The Real Insanity oder Der ganz normale Wahnsinn III.!? von Flim

#1 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:29

Titel: The Real Insanity oder Der ganz normale Wahnsinn III.!?

Autor: Hmm...? Ich glaube dass war so ein Type namens FLIM, oder...?

E-Mail: Flim2323@yahoo.de

Rating: Ehm... G!?

Typ/ Kategorie: J; Fun & Action & Humor

Spoiler: *lacht* Ich denke keine...

Disclaimer: Ich verdiene kein Geld damit und betreibe diese "Sportart" aus Just-for-fun.
Sonstiges: Tja, also dass ist eine Fortsetzung von dieser raben-schlechten FF namens "THE REAL INSANITY"! Also, lest vorher (falls ihr es noch nicht getan habt den vorangegangenen Teil) Wie üblich konnte der Autor seinen Sarkasmus nicht aussen vor lassen. Sämtliche Gegenmaßnahmen waren bisher unfruchtbar und die Ärzte sagen, dass die Heilungschancen bei 0.0% stehen. Ja. Der Autor dieses wertvollen und hochdurchdachten Stückes leidet mit Abstand sehr darunter. Er läßt Ihnen, seinen Lesern ausrichten, dass er alles dran gesetzt hat um ernsthaft zu Schreiben, ob es gelungen ist, bleibt Ihnen überlassen. Er würde sich mächtig über FB freuen! Lg von dem Maestro FLIM. *ROTFL*


AUF EINER STRASSE
IRGENDWO BEI WASHINGTON D.C.

Harm, Mac und Chloe waren mittlerweile wieder in Harm's SUV und fuhren zu ihrem Picknickplatz ausserhalb von Washington D.C. Harm war nicht mehr in der Lage zu fahren nach diesen aufregenden Neuigkeiten und somit saß er auf dem Beifahrersitz.

"Mac? Wann weißt du sicher, dass ich Vater werde?"

"Ich habe übermorgen einen Termin bei meinem Frauenarzt. Willst du mit?"

"Ich... Ich soll mit?" stotterte Harm.

Mac warf ihm einen belustigten Blick zu und erwiderte: "Ja. Warum denn nicht?"

"Uh.. Bin ich da nicht etwas ähh... fehl am Platz?"

"Du hast Angst!" stichelte Mac.

"Ne-ein. Wie kommst du denn darauf? Es ist nur so, ich war noch nie bei einem Frauenarzt und...na ja.."

"Wäre ja auch noch schöner, wenn ihr Männer uns unseren persönlichen Arzt auch noch wegschnappt!"

"EUREN??? Ich denke, du übertreibst mal wieder maßlos!"

"Ich übertreibe nicht! Warum gibt es zb. so wenige weibliche Chefs?" konterte Mac energisch.

"Woher soll ich das wissen? Vielleicht weil Mann einfach besser ist!?"

"Harmon Rabb, Sie sind ja sexistisch!"

Harm's Augenbrauen wanderten erstaunt nach oben und er antwortete gelassen: "Warum beschwert ihr euch eigentlich immer? Immerhin haben mehr Männer wichtige Erfindungen gemacht als ihr Frauen. Sonst wären wir vermutlich noch in der Steinzeit!"

Ein Ellenbogen bohrte sich ihm in die Seite und ein gespielt böser Blick traf ihn. "Das liegt einfach daran, dass ihr uns immer schon unterschätzt habt!"

"Tatsächlich?" kam es sarkastisch von Harm.

"Typisch Mann!" meinte nun Chloe und Mac sah im Rückspiegel wie ihre Adoptivschwester die Augen verdrehte.

"Genau! Wo wärt ihr denn ohne uns? Übrigens sollte ich dich warnen: Wir sind in der Überzahl!" grinste Mac.

"Für die Rasse Mensch Sorge tragen, dass sie nicht ausstirbt, dass dürfen wir, aber..."

"Aber dass macht ihr ja leidenschaftlich gerne!" vollendete Mac seinen Satz.

"Ach!? Und ihr macht das wohl nur gezwungenermaßen, hmm...?" antwortete Harm amüsiert.

"Es gibt viel zu wenig gute Liebhaber, die auf die Wünsche der Frau eingehen können," seufzte Mac.

"Tsss... Dazu sage ich jetzt nichts mehr!"

Harm verschränkte provokativ die Arme vor seiner Brust und schmollte.

"Sind dem TOP Anwalt etwa die Argumente ausgegangen?" stichelte Mac.

"Es ist sinnlos... sinnlos..."

"Du gibst auf!"

"Ganz bestimmt nicht. Ich bin nur der Meinung, dass ihr Frauen es einfach viel besser habt und ihr es einfach nicht zu schätzen wisst."

"Harm!? Soll ich dir die Nachteile aufzählen, die es hat wenn man heutzutage eine Frau ist?"

"Warum machst du dann nicht eine Geschlechtsumwandlung?" antwortete Harm sarkastisch.

"Sehr witzig!"

"Dann beschwer dich nicht!"

"Ich??? Ich habe mich nicht beschwert, dass warst du!"

"Meinst du mich??"

"Ganz genau, dich meine ich!"

"Mac! Frau zu sein ist doch was Schönes! Ich werde nie schwanger sein können und ich werde niemals so eine Auswahl an Klamotten haben wie du und...."

Mac sah ihn überrascht an und konterte dann: "Ja und du wirst nie deine Periode haben und du wirst nie erleben, wie es ist auf hochhackigen Schuhen unterwegs zu sein. Du wirst nie Schwangerschaftsstreifen haben, du wirst dir nie Machosprüche anhören müssen und...."

"Ich würde mich nie rasieren müssen..."

"Okay, dann werde ich mir ab heute nicht mehr die Beine rasieren," kommentierte Mac seine Aussage emotionslos.

"Punkt für dich! Ich werde nie wissen, warum eine Frau ewig braucht um sich etwas zum Anziehen zu kaufen."

"Wir achten eben auf unser Äusseres!"

"So!? Und wir tun das nicht?" fragte Harm mit Ironie in der Stimme.

"Laut Statistik wechseln die meisten Männer erst nach einer Woche ihre Unterwäsche!"

"Das stimmt nicht!" widersprach Harm prompt.

"Oh doch! Das stimmt!"

"Wenn wir schon bei Statistik sind.... Laut einer Umfrage ist es so, dass Frauen einen männlichen Mann haben wollen, gleichzeitig aber auch einen einfühlsamen Mann. Sag mir wie das gehen soll?"

Mac musterte ihn kurz und antwortete dann grinsend: "Du bist das beste Beispiel dafür, dass es geht!"

Harms Augenbrauen wanderten erstaunt nach oben: "Wie bitte?"

"Ja. Du bist einerseits so ein typisch männliches Exemplar und andererseits kannst du manchmal auch sehr einfühlsam sein."

"So-o?" kam es etwas fassungslos von Harm.

"Mac hat recht! Du bist gelegentlich etwas blöd, aber manchmal auch ganz nett," mischte sich nun Chloe ein.

Harm drehte sich um und antwortete ironisch grinsend: "Herzlichen Dank."

"Keine Ursache!"

"Wir sind gleich da!" meinte Mac.


PICKNICKPLATZ
AUSSERHALB VON WASHINGTON D.C.

Sie hatten ihre Decke ausgebreitet und Mac begann mit Hilfe von Chloe das Picknickzeug auszupacken, während Harm sich einen geeigneten Baum suchte. Kurze Zeit später kam er wieder zurück.
"Ich werde nie wissen, wie es ist im Stehen zu pinkeln," frotzelte Mac und Harm verdrehte die Augen.

"Das sieht aber gut aus," meinte er stattdessen mit Blick auf ihren Proviant.

"Dann schlag zu!"

Das Trio hatte innerhalb kürzester Zeit alles, bis auf den letzten Krümel gegessen und nun legten sich Mac und Harm auf die Decke um eine kurze Siesta zu machen. Chloe hatte beschlossen einen Spaziergang zu machen um eventuell einen Eisstand zu entdecken.

"Harm?" meinte Mac nach einem Augenblick der Stille.

"Hmm...?"

"Ich muß dir was erzählen..."

"Noch was?"

"Ja. Es ist so, dass ... dass...."

"Ma-ac!?"

"Ich habe einen heimlichen Verehrer."

So nun war es raus. Die Reaktion von Harm kam einen Sekundenbruchteil später: Er richtete sich auf und sah sie entgeistert an. "Was hast du?"

"Einen Verehrer."

"Wer?" fragte Harm misstrauisch.

"Das weiß ich nicht..."

"Du hast einen Verehrer, weißt aber nicht wer es ist?" fasste Harm in typischer männlicher Denkweise ihre Aussage zusammen.

"Ja. Ich bekomme seit einiger Zeit anonyme Liebesbriefe," meinte sie nun etwas beschämt.

"Warum sagst du mir das erst jetzt?"

"Es ist so viel passiert in letzter Zeit..."

"Hmm... Da hast du allerdings recht. Hast du einen Verdacht wer es sein könnte?"

"Nein. Er schreibt nur sehr romantische Liebesgedichte," seufzte Mac verträumt.

"LIEBESGEDICHTE??? Wenn ich den Kerl erwische..."

"Harm! Er schreibt ja nur!"

"Und eines Tages steht er vor deiner Tür!" entgegnete Harm.

"Das glaube ich nicht."

"Und warum nicht?"

"Weil dafür der Inhalt dieser Briefe einfach zu ehm... verschüchtert ist."

"Das ist doch nur eine Masche," sagte Harm in einem Oberlehrerton.

"Warum habe ich dir das bloß erzählt?" meinte Mac genervt.

Harm lehnte sich wieder zurück und grinste sie an: "Weil du mich liebst!"

"Du scheinst dir sehr sicher zu sein."

"Bin ich. Oder wollen Sie mir etwas Anderes erzählen, Frau Anwältin?"

"Ich müsste noch einmal die Aussagen durchgehen..."

"Mac!"

Harm fing an sie zu kitzeln und Mac schrie überrascht auf. Chloe die bald darauf (ohne Eis) wieder zurück kam fand die Beiden herumtollend vor.

"Erwachsene! Ihr benehmt euch wie kleine Kinder!" kommentierte sie die Aktionen von den Beiden.

"Willst du etwa mitmachen?"

Chloe sah ihre Adoptivschwester an, als ob sie jetzt total übergeschnappt sei.

"Was?"

"Ich bin erwachsen - im Gegensatz zu euch - und ausserdem ist dass nur peinlich..."

Harm und Mac hörten auf und setzten sich auf.

"Du mußt noch einiges lernen, Chloe! Das ist nicht peinlich! Das ist Glück wie aus einem Werbespot und die meisten Paare wären neidisch, wenn sie so unverschämt glücklich wären," erläuterte Harm.

Chloe verdrehte die Augen und sagte nichts mehr.

Sie blieben noch eine Weile sitzen und genossen die Sonnenstrahlen, während Chloe in ihrem mitgebrachten Teenie Magazin blätterte. Nach einer Weile fragte Mac, die ihren Kopf auf Harms breiter muskulöser Brust gebettet hatte: "Harm?"

"Hmm...?" kam es schläfrig-brummend von links.

"Hast du dir mittlerweile Gedanken über unsere Zunkunft gemacht?"

"Ja, habe ich."

"Und?"

"Also das Übliche wäre schon nicht schlecht..." erklärte Harm nachdenklich.

Mac rollte sich auf den Bauch und schaute ihn erwartungsvoll an: "Was soll das heißen?"

"Sagte ich doch schon: Das Übliche eben."

Ein spitzer Zeigefinger bohrte sich zwischen seine Rippen.

"Auuutsch, Mac!" beschwerte sich ihr Freund/ Lover/ Partner und eventuell zukünftiger Ehemann.

"Also? Raus damit!"

"Okay, okay! Mit 'üblich' meine ich die Standartversion und vielleicht etwas mehr."

"Hähh???" ertönte es nun aus zwei weiblichen Kiefern.

Harm verdrehte kurz die Augen und versuchte sich genauer zu erklären: "Na, mindestens 2 Kinder, ein Haus im Grünen - natürlich mit Veranda, auf der eine Hollywood-Schaukel steht, ähh.. regelmäßige Parties am Wochenende und eine wunderhübsche Frau, die freudestrahlend vom Kochkurs Nachhause kommt und mich verwöhnt!" grinste Harm breit.

Ein langes "Du-u-u-u-u-u...." mit drohendem Unterton antwortete ihm.

Er erwiderte in derselben Art und Weise: "J-a-a-a-a-a?"

Mac verschränkte provokativ die Arme vor der Brust und sagte nichts mehr. Mit treuem Hundeblick versuchte er sich nun einzuschmeicheln, doch Mac, ganz in der Rolle des trotzigen Kleinkindes vertieft, schmollte. In einer abgewandelten Form des Brustschwimmstils schob er sich an seine eventuell Zukünftige und versuchte Blickkontakt mit den rehbraunen Augen herzustellen. Doch Mac wäre nicht Mac, wenn sie sich von dieser einfallslosen und bekannten Methode so schnell einlullen lassen würde, immerhin hatte er gerade fast öffentlich ihre Kochkünste angezweifelt. Harm mußte zu seinem Leidwesen feststellen, dass seine - sonst erfolgreiche - Masche, irgendwie nicht so recht fruchten wollte und daher stand er auf und begann, ganz im Stile seiner zum Teil beeits männlichen verblichenen Geschlechtsgenossen, das Herz seiner Liebsten zu erobern oder zu besänftigen, mit einem Strauß selbstgepflückter Blumen.

Mac, die ihm aus Protest den Rücken zugewand hatte, widerstand mühevoll der Versuchung sich umzudrehen um zu sehen was ihr Held, denn gerade so trieb. Wenn da nicht die Neugierde wäre, die immer bohrender wurde....

"Chloe? Psssst...!?" zischte Mac in Richtung ihrer Adoptivschwester, doch Chloe war gerade viel zu sehr in einem Artikel über eine Sängerin namens "Shakira" vertieft, als das sie auf die Neugierde ihrer großen Adoptivschwester hätte reagieren können. Nun mußte Mac sich wohl oder übel gedulden, außer sie würde sich ihrer fast unbezähmbaren Neugierde beugen, was sie definitiv nicht wollte.

Nach einer Ewigkeit, wie Mac schien, hatte Harm offensichtlich ein Einsehen mit ihr, denn ein großer Schatten tauchte neben ihr auf, wobei er die rechte Hand hinter seinem Rücken verborgen hielt. Dieser Schattenmann ließ sich auf die Knie neben ihr nieder und flüsterte ihr zärtlich ins Ohr: "Ich habe was, was du nicht hast... Willst du es?"

"Hmpf!"

"Na gut, Marine, dann werde ich es wohl einer anderen Dame schenken müssen, "seufzte Harm wehmütig, bei diesem deprimierenden Gedanken. Immerhin hatte er im Schweiße seines Angesichts einen Haufen Blumen gesammelt, dabei seine ausgerenkte Schulter in schmerzhafte Erinnerung gerufen und war netterweise auch noch in einen Hundehaufen getreten. Das waren wirklich große Opfer gewesen, die er da für ihre hoffentlich wiederkehrende gute Laune gebracht hatte, oder?

Was hatte er bloß hinter seinem Rücken versteckt? Sollte er etwa, den besten Freund einer Frau, seit Marilyn Monroe...? Dann war Harm ja wirklich einer von der schnellen Truppe. Okay, das war übertrieben...

Sie drehte sich um und sah ihn erwartungsvoll an. Harm zog fragend eine Augenbraue in die Höhe, als er ihren Blick sah.

"Du hast doch nicht etwa.... Harm!?" sagte Mac hoffnungsvoll-zaghaft-freudig.

Zu Harms Dackelblick gesellten sich nun Mopsfalten: "Was habe ich nicht etwa..?"

"Du weißt doch was ich meine!?" erwiderte Mac bestimmt.

"Ich habe nicht den leisesten Schimmer von was du da sprichst," versicherte er ihr.

"So? Und was versteckst du dann in deiner rechten Hand?" kam es prompt von Mac.

"Ich ähh.. ja.."

Harm setzte ein sanftes, aber immer noch breites Flyboylächeln auf, als er ihr das Versteckte präsentierte: Ein Strauß Gänseblümchen und mittendrin ragte eine gelbe Löwenzahnblüte heraus. Mac mußt ungewollt lachen und Harms Mundwinkel rauschten Richtung Erdmittelpunkt.

"Müssen es denn immer glänzende und teure Steine sein, Marine?" beschwerte Harm sich bitter.

"Nein. Gold, Silber und Perlen nehme ich auch," grinste sie ihn frech an.

"Sonst noch was ich wissen sollte, meine Herrscherin?"

"Mmmhh.. der Titel gefällt mir sogar. Nein, das wärs... obwohl, wie wäre es mit einem Kuss?"

"Was? Nur einen?"

"Einen Richtigen!"

"Einen Ausbaufähigen!"

"Nun kommt schon, mein Held!"

"Bin schon da, edle Herrscherin!" und beide verfielen in eine, von beiden Seiten aus sehr couragiert geführte Zungenschlacht. Der Gewinner läßt sich bis heute nicht genau bestimmen...


AUF DEM RÜCKWEG

"Ma-ac?" kam es fragend von Chloe, die hinten saß.

"Ja?"

"Da vorne ist das italienische Cafe, wo es das leckere Straciatella Eis gibt."

Ein Blick in den Rückspiegel genügte Mac um in die flehenden Augen ihrer Adoptivschwester zu sehen und ein anderer Blick zeigte ihr, das Harm wenig begeistert davon war.

"Das heißt jetzt aber nicht, das wir Eis essen gehen," erkundigte Harm sich vorsichtig.

"Mac?"

"Ich hätte jetzt auch Lust auf ein Eis," antwortete Mac zu ihm rüberschielend im bittenden Tonfall.

"Muß das denn sein?" jammerte Harm nun.

"Ja. Das muß!" ertönte es von der Rückbank. "Ich mußte mir gerade eure Knutscherei anschauen! Da ist ein Eis die richtige Entschädigung!"

Harm verdrehte die Augen und Mac schenkte ihm daraufhin ein süsses Lächeln, was er mit einer Grimasse quittierte.

Wenige Augenblicke später saß das Trio um einen Tisch auf der Terasse. Dutzende von Rosensträuchern und italienischem Kitsch schmückte die gut besuchte Terasse des Eiscafes. Chloe und Mac waren total vertieft in der Eiskarte und in ihrer Phantasie türmten sich die Eiskugeln meterhoch in den Himmel. Harm blätterte etwas lustlos in der Karte um sich dann für einen Eiscafe zu entscheiden. Der Kellner kreuzte bereits zum zweiten Mal bei ihnen auf und endlich hatten Mac und Chloe sich festlegen können. Die Bestellung wurde aufgegeben und Ruhe kehrte ein.

"Was wollen wir denn nachher noch machen?" fragte Mac zu Harm hinüberschauend.

"Weiß nicht."

"Wie wäre es mit einer Runde joggen?"

"Joggen? Abends? Nein, dann doch eher Rad fahren oder so was."

"Hey! Und was ist mit mir? Fragt ihr mich vielleicht auch einmal?" mischte sich nun Chloe leicht vorwurfsvoll ein.

"Was willst du denn?" erkundigte sich Harm höflich.

"Hmm..."

"Wir hören?"

"Genau... Wie wäre es mit Inline skaten?" sagte Macs Adoptivschwester mit leuchtenden Augen.

Der Kellner brachte ihr Eis und Harm und Mac tauschten rasche Blicke aus, ehe Mac antwortete: "Harm kann das doch nicht."

"Dann bringen wir es ihm eben bei!"

"Moment mal! Das ist ja wohl ein Scherz!? Das sind doch diese Rollschuhe mit 4 Rollen hintereinander, oder?" vergewisserte Harm sich etwas ungläubig.

"Doch! Das sind sie! Ich habe Sunshines, die sind richtig schnell und Mac hat Rollerblades," ereiferte sich der weibliche Teenager.

"A-ha???" meinte Harm nun etwas durcheinander.

"Warum eigentlich nicht!? Wir helfen dir doch. Es ist gar nicht so schwer und Schlittschuhe fahren kannst du doch," stimmte Mac nach kurzer Denkpause zu.

Harms Stirn lag in Falten, seine Augenbraue hatten die Höhe der Freiheitsstatue erreicht und sein Mund stand so weit offen wie ein Flugzeughangar. Dann stammelte er: "Ihr wollt mir damit sagen, dass ich auf diese Dinger soll?..."

Zustimmendes Genicke.

"Das kommt überhaupt nicht in die Tüte! Ich brech' mir doch nicht freiwillig sämtliche Knochen, wobei ich das in letzter Zeit eh schon genug getan habe, und außerdem besitze ich keine Rollschuhe, geschweige denn habe ich vor, mir in nächster Zeit welche anzuschaffen!" platzte es nun aus ihm raus.

Mac schluckte die letzten Reste einer Erdbeere hinunter, ehe sie sarkastisch erwiderte: "Tomcat fliegen ist natürlich viel ungefährlicher!"

"Stimmt! Da gibt es nämlich noch einen Schleudersitz!"

"Natürlich, wie konnte ich das vergessen. Vorallem wird man dann so schnell wieder gefunden, nicht wahr?"

Harm sah sie regungslos an und sagte: "Weißt du, Mac, von allen Menschen auf dieser Welt habe ich gedacht, wüßtest du am ehesten was die Fliegerei mir bedeutet. Risiko hin oder her. Und das du das jetzt gegen mich verwendest ist ziemlich unfair."

"Finde ich nicht!"
"Nein? Dann erklär mir doch mal bitte die Ähnlichkeit zwischen Tomcats fliegen und Rollschuh fahren? Da gibt es nämlich keine," forderte Harm sie etwas verärgert auf.

"Doch! Wenn du hinfällst dann kannst du in der Regel wieder aufstehen, da du geschützt bist mit Protektoren. Aber wenn du abstürzt ist das lebensgefährlich!"

"Das ist die Ähnlichkeit? Weißt du was, Mac? Ich mag ab und an zwar im Unrecht sein, aber ich bin nicht blöd. Auf diese Dinger steige ich nicht einmal, selbst wenn ich 10 Millionen Dollar bekäme!"

"Wir werden sehen.... Schmeckt der Eiscafé gut?" antwortete Mac besänftigend.

"Hab noch nicht probiert."

Harm steckte den Trinkhalm ins Glas und nahm einen kräftigen Schluck, doch dann...

"Ohhmmm..... tsch..." stöhnte er und hielt sich die rechte Wange.

"Was ist denn?"

Harm hatte den Rest runtergeschluckt und würgte nun hervor: "Ohaauu... mein Zahn!"

"Lass mich mal sehen!"

"Mac! Muß das hier sein? Die Leute gucken schon alle her," zischte Chloe.

Die Angesprochene sagte dazu nichts, sondern lehnte sich über den Tisch und wollte Harms Hand beiseite schieben, doch die Hand blieb wo sie war.

"Harm!" kam es drohend von ihr.

"Lass es! Es ist schon besser," versuchte er sie zu überzeugen.

"Nichts da! Zeig mal her! Mund auf!" befahl sie ihm.

"Bitte..."

"Mund auf!"

"Aaaaaaaaaa...." wimmerte Harm.

"Ich kann kein Loch sehen," meinte Mac abschließend.

"Soll das heißen, dass ich nur simuliere?"

"Das habe ich doch gar nicht gesagt."

"Aber gedacht!"

"Jetzt stell dich doch nicht so an! Sag doch einfach wenn du keine Lust hast Inline skaten zu lernen."

"Hab ich doch! Trotzdem tut der Zahn weh!"

"Deine Zahnschmerzen verschwinden bestimmt in den nächsten 10 Minuten von alleine."

"Geht ihr Beiden Rollschuh..."

"INLINE SKATEN!" wurde er von Chloe gleich verbessert.

"Inline skaten und setzt mich Zuhause ab. In Ordnung?"

"Wie du meinst!" teilte ihm Mac unbekümmert mit.

"Dann laßt uns zahlen."


AUF DER SKATERBAHN

Harm hatte, gegen seine ursprüngliche Entscheidung, sich überreden lassen die Inlineskates "nur" mal anzuziehen. Der Mann beim Verleih versicherte ihm, dass es einfach sei es zu erlernen und er müsse es nur einmal ausprobieren. Etwas widerwillig ließ er sich die Skates anziehen und die Protektoren, einschließlich Helm. Gegen einen Versuch konnte er ja schließlich nichts sagen.

Gestützt von beiden Seiten erhob er sich von der Bank und... Er stand. Zwar etwas wackelig aber er stand. Etwas arrogant schaute er nun zu Mac und Chloe : "Ich bin eben ein Naturtalent!"

"Gut, dann können wir dich ja mal los lassen. Wir wollen auch unsere Skates mal anziehen," meinte Mac grinsend.

Sie ließen ihn los und er blieb stehen! Als die beiden Ladies ihre Skates anhatten konnte es los gehen. Sie nahmen Harm in die Mitte und los ging die Fahrt.

"Zum Glück geht es hier nicht bergab!" meinte Chloe.

"Ja. Sonst könnten wir unserem Naturtalent gar nicht mehr folgen," antwortete Mac mit Ironie durchtränkter Stimme und mit Blick auf Harms Herumgewackel. Da er sich nur auf eine Sache konzentrieren konnte, bekam er von Macs letzten Satz nichts mit. War vermutlich auch besser..

"So und nun darf es unser Naturtalent mal alleine versuchen," sagte Mac und ließ ihn los. Chloe folgte ihrem Beispiel. Harm sich selbst überlassen machte ein paar zögerliche Bewegungen und fing an zu rollen. Zumindest so lange, bis ein kleines Stöckchen die Unverschämtheit hatte sich mitten in Harms Fahrbahn breit zu machen und ihm somit schnell in die horizontale Lage verhalf. Er versuchte zwar noch mit einer akrobatischen Einlage, die mehr an einen Fisch an der Angel erinnerte, seinem Schicksal zu entgehen, doch es half nichts: Er fiel vornüber. Die Protektoren verhinderten schlimme Verletzungen.

Schwer atmend setzte er sich nun auf seine vier Buchstaben, wobei er nur die Hundebiss-freie Pohälfte belastete, und begann seine Füße von den Inlineskates zu befreien, als Mac fragte: "Hey? Alles in Ordnung?"

"Ja. Wenn ich aus diesen Teufels Dingern draussen bin!" lautete die entnervte Antwort.

"Ich helfe dir, wenn wir noch zurück rollen."

Mac setzte diesen schlimmen und unwiderstehlichen Bambiblick auf, so das Harm - mal wieder -einlenkte. "Na schön. Dann hilf mir hoch und zieh mich zu meinen Schuhen."

Beim 3. Versuch stand er endlich wieder und Mac zerrte ihn Richtung Ausgang, während Chloe sich unter die Masse der rollenden Skater begeben hatte.

Am Ausgangspunkt angekommen ließ Harm sich ächzend auf dieselbe Bank von vorhin sinken und Mac half ihm aus den "Teufels Dingern". Als er kurz darauf wieder seine Schuhe anhatte, fragte sie: "Kann ich dich hier alleine lasse? Ich will wenigstens ein oder zwei Runden drehen."

"Ich bin schon volljährig, wenn ich dich daran erinnern darf?"

Mac streckte ihm kurz die Zunge raus und fuhr los. Er sah ihr amüsiert hinterher und beschloß die Zeit damit zu vertreiben, den Amateuren an der Half-Pipe zuzusehen. Bald darauf hatte er ein gutes Plätzchen zwischen Skaterbahn und dem Bereich des Skaterparks gefunden und verfolgte mit Bewunderung das fahrerische Können der Jungs und Mädels auf der großen Half-Pipe.

Die Skaterbahn für normale Fahrer, führte ein Stückchen direkt an dem Skaterpark entlang, so das Chloe und Mac ihren männlichen Begleiter (der einzige mit einer blauen Nasenschiene im Gesicht!) schnell ausmachen konnten. Sie winkten ihm zu, doch Harm mit seinem eingeschränkten männlichem Blickfeld hatte nur Augen für die Half-Pipe.

"Na warte! Bei der nächsten Runde holen wir uns unsere wohlverdiente Aufmerksamkeit ab!" gab Mac ihrer Adoptivschwester mit einem verschwörerischem Blinzeln zu verstehen.

"Er ist schließlich mit UNS da und nicht mit diesen Angebern!" erwiderte Chloe zustimmend.

Doch bei der nächsten Runde, als sie wieder Sicht auf den Platz hatten, wo sie Harm erwarteten, fuhr ihnen der Schreck in die Glieder. Eine Menschentraube hatte sich an der Stelle versammelt und als auch noch ein Mann mit Ledertasche eilig sich einen Weg durch die Menge machte, wurde es Mac sehr mulmig in der Magengegend. Sie kämpften sich ihren Weg zu der Stelle und tatsächlich: Harm und zwei weitere Skater lagen bzw. saßen auf dem Boden.

"Harm!" schrie Mac entsetzt und drängte sich zu ihm. "Was ist denn passiert? Tut dir was weh? Hast du schmerzen?"

Ein sehr betretener Gesichtsausdruck begegnete ihr: "Hmm.."

"Was hmm...?"

"Ich glaube, ich habe mir den Fuß verstaucht."

"Kannst du aufstehen?"

"Muß wohl."

Ein paar hilfsbereite Hände halfen ihm aufzustehen und auf Mac gestützt, humpelten sie von Dannen.


IM BETHESTA HOSPITAL

In der Notaufnahme herrschte reger Betrieb als das Trio ankam. Sie meldeten sich an und suchten leere Plätze und sie hatten Glück, da gerade zwei frei wurden. Etwa 5 Minuten später hörten sie jemanden laut und vernehmlich sagen: "Na, so was! Ist das nicht mein Lieblingspatient Harmon Rabb?"

Als Harm den Sprecher ausgemacht hatte, verdrehte er stumm die Augen und Mac schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Der Sprecher war niemand geringeres als Dr. Harrison Scott. Kurz darauf stand er von den Dreien und schüttelte reihum die Hände, um dann im lockeren-heiteren Ton zu fragen: "Wo drückt denn der Schuh, Commander?"

"Sind Sie eigentlich immer hier?" erkundigte Harm sich mürrisch.

"Ja. Ich wohne praktisch hier. Meine Freizeit verlebe ich hier. Mein einziger Freund kommt mich hier besuchen und meine Modeleisenbahn habe ich hier auch aufgebaut. Sonst noch Fragen?" antwortete Dr. Scott grimmig grinsend.

"Ich wollte Sie nicht persönlich angreifen, Doktor. Es ist doch nur merkwürdig, dass Sie immer da sind, wenn ich komme," entschuldigte Harm sich.

"Lassen wir das. Was haben Sie sich denn dieses Mal eingefangen?" meinte Dr. Scott besänftigt.

"Er hat sich von zwei Skatern flachlegen lassen!" platzte es schadenfroh grinsend aus Chloe. Mac zuckte ebenfalls grinsend mit den Schultern, als Harm sie etwas fassungslos ansah.

"A-ja. Dann nehme ich an Ihr Hintern befindet sich auf dem Weg der Besserung?" kommentierte der Doktor belustigt Chloes Aussage.

"Sehr witzig!" knurrte Harm missmutig. "Es geht nicht um mein Heck, sondern um mein Fahrwerk!"

"Dann wollen wir uns mal den Schaden besehen. Stützen Sie sich auf mich!"

Zu Viert gingen bzw. humpelten sie zum Behandlungszimmer. Nach kurzer Untersuchung war klar, dass der Cmdr sich nur den Fuß umgeknickt hatte. Ein Verband wurde angelegt und Kühlung und Ruhestellung des Fußes verordnet.

"Gönnen Sie Ihrem Fahrwerk heute eine Pause, dann ist er morgen wieder voll einsetzbar, Cmdr.."


KURZE ZEIT SPÄTER
HARMS APARTMENT
(Verdammt! Wie heißt dem seine Addy noch mal??? *LOL*)

"Mac! Ich habe mir nur den Fuß verknackst, deswegen bin ich noch lange kein Invalide der bemuttert werden muß, okay?"

"Aber Harm..."

Er legte die Hand auf die Lippen und Mac schwieg.
"Ganz ruhig bleiben, Mum. Mir geht es ganz gut und das einzigste was ich brauche ist eine liebe, nette und attraktive Frau, die mich küsst!"

"Ach nööö! Immer dieses Abgeschlotze! Mac? Dann bring mich Nachhause oder ruf ein Taxi!" mischte sich Chloe ein.

"Du hast recht. Harm braucht sowieso Ruhe und Schlaf, sonst verschläft er noch das Meeting morgen mit dem Marineminister und dem Verteidigungsminister. Also, dann schlaf mal schön, mein Held!"

"Hey! Was soll denn das heißen? Willst du jetzt abhauen und mich hier lassen?" sagte Harm vorwurfsvoll.

"Du hast es! Ich muß ohnehin noch was tun. Wir sehen uns morgen!"

Mac wollte ihm einen Kuss geben, doch Harm drehte sich beleidigt weg.

"Dann eben nicht. Schlaf schön!" und die Tür fiel hinter Chloe und Mac ins Schloß.

"Na toll! So stell ich mir einen schönen romantischen Abend vor," brummelte Harm vor sich hin, ehe er sich auf seine Couch fallen ließ.


WOCHENANFANG
JAG HQ
FALLS CHURCH, VIRGINIA

Cdr. Harmon Rabb Junior betrat ungewohnt gut gelaunt das JAG Hauptquartier und das an einem Montag morgen! Auf dem Weg in sein Büro begrüßte er Harriet und Bud.

"Guten Morgen!"

"Guten Morgen, Sir," kam es erstaunt von Harriet und Bud synchron. Immerhin war es doch unüblich, dass Cdr. Rabb an einem Montagmorgen geradezu vor Fröhlichkeit strahlte.

Harm setzte sich leise vor sich hinpfeifend auf seinen Bürostuhl und sah seine Post durch. Seine Gedanken jedoch waren immer noch bei dem gerade verlebten Wochenende. Ja, man könnte sagen, er war gerade der glücklichste Mensch oder besser gesagter Mann auf Erden. Mac. Seine Mac war vielleicht schwanger und in seiner Phantasie sah er ein weißes Haus mit einer Veranda, auf der eine Hollywoodschaukel stand. Er kam von der Arbeit im Büro Nachhause und fand zwei Drittel seiner Familie herumtobend im Garten vor. Seine Frau Mac hatte ihren jüngsten Sohn im Schwitzkasten, während Sohn Nummer zwei versuchte, Sohn Nummer eins zu helfen. Jingo, der Zweite war so freundlich den verschwitzten Parteien das Gesicht von überflüssigem Schweiß zu befreien, indem er ihnen seine nasse Zunge durchs Gesicht schlabberte. Harms Blick fiel auf die schöne hölzerne Wiege, die er selbst gemacht hatte und worin jetzt ihre gemeinsame Tochter lag und offensichtlich den tiefen und festen Rabb'schen Schlaf schlief. Von der Veranda wo sie stand war kein Laut zu vernehmen.

Unbemerkt von der spielenden Mannschaft auf dem Rasen, entledigte er sich seines Koffers, seiner Krawatte und seiner Mütze, dann gesellte er sich hinzu und fragte: "Wie viele sind es, CAG?" Die Antwort kam in nicht verbaler Form. Harm fand sich mit dem Rücken zu Boden gedrückt wieder: "Es ist doch komisch," klagte er. "Bei diesen Schlachten trampelt ständig meine ganze Familie mit großem Geschrei auf mir herum." Seine Frau öffnete gerade den Mund um zu antworten, als eine männliche barsche Stimme sich einmischte. Sofort kehrte er wieder in die Realität zurück und fand sich nun in Gesellschaft eines 2-Sterne Admirals, der ganz und gar nicht einen glücklichen Eindruck machte.

Im Gegenteil. Der Gesichtsausdruck war Harm leider viel zu sehr vertraut.

"Commander? Ich weiß ja, dass Sie schwere Wochen hinter sich haben, aber wenn Sie mich in eine peinliche Situation bringen, habe ich für Ihre ehm... Erholungs- und Sammelphasen keinerlei Verständnis."

Cdr. Rabb blickte so dumm aus der Wäsche, dass es seinem CO schwer fiel, die ernste Miene zu behalten.

"Sir??"

"Sie haben mich schon verstanden, Cdr."

"Ja, Sir."

Harms Gesichtsausdruck lieferte auch sogleich das Gegenteil von seiner Antwort. Admiral Chegwidden trat neben Harm und sah ihn scharf an.

"Wollen Sie dazu noch etwas sagen, Cdr?"

"Nein, ne-in," stotterte Harm nun total verwirrt.

"Gut. Dann wird es Ihnen sicherlich nichts ausmachen, sich nicht noch einmal so hinreißen zu lassen."

Cdr. Harmon Rabb Junior verstand nur noch BAHNHOF. Er hatte keinen blassen Schimmer von was sein CO da redete und diese Feststellung gefiel ihm ganz und gar nicht. Was hatte er getan?? Ihm fiel nichts, absolut nichts ein, was er illegales, falsches oder dummes gemacht haben sollte.

Sie haben keine Ahnung von was ich rede, oder Cdr.?" meinte nun Admiral Chegwidden nach ein paar Minuten der bedrückenden Stille. Schließlich nickte Harm und sein CO ließ kurz den Kopf hängen um dann in einem seufzenden-flehenden Tonfall die Sachlage zu erklären. Langsam verstand Harm was er für Mist gebaut hatte und seine sonst sonnengebräunte Haut bekam einen leichten roten Anstrich an den Wangen. Als der Admiral Harms Büro verlassen hatte, ließ sich ein beschämter Commander der US NAVY auf seinen Bürostuhl fallen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Er wußte, irgendwas war heute wichtig gewesen. Irgendwas... Jetzt wußte er leider zu genau was es gewesen war.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: The Real Insanity oder Der ganz normale Wahnsinn III.!? von Flim

#2 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:29

ETWA 20Minuten später

Mac klopfte kurz an Harms Türrahmen, trat dann ein und schloß die Tür. Sie setzte sich unaufgefordert auf den Besucherstuhl ihm gegenüber und sah ihn mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung an. Harm senkte betreten den Kopf in stummer Erwartung eines Vortrags von ihr, der ihm auch sogleich serviert wurde: "Wie dämlich kann man eigentlich sein?"

Keine Reaktion.

"Weißt du wie peinlich das war? Du weißt seit Wochen davon, dass unser Verteidigungsminister hier und heute vorbeischauen wird und was tust du? Du schläfst. Du hast nicht nur dich blamiert, sondern das ganze JAG Büro. Ist dir das eigentlich klar?"

Macs Stimme war bedrohlich ruhig und gelassen, doch Harm sagte nichts darauf. Was hätte er auch sagen können? Das er von ihrer gemeinsamen Zukunft geträumt hat? Einem weißen Haus mit einer Veranda? Nein. Lieber sterben als sich eine Blöße geben. Der Admiral hatte ihm erzählt, dass er Verteidigungsminister Rumsfeld erzählt hatte, dass er (Harm) von vielen Verletzungen heimgesucht worden sei in den vergangenen Wochen und das er (Harm) deswegen nachts nicht schlafen konnte. Das Wichtigste war aber gewesen, dass der Verteidigungsminister es offensichtlich geglaubt hatte.

"Harm??? Hallo??? Willst du was dazu sagen?"

Der Angesprochene holte ein Mal tief Luft und antwortete: "Was soll ich sagen? Es tut mir leid, aber ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Ich bin mir meines Fehlverhaltens durchaus bewußt und der Admiral hat mir schon eine Standpauke gehalten. Du mußt dich also nicht weiter aufregen."

"Nicht weiter aufregen?? Harm! Das war nicht der Marineminister, sondern der Verteidigungsminister und damit kein kleiner Fisch! Wir können nur hoffen und beten, dass Mister Rumsfeld es geschluckt hat."

Harm wurde es zu dumm, nein, er wurde sauer und das sagte er auch: "Was geht dich das eigentlich an? Bist du mein Boss? Nein. Und damit bist du auch nicht zuständig dafür mir eine Standpauke zu halten, abgesehen davon: Denkst du auch mal an mich? Was habe ich in letzter Zeit alles ertragen und erleiden müssen!? Ja, ich bin eingeschlafen und ja, es hätte mir nicht passieren dürfen. Es ist aber nun mal PASSIERT und es tut mir leid. So und ich denke damit ist jetzt alles gesagt, Colonel."

Mac hatte ihm sprachlos zugehört und rauschte nun wütend aus seinem Büro. Harm stöhnte entnervt auf und rieb sich müde die Augen. Er brauchte dringend Ruhe! Dieser Gedanke hatte sich schon die ganzen letzten Woche in seinem Gehirn verfangen und jetzt war der richtige Zeitpunkt. Er ging hinüber zu der Tür "Private" und als ihm Tiner das okay gegeben hatte, ging er hinein.

"Commander, was kann ich für Sie tun?" begrüßte sein CO ihn.

"Sir, ich möchte Sie um ein paar Tage Urlaub bitten."

Admiral Chegwidden legte seine Lesebrille auf die Schreibunterlage und sah dem in Achtung stehendem Offizier nachdenklich an.

"Stehen Sie bequem... Sie wollen ein paar Tage Urlaub. Das kann ich verstehen, aber Cdr..."

"Ja, Sir?"

"Vielleicht sollten Sie psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Das alles war in letzter Zeit ziemlich viel für Sie und Sie hatten kaum Zeit das Erlebte zu verarbeiten."

"Ja, Sir."

"Ich gebe Ihnen zwei Wochen frei, mit dem Befehl dass ich Sie nicht in der Nähe des Büros sehen will. Verstanden?"

"Danke, Sir."

"Dann übergeben Sie Ihre momentanen Fälle erstmal Lt. Roberts und wenn Sie das erledigt haben, verschwinden Sie."

Harm stand stramm und erwiderte: "Aye, Aye Sir."

Auf dem Rückweg ins Bullpen entschied er Mac Bescheid zu sagen. Kurz darauf klopfte er an ihrer Bürotür und sie blickte von ihrer Arbeit auf.

"Was ist?" begrüßte sie ihn barsch.

"Darf ich rein kommen?"

"Ich habe viel zu tun," antwortete Mac kurz angebunden.

Harm überging dies und sagte sanft: "Es tut mir leid. Ich hätte dich vorhin nicht so angehen dürfen. Nimmst du die Entschuldigung an?"

Ihr Blick wurde wieder freundlicher und etwas verlegen lächelnd sagte sie: "Du mußt dich nicht entschuldigen. Du hattest ja Recht. Es ging mich nichts an und es war/ ist auch nicht meine Aufgabe dich zu maßregeln."

Harm lächelte sie erleichtert an und antwortete: "Okay, da wir uns nun gegenseitig entschuldigt haben - vergessen wir das Ganze, ja?"

"Ja."

"Weshalb ich eigentlich gekommen bin. Ich habe mir 2 Wochen Urlaub genommen." Als er Macs erschrockenen Blick sah, ergänzte er schnell: "Ich brauche einfach etwas Ruhe. In letzter Zeit ist doch ziemlich viel passiert und ich muß einfach mal wieder richtig ausspannen."

"A-ha."

"Es hat nichts mit dir zu tun, wenn du das denkst."

"Tu ich nicht," lautete die kurze Antwort.

Ein skeptisches Stirnrunzeln tauchte auf seinem Gesicht auf: "Mac.... Ich brauche einfach etwas Zeit um nachzudenken und um wieder klar denken zu können."

Mac sah ihn fragend an." Wann willst du denn los? Du fährst doch weg, oder?"

Er nickte langsam: "Morgen."

"Okay."

"DU bist sauer."

"Bin ich nicht."

"Doch! Bist du!" behaarte Harm stur.

"Ist doch egal."

"Ich fahre ganz ALLEINE weg und auf der einsamen Hütte ist bestimmt im Umkreis von 100 Meilen kein Mensch. Wenn es das ist was dir Sorgen macht."

Mac war aufgestanden und schloß die Tür hinter ihm, dann sah sie ihn an: "Weißt du woraus ich echt nicht schlau werde? Ich sage dir das du vielleicht Daddy wirst und du hast nichts anderes im Kopf als abzuhauen!"

Harm schaute sie verdutzt an, bei dem vorwurfsvollen Ton der in ihrer Stimme mitschwang.

"Was hat das damit zu tun? Ich drücke mich nicht vor der Verantwortung und ich freue mich sehr, wenn ich Daddy werde und ich liebe dich, falls du das vergessen haben solltest. Wenn du dich wieder abreagiert hast, kannst du gern heute abend noch vorbei kommen. Wenn nicht, dann nicht und Tschüss."

Mit diesen Worten war er aus ihrem Büro gestürmt und Mac ließ sich erschöpft und verärgert auf ihren Bürostuhl fallen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Erst der unnötige Streit von vorhin und jetzt das noch! Was bildete er sich überhaupt ein? Das sie ihm nachrannte? No way.


ABENDS

MACS APARTMENT

Macs Laune war kein Anlass für Freudesprünge. Im Gegenteil. Ihre Stimmung näherte sich allmählich dem Gefrierpunkt und Chloe war es langsam Leid, sich das Wohnzimmer mit einem Eiswürfel zu teilen. Da mußte man doch was unternehmen!

"Mac? Willst du nicht mal ausgehen? Oder treff dich doch mit Harriet!"

"Was?" kam es schroff von Mac, die gerade an ihren Modelldinos herumbastelte.

"Ausgehen? Party machen? Mit Harm!"

"Nein."

"Deine Laune ist nicht mehr auszuhalten. Geh zu Harm und red mit ihm endlich!"

Die Angesprochene fuhr auf ihrem Stuhl herum und entgegnete trotzig-gereizt: "Warum ich? Warum kommt er nicht? Ich renn Niemandem hinterher und schon gar nicht einem Cmdr.: 'Ich-bin-ja-sooo-gestresst'! Wenn hier jemand das Recht hat gestresst zu sein, dann ja wohl ich!"

"Ach? Das hat sich aber ganz anderst angehört, als du es mir erzählt hast," antwortete Chloe unbekümmert grinsend.

Mac war einen Augenblick sprachlos, erwiderte dann aber: "Hör mal zu! Das ist meine und Harms Angelegenheit. Halt du dich da raus!"

"Nein. Ihr beide braucht immer so einen gewissen Tritt um euch auszusprechen und dieser Tritt bin ich sozusagen."

"Wie bitte? Chloe! Wir sind erwachsen und bisher haben wir es auch ohne deinen 'Tritt' wieder hinbekommen."

"Du bist also Erwachsen?" hackte Chloe interessiert nach.

"Ja."

"Dann bist du also schon so groß, dass du zu Harm gehen kannst um dich mit ihm zu versöhnen, oder?" triumphierte Macs Adoptivschwester.

"Du...." begann Mac, aber dann... Eigentlich hatte Chloe recht. Sie regte sich auf, weil Harm sie kurzfristig von seinem Urlaub in Kenntnis gesetzt hatte und er ohne sie weg fuhr. Auf eine einsame Hütte, vermutlich ohne Badewanne, heißem Wasser, einem Fernseher und ohne Pizzaservice in der Nähe! Ihre Reaktion war rational gesehen einfach nur lächerlich und ziemlich bescheuert. Daher beschloß sie den 'Tritt' ihrer Adoptivschwester anzunehmen.

"Was machst du?" erkundigte Chloe sich irritiert, als sie sah wie ihre Adoptivschwester vom Stuhl aufsprang.

"Ich gehe zu Harm und zerlege mit ihm eine Kokusnuss, anstatt eine Gans zu rupfen," grinste Mac, während sie ein paar Sachen zusammen packte. Man konnte ja nie wissen, wie der Abend verlaufen würde und außerdem wurde es Zeit bei ihm eine Zahnbürste und die Minimal Ausstattung von Makeup zu deponieren.

Kurze Zeit später befand sich Mac auf der Fahrt zu Harm und ihre Laune besserte sich stetig. Ja, sie freute sich auf einen hoffentlich harmonisch-romantischen Abend.


ZUR GLEICHEN ZEIT

HARMS APARTMENT

Harm hatte sich eine Liste gemacht, was er alles mitnehmen musste und jetzt war er gerade dabei, seine Klamotten zusammen zu legen und in seine große Sporttasche zu stecken. Im Radio dudelte gerade: "Da ya' think I'm sexy" von Rod Stewart, doch Harm hatte kein Gehör dafür, denn seine Gedanken waren bei Mac, wie schon die ganzen letzten Stunden. Sollte er nicht zu ihr fahren? Immerhin hatte er sich rücksichtlos benommen ihr gegenüber. Ach was! Mac sollte ihn nicht behandeln wie einen Schwerverbrecher und außerdem konnte er Entscheidungen treffen ohne sie vorher um Erlaubnis zu fragen! Wäre ja auch noch schöner!

Mit dieser Erkenntnis entließ er endgültig diese frustrierenden Gedanken und konzentrierte sich nun darauf, wie viele paar Schuhe er mitnehmen sollte. Mal sehen. Er wollte ausgiebige Spaziergänge machen, nach Möglichkeiten angeln gehen und wenn er Lust bekam eine Kneipe aufzusuchen, dann sollten es also mindestens 2 Paare, oder nein, besser 3 Schuhpaare sein. Da sein Hirn gerade in seiner Arbeit vertieft war, hörte er nicht gleich das Klopfen an seine Wohnungstür und als er es registrierte, wunderte er sich über den späten Besucher.

"Mac?"

"Hi! Lässt du mich rein?"

Er trat einen Schritt beiseite und ließ sie mit einer Geste eintreten.

"Willst du was trinken?" erkundigte er sich höflich.

"Nein. Vielleicht später."

"Okay. Komm! Setzen wir uns."

Beide schwiegen sich an, bis Mac meinte: "Ich hab mich vorhin kindisch verhalten... Du bist mir keine Rechenschaft schuldig."

Er sah sie kurz an, legte ihr dann einen Arm um die Schultern und zog sie an sich, ehe er flüsterte: "Ich will, dass du weißt wo ich bin, okay? Ich habe doch eine gewisse Verantwortung zu tragen, als zukünftiger Daddy von Klein Rabb."

Sie bohrte ihm spielerisch einen Finger in die Seite und konterte: "Du meinst wohl Klein MacKenzie!" "Wir werden sehen, Frau Kollegin!"

"Na gut und außerdem kommt es sowieso darauf an, wie viel Mühe du dir machst!"

"Häh?"

"Wohl im Aufklärungsunterricht nicht aufgepaßt, Cmdr.?" meinte Mac spitz.

"Natürlich habe ich aufgepaßt! Ich glaube, ich habe dir schon bewiesen, dass ich es kann und das auch noch besonderst gut," grinste Harm arrogant.

"Wenn du alles so genau weißt, dann kannst du mir bestimmt sagen, wer für das Geschlecht des Kindes zuständig ist, oder?"

"Kein Problem! Also... ja, ehm... wie war das noch gleich? Irgendwas mit X und Y Chromosom..."

"Schon mal nicht schlecht - für den Anfang. Und nun weiter, bitte."

"Ist doch egal.. Hauptsache das Kind ist gesund!" erwiderte Harm unwirsch.

"Das kann nur jemand sagen, der keine Ahnung hat!"

"Pfff.. ich weiß, wie man ein Kind zeugt und das ist ja wohl das Entscheidene, oder?"

"Angeber! Ich werde es dir gern erklären: Du, der Mann, ist für das Geschlecht verantwortlich, da du das X und Y Chromosom...."

Düdeldidüüü... Düdeldidüü...

"Ich geh schon!"

Harm ging zum Telefon und nahm ab.

"Rabb."

"..."

"Wie?"

"..."

"Wer sind Sie denn?"

"..."

"Ich glaube Sie haben sich verwählt!"

"..."

"Das ist..."

"...."

"Wer zum Teufel sind Sie denn?"

"...."

"Sicher. Und ich bin Arnold Schwarzenegger: Hasta la vista, Baby!" damit knallte er den Hörer entnervt auf die Gabel.

"Wer war das denn?"

Harm zuckte mit den Schultern und fragte stattdessen: "Willst du auch ein Bananenmilchshake?"

"Gern."

Während er zwei Bananen schälte, sie dann zerkleinerte und in den Mixer warf, begann Mac zu erzählen: "Harriet und Bud können einem wirklich leid tun. Sie werden wohl ziemlich auf Trab gehalten von Klein AJ."

Harm schaute sie verwundert an und meinte: "Das ist doch normal wenn man Kinder hat. Die Beiden wußten doch genau auf was sie sich da einließen."

"Klar. Aber trotzdem tun sie mir leid und Klein AJ natürlich auch."

Milch plätscherte in den Mixbecher, als ihr Partner etwas verwirrt erwiderte:" Wieso tut dir Klein AJ leid? Bud und Harriet sind doch klasse Eltern, oder findest du nicht?"

Mac sah ihn mit gerunzelter Stirn an und antwortete: "Natürlich sind sie das, aber Kinderkrankheiten sind wohl ein ziemlich lästiges Übel."

Der letzte Satz wurde vom lauten Geräuschpegel des Mixers verschluckt. Kurz darauf goß Harm die Bananenmilch in zwei hohe Bechergläser und brachte sie zum Couchtisch, wo Mac ihn gierig erwartete. Sie leerte in einem Zug die Hälfte des Glases und ließ dann ein genießerisches "Mmmhh..." folgen. Harm hatte ihr staunend zugesehen und sagte nun amüsiert: "Man könnte meinen du wärst kurz vorm Verdursten."

Sie streckte ihm kurz die Zunge raus und drückte dem überrumpelten Harm einen milchigen Kuss auf die Lippen.

"Mmhh.. Ich muß sagen, mir ist dieser Milchshake richtig gut gelungen."

"Pfff.. Geht nichts über Eigenlob, alter Angeber!" grinste Mac frech.

"Will da jemand durchgekitzelt werden?"

"Auf eigene Gefahr! Wenn du scharf drauf bist, einen Teil meines Mageninhalts auf dein Hemd zu bekommen, dann bitte!"

"Oh! Okay, okay. Fettflecke gehen kaum aus der Kleidung."

Mac sah ihn verdutzt an und wurde dann von einem Lachanfall geschüttelt.

"Was gibt es denn da zu lachen? Das ist eine Tatsache! Aber von Wäsche waschen hast du vermutlich keinen blassen Schimmer, Marine," sagte Harm leicht eingeschnappt und verschränkte nun seine Arme vor der Brust.

"Du...du bist echt eine harte Konkurrenz für jede.. jede Hausfrau," jappste Mac immer noch leise kichernd.

"Sehr komisch! Ha ha ha! Was ist dagegen zu sagen, wenn ich auf meine Sachen achtgebe und ich es gerne sauber mag?" knurrte Harm nun ernsthaft gekränkt.

Mac bemerkte das und antwortete versöhnlich: "Nichts. Sonst wärst du nicht der Harm, den ich kenne und liebe, und der unheimlich süß ist."

"Brrr.. Süß!? Was für ein schreckliches und unpassendes Wort!"

"Bist du etwa nicht süß?" fragte Mac mit großen Augen.

"Nein, bin ich nicht. Kein Mann mag es als süß bezeichnet zu werden. Du kannst sagen, dass ich hmm.. zum anbeißen erotisch bin oder meinetwegen auch sexy, aber nicht süß!" grinste Harm mit arrogant nach oben gezogener Braue.

"Okay, mein... Nein! Wie sagt Chloe? Geil! Harm? Du bist so geil!"

Beide fielen in prustendes Gelächter.


NÄCHSTER MORGEN

HARMS APARTMENT

Harm schlug die Augen auf, da es ihn überall juckte und dieses unverschämte Jucken hörte auch nicht einfach so auf. Ein Blick auf seinen Radiowecker signalisierte ihm, dass es gerade erst kurz nach 4Uhr morgens war. Vorsichtig bewegte er sich aus seinem Bett, wobei er versuchte Mac nicht zu wecken, von der man nur die braunen Haare sah. Im Halbdunkeln tappte er ins Bad um dann kurz geblendet die Augen zu schließen als das Licht aufflammte. Als er nun die Augen öffnete und sich seinem Spiegelbild gegenüber sah, machte er einen entsetzten Sprung nach hinten. Das konnte nicht wahr sein! Nein, das konnte einfach nicht wahr sein. Ungläubig trat er wieder näher an den Spiegel, doch sein Spiegelbild log nicht. Im ganzen Gesicht waren rötliche Pusteln verstreut und ein Blick auf seine restlichen Körperpartien sagte ihm, dass es dort auch nicht viel anderst aus sah. Harm starrte absolut fassungslos sein Spiegelbild an.

Mac war in der Zwischenzeit wach geworden, da die andere Betthälfte leer war und somit ihre Wärmflasche nicht zur Verfügung stand. Im Bad brannte das Licht und nach kurzer Wartezeit hörte sie ein entsetztes Luftschnappen, dass sie dazu veranlasste nach dem Rechten zu schauen. Als sie nun Harm im Spiegel sah, musste sie auch erst kurz nach Luft schnappen, um dann dem schadenfrohen Grinsen den Weg frei zu machen. Er sah es und ein tiefes Knurren kam über seine Lippen.

"Sag nichts! Sag bloß nichts!"

"Ich sag doch gar nichts. Aber ich würde sagen, du mußt deinen Ausflug in die unberührte Natur etwas verschieben, " antwortete Mac bemüht ernsthaft.

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"Harm, das konnte doch keiner ahnen, dass Klein AJ sich Windpocken einfängt und woher soll Harriet und Bud wissen, dass du noch nicht die Windpocken hattest?"

"Und warum sagen sie mir nicht, dass die Windpocken gerade in dem Kindergarten rum geht?" konterte Harm, sich kratzend.

"Nicht kratzen! Ich fahr morgen gleich zur Apotheke und hol dir eine Salbe. Oder nein, wir sollten gleich einen Arzt rufen."

"Brauch kein Arzt!" brummte Harm.

"Ab ins Bett mit dir! Du bist krank!"

"Danke, dass du mir das nochmal sagst, ich hätte das beinahe vergessen," kam es sarkastisch als Antwort.

Mac schob ihn sanft aber bestimmt in Richtung Schlafzimmer. Als er endlich wieder lag, befühlte sie seine Stirn.

"Ich glaube du hast leicht erhöhte Temperatur."

"Blödsinn! Ich habe kein Fieber, "meinte Harm unwirsch.

"Dann fass dir bitte selber an die Stirn und sag mir wo du das Fieberthermometer versteckt hast."

Harm wurde mit einem Male etwas blass und sah Mac unsicher an.

„Was ist denn?“

„Ehm, Mac... wenn du schwanger bist, dann darfst du dich nicht anstecken bei mir.“

Mac haute sich kurz an sie Stirn und meinte dann: „Das habe ich dir noch gar nicht erzählt. Ich habe meine Periode wieder bekommen. Du wirst dich also noch etwas gedulden müssen, bis Klein MacKenzie dich „Daddy“ nennen wird. Musst dich also noch ein bisschen mehr anstrengen!“

Harm rutschte etwas verlegen auf seinen vier Buchstaben herum uns stotterte dann: „Ich habe aber mal gelesen, dass es Frauen gibt, die ihre Periode bekommen obwohl sie schwanger sind.“

„Stimmt. Und ich habe sicherheitshalber ja noch den Termin beim Frauenarzt. Ich werde nachher mal fragen ob sie mich heute dazwischen schieben können.“

„Dann ruf den Arzt an und dann geh besser zu dir. Okay?“

„Willst du mich los werden?“ stichelte Mac grinsend.

„Unsinn! Ich mache mir einfach nur Sorgen. Wenn du sicher weißt, dass du nicht schwanger bist, dann nehme ich dich mit Kusshand als Krankenschwester wieder zurück,“ antwortete Harm sanft lächelnd.

„In Ordnung, aber da es jetzt früh am Morgen ist, werde ich bestimmt jetzt niemand erreichen, also würdest du mir jetzt freundlicherweise sagen, wo du das Fieberthermometer versteckt hast?“

„Ich habe keins,“ brummte Harm während er mit dem Kissen kämpfte.

„Jeder hat ein Fieberthermometer zuhause,“ behaarte Mac stur. „Also?“

„Ich sagte doch, dass ich keins habe. Wozu auch? Ich werde nie krank,“ kam es im überheblichen Ton von ihm.

Mac rollte, bei dieser Antwort mit den Augen: „Natürlich nicht, mein bärenstarker Superman! Helden werden nie krank und warum nicht? Weil sie vorher an ihrer Sturheit krepieren!“

Harm seufzte sich ergebend: „Okay, okay, dann ruf den Doc eben an!“


Am nächsten Tag war Mac zu ihrem Frauenarzt gegangen und hatte ihr dann nach der Untersuchung mitgeteilt, dass sie tatsächlich nicht schwanger war. Eigentlich war sie erleichtert, aber andererseits auch traurig. Doch sie beschloß sich auf Harm und seine Krankheit zu konzentrieren. Sie und Chloe wechselten sich ab, Krankenschwester für einen sehr anstrengenden Patienten zu spielen. Kranke Ex-Piloten waren gleich nach kranken Ärzten, wohl die schlimmste zu pflegende Spezie.


Harm lag im Bett und wollte (zum hundersten Mal) sich kratzen, weil es doch so tierisch juckte, doch entweder sagte Mac oder Chloe: „Nicht kratzen!“, was in etwa gleich kam wie wenn man zu Jingo „Pfui! Aus!“ sagte. Oder er bekam regelmäßig beim Versuch aus seinem goldenen Bettknast zu fliehen an den Kopf geknallt: „Wenn du Wert darauf legst, 7 Fuß unter der Erde zu liegen und dir die Wurzeln von unten anzuschauen, dann geh nur. Wir haben auch noch andere Sachen zu tun, als deine „Nanny“ zu spielen.“ Und zu allem Übel wurde Harm von Tag zu Tag immer quengliger und somit auch nerviger. Ihm war sterbenslangweilig und der tragbare TV von Bud machte es nicht im mindesten erträglicher. Cmdr. Rabb zappte vor- und wieder rückwärts durch die Kanäle, wobei er unbeabsichtigt seinen „Krankenschwestern“ gehörig auf den Wecker ging.

Mac hatte es auf die Frage von Harriet mit einem Satz genau getroffen: „Ein kranker Harmon Rabb ist schlimmer als eine Woche ohne Schokolade zu sein!“


Es waren gerade erst 2 Tage vergangen und während Mac im Büro war, passte Chloe auf den Patienten auf. Sie saß auf der Couch und machte ein Kreuzworträtsel. Harm rief nun schon bereits zum 8. Mal: „Chloe? Mich juckt’s am Rücken, kommst du mal?“

Macs Adoptivschwester erhob sich widerwillig und stiefelte ins Schlafzimmer hinüber.

„Hier! Da juckt’s tierisch!“ sagte Harm über seine Schulter hinweg und deutete auf eine Stelle zwischen seinen Schulternblättern. Chloe angelte nach der Tube mit dem kühlenden Gel auf dem Nachttisch und schob sein Schlafshirt nach oben. Als die kühlende Salbe auf die beissende Stelle tropfte, seufzte er erleichtert auf. Das Zeug stank bestialisch und Chloe wurde es bei dem Geruch immer etwas komisch im Magen.

„Hah, das tut so gut! Danke! Ich weiß ja das diese Salbe erbärmlich stinkt und daher weiß ich, dass sehr zu schätzen, dass du es trotzdem tust. Danke Chloe!“

„Schon gut! Du könntest mir auch einen Gefallen tun.“

„Was immer du willst!“

„Wer ist Notre Damme?“

Harm mußte kurz lachen, ehe er erwiderte: „Nicht WER ist Notre Damme, sondern WAS! Es ist meines Wissens eine Kirche oder eine Kathedrale in Paris.“

„A-ha. Und wer ist der Präsident der Bundesrepublik Deutschland?“

„Deutschland hat zwar einen Bundespräsidenten und der heißt... heißt Roman Herzog, oder war das der alte? Der Bundeskanzler ist auf jeden Fall Gehard Schröder.“

„Bundeskanzler??? Und was macht der so?“

„Eigentlich das Gleiche wie unser Präsident,“ antwortete Harm.

„Dann wäre er doch Präsident!“

„Stimmt, aber in Deutschland ist das eben anderst.“

„Häh??? Die haben doch auch eine Demokratie, oder?“

„Ja, aber dort ist der Bundespräsident der mächtigste Mann im Staat, aber der Bundeskanzler ist Derjenige, der für die Politik verantwortlich ist – mehr oder weniger.“

„Das check ich jetzt nicht. Ist aber auch egal, oder? Warst du schon mal in Deutschland?“ fragte Chloe und schraubte die Tube wieder zu.

„Nicht so richtig. Ich hatte mal einen Zwischenstop auf dem Frankfurter Flughafen und dann bin ich glaub ich weiter nach Italien oder so geflogen,“ antwortete er nachdenklich.

„Ich will auch mal nach Europa!“

„Und wohin genau?“

„Auf die Love Parade nach Berlin!“ kam es wie geschossen von Chloe.

„Davon habe ich schon mal gehört. Ist das nicht so was wie bei uns der Christopher Street Day?“

„So ähnlich. Das ist die größte Technoparty der Welt und da tanzen alle nackt!“

„Um nackte Menschen zu sehen, muß man nicht nach Europa fliegen,“ grinste Harm.

„Wohin dann?“

„Das verrate ich dir mal wenn du erwachsen bist!“

Chloe zog eine Grimasse und meinte dann: „Du bist doof!“

„Nein, nur krank!“ lachte Harm und Chloe konnte nicht anderst als mitzulachen.


ABENDS

HARMS WOHNUNG

NÖRDLICH DER UNION STATION, WASHINGTON D.C.



Mac öffnete müde die Tür und ein Lachen scholl ihr entgegen. Neugierig ging sie in Richtung von Harms Schlafzimmer, dort lagen die Beiden auf dem Bett. Zwischen ihnen stand ein Tablett mit leergegessenen Teller und im TV sagte gerade jemand: „Das Schlimmste an ihr ist dieses ständige Gekreische!“

„Hallo Mac!“

„Hi Mac,“ sagte Chloe immer noch lachend.

„Euch scheints ja gut zu gehen. Habt ihr mir auch was zum Essen übrig gelassen?“

„Klar! Ich machs dir warm!“ antwortete Chloe, sprang auf und huschte in die Küche.

Harm setzte sich auf und klopfte neben sich auf die Matraze: „Du siehst müde aus. Komm mal her!“

Mac seufzte tief und gesellte sich zu Harm.

„Das bin ich auch. Die letzte Verhandlung hat mich geschafft. Sturgis ist die ganze Zeit auf dem Motiv herumgeritten und ich hatte einen sehr dämlichen Mandanten. Im Kreuzverhör ist er zusammengebrochen unter Sturgis’ Fragen.“

„Das heißt du hast verloren?“

„Ja. Und was gab es mittlerweile hier?“ fragte Mac müde und konnte nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken.

Harm legte seine Hände auf ihren Schultern und begann sanft sie zu massieren, als er antwortete: „Nichts. Ich hab Chloe bei einem Kreuzworträtsel geholfen und dann haben wir uns vorhin entschlossen, diesen Indiana Jones Film anzuschauen.“

„Den kenne ich,“ sagte Mac mit einem kurzen Blick auf den Bildschirm, wo Dr. Jones gerade entsetzt vor einer Schlange zurückwich.

Nach einer kleinen Weile, wo keiner der Beiden ein Wort sprach und nur ein Geschirrklappern, die Stille durchbrach, meinte Harm: „Mac? Du hast mir noch gar nichts von der Untersuchung beim Frauenarzt erzählt. Bist du schwanger?“

Sie drehte sich zu ihm um, um in seinen Augen die Reaktion sehen zu können, als sie antwortete: „Ich bin nicht schwanger.“

Ein kurzes Flackern sah sie darin, doch dann erschien ein sanftes Lächeln auf seinem Gesicht.

„Das habe ich mir schon gedacht, sonst würdest du mich nicht pflegen. Aber hey! Wir sollten vielleicht einfach nur mehr üben, was meinst du?“

Nun musste Mac doch grinsen, als sie diesen eindeutigen Unterton in seiner Stimme hörte.

„Ich glaube du hast recht.“

Mac lehnte sich zu ihm und ihre Lippen trafen sich zu einem sehr langem Kuss.

„Mmh... So ein Service bekommt man eben doch nur Zuhause. Kein Wunder das man da schneller wieder gesund wird. Obwohl....“

„Was?“

„Na ja, wenn ich es mir recht überlege, mag ich den Service noch länger ertragen müssen, als nur bis zu meiner Genesung.“

Sie knuffte ihm in die Seite und entgegnete sarkastisch: „Darum weiß ich, weshalb du schnell wieder gesund werden solltest. Du bist nämlich ein totale Nervensäge, wenn du krank bist. „Mac? Mich juckts am Rücken; Mac? Ich habe Durst; Mac, mir ist so langweilig usw...“ Dieses Genörgel kenn ich eigentlich sonst nicht von dir!“

Harm sagte schmollend: „Lieg du mal hier faul rum und dauernd juckt es dich irgendwo und du kommst nicht dran. Du bist sehr unsensibel, das wirkt sich negativ auf den Heilungsprozess aus!“

„Tatsächlich? Weißt du, ich dachte das muß mal gesagt werden,“ antwortete sie breit grinsend.


„Herzlichen Dank, das ist genau das was ich brauche,“ erwiderte Harm mit sarkastischem Unterton in der Stimme.

Mac lehnte sich vor und gab ihm einen Kuss und als sie sich nun trennten, war Harm schon wieder halb besänftigt. >Männer! Man muss sie nur küssen und schon vergessen sie alles, was gerade noch war.> Doch da irrte sie sich.

„Wenn du glaubst, ich habe vergessen dass du mich als Nervensäge bezeichnet hast, dann täuschst du dich und mit einem Kuss ist das nicht von der Hand zu weisen.“

„Nicht? Oh! Und was erwartest du dann von mir?“

Er senkte seine Stimme und flüsterte ihr ins Ohr: „Mit einer Runde Strippoker, kannst du es vielleicht wieder gut machen.“

Mac sah ihn zuerst nur sprachlos an und sagte dann ebenso leise: „Du weißt, dass du verlieren wirst, ja?“

„Werde ich nicht. Ich bin Profi!“

„Dir geht es, glaub ich, wieder ganz gut, wenn du schon wieder angeben kannst,“ konterte Mac und streckte ihm die Zunge raus.

„Ich....“

„Mac? Dein Essen ist fertig!“ schrie imselben Augenblick Chloe.

„Komme schon!“

Mit einem gespielt bedauernden Blick erhob Mac sich und ging zur Küchentheke. Chloe saß mit übereinander geschlagenen Beinen auf einem der Barhocker und erwartete sie bereits. Während Mac genüsslich aß, erzählte Chloe bis ins Minidetail, das Harm immer noch am rumjammern war. Mac grinste und beide verfielen in Lästereien über den einzigsten Mann in der wohnung. Der wiederum überlegte ob er es wagen sollte, seinen „Knast“ zu verlassen und sich zu den beiden Ladies zu gesellen, doch als er ihr Kichern und Gagern hörte, dachte er: >Über was die wohl reden? Bestimmt nicht über mich. Ich glaube ich bleibe besser hier.>


Nachdem Mac fertig gegessen hatte, setzten sie sich auf das schwarze Ledersofa und machten es sich dort gemütlich, als Harm hinzukam.

„Hey Flyboy! Du gehörst ins Bett,“ rief Mac ihm grinsend entgegen.

„Ich wollte mir nur was zu Trinken holen,“ antwortete Harm mit betont unschuldiger Miene.

„Normalerweise krähst du dann doch wie der Hahn auf dem Misthaufen, wenn du was brauchst,“ meinte nun Chloe feixend.

„Ihr seid ja so lieb zu mir. Ihr esst mein Essen, hört mit meiner Stereoanlage Musik und benutzt mein Sofa und dann werde ich in meiner eigenen Wohnung dazu verdonnert im Bett rum zu liegen! Doch, ich muss sagen das ist sehr, sehr lieb von euch,“ entgegnete Harm spöttisch.

Mac und Chloe sahen sich kurz an, ehe Mac antwortete: „Du? Wir können auch sofort deine Wohnung verlassen, das ist gar kein Problem! Komm Chloe! Wir gehen!“

Als beide Damen im Begriff waren aufzustehen, sagte Harm seufzend: „Mir ist so langweilig und ihr könnt mich doch nicht in meinem Elend alleine lassen, wer weiß was ich dann so tue?“

„Hmm... Was sagst du Chloe?“

„Ich hätte mal wieder Lust Inline zu skaten oder ins Kino zu gehen, anstatt mich hier rumkommandieren zu lassen,“ entgegnete Chloe mit bemüht ernsthafter Stimme.

„Geht mir auch so. Ausserdem würde ich gern mal wieder in meinem eigenen Bett schlafen und.....“

„Schon gut, schon gut. Ich habs kapiert!“ unterbrach Harm Macs Gedankengänge. „Ich werde versuchen euch nicht zu sehr auf den Keks zu gehen und ich gehe jetzt auch wieder brav ins Bett, aber bitte: Verlasst mich nicht!“

Harm warf sich vor den Beiden auf die Knie. Mac zog daraufhin eine Augenbraue in die Höhe und Chloe grinste.

„Na gut! Aber das ist deine letzte Chance! Beim nächsten Rumnörgeln sind wir weg!“

„Ich danke euch, meine edlen Herrscherinnen!“ antwortete Harm und verneigte sich, ehe er aufstand. „Ich hätte eine Bitte, wenn es gestattet ist.“

„Um was geht’s denn?“

„Mich juckt es so dermaßen... Könntet ihr wohl, eine frische Lage dieser wohltuenden Creme auf meine Haut auftragen? Ich wäre euch zu tiefstem Dank verpflichtet.“

„Gestattet! Chloe? Willst du das machen?“ meinte Mac immer noch in diesem näselnden Tonfall.

Chloe prustete als erstes los, ehe Harm und Mac miteinfielen und als sie sich beruhigt hatten, antwortete Chloe: „Meinetwegen. Das Zeug stinkt zwar zum Himmel, aber was tut man nicht alles um den Zukünftigen seiner Adoptivschwester schnell zu heilen.“

Die beiden Erwachsenen sahen sie verdutzt an, bis Harm sich erkundigte: „Mac? Hab ich irgendwas Wichtiges vergessen?“

„Nicht das ich wüsste.“

„Mensch! Ihr werdet doch bald heiraten, oder nicht?“ fragte Chloe mit rollenden Augen.

„Ehm Chloe? So weit sind wir noch nicht. Du drängst Harm ja geradezu mir einen Antrag zu machen, das gehört sich nicht.“

„Wie bitte?“ mischte sich nun Harm ein. „Warum sollte mich Chloe damit meinen? Du könntest mich ja auch fragen, ob ich dein Mann werden will!“

„Das ist immer noch Männersache. In solchen Dingen bin ich hoffnungslos altmodisch,“ konterte Mac sofort.

„Ach ja? Soll das dann auch heißen, dass du, wenn wir verheiratet sind, mir die Wäsche machst, die Wohnung putzt und mir das Essen kochst, und meine Kinder groß ziehst?“ erwiderte Harm trotzig.

„Wenn du darauf bestehst, das ich deine Hemden ruiniere, dich mit meinen Kochkünsten vergifte und deine Kinder zu chaotischen und alles essenden Menschen erziehen soll, dann ja. Und was das Putzen anbelangt, ich finde in meinem Ablagesystemen immer alles was ich brauche,“ grinste Mac frech.

Harm streckte ihr kurz darauf die Zunge raus und gab im schmollenden Tonfall zurück: „Das heißt: An mir bleibt die ganze Arbeit hängen?“

„Ich leiste den größten Teil der Arbeit in dem ich deine Kinder auf die Welt bringe. Neun Monate lang werde ich immer dicker werden, mich mit Kreuzschmerzen rumärgern, Heißhungerattacken erleiden und dann verlangst du, ich solle den Haushalt und alles was dazu gehört noch schmeißen? Ich glaube, bei dir piepts!“

„Ich dachte du bist altmodisch in solchen Dingen und früher war das immerhin Standart!“

„Was früher Standart war ist mir so was von Egal. Demnach hätten wir auch keinen Sex vor der Ehe haben dürfen!“ gab Mac mit einem sehr sakarstischem Grinsen zurück.

„Das sagst du mir erst jetzt? Ich bin modern und habe da keinerlei Ahnung davon, aber wenn....“

„Jetzt hört schon auf ihr Beiden! Nachher kommen auch noch eure Sexpratiken ans Licht und darauf bin ich nicht so scharf,“ unterbrach Chloe kichernd.

„Du würdest da nur was lernen können,“ sagte Harm arrogant grinsend, bis Mac hinzufügte: „Ja, zb. Das wenn Flyboys behaupten sie könnten dauernd oder mehrmals hintereinander, dann ist das gelogen. Denn diese Flyboys schlafen danach immer ein.“

Harm sah Mac erstaunt an und konterte dann: „Und wenn Marines behaupten sie haben nichts für White Dress und Gold Wings übrig, dann ist das genauso eine Lüge!“

„Das habe ich nie behauptet! Ich sagte nur, dass White Dress und Gold Wings immer überbewertet werden.“

„Also....“

„Jetzt fangt nicht an zu streiten! Harm? Du gehst wieder ins Bett und Mac und ich machen uns einen schönen Frauenabend!“ grinste Chloe.

Harm stand stramm: „Aye, Aye, Miss.“ und begab sich dann wie befohlen in sein Bett.

„Puuh... Danke Chloe, bei dieser Diskussion hätte ich vermutlich irgendwann den Kürzeren gezogen,“ flüsterte Mac erleichtert.

„Das heißt, dass Männer – besonderst Harm – in Dress Whites einfach umwerfend aussehen,“ frotzelte Macs Adoptivschwester.

Mac machte eine betont ahnungslose Miene und erwiderte: „Weißt du, ich sehe ja dauernd Männer in Uniformen, da ist das nichts mehr besonderes.“

„Das glaube ich dir nicht! Harm sieht doch echt geil aus, wenn er die Dress Whites an hat. Besser sogar als wenn er seine normale Uniform an hat, dass sieht man sofort!“

„Kann sein.. Komm! Lass uns mal den Kühlschrank nach was richtig Ungesundem durchforsten.“
“Das kannst du bleiben lassen, der ist leer.“

„Oh,“ seufzte Mac, die schon in ihrer Phantasie einen Riesenbecher mit Eiscreme gesehen hatte.

„Wie wärs ich hol uns Eis von dem Laden hier gleich um die Ecke? Brauch sowieso etwas frische Luft,“ schlug Chloe vor.

„Das hört sich gut an. Hier ist Geld und kauf die größte Packung, die du bekommen kannst!“

„Was denn sonst?“ grinste Chloe über das ganze Gesicht. „Bis gleich!“

Ehe Mac noch irgendwas hatte sagen können, war Chloe aus der Wohnung gestürmt. Sie sah in Richtung Schlafzimmer und beschloß mal zu sehen, was Harm denn gerade so machte. Dort angekommen sah sie ein friedliches Bild von einem schlafenden Mann, auf dessen Bauch ein aufgeschlagenes Buch lag. Neugierig trat sie näher und hob das Buch hoch, um zu sehen was er denn so las. Als sie den Titel sah, stockte ihr kurz der Atem: „Wie werde ich ein guter Vater“. Sie hatte eigentlich mit einem Buch über die Fliegerei gerechnet, aber damit ganz bestimmt nicht. Ihr Blick wurde zärtlich als sie Harms entspanntes Gesicht musterte. War er nicht süß? Nein, er war ja geil und sexy, nur leider krank. In ihr machte sich das Bedürfnis breit sich an ihn zu kuscheln und seine Gegenwart zu spüren. Kurz entschlossen, zog sie ihre Schuhe aus und legte sich zu ihm. Eine Antwort erfolgte in einem zufriedenem, langem „Mmhhh...“.

Mac lächelte und betrachtete weiter sein Gesicht. Zum ersten Mal sah sie die fein geschnittenen Gesichtszüge, wie durch eine Lupe. Seine Nasenflügel bebten bei jedem Atemzug. Die zahlreichen Lachfältchen, die sich wie ein Netz von seinen Augenwinkeln ausbreiteten, gaben ihm einen stets sympatischen Gesichtsausdruck. Die schön geschwungenen Lippen, die zu erstaunlichen Fähigkeiten in der Lage waren. Die dunkeln Bartstoppeln, die schon wieder sichtbar wurden und die geschlossenen Augenlider, die so wunderschöne Augen versteckten. Mac kam rasch zu der Erleuchtung, dass Harm ein Prachtexemplar der Gattung Mann war und sie wußte, dass sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen konnte und wollte. Sie legte ihre Hand über sein Herz und fühlte den gleichmäßigen, ruhigen Herzschlag an ihren Fingerspitzen. Dieser gleichmäßige Herzschlag hatte zur Folge, dass sie müde wurde und bald darauf war sie tatsächlich eingenickt.


HARMS APARTMENT

15 Minuten später

Als Chloe die Wohnung betreten hatte, wunderte sie sich ein wenig, da von Mac nichts zu sehen war. Sie stellte die Schokoladeneisbox mit Schokostückchen (!) auf den Tresen und ging zum Schlafzimmer hinüber, wo die beiden Erwachsenen aneinander gekuschelt schliefen. Chloe grinste, das war doch perfektes Timing! Endlich konnte sie in Ruhe Johnny Depp anschmachten. Heute Abend lief nämlich „Fluch der Karibik“. Hach, der Mann war ja so geil, aber leider so alt und dazu noch verheiratet.



STUNDEN SPÄTER

HARMS APARTMENT

Harm erwachte, weil irgendwas in seinem Gesicht ihn kitzelte. Als er nun den Grund erkannte, schlich sich ein sanftes Lächeln über seine Lippen. Mac hatte sich an seinen Hals gekuschelt und ihre schönen und duftenden Haare waren der Grund für sein Aufwachen gewesen. Mit einem Blick auf seinen Radiowecker stellte er fest, dass es kurz nach 23Uhr war. Von Chloe war nichts zu hören und zu sehen, wahrscheinlich war sie ebenfalls eingeschlafen.

Sollte er Mac wecken? Sie hatte noch ihre Uniform an. Nein, sie schlief gerade so friedlich und ihre Gesichtszüge waren vollkommen entspannt. Sie sah glücklich aus, fand er und somit schloß er wieder die Augen und war bald darauf wieder weggedämmert.



NÄCHSTER MORGEN

Der Duft von frischem Kaffee und warmen Brötchen weckte die beiden Schläfer in Harms Schlafzimmer.

„Morgen Mac!“ begrüßte er sie fröhlich.

„Morgen;“ nuschelte Mac in sein T-Shirt.

„Ich glaube Chloe hat uns Frühstück gemacht, wollen wir nicht aufstehen?“

„Hmhmmm......“

„Ich übersetze, das heißt: Nicht jetzt?“

„Ähää...“

„Ich will dir nicht die Laune versauen, aber du musst aufstehen.“

„Hmpf!“

„Ich weiß, ich weiß, du hast keine Lust und ausserdem ist es hier so schön kuschelig.“

„Mmmh...“

„Deine morgendlichen Sprachkenntnisse gehen wohl noch auf die Ursprache unserer Vorfahren aus der Steinzeit zurück,“ grinste Harm.

Mit einem Ruck saß Mac im Bett und sah ihn verständnislos an: „Wie bitte?“

„Gut. Du bist wach!“

„Natürlich! Ich muss jetzt frühstücken!“ damit sprang Mac aus dem Bett und ein verblüffter Harm sah ihr hinterher.

„Mist! Harm? Warum hast du mich nicht geweckt? Jetzt hab ich in der Uniform geschlafen,“ erscholl es vorwurfsvoll aus Richtung Küche.

„Ähhh...“

„Typisch! Denkt wieder nur an sich! Männer! Pfff....“

Harm quälte sich nun ebenfalls aus den Bett um in die Küche zu traben.

„Morgen Chloe!“ begrüßte er den Teenager, der in der Küche noch am rumfuhrwerken war. IN Richtung Mac gerichtet, fuhr er fort: „Was war das, Mac? Du hättest dich ja ausziehen können, bevor du in mein Bett gekrochen bist.“

„Hätte ich können. Aber ich wollt mich eigentlich nur kurz zu dir legen... Egal. Wie fühlst du dich?“

Harm meinte versöhnlich: „Besser. Ich bin nicht ein Mal aufgewacht weil es irgendwo gejuckt hat.“

„Lass mal sehen!“

Mac steuerte auf ihn zu und riß, bevor Harm hätte reagieren können, das T-Shirt hoch. Sie musterte kurz, aber pingelig die kleinen zum größten Teil eingetrockneten Pusteln und sagte: „Ja, das sieht schon besser aus. Ich ruf den Doc nachher an, er soll dich nochmal angucken und dann entscheiden ob du wieder fit bist.“

„Ich bin FIT.“

„Ich hoffe es. Denn dein Rumgequengel hält ja kein Mensch mehr aus,“ grinste Mac spöttisch.

„Oh-o! Frau Anwältin ist heute wieder auf dem charmanten und einfühlsamen Trip,“ kam es sarkastisch von Harm zurück.

„Sie ist auf dem realistischem Trip! Nicht wahr, Chloe?“

„Ehm... Ich halte mich da raus.“

„Solche morgendliche Diskussionen sind doch perfekt um einen schönen Tagesbeginn zu haben,“ sagte Harm mürrisch und trat den Rückzug ins Bad an. Eine Dusche war das einzige, nach was er sich jetzt sehnte und frische Klamotten und eine Rasur wären auch angebracht. Schließlich wollte er sich wieder als Mensch fühlen.

Als er jetzt unter dem erfrischenden Nass stand, kam seine gute Laune allmählich wieder zum Vorschein und so summte er die Melodie von „I’m too sexy“. Mac, die nebenan war um das Bett zu machen, hörte es und musste grinsen. Männer waren doch alle gleich! Eingebildet, eitel und einfach manchmal mit dem weiblichen Geschlecht überfordert. Als sie damit fertig war, setzte sie sich zu Chloe, die den fertigen Kaffee in eine Thermoskanne goss.

„Mac?“

„Ja.“

„Ich hätte dich auch wecken können, als ich gestern vom Eisholen zurück gekommen bin, aber ihr beide saht so.. so süß aus, als ihr so aneinander gekuschelt da lagt.“

„Schon okay. Ich hätte auch einfach die Uniform ausziehen können, bevor ich mich zu ihm gelegt habe, denn eigentlich weiß ich welche einschläfernde Wirkung er hat, wenn er schläft,“ grinste Mac und biss herzhaft in ihr Marmeladenbrötchen.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: The Real Insanity oder Der ganz normale Wahnsinn III.!? von Flim

#3 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:30

Kurz darauf kam Harm in seinem blauen Bademantel gehüllt aus Richtung Schlafzimmer und setzte sich kommentarlos neben Mac auf einen Stuhl.

„Kaffee?“ fragte Chloe und Harm nickte.

„Du bist sauer,“ meinte Mac ihn anschauend.

„Bin ich nicht. Ich mags nur nicht wenn man mir morgens gleich irgendwelche Realitäten an den Kopf brettert,“ knurrte er.

„Oh! Du armer sensibler Mensch,“ frotzelte Mac grinsend.

„Endlich erkennst du das mal!“

„Ich weiß das schon lange. Nur hin und wieder bemerkt man es nicht unbedingt.“

„Was soll das heißen?“

„Vergiss es. Marmelade?“ fragte Mac stattdessen.

Harm warf ihr einen kurzen leicht genervten Blick zu, bevor er ihr das Marmeladenglas aus der Hand nahm und sich ein Brötchen mit Kirschmarmelade bestrich.

„Ich ruf mal den Doc an. Vielleicht kannst du morgen endlich auf deinen Survivaltrip gehen.“

„Wir werden sehen, aber ich fühl mich wirklich ganz fit,“ versicherte er ihr.

Mac hatte den Doc angerufen, der sagte, dass er so gegen 11Uhr vorbei kommen würde. Jetzt schnappte sie sich ihre Sachen und verließ Harms Wohnung.



Chloe und Harm blieben am Frühstückstisch sitzen. Harm las Zeitung und Chloe versuchte sich weiter an ihrem Kreuzworträtsel. Nach einer Weile des Schweigens, unterbrochen von Harms umblättern, fragte Chloe: „Weißt du, wer dieses Jahr die Tour de France gewonnen hat?“

„Lance Armstrong,“ kam es prompt von Harm.

„Okay, und einen deutschen Filmregisseur, der ‚The Day after tomorrow’ gedreht hat?“

„Hmm... Nein, das weiß ich nicht. Das müsstest du doch wissen, das ist doch dein Fachgebiet.“

„Ich kenn nur die Schauspieler, die da mitgespielt haben,“ erwiderte sie nachdenklich. „Mir fällt einfach nur der Name dieses Regisseurs nicht ein.“

„Hast du einen Buchstaben?“

„Der zweite Buchstabe ist ein ‚O’.“

„Pffff... Ah! Wart mal! Da hab ich was gelesen... Ehm... Kann es ‚Roland Emmerich’ sein?“

„Schreibt man den mit 2 m’s?“

„Jap.“

„Super! Passt ja!“ strahlte Chloe.

„Sag mal, was würdest du von einer Runde spazieren gehen halten? Ich brauch dringend frische Luft.“

„Ich weiß nicht, was Mac davon hält...“

„Sie muß es ja nicht erfahren und ausserdem denke ich, dass sie gegen etwas frische Luft wohl nichts einzuwenden hat,“ antwortete Harm.

„Na gut, aber du ziehst dich warm an. Ich habe keine Lust das du dir noch ne Lungenentzündung holst!“ konterte Chloe ernst.

„Aye, Ma’ am! Ich ziehe mich dann mal an.“

Harm erhob sich und trabte in Richtung Schlafzimmer um dann in seinem Schrank zu wühlen. Chloe hörte nur ein ‚Auutsch’, ehe sie aufsprang und Harm sich den Kopf haltend vorfand.

„Was hast du denn gemacht?“

„Nur den Kopf angeschlagen,“ stöhnte Harm.

„Na, das fängt ja gut an!“

„Ist nur halb so wild! Bin gleich fertig.“

„Okay, ich räum derweil mal die Küche auf.“

Chloe stellte Butter, Milch und den Käse in den Kühlschrank und begann dann mit dem Abwasch. Einige Minuten später kam Harm vollständig angezogen zu ihr in die Küche.

„Wir können!“

„Moment! Ich muß mir noch die Schuhe anziehen.“

Als das geschehen war, verließen die Beide die Wohnung. Als Harm draussen war, zog er erst hörbar die Luft ein und Chloe konnte sich ein Kommentar nicht verkneifen: „Na, Frischluftfanatiker?“

„Aber sicher! Ich fühl mich als ob ich Bäume ausreißen könnte!“

„Mach das lieber nicht, nachher holst du dir noch nen Bruch!“

„Sehr witzig!“ grinste Harm. „Eine Runde im Park joggen?“

„Joggen? Nein! Wir hatten ausgemacht, spazieren zu gehen!“

„Okay, okay.. Will kein Ärger mit Mac haben, also GEHEN wir nur.“


HAUPTQUARTIER

FALLS CHURCH, VIRGINIA

Mac war pünktlich zu der täglichen Besprechung gekommen und nun saß sie mit ihren Kollegen im Besprechungszimmer, wo der Admiral die neuen Fällen verteilte. Als der Admiral damit fertig war, meinte er zu Mac: „Colonel? Sie bleiben bitte noch auf ein kurzes Gespräch.“

„Ja, Sir.“

Die Anderen verließen das Zimmer und Mac fragte sich wohl, was der Admiral von ihr wollte.

„Wie geht’s Harm?“

„Ich denke gut, Sir.“

„Colonel?“ kam es bedrohlich von Admiral Chegwidden.

„Ja, Sir?“

„Ich weiß das Harm mit Windpocken im Bett liegt.“

Macs Augen wurden groß und sie stotterte, als sie antwortete: „Ja, Sir.“

„Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?“

„Nein, Sir.“

„Aha. Wenn Sie wissen wollen, woher ich das weiß, dann werde ich Ihnen meine Quelle nicht mitteilen.“

„Ich verstehe, Sir.“

„Sie verstehen überhaupt nichts.“

„Nein, Sir.“

„Also, wie geht’s dem Commander wirklich?“

„Er scheint auf dem Weg der Besserung zu sein, Sir. Der Arzt wollte nachher bei ihm vorbeikommen und ihn sich genau ansehen.“

„Gut, gut. Dann richten Sie ihm Gute Besserung aus.“

„Ja, Sir.“

„Wegtreten!“

„Aye, Aye Sir.“

Als Mac schon im Begriff war, das Besprechungszimmer zu verlassen, meinte er: „Wenn er das nächste Mal krank wird, dann sagen Sie mir umgehend Bescheid. Verstanden?“

„Ja, Sir.“

Sie ging in ihr Büro, wo Harriet schon auf sie wartete.

„Guten Morgen, Colonel!“

„Morgen Harriet!“

Harriet druckste etwas verlegen herum, als sie meinte: „Bud hat sich wohl etwas verquatscht!“

„Aha! Dann ist das die Quelle von der, der Admiral vorhin gesprochen hat.“

„Ma’ am?“

„Schon in Ordnung, Harriet.“

„Wie geht es denn dem Commander?“

„Er jammert nicht mehr ganz so sehr,“ grinste Mac.

„Ich verstehe Ma’ am. Heißt er ist auf dem Weg der Besserung. Mir tut das ja so furchtbar leid, dass er sich bei AJ angesteckt hat,“ antwortete Harriet mitfühlend.

„Sie können nichts dazu. Wer kann den auch wissen, dass Harm noch nie die Windpocken hatte. Ausserdem dauert es eine Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch. Sie trägt keine Schuld, Harriet.“

„Danke, Ma’am,“ seufzte der Lt. erleichtert.

„Irgendwelche Anrufe oder Post für mich?“ erkundigte sich Mac, wieder voll geschäftstüchtig.

„Ja. Colonel Cologne rief an und fragte, wann die Gerichtsverhandlung denn endlich stattfinden würde. Er hätte ja nicht ewig Zeit.“

„Der Colonel ist ein etwas anstrengender „Kunde“. Ich werde ihn nachher anrufen, sonst noch was?“

„Ja, ein Mister Abahatschi wollte Sie sprechen, er wollte wissen....“


M PARK

Harm und Chloe hatten sich nach einer großen Runde, auf einer Parkbank nieder gelassen und Chloe sagte aus heiterem Himmel: „Harm? Ich finde, du solltest Mac heiraten. Je schneller desto besser.“

Er schaute sie verdutzt an und meinte mit eindeutigem skeptischem Gesichtsausdruck: „Ist das auf deinen Mist gewachsen oder hat Mac irgendwas gesagt?“

„Redest du von Colonel Sarah MacKenzie? Dann lautet die Antwort: Nein, sie weiß davon nichts... Aber Harm, du kennst uns Frauen doch – angeblich. Wir...“

Er unterbrach sie: „Ich? Und die Frauen kennen? Wenn ich das behaupten würde, wäre ich wohl größenwahnsinnig und ausserdem unermäßlich reich.“

„Häääh???“

„Schau mal! Wenn ich wissen würde, was in Frauenköpfen so vor sich geht, dann würde ich ein Buch schreiben und das wäre dann ein Bestseller und ich würde stinkreich werden. Die ganze Sache hat nur einen Hacken: Ich bin, wie die meisten Männer, völlig ahnungslos was Frauen wollen oder wie sie denken.“

„Oh! Dann frag mich doch, wenn du was wissen willst!“ schlug Chloe toternst vor und Harm hatte Mühe nicht zu grinsen.

„Okay. Lass mich mal kurz nachdenken....“

Während Harm dachte, lief ein händchenhaltendes Paar vorbei, dass frisch verliebt zu sein schien, denn sie hatten nur Augen für den Anderen.

„Warum haben Frauen manchmal die schlimme Angewohnheit, shoppen gehen zu müssen und dann doch nichts zu kaufen?“ fragte Harm schließlich.

„Gleich so ne schwere Frage,“ stöhnte Chloe, um dann fortzufahren: „Weil es dem Stressabbau dient.“

„Wie BITTE? Zum Stressabbau geht man entweder joggen oder sich sonst irgendwie abreagieren, aber als allerletztes Einkaufen!“

„Ja, MANN macht dann Sport, aber Frau geht dann eben shoppen.“

„Das verstehe mal einer!“

„Mensch Harm, das ist doch ganz einfach! Also, eine Frau probiert deswegen verschiedene Sachen an, weil sie dann sozusagen in ne andere haut schlüpfen.“

„A-ja. Ich verstehs immer noch nicht.“

„Kein Wunder, du bist ja auch ein Kerl!“ grinste Chloe frech.

„Du-u!?“ drohte Harm gespielt mit erhobenem Zeigefinger.

„Ja? Bist du etwa kein Mann?“

„Sagen wir mal so, ich bin meistens ein Mann, aber manchmal fühle ich mich auch wie ein Esel.“

„I-ah, i-ah!“ immitierte Chloe den Laut eines Esels.

„Sei froh das ich nicht in der Brunftzeit bin!“ lachte Harm.

„Was wäre denn dann?“ stichelte sie.

Er warf ihr einen amüsierten Seitenblick zu und erwiderte dann: „Dann ess ich Teenies, die so frech sind, wie du!“

„Fang mich doch!“ schrie Chloe und war schon losgelaufen, Harm stürmte hinter ihr her und hatte sie bald eingefangen. Er hob sie hoch und wirbelte sie in der Luft herum.

„Okay, okay... Ich ergebe mich! Lass mich wieder runter!“ flehte Chloe.

Harm kam der Aufforderung nach, als eine etwas ältere Dame, die das ganze beobachtet hatte zu ihm sagte: „Schön, dass es noch Väter gibt, die Zeit für ihre Kinder haben. Wie heißt denn Ihre Tochter?“

Harm war so dermaßen verdattert, dass Chloe einsprang: „Chloe. Ja, ich hab schon nen coolen Daddy. Er will mit mir noch zur Burgerbude und da darf ich mir aussuchen was ich will.“

„Hach, ist das herrlich. Wie gern wäre ich noch jung. Genieße deine Jugendzeit mein liebes Kind und Gott, segne sie.“

Die alte Dame ging vondannen und Harm schaute ihr fassungslos hinterher um dann zu Chloe frotzelnd zu sagen: „Du mußt das falsch verstanden haben, ich lasse nicht zu, dass meine Tochter eher früher als später, aus allen Nähten platzt!“

„Du bist doof!“ schmollte Chloe. „Von deinem Grünzeug wird doch kein Mensch satt! Und dazu schmeckt es wie... wie...“

„Ja? Schmeckt wie was?“ kam es leicht drohend von Harm.

„Wie... Wie.. Ja, wie... auf jeden Fall kann es mit einem guten Burger nicht mithalten!“ zog sie sich aus der Bredouille.

„Da hast du aber Glück gehabt, junge Dame.“

Chloe legte all ihre Überredungskunst in die Waagschale und siehe da, es funktionierte.

„Okay, okay, dann lass uns mal zu diesem Dickmackerladen gehen,“ seufzte Harm sich ergebend.

Chloe strahlte: „Dann bekommst du mal was Anständiges zu beißen!“

Er verdrehte nur stumm die Augen und stiefelte los, Chloe folgte ihm gehorsam.


EINE BURGERBUDE

IRGENDWO IN WASHINGTON D.C.

Eine lange Schlange stand an der Essensausgabe, als Harm das sah verfluchte er sich innerlich. Sie würden wohl eine halbe Ewigkeit in dem Gestank von Frittierfett, gebratenen Fleischklumpen und matschigen Brötchen stehen.

„Wollen wir nicht lieber zum Chinesen um die Ecke?“ versuchte Harm Chloe umzustimmen.

Chloe schüttelte energisch den Kopf und meinte: „Jetzt sind wir schon mal da, jetzt bleiben wir auch hier.“

Während sie warteten, wurde Harm einen Typen in einem roten Muskelshirt gewahr, der die ganze Zeit zu ihnen herüberglotzte. Er beschloß ihn vorläufig zu ignorieren. Chloe redete gerade von den verschiedenen Burgern und welchen sie schon probiert hatte.

„Haben die auch irgendwas GUTES Vegetarisches?“ unterbrach Harm ihre Ausführungen.

„Hmm... keine Ahnung. Aber die haben einen Fischburger mit Remoulade.“

Harm verzog angewidert das Gesicht: „Ich glaube, ich nehme einfach einen Salat.“

„Wie kann man nur Vegetarier sein?“ stichelte Chloe.

Harm zuckte mit den Schultern und antwortete: „Vielleicht weil es gesünder ist und ich vermisse Fleisch nicht wirklich.“

„Ich könnte mir ein Leben ohne Lasagne, Burger, Salamipizza und Schweinefleisch süßsauer, gar nicht vorstellen.“

„Wenn man will, geht alles!“ grinste Harm. Darauf gab es nichts zu erwidern. Vor ihnen in der Reihe befanden sich ein Mann, der in einer eigenwilligen Truckerkluft steckte. Eine Frau, Mitte 40 mit ihren beiden kleinen Kindern. Der Junge war wohl ein oder zwei Jahre älter als seine Schwester, die Harm auf etwa acht Jahre schätzte. Der Junge hob ihr den Rock hoch, woraufhin das Mädchen anfing zu schreien und die Mutter alle Hände voll zu tun hatte, die zwei auseinander zu halten. Hinter dieser Frau stand eine Weitere, die im schwarzen Minirock und passendem Blazer da stand. Die Nickelbrille und die straff zusammengebundenen dunkelbraunen Haaren, gaben ihr das typische Aussehen einer Geschäftsfrau. Sie lächelte Harm an und er grinste brav zurück bis ihm Chloe ordentlich auf den Fuß trat.

„Auuutsch! Was soll das denn?“

„Darf ich dich daran erinnern, dass du vergeben bist?“

Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie mit einer arrogant nach oben gezogener Augenbraue an, ehe er antwortete: „Soll ich ihr lieber die Zunge rausstrecken oder was?“

„Das wäre besser, als dieses dumme Angrinsen.“

„Hast du etwas gegen mein Lächeln?“ erkundigte Harm sich spitz.

„Wenn du Mac so anlächelst dann nicht. Aber an diese doofe Pute ist dein Lächeln verschenkt.“

Harm rollte mit den Augen und sagte nichts mehr. Er ließ sein Blick wieder über ihre Reihe streifen. Ein älterer Herr mit kurzen grauen Haaren in einem tadellosen Zweireiher stand neben einem jungen Mann, der in etwa Harms Alter war und der ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Ein dicker Mann mit einem scheußlichen grünen Hemd, kam sich das Hemd in die Hose stopfend, gerade aus der Toilette und stellte sich zu seiner, ebenfalls dicken Frau. Direkt vor Harm und Chloe standen drei Jugendliche.

>Wie kann man nur so herumlaufen? Die müssen doch ständig Angst haben, das ihnen die Hose rutscht... Und das Mädchen! Wohl in den Schminktopf gefallen und in die Steckdose gelangt<, amüsierte Harm sich weiter, über die Teenies, bis Chloe ihm am Ärmel zupfte. Er sah fragend zu ihr hinunter.

„Du Harm? Darf ich dich mal was fragen?“ kam es jetzt zögerlich und leicht verlegen von Chloe.

„Klar! Du kannst mich alles fragen.“

„Ehm.. Aber nicht lachen, versprochen?“

Er legte seine Stirn in Falten und fragte sich, was jetzt wohl kommen würde.

„Versprochen. Also?“

„Ähh... Pinkelst du im Stehen oder im Sitzen?“

Harms Gesichtsausdruck war Gold wert. Erst schaute er verblüfft, dann durcheinander, dann konsterniert und schließlich zog er seine Augenbrauen so weit nach oben, dass man fast den Eindruck bekam, sie würden gleich im Haaransatz verschwinden.

„Wie kommst du denn jetzt darauf?“ fragte er nun, nachdem er sich halbwegs von dem Schock erholt hatte, die Chloes Frage in ihm ausgelöst hatte.

„Ich hatte mit ein paar Freundinnen eine heiße Diskussion über das Thema. Die Meisten meinten, dass Männer immer nur im Stehen pinkeln. Du doch auch, oder?“

„Ähh.. ähh.. tja, ich nicht.“

„Das heißt du bist ein Sitzpinkler?“ hakte Chloe nun interessiert nach.

Harm nahm schlagartig die Blicke sämtlicher Anwesenden wahr und deshalb nickte er nur bis der Trucker sagte: „Da ist doch nur dein Weib dran Schuld. Hat dich wahrscheinlich dazu verdonnert im Sitzen zu pissen.“

„Ehm.. ich.. ich..“ begann Harm.

Nun mischte sich die Mutter ein: „Das gehört sich doch einfach so, oder putzt ihr die Toilette?“

„Ein echter Kerl pinkelt im Stehen! Meine Frau wollte auch das ich es im Sitzen tue, aber da hab ich gesagt, entweder sie lässt mich weiter im Stehen pinkeln oder ich such mir ne Andere,“ grinste der Truckerfahrer.

„Jo! Ist doch voll uncool im Sitzen zu pissen,“ meinte der Teenager mit einem XXL Trikot der Dallas Mavericks bekleidet.

„Das ist so pervers, wenn man sich auf ne nasse Klobrille hocken muss und die Füße in ner Pfütze Pisse stehen,“ entgegnete das Mädchen.

„Ach, halt’s Maul! Du hast doch keinen Blassen!“ meinte nun ihr anderer Begleiter, dessen Boxershorts mit poppenden Zeichentrickfiguren, aus seiner Baggy hervorlugte.

„Männer haben immer im Stehen uriniert. Das ist eines der wenigen Privilegien, das uns Männern noch geblieben ist, aber das immerhin schon seit Jahrhunderten,“ ließ sich nun der ältere Herr im Anzug vernehmen.

„Dann geht doch raus zum Beinchen heben,“ erwiderte nun das Mädchen hämisch grinsend.

„Das nächste Mal, wenn ich bei dir bin, dann piss ich direkt unter dein Fenster, meine Süsse,“ tönte nun der Maverickfan.

„Genau! Ihr Weiber könnt ja nicht mal alleine aufs Klo gehen. Immer die beste Freundin zum Händchen halten mitnehmen!“ rief irgendjemand und die Männer lachten, während die Frauen genervt die Augen verdrehten.

„Das eigentliche Problem ist doch, dass ihr nicht zielen könnt,“ mischte sich nun die Geschäftsfrau kühl grinsend ein.

„Bitte???“

„Ja, ihr trefft so ziemlich alles beim Pinkeln, nur nicht die WC Schüssel.“

„Komm mal mit, Schätzchen! Dann werde ich dir zeigen wie treffsicher ich bin,“ erwiderte der Trucker feixend.

„Von deinem verkrüppelten Ding bekommt man ja Augenkrebs und das will ich nun wirklich nicht,,“ kam es schlagfertig von der Geschäftsfrau.

„Bist wahrscheinlich noch Jungfrau und hast noch nie einen Schwanz in real gesehen, sonst würdest du dich nicht so anstellen,“ antwortete der Trucker.

Harm und Chloe standen mittendrin und waren beide etwas sprachlos. >Gibts das denn? Ich stehe in einem Burgerschuppen und muss dank Chloe mir eine Diskussion anhören, ob ein Mann im Stehen oder im Sitzen zu pinkeln hat! Ich weiß schon warum mir diese Fastfoodtempel immer schon etwas suspekt vorkamen....>

„Also bitte! Hier sind Kinder,“ entrüstete sich eine ältere Dame, die in der Reihe nebenan stand.

„Ach Muttchen, du hast deine besten Tage schon hinter dir, also halte dich da raus!“

„In Schweden ist ein Mann gesetzlich verpflichtet, in einer öffentlichen Toilette im Sitzen zu pinkeln – das ist politisch korrekt,“ nahm die Mutter nun den Faden wieder auf.

„Die haben doch eh nen Knall die Schweden! Mußt dir nur die IKEA Werbung angucken,“ antwortete Mr. Poppenden Zeichentrickfiguren.

„Meine Frau bekommt jedes Mal einen Tobsuchtanfall, wenn ich die WC Brille hinterher nicht runterklappe. Warum frag ich, klappt sie sie nicht hoch, wenn sie drauf war!?“ sagte nun der junge Begleiter, des älteren Herrn.

„Bingo! Warum klappen die Weiber sie nicht hoch, wenn sie fertig sind! Häh?“ stimmte der Trucker lautstark zu.

„Ganz einfach, weil eine Toilette zum Sitzen da ist und nicht zum Stehen. Oder verrichtet ihr euer großes ‚Geschäft’ im Stehen?“ kam es prompt von der Geschäftsfrau.

„Das wäre mal ne Idee! Im Stehen kacken!“ grinste der Trucker.

„Oh ja, und dann lauft ihr alle mit ner nassen Hose rum. Mmhh...!“ gab die Geschäftsfrau sarkastisch zurück.

„Eh? Wieso nass?“ fragte nun Mr. Mavericks verständnislos.

„Du Depp! Wenn deine Scheiße ins Wasser fällt, dann spritzts,“ antwortete Mr. Poppenenden Zeichentrickfiguren und gab seinem Kumpel einen Ellenbogenkick in die Rippen, woraufhin der ihn wütend anschaute.

„Hier geht es nicht darum, ob ihr euer ‚großes Geschäft’ im Stehen oder Sitzen erledigen sollt, sondern darum dass ihr euch hinsetzt beim pinkeln,“ mischte sich nur wieder die Mutter ein.

„Weib! Du hast keine Ahnung! Euch nervts doch nur, dass wir nicht die WC Brille danach wieder runterklappen!“ tönte nun wieder der Trucker.

„Meine Frau hat mich dazu verdonnert im Sitzen zu urinieren, falls sie noch ein einziges Mal, auf eine hochgeklappte WC Brille trifft, dann wird sie mich im Schlaf ermorden,“ sagte nun der ältere Mann im Anzug ernst.

„Meine Mutter hat letztens auch rumgenörgelt.... Da sind wir Männer so nett und klappen diese Scheiß Klobrille hoch, damit die nicht nass wird, und was ist der Dank? Sie schreien einen an, weil man sie danach nicht mehr runtergemacht hat!“ erwiderte Mr. Mavericks und erntete lautstarke Zustimmung von den anwesenden Männern.

„Wenn ihr schon im Stehen pinkeln müsst, weil euer Ego es nicht zuläßt es im Sitzen zu tun, dann könntet ihr gefälligst erstens die WC Brille wieder runterklappen und zweitens, dass Bad putzen!“ konterte die Geschäftsfrau.

„Das meine ich aber auch! Wir sind es nicht, die die Wand daneben, den Fußboden, den WC Vorleger und den Heizungskörper beschmutzen!“ stimmte die Mutter sofort zu.

„Ausserdem....“ begann das Mädchen und wurde von den jungen Mann, der in Begleitung des älteren Herrn dastand unterbrochen: „Eine Toilette ist letztendlich sexistisch!“

„Ja!“

„Das ist absolut richtig!“

„Stimmt genau!“ ertönte es aus allen Richtungen.

Chloe zupfte Harm am Ärmel und sagte dann leise: „Du Harm? Ich glaube, ich habe doch Lust auf chinesisch.“

„Und ich erst,“ seufzte Harm.

Beide versuchten sich möglichst unauffällig rauszuschleichen, doch der Trucker bemerkte es und rief ihm hinterher: „Lass dir das nicht von deinem Weib gefallen! Du bist ein Mann und wir Männer müssen zusammen halten! Piss das nächste Mal im Stehen und lass die Klobrille oben!“

Nachdem er das ausgesprochen hatte, brach eine erneute hitzige Diskussion über dieses Thema aus.

Harm und Chloe atmeten, als sie draussen standen, erstmal erleichtert aus.

„Harm? Das wollte ich nicht,“ kam es jetzt verlegen von Chloe.

„Das weiß ich doch. Konnte ja keiner ahnen, dass das in so eine hitzige Diskussion ausartet. Komm! Lass uns zum Chinesen gehen.“

„Okay.“

Groß und klein schlappten gemütlich zum Chinesen, wo sie ein gutes Essen bekamen ohne irgendwelche idiotischen Diskussionen mitanhören zu müssen. Nach der Fütterung gingen sie wieder zu Harms Wohnung.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: The Real Insanity oder Der ganz normale Wahnsinn III.!? von Flim

#4 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:31

NACHMITTAGS

HARMS APARTMENT

Das Telefon klingelte und Harm nahm ab.

„Hey, Sailor! Wie geht’s dir?“

„Mac!? Hallo! Ist dir gerade langweilig oder weshalb rufst du an?“

„Wollte einfach hören ob bei euch alles in Ordnung ist und dich an deinen Nachuntersuchungstermin im Krankenhaus erinnern.“

„Ach ja! Das hatte ich völlig vergessen. Um wieviel Uhr war der noch gleich?“

„In 2 Stunden. Du scheinst wirklich wieder fit zu sein. Abgesehen von deinen grauen Gehirnzellen,“ stichelte Mac.

„Danke, sehr nett. Gibt’s sonst noch was? Chloe und ich scrabbeln gerade.“

„Wer gewinnt?“

„Ich liege etwas zurück – noch.“

„Dann will ich mal nicht länger stören. Bis heute abend!“

„Okay. Ich liebe dich.“

„Ich dich auch.“

Harm legte auf und starrte kurz gedankenverloren auf den Fußboden, ehe er wieder zu Chloe ging.



ZWEI STUNDEN SPÄTER

BETHESTA HOSPITAL

Harm betrat das Krankenhaus und steuerte sofort den Fahrstuhl an. Es warteten bereits eine ältere Dame, mit einem verpackten Geschenk in der Hand, ein junges Päärchen, dass nur Augen für sich hatte und ein älterer Mann mit Krücken. Harm gesellte sich dazu und kurz darauf öffneten sich die Fahrstuhltüren. Die fünf Personen betraten den Aufzug und los ging die Fahrt in die oberen Stockwerke, als es plötzlich ein heftiger Ruck gab und der Aufzug sich nicht mehr bewegte. In dem Augenblick hörte man nur noch ein „Klirr“ und das Geschenk der Dame lag auf dem Boden.

„Ach nein! So was Dummes aber auch!“ ließ sich die ältere Dame vernehmen.

„Moment! Ich helfe Ihnen,“ sagte nun Harm zuvorkommend. Er bückte sich und da stach es ihm schon die Nase: Ein widerlicher süsslicher Gestank breitete sich langsam in der Fahrstuhlkabine aus.

„Was stinkt denn hier so fürchterlich?“ wollte nun der Mann mit den Krücken wissen.

„Es stinkt nicht, es riecht!“ erwiderte die ältere Dame ungehalten.

„Wie auch immer! Was ist das?“

Die ältere Dame zog ein trauriges Gesicht und erklärte: „Das war das letzte Fläschen und jetzt ist es kapputt. Ich habe es für meine Schwester gekauft die hier liegt.“ Und an Harm gewandt: „Esmeralda, die Ärmste hat die Galle rausgenommen bekommen. Sie konnte sich von dem guten Stück gar nicht trennen und jetzt steht es bei ihr auf dem Nachtisch.“

Harm wußte nicht was er antworten sollte, dieser Gestank vernebelte seine Hirnzellen. Stattdessen sah er sie nur höflich interessiert an und die ältere Dame berichtete weiter: „Ich wollte ihr damit eine kleine Freude machen. Es war auch nicht ganz billig. So was Ärgerliches.... Was haben Sie denn mit Ihrer Nase gemacht, junger Mann?“

„Ich... ich... sie ist gebrochen, Ma’ am.“

„Ich will Ihr Gespräch nur ungern unterbrechen, aber könnte einer von Ihnen vielleicht mal die Notruftaste betätigen?“ mischte sich nun der Mann mit den Krücken wieder ein.

„Mach ich!“ meinte nun der junge Mann, der bis dato noch nichts gesagt hatte. „Ach Lady! Das Zeug stinkt erbärmlich! Darüber freut sich kein Mensch!“

„Woher wollen Sie das wissen?“ konterte die Dame. „Bei meiner Schwester wurde ein Katheter gelegt und glaube Sie mir, das riecht nicht gut.“

Harms Augen fingen langsam an zu brennen und er fragte: „Was ist das eigentlich in dem Fläschen gewesen?“

„Maiglöckchenkonzentrat,“ lautete die überraschende Antwort.

„Maiglöckchen???“ echote Harm. Seid wann war das eine biochemische Waffe!?

„Ja. Man stellt es offen in einen Raum und es riecht dann einfach gut,“ belehrte die ältere Dame ihn.

„Ah ha!“

„Sie wollen uns doch nicht erzählen, dass das gut riecht? Ich bekomme davon Kopfschmerzen!“ sagte nun der Mann mit den Krücken, mit einem schon leicht schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck.

Harm konnte ihm da nur stillschweigend zustimmen. Er hätte nie gedacht, das Maiglöckchen so stinken konnten. Es waren doch eigentlich nur Blumen... Eigentlich. Das junge Mädchen wischte sich verstohlen über die Augen und als sein Blick auf den ihren traf, sah er das sich ihre Augen bereits anfingen rötlich zu verfärben.

„Warum antwortet denn da niemand?“ knurrte nun der junge Mann sichtlich genervt. Er hatte mehrmals die Notruftaste gedrückt und nichts passierte.

„Da wird sich besimmt gleich jemand melden,“ antwortete Harm zuversichtlich. Er wußte nur eins, lange würde er diesen abartig süssen Gestank nicht mehr ertragen können. Seinen „Mitgefangenen“ ging es offensichtlich ähnlich, nur die ältere Dame wirkte erstaunlich ruhig.

„Das ist doch unglaublich! Wir stecken in einem Krankenhausaufzug fest und niemand reagiert auf den Notruf! Was wäre wenn hier ein Notfall wäre? Da muß man ja Angst bekommen im Aufzug zu sterben,“ sagte nun der ältere Mann sichtlich böse.

„Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt. Sie müssen es nicht gleich übertreiben,“ entgegnete die ältere Dame.

„Übertreiben? Wenn wir hier nicht bald rausgeholt werden, werden wir hier drin noch vergasen und das alles wegen Ihrem dämlichen Geschenk, was eh keiner haben will!“ fauchte der junge Mann nun.

„Wir reden Sie denn eigentlich mit mir? Wenn der Aufzug nicht feststecken würde, dann wäre auch gar nichts passiert.“

„Stop! Stop! Wir wollen uns doch nicht streiten. Es ist nun mal passiert und da können wir nichts machen,“ versuchte Harm zu beschwichtigen. Ihm begann sich langsam der Kopf zu drehen und seine Augen tränten jetzt auch, und wie er bemerkte erging es nicht nur ihm so.

„Wenn diese Schrulla da einen Blumenstrauß gekauft hätte, wie das jeder normale Mensch bei einem Krankenhausbesuch macht, würden wir nicht Gefahr laufen an Maiglöckchengestank zu ersticken!“ erwiderte der junge Mann schlagfertig. Die ältere Dame, der altere Mann und der junge Mann begannen sich nun ernstahft zu streiten, während Harm mit den Gedanken woanderst war.

Was war das bloß für ein Tag? Erst diese affige Diskussion in diesem Burgerschuppen und jetzt steckte er in einem Aufzug fest und lief Gefahr an Maiglöckchenkonzentrat zu ersticken. Was konnte denn noch passieren? Er hoffte, dass sie in den nächsten 5 Minuten befreit würden werden. Denn länger, dessen war er sich sicher, konnte er diesen beißenden Gestank nicht mehr ertragen. Sein Kopf brummte und seine Augen tränten und brannten. Er wollte so schnell wie möglich hier raus.

So in Gedanken versunken, sah er an die Fahrstuhldecke. Vielleicht konnte man da rausklettern? War so ein Notausstieg nicht Vorschrift? Harm sah sich genau die Decke an, doch zu seinem Leidwesen gab es keine Klappe oder so was ähnliches. Es war zum Verzweifeln.

„Schatz? Ruf doch mit deinem Handy am Empfang an!“ rief die junge Frau hoffnungsvoll.

Der junge Mann kramte bereits nach seinem Handy und Harm tat es Leid, dass er die Hoffnung zerstören musste: „Das können Sie sich sparen! Das ist Stahl, da bekommen Sie keinen Empfang!“

Der junge Mann sah ihn wütend an: „Woher wollen Sie das wissen? Ich werde es einfach mal versuchen oder wollen Sie hier noch stundenlang festsitzen?“

Harm zuckte kraftlos die Schultern und der junge Mann musste gleich bei dem ersten Blick auf das Handydisplay erkennen, dass Harm recht hatte. Er seufzte missmutig und steckte es wieder ein. Seine Partnerin hatte sich inzwischen auf den Boden gesetzt und lehnte sich an der Seitenwand des Aufzugs an. Er setzte sich zu ihr und legte ihr lässig ein Arm um die Schultern. Harm ließ sich ebenfalls nieder. Eine bedrückende Stille hing nun in der Luft.

Nach etwa drei Minuten hörte man ein Rauschen, dann ein kurzes Knacksen und eine Stimme erscholl aus der kleinen Box.

„Können Sie mich hören? Halllo? Ist das jemand?“

Der junge Mann sprang auf und drückte die Sprechtaste: „Ja. Wir können Sie hören! Holen Sie uns sofort hier raus! Wir stecken fest!“

„Wir sind schon dabei, aber es wird noch ein Weilchen dauern, fürchte ich. Die Elektronik macht uns etwas Ärger. Aber ich denke in einer halben Stunde haben wir das Problem gelöst!“

„In einer halben Stunde??? Haben Sie eine Meise? Holen Sie uns sofort hier raus!“ schrie der junge Mann wütend.

„Beruhigen Sie sich mal. Es kann Ihnen absolut nichts passieren. Sauerstoff bekommen Sie genug und der Fahrstuhl kann auch nicht abstürzen.“

„Wir krepieren hier gleich!“

„Ich sagte Ihnen doch, Sie bekommen genügend Luft! Machen Sie sich keine Gedanken!“

„Ich soll mir keine Gedanken machen? Wir ersticken demnächst an diesem Scheiß Maiglöckchenkonzentrat! Holen Sie uns raus!“

Es blieb kurz still, ehe die unbekannte Stimme antwortete: „Was meinen Sie damit?“

„Diese Alte hier, hatte Maiglöckchengestank in einer Flasche gekauft und die ist bei dem Ruck kaputt gegangen und hier drin stinkt es abartig! Ich kann das nicht mehr lange ertragen!“

„Okay, okay, wir beeilen uns! Halten Sie durch! Sie sind bald wieder frei!“

„Wenn nicht, dann werden Sie hier fünf an Maiglöckchen vergaste Menschen tot finden!“

Niemand antwortete mehr. Der junge Mann setzte sich mit einem wütenden Blick auf die ältere Dame wieder zu seiner Partnerin.

Langsam wurde es immer wärmer in der Fahrstuhlkabine und Harm hatte das Gefühl, als ob ihm gleich der Schädel expoldieren würde. Er bemerkte auch, dass ihm der Geruch auf den Magen schlug. Ihm wurde allmählich kotzübel. Die junge Frau wurde unerwartet bleich im Gesicht und ihr Partner fragte sofort: „Anne, was ist los? Du bist so blass auf einmal.“

Anne antwortete: „Ich glaub, ich muß mich übergeben.“

„Versuch es zu unterdrücken! Mir ist auch schlecht. Bitte! Konzentrier dich auf deine Atmung!“ flehte ihr Partner.

Doch es war zu spät. Man hörte ein Würgen und dann kam ein Schwall verdauter Nahrungsmittel zum Vorschein. Das war wohl der Startschuß, denn der ältere Mann folgte diesem Beispiel. Harm drehte es den Magen rum und auch er spürte wie die Übelkeit zögerlich überhand gewann. Er schluckte krampfartig die aufkommende Übelkeit herunter, doch es wurde mit jedem Mal schwerer. Die junge Frau hatte sich drei Mal übergeben und bei dem älteren Mann war es bei einem Mal geblieben. Man roch nichts, denn das Maiglöckchenkonzentrat erfüllte seine Aufgabe mit Pravour. Es übertünchte den Geruch der ehemaligen Mageninhalte. Die ältere Dame schaute sehr betroffen drein und sagte dann schließlich leise: „Es tut mir leid. Ich konnte doch nicht ahnen, dass wir im Aufzug feststecken würden, sonst wäre ich doch nie mit dem Aufzug gefahren.“

„Ach nee? In die Zukunft schauen können Sie also nicht?“ erwiderte der junge Mann zynisch.

Die Augen der älteren Dame füllten sich mit Tränen, die nicht von dem beißendem Geruch stammten und Harm fühlte sich bemüßigt zu sagen: „Es ist nicht Ihre Schuld. Sie können nichts dazu.“

„Oh doch! Das kann Sie!“ kam es verärgert von dem älteren Mann, der immer noch in der Fahrstuhlecke lehnte, da er sich mit seinem eingegipsten Bein nicht hinsetzen konnte.

„Entschuldigen Sie bitte alle! Ich wollte das wirklich nicht,“ schniefte die ältere Dame.

Harm hatte die letzte Sätze nicht mehr mitbekommen, denn nun war er an der Reihe. Es stieß ihm unangenehm auf und schließlich kam das chinesische Essen von heute Mittag ans Tageslicht. Als es fertig war, lagen nun drei Häufchen frischverdautes auf dem Kabinenboden und dampften vor sich her. Alle schauten nun einerseits bedrückt und andererseits peinlich verlegen auf die in, überwiegend Orange gehaltenen Häufchen Erbochenes.


JAG HQ

Mac versuchte zum 5. Mal Harm über sein Handy zu erreichen, aber immer ging nur diese weibliche Stimme ran und teilte ihr mit, dass die angerufene Person derzeit nicht erreichbar sei. Laut ihrer inneren Uhr, war es jetzt gleich 17Uhr und Harm müsste schon längst wieder Zuhause sein. So lang konnte doch keine Untersuchung dauern! Sie begann sich Sorgen zu machen. Schließlich rief sie in Harms Apartment an, wo eine fröhliche Chloe sie begrüßte.

„Hi Mac!“

„Hallo. Ist Harm bei dir?“

„Nein. Der ist doch im Krankenhaus.“

„Schon. Aber so lang kann doch keine Nachuntersuchung dauern,“ meinte Mac im besorgten Tonfall.

„Hey, du kennst doch Harm! Der hat bestimmt nur ein Rendezvous mit einer hübschen Ärztin!“

„Mir ist jetzt nicht zum Scherzen. Ich hab schon ein paar Mal versucht ihn über sein Handy zu erreichen, aber er hat es ausgeschaltet.“

„Jetzt mach dir keine Sorgen, Mac. Harm ist ein großer Junge und kann gut auf sich alleine aufpassen.“

„Ein großer Junge trifft es sehr gut. Na okay, wenn Harm auftaucht, dann soll er mich bitte anrufen!“

„Ich sags ihm. Bis dann!“

„Ja. Bis dann,“ antwortete Mac gedankenverloren und legte den Hörer auf.

Irgendwas stimmte nicht, dass konnte sie fühlen. Warum meldete er sich nicht?



KRANKENHAUSAUFZUG

BETHESTA HOSPITAL

Sie steckten seit knapp einer dreiviertel Stunde im Aufzug fest und der Mann, aus der Sprachanlage meinte es würde nicht mehr lange dauern. Dies sagte er bereits schon zum dritten Mal. Die Einzigste die sich bis jetzt noch nicht übergeben hatte, war die ältere Dame. Sie schien offensichtlich imun gegen Maiglöckchen zu sein. Es herrschte nach wie vor Schweigen, bis der junge Mann ungeduldig aufsprang und begann gegen die geschlossene Lifttüren zu hämmern.

„Hallo! Hilfe! Holt uns hier endlich raus!“

Keiner der „Mitgefangenen“ reagierte darauf. Harm klebte vor Schweiß das Hemd am Oberkörper, und in kurzen Abständen überkam ihn Panik, die er aber unterdrücken konnte. Die Luft wurde immer stickiger und wärmer. Der Anblick der Kotzhäufchen dienten nicht unbedingt dazu, die Stimmung zu heben und schon gar nicht, half es dabei sich einfach mit der Situation abzufinden. Harm verstand den jungen Mann nur zu gut, denn ihm erging es nicht anderst. Die Augen aller Beteiligten waren rotgefärbt und der Druck im Kopf nahm immer mehr zu, wie nach einem ausgewachsenen Kater fühlte Harm sich, nur noch eine Spur schlimmer. Er sehnte sich nach frischer Luft. Die Sehnsucht nahm Minute um Minute immer mehr zu. Schließlich sprang auch Harm auf und drückte den Notrufknopf.

„Ja?“ meldete sich die männliche unbekannte Stimme.

„Wie lange dauert das denn noch?“ fragte Harm ungeduldig.

„Nicht mehr lange. Haben Sie etwas Geduld!“

Doch mit Harms Geduld war es mit einem Male auch vorbei und daher brüllte er zornig in die Sprechanlage: „Wollen wir mal tauschen? Hier drin ist es wie in einer Sauna! Dazu noch der Gestank von diesem Zeug! Holen Sie uns sofort hier raus!“

„Nun mal langsam! Wir tun was wir können. So schlimm kann es doch gar nicht riechen. Ey, es sind doch nur Blumen!“

„NUR Blumen? Das ist ein Konzentrat! Verstehen Sie? Ein Konzentrat ist etwas konzentriertes. Konzentrierter Maiglöckchengestank aus der Flasche! Ich werde Sie verklagen, wenn Sie uns nicht in den nächsten 5 Minuten befreit haben!“

„Ja, machen Sie das. Aber dadurch geht’s auch nicht schneller,“ kam es jetzt betont gelangweilt aus dem Lautsprecher.

„Herzlichen Dank,“ knurrte Harm nun leicht resigniert. Er setzte sich wieder auf seinen angestandenen Platz.



15 MINUTEN SPÄTER

BETHESTA HOSPITAL

Der Fahrstuhl setzte sich mit einem Ruck wieder in Bewegung. Im nächsten Stockwerk hielt er an und die Türen öffneten sich. Die Techniker und einige Krankenschwester und ein Arzt traten einige Schritte zurück, als die „Duftwolke“ ihnen entgegen schlug. Der Mann mit den Krücken, die ältere Dame, das junge Paar und Harm torkelten leicht, als sie hinaus gingen. Alle atmeten erst einmal tief ein und aus. Harm roch immer noch nichts anderes als Maiglöckchen.

„Ist irgend Jemand verletzt?“ erkundigte sich ein Arzt und schaute fragend in die Runde.

„Verletzt? Wenn man davon ausgeht dass wir vielleicht unser Geruchsorgan eingebüßt haben, dann ist Ihre Frage so ziemlich das Dämlichste was ich jemals gehört habe,“ knurrte der junge Mann.

Harm ging in einer Art Trancezustand zu dem Behandlungszimmer, wo ihn eine junge Ärztin freundlich begrüßte.

„Guten Tag. Ich bin Dr. Marilyn Sellfish. Nein, der Name ist kein Scherz und ich kenne alle diese Witze darüber.“

Er schüttelte ihr, sie anlächelnd, die Hand und erwiderte: „Ich bin Commander Harmon Rabb und gehöre nicht zu den Leuten, die Witze über Namen machen, besonders dann nicht, wenn Sie so attraktiv sind wie Sie.“

„Sie sind ein Charmeur, Commander Rabb,“ antwortete Dr. Sellfish lächelnd und streifte sich die Aidshandschuhe über die Hände. „Legen Sie sich auf die Liege und entspannen Sie sich... Entschuldigen Sie bitte, aber ist das ein neues Aftershave für Männer?“

Harm rutschte etwas auf der Liege herum, ehe er antwortete: „Ich war in der letzten Stunde ein Gefangener eines steckengebliebenen Lifts. Eine ältere Dame hatte ein Fläschchen mit Maiglöckchenkonzentrat dabei, dass zu Bruch ging.“

Dr. Sellfish konnte sich ein Grinsen nicht ganz verkneifen: „Der Geruch hält auf jeden Fall bestimmt 24 Stunden an.“

„Das befürchte ich auch. Wissen Sie, ich rieche es gerade nicht.“

„Wahrscheinlich sind Ihre Geruchsnerven etwas in Mitleidenschaft gezogen worden. Ich denke aber dass sich das wieder gibt.“ Nach kurzer Untersuchung sagte sie: „Ihr Nasenbeinbruch verheilt ganz gut.“

„Das will ich hoffen. Wann werde ich denn diese Schiene los werden?“

„Noch etwas Geduld müssen Sie haben. Ganz so schnell geht es leider auch nicht.“

Die Ärztin öffnete seine Krankenakte um ihre Ergebnisse einzutragen, als sie stockte.

„Wow! Sie scheinen in letzter Zeit geradezu vom Pech verfolgt zu sein, wie ich hier sehe.“

Harm seufzte tief, aber erwiderte nichts.

„Die Bisswunde ist gut verheilt?“

„Ähh... Beim Sitzen tut es noch etwas weh, aber es ist zu ertragen,“ kam es leicht verlegen von Harm.

„Okay. Wie sieht es mit Ihrer Schulter aus?“

„Funktioniert wieder einwandfrei.“

„Sagen Sie, haben Sie eine Allergie?“

Harm sah sie erstaunt an: „Nein. Nicht das ich wüßte. Wieso?“

„Da ich denke, dass Sie nicht mehr in der Pubertät sind, Commander. Das ist doch ein Ausschlag, der am abheilen ist. Darf ich mir das mal genauer ansehen?“

„Das ist kein Ausschlag. Das sind die Reste von ehm... Windpocken,“ lächelte Harm.

„Ohho! Na, ansteckend sind Sie definitiv nicht mehr. Sie dürfen also Ihrer Frau wieder näher kommen,“ lächelte sie ebenfalls zurück.

„Ich habe keine Ehefrau.“

„Nein?“

„Nein.“

Dr. Sellfish unterbrach den Augenkontakt, der gerade noch zwischen ihnen bestanden hatte, indem sie in Harms Akte weiter schrieb und meinte: „Sie können jetzt gehen. Kommen Sie in spätestens 2 Wochen wieder.“

„Ja. Ja, das werde ich tun. Vielen Dank Frau Doktor.“

Sie blickte doch nochmal auf: „Ist mein Job.“

„Ich gehe dann mal. Ehm... Auf Wiedersehen.“

„Hoffentlich..“ murmelte Dr. Sellfish.

Harm der schon an der Tür war, drehte sich um und fragte: „Wie bitte?“

„Ehmm... Nichts. Ich sagte nur: Auf Wiedersehen.“

„Ja ähh... Also dann.“

Commander Rabb trat ohne sich noch ein Mal umzublicken aus dem Behandlungszimmer und seufzte verträumt. Schließlich ging er zum Treppenhaus, denn ein Mal im Fahrstuhl feststecken war mehr als genug für Heute. Sichtlich beschwingt galoppierte er die Treppenstufen hinunter und lief zu seinem Wagen. Als er sich hinters Steuer geklemmt hatte, fiel ihm ein dass er wieder sein Handy anmachen sollte. Er sah auf seinem Display das Mac wohl einige Male versucht hatte ihn zu erreichen. Schnell rief er bei ihr an.

„Mensch Harm! Wo warst du denn bloß? Ich habe mir Sorgen gemacht!“ kam es vorwurfsvoll, ehe Harm sie begrüßen konnte, aus dem Hörer.

„Ja, auch erstmal ‚Hallo’.“

„Was?“

„Hallo!“

„Oh... ja. Hallo. Wo warst du die ganze Zeit?“

„Im Krankenhaus,“ lautete Harms kurze Antwort.

„So lang?“

„Ja. Ich bin im Lift stecken geblieben.“

„Du Armer. Warst du schon bei deiner Untersuchung?“

„Ja, das war ich,“ erwiderte Harm, ganz mit den Gedanken bei der hübschen Ärztin.

„Was hat der Arzt gesagt?“

Keine Antwort.

„Harm?“

Immer noch keine Reaktion.

Harm schrak zusammen, als Mac ins Telefon rief:„Hallo-o-o? Hörst du mich noch?“

„Was?“

„Was ist mit dir los?“

Das klang besorgt.

„Nichts. Der Arzt ist ganz zufrieden mit dem Heilungsfortschritt.“

„Das ist doch mal was Positives.“

„Hmmhmm...“

„Wie lange bist du denn im Aufzug stecken geblieben?“

„Etwa eine Stunde oder so.“

„Ist da noch etwas, was du mir sagen willst?“

„Nein. Wie kommst du denn darauf?“ fragte Harm verwirrt.

„Du bist so merkwürdig.“

„Das kann daran liegen, dass wir beinahe vergast worden wären.“

„Was???“

„Ja. Mit Maiglöckchenkonzentrat.“

„Du machst Witze!“

„Nein. Leider nicht. Ich rieche im Moment immer noch nicht richtig.“

„Ach du meine Güte!“

„Ja.... Mac? Ich fahre jetzt Nachhause. Wir sehen uns dann nachher,“ antwortete Harm und legte auf.



IM JAG HQ

Mac sah etwas verwundert den Telefonhörer an, als sie nur noch das Tuten hörte. Er hatte sie einfach weggedrückt. Wirkte sich Maiglöckchenkonzentrat auch auf das Gehirn aus? So in Grübeln versunken, bemerkte sie ihren CO erst, als er sich räusperte. Sie sprang auf und wollte Haltung annehmen, als der Admiral sagte: „Bleiben Sie sitzen... Colonel? Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“

Ihre Stirn legte sich in Falten und sie antwortete: „Natürlich, Sir.“

„A-ha. Und warum haben Sie dann gerade Ihren Telefonhörer angestarrt, als würden Sie zum ersten Mal telefonieren?“

„Ich? Nein. Ja. Ich meine...“ stotterte Mac herum.

„Was meinen Sie?“

„Das war gerade Harm. Commander Rabb. Er hatte eine Nachuntersuchung im Krankenhaus und er...“ Mac stockte.

„Nun lassen Sie sich nicht jedes einzelne Wort aus der Nase ziehen!“

„Ja, Sir. Commander Rabb erzählte mir, dass alles in Ordnung sei mit seiner Nase.“

Der Admiral hob die linke Augenbraue und sah sie mit allen Anzeichen des Misstrauens an.

„Da ist doch noch etwas.“

„Na ja, Sir. Er war im Aufzug stecken geblieben und da... da....“

„Ja-a?“

„Er sagte dass er beinahe an Maiglöckchenkonzentrat erstickt wäre.“

„Wie bitte? Maiglöckchen...?“

„Konzentrat.“

„Geht’s Ihnen gut, Colonel?“

„Ja, Sir.“

„In Ordnung, dann machen Sie mal weiter.“

„Ja, Sir.“

Admiral Chegwidden verließ kopfschüttelnd ihr Büro und fragte sich insgeheim, ob ihm Mac über Harm die Wahrheit erzählt hatte. Vergasung an Maiglöckchen..!?


HARMS APARTMENT



Chloe hatte es sich mit einer Tüte Chips mit Essiggeschmack auf Harms Bett gemütlich gemacht und schaute Fernsehen, als Harm die Wohnung betrat.

„Hi Harm! Mac hat hier angerufen, sie hat sich Sorgen gemacht. Du sollst sie anrufen.“

„Hi! Habe ich schon.“

Er warf seine Schlüssel auf seinen Schreibtisch und ließ sich dann selbst auf einen Sessel fallen. Chloe kam zu ihm.

„Na? Was hat der Doc gesagt?“

„Alles soweit in Ordnung.“

Chloe verzog plötzlich das Gesicht und musterte Harm mit einem merkwürdigen Blick.

„Was ist?“

„Hier stinkt’s irgendwie...“

Harm zog einen Flunsch und erwiderte: „Ich weiß.“

„Neues Aftershave? Nimm wieder das Alte, dass riecht auf alle Fälle besser, als das!“

„Nein. Ich habe lediglich nähere Bekanntschaft mit Maiglöckchengestank gemacht.“

Sie bedachte ihn mit einem verständnislosen Gesichtsausdruck, meinte dann aber: „Okay. Willst du auch welche?“

Sie hielt ihm die Chipstüte vor die Nase.

„Nein, danke. Ich hab zwar Hunger, aber deswegen esse ich nicht diese fettigen Dinger da.“

„Aber probieren kannst du mal!“

„Wirklich nicht.“

„Hast du etwa Angst?“ stichelte Chloe.

Er runzelte die Stirn und fasste dann doch in die Tüte. Einige Chips schob er in den Mund und sprang dann plötzlich auf, rannte zum Mülleimer und spukte sie wieder aus.

„Was hast du denn?“ lachte Macs Adoptivschwester schadenfroh.

„Igitt! Was ist das denn?“ entgegnete Harm angewidert und holte sich eine Cola Light aus dem Kühlschrank, von der er gleich ein paar Schlucke nahm.

„Essigchips!“

„Essigchips? Wie kannst du nur so etwas essen?“

„Ey! Die sind super! Mac mag die auch.“

„Und ich mag sie nicht. So was ruiniert einem komplett die Geschmacksnerven,“ belehrte Harm sie.

„Du hast keine Ahnung was gut ist,“ wehrte Chloe schulterzuckend ab.

Sie hockte sich auf einen der Barhocker und erkundigte sich: „Wo warst du so lange?“

„Nicht du auch noch,“ entfuhr es ihm.

„Was war los?“ hakte sie nach.

„Nichts. Nichts.“ Es klang zu betont, um glaubhaft zu wirken.

„Also?“

„Na gut, ich bin im Krankenhauslift festgesteckt.“

„Kann passieren.“

„Haben wir heute wieder unseren mitfühlenden Tag, ja?“ kam es sarkastisch von Harm und nippte an seiner Cola Light.

„Ich war in den letzten Tagen dauernd mitfühlend und jetzt reicht es einfach. Frauen haben auch eine böse Seite.“

„So? Und ich dachte Frauen sind die liebenswertesten Geschöpfe auf diesem Erdball,“ grinste er.

„So kann man sich irren. Aber wie heißt es: ‚Irren ist männlich’,“ lachte Chloe.

Er schüttelte amüsiert den Kopf und setzte sich neben sie auf einen der Barhocker.

„Was habe ich mir bloß ins Haus geholt?“

„Die schönsten, attraktivsten und intelligentesten Frauen,“ bestätigte sie ernst.

Harm zog es vor nichts darauf zu sagen.


ABENDS

HARMS APARTMENT

Harm und Mac saßen nebeneinander auf der Couch, während Chloe es vorgezogen hatte zu Macs Wohnung gefahren zu werden, um dort mit Jingo eine Runde Gassi zu gehen.

„Hast du das ernst gemeint mit dem Maiglöckchenduft?“ fragte Mac gerade.

„Duft??? Das Zeug stinkt zum Himmel!“ verbesserte Harm sie mit einer energischen Geste seiner Hand.

„Erzähl mal die Geschichte von Anfang an.“

„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich stieg in den Lift, plötzlich blieb er stecken und die ältere Dame ließ dabei ihr ‚Geschenk’ fallen – das war ein Fläschen mit Maiglöckchenkonzentrat. Der Gestank breitete sich rasend schnell in der Fahrstuhlkabine aus. Zuerst brannte es mir in den Augen, dann bekam ich Kopfschmerzen und zu guter Letzt, habe ich mich übergeben.“

„Du hast gek... äh... dich übergeben?“ schmunzelte Mac.

„Nicht nur ich! Das Zeug schlug einem auf den Magen. Es war furchtbar. Vor allem weil es immer wärmer wurde in diesem dämlichen Aufzug! Der Tag heute war schlimm,“ seufzte Harm nachdenklich.

„Ja, das kann ich mir vorstellen. Zuerst dieses Gespräch bei Beltways Burger und dann...“

Er setzte sich abrupt auf und starrte sie mit aufgerissenen Augen an.

„Woher weißt du das?“

„Chloe hat sich verquatscht, als ich sie in meine Wohnung gefahren habe,“ lächelte Mac.

„Na prima,“ kommentierte Harm diese Aussage und ließ sich wieder ins Sofa sinken. Sie streichelte ihm sanft über den Unterarm und schaute ihn aufmunternd an. Ein halbherziges Lächeln war der Dank dafür.

„Ich weiß nicht was schlimmer war. Diese ‚Diskussion’ in dem Burgerschuppen oder die ‚beinahe Vergasung’ im Aufzug,“ meinte Harm leicht gequält dreinschauend.

„Das kann aber auch nur dir passieren, mein Held.“

Sie hatte unerwartet etwas Magnetisches in ihrem Blick, so das Harm nicht der Versuchung widerstehen konnte und sie einfach küssen musste. Mac hatte gehofft, dass er so reagieren würde und setzte sich auf seinen Schoß.

„Mmhh... Mac? Habe ich dir schon mal gesagt, dass du atemberaubend schön bist?“ flüsterte er ihr ins Ohr.

„Nicht das ich wüsste,“ gab sie genauso leise zurück. Ihre Hände wuschelten durch seine dunklen Haare und drückten ihn näher an sich. Er liebkoste im Gegenzug ihren Hals und bedachte ihn mit vielen Küssen.

„Nicht? Ich dachte, ich hätte dir das schon öfter gesagt.“

„Na gut,“ murmelte Mac kurz angebunden. Sie kuschelte sich enger an ihn, legte ihren Kopf an seine Schulter und seufzte zufrieden.

„Müde?“

„Hmm...? Nein. Nur unglaublich glücklich.“ Sie sah zu ihm auf und ihre Lippen verschmolzen zu einem sehr, sehr langen Kuss, der erst ein unerhörtes Telefonklingeln beendete.

„Harm, geh nicht ran!“

„Es könnte aber was Wichtiges sein,“ widersprach er.

„Ach nöö...“

„Würdest du mal von mir runter gehen?“

Mac grinste frech und schüttelte den Kopf.

„Okay, dann eben nicht.“

Harm stemmte sich vom Sofa auf, während Mac ihre Arme fest um seinen Nacken geschlungen hatte.

„Pfff.. Frau Anwältin, Sie sind aber kein Leichtgewicht,“ stöhnte Harm als er sich vollständig aufrichten wollte, doch Mac klebte an ihm, wie eine dieser fiesen Disteln, die so schön an den Klamotten haften bleiben.

Es klingelte bereits zum 5. Mal, als Mac auf seinen Rücken „umzog“, ohne Harm jedoch loszulassen. So im Klammergriff schaffte er es sich zum Schreibtisch vorzuarbeiten, während Mac ihre langen Beine fest um seine Taille geschlungen hielt.

„Rabb,“ schnaufte der Herr Anwalt ins Telefon.

Keine Antwort.

„Hallo?“

„Oooh-Ohhh.. Äh, ich.. ich wollte nicht stören...“

„Chloe?“

„Ähhh.. Ja?“

„Ich geb dir mal Mac...,“ und an sein ‚Gepäck’ gewandt: „Dann kannst du mich ja mal loslassen.“

„Falsch gedacht! Auf deinem Rücken ist es so bequem...“ erwiderte Mac.

„So? Mac bitte! Ich will dein Selbstbewußtsein nicht ankratzen, aber du bist wirklich nicht... Autsch!“

Mac hatte ihm in die Seite geknufft und ließ sich dann auf den Boden gleiten, wobei sie ihm mit der freien Hand durch die Haare wuschelte, und ihm dann auch noch leicht ins Ohr pustete, was ihm ungewollt eine Gänsehaut bescherte.

Sie nahm den Hörer an sich und sagte fröhlich: „Chloe? Was kann ich für dich tun?“

„Ehm.. Ich habe doch hoffentlich nicht bei was gestört?“ meinte Chloe mit verlegenem Tonfall.

„Wie bei was gestört?“

„Na, du weißt schon...“

„Ach das! Oh ja, wir hatten gerade heißen Sex auf Harms Tresen,“ antwortete Mac grinsend, während einem männlichen Navy Offizier, der Unterkiefer herunter fiel und er sie fassungslos anstarrte.


„Das heißt du kommst heute nicht Nachhause, ja?“

„Wenn du alleine bleiben kannst, ja.“

„Schon vergessen? Ich bin erwachsen und Jingo ist ja auch noch da.... Mac? Denk dran, dass du Morgen wieder arbeiten musst.“

„Mach ich. Schlaf gut und ich hab dich lieb.“

„Ich dich auch und viel Spaß noch. Bye!“ lachte Chloe frech ins Telefon.

Als Mac aufgelegt hatte, hatte Harm auch seinen kurz verloren gegangen Wortschatz wieder gefunden: „Du erzählst Chloe wir hätten heißen Sex auf dem Tresen!?““

Sie zuckte unschuldig mit den Schultern und bedachte ihn mit einem äußerst erotischen Augenaufschlag. Harms linke Augenbraue ging in die Höhe, als Mac sich ihm hüfteschwingend näherte.

„Du willst mich doch nicht etwa verführen?“

„Wie kommst du denn darauf?“ gab Mac spöttisch zurück.

„Uhmm... Mac? Heute ist mir nicht danach. Ich habe schon den ganzen Tag Kopfschmerzen.“

„Was? Etwa ein Migräneanfall?“ erkundigte sie sich nun sarkastisch und leicht eingeschnappt.

„Das sind einfach noch die Nachwirkungen von den Maiglöckchen, okay?“ erwiderte Harm ebenfalls leicht säuerlich.

„Kennst du den Film ‚Was Frauen wollen’ mit Mel Gibson?“

„Sollte ich?“

„Ja. Denn dann wüsstest du, dass Kopfschmerzen/ Migräne in erster Linie uns Frauen vorbehalten sind, wenn wir nicht mit euch schlafen wollen.“

„Ach tatsächlich?“

„Ja.“

Harm verschränkte die Arme vor der Brust und meinte: „Hälst du mich für so hinterwelterisch, dass ich das nicht weiß?“

„Manchmal schon,“ lautete die prompte Antwort.

Harm sah sie an: „Weißt du was Oscar Wilde mal gesagt hat? Er sagte: ‚Frauen sind da, um geliebt, nicht um verstanden zu werden.’ Dem kann man nur zustimmen. Ein Mann – egal wie sehr er sich auch bemüht – wird nie eine Frau verstehen können.“

Mac hatte stumm zugehört und entgegnete: „Wenn ich dir versuchen würde zu erklären, wie ihr uns verstehen könntet, würdet ihr unvermeidlich scheitern, denn es ist einfach zu hoch für euch!“

Harm rollte mit den Augen und ging zum Kühlschrank.

„Ich mache einen Salat. Willst du auch was?“

Macs Miene verfinsterte sich bei dem Wort Salat.

„Davon wird man nicht satt!“

„Es gibt Baguette dazu - aus der Tiefkühlabteilung! Zufrieden?“

„Hast du denn gar nichts anderes da, außer diese... diese Gartenabfälle!?“

„Ma-ac?“ kam es drohend von Harm und dann: „Das du im Laufe deines Lebens rund 3 komplette Rindviecher und 16 Schweine ißt, das stört dich nicht im geringsten, he?“

„So viel!?“ staunte Mac. „Nein, das stört mich überhaupt nicht. Du hast zudem den Schokoladenanteil vergessen!“

„Sehr komisch! Was ist? Hilfst du mir oder willst du beim Italiener bestellen?“

„Hmm... Nein, nein, ein Mal Gartenabfälle wird mich schon nicht umbringen. Besser Salat als Harms meatless Meatloaf.“

Harm hielt in seiner Bewegung inne, drehte sich dann langsam um und warf Mac einen ungläubigen Blick zu.

„Wie ist das zu verstehen?“

Die personifizierte Unschuld in Person antwortete: „Habe ich was Falsches gesagt?“

„Das frage ich dich! Was meintest du damit, als du sagtest ‚Besser Salat als Harms meatless Meatloaf“?“

„Nichts. Nichts.“

„Nichts??? Sarah MacKenzie für mich hat sich das nach massiver Kritik angehört!“

„Och, na ja... Dein Hackbraten ist eben für spezielle Gäste geradezu perfekt, aber nicht für mich.“

Er verschränkte provokativ die Arme vor seiner Brust, legte seine Stirn in Falten und entgegnete: „Das erinnert mich an einen ganz bestimmten Fall auf einem Schiff. Da sagtest du mir: ‚Dein Hackbraten kann man nur über den Sondermüll oder über den Giftmüll recyceln.’“

„Das würde ich doch nie sagen!“

Eine Augenbraue wanderte in die Höhe und er entgegnete: „Oh doch! Das hast du aber gesagt!“

Mac wippte, mit hinter ihrem Rücken gefalteten Händen, auf den Fußballen und sagte versöhnlich: „Du kannst zwar kochen, aber dein... dein Hackbraten schlägt alle Rekorde.“

„Was für Rekorde???“ hackte er misstrauisch nach.

„Ehm... Lassen wir das lieber,“ wich Mac aus.

„Oh nein! Du sagst mir jetzt, was für Rekorde!“

„Okay, du wolltest es ja so. Dein Hackbraten ist hmm... ungenießbar und schmeckt wie....“

Weiter kam sie nicht. Harm stürmte um den Tresen herum und begann sie durchzukitzeln. Nach kurzer Zeit lagen sie auf dem Boden und Mac bekam vor lauter Lachen einen roten Kopf. Harm setzte sich vorsichtig auf sie und drückte ihre Handgelenke auf den Boden.

„Du bist nicht nur unverschämt, meine Liebste, sondern auch undankbar.“

„Das bin ich nicht,“ keuchte Mac.

„Doch, dass bist du! Anstatt sich darüber zu freuen dass du bekocht wirst, ziehst du über meine Spezialität her. Das ist gar nicht nett, Frau Anwältin.“

„Das habe ich doch nur getan um dich vor einer Blamage zu bewahren. Stell dir mal vor, du hast Gäste da zb. den Admiral und alle würgen diese... deine Spezialität herunter und am nächsten Tag liegen sie mit einer Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus.“

Harm schnappte entsetzt nach Luft um dann zu kontern: „Dem Admiral würde ich auch nicht meine Spezialität vorsetzen.“

„Ach, aber mir oder was?“ erkundigte Mac sich schnippisch.

„Ja. Du bist eben etwas Besonderes,“ meinte Harm ihr zu lächelnd.

„Du kannst deinen Charme wieder einpacken. Heute bin ich immun dagegen. Ich will dir helfen und du... du kitzelst mich!“ beschwerte Mac sich bitter.

Harm setzte sich neben sie und sah zu ihr hinunter: „Das kann man mir auch freundlich mitteilen.“

„Kann man nicht. Du bist so oder so gekränkt.“

„Bin ich nicht.“

Sie setzte sich mit einem Ruck auf: „Doch bist du!“

„Nein!“

„Doch! Wehe einer sagt was über deine Kochkünste. Du bist dann doch sofort beleidigt!“

Er sagte nichts darauf und sagte dann nach einem Moment der Stille: „Mac? Lass uns nicht streiten. Ich habe keine Lust dazu.“

„Ich doch auch nicht.“

Sie umarmten sich und ein Versöhnungskuss folgte.

„Dein Hackbraten ist trotzdem etwas ganz Spezielles!“

„Nicht schon wieder!“ stöhnte Harm.

„Ich hör schon auf. Und nun lass uns den Salat machen, okay?“

„Okay.“

In stiller Eintracht bereiteten sie den Salat zu, deckten den Tisch und lauschten der Musik, die aus dem Radio kam. Zumindest so lange bis die ersten Takte von ‚Fly away’ von Lenny Kravitz aus den Boxen ertönte. Beide hielten kurz inne um dann lautstark mitzusingen.

„Fly away, yeah, yeah, yeaaaah....“

Nach dieser perfekten Musik zum Abheben, folgte ein schönes, langsames Lied. Harm horchte kurz auf, schnappte sich dann Mac und die Beiden fegten im Einklang zu der Musik über das Pakett.

„Hab ich dir schon mal gesagt, dass du verrückt bist?“ flüsterte Mac ihm zärtlich ins Ohr.

„Das sagst du mir glaube ich jeden Tag,“ grinste ihr Partner zurück. „Das ist doch der eigentliche Grund weshalb alle Frauen auf mich fliegen!“

„Ich dachte, dass hängt eher damit zusammen, weil sie etwas haben wollen über das sie lachen können.“

Harm sah sie mit hochgezogener Braue an um dann zu erwidern: „Ich bin aber nicht zum Lachen.“

„Stimmt, eher zum Bedauern!“

„Bitte???“

„Wenn ich da an die letzte Zeit denke, dann trifft das doch zu. Findest du nicht?“

„Hmm... Punkt für dich und nun lass uns Essen. Ich habe Hunger.“

Er ließ sie los und führte sie zum Tisch, wo er ihr ganz Gentlemanlike den Stuhl zurecht rückte. Schließlich zündete er noch ein paar Kerzen an und stellte sie auf den Tisch.

„Danke, mein Herr.“

„Bitte sehr, meine Dame.“

Sie aßen schweigsam und Mac konnte sich eines Kommentars nicht verkneifen.

„Die Gartenabfälle schmecken überraschend gut.“

„Tatsächlich? Soll das heißen, daß du nun öfter zu Gartenabfällen greifen wirst, anstatt zu fettigen Burgern?“

„Wir wollen es nicht gleich übertreiben,“ redete Mac sich raus.

Harm seufzte: „Jetzt hatte ich gerade schon Hoffnung, dass du dich von nun an bewußter ernährst.“

„ICH ernähre mich immer bewußt!“

Harm mußte grinsen bei dem scharfen Ton von Mac.

„Was?“

„Nichts. Nichts.“

Mac warf ihm einen skeptischen Blick zu, ließ es aber auf sich beruhen, stattdessen fragte sie: „Was ist eigentlich mit deinem Survival Trip? Machst du den noch?“

Er schluckte den Rest von seinem Baguette hinunter und antwortete: „;Ja, das habe ich noch vor. Ich dachte daran morgen oder übermorgen zu starten.“

Mac nickte.

„Wo willst du denn genau hin?“

„Irgendwo in die Wälder.“

„So eine Art Einsiedlerleben, hmm...?“ lächelte Mac.

„Zumindest für ein paar Tage.... Mac?“

„Ja?“

„Bist du deswegen noch sauer?“

„Das du wegfahren willst ohne mich?“ Sie dachte kurz nach. „Nein. Nicht mehr. Ein bisschen Ruhe von Harmon Rabb wird mir auch mal ganz gut tun,“ grinste Mac breit.

„Sehr nett, Frau Anwältin.“

„Gern geschehen.“

Sie lehnte sich zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

„Für was war der denn?“

„Mir war gerade danach.“

Harm ließ ein eindeutiges Grinsen auf seinem Gesicht erscheinen.

„Nur nach einem Kuss?“

„Hmm.... Vielleicht auch nach etwas anderem...“ flüsterte sie mit sanfter Stimme.

Harm stand auf, hielt ihr seine Hand hin und zog sie behutsam vom Stuhl hoch, dann hob er sie hoch und wollte sie Richtung Schlafzimmer tragen.

„Halt!“

Er sah sie erstaunt an.

„Wir müssen die Kerzen noch ausmachen.“

Von Harms Armen aus, pustete Mac brav die Kerzen aus und ließ sich dann widerstandslos in sein Schlafzimmer bringen. Dort setzte er sie ab und begann sie zärtlich zu küssen. Mac schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn mit sich nach hinten auf die Matratze.

„Was machen deine Kopfschmerzen?“ fragte Mac zwischen zwei Küssen.

„Weg!“ antwortete Harm kurz und liebkoste weiter ihren Hals.

„Sicher?“

„Ja doch!“ gab er energisch zurück. Was interessierten ihn jetzt seine Kopfschmerzen, die er immer noch hatte. Seine Lust auf Mac war stärker. Seine Hand tauchte unter ihre Bluse und streichelte ihren straffen Bauch. Mac seufzte genussvoll und ließ sich von ihm verwöhnen. Das hatte sie sich durch ihren „Zweitjob“ als Krankenschwester redlich verdient.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: The Real Insanity oder Der ganz normale Wahnsinn III.!? von Flim

#5 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:32

NÄCHSTER MORGEN

HARMS APARTMENT

NÖRDLICH DER UNION STATION, WASHINGTON D.C.

Macs innere Uhr sagte ihr, dass es Zeit war aufzustehen, doch rechte Lust hatte sie keine. Es war so schön kuschelig warm hier. Sie drehte sich zu Harm, der noch selig schlief und schmiegte sich enger an seinen Rücken. Seine Antwort war ein lang gezogenes „Mmmhh...“. Das er Heute oder Morgen in den Urlaub fahren wollte, passte ihr eigentlich nicht. Denn das würde bedeuten, dass sie in den nächsten Tagen ohne ihren „Teddybär“ einschlafen mußte. Vielleicht konnte sie ihn überzeugen hier zu bleiben? Nein! Das war keine gute Idee. Beim letzten Mal hatten sie sich dabei gestritten und zudem hatte sie ihm gestern gesagt, dass es ihr nichts ausmachte. Das stimmte zwar nicht so ganz, aber dass mußte er ja nicht erfahren. Allmählich wurde es aber wirklich Zeit aufzustehen. Unlustig schlug sie die Bettdecke zurück und machte sich auf den Weg ins Bad. Die Dusche vertrieb alle Müdigkeit und als sie sich angezogen hatte und aus dem Bad lief, nahm sie als erstes den unverkennbaren Duft von frischem Kaffee war. Aha! Harm hatte sich aus dem Bett geschlichen und ihr hoffentlich ein gutes Frühstück zubereitet.

„Morgen Mac!“ rief Harm ihr zu, als sie nun die Stufen zum Wohnbereich hinunter ging.

„Guten Morgen! Mmhh... das riecht aber gut.“

Sie ging auf ihn zu und gab ihm einen Guten-Morgen-Kuss, während sie in die Pfanne linste.

„Rührei! Du bist ein Schatz!“

Er grinste breit und antwortete: „Das ich dazu beitragen würde, deinen Cholesterinspiegel in die Höhe zu treiben, hätte ich mir auch nicht träumen lassen.“

„Du weißt eben, was gut für mich ist,“ sagte Mac lächelnd und setzte sich auf den Barhocker, der Harm gegenüber stand. Sie beobachtete seine Bewegungen und wie er auf eine Scheibe.... Vollkornbrot das Rührei klatschte.

„Irgendwo mußte es einen Haken geben,“ seufzte Mac, mit Blick auf das Vollkornbrot.

„Das ist gesund und außerdem ein Rezept von meiner Großmutter.“

„Selbstgebacken?“ kam es mit nach oben gezogenen Augenbrauen von Mac.

„Ja,“ erwiderte Harm mit stolz geschwellter Brust.

„Wow! Ich wußte gar nicht, dass du backst.“

„Du weißt nicht alles mein Herzblatt,“ grinste er frech zurück.

„Herzblatt??? Fehlt nur noch dass du mich Mausi, Spatzi oder Hasi nennst!“ beschwerte Mac sich.

„Das würde ich doch nie tun, Prinzessin.“

Mac verdrehte stumm die Augen und machte sich stattdessen über das Rührei her. Harm sah ihr belustigt dabei zu.

„Wie darf ich dich dann nennen? Wenn nicht Schatzi oder Mausi, Frau Anwältin?“

Sie antwortete kauend: „Mit Frau Anwältin, Jarhead und Marine komme ich klar, dass ist nicht so... so...“

„Ja? So was?“

„Hmm... triefig.“

Seine Augenbrauen zogen sich erstaunt nach oben, als er entgegnete: „Überall auf der Welt geben sich Liebende Kosenamen. Bist du denn so unromantisch?“

„Das hat nichts mit Romantik zu tun! Ich bin einfach der Meinung, dass es kitschig ist und übertrieben!“

Er verschränkte die Arme vor der Brust und sagte: „Also, ich finde daran nichts Kitschiges. Es ist doch schön, wenn man einen Kosenamen von seinem Partner bekommt.“

„Stimmt!“

„Es stimmt???“

„Ja, aber es muß doch nicht Mausi oder Herzchen sein, oder?“ meinte sie kauend.

„Pffff... Na wenn du meinst. Kaffee?“

„Gern!“

Er holte zwei Tassen, schenkte die beiden voll und stellte sie auf den Tresen. Harm setzte sich neben Mac und räusperte sich.

„Ehm.. Mac?“

„Ja?“

„Ich habe mir überlegt heute schon aufzubrechen. Also, das heißt eigentlich in den nächsten Stunden.“

In Macs Augen sah er kurze Traurigkeit, bevor sie meinte: „Männer und ihre Ticks!“

„Bitte? Das ist doch kein Tick!“

„Doch ist es! Immer wenn es unangenehm wird, kratzt Mann prinzipiell die Kurve um dann stundenlang ins Feuer zu starren.“

„Ich starre nie stundenlang ins Feuer. Diesen Trip mache ich um mal wieder auszuspannen und dass kann ich eben am Besten alleine.“

Mac sah ihn einen langen Augenblick an und antwortete dann: „Wenn du meinst,...“

„Sarah? Ich brauche einfach diese Zeit. Verstehst du das denn nicht?“ sagte er zärtlich.

„Natürlich verstehe ich das, aber was ist mit mir? Ich bräuchte auch mal eine Auszeit.“

„Die hast du doch jetzt.“

Mac rollte mit den Augen: „Das meinte ich nicht. Ich meinte damit einfach mal Zeit für mich alleine.“

„Hmm... Wenn ich wieder da bin, kannst du doch Urlaub nehmen. Der Admiral wird bestimmt damit einverstanden sein.“

„Wir werden sehen.... Wie lange willst du denn weg bleiben?“

„Nicht länger als eine Woche. Mein Urlaub ist auch bald wieder rum,“ seufzte Harm.

„Und wohin willst du genau?“

Er grinste und sagte: „Das verrate ich dir nicht. Nachher kommst du mich vor lauter Sehnsucht besuchen.“

Sie knuffte ihm in die Seite und erwiderte dann ironisch: „Wie kommst du auf so eine absurde Idee? Ich bin froh wenn ich mal Harm-freie Zeit habe.“

Etwas verblüfft blickte er ihr nun in die Augen und flüsterte: „Du wirst mich überhaupt nicht vermissen?“

Sie schüttelte den Kopf und lachte ihn an.

„Du mußt mich wirklich sehr lieben, Frau Anwältin!“ kommentierte Harm ihr Lachen sarkastisch.

„Ach nun komm schon! Ein paar Tage ohne dich werde ich schon aushalten, ohne Entzugserscheinungen zu bekommen.“

„Du kannst mich notfalls anrufen. Ich nehme mein Handy mit.“

Sie nickte und aß ihren letzten Bissen vom Rührei. Mac trank ein paar Schlucke Kaffee, stellte die Tasse dann ab und erhob sich.

„So, ich muß jetzt los. Danke für die leckere Cholesterinbombe!“

Sie schmatzte ihm einen Kuss auf die Wange und wandte sich zum gehen, als er sie zurückhielt und ihr einen langen Kuss auf den Mund drückte.

„Jetzt schon Sehnsucht, Flyboy?“ erkundigte Mac sich amüsiert.

„Ein bisschen. Aber ich bin schon groß und werde es überstehen,“ lächelte Harm sanft.

„Viel Spaß mit Hase und Igel!“

„Danke, werde ich haben!“

Die Tür fiel hinter Mac ins Schloß. Harm seufzte kurz um sich dann den Sachen zu widmen, die er mitnehmen wollte. Angefangen hatte er ja schon, bevor die Windpocken seine Pläne zunichte machten. Also dann man frisch ans Werk! Mal sehen, was brauchte er so? Zahnbürste, Zahnpasta ganz wichtig! Sein Rasierzeug obwohl... Er zögerte es in seinen navyblauen Kulturbeutel zu stecken. Ihn sah da ja eigentlich niemanden.... Nein! Unrasiert zu sein hatte was Ungepflegtes an sich und außerdem fühlte er sich dann so völlig verpennt. Dem Rasierzeug folgte Aftershave, Nagelschere, Kamm, Deo, Duschgel und Shampoo. Ach ja und die pflegende gutriechende Bodylotion. Für die Tiere des Waldes wollte er gut riechen. Harm fuhr sich kurz durch die Haare, schaute sich nochmal genau um, ob er alles hatte. Handtücher wären bestimmt auch nicht verkehrt. Beladen mit seinem Waschzeug kehrte er in sein Schlafzimmer zurück, holte anschließend die immer noch gepackte Sporttasche hervor und stopfte es zu seinen Schuhen. Nun kam die Klamottenauswahl. Zögerlich schnappte er sich zunächst sein altes, abgetragenes Karohemd, dann zwei Pullover, fünf T-Shirts, etliche Paare Socken, zwei Jeans, drei Unterhemden und sechs Boxershorts. War’s das? Hmmm... Irgendwas fehlte da noch. Nur was? Grübelnd starrte er den Inhalt seines Kleiderschranks an. Nein, es fiel ihm nicht ein. Harm schloß den Kleiderschrank und hievte dann die Tasche auf sein Bett um sie zu schließen. Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht! Das war es was er vergessen hatte: Seine Kopfbedeckung! Welches Cappi sollte er mitnehmen? Das von der US Abraham Lincoln oder doch eher das von seiner Lieblingsbaseballmannschaft? Puuuhhh... Er packte schließlich beide ein. Zufrieden mit seiner gepackten Sporttasche ging er die Zeitung holen, um es sich anschließend mit einer Tasse Kaffee auf seinem Barhocker gemütlich zu machen. Danach wollte er in die ruhige und friedliche Natur aufbrechen.


VORMITTAGS

JAG HQ

FALLS CHURCH, WASHINGTON D.C.

Colonel MacKenzie bekam gleich als sie das Bullpen betreten hatte von Harriet mitgeteilt, dass sie gleich zum Admiral gehen sollte.

„Hat er gute Laune?“ fragte Mac vorsichtig.

„Er hat zumindest noch nicht in der Gegend herum geschrieen. Wie geht es dem Commander, Ma’am?“

„Er ist wieder gesund und fährt heute in die Wildnis zum Ausspannen.“

„Alleine?“

„Ja. Harm meinte er bräuchte mal Zeit für sich,“ antwortete Mac und machte sich dann auf den Weg zum Büro ihres CO’s. Tiner winkte sie gleich durch. Sie baute sich militärisch korrekt vor dem Schreibtisch des Admirals auf.

„Guten Morgen, Colonel. Setzen Sie sich!“

„Guten Morgen, Sir.“

Sie folgte seiner Aufforderung und nahm auf einen der beiden Sessel Platz.

„Wie geht es dem Commander?“

„Er ist wieder gesund, Sir.“

Admiral Chegwidden setzte seine Lesebrille ab und sagte: „Schön. Schön. Colonel, weshalb ich Sie hierher gebeten habe ist der Fall von Seaman Cameron.“

„Der Fall ist kurz vor der Abschließung, Sir.“

„Ich weiß und genau darum geht es. Wie Sie wissen....“

Mac hörte ihm nur mit einem Ohr zu, denn sie fragte sich gerade ob Harm schon weggefahren war und wie leer ihr Kühlschrank wohl war.



MACS WOHNUNG

GEORGETOWN, WASHINGTON D.C.

Chloe schloß die Türe zu Macs Wohnung auf. Sie war gerade mit Jingo eine Runde Gassi gegangen. Mac war wahrscheinlich gleich ins Büro gefahren. Wie die Nacht wohl gewesen war? Sie mußte grinsen. Noch zwei Tage blieb sie in Washington D.C., bevor es wieder auf die Farm ging. Chloe zog ihre Jacke und ihre Schuhe aus und ging in die Küche um nach etwas zum Frühstücken zu suchen. Wirklich fündig wurde sie nicht. Dann gab es eben wieder belegtes Sandwich, wie schon gestern.... Unlustig drückte sie etwas Mayo auf die Sandwichscheiben, klatschte dann zwei Scheiben Salami und eine Scheibe Käse drauf. Die letzte Tomate schnitt sie in Scheibchen, würzte sie mit Salz und Pfeffer und legte sie auf den Käse. Zusammenklappen, das Sandwich auf den Teller und hinüber auf die Couch. Appetit hatte sie darauf wirklich nicht, aber in der Not frisst man bekanntlich ja auch Fliegen. Schnell den TV angeschmissen und sich den täglichen TV Müll reingezogen.



NACHMITTAGS

HARM UNTERWEGS IM SUV

Das Radio dudelte eine Version von ‚All you need is love’, während Harm mit seine Fingern im Takt auf sein Lenkrad trommelte und mitbrummte. Endlich war er raus aus der Stadt und weg von der Arbeit. Ihm wurde allmählich bewußt, dass er den Urlaub dringend nötig hatte. Viel zu sehr war er in seinem Alltagstrott festgefahren gewesen, abgesehen von den ‚Missgeschicken’. Okay, da war da noch die Sache mit Mac... Er mußte schmunzeln, als er an seinen nicht ganz freiwilligen Strip dachte und dann dieser einzigartige Sex mit ihr. Oh ja! Es war so wie er es sich ausgemalt hatte. Nein, das stimmte nicht. Die Realität war eindeutig noch besser als seine Phantasie! Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. Sie waren endlich ein Paar! Endlich hatte es geklappt! Und das nach nur einer Ewigkeit... Aber das war jetzt nicht mehr so wichtig, dass wichtigste war das Resultat. Er liebte sie und sie liebte ihn. Besser ging es nicht mehr. Oder doch? Nun mal langsam, alter Junge, nur nichts überstürzen, dachte er. Der Nachwuchs wird sich schon melden, wenn er kommen will und beinahe wäre dies auch schon geschehen. Ein kleiner Harm, das wäre schon was. Er würde seinem Sohn Baseball spielen beibringen und ihn in die Geheimnisse seiner gelben Sarah einweihen. Wenn er dann alt genug war, würde er ihm fliegen beibringen. Oh ja! Na jetzt mußte er erstmal ausspannen um dann vielleicht später für Nachwuchs zu sorgen. Man mußte in jeder Lebenslage ja schließlich seine Pflichten erfüllen. Fröhlich vor sich hinpfeifend trat er das Gaspedal noch etwas mehr durch.


ABENDS

MACS WOHNUNG

GEORGETOWN, WASHINGTON D.C.

Mac betrat mit ihrer Tasche unterm Arm und einer Tüte in der anderen Hand ihre Wohnung.

„Hi Mac!“

„Hey Chloe!“

Sie stellte ihre Tasche auf den Boden.

„Na, was hast du heute so gemacht?“

„Och nichts besonderes. Ist da was zu essen drin? Ich habe einen Bärenhunger.“

Neugierig ging sie zu Mac und nahm ihr die Tüte aus der Hand und schaute hinein.

„Chinesisch....“

„Was dagegen?“

Etwas verlegen trat sie von einem Fuß auf den anderen.

„Na ja, das erinnert mich an... an diese Unterhaltung....“

„Bei Beltways?“ grinste Mac.

Chloe nickte und rieb sich verlegen die Nase.

„Ich wäre zu gern dabei gewesen,“ seufzte Mac.

„Du hast nichts verpasst. Das war echt oberpeinlich und nur weil ich Harm gefragt habe, ob er es im Stehen oder Sitzen tut.“

Mac lachte schallend auf, während Chloe den Lachanfall nicht ganz verstand.

„Warum lachst du darüber?“

Ihre große Adoptivschwester wischte sich die Lachtränen von den Wangen und antwortete immer noch leise kichernd: „Man könnte deinen Satz auch anderst deuten. Aber das ist jetzt egal, dafür bist du noch zu jung.“

Chloe stemmte die Hände in die Hüften und meinte mit arrogantem Tonfall: „Ich bin nicht jung. Ich bin erwachsen!“

„Natürlich,“ sagte Mac und hängte ihre Jacke an die Garderobe. Anschließend ging sie in die Küche um Besteck zu holen. Chloe folgte ihr und auch Jingo nötigte sich dazu in die Küche zu tappsen.

„Na, mein Kleiner. Hast du von Chloe was zu essen bekommen?“

„Wuff!“

„Gut.“ Und an Chloe gewandt: „Haben wir noch was zu Trinken?“

„Ja, O-Saft. Ich hol Gläser.“

Als sie nun endlich auf der Couch saßen und sich genüßlich das chinesische Essen einverleibten, fragte Macs kleine Adoptivschwester: „Wie war die Nacht?“

Prompt verschluckte sich Mac an ihrem Schweinefleisch süß-sauer. Chloe klopfte ihr fürsorglich auf den Rücken, schließlich antwortete Mac noch etwas hustend: „Mein junges Fräulein, das ist kein Thema für’s Abendessen.“

„Pah!“

Chloe stocherte in ihren Gemüsenudeln mit Hühnchen herum und entgegnete: „Triffst du dich heute mit Harm?“

„Nein. Er ist in den Urlaub gefahren.“

„In den Urlaub??? Ohne dich?“ echote Chloe ungläubig.

„Ja. Er meinte, er bräuchte Zeit zum Nachdenken und um Ruhe zu tanken.“

„Männer!“ meinte Chloe und verdrehte die Augen.

„Er braucht vielleicht wirklich mal Erholung. Harm hatte es in der letzten Zeit nicht einfach und ich denke er braucht das einfach mal.“

„Wenn du meinst...“



ABENDS

IN EINER EINSAMEN HÜTTE

IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Harm hatte schnell die Blockhütte, die er gemietet hatte, gefunden. Seine Sachen hatte er verstaut und die Lebensmittel, die er unterwegs gekauft hatte versuchte er in den Küchenschränken unter zu bringen. Als er den Kühlschrank aufmachte, schlug ihm ein modriger und vergammelter Geruch entgegen.

„Na klasse! Der Kühlschrank ist ausgestellt und wie bekomme ich den wieder an?“

Sich umblickend fand er nach einer kleinen Ewigkeit einen Generator, der den Kühlschrank mit Energie versorgte. Nach drei Versuchen sprang er schließlich an. Das Gerät befand sich in einem kleinen Raum neben der Küchennische. Die Abgase des mit Benzin betriebenem Generators wurden durch ein Rohr nach Draussen geleitet. Der Herd wurde mit Gas betrieben und der Wohnraum wurde durch einen offnen Kamin beheizt. Harm beschloß sich draußen die nähere Umgebung mal anzusehen. In unmittelbarer Umgebung stieß er auf eine Wasserpumpe – Handbetrieb. Er pumpte etwas Wasser hoch und wusch sich das Gesicht und die Hände. Harm atmetete tief durch, machte anschließend ein paar Dehnübungen und besah sich dabei den undurchdringlichen Wald um sein Haus. Nichts außer Tierstimmen hörte er. Die nächsten bewohnten Häuser waren etliche Kilometer weit entfernt. Nichts als die sagenhafte und unberührte Natur hatte er hier. Eine zarte Brise bließ ihm um die Nase und er fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr. Er würde seine Freiheit hier mit vollsten Zügen genießen. Nach einigen Minuten ging er wieder zurück zur Hütte.

Wenn man das Blockhaus betrat, stand man sofort im Wohnzimmer. Zwei abgenutzte Sofas standen links vom Eingang mit einem kleinen Tisch dazwischen. Links daneben war die Kochnische untergebracht. Das Schlafzimmer war ein Extra Raum, ohne Kamin, stattdessen mit einem altertümlichen Bett, dass laut knarrte und quietschte wenn man dich darauf setzte. In dem Raum stand noch ein alter Kleiderschrank und ein Tisch mit einem Wasserkrug und einer Waschschüssel. Ein Spiegel konnte Harm nicht entdecken. Er verließ das Schlafzimmer und wandte sich nach rechts in Richtung Küche. Was wollte er essen? Es sollte schnell gehen und daher stand Spaghetti mit Tomatensauce auf dem Programm. Ein Topf war schnell gefunden, damit machte er sich auf den Weg zur Wasserpumpe.


ABENDS

MACS WOHNUNG

GEORGETOWN, WASHINGTON D.C.

Chloe und Mac waren noch eine Runde Gassi mit Jingo gegangen und saßen nun beide auf der Couch und schauten TV. Es lief ein altes Filmmusical aus den 50er Jahren und die beiden Damen bogen sich vor lachen. In dem Musical ging es um die Schwierigkeiten die man beim Produzieren der ersten Tonfilmen hatte. Der Name des Musicals war ‚Singin in the rain’. Gerade lief die Szene, wo Gene Kelly und Donald O’ Connor die Sprache in Trümmer hauen und dabei die beste und schnellste Stepptanzszene der Filmgeschichte hinlegten.

„Ich liebe diese alten Filme,“ seufzte Mac nun.

„Für einen alten Schinken ist der echt nicht schlecht. Der Eine hat fast so ein breites Grinsen drauf wie Harm,“ grinste Chloe.

„Nur mit dem Unterschied, dass Gene Kelly 1. leider schon tot ist und 2. er nie Dress Whites und Gold Wings getragen hat,“ lachte Mac.

„Woher willst du das wissen?“

„Was? Dass er schon tot ist?“

„Nein, dass er nie Dress Whites getragen hat.“

„Er spielte öfter mal einen Matrosen unter anderem mit Frank Sinatra, aber meines Wissens nie einen arroganten Kampfpiloten der US NAVY.“

„Ist das nicht der, der das Lied ‚New York’ gesungen hat?“

Macs Augenbrauen zogen sich erstaunt nach oben: „Ja, das stimmt.“

„Na ja, manchmal ist es nicht schlecht wenn man in der Schule aufpasst.“

Mac nahm ihre kleine Schwester in den Arm und sie schauten in trauter Zweisamkeit den Rest des Filmes an.



ZWEI TAGE SPÄTER

BLOCKHÜTTE

IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Harm hatte sich recht gut eingelebt. Gestern hatte er einen kleinen See ausgemacht, wo er angeln gehen konnte. Heute wollte er sein Glück beim Fische fangen versuchen. Bewaffnet mit zwei Angeln, einem Kescher, einem Eimer und einem scharfen Messer zog er los. Er mußte etwa 300 Meter durch den Wald gehen und dann stieß er auf den See. Harm warf seine Angel mit einem Plastikköder aus, stellte diese dann auf und setzte sich gemütlich ans Ufer. Der Himmel war blau und wolkenlos und die Vögel zwitscherten fröhlich ihre Melodien. Langsam übermannte Harm das wohlige Gefühl der absoluten Entspannung und seine Augenlider schlossen sich von alleine. Er träumte. Er träumte von Miss Putzlappen. Harm befand sich in einem Computerspiel und um das Game gewinnen zu können, mußte er Ashley Jenkins abschütteln bzw. schneller sein, als sie. Harm rannte so schnell er konnte, doch zu seinem Erschrecken mußte er feststellen, dass er sich in einem Irrgarten befand. Wie sollte er so schnell den Ausgang finden und wie konnte er Ashley abschütteln? Wieder landete er in einer Sackgasse. Er lief zurück zur letzten Abzweigung und bewegte sich in den anderen Gang, als er Ashleys Stimme vernahm: ‚Harm, mein Süßer. Wo bist du? Ich will dich! Ich begehre dich! Zeig dich mir!’ Das war Ansporn genug um weiter wie ein Irrer durch die gleich aussehenden Gänge zu hasten. Als er um eine Ecke bog, blieb er abrupt stehen. Er sah Mac vor sich. Sie sagte irgendetwas, doch Harm verstand den Sinn ihrer Worte nicht. Nur den letzten Satz verstand er: „Es ist der Schlüssel zum Ausgang. Löse das Rätsel!“ Damit verschwand sie wieder. Grübelnd lief er weiter. Was sollte das bedeuten: „Der Mensch, der volle Harmonie erworben hat, ist in jederlei Hinsicht zu anderen Dingen fähig. Nichts vermag ihn zu verwunden, nichts aufzuhalten. Er vermag alles – sowohl durch Metall und Stein hindurchzudringen als auch über Wasser und Flammen zu gehen.“

Seit wann drückte Mac sich so hochgestochen aus? Was sollte der Quatsch mit Stein und Metall? Ashleys Stimme ertönte wieder und sogleich beschleunigte er seine Schritte, als er plötzlich etwas an seinem rechten Unterarm spürte. Er blickte beim Laufen an seinem Arm hinunter und erschrak, dort sah er Blut.

Harm schrak hoch. Verwirrt ließ er seinen Blick über den kleinen See streifen, bis ihm seine Angel einfiel. Er sprang auf und zog an der Angel, an dessen Haken sich wohl etwas verbissen hatte. Nach einem kurzen Kampf zog er die Angel hoch und tatsächlich, ein mittelgroßer Fisch zappelte daran. Während er die Schnur ganz einrollte sah er etwas auf seinem rechten Unterarm. Er verzog das Gesicht. Ein weißer Klecks, was er zweifelsfrei als Vogelsch... identifizieren konnte. Schnell schlug er den Fisch K.O. und wusch sich im See die Sch... ab. Dann setzte er sich auf den Boden und nahm geschickt den Fisch aus und warf ihn in seinen Eimer, ehe er den Haken wieder auswarf.


NACHMITTAGS

JAG HQ

FALLS CHURCH, WASHINGTON D.C.

Mac legte den Telefonhörer wieder zurück auf die Gabel und langsam begann sie sich Sorgen um Harm zu machen. Er hatte sich bisher nicht gemeldet und sie konnte ihn nicht erreichen. Ob es ihm gut ging? Unwirsch verscheuchte sie die Sorge um Harm. Was konnte ihm schon auf einer einsamen Hütte, mitten im Wald groß passieren? Nichts. Sie machte sich wieder an die Ausarbeitung ihres Eröffnungsplädoyers, als das Telefon klingelte.

„Colonel MacKenzie.“

„Hi Mac! Hier ist Harm.“

„Oh! Hallo! Ist alles in Ordnung bei dir? Ich habe schon ein paar Mal versucht dich zu erreichen.“

„Das tut mir leid. Ich hatte das Handy im Auto liegen gelassen.“

„Na schön. Was machte das Einsiedlerleben?“ grinste Mac.

„Och, na ja. Es ist schön still hier. Weit und breit kein Anzeichen von Zivilisation. Herrlich!“

„Was machst du den ganzen Tag?“

„Ich war vorhin angeln und dabei bin ich eingeschlafen und habe etwas ehm... Merkwürdiges geträumt.“

„Aja? Was denn?“

„Ich habe geträumt ich wäre in einem Computerspiel und das Ziel des Spiels war es, schnellstens aus dem Irrgarten hinaus zu kommen, da Ashley, mein Gegner mich verfolgt hat.“

Mac traute ihren Ohren nicht und daher echote sie: „Computerspiel?“

„Ja. Und mittendrin bist du aufgetaucht und hast was sehr komisches von dir gegeben.“

„Und das wäre?“

„Du hast gesagt, um das Spiel gewinnen zu können müßte ich das Rätsel lösen.“

„... Harm? Geht es dir wirklich gut?“ hakte Mac misstrauisch nach.

„Natürlich geht es mir gut. Was soll die Frage?“

„Na, du träumst so komische Sachen..“

„Dein Rätsel war noch viel komischer!“

„Was habe ich denn gesagt?“

„Du sagtest: ‚Der Mensch, der volle Harmonie erworben hat, ist in jederlei Hinsicht zu anderen Dingen fähig. Nichts vermag ihn zu verwunden, nichts aufzuhalten. Er vermag alles – sowohl durch Metall und Stein hindurchzudringen als auch über Wasser und Flammen zu gehen.’“

„......“

„Mac? Bist du noch dran? Der Empfang ist etwas schlecht.“

„Hmmm? Ja, bin noch da.... Willst du nicht lieber wieder Nachhause kommen? Ich glaube zu viel Natur tut dir nicht gut.“

„Hälst du mich für geisteskrank?“ knurrte Harm.

„Nein, nein. Es ist nur...“

„Was?“

„Vergiss es! Rufst du mich wieder an?“

„Ja, mach ich. Ich denke mal morgen oder übermorgen. Ist bei dir auch alles klar?“

Mac stützte ihren Kopf auf ihre rechte Hand und erwiderte: „Chloe muß heute wieder zurück.“

„Oh, dann richte ihr doch liebe Grüße von mir aus und sag ihr dass ich mich nochmals für ihre Krankenpflege bedanke.“

„Mache ich. Sie wird mir fehlen,“ meinte Mac nun leise.

„Ich weiß. Sie wird dich wieder mal besuchen kommen oder fahr du zu ihr, bei deinem nächsten Urlaub.“

„Mal sehen.“

„Ich liebe dich, Mac. Bis bald.“

„Ich dich auch. Bye.“

Beide legten auf.


ABENDS

BLOCKHÜTTE

IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Harm hatte seine beiden Fische über dem offenen Kamin gegrillt und gleich darauf gegessen. Nun saß er auf einem der Sofas und las ein Buch. Er hörte wie der Wind um die kleine Hütte heulte und das Feuer im Kamin zu flackern begann. Unruhig stand er nun auf und öffnete die Tür, die ihm prompt der Wind aus der Hand riß. Das war kein Wind mehr, dass waren die ersten Anzeichen von einem Sturm. In einiger Entfernung sah er das aufleuchten von Blitzen und das dumpfe Donnergrollen schallte zu ihm hinüber. Harm ging um die Blockhütte und schloß die Fensterläden. Die ersten dicken Tropfen trafen ihn und er beeilte sich wieder ins Trockene zu kommen. Mit einiger Mühe schloß er die Türe und lehnte sich leicht erschöpft dagegen. Als er wieder zu Puste gekommen war, machte er sich auf den Weg in die Küche um sich ein Glas Rotwein zu genehmigen. Die Geräuschkulisse draußen, nahm an Intensität immer mehr zu. Für einen gemütlichen Leseabend war das definitiv zu laut. Etwas unentschlossen stand er nun mit seinem Glas Rotwein in der Hand vor dem Kamin und beobachtete das zuckende Feuer, als sein Blick auf sein Handy fiel. Er würde mal bei Mac anrufen, mal sehen was sie gerade so machte. Harm schaute kurz auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass Mac schon Zuhause sein müßte. Ob sie ihn vermisste? Er nahm das Handy vom Couchtisch und war schon im Begriff auf sein Adressbuch zu gehen, als er sah dass der Akku beinahe leer war.

„Na toll! Und hier ist weit und breit keine Stromleitung!“ knurrte er etwas ungehalten. „Dann muß es wohl eine SMS werden.“

Etwas umständlich tippte er eine Kurznachricht mit folgendem Text: „Hi Mac! Hier hat es angefangen etwas zu stürmen. Mein Handyakku ist leider fast leer und daher kann ich mich nicht mehr melden. Keine Steckdose. Harm.“

Schnell hatte er es versendet und dann ging auch schon das Handy aus. Leicht stinkig packte er es in seine Sporttasche. Nicht erreichbar zu sein, paßte ihm gar nicht. Wie konnte er auch vergessen sein Handy vorher aufzuladen? Jetzt war es eh zu spät. Mürrisch ließ er sich wieder auf das Sofa fallen und starrte in das knisternde Kaminfeuer. Pah! Von wegen Romantik! Die Asche flog im Zimmer herum und das Rauschen im Kamin wurde allmählich zu einem immer lauter werdenden Heulton.

Konnte das Wetter nicht einfach nur schön bleiben? Das war sein erster Urlaub seit langem und ausgerechnet jetzt mußte es stürmen. Es war zum aus-der-Haut-fahren. Schlecht gelaunt erhob er sich und ging in die Küchennische, um etwas schnell Essbares zu finden. Ein Brot mit Käse und Salat mußte genügen. Harm machte sich an die Arbeit.


FLUGHAFEN WASHINGTON D.C.

Chloe und Mac standen am Flugschalter und warteten, dass sie dran kämen, als eine Durchsage durch den Terminal ertönte: „Sehr geehrte Fluggäste. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass alle Flüge bis morgen Vormittag wegen dem Sturm gecancelt werden. Wir hoffen auf Ihr Verständnis.“

Die Beiden sahen sich an, drehten sich dann abrupt um und verließen das Flughafengebäude wieder.

„Ist doch super! Dann können wir uns noch einen schönen Abend machen,“ strahlte Chloe fröhlich.

„Ich weiß nicht, was dein Vater dazu sagt. Du rufst ihn nachher an, aber jetzt holen wir uns erstmal etwas zu essen. Auf was hast du Lust?“

„Burger!“ kam es prompt von Chloe.

„Einverstanden!“

Sie setzten sich in Macs Corvette und brausten Richtung Fastfood Restaurant. Auf der Fahrt dahin meinte Mac nachdenklich: „Ich hoffe Harm bekommt von dem Sturm nichts ab.“

„Ruf ihn doch einfach an, dann weißt du was los ist.“

„Okay. Das mache ich während du unser Essen holst.“

Chloe nickte: „Ich will ja das Liebesgeflüster nicht belauschen.“

„Du-u!“ drohte Mac ihr gespielt.

„Ja-a? Es ist doch immer das Gleiche: ‚Schatz? Ich liebe dich und ich vermisse dich furchtbar. Ja, ich liebe dich auch und du fehlst mir so sehr und blablabla....’ Stimmt doch!?“ lachte Macs Adoptivschwester frech.

„Wart’s nur ab! Das wirst du auch noch machen! Garantiert!“

Chloe rollte mit den Augen: „Ich? Nein. Jungs sind so do-ooof! Voll kindisch und diese blöden Sprüche.“

Mac grinste breit, als sie erwiderte: „Vielleicht ist es gerade das, was den Unterschied ausmacht.“

„Der Unterschied von was?“

„Der Unterschied zwischen Mann und Frau. Jungs müssen einfach so sein. Sie können gar nicht anders. Du mußt das positiv sehen. Wir sind einfach das klügere Geschlecht.“

„Da hast du verdammt Recht! Harm kann auch so kindisch sein und der behauptet er sei erwachsen!“

Nun lachte Mac laut auf.

„Ach Chloe, ich werde dich vermissen, wenn du morgen zurück fliegst.“

Chloe schaute traurig zu ihr hinüber: „Ich werde dich auch vermissen, aber Harm kommt doch auch bald wieder und der wird dich dann trösten.“

„Ach ja?“

„Ja! Und wenn er es nicht macht, dann bekommt er was von mir zu hören,“ konterte Chloe energisch.

Mac lächelte nur sanft und konzentrierte sich wieder auf die Straße.



KURZ VOR MITTERNACHT

BLOCKHÜTTE

IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Auf dem Couchtisch stand der leer gegessene Teller und ein halbvolles Rotweinglas. Der momentane Bewohner befand sich halb sitzend, halb liegend auf dem Sofa. Seine Brust hebte und senkte sich gleichmäßig, als ihn ein lautes Hämmern aus dem Schlaf riß. Harm richtete sich erschrocken auf und blickte sich leicht verwirrt um. Ach ja! Er befand sich im Urlaub auf einer Blockhütte und es stürmte immer noch, wie er erst jetzt bemerkte. Im Kamin glühten noch ein paar Holzstückchen, aber es war nicht genug um den Raum zu erhellen. Unsicher stand er auf und ging sich vorsichtig voran tastend zur Küche, wo er die Taschenlampe deponiert hatte. Das Hämmern an der Tür wiederholte sich. Wer konnte das wohl sein? Misstrauisch ging Harm mit der Taschenlampe in der Hand zur Tür und öffnete sie einen kleinen Spalt. Draußen stand eine mittelgroße Person, man konnte nicht genau sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war, denn eine große Kapuze verhüllte das Gesicht. Der Regen peitschte nur so und ließ die Kleidung des Gastes flattern. Mit einem Ruck riß Harm die Türe auf und der Gast machte einen erschrockenen Sprung zurück.

„Ja bitte?“ fragte Harm.

„Oh Hallo! Ich dachte schon es wäre keine Sau hier, aber da hab ich wohl noch mal Glück gehabt.“

„Was wollen Sie?“

Der ungebetene Gast trat etwas verlegen von einem Fuß auf den anderen, ehe er antwortete: „Mein Auto hat den Geist aufgegeben. Ein paar Meilen von hier entfernt. Nichts geht mehr. Ich hatte gehofft, ich könnte hier mal telefonieren, Mister...?“

Harm musterte sein Gegenüber kurz und kam zu dem Resultat, dass er nicht gefährlich war und bat ihn mit einer Handbewegung herein.

„Vielen Dank, Mr...?“

„Harm.“

Er hielt ihm die Hand hin, die auch akzeptiert wurde.

„Das ist sehr nett von Ihnen, Mr. Harm. Wissen Sie ich bin eine Niete, was Autos betrifft. Ja, ich bin sogar mit Öl nachfüllen überfordert.“

„So?“ Harm schloß die Türe hinter seinem Gast.

„Ja... Wo ist denn das Telefon?“

„Ich habe keins. Das heißt ich habe zwar ein Handy, aber da ist der Akku leer.“

„Oh!“ sagte sein Gast etwas fassungslos und auch leicht enttäuscht.

„Wollen Sie nicht erstmal ablegen, Mr...?“ meinte Harm freundlich.

„Wie? Ablegen? Ach das meinen Sie. Natürlich. Danke, vielen Dank.“

Harm half seinem Gast aus der nassen Jacke und sah dabei, dass dessen Hose ebenfalls nass war. Doch er sagte nichts dazu.

„Wie wärs mit einer heißen Tasse Tee oder Kaffee?“

„Oh! Das ist nett. Danke, vielen Dank.“

Das konnte noch nett werden. Harm stiefelte in die Küche und schaltete den Gasherd ein und stellte einen Teekessel mit Wasser auf den Herd. Nebenher beobachtete er seinen Gast. Dieser war etwa so groß wie Mac, hatte dunkelbraune kurze Haare mit einem undefinierbaren Haarschnitt. Sie standen einfach vom Kopf ab in alle Richtungen. Figürlich gesehen war sein Gast wohl durchtrainiert und fit. Vom Alter her, schätzte er ihn auf Mitte 20. In diesem Alter schon so... so geschwollen reden?

„Wie heißen Sie eigentlich?“ erkundigte Harm sich.

„Wie? Mein Name ist Flim. Ich bin Kosmetikvertreter.“

„Kosmetikvertreter? Hier? Kann man damit überhaupt was verdienen, Mr. Flim?“ fragte Harm leicht amüsiert.

„Oh! Mein Vorname ist Flim. Mein Nachname ist Erikson.“

„Okay, mein Vorname ist übrigens Harm.“

„Wie? Harm. Ist das ein Spitzname?“

„Kommt von Harmon,“ erklärte dieser nun.

„Wie darf ich Sie dann nennen? Harm oder Harmon?“

Innerlich stöhnte Harm auf. Dieser Typ war wohl etwas begriffsstutzig.

„Harm. Einfach nur Harm. In Ordnung Flim?“

Sein Gegenüber ließ ein breites Grinsen erscheinen, was etwas arrogant wirkte.

„In Ordnung, Harm. Du hast mich gefragt, ob man damit überhaupt etwas verdienen kann. Die Antwort ist: Jeder Mensch braucht Kosmetik bzw Pflegeprodukte. Mein Angebot geht von alles für den Mann über alles für das Kind bis hin zu alles für die Frau. Unser absoluter Verkaufsschlager ist gerade ein Intimrasierer extra für den Mann. Ein Schnäppchen! Für sage und schreibe 59.99 Dollars. Rein zufällig habe ich noch ein Exemplar im Auto. Für dich gehe ich auf, sagen wir, 50 Dollar. Interessiert?“

Harms Unterkiefer war im Laufe dieses Vertretergebabbels nach unten gefallen und etwas ungläubig sah er Flim an.

„Ähh... Nein. Nein danke. So was brauche ich nicht.“

„Wie? Bist du sicher? Frauen mögen es, wenn Mann auch in der Intimzone rasiert ist. Ich kann ihn dir nur wärmsten empfehlen. Die Haarentfernung ist absolut schmerzfrei. Ich benutze ihn selbst. Und für diesen Preis! So billig bekommst du so etwas nie wieder!“ versuchte Flim ihn nun zu überzeugen.

Harm schüttelte den Kopf: „Nein. Wirklich nicht.“

Flim ging zu ihm hinüber in die Küche und stellte sich sehr nahe bei ihm auf. Er ging Harm bis etwas über die Schulter, dann flüsterte er: „Ich habe da auch noch etwas ganz Spezielles: Spielzeug!“

„Spielzeug?“ echote Harm verdutzt.

„Ja. Damit kommt jedes Liebesleben wieder in Schwung. Du weißt was ich meine, eh?“

Flim rammte ihm sachte den Ellenbogen in die Seite und sah ihn zuzwinkernd an. Auf Harms Gesicht zeichnete sich ein scheues Lächeln ab, als er erwiderte: „Das ist wirklich sehr nett von dir, aber dass brauche ich auch nicht.“

„Man kann nie wissen. Heute läuft noch alles super im Bett und morgen ist Langeweile angesagt, man sollte immer etwas für den Notfall da haben. Sei es Potenzpillen, Gleitcreme oder einen Dildo.“

Der Commander der US NAVY war sprachlos. Dieser Flim mußte ein wahres Verkaufsgenie sein. Er textete seine Kunden wohl so lange zu, bis sie ihm genervt etwas abkauften, und das vermutlich nur um ihn wieder los zu werden. So viel zum Thema: Ruhe und Entspannung in den grünen Weiten der USA.

„Ich hätte gern mein Sortiment mitgebracht – man weiß ja nie, ob nicht ein böser Bube mein Auto knackt.... Auf jeden Fall ist es jetzt in meinem Auto und ich hoffe/ bete, dass es morgen noch da ist.“


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: The Real Insanity oder Der ganz normale Wahnsinn III.!? von Flim

#6 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:34

Flim sah Harm bittend von unten her an.

„Natürlich kannst du über Nacht hier bleiben und morgen bring ich dich in die nächste Stadt,“ sagte Harm etwas gegen seinen Willen.

„Wie? Danke, vielen Dank. Das ist nett von dir, Harm.“

Wenn dieser Type noch ein einziges Mal: ‚Wie?’ oder ‚Danke, vielen Dank’ sagen würde, dann müßte er ihn wohl knebeln müssen. Der Teekessel begann zu pfeifen und Harm füllte das heiße Wasser in zwei Tassen und versenkte anschließend jeweils einen Teebeutel mit Apfelgeschmack darin. Flim hob vorsichtig die Tasse hoch und trabte, wie selbstverständlich, zu einem der Sofas und setzte sich. Harm folgte ihm.


MORGENS

MACS WOHNUNG

GEORGETOWN, WASHINGTON D.C.

Mac hatte im JAG Büro angerufen und gesagt, dass sie später kommen würde, da sie noch Chloe zum Flughafen bringen wollte. Nun saßen die beiden beim Frühstück. Während Mac an ihrer Kaffeetasse nippte, bestrich Chloe ihren Toast mit einer dicken Schicht Nougatcreme.

„Ich würde noch so gern hier bleiben,“ meinte Chloe leise.

„Ich weiß. Ich wünschte du könntest noch bleiben, aber die Schule...“

„Ach, die doofe Schule!“ erwiderte Chloe mit einer wegwerfenden Handbewegung.

„Bildung ist sehr wichtig!“

„Pah! Wofür muß ich wissen, wie ein Ochsenauge aufgebaut ist?“

„Gute Frage..“

„Siehst du! In der Schule lernt man nur überflüßiges Zeug.“

„Chloe!? Rechnen, lesen und schreiben muß man aber heutzutage können. Meinst du nicht?“

„Schon. Trotzdem... Oh! Du hast vergessen Harm anzurufen,“ lenkte Chloe geschickt ab.

„Stimmt. Dann werde ich ihn jetzt mal anrufen.“

Mac erhob sich und ging zum Telefon, wo sie Harms Handynummer wählte. Nach kurzem Mal klingeln, meldete sich die automatische Stimme, wo es hieß das der Anrufer zur Zeit nicht erreichbar sei.

„Seltsam! Er hat wohl sein Handy aus gemacht.“

„Und was ist daran so seltsam?“ fragte Chloe mit vollem Mund.

„Er macht sein Handy sonst nie aus.“

„Ey! Vielleicht hat er bei dir auf dem Handy angerufen!“

Mac holte ihr Handy und sah zu ihrem Erstaunen, dass sie schon gestern eine Kurzmitteilung erhalten hatte. Sie klickte die Nachricht an und ihr Erstaunen wuchs: Die Nachricht war von Harm. Sie überflog kurz die Zeilen und seufzte dann.

„Was ist?“

„Er sagt, dass sein Akku leer sei und das er es nicht aufladen kann, da keine Steckdose da ist und dass es angefangen hat leicht zu stürmen.“

„Das ist doch logisch, dass es auf einer Waldhütte keine Steckdose gibt,“ sagte Chloe mit rollenden Augen.

Mac reagierte gar nicht darauf. Sie starrte auf den Fußboden. Sie konnte Harm also in dieser Woche nicht mehr erreichen. Das gefiel ihr überhaupt nicht. Vorallem was sollte er tun, wenn ihm irgendwas passieren sollte? Wenn Harm von einer einsamen Hütte gesprochen hatte, dann meinte er auch einsam. Kein Mensch weit und breit der ihm hätte helfen können und dann dieser Sturm. Ein kleiner Anflug von Sorge überkam sie, doch sie schob den Gedanken beiseite. Er wäre bestimmt nicht begeistert wenn sie ihn besuchen kam. Das ging eh nicht, da er ihr nicht verraten hatte wo die Hütte genau stand. Sie versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass Harm wußte wie man sich auch verletzt in einer Notsituation zu verhalten hatten.


MORGENS

BLOCKHÜTTE

IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Harm war schon aufgestanden, hatte sich mit eiskaltem Wasser gewaschen, rasiert und sich angezogen, als er leise in die Küche hinüber ging. Von seinem Gast sah er auf dem Sofa nur die Rückansicht und ein leiser Schnarchton drang zu ihm hinüber. Harm schnappte sich seinen Wassereimer und ging nach Draußen um frisches Wasser für einen Kaffee zu holen. Der Sturm hatte sich etwas gelegt, aber es ging immer noch ein starker Wind und am Himmel waren dunkle Wolken zu sehen.

Seine Gedanken wanderten zu dem vergangenen Abend. Flim hatte wie ein Wasserfall geredet, aber Harm mußte sich eingestehen, dass es doch ganz lustig geworden war. Dieser Typ hatte scheinbar das Pech gepachtet, wie er auch in den letzten Wochen. Sie tauschten einige, im Nachhinein witzige Episoden ihres Lebens aus und tranken dabei zwei Flaschen Rotwein. Zu Harms Verwunderung hatte er keinen Kater beim Aufwachen verspürt. Er fühlte sich etwas matt, aber das kam wohl eher daher, dass sie erst um 4 Uhr morgens in die Betten gekommen waren. Natürlich hatte Flim weiter ‚wie’ und ‚danke, vielen Dank’ gesagt, aber der Alkohol vertrieb Harms Wunsch seinen Gast zu knebeln. Zum Glück verschwand Flim heute wieder und er würde seine Ruhe haben und sich weiter entspannen können. Sein Eimer war nun voll genug und er ging wieder zurück ins Haus, wo ihn ein verschlafener Flim erwartete. Dieser murmelte jetzt: „Morgen Harm.“

„Guten Morgen! Auch schon wach?“

„Hmmm... Aua, mein Kopf,“ stöhnte dieser nun.

„Wenn du Glück hast, habe ich eine Kopfschmerztablette für dich.“

Harm leerte etwas Wasser in den Teekessel, schaltete den Gasherd ein und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Küchenschränke. Flim quälte sich aus dem Bett. Seine Haare waren total verwuschelt und von seinen blauen Augen sah man nur ein Drittel.

„Ehm... kann man sich hier irgendwo Wasser ins Gesicht hauen?“

„Ja. Hier!“

Harm füllte etwas Wasser in eine Plastikschüssel und drückte sie ihm in die Hände.

„Danke, vielen Dank.“

Harm verdrehte stumm die Augen, ohne das sein Gast davon etwas mitbekam. Flim tauchte einen Finger in die Schüssel und zog ihn sofort wieder zurück.

„Boah! Das ist ja A... kalt!“

Sein Gastgeber grinste und erwiderte: „Damit wirst du wach werden!“

„Hmmm...“

Schnell spritzte Flim sich etwas Wasser ins Gesicht und trocknete sich dann mit dem unteren Teil seines T-Shirts. Mit den Händen versuchte er seine Haare in eine geordnete Form zu bringen – zwecklos.

„Vielleicht sollte ich mal wieder zum Friseur,“ murmelte Flim vor sich her.

„Ich fahre dich nach dem Frühstück in die nächste Stadt, okay?“

„Wie? Ja. Ich ziehe mich mal an. Hoffentlich sind die Klamotten jetzt trocken.“

Er befühlte seine aufgehängte Kleidung und nickte zufrieden. Sie waren nur noch leicht feucht. Etwas zögerlich schlupte er in seine Jeans und zog sich dann seinen weißen Fishbone Pulli über. Harm holte unterdessen Toast, Marmelade und Kaffee aus den Schränken. Der Teekessel begann zu pfeifen und Harm löffelte acht gehäufte Kaffeelöffel in die Glaskanne, füllte dann anschließend vorsichtig das heiße Wasser in die Glaskanne und wartete. Flim trat zu ihm in die Küchnische.

„Soll ich die Toastscheiben rösten?“

„Ja, aber vorher mußt du das Feuer wieder in Gang bringen. Kannst du das?“ fragte Harm.

„Wie? Ein Versuch ist es wert.“

Harm drückte nun das Kaffeesieb nach unten, schnappte sich dann die Frühstücksutensilien und brachte sie zu dem Couchtisch. Sein Gast hatte in der Zwischenzeit neue Holzscheite im Kamin aufgehäuft, alte Zeitungen dazwischen gestopft und zündete diese nun an. Kleine Flammen bildeten sich und durch Flims pusten wuchsen sie an, als schließlich das Holz anfing zu brennen. Zufrieden sah Flim zu Harm, der quittierte das mit einem breiten Grinsen.

„Dafür das du meistens vom Pech verfolgt wirst, hat das richtig gut geklappt!“ stichelte er nun.

„Danke, vielen Dank. Manchmal habe selbst ich lichte Momente,“ erwiderte Flim sarkastisch.

„Wie alt bist du eigentlich?“

„Du darfst raten!“

„Hmmm... also gestern, wo ich dir die Tür aufgemacht habe, habe ich dich auf Anfang 30 geschätzt. Nach deiner Ausdrucksweise würde ich dich auf Mitte 20 schätzen.“

Flim zog eine Grimasse und sagte dann seufzend: „Mein Gerede verrät mich ständig.“

„Mitte 20?“

„Ja. 24 um genau zu sein. Und du?“

„Älter!“ lachte Harm.

„Wie? 38?“

„So ungefähr.“

„Ich verstehe schon in deinem Alter redet man nicht mehr gerne über sein Alter,“ grinste Flim frech.

Harm zog eine Augenbraue nach oben und schmunzelte: „Vielleicht.“

„Und was machst du beruflich, wenn du nicht gerade hier in dieser Einöde bist?“

„Ich bin Anwalt und arbeite für das Judge Advocate General Corps der US NAVY.“

„Huuiii! Das kommt natürlich viel besser bei den Frauen an, als Kosmetikvertreter.“

„Du hast vielleicht Probleme,“ meinte Harm grinsend.

„Gibt es was Wichtigeres als Frauen für dich?“

„Ja, das gibt es. Mein Job ist mir sehr wichtig. Wie ist das bei dir?“

„Hmm... Frauen sind mir schon wichtig, aber auch Männer sind nicht zu verachten,“ entgegnete Flim breit grinsend.

„Wie meinst du das denn?“

„Wie werde ich das wohl meinen? Hmm..? Ich bin bisexuell.“

Fassungslosigkeit zeichnete sich auf Harms Gesicht ab.

„Jetzt schau nicht so! Ich sage dir was du hören willst: Du gefällst mir. Du hast so was... so was extrem Erotisches an dir,“ erklärte Flim ihm mit einem Augenaufschlag.

„Ja?“

„Ja. Aber das hörst du wahrscheinlich sehr oft, oder?“

„Na ja... So direkt weniger,“ stotterte Harm verwirrt.

„Aber nach deiner Reaktion zu urteilen bist du stockheterosexuell, eh?“

Sein Gastgeber nickte nur stumm.

„Das ist aber sehr schade.“

„......“



MITTAGS

JAG HQ

FALLS CHURCH, WASHINGTON D.C.

Mac saß mit Harriet in der Kantine und unterhielt sich ihr über Harm und Chloe.

„Sie haben schon Recht, Ma’ am. Dem Commander wird der Urlaub bestimmt mal ganz gut tun, nach den aufregenden vergangenen Wochen.“

„Ich verstehe nur nicht, wie er das Bedürfnis erlangt hat in die Einöde zu fahren.“

„Männer! Die kann man einfach nicht verstehen,“ grinste Harriet.

„Wie wahr!“

„Schade, dass Chloe schon wieder weg ist, Ma’ am.“

„Ja, sie fehlt mir jetzt schon ein wenig.“

„Sie wird Sie wieder besuchen kommen, spätestens in den nächsten Ferien.“

„Bis dahin dauert es wieder eine Ewigkeit,“ seufzte Mac traurig.

„Ich weiß, Ma’am. Wie wär`s? Wollen Sie nicht heute abend zu uns zum Essen kommen? Klein AJ würde sich bestimmt freuen.“

„Das ist sehr lieb von Ihnen, Harriet. Ich komme gerne,“ sagte Mac.

„Gut. Dann kommen Sie um 20Uhr. Ich mache Chicken Wings und Pommes Frites.“

„Dann komme ich noch viel lieber,“ lachte Mac und Harriet lachte mit.

„Ma’am? Wann kommt denn der Commander wieder zurück?“ fragte Harriet kurz darauf.

„In vier oder fünf Tagen. Genau weiß ich das auch nicht.“

„Vielleicht sollten Sie ihn mal besuchen?“ meinte Harriet mit einem Anflug von ihrer Verkupplungstaktik.

Mac ignorierte diesen Unterton in ihrer Stimme: „Ich glaube das ist keine gute Idee. Harm meinte er bräuchte Ruhe und die will ich ihm lassen.“

„Dann rufen Sie ihn doch mal an!“

„Harriet!?“ warnte Mac. „Harm... Ich meine der Commander wird schon wissen was er tut und wenn er sagt er braucht Abstand, dann werde ich mich daran halten.“

Harriet senkte etwas verlegen den Kopf und sagte leise: „Ich will doch nur das Beste für Sie.“

Mac grinste und erwiderte: „Oh ja! Wenn ich da an ein gewisses Weihnachtsfest denke und die dazugehörigen Traditionen... Soll ich weiter machen?“

Ihre Freundin hatte den Anstand zu erröten: „Sie passen einfach so gut zusammen, Ma’ am. Nur leider sehen Sie beide das nicht.“

Mac mußte sich sehr zusammen reißen um nicht laut aufzulachen. Was würde Harriet wohl dazu sagen, wenn sie ihr jetzt sagen würde, dass ihre Mühe völlig umsonst war, da sie und Harm schon seit einer Weile ein Paar waren? Laut sagte sie jedoch: „Harm und ich sind nur gute Freunde und Kollegen, und mehr wird auch....“

„Niemals drauß werden. Ich weiß,“ beendete Harriet den Satz seufzend. „Das ist so schade.“

„Es ist nun einmal so.“

„Wir werden sehen,“ meinte Harriet mit wieder erwachtem Kampfgeist. „Sie werden schon noch erkennen, dass sie beide zusammen gehören.“

Mac sagte nichts darauf, denn es war eh zwecklos. Ihre Freundin hatte es sich in den Kopf gesetzt, sie und Harm miteinander zu verkuppeln, dass jedes weitere Wort völlig umsonst wäre. Vielleicht sollte sie Harm mal anrufen? Ach nein, das ging ja nicht. Sein Handyakku war ja leer. Enttäuschung und Wut machte sich in ihr breit. Sie wünschte er wäre jetzt hier und nicht irgendwo in der Wildnis. Mac brauchte ihn zum reden und sie konnte ihn nicht erreichen. Mal sehen, wie lange sie diese Harm Abstinenz noch aushalten konnte. Was er wohl gerade machte?


MITTAGS

BLOCKHÜTTE

IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA
Sie hatten zu Ende gefrühstückt, das Geschirr dann gespült und saßen nun noch etwas miteinander redend auf dem Sofa, bis Harm schließlich meinte: „So, ich glaube es wird Zeit, dass ich dich in die nächste Stadt fahre.“

„Wie? Ja, dass ist eine gute Idee. Ich glaube der Sturm wird wieder kommen.“

Harm erhob sich und streifte seine Jacke dann über. Flim tat es ihm gleich. Sie gingen zu Harms SUV und setzten sich rein. Während Flim sich anschnallte, steckte Harm den Schlüssel ins Schloß und wollte den Motor starten, doch nichts geschah. Kein Geräusch war zu hören. Er versuchte es noch ein Mal. Flim sah ihn fragend an.

„Nun komm schon!“ sagte Harm zu seinem Wagen. Ein erneuter Versuch endete mit dem gleichen Resultat: Es passierte nichts. Mürrisch betätigte er den Schalter zum öffnen der Motorhaube und stieg dann aus. Ein Blick in den Motorraum genügte: Ein Nagetier hatte gute Arbeit geleistet. Sämtliche Kabel hingen zerbissen herum und aus einem Schlauch tropfte Motorkühlflüssigkeit.

„Verdammter Mist!“ brüllte Harm und kickte wütend einen Stein weg.

Flim stieg nun ebenfalls aus und selbst er erkannte, dass dieses Auto sich kein Stück mehr bewegen würde.

„So ein Mist aber auch! Ich habe heute noch Termine bei einigen Kunden.“

„Ja und? Ich kann doch auch nichts dazu, dass mein Wagen nun schrottreif ist,“ erwiderte Harm mit zornigem Gesichtsausdruck. Flim hob besänftigend die Hände und meinte: „Das ist wohl höhere Gewalt gewesen. Komm! Hier können wir eh nichts mehr ausrichten und der Wind wird auch immer stärker, lass uns reingehen und beratschlagen.“

„Hmmm...“

Die beiden Männer kehrten zu der Blockhütte zurück. Stillschweigend setzten sie sich auf die Sofas und versanken im Nachdenken. Nach einer kleinen Ewigkeit räusperte Flim sich: „Wie wärs, wir warten den Sturm ab und laufen dann zur nächsten Stadt?“

Harm sah ihn kurz nachdenklich an und murmelte dann: „Was bleibt uns anderes übrig?“

Er versank im Grübeln. Das war doch wie verhext! Erst war sein Handyakku leer, dann kam Flim, weil sein Auto eine Panne hatte und jetzt? Jetzt war sein eigener Wagen schrottreif. Zu allem Überfluß fiel ihm siedendheiß ein, dass er Mac nun überhaupt nicht mehr erreichen konnte. Ihre Stimme zu hören hätte ihm bestimmt jetzt gut getan... Harm seufzte tief.

„Hey!? So weit kann das nächste Haus ja nicht entfernt sein, oder?“

„Es wird schon ein ordentlicher Fußmarsch werden. Wenn wir morgen früh aufbrechen sind wir hoffentlich abends da.“

Flim sah ihn mit aufgerissenen Augen an: „So weit???“

Harm nickte nur stumm.

„Na klasse! Habe ich schon erwähnt, dass ich wandern hasse? Nein? Na nu!? Diese frische Luft hier bekommt mir nicht. Auch egal. Eigentlich bin ich nur auf der Durchreise... Weißt du, ich finde die Menschen hier Draußen haben auch ein Anrecht auf Schönheit. Mein Chef hat sich noch darüber lustig gemacht, aber ich hab zu ihm gesagt, dass er sich schon noch wundern wird. Ich werde meinen Verkaufrekord noch einstellen. Der letzte Verkaufsschlager war eine Anti-Cellulite Creme und die Frauen haben sie mir aus der Hand gerissen, dazu....“

Harm stellte auf Durchzug. Flim war ja durchaus sympatisch, wenn er nicht ständig quasseln würde. Das würde ein Gewaltmarsch werden, wenn Harm sich richtig erinnerte, war es von dem letzten Haus bis zu seiner Blockhütte etwa eine Stunde Autofahrt. Zu Fuß würde es mindestens doppelt so lange dauern. Was Mac wohl gerade machte?


ABENDS 21.15 Uhr Ortszeit

HAUS DER FAMILIE ROBERTS

Klein AJ war schon im Bett, während die Erwachsenen noch zusammen saßen und sich unterhielten.

„Wie geht’s dem Commander?“ fragte Bud.

„Ich hoffe gut,“ antwortete Mac mit hochgezogenen Schultern.

„Haben Sie denn nicht miteinander telefoniert?“ erkundigte Harriet sich erstaunt.

„Harriet!“ kam es warnend von Bud. „Das geht uns nichts an.“

Mac winkte ab: „Schon in Ordnung, Bud. Er hat mir eine SMS geschrieben und gesagt, dass der Akku seines Handys leer sei und er daher nicht mehr erreichbar sein würde, da es dort keine Steckdose bzw. Stromleitung gäbe.“

„Oh!“ entfuhr es Harriet.

„Ist vielleicht auch ganz so. Ein bisschen Abstand von einander tut uns beiden sicherlich gut.“

„Das denke ich nicht, Ma’ am,“ antwortete Harriet.

Bud warf seiner Frau wieder einen warnenden Blick zu.

„Wie auch immer. Ich kann ihn nicht erreichen und daher gibt es dazu auch nichts mehr zu sagen.“

„Wie geht’s denn Chloe?“ fragte Bud schnell, ehe seine Ehefrau auf den Gedanken kam, noch weiter zu bohren.

„Ich habe nur kurz mit ihr telefoniert. Sie ist gut gelandet.“

„Das ist schön,“ erwiderte Bud und wußte nichts mehr dazu zu sagen.

„Ja. Sie fehlt mir schon jetzt. Aber ich werde sie in den nächsten Schulferien mal besuchen,“ sagte Mac.

„Vielleicht kann der Commander Sie ja fliegen!“ rief Harriet mit leuchtenden Augen.

„Harriet!?“ kam es jetzt vorwurfsvoll von Bud.

Mac grinste nur, als sie entgegnete: „Ich setze mich mit dem Commander nur dann in ein Flugzeug, wenn es nicht mehr anderst geht.“

Nun lachten alle kurz auf.

„Ja, der Commander hat ein Händchen für Bruchlandungen,“ sagte nun Harriet mit ironischem Unterton.

„Und genau aus diesem Grund, würde ich eher laufen, als mit ihm in sein Flugzeug zu steigen.“

„Heißt sein Flugzeug nicht Sarah?“ wollte Harriet mit einem betont unschuldigem Gesichtsausdruck wissen.

„Oh nein! Sie liegen falsch, wenn Sie glauben, Harm hätte sein Flugzeug nach mir benannt.“

Bud entschuldigte sich mit einem verzweifelten Seitenblick auf seine Frau. Warum mischte sich Harriet in Sachen ein, die sie wirklich nichts angingen? Mit hängenden Schultern verließ er das Wohnzimmer.

„Nein, natürlich nicht. Er hat es nach seiner Großmutter benannt. Ich weiß, ich weiß.“

Mac zog eine Augenbraue in die Höhe und sagte ernst: „Das ist die Wahrheit, Harriet.“

„Wer kennt schon die Wahrheit, Ma’ am?“

Daraufhin schwieg Mac und sagte dann: „Für mich wird es jetzt Zeit zu gehen. Vielen Dank für das gute Essen.“

Sie stand von ihrem Stuhl auf und bewegte sich in Richtung Flur. Harriet folgte ihr.

„Wollen Sie wirklich schon gehen, Ma’ am?“

„Ja. Ich habe noch was zu tun und Jingo wartet auch schon auf mich.“

Bud kam wieder hinzu und half ihr in ihre Jacke.

„Danke. Wir sehen uns dann morgen im Büro,“ meinte Mac.

„Ja, Ma’ am. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend,“ erwiderte Bud.

„Das wünsche ich Ihnen auch. Wiedersehen.“

„Wiedersehen Ma’am,“ antwortete Harriet und sah Mac hinterher, die schnellen Schrittes zu ihrem Wagen ging, da es regnete.


ABENDS

BLOCKHÜTTE

IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Flim und Harm standen beide in der kleinen Küchennische und machten sich was zu essen. Es sollte ein Kartoffelauflauf werden. Während Flim emsig am Kartoffeln schälen war, begann er wieder zu reden: „Ich hätte gerade so Lust auf ein fettes Steak mit Pommes. Die argentinischen Rindviecher haben definitiv das beste Steak am Leib. Letztens bin ich in einem kleinen Motel abgestiegen. Keine Ahnung mehr, wo das genau war. Auf jeden Fall bin ich abends in eine Art Bistro gegangen. Mit dem Chef bin ich gleich ins Quatschen gekommen. Für seine Frau hat er dann auch noch die XXL Packung der Anti-Cellulite Creme gekauft und für seine Tochter, unser unschlagbares Angebot von Wimperntusche. Ich hab mit ihm 100 Dollar verdient und zur Feier des Tages hat er mir ein saftiges, blutiges Steak serviert. Man, war das gut!“

Harm stieß es unangenehm auf, während er den Käse raspelte.

„Okay, die Cola schmeckte etwas abgestanden und das Licht von der einen Neonröhre flackerte wie irre, das ging mir schon mächtig auf die Palme. Aber hey! Ich bin kostenlos an ein Steak gekommen. Schlachter bewunder ich ja. Wie die, die Viecher niedermachen und dann auseinandernehmen! Wow! Das Blut sprizt bestimmt nur so in der Gegend rum. Habe ich dir schon erzählt, wie ich kostenlos zu einem Kaninchenbraten gekommen bin?“

Harm schüttelte nur hilflos den Kopf.

„Wie? Ja, also ich war auf der Dingsbums Straße unterwegs und was passiert? Ach ja, da war ringsum nichts als Wald und solches Grünzeug. Auf jeden Fall, flitzte so ein Karnikel über die Straße und was mach ich?“

Er schaute Harm fragend an, doch der zuckte nur ahnungslos mit den Schultern.

„Na, was wohl? Hab voll das Gas durchgetreten. So billig kommt man sonst nicht an einen Hasenbraten,“ grinste Flim breit.

Was hatte er sich bloß ins Haus geholt? Einen Kosmetikvertreter mit Hang zum Tiere tot fahren um sie danach genüßlich zu verspeisen. Ein Schauer lief Harm über den Rücken, als er es sich auch noch vorstellte, wie Flim mit der Chaosfrisur in gespannter Haltung über den Lenkrad saß und drauf wartete ein Tier umzunieten. Bu-huu, war das wiederlich. Das Flim schon weiter quasselte fiel ihm jetzt erst wieder auf.

„.... und was denkste hat das Mädel gemacht? Wie? Yo, zwickt mir in den Hintern und schaut mich mit diesem Ich-will-mit-dir-Sex Blick an. Doch so was mach ich nicht. Bin doch ein anständiger Mann. Mit mir dürfen nur ausgewählte Frauen schlafen. Ich glaube das Mädel hatte unrasierte Beine und das törnt mich so was von ab. Am besten noch den Schambereich vernachlässigen und futsch, ist die Erregung. Nee, nee. Wie manche Frauen sich nur so gehen lassen können. Echt schlimm! Was denkst du?“

„Ähh... was? Ach so! Ja, unrasierte Beine sind nicht unbedingt dazu geeignet den Mann ähh... den Nachbrenner anwerfen zu lassen...“

Flim sah ihn erstaunt an und lachte dann schallend los: „Das ist gut! Das ist richtig gut! Den Nachbrenner anwerfen! Hahahaha...“

In Harm stieg wieder einmal das Verlangen auf, seinen Gast zu Knebeln. Dieses Geschwätz raubte ihm die letzten Nerven. Hatte er Probleme, dass seine Freundin unrasierte Beine hatte? Oder das sie ihn nicht antörnte? Die klare Antwort lautete: Nein. Vielleicht sollte er Flim mal nett darauf hinweisen, dass er eine Freundin hatte? Denn irgendwie hatte Harm das Gefühl, als ob Flim noch etwas verheimlichte. Das Flim ihn erotisch fand, war nicht unbedingt ein Beitrag dazu gewesen, ihn nur als ein Mann anzusehen und mehr nicht. Warum mußte dieser Kerl auch bisexuell sein? Und jetzt sollte er auch noch mit ihm einen langen „Spaziergang“ zum nächsten Haus machen? Diese Vorstellung ließ ihn leise aufstöhnen. Wenn er Glück hatte, würde Flim bis morgen heiser sein und kein Mucks mehr von sich geben können. Das wäre zu schön um wahr zu sein. Ein Seitenblick auf seinen Gast zeigte ihm, dass dieser noch weit davon entfernt war, denn er redete schon fleißig weiter.

„Mein Ex hat sich sogar die Rückenhaare weglasern lassen – er hatte sehr viel davon und ich mußte es ihm einfach sagen, dass ich das sehr unerotisch fand.“

Hatte er Rückenhaare? Nein! Verflucht!

„Männer müßten viel mehr aus sich machen, aber dazu sind sie zu faul und zu geschmacksgestört. Wirklich! Wie kann man nur Hawaiihemden tragen oder diese ausgeleierten weißen Feinrippunterhosen? Kein Wunder weshalb Frau dann schreiend das Schlafzimmer verläßt, eh? Sag mal? Trägst du weiße Feinrippunterhosen?“ fragte Flim nun den erstarrten Harm.

„Nein... Ich meine.. ich meine ja. Ich fühl mich einfach damit am wohlsten,“ log Harm aus purer Verzweiflung.

„Nein!“ keuchte Flim entsetzt. Seine Gesichtsfarbe wechselte kurz zu weiß mit einem kleinen Stich grün und dann wurde er rot.

„Doch! Meine Mutter hat mir immer diese Dinger gekauft und na ja, ich bin dabei geblieben. Diese komischen Boxershorts sind doch wirklich unerotisch. Findest du nicht?“ erwiderte Harm mit unterdrücktem Lachen.

„Du machst Witze?“

„Nein, wirklich nicht. Dieses Rumgeschlabber und dann auch noch diese Motive darauf. Ich habe da neulich eine gesehen, die hatte Zeichentrickfiguren darauf die miteinander verschiedene Stellungen machten. Das ist doch echt fehl am Platz, wenn man mit seiner Frau schlafen will.“

Langsam machte es Spaß, den geschmacklosen Mann zu spielen. Flim wirkte immer noch aufrichtig schockiert über Harms Worte. Er drehte sich nun zu ihm um und sah ihm direkt in die Augen.

„Ich will dir mal was erklären. Frauen finden ausgeleierte Feinrippunterhosen, am besten noch mit Eingriff, so ziemlich das Unerotischste was ein Mann aufbieten kann.“

„Das ist doch nicht wahr! Meine Freundin sagte zu mir, dass sie meine Unterhosen sehr sexy findet.“

„A-ha. Dann muß deine Freundin zu den drei Prozent gehören, die unrasierte Beine haben und Baumwollschlüpfer die über den Bauch gehen, tragen.“

Mac in Baumwollschlüpfern, die am besten noch über den Bauch gingen – unvorstellbar.

„Willst du meine Freundin beleidigen??“ kam es jetzt drohend von Harm, der immer mehr Mühe hatte, ernst zu bleiben.

Flim hob sich ergebend die Hände: „Das würde ich doch nie tun.“

„Hat sich aber gerade so angehört!“

„Ach na ja, die Geschmäcker sind eben verschieden,“ rettete sich Flim aus der Bredouille.

Harm biß sich ordentlich auf die Unterlippe um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Flim war mit einem Male stumm wie ein Fisch geworden. Hatte Harm das etwa mit seiner Aussage, dass er Feinrippunterhosen trug, erreicht? Hey, wenn das so einfach war Flim ruhig zu bekommen, dann sollte er ihn öfter mal so schocken.


SPÄT ABENDS

MACS WOHNUNG

GEORGETOWN, WASHINGTON D.C.

Mac hatte sich gerade mit einer Tasse heißen Kakao auf ihrem Sofa gemütlich gemacht, als es an ihrer Wohnungstür klopfte. Ihre innere Uhr sagte ihr, dass es kurz nach 22.30 Uhr war. Etwas erstaunt über den späten Besuch, ging sie öffnen. Ein großer Strauß roter Rosen lag vor ihrer Tür. Sie hörte noch, wie unten die Haustür ins Schloß fiel. Mac hob den Strauß hoch und suchte nach einer Karte. Sie wurde auch gleich fündig. Sollte der Strauß etwa von Harm kommen? Das hätte sie von ihm nie erwartet und deshalb war sie sehr überrascht von dem Text, der darin stand. Während sie begann zu lesen, trat sie wieder in ihre Wohnung zurück und versetzte der Tür einen Tritt.

„Ich liebe dich, weil ich dich lieben muß;

Ich liebe dich, weil ich nicht anders kann;

Ich liebe dich nach einem Himmelsschluß;

Ich liebe dich durch einen Zauberbann.

Dich lieb’ ich wie die Rose ihren Strauch;

Dich lieb’ ich wie die Sonne ihren Schein;

Dich lieb’ ich, weil du bist mein Lebenshauch;

Dich lieb’ ich, weil dich lieben ist mein Sinn.

Ein Verehrer.“

Da war er ja wieder, ihr heimlicher Verehrer. Sie hatte eigentlich erwartet, dass er sich nicht mehr melden würde, da seit seinem letzten Brief, doch schon einige Zeit vergangen war. So deutlich hatte er ihr bis dato noch nie zu verstehen gegeben, dass er sie liebte. Wer steckte bloß dahinter? Sie mußte sich eingestehen, dass seine Aufwartung ihr ungemein schmeichelte. Nur leider hatte sie überhaupt keine Idee, wer der heimliche Verehrer sein sollte. Doch genau das war es auch was es ausmachte: Das Geheimnisvolle. Ob er wußte, dass sie mit Harm zusammen war? Harm! Oh ja, sie vermisste ihn. Ihre Freude über den Blumenstraß wich einem Gefühlsmix aus Einsamkeit und Traurigkeit. Mac ging in ihre Küche und suchte ein Vase heraus. Als sie nun die Blumen in die mit Wasser gefüllte Vase stellte, nahm sie erst den guten Duft der Rosen wahr. Der Rosenstrauß fand einen Platz auf ihrem Couchtisch. Nachdenklich setzte sie sich auf ihr Sofa und fing an zu Grübeln. Wer war der geheimnisvolle Verehrer? Kannte sie ihn persönlich? Vielleicht war es ein Mandant? Oder ein Kollege? Das es Harm war, war nahezu ausgeschlossen. Es sei denn er hatte diesen Strauß, bevor sein Handyakku leer wurde, telefonisch bestellt? Nein. Harm war doch ein Gentleman und einen Strauß Rosen per Boten bringen zu lassen, paßte nicht zu ihm. Geschenke übergab man immer persönlich, dass hatte er mal gesagt. Harm war es also nicht. Schade eigentlich. Wer konnte es denn sonst sein? Sie ging die Männer durch, mit denen sie regelmäßig zu tun hatte. Zu einem zufriedenem Resultat kam sie nicht. Mit einer engischen Geste verscheuchte sie ihre Überlegungen und schaltete stattdessen den Fernseher ein, doch die Geschehnisse bei Desperate Housewifes schafften es nicht, sie ganz aus ihrer Überlegung zu holen. Verdammt! Wer war der Verehrer???



5 UHR MORGENS

BLOCKHÜTTE
IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Ein Klopfen riß Flim aus dem Schlaf. Er hörte wie der Regen auf das Dach der Blockhütte trommelte. Der Wind rüttelte an den geschlossenen Fensterläden und durch schmale Holzritze sah er das es blitzte. Vorsichtig stand er auf und tastete nach der Taschenlampe die auf dem Couchtisch lag. Als das Licht nun aufflammte, mußte er kurz geblendet die Augen schließen. Seine Augen gewöhnten sich an das Licht und nun sah er im Schein der Taschenlampe, das Harm in der Tür stand.

„Hat es gerade geklopft?“ fragte Harm nun.

„Ja. Ich habe es auch gehört. Wer das wohl ist? Bei diesem Wetter?“

Harm grinste: „Vielleicht ein Kollege von dir?“

„Sehr witzig!“ knurrte Flim.

Er ging zur Wohnungstür und öffnete sie. Draußen stand eine Gruppe von Menschen, die er als Wandergruppe abtat. Harm gesellte sich zu ihm.

„Ja bitte?“ fragte Harm nun die Frau, die in dem Licht der Taschenlampe stand.

„Entschuldigen Sie die Störung, aber wir `aben uns verlaufen,“ antwortete die Frau mit starkem französischem Akzent.

„Wohin wollen Sie denn?“

„Nach Chicken Town.“

„Das ist einige Meilen von hier entfernt. Heute Nacht werden sie das nicht mehr schaffen,“ erwiderte Harm.

„Können Sie mir die Richtung zeigen?“

„Anderer Vorschlag: Sie kommen jetzt erstmal rein und wärmen sich etwas auf.“

„Isch glaube das wird etwas ehm.... klein werden,“ entgegnete die Frau.

„Überlegen Sie es sich. Ihre Wandergruppe würde sich bestimmt freuen.“

„Wandergruppe? Wir sind mit einer neunten Klasse im Schullandheim hier in der Nähe. Mein Name ist Florence LaVain.“

Eine ganze Schulklasse in dieser kleinen Hütte? Manchmal war es nicht so klug, den Höflichen zu geben, dachte Harm.

„Draußen regnet es! Jetzt kommen Sie doch bitte herein,“ bat Harm trotz seiner Bedenken.

„Wie Sie meinen!“ meinte nun Madame LaVain. Sie drehte sich um und sagte irgendwas auf französisch, was aber weder Harm noch Flim verstand. Die Beiden sahen sich nur stumm an.

„Ich glaube, wir sollten uns schnell mal was anziehen, eh?“ schlug Flim vor.

Harm sah an sich herunter. Er hatte nur seinen blauen Schlafanzug an und Flim stand in schwarzen Boxershorts und weißen T-Shirt da. Wie auf Kommando drehten die beiden sich um und beeilten sich, etwas anderes anzuziehen bzw überzuziehen.

Florence gehörte offenbar zu den Lehrerinnen, die einen energischen Zug an den Tag legten, denn sie scheuchte die Klasse mit einem Wortschwall auf Französisch in die kleine BlockhütteHandH. Die französische Schulklasse entpuppte sich tatsächlich als eine große Gruppe, die aus 15-16 jährigen weiblichen Teenies bestand. Neugierig sahen sie sich um, die Mädels fingen gleich an zu tuscheln, als sie Harm und Flim sahen.

„Setzen Sie sich doch! Wollen Sie eine heiße Tasse Tee? Allerdings habe ich nicht genügend Tassen oder Gläser für alle,“ sagte Harm nun.

Er stand neben Flim in der Küche und musterte die Teenie Gruppe, die aufgeregt auf Französisch miteinander sprachen. Was sie sich wohl gerade erzählten, fragte Harm sich zwangsläufig.

„’ören Sie guter Mann. Es ist nett von Ihnen dass sie uns ein... ehm... warmes Haus geben, aber wir wollen so schnell wie möglich von hier fort. `aben Sie Telefon?“

„Ich bedaure. Nein. Mein Name ist übrigens Harmon Rabb und das ist Mr. Flim Erikson. Unser Wagen ist kaputt und wir wollen morgen früh ebenfalls nach Chicken Town. Wenn Sie wollen, können Sie uns begleiten.“

Mrs. LaVain schaute ihn mit einem Blick an, der sagte: „Ich fresse dich gleich.“ Harm wich einen Schritt zurück und tauschte mit Flim einen bedeutungsvollen Blick aus.

„Hören Sie Mrs. LaVain. Wir wollen Ihnen nichts böses. Wir wollen Ihnen nur helfen. Es steht Ihnen frei, den Weg nach Chicken Town alleine zu finden,“ sagte nur Flim.

„Ahh... isch werde mich mit meiner Kollegin beraten,“ antwortete diese nun und ging zu ihrer Kollegin, wo sie sich angeregt zu unterhalten begannen.

„Oh man! Ein ganzer Hühnerstall voll Teenies,“ seufzte Flim.

„Tja, was man hier nicht alles in der unberührten Natur kennenlernt,“ grinste Harm.

Flim überging dies und sagte stattdessen leise: „Diese LaVain ist auf jeden Fall eine Schreckschraube. Mit ihr werden wir noch viel Spaß haben. Hast du die langen roten Fingernägel gesehen? Als ob sie auf Männerraubzug wäre.“

„Hmm.. Mir ist sie auch etwas unsympatisch,“ mußte Harm gestehen. „Glaubst du die Teenies können englisch?“

Flim zuckte ahnungslos mit den Schultern: „Wahrscheinlich ist ihr Englisch, genauso gut wie unser Französisch.“

„Häh?“

„Kannst du vielleicht Französisch?“

„Nein.... Wenn doch nur Mac hier wäre,“ seufzte Harm.

„Mac? Wer ist das denn?“ fragte Flim mit nach oben gezogenen Augenbrauen.

„Meine Frau. Sie kann sogar Farsi.“

„Oh! Sie ist aber nun mal nicht hier. Wußte gar nicht, dass du verheiratet bist.“

Harms Stirn legte sich in Falten: „Wieso verheiratet?“

„Na, du hast doch eben gesagt, dass deine Frau sogar Farsi kann.“

„Sie ist meine Freundin. Besser?“

„Nein,“ erwiderte Flim kurz.

„Nein?“

„Nein.“

„Aber wieso?“ fragte Harm nun ganz konfus.

„Egal. Komm! Lass uns mal lieber Tee kochen,“ meinte Flim und begann Tassen und Gläser aus den Schränken zu holen. Harm sah ihn immer noch verwirrt an. Dieser Flim wurde immer merkwürdiger. Er drückte sich manchmal so geheimnisvoll aus...

„Harm?“

„Wie? Ja, ich hole schon Wasser.“

Harm ging mit dem Eimer in der Hand zur Wasserpumpe. Draußen stürmte es immer noch und es schien auch nicht so, als ob der Sturm heute noch abflauen würde. Etwas mürrisch machte er sich daran das Wasser hoch zu pumpen.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: The Real Insanity oder Der ganz normale Wahnsinn III.!? von Flim

#7 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:35

MORGENS

MACS WOHNUNG

GEORGETOWN, WASHINGTON D.C.

Ihr Wecker riß sie aus ihren Träumen. Mit einem kräftigen Schlag auf ihren Wecker verstummte dieser nun und sie starrte gedankenverloren zur Decke hinauf. Die halbe Nacht lang hatte sie sich mit dem Gedanken an ihren Verehrer herumgeschlagen. Das sie nicht wußte wer es war, beschäftigte sie auch jetzt noch. Es war Zeit aufzustehen und den Verehrer, Verehrer sein zu lassen. Mit einer energischen Handbewegung schlug sie die Bettdecke zurück und stand auf. Mit kurzen Schritten war sie im Badezimmer und hüpfte dort als erstes Mal unbekleidet unter die Dusche. Gegen ihre Angewohnheit duschte sie sich sogar mit lauwarmen Wasser. Langsam wurde sie wach.

Nach der schnellen Dusche zog sie sich an, lief dann in die Küche um etwas zu frühstücken. Während sie zwei Toastbrote mit einer dicken Schicht Nougatcreme bestrich, glitten ihre Gedanken zu Harm. Hoffentlich war alles bei ihm in Ordnung? Harmon Rabb Junior besaß ein unerschütterliches Talent sich regelmäßig in gefährliche oder peinliche Situationen hinein zu manövrieren. Das mußte ja nicht der Fall sein, aber es könnte der Fall sein. Mac seufzte tief und biß etwas lustlos in den Toast. In ihrem Gehirn formte sich allmählich eine Idee, die sie auch nicht zu verdrängen mehr vermochte. Das sie Harm nicht erreichen konnte, störte sie von Tag zu Tag immer mehr. Was war, wenn wirklich was passiert war? Und er hilflos und vielleicht verletzt in dieser Hütte auf dem Boden lag? So konnte das nicht mehr weiter gehen! Mac haute mit der Faust auf den Tisch. Ihr Entschluß war gefasst. Sie würde heute zum Admiral gehen und um ein paar Tage Urlaub bitten und wehe er sollte ihr diese Tage verwehren! Sie mußte einfach wissen, dass es ihm gut ging.

Mac biss noch zwei Mal von ihrem Toast ab, ging dann hinüber ins Bad um Zähne zu putzen, um dann kurze Zeit später Jingo noch sein Futter hinzustellen. Sie schnappte sich ihre Tasche und ihre Uniformsmütze und verließ das Haus.



7.43 UHR ORTSZEIT

BLOCKHÜTTE

IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Es hatte sich schnell rausgestellt, dass Mrs LaVain die Einzige war, die fließend Englisch sprach. Nachdem sie sich mit ihrer Kollegin unterhalten hatte, trat sie auf die beiden einzigsten Männer in der Blockhütte zu und meinte, mit ihrer näselnden Sprachweise, die etwas hochgestochen daher kam: „Isch `abe mit meiner Kollegin gesprochen. Wir `aben beschlossen, dass isch mit euch... Ihnen mitgehe und die Klasse so lange `ier bleibt. Wenn Sie einverstanden sind?“

Harm sah Flim fragend an. „Was meinst du dazu?“

Flim zuckte mit den Schultern und meinte lapidar: „Von mir aus.“

„In Ordnung. Draussen stürmt es immer noch, aber wir sollten uns dann demnächst auf den Weg machen,“ antwortete Harm.

„Isch warte nur auf sie,“ entgegnete Mrs. LaVain kurz.

„Wenn Sie gestatten, wollen wir uns noch unseren Proviant zusammenstellen,“ sagte Flim ebenso hochgestochen wie zuvor Mrs. LaVain.

„Bitte!“

Mrs. LaVain machte auf dem Absatz kehrt und ging zu ihrer Kollegin zurück.

„Na Klasse! Ausgerechnet diese... dieses.. Männerfressende Weibsbild kommt mit,“ kommentierte Flim Mrs. LaVains Zusage mit finsterem Blick.

„Wir sind doch zu Zweit. Da wird sie sich wohl nicht an unser Fleisch machen,“ grinste Harm breit.

„Schau sie dir doch mal an! Ihre Frisur zb. sieht aus als ob sie eingeeist wäre. Kein einziges Haar steht irgendwo ab. Und dann ihr Gesicht! Puuh... Wahrscheinlich kleistert sie sich das Makeup ins Gesicht. Und wenn sie es runter macht, muß sie mit einem Spachtel ran. Oh Himmel! Und O-Beine hat sie auch noch!“

Harm mußte sich zusammen nehmen um nicht zu lachen. Im Stillen jedoch mußte er Flim zustimmen. Diese Frau war ein perfektes Beispiel für ein autoritäres Lehrerbild. Ihre braungrauen Haare trug sie streng zusammengebürstet in einem Haarknötchen, was wohl im Mittelalter mal IN war. Ihre ganze Erscheinung wirkte wie ein Abbild einer Küchenmagd aus vergangenen Jahrhunderten. Er konnte nichts finden, was diese Frau irgendwie sympatisch machte. Ihre Schülerinnen taten ihm sehr leid.

Flim hatte unterdessen angefangen ihr Essen zusammen zu suchen.

„Harm? Du mir fällt da noch was ein... Das ich da nicht früher drauf gekommen bin.“

„Was?“

„Vielleicht bekommen wir mein Auto wieder flott. Ich habe zwar keine Schimmer davon, aber wenn du...?“

„Es mal anschaust,“ vollendete Harm Flims Satz. „Da hätten wir auch eher mal drauf kommen können. Komm! Lass uns gleich mal zu deinem Auto gehen.“

„Okay.“

Harm ging in sein Schlafzimmer und holte seine Lederjacke, während Flim seine Jacke überstreifte.

„Mrs. LaVain? Harm und ich werden erstmal mein Auto ansehen, bevor wir los gehen. Wenn wir Glück haben, kriegen wir es wieder zum Laufen.“

„Tun Sie das! Aber beeilen sie sich!“

Flim erwiderte nichts mehr darauf und wartete stattdessen auf Harm, der nun zu ihm trat. Beide verließen kurz darauf die Blockhütte um zu Flims Wagen zu gehen.

Draussen pfiff der Wind noch ganz ordentlich und es waren immer noch dunkle Wolken am Himmel.

„Beeilen wir uns!“ rief Harm gegen den Wind an.


JAG HQ

FALLS CHURCH, VIRGINIA

Mac war als erstes zum Büro ihres CO`s gestürmt und nun saß sie in einem Sessel ihrem Chef gegenüber.

„Nun Colonel, was kann ich für Sie tun?“

„Sir, ich möchte um ein paar Tage Urlaub bitten,“ antwortete sie schnell.

Der Gesichtsausdruck des Admirals wandelte sich von höflich zu einem entgeisterten Ausdruck.

„Wie bitte? Wie Sie vielleicht wissen ist Commander Rabb schon im Urlaub und ich kann wirklich niemanden mehr entbehren. Tut mir leid, Colonel.“

„Aber Sir!“

Ein ungläubiger Blick traf sie: „Habe ich mich unverständlich ausgedrückt?“

„Nein Admiral. Es ist nur so, dass der Commander seit Tagen nicht mehr zu erreichen ist und ich... ich..“ Sie geriet ins Stottern. „Sein Handyakku ist wohl leer und...“

„Colonel!“ donnerte es jetzt. „Commander Rabb ist ein erwachsener Mann, der sich zu helfen weiß.“ Und in einem anderen Ton: „Er macht doch nur Urlaub, was soll da schon groß passieren?“

„Ich weiß nicht, Sir. Aber ich habe so ein merkwürdiges Gefühl.“

Admiral Chegwidden seufzte tief und fuhr sich über seine hohe Stirn. Mac hatte beim Absturz von Harm ein unglaubliches Déja-Vu gehabt, was war wenn sie jetzt wieder recht hatte? Er sah sie stumm an. Was sollte er tun? Er konnte sie eigentlich nicht entbehren und schon gar nicht ein paar Tage lang, aber...

„Okay, Colonel. Haben Sie dringende Fälle oder einen Gerichtstermin?“

„Nein, Sir.“

„Gut. Ich gebe Ihnen die zwei Tage frei, aber am Montag stehen Rabb und Sie wieder pünktlich auf der Matte. Ist das verstanden, Colonel?“

„Ja, Sir. Aye, aye Sir.“

„Gut. Wegtreten!“

„Jawohl Sir. Danke Sir.“

Mac rannte beinahe aus dem Büro des Admirals. Auf dem Weg zu ihrem Büro traf sie auf Harriet.

„Hallo Ma’ am.“

„Hallo Harriet!“

„Haben Sie was von Commander Rabb gehört?“

„Nein. Und daher werde ich ihm jetzt nachreisen.“

„Sie fahren zum Commander? Auf die romantisch gelegene Blockhütte?“ hakte Harriet nach.

„Ich fahre ihm nach, weil ich das Gefühl habe, ihm ist etwas zugestoßen.“

„Oh nein! Glauben Sie das wirklich, Ma’ am?“

„Ich hoffe, ich irre mich,“ sagte Mac und griff nach ihrer Tasche.

„Wenn Sie Hilfe brauchen rufen Sie an, ja?“

„Ich bin ein Marine und ein Marine braucht keine Hilfe,“ erinnerte Mac sie freundlich grinsend daran.

„Schon verstanden, Ma’ am. Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg...“

„Bei was?“

Harriet ließ ein zweideutiges Grinsen auf ihrem Gesicht erscheinen.

„Sie geben wohl nie auf.“

„Nein. Sie etwa?“

Mac beschloß darauf erstmal nichts zu sagen und verabschiedete sich schnell in Richtung Aufzug.


8.51 Uhr ORTSZEIT

BLOCKHÜTTE

IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Die beiden Männer waren missmutig gestimmt wieder zurück gekommen. Die Nagetiere hatten auch bei Flims schrottigen Ford zugeschlagen. Ein Blick hatte genügt und sie waren wieder umgedreht. Nun hieß es sich zusammen zu reißen und los zu marschieren. Flims Laune machte weitere Prozentpunkte nach unten gut, als er sah das Mrs. LaVain einen Eichenstock zur Hand nahm und hinausstolzierte.

„Ssht!? Wollen wir die... dieses Weibsbild nicht lieber hier lassen?“ zischte Flim zu Harm, ehe er aus der Blockhütte trat.

„Jetzt mach dich doch mal locker! Es ist doch nur eine Frau, mehr nicht,“ antwortete Harm schulterzuckend.

Flim rollte mit den Augen und erwiderte: „NUR??? Sag mal bist du blind? Ich verspreche dir, sie wird uns entweder wie ihre Schülerinnen herumkommandieren oder aber – was das schlimmere wäre – sie mutiert zu einer sprechenden Vogelscheuche, die nichts anderes tut als uns die Landschaft zu erklären. Natürlich gäbe es auch noch die Möglichkeit, dass Mrs. LaVain nachts zu einer Werwölfin oder einem Vampir wird, uns dann anknabbert und leer säuft.“

Harm grinste und meinte achselzuckend: „Das werden wir wohl herausfinden. Doch je länger wir hier rum stehen, desto länger dauert der Ausflug nach Chicken Town.“

Flim setzte sich seufzend in Bewegung und Harm folgte, während Mrs. LaVain schon ein gutes Stück vorausgegangen war.

Ihr Weg führte sie zunächst durch einen Laubwald, ehe der Untergrund immer weicher und matschiger wurde. Das blieb natürlich nicht ohne Folgen. Mrs LaVain’ s linker Schuh blieb stecken und die französische Lehrerin trat mit ihren Karostrümpfen direkt in den Matsch, was Flim mit einem schrillen gagerndem Lachanfall kommentierte. Eine kurze heftige Gefühlsbewegung huschte über das, sonst ausdruckslose Gesicht von Mrs LaVain, doch sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Harm hatte sich ein Grinsen ebenfalls verkneifen müssen. Es war aber auch zu komisch anzusehen. Ganz Gentleman versuchte Harm ihr aus dieser Bredouille zu helfen, was aber nicht so einfach zu machen war, da Mrs. LaVain einen französischen Wortschwall von sich gab und sich offensichtlich in einen Wutanfall hineinsteigerte. Flim befreite den Schuh aus dem schlammigen Untergrund und hielt ihr ihn hin. Mrs LaVain riß ihn aus seiner Hand und funkelte ihn dabei böse an.

„Was denn?“ erkundigte sich Flim mit betont harmloser Miene.

Seine Frage wurde ignoriert und Mrs LaVain mit beiden Schuhen wieder an den Füßen stapfte vor sich brabbelnd von dannen. Harm und Flim wechselten bedeutungsvolle Blicke, ehe sie ebenfalls ihren Weg fortsetzten.



MACS APARTMENT

GEORGETOWN, WASHINGTON D.C.

Mac schloß rasch ihre Wohnungstür auf, wo sie gleich auf einen erfreuten Jingo traf. Ein paar kurze Streicheleinheiten später rauschte Mac in ihr Schlafzimmer und begann ein paar Sachen zusammen zu packen, ehe sie sich umzog, ihre Tasche nahm, Jingo an die Leine nahm und zu ihrem Auto lief. Bald darauf stand sie in einem der üblichen Verkehrsstaus, doch diesen nützte sie um sich zu überlegen was sie als nächstes tun sollte. Ihre Finger klopften einen Takt auf das Lenkrad, ehe Mac darüber intensiv nachdachte, wie sie Harm am Besten ausfindig machen konnte. Zunächst einmal wollte sie zu Harms Wohnung, nördlich der Union Station fahren und nach Hinweisen suchen. Warum hatte sie nicht drauf bestanden, dass er ihr die Adresse seines Aufenthaltsort gab? Eigentlich war das auch schon egal, denn jetzt war es schon zu spät.

Mac atmete hörbar aus und Jingo blickte sie mit fragendem Blick an. Sie tätschelte seinen Kopf und erklärte dann: „Natürlich wird ihm nichts passiert sein. Er ist ein erwachsener Mann und kann selbst auf sich aufpassen. Ich weiß Jingo, aber... aber in letzter Zeit hat er doch einiges mitmachen müssen und da mach ich mir nun mal etwas ehm.. Gedanken. Nein! Ich habe doch keine Angst um ihn! Das ist doch lächerlich, mein Süsser!“

Jingo legte den Kopf schief und schaute sie an.

„Was? Warum guckst du mich so amüsiert an? Glaubst du mir etwa nicht?“

„Wuff!“

„A-ha! Und warum denkst du fahre ich zu Harm?“

„Jauuuuuuuuulllll!“

„Jingo!? Was denkst du denn von mir?“

Über Macs Gesicht schlich sich ungewollt ein breites Grinsen. Die Erinnerung von Harms nicht ganz freiwilligem Strip kam ihr in den Sinn. Ein Gefühl von Sehnsucht machte sich in ihr breit und ihre Finger krallten sich fester in das Lenkrad. Ja, sie vermisste ihn und ja, sie hoffte ihn schnell zu finden. Endlich kam Bewegung in die vor ihr stehende Autoschlange und es ging im Stop-and-Go Verfahren vorwärts.



HARMS APARTMENT

NÖRDLICH DER UNION STATION, WASHINGTON D.C.

Mit Jingo betrat sie Harms Wohnung und ein sonderbar schlechtes Gewissen überkam sie. Jetzt stand sie hier in seiner Wohnung, ohne das er davon etwas wusste. Als ob Jingo gespürt hätte, dass sein Frauchen sich etwas unwohl fühlte, stupste er sie mit seiner feuchten Schnauze vorsichtig an. Das riß Mac aus ihren Gedanken.

„Ich weiß auch nicht, warum ich mich so anstelle, Jingo. Es ist nur zu seinem Besten und ausserdem sind wir ein Paar! So und nun suchen wir einen Hinweis wohin es Mr. Rabb Junior verschlagen haben könnte.“

Sie stapfte energisch zu Harms Schreibtisch der tiptop aufgeräumt war. In den Schubladen fand sie ausser einer Reihe Kassetten, einem Stapel leerer Blätter und sonstige Schreibutensilien keine brauchbare Spur. Auf dem Couchtisch lagen zwei Magazine über Flugzeuge und die Fernbedienung für die Stereoanlage. Mac seufzte tief: „Warum muß der Mann auch immer so aufgeräumt sein?“

Jingo blickte sie verständnislos an und ließ dann ein kurzes „Wuff“ ertönen.

Ihr nächster Gang führte in die Küche, doch da fand sich absolut Nichts. Sie ließ ihren Blick über den Esstisch gleiten, der bis auf zwei Kerzenständer und einer blauen Glasschüssel mit Obst leer war, als sie Richtung Schlafzimmer schaute. Mit schnellen Schritten hatte sie die Stufen erklommen und dort fiel ihr Blick auf etwas das auf dem Boden vor dem Bett lag. Das war ein handgeschriebener Zettel von Harm! Dort stand: „Blockhütte, zweite Abzweigung nach Chicken Town.“ Ein breites Grinsen überzog ihr Gesicht, dass war was sie gesucht hatte.

„Zum Glück hat unser Sailor ein eingeschränktes Blickfeld, Jingo!“

„Wuff.“

„Jetzt müssen wir nur noch rauskriegen, wo dieses Chicken Town liegt. Bud kann uns da bestimmt weiter helfen! Ich werde ihn mal anrufen.“


10.12 Uhr ORTSZEIT

IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Es hatte wieder angefangen zu tröpfeln und die Wolken am Himmel blickten düster auf sie herab. Mrs. LaVain hatte einen starken und unbeugsamen Willen und es waren Harm und Flim, die um eine Pause bitten mussten. Schwer atmend ließen sich die beiden Männer auf einen umgefallenen Baum nieder, während Mrs LaVain ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat.

„Dieses Weibsstück dopt garantiert oder sie hat Hummeln im A...Ähh... Gesäß,“ zischte Flim.

„Sprich leiser sonst hört sie dich noch! Ich geb ja zu, dass Mrs LaVain eine... eine ganz besondere Frau ist. Man könnte meinen sie war im vorherigen Leben Drill-Sergeant,“ flüsterte Harm.

Flim verkniff sich mühevoll ein Lachen, als er bemerkte das Mrs LaVain sie beobachtete.

„Als ihr vorhin der Schuh stecken geblieben ist, ich dacht ich mach mir gleich mein Höschen nass... Und ihr Gesichtsausdruck!“

Harm grinste breit, bis Mrs. LaVain sagte: „’ören Sie! Isch weiß, dass sie über mich ’eden und es ist mir egal. Isch möchte so wie sie schnell nach dieses... Chicken Town kommen. Können wir ge’en?“

„Natürlich,“ antwortete Flim schnell und erhob sich. „Unsere Fitness ist auf anderen Gebieten besser als ihre, daher hoffen wir auf ihr Verständnis.“

„Bitte?“ Mrs LaVain zeigte alle Anzeichen von totalem Unverständnis.

„Schon gut. Was Mr. Erikson meinte, dass sie sehr gut in Form sind.“

„Isch glaube er sagte etwas anderes...“

„Ich? Nie im Leben, Mrs. LaVain. Ihr Fitnesszustand ist 1A!“

Um seine Aussage zu bestätigen streckte er den Daumen in die Luft und zwinkerte ihr zu. Das wiederum brachte Mrs LaVain dazu sich umzudrehen und weiter zu gehen. Flim rollte mit den Augen.

„Wie lange denkst du müssen wir noch laufen?“

„Ich weiß es nicht,“ sagte Harm. „Aber sehr weit kann es nicht mehr sein.“

„Na hoffentlich hast du recht! Bei dieser ‚Dame’ wird jede Wildsau zum Affen!“ brummte Flim und lief Mrs LaVain hinterher, die schon einige Meter Abstand gewonnen hatte. Harm zuckte mit den Schultern und ging ebenfalls weiter.

Die anfänglichen vereinzelten Regentropfen wurden langsam zu einem Heer aus Regentropfen und als ob Flim Mrs. LaVain richtig auf die Palme bringen wollte, schmetterte er nun los: „I’ m singing in the rain, just singing in the rain, what a glorious feeling and....“

Mrs LaVain fuhr wie eine Furie herum, blitzte ihn böse an und schimpfte: „Können Sie nicht einfach Ihre... Ihre Mund ’alten?“

Mit erstaunt hochgezogenen Augenbrauen sah Flim sie an: „Warum sollte ich das tun? Wir sind hier in einem freien Land und da kann ich singen so viel und so laut ich will.“

„Das mag sein, aberrrr Sie singen falsch und ’effen kein Ton.“

„Na und? Wen stört das schon?“ gab Flim unbeeindruckt zurück.

„Mich! Ne’men Sie bitte Rucksicht!“

„Das tue ich! Denn eigentlich wollte ich....“ Er räusperte sich und sang dann: „It’s very clear, our love is here to stay... dümm-dudeliduu...lalalalaaaa... But oh my dear, our love is here to stay, together we’ re going a long, long way….”

“Hmpf! Sie… Sie…”

Mrs LaVain zog hörbar die Luft ein und trabte hocherhobenes Hauptes davon. Verwundert sah er hinterher und an Harm gewand: „Was hat sie denn?“

„Du bist unmöglich!“ grinste Harm. „Die gute Frau ist ohnehin schon mit den Nerven runter, da mußt du ihr nicht noch die Ohren voll singen!“

„Hast du etwas gegen meinen Gesang????“

„Na ja...“

„Danke, danke, mehr wollte ich gar nicht hören!“ Flim grinste und begann wieder zu krähen: „I am singing and dancing in the rain....dappdapp-dapididapp...“

Während sie weiter durch die Wälder marschierten kam Harm ein ganz anderer Liedtext in den Sinn.

„I wanna be your t-shirt when it’s wet; I wanna be the shower when you sweat; I wanna be the tatoo on your skin…” Harm stolperte gedankenverloren über einen Stein, fing sich aber gleich wieder und sang leise weiter: “From your feet up to your hair, more than anything I swear, I wanna be your underwear. I wanna be the sheets when you sleep; lemme be the secrets that you keep; I gotta be the spoon to stir your cream; I wanna be the one that really makes you scream.…”



HARMS APARTMENT

NÖRDLICH DER UNION STATION, WASHINGTON D.C.

Sie hatte Bud gleich erreicht und er hatte ihr auch gleich eine Wegbeschreibung nach Chicken Town durchgegeben.

„Danke Bud.“

„Viel Glück Ma’ am und rufen Sie an, wenn Sie etwas brauchen.“

Beide legten auf und Mac und Jingo begaben sich sogleich in ihr Auto und fuhren los.


13.20 Uhr ORTSZEIT

IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet und es schüttete aus Kübeln auf die unfreiwilligen Wanderer herab. Stillschweigend marschierten sie in Entenformation durch den Wald. Der Boden hatte sich nun endgültig zu einer schmierigen Rutschbahn verwandelt, was das voran kommen erheblich erschwerte. Jeder Einzelne des Trios hatte sich schon, entgegen seinem Willen, auf den Hosenboden gesetzt. Ihre Kleidung triefte nur so vor Wasser und die Schuhe von Harm gaben jedes Mal einen lustigen Quietschton von sich als er auftrat.

„Ey? Was haltet ihr von einer kleinen Pause?“ rief Flim gegen den strömenden Regen.

„Oh Nein! Sie werden keine Pause ’achen! Sie werden ge’en! Ich will schnell zu Chicken Town,“ gab Mrs. LaVain energisch von sich.

„Was meinst du Harm?“ erkundigte sich Flim, ohne auf Mrs. LaVains Einwurf zu reagieren.

„Von mir aus gerne,“ antwortete Dieser achselzuckend. „Lass uns ein halbwegs trockenes Plätzchen suchen.“

Mrs. LaVain sah wütendes Blickes von Einem zum Anderen und teilte dann anschließend ihren Entschluß mit: „Ich werde ge’en. Sie ’önnen ’ier warten bis sie alt und dumm werden.“

Mit diesen Worten setzte sich Mrs. LaVain wieder in Bewegung.

„He! Sie wissen doch gar nicht wo dieses Chicken Town ist,“ rief Harm ihr nach.

Keine Antwort.

„Sie könnten sich verlaufen, Mrs. LaVain. Seien Sie doch vernünftig!“ meinte nun Flim lautstark.

Die Angesprochene rief über ihre Schulter: „Oh, seien Sie leise Mr. Flim! Sie sind ein langsames Wesen o’ ne Kopf mit Ge’irn. Wir ’aben uns ver’aufen. Ich werde allein diese Ort finden.“

„Aber Mrs. LaVain. Da ich ein Kopf ohne Hirnmasse habe, müssten Sie doch Einsehen mit mir haben. Und Sie müssten wissen, dass man zu Dritt eine grössere Chance hat durchzukommen als alleine,“ konterte Flim ernsten Tones.

Ein kurzes Schulterzucken war die Antwort. Harm und Flim sahen Mrs. LaVain hinter her bis diese aus ihrem Blickfeld entschwunden war.

„Was meinst du, sollen wir Sie alleine gehen lassen?“ fragte Harm.

„Was weiß ich. Bin ich Gott? Ich bin ja froh wenn diese Schreckschraube weg ist, aber andererseits spricht sie meinen männlichen Urtrieb an.“

Harms Stirn legte sich in Falten und eine Augenbraue wanderte erstaunt in die Höhe: „Bitte was? Dein Urtrieb? Was soll das sein?“

„Noch nie was von dem Evolutionsdefekt gehört?“

„Von was redest du?“ kam es verwirrt von Harm.

„Na, von diesem Sch... Beschützerinstinkt und diesem „Mann-muss-Frau-retten-Wahn“.“

„Ach den meinst du!“

Kopfgenicke.

„Das ist mehr als nur behindert. Dieser Defekt ist für uns Männer lebensgefährlich! Denk doch nur mal an Tarzan! Der Junge eierte wegen Jane durch die Lianen, lässt sich von weißen Männern anschießen und dass nur mit einem Tüchlein vor seinen Keimdrüsen! Oder an Adam. Lässt sich von ner Brünetten verführen und futtert den Apfel. Das Resultat: Wir sind alle aus dem Paradies geflogen. Ich sag dir mein Hübscher, Frauen können mit uns machen was sie wollen und nur weil wir diesen Defekt haben,“ murmelte Flim melancholisch vor sich hin.


GLEICHE ZEIT

AUF EINEM FREEWAY

IN NORDWESTLICHER RICHTUNG

Mac fuhr nun schon eine geraume Zeit, als es von einer Minute auf die andere anfing zu Regnen und zwar so kräftig, dass es nur noch langsam vorwärts ging. Jingo störte sich daran allerdings wenig, denn er schlief tief und fest im Fußraum des Beifahrersitzes. Der Moderator im Radio versuchte komisch zu sein, was aber ziemlich in die Hose ging und Mac dazu nötigte mit den Augen zu rollen. Gab es etwas Beknackteres als chauvinistische Männerwitze? Um den ganzen dann noch die Krönung aufzusetzen kam ein Song mit einem eigenwilligen Text, den Mac bis dato noch nie gehört hatte.

“I wanna be your t-shirt when it’s wet; I wanna be the shower when you sweat; I wanna be the tatoo on your skin, ya lemme be your bed baby - when you climb in…”

Der Rhytmus dieses Liedes war energiegeladen genug um Macs Stimmung entgegen des bescheidenen Wetters zu heben. Bald würde sie sein T-Shirt sich wieder angeln, würde mit ihm eine lange und ausgiebige Dusche haben und dann im Bett...

„STOP MacKenzie! Das sind keine jugendfreien Gedanken mehr. Konzentrier dich gefälligst auf die Straße!“ rief sie sich zur Ordnung und vergrößerte den Abstand zum Vordermann.


13.44 Uhr ORTSZEIT

IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Flim und Harm jagten Mrs. LaVain hinterher von der bislang jede Spur fehlte.

„Mensch, die Frau hat zwar eine gute Kondition aber fliegen kann sie hoffentlich noch nicht,“ keuchte Flim.

„Ich glaube wir haben sie ohnehin verloren.... Wären wir vorhin nur gleich mit ihr mitgegangen,“ meinte Harm nach Luft jappsend.

„Jetzt mach uns mal keinen Vorwurf! Diese Schreckschraube hätte ja auch warten können!“ erwiderte Flim und blieb schwer atmend stehen. Harm tat es ihm gleich.

„Und was machen wir jetzt?“ fragte Letzterer.

Flim zuckte die Schultern und sagte: „Wir konzentrieren uns darauf nach Chicken Town zu kommen und dort können wir eine Suchmannschaft zusammenstellen, die dann diese französische Oberhenne suchen wird.“

Harm fuhr sich durch die nassen Haare und kramte anschließend in seiner Jackentasche nach dem Kompass. Nachdem er alle Taschen durchwühlte hatte, musste er Flim wohl oder übel die nackte Wahrheit gestehen.

„Ehm.. Flim? Ich glaube wir haben ein Problem.“

Sein Wanderkollege schaute ihn fragend und zugleich abwartend an. Harm räusperte sich kurz ehe er mit gedämpfter Stimme beichtete: „Der Kompass ist weg.“

Mr. Erikson erstarrte kurz ehe er realisierte was Harm da eben gesagt hatte.

„Soll das heißen, wir haben grad gar keine Ahnung mehr wo wir sind, geschweige denn wo wir hin müssen um nach Chicken Town zu kommen????“

Der Commander der US NAVY trat verlegen von einem Fuß auf den anderen und antwortete mit gesenktem Blick: „Ich fürchte ja.“

Stille.

Der Kosmetikvertreter atmete ein Mal tief ein und aus, gab sich dann sichtbar einen Ruck und entgegnete leichthin: „Ist nicht so schlimm, oder? Du bist ja Soldat und Soldaten lernen wie man sich ohne Kompass in die richtige Richtung bewegt. Stimmt doch?“

„Wenn ich wüsste wo wir genau sind und ich mir die Karte gemerkt....“ kam es vorsichtig von Harm.

„WILLST DU MICH VERAR....??? DU WILLST MIR JETZT ABER NICHT ERZÄHLEN DAS WIR EINFACH SO IN DIESE GRÜNE, MATSCHIGE HÖLLE GELATSCHT SIND, OHNE ZU WISSEN WO WIR ÜBERHAUPT HIN MÜSSEN?????“ brüllte Flim nun völlig aus dem Häuschen.

„Nein. Nein. Mit Kompass wäre das alles kein Problem...“

„DANN LEERE DEINE TASCHEN AUS UND SUCH DIESEN SCH... KOMPASS, MR US NAVY!“ trompetete wütend der fleißige Kosmetikvertreter. Während Mr US NAVY seine Taschen auskippte und Mr. Erikson sich mit seinen Fingernägel beschäftigte, sang einige Meilen entfernt eine junge Frau in einer knallroten Corvette ein nettes Lied mit.



IN MACS CORVETTE

AUF EINEM FREEWAY

IN NORDWESTLICHER RICHTUNG

„... I need to feel your touch, I’m gonna run to youuuuuu... I’m gonna run to youuuuu, cause when the feelin’s right I’m gonna run to youuuuu…..”

Macs lauter Gesang riß den armen alten Jingo aus seinem Stelldichein-Traum mit Madame Cleopatra, der reinrassigen Yorkshiredame von ein paar Blocks weiter. Etwas vorwurfsvoll schaute er nun zu seinem Frauchen, die immer noch im Takt der Musik mit dem Kopf wackelte und mitgröhlte, denn singen konnte man das wahrlich nicht bezeichnen. Im Laufe seines Daseins bei Colonel MacKenzie hatte er nun schon einiges gesehen, was man nicht mehr als ganz normal bezeichnen konnte. Da war zum einen ihr Egoismus wenn es um diesen alten verstaubten Knochen ging die sie in ihrem Schrank versteckte (ganz oben) – sie gab ihm nie einen ab! Und zum anderen wie sie stundenlang in so einen quadratischen Kasten starrte, wobei sein Frauchen gelegentlich traurig wurde, sich an ihn kuschelte und sein Fell in Unordnung brachte oder sie fing an lautstark zu lachen. Menschen waren doch nun wirklich seltsame Wesen. Jingo hatte auch noch nie beobachtet das sein Frauchen ihr Revier markierte...

„Jingo mein Schatz! Was ist? Musst du mal kurz für kleine Hunde?“

Ein kurzer Knurrton war die Antwort. Mac streichelte ihm kurz über den Kopf und entschuldigte sich: „Natürlich bist du nicht klein! Du bist mein großer bärenstarker Jingo, ja?“

„Wuff!“

„Ich brauche jetzt mal eine Pause und du willst vielleicht den ein oder anderen Baum näher kennenlernen mein Süßer.“

Mac fuhr auf den nächsten Parkplatz, stieg aus, umrundete ihre Corvette und ließ Jingo rausspringen. Der freute sich das sein Frauchen seine Gedanken erraten hatte und trottete genüßlich zum nächstgelegenen Baum um sich zu entleeren.


14.57 UHR ORTSZEIT

IN CHICKEN TOWN

Mac passierte das Ortsschild von Chicken Town und landete in einem kleinen, sehr kleinen Dorf. Selbst das Wort Dorf war noch eine zu große Umschreibung von der Ansammlung von exakt 4 Häusern, einer Scheune und einer kleinen Tankstelle. Sie lenkte ihre Corvette vor den einzigen Pub und stieg aus. Mittlerweile hatte die Sonne die Wolken beiseite geschoben und Macs Umrisse warfen einen langen Schatten auf den schon sehr ausgebleichten Schriftzug von „Holmes’ Best Beer Bar“ an der Schwingtür. Mac ließ ihren Blick schweifen um irgend ein Lebenszeichen in diesem „Dorf“ zu entdecken, doch ausser einer schwarzweiß gestreiften Katze sah sie nichts und niemanden, also beschloß sie den Pub zu betreten um weitere Auskünfte um Ferienhäuser bzw Blockhäuser zu bekommen. Die Schwingtür kreischte laut als sie in Bewegung gesetzt wurde. Das Innere von „Holmes’ Best Beer Bar“ war sehr spatanisch eingerichtet. Es gab 8 Tische, 22 Stühle, 6 Bänke und einen Tresen, hinter diesem ein Mann stand und Gläser polierte.

„Guten Tag!“ wünschte Mac freundlich.

Ein mürrisches Grunzen war die Antwort.

„Entschuldigen Sie bitte, ich bin auf der Suche nach einem Blockhaus hier in der Nähe was man mieten kann. Können Sie mir darüber Auskunft geben?“

„Schon möglich,“ kam es brummend vom Barkeeper.

„Heißt das ja oder nein?“

„Es heißt das ich neugierige Fremde nicht mag,“ antwortete der Barkeeper barsch und mit stechendem Blick. Mac fühlte sich etwas unwohl unter diesem Blick, ließ sich aber nichts anmerken.

„Ich suche dringend meinen Kollegen und er macht hier in der Gegend Urlaub in einem gemieteten Blockhaus. Dummerweise hat er keine Anschrift hinterlassen oder wie man ihn sonst erreichen könnte. Ich muss ihn ganz schnell finden,“ erläuterte Mac nun ihr Anliegen.

„Aha.“

Der Barkeeper hielt das zueben geputzte und polierte Bierglas gegen das Licht und murrte dann: „So so Ihren Kollegen suchen Sie also.“

„Ja.“

„Hmmm.... Was arbeiten Sie denn?“ fragte nun das männliche Wesen hinter dem Tresen.

„Wir sind Anwälte bei JAG.“

„Anwälte! Grrr..... Mit dem Letzten mit dem ich zu tun hatte, der hat mir mein halbes Vermögen abgeknöpft und meine Frau gleich mit. Glauben Sie ich werde Ihnen helfen?“ kam es verächtlich von Macs Gegenüber.

Bei diesem sturen Kopf würde sie wohl nichts erreichen können, daher beschloß Mac wieder zu gehen als er sie zurück rief.

„Okay, ich will ja nicht so sein Frau Anwältin von der Anwaltskanzlei JAG. Die einzigste Hütte die derzeit hier in der Nähe vermietet ist, gehört dem alten Francis. Der hat sein Gehör in Vietnam eingebüßt. Kommt gerade so über die Runden. Seine Blückhütte finden Sie wenn Sie auf dieser Straße weiter fahren, die zweite Abzweigung nach Rechts nehmen und dann stur gerade aus fahren. Sie fahren dann direkt darauf zu. Ist nicht zu übersehen!“

„Vielen Dank für die Auskunft,“ erwiderte Mac und verließ wieder durch die laut quietschende Schwingtür „Holmes’ Best Beer Bar“. Jingo wartete schon ungeduldig und schwanzwedelnd in der Corvette. Mac stieg ein und gab kräftig Gas, so das vereinzelte Kieselsteinchen wie Geschosse in Richtung des Pubs flogen.



15.05 UHR ORTSZEIT
IRGENDWO IN DEN GRÜNEN WEITEN DER USA

Mr US NAVY hatte den Kompass auch nach einer kompletten Entleerung seiner Taschen und wiederholtem abklopfen von Flim nicht gefunden. Es blieb den beiden Herrn nichts anderes übrig als weiterhin blind und ohne Orientierung weiter zu gehen. Harm war zu der Meinung gekommen dass er auf der Jagd nach Miss LaVain den Kompass wohl verloren haben musste, was Flim mit einem Knurrton zur Kenntnis nahm. In dieser nun meditierenden Stille wurde ein Schritt vor den anderen in den schlammigen Grund gesetzt, als ein lautes Krachen und Knacksen rechts von den Beiden, sie zum abrupten Stehenbleiben veranlasste. Etwas erstaunt und erschrocken schauten sich die beiden verirrten Wanderer an.

„Was war das?“ zischte Flim leise.

„Ich weiß es nicht. Hörte sich an, als ob ein Elefant sich durch das Dickicht der afrikanischen Savanne schlagen würde.“

„Ja genau und diese schlimme Hitze und der verdammte Sand überall. Fehlt nur noch Shirkan und die Schlange Ka,“ kam es genauso sarkastisch von Flim.

„Da muss ich dich leider verbessern. Diese Lebewesen sind im Dschungel Zuhause und nicht in der afrikanischen Savanne.“ kam es nun altklug von Harm.

„Tatsächlich? Ich hoffe dann nur das wir noch auf eine Herde Kamele treffen, denn ich habe keine Lust mehr durch diese Unmengen an Sand zu waten.“

„Ich auch nicht. Komm! Lass uns irgendwo mal Halt machen und eine Runde ausruhen,“ stimmte Harm seinem Begleiter zu.

Nach einem kurzen fünfminütigen Fußmarsch stießen die beiden Männer auf ein kleines Bächlein was sich durch die grüne Wildnis schlängelte. Dort ließen sie sich nieder.

„Ich wünschte meine Schuhe wären trocken,“ seufzte Harm und schaute trübselig auf seine nassen Schuhe.

„Apropo trocken. Ich geh mal für kleine Vertreter,“ sagte Flim und erhob sich.



Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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Registriert am: 16.04.2007


   

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