Freitag, 19. Dezember
15:52 Ortszeit
JAG-Hauptquartier, Washington DC
Harm sah auf die Uhr und seufzte erleichtert. Noch eine gute Stunde, und er konnte ins Wochenende entfliehen. Durch Macs Krankheit war sein Arbeitspensum „ein wenig“ größer gewesen als üblich.
Schmunzelnd griff er zum Hörer und drückte die vertraute Schnellwahltaste.
„MacKenzie.“
„Wie geht es dir?“ fragte er leise lachend ob ihres genervten Tonfalls.
„Harm, das habe ich dir doch schon vor einer Stunde gesagt.“
„Inzwischen könnte es dir doch NOCH besser gehen.“
„Tut es aber nicht.“
„Dann wird es Zeit, dass Doc Rabb sich um dich kümmert. Pass auf, ich...“
„Doc Rabb?“ unterbrach sie ihn.
„Jupp, Doc Rabb. In ca. zwei Stunden bin ich bei dir.“
„Du sollst mir nicht deinen wohlverdienten Feierabend opfern. Es geht mir doch schon wesentlich besser als noch Anfang der Woche.“
„Das mag ja sein, aber richtig gesund bist du auch noch nicht. Außerdem opfere ich dir NICHT meinen Feierabend. Ich bin gerne mit dir zusammen, das sollte dir inzwischen klar sein.“
„Ich weiß.“ meinte sie sanft. Und ich freue mich ja auch, Harm.“ Trotz ihrer Erkältung hatte sie seine Gegenwart immer genossen.
„Mac, ich habe nichts vor heute Abend.“ Genauer gesagt hatte er das gesamte Wochenende nichts vor. „Und ich verbringe meine Freizeit lieber in der Gesellschaft eines kranken und missgelaunten Marines als alleine.“
„HARM!“ kam prompt ihr Protest.
„Zwei Stunden, Sarah.“ erwiderte er energisch. „Soll ich noch etwas mitbringen?“
„Nein.“ seufzte sie. „Bis nachher dann.“
„Bis nachher.“ Er legte auf.
Drei Minuten später klingelte sein Telefon. Ohne hinzusehen griff er nach dem Hörer.
„Rabb.“
„Einen Topf „Chunky Monkey“ bitte.“ tönte es erstaunlich kleinlaut durch die Leitung.
„Ich höre, dir geht es doch besser. Gestern jedenfalls wolltest du kein Eis.“
„Blödmann.“
Er lachte. „Pass auf, was du sagst, Marine. Sonst bringe ich dir stattdessen die ekligste Medizin mit, die die Apotheke zu bieten hat.“
„Ich werde nur mit „Chunky Monkey“ wieder richtig gesund.“ behauptete sie trotzig. „Die Halsschmerzen habe ich ja auch damit wegbekommen.“
„Okay. Aber dir reicht doch nie und nimmer nur ein Topf.“
„Gegen eine Extraportion Sünde habe ich nichts einzuwenden.“ Ihre Belustigung war nicht zu überhören.
<Extraportion Sünde... DAGEGEN hätte ich auch nichts einzuwenden...> Seine Auffassung von „Sünde“ hatte jedoch rein gar nichts mit Eis zu tun. <Reiß dich am Riemen, Rabb.> Ihm wurde plötzlich ziemlich warm, zudem verspürte er eine „gewisse“ Reaktion. <Am Riemen reißen... ja klar...> Er atmete tief durch.
„Harm, bist du noch da?“
„Klar doch.“ Er holte erneut tief Luft. „Bis später dann.“
„Bye.“
Sekundenlang starrte er auf den Hörer, bevor er ihn zurück auf den Apparat legte.
Die restliche Zeit verging wie im Fluge. Pünktlich konnte er sein Büro verlassen und sich auf den Heimweg machen. Als hätten die Götter ein Einsehen mit seinen Plänen, kam er sogar reibungslos und ohne Stau in seiner Wohnung an.
Dort zog er sich rasch um und packte seinen Seesack für das Wochenende. Dabei hatte er die ganze Zeit ein dämliches Grinsen im Gesicht. Mac würde gehörig protestieren, aber er hatte sich in den Kopf gesetzt, das ganze Wochenende bei und mit ihr zu verbringen. Die Nacht von Montag auf Dienstag hatte er ja schließlich auch ohne Probleme überstanden.
35 Minuten später verließ er seine Wohnung wieder und machte sich auf den Weg zu „seinem“ Marine. Unterwegs musste er einen kleinen Umweg fahren, da er bei einem speziellen Geschäft etwas bestellt hatte, worüber Mac sich garantiert freuen würde.
Einen Block vor ihrem Appartementhaus bog er dann auf den Parkplatz des Supermarktes ein und tätigte einen Großeinkauf, der für das Wochenende reichen sollte. Vier Packungen „Chunky Monkey“ waren auch darunter.
Bepackt wie ein Esel öffnete er schließlich ihre Wohnungstür.
„Mac, ich bin da!“ rief er und schloss die Tür hinter sich.
„Was ist denn das?“ ertönte plötzlich ihre Stimme hinter ihm.
Er fuhr herum.
Sie stand in Schlafanzug, Morgenmantel und dicken Socken vor ihm und sah ihn fragend an.
Er grinste breit. „Das ist deine Sünde, Marine. Und noch ein paar leckere Kleinigkeiten.“
„Nein, ich meine deinen Seesack.“
„Ach so... der...“ Er stellte besagtes Teil neben die Tür und hielt eine der Einkaufstüten hoch. „Das muss schnell ins Tiefkühl.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte er mit sämtlichen Lebensmitteln in die Küche.
Mac folgte ihm. „Haaarm... der Sack...“
Er packte das Eis weg und stellte die restlichen Tüten auf den Küchentresen. Dann drehte er sich um. „Hunger?“
„Harm...“ Sie wurde ungeduldig. „Was soll das?“
Er grinste breit. „Da sind Klamotten zum Wechseln drin; mein Kulturbeutel... halt alles, was ich übers Wochenende brauche. Du musst mir nur ein Handtuch leihen.“
„Handtuch leihen?“ Ihre Augen wurden immer größer. „Willst du etwa hier bleiben?“
„Jupp.“ Er lehnte sich gegen die Anrichte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du brauchst gar nicht erst den Versuch eines Protestes zu starten, Marine. Die nächsten 50 Stunden weiche ich nicht von deiner Seite.“
Sie sah ihm an, dass er es ernst meinte und jede Diskussion darüber sinnlos sein würde. Zudem genoss sie seine Gegenwart, gerade jetzt, wo sie durch ihre Erkältung ans Haus gefesselt gewesen war. „Na gut.“ meinte sie und grinste dann. „Aber aufs Klo gehen oder duschen darf ich doch noch alleine, oder?“
„Klo definitiv ja, aber Dusche...“ Ein arrogantes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Das müssen wir mal sehen.“
„HARM!“ Sie gab ihm einen Klaps auf die Brust.
Er packte ihre Hand und drückte sie. „Zu zweit duschen kann sehr viel Spaß machen. Außerdem spart es Wasser.“ Seine Stimme war tief und leise geworden.
„Ahm... na ja... aber nicht, wenn man Spaß hat.“ erwiderte sie schmunzelnd, unsicher, WIE ernst er es meinte.
Seine Mundwinkel zogen sich nach oben, seine Augen fixierten die ihren. „Manchmal doch.“
„Hm.“ machte sie verlegen und sah zu Boden. <Er flirtet ja schon wieder...> In den letzten Wochen war sie verdächtig oft das „Flirt-Ziel“ gewesen. Ein sanftes Rumoren in ihrem Bauch erinnerte sie daran, dass sie heute noch nicht viel gegessen hatte.
Sie hob den Kopf. „Was willst du kochen?“
„Wie?“ Harms Gedanken waren noch „in der Dusche“. Er blickte hinter sich und grinste. „Oh... ja... also, was Schmackhaftes für dich und was Leckeres für mich.“
Ihre Augen wurden groß. „Was denn?“
„Etwas, womit du bestimmt wieder zu Kräften kommst.“
Sie machte den Hals lang und versuchte, den Inhalt der Tüten auszuspähen.
„Ah-ah.“ Er schob die Tüten aus ihrem Blickfeld.
„Haaarm... verrate es mir doch.“ Sie klimperte mit den Wimpern. „Bitte, bitte...“
Diesem Blick hatte er noch nie widerstehen können. „Reicht es, wenn ich dir verrate, dass es totes Tier ist?“ lächelte er.
„Fisch?“ Sie wusste, sie hatte ihn am Haken. Ihr war nur nicht bewusst, wie sehr.
„Nein.“
„Fisch ist aber auch totes Tier.“ grinste sie.
„Das stimmt, aber es ist etwas Schmackhaftes für DICH.“ Er tippte ihr gegen die Schulter.
„Dann ist es Fleisch!“ rief sie enthusiastisch und strahlte über das ganze Gesicht.
„Aha.“ nickte er. „Ein schönes saftiges Steak.“
„Oooh jaaa.“ Mac machte vor Freude fast einen Luftsprung.
„Genauer gesagt ein fein marmoriertes und gut abgehangenes Kobe-Steak.“
Geschockt sah sie ihn an. „Harm, du bist verrückt!“
<Nach dir... ja.> wäre ihm beinahe rausgerutscht. „Warum? Das ist gutes Fleisch und...“
„Das ist viel zu teuer, Mister!“ unterbrach sie ihn.
Es war in der Tat sündhaft teuer gewesen. Aber was tat man nicht alles für die Frau, die man liebte? „Du bist es mir wert, Sarah MacKenzie.“ Ernst sah er ihr in die Augen.
Schlagartig war etwas anders geworden. Sie spürte es, sie sah es.
„Ich wollte dir nur eine Freude machen.“
„Das tust du ja auch, Flyboy.“ Sie trat auf ihn zu, reckte sich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Glaub mir, das tust du.“
Aus einem Impuls heraus legte er die Arme um sie und zog sie an sich. Ein paar Sekunden genoss er schweigend ihre Nähe, bevor er sie wieder losließ. „Jetzt werde ich dir diese Köstlichkeit zaubern, Marine.“
Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass sie sich weiterhin an ihn lehnte. Es hatte sich so gut angefühlt. Er strahlte Kraft und Wärme aus; etwas, was sie jetzt gut gebrauchen konnte.
„Hey, was ist los?“ fragte er leise.
„Nichts.“ murmelte sie. „Du bist so schön warm.“
„Ist dir kalt? Dann ab mit dir ins Bett. Du bist noch...“
„Harm, es geht mir gut. Ehrlich.“ In seinen Augen sah sie seine Sorge um sie. Widerwillig löste sie sich ganz von ihm. „Statt dir Sorgen zu machen, solltest du lieber mit dem Kochen anfangen.“ grinste sie.
Er musterte sie eingehend. „Okay.“ Dann drehte er sich um und packte den Rest der Einkaufstüten weg.
Mac hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und sah ihm dabei zu. Inzwischen schien er mit ihrer Küche fast so vertraut wie mit seiner eigenen. <Kein Wunder.> schmunzelte sie. <Schließlich hat er mich ja die halbe Woche bekocht.>
Harm spürte ihre Blicke. Hin und wieder drehte er sich zu ihr und grinste sie an.
Es dauerte nicht lange, und ein köstlicher Duft erfüllte die Küche.
„Mhmmm.“ schnupperte sie hörbar. „Das riecht ja verlockend. Soll ich schon mal den Tisch decken?“
Er lachte. „Kannst du machen.“
Sie sprang vom Stuhl, suchte Besteck und Geschirr zusammen und arrangierte alles auf dem Tisch. „Wasser?“ fragte sie und öffnete den Kühlschrank.
„Ah... wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne einen Wein trinken.“
„Harm, auch wenn ich trockene Alkoholikerin bin: Meinetwegen kannst du trinken, was du willst. Aber ich habe keinen...“ Sie brach den Satz ab, als er grinsend eine kleine Flasche Weißwein hochhielt.
„Ich war so frei.“ lachte er. „Ist auch nur ein Viertelliter.“
„Du hättest dir auch eine ganze Flasche mitbringen können.“
Er schüttelte den Kopf. „Das hier ist Genuss, Mac. Eine ganze Flasche käme einem Besäufnis nahe.“
„Na komm, jetzt übertreibst du aber.“
„Mir reicht aber die hier.“ Er wedelte mit der Flasche.
„Na gut.“ Sie holte trotzdem zwei Wasserflaschen aus dem Kühlschrank. „Wann gibt es Essen?“
Er lachte. „Hast du Hunger?“
„Jupp.“ grinste sie. „Also wann?“
Harm checkte kurz die Töpfe. „Fünf Minuten.“
„Gut, dann gehe ich noch mal für kleine Marines.“
Kopfschüttelnd griff er nach den Schüsseln, die er schon bereitgestellt hatte. Gerade als er alles fertig hatte, hörte er ein Klappern.
„Hunger, Seemann!“
Er drehte sich um. Mac saß bereits am Tisch und klopfte mit dem Messer auf ihrem Teller herum.
„Dir geht es offenbar wieder viel besser.“ lachte er und legte ihr das Steak auf den Teller. „Dein Hunger muss ja groß sein, wenn du so ein Theater machst.“ Rasch stellte er die Schüsseln auf den Tisch und setzte sich.
„Ist er auch.“
Wie nicht anders zu erwarten, lud sie sich ihren Teller hoch voll. Als erstes probierte sie dann das Fleisch.
„Mhmmm... köschtlisch.“ Genüsslich verdrehte sie die Augen. Ein gutes Stück Fleisch wusste sie immer zu schätzen. Und das hier, das war einfach... traumhaft.
Der Ex-Pilot schüttelte amüsiert den Kopf. Das war wieder die Mac, die er kannte.
Viel zu schnell – für seinen Geschmack jedenfalls – waren sie mit dem Essen fertig.
„Du hast dich mal wieder selbst übertroffen, Flyboy. Das Steak war einfach... WOW!“
Er schmunzelte. „Du musst schließlich wieder zu Kräften kommen.“
„Aber musste es gleich so sündhaft teures Fleisch sein? Ein normales Steak hätte es doch auch getan.“
„Ich wollte dir doch nur eine Freude machen, Sarah.“ erwiderte er leise.
Sie ergriff seine Hand und begann, mit den Fingern zu spielen. „Das hast du ja auch.“
„Aber?“
„Wie kommst du darauf, dass es da ein „aber“ gibt?“
„Du klingst so.“ grinste er entwaffnend.
„Es ist kein richtiges „aber“, nur...“ Sie holte tief Luft. „Du hast in der letzten Woche schon so viel für mich getan, Harm. Richtig verwöhnt hast du mich.“
„Hat es dir nicht gefallen?“ Unsicherheit machte sich in seinen Augen breit.
„Doch, natürlich.“ Sie drückte die Hand fester. „Es ist nur... ich... ahm... ich bin das nicht gewohnt. Das ist alles.“
„Sarah, ich habe das wirklich gern getan.“
Die Erwähnung ihres Taufnamens in Verbindung mit seiner weichen und tiefen Stimme sorgte für weiche Knie bei ihr. Mac war froh, dass sie saß. Erneut konnte sie sich des Eindrucks nicht verwehren, er flirtete mit ihr. Seit gut zwei Wochen benahm er sich ihr gegenüber anders: Er schien sich ernsthaft um sie zu bemühen.
Natürlich hatte sie es genossen, dass er sie während ihrer Krankheit versorgt hatte. Wer hätte das nicht? Manchmal war er wie eine Glucke gewesen. Jetzt jedoch... seine Aufmerksamkeit und Fürsorge... das ging über freundschaftliche Krankenpflege weit hinaus. Sie war verunsichert. Als Frau fühlte sie sich natürlich geschmeichelt. Ein gutaussehender, ja attraktiver Mann warb allem Anschein nach um sie.
<Er wirbt um mich?> Eine völlig neue Erkenntnis – und zu schön, um wahr zu sein. Oder nicht? Sollte er nach all den Jahren wirklich ernsthaftes Interesse an ihr haben?
„Harm, warum tust du das alles für mich?
Er grinste. „Einer muss dich doch versorgen. Ich wiederhole mich zwar ungern, aber ich mache das wirklich gern. Glaubst du mir das immer noch nicht?“
„Doch, natürlich glaube ich dir das. Aber wenn du es nicht gewesen wärst, hätte ich Harriet gebeten, mir was zu besorgen.“
„Harriet hat zwei kleine Kinder zuhause, da hat sie garantiert genug zu tun. Ich hingegen habe die Zeit.“
„Okay.“ nickte sie. „Bleibt trotzdem die Frage: Warum?“
Harm sah sie eine Weile schweigend an. Ohne es richtig mitzubekommen, legte er seine zweite Hand auf ihre. Schließlich holte er tief Luft. „Mac, ich... ah... ich...“ <Verdammt, warum ist das nur so schwer?>
Ihr Herz begann, schneller zu schlagen. Ermunternd drückte sie seine Hand. „Ja?“ wisperte sie.
„Sarah, du... hm... du bedeutest mir nun mal viel...“
„Viel?“
„SEHR viel sogar.“
„SEHR viel?“ echote sie.
Er nickte. „Aha.“
Gespannt wartete sie. Auch er bedeutete ihr „sehr viel“; allerdings konnte sie diesen Begriff weitaus näher definieren: Sie liebte ihn. Mehr als einmal war ihr das in den letzten Tagen klar geworden.
„Ich will, dass es dir gut geht, Sarah. Dass du dich wohl fühlst. Dass du wieder ganz gesund wirst.“ Er grinste. „Ich vermisse meinen Marine.“
<MEINEN Marine?> Sie holte tief Luft. <Hat er gerade „mein Marine“ gesagt?>
Harm redete derweil weiter. Noch besaß er die Courage dazu, auch wenn ihm der Mut für die entscheidenden Worte „ich liebe dich“ noch fehlte. „Ich bin gerne mit dir zusammen, Mac. Und ich möchte unsere Freundschaft nicht verlieren.“
„Das brauchst du auch nicht, Seemann.“ Sie lächelte sanft. „Ich verrate dir was, okay?“
Erwartungsvoll nickend sah er sie an.
„Ich bin froh, dass du für mich da warst... dass für mich da bist. Auch ich bin gerne mit dir zusammen.“
„Ehrlich?“
„Großes Marine-Ehrenwort.“ grinste sie. „Und ich bin dir auch dankbar, dass du so besorgt um mich bist. Ohne dich wäre ich bestimmt nicht so schnell wieder gesund geworden.“
Er lachte leise. „Das lag garantiert an der Hühnersuppe.“
„Vielleicht. Aber es tat auch gut, sich verwöhnen zu lassen.“
Harm glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. „Sein“ tougher Marine gab zu, dass ihr sein „Gesundwerd-Verwöhnprogramm à la Rabb“ gefallen hatte? Sie, die Anfang der Woche noch behauptet hatte, sie habe nur einen kleinen Schnupfen und käme Dienstag wieder ins Büro?
„Ich habe dich gerne verwöhnt.“ gab er leise zu. <Und würde nichts lieber tun, als dich weiterhin zu verwöhnen... in naher und auch ferner Zukunft...>
Sie kicherte. „Zwei Tage hast du ja noch Gelegenheit dazu.“
„Die ich dir so angenehm wie möglich machen werde.“ grinste er.
„Frühstück ans Bett?“
„Z. B., ja.“
„Ein Beltway-Burger?“
„Mac, wir wollen ja nun nicht übertreiben. Du weißt, was ich von dem Zeug halte.“ Trotzdem lachte er.
Schmollend schob sie die Unterlippe vor. „Schaaade.“
„Allerdings werde ich dir schon was Schmackhaftes und Gesundes kochen.“
„So wie das hier.“ Sie deutete auf die leeren Teller.
„Jupp. Aber ein Kobe-Steak wird nicht mehr dabei sein.“
„Das wäre ja nun wirklich zu viel des Guten, Seemann. Obwohl ich zugeben muss, dass das wirklich vorzüglich war.“
Harm grinste breit. „Mission erfüllt.“
„Mission?“
„Ja, Mission „Happy Marine“.“
Sie legte nun auch ihre zweite Hand auf den Händestapel. „Ich bin auch happy, Harm.“
„Kann ich dich vielleicht noch happier machen?“
<Ja, das könntest du.> dachte sie. Anstatt etwas zu sagen, nickte sie jedoch nur.
Er legte den Kopf schief und sah sie an. Dann glitt ein breites Flyboy-Grinsen über sein Gesicht. „Chunky-Monkey.“ lachte er.
„Aha.“ nickte sie enthusiastisch.
Er stand auf und stellte das Geschirr in die Spüle.
Mac blieb sitzen und hörte dem Klappern von Geschirr, Besteck und Kühlschranktür zu.
Schließlich kam Harm mit zwei Schüsseln voller Eis wieder zurück, einer größeren für Mac und einer kleineren für sich.
„Nanu.“ staunte sie, als er sich setzte.
Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Ich will auch happy sein.“
„Du bist und bleibst ein Kindskopf, Harmon Rabb Jr.“ lachte sie laut.
Schweigend löffelten sie dann ihr Eis. Aufgrund der unterschiedlich großen Schüsseln war Harm eher fertig. Er lehnte sich zurück und beobachtete sie.
Die Art, wie sie ihr Eis aß, sorgte dafür, dass sich verhältnismäßig „unanständige“ Gedanken in ihm breit machten und ihm ziemlich warm wurde.
Mac musterte ihn genau so, wie er sie musterte. Daher entging ihr auch nicht, wie seine Augen plötzlich dunkler wurden. Wie um ihn zu ärgern, leckte sie hin und wieder demonstrativ langsam den Löffel ab. „Mhmmm.“
Der Ex-Pilot holte so unauffällig wie möglich tief Luft. <Dieses kleine Miststück!> fluchte er still. Ihm war klar, dass sie ihn provozieren wollte.
Schmunzelnd sah sie, wie sich seine Nasenflügel weiteten und die Augen noch dunkler wurden. Als Frau wusste sie, wie ein Mann aussah bzw. reagierte, wenn er erregt wurde. Nichts anderes spielte sich momentan vor ihren Augen ab. Wiederum eine neue Erkenntnis für sie.
Schließlich war auch sie mit ihrem Nachtisch fertig. „Was machen wir jetzt?“
Wortlos starrte er sie an. Genauer gesagt starrte er einen Rest Schokoladen-Eis an, der – anscheinend unbemerkt von ihr – an ihrem Mundwinkel hängen geblieben war. Wie in Trance erhob er sich, beugte sich über den Tisch und küsste das süße Kleckschen einfach weg. Dann setzte er sich wieder.
„Harm?“ / „Sorry, aber ich konnte nicht anders.“ Beide redeten gleichzeitig.
Harm grinste. „Zuerst du.“
Mac war jedoch zu verwirrt, um die richtigen Worte zu finden. Zwar hatte er ihr in den letzten Tagen hin und wieder einen Kuss gegeben, aber das waren Küsschen auf die Wangen gewesen oder auf die Stirn bzw. ihren Scheitel. Dieser hier jedoch hatte halb ihre Lippen „erwischt“, ein äußerst angenehmes Gefühl. Sie erinnerte sich noch gut an seine anderen „Lippen-Küsse“: Den auf einem nebeligen Dock in Norfolk und den auf der Veranda des Admirals – den allerdings sie initiiert hatte.
Wie damals waren seine Lippen jetzt warm und weich und feucht gewesen – und hatten Appetit auf mehr gemacht, wie sie sich eingestehen musste.
„Mac?“
Liebe Grüsse Petra
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Seine Frage holte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. „Ah... sorry.“ Sie grinste verlegen. „Ich... uh... ich wollte...“ Ihre Neugier siegte. „Was sollte das gerade?“
Er wurde rot. „’Tschuldigung, wenn ich was falsch gemacht haben sollte. Aber da war so ein vorwitziger Klecks Eis... und ich... na ja...“ Fast schon schüchtern sah er sie an. „Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, dich zu küssen.“ Eigentlich hatte er sagen wollen „den wegzuküssen“, aber das „dich“ war ihm schneller rausgerutscht. „Entschuldige bitte.“
<Das hab ich auch noch nicht erlebt, dass sich ein Mann dafür entschuldigt, mich geküsst zu haben.> schmunzelte sie innerlich.
„Du hast nichts falsch gemacht, Harm.“ erwiderte sie sanft. „Und entschuldigen brauchst du dich auch nicht.“
„Wirklich nicht?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ah-ah.“
„Ich dachte nur, es...“ Er wusste nicht, wie er es am besten ausdrücken sollte. „Es wäre dir... ahm... unangenehm gewesen...“
„War es nicht.“ Ihre Stimme wurde noch leiser. „Im Gegenteil...
„Oh.“ machte er.
Eine Weile herrschte Schweigen, bevor Mac dann tief Luft holte. „Was machen wir jetzt?“
„Wegen des Kusses? Mac, ich...“
Sie lachte. „Nein, ich meine den angefangenen Abend.“
„Ups.“ Er grinste breit. „Ich werde die Küche in Ordnung bringen. Und du machst es dir auf der Couch bequem. Später können wir dann ein Video gucken.“
„Ich helfe dir.“
„Nix da. Du musst dich erholen.“
„Harm, es geht mir doch schon viel besser.“
„Na gut.“ Er erhob sich, räumte den Tisch ganz leer und brachte alles in die Küche.
Mac folgte ihm. Gemeinsam brachten sie dann die Küche wieder auf Hochglanz.
„Fertig.“ meinten sie synchron und grinsten sich an.
„Was möchtest du sehen?“ Neugierig sah sie ihn an.
Er lachte. „Such dir was aus, heute ist Sarah-MacKenzie-Verwöhntag.“
„Egal was?“
„Egal was.“ nickte er.
„Auch ein richtig kitschiger Liebesfilm?“
„Ja, auch ein richtig kitschiger Liebesfilm.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Aber seit wann guckt ein Marine einen richtig kitschigen Liebesfilm?“
„Äh... na ja... ich...“ Sie wurde rot.
Er lachte. „Bist wohl doch nicht immer ein Marine?“
„Verrate es nur ja keinem!“ Gespielt drohend sah sie ihn an.
„Und wenn doch?“
„Dann, Commander, dann muss ich dich erschießen.“ lachte sie und eilte aus der Küche.
„MAC!“ Harm folgte ihr.
Sie saß bereits breit grinsend auf dem Sofa, eine Decke auf dem Schoß. „Na los, setz dich.“
„Ah... hast du was dagegen, wenn ich es mir etwas bequemer mache?“ Er griff nach seinem Seesack.
„Natürlich nicht.“
„Okay.“ Er eilte ins Schlafzimmer und weiter ins Bad. Dort holte er seine Jogginghose raus und tauschte sie gegen die Jeans. Nachdem er seinen Kulturbeutel auf das Schränkchen neben der Tür gestellt hatte, kehrte er mitsamt Seesack zurück zu ihr. Den Sack in eine Ecke stellend fragte er: „Ist der Film eingelegt?“
„Jupp.“ grinste sie. „Komm her.“
Harm ließ sich neben ihr nieder. „Was hast du ausgesucht?“
„Pretty Woman.“
„Aaah...“ machte er und grinste überheblich. „Da haben wir ja beide was davon.“
„Wie bitte?“
„Du hast Richard Gere und ich Julia Roberts... eine Augenweide.“ Er schnalzte mit der Zunge und schielte Mac aus den Augenwinkeln an.
Ihre Reaktion kam prompt. „Chauvi!“ Sie gab ihm einen Klaps auf die Brust.
„Hey, hey, langsam, Marine.“ Harm packte die Hand und hielt sie fest. „Die Gesellschaft ZWEIER schöner Frauen ist schließlich nicht zu verachten.“
„Zwei schöne Frauen?“
„Jupp.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Julia Roberts und du.“
Mac wurde rot. Mit großen Augen starrte sie ihn an. <Er findet mich schön?> Sie selbst fand sich im Moment eher ziemlich hässlich. Schließlich hatte sie seit einigen Tagen weder geduscht noch sich die Haare gewaschen.
„Harm!“
Er sah sie an. „Was denn? Stört es dich, dass ich euch beide schön finde?“
„Nein... ja... äh... du... du findest mich schön?“
„Ja.“ erwiderte er schlicht. „Wunderschön.“
„Das kannst du nicht!“ platzte es aus ihr.
„Warum nicht?“
„Ich bin nicht geduscht... meine Haare sind nicht gewaschen... ich laufe im verschwitzten Schlafanzug herum... und ich stinke...“
Harm packte ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich, so dass sie ihm in die Augen sehen musste. „Sarah MacKenzie, für mich bist du wunderschön, egal ob geduscht oder nicht. Auch deine Haare sind mir egal. Ich sehe in allem eine wunderschöne Frau.“ Er küsste ihre Nasenspitze. „Stinken tust du schon gar nicht...“
„Ah... hm...“ Sie räusperte sich verlegen. „Was... uh... was ist mit dem Film?“
„Den schauen wir uns jetzt an.“ Er griff nach der Fernbedienung und startete die DVD.
Mac hatte die Decke um sich gewickelt. Ohne es richtig mitzubekommen, rutschte sie schon nach wenigen Minuten näher an den großen Mann heran. Harm strahlte eine äußerst wohltuende Wärme aus.
Plötzlich fing sie an zu kichern. „Das find ich immer wieder klasse... diese Probleme mit dem Schalten.“
„Na ja, wer ständig Automatik gewohnt ist...“
Sie schielte ihn an. „Soll das eine Anspielung sein?“
„Nope.“ lachte er. „Guck weiter.“
„Aye, Sir.“ Nun lehnte sie sich mit voller Absicht gegen ihn, was Harm ein sanftes Schmunzeln entlockte. Lässig legte er seinen Arm auf die Rückenlehne der Couch.
In ein angenehmes Schweigen versunken verfolgten sie den Fortgang des Films. Wie zufällig legte er dann irgendwann seinen Arm um ihre Schulter, gespannt, ob sie ihn fortstoßen würde. Mac dachte jedoch nicht im Traum daran. Sie genoss es auch, als er anfing, mit einem Finger kleine Kreise auf ihrer Schulter zu ziehen.
Als dann die Szene mit Vivian und Edward in der Badewanne kam, schweiften die Gedanken des Ex-Piloten ab. Er stellte sich vor, wie es wohl wäre, mit Mac in der Wanne zu liegen. Beinahe hätte er laut gelacht. Er passte nie und nimmer in eine normale Badewanne, wenn Mac hinter ihm saß. <Vielleicht wenn sie vor mir sitzt... zwischen meinen Beinen...> Sein Puls beschleunigte sich. <Mac zwischen meinen Beinen... nackte Haut auf nackter Haut... meine Hände gleiten über ihren Körper...> Er spürte, dass seine Phantasie erste Auswirkungen hatte. <Gott, Rabb! Reiß dich zusammen!>
Mac spürte die Veränderung in ihm. Sie hörte es an seinem Atem, der plötzlich schneller ging. Zudem war der Druck seiner Finger auf ihrer Schulter stärker geworden – etwas, was Harm gar nicht bewusst war.
„Alles okay?“ fragte sie leise.
„Was?“ Abrupt kehrte er in die Wirklichkeit zurück. „Oh... hm... ja klar. Alles bestens, Mac.“ Zur Verstärkung seiner Worte küsste er ihren Scheitel.
„Gut.“ antwortete sie, nicht völlig überzeugt. Aber sie beschloss, es auf seiner Antwort beruhen zu lassen.
Es dauerte nicht lange, und die inzwischen zu einem schönen Schwan „mutierte“ Vivian erschien im roten Ballkleid, bereit für die Oper.
Harm pfiff leise. „Wow.“
„Sieht sexy aus, nicht wahr?“ Mac lachte leise. „Ihr“ Flieger war eben auch nur ein Mann, der auf visuelle Reize reagierte.
„Aha.“ nickte besagter Mann. „Das würde dir auch stehen.“
„Meinst du?“
„Klar doch. Vielleicht sogar besser als ihr.“
<Flirtet er schon wieder?> „Inwiefern?“
„Ihr seid beide dunkelhaarig. So ein rotes Kleid steht jeder dunkelhaarigen Frau.“
„Edward scheint da auch ziemlich angetan von zu sein. Er hat ja nur Augen für sie. Die Oper verfolgt er schon gar nicht mehr.“
„Er wird die Oper bereits kennen. Außerdem... ist es nicht normal, wenn er nur sie anschauen will? Sie sieht doch klasse aus.“
Mac lachte leise. „Männer!“
„Wir erfreuen uns nun mal an schönen Dingen.“
„Eine Frau ist kein „Ding“.“ protestierte sie.
„Okay, dann formuliere ich es halt anders, Frau Anwältin: Wir Männer erfreuen uns an schönen Frauen UND an schönen Dingen. Zufrieden?“
„Schon besser.“ kicherte sie.
„Du bist auch schön, Sarah MacKenzie.“ flüsterte er.
„Harm... ich...“ Richtig „schön“ fand sie sich nicht. Richtig „schön“ waren Models. Sich selbst würde sie vielleicht als „gutaussehend“ bezeichnen. Aber „schön“?
Harm sah sie an und zog sie an sich. „Ich jedenfalls finde dich schön, das hab ich doch eben schon gesagt.“
„Mhm.“ machte sie nur und schmiegte sich an ihn.
So blieben sie bis kurz vor Ende des Films sitzen.
„Typisch Mann.“ waren Macs erste Worte nach längerer Zeit, als Edward Vivian ausbezahlte.
„Was ist „typisch Mann“?“
„Na, das da.“ Sie zeigte auf den Bildschirm. „Er hat seinen Spaß gehabt. Und sie?“
„Mac, sie ist eine Nutte. Es war ihr Job.“
„Harm, er liebt sie doch. Wer das nicht sieht, ist blind. Aber er zieht es vor, den Schwanz einzuziehen anstatt das Maul aufzumachen.“
„Na, na, na. So undamenhafte Worte?“ Harm lachte leise.
Mac hob den Kopf. „Verteidigst du ihn etwa?“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber ihm wird doch noch klar, was er für sie empfindet.“
„Ja, als es zu spät ist.“
„FAST zu spät, Mac.“ Auch er hätte sie beinahe verloren – an einen anderen Mann. Wäre sein Absturz nicht gewesen, hieße sie jetzt vermutlich Sarah Brumby... oder Sarah MacKenzie-Brumby. Ein Schauer lief seinen Rücken hinunter.
„Tja, da hat der gute Edward gerade noch die Kurve gekriegt.“ seufzte Mac, als der „Schluss-Kuss“ kam.
Harm lachte leise. „Sehr romantische Beschreibung für ein Happy End.“
„Wir kennen den Film doch beide.“
„Das stimmt schon.“ Erneut lachte er. „Aber ich dachte immer, so ein Film mit einem so schönen Happy End wäre genau der richtige Frauen-Film.“
Mac kicherte. „Genau genommen ist das Ende reichlich kitschig.“
„Weil es happy ist?“
„Weil es vorhersehbar ist. Kannst du dir diese Art von Film OHNE Happy End vorstellen?“
Harm schüttelte den Kopf. „Nein.“
Liebe Grüsse Petra
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„Siehst du.“ Sie griff nach der Fernbedienung und machte Rekorder und Fernseher aus. „Was machen wir jetzt?“ Fragend sah sie ihn an.
Er hätte sie liebend gerne noch länger im Arm gehalten, traute sich aber nicht, das zuzugeben. „Wir können noch etwas Musik hören.“
„Oder?“
„Ich weiß nicht...“
„Was würdest du denn machen, wenn du nicht hier bei mir wärst?“
„Lesen vielleicht. Oder Musik hören. Eventuell auch ein bisschen Gitarre spielen.“
Sie richtete sich auf. „Dann hören wir was Musik. Eine Gitarre habe ich nicht, und ob dir meine Bücher gefallen, bezweifle ich.“
„Mac, ich lese auch Bücher, die NICHT von Flugzeugen handeln.“ Harm grinste breit.
„Soll ich dir vielleicht mein neuestes Dinosaurier-Buch geben?“
„Nein, ich glaube, wir bleiben doch bei der Musik.“
„'Kay.“ Sie erhob sich und legte eine CD ein. Dann setzte sie sich wieder neben ihn.
„Aaah... George Winston.“ sagte er nach ein paar Takten. „Du hast Geschmack, Marine.“
„Du kennst den?“
Er nickte. „Klar doch.“
„Das ist gut zum Entspannen.“
„Dann entspann dich doch.“ rumpelte es tief aus seiner Brust. Vielleicht würde sie sich ja wieder an ihn schmiegen wie eben.
„Harm, ich habe die ganze Woche entspannt.“
„Zum Bäumeausreißen bist du aber noch nicht fit genug.“
„Heute vielleicht nicht, aber ich muss mal wieder raus hier... frische Luft schnappen... andere Leute sehen...“
„Reiche ich dir nicht?“
„Doch, natürlich.“ Mac drehte sich zu ihm und sah ihn an. „Ich bin dir sehr dankbar für alles, was du bisher für mich getan hast, Harm.“
„Ich würde das selbstverständlich jederzeit wieder tun.“
„So selbstverständlich ist das nicht.“
„Für mich schon, Sarah.“ erwiderte er leise.
„Danke.“ Aus einem Impuls heraus küsste sie ihn auf die Wange und lehnte sich dann gegen ihn. „Danke für alles, Flyboy.“
„Wir können ja morgen einen Spaziergang machen. Dann bekommst du deine frische Luft und deine Leute.“
„Gute Idee.“
Er grinste. „Ich bin voller guter Ideen.“
„Und manchmal sind ganz schön verrückte dabei.“ kicherte sie.
Harm sagte nichts mehr, legte aber wieder den Arm um ihre Schultern. Wie vorhin schon begann er, sie sanft zu streicheln. Er hätte ewig so sitzen können.
Mac legte den Kopf auf seine Schulter und eine Hand auf seine Brust. Ein schwacher Hauch seines Aftershaves drang in ihre Nase. „Mhmmm...“ schnupperte sie. „Du riechst gut.“
„Das ist das, was du mir immer zum Geburtstag schenkst.“
„Aha.“ murmelte sie. „Aber dass es so lange so gut riecht, hätte ich nicht gedacht.“ Sie vergrub ihre Nase an seinem Hals und inhalierte tief.
Ihre plötzliche Nähe und die untypische Zutraulichkeit regten erneut seinen Kreislauf an. <Reiß dich am Riemen, Harm!> „Hey, versuchst du etwa, in mich hineinzukriechen?“ Er lachte leise, auch um sich abzulenken.
„Ah-ah.“ Sie schüttelte den Kopf. „Werde ich etwa zu aufdringlich?“
<Das könntest du gar nicht.> „Du bist nicht aufdringlich, Sarah MacKenzie.“ wisperte er.
„Guuut...“ nuschelte sie gegen seinen Hals.
Ein paar Minuten lauschten sie schweigend der Musik, bis Mac ein leiser Seufzer entfuhr. „Hm.“
Harm versuchte, sie anzusehen, was aber nicht wirklich klappte. „Bist du müde?“
„Ein bisschen.“
„Dann ab ins Bett mit dir. Schließlich bist du lange krank gewesen.“
„Harm, das war doch nur eine Woche.“
„Mit Fieber, Husten, Halsschmerzen. Ganz zu schweigen von deinem Schnupfen.“ erwiderte er. „Du gehörst definitiv ins Bett. Nicht umsonst sagt man „Schlaf dich gesund!“.“
„Ich will aber nicht.“ meinte sie trotzig wie ein kleines Kind.
Der Ex-Pilot runzelte die Stirn. Mit einer kranken und daher äußerst schlecht gelaunten Mac hatte er wesentlich besser umgehen können. Vielleicht aber auch nur deshalb, weil sie zu schlapp für ihr übliches Marine-Gehabe gewesen war. „Alles okay mit dir?“
„Aha.“
„Warum willst du dann nicht ins Bett?“
„Zu faul.“ brummte sie. In Wirklichkeit wollte sie so lange wie möglich seine Gegenwart spüren; die Sicherheit und Geborgenheit, die er ausstrahlte – ganz zu schweigen von seiner Wärme.
Auch Harm wollte nicht wirklich, dass sie ihn verließ. Es fühlte sich schließlich verdammt gut an, sie im Arm zu halten. Aber die Sorge um sie überwog all seine geheimen Wünsche.
„Soll ich dich vielleicht ins Bett tragen?“ lachte er leise.
Ohne nachzudenken gab Mac eine Antwort, die ihn beide Augen weit aufreißen ließ. „Aha.“
Er brauchte einige Sekunden, um sich zu fangen. „Okay.“ murmelte er und nahm die Füße vom Tisch.
Ehe sie dann richtig mitbekam, was er vorhatte, war er aufgestanden, hatte den einen Arm um ihre Schulter und den anderen unter ihre Knie gelegt und war mit ihr auf dem Arm auf dem Weg ins Schlafzimmer.
„Hey!“
„Keine Widerrede, Marine.“ lachte er und stieß die Tür auf. „Und zappel nicht so.“
Kichernd verschränkte sie die Arme in seinem Nacken und grinste ihn an. „Ich bin doch hoffentlich nicht zu schwer...“
„Frechdachs.“ lachte er und setzte sie dann vor dem Bett ab. Während sie ins Bad stapfte, schüttelte er die Kissen auf.
„Hast du mein Bettzeug von Montag schon gewaschen?“ fragte er, als sie wieder auftauchte.
„Nein.“ Sie deutete auf den Schrank. „Das ist noch da drin.“
„Danke.“
„Ich bin trotzdem der Meinung, ich sollte die Couch nehmen. Die ist doch viel zu kurz für dich.“
„Und ICH bin der Meinung, du gehörst in dein Bett. Jedes Protestieren, Diskutieren oder Argumentieren darüber ist zwecklos, Frau Anwältin.“
Sie gab nach. „Na gut.“
„Braves Mädchen.“ lachte er und deutete auf das Bett. „Hinlegen.“
„Aye, Sir.“ Kichernd zog sie den Morgenmantel aus und schlüpfte unter die Decke. „Zufrieden?“
„Fast.“ Er beugte sich über sie und zupfte die Bettdecke zurecht. Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut, Sarah.“
„Du auch, Seemann.“ lächelte sie sanft.
Harm machte sich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer. „Komm ja nicht auf die Idee, mich mitten in der Nacht an den Füßen zu kitzeln, solltest du Wandergelüste Richtung Küche bekommen.“ lachte er über die Schulter und winkte ein letztes Mal. Dann schloss er die Tür hinter sich.
Mac starrte noch lange auf besagte Tür. Sein Verhalten verwirrte sie. Trotzdem war sie froh, dass er da war... dass er auch während ihrer Krankheit für sie da gewesen war. Ungern gestand sie sich ein, dass sie seine Fürsorge genossen hatte.
Schließlich gähnte sie herzhaft. <Verdammt, Marine. Du hast den halben Tag verschlafen und bist immer noch müde.> Zuerst versuchte sie noch krampfhaft, wach zu bleiben. Dann jedoch gab sie nach und fiel in einen tiefen erholsamen Schlaf.
So bekam sie nicht mit, wie Harm gut 1,5 Stunden später leise das Schlafzimmer betrat und weiter ins Bad schlich. Noch nicht mal die Toilettenspülung konnte sie wecken.
Nachdem der Ex-Pilot fertig war, blieb er kurz am Fußende ihres Bettes stehen und betrachtete die schlafende Frau. Schließlich machte er sich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo er sein Bett herrichtete und wenig später ebenfalls einschlief.
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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