Samstag, 13. Dezember
14:52 Ortszeit
Macs Appartement, Washington DC
Mac stand im Bad vor dem Spiegel und starrte die Person an, die ihr aus dem Glas entgegenschaute. Das sollte sie sein??? Ein fremdartiges Wesen glotzte sie an: Dicke rote Nase, verquollene und glasige Augen.
„TSCHI!“ Mac nieste zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Tag. <Verfluchte Sch... warum ausgerechnet heute?>
Letzten Samstag – während ihres gemeinsamen Shopping-Trips – hatte Harm sie zu einem Date eingeladen. Nach einigem Hin und Her hatten sie sich darauf geeinigt, dass er offiziell sein neues Hemd ausführen wollte.
Nun wollte sie mit den Vorbereitungen für den Abend beginnen – was bedeutete, dass zuerst ein schönes heißes Bad anstand mit einer Extraportion Pflege für ihre Haare.
„HA... HA... HATSCHI!“ Mac schüttelte langsam den Kopf. „So wird das nichts.“ seufzte sie.
Schon gestern Abend hatte sie sich nicht wohl gefühlt, das aber auf den Stress der Woche geschoben. Der Krennick-Fall hatte Donnerstag eine unerwartete Wendung genommen. Harm hatte gewonnen – wieder einmal. Nicht wirklich erbost über diese Wende hatte sie sich gestern Abend einen Tee gekocht und es sich auf der Couch gemütlich gemacht.
Heute Morgen dann war ihre Nase verstopft gewesen, ihr Schädel pochte dumpf, und sie fühlte sich, als hätte ein Panzer sie überrollt.
„Shit! Shit! SHITTSCHI!“ <Selbst Fluchen klappt nicht mehr.> dachte sie gereizt.
Es half alles nichts: Sie musste ihn anrufen und das Date absagen. <Da lädt er mich endlich ein und dann DAS!> Schniefend schlurfte sie zum Telefon und drückte auf die Schnellwahltaste für Harm.
„Hallo mein Lieblings-Marine.“ Seine Stimme klang äußerst aufgeräumt.
<Mist! Er freut sich. Und ich verderbe ihm jetzt auch noch den Abend.> „Hi Harm...“
Ihr Ton alarmierte ihn sofort. „Hey, was ist los?“
„Ich... ah... HATSCHI!“
„Gesundheit!“
„Mbanke.“ nuschelte sie.
„Ich höre es: Du bist erkältet.“
„Aha.“
„Dann verschieben wir unser Date.“
„Aber...“
„Keine Widerworte, Marine.“
„Jetzt versaue ich dir noch... TSCHI!“
„Gesundheit!“ lachte er leise, um dann wieder ernst zu werden. „Du versaust mir gar nichts. Ich hätte keine Freude an dem Abend, wenn es dir nicht gut geht.“
„Tut mir leid.“ erwiderte sie kleinlaut. „Ich hab mich so gefreut, dein Hemd auszuführen.“
„Wir beide, mein Hemd und ich, haben uns darauf gefreut, DICH auszuführen, Sarah.“ Er lachte erneut. „Wenn du momentan allerdings so aussiehst, wie ich vermute, dann wäre mein Hemd sehr, sehr traurig.“
Ein Kichern entfuhr ihr ob seiner Wortwahl. „Warum?“
„Ein schönes Hemd... eine im Prinzip schöne Frau, die momentan allerdings ein dickes rotes Näschen und tränende Augen zur Schau trägt... das passt nicht wirklich zusammen.“
„Harm...“
„Mein Hemd möchte mit einer gesunden und munteren Sarah MacKenzie ausgehen...“ Sein Tonfall wurde leiser. „... mit einem richtig hübsch zurecht gemachten Marine.“ Er verbiss sich den Ausdruck „sexy“.
Sie lachte leise. „Sorry, dass ich dein Hemd enttäuschen muss.“
„Pass auf, wir verschieben das Ganze, bis du wieder gesund bist. Versprochen.“
„Du bist mir nicht böse?“
„MAC!“ Etwas sanfter fuhr er fort. „Ich finde es zwar schade, aber böse bin ich dir nicht. Allerdings...“ Er lachte leise. „Ich wäre dir böse, wenn du trotzdem versuchen würdest, mit mir ausgehen zu wollen.“
„Ich will ja gar nicht mit dir ausgehen.“
„WIE BITTE?“
„Sorry.“ Sie biss sich auf die Zunge. <Mist!> „Ich meine... natürlich will ich... aber... HATSCHI!“
„Gesundheit! Aber das war das letzte Mal.“
„Wa... was... TSCHI!“
Ein leises Lachen entfuhr ihm. „Ich meinte damit, dass es das letzte Mal war, dass ich „Gesundheit!“ gesagt habe.“
„'Kay.“ schniefte sie. „Ich will ja mit dir ausgehen, aber...“
„Eben wolltest du nicht.“
Sie rollte mit den Augen. „Ich will nur nicht mit dir ausgehen, wenn ich krank bin.“
„Das will ich auch nicht.“ lachte er lauter. „Und mein Hemd erst recht nicht.“
„Puh.“ machte sie erleichtert.
„Hast du alles, was du brauchst?“
„Ja, ich war gestern noch einkaufen. Meine... TSCHI! ... meine Vorräte sind aufgefüllt. Ich werde mich aufs Sofa verkriechen und nichts tun.“
„Du solltest dich auskurieren, Mac. Und zwar im Bett.“
„Harm, Montag bin ich garantiert wieder... HAAATSCHI! ... fit.“
„Ich höre es.“ Sie sah es zwar nicht, wusste aber, dass sein Schmunzeln immer breiter wurde.
„Bäh.“ machte sie.
„Okay, Marine, wenn du irgendetwas brauchst, dann melde dich.“
„Ja, ja.“
„Versprich mir das.“
„Versprochen, Seemann.“ schniefte sie. „Zufrieden?“
„Fast.“
„Warum... HAAATSCHI!“ Sie griff nach einem Taschentuch und schnäuzte sich laut.
„Autsch.“ entwich es dem Ex-Piloten, als ihr „Trompeten“ in sein Ohr drang.
„Sorry. Warum bist du nur fast zufrieden?“
Er lachte zuerst leise, wurde dann aber ernst. „Ich wäre GANZ zufrieden, wenn ich mich persönlich davon überzeugen könnte, dass du im Bett liegst bzw. mich sofort anrufst, wenn du etwas brauchen solltest.“
<Er ist so süß.> Kaum waren die Worte gedacht, riss Mac verwundert die Augen auf. <Er ist so süß? Hab ich das jetzt wirklich gedacht? Ich muss schon arg benebelt sein...> Gleichwohl fand sie „ihren“ Flieger mitunter ziemlich süß. Wenn er z. B. seinen Dackelblick einsetzte oder sein charmantestes Lächeln.
„Bist du noch da?“
„Ja, natürlich.“
„Gut. Versprich mir, dass du mich anrufst, Mac.“
„Versprochen.“ Sie schniefte leise. „Großes Marine-Ehrenwort.“
„Dann bin ich beruhigt. Und du kannst mich jederzeit anrufen, auch mitten in der Nacht.“
„Ich weiß. Aber das wird nicht nötig sein.“
„Maaac...“
„Harm, ich werde dich anrufen... WENN es notwendig sein sollte.“
Der Ex-Pilot war nicht wirklich überzeugt. „Soll ich nicht doch besser vorbeikommen?“
„Ich komme schon zurecht. Andernfalls weiß ich ja, was ich zu... HAAATSCHI! ... zu tun habe.“
„Was ist mit Medikamenten?“ Er wusste, ebenso wie er hasste Mac Pillen jeglicher Art.
Sie seufzte. „Ich hab Tylenol da.“
„Aber doch hoffentlich nicht als Saft!“ Harms Alarmglocken schrillten los. Im Saft war schließlich Alkohol enthalten.
„Natürlich nicht.“ Sie schüttelte den Kopf und bereute es sofort.
„Sorry, ich wollte dir nicht zu nahe treten, aber...“
Sie lächelte sanft, auch wenn er das nicht sehen konnte. „Du meinst es ja nur gut, Seemann.“
„Aha.“ erwiderte er erleichtert.
„Harm, ich melde mich bei dir, wenn ich was brauchen sollte. Aber jetzt... ich bin müde und mein Kopf...“
„Dann ab ins Bett mit dir, Marine.“ Er lachte leise. „Oder muss ich wirklich vorbeikommen und nachschauen, ob du...“
„Nein!“ unterbrach sie ihn.
„Okay, dann gute Besserung.“
„Da... TSCHI! ... danke.“ Sie schniefte erneut. <Gott, ich HASSE Erkältungen!>
„Ich ruf dich morgen an, okay?“
„Na gut.“ Sie seufzte erneut. „Es tut mir wirklich Leid wegen heute Abend.“
„Mir auch. Aber deine Gesundheit geht vor. Das Date läuft uns ja nicht weg.“
„’Kay.“ murmelte sie. „Bye.“
„Bye, Sarah.“ Harm beendete das Gespräch.
Minutenlang starrte er dann den Hörer an. Einerseits war er enttäuscht, dass ihr Date nun nicht stattfinden würde. Da hatte er all seinen Mut zusammengenommen und die Gelegenheit beim Schopf ergriffen... und nun das.
Auf der anderen Seite jedoch sprang sein Beschützer- und Fürsorgeinstinkt an. Er fing an, sich ernsthaft Sorgen um Mac zu machen. Schließlich kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass sie nur im äußersten Notfall auf Medikamente zurückgreifen würde.
Es juckte ihn in den Fingern, sich seine Autoschlüssel zu schnappen und zu ihr zu fahren.
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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