„Oh wie schön ist Panama” von cepfem

#1 von Petra-Andreas , 02.05.2007 16:50

Titel: „Oh wie schön ist Panama”
Autor: cepfem
E-mail: cepfem@yahoo.de
Kategorie: JAG Action und vielleicht H&M-Shipper!?
Zusammenfassung: Ein Fall in Panama oder Kolumbien oder sonst wo!?
Spoiler: nicht dass wir wüssten
Disclaimer: JAG und alle Charaktere gehören Donald P. Bellisario, Belisarius Productions, CBS und Paramount.

Hinweis: Wir haben uns ein wenig künstlerische Freiheit erlaubt und hoffen, dass Euch die Story trotzdem gefällt.


1300 ZULU (0800 EST)
JAG HQ
Falls Church, Virginia

„Rabb, MacKenzie, in mein Büro, ASAP,“ ertönte eine Stimme durch das Bullpen. Admiral A. J. Chegwidden stand im Türrahmen von Tiners Büro. Er sah nicht gerade sehr erfreut aus, wodurch seine Stimme einen noch schärferen Unterton annahm als er beabsichtigt hatte.

Harm und Mac standen gerade am Tisch von Harriet und unterhielten sich über ihren derzeitigen Fall, als sie die Stimme des Admirals hörten. Erstaunt sahen sie auf und begaben sich umgehend zum Büro des Admirals.

Die Tür stand offen, weshalb sie nach kurzer Aufforderung des Admirals auf das Klopfen von Harm eintraten und vor diesem Haltung annahmen. A. J. saß hinter seinem Schreibtisch und schaute auf, als die beiden eintraten.

„Rühren! Nehmen Sie bitte Platz,“ sagte er und setzte seine Brille ab, wobei er sie eindringlich ansah.

Da sie den Blick des Admirals nicht deuten konnten, sahen sie sich fragend an und ebenso schweigend beantworteten sie sich ihre Frage: < Nein, ich habe nichts ausgefressen. >

Chegwidden, der die stumme Unterhaltung seiner beiden besten Anwälte mitbekam, lächelte innerlich, bevor er fortfuhr. „Sie beide werden heute noch nach Panama fliegen. Als die „USS Enterprise“ gestern durch den Kanal fuhr, löste sich auf dem Flugdeck eine Rakete und zerstörte das Hafengebäude. Glücklicherweise wurde niemand dabei getötet. Die Regierung in Panama geht davon aus, dass wir diesen ‚Anschlag’ geplant haben. Das Schiff und die gesamte Besatzung wurde von der Regierung vor Ort unter Arrest gestellt. Der SecNav hat mich gebeten, meine fähigsten Leute da runter zu schicken, und der CO des Schiffes war sehr erfreut zu hören, dass Sie beide diesen Job übernehmen werden.“

Die beiden sahen den Admiral mit großen Augen an. „Sir, ...“ begann Harm.

„Ich weiß, Cdr., Sie haben mit Ihrem jetzigen Fall zu tun. Aber Cdr. Turner und Lt. Cdr. Manetti werden Ihren Fall übernehmen. Lt. Roberts wird die beiden entsprechend ausführlich unterrichten,“ erwiderte A. J. „Die Angelegenheit in Panama ist von größter Wichtigkeit. Wir können uns nicht erlauben, die Situation eskalieren zu lassen.“

„Verstanden, Sir,“ antworteten Harm und Mac synchron.

„Ach, und noch etwas, Cdr.,“ sagte A. J., seinen Blick scharf auf Harm gerichtet. Ohne eine weitere Regung wartete dieser darauf, dass der Admiral weitersprach. „Captain Neidlinger hat mich nochmals eindringlich darauf hingewiesen, dass er Ihnen keines seiner – wörtlich – „Babies” leihen wird, damit Sie Ihre jährlichen Flugstunden absolvieren können,“ fuhr A. J. fort.

Harm schaute den Admiral entgeistert an, woraufhin Mac ein Lachen nicht unterdrücken konnte.

Der Admiral sah sie daraufhin streng an. „Col., hier in meinem Büro werden von niemandem außer mir Witze gemacht!“

Mac setzte sich so aufrecht hin, als hätte sie einen Spazierstock verschluckt, und sah starr geradeaus. „Ja, Sir!“ Ihr Gesicht zeigte keine Regung mehr.

A. J. brachte seine Untergebenen in kurzer Zeit auf den neuesten Stand der Verhandlungen mit der Regierung in Panama. Der Fall schien komplizierter zu sein als sie dachten und es würde sicherlich eine Weile dauern, bis ein Einvernehmen mit den Behörden erzielt werden konnte. „Die Navy will nicht noch mehr Staub aufwirbeln. Deshalb werden Sie auch in zivil mit einer normalen Linienmaschine nach Panama fliegen.“ beendete A. J. seine Ausführungen, was Harm und Mac mit einem Kopfnicken bestätigten.

„Tiner wird Ihnen Ihre Reiseunterlagen geben. Ihr Flug geht in...“ A. J. schaute kurz auf seine Uhr „... etwa sechs Stunden ab Dulles. Leider gibt es keinen Direktflug nach Panama City, weshalb Sie in Newark umsteigen müssen. Bereiten Sie den Fall Brewster zur Übergabe an Turner und Manetti vor. Danach sollten Sie gleich aufbrechen, damit Sie pünktlich am Flughafen sind,“ beendete A. J. damit das Briefing.

Harm und Mac standen auf und nahmen Haltung an. Mit einem „Aye, aye Sir!“ machten sie kehrt und verließen das Büro des Admirals. Tiner erwartete die beiden schon und überreichte ihnen ihre Reiseunterlagen.

„Danke, Tiner,“ sagten Harm und Mac gleichzeitig und verließen Tiners Büro.

Im Bullpen wandte sich Harm mit an Mac und sagte: „So, Mac, jetzt aber schnell nach Hause und gepackt. Ich hole dich dann gegen 11 Uhr zum Flughafen ab.“

„Und wenn ich DICH mitnehmen wollte?“ fragte Mac mit einem herausfordernden Blick.

Harm grinste sie an. „Theoretisch keine schlechte Idee, dann stände mein Wagen nicht so lange am Flughafen. Aber es ist doch wesentlich praktischer, mit meinem Auto zu fahren. Erstens passt in meinen mehr rein und zweitens liegt deine Wohnung sowieso auf meinem Weg…“

„Also gut, Herr Anwalt, Sie haben mal wieder die besseren Argumente,“ lächelte sie ihn resignierend an.

Harms Gesichtszüge verzogen sich zu einem selbstzufriedenen Flyboy-Grinsen. „Die habe ich meistens. Du solltest öfter auf mich hören, Marine…“

Mac sah ihn gespielt böse an. Dann raunte sie ihm leise zu. „Beweg endlich dein Heck in dein Büro, um die Unterlagen des Brewster-Falles zu holen. Wir haben nicht viel Zeit. Denk dran, dass wir drei Stunden vorher da sein müssen!“

„Oh, ja, das stimmt. Verflixt, ich hasse Zivilflüge. Militärmaschinen haben definitiv viele Vorteile,“ stöhnte Harm.

„Ich weiß ja, wie DU am liebsten da runter fliegen würdest. Aber du hast den Admiral gehört: Ziviler Linienflug!“ Sie grinste ihn an. „Nachher wirst du auch noch in Arrest genommen, nur weil du eine F-14 auf der „Enterprise“ landen wolltest…“

Harms Augenbraue sauste nach oben. „MAAAC!“

„Nun mach schon, wir haben nicht ewig Zeit, Trödelboy…“ lachte sie und verschwand in ihrem Büro, um die weiteren Akten für Turner und Manetti zu holen.

Ein paar Minuten später hatten die beiden ihren Fall an Cdr. Turner und Lt. Cdr. Manetti übergeben.

Nun war für die Staranwälte höchste Eile angesagt, denn sie mussten jeder noch zu sich nach Hause und packen. Allein Harm würde für die Fahrt gut 45 Minuten brauchen.

Merkwürdigerweise war er als erster fertig und verließ schon mal sein Büro. Im Vorübergehen rief er Mac zu: „Also, dann bis 11 Uhr.“

„Okay,“ erwiderte sie, was er aber nicht mehr mitbekam. Sie schaffte noch etwas Ordnung auf ihrem Schreibtisch, bevor auch sie sich ihre Tasche schnappte.

Gedankenverloren stürmte sie zum Fahrstuhl. Sie hatte nur Augen für die sich öffnende Tür und übersah dabei völlig Richter Morris, der gerade den Aufzug verlassen wollte. Sie stieß frontal mit dem Richter zusammen.

„Oh, Verzeihung, Sir,“ salutierte sie und stand stramm.

„Rühren, Col. MacKenzie. Wohin so eilig?“ fragte der Richter.

„Sir, Cdr. Rabb und ich müssen wegen der „Enterprise“ heute noch nach Panama. Und da bleibt uns nicht viel Zeit, zumal wir auf Linienflüge angewiesen sind, Sir.“ Mac wurde etwas ungeduldig, was sie sich aber nicht anmerken ließ.

„Ach ja, die Geschichte mit der Rakete, ich weiß. Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg.“

„Danke, Sir.“

„Wegtreten.“

„Aye, aye, Sir,“ grüßte sie stramm und stieg in den Aufzug. Dann drückte sie auf den Knopf nach unten.

Richter Morris wollte mit Chegwidden über die Sache mit der „Enterprise“ sprechen. Deshalb betrat er das Vorzimmer des ranghöheren Admirals, wo sich Tiner gerade mit Lt. Roberts über die neueste Star-Trek-Folge unterhielt.

Der PO sprang mit erstaunter Miene auf, da der Richter unangemeldet auftauchte, und stand stramm. Lt. Roberts kam wegen seines Beines nicht so schnell vom Stuhl hoch.

Admiral Morris winkte ab und verschwand im Zimmer von Chegwidden.

Der hatte gerade überraschenden Besuch von Meredith erhalten und begrüßte sie mit einem innigen Kuss.

Morris hatte das traute Glück der beiden nicht sofort gesehen und fing bereits im Türrahmen an zu reden: „Admiral, was halten Sie von der Krise in…“ Dann sah er, dass Chegwidden nicht alleine war. „Oh, Entschuldigung, Sir, ich wollte nicht stören.“

Der ranghöhere Admiral hatte sich bei den ersten Worten von Morris abrupt in Richtung Tür gedreht und war dabei mit Merediths Nase zusammengeprallt. Ihr entfuhr ein leises „Au!“, was A. J. besorgt wieder zu ihr blicken ließ. Doch sie winkte ab.

„Nichts passiert, A. J. Ich bin auch schon wieder weg. Wir sehen uns ja nachher, bye.“ Mit diesen Worten küsste sie ihn noch einmal und verließ sein Büro.

Chegwidden drehte sich zu seinem unerwarteten Besucher um.

„Richter Morris... Guten Morgen.“

„Ich wünschte, der Morgen wäre wirklich schön. Erst die „Enterprise“-Krise, dann ein Superstau auf dem Beltway und jetzt werde ich eben noch von Col. MacKenzie umgerannt. Sie hatte es ziemlich eilig.“

„Ja, Cdr. Rabb und sie müssen heute noch nach Panama.“

„Na, wenn das mal gut geht... Rabb auf einem Flugzeugträger...“ Morris hatte da berechtigte Zweifel. Seit Harm vor Jahren in einer Verhandlung unter seinem Vorsitz die Decke des Gerichtssaales perforiert hatte, begegnete ihm der Richter mit Argwohn.
Chegwidden grinste und setzte sich wieder in seinen Sessel.

„Also, Richter Morris, was gibt es?“

1457 ZULU (0957 EST)
Harms Apartment
North of Union Station

Harm kam nach knapp 45 Minuten zu Hause an.

Dort packte er sogleich seinen Koffer. < Lieber etwas mehr mitnehmen... Wer weiß, wie lange wir dort sein werden? > dachte er sich, als er vor seiner Wäsche-Kommode stand und genügend Wechselwäsche einpackte.

Dann trat er an seinen Kleiderschrank, um seine Uniformen und auch zivile Kleidungsstücke zu holen. < Hm, soll ich auch die Gala-Uniform mitnehmen? Könnte ja durchaus sein, dass es zur Versöhnung ein Empfang gegeben wird... Oh... am besten, ich frage mal Mac, was sie davon hält. >

Er beschloss, sie kurz anzurufen und sie zu fragen.


1515 Zulu (1015 EST)
Macs Apartment
Georgetown

„Col. Sarah MacKenzie,“ meldete sie sich.

„Hey, Marine, ich bin’s.“

„Harm, was ist los? Ist der Einsatz abgesagt, oder warum rufst du an?“

„Nein, leider ist die Krise noch aktuell. Aber ich packe gerade, und da fiel mir ein, dass es ja bei erfolgreichen Verhandlungen am Ende einen Empfang geben könnte. Und deshalb habe ich daran gedacht, meine Gala-Uniform einzupacken. Für den Fall der Fälle. Was meinst du?“

Mac bekam bei dem Gedanken, Harm in Gala-Uniform zu sehen, weiche Knie.

„Hm… du könntest recht haben, Harm. Wir können ja mal Kleidung für so einen Empfang mitnehmen. Okay, ich werde an ein Kleid denken.“

„Aber nimm ein richtig Schönes, Mac... So, nun muss ich weitermachen, bis nachher.“ Damit hatte er auch schon aufgelegt.

Mac starrte den Hörer an. < Warum soll ich „ein richtig Schönes“ nehmen? > wunderte sie sich.

Kopfschüttelnd ging sie in ihr Schlafzimmer zurück, um weiterzupacken. Sie hatte bereits ihren Kulturbeutel gepackt und ihre grünen Arbeitsuniformen, Unterwäsche und auch zivile Kleidung eingepackt. Außerdem hatte sie noch ein zusätzliches Paar bequeme Schuhe im Koffer verstaut.

Nun stand sie vor der Qual der Wahl, ein Abendkleid zu finden.

Sie öffnete ihren Schrank und legte den Kopf schief. Dann überzog ein Lächeln ihr Gesicht. < Das ist genau das Richtige. Harm wird Augen machen... > Sie nahm das Kleid aus dem Schrank und faltete es vorsichtig zusammen, bevor sie es in den Koffer legte. < Halt... dazu muss ich aber noch die passenden Dessous und Schuhe mitnehmen, > grinste sie in sich hinein. Schnell waren auch diese dazu gepackt.


Harms Apartment

Harm packte derweil seinen Koffer fertig. Er legte noch sein Wasch- und Rasierzeug dazu.

Dann tauschte seine Uniform gegen eine graue Hose und ein anthrazitfarbenes Hemd.

Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass es Zeit war, zu Mac zu fahren und sie abzuholen. < Schade, dass es für so was kein Kilometergeld gibt, würde sich heute garantiert lohnen. > Er zog seine schwarze Lederjacke über, nahm seinen Koffer und verließ die Wohnung.

An seinem SUV angekommen, verstaute er den Koffer, stieg ein und fuhr in Richtung Georgetown.

1558 ZULU (1058 EST)
Macs Apartment

Harm stieg aus dem Wagen und klingelte bei Mac. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die Tür öffnete.

Ein vorwurfsvoller Blick traf sie. „Mac, was hast du so lange getrieben?“

„Ich musste noch was packen, Harm,“ erwiderte sie in leicht gereiztem Tonfall. „Wie kommt es eigentlich, dass du schon hier bist? Sonst muss man doch immer mindestens 10 oder 20 Minuten Verspätung bei dir einplanen.“

„Na ja, wir müssen in einer Stunde am Flughafen sein. Und gelegentlich kann ich halt auch mal rechtzeitig da sein,“ grinste er.

„Das kann man dann aber rot im Kalender anstreichen, Flyboy. Übrigens... schick, dein Outfit. Ähm... könntest du wohl bitte meinen Koffer nehmen?“ schob sie gleich hinterher und sah ihn mit einem ihrer Bambiblicke an.

Er zog seine linke Augenbraue nach oben. „Ah, erst bewunderst du mich, und dann werde ich gleich zum Schleppen eingespannt. Tse.“ Kopfschüttelnd hob er den Koffer an, der ziemlich schwer war.

„Man, Mac, was hast du denn alles mit? Der Admiral hat nichts davon gesagt, dass wir unsere Kleiderschränke komplett mitnehmen sollen. Nur was für einen längeren Aufenthalt.“

„Eine Frau braucht halt ein bisschen mehr als ihr Männer. Und ich sollte ja noch Abendbekleidung mitnehmen. Da gehört einiges dazu...“ grinste sie.

„Ja, aber so schwer, wie der Koffer ist, hast du wohl ein Kleid mit Rüstung gefunden...“ er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Sollen wir denn jetzt fahren oder über Kleider diskutieren, Harm?“

„Oh... ich bin fürs fahren,“ antwortete er und nahm endgültig ihren Koffer. Dann verließen sie die Wohnung. Sie verschloss die Tür, und beide gingen zu Harms Wagen. Dort öffnete er Mac schon mal die Beifahrertür, bevor er den Koffer in den Kofferraum hievte. Er stieg nun ebenfalls ins Auto, startete den Wagen und fuhr los.

Irgendwann unterwegs grinste er Mac an. „So, auf in das Abenteuer „Enterprise“. Da fällt mir nur ein: Oh, wie schön ist Panama...“

Mac erinnerte sich an ihre letzte Mission in Panama und musste lachen. „Hatten wir so was nicht schon einmal? Und damals war Panama gar nicht so toll,“ sagte sie mit einem Grinsen auf ihrem Gesicht.

„Na ja, vielleicht wird es dieses Mal ja besser.“ Er schielte sie aus den Augenwinkeln an.

„Wann kommen wir eigentlich da an, Harm?“ fragte sie.

„Keine Ahnung, schau doch mal in die Tickets.“

Mac blätterte die Unterlagen durch.

„Oh, wir haben in Newark knapp 45 Minuten Aufenthalt. Meinst du, da können wir was essen?“

„Mac, ich will wissen, wann wir in Panama ankommen, nicht, ob wir irgendwo was essen können!“ erwiderte er ungeduldig.

„ICH will aber vorher noch was essen!“ Ihr Tonfall wurde etwas schärfer.

„Ja, ist ja gut, Mac. Ich bin nur etwas genervt von der Hektik heute Morgen.“

„Okay...“ sie schaute in die Unterlagen. „Also... wir starten gegen 16:55 Uhr ab Newark und sollen ca. um 22:14 Uhr in Panama-City landen.“

„Na toll! Noch später ging es wohl nicht? Bis wir dann auf der „Enterprise“ sind, dauert es bestimmt noch mindestens zwei Stunden. Zwei Nächte hintereinander zu wenig Schlaf...“

„Och, mein armer Flyboy, bist du schon in dem Alter, wo du früh ins Bettchen musst, um am anderen Morgen wieder den strahlenden Helden abgeben zu können?“ Sie sah ihn unschuldig an.

„Maaaaac!“ Seine Stimme klang säuerlich. „Vielleicht erinnerst du dich, dass wir gestern Abend noch lange über den Brewster-Fall diskutiert haben.“

„Ja, bei fleischloser Lasagne. Kein Wunder, dass du nichts mehr gewohnt bist,“ kicherte sie.

„Hmpf,“ machte er nur. Dann sagte er eine ganze Weile gar nichts mehr, sondern schaute nur auf die Straße.

Mac war es nicht gewohnt, mit ihm längere Strecken ohne ihre gemeinsamen Späße zu fahren, und drehte sich zu ihm.

„Harm, hast du was?“

„Nein, es ist nichts, Mac,“ brummte er. „Ich bin nur ein bisschen müde, das ist alles.“

„Okay, dann lass ich dich jetzt in Ruhe.“ Sie lehnte ihren Kopf an das Seitenfenster und schloss halb die Augen. Unter ihren Wimpern hindurch beobachtete sie Harm, während er sich auf die Straße konzentrierte.

Auf dem weiteren Weg zum Flughafen redeten sie kaum ein Wort.

1654 ZULU (1154 EST)
Internationaler Flughafen
Dulles, Washington

Harm und Mac kamen rechtzeitig am Flughafen an. Er hielt Ausschau nach einem Parkplatz, der möglichst nah an ihrem Terminal lag. Als er einen gefunden hatte und gerade dorthin einbiegen wollte, fuhr ein anderes Auto in die Lücke.

„Na klasse!“ schimpfte Harm. „Heute ist nicht zufällig Freitag, der 13., oder?“

Zornig stieg er aus seinem Auto, um demjenigen gehörig die Meinung zu sagen. Er ging zur Fahrertür des anderen Fahrzeugs und wollte sie schon öffnen, als ihm diese schwungvoll gegen den Körper geknallt wurde.

„Was zum Teufel denken Sie sich eigentlich?“ legte Harm los. Dann sah Mac, wie seine Kinnlade nach unten klappte.

Aus dem Auto stieg eine bildhübsche und hochschwangere junge Frau, die Mac an irgendjemanden erinnerte.

„Oh, Verzeihung, Sir. Habe ich Ihnen den Parkplatz weggenommen?“ fragte die junge Frau.

„Na ja, Ma’am, eigentlich war ich zuerst hier,“ erwiderte Harm, wobei er sich wieder gut im Griff hatte.

„Ja, ich weiß, Sir. Es tut mir ja auch leid. Aber ich wollte meinen Mann abholen, der von einer Geschäftsreise wieder nach Hause kommt. Und in meinem Zustand wollte ich nicht so weit laufen.“

„Verzeihen Sie meinen Auftritt eben, Ma’am!“ entschuldigte Harm sich bei ihr.

Die junge Frau nickte. „Kein Problem, Sir.“

Mac stellte nach einem Check ihrer inneren Uhr fest, dass sie sich beeilen mussten, um pünktlich zum Einchecken zu kommen.

Sie stieg aus dem Wagen und rief Harm zu: „Harm, entschuldige, aber wir müssen uns beeilen!“

„Oh, ja, du hast Recht,“ erwiderte er nach einem Blick auf seine Uhr. „Ma’am, Sie können den Parkplatz behalten. Und viel Glück für Ihr Baby,“ sagte Harm und wandte sich zum Gehen.

„Danke, Sir. Und Ihnen eine gute Reise.“

„Danke, Ma’am.“ Mit diesen Worten stieg er wieder ins Auto und fuhr weiter.

„Harm, an wen erinnert mich diese Frau?“ fragte Mac.

„Keine Ahnung, aber mir kam sie auch bekannt vor. Aber sieh mal da, da ist noch ein freier Parkplatz." Mac sah in die Richtung, in die Harm deutete. "Und sogar noch etwas näher am Terminal als der eben.“

„Klasse. Aber nun mach mal voran. Nicht dass wir noch den Flieger verpassen...“ Sie grinste.

Harm parkte seinen SUV und stieg aus. Dann ging er zum Kofferraum und holte beide Koffer heraus.

Mac war bereits aus dem Wagen gestiegen und ging vor zur Drehtür. Dort drehte sie sich zu Harm um und sah ihn mit einem ihrer Bambiblicke an, der wohl andeuten sollte, dass sie erwartete, dass er ihren Koffer auch noch nehmen würde.

„Hey, ich bin doch kein Gepäckträger!“ schimpfte Harm, als er widerstrebend noch Macs Koffer nahm.

Diese sah ihn nur schief an und wedelte mit ihrem Handgepäck, einem kleinen Rucksack. „Cdr. Rabb, wenn Sie dann bitte Ihren Hintern in Bewegung setzen würden?“ Ohne eine weitere Reaktion von Harm abzuwarten, verschwand sie im Gebäude.

Harm schüttelte ergeben den Kopf und folgte ihr in den Flughafen.

Nachdem sie den Schalter von Continental Airlines gefunden hatten, checkten sie ein. Glücklicherweise hatte keiner von ihnen Übergepäck, so dass sie kurz darauf mit ihren Koffern zur Gepäckaufgabe gehen konnten.

Da dies die zentrale Gepäckaufgabe für alle Continental-Flüge war, mussten die beiden eine Weile warten, ehe sie ihre Koffer aufgeben konnten. Aber nach etwa 15 Minuten waren ihre Koffer durchleuchtet.

„Na, hoffentlich verlieren die bei den ganzen Koffern, die sie da bewältigen müssen, nicht den Überblick,“ sagte Mac argwöhnisch, als sie die drei Beamten sah, die die Koffer nach ihren jeweiligen Zielflughäfen sortierten.

Mit einem skeptischen Blick gingen Harm und Mac nun zum Security-Check. Auch hier hatte sich schon eine Schlange gebildet, so dass sie sich erneut anstellen mussten.

Harm seufzte. „Und, Mac, ziehst du nicht auch Flüge mit Militärmaschinen vor?“

„Ja, Flyboy, aber wir können hier nun mal nicht anders, das weißt du.“

„Wenn ich den erwische, der das mit der Rakete verbockt hat! Wir könnten jetzt so schön gemütlich miteinander lunchen...“ Er lächelte sie an.

„Aber wir hätten auch den Brewster-Fall am Hals, Harm.“

„Der wäre mir jetzt allerdings wesentlich lieber als irgendwelche diplomatischen Missionen.“

„Mir ehrlich gesagt auch, da kenne ich mich schließlich aus. Aber... hast du gerade was von lunchen gesagt? Ich habe Hunger! Wer weiß, ob wir so bald was zwischen die Zähne kriegen.“

„Das muss wohl erst einmal noch warten, Marine. Denn wie du sicherlich bemerkt haben wirst, dauert das mit dem Security-Check noch eine Weile,“ sagte Harm leicht säuerlich, da ihn die Warterei verrückt machte.

Nach weiteren 20 Minuten wurden die beiden nun von einem Metalldetektor durchleuchtet und zusätzlich noch abgetastet. Aber schließlich war dies auch erledigt.

„Da wir das nun hinter uns haben... Ich habe jetzt Riesenhunger. Lass uns was zu Essen suchen,“ sagte Mac und hielt schon nach einem Imbissstand Ausschau.

„Ich denke mal, wir bekommen auch an Bord was zu Essen. Verhungern wird man uns ja wohl nicht lassen. Der Flug von Newark nach Panama dauert ja ein paar Stunden.“

„Ja, aber der geht erst gegen 17 Uhr. Und bis dahin bin ich garantiert verhungert.“

„So schnell geht das nicht, keine Sorge, Mac.“

„Na gut Harm, wenn du stundenlang meine schlechte Laune ertragen willst, bitte.“

„Wann geht denn unser Flieger?“

Sie grinste ihn an. „In 1 Stunde und 38 Minuten.“

„Na, da werden wir vorher bestimmt noch was für dich finden,“ grinste er breit zurück.

„Ich wusste doch, dass du mich verstehst, Harm.“ Sie strahlte ihn an.

Dieses Lächeln von ihr ging ihm durch und durch. Er lächelte verlegen zurück und sah sich in der Halle um.

„Mac, guck mal, da ist was für dich.“ Mit diesen Worten zeigte er auf einen Pizza-Stand.

Mac drehte sich rum und ging eiligen Schrittes darauf zu.

„Hey, nicht so schnell, Marine.“ Er folgte ihr und hatte sie bald eingeholt.

Sie holte sich gleich eine doppelte Portion, was Harm grinsen ließ. Sie setzten sich auf die Wartesessel und Harm sah Mac amüsiert zu, wie sie ihre Pizza vertilgte.

Als sie fertig war, fragte er sie schmunzelnd: „Und, hat es geschmeckt?“

„Ja, sehr gut. Willst du gar nichts essen?“

„Nein, ich warte noch etwas. Ich habe weder Hunger noch Appetit.“

„Na gut.“

Schließlich wurde ihr Flug aufgerufen. Sie gingen an Bord und schnallten sich an. Dann startete die Maschine.

Der Flug verlief ruhig. Nach 1 Stunde und 13 Minuten landete die Maschine in Newark. Dort verließen sie das Flugzeug und begaben sich in die Wartehalle.

„So, noch 45 Minuten, und das Abenteuer Panama kann beginnen,“ grinste Harm.

„Das hat schon längst begonnen, mein Lieber,“ entgegnete Mac lachend.

„Dass du auch immer das letzte Wort haben musst, Marine.“

„Tja, Herr Anwalt, Sie unterschätzen mich öfter,“ grinste sie ihn an.

Harm schüttelte nur noch den Kopf. Dann kam ihm eine Idee.

„Was hältst du von einem Kaffee, Mac? Ich gebe einen aus.“

„Oh, wie großzügig, Harm. Aber auf einen Kaffee hätte ich schon Appetit.“

„Also, dann mal los.“

Kurze Zeit später fanden sie einen Starbucks. Mac bestellte sich einen Caramel-Macchiato, wohingegen Harm sich für einen ‚normalen’ Kaffee entschied.

„Hm, der tut jetzt gut,“ schwärmte Mac und atmete tief das belebende Aroma ein.

Harm sah sie über seinen Becher an und genoss ihre Begeisterung.

Nachdem sie den Kaffee ausgetrunken hatten, liefen sie noch etwas durch die Halle und unterhielten sich leise.

Als ihr Weiterflug aufgerufen wurde, gingen sie durch die Kontrollen und stiegen in das Flugzeug. Nachdem sie ihre Plätze eingenommen und sich angeschnallt hatten, musste Mac herzhaft gähnen.

„Oh man, bin ich müde,“ seufzte sie.

„Tröste dich, ich auch,“ erwiderte Harm. Er hatte sein Gähnen gerade noch unterdrücken können.

„Der Kaffee hat wohl nicht viel geholfen, Flyboy, was?“ meinte Mac träge.

„Nein, wahrscheinlich sind wir schon zu sehr an den Büro-Treibstoff gewöhnt, als dass dieser Kaffee uns hätte wach machen können.“

„Na ja, wir haben jetzt ein paar Stunden Flug vor uns, Harm. Da können wir bestimmt etwas schlafen.“

„Hast du mich schon mal in einem Flugzeug schlafen sehen, Mac?“ fragte er mit hochgezogener Augenbraue.

„Nein, aber alles hat ein erstes Mal, Flyboy. Warte mal ab. So müde, wie du im Moment aus der Wäsche schaust, schläfst du garantiert bald ein.“

„Maaac! Sehr viel frischer siehst DU aber auch nicht aus.“

„Danke, Commander. Das ist doch genau das, was eine Frau hören will.“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab.

Während die Stewardessen die Sicherheitsvorschriften erklärten, rollte das Flugzeug zur Startbahn. Beide Anwälte hörten jedoch nur mit einem Ohr zu, dazu war ihnen das alles zu vertraut. Kurz darauf waren sie schon in der Luft.

Nach ein paar Minuten bemerkte Harm, dass Macs Kopf an seine Schulter gesunken war. Er hörte ihr gleichmäßiges Atmen und schmunzelte. < Sie war wohl ziemlich fertig. > Er sah auf sie hinab und bemerkte dabei eine Haarsträhne, die über ihr Gesicht fiel. Er sah lächelnd zu ihr hinunter und seufzte kurz auf. < Sie sieht so wunderschön aus, > dachte er und genoss einfach den engeren Kontakt mit ihr. Kurz danach schloss auch er erschöpft die Augen. Es dauerte aber nicht lange, und der große, dunkelhaarige Anwalt war ebenfalls eingeschlafen. Dabei sank sein Kopf auf Macs.

Als das Anschnallsignal erlosch, schliefen beide schon tief und fest.

0115 ZULU (2015 EST)
Luftraum über der Karibik

Nach gut drei Stunden Flugzeit erklang die Stimme des Kapitäns über die Lautsprecher.

„Sehr geehrte Damen und Herren. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass der Flughafen von Panama City gerade für den Flugverkehr komplett gesperrt wurde. Der Tropensturm „Mathilda“ hat die Region schneller erreicht als erwartet. Da auch alle anderen Flughäfen in Panama gesperrt worden sind, müssen wir leider nach Bogota in Kolumbien ausweichen.“

Die Ansage des Kapitäns und das nun einsetzende Gemurmel und Gerede der anderen Passagiere konnte die beiden Anwälte nicht aufwecken.


0310 ZULU (2210 EST)
Luftraum über Bogota

Mac erwachte langsam aus ihrem Schlaf und schaute verschlafen auf. Nach dem Check ihrer inneren Uhr stellte sie fest, dass sie sich kurz vor der Ankunft in Panama befinden mussten. Ihr Kopf ruhte immer noch an Harm Schulter. Da sie sich noch im Halbschlaf befand, nahm sie ihre Schlafposition nicht richtig wahr.

Da hörte sie, wie der Kapitän eine Durchsage machte. In ihrem Dämmerzustand nahm sie den Inhalt jedoch nur bruchstückhaft wahr:

„Sehr geehrte Damen und Herren. Ich entschuldige mich nochmals für den Umweg. Unsere Ankunftszeit ist nun für ca. 23.10 Uhr vorgesehen. Der Luftraum ist augenblicklich sehr überfüllt. Wir haben daher Anweisung vom Tower erhalten, in die Warteschleife zu gehen. Vor uns befinden sich noch etwa 25 andere Maschinen. Wir danken für Ihr Verständnis.“

< Das fängt ja gut an, 56 Minuten Verspätung… > dachte sich Mac, schlief aber dann sofort wieder ein.

Nach etwa 50 Minuten ging die Maschine in den Sinkflug auf Bogota über, was die beiden Offiziere nicht aufwecken konnte. Selbst Mac schlief noch tief und fest.


0412 ZULU (2312 EST)
Flughafen Eldorado
Bogota, Kolumbien

Erst als die Maschine aufsetzte, erwachte Mac und streckte sich. Durch die Bewegung neben ihm wurde nun auch Harm wach. Dass sich der Kapitän nochmals für den Umweg nach Bogota entschuldigte, bekamen sie nicht mit.

Im Flughafengebäude folgten sie den Passagieren, die sich in Richtung Zoll begaben. Als sie ihre Reisepässe aus ihren Taschen holen wollten, kamen sie an einem Schild vorbei, auf dem die Reisenden begrüßt wurden:

„BIENVENIDO EN COLOMBIA“

„Ehm, Mac...“ sagte Harm und sah sie fragend an, da er in dem Moment, als sie an dem Schild vorbeikamen, aufsah.

Mac, die immer noch ihren Reisepass suchte, fragte ohne aufzublicken. „Ja?“

„Ist „Colombia“ nicht Kolumbien?“

Mac sah erstaunt auf und meinte: „Doch, das ist es. Wieso?“

„Nun, da hing eben ein Schild, auf dem wir in Kolumbien willkommen geheißen werden...“

„Aber... aber das ist doch unmöglich! Wir sind in einen Flieger nach Panama gestiegen, da können wir doch nicht in Kolumbien sein.“

„Ja, aber das Schild…“ entgegnete Harm, nicht sehr von Macs Argument überzeugt.

„Vielleicht ist das Schild ja eine Werbung?“

Darauf wusste Harm nichts zu erwidern und hatte einen verzweifelten Gesichtsausdruck angenommen.

„Okay, dann fragen wir eben, wo wir sind!“ sagte Mac stur.

Sehr zügig kamen sie jedoch nicht voran. Der Flughafen schien überfüllt von ankommenden Passagieren, die nun alle am Zoll anstanden.

„Das ist alles sehr merkwürdig, Mac.“

„Panama hat immerhin einen großen internationalen Flughafen, Harm. Außerdem hat der Kapitän vorhin angesagt, dass etwa 25 Maschinen noch vor uns landen sollten.“

„25 Maschinen?“ fragte Harm verwundert. „Das ist selbst für unsere Verhältnisse sehr viel. Irgendetwas stimmt hier nicht, Mac.“

„Du wirst sehen, dass wir in Panama sind und nicht in Kolumbien! Oder glaubst du etwa, dass der Pilot sich verflogen hat?“ stichelte Mac, während sie weiter anstanden.

Die Schlange vor ihnen lichtete sich. Harm und Mac waren nun die nächsten in der Reihe und traten an den freien Zollschalter. Sie warteten darauf, dass der Zollbeamte die Arbeit an seinem PC beendet hatte und reichten ihm ihre Reisepässe als dieser aufblickte.

„Oh, Americano!?“ fragte der Zollbeamte, als er ihre Pässe kontrollierte.

„Si,“ antwortete Mac mit einem Lächeln.

Unruhig sah sich Harm weiterhin im Terminal um.

„Kann ich Ihnen helfen, Senor? Wo liegt Problem?“ fragte der Zollbeamte, als er Harms Gesichtsausdruck bemerkte. Sein Augenmerk galt jedoch Mac, der er sich kurz darauf wieder zuwandte. Er lächelte sie freundlich an, woraufhin Mac ebenso freundlich antwortete: „Wir sind in einen Flieger nach Panama gestiegen und... äh... Sind wir wirklich in Kolumbien gelandet?“

„Ah, ich verstehe, Senora! Hier Kolumbien. Bogota. Sie nicht mitbekommen Nachricht von Captain, dass Tropensturm ist über Panama?“

Mac schüttelte den Kopf und sah Harm fragend an, der antwortete: „Schau mich nicht so an! Ich habe geschlafen!“

Sie verzog kurz das Gesicht und fügte seiner Aussage hinzu: „Toll, ich auch. Und was jetzt?“

„Hat der Kapitän bei seiner Mitteilung über die Verspätung nicht gesagt, dass wir uns im Anflug auf Bogota befanden?“ fragte Harm erstaunt.

„Nein, nicht dass ich wüsste,“ gab Mac hilflos zurück.

Beide seufzten auf, ehe Harm den Zollbeamten fragte: „Geht vielleicht morgen früh ein Flug nach Panama?“

Dieser schüttelte bedauernd den Kopf: „Tropensturm kann lang dauern, Senor.“

„Na super,“ kam es ironisch von Harm.

„Und zurück in die USA?“ fragte Mac hoffnungsvoll.

„Gerade gestartet und kein Flugzeug heute mehr,“ antwortete der Zollbeamte, immer noch breit lächelnd.

„Wann geht die nächste Maschine in die USA?“

„Nicht vor 9 Uhr morgen früh.“

„Können Sie uns vielleicht ein Hotel nennen, wo wir für eine Nacht bleiben können?“ erkundigte sich Harm leicht entnervt.

„Ein Freund von mir hat ein kleines Hotel mitten in der Stadt und billig. Das ‚Panama Sea’, es hat 3 Sterne.“

„Da bleibt uns wohl nichts anders übrig, als die Nacht in Bogota zu verbringen.“ Harm seufzte erneut auf, bevor er weitersprach. „Mac, ich denke, wir sollten morgen früh als erstes mit dem Admiral telefonieren, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen.“

„Ja, das sollten wir machen,“ antwortete diese genauso niedergeschlagen.

„Na dann! Auf geht’s!“ forderte Mac Harm grinsend auf, nachdem sie sich vom Zollbeamten die Adresse für das Hotel hatten geben lassen und ihm für die Hilfe dankten. Viel konnten sie im Moment nicht tun. Sie mussten das Beste aus ihrer Situation machen.

Vorher gaben sie noch ihre Koffer an der Gepäckaufbewahrung ab, da sie diese nicht mitschleppen wollten.

Dann verließen sie den Flughafen und suchten sich ein Taxi.

0730 ZULU (0230 EST)
3-Sterne-Hotel ‘Panama Sea’
Bogota, Kolumbien

Das Taxi setzte sie vor dem Hotel ab. Die Fahrt ins Stadtzentrum nach Bogota war für Mac nicht gerade sehr angenehm. Ihr wurde etwas grün um die Nase, da der Fahrer sie in einer halsbrecherischen Fahrt zum Hotel chauffiert hatte.

Harm half ihr aus dem Auto und hielt sie untergehakt, bis sie wieder sicher auf ihren Füssen stand. Mit einem dankbaren Lächeln löste sie sich nach einer Weile aus seinem Arm. Als sie nun vor dem Hotel standen, sahen sie sich erst mal missmutig an. < Klasse! > war ihr erster Gedanke, als sie sich das Hotel betrachteten.

Es machte nicht gerade den Eindruck eines wie-viele-Sterne-auch-immer-Hotels, es ähnelte eher einer billigen Absteige. Trotz der späten Stunde konnten sie erkennen, dass der Außenputz von dem ursprünglich gelb gestrichenen Hotel bereits abblätterte. Wenn man genau hinsah, konnte man auch bereits an manchen Stellen die roten Backsteine durchscheinen sehen.

Sie betraten die Empfangshalle, die mehr die Ähnlichkeit mit einer überfüllten Kneipe hatte, und gingen auf die Rezeption zu.

„Buenas noches, Senora, Senor,“ wurden sie von einem korpulenten Mann mit einem dicken Goldkettchen um den Hals hinter der Rezeption begrüßt.

„Buenas noches,“ erwiderten sie die Begrüßung.

„Wir benötigen für die Nacht zwei Zimmer,“ fuhr Harm fort.

„Oh Moment, ich schauen nach,“ erwiderte dieser und schaute in ein Buch. Nachdem er sich vergewissert hatte, welche Zimmer noch frei waren, sah er wieder auf und sagte: „Entschuldigung, nur noch ein Zimmer frei,“ und erwartete eine Antwort von Harm und Mac.

Die beiden sahen sich fragend an, und Mac beantwortete Harms stumme Frage mit einem Schulterzucken. Sie wollte nur noch eine Dusche nehmen und dann schlafen. Alles andere war ihr im Moment egal.

„Okay, wir nehmen das Zimmer,“ erwiderte Harm.

„Un momento por favor,“ antwortete der Mann hinter der Rezeption. „Ich gehen Schlüssel holen,“ womit er auch schon verschwunden war.

Überall saßen meist ältere Herren und rauchten ihre dicken Zigaretten oder Zigarillos. Während sie auf den Schlüssel warteten, beobachtete Harm einen gut gekleideten Herrn, der sich genüsslich eine dicke Havanna ansteckte. Er erinnerte sich nur zu gut an den aromatischen Geschmack einer guten Zigarre. Gedankenverloren seufzte er, was ihm von Mac einen grinsenden Gesichtsausdruck bescherte. Sie strich ihm aufmunternd über den Unterarm und meinte: „Hey Flyboy, nicht so missmutig dreinschauen. Ohne Zigarren lebt es sich doch viel gesünder.“

„Hm-hmm...“ brummte er.

Der Portier, oder was auch immer der Job dieses Mannes war, brachte ihnen einen Schlüsselring, an dem übergroß auf einem Holzstück die Nummer „24“ eingraviert war und ein im Vergleich dazu kleiner Schlüssel dran baumelte. Er reichte ihnen den Schlüssel über die Rezeption und entschuldigte sich noch einmal: „Sehr viele Leute in Bogota. Nicht viele Hotels.“ „Schon gut! Danke,“ entgegnete Mac leicht genervt, sie wollte nur noch ins Bett und schlafen. „Zwei Treppe nach oben, dann rechts,“ wies der Portier sie an.

Harm und Mac gingen nach oben, wie ihnen gesagt worden war. Mac schloss die Zimmertür von Nummer 24 auf und trat ein.

Das Zimmer war sehr klein, so dass es mit den darin befindlichen Möbeln überfüllt war. Von der Tür aus links gesehen stand ein großes französisches Bett. Links daneben befand sich ein sehr wacklig stehendes Nachttischschränkchen mit einer altertümlichen Nachttischlampe. Vom Bett aus konnte man aus dem Fenster sehen. Die früher rosafarbene Tapete hatte schon bessere Tage gesehen, denn sie hing bereits an manchen Stellen zerfetzt von der Wand. Ein Kleiderschrank, der den Eindruck machte, dass er beim bloßen Berühren auseinander fallen würde, rundete die Einrichtung ab. Von der Zimmertür rechts aus gesehen befand sich das Badezimmer.

Mac drehte sich zu Harm und sah ihn etwas hilflos an. Er war nun ebenfalls in das Zimmer getreten und sah sich um. Er bedachte sie mit einem breiten Grinsen und sagte in einem ironischen Unterton: „Dass du mir auch ja heute Nacht deine Hände bei dir lässt!“ Mac verdrehte stumm die Augen und ließ sich auf das breite Bett fallen.

„Endlich aus diesen Schuhen!“ stöhnte Mac glücklich.

„Wie ihr in diesen Dingern überhaupt laufen könnt!“ piesackte Harm Mac grinsend.

„Harm? Halt die Klappe!“ erwiderte Mac emotionslos.

Nach dieser Aussage schnappte sich Mac ihren Waschbeutel und verschwand im Bad nebenan. Harm zog seine Hose und sein Hemd aus. Als Mac bald darauf wieder erschien, lag er bekleidet mit einem weißen T-Shirt und einer weißen Boxershorts im Bett und klopfte neben sich auf die Matratze.

„Komm ins Bett, Marine! Die alte, durchgelegene Matratze in einem 3-Sterne-Hotel wartet auf dich!“

„Sehr witzig! Willst du heute nicht Zähne putzen und dich waschen? Denn wenn nicht, dann musst du mit den Bewohnern des Bads dein „Bett“ teilen!“ gab Mac ironisch zurück.

Er runzelte leicht die Stirn und antwortete dann grinsend: „Solange meine Bettnachbarn nicht schnarchen, ist alles okay!“ Damit schwang er sich aus dem Bett und ging ins Bad, ohne Macs Konter abzuwarten.

Mit einem angewiderten Ausdruck auf seinem Gesicht erschien er 5 Minuten später.

„Hast du deinen netten Bettnachbarn „Hallo“ gesagt?“ stichelte Mac.

Der schon ohnehin verzogene Gesichtsausdruck von Harm verstärkte sich noch etwas, als er antwortete: „Das müssen genmanipulierte Kakerlaken sein!“

Mac war bereits in die Bettdecke gekuschelt. Als Harm sich auf das Bett setzte, quietschte es entsetzlich, so dass er prompt wieder aufsprang.

„Harm, was machst du da? Komm endlich ins Bett! Ich will schlafen,“ kommentierte Mac seine Aktion.

Bedächtig ließ sich der dunkelhaarige Commander auf das Bett sinken. Ein leises Quietschen war zwar noch zu hören, aber er wollte ebenfalls wie Mac nur noch schlafen. Er schaltete die kleine Nachttischlampe aus und lehnte sich zurück.

Nach wenigen Minuten hatte er den Rest der Decke an Mac verloren, die, wie er bemerkte, bereits tief und gleichmäßig atmete. Vorsichtig versuchte er sich einen Teil der Decke zurückzuerobern, was aber misslang. Stattdessen hörte er das tiefe Knurren eines Marine-Colonels. Harm drehte sich auf die Seite und stieß dabei mit Macs Hinterteil zusammen.

„Hmmm...?“ war von der Nebenseite zu hören.

„Mac? Würde es dir was ausmachen, mir auch etwas von der Decke zu geben?“ Keine Reaktion. Harm verschränkte seine Arme und schloss die Augen.


Nach 20 Minuten gab er das Unterfangen, einschlafen zu wollen, auf. Er drehte sich auf den Rücken und starrte die Zimmerdecke an. Seine Gedanken kreisten um den vergangenen Tag. Unterbrochen wurde er nur durch den hin und wieder ansteigenden Geräuschpegel von nebenan.

So weit er erkannte, waren mindestens 5 Männer im Gespräch miteinander. Sie sprachen spanisch und Harm hörte den Gesprächsfetzen zu, die zu ihm hinüber drangen.

Langsam nervte ihn das Gerede. Er legte sich nun wieder auf die Seite und starrte durch das ziemlich dreckige und staubige Fenster hinaus. Trotz des Drecks sah er ein paar Sterne und den Halbmond hindurchschimmern. Er versank wieder ins Grübeln. Seine Gedanken wanderten zu dem Marine-Colonel, der friedlich schlafend neben ihm lag.

Harm hatte in den letzten Tagen nachts häufiger wach gelegen und nachgedacht. Seine Gedanken kreisten dabei hauptsächlich um die Frau, die ihm mehr als irgendjemand sonst bedeutete: Mac! Immer wieder blieb er bei den gleichen Fragen hängen: < Kann ich ihr meine Gefühle ihr gegenüber offenbaren? Was ist, wenn sie diese nicht erwidert? Können wir weiterhin die besten Freunde bleiben? Oder wäre dann alles aus? Ihre Freundschaft will ich nicht verlieren. Dafür ist mir Mac viel zu wichtig. >

Plötzlich ließen ihn Schüsse, die direkt unten von der Strasse heraufkamen, hochschrecken. Alarmsirenen gesellten sich hinzu und der Lärm wurde immer lauter.

1000 ZULU (0500 EST)
3-Sterne-Hotel ’Panama Sea’

Mac war ebenfalls aufgewacht und setzte sich abrupt auf. „Was ist denn da los?“ fragte sie nervös.

Harm stand auf und sah vom Fenster aus, dass einige bewaffnete und vermummte Gestalten auf der Strasse hin und her rannten. Eine gewaltige Explosion ließ die Scheibe ihres Zimmerfensters zersplittern. Harm machte erschrocken einen Satz rückwärts und fiel auf das Bett. „Wir müssen hier raus!“ rief Harm ihr zu.

Col. Sarah MacKenzie war derselben Meinung und zog sich rasch ihre Sachen an. Harm folgte ihrem Beispiel, dann rannten sie aus dem Zimmer die Treppe hinunter und folgten den Schildern des Notausgangs. Die dunkelgrüne Metalltür öffnete sich nur langsam, als Harm sich mit aller Kraft dagegen stemmte. Seltsamerweise waren sie die einzigen Bewohner des Hotels, die durch den Lärm aufgeschreckt worden waren.

Sie standen jetzt in einem kleinen Hinterhof, wo es nach Urin und anderen Exkrementen stank. Zwei Wäscheleinen mit Betttüchern und Kleidung verdeckten den hinteren Teil des Hofes. Gebückt liefen sie darunter hindurch, dann sahen sie eine schmale, finstere Gasse, die offensichtlich zur Straße führte. Vorsichtig und mit bis zum Zerreißen gespannten Nerven tasteten sie sich vor.

Harm drückte Mac hinter sich, als er um die Hausecke lugte. Der Lärm war ohrenbetäubend. Sirenen kamen näher. Schüsse hallten durch die Straße. Menschen schrieen.

„Mac? Wir müssen zur US-Botschaft, nur da sind wir sicher!“ schrie Harm gegen den Lärm an. Sie hob bestätigend den Daumen ihrer rechten Hand. Anschließend packte Harm sie am Arm und zog sie in einem ihm günstig erscheinenden Moment hinter sich her. Gebückt liefen sie von einer Deckung zur nächsten.

Beiden Offizieren klebten schon nach wenigen Augenblicken ihre Sachen am Körper. Die schwülheiße Luft und der Qualm von brennenden Häusern und Autos erschwerten ihnen das Weiterkommen. Schüsse waren jetzt kaum noch zu hören, als sich die beiden in einen Hauseingang flüchteten.

Völlig außer Atem sagte Mac: „Ich... ich kann nicht mehr!“

Harm stand, genauso wie sie, vornüber gebeugt da und stimmte ihr nach Luft schnappend zu: „Ich auch nicht... Machen wir eine kurze Pause. Hier... hier scheinen wir halbwegs sicher zu sein.“ Man hörte nur noch das schwere Atmen des jeweils anderen.

Einige Sekunden später sah Harm Mac intensiv an. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen und als sie aufsah, sah sie einen Ausdruck in seinen Augen, den sie noch nie zuvor von ihm gesehen hatte. Macs ohnehin schon schneller Herzschlag erhöhte sich noch einmal.

Er musste schlucken, dann nahm er ohne den Blickkontakt zu unterbrechen Macs Hand und fragte leise: „Sarah? Verzeihst du mir?“

Harm sah ihren verwirrten Gesichtsausdruck, als sie fragte: „Was soll ich dir verzeihen?“ Er räusperte sich kurz und wollte gerade etwas antworten, als eine Frau um die 60 mit grauen kinnlangen Haaren, in denen nur noch einige schwarze Haare zu sehen waren, schrie: „Meine Tochter! Sie haben meine Tochter ermordet!“

Ein junger, mittelgroßer Mann griff nach ihrem Arm und schüttelte sie: „Wer? Wer?“ Die alte Frau schlug sich die Hände vor den Mund und deutete dann auf Harm und Mac, die sich entgeistert anstarrten.

Mac erfasste als erste die Situation und zog Harm am Ärmel mit sich fort. Endlich realisierte auch Harm die Situation und begann ebenfalls zu rennen.

Schüsse zerrissen die gerade noch anhaltende Stille. Hinter ihnen hörten sie aufgeregte Stimmen und Schritte, die ihnen folgten. Es wurden immer mehr Stimmen. Harm und Mac rannten, was ihre Lungen hergaben. Sie landeten in einem Markt für Lebensmittel, auf dem zu dieser Uhrzeit schon geschäftiges Treiben herrschte.

Im Zickzackkurs bahnten sich die beiden Offiziere ihren Weg. Plötzlich schlugen Gewehrsalven in den Obststand neben ihnen ein. Harm zuckte schmerzerfüllt zusammen und fasste sich beim Laufen an den linken Oberarm. „Autsch!“ Mac drehte sich beim Laufen zwischen den Menschen um, die erschrocken zur Seite wichen. „Harm!?“ Sie blieb stehen.

„Nein! Nicht stehen bleiben! Sie sind immer noch hinter uns her!“ schrie Harm.

„Was? Ich verstehe das nicht. Wir haben doch gar nichts getan,“ schrie sie zurück, weil sie sich aufgrund des Lärms nur so verständigen konnten.

Ohne auf ihre Anmerkung einzugehen, zerrte Harm Mac einfach weiter, doch sie wehrte sich gegen den stählernen Griff an ihrem Arm. „Harm! Du tust mir weh!“ Er ließ sie umgehend los.

„Entschuldige! Dann lauf alleine, aber lauf! Die Typen wollen uns bestimmt nicht zu einer Tasse Tee einladen!“

„Du bist verletzt! Außerdem sind sie noch weit weg. Lass mich mal deine Wunde anschauen!“

Sie wollte seinen Ärmel hochkrempeln, doch er zog den Arm weg und packte sie stattdessen. Dann warf er sie sich über seine rechte Schulter, was Mac mit einem Wutschrei beantwortete und ihm auf den Hintern haute, doch das störte ihn nicht weiter, eher schon ihr Gezappel. Nach wenigen Minuten sah er ein Hinweisschild zur US-Botschaft. So schnell er konnte, hetzte er mit Mac auf der Schulter die Seitenstrasse entlang.

„Lass mich runter! Harm!“ beschwerte sich Mac lautstark. Der Commander sah in einiger Entfernung das Gebäude, das die US-Botschaft beherbergte.

1055 ZULU (0555 EST)
US-Botschaft
Bogota, Kolumbien

„Wir sollten uns beeilen, ins Gebäude zu kommen,“ sagte Corporal Owens, als Harm und Mac das Gelände der Botschaft betreten hatten. Sicher waren sie draußen nämlich nicht, da die Verfolger der beiden nun auch das Tor der Botschaft erreicht hatten.

Die aufgebrachte Menge drängte dazu, das Botschaftsgelände ebenfalls zu betreten. Die Marines um Corporal Owens bemühten sich, den Mob von dem Zaun fernzuhalten. Aufgrund der Überzahl der Menschen vor dem Zaun war dieses Unfangen jedoch aussichtslos. Erneut war aus der Menschenmenge ein Schuss zu hören, der in Richtung Tor abgefeuert wurde. Instinktiv gingen die Wachleute in Deckung. Getroffen wurde durch diesen Schuss glücklicherweise niemand.

Einige Männer waren bereits auf den Zaun geklettert, um auf das Botschaftsgelände zu gelangen. Da die übrigen aufgebrachten Menschen jedoch sehr stark am Gitter rüttelten, konnten die Männer nicht weiter als bis zur Hälfte des Zaunes hochklettern. Den Männern um Corporal Owens gelang es dann, diese Leute wieder vom Zaun herunterzubekommen. Die Lage schien sich etwas zu beruhigen.

Corporal Owens hatte Harm und Mac derweil in das Botschaftsgebäude begleitet. Dort wurden sie von einem etwas älteren Mann mit schütterem weißem Haar empfangen, der durch den Tumult am Tor geweckt wurde.

„Corporal, was tun diese beiden Leute hier in der Botschaft?“

„Sir, die beiden sind Militär-Angehörige. Sie wurden von der aufgebrachten Meute beschossen.“

„Haben Sie die Personalien überprüft, Corporal?“

„Nein, Sir. Die beiden haben keine Papiere bei sich und es blieb keine Zeit zum Überprüfen ihrer Personalien.“

„Wie können Sie dann sicher sein, dass die beiden Militärangehörige sind?“

„Entschuldigen Sie bitte, Sir,“ mischte sich jetzt Mac in die Unterhaltung zwischen den beiden ein. Der Angesprochene sah von Corporal Owens nun zu Mac und musterte sie kritisch.

„Mein Name ist Lt. Col. Sarah MacKenzie und das ist mein Partner Cdr. Harmon Rabb jr. Wir sind vom Judge Advocate General Corps der US-Navy. Unsere Dienstnummern sind…”

„Schon gut, schon gut, Col. Ich glaube Ihnen. Mein Name ist Milton Lindsey. Ich bin der Deputy Chief of Mission hier in Bogota.“

„Sehr erfreut, Sie kennen zu lernen, Sir,“ sagten Harm und Mac synchron.

„Wir haben in letzter Zeit ein paar Probleme hier in Kolumbien gehabt, Col. Deshalb sind die Sicherheitsstufen auch erhöht worden.“

„Was ist denn da draußen überhaupt los?“ fragte Mac.

„Es sieht so aus, als würden sich die rivalisierenden Drogenbarone gegenseitig das Leben schwer machen wollen. Seit ungefähr einer Woche haben wir hier mit Ausschreitungen zu kämpfen. Aber heute Nacht ist es besonders schlimm.“

„Und dann sind Sie immer noch hier in Bogota?“ fragte nun Harm.

„Ja, bis zum heutigen Tage war die Umgebung der Botschaft noch sicher. Was ist denn überhaupt geschehen?“

„Wir sind durch Schüsse in der Nachbarschaft unseres Hotels aufgewacht und haben aus dem Fenster die Ausschreitungen beobachtet. Danach haben wir uns auf den Weg hierher gemacht und sind dabei mitten in die Auseinandersetzung geraten. Eine Frau verdächtigte uns, ihre Tochter getötet zu haben, so dass wir von der wütenden Meute verfolgt wurden. Auf uns wurde geschossen, aber dank Corporal Owens sind wir jetzt wohl in Sicherheit,“ berichtete Harm.

Mac erinnerte sich bei seinen letzten Worten an Harms Verletzung.

„Harm, lass mich deine Verletzung ansehen und sie verbinden.“

„Mac, es geht schon. Es ist nicht weiter schlimm, nur ein Streifschuss.“

„Lass’ mich wenigstens die Wunde reinigen, nicht, dass sie sich noch entzündet,“ widerwillig fügte sich Harm seinem Schicksal, als Mac Mr. Lindsey fragte: „Sir, könnten Sie mir bitte sagen, wo sich das Bad befindet, damit ich die Wunde des Commanders versorgen kann? Verbandsmaterial und Desinfektionsmittel würde ich auch benötigen.“

„Das Bad ist gleich den Flur hinunter, die 3. Tür auf der linken Seite,“ erklärte Lindsey und wies ihnen den Weg. „Ich werde PO Jason Bescheid sagen, dass er Ihnen alles Notwendige bringen soll.“

Mit einem „Danke, Sir,“ machten sich Harm und Mac auf den Weg ins Bad.

Im Badezimmer forderte sie ihn auf, sein Hemd auszuziehen, damit sie seine Verletzung versorgen konnte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren kam er dem nach. Er zog den Ärmel seines T-Shirts, welches er noch trug, hoch, so dass sich Mac seine Verletzung genauer ansehen konnte. Erschrocken betrachtete sie seine Wunde. „Harm, das sieht ja schlimm aus.“

„Das ist nur ein Streifschuss, Mac. Das wird schon wieder,“ versuchte er sie zu beruhigen.

Es klopfte an der Tür. Mit einem Seufzer öffnete Mac die Tür. Vor ihr stand ein junger Petty Officer, der sofort Haltung annahm, als er sie sah.

„Ma’am, PO Jason zu Ihrer Verfügung.“

„Rühren, PO,“ sagte Mac, woraufhin der PO seine straffe Haltung lockerte.

„Hier ist das von Ihnen gewünschte Verbandsmaterial. Ein Desinfektionsmittel ist auch dabei.“ Mit diesen Worten reichte er ihr einen kleinen Verbandskasten, den Mac dankend entgegennahm.

Als er Harm im Hintergrund sah, salutierte er erneut. „Sir.“ Harm nickte nur grüßend.

PO Jason wandte sich zur Tür. „Wenn Sie noch etwas benötigen, Ma’am, Sir, wenden Sie sich doch bitte an mich. Sie finden mich im Vorzimmer des Botschafters.“

Als Mac nickte, grüßte er noch mal und verschwand auf dem Flur.

Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, stellte sie sich neben Harm, der inzwischen auf dem Badewannenrand saß, und öffnete das Fläschchen dem Desinfektionsmittel. Sie gab ein paar Tropfen auf einen Wattebausch und begann, vorsichtig Harms Wunde zu reinigen. Doch so sehr Harm versuchte, sich seine Schmerzen nicht anmerken zu lassen, zog er mehrmals die Luft scharf ein.

„Oh, entschuldige,“ sagte Mac und versuchte noch vorsichtiger, seine Wunde zu reinigen.

„Ist schon gut, Mac. Du machst das großartig,“ ermutigte er sie, berührte sanft ihren Arm und sah sie dabei mit einem Flyboy-Grinsen an.

Verlegen sah sie zu Boden, schloss das Fläschchen mit dem Desinfektionsmittel und stellte es auf das Waschbecken. Dann nahm sie eine Mullbinde und legte sie behutsam auf die Wunde. „Könntest du das mal bitte festhalten?“ fragte Mac und sah ihn mit großen Augen an, da sie ziemlich verwirrt war von Harms sanfter Geste.

Er folgte mit den Augen den Bewegungen seiner Hand, und als er mit seiner rechten Hand nun die Mullbinde festhalten wollte, streifte seine Hand die ihre und ließ sie erschaudern. Verlegen biss sich Mac auf die Unterlippe. Ihr kamen die kleinen Berührungen und Gesten von Harm in der letzten Zeit in den Sinn, und seine nun fast zärtliche Berührung ihrer Hand ließen ihr Herz schneller und lauter schlagen. Unbewusst hielt sie ihren Atem an, damit Harm das Klopfen ihres Herzens nicht mitbekam. Ihr Blick wandte sich unwillkürlich zu Harm und ihre Hand begann unter seiner Berührung zu zittern. Erschrocken blickte sie Harm nun an und zögerte...

Harms Blick verriet ihr, dass er selbst überrascht war, was seine Berührung in ihr und auch in ihm auslöste, denn ihm war bewusst geworden, wie viel Zärtlichkeit in seiner letzte Geste lag.

Mit einem Lächeln entschärfte er die Situation und hob leicht seine Hand, mit der er die Mullbinde festhielt, so dass Mac ihre Hand wegnehmen konnte.

Mac lächelte Harm ebenfalls an und zog langsam ihre Hand unter seiner weg. < Noch mal Glück gehabt, Marine! > sagte sie zu sich selbst. Die Verlegenheit der beiden war jedoch noch deutlich im Raum zu spüren.

Ein aufdringliches Klopfen an der Tür holte beide in die Gegenwart zurück. Verwundert sahen sich beide an als sie erneut ein Klopfen an der Tür vernahmen.

„Colonel, Commander? Der Botschafter hätte Sie gern gesprochen,” hörten sie die Stimme von PO Jason durch die Tür.

Verlegen räusperten sie sich, bevor Mac antwortete: „Wir kommen sofort.“

Schnell, aber dennoch behutsam verband Mac Harms Wunde, bevor er sich sein Hemd wieder überzog. Dann verließen sie das Badezimmer und folgten PO Jason, der sie in das Büro des Botschafters brachte.

1145 ZULU (0645 EST)
Büro des Botschafters
US-Botschaft
Bogota, Kolumbien

Der PO klopfte an eine Tür.

„Herein!“ erklang eine Stimme von drinnen.

Jason öffnete die Tür und kündigte die beiden Anwälte an. „Herr Botschafter, Commander Rabb und Colonel MacKenzie vom JAG-Corps.“

„Danke, Petty Officer. Das wäre vorläufig alles.“

Der Angesprochene nickte und trat zur Seite, damit Harm und Mac eintreten konnten. Nachdem sie eingetreten waren, schloss er die Tür von außen.

Der Botschafter war inzwischen aufgestanden und hinter seinem Schreibtisch hervorgekommen.

„Guten Morgen, Commander, Colonel. Ich bin Botschafter Adam Beason,“ stellte er sich vor, während er den beiden die Hand gab.

Beide erwiderten den Händedruck. Harm stellte Mac und sich noch mal persönlich vor.

Botschafter Beason deutete auf eine Sitzgruppe. „Bitte nehmen Sie Platz und erzählen Sie, was Sie um diese Uhrzeit hier in Kolumbien machen.“

Während sie zu der Sitzgruppe gingen, warf Mac Harm einen verstohlenen Blick zu. Er nickte leicht mit dem Kopf. Beide hatten an das gleiche gedacht: < Schon wieder jemandem alles erklären... > Harm hatte zudem das Gefühl, der Botschafter sei nicht glücklich über die Art der Störung so früh am Morgen.

Nachdem alle saßen, schilderten Harm und Mac abwechselnd die Ereignisse, die zu ihrer jetzigen Situation geführt hatten. Der Botschafter unterbrach sie bisweilen, um genauere Informationen zu erhalten, die sie ihm aber meist nicht geben konnten.

Nachdem sie sich etwa 30 Minuten unterhalten hatten, blickte Harm verstohlen auf die Uhr. Der Botschafter sah das und fragte: „Haben Sie es irgendwie eilig, Cdr.?“

„Verzeihung, Herr Botschafter, ich wollte nicht unhöflich erscheinen. Aber Sie haben doch bestimmt von dem Zwischenfall mit der „Enterprise“ in Panama gehört.“ Als Beason nickte, fuhr Harm fort. „Nun, Sir, wir sind vom Marineminister beauftragt worden, für die Navy die Verhandlungen zu führen. Und deshalb müssen wir auf schnellstem Wege nach Panama. Und wir müssen dringend unseren CO, Admiral Chegwidden, noch über die Lage informieren. Können wir hier irgendwo ungestört telefonieren?“

Der Botschafter nickte. „Der PO wird Ihnen nachher ein Büro zeigen.“

„Sir, wissen Sie, wann die nächste Maschine nach Panama geht?“ schaltete sich Mac ein.

Der Botschafter schüttelte den Kopf. „Nein, soweit ich vorhin mitbekommen habe, sind die Flughäfen dort immer noch geschlossen. Wahrscheinlich wird vor morgen früh keine Maschine von hier Richtung Panama starten.“

Mac sah Harm bekümmert an. Dieser schaute unglücklich zum Botschafter.

„Und es gibt keine andere Möglichkeit, Sir?“ Harm lächelte gequält.

„Ich fürchte nicht, Commander. Sie werden wohl hier bleiben müssen.“

Harm seufzte. „Okay. Dann müssen wir aber sofort mit dem Admiral telefonieren. Er wähnt uns ja schon längst in Panama.“

Botschafter Beason stand auf, ging zu seinem Schreibtisch und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. „Petty Officer, würden Sie unseren beiden Gästen bitte ein Büro zur Verfügung stellen, von dem sie telefonieren können?“

„Aye, Sir,“ klang es durch den Apparat.

Beason drehte sich zu den beiden Anwälten und fragte: „Haben Sie eigentlich schon gefrühstückt?“

„Nein, Sir,“ antwortete Mac.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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zuletzt bearbeitet 02.05.2007 | Top

RE: „Oh wie schön ist Panama” von cepfem

#2 von Petra-Andreas , 02.05.2007 17:22

„Okay, dann lasse ich Ihnen in einer halben Stunde ein Frühstück servieren. Meinen Sie, dass Sie bis dahin Ihr Telefonat erledigt haben?“

„Ich hoffe, Herr Botschafter,“ entgegnete Harm.

Beason nickte und gab die Information an PO Jason weiter. Kurz darauf klopfte es an der Tür und der PO trat ein.

„Commander, Colonel, wenn Sie mir bitte folgen würden? Ich zeige Ihnen jetzt das Büro.“

„Danke, PO,“ erwiderte Harm. Dann standen Mac und er auf und bedankten sich beim Botschafter für die Hilfe.

Dieser nickte nur und meinte: „Wenn Sie noch irgendwelche Fragen haben, wenden Sie sich bitte an PO Jason. Er wird Ihnen gern behilflich sein.“

„Danke, Sir,“ antwortete Mac. Dann verließ sie gemeinsam mit Harm und dem PO das Büro des Botschafters.

Alle drei gingen den Gang hinunter, bis Jason vor einer Tür stoppte und sie öffnete.

„Sir, Ma’am, hier können Sie ungestört telefonieren. Der Apparat verfügt über eine abhörsichere Leitung.“

„Danke,“ sagte Harm. Dann fiel ihm noch etwas ein. „Ach, PO, wir werden wohl für die Dauer unseres Aufenthaltes hier telefonisch erreichbar sein müssen. Würden Sie bitte dafür sorgen, dass die Gespräche an uns weitergeleitet werden?“

„Natürlich, Sir. Wo werden Sie sich denn die meiste Zeit aufhalten, Sir, Ma’am?“

Harm sah zu Mac. „Nun, vermutlich im Speisesaal.“ Sie bestätigte seine Worte mit einem Nicken.

PO Jason nickte. „In Ordnung, Sir. Und wenn Sie mich suchen sollten, Sie wissen ja, wo die Büroräume des Botschafters liegen.“

„Danke, Petty Officer. Sie können dann wegtreten.“

Jason stand stramm und grüßte militärisch. Dann drehte er sich um und verließ den Raum..

Harm wartete, bis dieser die Tür hinter sich zugezogen hatte.

„Na, toll, Mac. Wir sitzen hier fest,“ sagte Harm seufzend. „Ob Chegwidden schon im Büro ist?

„Bestimmt. In Washington ist es jetzt ebenfalls 7:24 Uhr. Da ist er garantiert schon anwesend. Vielleicht fällt ihm ja eine Lösung ein. Über etwas bin ich jedoch froh, Sailor...“ bei ihren letzten Worten lachte sie leise.

„Maaaac, wie kann man nur froh über unsere Situation sein?“ Kopfschüttelnd sah er sie an.

„Na, es gibt wenigstens was zu essen, Harm. Mein Magen hängt schon irgendwo in den Kniekehlen,“ antwortete sie mit einem Grinsen.

„Sag mal, sonst hast du wohl keine Probleme, oder?“ Harms Stimme nahm unbeabsichtigt einen scharfen Unterton an. Er war einfach frustriert von der ganzen Situation und dass er diese nicht kontrollieren konnte.

Mac sah ihn überrascht an. So einen Ton hatte er ihr gegenüber noch nie angeschlagen. Verletzt wandte sie sich ab und trat zum Fenster. Dort starrte sie einfach nur ins Leere.

Harm bemerkte ihre bedrückte Stimmung. Er trat neben sie und meinte leise: „Tut mir leid, Mac. Entschuldige bitte. Aber ich bin ziemlich genervt von der ganzen Situation hier. So, wie es momentan aussieht, können wir nichts machen. Und ich habe auch keine Idee oder Ahnung, wie wir die Lage verbessern können.“

Mac drehte sich zu ihm und sah ihn bedrückt an. „Okay, Harm, ich kann dich ja verstehen. Mir geht es doch ähnlich. Aber... hm... dein Tonfall... der... der hat mich total irritiert.“ Bei den letzten Worten senkte sie traurig den Kopf und sah zu Boden.

Harm blickte ebenfalls kurz zu Boden, bevor er sanft mit seinem Finger ihr Kinn anhob. Die Niedergeschlagenheit in Macs Augen verwirrte ihn.

„Hey ...“ mehr brachte er nicht hervor, da sein Blick in Macs dunklen Augen versank.

Regungslos standen sie ein paar Minuten so da. Keiner wollte den Zauber dieses Augenblicks brechen.

Unbewusst hatte Mac ihre Lippen leicht geöffnet. Harms intensiver Blick ließ ihr Herz Purzelbäume schlagen. Ihre Augen wurden groß.

Millimeterweise näherte er sich ihrem Gesicht. Harm nahm nur noch ihre großen dunklen Augen wahr. Als er ihren warmen Atem spürte und sah, wie sie die Augen schloss, musste er schlucken. Sanft zog er ihr Kinn näher zu sich heran. Mac leistete keinen Widerstand und hob leicht ihren Kopf.

„Mac...“ hauchte er.

Plötzlich durchpeitschte ein Schuss die Stille.

Beide fuhren ruckartig auseinander und blickten sich erschrocken an. Dann sprangen sie vom Fenster weg.

„Was ist denn jetzt los?“ fragte Mac atemlos.

„Keine Ahnung, aber es klingt, als wäre es nur ein einzelner Schuss gewesen,“ erwiderte Harm.

„Und was nun?“ wollte sie wissen.

Harm deutete ihr, leise zu sein, und blickte vorsichtig durch das Fenster.

„Siehst du was?“ Mac hauchte die Frage fast.

Harm wandte sich ihr wieder zu und sah missmutig aus. „Ja, es sieht so aus, als würden die Massen vor dem Tor bald auf das Botschaftsgelände vordringen können. Ich glaube, das eben war ein Warnschuss unserer Marines.“

„Oh...“ war alles, was Mac einfiel. „Und was machen wir jetzt?“

„Ich denke, wir sollten schleunigst den Admiral anrufen.“ Mit diesen Worten ging er zum Telefon und begann zu wählen. Mac nickte zustimmend.

„Tiner, hier ist Cdr. Rabb aus Bogota, verbinden Sie mich sofort mit dem Admiral.“

Während er wartete, ruhte sein Blick auf Mac.

Dann hörte man eine schneidende Stimme im Hörer. „Commander, was zum Teufel machen Sie in Kolumbien? Was ist da bei Ihnen los?“

Harm zog bei den scharfen Worten intuitiv den Kopf ein, was Mac mit einem fragenden Blick quittierte. Er winkte jedoch ab. Mac ging nun vom Fenster zum Schreibtisch und stellte sich neben Harm.

„Sir, das ist eine lange Geschichte...“

„Dann erzählen Sie mal! Und zwar von Anfang an, Rabb!“ Chegwiddens Stimme war einem Gewittergrollen sehr ähnlich.

Harm holte tief Luft. Dann erzählte er zum wiederholten Male ihre Irrfahrt.

„Hm...“ brummte der Admiral am anderen Ende der Leitung. „Und was haben Sie da eben von einer nächtlichen Schießerei erzählt?“

„Na ja, Sir, da sind wir wohl zwischen die Fronten von rivalisierenden Drogenbaronen geraten.“

„Wie haben Sie das nur wieder hinbekommen, Rabb? Können Sie sich nicht EINMAL von irgendwelchen Schwierigkeiten fernhalten?“

„Sir,...“ Harm wollte zu einer Antwort ansetzen, jedoch schnitt ihm sein CO das Wort ab.

„Commander, der Skipper der „Enterprise“ erwartet Sie dringend in Panama, um die Situation zu klären.“

„Sir, wir tun hier unser bestes, aber wie es aussieht, wird Captain Neidlinger vorerst auf unsere Hilfe verzichten müssen. Botschafter Beason sagte uns vorhin, dass die Flughäfen in Panama immer noch dicht sind. Und der nächste Flug geht nicht vor morgen früh.“

„Hm... mal sehen, vielleicht kann ich Ihnen weiterhelfen. Die Krise in Panama scheint sich zuzuspitzen, da zwei Matrosen unerlaubt das Schiff verlassen haben und vor einer Hafenkneipe in eine Schlägerei verwickelt worden sind. Sie beide müssen schleunigst nach Panama, koste es, was es wolle.“

„Verstanden, Sir.“ Harms Stimme klang resigniert.

„Gut, Cdr., ich werde jetzt ein paar Telefonate tätigen und Ihnen schnellstens Bescheid geben.“ Mit diesen Worten knallte Chegwidden den Hörer auf die Gabel.

„Danke, Sir...“ sagte Harm in das Tuten der toten Leitung hinein.

1315 ZULU (0815 EST)
JAG HQ
Falls Church, Virginia

Seufzend blickte Admiral Chegwidden auf. < Rabb! Kann der eigentlich auch mal nur das machen, was man ihm befiehlt? >

Er schüttelte den Kopf. Dann drückte er den Knopf der Gegensprechanlage und bellte: „Tiner! Verbinden Sie mich SOFORT mit dem Marine-Minister!“

„Aye, aye, Sir!“ erklang die Stimme des PO.

„Und dann besorgen Sie mir Informationen über die Wetterlage in Panama.“

Erneut hörte Chegwidden ein „Aye, aye, Sir!“.

Nach einer Minute vernahm der Admiral ein „Der Marine-Minister auf Leitung drei, Sir.“ durch das Gerät.

„Guten Morgen, Mr. Secretary, A. J. Chegwidden hier. Entschuldigen Sie bitte die Störung.“

„Admiral, was gibt es so früh am Morgen?“ knurrte Sheffield.

„Sir, Cdr. Rabbs und Col. MacKenzies Maschine wurde wegen eines Tropensturms nach Kolumbien umgeleitet. Nun sitzen die beiden in Bogota in unserer Botschaft fest. Zu allem Übel bekriegen sich dort wohl auch noch ein paar Drogenbarone. Außerdem...“

„Langsam, A. J. Was genau ist passiert?“ unterbrach der SecNav Chegwidden.

„Cdr. Rabb hat mich eben darüber informiert, dass die Maschine, die sie nach Panama bringen sollte, wegen des Tropensturms über Mittelamerika umgeleitet wurde. Alle panamesischen Flughäfen sind geschlossen. Sie sind noch immer in Bogota, wo sie in der Nacht in eine Schießerei zwischen rivalisierenden Drogenbanden geraten sind.“

„Aha. Und nun sitzen sie dort fest, oder?“

„Ja, Sir. Cdr. Rabb weiß noch nicht, wann die nächste Maschine nach Panama geht. Vor morgen früh wird das nicht der Fall sein. Ein direkter Transport ist leider auch nicht möglich. Und die Lage in Panama verschlimmert sich auch immer mehr.“

„Davon habe ich auch schon erfahren. A. J., wir brauchen beide schnellstens in Panama. Diese Krise muss unter allen Umständen so schnell wie möglich beseitigt werden. Warten Sie... mir kommt da eine Idee... Lassen Sie mich kurz mit dem State Department telefonieren. Ich rufe Sie gleich zurück.“

„In Ordnung, Mr. Secretary.“ Chegwidden legte auf.


US-Botschaft
Bogota, Kolumbien

„Und? Was sagt er?“ wollte Mac wissen.

„Er ist begeistert, Mac,“ Seine Stimme triefte vor Ironie. „Außerdem meint er wohl, ich hätte mal wieder die Schwierigkeiten angezogen wie ein Magnet.“

„DAS hat er gesagt?“ Sie sah ihn mit großen Augen an.

„Nein, natürlich nicht so direkt. Aber er stellte mir die Frage, ob ich mich nicht EINMAL von Schwierigkeiten fernhalten könnte.“ Harm grinste schief.

Mac lächelte ihn an. „Okay, und was war noch?“

„In Panama gibt es weitere Probleme. Zwei Matrosen haben unerlaubt die „Enterprise“ verlassen und sind in eine Schlägerei geraten. Deshalb sollen wir schleunigst dorthin. Er will jetzt mal sehen, ob er was für uns tun kann. So lange müssen wir hier warten.“

„Kann sich der Bord-Jurist nicht um diese Angelegenheit kümmern?“

„Keine Ahnung, aber ich denke, dass bei der verfahrenen Situation vor Ort unsere Anwesenheit mehr als willkommen ist.“

„Warum muss denn immer alles schief gehen?“ seufzte Mac bekümmert.

„Na ja, jetzt gehen wir aber erst mal frühstücken. Ich kriege auch langsam Hunger...“ Bei den letzten Worten grinste er sie dermaßen jungenhaft an, dass sie trotz des Verdrusses über die verzwickte Lage, in der sie sich befanden, mit einem strahlenden Lächeln antwortete.

Dieses Lächeln ging ihm durch und durch. Er sah sie einfach nur an. < Soll ich sie auf das, was vorhin fast passiert wäre, ansprechen? >

Mac hatte sich schon zur Tür gewandt. Dennoch fühlte sie seinen Blick auf sich ruhen. Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn mit großen Augen an.

„Harm, was ist los?“ < Denkt er vielleicht auch daran, was vorhin beinahe geschehen wäre? Aber das dürfen wir nicht. > rief sie sich zur Ordnung.

Er gab ihr keine Antwort und starrte sie immer noch an. < Nein, Harm, du sprichst sie jetzt NICHT darauf an! Sie ist deine Kollegin! Zerstöre eure Freundschaft nicht! Aber... >

„Haaarm!? Hallo!!!“ Mac trat zu ihm und berührte sanft seinen Arm.

Der große Ex-Pilot erwachte aus seinem Zustand und sah sie fragend an. „Was meintest du, Mac?“

Sie sah ihn skeptisch an. „Ich hatte dich gefragt, was los ist. Aber du hast mir keine Antwort gegeben.“

Er nahm allen Mut zusammen und holte tief Luft. „Mac... was da eben...“ Bei diesen Worten sah er sie unsicher an. < Nein, ich kann nicht mit ihr darüber zu sprechen – noch nicht jedenfalls... > Bei diesen Gedanken sah er zu Boden. Mac hatte die Angst in seinen Augen gesehen und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm.

Harm hob seinen Blick und sah ihr in die Augen. Sie erkannte, dass er noch nicht bereit war, mit ihr darüber zu sprechen. Außerdem war das in dieser Situation auch ein äußerst unpassender Zeitpunkt. „Wir müssen reden, Harm. Aber später, ja? Hier und jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.“

Mit einem dankbaren Nicken atmete er erleichtert aus. „Wollten wir nicht essen gehen?“ Harm hatte ein strahlendes Lächeln aufgesetzt und sah Mac herausfordernd an.

„Ja, das wollten wir auch. Dann lass uns mal gehen,“ lächelte sie zurück. Mac wandte sich zur Tür und öffnete sie. Dann ging sie auf den Flur hinaus und wartete dort auf Harm. < Sie hat recht, wir müssen reden und das werden wir auch. > Mit diesen Gedanken folgte er ihr.

Gemeinsam betraten sie den Speisesaal. Dort standen auf einem Tisch Toastbrot, Marmelade, verschiedene Käsesorten, Eier, Speck und viele andere Lebensmittel sowie Kaffee und Tee bereit.

„Hm, sieht lecker aus...“ sagte Mac, als sie sich einen Überblick verschaffte.

Harm grinste sie an. „Wenn DU ein Hungergefühl verspürst, findest du alles lecker, Mac.“

„Ha, ha, Flyboy. Nur hast DU Pech gehabt. Es gibt keine Haferflocken für dich...“ Sie kicherte.

Dann nahm sie sich einen Teller und füllte ihn mit gebratenem Speck und einer großen Portion Rührei. Dazu nahm sie sich noch Toastbrot, das sie dick mit Marmelade bestrich. Sie ging zu einem der Tische, stellte den Teller ab und holte sich einen großen Becher Kaffee. Zurück am Tisch fing sie an zu essen.

Harm sah sich unter den angebotenen Speisen um und fand schließlich auch etwas, was ihm zusagte. Er hatte sich für Toast mit Frischkäse entschieden. Dazu nahm er sich den kleinen Rest vom Rührei, den Mac übrig gelassen hatte.

Er stellte seinen Teller auf den Tisch neben Macs und holte sich ebenfalls Kaffee. Dann setzte er sich neben sie.

„Guten Appetit, Marine.“ sagte er und biss in sein Brot.

„Hmm... mbanke.“ kam es kauend von Mac.

Harm sah sie belustigt an. „Mac, mit vollem Mund spricht man nicht. Also... an deinen Tischmanieren am frühen Morgen müssen wir wohl noch was feilen...“ meinte er mit einem breiten Flyboy-Grinsen.

Macs Augen wurden groß. „Äh... wie meinst du das, Harm? Normalerweise stört sich keiner an meinen Frühstücksgewohnheiten.“

„Ist ja auch keiner da, der sich daran stören könnte, oder?“ Er blickte sie schief an.

„Nein. Und dieses eine Mal kannst du doch bestimmt darüber hinwegsehen.“

„Na ja, dieses Mal, ja. Aber später...“ hastig unterbrach er sich und errötete. < WAS habe ich da gesagt? > Vor Verlegenheit bekam er einen Hustenanfall, was ihm aber gerade recht war, denn das half über die peinliche Situation hinweg.

Mac sah ihn mit großen Augen an. „Harm, was meinst du mit „später“?“

Er hustete immer noch, nun jedoch gespielt. Mit einer Hand winkte er ab, um zu signalisieren, dass er momentan nicht reden konnte.

„Ha-arm! Ich habe dich was gefragt!“ bohrte Mac nach.

Er schüttelte den Kopf und hustete weiter.

Mac setzte ihren Becher ab, holte Schwung und klopfte mit einer Hand kräftig auf seinen Rücken.

Harm kippte beinahe vornüber auf den Tisch, da er auf Macs Reaktion nicht gefasst war. Er konnte sich gerade noch abstützen.

„Mac, was sollte das denn?“ fragte er empört, als er wieder sprechen konnte.

„Nun, du hattest dich wohl verschluckt. Und da habe ich nur helfen wollen. Scheint ja was genützt zu haben...“

Harm sah sie nur schief an.

1430 ZULU (0930 EST)
JAG HQ
Falls Church, Virginia

Chegwidden hatte sich im seinem Sessel zurückgelehnt. Er hoffte inständig, dass seine beiden besten Anwälte diese Sache mit möglichst wenig diplomatischen Verwirrungen lösen konnten.

< Allerdings müssen sie ja erst mal in Panama ankommen. Aber nein, Rabb musste mal wieder den Helden spielen und in Kolumbien zwischen Drogenbanden geraten... >

Es klopfte an der Tür.

„Ja?“ brummte er.

Die Tür öffnete sich und PO Tiner trat ein.

„Sir, hier sind die aktuellsten Wetterprognosen für die Region. Laut Wetterdienst sollen die Flughäfen morgen wieder geöffnet werden. Der Sturm soll dann genügend weiter fortgezogen sein.“ Tiner legte einige Ausdrucke vor Chegwidden hin.

„Danke, Tiner. Wegtreten.“

„Aye, aye, Sir.“ Mit diesen Worten verließ der PO das Zimmer des Admirals.

Dieser studierte die Prognosen. Es sah wirklich so aus, als könnten seine beiden Anwälte erst morgen nach Panama gebracht werden. Er seufzte und lehnte sich zurück.

Die Gegensprechanlage knackte.

„Admiral, der Marine-Minister auf Leitung zwei.“ meldete Tiner.

Der Admiral drückte den entsprechenden Knopf. „Chegwidden.“

„A. J., ich habe mit dem State Department gesprochen. Es gibt eine Möglichkeit für Rabb und MacKenzie, nach Panama zu gelangen. Auf dem Flughafen in Bogota steht eine Challenger, die eigentlich für Evakuierungen von Botschaften oder Konsultaten in der Region Mittel- und nördliches Südamerika gedacht ist. Ich habe erreichen können, dass Rabb und MacKenzie ausnahmsweise mit der Maschine nach Panama gebracht werden, allerdings dauert es ein paar Stunden, sie startklar zu machen, da sie gerade überholt worden ist und noch nicht 100%ig einsatzbereit ist. Man versicherte mir aber, dass sie in ca. 4-5 Stunden bereit sein wird.“

„In Ordnung, Mr. Secretary. Ich werde Rabb und MacKenzie gleich darüber informieren.“

„Ich bitte darum, Admiral.“ Sheffields Ton klang scharf.

„Jawohl, Sir.“ entgegnete A. J. „Allerdings habe ich eben die neuesten Wetterprognosen bekommen. Vor morgen sollen die Flughäfen in Panama nicht öffnen. Das hieße, dass sie den heutigen Tag in der Botschaft verbringen müssen.“

„Na, gut. Aber sobald die Luftwege frei sind, sollen sie starten.“ Die Stimme des SecNav klang alles andere als begeistert.

„In Ordnung, Sir.“ erwiderte Chegwidden. Dann hörte er nur noch ein Freizeichen in der Leitung. Er befahl PO Tiner, ihm eine Verbindung zur Botschaft in Bogota herzustellen.

1500 ZULU (1000 EST)
US-Botschaft
Bogota, Kolumbien

Schweigend beendeten sie ihr Frühstück. Dann lehnte sich Harm in seinem Stuhl zurück und fragte mit einem tiefen Seufzer: „Und was machen wir jetzt den ganzen Tag hier?“

„Keine Ahnung, Harm. So einfach rumsitzen liegt mir nicht,“ entgegnete Mac.

„Mir auch nicht, höchstens daheim gemütlich auf der Couch.“

„Ja, mit einem guten Buch auf dem Schoß…“ Mac seufzte, lehnte sich ebenfalls zurück und schloss die Augen.

Harm saß noch mit verschränkten Armen in seinem Stuhl und betrachtete sie kurz. Dann stand er auf und trat zum Fenster. Dort schaute er in den Botschaftsgarten hinaus. Aus der Ferne hörte man das wütende Geschrei der Leute am Tor. Irgendwie war ihm gar nicht wohl zumute. Er konnte aber nicht sagen, ob das an der jetzigen Situation oder an dem noch zu erfüllenden Auftrag mit der „Enterprise“ lag.

Er atmete noch einmal tief durch, bevor er sich wieder zum Tisch wandte und sich setzte. Er machte es sich so bequem wie möglich, schloss die Augen und döste vor sich hin, da er doch sehr erschöpft war.

Mac war völlig in Gedanken versunken eingenickt. Ihr Kopf fiel leicht zur Seite.

Plötzlich klingelte das Telefon auf der Anrichte. Die beiden Anwälte schreckten hoch und sahen sich erstaunt an. Mac stand auf und nahm den Hörer ab.

„Col. MacKenzie.“ Erstaunt riss sie die Augen auf. Zu Harm gewandt formte sie stumm die Worte „der Admiral“. Harm sah sie überrascht an.

„Sir, gibt es Neuigkeiten?“

„Ja, Colonel, ich habe eine Möglichkeit für Sie gefunden, nach Panama zu kommen.“

„Einen Moment, Sir, ich schalte auf Lautsprecher, damit Cdr. Rabb auch mithören kann,“ sagte sie und drückte die entsprechende Taste am Telefon.

„Col., Cdr., ich habe für Sie beide eine Challenger organisiert. Sie steht aufgetankt und fast flugbereit auf dem Flughafen in Bogota. Es ist eine Maschine, die wir für absolute Notfälle dort stehen haben. Laut meinen Informationen sollen morgen die Flughäfen in Panama wieder geöffnet werden. Dann werden Sie mit der Challenger direkt dorthin geflogen. Allerdings müssen Sie so lange noch in der Botschaft bleiben.“

„In Ordnung, Sir,“ sagte Mac. „Falls sich irgendwelche Veränderungen ergeben sollten, werden wir Sie sofort informieren, Sir.“

„Ich bitte darum, Col.,“ kam Chegwiddens scharfe Stimme durch den Lautsprecher. Beide Anwälte sahen sich verwundert an. Der Admiral hatte mal wieder schlechte Laune.

„Aye, aye, Sir,“ sagte Mac betont langsam.

„Und, Cdr., speziell für Sie gilt: Halten Sie sich von allen Schwierigkeiten fern!“

„Ja, Sir, ich verstehe, Sir,“ erwiderte der Angesprochene mit neutraler Stimme.

„Gut, nachdem das geklärt ist, weitermachen!“

„Aye, aye, Sir,“ antworteten beide unisono.

Dann erklang ein Tuten aus dem Lautsprecher. Der Admiral hatte aufgelegt.

Mac stellte den Lautsprecher wieder ab und sah Harm unglücklich an. „Chegwidden hatte ja eine Laune...“

„Wer weiß, mit wem er alles telefonieren musste, um die Challenger für uns loszueisen? Normalerweise ist so eine Maschine nicht für Kurierflüge von Anwälten gedacht.“ Er grinste sie aufmunternd an.

Mac sah ihn zweifelnd an. Sie zuckte kurz mit den Schultern, ging wieder zum Tisch und setzte sich auf ihren Stuhl.

Harm nahm seinen Kaffeebecher und ging ihn am Büfett auffüllen. Er drehte sich zu Mac und fragte: „Willst du auch noch was?“ Als sie nickte, nahm er die Kanne mit zu ihrem Tisch und schenkte ihr ein.

Versonnen legte sie beide Hände um den Becher und fragte: „Und was nun? Wir können nicht den ganzen Tag Kaffee trinken und rumsitzen.“

„Keine Ahnung, Mac. Vielleicht gibt es hier irgendwo einen Ruheraum. Ich für meinen Teil bin ziemlich zerschlagen nach den Ereignissen von gestern und dieser Nacht.“

Wider Willen musste Mac kichern. „Das klingt ja vielleicht...“

Er sah sie mit großen Augen an. „Du erinnerst dich vielleicht daran, wie ich das hier bekommen habe?“ Damit zeigte er auf seinen blutigen Ärmel.

Mac wurde wieder ernst. „Entschuldige, Flyboy. Aber das wiederum erinnert mich daran, dass wir z. B. keine Uniformen oder überhaupt irgendwelche Kleidung dabei haben. Das steht alles in der Gepäckaufbewahrung am Flughafen bzw. ist im Hotel geblieben.“

Er fuhr sich mit der Hand über sein Kinn und seufzte. „Du hast Recht. Aber ich könnte wirklich eine Dusche und vor allem eine Rasur vertragen. Ich gehe mal PO Jason fragen, ob er etwas für uns organisieren kann. Vielleicht gibt es ja auch ein ruhiges Zimmer mit einer Couch drin.“

Mac sah ihn amüsiert an. „Für uns beide?“

„Was soll für uns beide sein?“ fragte er verwirrt.

„Na, die Couch, was sonst? Ich bin nämlich auch ganz schön groggy.“

Harm lachte laut auf, als er Macs Witz endlich kapiert hatte. Dann grinste er sie an und meinte: „Hier wird es doch bestimmt Gästezimmer geben. Da werden sie ja wohl zwei leere finden. Ich suche mal den PO.“


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: „Oh wie schön ist Panama” von cepfem

#3 von Petra-Andreas , 02.05.2007 17:24

Er stand auf, verließ den Speisesaal und begab sich zum Büro des Botschafters. Als er in das Vorzimmer trat, sprang PO Jason auf und salutierte.

„Rühren!“ meinte Harm und sprach direkt weiter. „Petty Officer, ich habe eine Frage. Können der Col. und ich uns hier irgendwo frisch machen, eventuell sogar duschen? Unser Gepäck haben wir am Flughafen gelassen. Ich bräuchte auch Rasierzeug. Und haben Sie irgendwo zwei leere Gästezimmer, wo wir uns etwas ausruhen können? Wir haben die letzte Nacht wegen der Schießerei vor unserem Hotel nicht geschlafen.“

Der junge Mann überlegte kurz.

„Ja, Sir. Wir haben zwei Gästezimmer frei, zu denen auch jeweils ein Bad gehört. Ich lasse sie Ihnen schnell zurechtmachen. Rasierzeug kann ich Ihnen besorgen, Cdr.“

„Und könnten Sie vielleicht auch noch Kleidung zum Wechseln für uns auftreiben? Unsere Sachen sind ziemlich durchgeschwitzt. Und außerdem...“ mit diesen Worten zeigte er auf den blutigen Ärmel seines Hemdes.

„Ich will sehen, was ich da machen kann, Sir.“ antwortete Jason.

„Danke, PO.“

„Keine Ursache, Sir. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden, Cdr., ich will mich um Ihre Zimmer kümmern.“

Er grüßte zackig und verschwand auf dem Flur.

Harm verließ ebenfalls das Vorzimmer und ging wieder zu Mac in den Speisesaal.

„Du strahlst ja so, Harm, hast du eine Couch gefunden?“ grinste sie ihn an.

Er lächelte breit zurück. „Was viel Besseres, Marine. Zwei freie Gästezimmer mit eigenem Bad warten auf uns.“

„Wow! Wie hast du denn das geschafft? Mit dem Zimmermädchen geflirtet?“ Sie sah ihn schelmisch an und musste über seine verdutzte Miene lachen. „Hey, Flyboy, klapp den Kiefer wieder hoch. Vermutlich hast du den guten PO beschwatzt. Stimmt’s oder hab ich Recht?“

„Ja, er lässt uns zwei Zimmer zurechtmachen. Und wenn wir Glück haben, dann bekommen wir sogar Kleidung zum Wechseln.“

Mac schmunzelte. „Ich freu mich schon auf den Anblick eines Navy-Commanders in Marine-Tarnzeug… Aber Spaß beiseite, ich würde auch gerne aus diesen verschwitzten Klamotten rauskommen. Und auf ein weiches Bett freue ich mich sowieso.“

„Noch ist es nicht so weit, Marine. Ein wenig musst du wohl noch auf ein Bett warten.“

„Und was machen wir solange?“

„Ich für meinen Teil werde etwas Zeitung lesen. Was du machst, weiß ich nicht,“ sagte er mit einem Lächeln auf dem Gesicht und stand auf. Auf einem Sideboard lag eine Ausgabe der Washington Post von gestern, die sich Harm nahm.

„Gibst du mir einen Teil ab?“

„Welchen möchtest du denn?“

„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gern den Teil mit dem Kreuzwort-Rätsel nehmen. Ich brauche jetzt etwas geistige Abwechslung.“

„Kannst du haben. Ich dachte schon, du möchtest den Sportteil,“ sagte er mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Er faltete die Zeitung auseinander, reichte Mac den Rätsel-Teil und begann selbst, den Sportteil zu lesen, nachdem er sich gesetzt hatte.

Nach knapp 20 Minuten trat PO Jason ein. Er grüßte beide Offiziere, die von ihren Lektüren aufsahen, und sagte dann: „Ma’am, Sir, Ihre Zimmer sind jetzt fertig. Ich habe auch zwei Uniformen für Sie auftreiben können.“

„Sehr gut, PO. Vielen Dank.“ Harm nickte dem jungen Mann zu. Fast gleichzeitig falteten Harm und Mac ihre Zeitungen zusammen und legten sie auf den Tisch.

„Wenn Sie mir dann bitte folgen würden, ich zeige Ihnen die Zimmer.“

Mit einem erleichterten Seufzer erhob sich Mac. Dann folgten beide dem PO in den ersten Stock, wo er eine Tür öffnete und sich an Harm wandte.

„Sir, hier ist Ihr Zimmer. Die Uniform liegt auf dem Bett. Und Rasierzeug für Sie ist im Bad.

„Danke, Petty Officer.“ Harm betrat das Zimmer.

„Ma’am, Ihr Zimmer ist gleich nebenan.“ Mit diesen Worten öffnete er die Tür des danebenliegenden Zimmers. „Ihre Uniform liegt ebenfalls auf dem Bett.“

Mac bedankte sich bei Jason und schloss die Tür, nachdem er sich verabschiedet hatte. Neugierig ging sie zum Bett, um zu sehen, was sie für eine Uniform bekommen hatte.

Als sie ein weißes Bündel auf dem Bett liegen sah, musste sie grinsen. Vor ihr lag die weiße Uniform eines Petty Officers First Class der US-Navy.

< Anscheinend gibt es hier ein weibliches Navy-Mitglied, das meine Größe hat. Wie hat Jason das nur so schnell herausgefunden? >

Sie schüttelte immer noch lächelnd den Kopf und ging ins Bad, um zu duschen.

Als sie gerade ihre Jeans aufgeknöpft hatte, klopfte es.

„Einen Moment, bitte!“ rief sie und schloss die Hose wieder. Dann ging sie zur Tür und öffnete sie.

Vor ihr stand ein grinsender Harm mit der Uniform eines Master-Sergeant der Marines in der Hand.

„Und, was bist du?“ fragte er, als er ins Zimmer trat.

Mac lachte und meinte: „Ich bin PO First Class der Navy…“ und deutete auf das Bett.

Sein Grinsen wurde noch breiter. „Dass du mich aber auch ja richtig grüßt, „Marine“.“

„Ha, ha, „Sailor“. Davon kannst du nur träumen! Und jetzt schieb ab, ich will duschen und dann etwas Schlaf nachholen.“ Sie drehte ihn einfach herum und schob ihn in Richtung Tür.

Ehe er sich versah, stand er wieder auf dem Flur und hörte gerade noch das Klicken des Schlosses, als Mac die Tür schloss. Verblüfft drehte er sich um und starrte die Tür an. < Was war das denn jetzt? Ein Rausschmiss? >

Schulterzuckend ging er wieder in sein Zimmer, wo er die Uniform auf den Tisch legte und im Bad verschwand.

Dort zog er seine verschwitzte und teilweise zerrissene Kleidung aus und begann, sich zu rasieren. < Ah, das fühlt sich doch gleich besser an. > dachte er, als er abschließend über sein Kinn fuhr. < Jetzt noch eine schöne heiße Dusche und dann ab ins Bett...>

Mit diesen Gedanken stellte er die Dusche an und stieg darunter. Das warme Wasser lockerte seine müden Muskeln. Er musste nur auf den Verband um seinen Arm acht geben, dass dieser nicht nass wurde.

Zur gleichen Zeit
Macs Zimmer

Mac grinste, als sie daran dachte, dass Harm in seiner „neuen“ Uniform rangmäßig über ihr stand. Dann ging sie ins Bad, begann sich auszuziehen und stieg unter die Dusche, wo sie das reinigende Wasser genoss.

Als sie fertig war, wickelte sie sich das große Handtuch um, das neben der Dusche lag. Dann ging sie ins Schlafzimmer zurück und legte sich auf das Bett. < Tut DAS gut... > Sie schlüpfte unter die Decke und war bald darauf eingeschlafen.


Harms Zimmer

Harm hatte sich nach dem Abtrocknen widerwillig seine alten Boxershorts wieder angezogen. Dann trat er ans Fenster und sah hinaus. Es hatte einen idyllischen Ausblick auf den hinteren Teil des Botschaftsgartens. Vom Tumult am Tor hörte man hier keinen Ton.

Kopfschüttelnd wandte er sich zum Bett und legte sich unter die Bettdecke. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte an die Zimmerdecke. Bald jedoch fielen ihm die Augen zu und er schlief tief und fest.


Eingangstor US-Botschaft
Bogota, Kolumbien

Plötzlich spitzte sich die Lage vor dem Tor zu. Erneut versuchten einige Einheimische über das Tor zu klettern. Die Wachleute standen auf der anderen Seite des Tores und versuchten die Leute mit Warnschüssen zurückzudrängen. Davon ließen diese sich aber nicht abbringen und gelangten nun auf das Botschaftsgebäude.

Einer der Wachleute schoss nun direkt auf einen Eindringling, der seine Waffe auf ihn gerichtet hatte. Der Schuss traf den Mann in der Schulter, woraufhin dieser rücklings hinfiel. Ein anderer hatte sich bereits am Tor zu schaffen gemacht und das Schloss öffnen können. Die wütende Meute stürmte nun das Botschaftsgelände.

Corporal Owens erfasste als erster die Situation und rief seine Leute zusammen. Gemeinsam versuchten sie die Eindringlinge aufzuhalten.

„Simpson, alarmieren Sie den Botschafter, dass die Meute auf das Botschaftsgelände gelangt ist. Die Botschaft muss umgehend evakuiert werden. Lange können wir die Leute nicht mehr in Schach halten,“ befahl er einem jungen Mann Anfang 20.

„Aye, aye Sir,“ sagte dieser und griff sich ein Funkgerät, um den Botschafter entsprechend zu unterrichten.


Vorzimmer des Botschafters
US-Botschaft, Bogota, Kolumbien

„PO Jason,“ kam es über die Gegensprechanlage.

„Ja, Herr Botschafter?“

„Bereiten Sie alles zur Evakuierung der Botschaft vor und sorgen Sie dafür, dass alle hier heil rauskommen. Die Botschaft wird gestürmt.“

„Verstanden, Sir,“ antwortete Jason. Nachdem ihm der Inhalt der Nachricht bewusst wurde, nahm er aus dem Safe hinter seinem Schreibtisch den Plan zur Evakuierung heraus. Ruhig und besonnen ging er alle Punkte auf der Liste durch und informierte die entsprechenden Stellen, was sie zu tun hätten. Dann wies er das Botschaftspersonal an, sich im Speisesaal auf die Evakuierung vorzubereiten.

Schließlich machte er sich auf den Weg, um die beiden JAG-Anwälte von der Evakuierung zu unterrichten.

1730 ZULU (1230 EST)
Harms Zimmer

Durch das laute Klopfen an der Tür schrak Harm hoch. Ziemlich verschlafen schaute er sich im Zimmer um und realisierte erst nach einem erneuten Klopfen, wo er sich befand und was Mac und er in der letzten Nacht durchgemacht hatten. Seufzend stand er auf und ging zur Tür, um zu sehen, wer ihn da aus dem Schlaf gerissen hat.

Erstaunt sah er, dass der PO vor seiner Tür stand.

„PO, was kann ich für Sie tun?“

„Commander! Die Botschaft wird evakuiert. Die Leute, die Sie heute Nacht verfolgt hatten, sind auf das Botschaftsgelände gelangt.“

„Kann ich irgendwie helfen?“

„Sie können dem Colonel Bescheid sagen. Bitte begeben Sie sich dann umgehend in den Speisesaal. Sobald der Hubschrauber startbereit ist, werden alle ausgeflogen.“

„Okay, PO. Wir beeilen uns.“

Mit einem „Danke, Sir,“ machte sich Jason auf den Weg ins Erdgeschoss, um die Vorbereitungen zu überwachen.


Macs Zimmer

Nachdem Harm sich die Uniform angezogen hatte, ging er über den Flur und klopfte an Macs Zimmer. Von innen hörte er keinen Ton, weshalb er noch einmal anklopfte. „Ma-ac,“ rief er von draußen und wartete – wieder keine Reaktion.

< Mhm, auch auf die Gefahr hin, dass ich mächtig Ärger mit diesem Marine bekomme, wenn ich jetzt in ihr Zimmer gehe ... aber wir müssen hier raus! > dachte er. Bevor er jedoch ihr Zimmer betrat, atmete er noch einmal tief durch.

Leise öffnete er die Tür und trat ein. Da lag sie zusammengerollt auf dem Bett und schlief friedlich. Sie war halb von der Bettdecke bedeckt, allerdings war das Handtuch, in das sie sich gewickelt hatte, verrutscht und man sah ihren freien Rücken. Harm schluckte beim Anblick ihrer olivfarbenen Haut. Obwohl er eine gewisse Scheu verspürte, sich ihr zu nähern, ging er doch auf ihr Bett zu und setzte sich auf den Bettrand.

Mac, die die Anwesenheit eines „Fremden“ in ihrem Zimmer spürte, öffnete schläfrig ein Auge, um zu sehen, wer dieser Fremde war.

„Hey Mac,“ sagte er sanft, als er merkte, dass sie langsam aufwachte.

„Harm? Was ... was machst du in meinem Zimmer?“ fragte sie gähnend und setzte sich auf, wobei sie die Bettdecke bis an ihr Kinn hochzog und leicht errötete.

„PO Jason war eben bei mir. Die Botschaft muss evakuiert werden.“

„Was ist denn passiert?“ Sofort war sie hellwach.

„Unsere Verfolger von heute Nacht sind auf das Botschaftsgelände gelangt.“

„Man hört doch aber gar keine Schüsse.“

„Wir befinden uns auf der Rückseite der Botschaft, deshalb hören wir hier nichts. Aber wir müssen los, Mac. Komm, zieh dich an.“

„Harm... könntest du vielleicht... ich habe...“ verlegen stotterte sie vor sich hin und sah an sich hinunter.

„Okay, ... ich warte draußen,“ sagte er rücksichtsvoll und stand vom Bett auf. Nachdem Harm das Zimmer verlassen hatte, stand sie auf und zog sich schnell die Uniform an, die ihr PO Jason zur Verfügung gestellt hatte. Kurze Zeit später trat sie aus ihrem Zimmer und folgte Harm in den Speisesaal.

1745 ZULU (1245 EST)
Speisesaal der Botschaft

PO Jason hatte geprüft, ob sich alle nun im Speisesaal versammelt hatten. Botschafter Beason kam als letzter herein und hatte noch einige Dokumente unter dem Arm.

„PO, sind alle hier?“

„Ja, Herr Botschafter. Es befindet sich niemand mehr in der Botschaft. Das Wachpersonal hat die Eingangstür verbarrikadiert. Wir warten jetzt nur darauf, dass der Hubschrauber einsatzbereit ist.“

Lance Corporal Bart Simpson, der über Funk mit dem Piloten in Verbindung stand, legte das Funkgerät beiseite und sagte: „Sir, der Helikopter ist in 15 Minuten startklar.“

„Danke, Lance Corporal.“

„Soviel Zeit haben wir nicht mehr, Sir,“ kam es von Corporal Owens, der gerade den Raum betrat. „Wir können die Eingangstür nicht mehr lange vor den Einheimischen gesichert halten.“

Selbst im Speisesaal war der Lärm jetzt zu hören. Zusätzlich zu den Schlägen an der Tür waren auch vereinzelte Schüsse zu vernehmen.

Harm und Mac sahen sich kurz an. Nach dem stummen Zwiegespräch mit Mac sagte Harm: „Herr Botschafter! Der Colonel und ich werden Corporal Owens und seine Männer unterstützen und versuchen, die Eindringlinge so lange wie möglich in Schach zu halten. Bringen Sie die Leute zum Hubschrauber. Wir kommen dann nach.“

Froh darüber, dass einer die Initiative ergriff, ließ der Botschafter alle zusammenrufen. Kurz darauf machten sie sich auf den Weg in den Garten, um dort auf den Hubschrauber zu warten.

Nachdem nur noch Harm, Mac und die restlichen Marines zurückblieben, sagte Harm: „Corporal, wir sollten uns etwas einfallen lassen, um die Meute da draußen noch eine Weile zu beschäftigen.“

„Verstanden, Sir,“ antwortete Corporal Owens und rannte mit den beiden Offizieren und Lance Corporal Simpson zur Eingangstür.

Die Tür war mit Sandsäcken verbarrikadiert und ein Riegel verstärkte die Sicherung. Als sie in der Eingangshalle ankamen, sahen sie, dass die Einheimischen es geschafft hatten, die Tür um ein paar Zentimeter zu öffnen und diesen Spalt offen zu halten. Das Bestreben der Marines, die Tür wieder zu schließen, blieb erfolglos.

„Corporal, gibt es hier irgendwo einen großen Schrank oder etwas anderes Schweres, das wir vor die Tür stellen können?“ fragte Harm, als er die Situation erkannte.

„Ja, Sir,“ sagte der Owens und ging mit drei seiner Männer in den Nebenraum. Harm folgte ihnen. Mac blieb derweil im Eingangsbereich und half den verbliebenen Marines, die Meute zurückzudrängen. Lange würden sie dem Ansturm aber nicht Paroli bieten können.

Mac sah sich um und stellte erleichtert fest, dass die fünf Männer gerade mit einem großen, schweren Sideboard zurückkamen. Sie mühten sich ab, dieses schnellstmöglich vor die Eingangstür zu tragen. Harm lief voraus und lotste sie zum Vordereingang, da er aufgrund seiner Verletzung nicht beim Tragen helfen konnte. Sie erreichten gerade den Eingangsbereich der Botschaft, als etwas Rundes in die Eingangshalle der Botschaft rollte. Mac realisierte als erste, um was es sich handelte, und rief: „Vorsicht, Harm, eine Handgranate. Alle in Deckung!“

Die Männer stellten das Sideboard ab und gingen dahinter in Deckung. Mac und die anderen Marines, die die Eingangstür bewachten, versuchten so schnell wie möglich ebenfalls hinter dem Sideboard in Deckung zu gehen.

Sie hatten Glück und konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, bevor die Handgarante explodierte.

„Wir müssen versuchen, das Sideboard vor die Tür zu tragen,“ rief Harm, als sich die Explosionswolke gelegt hatte. Die Marines beeilten sich, das Board, das durch die Explosion nicht beschädigt worden war, vor die Tür zu tragen und so die Meute doch noch etwas in Schach zu halten.

Nachdem das erledigt war, rannten sie zum Hinterausgang des Gebäudes, um in den Garten zum Hubschrauber zu gelangen. Kurz bevor sie die Hintertür erreichten, hörten sie eine erneute Explosion und danach ein jubelndes Geräusch. „Wir müssen uns beeilen!“ rief Harm im Rennen.

So schnell sie konnten, rannten sie auf den Ausgang zu. Corporal Owens erreichte als erster die Tür und hielt sie für die anderen geöffnet. Harm nahm den Stuhl, der neben der Tür stand und als alle das Gebäude verlassen hatten, verbarrikadierte er die Tür mit dem Stuhl. Das würde ihnen noch einmal ein paar Sekunden Vorsprung bringen, da die Eindringlinge ihnen dicht auf den Fersen waren.

Geduckt rannten sie auf den Helikopter zu, der nun startklar war.

Sie waren gerade auf halben Weg zum Helikopter, als sie hörten, dass eine Tür hinter ihnen aufgeschlagen wurde. Corporal Owens drehte sich um. „Sie haben es geschafft!“ schrie er im Laufen. „Wir sollten uns beeilen.“

Im Zickzackkurs rannten sie nun auf den Hubschrauber zu, als sie die ersten Gewehrschüsse hörten. Einige Kugeln schlugen dicht neben ihnen ein, andere sausten nur Zentimeter an ihren Köpfen vorbei.

Lance Corporal Simpson drehte sich um und schoss zurück. Die Kugeln schlugen knapp vor der herbeiströmenden Menge ein, so dass die Menschen zurückwichen. Getroffen wurde niemand. Dadurch konnte Simpson ein paar Sekunden gewinnen.

„Simpson!“ rief Owens, der bereits den Hubschrauber erreicht hatte, seinem Lance Corporal zu. „Kommen Sie zum Helikopter...“

„Einen Moment noch, Sir.“

„Sofort, Simpson!“ befahl Owens mit scharfer Stimme.

In diesem Moment stolperte Mac über eine Baumwurzel, die etwas aus dem Boden ragte, und fiel der Länge nach hin. Harm, der merkte, dass Mac nicht mehr neben ihm herlief, drehte sich verwundert um und sah sie ein paar Meter hinter sich auf dem Rasen liegen.

„Mac!“ schrie er ihr zu, da das Rotorengeräusch des Helikopters fast jedes Wort verschluckte. Da er keine Reaktion bei ihr wahrnahm, rief er noch einmal: „Mac, alles in Ordnung?“ Sie setzte sich derweil auf und schaute sich um. Die Verfolger kamen immer näher. Irgendetwas ließ sie zögern. Sie wusste selbst nicht, was es war. Aber sie saß einfach nur bewegungslos da.

Harm sah, dass sie auf seine Rufe nicht reagierte und auch sonst keinen Versuch unternahm aufzustehen. Er rannte kurzerhand zurück zu ihr.

„Commander!“ schrie Owens, als er sah, dass Harm wieder Richtung Botschaft lief. Dieser konnte den Corporal ebenso wenig hören, wie Mac eben Harm nicht hören konnte. < Verdammte Anwälte, > dachte Owens und hielt seine Waffe im Anschlag. Noch hatte er keine freie Schussbahn, da Simpson nun direkt auf ihn bzw. den Hubschrauber zurannte.

Mit seiner rechten Hand umfasste Owens seine Waffe und mit der linken bedeutete er Simpson aus der Schussbahn zu gehen, und zeigte kurz in Richtung Botschaft. Simpson drehte sich erstaunt um und als er sah, was der Corporal meinte, lief er einen kleinen Bogen, damit Owens freie Schussbahn hatte. Daraufhin entsicherte dieser seine Waffe und begann auf die Verfolger zu schießen. Diese liefen nun ihrerseits einen Zick-Zack-Kurs in Richtung Helikopter.

Harm hatte derweil Mac erreicht und kniete sich neben sie. „Mac!“ rüttelte er energisch an ihrer Schulter. Die Angesprochene drehte sich daraufhin zu ihm um und sah ihn mit großen Augen an. „Komm schon, Mac, nicht sitzen bleiben. Wir müssen zum Hubschrauber.“ Seine Worte drangen langsam zu ihr vor und sie nickte.

Harm half ihr beim Aufstehen. Als beide standen, umfasste er sie und gemeinsam liefen sie gebückt auf den Helikopter zu. Neben ihnen schlugen erneut Kugeln ihrer Verfolger ein. Sie gingen noch tiefer in die Knie.

Simpson hatte nun ebenfalls den Helikopter erreicht und zusammen mit Owens schossen sie auf ihre Verfolger, so dass Harm und Mac sicher zum Helikopter gelangen konnten.

Ihre Verfolger ließen sich jedoch nicht durch die Warnschüsse der beiden Marines irritieren und holten immer mehr auf. Harm und Mac waren nur noch wenige Meter vom Helikopter entfernt.

Harm schob Mac in Richtung Helikopter. Owens legte seine Waffe nieder, nahm die von ihr ausgestreckte Hand und zog sie in den Hubschrauber. Harm ließ Mac nun los und sprang seinerseits in den Hubschrauber. Owens rief dem Piloten über den Kopfhörer zu, dass alle an Bord waren. Während der gesamten Zeit gab ihnen Simpson Feuerschutz.

Dieser reagierte sofort und zog den Hubschrauber in die Luft. Durch den Luftwirbel, den die Rotorblätter verursachten, kamen ihre Verfolger nicht näher an den Helikopter heran, sondern zogen sich zurück, schossen jedoch weiterhin auf den Helikopter. Einige Schüsse trafen die Außenhaut des Hubschraubers, konnten aber keinen größeren Schaden anrichten. Als sie außerhalb der Schussweite waren, lehnte sich Simpson zurück und sagte: „Oh, man, das war knapp.“

Anerkennend klopfte Owens ihm auf die Schulter. „Gut gemacht, Simpson.“

„Danke, Sir.“ Beide atmeten erst einmal tief durch.

Mac hatte sich nun gesetzt. „Alles in Ordnung mit dir, Mac?“ fragte Harm besorgt, nachdem er sich neben sie gesetzt hatte.

„Ja, alles in Ordnung. Danke dir,“ antwortete sie, noch etwas atemlos.

„Nichts zu danken. Ich hatte einen wahnsinnigen Schreck bekommen, als du plötzlich nicht mehr neben mir warst. Was war denn eben los mit dir?“

„Keine Ahnung, Harm,“ sagte sie und ließ es dabei bewenden. Dankbar legte sie eine Hand auf seinen Unterarm und lächelte ihn an. Erleichtert, dass sie beide heil an Bord gelangt waren, lächelte er zurück.

1825 ZULU (1325 EST)

Nachdem sie wieder zu Atem gekommen waren, fragte Harm den Piloten über den Kopfhörer, den er sich vom Corporal hatte geben lassen: „Wo bringen Sie uns hin?“

„Wir werden Sie zum Flughafen fliegen,“ antwortete dieser. Aufgrund des Geräuschpegels im Hubschrauber mussten sie sich über die Kopfhörer mehr oder weniger anschreien, um den jeweils anderen überhaupt zu verstehen.

„Und Sie meinen, dass wir dort sicher sind?“

„Auf jeden Fall sicherer als in der Botschaft.“

„Und wie kommen wir von dort aus weiter?“

„Das wissen wir noch nicht, Sir.“

„Harm, hat der Admiral nicht gesagt, dass auf dem Flughafen eine Challenger auf uns wartet?“ Mac hatte plötzlich eine Idee.

„Ja, das hat er. Worauf willst du hinaus, Mac?“ Er hatte sich zu ihr gewandt und sah sie fragend an.

„Wie viele Leute kann so eine Maschine aufnehmen?“ fragte Mac den Piloten.

„Ungefähr 20, würde ich sagen, Ma’am.“

Harm verstand nun, woran Mac dachte. „Wir haben nur ein Problem, Mac. Die Challenger sollte uns morgen früh nach Panama bringen...“

„In einer Notsituation wie dieser haben wir keine andere Wahl, Harm. Aber wir sollten den Admiral über die veränderte Lage informieren.“

„Ja, das sollten wir tun,“ erwiderte Harm und drehte sich zum Piloten des Helikopters.

„Besteht die Möglichkeit, dass wir mit unserem CO sprechen können?“

„Das wird einen Moment dauern, Cdr., aber wir werden es versuchen,“ antwortete dieser.

„Danke,“ sagte Harm.

Einige Minuten vergingen, als der Pilot Harm über Kopfhörer mitteilte, dass er Admiral Chegwidden in der Leitung hatte. Harm nickte zur Bestätigung und der Cdr. stellte das Telefonat auf seinen Helm.

„Commander, was zum Teufel ist bei Ihnen los?“

„Die Botschaft musste plötzlich evakuiert werden, da die wütende Menge vor dem Tor auf das Gelände gelangen konnte. Wir sind jetzt auf dem Weg zum Flughafen, Sir. Von dort aus besteht jedoch keine Möglichkeit des Weitertransports des Botschaftspersonals,“ kam Harm gleich auf den Punkt.

„Und jetzt wollen Sie, dass das Personal mit der Challenger weitertransportiert wird, ja?“

„Ja, Sir. Das ist unsere Bitte.“

„Commander, Sie wissen schon, dass Sie dringend in Panama erwartet werden?“

„Ja, Sir, das ist uns durchaus bewusst.“

„Gut, Erlaubnis erteilt. Sie werden aber warten, bis ich Ihnen weitere Informationen über Ihren Weitertransport nach Panama gebe.“

„Aye, aye Sir,“ konnte Harm noch erwidern, bevor er nur noch ein Knacken in der Leitung hörte.

„Botschafter Beason... Auf uns wartet eine Challenger auf dem Flughafen in Bogota,“ erklärte Harm. „Unser CO teilt uns noch mit, wohin wir transportiert werden. Solange müssen wir noch warten...“

„Das sind mal gute Nachrichten, Commander. Wir schulden Ihrem CO eine Menge.“

Mit einem Lächeln erwiderte Harm die Aussage des Botschafters und legte seinen Kopf in den Nacken, um befreit aufzuatmen. Mac war ebenso erleichtert.

1855 ZULU (1355 EST)
Flughafen Eldorado
Bogota, Kolumbien

Kurze Zeit später landete ihr Hubschrauber auf dem Internationalen Flughafen Bogota.

Die etwa 20 Personen, die aus der Botschaft evakuiert wurden, liefen über das Rollfeld zu der bereits wartenden Challenger.

Kaum waren Harm und Mac eingestiegen, wurden sie vom Co-Piloten zunächst darüber informiert, dass Admiral Chegwidden sie sprechen wollte. Beide sahen sich fragend an. So schnell hatten sie nicht mit einem Rückruf gerechnet.

„Rabb,“ meldete sich Harm, als er im Cockpit saß und die Kopfhörer aufgesetzt hatte.

„Commander, die Challenger wird Sie nach Buenaventura fliegen, wo Sie mit einem Hubschrauber zur „USS Arizona“ gebracht werden, die Sie nach Panama bringen wird.“

„Wieso die „USS Arizona“? Ihr Heimathafen ist doch in Hawaii?“

„Die „Arizona“ ist unterwegs auf einer Schulungsfahrt. Sie hat ihren Kurs geändert, um Sie aufzunehmen. Da die Flughäfen in Panama immer noch wegen der Schäden, die der Tropensturm hinterlassen hat, gesperrt sind, ist dies die schnellste Möglichkeit für Sie, nach Panama zu gelangen.“

„Danke, Sir.“

„Danken Sie nicht mir, Commander!“ sagte AJ und legte kurz danach auf.

Verwundert nahm Harm die Kopfhörer ab und ging in die Kabine, um Mac und die Botschaftsmitglieder über die neuesten Entwicklungen zu informieren. Er fragte sich lieber nicht, wie oder wer es geschafft hat, dass sie mit der „Arizona“ nach Panama gebracht werden konnten.

Alle waren erleichtert zu hören, dass sie Bogota so schnell wie möglich verlassen konnten.

Harm hatte sich kaum gesetzt, da rollte die Maschine auch schon zur Startbahn und hob kurze Zeit später ab.

Als sie ihre Flughöhe erreicht hatten, kam der Co-Pilot zu den Passagieren. Er hielt zwei Gepäckstücke in der Hand und fragte: „Commander Rabb?“

„Ja,“ meldete sich dieser.

„Das hat mir vorhin jemand gegeben, als wir unsere Maschine startklar gemacht haben. Er sagte, Sie könnten die Sachen wohl gebrauchen.“

Harm und Mac sahen sich erstaunt an, als sie erkannten, dass es sich um ihre Koffer handelte, die sie nach ihrer Ankunft in Bogota auf dem Flughafen gelassen hatten.

„Wer war das denn?“

„Nach der Uniform, die der Mann trug, würde ich sagen, dass er vom Zoll war,“ beantwortete der Co-Pilot Harms Frage und wandte sich dann um, um ins Cockpit zurückzugehen, so dass Harm und Mac keine Zeit hatten, ihm weitere Fragen über den Mann zu stellen, die er ohnehin nicht hätte beantworten können.

„Woher wusste er, dass wir in der Botschaft waren und evakuiert worden sind?“ fragte Harm Mac erstaunt. Diese konnte seine Frage jedoch nur mit einem Schulterzucken beantworten. „Machen wir uns darüber keine Gedanken, Harm,“ sagte Mac gähnend und war kurz darauf eingeschlafen.

Der Flug verlief ruhig und ohne weitere Vorkommnisse.


Ca. 1 Stunde später
Buenaventura, Kolumbien

Die Challenger landete sanft auf dem kleinen Flughafen in Buenaventura. Harm und Mac verließen als Letzte das Flugzeug. Harm trug ihre Koffer und folgte Mac zu dem wartenden Hubschrauber, der sie zur „USS Arizona“ brachte.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: „Oh wie schön ist Panama” von cepfem

#4 von Petra-Andreas , 02.05.2007 17:25

2030 ZULU (1530 EST)
„USS Arizona“
Buenaventura, Kolumbien

Sofort nach ihrer Ankunft auf der „Arizona“ begaben sich die beiden umgehend zum Captain.

„Cdr. Harmon Rabb und Col. Sarah MacKenzie vom JAG-Corps melden sich auf der Brücke, Sir.“ Beide standen stramm.

Captain Franklin van Valkenburgh sah beide scharf von oben bis unten an. „Rühren, Cdr., Col.“ Er betonte die Ränge der beiden auf äußerst ironische Art.

Die Anwälte folgten seinem Befehl. Sie tauschten verstohlene Blicke wegen der Art, wie van Valkenburgh sie angesprochen hatte. Dann ging ihnen ein Licht auf: Sie trugen ja noch die geliehenen Uniformen mit den falschen Rängen.

Der Captain winkte beide zu sich. „Erzählen Sie erst mal, was da in Kolumbien passiert ist.“

Als Harm und Mac ihren Bericht beendet hatten, nickte van Valkenburgh lediglich zustimmend, bevor Harm fortfuhr: „Sir, wir müssen so schnell wie möglich nach Panama. Die „Enterprise“ wird dort wegen eines Unfalls auf dem Flugdeck festgehalten, wie Sie wahrscheinlich schon gehört haben. Und wir sollen vor Ort die Ermittlungen führen.“

„Sie müssen gute Freunde in den oberen Etagen haben, Col., Cdr. Ich hatte gerade ein Telefonat mit dem SecNav, der mir das Einverständnis der Regierung von Panama überbracht hat, dass ich Sie auf den schnellsten Weg nach Panama bringen soll.“ Harm und Mac beantworteten die Feststellung des Captains mit einem Grinsen.

„Wenn uns nichts dazwischen kommt, müssten wir morgen früh um 0800 in Panama einlaufen,“ fuhr der Captain fort.

„Leider müssen wir Sie bei den normalen Matrosen unterbringen, da durch die Evakuierung alle Kabinen belegt sind. Wir haben nur noch zwei Schlafmöglichkeiten frei. Ich hoffe, Sie haben nichts gegen Hängematten einzuwenden?“ Beide Anwälte schüttelten den Kopf und van Valkenburgh entließ sie mit einem: „Wegtreten,“ woraufhin Harm und Mac Haltung annahmen.

Mac sah, dass sich Harm an seinen verletzten Arm fasste und vor Schmerzen das Gesicht verzog.

„Verzeihen Sie, Sir, aber der Commander ist verletzt. Ich habe seine Wunde zwar notdürftig versorgt, aber ich denke, jemand sollte sich die Verletzung ansehen,“ sagte sie zum Captain.

„Was ist passiert?“

„Bei der Flucht vom Hotel zur Botschaft wurde der Commander angeschossen...“

„Das ist nicht der Rede wert, Sir. Es ist nur ein Kratzer,“ unterbrach Harm Mac.

„Commander, Sie melden sich im Lazarett und lassen Ihre Wunde behandeln. Keine Widerrede…“ sagte van Valkenburgh, als er sah, dass Harm protestieren wollte. Noch bevor dieser etwas erwidern konnte, hatte sich der Captain bereits umgedreht und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.

„Aye, aye, Sir!“ kam es von Harm. Dann verließen beide die Brücke.

Captain van Valkenburgh schmunzelte. < Diese Schreibtisch-Offiziere werden sich noch wundern... >

< Das wird ja immer besser! > dachte Harm. Er fragte Mac, ob sie schon ins Quartier gehen wollte oder noch mit auf die Krankenstation käme.

„Nein, Harm, ich komme mit dir. Du weißt doch, ich verlaufe mich gerne auf Schiffen.“ Sie grinste ihn an.

Harm lachte. „Ja, Mac, aber das waren alles Flugzeugträger. Das hier ist ein Schlachtschiff und einige Nummern kleiner als z. B. die „Enterprise“. Die Gefahr, dich nicht mehr zu finden, ist hier eigentlich ziemlich gering. Es sei denn, du gehst über Bord.“ Er schenkte ihr ein typisches Flyboy-Lächeln, das ihre Knie wie immer weich werden ließ.

Nach ein paar Treppen auf und ab sowie einer Suche durch diverse Gänge hatten sie das Lazarett gefunden. Dort schaute sich der Sanitäter Harms Verletzung genau an. Dank Macs Erstversorgung brauchte er nur die Wunde neu verbinden. Da der Streifschuss nicht sehr tief war, musste sie auch nicht genäht werden.

2050 ZULU (1550 EST)
„USS Arizona“
Quartier der Matrosen

Nachdem Harm sich hatte verarzten lassen, gingen die beiden noch in die Offiziersmesse, um etwas zu essen, da sie seit dem Frühstück in der Botschaft nichts mehr gegessen hatten. Dementsprechend reichhaltig fiel auch das Menü von Mac aus, was Harm lediglich mit einem Grinsen bedachte.

Nach und nach gesellte sich immer mehr Botschaftspersonal zu ihnen und sie unterhielten sich, bis Mac herzhaft gähnen musste. Nach einem Blick auf seine Uhr stellte Harm fest, dass es bereits halb neun war. Er spürte auch seine eigene Müdigkeit und Erschöpfung.

„Mac, ich denke, wir sollten uns in unser Quartier begeben. Wir müssen morgen fit sein. Und da die letzte Nacht sehr kurz war, sollten wir versuchen, den Schlaf nachzuholen.“

„Keine Einwände, Herr Anwalt,“ sagte sie mit einem Lächeln und erhob sich von ihrem Stuhl. Sie verabschiedeten sich von den anderen anwesenden ‚Flüchtlingen’ und begaben sich in ihr Quartier.

Es war ein größerer Schlafraum, in dem ca. 10 Matrosen untergebracht waren, von denen momentan jedoch keiner da war. Die beiden freien Hängematten waren übereinander und in der Nähe der Tür, was beide schon mal beruhigte. Mit Erstaunen bemerkten sie, dass ihre beiden Koffer neben der unteren Hängematte standen.

Mac war trotzdem keineswegs erfreut. Aber sie dachte bei sich, dass sie während ihrer Ausbildung bei den Marines schon wesentlich schlechter geschlafen hatte. Außerdem wäre es ja nur für eine Nacht, bis sie in Panama einliefen.

Zudem war sie zu müde, um groß über ihre Unterbringung nachzudenken.

Sie kletterte in die obere Hängematte und begutachtete sie. Dann sah sie Harm an und meinte: „Die hier nehme ich. Hier oben ist die Luft besser,“ bevor sie sich hineinlegte.

„Oh, da wäre ich mir nicht so sicher, Mac,“ grinste Harm.

„Hast du etwa eine Ahnung, wo die Luft in einer Hängematte am besten ist, Harm?“ fragte sie und versuchte, eine bequeme Schlafposition zu finden.

„Wenn sie im Wald zwischen zwei Bäumen hängt, dann weiß ich, wie die Luftverhältnisse sind. Aber hier in so einem Raum... keine Ahnung. Aber sehr viel schlimmer als in einem Schlafsaal mit 20 Doppelstockbetten und 40 verschwitzten Männern kann es hier auch nicht sein,“ antwortete Harm mit einem Grinsen. Gähnend sagte Mac aus ihrer Hängematte heraus: „Na, dann wollen wir mal hoffen, dass wir bald da sind. So toll finde ich es hier auch nicht.“

Harm legte sich nun in ‚seine’ Hängematte, wobei er feststellte, dass Macs Hängematte ganz schön durchhing. Er fühlte sich ziemlich in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt und vermisste jetzt schon sein großes bequemes Bett.

„Hey, Marine, du hättest die Pizza doch nicht mehr essen sollen,“ lachte er leise. Doch Mac war schon eingeschlafen.

Harm fiel in einen unruhigen Schlaf, der plötzlich unsanft unterbrochen wurde. Die anderen Matrosen, die in diesem Raum untergebracht waren, kamen von ihrer Schicht und gingen lärmend und Witze reißend schlafen. Einer von ihnen stellte lautstark fest, dass die beiden vorher frei gebliebenen Kojen nun besetzt waren. Aber er machte sich nicht die Mühe, die neuen Mitbewohner genauer zu betrachten. So wusste keiner, wer ihre beiden Gäste waren, von denen einer eine Frau war.

Nach einer Weile trat etwas Ruhe ein. Alle schliefen nun – alle bis auf Harm, der nicht wieder einschlafen konnte. So war er gezwungen, den Geräuschen der Männer zuzuhören.

Aus anderen Matten in dem Raum kamen Schnarchlaute aller Art und Lautstärke, gelegentlich ein Grunzen oder ein Husten, und irgendwer in der Nähe schien allergisch auf Kohl zu reagieren. Aus irgendeiner hinteren Ecke drangen Geräusche zu ihm, denen er lieber nicht auf den Grund gehen wollte. Und einer der Matrosen redete im Schlaf mit seiner Freundin.

< Mein Gott, und so was nennt sich US-NAVY! > dachte Harm, bevor er doch noch in einen schlechten Schlaf fiel.

Mitten in der Nacht erwachte er von einem plötzlich auftretenden Schmerz.

„AU!“ entfuhr es Harm lautstark. Verwirrt öffnete er die Augen. Sein verletzter Arm schmerzte fürchterlich.

„Schnauze da drüben!“ gingen die Protestrufe los. Aus allen Richtungen kamen nun Flüche.

„Ich zeig euch gleich, was passiert, wenn man das Maul nicht halten kann.“

„Hey, Smitti, halt’ die Klappe, wir haben Besuch. Da musst du dich benehmen!“

„Leute, ich will schlafen. Seid doch bitte leise.“

„Oh, der kleine David will auch was sagen!

„Hahaha, ich mach gleich in die Hose.“

„Egal. Hauptsache, du hältst deine Finger bei dir, James!“

Harm stöhnte laut auf. Dieses Chaos ertrug er nicht länger. Er wollte aufstehen und für Ruhe sorgen, doch leider hing Mac im Weg.

Zu allem Überfluss hatten ihre Zimmergenossen sein Stöhnen gehört.

„Hey, welche Ratte war das? Ist ja ekelhaft!“

„Bestimmt Miss Elli!“

Harm reichte es. Er drückte Macs Hintern hoch, was sie mit einem Protestschrei beantwortete. „Hey!“

„Leute, habt ihr das gehört? Hier ist eine Frau unter uns!“

„Wo?“

„Wie sieht sie aus?“

„Weiß nicht, es ist dunkel!“

„Man, wer ist denn der glückliche?“

Harm war inzwischen aus seiner Matte gesprungen und brüllte: „Ruhe!“ Zum Glück war Macs Hintern weich, er stieß nämlich erst noch mit ihr zusammen.

„Hört ihr? Da will einer nicht von solchen Prolls wie euch belästigt oder sogar gestört werden.“

„Hat der denn die Frau dabei?“

„Ja, hörst du das denn nicht, Miss Elli?“

„Ich habe nur einen gehört, der „Ruhe!“ gebrüllt hat.“

„Du genießt dein Liebchen doch auch lieber ohne Hintergrundlärm, oder?“

„Ja, Miss Elli, erzähl mal!“ tönte es aus einer andern Ecke.

„James, du bist nicht gefragt! Und halt deine Finger bei dir!“

„Ruhe, verdammt noch mal! Ich will schlafen!“

„Oh, der kleine David will schlafen. Sollen wir dir ein Gute-Nacht-Lied singen?

„Miss Elli, wir warten!“

Harm hatte sich zum Lichtschalter getastet und schaltete die Deckenbeleuchtung ein.

„Achtung!“ brüllte er mit seiner besten Befehlsstimme, die so toll gar nicht war, da er selten Befehle in dem Ton erteilt hatte. < Mac kann das wesentlich besser. > dachte er.

„Was will der denn jetzt?“ tönte es hinten aus der Ecke.

„Haaarm? Was ist denn los?“ gähnte Mac und schaute verwirrt aus der oberen Hängematte.

„Ich kann nicht schlafen, Mac, weil die Mannschaft lautstark denkt, wir sind hier in einem Bordell,“ antwortete er ihr.

„Was ist denn das?“

„Na, ein Puff. Man, Smitti...“

„Dann soll er das doch sagen!“

„Der drückt sich halt sehr vornehm aus, das macht man so, wenn eine Lady an Bord ist.“

„Hey, aber das mit dem Puff haben wir nie gesagt!“ kam der Zwischenruf eines Matrosen.

„Aber gedacht!“ Kleinlaut meldete sich eine leise Stimme.

„Oh, Klein-David ist auch noch wach und meldet sich zu Wort.“

„Ich hatte gesagt: Achtung! Verhält man sich so gegenüber Offizieren?“ unterbrach Harm die Unterhaltung der Crew und gab sich dieses Mal mehr Mühe, eine Kommandostimme anzunehmen.

„SHIT! Ein Offizier?“ Alle waren aus ihren Hängematten gesprungen und standen nun stramm.

Harm sah sich mit strengem Blick im Raum um. Die Männer sahen zu Boden. Bei einigen konnte man trotz allem ein verstecktes Schmunzeln sehen.

Mac hatte genug von dem Lärm.

„Lass die doch erzählen, was sie wollen, Harm! Komm wieder zurück auf die Hängematte, ich will schlafen,“ murmelte sie verschlafen.

„Hui, da hat wohl jemand gerade ein Angebot bekommen...“ Ein Gelächter begleitete diesen Satz. Trotz des Befehls musste jemand einen Witz reißen.

„Smitti, richtig?“ stellte Harm fest und baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf.

„Ja, Sir.“ „Smitti“ stand stramm. Immerhin wusste er noch, was sich in Gegenwart von Offizieren gehörte.

„Das ist aber ein komischer Name.“

„Das ist nur mein Spitzname, Sir. Er kommt von „Smith“. Mein Vorname ist noch schlimmer. Da waren meine Eltern nicht sehr einfallsreich, Sir.“

Mac schaute verstrubbelt aus der Matte und fragte neugierig: „Und wie heißen Sie mit Vornamen, „Smitti“?“ Sie legte einen gewissen Spott in das letzte Wort.

„Äh... „Adam”, Ma’am. Meine Eltern haben bei „A“ angefangen und sich im Alphabet vorgearbeitet. Bis „H“ sind sie gekommen, Ma’am.“

Mac kicherte und legte sich wieder hin.

Harm schüttelte den Kopf und wollte nun endlich schlafen. Daher sagte er in seiner besten Befehlsstimme: „Also gehen Sie schlafen und halten Sie die Klappe! Das gilt für alle!“

Dann legte er sich wieder zurück auf die Hängematte und machte das Licht aus. Kurz darauf fiel er in einen unruhigen Schlaf.

0800 ZULU (0300 EST)

Plötzlich wurde er durch einen lauten Schrei erneut geweckt. Vor Schreck fiel er aus der Hängematte. Ein stechender Schmerz in seinem Arm ließ ihn nichts Gutes vermuten.

„Au, verdammte Scheiße!“ entfuhr ihm.

Prompt kam wieder Bewegung in die Mannschaft. Dieses Mal gab es aber keine komischen Bemerkungen, sie waren wohl vorsichtig geworden, da man in der Gegenwart von Offizieren nie wusste, wann genau man sich daneben benahm.

Zum allem Überfluss hatte Harm sich nun wohl noch seinen Arm gebrochen. < Das ist ja ein toller Job den wir da bekommen haben. Losgeschickt, um einen Flugzeugträger auszulösen. Dann aber: Flieger umgeleitet, der Drogenkrieg in Kolumbien, überbelegtes Schiff, eine „interessante“ Mannschaft und nun auch noch das... > dachte er und tastete sich zur Tür, um ins Lazarett zu gehen. Er vermied es, das Licht anzumachen, um Mac nicht aufzuwecken < Wenigstens sie soll etwas Erholung bekommen. >

Auf der Krankenstation konnte man ihn nur provisorisch verarzten. Der Doktor sagte jedoch, dass er zur Sicherheit in Panama noch einmal richtig geröntgt werden sollte, um weitere Verletzungen auszuschließen. Dann erhielt er einen behelfsmäßigen Gips, sollte aber den Arm zusätzlich mit einer Schlinge ruhig halten.

Am nächsten Morgen war Mac sehr erstaunt, als sie sah, dass Harm seinen Arm in Gips hatte, und er erzählte ihr die ganze Geschichte. Sie konnte sich ein Grinsen jedoch nicht verkneifen, was Harm mit einem Stirnrunzeln quittierte.

Die weitere Fahrt verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle. Auch die Mannschaft hatte sich an den Platzmangel auf dem Schiff angepasst.

Nach zwei Tagen auf See liefen sie Panama an. Die beiden Anwälte begaben sich sofort ins Krankenhaus „Santa Maria del Mare“, wo Harm eine Nacht zur Beobachtung bleiben musste.

Dort war er in einem Krankenzimmer mit etwa 10 Betten untergebracht, aber glücklicherweise war es nicht weiter belegt. So hatte er das ganze Zimmer für sich alleine.

Mac hatte in der Nähe ein Hotelzimmer gefunden, wo sie es jedoch nicht lange aushielt. Schon mitten in der Nacht machte sie sich auf den Weg ins Krankenhaus, um nach Harm zu sehen. Sie schlich sich in sein Zimmer, da sie vom Personal nicht zu ihm gelassen worden wäre.

Harm lag friedlich schlafend da. Sie betrachtete ihn lächelnd. Dann zog sie sich einen Stuhl heran und nahm neben seinem Bett Platz.

Da sie doch recht müde war, fielen ihr nach einiger Zeit die Augen zu. Ihr Kopf sank neben Harms auf sein Kopfkissen. Mit seinem typischen Geruch in der Nase driftete sie in den Schlaf.

Nach einiger Zeit wurde Harm wach, weil ihn ein dringendes Bedürfnis quälte. Dabei sah er Mac neben sich auf dem Kissen liegen. Er schmunzelte. Das war typisch für Mac, dass sie sich um ihn sorgte.

Vorsichtig stand er auf und ging zur Toilette. Als er zurückkam, legte er sich genauso behutsam wieder neben sie. Wenige Minuten später war er bereits wieder fest eingeschlafen.


„Aufstehen!“ bellte eine schneidende Stimme durch ihre Träume.

Harm und Mac öffneten kurz ein Auge und sahen einen Mann in Uniform vor Harms Bett stehen. Da es noch sehr früh am Morgen war, machte sich keiner der beiden die Mühe auf die Person zu reagieren. Stattdessen fielen sie wieder in einen angenehmen Schlaf.

„Rabb, MacKenzie, ich habe gesagt: AUFSTEHEN!!!“ Die Stimme wurde schärfer.

Als sie ihre Namen hörten, fuhren sie erschrocken in die Höhe und stießen heftig mit ihren Köpfen zusammen, woraufhin beide zurück auf das Bett fielen und sich nicht mehr rührten.

Admiral Chegwidden schüttelte den Kopf. Er war nach dem Anruf des Skippers von der „Arizona“ in den nächsten Flieger gestiegen, der nach Panama ging, um nach seinen Leuten zu sehen. Außerdem war da ja noch die Sache mit der „Enterprise“. Das würde er jetzt wohl selbst übernehmen müssen.

< Da bin ich extra den Weg aus Washington gekommen, und was muss ich sehen: meine beiden besten Leute, die sich gerade selbst k.o. geschlagen haben... >

Er ging hinaus auf den Flur und suchte den behandelnden Arzt.

„Doktor, können Sie mir sagen, wann die beiden wieder raus können?“

„Die beiden gehen gut. Frau nicht krank. Nur Mann gebrochener Arm, nicht mehr. Kann aber gehen gleich aus Krankenhaus.“

„Na, dann schauen Sie sie sich doch bitte jetzt mal an. Sie scheinen beide bewusstlos zu sein.“

Er ging mit dem Arzt in Harms Zimmer und zeigte auf seine regungslosen Offiziere.

„Was passiert?“ fragte der Doktor.

„Sie sind mit den Köpfen zusammengestoßen.“

„Oh, das nicht schlimm. Hier, halten das unter Nase und sie beide wieder gut.“ Der Arzt gab ihm ein Fläschchen mit Riechsalz. „Können dann gehen.“

„Okay, dann nehme ich die beiden gleich mal mit.“

A. J. hielt zuerst Harm die Flasche unter die Nase. Dieser wachte langsam auf.

„Admiral, was machen Sie denn hier? Wo bin ich überhaupt, Sir?“ fragte Harm verwirrt.

„Sie sind in einem Krankenhaus in Panama, Commander. Können Sie sich denn an gar nichts mehr erinnern?“

„Nein, Sir, und was ist mit meinem Arm passiert?“

„Das wollte ich Sie fragen. Der Captain der „USS Arizona“ sagte mir nur, das Sie hier im Krankenhaus sind und ich sofort herkommen soll.“

Harm sah sich um und bemerkte Mac neben sich.

„Was ist mit meiner Frau?“ Die Besorgnis stand ihm ins Gesicht geschrieben.

„Wieso „Frau“, Commander?“ Chegwidden kniff die Augen zusammen. „Der Doktor sagte, dass mit ihr alles in Ordnung ist. Aber Sie beide sind vorhin mit den Köpfen zusammengestoßen. Da ist sie wohl k.o. gegangen.“

„Mac... Schatz... aufwachen.“ Besorgt rüttelte Harm sanft an ihrer Schulter. Er hatte Chegwiddens Einwand bezüglich der „Frau“ überhaupt nicht mitbekommen. Sie rührte sich aber nicht.

„Nehmen Sie das hier, Commander, das hat bei Ihnen auch geholfen.“

„Danke, Sir,“ woraufhin Harm Mac die Flasche Riechsalz unter die Nase hielt.

Wenige Sekunden später wachte sie richtig auf und verzog das Gesicht, weil der Geruch Übelkeit in ihr auslöste. Sie sprang auf und rannte zur Toilette, um sich zu übergeben.

„Was ist denn mit Col. MacKenzie los, Commander?“ fragte der Admiral verwundert.

„Sarah ist schwanger, Sir. Das hatte ich Ihnen aber schon gesagt. Ich hätte ihr das Zeug nicht unter die Nase halten sollen.“ Harms Blick drückte tiefe Sorge aus.

„COMMANDER! Jetzt erklären Sie mir mal, wie das kommt. Im Büro konnten Sie beide sich nicht ausstehen, und jetzt, nur ein paar Tage später, sind Sie verheiratet, und Mac ist schwanger???“ Dem Admiral riss langsam der Geduldsfaden.

„Wie meinen Sie das, Sir?“

„So, wie ich es gesagt habe, Commander.“ Er setzte eine strenge Miene auf.

„Aber... aber Sarah und ich sind doch schon seit fünf Jahren verheiratet. Und unsere Familie wächst stetig. Das sollten Sie aber doch wissen, Sir, immerhin sind Sie deren Patenonkel.“ Harm sah seinen CO mit großen Augen an.

„Das wird mir jetzt hier zu bunt. Ich glaube, Sie sollten mal unter die Dusche, Commander, und sich abkühlen. Obwohl ich mich sehr freuen würde, wenn Sie wirklich mit Sarah verheiratet wären.“

„Wie meinen Sie das, Sir? Hier, ich hab sogar einen Trauring,“ sagte Harm und zeigte auf seinen Academy-Ring.

„Commander, das ist kein Trauring, das ist Ihr Navy-Ring. Ich glaube, der Zusammenstoß mit dem Colonel eben hat Ihnen ziemlich geschadet. Sie sind bis zum Ende des Monats vom Dienst befreit, um sich auszukurieren.“

„Sir, mir geht es gut, ich brauche keinen Urlaub. Ich geh aber mal kurz nach Sarah schauen...“
Gesendet am: 17.03.2005 07:27:28 Profil email priv. Nachricht Zitieren drucken

1230 ZULU (0730 EST)
„USS Arizona“
Quartier der Matrosen

„Harm, wach auf.“ Mac berührte ihn sanft an der Schulter.

„Hä? Wer stört da?“ Harms Stimme klang etwas undeutlich.

„Haaaaaarm, wach endlich auf. Wir sind in Panama.“ Ihr Tonfall wurde lauter.

„Sarah, wie geht es dir? Was macht das Baby?“ Er sah sie mit sorgenvollen Augen an.

„Harm? Was ist los mit dir? Welches Baby meinst du, und warum nennst du mich „Sarah“?“ < Obwohl er das ruhig öfter machen könnte. > dachte sie bei sich.

„Hä? Ich muss wohl einen Traum gehabt haben!?“ verwirrt schüttelte er den Kopf.

„Sieht so aus, Flyboy. Nur: warum träumst du von mir?“

„Wieso von dir?“

„Du hast mich doch eben gefragt, wie es mir geht und was das Baby macht?“

„Hab ich das?“

„HAAAAARM!“ strafend sah sie ihn an.

„Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Ich hab schon wieder vergessen, was ich geträumt habe.“ < War das jetzt alles nur ein Traum? > fragte er sich und seufzte, als er realisierte, dass er sich seinen Arm nicht gebrochen hatte und er immer noch in der Hängematte auf der „Arizona“ lag. < Rabb, reiß dich zusammen! Das ist Mac! Deine Kollegin!! > rief er sich zur Ordnung. < Wie oft willst du dir das eigentlich noch sagen? > seufzte er erneut auf.

Er setzte sich in der Hängematte auf, so gut es ging. Erstaunt blickte er zu Mac, die ihre eigene Marine-Uniform trug.

„Wo hast du die denn her, Mac?“ fragte er erstaunt und zeigte darauf.

Mac sah ihn skeptisch an. < Ist er tatsächlich so durcheinander, oder tut er nur so? >

„Harm, unsere Koffer stehen seit gestern hier neben unseren Hängematten. Du selber hast sie mir doch gezeigt...“

Harm warf ihr einen schiefen Blick zu, bevor er sich aus der Matte schälte und seinen Koffer öffnete. Dann holte er seine Uniform raus und verschwand damit in den Waschräumen.

Mac sah ihm skeptisch hinterher. Irgendwie benahm er sich sehr merkwürdig. Sie ließ die Sache jedoch vorerst auf sich ruhen. Sie hatten jetzt wichtigeres zu erledigen.

Nachdem sie sich vom Captain der „Arizona“ vorschriftgemäß verabschiedet hatten, verließen sie das Schiff und wurden bereits von einem Fahrzeug der panamesischen Sicherheitskräfte erwartet, das sie zur „USS Enterprise“ bringen sollte.


1332 ZULU (0832 EST)
Hafen von Panama City, Panama

„Mac, mir ist übrigens eingefallen, wer die Frau am Flughafen war...“ platzte es plötzlich aus Harm heraus.

„Wie um alles in der Welt kommst du jetzt darauf, Harm?“ Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie seinem Gedankensprung diesmal nicht ganz folgen konnte.

„Frag mich nicht wieso, aber ich weiß nun, wer es ist.“ Er grinste sie entschuldigend an.

„Und... wer ist es?“ wollte Mac wissen.

„Das ist die neue Star-Moderatorin bei CBS, Melissa Bellisario.“

„Ach, daher kenne ich sie. Sie ist Nachrichtensprecherin, nicht wahr? Aber woher weißt du das denn nun schon wieder, Harm? Du hast doch gar keinen Fernseher.“

„Hm, deswegen lebe ich aber noch lange nicht hinter dem Mond, Mac.“ Er grinste sie an.

„Ich habe sie aber schon einige Zeit nicht mehr gesehen, Harm.“

„Na ja, in den letzten Wochen scheint es ruhig um sie geworden zu sein. Nun ist mir auch klar, wieso: Wegen ihrer Schwangerschaft. Aber ihr Mann ist ein sehr bekannter Serien-Produzent. Du erinnerst dich an „Magnum“?

Mac lächelte. „Oh ja, ich fand Tom Selleck damals immer sehr sexy.“

Harm zog seine Augenbraue spöttisch in die Höhe. „DU fandest Tom Selleck sexy?“

„Ja, hast du was dagegen?“ schelmisch sah sie ihn an.

„Nein, ich wundere mich nur, Marine.“

„Was wundert dich denn daran?“

„Na, der Typ hat ständig Hawaii-Hemden getragen, die ihm nicht mal gestanden haben...“

„Ja und? Stehen dir Hawaii-Hemden besser oder beziehst du das auf deine „Dress White“?“

„Du weißt doch, was man über „Dress White“ und „Gold Wings“ sagt?“ Harm war sehr nahe an Mac herangetreten und schaute ihr bei diesen Worten tief in die Augen.

„Vergiss es, Harm,“ sagte Mac und musste sich gewaltsam von seinem Blick lösen. „Die haben auf mich keine Wirkung und sind auch sonst völlig überbewertet,“ sagte sie, wobei sie sich von ihm abwandte und auf das Fahrzeug zuging, das auf die beiden Anwälte wartete. < Wenn er wüsste, welche Wirkung sie tatsächlich auf mich haben... vor allem, wenn ER sie trägt… >

„Das werden wir ja sehen...“ sagte er leise und folgte Mac.

1122 ZULU (0922 EST)
„USS Enterprise“
Hafen von Panama City, Panama

Harm und Mac wurden nach ihrer Ankunft auf der „Enterprise“ bereits von Captain Neidlinger in der Offiziersmesse erwartet. Dieser war sehr erleichtert, dass die beiden endlich an Bord waren. Er stellte ihnen Lt. Jones vor, der der Anwalt auf der „Enterprise“ war und nach Auskunft des Captains bereits mit den Ermittlungen um die Kneipenschlägerei begonnen hatte, und Ensign Randy Galindez, der ihnen während ihres Aufenthaltes auf der „Enterprise“ als Verbindungsoffizier zur Verfügung stand. Captain Neidlinger hielt sich jedoch nicht lange mit Höflichkeitsfloskeln auf, sondern übergab ihnen mehrere Aktenordner mit den Radardaten, den technischen Daten der Sidewinder usw. – alle wichtigen Informationen, die sie zur Rekonstruktion des Unglücks mit der Sidewinder benötigen würden. Den Ordnern nach zu urteilen, würde das heute ein langer Tag werden.

„Der Lt. wird Sie zunächst über seine Fortschritte über die Kneipenschlägerei informieren.“ Mit diesen Worten verließ Neidlinger die Offiziersmesse und Lt. Jones begann, Harm und Mac über den bisherigen Ermittlungsstand in bezug auf das unerlaubte Entfernen und die Schlägerei vor der Hafenkneipe zu unterrichten.

„PO Carl und PO Murray hatten sich vor zwei Nächten vom Schiff beschlichen. Sie haben die Hafenkneipe besucht. Sie waren in zivil unterwegs, weshalb zunächst niemandem auffiel, woher sie kamen.“

Lt. Jones blickte von seinem Block auf, auf dem er alle relevanten Informationen notiert hatte, und sah nun abwechselt zu Harm und Mac.

„Was genau ist denn dann in der Kneipe passiert, Lt.?“ fragte Harm.

„Die PO haben angegeben an, dass sie von Einheimischen provoziert wurden, sie sich aber nicht auf den Streit eingelassen hätten. Bevor die Sache zu eskalieren drohte, bezahlten sie ihre Zeche und verließen die Kneipe. Draußen wurden sie jedoch schon von den Unruhestiftern erwartet...“

„Haben Sie schon mit der örtlichen Polizei gesprochen?“ fragte Mac.

„Nein, Ma’am. Dazu standen sie mir noch nicht zur Verfügung. Besser gesagt, lehnten sie es ab, mit mir zu sprechen.“

„Das ist nicht weiter verwunderlich. Immerhin traf eine Sidewinder der Big E deren Hafengebäude und hat es komplett zerstört...“ gab Harm zu bedenken. „Wir werden uns bemühen, so schnell wie möglich die Polizeiakten einsehen zu können. Aber wir sollten nicht zu viel erwarten.“

Der Lt. nickte dankbar und wandte sich seinen Unterlagen zu.

„Wo sind die PO?“ wollte nun Mac wissen.

„Der Captain hat erreicht, dass sie in unser Gewahrsam übergeben wurden.“ Jones blickte Mac erleichtert an. „Wenigstens darum müssen wir uns keine Gedanken machen...“ Harm und Mac sahen den Lt. erstaunt an, woraufhin dieser entschuldigend entgegnete: „Verzeihen Sie meine Ausdrucksweise, Ma’am, Sir.“

„Schon gut, Lt.,“ beruhigte Harm den Lt.

Gequält lächelte Jones die beiden Offiziere an, bevor Mac wieder zurück auf den Fall kam: „Haben Sie die Aussagen der beiden PO schon aufgenommen?“

„Ja, Ma’am, das habe ich,“ sagte Jones und suchte in seinen Unterlagen nach den entsprechenden Aufzeichnungen, die er nach kurzer Suche an Mac reichte.

„Danke, Lt.,“ sagte Mac und nahm sie an sich. „Wir werden uns heute Abend die Aussagen ansehen und Sie dann morgen früh über die weitere Vorgehensweise in Kenntnis setzen.“

Mit einem „Aye, aye Ma’am,“ stand der Lt. auf, grüßte die beiden Offiziere und verließ die Messe.

„Okay, Marine, dann sollten wir uns mal aufmachen und uns mit dem Flugdeckleiter Lt. Williams unterhalten.“ Bei diesen Worten war Harm bereits aufgestanden und verließ das Offizierskasino. Mac folgte ihm, doch bevor sie sich mit Lt. Williams trafen, brachten sie noch die Ordner in ihre Unterkünfte.

Obwohl die Big E festsaß, war auf dem Flugdeck geschäftiges Treiben und Harm und Mac fragten sich zu Lt. Robert Williams durch. Der Lt. war gerade dabei, mit seinen Männern das Flugdeck zu inspizieren. Als Harm und Mac ihm den Grund ihres Besuchs erklärten, wies er seine Männer an, mit der Arbeit fortzufahren, und wandte dann seine Aufmerksamkeit den beiden zu. Die Gerüchteküche an Bord funktionierte sehr gut, weshalb der Lt. bereits darauf gewartet hatte, dass die beiden Anwälte ihn aufsuchen würden.

Lt. Williams bedeutete den beiden Offizieren, ihm zu der Stelle zu folgen, an der die Container standen, von der sich die Sidewinder gelöst hatte. Auf dem Weg dorthin versorgte der Lt. die beiden bereits mit den ersten Informationen.

„Kurz bevor wir den Kanal passierten, waren wir noch dabei, die letzten Maschinen und Container unter Deck zu bringen. Alle Arbeiten hatten wir bis zum Einlaufen nicht geschafft.“

„Ist es normalerweise nicht so, dass sich die Container nur auf dem Flugdeck befinden, wenn Einsätze oder Übungen geflogen werden?“

„Ja, Ma’am, normalerweise schon.“

„Und warum waren Sie dann noch damit beschäftigt, diese Arbeiten zu erledigen?“

„Wir hatten kurzfristig eine Sondergenehmigung zur Durchfahrt durch den Kanal erhalten. Normalerweise dürfen Schiffe unserer Größe nicht passieren. Und da wir kurz vorher eine Übung beendet hatten, waren wir noch damit beschäftigt, das Flugdeck zu räumen.“

„Ist Ihnen vor dem Zwischenfall irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?“

„Nein, Sir, aber mich dürfen Sie da auch nicht fragen, ich war zu dem Zeitpunkt damit beschäftigt, die weiteren Arbeiten einzuteilen. Es war die Aufgabe von PO Marquez und PO Seward, die Container unter Deck zu verladen.“

„Wir möchten nachher mit allen bei dem Unglück Anwesenden sprechen. Können Sie das arrangieren, Lt. Williams?“

„Das ist kein Problem, Sir. Die Männer haben ja zurzeit sowieso nichts weiter zu tun.“

Die drei waren jetzt an der Stelle angelangt, wo sich die Container befanden.

„Haben Sie gesehen, wie die Sidewinder sich gelöst hat?“

„Nein, Sir. Erst nachdem die Sidewinder gezündet hatte, habe ich mich umgedreht, um zu sehen, was geschehen war. Ein zischendes Geräusch hatte mich alarmiert. Aber da war es auch schon zu spät. Glücklicherweise stand keiner meiner Leute in der Flugbahn der Sidewinder.“

„Wir können allgemein von Glück reden, dass niemand bei der Explosion verletzt oder getötet wurde, Lt.“ warf Mac ein.

„Natürlich, Ma’am. Verzeihen Sie, Ma’am.“

„Schon gut, Lt.! Sagen Sie Lt., der Container, auf dem die Sidewinder gelagert war, steht er immer noch an der Stelle, wo er zum Zeitpunkt des Unfalles stand?“

„Nein, Sir, den haben die Panamesen zusammen mit den restlichen darauf befindlichen Sidewinder beschlagnahmt. Wir konnten sie noch davon abhalten, sämtliche Container mitzunehmen, da ihnen der Captain glaubhaft versicherte, von welchem Container sich die Sidewinder gelöst hatte. Sie waren so schnell an Bord, als hätten sie erwartet, dass irgendwas an Bord passiert.“

„Das sind ziemlich schwere Anschuldigungen, Lt.“

„Verzeihen Sie, Sir. Aber wir hatten kaum den Kanal passiert, als sich die Sidewinder löste. Keine fünf Minuten später war die Enterprise von Beibooten umstellt gewesen und wurde an der Weiterfahrt gehindert.“

„Sie hatten gerade die Kanalanlage verlassen?“

„Ja, Ma’am.“

„Wieso haben Sie während der Durchfahrt durch den Kanal weitergearbeitet?“

„Nein, Ma’am, das haben wir nicht. Aber wir waren während der gesamten Durchfahrt an Deck und wollten mit dem Verladen fortfahren, sobald wir den Kanal passiert hatten. Zur Sicherung der Container und der anderen Gegenstände, die wir noch nicht verstaut hatten, war die Flugdeckbesatzung anwesend, aber dieses Unglück hätte niemand verhindern können.“

„Verstehe, Lt. Also, die Enterprise wollte gerade die Kanalanlage verlassen...“

„Ja, Ma’am. Wir befanden uns genau an deren Ende...,“ sagte der Lt. und deutete von ihrer Position aus zu der Stelle der Kanalanlage, wo sich die Sidewinder gelöst hatte. Nachdenklich schauten Harm und Mac von der Kanalanlage zum Hafengebäude. Von ihrer Position auf dem Flugdeck aus konnten sie das Hafengebäude – besser gesagt, das, was davon noch übrig geblieben war – sehen. Das Hafengebäude selbst befand etwa in der Mitte des Kanals. Dabei sahen sie, dass an dem Hafengebäude schon die Trümmer beseitigt wurden.

„Ich dachte, wir hätten vorher noch Zeit, uns das zerstörte Gebäude anzusehen,“ sprach Mac das aus, was beide in dem Moment dachten.

„Das dachte ich auch, aber wie es aussieht, wollten die Behörden wohl nicht länger warten,“ antwortete Harm mit einem angedeuteten Lächeln. Dass auch sie von jemandem in der Nähe des Hafengebäudes beobachtet wurden, bekamen sie nicht mit.

„Ich glaube, wir sollten uns zunächst mit den beiden Petty Officer unterhalten, Harm. Ich denke mal, sie werden eher was gesehen haben,“ unterbrach Mac die Stille.

„Da hast du wohl recht, Mac,“ sagte Harm, woraufhin sich Mac an den Lt. wandte und sagte: „Lt., sagen Sie den beiden PO Bescheid, dass wir sie in etwa einer halben Stunde in der Offiziersmesse sprechen wollen!“

„Aye, aye, Ma’am, Sir!“ salutierte der Lt. und verließ die beiden Offiziere.

Nachdem die beiden Offiziere sich noch einmal auf dem Flugdeck umgesehen hatten, machten sie sich auf den Weg unter Deck, um die beiden PO zu befragen.

1553 ZULU (1053 EST)
Kantine der „USS Enterprise“

PO Marquez und Seward warteten bereits auf die beiden Offiziere, und als diese nun eintraten, nahmen sie Haltung an.

„Stehen Sie bequem, PO,“ befahl Mac.

Nachdem sich Harm und Mac gesetzt hatten, bedeuteten sie den beiden PO, sich ebenfalls zu setzen, worauf diese der Aufforderung zögernd nachkamen. Ihnen war immer noch der Schock anzusehen, den das Unglück mit der Sidewinder bei ihnen ausgelöst hat.

Um den beiden die Nervosität vor der Befragung zu nehmen, sagte Harm: „Sie sind hier nicht angeklagt, PO. Wir wollen von Ihnen erfahren, wie sich das Unglück ereignet hat, und bitten Sie, uns zu erzählen, was Ihnen bei der Durchfahrt durch den Kanal aufgefallen ist.“

PO Marquez und Seward sahen sich kurz fragend an, woraufhin Seward mit einem Kopfnicken an Marquez signalisierte, dass dieser beginnen sollte, über die Geschehnisse an Tag des Unfalls zu berichten.

„Lt. Williams hatte uns dazu eingeteilt, die Verladung der Container mit den Raketen durchzuführen. Wir hatten bereits einige Container unter Deck verstaut, als wir am Kanal ankamen. Dann befahl uns Lt. Williams, die Arbeit zu unterbrechen. Wir sollten während der Durchfahrt durch den Kanal jedoch an Deck bleiben und die Container bewachen.“

Bis dahin hatten Harm und Mac nichts Neues vom PO erfahren.

„Was ist dann passiert, Marquez?“ fragte Harm. Sein Block vor ihm war noch nicht beschrieben.

„Wir hatten gerade den Kanal durchfahren, als ich ein Klicken hörte. Ich drehte mich um und da sah ich auch schon, wie die Sidewinder startete. Nachdem sie das Flugdeck verlassen hatte, drehte sie sich um 180 Grad und raste an der Enterprise vorbei direkt auf das Hafengebäude zu. Dann war nur noch ein großer Feuerball zu sehen, als die Rakete in das Gebäude einschlug.“

Interessiert sah Harm den PO an. „Was war denn das für ein Klicken?“

Verwundert sah Marquez von Harm zu Mac und dann wieder zu Harm. Mac sah ebenfalls erstaunt zu Harm. „Wie meinen Sie das, Sir?“ fragte Marquez.

„Wie hörte sich das Klicken an, PO?“ Da der PO immer noch nicht wusste, worauf Harm hinauswollte, erklärte dieser: „War das eher ein helles oder ein dumpfes Klicken?“

„Eher ein helles Klicken, Sir,“ antwortete Marquez. Harm bestätigte die Aussage des PO mit einem Nicken und notierte sich dies auf seinem Notizblock.

„Danke. Ist Ihnen sonst noch irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen, bevor Sie dieses Geräusch gehört haben?“

„Nein, nichts, Sir. Eigentlich war alles so wie immer... bis die Sidewinder gezündet hat.“

„Wie sieht es mit Ihnen aus, Seward? Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen?“

„Nein, Sir. Mir ist auch nichts weiter aufgefallen. Bis auf das Geräusch, kurz bevor die Sidewinder gestartet ist.“ Beiden PO war anzumerken, dass es ihnen unangenehm war, dass sie keine relevanten Informationen für die beiden Ermittler hatten.

„Danke, dass Sie uns so kurzfristig zur Verfügung standen,“ sagte Harm und entließ die beiden PO. Diese verabschiedeten sich von den beiden Offizieren militärisch korrekt und verließen die Kantine.


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Petra-Andreas
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RE: „Oh wie schön ist Panama” von cepfem

#5 von Petra-Andreas , 02.05.2007 17:28

1710 ZULU (1210 EST)

Kurz nachdem die beiden gegangen waren, trat der Captain ein und Harm und Mac nahmen Haltung an. „Rühren, Cdr., Col.,“ sagte der Captain und setzte sich auf den Stuhl, auf dem kurz zuvor noch einer der beiden PO gesessen hatte.

Harm und Mac nahmen nach Aufforderung durch den Captain ebenfalls Platz. „Und, haben Sie schon nennenswerte Informationen erhalten?“

„Nein, Sir. Lt. Williams war zum Zeitpunkt der Zündung der Sidewinder mit anderen Arbeiten beschäftigt, und PO Marquez und Seward konnten uns nur über den Geschehensablauf etwas sagen. Die Unterlagen, die Sie uns zur Verfügung gestellt haben, haben wir uns noch nicht ansehen können.“

„Das wird wohl auch noch eine Weile warten müssen, Cdr.,“ erklärte der Captain, woraufhin Harm und Mac ihn verwundert ansahen. „Die panamesischen Ermittler haben Ihnen für heute einen Termin zur Besichtigung des Hafengebäudes gewährt. Um 1300 werden Sie von einem Fahrzeug abgeholt und zum Unglücksort gefahren.“

„Das ist ja schon in 42 Minuten, Sir,“ sagte Mac und erntete einen ungläubigen Blick des Captains, der die Zeitangabe erst mit seiner Uhr vergleichen musste. Er sah daraufhin Harm an, konnte auf dessen Gesicht jedoch kein Erstaunen über Macs Aussage erkennen, so dass er sich entschloss, nicht nachzufragen, woher Mac die genaue Zeit wusste.

Kopfschüttelnd stand er nun auf und verließ die Kantine. Harm und Mac waren ebenfalls aufgestanden und standen stramm. Als der Captain den Raum verlassen hatte, nahmen sie eine bequeme Haltung ein.

Bevor sie sich auf den Weg an Land machten, bedienten sie sich noch an dem Büffet, was an der einen Wand in der Kantine aufgestellt war. Da die Zeit drängte, fiel das Essen weniger reichlich aus als es Macs Appetit Genüge getan hätte.

Nachdem sie sich gestärkt hatten, gingen sie in ihre Unterkünfte und wechselten ihre Uniformen gegen zivile Kleidung.

Auf ihrem Weg nach draußen fiel Harm in ein brütendes Schweigen, was Mac nicht verborgen blieb.

„Was hast du, Harm?“ fragte Mac nach einer Weile.

„Irgendetwas stimmt bei der Sache nicht, Mac.“

„Bei welcher?“

„Der Unfall mit der Sidewinder. Was mich stutzig macht, ist, dass die Sidewinder eine Luft-Luft-Rakete ist und deshalb normalerweise am Boden überhaupt nicht zünden dürfte. Sie verfügt über ein infrarotbasiertes wärmesuchendes Lenksystem. Ihr Ziel erfasst sie in der Luft entweder selbständig über ihren schwenkbaren Suchkopf, wenn sie eine Wärmequelle erfasst hat, oder der Pilot schaltet sein Bordradar auf ein Ziel,“ sprudelte es geradeso aus ihm heraus.

„Wenn du sagst, dass sie selbständig ihr Ziel sucht, kann sie nicht aufgrund einer Fehlfunktion im Lenksystem die Hafenanlage als Ziel erfasst und dann gezündet haben?“

„Einen Fehler im Lenksystem können wir im Moment noch nicht ausschließen, da wir uns die technischen Protokolle noch nicht durchgesehen haben, aber es ist eigentlich unmöglich, dass ein solcher Fehler eine Sidewinder vom Boden aus zünden lässt. Das könnte nur in der Luft möglich sein. Außerdem war die Sidewinder ja nirgendwo angeschlossen, wo sie „Fehlinformationen“ hätte herbekommen können.“

„Hast du schon irgendeine Idee?“

„Ich habe so eine Ahnung, aber das können wir im Moment noch nicht beweisen.“

„Würdest du denn dein Wissen mit mir teilen?“

Er sah sie mit einem Flyboy-Grinsen an, das wie schon so oft seine Wirkung nicht verfehlte und Mac kurz schlucken ließ. Sie standen beide gerade an einem Schott und Harm stützte sich am oberen Ende der Tür ab, bevor er sich zu ihr hinunter beugte und mit gesenkter Stimme weitersprach: „Das kann ich gerne tun. Die Frage ist nur, was ich dafür als Gegenleistung von dir bekomme.“ Das Grinsen war weiterhin auf seinem Gesicht zu erkennen. „Commander!“ warnte ihn Mac, nun ebenfalls ein Grinsen auf ihren Lippen. „Rotes Licht!“

„Wieso geben Sie mir ‚rotes Licht’, Colonel?“ fragte er gespielt erstaunt. „Ich habe überhaupt nichts getan, was Sie annehmen lassen könnte, dass ich Ihnen zu nahe treten würde,“ sagte er mit einem betretenen Gesichtsausdruck, was Mac ein herzhaftes Lachen entlockte. Darauf reagierte Harm mit einer beleidigten Miene.

„Sie sind unmöglich, Commander Harmon Rabb Junior!“ stellte Mac immer noch lachend fest.

„Das verletzt mich jetzt aber zutiefst, Colonel!“ sagte Harm und fasste sich schmerzverzerrt an sein Herz.

Nachdem ihm Mac für seinen letzten Kommentar einen Klaps auf den Unterarm gegeben hatte, fragte sie wieder ernst: „Also sagst du mir jetzt, was du für einen Verdacht hast, oder muss ich dich erst daran erinnern, dass ich dir auch befehlen kann, mir diese Informationen zukommen zu lassen?“

Sich ergebend hob Harm die Hände. „Okay, wenn du solche schweren Geschütze auffährst, muss ich wohl wie so oft auf eine Gegenleistung verzichten.“ Mac quittierte diese Aussage mit einem Augenrollen. Sie hatten dieses Spiel beinahe perfektioniert. Es war ihre ureigenste Art und Weise, mit ihren Gefühlen umzugehen, und von diesen Gefühlen gab es in letzter Zeit immer mehr und mehr.

Beide standen immer noch im Schott und Harm begann nun, Mac von seiner Theorie zu erzählen: „Marquez hatte doch vorhin erzählt, dass die Sidewinder, nachdem sie das Flugdeck verlassen hatte, eine 180-Gradwendung gemacht hat und dann auf das Hafengebäude zuflog.“

„Mhm, das hatte er, aber ich verstehe nicht...“ begann Mac, doch Harm bedeutete ihr mit einer Handbewegung, dass er mit seinen Ausführungen noch nicht fertig war.

„... und Lt. Williams hatte davon gesprochen, dass die „Enterprise“ kurz nach dem Vorfall schon von Beibooten umringt war, die sie an der Weiterfahrt gehindert haben.“

Mac, die darin immer noch keinen Zusammenhang sah, sah Harm immer noch fragend an: „Und was ist jetzt deine Schlussfolgerung?“

„Die Sidewinder würde bei einer Fehlfunktion des Lenksystems keine 180-Gradwendung machen und auf das Hafengebäude zufliegen. Das Infrarotsignal reagiert nur auf Wärme, und wenn im Hafengebäude kein Gerät steht, das Temperaturen entwickelt, die ähnlich hoch sind wie die eines Flugzeugtriebwerks, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass das Gebäude als Ziel anvisiert wird. Also bleibt nur noch die Möglichkeit, dass die Sidewinder durch Radar aktiviert wurde... Wobei ich natürlich nicht ausschließen will, dass es doch ein technischer Defekt war.“

„So, wie du das sagst, vermutest du also, dass das Unglück nicht von unserer Seite, sondern von der panamesischen Seite ausgelöst wurde?“

„Das können und werden wir wohl nie beweisen können. Ich vermute aber, dass sich irgendetwas in dem Hafengebäude befindet, was die Zündung der Sidewinder ausgelöst hat.“

„Du meinst wohl „befand“?“

Als er sich daran erinnerte, was sie beide am Vormittag vom Flugdeck aus beobachtet hatten, seufzte er auf, bevor er fortfuhr: „Ich hoffe, sie haben noch nicht alles rausgeräumt, was uns weiterhelfen könnte.“

„Dann lass uns gehen, sonst kommen wir noch zu spät zu unserem Ortstermin.“

„Aye, aye Ma’am,“ sagte er scherzend, wobei er stramm stand. Mit dieser Aktion fing er sich erneut einen Schlag auf den Unterarm ein.

1830 ZULU (1330 EST)
Verwaltungsgebäude
Hafen von Panama

Harm und Mac standen nun vor dem völlig zerstörten Hafengebäude und machten sich zunächst von außen einen Eindruck der Zerstörung. Viel war nicht mehr von dem Gebäude übrig. Ein paar Pfeiler ragten noch in die Höhe, aber der größte Teil des Gebäudes war zerstört.

Ungestört konnten sie sich jedoch nicht bewegen, da ihnen ein Mitarbeiter der Hafenverwaltung und ein Polizist, die sich als Senor Martinez und Capitan Gonzalez vorgestellt hatten, auf Schritt und Tritt folgten. Falls die beiden überhaupt mit Harm und Mac sprachen, dann nur mit Harm. Wenn Mac eine Frage stellte, beantworteten sie diese Frage jeweils an Harm. Aber davon ließen sich die beiden Offiziere nicht beirren.

Was ihnen sofort auffiel, war, dass im Moment keine Aufräumarbeiten stattfanden, woraufhin sich beide fragend ansahen. Mit einem kurzen Nicken bestätigen sie ihre jeweiligen Gedanken. Die Aufräumaktionen sollten wohl in aller Stille von sich gehen.


„Was meinen Sie, haben die beiden mitbekommen, dass unsere Leute hier schon dabei waren, unsere Aufzeichnungen wegzuräumen – jedenfalls das, was davon noch übrig blieb?“ flüsterte Martinez Gonzalez zu.

„Nein, das glaube ich nicht. Ich habe sie vorhin beobachtet, als sie auf der „Enterprise“ waren. Sie haben sich zwar umgeschaut, aber sie waren eindeutig zu weit weg, als dass sie etwas gesehen hätten.“

„Das hoffe ich für Sie!“


Harm hatte eine Digitalkamera aus seiner Tasche geholt und begann, Aufnahmen von dem Gebäude zu machen. Die beiden Männer unterbrachen ihre Unterhaltung und sahen misstrauisch zu Harm.„Senor, was machen Sie da?“ fragte Gonzalez.

Erstaunt drehte sich Harm zu ihm und antwortete wahrheitsgemäß: „Ich mache ein paar Aufnahmen von dem Gebäude für unsere Ermittlungen, Capitan Gonzales.“

„Das haben wir Ihnen aber nicht gestattet,“ wandte der Mitarbeiter der Hafenverwaltung ein.

„Uns wurde aber zugesagt, dass wir uns hier ungestört bewegen und unsere Arbeit machen können,“ entgegnete Mac. „Ich denke, auch Sie sind daran interessiert, dass wir die Ursache des Unfalles so schnell wie möglich herausfinden, Sir.“ Ihre Stimme hatte einen scharfen Unterton angenommen, den jedoch nur Harm wahrnahm.

„Natürlich sind wir daran interessiert, Senor,“ sagte Gonzalez, erneut an Harm gewandt. „Aber ich denke, Sie sollten nach der Ursache auf Ihrem Schiff suchen und nicht hier bei uns.“ Nun wandte er sich Martinez zu und beratschlagte sich mit ihm. Harm wartete nicht erst die Entscheidung der beiden ab, sondern machte weiterhin Fotos des Gebäudes. Er hörte noch mit einem Ohr, dass die beiden wohl heftig über etwas stritten. Als es plötzlich ruhig war, drehte er sich erstaunt um und sah, dass die beiden zu dem Fahrzeug gegangen waren, das sie hergefahren hatte, und nun telefonierten.

Harm wandte sich nun wieder dem Gebäude zu, in dem sich Mac bereits umsah. Er trat nun neben sie und meinte: „Die beiden scheinen sich nicht wirklich einig zu sein.“

„Nein, sieht nicht so aus. Wir sollten aber die Zeit nutzen und uns hier etwas genauer umsehen. Es sieht allerdings nicht so aus, als hätten die Männer heute früh Trümmerteile weggeräumt. Die Frage ist dann, WAS wurde weggeräumt?“

Mit einem Nicken machte sich nun auch Harm daran, sich im Gebäude näher umzusehen. Sie stakten mehr oder weniger über die Trümmer hinweg. Harm machte erneut ein paar Aufnahmen, als er im Objektiv eine Reflektion bemerkte. Er senkte die Kamera und machte einen Schritt auf die Stelle zu, wo er das Objekt vermutete. Harm ging in die Knie und räumte etwas Schutt beiseite, als er etwas Rundes auf dem Erdboden fand. Er nahm den Gegenstand auf und betrachtete ihn genauer. Es sah aus wie eine Scheibe, allerdings fehlte ein Teil davon, der aufgrund der Wärme, die die Explosion mit sich brachte, geschmolzen war. An einer Stelle auf dem Gegenstand konnte er noch ein paar Buchstaben entdecken. Er drehte es ein paar Mal hin und her.

„Hey, das sieht aus wie eine CD,“ sagte Mac, die nun neben ihm stand. Etwas erschrocken fuhr er hoch und lächelte sie an. „Na ja, zumindest das, was davon übrig geblieben ist,“ gab er zurück. „Ich glaube, wir sollten die mitnehmen, vielleicht gibt es jemanden an Bord, der sie noch rekonstruieren kann.“

„Die sieht aber sehr zerstört aus. Ich bezweifle, dass man da noch was drauf finden kann,“ gab Mac zu bedenken. „Ein Versuch ist es Wert, Mac.“

„Commander Rabb,“ hörten sie nun von draußen, was Harm dazu veranlasste, schnell die „CD“ zu verstecken, in dem er sie in seine Hosentasche schob. Dann drehten sie sich zu den beiden um und sahen sie fragend an.

„Sie dürfen fotografieren, aber wir bekommen Kopien von den Fotos,“ sagte der Verwaltungsangestellte.

„Danke, Senor Martinez,“ sagte Harm freundlich und fuhr fort, sich weiter in den Trümmern umzusehen.

„Harm, kommst du mal bitte?“ rief Mac ihm aus dem hinteren Teil des ehemals einstöckigen Gebäudes zu.

Sie stand vor einer noch intakten Tür und auch der Türrahmen war noch gut erhalten. Der Raum, zu dem die Tür gehörte, war zwar zerstört, man konnte jedoch noch das Stahlgerüst sehen, das sich unter dem Beton befand. „Das ist erstaunlich, dass in einem Gebäude wie diesem eine Tür aus Stahl eingebaut ist,“ stellte Mac fest, nachdem sie sich die Tür genau angesehen hatte.

Harm stand nun neben Mac und besah sich ebenfalls die Tür. „Sie hat kaum einen Kratzer abbekommen,“ bemerkte er, als er mit seiner Hand über die Oberfläche des Türblattes strich. „Aber auch das Stahlgerüst ist ungewöhnlich.“

„Was meinst du, sollte in dem Raum hinter der Tür irgendetwas geschützt werden?“

„Das ist schon möglich! Viel genützt hat es wohl nicht, denn trotz der Verstärkung der Wände sieht es in dem Raum genauso aus wie davor. Aber lass uns mal nachschauen, ob wir nicht doch was finden,“ sagte Harm und versuchte, die Tür zu öffnen. Sie klemmte und er versuchte, sich mit seinem Gewicht gegen die Tür zu stemmen. Nach ein paar Versuchen gab die Tür nach und ließ sich einen Spalt öffnen.

Nacheinander traten die beiden Offiziere in den Raum. Wie sie schon von außen sehen konnten, war auch in diesem Raum Chaos. Alles lag auf dem Boden, bedeckt mit Trümmern der Wände und der Decke.

„Und, Commander, haben Sie schon etwas gefunden?“ hörte Harm die Stimme von Gonzalez hinter sich. Die beiden waren Harm und Mac gefolgt, als sie sahen, wie diese den Raum betreten hatten.

Erstaunt drehte sich Harm um. „Nein, Capitan, das haben wir nicht.“

„Warum sind uns die beiden jetzt gefolgt?“ fragte Mac leise, so dass die beiden anderen Männer es nicht mitbekamen.

„Keine Ahnung,“ gab er ebenso leise zurück.

„Senor Martinez, dieser Raum hier... was befand sich darin?“ wandte sich Harm an diesen.

„Das war unser Überwachungsraum. Hier konnten wir alle Vorgänge im Kanal überwachen.“

„Werden die Durchfahrten aller Schiffe aufgezeichnet?“

„Ja, das werden sie normalerweise. Aber davon ist jetzt nichts mehr übrig. Alles wurde durch Sie zerstört,“ sagte er und betonte das „Sie“ besonders stark, worauf aber keiner der beiden einging. Harm und Mac sahen sich weiter in dem Raum um, konnten jedoch die Blicke der beiden Panamesen auf sich spüren.

„Sie befürchten wohl, dass wir doch etwas finden könnten,“ flüsterte Harm Mac erneut zu.

„Das kommt mir auch so vor. Augenscheinlich ist in diesem Raum bislang noch niemand gewesen. Außerdem scheint mir das hier nicht wirklich der Technik-Raum gewesen zu sein.“

„Du hast Recht. Er ist viel zu klein dafür. Es gibt – soweit man sehen kann – keine Monitore hier, mit denen man den Kanal hätte überwachen können. Wenn ich bedenke, wie viele Monitore es gibt, um kleinere Anlagen zu überwachen, müsste der Raum mindestens drei Mal so groß sein, um die gesamte Technik aufzunehmen. Ich werde sie mal ein bisschen beschäftigen. Schau du dich bitte in dem Raum um,“ sagte Harm und reichte ihr noch die Digitalkamera.

„Okay,“ sagte sie, bevor sich Harm den beiden Herren zuwandte.

Harm ging in Richtung Ausgang und stellte Gonzalez und Martinez einige Fragen über den Unfall, so dass die beiden ihm notgedrungen folgen mussten. Mac wartete, bis die drei Männer außer Sichtweite waren, ehe sie sich weiter in dem Raum umsah. Gonzalez und Martinez waren jedoch nicht sehr erfreut, dass Mac alleine in dem Gebäude blieb.

Diese schaute sich in dem Raum um und machte einige Aufnahmen, bevor sie sich den Gegenständen auf dem Boden zuwandte. Sie räumte einige Trümmer beiseite und fand darunter verschiedene Computerteile und – wie es aussah – auch einige Handys.

Ein Handy war sogar noch an einer Steckkarte eines Computers angebracht, was Mac stutzig machte. Sie hob die Teile auf und betrachtete sich dieses seltsame Gebilde. Die Karte selber sah aus wie die Speichererweiterung eines Computers. Sie erinnerte sich daran, wie ein Techniker so ein Teil in ihren PC im Büro eingebaut hatte.

Sie legte diese Teile zusammen mit der Digitalkamera ab und sah sich noch weiter in dem Raum um, konnte jedoch nichts weiter Außergewöhnliches finden und machte sich auf den Weg nach draußen, nachdem sie die abgelegten Gegenstände eingesammelt hatte.


Vor dem Gebäude angekommen, sah sie, dass Harm weiterhin mit den beiden Herren im Gespräch war. Gonzalez und Martinez standen mit dem Rücken zu ihr. Als Harm Mac sah, schaute er sie kurz fragend an, woraufhin sie ihm kurz nickend zu verstehen gab, dass sie noch etwas Interessantes gefunden hatte. Dieses „Gespräch“ dauerte nicht lange, weshalb die beiden anderen Männer nichts davon mitbekamen.

Nervös sah Martinez auf seine Uhr. Ihm war die Frau schon viel zu lange allein in dem Gebäude. Er drehte sich um, um ins Gebäude zu gehen, wobei er Mac auf die kleine Gruppe zukommen sah. Martinez stellte zufrieden fest, dass sie nur die Digitalkamera in der Hand hielt.

„Ah Miss, da sind Sie ja. Ich wollte gerade nach Ihnen sehen.“

„Sehr nett von Ihnen, Senor Martinez,“ gab Mac freundlich zurück, obwohl sie von Anfang die Ablehnung der beiden Herren gegen sich gespürt hatte. Sie hatten augenscheinlich Probleme damit, dass eine Frau bei solch einer Ermittlung eingesetzt wurde.

„Kann ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein?“ fragte Martinez an Harm gewandt.

„Ich habe eine Frage,“ sagte Mac.

Martinez sah weiterhin Harm an und reagierte nicht weiter auf Mac. Davon unbeirrt stellte Mac trotzdem ihre Frage: „Wie viele Leute befanden sich zum Zeitpunkt des Einschlags der Rakete in dem Überwachungsraum?“

„Es befand sich niemand in dem Raum,“ antwortete Martinez. „Die Leute konnten sich noch in Sicherheit bringen, als sie die Rakete auf das Gebäude zufliegen sahen. Sie können von Glück reden, dass sie so geistesgegenwärtig waren und sich retten konnten. Sonst hätten wir hier Tote zu beklagen.“

Harm und Mac ließen sich ihr Erstaunen über die Antwort nicht anmerken. Beide waren sich einig: < Irgendetwas stimmt hier nicht! >

„Mac, ich denke wir sollten zurück zur „Enterprise“. Hier können wir sowieso nichts weiter machen.“

„Das denke ich auch.“

Erleichtert nahmen Martinez und Gonzalez die Aussage der beiden zur Kenntnis und begleiteten sie zu dem noch immer wartenden Fahrzeug.


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RE: „Oh wie schön ist Panama” von cepfem

#6 von Petra-Andreas , 02.05.2007 17:35

2200 ZULU (1700 EST)
„USS Enterprise“
Hafen von Panama City, Panama

Nachdem sich Harm und Mac von den beiden Herren verabschiedet hatten, betraten sie über die Gangway die Big E.

„Die Sache wird immer seltsamer,“ sagte Mac, als sie gerade den Wachoffizier passierten.

„Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.“

„Halten die uns etwa für blöd? Das waren doch alles Lügen, was sie uns aufgetischt haben,“ schüttelte Mac immer noch ungläubig den Kopf.

„Jetzt bin ich mir ganz sicher, dass die Panamesen etwas zu verbergen haben – zumindest aber Martinez und Gonzalez. Eine Sidewinder fliegt mit Überschallgeschwindigkeit. Und die Panamesen wollen sich, nachdem sie die Sidewinder gesehen haben, noch in Sicherheit gebracht haben? So schnell kann niemand reagieren.“

„Apropos verbergen,“ sagte Mac und holte aus dem Bund ihres Uniformrockes die Teile hervor, die sie in dem Raum gefunden hatte. Er zog die linke Augenbraue hoch, als er Macs Aktion sah, verkniff sich aber einen Kommentar dazu.

Sie reichte Harm die Teile, der sie sich neugierig ansah. „Und das hast du in dem Raum gefunden?“

Mit einem Nicken beantwortete sie seine Frage. „Hast du irgendeine Ahnung, was man damit machen kann?“ Harm und Mac waren derweil vor Macs Unterkunft angekommen und standen nun vor der Tür.

„Nein, habe ich nicht,“ sagte Harm und drehte weiterhin verwundert die Teile in seiner Hand hin und her, als ob er dadurch hinter das Geheimnis kommen würde. „Wollen wir mal hoffen, dass wir hier an Bord einen Experten haben, der uns dabei weiterhelfen kann.“ Harm wandte sich zum Gehen. „Ich gehe mich kurz frisch machen und bin in 30 Minuten wieder da, dann können wir die Unterlagen durchgehen, die wir vom Captain erhalten haben.“

„Okay,“ sagte Mac und sah Harm hinterher, als er sich zu seiner Unterkunft aufmachte. < Na, mal sehen, um wie viel er sich diesmal verspätet. Ich schätze… so 10 Minuten. > Bei diesen Gedanken musste sie lächeln.


40 Minuten später

Es klopfte an der Tür. Mac saß bereits an dem Schreibtisch und hatte einen der Ordner aufgeschlagen, den ihnen Captain Neidlinger heute Morgen gegeben hatte. Sie hatte erwartet, dass Harm wie immer später erschien, weshalb sie das Klopfen an der Tür mit einem: „Du bist spät dran, Sailor,“ beantwortete.

„Darf ich trotzdem reinkommen?“ hörte sie seine Stimme von draußen.

Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Wenn es darum ging, die Verspätung ihres Partners vorherzusagen, hatte sie einen 6. Sinn entwickelt, der genau gut funktionierte wie ihre innere Uhr, und Harm wusste das auch nur zu gut.

„Das kommt drauf an!“

„Kann ich mir den Eintritt mit einem Abendessen erkaufen?“

„Das wird aber teuer, Sailor!“

„Ich dachte, ich bezahle gleich.“ Das Grinsen auf seinem Gesicht konnte sie deutlich hören. Während sie noch darüber grübelte, was Harm wohl damit meinte, öffnete sie die Tür. Alles was sie jedoch sehen konnte, war ein großes Tablett, das mit Essen überladen war.

„Danke, Herr Ober, Sie können das Tablett dort drüben auf den Schreibtisch stellen,“ sagte sie verschmitzt.

„Was ist mit meinem Trinkgeld?“ fragte er, nachdem er eingetreten war und das Tablett abgestellt hatte, und hielt fordernd die Hand auf.

Mac sah Harm streng an. „Nanu, ein Kellner, der so direkt Trinkgeld verlangt!?“

„Ja, Ma’am. Der Job wird nicht mehr so bezahlt, als dass man davon leben könnte...“ sagte Harm mit einem Grinsen.

Ohne groß nachzudenken trat sie einen Schritt auf Harm zu, legte ihm die Hände auf seine Schultern und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Erstaunt von ihrer Aktion sah er sie fragend an. „Wofür war das?“

„DAS, Sailor, war dein Trinkgeld…“ antwortete sie scherzhaft.

< Da hat sich das Zuspätkommen ja gelohnt, > dachte Harm. < Vielleicht sollte ich das öfter machen? > Bei diesem Gedanken erschien erneut ein Grinsen auf seinem Gesicht und er sprach seinen Gedanken laut aus: „Wenn das so ist, Mac, kann ich ja öfter mit Essen vorbeikommen.“

< Ich hätte nichts dagegen... > „Das würde dir so passen, oder?“ sagte sie stattdessen.

„Natürlich,“ sagte er, wobei er noch breiter grinste und dabei einen Stuhl zurückzog und Mac bedeutete, dass sie sich setzen möge.

Er nahm an der anderen Seite des Tisches Platz und sah sie erwartungsvoll an. Mac sah über die vielen Unterlagen, die auf dem Tisch lagen und seufzte: „Womit wollen wir anfangen?“

„Nanu? Ich dachte, du würdest dich sofort über das Essen hermachen!“

„Würde ich ja gerne, aber wir haben sehr viel zu tun und essen können wir auch nebenbei.“

„Okay, dann lass uns zunächst die Unterlagen zum Sidewinder-Fall durchsehen. Deswegen wurden wir ursprünglich hergeschickt. Um die Kneipenschlägerei können wir uns noch später kümmern,“ sagte er und nahm sich einen Ordner.

Mac sah sich zunächst die Aufzeichnungen aus dem Logbuch durch, wobei sie feststellte, dass der Crew nach der Erlaubnis zur Passage nur etwa 30 Minuten Zeit geblieben waren, das Schiff für die Fahrt durch den Kanal vorzubereiten. Harm beschäftigte sich mit den Radaraufzeichnungen. Ab und zu bedienten sie sich am Essenstablett.

Sie hatten neben sich jeweils einen Block liegen, auf dem sie sich Notizen machten. Nach 4 Stunden stand dort jedoch noch nicht viel darauf, da sie den Unterlagen nichts entnehmen konnten, was auf einen Fehler auf Seiten der Big E hindeutete.

„So kommen wir nicht weiter, Harm,“ sagte Mac plötzlich. „Laut den Aufzeichnungen im Logbuch gab es außer der kurzfristigen Sondergenehmigung zur Durchfahrt keine Besonderheiten an Bord. Die Fahrt durch den Kanal verlief bis zum Zwischenfall völlig reibungslos.“

„Ich habe bei den Radardaten auch nichts weiter gefunden.“

„Was hältst du davon, wenn du dich weiter mit dem Lenksystem beschäftigst und ich mir die Kneipenschlägerei vornehme? So kommen wir sicherlich schneller voran.“

„Okay, dann sehe ich jetzt mal die Daten zum Lenksystem durch,“ sagte Harm und suchte nach dem entsprechenden Ordner.

Sie verbrachten erneut einige Zeit schweigend, während sie sich ihren jeweiligen Unterlagen widmeten. Nachdem Mac mit ihren Akten fertig war, stand sie auf und ging ins „Bad“.

Als sie zurückkam, schlug Harm gerade den Ordner zu und fuhr sich müde mit einer Hand übers Gesicht.

„Und? Was Brauchbares gefunden?“ fragte sie.

„Nein, habe ich nicht. Keine Radarsignale, und, so wie es aussieht, gab es bis dato auch keine Probleme mit dem Lenksystem. Es gibt keinen einzigen Anhaltspunkt für einen Fehler auf unserer Seite. Und was ist bei dir?“

„Ich habe auch nichts weiter gefunden. Die Aussagen der PO decken sich haargenau. Ohne die Unterlagen der Polizei und der Aussagen der anderen Beteiligten bringt es nichts, sich heute noch weiter damit zu beschäftigen,“ sagte Mac. Ihre Stimme klang dabei ziemlich frustriert.

„Dann lass uns für heute Schluss machen, Mac. Morgen werde ich mich mit dem Radartechniker treffen, obwohl ich bezweifle, dass wir etwas Verwendbares von ihm erfahren werden. Danach werde ich die beiden Fundstücke analysieren lassen. Ich hoffe, es gibt hier an Bord einen Spezialisten dafür.“

Harm stand auf und wandte sich zur Tür.

„Okay, ich werde dann versuchen, mit Lt. Jones die Polizeiakten einzusehen.“

Obwohl er die Klinke schon in der Hand gehabt hatte, drehte er sich noch mal zu Mac um.

„Hoffentlich hast du damit mehr Glück als wir jetzt hier.“ Sein Tonfall klang niedergeschlagen. Er sah sie an. In ihren Augen sah er die gleiche Erschöpfung, die auch er verspürte.

Unentschlossen standen beide nun in Macs Kabine und sahen sich an.

„Du siehst erledigt aus, Mac. Mir geht es auch nicht besser. Gehen wir schlafen. Morgen ist auch noch ein Tag. Mehr können wir heute sowieso nicht mehr tun.“

„Da hast du Recht. Ich fühle mich ziemlich erschlagen,“ erwiderte sie und senkte erschöpft den Kopf.

Harm wollte einen Schritt auf sie zu machen. Doch er zögerte.

„Schlaf gut, Mac,“ sagte er stattdessen sanft zum Abschied.

„Du auch, Flyboy,“ gab sie im gleichen Tonfall zurück.

Kaum hatte Harm ihre Kabine verlassen und sie die Tür hinter ihm geschlossen, lehnte sie sich gegen diese und seufzte auf. < Seine Stimme klang eben so anders... so gefühlvoll. Was hat das zu bedeuten? >

Harm vor der Tür erging es nicht anders. Nachdenklich schaute er auf die Tür. < Was passiert hier mit uns? >

Nächster Tag
ZULU ( EST)
Polizeistation Panama

„Capitan Gonzalez, Guten Morgen,“ grüßte Mac freundlich den Polizisten.

„Was kann ich für Sie tun, Miss?“

„Capitan Gonzalez, das ist Lt. Jones von der „USS Enterprise“. Wir hatten gehofft, dass Sie uns bei etwas weiterhelfen können.“

„Das kommt darauf an, um was es geht.“

„Der Lt. untersucht die Schlägerei vor dem „El Toro“ von vor ein paar Tagen.“

„Ah, ja, ich kann mich daran erinnern. Zwei Soldaten von Ihnen haben ein paar Männer vor dem „El Toro“ zusammengeschlagen. Glücklicherweise hat der Besitzer der Kneipe die Polizei gerufen, so dass Schlimmeres verhindert werden konnte.“

Verwirrt sah der Lt. Mac an. Sie gab ihm mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er sich ruhig verhalten soll. Mac war klar, dass die Polizei die Schuld den Amerikanern zuschieben wollte, weshalb sie das Spiel mitspielte.

„Die beiden PO sollen von Lt. Jones angeklagt werden. Sie streiten die Schlägerei jedoch ab. Da uns keine Zeugen bekannt sind, könnten sie ohne Strafe davon kommen...“

„Das wäre nicht gut.“

„Nein, Capitan, das wäre es nicht. Sie würden uns einen großen Gefallen tun, wenn Sie uns eine Kopie der Ermittlungsakte überlassen könnten, damit die beiden ihre gerechte Strafe erhalten.“

„Wenn ich Ihnen dabei helfen kann, werde ich das gerne tun. Einen Moment bitte, ich werde Ihnen eine Kopie der Akte anfertigen.“

„Danke, Capitan Gonzalez,“ sagte Mac, bevor dieser die Akte holte.

Mac und Lt. Jones setzten sich derweil und warteten darauf, eine Kopie der Ermittlungsakte zu erhalten.


„USS Enterprise“
Hafen von Panama

Harm betrat den Technik-Raum. Er war auf der Suche nach einem Experten, der ihm sagen konnte, was es mit den Teilen auf sich hatte, die Mac in dem Hafengebäude gefunden hatte.

„Ich glaube, Seaman Gates kann Ihnen dabei weiterhelfen, Sir,“ sagte ein Seaman, dem Harm gerade die Steckkarte mit dem Handy gezeigt hatte.

„Hey Jobs, komm mal her, ich glaub, das ist was für dich,“ rief er in den Raum.

Der Angesprochene kam auf Harm zu. Nachdem er diesen gegrüßt hatte, sah er auf die Teile, die Harm in der Hand hatte.

„Cool, so was habe ich lange nicht mehr gesehen,“ sprühte der Seaman vor Begeisterung.

„Sie wissen, was das ist?“ fragte Harm verwundert.

„Ja, Sir, das weiß ich. Man, das waren noch Zeiten. Man brauchte nur einen Computer und ein Handy und voilà – man hat sein eigenes Radar.“

„DAMIT kann man sich ein Radargerät bauen?“ Das Gesicht des Cdr. zeigte mehr als Erstaunen.

„Nicht direkt, Sir. Es ist kein herkömmliches Radar. Das ist eine Sparversion für ein Passiv-Radar. Ein Computer, eine Steckkarte, ein Handy und die Software. Mehr brauchte man nicht. Keiner konnte einem was nachweisen, aber wir haben uns so Informationen von allem möglichen verschafft.“

„Ich frag jetzt lieber nicht nach, was für Informationen das waren,“ antwortete Harm. Der Seaman grinste ihn daraufhin nur an.

„Da Sie schon ein Rätsel gelöst haben, können Sie mir vielleicht auch hiermit weiter helfen,“ fragte Harm und hielt nun die beschädigte CD in seinen Händen.

„Oh ... das wird schwierig, Commander,“ gab dieser zurück, als er sich die CD etwas genauer ansah. „Ich kann vielleicht die Daten, die da noch drauf sind, wiederherstellen, aber mehr kann ich mit der Technik hier an Bord wohl nicht erreichen.“

„Wenn Sie das hinbekommen, würde mir das schon weiterhelfen.“

„Verstanden, Sir. Dann werde ich mich mal an die Arbeit machen und sehen, was ich von diesem Schätzchen hier noch alles erzählt bekomme.“

Harm, der schon halb auf dem Weg nach draußen war, drehte sich noch einmal um und fragte den jungen Mann: „Ach, Gates, wie kommt es, dass Sie mit Ihrem Wissen nicht zu einer der großen Computerfirmen wie Microsoft oder Apple gegangen sind?“

„Na ja, Sir, ich hatte ein Angebot von Apple, aber nach diversen Tests stellte sich heraus, dass ich wohl zu gut für den angebotenen Job war. Und da bin ich dann zur Navy gegangen.“ Gates grinste Harm an.

Der schüttelte nur den Kopf und verließ mit einem Schmunzeln den Technik-Raum. Dann begab er sich ins JAG-Büro, um Mac anzurufen.

Vor der Polizeistation Panama

Gonzalez hatte Mac eine Kopie der Ermittlungsakte überreicht, mit der sie sich gemeinsam mit Lt. Jones nun auf den Weg zum Wagen machte, als ihr Telefon klingelte.

„Col. MacKenzie,“ meldete sie sich.

„Mac, Harm hier.“

„Hallo, Harm. Hast du schon was herausgefunden?“

„Wie ich vermutet hatte, konnte mir der Radartechniker nicht weiterhelfen, dafür habe ich aber jemanden gefunden, der mir mit dem anderen Teil weiterhelfen konnte.“

„Das sind ja mal gute Nachrichten. Um was handelt es sich denn?“

„Ich denke, darüber sollten wir auf der „Enterprise“ weiter sprechen. Wann bist du wieder zurück?“

„Wir haben uns gerade auf den Rückweg gemacht.“

„Habt ihr die Akten bekommen?“

„Ja, haben wir. Treffen wir uns in einer halben Stunde im JAG-Büro auf der „Enterprise“?“

„Okay, also bis gleich.“

„Bis gleich,“ sagte Mac und legte auf.


Eine halbe Stunde später
„USS Enterprise“
JAG-Büro

Mac trat in das Büro, in dem Harm schon auf sie wartete.

„Nanu, allein? Ich dachte, Lt. Jones wäre bei dir?“

„Nein, ich habe den Lt. gebeten, uns erst einmal allein zu lassen, damit du mir alles erzählen kannst, was du heute herausgefunden hast.“

Er nickte kurz und bemerkte nun die Akte unter Macs Arm. „Habt ihr also tatsächlich Erfolg gehabt?“

„Ja, sieht so aus... Obwohl es mir schon verdächtig vorkam, dass Gonzalez die Akte selbst kopiert hat. Aber lassen wir uns überraschen... Und jetzt erzähl, was hast du herausgefunden?“

Mit diesen Worten setzte sie sich auf einen der Stühle. Die Polizei-Akte legte sie vor sich auf den Tisch. Erwartungsvoll sah sie Harm an, der stehen geblieben war und mit verschränkten Armen an der Bürotür lehnte.

„Hey, nicht so schnell, Marine,“ antwortete Harm mit einem Grinsen. „Immer schön der Reihe nach... Also, wie schon vermutet: Es gibt keine Auffälligkeiten beim Radar. Aber das Teil mit dem Handy, was du gefunden hast... na ja, wir haben wir hier an Bord einen Experten, der mir auf Anhieb sagen konnte, um was es sich handelt.“

„Und das wäre?“

„Seaman Gates – so heißt unser Experte – hat es als Bestandteil für ein einfaches „Passiv-Radar“ identifiziert!“

„Passiv-Radar?“ Sie sah ihn erstaunt an.

„Ja, deshalb gibt es auch keine Radaraufzeichnungen. Das Passiv-Radar sendet keine eigenen Signale aus, kann aber...“

„Harm... Ein bisschen Ahnung habe ich auch davon...“

Er zeigte ihr eine entschärfte Ausführung seines Killerlächelns, ehe er fortfuhr: „Auf jeden Fall ist das, was du da gefunden hast, Teil einer solchen Anlage.“

„Also hattest du Recht mit deiner Vermutung?“

„Ja, es sieht so aus, obwohl mich das nicht gerade beruhigt. Jetzt müssen wir noch abwarten, was auf der CD drauf ist... Dann kommt der schwierige Part... Wir müssen nachweisen, wer hier falsch spielt.“

„Was meinst du, wie lange der Seaman für die Entschlüsselung benötigt?“

„Das weiß ich nicht. Er wollte mir Bescheid geben, sobald er fertig ist.“

„Ich hoffe nur, dass wir das schnell klären können. Da wir schon mehr als zwei Tage durch unsere Irrfahrt verloren haben...“

„Aber nachdem, WAS wir bislang rausgefunden haben, dürfte schon mal geklärt sein, dass wir keine Schuld haben an dem Unglück. Die Frage, die es jetzt noch zu klären gibt, ist, WER Schuld hat. Denn ich denke mal nicht, dass jemand von der panamesischen Regierung seine Finger im Spiel hat.“

„Da schulden wir wohl Gates besonderen Dank!“

„Ja, das tun wir... Jetzt lass uns aber mal schauen, was in der Polizeiakte zu der Schlägerei steht.“

Harm setzte sich nun Mac gegenüber an den Schreibtisch. Sie warf als erste einen Blick in die Akte und konnte es nicht fassen: „Ich habe es doch gewusst...“ sagte sie verärgert. „Das darf doch wohl nicht wahr sein... Dieser Mistkerl!“

Verwirrt sah Harm zu Mac und fragte: „Was ist denn los?“

„Hier, schau selbst,“ sagte sie missbilligend und schmiss ihm förmlich die Akte zu. Harm nahm die Mappe in die Hand und blätterte sie durch. „Das hätte man sich ja fast denken können...“ war alles, was er dazu sagte. Was Harm beim ersten Durchblättern ins Auge fiel, war, dass die meisten Angaben in der Akte geschwärzt waren. Es gab keine relevanten Informationen, denen man hätte auf die Spur gehen können.

„So schmierig wie der Typ heute war... Aber ich hätte stutzig werden sollen, als er sagte, dass er selbst die Akte kopieren wird... Irgendwas hat der Typ zu verbergen...“ Sie schlug mit der Faust auf den Tisch und erhob sich abrupt, wobei der Stuhl scheppernd umfiel. Wütend ging sie im Büro auf und ab.

Harm stand ebenfalls von seinem Stuhl auf und ging auf sie zu.

„Hey, Mac. Diese Seite kenn ich ja gar nicht an dir...“ sagte er behutsam und legte ihr sanft seine Hand auf den Unterarm. Immer noch verärgert sah sie ihn an. Als sie in seine Augen sah, sah sie die Besorgnis darin.

„Es macht mich nur so wütend, dass mich Gonzalez an der Nase herumgeführt hat... Dass er mich herablassend behandelt, damit habe ich keine Probleme, aber er behindert auch noch unsere Arbeit und das nicht nur heute...“

Sie holte tief Luft und hatte sich nach diesem Ausbruch wieder unter Kontrolle. Dankbar lächelte sie ihn an. Diese kleine Geste von ihm… sie reichte aus, dass sie sich wieder abregte.

„Weißt du was?“ sagte Harm immer noch einfühlsam. „Ich denke, wir sollten uns vor Ort mal umsehen und die beiden PO bitten, uns dort zu erklären, was genau vorgefallen ist.“

„Okay, du hast sicherlich Recht. Ich gehe und sage dem Lt. Bescheid. Wir treffen uns dann vor der Offiziersmesse...“ Harm nickte bestätigend und gemeinsam verließen sie das JAG-Büro. Harm wandte sich nach rechts und wollte sich zu den Mannschaftsunterkünften begeben, Mac ging nach links in Richtung Offiziersmesse. Bevor er sich jedoch endgültig umdrehte, sah er Mac noch nach. Obwohl sie sich scheinbar wieder unter Kontrolle hatte, konnte er an ihrer Körperhaltung erkennen, dass sie immer noch aufgebracht war.


2000 ZULU (1500 EST)
Hafenkneipe „El Toro“
Panama City, Panama

Ein Militärjeep hielt vor der Bar. Es war eine Eckkneipe, die sich an der Hafenstraße befand. Die Eingangstür befand sich genau an der Hausecke. Vier Männer und eine Frau stiegen aus und gingen auf den Eingang der Hafenkneipe zu, vor der ein kleiner etwa 60-jähriger Mann die kleine Treppe vor der Tür fegte.

Als er die fünf Uniformierten auf sich zukommen sah, verfinsterte sich seine Miene und er beeilte sich, in das Haus zu gelangen. Erstaunt sahen sich Harm und Mac an. An der Eingangstür der Kneipe angelangt, klopfte Harm an die Tür. „Senor, wir würden gerne mit Ihnen reden.“

Von drinnen hörte er eine leicht gedämpfte Stimme, die ihm antwortete: „Ich nichts wissen, Mister.“

„Sie wissen doch gar nicht, worüber wir mit Ihnen sprechen möchten?“

„Doch ich wissen. Sie gekommen, um zu fragen wegen Streit mit Soldaten.“

„Ja, das sind wir, Senor. Wieso können Sie uns nichts darüber erzählen? Es passierte genau vor Ihrem Lokal. Sie müssen doch etwas mitbekommen haben!“

„Bitte, Mister, ich nichts sagen können dazu. Ich nichts gesehen.“ Die Stimme des Mannes klang eingeschüchtert.

„Harm, von ihm werden wir nichts erfahren,“ flüsterte Mac Harm zu. „Er hat vor irgendetwas Angst.“

„Nicht irgendetwas, sondern irgendwem!“ gab er ebenso leise zurück. „Und diesen jemand sollten wir so schnell wie möglich finden.“

Harm und Mac wandten sich von der Tür der Kneipe ab und gingen zu Lt. Jones und den beiden PO zurück.

„Das ist wohl leichter gesagt als getan! Wir haben nicht den leisesten Anhaltspunkt, wo wir anfangen sollen zu suchen...“

In diesem Augenblick sagte PO Murray: „Ma’am, Sir!“ Beide wandten sich dem PO zu.

„Was gibt es?“

„Der Mann dort drüben, der da gerade um die Ecke kommt...“ Harm und Mac sahen in die Richtung, in die Murray zeigte. „Das ist einer von ihnen!“

„Sind Sie sich sicher, PO Murray?“

„Ja, Ma’am. 100%ig sicher.“ PO Carl sah nun ebenfalls in die Richtung und bestätigte nickend die Aussage von Murray.

„Sollte das Glück doch mal auf unserer Seite sein?“ wandte sich Harm an Mac.

„Sieht wohl so aus, Flyboy.“

„Lt.?“ wandte sich Harm an Jones.

„Ja, Sir?“

„Der Colonel und ich werden uns mal mit dem Mann dort drüben unterhalten. Sie warten mit den PO hier...“

„Verstanden, Sir.“

Harm und Mac folgten dem etwa 30-jährigen Mann, der auf dem Kai spazieren ging.

„Buenos dias, Senor.“ Der Angesprochene drehte sich um und sah die beiden Offiziere an.

„Was wollen Sie von mir?“ antwortete der Mann, nachdem er an Harms und Macs Schulterstücken erkannt hatte, dass die beiden vom amerikanischen Militär waren, und sah die beiden irritiert an. Lt. Jones, PO Murray und Carl standen noch am Eingang der Kneipe.

„Wie kommen Sie darauf, dass wir etwas von Ihnen wollen?“ fragte Harm.

„Sie folgen mir doch nicht nur so.“

Mit einem Grinsen sah Harm den Mann an und sagte: „Da haben Sie Recht. Wir dachten, Sie könnten uns etwas von der Schlägerei erzählen, die Sie vor ein paar Nächten mit zwei Matrosen hatten...“

Der Gesichtsausdruck des Mannes verdunkelte sich zusehends. Er schaute sich nervös nach rechts und links um, so als ob er einen Fluchtweg suchte. „Ich habe damit nichts zu tun...“

„Das war die falsche Antwort,“ stellte Mac fest. „Senor...?“

Verängstigt sah er von Mac zu Harm. Die beiden sahen ihn fragend an. Der Mann fühlte sich in die Ecke gedrängt, drehte sich plötzlich um und rannte davon. Harm und Mac sahen sich kurz an und folgten dann dem Mann, der bereits in die nächste Querstraße einbog.

Jones, Murray und Carl hatten die Szene beobachtet und rannten nun die Parallelgasse entlang. Dabei versuchten sie, dem Mann den Fluchtweg abzuschneiden. Als sie an der nächsten Kreuzung ankamen, konnten sie noch sehen, wie Harm weiter geradeaus die Gasse entlang rannte.

Harm konnte die Distanz zu dem Mann immer weiter verringern. Dieser sah sich häufig um und verlor dadurch immer wieder ein paar Meter. Mac rannte ein paar Meter hinter Harm, ohne den Kontakt zu den beiden Männern jedoch zu verlieren.

Kurz vor der nächsten Kreuzung blickte sich der Mann erneut um. Als er sah, dass Harm und Mac erneut näher gekommen waren, bog er nach rechts in die Gasse ab. Er stolperte kurz über einen Stein, der im Weg lag, konnte sich jedoch gerade noch auf den Beinen halten. Dadurch konnten Harm und Mac weiter aufholen und waren nur noch etwa fünf Meter hinter ihm.

Jones und die beiden PO kamen ebenfalls gerade an der Kreuzung vorbei und sahen, dass der Mann auf sie zugerannt kam. Die drei Soldaten bogen nach links in die Gasse ab und rannten nun genau die drei zu.

In diesem Moment drehte sich der Mann um und sah nun die drei Männer auf sich zurennen. Erschrocken riss er die Augen auf und rannte nach links in die nächste Querstraße. Kurz nach dem Einbiegen sah er jedoch, dass er in eine Sackgasse gerannt war. Am hinteren Ende der Straße befand sich eine Mauer. Die Häuser links und rechts der Straße hatten keine Türen zu dieser Straße hin, so dass er wirklich in der Falle saß.

Harm und Mac bogen als erste in die Seitengasse ein. Jones, Murray und Carl waren ca. zehn Meter hinter ihn.

Der Mann hielt in seiner Bewegung inne, als er merkte, dass es für ihn keinen Ausweg mehr gab. Er drehte sich um und ging rückwärts auf die Wand zu. Harm und Mac liefen nun langsam auf den Mann zu. Als Jones und die beiden PO auf gleicher Höhe mit den beiden Offizieren waren, verlangsamten auch sie ihr Tempo.

Als der Mann nur noch ein paar Meter von der Wand entfernt war, blieb er endgültig stehen. Auch seine Verfolger stoppten.

„Also, Senor, wenn Sie nichts mit der Sache zu tun haben, warum sind Sie dann vor uns weggelaufen?“ fragte Harm.

„Sie haben mir Angst gemacht,“ versuchte er auszuweichen.

„Das glauben wir Ihnen nicht. So wie Sie die beiden PO vorhin angesehen haben und wie Sie sich eben verhalten haben, wissen Sie ganz genau, um was es geht,“ stellte Mac fest.

Verunsichert schaute er von einem zum anderen.

„Wie ist eigentlich Ihr Name?“ fragte Harm, um die Situation zu entspannen.

„Ich heiße Romero Gutierrez, Senor.“

„Mein Name ist Cdr. Rabb, das sind Col. MacKenzie und Lt. Jones. Die beiden PO kennen Sie ja bereits.“ Nickend erwiderte Romero die Begrüßung.

„Wovor haben Sie Angst, Senor Gutierrez?“ fragte Mac.

„Meine Familie ist arm... Ich brauchte das Geld...“ beschämt blickte er zu Boden.

„Sie wurden also angesprochen, die Schlägerei anzuzetteln?“

„Ja, Senora. An dem Abend, als ich mit meinem Bruder im „El Toro“ war, kam ein Mann auf uns zu und fragte, ob wir 20 US-Dollar verdienen wollen. 20 Dollar sind eine Menge Geld hier. Da haben wir ja gesagt und der Mann hat uns die beiden Soldaten gezeigt, die wir verprügeln sollten. Bitte, tun Sie mir nichts!“

„Wir werden Ihnen nichts tun, Gutierrez. Wie kommen Sie denn darauf, dass wir das vorhatten?“ fragte Harm.

Gutierrez hatte darauf keine Antwort. Er stand da und überlegte, aber ihm fiel keine passende Antwort ein, sondern zuckte mit den Schultern.

Da er darauf nichts antwortete, fragte Mac: „Wer hat Ihnen denn die 20 Dollar angeboten?“

„Ich kenne den Mann nicht. Er hat mir gesagt, 10 Dollar jetzt gleich und 10 Dollar, wenn alles vorbei ist.“

„Haben Sie sich also mit dem Mann noch mal getroffen, um Ihre restlichen 10 Dollar zu bekommen?“

„Nein, noch nicht. Den Rest bekomme ich erst heute Abend.“

Grinsend sah Harm, der mittlerweile seine Arme vor seinem Körper verschränkt hatte, Mac an.

„Ich glaube, da haben wir heute Abend ein Date, Marine,“ sagte er leise, so dass nur Mac es hören konnte. Mit einem Augenrollen bedachte sie seine Aussage.

„Ach, und mit wem?“ fragte Mac ihn herausfordernd.

„Nur du und ich...“ erwiderte er mit einem Flyboy-Grinsen und fügte – nachdem Mac ihre Augen aufgrund seiner Worte weit aufgerissen hatte – hinzu: „... und Senor Guttierez, hier!“

Mac sah Harm immer noch entgeistert an, als dieser Romero fragte: „Wann und wo treffen Sie sich denn heute, um die restlichen 10 Dollar zu erhalten?“

„Ich treffe mich mit ihm an der Hafenstraße, wo wir vorhin waren, heute Abend um 20 Uhr.“

„Senor Guttierez, hätten Sie etwas dagegen, wenn wir heute Abend mit zu dem Treffen kommen und die Geldübergabe beobachten?“

Nach einigem Überlegen bestätigte Romero nickend, dass er damit einverstanden wäre.

„Danke, Senor Guttierez,“ sagte Mac.

„Können wir Sie irgendwohin mitnehmen?“ fragte Harm, da es für sie im Moment nichts weiter zu tun gab.

„Ich wohne in der Nähe. Ich laufe nach Hause,“ schüttelte er den Kopf.

„Gut, okay. Wir sehen uns dann heute Abend. Wir werden so gegen 19:45 Uhr da sein. Sie werden nicht merken, dass wir da sind.“

„Danke,“ sagte Romero und machte sich auf den Weg nach Hause. Er hatte seinen Kopf gesenkt und fühlte sich überhaupt nicht wohl in seiner Haut.

Er war gerade an den fünf Personen vorbeigegangen, als er sich noch einmal zu den beiden PO umdrehte.

„Entschuldigen Sie bitte, dass ich Ihnen so viel Ärger gemacht habe...“ begann er. „Normalerweise bin ich der ehrlichste Mann auf der Welt und nicht so brutal, aber die 20 Dollar hatten das zunichte gemacht. Ich habe zwei unschuldige Männer für 20 Dollar verraten. Bitte nehmen Sie meine Entschuldigung an.“ Er machte einen Schritt auf die beiden PO zu und streckte ihnen seine Hand entgegen.

Murray und Carl schüttelten nacheinander seine Hand. „Schon gut, Senor Guttierez,“ sagte Murray. „Wir verzeihen Ihnen. Es ist ja noch mal alles gut ausgegangen.“ Zufrieden lächelnd drehte sich Romero um und ging nach Hause.

Als er um die Ecke abgebogen war, sagte Harm: „Noch ist es nicht überstanden, PO. Es gibt immer noch die Strafanzeige bei der panamesischen Polizei.“

„Sir?“ wandte sich PO Carl an Harm. Dieser sah ihn fragend an, weshalb der PO weiterfragte: „Warum lassen Sie den Mann einfach gehen? Warum gehen wir nicht einfach mit ihm auf das Polizeirevier und lassen ihn die Anzeige gegen uns zurücknehmen?“

„Das würde nichts nutzen, PO. Der Col. hatte Ihnen ja bereits mitgeteilt, dass die Polizeiakte, die sie heute erhalten hatte, zensiert war, wohl vom Capitan persönlich. Selbst wenn Senor Guttierez die Anzeige zurücknehmen würde...“

„...Gonzalez wird nicht eher Ruhe geben, bis Sie hinter Schloss und Riegel sind.“ Die Mienen der beiden PO verfinsterten sich und sie sahen Mac fragend an. „Aber wir werden unser bestes geben und auch dieses Problem aus der Welt zu schaffen,“ munterte Mac die beiden PO auf.

„Lassen Sie uns zur „Enterprise“ zurückgehen. Im Moment können wir sowieso nichts weiter tun,“ sagte Harm und wandte sich zum Gehen.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: „Oh wie schön ist Panama” von cepfem

#7 von Petra-Andreas , 02.05.2007 17:48

0055 ZULU (1955 EST)
Hafenstraße in der Nähe des „El Toro“
Panama City, Panama

Harm und Mac waren – wie angekündigt – ein paar Minuten vor dem vereinbarten Treffpunkt angekommen und hatten sich hinter einen Stapel Holzpaletten gestellt, um von dort aus das Geschehen verfolgen zu können. In der Hafenstraße brannten die Laternen, da es bereits dämmerte. Nun sahen sie, wie Romero aus einer Seitenstraße kam und sich hilfesuchend umblickte.

Die beiden Offiziere gaben sich nicht zu erkennen, um Romero keiner Gefahr auszusetzen, da sie nicht wussten, mit wem sie es zu tun haben würden.

Romero ging nervös die Straße auf und ab. Er drehte sich gerade um, als er einen Mann auf sich zugehen sah. Romero blieb unter einer Laterne stehen. Harm und Mac standen etwa 30 Meter entfernt und konnten aufgrund der Lichtverhältnisse das ängstliche Gesicht Romeros sehen.

Als der andere Mann in den Lichtkegel der Straßenlaterne trat, sahen sich Harm und Mac erstaunt an. „Jetzt ist mir so einiges klar,“ flüsterte Mac Harm zu. Der Mann, mit dem sich Romero traf, war kein geringerer als Senor Martinez, der Angestellte der Hafenverwaltung.

Nickend bestätigte Harm Macs Aussage und erwiderte ebenso leise: „Wenn Martinez derjenige ist, der Senor Guttierez mit der Unruhestiftung beauftragt hat und Gonzalez auch so „hilfsbereit“ war, dir die Akte zu kopieren, könnte ich mir vorstellen, dass tatsächlich die beiden ihre Hände bei der ganzen Sache im Spiel haben.“

Von ihrem Platz aus beobachteten Harm und Mac das weitere Geschehen unter der Laterne. Harm, der die Digitalkamera mitgenommen hatte, machte ein paar Aufnahmen, um den Nachweis zu haben, wer Romero und seinen Bruder beauftragt hatte, mit den beiden PO eine Schlägerei anzufangen.

Gleichwohl Romero sehr nervös war, schien das Martinez nicht weiter zu verwundern. Er übergab ihm das restliche Geld in einem Umschlag und klopfte ihm zum Abschied anerkennend auf die Schulter. Aber anstatt den Umschlag anzunehmen, schüttelte Romero nur den Kopf und wies diesen zurück. Dann holte er aus seiner Hosentasche den anderen 10 Dollar-Schein und gab ihn ebenfalls zurück. Mit einem schmierigen Grinsen auf dem Gesicht nahm Martinez das Geld an und ging in die Richtung zurück, aus der er gekommen war.

„Hast du alles aufgenommen?“ fragte Mac, als Martinez außer Sichtweite war.

„Ja, habe ich. Schon praktisch so ein Teil,“ sagte Harm und gab Mac die Kamera, damit sie sich die Fotos anschauen konnte.

Harm ging währenddessen schon auf Romero zu, der immer noch verängstigt unter der Laterne stand. „Danke, Senor Guttierez,“ sagte Harm, als er diesen erreicht hatte. Als Romero Harm erkannt hatte, entspannte sich sein Gesichtsausdruck zusehends.

„Senor, ich konnte das Geld nicht annehmen. Ich habe einen großen Fehler gemacht. Bitte verzeihen Sie mir. Ich wollte nicht, dass irgendjemand Probleme kriegt.“

„Das war sehr mutig von Ihnen, das Geld zurückzugeben.“ Mac hatte sich die Fotos angesehen und war Harm zu Romero gefolgt. Nickend bestätigte sie Harms Aussage.

„Ich habe darüber mit meiner Familie gesprochen. Sie sagten, das war falsch. Gleich morgen früh gehe ich zur Polizei und nehme die Anzeige zurück, damit die beiden Soldaten keine Probleme mehr haben.“

Harm und Mac sahen sich kurz wissend an, um Romero jedoch nicht zu verunsichern, sagte Mac: „Da werden sich die beiden PO sehr freuen.“

Harm klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Können wir Ihnen irgendwie helfen?“

„Nein, danke, Senor. Ich will nach Hause zu meiner Familie. Auf Wiedersehen, Senora, Senor.“

„Senor Guttierez, falls wir doch noch etwas für Sie tun können, hier ist meine Karte,“ sagte Harm und reichte ihm seine Visitenkarte. „Da können Sie mich jeder Zeit erreichen...“

Nickend steckte Romero die Karte ein und machte sich auf den Weg nach Hause.

Harm und Mac standen weiterhin in der Hafenstraße und sahen Romero nach. Nach einer Weile drehte sich Mac zu Harm um und sagte: „Was meinst du, wird sich Gonzalez morgen bei uns melden, wenn Guttierez bei ihm war?“

„Das glaube ich nicht. Wenn er wirklich in diese Angelegenheit verwickelt ist, dann müsste er uns erklären, warum er die Anzeige nicht zurücknimmt, und das würde ihm wohl schwer fallen.“

„Stimmt, da hast du Recht. Aber lassen wir uns überraschen!“

„Komm, lass uns zurück zur Big E fahren. Ich war vorhin noch kurz bei Seaman Gates. Er war schon ziemlich weit mit der Rekonstruktion der CD gewesen. Mal sehen, ob er schon etwas Neues für uns hat.“

„Okay, dann fahren wir zurück,“ sagte Mac und beide machten sich auf den Weg zu ihrem Wagen, den sie außer Sicht in einer Seitenstraße geparkt hatten.

0208 ZULU (2108 EST)
Technikraum der „USS Enterprise“

Seaman Gates grüßte die beiden JAG-Anwälte militärisch korrekt, als diese vor seinem Tisch ankamen.

„Stehen Sie bequem, Seaman,“ sagte Harm, bevor er Mac den jungen Mann vorstellte. „Mac, das ist Seaman Steve Gates, das Technik-Genie. Seaman Gates, das ist Colonel Sarah MacKenzie.“ Harm grinste den Seaman an. Dieser nickte Mac mit einem „Ma’am“ freundlich zu.

Harm und Mac standen neben dem Tisch von Gates, der weiterhin mit der Wiederherstellung der Daten auf der CD beschäftigt war.

„Es dauert nicht mehr lange, Sir,“ sagte Steve. „Es war ein ganz schön hartes Stück Arbeit. Die CD war ziemlich zerstört und das Feuer, was an ihr genagt hat, hat die Sache nicht gerade vereinfacht.“

„Haben Sie schon irgendwas gefunden, was uns weiterhelfen kann?“

„Außer dem Programm für das Passiv-Radar gibt es noch andere Daten, aber die sind alle verschlüsselt. Ich habe versucht, den Algorithmus zu entschlüsseln, aber die bekannten Schlüssel passen hier nicht. Da einige Daten fehlen, kann ich mit unserer Technik hier nichts weiter tun.“

„Wenn Sie fertig sind, sagen Sie mir bitte Bescheid. Ich werde dann alles Weitere veranlassen.“

„Aye, Sir. Ich werde dann morgen Vormittag weiter an der Rekonstruktion arbeiten.“

„Tun Sie das, Seaman. Sie haben uns schon sehr weitergeholfen. Gute Nacht, Gates,“ sagte Harm und beide wandten sich zum Gehen.

„Gute Nacht, Ma’am, Sir!“


1400 ZULU (0900 EST)
„USS Enterprise“

Harm hatte von Ensign Galindez erfahren, dass der Captain ihn dringend sprechen wollte. Nun stand er auf der Brücke und Captain Neidlinger erzählte ihm, was er gerade telefonisch mitgeteilt bekommen hatte.

„Cdr., ich hatte gerade einen Anruf von diesem Capitan Gonzales erhalten. Er war sehr ungehalten. Er hat sein Kommen um 1000 angekündigt. Er hat mir mitgeteilt, dass er weitere Beweise gefunden hätte, dass WIR die Sidewinder absichtlich gezündet haben.“

„Sir?“ fragte Harm erstaunt.

„Nach dem, was Sie mir bislang mitgeteilt haben, bin ich ebenso überrascht wie Sie.“

„Hat Gonzalez Ihnen gesagt, was er für Beweise hat, Sir?“

„Nein, das hat er nicht. Er sagte nur, dass ich es schon noch früh genug erfahren werde und mir wünschen würde, dass das amerikanisch-panamesische Verhältnis nicht aufgrund meines Fehlers zerstört würde.“

Als Neidlinger Harm den Inhalt des Telefonats wiedergab, sprach er sehr besonnen und zeigte keinerlei Regung. Harm und Mac hielten ihn schließlich ständig auf dem neuesten Stand. So konnte ihn auch das Telefongespräch mit Gonzalez nicht aus der Ruhe bringen.

Harm hoffte, dass Gonzalez keinerlei Verdacht geschöpft hatte, dass sie kurz vor der Aufklärung des Zwischenfalls standen. Denn das würde diesen noch mehr auf die Palme bringen.

„Hat der Capitan noch etwas anderes erzählt?“

„Nein, Commander.“

„Ich glaube, ich weiß, warum er nun solch einen Ton anschlägt...“

„Ich höre, Commander?“

„Sir, der Colonel und ich waren ja gestern bei der Geldübergabe an Senor Guttierez anwesend...“

„Ja stimmt, was haben Sie denn herausgefunden?“

„Senor Martinez von der Hafenverwaltung war derjenige, der Guttierez angeheuert hatte, mit den beiden PO eine Schlägerei anzufangen. Guttierez hat dann gestern aber bei der Geldübergabe einen Rückzieher gemacht und wollte heute Morgen zur Polizei, um die Anzeige zurückzunehmen. Wie wir Ihnen bereits mitgeteilt hatten, haben der Colonel und ich den Verdacht, dass die beiden unter einer Decke stecken und jetzt durch die Rücknahme der Anzeige denke ich, dass Gonzalez darüber so verärgert ist, dass er nun versucht, mit einer scheinheiligen Anschuldigung Ihnen gegenüber seinen Ruf nicht zu beschädigen.“

„Haben Sie irgendetwas unternommen?“

„Nein, Sir. Der Colonel und ich haben zu Beweiszwecken lediglich Fotoaufnahmen gemacht und uns nicht in die Geldübernahme eingemischt.“

„Sehr gut, Commander. Ich glaube, wir sollten uns zunächst anhören, was Gonzalez uns zu erzählen hat. Bitte seien Sie und der Col. in einer dreiviertel Stunde in der Offiziersmesse,“ mit diesen Worten entließ Neidlinger Harm.

„Aye, aye Sir,“ sagte Harm und verließ die Brücke.

Er begab sich zum JAG-Büro an Bord, da er mit Mac vereinbart hatte, dass sie sich dort nach seiner Unterredung mit dem Captain treffen wollten.

Mac hatte den gesamten Schreibtisch in Beschlag genommen. Überall lagen Bilder und Unterlagen verstreut.

„Hat hier eine Bombe eingeschlagen?“ fragte Harm grinsend, nachdem er das Büro betreten hatte, und schüttelte über die Unordnung auf dem Schreibtisch den Kopf.

Mit einem Strahlen im Gesicht blickte sie von ihren Unterlagen auf und sah ihn an. „Nein, hat es nicht. Ich bin gerade dabei, einen Bericht für Admiral Chegwidden wegen der Kneipenschlägerei zu verfassen. Was wollte denn der Captain von dir?“

„Du wirst es nicht glauben, aber Gonzalez hat den Captain angerufen und mitgeteilt, dass er neue Beweise für die Schuld der „Enterprise“ an dem Sidewinder-Zwischenfall hat und er deshalb um 1000 hier an Bord kommt,“ sagte er und hatte ein typisches Rabb-Grinsen aufgesetzt.

„Dann war Guttierez wohl schon auf der Polizeistation und wollte die Anzeige zurücknehmen, oder?“ mutmaßte Mac.

„Sieht wohl ganz so aus! Der Captain möchte, dass wir uns mit ihm um 0945 in der Offiziersmesse treffen. Wir sollen bei der Besprechung mit dabei sein.“

„Dann lass mich nur die Unterlagen hier zusammenräumen und dann machen wir uns auf den Weg.“


1528 ZULU (1028 EST)
Offiziersmesse der „USS Enterprise“

Captain Neidlinger stand am Sideboard in der Offiziersmesse, während er dem Bericht von Capitan Gonzalez lauschte. Dieser saß an einem der Tische in der Nähe des Sideboards. Harm und Mac saßen ihm gegenüber und hörten interessiert zu. Ab und zu wechselten die drei amerikanischen Offiziere verstohlene Blicke.

In der vergangenen halben Stunde hatte Gonzalez ihnen irgendwelche Geschichten erzählt, die die Schuld der „Enterprise“ beweisen sollten.

„Wie Sie sehen, Captain, hat meine Regierung alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel ausgeschöpft, um den feigen Anschlag zu untersuchen. Ihre Männer haben die Rakete manipuliert, so dass sie durch deren Schuld auf das Hafengebäude zugesteuert ist und dieses vollständig zerstört hat. Wir haben festgestellt, dass die Raketen, die sich auf dem Container befanden, alle den gleichen Fehler aufweisen. Nur mit Glück haben die anderen nicht gezündet. Sonst wäre das Ausmaß der Zerstörung noch viel größer gewesen.“ Mit diesen Worten schlug er seinen Hefter zu und sah die drei Offiziere fragend an.

„Capitan Gonzalez, vielen Dank für die Ausführungen,“ sagte Neidlinger. „Der Commander und der Colonel würden sich den Untersuchungsbericht Ihrer Regierung gern in Ruhe noch einmal durchlesen. Können Sie uns eine Kopie des Berichtes zur Verfügung stellen?“

„Aber natürlich, Senor,“ sagte Gonzalez siegessicher und reichte den beiden Anwälten eine Kopie der Akte.

„Haben Sie noch Zeit, sich das Schiff anzuschauen, solange die beiden Anwälte sich die Akte ansehen?“

Gonzalez sah auf seine Uhr. „Ich habe in einer Stunde einen Termin. Wenn der Commander bis dahin den Bericht durchgesehen hat, würde es mich freuen, wenn Sie mir Ihr Schiff zeigen.“

Neidlinger sah von Mac zu Harm und nachdem die beiden sich stumm abgestimmt hatten, nickten beide dem Captain zum Einverständnis zu. „Dann zeige ich Ihnen jetzt persönlich das Schiff, Capitan,“ sagte Neidlinger freundlich und geleitete ihn nach draußen.

Nachdem die beiden die Offiziersmesse verlassen hatten, sahen sich Harm und Mac fragend an und schüttelten gleichzeitig den Kopf. „Was denkt der eigentlich, wer wir sind?“ fragte Mac, nachdem sie sich auf einen Stuhl niedergelassen hatte.

„Das frage ich mich auch schon die ganze Zeit. Aber lass uns mal die Akte durchsehen und sehen, was die Ermittlungsergebnisse der Panamesen waren.“

Ein junger, ziemlich nervös dreinschauender Seaman klopfte an das Schott der Offiziersmesse, um sich bemerkbar zu machen.

Harm und Mac drehten sich um und sahen, wie der Seaman die Messe betrat und sofort Haltung annahm.

Etwas belustigt sahen sich Harm und Mac an, als sie das nervöse Blinzeln sahen, bevor Harm dem Seaman bedeutete, dass er bequem stehen soll.

„Was können wir für Sie tun, Seaman?“ fragte Harm.

„Jobs... äh... ich meine… Seaman Gates hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, dass er etwas für Sie hat, Ma’am, Sir!?“ Bei diesen Worten sahen sich Harm und Mac wissend lächelnd an.

„Danke, Seaman,“ wandte sich Harm erneut an diesen, woraufhin dieser sich schnellstmöglich aus dem Offizierskasino verabschiedete, schnellstmöglich aus dem Offizierskasino verabschiedete.

Immer noch grinsend sagte Harm zu Mac: „Ich bin dann mal bei unserem Genie. Sobald ich was Neues weiß, sag ich dir Bescheid.“

„Okay, dann schau ich mir diese tolle Ermittlungsakte an,“ sagte Mac und wedelte mit den etwa zehn Blättern in ihrer Hand herum. „Wenn wir solch einen Bericht beim Admiral abliefern würden, würde er uns zur Strafe nur noch Schreibtischdienst machen lassen,“ fuhr sie mit einem sarkastischen Lächeln fort.

Harm erwiderte ihre Aussage mit einem Grinsen und verließ die Offiziersmesse in Richtung Technikraum.

Technikraum der „USS Enterprise“

„Sie haben gute Arbeit geleistet, Gates,“ stellte Harm anerkennend fest. „Ohne Sie wären wir nicht so schnell vorangekommen.“ Er hielt gerade einen Ausdruck der rekonstruierten Daten in den Händen. Erkennen konnte er jedoch nichts.

„Danke, Sir.“

Harm ging zu einem Telefon und ließ eine Verbindung nach Falls Church herstellen. Einige Minuten musste er warten und hörte nur ein Rauschen in der Leitung.

„Lt. Roberts,“ meldete sich nach einiger Zeit eine Stimme am anderen Ende.

„Guten Tag, Bud,...“

„Guten Tag, Cdr.,“ begrüßte Bud Harm freundlich.

„Bud, wir benötigen Ihre Hilfe,“ kam Harm gleich auf den Grund seines Telefonats zu sprechen.

„Was kann ich für Sie tun, Sir?“

„Seaman Gates hat von einer CD Daten sichergestellt. Da die CD ziemlich zerstört war, konnten nur noch Teile der Daten gerettet werden. Nur hat die Big E nicht die Technik an Bord, diese verarbeiten zu können. U. a. befindet sich die Software für ein Passiv-Radar darauf.“

„Passiv-Radar, Sir?“

„Ja, Col. MacKenzie hat in dem Hafengebäude eine Steckkarte mit einem Handy dran gefunden. Gates hat sofort erkannt, dass es sich nur um eine solche Hardware handeln kann.“

„Wie kommt er darauf?“

„Das hat was mit seiner Vergangenheit zu tun, Bud.“ Harm schmunzelte.

„Verstehe, Sir.“

„Außerdem befanden sich auf der CD verschlüsselte Daten. Hier auf der Big E haben wir keine Möglichkeit, sie zu entschlüsseln. Ich werde Ihnen die Daten mailen lassen.“

„Verstanden, Sir. Sobald ich die Daten habe, werde ich mich ransetzen und sie entschlüsseln. Bis wann brauchen Sie die Informationen, Sir?“

„Am besten sofort, Bud, aber ich weiß, dass das nicht möglich ist. Geben Sie Ihr bestes und rufen Sie mich an.“

„Aye, aye, Sir.“

„Danke, Bud,“ sagte Harm und beendete das Telefongespräch.


„Seaman, bitte schicken Sie die Daten an folgende E-Mail-Adresse,“ sagte Harm und reichte dem Seaman einen Zettel, auf dem er die Mail-Adresse von Bud geschrieben hatte.

„Aye, aye, Sir,“ sagte dieser, setzte sich an einen Computer und machte sich an die Arbeit.

Harm verabschiedete sich vom Seaman und machte sich auf den Weg zu Mac, um sie über die neusten Erkenntnisse zu unterrichten.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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