepause zu stören.
Da bin ich wenigstens an der frischen Luft! , dachte sich Harm als er den nächsten Fahrer erspähte der sein Fahrzeug abstellte und gerade Anstalten machte ein Butterbrot aus dem Handschuhfach zu holen.
“Entschuldigen sie Sir!“ rief der Anwalt als er sich seinem nächsten Opfer auf Hörweite genähert hatte. Der Fahrer zog es vor so zu tun als hätte er nichts gehört und biss genüsslich in sein Brot, nur um danach den Mund zu verziehen und seine Mahlzeit genau zu mustern.
Harm ließ dem Mann höflicher weise genug Zeit um seine unfähige Ehefrau wegen ihrem mangelnden Sinn bezüglich Butterbrote zu verfluchen und klopfte dann gegen die Fensterscheibe auf der Fahrerseite. Unmotiviert seufzend deutete der Mann auf ein Schild das gut zu sehen am Armaturenbrett angebracht war. Dabei formten seine Lippen lautlos das Wort „Pause“.
“Ich will nirgendwo hinfahren Sir, nur ein paar Fragen. Ich bin Anwalt und...“ versuchte Harm seinem potentiellen Zeugen in diesem Fall durch die immer noch bis zum Anschlag hochgekurbelte Scheibe verständlich zu machen. Bei dem Wort Anwalt deutete der Fahrer fast panisch auf das Pauseschild.
Meine Güte, warum haben alle Menschen nur immer solche Abneigungen gegen Anwälte!
“Sagen sie meiner Ex das es nicht mein Kind ist und sie sich nicht einbilden soll das ich Vatergefühle bekomme nur weil an jeder Ecke ein fetter Kerl im roten Kostüm steht und Süßigkeiten verteilt!“ gab der Mann durch den winzigen Spalt den er heruntergekurbelt hatte zurück und widmete sich dann besonders interessiert den zwei grünen Schaumstoffwürfeln die vom Spiegel herunter baumelten.
“Sir bitte, ich komme nicht im Auftrag ihrer Ex.“
“Sagen sie Jackie das sie auch den Hund behalten kann, aber die Glotze bekommt sie nicht!“
Harm wurde es allmählich genug, er hatte kein Interesse daran noch mehr über die Probleme zwischen Taxifahrer-Frau und Fernseher zu erfahren. Vehement klopfte er gegen die Scheibe und deutete auf die Rangabzeichen an seinem Wintermantel.
“Hören Sie, ich bin Militäranwalt und ich suche diesen Mann.“ sagte er und hielt einen Schwarz/Weiß Ausdruck von dem Überwachungsband des Flughafens mit Paxtons Gesicht darauf gegen das angelaufene Glas. Misstrauisch beäugte der Fahrer Harm Gestalt durch das Auto und kurbelte die Scheibe so weit herunter das er in die Augen des Anwalts sehen konnte.
“Sie sind nicht hier um mich zu einem Vaterschaftstest zu zerren oder mir eine Vorladung in die Hand zu drücken?“ fragte der Taxifahrer, die Hand am Zündschlüssel, immer bereit das Weite zu suchen falls sich seine Befürchtungen doch als wahr herausstellten.
“Ich bin nicht auf Scheidungsrecht spezialisiert wenn sie das meinen.“ beruhigte Harm sein Gegenüber. Dieses ließ sich nun erleichtert in den Sitz fallen.
“Ohh gut. Wissen sie, meine Frau weis nichts von Jackie und diesem Kind. Sie soll es auch möglichst nicht erfahren. Die schmeißt mich sonst aus dem Haus. Haben sie schon mal auf zwei Hochzeiten gleichzeitig getanzt?“
Harm wunderte sich warum der Kerl auf einmal so zutraulich war und beschloss auf seine Frage keine Antwort zu geben. Immerhin vertrat er die Navy.
“Sir, ich bin von der Navy und ich suche diesen Mann. Er kam gestern hier an und hat wahrscheinlich ein Taxi genommen. Sie können sich nicht zufällig an ihn erinnern?“
“Kann ich mal sehen?“
Harm reichte dem Mann das Bild in der Hoffnung nun endlich eine Spur zu erlangen.
“Hmmm...könnte sein das mir das Gesicht bekannt vor kommt...der Ausdruck ist nicht sehr gut...ich weis wirklich nicht Recht, das ist so ein Allerweltsgesicht. Und dann habe ich heute auch noch nichts gegessen...“
“Könnten sie es nicht versuchen, es ist wirklich sehr wichtig das wir diesen Mann finden.“
“Wir? Hier laufen noch mehr von ihnen rum?“ fragte der Mann, sich plötzlich wieder davor fürchtend doch einem Anwalt für Scheidungsrecht zu begegnen.
“Nur noch ein Kollege. Keine Sorge, der kennt ihre Ex-Frau oder was sonst auch nicht.“
“Ah.“
“Sir, das Bild? Könne sie sich jetzt erinnern?“ hackte Harm nach als der Fahrer scheinbar in irgendwelchen Erinnerungen versunken war.
“Ich kann mich nicht entscheiden...aber vielleicht lassen sie mir das Bild hier und kommen morgen noch mal.“
“So viel Zeit haben wir nicht.“
“Nun wenn das so ist...wie wäre es wenn ich ihnen jetzt drei Dollar in die Hand drücke und sie mir an dem Sandwichautomaten im Flughafen etwas zu essen holen während ich noch mal genau nachdenke.“ schlug Mr. Taxi vor und wedelte mit drei Dollar Noten vor Harms Gesicht.
“Wissen Sie, wie leicht es heut zu Tage für einen guten Anwalt ist sich in allen Bereichen in Windeseile weiterzubilden. Egal was, Wirtschaftsrecht, Wettbewerbsrecht, Vertragsrecht, Erbrecht, Familienrecht...Scheidungsrecht. Und glauben sie mir, ich bin ein sehr guter Anwalt.“
Befriedigt bemerkte Harm wie der Fahrer die Lippen verzog und sein Geld zurück in die Hose stopfte.
“Na schön, bitte.“
Ruppig betrachtete er das Bild nochmals und drückte es dann Harm zurück in die Hand.
“Hab den Kerl gestern chauffiert.“
“Wohin?“
“Wollte zu dem Tattooschuppen in ner ganz miesen Gegend.“
“Welche Gegend und welcher Schuppen?“
“Weis nicht genau. Ihr Gesuchter hat mir nur gesagt wann und wo ich abbiegen soll. Als ich gemerkt hab wo es hingeht hab ich ihn rausgeschmissen. In solche Gegenden fahr ich nicht. Da muss man nur um Leib und Leben fürchten. Sie wissen schon, Drogen, Gangs, Geballere...“
“Danke, sie haben mir sehr geholfen.“ verabschiedete sich Harm schell und war auch schon auf der Suche nach seinem Assistenten als der Taxifahrer grummelnd ausstieg um sich nun selbst zum Sandwichautomaten zu begeben.
“Hey Bug...Brumby! Ich hab die Information. Lassen sie uns zu Mac ins Präsidium fahren.“ reif Harm dem wütend mit den Augen funkelnden Australier zu und nutze die Gelegenheit um ihn mit seinem Spitznahmen zu ärgern. Schließlich kam er so selten dazu den geliebten Austauschoffizier zu triezen wenn er mit Macs allmächtigem und wachsamen Auge beobachtet wurde.
Auf dem Weg ins Präsidium
In einem kleinen Mietwagen
Harm ging gerade seinem Lieblingsspiel nach und brachte das Blut seines Kollegen zum kochen in dem er enthusiastisch eine Werbejingle für Karamellbonbons im Radio mitsang als sein Handy zu den Melodien von „Jingle Bells“ heftig in seiner Manteltasche vibrierte.
Da er auf dem Display bereits erkannte wer anrief meldete er sich mit einem locker klingenden „Was gibt’s“ anstatt des gewohnten „Rabb“. Mic Brumby nutzte dies aufatmend um den Radio auszuschalten.
“Hey Mac...Ja wir sind gerade auf dem Weg...ein Taxifahrer glaubt ihn mitgenommen zu haben...laut dem Fahrer wollte er zu einem Tattooshop in einer üblen Gegend. Er hat ihn aber vorher abgesetzt weil es ihm zu gefährlich in der Umgebung wurde...es würde zu dem Bild das wir uns von Paxton gemacht haben passen...ich denke er hat den Tattooladen verwüstet...was soll das heißen...wieso, was ist denn passiert... ist okay, ich beeil mich.“
“Mac meint wir sollen so schnell wie möglich zu ihr kommen. Sie scheint wohl was wichtiges herausgefunden zu haben.“ erklärte Harm dem Mann auf dem Beifahrersitz knapp und drückte unwillkürlich kräftiger auf das Gaspedal.
Police Department 5
Abteilung Gewaltverbrechen
11.27h
Mindestens schon zum dritten Mal erwischte sich Mac wie sie nervös auf ihrer Unterlippe kaute. Sie beschloss sich von dieser unangenehmen Angewohnheit abzulenken in dem sie auf dem langen Flur der Abteilung auf und ab lief. Der Officer den ihr Miller als Unterstützung dagelassen hatte saß auf ihre Anweisung hin brav auf einem Stuhl und zählte interessiert die Punkte auf dem Linoleumfußboden. Immer wieder warf Mac einen Blick in Büros und war immer überzeugter das Miller, als er vor einer halben Stunde oder so aufgebrochen war, gleich alle verfügbaren Uniformierten aus ganz New York mitgeschleppt hatte. Die Abteilung Gewaltverbrechen war so gut wie leer gefegt. Nur hier und da sah man Polizisten vom einen Büro in das andere Huschen. Sie meinte auch jetzt zu wissen warum der Officer auf dem Stuhl so enttäuscht gewirkt hatte als Miller ihm den Befehl erteilte hier die Stellung zu halten. Er sah sehr jung aus und fühlte sich bestimmt zurück gelassen oder unwichtig. Aber darum konnte sie sich jetzt keine Sorgen machen. Mac hatte weit mehr zu tun als Seelsorge bei einem depressiven Hilfssheriff zu betreiben. Viel mehr machte sie sich Gedanken welche Konsequenz dieser Anruf für ihren Fall hatte. Mac konnte spüren dass sie kurz davor waren ihn aufzuklären, es fehlte nur ein kleines Puzzleteil, namens Paxton. Aber egal, nachdem Miller ihr von dem Anruf berichtet hatte konnte Mac vor ihrem inneren Auge sehen wie ihr Fall in kleine Brocken zerfiel. Und je länger ihre geschätzten Kollegen auf sich warten ließen, desto später konnte sie Miller nachfahren und je mehr Vorsprung Miller hatte desto mehr Beweise oder Zeugen würde er für sich beanspruchen. Mac hatte schon von Anfang an gemerkt das Detektive Miller keineswegs kooperativ sein würde. Natürlich wirkte er immer hilfsbereit und einigermaßen respektvoll wenn er mit den Anwälten zusammen traf. Nur hatte er die unangenehme Angewohnheit nicht sehr viel Vertrauen in das Talent der Militäranwälte in Sachen Ermittlungen zu legen. Und dies zeigte er auch. Das beste Beispiel dafür hatte sich eben gerade gezeigt. Indem Miller überhetzt mit seinen Leuten aufgebrochen war und sich geweigert hatte den Marine Colonel ohne Unterstützung ihrer Kollegen mitzunehmen. Anstatt seine Meinung logisch zu begründen hatte er ihr nur diesen Frischling mit gestärktem Kragen zur Seite gestellt und empfohlen zu warten bis die Commanders zurück sein. Mac hatte sofort Harm auf dem Handy erreicht, aber in Anbetracht seines fehlenden Talentes für Pünktlichkeit sollte sie sich wohl besser mit dem Gedanken anfreunden das vor kurzem passierte nur durch Polizeiakten zu sehen.
“Möchten sie noch einen Kaffee während sie warten?“ fragte der junge Mann auf dem Stuhl.
“Nein.“ grollte Mac zurück. Der Hilfssheriff ließ den Kopf betreten wieder sinken was bei ihr eine Welle des Mitgefühls auslöste. Der Arme wollte ja nur helfen.
“Aber vielleicht könnte ich ein Wasser haben?“
Sofort schnellte sein Kopf erfreut in die Höhe und im Nu war er auf der Suche nach einen Wasser verschwunden.
Zufrieden mit sich selbst wenigstens dies Katastrophe erfolgreich geregelt zu haben lehnte sich Mac an eine Wand und starrte gerade aus. Fünf Minuten und ein halbes Glas Wasser später hörte sie endlich schwere Schritte und Harm kam mit einem offensichtlich immer noch übel gelaunten Mic im Schlepptau durch die Tür.
“Was ist los?“ wollte Harm wissen als ihn Mac am Ärmel packte und ihre Gefolgschaft sofort wieder in Richtung Ausgang dirigierte.
“Vor einer dreiviertel Stunde ging bei der Feuerwehr ein Anruf ein. Marions Haus steht in Flammen.“
“Wie konnte das passieren?“
“Keine Ahnung. Miller ist mit einer Schar seiner Leute vorausgefahren.“
“Er hat mir auch einen Babysitter dagelassen.“ flüsterte Mac dann als sie der Officer in einem Streifenwagen zum Ort des Geschehens fuhr. Harms Blick blieb an dem Fahrer hängen und seine Lippen bildeten ein schiefes Grinsen.
“Das ist nicht witzig. Es könnte unsere ganze Theorie über den Haufen schmeißen.“
Flüsternd unterhielt sie sich mit Harm der ebenfalls auf der Rückbank Platz genommen hatte während Brumby auf dem Beifahrersitz thronte und missmutig den Marine und den Ex-Piloten im Rückspiegel beobachtete. Dabei achtete er genau darauf das keiner der Beiden sich aus einem „Zufall“ heraus zu nahe kamen.
“Glaubst du es war Paxton?“
“Wer sonst? Er hat den Tattooladen durchsucht und versucht mit dem Brand Beweise zu vernichten. Harm er war es. Da bin ich mir absolut sicher.“
“Das hilft uns aber nicht wenn wir keine Beweise oder Paxton selbst finden.“
“Ich weis, ich weis. Lass uns einfach hoffen er hat Spuren hinterlassen, okay?“
“Okay, du bist der Boss.“
“Hör endlich auf mich Boss zu nennen. Ich fühle mich dabei immer 10 Jahre älter.“
Harm verkniff sich einen Kommentar und erwischte stattdessen Brumby beim Beobachten. Schnell sah dieser weg und blickte unschuldig aus dem Fenster.
Bei Marions Haus angekommen überblicken die drei Anwälte dass Schlammassel. Das Haus brannte lichterloh während überall Feuerwehrmänner dicke Schläuche hinter sich her zogen und versuchten das Feuer von den Nachbarhäusern abzuhalten. Hier und da heulte eine Polizeisirene auf und verschreckte die Menschentraube aus Nachbarn und Schaulustigen die sich hinter den gelben Absperrungen ein Loch in den Bauch starrten. Der Officer den Mac ihren Begleitschutz nannte führte sie durch die Absperrungen und ließ sie dann stehen um Detektive Miller zu benachrichtigen. Dieser kam gleich darauf in Begleitung eines großen Feuerwehrmannes auf dessen Helm „Chief“ stand.
“Commanders, Colonel MacKenzie, das hier ist Chief Laberge. Er wird uns einen Lagebericht geben.“
Der Chief nickte bevor er auf jede Frage antwortete.
“War es Brandstiftung?“ schoss es aus Mac heraus ehe jemand anderes daran denken konnte den Mund aufzumachen.
“Das können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Das Feuer muss erst gänzlich gelöscht werden bevor wir damit anfangen könne die Ursache zu suchen.“
“Wann können wir mit ersten Ergebnissen rechnen?“
“Naja, es wird sicher noch ein paar Stunden dauern bis der Brand gelöscht ist. Dann beginnen wir das Haus vom Erdgeschoss an zu untersuchen. Wenn es Hinweise auf Brandstiftung gibt werden die Ermittler der Polizei alles Weitere übernehmen.“
“Haben sie eine Vermutung?“
Der Feuerwehrmann hob hilflos die Arme.
“Tut mir leid Ma’am. Im Moment wissen wir gar nichts. Es könnte genauso gut ein Kabelbrand gewesen sein. Das Haus steht seit einigen Tagen leer. Vielleicht hat sich auch ein Tier in das Haus verirrt und etwas angeknabbert. Ich kann es beim besten Willen nicht sagen.“
“Danke Bill, das war dann alles.“ entließ ihn Miller mit einem freundschaftlichen Klaps auf den Arm dann wandte er sich an Mac.
“Colonel ich würde meinen das es für sie nicht mehr viel zu sehen gibt bis man das Haus betreten kann. Gehen sie doch einen Kaffee trinken, ich rufe sie sofort an wenn meine Leute sich den Tatort ansehen.“ schlug Miller vor.
“Tatort? Sie gehen also auch von einer Brandstiftung aus.“
“Ich gehe generell immer von einem Tatort aus bis das Gegenteil bewiesen ist Commander Rabb. Übrigens, ganz hier in der Nähe gibt es ein nettes kleines Cafe. Ich kann ihnen den Weg zeigen.“
“Wollen sie uns loswerden?“ wollte Mac wissen und stellte sich bedrohlich vor Miller auf.
“Ganz im Gegenteil Colonel. Ich dachte nur sie wollen die Zeit lieber damit verbringen ein paar Gesetzbücher abzustauben anstatt hier unnütz herumzustehen.“ spöttelte der Detektive und erregte nun vollends den Zorn eines Marines.
“Wollen sie etwa andeuten dass ihre Horde aus Hilfssheriffs hier die Ermittlungsarbeit besser erledigen kann als wir Anwälte?“
“Das wollte ich nie andeuten...“
“Wir sind nicht nur Anwälte, Mr. Miller, wir sind Militäranwälte. Wir haben eine Ausbildung hinter uns bei der jeder ihrer Officers wahrscheinlich nur bei dem Gedanken daran ins Schwitzen gerät.“
“Ich wollte sie nicht wütend machen...“ versuchte Miller seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen. Anscheinend wurde ihm jetzt erst bewusst dass man sich nicht mit Marines anlegte. Eine Lehre die Harm schon vor Jahren lernen musste. Also beschloss er Mac zu beruhigen bevor sich die selbst noch aus dem Ermittlungen rauskatapultierte.
“Was der Detektive damit sagen wollte ist das er unsere Arbeit anerkennt und in Anbetracht dessen anbietet mit seinen Leuten die Vorarbeit zu übernehmen damit wir uns eine kleine Pause gönnen können.“
“Genau so war es gemeint und nicht anders.“
“Komm Mac, lass uns dieses Cafe suchen. Ich bin sicher Mr. Miller wird uns telefonisch über alles im Laufenden halten.“
Nur schwer ließ sich Mac überzeugen aber schließlich hatte es Harm doch geschafft ihr einen süßen Kaffee vor die Nase zu stellen. Nach drei oder vier Tassen von diesem Aufputschmittel hatte sich seine Partnerin beruhigt und telefonierte sogar freiwillig mit dem Admiral. Dieser animierte den Marine in ihr aber wieder dazu Miller in den Hintern zu treten sodass Harms Beruhigungsarbeit völlig für die Katz war. Auf ihr Gedrängel hin standen alle drei eine Stunde und dreißig Minuten später wieder vor dem Tatort und sahen dabei zu wie die Feuerwehrmänner die letzten Flammen mit genug Wasser löschten um einer ganzen Armee Navypiloten das Schwimmen beizubringen. Gerade als Mac damit anfangen wollte die Ruinen selbst auseinander zu nehmen kam ihr Babysitter und verfrachtete alle wieder ins Präsidium.
Police Department 5
Abteilung Gewaltverbrechen
30 Minuten später...
“Ahh, da sind sie ja! Gut das sie so schnell kommen konnten.“ begrüßte sie Miller überschwänglich und geleitete Mac, Harm und Brumby in einen Raum in dem ein großes Fenster angebracht war durch das man in einen Verhörraum sehen konnte.
“Warten sie hier einfach. Danken könne sie mir später.“ damit war er verschwunden und tauchte fast Augenblicklich in dem Verhörraum wieder auf wo er sich zu einem jungen Mann an einen kleinen Tisch setzte.
“ Den kenne ich doch!“ rief Brumby plötzlich und spürte zwei Paar verwunderte Augen auf sich ruhen.
“ Das ist der Kerl der mit Paxton auf dem Videoband des Flughafens zu sehen war!“ erklärte er.
“Bist du dir sicher?“
“Absolut.“
“Ich frage mich wo ihn Miller aufgetrieben hat.“ überlegte Mac, unterbrach dann aber ihre Gedanken als im Verhörraum ein Kassettenrecorder angeschaltet wurde.
“Mein Name ist Detektive Miller. Nur für die Akten, Name, Beruf, Wohnort.“
Der junge Mann beugte sich zum Recorder.
“Mein Name ist George Allair, ich bin Student und wohne im Studentenwohnheim der New York University.“
“Man hat ihnen ihre Rechte vorgelesen?“
“Ja Sir.“
“Sie haben das alles verstanden?“
“Ja Sir.“
“Sie wissen das sie hier nichts aussagen müssen was sie belastet?“
“Ja Sir.“
“Mr. Allair, sie wissen warum sie hier sind?“
“Die Polizei hat nach mir gesucht.“
“Wo und wann hat man sie aufgegriffen?“
“Vor ungefähr einer Stunde am Campus.“
“Har man ihnen gesagt warum man sie sucht?“
“Der Officer der mich festgenommen hat sagte ich sei Verdächtiger bei einem Mordfall.“
Mac wurde hellhörig.
Miller legte jetzt ein paar Hochglanzfotos auf den Tisch. George Allair betrachtete sie eindringlich.
“Sagen sie mir bitte was sie darauf sehen.“
“Das ist mein Rucksack.“
“Können sie mir sagen warum wir auf dem Rucksack menschliches Blut gefunden haben?“
Bevor der Student antworten konnte bekam er ein neues Foto zu sehen.
“Kennen sie diesen Mann?“
“Ich habe ihn schon gesehen.“
“Wissen sie wie er heißt?“
Der junge Mann zögerte.
“Nicht genau.“
“Das ist Ed Marion. Er wurde ermordet. Haben sie eine Erklärung dafür das das Blut an ihrem Rucksack, dieselbe Blutgruppe wie das von Mr. Marion ist?“
Harm schielte zu Mac. Ihm kam das alles etwas aufgesetzt vor. Ihrem ungläubigen Gesicht zu Folge schien sie es genau so zu sehen.
“Wo waren sie am 18. Dezember gegen 22 Uhr?“
“Ich...war in Mr. Marions Haus.“
Mac zog erschrocken die Luft ein.
“Warum?“
“Ich...“ rang der Student mit sich.
“Soll ich ihnen die schriftliche Aussage vorlegen die sie kurz nach ihrer Festnahme gemacht haben?“ fragte Miller schroff.
“Nein. Ist nicht nötig...ich wolle in das Haus einsteigen um es auszurauben.“
“Schildern sie bitte was dann passierte.“
“Ich stieg durch ein Fenster ein. Alles war ruhig aber dann stand plötzlich dieser Mann vor mir und griff mich an. Wir rangelten miteinander und dann bekam ich ein Messer zu packen und stach auf ihn ein.“
“Dabei haben sie Mr. Marion eine tödliche Wunde am Hals zugefügt?“
“Ja. Muss wohl so sein wenn er jetzt tot ist.“
“Was war dann?“
“Dann hab ich gemacht das ich weg komme.“
“Sie haben nichts mitgenommen?“
“Nein. Ich wollte nur noch weg. Man bring ja nicht jeden Tag jemanden um.“
“Aber sie haben am 18. Dezember Ed Marion umgebracht. Korrekt?“
“Ja Detektive.“
Miller lehnte sich genüsslich in seinem Stuhl zurück und zwinkerte unauffällig in Richtung des großen Spiegels von dem er wusste das die Anwälte alles mit Hilfe des Fensters beobachteten.
“Mr. Allair. Erzählen sie uns von dem Brand.“
Mac schnappte erneut nach Luft.
“Das ist abgesprochen. Er deckt Paxton!“
Mit einem Handzeichen rief Harm zur Ruhe und beobachtete das Verhör weiter was ihm einen wütenden Blick seitens Mac einbrachte.
„Ich habe das Haus angezündet.“
“Warum haben sie das getan?“
“Ich...ein Kumpel, er ist sehr gut mit Computern, hat mir gesagt das die Polizei nach mir sucht.“
“Da haben sie Panik bekommen.“
“Ja. Ich dachte dass sie mich kriegen. Also hab ich das Haus angesteckt um die Beweise zu vernichten.“
“Wie haben sie das getan?“
“Ich hab Brennbeschleuniger zum Grillen gekauft und im Wohnzimmer über dem Sessel ausgehrt. Dann hab ich eine Zigarette angesteckt und auf dem Sessel liegen lassen. Alles ging sofort in Flammen auf.“
Miller nickte zufrieden.
22. Dezember 2000
Rockefeller Center
New York
21.30h
Etwas fröstelnd schritt sie den Platz ab und blieb dann schließlich am Rand der kleinen Schlittschuhbahn stehen. Langsam sog Mac ihre Umgebung in sich auf. Es war kalt, aber nicht so kalt das es unangenehm wurde, es war eher eine gemütliche Kälte die perfekt zu der Atmosphäre passte. Mit großen Augen betrachtete sie den riesigen Weihnachtsbaum dessen tausende Lichter in dem kleinen Schneegestöber das vor ein paar Minuten eingesetzt hatte wie kleine Sterne leuchteten. Die großen goldgelb leuchtenden Figuren stellten Engel da die ehrvoll in ein Horn bliesen. Zusammen mit den vielen fröhlichen Schlittschuhfahrern stellte sich ein Bild da das ideal für eine Weihnachtskarte war. Mac sah zu wie immer wieder Menschen mit Schlittschuhen das Eis betraten und verließen um kurz zu verschnaufen. Obwohl es schon relativ spät war waren noch viele Eltern mit ihren Kindern unterwegs. Diese schlitterten begeistert, obwohl noch etwas unbeholfen und schwenkten ihre Pudelmützen während die Eltern hinter ihnen herjagten um ihre Sprösslinge dazu zu bewegen eben diese Wolldinger wieder auf ihre Köpfe zu ziehen. Normalerweise empfand Mac eine solche Harmonie als unangenehm und Spott wenn sie an ihre eigene nicht gerade rosige Kindheit zurückdachte. Sie war als Kind nicht ein Mal Schlittschuh gefahren und als sie dann von zu Hause abgehauen war hatte sie versucht so krampfhaft erwachsen zu werden das ihr etwas so simples wie Schlittschuh fahren kindisch vorkam. So hatte sie es bis heute noch nicht geschafft eine solche Eisfläche zu betreten. Ein verflossener Liebhaber hatte ein Mal versucht sie zu so einer Aktion zu überreden, doch Mac hatte es geschafft mit ihren außerordentlichen rhetorischen Talenten die Idee zu verwerfen. Sie war erleichtert und er fragte nicht weiter. Traurig blieben ihre Gedanken dann wieder ein Mal bei Mic Brumby hängen. Mic Brumby der sie eigentlich an Weihnachten groß ausführen wollte und jetzt wahrscheinlich immer noch verletzt und wütend in seinem Hotelzimmer saß und den Koffer packte. Unangenehme Zweifel darüber ob es richtige gewesen war so kurz vor Weihnachten und Neujahr mit ihm Schluss zu machen packten sie. Aber ihr Marinestolz errettete Mac davor in Missmut zu zerfallen. Man sollte mit jemandem zusammen sein weil man ihn wirklich liebte und nicht weil man nicht schon wieder an Weihnachten alleine sein wollte. Aber Mac tröstete sich mit dem Gedanken das es ja nicht der erste Heiligabend war den sie alleine verbringen musste. In dieser Übung hatte sie so viel Routine das sie wahrscheinlich Weltmeister werden würde wäre dies eine olympische Disziplin. Also war es vielleicht doch nicht so übel das die vielen eng an einander hängenden Paare so viel Harmonie versprühten als sie über das Eis glitten. Bestimmt war es einen Versucht wert sich davon etwas aufheitern zu lassen. Deswegen war sie ja eigentlich auch hier her gekommen. Nach dem stressigen gestrigen Tag und dem Telefongespräch mit dem Admiral konnte sie etwas Harmonie gut gebrauchten. Nachdem sie gestern mit Harm und Mic das verhör des jungen Studenten verfolgt hatte war Miller zu ihnen gekommen und hatte stolz verkünden den Fall gelöst zu haben. Sie war natürlich ohne einen Blick mit ihren Kollegen zu wechseln dem Detektive fast an den Hals gefallen...
Flashback...
„Tja, wie gesagt, gratulieren sie mir später. Der Fall ist gelöst, da haben sie ihren Täter.“ prahlte Detektive Miller mit stolzgeschwellter Brust und klopfte Mic dabei kumpelhaft auf die Schultern. Dieser strafte den älteren Mann mit einem wilden Blick und ging einen Schritt zu Seite so dass Millers Hand von seiner Schulter rutschte.
“Ist DAS ihr Ernst Detektive?“ presste Mac hervor.
Miller sah verwundert in die ernsten Gesichter der Militäranwälte und wedelte mit einem Zettel.
“Er hat das Geständnis unterschrieben. Allair hat alles zugegeben. Er wollte Marions Haus ausräumen ist erwischt worden, hat zu gestochen und das Haus dann angezündet um Beweise zu vernichten. Ganz einfach.“ erklärte er in einem beruhigenden Ton. Mac ließ sich davon allerdings nicht einlullen. Energisch machte sie einen Schritt auf dem Mann mit Markte zu und entriss im grob sein gefeiertes Geständnis.
“Ich frage noch mal...Ist DAS HIER, “ nun wedelte sie mit dem Geständnis, „ ist das ihr Ernst. Als professioneller Polizist?“
“Er hat gestanden!“ gab Miller erschrocken zurück. Er konnte nicht verstehen warum die Anwältin so einen Aufstand machte.
“Dieses Geständnis ist absoluter Müll! Es ist doch ganz klar das dieser Student nicht die Tat begangen hat...“
“Und warum sollte er sich dann selbst belasten?“
“Er deckt jemanden.“
“Wen deckt er denn bitte schön. Belehren sie mich, denn ich werde aus dem was sie Reden nicht schlau Lady!“
“Paxton!“ rief Mac und sah sich Hilfe suchen nach ihrem Partner um. Harm fing ihren Blick auf und war in nur einer Sekunde neben ihr.
“Ihnen ist doch wohl klar dass wir das hier nicht akzeptieren werden.“ stellte Harm in seinem für ihn typischen ruhigen und sachlich klaren Tonfall klar.
“Ed Marion war ein Marine und wir können ihre halbherzigen Ermittlungen nicht akzeptieren.“ redete er weiter und Mac nickte zustimmend.
“Halbherzige Ermittlungen? Sie sind nicht der einzige der hier arbeitet. Nur weil sie solche hübschen goldenen Metallpins an ihrer Jacke tragen müssen sie nicht denken dass sie mehr auf dem Kasten haben. Meine Jungs und ich haben rund um die Uhr an dem Fall gearbeitet und wir haben den Täter gefunden. Vor ihnen. Also beschweren sie sich jetzt nicht nur weil meine Leute besser und effizienter waren. Während sie Akten gewälzt und Kaffee geschlürft haben sind meine Officers in den übelsten Gegenden auf Spurensuche gewesen! Wir haben uns den Erfolg reglich verdient und ich werde mir die Lorbeeren jetzt nicht von ein paar eifersüchtiger Marines oder was auch immer wegnehmen lassen bloß weil sie frustriert über ihren Schreibtischjob sind!“ wütete Miller und zuckte zusammen als Mac wütend noch einen Schritt nach vorne machte.
“Ich bin keines Wegs frustriert! Mein Sinn für Gerechtigkeit schlägt nur Alarm wenn er ihre Art zu ermitteln sieht. Wir haben alle unsere Ergebnisse mit ihnen geteilt. Sonst hätten ihre so wundervoll ausgebildeten Leute doch gar nicht gewusst wo sie suchen müssen.“
“Wollen sie meiner Abteilung Unwissenheit unterstellen?“
“Nein, ich unterstellte ihrer Abteilung Unprofessionalität und Voreingenommenheit!“
“Treiben sie es nicht zu weit Lady sonst muss ich mich bei ihrem Vorgesetzten beschweren.“
“Tun sie sich keinen Zwang an. Unser CO steht voll und Ganz hinter uns. Mal sehen ob das ihr Boss auch tut nachdem ich ihm erzählt habe wie leichtsinnig und naiv sie diesen Fall behandelt haben. Das wirft kein gutes Licht auf den angeschlagenen Ruf der New Yorker Polizei, nicht wahr. Und es wäre auch sicherlich ganz schlecht für die Wiederwahlen des Bürgermeisters, oder?“
Mac spürte eine beruhigende Hand an ihren Rücken und musste nicht nachsehen um zu wissen das es Harm wahr. Sie wusste sehr wohl dass sie sich hier weit aus dem Fenster lehnte und einigen Leuten auf die Füße trat. Aber sie konnte es einfach nicht glauben das sich Miller so stur stellte.
“ Sie können es drehen und wenden wie sie wollen Lt. Colonel MacKenzie, der Fall ist abgeschlossen und die Akte kommt zu den anderen abgeschlossenen Fällen. Also fliegen sie nach Hause und passen sie auf das wir uns nie wieder über den Weg laufen.“
“Wollen sie mir drohen?“ Macs Augen glitzerten gefährlich als sie Millers Blick gefangen hielt.
“Oh, nein. Ich will damit nur sagen dass sobald sie aus dieser Tür sind ich den Bürgermeister anrufen und dafür sorgen werde das sie nie wieder auch nur eine Ermittlung in New York leiten werden.“
Harm schob sich vorsichtig zwischen die vor Wut überlaufende Mac und den gefährlich mit den Zähnen knirschenden Miller.
“Ich denke wir sind hier fertig.“ sagte er und sah seine Partnerin eindringlich an.
“Oh ja das sind wir allerdings.“ entgegnete Miller und stieß die Tür als stumme Forderung sie sollten jetzt endlich verschwinden weit auf.
“Bevor wir gehen sollten sie zur Kenntnis nehmen das vielleicht ihr Fall beendet ist, aber nicht unserer. Wir werden dem ganzen weiter nachgehen und sie können sich ja selbst denken was passiert wenn wir zu einem anderen Ergebnis kommen.“
Harm machte eine Pause um seine Worte wirken zu lassen die nun endgültig dafür sorgten das Miller vor Zorn rot anlief. Dann schob er Mac vor sich aus der Türe und achtete darauf das Brumby auf dem Weg nach draußen nicht verloren ging.“
Ende Flashback...
Das darauf folgende Gespräch mit Chegwidden war auch nicht erbauend gewesen. Mac hatte darum gebeten weiter an dem Fall arbeiten zu dürfen war aber von dem Admiral harsch unterbrochen worden. Er hatte bereits einen sehr wütenden Anruf des SecNav erhalten der seinerseits sehr wütend über ein nicht gerade positives Gespräch mit dem Bürgermeister New Yorks war. Mac hatte laut aufgestöhnt als der Admiral erklärt hatte das er sehr erfreut über ihren Ehrgeiz und Eifer war ihm allerdings die Hände gebunden seien da der Fall bereits an das NCIS abgegeben worden war. Auf Empfehlung des SecNav natürlich der damit die angeschlagene Beziehung zu der Politik wieder aufbessern wollte. Nach einem kleinen Wortgefecht mit ihrem CO hatte sie sich schließlich geschlagen gegeben und das Gespräch beendet. Allerdings hatte sie erreicht dass Marion in Arlington beerdigt werden konnte und sie sein Geleit übernehmen durfte. Damit konnte sie wenigstens wein Wenig Gutes für den Mann tun wenn sie schon nicht seinen Mörder gefunden hatte. Da die Polizei ihren Schuldigen hatte wurde die Suche nach Paxton eingestellt und was der NCIS unternehmen würde war noch nicht klar da man dort erst nach den Feiertagen mit den Ermittlungen beginnen wollte. Generell war die Situation äußerst unangenehm und unbefriedigend. Sie hatte keinen Täter, hatte keine Beweise, die Zeugenaussage des Journalisten war ohne das ominöse Buch wertlos und bestenfalls legten die Leute des NCYS den Fall als ungelöst ab. Das war nicht der erste Fall den sie ungelöst lassen musste, jedoch machte es sie diesmal unglaublich zornig. Dieser Paxton hatte mit seiner Einstellung gegenüber Menschen anderer Herkunft nicht nur sie beleidigt und entwertet sondern auch die Marines in den Dreck gezogen. Mac hätte ihn nur zu gerne geschnappt und in sein Gesicht gesehen wenn die Jury ihr Urteil sprach. Er hatte junge Leute ohne Motivation oder Leitfiguren, die gerade den Marines beigetreten waren um solche Dinge zu finden, beeinfluss und ausgenutzt. Hatte sie zu schlechten Menschen gemacht die ihre Taten dann ihr ganzes Leben bereuten und wenn sie dann mit ihrem vorigen Leben Schluss machen wollten brachte er sie herzlos um. Genau wie er es mit Marion gemacht hatte. Er hatte ihn brutal ermordet und dann das Haus angesteckt um Beweise zu vernichten. Vielleicht eine Spur von ihm die bei vorigen Untersuchungen übersehen worden war und bisher nur darauf gewartete hatte entdeckt zu werden. Oder vielleicht hatte er das Protokollbuch seinen „Vereins“ gleich mit in den Flammen vergehen lassen. Sie wusste es nicht. Mac hatte nur Vermutungen, Thesen, Behauptungen und Theorien. Aber das Fehlen von Beweisen war es was ihr schließlich endgültig klar machte dass der Fall gelaufen war. Sie würde ihn nicht aufklären können. Ironisch das diesmal die guten Jungs verloren hatten obwohl ein allgemein bekanntes Sprichwort doch das Gegenteil behauptete.
„Hey Marine.“
Erschrocken fuhr sie herum, bereit sich vor jedem erdenklichen Angreifer zu schützen und erleichtert zusammensackend als sie sah dass es „nur“ Harm war. Er stand in einen Wintermantel gehüllt vor ihr. Unter dem rechten Arm ein Packet geklemmt und beide Hände in den Jackentaschen vergraben.
“Harm! Erschreck mich doch nicht so.“ belehrte sie ihn und versuchte entgegen ihrer Stimmung heiter zu klingen.
“Entschuldigung. Du sahst aus als würdest du über den Sinn des Lebens nachgrübeln.“ stellte er offen in den Raum und hoffte dass sie aufspringen und ihr sagen würde was los war. Nicht das er es sich nicht schon denken konnte. Mac hatte einen sehr ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und da war es leicht zu erraten das es ihr schwer zu schaffen machte diesen Fall nicht lösen zu können. Besonders weil das Opfer ein Marine gewesen war der sein Leben ändern wollte so wie sie es vor langer Zeit getan hatte. Es musste ihr unheimlich unfair vorkommen dass Marion nie die Chance dazu erhalten hatte.
“Nicht über den Sinn des Lebens...“
“Mac, du solltest dir keine so großen Gedanken machen. Du hast den Fall großartig angepackt und es ist nicht deine Schuld das es so ausgegangen ist.“
“Wenn du meinst.“
“Du hast nichts falsch gemacht. Es war Schicksal.“
Mac sagte nichts sonder beäugte ihn nur zweifelnd.
“Es ist nur so unfair. Ich weis das es Paxton war nur scheint das außer mir keiner zu glauben.“ sagte sie und zeigte einen Teil ihrer Verzweiflung.
“Ich glaube auch dass es Paxton war. Aber wir können nichts tun als unsere Erkenntnis dem NCIS mitzuteilen und abzuwarten was die herausbekommen. Es ist wie der Admiral sagte, uns sind die Hände gebunden.“
“Du gibst ziemlich schnell auf.“ kommentierte sie bissiger als es ihr lieb war.
“Ich glaube nur dass du dir etwas Ruhe gönnen solltest bevor du dich nach den Feiertagen wieder in die Arbeit stürzt. Überleg mal was in der letzten Woche alles passiert ist. Genieß erst mal die freien Tage, dann kann man immer noch weiter sehen.“
“Wahrscheinlich hast du Recht.“ gab sie sich unter Harm erdrückenden und korrekten Argumentation geschlagen.
“Du gibst ziemlich schnell nach.“ veränderte Harm ihre vorige Aussage zu seinen Gunsten und bekam dafür ein erhofftes Lächeln.
“Was hast du da?“ fragte Mac ein paar Sekunden Stille und deutete auf das Paket unter Harms Arm.
“Och, nur ein kleiner Freundschaftsdienst.“ grinste er verschworen. Mac kniff die Augen zusammen und musterte ihn einen Augenblick.
“Was?“ fragte er seine Partnerin lachend.
“Das hat was mit dieser Männersache zu tun die du mit Harriet nicht besprechen wolltest...warum warst du mit Bud noch mal im Einkaufszentrum?“
Harm schenkte Mac ein liebevolles Lächeln.
“Erwischt! Aber ich darf es nicht verraten. Das ist ein Geheimnis zwischen Bud und mir.“
“Ich glaube nicht dass mir das gefällt. Ich hoffe dass du den armen Bud nicht in Schwierigkeiten bringst. Er hat einen Sohn und eine Ehefrau zu versorgen wie du sicherlich weist.“
“Ich bringe niemanden in Schwierigkeiten. Wenn dann hat mich Bud da rein gezogen.“ verteidigte sich Harm betont unschuldig.
Mac murmelte ein ungläubiges „natürlich“ und bekam einen gespielt entrüsteten Klaps auf den Arm als Antwort.
“Was machst du eigentlich hier? Dein Flug muss doch schon auf dem Rollfeld sein. Ich denke nicht dass sie auf dich warten, auch wenn deine Flügel noch so schön glänzen.“ neckte Mac.
Harm und Mic flogen noch am selben Abend zurück nach Washington während sie noch ein Wenig Papierkram erledigte und dann Marions Leiche morgen zurück begleitete.
“Mein Flug geht erst in neunzig Minuten und ich wollte nur schnell sicher gehen ob bei dir alles in Ordnung ist. Mehr nicht.“
“Vielleicht will ich dich auch nur davon überzeugen doch heute mit zurück zu fliegen und mich nicht Brumby allein zu lassen.“ bat Harm.
“Er ist ganz schön sauer auf dich, oder?“
“Das ist gar kein Ausdruck, Mac. Ich glaube ich werde sicherheitshalber nicht im Flugzeug schlafen.“
“Das legt sich bestimmt wieder.“ beruhigte sie.
“Ja sicher. Er kann ja nicht ewig in unserem Land bleiben. Sicher vermisst man ihn in Down Under.“ spöttelte Harm und er war es der diesmal einen Klaps auf den Arm bekam.
“Hey, rede nicht so über meinen Ex...du musst erst mal beweisen das du es besser kannst!“
Unvorbereitete auf so ein Kommentar starrte Harm sie an und es entstand eine unangenehme Stille die schließlich von Mac unterbrochen wurde.
“Wie wäre es wenn wir uns morgen Abend ein paar Videos ausleihen und dein Sofa besetzen?“
Harm sah sie mit ernstem Bedauern an.
“Tut mir leid Mac aber ich fahre Morgen Abend noch nach Pennsylvania. Meine Großmutter besuchen. Tut mir wirklich leid.“
Mac sah einem Moment traurig und beschämt zu Boden bevor sie ihn wieder ansehen konnte.
“Kein Problem. Aber wir sehen uns doch morgen auf der Weihnachtsfeier von Bud und Harriet, oder?“
“Natürlich. Ich will doch meinen Lieblings-A.J. nicht enttäuschen.“
Und auch nicht meinen Lieblingsmarine, fügte er in Gedanken dazu.
“Na dann, bis morgen Abend.“ sagte Mac.
“Ja. Bis dann.“ verabschiedete sich Harm, drehte sich aber noch mal um als ihm etwas einfiel.
“Soll ich dich vom Flughafen abholen?“
Mac winkte etwas zu schnell ab um nicht einen kleinen Teil von Harm Gefühlen einen Tritt zu verpassen.
“Nein, ist nicht nötig. Du wirst sicher noch packen müssen oder deine nichtvorhandenen Pflanzen gießen bevor du deine Großmutter besuchst.“
“Oh...na dann. Bis morgen.“
Diesmal entfernte sich Harm wirklich mit schnellen Schritten von Rockefeller Center und steuerte auf sein Taxi zu dessen Fahrer ungeduldig auf ihn wartete.
24. Dezember
Apartment der Roberts
19.00h
Die Weihnachtsfeier war in vollem Gange als die Kirchenuhr läutete. Alle Gäste amüsierten sich prächtig bei kleinen Snacks und Eierpunsch. In der Mitte des Wohnbereiches thronte ein schöner Weihnachtsbaum unter dem A.J. Roberts saß und die Geschenke befühlte.
“Nochmals vielen Dank Sir. Ich wüsste nicht was ich ohne sie gemacht hätte.“ bedankte sich Bud Roberts nun schon zum hundertsten mal bei einem seiner besten Freunde den er beim besten Willen einfach nicht mit dem Vornahmen ansprechen konnte. Harm schien sich daran gewöhnt zu haben und gab es auf den Lt. deswegen zu ermahnen.
“Sie brauchen sich nicht dafür bedanken Bud. Sie hätten das Selbe für mich getan.“ gab der Commander überzeugt zurück und sah dann mit glänzenden Augen auf ein bestimmtes Geschenk unter dem Baum bevor er sich seiner Frau anschloss die gerade Colonel MacKenzie die Tür öffnete.
“Colonel, wie schön das sie da sind. Wir haben sie schon alle schrecklich vermisst.“ tratschte Harriet glücklich und wich dem hinter Mac in die Wohnung huschenden Jingo aus.
“Die Übergabe von Ed Marion hat doch etwas länger als angenommen gedauert. Und ich hoffe es macht nichts aus das ich Jingo mitgebracht habe. “ sagte Mac und zwinkerte einem gewissen Commander zu den sie gerade entdeckt hatte.
Harriet schielte derweilen über Macs Schulter und sah sie dann verwundert an.
“Ich dachte sie würden Commander Brumby mitbringen. Ist er krank?“
“Nein, nein. Er kam gestern mit Harm zurück und wenn ich ehrlich bin weis ich nicht wo er ist.“ verlegen sah sie zu Boden. Harreit schien etwas von ihrem Dilemma zu ahnen und gab ihrem Mann mit ihrem Ellbogen ein Signal den Mund zu halten.
“Komisch. Commander Rabb ist auch ohne Reneè gekommen.“ ließ sich der von Harriets Aktion unbeeindruckt. Seine Frau bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick bevor sie Mac zum Buffet lotste. Just diesem Moment suchte sich der alte Drogenhund des Coronels aus um die Geschenke des Weihnachtsbaums zu attackieren. Mac wirbelte herum und zerrte ihren Hund am Halsband weg, ihn wegen der Anwesenheit von klein A.J. abwechselnd auf Russisch und Farsi beschimpfend.
“Harriet! Das tut mir so leid. Ich hoffe er hat nichts kaputtgemacht. Keine Ahnung was mit ihm los ist.“ sie strafte den Hund mit einem bösen Blick der sich daraufhin winselnd hinter den Beinen des Admirals versteckte.
Typisch Männer! Halten immer zusammen, dachte Harriet als sie beobachtete wie der Seal den Hund gutmütig hinter den Ohren kraulte. Indessen inspizierte sie das angefallenen Geschenk.
“Hmmm...es sieht noch gut aus. Ich schätze ich muss es wohl einen Tag zu früh aufpacken!“ verkündete Harriet aufgeregt und schien Jingos Aktion jetzt eher positiv anzusehen.
“Es ist weich...“ urteilte sie weiter als sie das zu Hälfte von dem Hund ausgepackte Geschenkt befühlte. Alle Anwesenden sahen ihr gespannt zu und Bud versteifte sich das es SEIN Geschenk war während Harm Rabb stolz auf seine Shoppingqualitäten zufrieden dem Schauspiel zusah.
“Es ist weich...es ist aus Stoff...es ist ein Pullover!“ rief Harriet und riss enthusiastisch den Rest des Geschenkpapiers ab.
“Oh Bud! Es ist genau der Pulli den ich wollte! Es ist...grün...der Pulli ist grün und nicht blau!“ fragend sah sie ihren Angetrauten an der nervös zu seinem jetzt leicht schwitzenden Freund schielte.
“Bud! Warum ist der Pulli grün und nicht blau so wie ich ihn bestellt habe?!“ wollte sie jetzt wissen und klang ärgerlich. Ihr Spürsinn schien ihr ganz genau zu sagen was los war.
Bud wollte eine Entschuldigung stammeln aber seine Frau zog ihn an der Krawatte mit sich in die Küche von der aus man dann eine viertel Stunde gedämpft Harriets wütende Stimme hörte. Alle Gäste sahen sich betroffen an und fuhren gemeinsam zusammen als die Türen wieder aufflogen und Harriet mit einem neuen Tablett voller Häppchen zurückkehrte. Bud kam ein paar Schritte hinter ihr aus der Höhle des Löwen und sah aus als hätte er mit einem Riesenkraken gekämpft. Zielstrebig ging Harm auf ihn zu und traf dort mit einer besorgten Mac zusammen die ihren Partner mit einem bösen Blick strafte. Offensichtlich hatte er Bud doch in Schwierigkeiten gebracht.
“Wie ist es ausgegangen...“ wollte Harm wissen und fischte seinen Freund ein Glas Punsch vom Tisch.
“Eigentlich ganz gut wenn man bedenkt das ich die Liebe meines Lebens angelogen, enttäuscht und ihr Vertrauen verletzt habe...“
“So schlimm?“
“Naja Sir. Ich muss mich für ein paar Wochen Freitags Abends in einem Häkelkurs einfinden um ihr einen blauen Pulli zu stricken aber ansonsten geht es meinem männlichen Ego sehr gut.“
“Ein Häkelkurs?!“ empörte sich Harm und bedachte dabei nicht das Harriet neben ihn getreten war.
“Genau ein Häkelkurs. Wenn ich das richtig verstanden habe haben sie meinen Ehemann bei dieser Aktion unterstützt. Der Kurs beginnt ab nächster Woche Freitag um 18.30 Uhr. Seien sie pünktlich Sir.“ damit ging sie weiter um ihre anderen Gäste zu bewirten und ließ einen verwirrten Harm Rabb zurück der neben einer grinsenden Sarah MacKenzie stand.
“Sie haben mich verpetzt?!“ fauchte Harm ungläubig.
“Nun Sir, es heißt doch immer die Navy lässt niemanden zurück.“
Sie außerstande sehen dem etwas entgegenzusetzen sah er Hilfe suchen Mac an.
“Das meint sie nicht Ernst? Oder?!“
“Ich weis nicht. Aber ich könnte einen neuen Schal brauchen, Harmon.“
Fin
Watch out for Part 2
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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Hallo Butze!!
Habe es jetzt endlich geschafft deine FF zu lesen und dabei ist mir aufgefallen, dass an der Zitatsstelle die ich heraus gestellt habe etwas entscheidendes fehlt!!!
Kannst du die Lücke irgendwie füllen??
Das währe sehr lieb von dir!!!
Liebe Grüße und schöne Weihnachtsfeiertage und einen Guten Rutsch!!
Andrea
"Langsam näherte er sich der Küche und konnte gerade noch mithören wie Sarah sagte: !! in die Küche und stapfte dann in sein Büro weiter um die Türe geräuschvoll zu schließen. Es konnte ja nicht schaden sie wissen zu lassen das er wütend und mit ihrem Verhalten..."
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'Ach komm schon, was kann ich denn dafür wenn dein Mandant vorgibt es ginge ihm gut und zehn Minuten später seinen Mageninhalt in deine Kopfbedeckung gießt?!“'
>DU?! Seit wann duzten sich die beiden denn?> Das war die Höhe, da musste er wohl noch mal mit Sarah reden.
Wütend schnaubte er eine "Morgen" in die Küche und stapfte dann in sein Büro weiter um die Türe geräuschvoll zu schließen.
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Vielen Dank Elli! Bist ein Schatz!!
Fröhliche Weihnachten!!!
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