Montag, 08. Dezember
08:28 Ortszeit
JAG-Hauptquartier, Falls Church
Mit dem obligatorischen „Mac-Kaffee“ in der Hand betrat Harm ihr Büro, nachdem er am Türrahmen geklopft hatte.
„Morgen, Seemann.“ grinste sie und strahlte, als sie den Becher entdeckte. „Verwöhnst du mich mal wieder?“
Er grinste breit und reichte ihr den Kaffee. „Guten Morgen erstmal.“ lachte er und ließ sich in einen ihrer Besucherstühle sinken. „Gestern hatte ich ja keine Gelegenheit dazu.“
„Abgesehen davon, dass es Sonntag war und ich da sowieso keinen Kaffee von dir bekommen hätte.“ Ihr Grinsen wurde breiter.
„Maaac.“
Sie wurde wieder ernst. „Danke, dass du mich gestern Abend noch angerufen hast. Ich habe mich gewundert, dass du bei dem Sauwetter doch noch geflogen bist.“
Als sie am Sonntagmorgen ihre übliche Jogging-Runde absolviert hatte, hatte es plötzlich angefangen, wie aus Kübeln zu schütten und bis zum Abend nicht mehr aufgehört. Einzig die Intensität hatte sich abgeschwächt. Selbst jetzt regnete es noch.
„Ob du es glaubst oder nicht, in Blacksburg hat es nicht geregnet.“
„Dafür bin ich nass bis auf die Knochen geworden. Bei der Kälte nicht wirklich prickelnd.“
Er sah sie besorgt an. „Hast du dich wenigstens wieder gut aufgewärmt?“
„Lässt du ein heißes Bad gelten?“
„Jupp.“ grinste er zufrieden.
„Mhmmm.“ Sie nippte am Kaffee. „Wird das jetzt zur Gewohnheit?“
„Der Kaffee?“
„Aha.“
„Vielleicht.“ Sein Grinsen wurde breiter.
„Seit einer Woche verwöhnst du mich damit. Gibt es einen Grund dafür?“
<Nicht wirklich...> dachte er. „Kann ich meine beste Freundin nicht auch OHNE Grund verwöhnen?“
„Natürlich.“ lächelte sie sanft. „Wehe, du hörst auf damit!“
„Hab ich nicht vor.“ lachte er. „Es sein denn, einer von uns ist nicht in der Stadt.“
„Okay, damit kann ich leben.“ nickte sie. „Ich hoffe, du willst mich nicht wegen des Krennick-Falls bestechen.“
„MAC!“ Theatralisch legte er eine Hand aufs Herz.
„Bist du vorbereitet für nachher?“ Die erste Anhörung im Fall Krennick stand an.
„Jupp. Du auch?“
„Aha.“ Sie trank den letzten Schluck ihres Kaffees und erhob sich. „Wir müssen los.“
Harm verzog das Gesicht und sah auf die Uhr, was bei Macs Zeitgefühl eigentlich unnötig war. „Shit!“ murmelte er.
„Na, na, na.“ lachte sie. „Am frühen Morgen schon solche Ausdrücke?“
„Mit dir schwätzen ist verlockender als das Meeting oder gar die Anhörung.“
Lachend ergriff sie seine Hand und zog ihn vom Stuhl. „Mitkommen, Commander. Du wirst es überstehen.“
Grinsend beugte er sich zu ihr hinab. „Ich hab ja was in Aussicht, was mich für alle Unannehmlichkeiten der kommenden Woche entschuldigen wird.“ raunte er.
Seine tiefe Stimme verwirrte sie ebenso wie das vertraute Aroma seines Aftershaves. Sie inhalierte tief. „Mhmmm... du riechst gut.“
Auch er schnupperte an ihr. „Du auch, Sarah MacKenzie. Ich hoffe, das ist kein „Pure Seduction“.“
„Ist es nicht.“ Ihre Augen funkelten amüsiert, als sie ihn unschuldig ansah. „Wäre das denn schlimm?“
Seine Stimme war immer noch tief und leise. „Ich weiß nicht, ob ich mich beim Meeting oder später in der Anhörung so konzentrieren könnte, wie ich sollte, wenn ich weiß, dass du besonders verführerisch duftest.“
„Ich bin doch keine Blume, Harm. Eine Blume duftet.“
„Eine manchmal recht stachelige Rose bist du, Sarah MacKenzie.“
„Ähem...“ Sie räusperte sich verlegen. „Ich glaube, wir... uh... wir sollten mal...“
„Am Samstag, da kannst du meinetwegen so verführerisch duften wie du willst.“ Er wandte sich zur Tür. „Was ist denn heute dein „Duft des Tages“?“
Sie schob ihn sanft aus ihrem Büro. „Aqua Kiss.“
„Kein Wunder, dass er mir bekannt vorkam.“
Gemeinsam gingen sie zum Konferenzraum, wo bereits alle bis auf Chegwidden und PO Coates versammelt waren.
„Morgen zusammen.“ grüßten sie synchron.
„Morgen, Ma’am, Sir.“ antwortete ihnen ein vielstimmiger Chor.
Bud signalisierte Harm, dass er wichtige Neuigkeiten hatte.
Der Ex-Pilot nickte und sah im Augenwinkel, wie der Admiral den Raum betrat. „Achtung an Deck!“ rief er und sprang auf.
Mit Stühlerücken und Geraschel erhob sich der Rest und stand stramm. „Guten Morgen, Sir!“
„Morgen, Leute.“ Chegwidden nahm seinen Platz am Kopfende ein. „Setzen Sie sich.“
Die nächsten Minuten vergingen mit dem Verteilen einiger neuer Fälle, allgemeiner Information und sonstigen Neuigkeiten, die für die kommende Woche relevant waren.
Schließlich fragte der Ex-SEAL: „MacKenzie, Rabb, Roberts... wie läuft es mit Ihrem Fall?“
„Gut, Sir.“ antworteten alle drei synchron.
Irritiert sah er von einem zum anderen. „Heute ist die erste Anhörung, nicht wahr?“
Diesmal war die Antwort ein dreistimmiges „Ja, Sir.“.
„Tun Sie Ihr Bestes.“ erwiderte er.
„Natürlich, Sir.“ ertönte es im Chor.
„Gut, gut.“ Chegwidden nickte. „Das wäre dann alles.“ Er erhob sich. „Wegtreten.“
Erneutes Stühlerücken und ein vielstimmiges „Aye, aye, Sir!“ erfüllte den Raum.
Aufgeregt winkte Bud Harm zu sich.
„Was gibt es, Lieutenant?“
„Sir, ich habe Neuigkeiten.“ Unsicher schielte er zu Mac. „Für Sie, Commander...“
Der Ex-Pilot drehte sich zu Mac und grinste breit. „Da hörst du es: Jetzt sind wir wieder Gegner. Bis gleich.“
„Freu dich nicht zu früh, Seemann. Ich werde gewinnen.“ lachte sie siegesgewiss.
Er legte den Kopf schief und wedelte mit einer Hand. „Sei dir da mal nicht so sicher...“
„Träum weiter, Seemann.“ Sie tätschelte seinen Arm und verließ den Raum.
Bud hatte das Geplänkel der beiden amüsiert und auch neugierig verfolgt. <Irgendetwas ist da im Busch.> dachte er. Seit einigen Tagen waren sie verdächtig nett zueinander.
„So, Bud, was haben Sie für mich?“
Der junge Mann grinste bis über beide Ohren. „Das hier, Sir.“ Er reichte Harm zwei Blätter.
Dieser überflog beide und pfiff dann leise. „Wow. Gute Arbeit, Bud.“ Anerkennend schlug er Bud auf die Schulter.
„Danke, Sir.“ Bud strahlte. Harm war sein Mentor, der Pate seines ältesten Sohnes, so etwas wie ein Freund – und vor allem sein Held. Das Meiste davon traf zwar auch auf Mac zu, aber zu Harm blickte er auf.
„Es wäre gut, wenn wir das hier...“ Harm wedelte mit einem der Blätter. „... irgendwie offiziell bestätigt bekämen.“
„Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, wäre eine Videokonferenz unter Zeugen. Aber genau das ist das Problem.“
„Warum?“
„Erstens müsste der Admiral zustimmen. Ein U-Boot holt man nicht „mal eben“ an die Wasseroberfläche, Sir.“
„Und zweitens?“
„Zweitens ist die Dallas auf unbekannter Mission. Zumindest war das alles, was ich herausfinden konnte.“
„Ist doch immerhin etwas, Lieutenant.“ Harm grinste. „Dann müssen wir uns also ganz auf unser Können verlassen.“
„Wollte Commander Costner nicht noch eine Liste mit Zeugen liefern?“
„Stimmt, das hätte ich beinahe vergessen.“
„Commander Rabb?“
Harm hob den Kopf und sah PO Coates in der Tür stehen. „Jennifer, was gibt es?“
„Commander Costner ist da. Er wartet in Ihrem Büro.“
„Oh, jetzt schon?“ Harm sah auf die Uhr. „Danke, Petty Officer.“
„Ja, Sir.“ Sie blickte Harm ein paar Sekunden an, bevor sie den Raum wieder verließ.
Harm seufzte stumm. In ihren Augen hatte er ihre Missbilligung darüber gesehen, dass er – ihr Held und Retter – einen Vergewaltiger verteidigte. Derartige Personen standen auch in seiner „Beliebtheitsskala“ ganz unten. Er wandte sich zur Tür. „Okay, Bud, dann mal auf in den Kampf.“
Im Hinausgehen pfiffen beide Männer dann die bekannte Melodie von Verdi. Auf dem Weg zu Harms Büro pfiffen sie immer noch leise vor sich hin, amüsiert beobachtet vom Rest des Personals.
Vor seinem Büro holte Harm tief Luft und betrat den Raum.
Rick Costner saß auf einem der Besucherstühle, flankiert von einem Marine.
„Morgen, Rick.“ Harm setzte sich hinter seinen Schreibtisch, Bud blieb neben ihm stehen.
„Morgen, Harm; guten Morgen, Lieutenant.“
„Guten Morgen, Sir.“
Der dunkelhaarige Ex-Pilot ignorierte den Marine. „Du bist zu früh.“
„Ich weiß auch nicht warum.“ Costner zuckte mit der Schulter. „Aber ich hab was für dich.“ Er griff in die Tasche seiner Jacke – oder wollte es zumindest.
Der Marine zog seine Waffe aus dem Holster, trat vor und packte Ricks Hand.
„Schon gut, Corporal.“ Harm war aufgestanden und hob beschwichtigend die Hand.
„Sind Sie sicher, Commander?“
„Ja.“
Der Marine steckte die Waffe weg, und Harm setzte sich wieder.
„’Tschuldigung.“ Rick lächelte verlegen. „Ich hab dir eine Liste mit Zeugen mitgebracht. In meiner Tasche hier.“ Er deutete mit dem Kopf auf seine Jacke.
„Corporal, das geht in Ordnung.“ Harm nickte dem jungen Marine zu. Dann wandte er sich an Rick. „Zeig her.“
Costner holte einen Zettel aus der Jackentasche und gab ihn Harm. „Hier sind ein paar Namen von Leuten, die an besagtem Freitag auch im Club waren.“
Harm überflog die Liste. „Ein paar? Rick, das sind doch mindestens 20 Leute!“
„23, um genau zu sein.“ grinste Rick breit. „Bekannte Gesichter waren allerdings noch ein paar mehr da.“
Harm lachte. „Ich glaube, das reicht.“ Er besah sich die Liste genauer. Es waren alle Offiziersränge vertreten; sogar zwei Captains waren dabei. „Sind die alle in Norfolk stationiert?“
„Natürlich, sonst würde ich sie doch nicht kennen. Ich habe Kreuzchen an die Namen derer gemacht, die in meiner Nähe saßen.“
Harm seufzte. „Das sieht nach zwei Tagen Norfolk aus. Schließlich kann ich die nicht alle „mal eben“ hierher beordern.“ Er wandte sich an Bud. „Bud, nehmen Sie Kontakt mit den Leuten hier auf und stellen Sie fest, ob sie zu einer Zeugenaussage bereit sind. Sagen Sie denen, sie sollen sich in den nächsten Tagen bereithalten.“
„Verstanden, Sir.“ Bud machte sich auf den Weg.
„So, Rick, nun zu dir.“ Er sah seinen Freund an. „Du weißt, dass Krennick gleich auch da sein wird.“
„Ja, leider.“ Commander Costner schnaubt verächtlich. „Ich kann dieses Weib nicht mehr sehen.“
„Na, na, na.“
„Sorry, Harm, aber...“ Der blonde Mann holte tief Luft. „So eine Anschuldigung ist selbst dann Gift für die Karriere und das Leben eines Mannes, wenn sie unbegründet ist. Ich werde einen Fleck auf meiner Weste behalten, so oder so.“
„Rick, ich werde mein Bestes tun, um dich da rauszupauken.“
„Mehr verlange ich nicht.“ Rick grinste sein eigenes Flyboy-Grinsen. „Aber auch nicht weniger.“
Harm sah seinen Freund ernst an. „Ich kann dir leider nicht garantieren, dass es NICHT zu einer Verhandlung kommt. Das hängt auch ein bisschen von der Laune des Richters ab.“
„Wer ist es?“
„Admiral Morris... hart, aber fair.“ Harm sah auf die Uhr. „Wir müssen los. Corporal...“
Der Marine trat neben Rick Costner und legte ihm wieder die Handschellen an. Als er sich hinabbeugte, um die Fußfesseln anzulegen, unterbrach Harm ihn. „Das wird nicht nötig sein, Marine.“
„Sir, das ist Vorschrift.“
„Ich weiß. Aber ich verbürge mich für Commander Costner.“
Zögernd richtete sich der Mann wieder auf. „Auf Ihre Verantwortung, Commander.“
„Ich weiß. Zur Not kenne ich gute Verteidiger.“ grinste der Ex-Pilot und wandte sich an Rick. „Du benimmst dich gefälligst vorbildlich, Mister.“
„Aye, aye, Sir.“ lachte Rick und erhob sich.
Selbst der Marine musste schmunzeln.
„Das „du“ gibt es im Gerichtssaal auch nicht.“
„Ich weiß.“
Auf den Weg durch das Bullpen wurden sie von etlichen Augenpaaren verfolgt; auch Mac sah dem Zug von ihrem Büro aus zu.
Am Tisch der Verteidigung wurden Costner dann die Handschellen wieder abgenommen. Harm breitete seine Unterlagen aus und wunderte sich, dass Mac noch nicht da war.
Was sich knapp zwei Minuten später änderte. Betont langsam schlenderte sie zu ihrem Tisch und setzte sich. Harm und seinen Mandanten würdigte sie keines Blickes.
Commander Rick Costner starrte die Frau an. „Guter Gott, Harm!“ zischte er. „Das...“
„Schsch.“ unterbrach ihn der Ex-Pilot. Er hatte gesehen, dass sich die Tür zum Richterzimmer geöffnet hatte.
„Erheben Sie sich!“ ertönte auch schon der Ruf des Gerichtsdieners.
Alle standen von ihren Stühlen auf und warteten, bis Admiral Morris sich gesetzt hatte. Dann nahmen sie wieder Platz.
Er betätigte seinen Hammer. „Ich eröffne hiermit die Anhörung nach Artikel 32 gegen Commander Rick Costner. Sind die Parteien bereit?“
Sowohl Harm als auch Mac erhoben sich erneut. „Ja, Euer Ehren.“
„Colonel?“
Während Harm sich wieder setzte, blieb Mac stehen. Auch wenn es (noch) keine Geschworenen gab, ihre Eröffnungsstatements hielt sie grundsätzlich lieber im Stehen. „Hohes Gericht, ich werde heute darlegen...“ Sie erläuterte kurz die Anschuldigungen gegen Costner und dass sie genügend Beweise für seine Schuld hatte.
Als sie fertig war und sich gesetzt hatte, erhob sich Harm. „Euer Ehren, Hohes Gericht...“ Genau wie Mac behauptete er dann, genügend Beweise zu haben – allerdings für die UNSCHULD seines Mandanten. Es dauerte nicht lange, und auch er setzte sich wieder.
„Colonel MacKenzie, Sie können Ihren ersten Zeugen aufrufen.“
„Danke, Euer Ehren.“ Mac erhob sich. „Ich rufe meine erste Zeugin auf: Das Opfer Captain Allison Krennick.“
„Einspruch!“ Harm hob eine Hand. „Das MUTMASSLICHE Opfer, Euer Ehren. Noch ist die Schuld meines Mandanten nicht bewiesen.“
„Stattgegeben.“ Morris schwante Schlimmes, kannte er diese beiden Anwälte doch schon lange und war mit ihren „Kämpfen“ vor Gericht bestens vertraut.
Mac warf Harm einen giftigen Blick zu. „Ich rufe das MUTMASSLICHE Opfer Captain Allison Krennick in den Zeugenstand.“
Während ihrer letzten Worte marschierte Allison Krennick bereits zum Zeugenstand.
Um sie zu vereidigen, erhob sich Harm. „Schwören Sie...“
Während er sprach, sah Krennick ihm die ganze Zeit in die Augen. „Ich schwöre.“ meinte sie dann, als Harm fertig war.
Er ging zurück zu seinem Tisch, während Mac den Captain aufforderte, ihren Namen, Rang und Stationierungsort zu nennen. Dann begann sie auch schon mit der Befragung.
„Captain Krennick, schildern Sie uns bitte, was am Abend des 21. November passiert ist.“
In nüchternen Worten schilderte Krennick, wie sie an besagtem Abend in den Offiziersclub gegangen war, um dort einen Wein zu trinken; wie sie sich zu dem ihr bekannten Commander Rick Costner gesetzt und mit ihm geplaudert hatte.
Die ganze Zeit über beobachtete Harm die blonde Frau genau. <Irgendetwas stimmt hier doch nicht.> dachte er wiederholt. Sein Bauchgefühl bezüglich der Unschuld Costners wurde stärker.
„Warum gerade Commander Costner?“
Allison musterte den blonden Mann kurz, bevor ihr Blick an Harm hängen blieb. „Der Commander ist ein Mann, der interessante und mitunter sehr kurzweilige Geschichten erzählen kann. Ich wollte abschalten vom Stress der Woche.“
Mac nickte. So etwas kannte sie, allerdings half ihr ein heißes Bad. „Wie kam es dann zum näheren Kontakt?“
„Anscheinend hatte der Commander schon ein paar Biere getrunken; ganz nüchtern schien er nicht mehr zu sein. Er wurde plötzlich... na ja... sagen wir mal „zutraulich“...“
„Nicht „zudringlich“?“
„Nein.“
„Was hat er gemacht?“
„Sich näher zu mir gelehnt... auffällig oft gelacht... mich kumpelhaft an der Schulter gestupst... seine Stimme gesenkt.“
„Und dann?“
„Dann meinte er, wir sollten die Unterhaltung doch an einem gemütlicheren Ort fortsetzen, wo nicht so viele Leute versammelt wären. Er schlug dann seine oder meine Unterkunft vor.“
Im Augenwinkel sah Harm, dass Rick ganz leicht den Kopf schüttelte.
„Warum gerade eine Ihrer Unterkünfte?“
Krennick zuckte mit der Schulter. „Sein Verhalten ließ nur den einen Schluss zu: Er wollte Sex.“
„Einspruch!“ blaffte Harm dazwischen. „Die Zeugin kann nicht wissen, was der Beschuldigte wirklich wollte.“
„Euer Ehren, wenn Männer etwas so Bestimmtes wie Sex wollen, ist ihr Verhalten normalerweise recht eindeutig.“ Mac warf Harm einen herausfordernden Blick zu.
Morris nickte. „Einspruch abgewiesen. Fahren Sie fort, Colonel.“
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„Danke, Euer Ehren.“ Sie wandte sich wieder an Krennick. „Captain, der Commander wollte also mit Ihnen schlafen?“
Allisons Stimme war immer noch nüchtern, als sie antwortete. „Ja, Colonel, ich hatte den definitiven Eindruck.“
„Wie ging es weiter?“
„Da ich keine Männer mit zu mir nehme, Ma’am, schlug ich seine Unterkunft vor.“
Harm schnaubte innerlich. <Du willst dir dein garantiert makelloses Bettchen nicht beschmutzen...>
„Dem Geschlechtsverkehr waren Sie also nicht abgeneigt?“
Die blonde Frau zuckte erneut mit der Schulter. „Der Commander ist ein attraktiver Mann.“ Ihr Blick glitt wieder zu Harm, der durchaus die Doppeldeutigkeit ihrer Worte registrierte. „Wir dienen nicht unter dem gleichen Kommando... sind beide ungebunden... warum also nicht?“
„Ich stelle hier die Fragen, Ma’am.“
„Verzeihung, Colonel.“ Reumütig sah Krennick auf ihre Hände.
„Sie sind dann beide zu Commander Costners Unterkunft gegangen?“
„Ja.“
„Was passierte dann?“
„Wie es üblicherweise weitergeht, Colonel: Küssen, Streicheln, enger Körperkontakt... so was halt.“
„Haben Sie sich ausgezogen?“
„Wir haben angefangen, ja.“
„Warum nur angefangen?“
„Weil Rick...“ Krennick blickte zu ihm. „Weil Commander Costner anscheinend nicht mehr warten wollte. Er hat mich aufs Bett gedrückt und mich dann... hm... mich vergewaltigt.“
Harm hörte, wie sein Freund scharf die Luft einzog. Er spürte ein Zupfen am Ärmel.
„Das stimmt nicht, Harm, ich habe diese Frau noch nicht mal geküsst.“ flüsterte Rick.
„Ich glaub dir ja, Rick. Aber sie hat das Recht, die Dinge aus ihrer Sicht zu erzählen.“
Mac befragte indes das „mutmaßliche Opfer“ weiter. „Haben Sie sich gewehrt, Captain?“
„Natürlich.“ Allison machte ein Gesicht, das deutlich zeigte, was sie von Macs Frage hielt.
„Wie?“
Der Blick wurde schärfer. „Ich habe versucht, ihn von mir zu stoßen, und laut protestiert.“
„Hat es etwas genützt?“
„Offensichtlich nicht, sonst säßen wir heute nicht hier.“ Ihr Tonfall konnte nun durchaus als „eiskalt“ bezeichnet werden.
„Wie ging es weiter?“
„Nachdem er...“ Krennick deutete mit dem Kinn auf Costner. „Nachdem er fertig war, habe ich seine Wohnung verlassen.“
„Ihre Kleidung haben Sie mitgenommen?“
„Einspruch! Nicht relevant!“
„Ich ziehe die Frage zurück, Euer Ehren.“
Krennick antwortete trotzdem. „Ich habe alles mitgenommen, Ma’am.“
„Captain, wo sind Sie hin, nachdem Sie die Wohnung verlassen hatten?“
„Ich bin in meine Unterkunft zurückgekehrt.“
Mac runzelte die Stirn. „Warum sind Sie nicht ins Lazarett gegangen?“
„Ich weiß nicht... ich habe mich seltsam gefühlt... ausgenutzt... missbraucht. Ich konnte nicht richtig denken.“
<Seltsam, „missbraucht“ benutzt sie erst später...> Harm machte sich eine Notiz.
„Wann sind Sie dann ins Lazarett?“
Ein Hauch von Unsicherheit überflog Allisons Gesicht. „Gar nicht, Ma’am.“
<Das erklärt zumindest das Fehlen des medizinischen Berichts.> dachten sowohl Mac als auch Harm.
„Warum haben Sie das versäumt, Captain? Als Anwältin sollten Sie wissen, wie wichtig die medizinische Beweissicherung eines solchen Verbrechens ist.“
„Ich weiß, Colonel. Aber ich war so... so aufgelöst... erschüttert... verletzt...“
„Gerade weil Sie verletzt waren, wäre es oberste Pflicht gewesen, in die Krankenstation zu gehen.“ Mac konnte nicht verstehen, dass die Frau vor ihr das NICHT getan hatte.
„Meine Verletzungen waren nicht körperlicher Art. Ich war seelisch verletzt.“
„Trotzdem haben Sie wichtige Dinge versäumt.“
Krennick nickte nur.
„Würden Sie Ihre Antwort bitte laut geben?“
„Verzeihung, Ma’am. Ja, ich habe da etwas versäumt.“
Erneut machte sich Harm Notizen.
„Sie haben etwas sehr Wichtiges versäumt, Captain.“ Mac war an ihren Tisch zurückgekehrt und sah auf ihre Notizen. „Sie haben dann erst zwei Tage später Anzeige erstattet. Warum?
„Zuerst, da war ich am Boden zerstört... seelisch zutiefst verletzt... nicht fähig, rational zu denken.“ Allison warf einen Blick auf Costner. „Nach ein paar Tagen kam ich wieder zu mir. Und stellte fest, dass ich vielleicht etwas Seelenfrieden finden würde, wenn ich Commander Costner anzeigen würde.“
„Ma’am, wie geht es Ihnen jetzt?“
„Einspruch!“ rief Harm. „Nicht relevant.“
Mac warf zuerst Harm einen verächtlichen Blick zu, bevor sie sich an Morris wandte. „Euer Ehren, es geht um die psychische Verfassung des Opfers, die durch den Vorfall erheblich gelitten hat.“
Harm verzichtete dieses Mal auf einen Einspruch bezüglich des „mutmaßlichen Opfers“.
„Abgewiesen, Commander.“
Mac trat wieder zum Zeugenstand. „Also, wie geht es Ihnen?“
„Etwas besser. Vor allem, da ich weiß, dass das Monster da...“
Harm war aufgesprungen. „Einspruch!“
„Stattgegeben.“
Krennick holte tief Luft. „Es geht mir etwas besser, weil ich weiß, dass der Commander seine gerechte Strafe bekommen wird. Aber ganz vergessen werde ich diesen Vorfall nie mehr.“
Mac nickte. „Danke, Captain, das wäre momentan alles.“ Sie ging zurück zu ihrem Tisch und setzte sich. „Ihre Zeugin, Commander.“
Harm erhob sich langsam. „Captain, Sie kennen den Beschuldigten?“
„Ja, Commander.“
„Woher?“
„Er war Zeuge in einem Fall, den ich bearbeitet habe.“
„War das Ihr einziger Kontakt zu Commander Costner?“
„Nein.“
„Nein?“ Harm tat überrascht. „Erläutern Sie das bitte.“
„Wir haben uns ein paar Mal im Casino getroffen.“
„Haben Sie SICH getroffen oder haben SIE ihn getroffen?“
„Einspruch! Haarspalterei.“ rief Mac dazwischen.
Harm wandte sich an Morris. „Euer Ehren...“
„Abgewiesen, Colonel.“
„Captain, wie war das jetzt mit Ihren Treffen?“
Krennick bedachte Harm mit einem feindseligen Blick, bevor sie antwortete. „Ich habe mich hin und wieder zu ihm gesetzt und etwas mit ihm getrunken.“
„War Commander Costner damit einverstanden?“
„Einspruch! Captain Krennick kann nicht wissen, was der Commander dachte.“
„Stattgegeben.“ Morris seufzte stumm.
„Ma’am, haben Sie den Commander gefragt, ob Sie sich zu ihm setzen dürfen?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Wie ich vorhin schon sagte, hat Rick oft interessante Geschichten zu erzählen.“ Ein leichtes Schmunzeln umspielte ihre Lippen. „Außerdem ist er ein gutaussehender Mann. Er saß alleine am Tisch, da dachte ich, er könne vielleicht Gesellschaft gebrauchen.“
Harm fragte sich, ob sie auf „Männerfang“ gewesen war. „Das beantwortet aber nicht meine Frage, Captain.“
„Ich muss es wohl vergessen haben.“
„Welchen Eindruck machte Commander Costner an besagtem Abend auf Sie?
„Er schien ein wenig angeheitert zu sein.“
„Und trotzdem haben Sie weiter mit ihm getrunken?“
„Rick Costner ist ein erwachsener Mann und sein eigener Herr, Commander. Für seinen Brummschädel bin ich nicht verantwortlich.“
Krennicks letzter Satz rief bei allen Anwesenden ein leichtes Schmunzeln hervor.
„Sie wollten ihn also nicht noch betrunkener machen?“
„Einspruch!“ kam es wie aus der Pistole geschossen von Mac.
„Stattgegeben.“
„Ich ziehe die Frage zurück.“ Harm hatte Krennick einfach nur provozieren wollen – ein nicht gerade kluger Schachzug, aber Allisons Augen flackerten kurz verunsichert.
„Captain, Sie behaupten...“
„Einspruch!“
Harm wartete das „Stattgegeben.“ gar nicht erst ab. „Sie geben zu Protokoll, dass Commander Costner Ihr Treffen im Verlauf des Abends an einen „intimeren Ort“ verlegen wollte.“
„Ja.“
„Was schlossen Sie daraus?“
„Einspruch! Frage wurde schon beantwortet.“
„Stattgegeben. Commander, fischen Sie im Trüben?“
Allison Krennick grinste leicht, als Harm sich an Morris wandte. „Nein, Euer Ehren.“
„Dann stellen Sie jetzt Ihre Frage.“
„Captain, Sie hatten also den Eindruck, Commander Costner wollte Sex mit Ihnen.“
„Sonst wäre ich nicht mitgegangen, Commander.“ Sie grinste.
„Ist das ein „ja“?“
„Ja.“
„Störte es Sie nicht, dass er rangniedriger ist als Sie und Ihnen dadurch eventuell Ärger drohte wegen Verletzung der Fraternisierungsvorschriften?“
„Nein, Commander.“
„Machen Sie so etwas häufiger?“
„Einspruch! Der Captain steht nicht vor Gericht.“
„Euer Ehren, ich möchte das Verhalten des Captains verstehen.“
„Haben Sie einen Grund zu der Frage, Commander Rabb?“
„Euer Ehren, mit Ihrer Erlaubnis komme ich später darauf zurück.“ Harm wollte Krennicks einstiges Verhalten ihm gegenüber nur als letzte Möglichkeit an die Öffentlichkeit bringen.
„Na gut, Commander, fahren Sie fort.“
„Danke, Euer Ehren.“ Er drehte sich zu Allison und sah ihr direkt in die Augen. „Ma’am, beantworten Sie bitte meine Frage: Haben Sie so etwas schon einmal gemacht?“
Allison rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum. „Ja, Sir... wenn mir der Mann gefiel...“ Sie holte tief Luft. „Ich bin ungebunden, Commander.“
„Waren Ihre Bemühungen immer von Erfolg gekrönt?“
Mac, Rick und sogar Admiral Morris spürten, dass hier unterschwellig noch ganz andere Dinge zur Sprache kamen.
„Nein, das waren sie nicht.“ Sie reckte provokativ das Kinn.
„Waren Sie wütend darüber?“
„Welche Frau ist das nicht, wenn sie abgewiesen wird?“ Krennicks Blick bohrte sich in seinen. Viel intensiver spürte Harm jedoch Macs Blick in seinem Rücken. Er wusste, genau wie er dachte sie an die Fähre in Sydney.
„Captain...“
„Ja, manchmal war ich wütend.“
„Hatten Sie dann Rachegelüste?“
„Manchmal ja.“
„Haben Sie diesen Gefühlen auch mal nachgegeben?“
„Nein, Sir.“
„Nun gut. Sie sind mit Commander Costner in seine Unterkunft gegangen. Dort kam es dann wohl zuerst zum Austausch von Zärtlichkeiten?“
„Ja.“
„Hat Ihnen das gefallen, Captain?“
„Einspruch!“
Harm drehte sich herum und sah Mac mit hochgezogener Braue an. „Euer Ehren, laut Captain Krennicks Aussage kam es nicht sofort zu der Vergewaltigung. Vorher wird also etwas passiert sein, das keine Gegenwehr des vermeintlichen Opfers hervorgerufen hat. Das möchte ich herausfinden.“ Jetzt erst drehte er sich wieder zum Zeugenstand.
„Einspruch abgewiesen.“
„Ma’am, hat Ihnen gefallen, was zuerst passiert ist?“
„Ja, Commander.“ Allison schmunzelte. „Es begann jedenfalls sehr vielversprechend.“
„Danach habe ich zwar nicht mehr gefragt, aber trotzdem danke für die Information.“
Erneut schmunzelten Mac, Costner und Morris.
„Irgendwann schlug die Stimmung um?“
„Ja.“
„Was geschah dann?“
„Er hat mich vergewaltigt.“
„Wie?“
Allison Krennick glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Wusste dieser Mann nicht, wie eine Vergewaltigung ablief? „Wie bitte?“
„Wie hat er Sie vergewaltigt?“ Harm war keinesfalls erpicht auf Details, musste aber ganz sicher sein.
„Einspruch!“
Harm ergriff das Wort. „Euer Ehren, ich will nur sicher gehen, dass es sich wirklich um eine Vergewaltigung handelt und nicht um harten Sex.“
„Einspruch abgewiesen.“
„Abgewiesen?“ Mac erhob sich. „Euer Ehren!“
Morris nickte. „Colonel, der Einspruch ist abgewiesen.“
„Aber... Sir...“ Mac war noch nicht bereit, klein beizugeben.
„Colonel MacKenzie, es dürfte jedem Erwachsenen hier bekannt sein, dass sexuelle Aktivitäten auch im Normalfall schon mal heftiger vonstatten gehen können.“
„Ja, Euer Ehren.“ Mac setzte sich wieder, erhaschte aber noch den süffisanten Blick von Harm.
Der Richter wandte sich an Krennick. „Captain?“
Mit emotionsloser Stimme – für Harms Geschmack viel zu emotionslos – schilderte sie dann das weitere Geschehen.
„Danke, Captain.“ Harm brachte es fertig, mitfühlend zu klingen – gegen seine Überzeugung. „Sie haben sich gewehrt?“
„Natürlich. Ich habe versucht, ihn von mir zu drücken... oder unter ihm hervorzukommen... ohne Erfolg. Er war einfach zu schwer. Ich habe sogar versucht, seine... hm...“ Ein Schmunzeln glitt über ihr Gesicht. „... seine „empfindlichen Teile“ zu treffen. Auch ohne Erfolg.“
Sämtliche anwesenden Männer verzogen mehr oder weniger sichtbar das Gesicht.
„Was haben Sie dann gemacht?“
„Als er „fertig“ war, habe ich meine Sachen zusammengesucht und bin nach Hause gegangen.“
„Leider nicht ins Lazarett...“ seufzte Harm.
„Einspruch! Wertung des Anwalts. Außerdem wurde die Frage schon beantwortet.“
„Stattgegeben.“
„Vorhin haben wir gehört, dass Sie nach zwei Tagen wieder einigermaßen klar denken konnten.“
„Ja, Commander.“
„Warum sind Sie nicht dann ins Lazarett? Bei einem Gewaltverbrechen dieser Art lassen sich auch ein paar Tage später noch Spuren sichern.“
„Mein Fokus lag mehr darauf, Commander Costner hinter Gittern zu bringen.“
„Ohne irgendeinen Beweis wird das aber schwierig sein, Captain. Das wissen Sie so gut wie ich.“
„Ich weiß, Commander. Ich weiß aber auch, dass dieser Mann da...“ Sie deutete auf Costner. „Dass dieser Mann mich vergewaltigt hat.“
„Haben Sie vielleicht noch die Kleidung von besagtem Tag, genauer gesagt die Unterwäsche?“
Allisons Wangen röteten sich leicht. Dass Harm – ihr einstiges „Objekt der Begierde“ – sie einmal unter DIESEN Umständen nach ihrer Unterwäsche fragen würde, hätte sie sich nie träumen lassen. „Die Strumpfhose war zerrissen, Commander. Die habe ich sofort in den Müll geworfen.“
„Und der Rest?“
„Meinen Slip habe ich ausgezogen und seitdem nicht mehr angefasst.“
„Warum nicht?“
„Ekel, Sir.“
„Dann besteht also die Möglichkeit, dort noch Sperma-Spuren zu finden?“
„Ja, wenn der Commander kein Kondom benutzt hat.“
„Hat er das?“
„Ich habe nichts davon mitbekommen.“
„Ihr Slip ist ein Beweisstück, Ma’am. Das haben Sie nicht sicherstellen lassen?“
„Nein, Commander. Aber es ist ja noch da. Sie können es sich gerne abholen kommen.“ Sie lächelte süffisant.
Mac holte tief Luft. <Dieses Biest!>
Der Ex-Pilot verstand durchaus die unterschwellige Anspielung. Seine Antwort kam im nüchternsten Tonfall, den Mac seit langem von ihm hörte. „Vielleicht mache ich das auch, Captain.“
Die blonde Frau war mehr als erstaunt. „Sagen Sie wann und wo, und ich werde da sein.“
Nun runzelte sogar Admiral Morris die Stirn.
„Euer Ehren, vorerst habe ich keine weiteren Fragen an die Zeugin.“ Harm ging zurück zu seinem Tisch und sah, wie Bud ihm von der Tür des Gerichtssaales aufgeregt zuwinkte.
„Captain, Sie können den Zeugenstand verlassen.“ wandte sich Morris an Krennick. „Aber Sie bleiben unter Eid.“
„Ja, Sir.“ Sie verließ den Zeugenstand – wobei sie Harm mit einem herausfordernden Lächeln bedachte – und setzte sich zwei Reihen hinter Mac. Von dort hatte sie einen guten Blick auf Harm – den Mann, der sie noch immer reizte und der sich ihr bis jetzt immer verweigert hatte.
Dieser bekam davon nichts mit. Mit leiser Stimme brachte Bud ihn gerade auf den neuesten Stand der Dinge – bzw. wollte es, denn Morris’ Stimme ertönte und forderte Mac auf, ihren nächsten Zeugen aufzurufen. Das würde Commander Costner sein.
Harm richtete sich auf. „Euer Ehren, mit Ihrer Erlaubnis möchte ich die Anhörung kurz unterbrechen und mich kurz mit meinem Co-Anwalt beraten.“
„Neue Zeugen, Commander?“
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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„Das vermutlich auch, Sir.“
Morris sah auf die Uhr. Dann sauste sein Hammer nieder. „Unterbrechung für 10 Minuten.“
Mac nutzte die Gelegenheit und suchte die Toilette auf, während Harm und Bud in den hinteren Teil des Raumes gingen.
„Was haben Sie für mich, Bud?“
Dieser strahlte. „Von den 23 Personen auf der Liste konnte ich 18 erreichen. Sie haben alle eingewilligt, als Zeuge zur Verfügung zu stehen.“
„Wunderbar.“ grinste Harm breit. „Sind das alles Freunde von Rick?“
„Die meisten, ja. Aber einigen ist er nur namentlich und vom Sehen bekannt, nicht persönlich.“
„Noch besser.“ Harm klopfte dem jüngeren Mann auf die Schulter. „Verdammt gute Arbeit, Lieutenant.“
Bud strahlte wie ein Honigkuchenpferd. „Danke, Sir.“
„Am besten wäre es, ich würde heute noch nach Norfolk fahren. Morgen könnte ich dann die Befragung beginnen und am Mittwochabend wieder zurückkommen.“
„Ich kümmere mich um die Unterkunft, Commander.“
„Tun Sie das, Bud. Die größere Schwierigkeit wird sein, Admiral Morris und Mac davon zu überzeugen, die Anhörung zu vertagen.“
Bud grinste. „Sie werden das schon schaffen.“
„Ich hoffe es.“ seufzte der Ex-Pilot. „Es geht weiter.“
„Viel Glück, Sir.“
„Danke.“ Harm ging zurück zu seinem Tisch, wo er Costner mitteilte, was Bud erreicht hatte.
Rick grinste. „Das klingt...“
„Erheben Sie sich!“ unterbrach ihn der Ruf des Gerichtsdieners.
Morris nahm Platz und blickte von Mac zu Harm. „Colonel, Commander, sind Sie bereit?“
„Ja, Euer Ehren.“ antwortete Mac und erhob sich.
Harm erhob sich ebenfalls. „Euer Ehren, wenn ich nach vorne treten dürfte?“
Irritiert sah Mac ihn an.
„Okay, Commander, kommen Sie her.“ seufzte Morris. „Sie auch, Colonel.“
Beide traten an den Richtertisch.
„Commander, was gibt es?“
„Euer Ehren, ich bitte um Vertagung der Anhörung bis Donnerstagmorgen. Ich habe Hinweise auf neue Zeugen erhalten, denen ich nachgehen muss.“
Bevor der dunkelhäutige Richter etwas sagen konnte, redete Mac auch schon los. „Euer Ehren, die Vernehmung von Commander Costner steht an!“
„Ich weiß, Colonel.“ erwiderte Morris. „Ich bin sicher, der Commander hier weiß das auch.“ Er warf Harm einen strengen Blick zu.
„Natürlich, Sir. Aber ich habe eine Liste von 18 potentiellen Zeugen erhalten, die...“
Morris riss die Augen auf. „18?“
„Ja, Sir.“ nickte Harm. „Aber ich werde nicht alle vorladen.“
„Wie viel gedenken Sie denn vorzuladen, Commander?“
„Fünf oder sechs, Euer Ehren. Aber um die zu finden, die am besten geeignet sind, muss ich nach Norfolk und alle befragen.“ Harm grinste behutsam. „Die Alternative wäre, alle nach Washington zu beordern.“
„Guter Gott!“ entfuhr es Morris. Dann fing er sich wieder. „Sie werden die in Frage kommenden Zeugen aber nach neutralen Gesichtspunkten heraussuchen, Commander?“
Harm war gelinde gesagt erschüttert, dass der Richter allem Anschein nach andeutete, er suche seine Zeugen nur nach dem Aspekt aus, ob sie für seinen Mandanten vorteilhaft waren oder nicht. „Natürlich, Sir!“
„Gut.“ Morris nickte. Er hatte auch ohne seine Belehrung gewusst, dass der großgewachsene Offizier vor ihm nicht anders handeln würde. <Aber ein kleiner Test wird doch erlaubt sein.> grinste er in sich hinein. Der Vorfall mit der abgefeuerten Waffe im Gerichtssaal vor einigen Jahren nagte immer noch an ihm, auch wenn Harm längst dafür zur Rechenschaft gezogen worden war. „Colonel, haben Sie irgendwelche Einwände?“
„Nein, Euer Ehren, aber...“
Harm meldete sich erneut zu Wort. „Sir, ich habe Admiral Chegwidden so verstanden, dass dieser Fall so schnell wie möglich vom Tisch soll. Was doch auch im Sinne aller Beteiligten ist.“
„Das stimmt, Commander.“ Morris senkte den Kopf und dachte ein paar Sekunden nach. Dann sah er beide Anwälte an. „In Ordnung, Commander, Sie erhalten Ihren Aufschub.“
„Danke, Euer Ehren.“
Nachdem Harm und Mac an ihre jeweiligen Tische zurückgekehrt waren, verkündigte Morris die Neuigkeit. „Auf Antrag von Commander Rabb und mit Zustimmung von Colonel MacKenzie vertagt sich das Gericht bis Donnerstagmorgen, 09:30 Uhr.“ Der Hammer sauste auf den Holzklotz, und die Anhörung war beendet – vorerst zumindest.
„Bringen Sie Commander Costner bitte in mein Büro, Corporal.“
„Ja, Sir.“
„Rick, wir sehen uns gleich.“
„Gut.“
Harm sah den beiden Männern hinterher und packte seine Sachen zusammen.
„Hast du wirklich 18 Zeugen aufgetrieben, Seemann?“ Mac war an seinen Tisch getreten.
Er grinste breit. „Ursprünglich waren es mal 23.“
„Und was bitte sollen die bezeugen?“
„Die Unschuld meines Mandanten.“
„Na, dann mal viel Glück.“ meinte sie siegessicher.
„Freu dich nicht zu früh, Marine.“ lachte er und schlenderte zur Tür.
Sie folgte ihm. „Ich bin gespannt, was für ein Kaninchen du dieses Mal aus dem Hut zauberst.“ Sie grinste schelmisch. „Ich werde es genüsslich zerlegen und verspeisen.“
„Heißt das, du magst Kaninchen?“ lachte er.
„Mhmmm, die sind sooo lecker.“
„Wenn ich da wäre, würde ich dir ja eins machen. Aber leider...“
„... musst du nach Norfolk.“ Inzwischen standen sie in ihrer Bürotür.
„Aber ich komme wieder.“ Harm beugte sich zu ihr. „Und dann steht unser Date an, Sarah. Mein Hemd und ich freuen uns schon sehr darauf, mit einer sexy Frau auszugehen.“
<Sexy?> „Äh... hm...“ Sie wurde rot. „Haaarm...“
„Das KANN keiner gehört haben, Mac.“ Seine tiefe Stimme war immer noch kaum mehr als ein Flüstern – und ihrem nach Empfinden nach verdammt sexy.
„Trotzdem... ich... uhm...“
„Du wirst jetzt zweieinhalb Tage auf mich verzichten müssen.“ lachte er und richtete sich wieder auf. „Wir sehen uns am Donnerstag wieder. Bye.“
„Bye, Seemann. Und viel Glück.“ Sie sah ihm tief in die Augen.
Der Ex-Pilot starrte genauso intensiv zurück. Er wusste, dass ihr warmer Blick ihn die ganze Zeit begleiten würde. „Wiedersehen.“ Wären die Umstände anders gewesen, hätte er ihr jetzt einen Kuss auf die Wange gegeben. „Ich muss los.“ wisperte er, konnte sich aber nicht von ihren Augen lösen.
„Ich weiß.“ erwiderte sie genauso leise.
Für fast zwei Minuten starrten sie einander in die Augen, ohne sich zu rühren.
„Ähem...“ Ein leises Räuspern holte beide dann wieder in die Gegenwart zurück.
Bud stand mit einem verlegenen Grinsen im Gesicht vor ihnen. „Commander, für Norfolk ist alles vorbereitet. Ich wusste nicht, ob Sie einen Dienstwagen benötigen. Für alle Fälle hab ich mal einen reserviert. Hier sind die Schlüssel.“
„Danke, Bud.“ Harm nahm die Schlüssel entgegen. „Und jetzt holen Sie erstmal Luft.“
„Ja, Sir.“
„Mac, wir sehen uns Donnerstag.“
„Gute Reise, Harm.“
„Danke.“ Er sah ihr nach, wie sie sich an ihren Schreibtisch setzte, und winkte noch einmal. Dann wandte er sich an den wartenden Bud. „Kommen Sie mit, Lieutenant.“
Sie gingen in Harms Büro, wo Rick Costner unter Bewachung wartete. Harm setzte sich.
„So, Rick, von den 23 Personen auf deiner Liste sind 18 verfügbar bzw. zu einer Aussage bereit. Ich fahre gleich nach Norfolk und werde diese 18 befragen.“
„Du willst die doch nicht alle vor Gericht aussagen lassen?“
„Nein, ich picke mir eine Handvoll heraus.“
„Ich hab mich schon gewundert, dass ich nicht dran war mit meiner Aussage.“
„Das ist auch sehr ungewöhnlich. Aber Richter Morris war einverstanden. Zumal der Fall schnell vom Tisch soll.“
Rick seufzte. „Politik.“
„Du sagst es.“ Harm deutete auf Bud. „Lieutenant Roberts bleibt hier. Er genießt mein vollstes Vertrauen. Falls etwas sein sollte, kannst du dich an ihn wenden.“
Bud strahlte erneut wie ein Honigkuchenpferd. „Danke, Sir.“ Er wollte Harms Büro verlassen, kehrte nach wenigen Metern aber noch einmal um und drückte dem Ex-Piloten einen Zettel in die Hand. „Ihre Unterkunft, Sir.“
Harm nickte dankend und wartete, bis Bud sein Büro verlassen hatte. „Rick, falls dir noch etwas Wichtiges einfallen sollte, melde es Bud. Jede Kleinigkeit kann wichtig sein.“
„Ich versuche es, Harm.“ Der blonde Pilot seufzte. „Trotzdem schon mal danke für alles.“
„Erstens ist es mein Job, meine Mandanten bestmöglich zu verteidigen. Zweitens bist du mein Freund, dem ich so ein Verbrechen einfach nicht zutraue. Und drittens habe ich eine bestimmte Vermutung, was passiert ist. Aber darüber kann ich mich noch nicht auslassen. Vielleicht weiß ich Mittwochabend mehr. Ich hoffe es zumindest.“
„Ich vertraue dir, Harm. Alles, was ich sicher weiß, ist, dass ich nie etwas mit dieser Frau hatte.“
Harm schmunzelte. „Außer hin und wieder ein gemeinsames Essen oder einen Drink.“
„So etwas führt aber normalerweise nicht sofort zu Sex.“
Harm dachte an die unzähligen Abendessen mit Mac. „Nein, natürlich nicht.“
„Ich gebe zu, Krennicks Interesse an mir hat mir anfänglich geschmeichelt. Aber als mir klar wurde, dass sie „mehr“ wollte, habe ich abgeblockt, so gut es ging.“
„Das glaube ich dir, Rick. Aber irgendetwas ist passiert. Und ich finde heraus, was das ist.“ Er schaltete seinen Computer aus und winkte den Marine herbei. „Ich muss los. Wir sehen uns am Donnerstag wieder.“
Beide Männer verließen den Raum. Auch Harm machte sich bereit.
„Viel Glück, Seemann.“
Er hob den Kopf und sah eine lächelnde Mac am Türrahmen lehnen.
„Danke.“ Er trat neben sie und griff nach seiner Mütze. „Das war jetzt das dritte Mal, dass du mir Glück wünscht. Dabei fliege ich doch gar nicht.“
Sie löste sich vom Rahmen. „Ich begleite dich noch.“
„Wie komme ich zu der Ehre?“
„Mir ist grad danach.“ grinste sie. In Wirklichkeit wollte sie so viel Zeit wie möglich mit ihm verbringen.
„Dir ist grad danach.“ Er drückte auf den Aufzugknopf.
„Jupp.“
„Höre ich da etwa ein Bedauern darüber, dass ich zwei Tage nicht da sein werde?“
<Ja.> In den letzten Tagen hatten sie fast wie die Kletten aneinander geklebt. „Vielleicht.“
Mit einem „WUUUSCH!“ öffnete sich der Fahrstuhl. Harm betrat die Kabine und drehte sich zu ihr um. Verwundert zog er beide Augenbrauen in die Höhe, als sie ihm folgte.
„Ich hab doch gesagt, ich begeleite dich noch.“ grinste sie und drückte den Abwärts-Knopf.
„Immerhin hätte ich dann Abwechslung, wenn der Lift plötzlich stehen bleiben würde.“ Seine Augen funkelten amüsiert.
Liebe Grüsse Petra
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Mac grinste zurück. „Es kann aber unter Umständen ganz schön lange dauern, bis der wieder flott gemacht wird.“
„Kein Problem.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Ich bin sicher, wir würden schon was finden, um uns die Zeit zu vertreiben.“
Sie sah ihn an. Seine Augen waren einen Tick dunkler geworden, seine Stimme deutlich tiefer. „Flirtest du schon wieder mit mir, Flyboy?“
„Vielleicht.“ lachte er leise. „Soweit ich weiß, bist du aber doch immun gegen meinen Charme.“
„Ich könnte meine Meinung doch geändert haben.“
„Und mir nicht davon gesagt haben?“
Mac lachte. „Hätte ich in dein Büro spazieren sollen mit den Worten: *Harm, ab sofort kannst du mit mir flirten.*?“
Der Ex-Pilot grinste breit. „Warum nicht?“
Keiner von beiden hatte mitbekommen, dass der Aufzug im Erdgeschoss angekommen war und sich die Tür geöffnet hatte.
„Was bitte geht hier vor?“
Beim Klang von Chegwiddens mürrischer Stimme sprangen beide in „Habt-Acht-Stellung“, als hätten sie Spazierstöcke verschluckt.
„Nichts, Sir.“ antworteten sie unisono.
Der Ex-SEAL verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief. „Nichts?“
„Nein, Sir.“ kam es erneut synchron.
„Rabb, haben Sie etwa vor, mit dem Colonel zu flirten?“
„Ah... na ja, Admiral... ich...“ Harms Hirn beging eine „außerordentliche Subordination“, indem es dachte: <Natürlich, Mister. Auf Teufel komm raus.>
Zu Harms Glück wartete der alte Haudegen die Antwort erst gar nicht ab. „Colonel, wollen Sie sich etwa von diesem Mann beflirten lassen?“
Bevor sie eine Antwort geben konnte, schloss sich die Aufzugtür wieder.
„Guter Gott.“ zischte Harm.
Die beiden Offiziere sahen sich an und fingen an zu grinsen.
Just in diesem Augenblick öffnete sich die Tür wieder und gab den Blick frei auf einen äußerst grimmig dreinschauenden Admiral. „Was bitte sollen diese Spielchen?“
„Spielchen?“ Harm war so verblüfft, dass er jede Etikette vergaß.
„Ahm, der Aufzug ist von alleine wieder zugegangen, Admiral.“ kam Mac dem Ex-Piloten zu Hilfe
„Dann kommen Sie beide mal schleunigst raus aus dem Ding.“
Beide traten aus der Kabine.
„Jetzt erklären Sie mir mal, was es mit diesem Geflirte auf sich hat?“
Sowohl Harm wie auch Mac fanden es äußerst seltsam und unangenehm, das alles in der Öffentlichkeit zu diskutieren bzw. darüber ausgefragt zu werden.
„Es war eine theoretische Diskussion, Sir.“ erklärte Harm schließlich.
„So, so.“ Chegwidden reckte sein Kinn und sah den jüngeren Mann herausfordernd an. „Sie wollen also nicht mit dem Colonel flirten?“ <Na, mein Junge, was sagst du jetzt?>
Der Ex-Pilot schielte kurz zu Mac und bewunderte ihre stoische Haltung. „Das kann ich nicht versprechen, Admiral.“
„Commander, ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie mir für den Fall der Fälle gefälligst VORHER Bescheid sagen sollen.“ Äußerlich gab Chegwidden den gestrengen Vorgesetzten, innerlich amüsierte er sich jedoch köstlich. „Belassen Sie es also bei der Theorie, oder lassen Sie sich von Coates einen Termin geben.“
„Ja, Sir.“ <Termin? Du spinnst doch...>
„Sie sind auf dem Weg nach Norfolk?“
Harm wunderte sich, woher sein CO das schon wieder wusste, nickte aber nur. „Ja, Sir.“
„Colonel, wollen Sie den Commander begleiten?“
Mac war äußerlich immer noch die Ruhe selbst. „Zum Auto, ja; nach Norfolk, nein.“
„Aha.“ Der Ex-SEAL musterte seine beiden Star-Anwälte. Mustergültig standen sie vor ihm und verzogen keine Miene. Im Hintergrund des Flures entdeckte er ein paar Petty Officers, die anscheinend neugierig herumlungerten.
„Matrosen, haben Sie nichts zu tun?“ blaffte er plötzlich los.
Wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen lief die Menge auseinander – sehr zur Freude des Admirals.
Er fokussierte sich wieder auf seine beiden Offiziere, die immer noch keine Miene verzogen hatten. Spontan beschloss er, schon mal seine Fühler auszustrecken und für den Fall vorzusorgen, wenn die beiden endlich den Kampf gegeneinander aufgeben und sich zusammenraufen würden. Anscheinend war dieser Tag nicht mehr allzu weit entfernt.
„Gut, gut.“ Er bedachte beide mit einem letzten strengen Blick. „Weitermachen.“
Beide richteten sich noch mehr auf. „Aye, aye, Sir.“
„Mit was auch immer...“ ergänzte Chegwidden und sah Harm ein letztes Mal bedeutungsvoll an, bevor er im gerade mal wieder offenen Aufzug verschwand.
„Ja, Sir.“
Nach drei Sekunden kam wieder Leben in Harm. „Geordneter Rückzug.“ zischte er.
Als wäre nichts passiert, gingen sie an einigen neugierig dreinschauenden Seeleuten und Marines vorbei aus dem Gebäude und zum Parkplatz, wo sie vor Harms Dienstwagen stoppten und sich ansahen.
„Was... hm... was...“ Macs amüsiertes Glucksen wurde immer lauter. „... was... war... das?“
Die Mundwinkel des Ex-Piloten näherten sich seinen Ohren. „Eine Standpauke?“
„Aha.“ brachte sie gerade noch hervor, bevor sie laut losprustete.
Harm stimmte in ihr Lachen ein. „Oh Mann...“
Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sich wieder beruhigt hatten.
„Hat er... hm...“ Sie konnte ein letztes Kichern nicht unterdrücken. „Hat Chegwidden wirklich zu dir gesagt, du sollst ihm Bescheid sagen, wenn du mich daten willst?“
Er nickte grinsend. „Hat er.“
„Wann denn?“
„Letzte Woche, als wir den Krennick-Fall bekommen haben. Offenbar hatte er mitbekommen, dass ich dich zum Essen zu mir eingeladen hatte.“ Er erläuterte ihr den „Vorfall“.
„Ups.“ kicherte sie.
„Eigentlich müsste ich ja jetzt zu ihm.“
„Warum?“
„Unser Date am kommenden Sonntag melden...“
„Das kannst du doch auch noch, wenn du von Norfolk zurück bist. Wenn du das jetzt machst, sieht das ein bisschen seltsam aus.“
Er grinste breit. „Ich hab auch nicht die Absicht.“
„Willst du ihm das gar nicht erzählen?“
„Es ist doch gar kein richtiges Date, Mac. Du begleitest schließlich mein neues Hemd. Aber das verlangt mein Hemd, nicht ich.“
Sie schnaubte erheitert. „Also musst du ihn nur dann um Erlaubnis fragen, sollten wir beide...“ Sie deutete zuerst auf ihn und dann auf sich. „... mal ein Date planen... ohne dein Hemd.“
„Ich muss ihn nicht um Erlaubnis fragen, ich soll ihm nur Bescheid sagen.“ Ein süffisantes Grinsen umspielte seine Mundwinkel. „Möchtest du, dass ich zu UNSEREM Date oben ohne komme? Nur mit Jackett?“
„Wie kommst du denn darauf?“
„Du hast was von „Date planen OHNE Hemd“ gesagt.“
Sie gab ihm einen Klaps gegen die Schulter. „Harm!“
Sein Grinsen wurde noch breiter. „Wir daten am Samstag erst mal mit Hemd. Richtig schick. Alles Weitere sehen wir dann mal.“
„Alles Weitere?“ Argwöhnisch sah sie ihn an.
„Jupp.“ lachte er rau. „Vielleicht ergibt sich ja irgendwann einmal ein weitaus persönlicheres Date... zu zweit... ohne Hemd.“
Bei seinen leisen Worten gingen ihre Gedanken in eine ähnliche Richtung. <Grundgütiger! Verstehe ich ihn richtig?> Ihre Augen weiteten sich erstaunt.
Harm deutete ihr Verhalten durchaus richtig. Sehr zufrieden mit sich selbst – ohne das jedoch zu zeigen – senkte er seine Stimme noch mehr. „Nur du und ich... ein gemütlicher Ort... gutes Essen... leise Musik... vielleicht noch ein paar Kerzen dazu... Wie gefällt dir das?“
Allein schon durch seine Wortwahl und die tiefe, leise Stimme, die samtweich in ihr Ohr rollte, fühlte Mac sich schon halb verführt. Sie spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte. <Reiß dich zusammen, Marine.> sagte ihr Verstand. Ihr Herz und der Rest des Körpers waren jedoch vollkommen anderer Meinung.
Er sah, wie ihre Augen dunkler wurden und sich die Wangen leicht röteten. Auch er musste sich zusammenreißen, da sein Körper reagierte. Erneut war er froh über die Winteruniform.
„Ahm...“ Mehr brachte sie nicht hervor.
Er beugte sich zu ihr. „Die Idee gefällt dir wohl.“
„Aha.“ krächzte sie.
„Zuerst aber daten wir am Samstag... MIT Hemd.“ Er richtete sich wieder auf. „Ich muss los, Mac.“
Sie blinzelte verwirrt. „Was?“
„Norfolk ruft.“ lächelte er sanft.
„Oh... ähm... ja, klar.“ Sie holte tief Luft. „Viel Glück.“
„Danke.“ Er öffnete den Wagen und stieg ein. „Wir sehen uns.“
„Aha.“ nickte sie und winkte ein letztes Mal.
Als er an ihr vorbeifuhr, grinste er breit und warf ihr eine Kusshand zu. Im Rückspiegel sah er, wie ihr Unterkiefer herunterklappte. Sein zufriedenes Grinsen legte er erst gut vier Stunden später ab, als er durch das Tor von Norfolk fuhr.
Liebe Grüsse Petra
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