RE: Symphony of Love and Longing

#46 von totally_shipper , 12.04.2008 20:55

drei Tage später
2056 EST
Harms Wohnung
nördlich der Union Station, Washington D.C.

Nara hatte einen Tag vorher ihren Gynäkologen aufgesucht, und der hatte ihre Schwangerschaft bestätigt. AJ war überglücklich über die Neuigkeiten, und seine Freude hatte Naras letzte Zweifel davon gefegt. Sie liebte diesen Mann über alles, und jetzt würden sie eine Familie zusammen gründen. Familie war genau der Punkt, an dem Nara geschluckt hatte. Sie würde nicht nur Sergej und ihrer Mutter, sondern auch Harm davon erzählen müssen. Die Frage war nur, wie sie es anstellen sollte. Die Gelegenheit hatte sich geboten, als Harm sie zum Abendessen bei sich eingeladen hatte. Eigentlich hätte Mac mit dabei sein sollen, doch einer ihrer Fälle hatte sie kurzfristig in Beschlag genommen, so dass Harm und Nara nun allein waren.

„Willst du noch einen Kaffee?“, erkundigte Harm sich, nachdem beide aufgegessen hatten.

„Nein, danke.“, schüttelte Nara den Kopf. Harm sah sie verwirrt an. Sie war doch sonst niemand, der Kaffee einfach so ablehnte. Und vorhin hatte er sie dabei erwischt, wie sie gähnte. Sie könnte diesen Koffeinschub gebrauchen, was ihre Ablehnung desselben nur noch unverständlicher für ihn machte.

„Sicher? Nicht, dass du mir auf der Fahrt zu dir noch am Steuer einschläfst.“, scherzte Harm, ein wenig besorgt. Nara sah ihn an und seufzte tief.

„Wir müssen reden.“, sagte sie leise. Harm musste schlucken. Wenn eine Frau das zu ihm sagte, bedeutete das meist nichts Gutes.

„Ich hätte gern eine Tasse Kaffee, aber ich sollte keinen trinken.“, begann Nara zögerlich.

„Wieso? Bist du krank? Irgendetwas mit dem Herzen?“, fragte Harm fast panisch. Er hatte sie doch gerade erst gefunden, und wollte sie so schnell nicht wieder verlieren.

„Hey, Atmen nicht vergessen.“, lächelte Nara und legte beruhigend ihre Hand auf seinen Arm.

„Und ich bin nicht krank. Im Gegenteil, ich bin kerngesund, du musst dir keine Sorgen machen.“, beruhigte sie ihn sanft.

„Wieso sollst du dann keinen Kaffee trinken?“, wollte Harm verwirrt wissen.

„Harm… du wirst Onkel.“, sagte Nara leise und blickte tief in seine Augen. Harm saß wie vom Donner gerührt in seinem Stuhl und starrte seine Schwester entgeistert an. Nara konnte förmlich sehen, wie die Räder in seinem Kopf sich drehten und er versuchte, ihren Satz zu begreifen.

„Ich werde Onkel?“, fragte er ungläubig. Nara nickte langsam.

„Soll das heißen, dass du und AJ… ihr bekommt ein Baby?“, sammelte Harm. Wieder nickte Nara, diesmal strahlten ihre Augen vor Freude.

„Ja, wir bekommen ein Baby. Ich bin schwanger.“, nickte sie eifrig und ein glückliches Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Harm stand auf und zog seine jüngere Schwester in eine feste Umarmung.

„Herzlichen Glückwunsch, Kleine.“, flüsterte er ihr sanft ins Ohr und hauchte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Erleichtert erwiderte Nara die Umarmung. Harm war nicht sonderlich begeistert von ihrer Beziehung zu AJ, sie hatte gefürchtet, dass er sich nicht mit ihr freuen würde. Aber diese Sorge war anscheinend unbegründet gewesen.

„Hast du es schon Sergej und deiner Mutter gesagt?“, fragte Harm, als die beiden sich wieder voneinander gelöst hatten.

„Nein, noch nicht. Ich habe gestern den ganzen Tag versucht, die beiden zu erreichen, aber keiner von ihnen geht ans Telefon, und Sergejs Handy ist ausgeschaltet.“, schüttelte Nara traurig den Kopf.

„Hey, keine Angst, ich werd es ihm nicht verraten.“, versuchte Harm, sie aufzumuntern.

„Danke. Aber das ist es nicht.“, seufzte seine Schwester.

„Was dann?“, erkundigte Harm sich, als beide sich auf seinem Sofa niederließen.

„Ich hätte meine Mutter gern bei mir. Aber sie kann nicht hierher kommen.“, gestand Nara.

„Das weißt du nicht, Nara. Erklär es ihr einfach, wieso du sie brauchst.“, versuchte Harm, ihr Hoffnung zu machen.

„Das würde nichts bringen. Es ist nicht so, als würde sie nicht gern einmal hierher kommen, um mich zu besuchen. Aber sie hat Flugangst. Und Angst, dann dir und deiner Familie zu begegnen.“, seufzte Nara und kuschelte sich an ihren Bruder.

„Und wenn du zu ihr gehst?“, schlug Harm vor.

„Harm, ich will sie bei der Geburt dabei haben. Wie stellst du dir das vor? Ich möchte nicht, dass mein Kind in Russland zur Welt kommt.“, schnaubte Nara. Harm strich ihr sanft über den Hinterkopf und überlegte angestrengt.

„Und wenn ich dafür sorge, dass sie keinem aus meiner Familie über den Weg läuft?“, schlug Harm vor.

„Harm, lass gut sein. Ich werde mich damit abfinden müssen, dass sie nicht hier sein kann.“, seufzte seine Schwester.

„Kann deine Mutter eigentlich Englisch?“, erkundigte Harm sich nach einer Weile leise, da er fürchtete, dass Nara womöglich eingeschlafen sein konnte.

„Nein. Und selbst wenn, denk noch nicht einmal daran.“, erklärte Nara und erhob sich langsam.

„Wo willst du hin?“, fragte Harm mit einem Stirnrunzeln.

„Nach Hause. Ich bin müde, und würde die Nacht gern in meinem Bett verbringen.“, lächelte Nara und zog sich ihre Jacke an.

„Du weißt, du kannst immer zu mir kommen, wenn du etwas brauchst.“, erklärte Harm sanft, als er ihr die Tür öffnete. Nara sah ihn fast liebevoll an.

„Ja, das weiß ich. Danke Harm. Für alles, den ganzen Abend.“, lächelte sie. Die beiden umarmten sich, dann nahm Nara die Treppe nach unten. Harm schloss seine Wohnungstür und trat an sein Fenster. Nara lief über die Straße zu ihrem Auto und öffnete die Fahrertür. Dann drehte sie sich nochmals um und blickte an der Hauswand hinauf zu Harms Fenster. Sie hob die Hand und winkte kurz, dann stieg sie in ihren Wagen. Kurz darauf startete sie den Motor und fuhr davon.

6 Wochen später
1034 EST
JAG HQ
Falls Church, VA

„Das wirst du nicht tun!“, rief AJ wütend aus. Alle Anwesenden im Bullpen zuckten erschrocken zusammen.

Seit Nara erfahren hatte, dass sie wirklich schwanger war, war in AJ der Beschützerinstinkt erwacht. Er hatte sich zu einer richtigen Glucke entwickelt, Nara konnte kaum drei Schritte gehen, ohne dass er sich gleich besorgt erkundigte, ob es ihr auch gut ging. Dadurch waren in der letzten Woche häufiger die Fetzen zwischen den beiden geflogen. Nara war Unabhängigkeit gewohnt, sie war der Meinung, sehr gut auf sich selbst aufpassen zu können, und AJs fürsorgliche Art ging ihr langsam auf die Nerven.
Bis jetzt wussten nur Harm, Mac und Kate noch von Naras Schwangerschaft, sie hatte im letzten Moment verhindert, dass AJ es allen bei JAG erzählte.

Die Tür von AJs Büro wurde aufgerissen, und Nara stürmte wutschnaubend in Richtung des Büros davon, welches sie sich mit Kate teilte.

„Oh, dann pass mal gut auf!“, rief sie AJ über ihre Schulter zu.

„Nara, bleib gefälligst stehen, wenn ich mit dir rede!“, bat AJ sie wütend, als er ihr hinterher lief.

„Wieso sollte ich? Du hast deinen Standpunkt klar gemacht, danke, ich bin nicht taub.“, schnaubte Nara und packte ihre Sachen zusammen. Kate stand hilflos im Büro.

„So benimmst du dich aber gerade.“, erinnerte AJ seine Freundin etwas ruhiger.

„Nein, AJ, ich reagiere auf dein Verhalten.“, schüttelte Nara den Kopf.

„Mein Verhalten?!“, rief AJ aus.

„Ja, dein Verhalten. Mit dir kann man ja nicht normal reden!“, brauste Nara da auch schon wieder auf.

„Weil du von allen guten Geistern verlassen bist! Ich lasse doch nicht zu, dass du dich auf eine Undercover-Mission begibst und nicht nur dein Leben, sondern auch noch das unseres Kindes gefährdest!“, hielt AJ wütend dagegen.

„Du kapierst es einfach nicht!“

DU kapierst nicht, dass du draufgehen könntest!“, versuchte AJ, ihr die Augen zu öffnen.

„Meine Kollegin stirbt vielleicht, wenn ich nicht gehe.“

„Und stattdessen bringst du lieber dich und unser Kind um?“, schüttelte AJ den Kopf. Nara sah ihn traurig an.

„Es tut mir Leid. Ich wünschte, wir könnten das besprechen. Aber du hörst mir ja nicht mal eine Sekunde lang zu.“, seufzte sie, nahm ihre Tasche und verließ JAG. AJ sah ihr mit einer Mischung aus Wut, Angst und tiefer Sorge nach.


*~*~*

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RE: Symphony of Love and Longing

#47 von totally_shipper , 12.04.2008 21:00

In der Hoffnung, dass diese Stelle noch nicht FSK 18 ist... Aber manche Szenen im Fernsehen sind noch freizügiger, von daher *schulterzuck*

1625 EST
Apartment von Nara Karenkova
südlich des Lincoln Memorials
Washington D.C.

Nara hatte wütend mit Packen begonnen. Bis sie plötzlich mitten in der Bewegung inne gehalten und sich gefragt hatte, was sie da eigentlich tat. Mit einem Seufzen hatte sie die Reisetasche zu Ende gepackt und neben der Tür abgestellt. Ihr Flug würde erst am nächsten Morgen gehen, sie hatte also noch den ganzen restlichen Tag Zeit, wenigstens etwas Ordnung in das Chaos, das zurzeit ihre Wohnung war, zu bringen. Sie hatte im Wohnzimmer begonnen, aufzuräumen, war aber kaum zehn Minuten später auch schon davon abgelenkt worden..
Grund dafür war eines von AJs Shirts, das sie unter der Couch gefunden hatte. Als sie es hatte zusammen knüllen und in die Wäschetruhe werfen wollte, hatte der Duft seines Aftershaves sie umhüllt. Kurzerhand hatte sie ihr Oberteil ausgezogen und war in sein Shirt geschlüpft. Jetzt saß sie auf der Couch und schaute sich Seifenopern im Fernsehen an. Bis es an der Tür klopfte. Verwundert schaltete Nara den Fernseher aus und öffnete die Tür. Vor ihr stand ein traurig dreinschauender AJ.

„Hi. Kann ich reinkommen?“, bat er sie zaghaft. Nara zuckte nur mit den Schultern und trat einen Schritt zur Seite. AJ betrat ihre Wohnung und blieb vor dem Sofa stehen.

„Wenn du gekommen bist, um mich umzustimmen, dann kannst du gleich wieder gehen.“, sagte Nara hart. Sie stand noch immer neben der offenen Wohnungstür.

„Ich will mit dir reden. Und ich hab ein Geschenk.“, sagte AJ sanft und hielt ein rechteckiges, flaches Päckchen hoch. Nara seufzte, schloss die Tür, und gemeinsam setzten sie sich auf die Couch.

„Was ich im Büro gesagt habe, das tut mir Leid. Ich kann dich zu nichts zwingen, dass weiß ich. Aber ich hatte gehofft… mach einfach das Geschenk auf.“, bat er sie und überreichte es ihr linkisch. Nara riss das Geschenkpapier auf. Darunter kam eine weiße Pappschachtel zum Vorschein. Sie schenkte AJ eine hochgezogene Augenbraue, dann nahm sie den Deckel ab.

„Oh AJ.“, hauchte sie überwältigt.

„Ich konnte nicht widerstehen. Ich weiß, es soll Unglück bringen, aber…“, flüsterte AJ.

„Er ist wunderschön.“, hauchte Nara und hob einen weißen Strampler mit dem Emblem der US Marines aus der Pappschachtel.

„Ich will dich nicht verlieren, Nara. Genauso wenig wie unser Kind. Ihr bedeutet mir so wahnsinnig viel, ich liebe euch so sehr… Ich könnte es nicht ertragen, ohne dich zu sein, ohne das Kleine leben zu müssen.“, sagte AJ sanft. Nara strich vorsichtig mit den Fingern über den Aufdruck.

„Es tut mir Leid.“, hauchte sie leise. Eine Träne tropfte auf den Strampelanzug.

„Ich hab mich wie eine Idiotin benommen.“, schluchzte sie hilflos. AJ zog sie liebevoll in seine Arme, und ließ sie sich an seiner Schulter ausweinen.

„Und was wird jetzt aus dem Einsatz?“, fragte er sie, als sie sich wieder beruhigt hatte.

„Ich werde nicht gehen. Soll Gibbs sich jemand anderen suchen.“, sagte Nara entschlossen und hauchte AJ einen Kuss auf die Lippen.

„Wieso dann dieser Streit?“, bohrte er weiter.

„Ich weiß es nicht. Mir war von vornherein klar, dass es eine bescheuerte Idee war. Vielleicht wollte ich nur ein einziges Mal das letzte Wort haben. Ständig bevormundest du mich, ich hab es einfach nicht mehr ausgehalten. Betrachte es als meine Art, kräftig auf den Tisch zu schlagen.“, seufzte Nara und kuschelte sich an ihn.

„Es tut mir Leid, wenn ich dich bevormundet habe. Das lag nicht in meiner Absicht. Aber du hättest es mir auch einfach sagen können.“

„Ich weiß. Und hättest du diese Mission nicht sofort abgelehnt, hätte ich nie so reagiert. Aber du wolltest ja noch nicht einmal wissen, was ich davon hielt, du hast es mir ja schlichtweg verboten.“, beschwerte Nara sich. AJ drückte sie fester an sich, ließ aber sofort locker, als sie unwohl herumrutschte.

„Es ist mir so herausgerutscht. Ich hatte einfach Angst, dass du gehen würdest, und dir etwas zustoßen würde.“, seufzte er leise und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen. Nara legte den Strampler auf den Couchtisch und vertiefte den Kuss. Zwischen den beiden entbrannte eine wilde Knutscherei. Bis Nara sich etwas zurückzog.

„Ich liebe dich.“, sagte sie zärtlich und streichelte AJ liebevoll über die Wange.

„Ich dich auch. Euch beide.“, lächelte er und fuhr mit der Hand sanft über ihren Bauch.

„AJ, ich…wir…“, stammelte Nara. Doch AJ legte nur sanft seinen Finger auf ihre Lippen.

„Ssssssh.“, bat er sie zärtlich. Dann stand er auf, hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer. Er legte sie vorsichtig auf das Bett, und Nara zog ihn sanft zu sich herunter. AJ stützte seine Hände neben ihren Kopf, damit er nicht mit seinem Gewicht auf ihr lag, und sah ihr tief in die Augen.

„Alles in Ordnung?“, erkundigte Nara sich leise bei ihm. Nicht, dass ihr diese Seite an ihm nicht gefallen würde, seine Fürsorge rührte sie. Aber so extrem kannte sie das bei ihm gar nicht.

„Ich will dir nicht wehtun.“, flüsterte AJ zärtlich und streichelte über ihre Wange. Auf Naras Gesicht bildete sich ein Lächeln.

„Wirst du nicht. Ich vertraue dir.“, lächelte sie und küsste ihn innig.

„Und das Baby?“, gab AJ atemlos zu bedenken, als sie sich wieder trennten.

„Dem geht es gut.“, versicherte Nara und ließ ihre Hände unter sein Hemd gleiten. AJ zuckte erschrocken zusammen. Ihre Hände waren eiskalt.

„Entschuldige.“, kam es zerknirscht von Nara, und sie wollte ihre Hände zurückziehen.

„Ich schätze, da gibt es was, was dich ganz schnell wieder aufwärmt.“, grinste AJ sie an.

„Oh, tatsächlich. Und was wäre das?“, hakte Nara verführerisch nach.

„Entspann dich, und genieße es.“, forderte er sie auf.

„Das lasse ich mir doch nicht zwei Mal sagen.“, seufzte Nara glücklich, als er ihr vorsichtig sein Shirt auszog.

„Will ich wissen, wie das hierher gekommen ist?“

„Ich denke eher nicht.“, lachte Nara auf. Das Lachen verging ihr ganz schnell wieder, als AJ seine Hände vorsichtig über ihren schlanken Oberkörper wandern ließ.

„Du bist so wunderschön.“, hauchte er und küsste sich langsam seinen Weg von ihrem Hals bis zu ihrem Bauchnabel.

„Hallo du.“, flüsterte er zärtlich, als er sanft ihren Bauch küsste. „Ich bin dein Daddy. Und ich kann es kaum erwarten, dich in acht Monaten endlich auf dem Arm zu halten. Aber bis dahin musst du schön da drin bleiben, und groß und stark werden. Verstanden?“

Nara wischte sich gerührt eine Träne von der Wange. Sanft zog sie AJ wieder zu sich hoch und küsste ihn leidenschaftlich. Langsam, ohne dass ihre Lippen seine auch nur kurz verließen, knöpfte sie ihm das Hemd auf und strich es ihm sanft von den Schultern. Er hatte in der Zwischenzeit ihren Gürtel und Jeansknopf geöffnet, und zog nun sachte den Reißverschluss herunter. Ganz langsam zog er ihr die Jeans aus und warf sie anschließend in eine Ecke. Als er Nara wieder ansah, stockte ihm der Atem. Er hatte sie nicht unbedingt selten in Unterwäsche gesehen, sich aber fast nie die Zeit genommen, sie wirklich zu betrachten. Der dunkelblaue Spitzen-Bh und der passende String bildeten einen starken Kontrast zu ihrer sehr hellen Haut. Und passten auf fast schon unheimliche Weise zu ihrer Augenfarbe. Ihre Augen hatten sich verdunkelt und glühten vor Verlangen und Leidenschaft. Aber auch vor Liebe, was für ihn das größte Geschenk war.
Ganz langsam ließ er seine Hände wieder über ihren Körper gleiten, wollte jeden Zentimeter ihrer Haut in sein Gedächtnis prägen. Als er die empfindliche Innenseite ihrer Unterarme entlangfuhr, spürte er auf der rechten Seite eine kleine Narbe. Fragend sah er sie an.

„Sag bloß, du kannst dich nicht mehr daran erinnern?“, fragte Nara mit belegter Stimme. AJ schüttelte langsam den Kopf. Woher sollte er denn bitte wissen, woher sie ihre Narben hatte.

„Der Benson-Fall. Ich war neu bei JAG.“, flüsterte Nara atemlos, als er vorsichtig ihre Narbe küsste. AJ schluckte einen dicken Kloß in seinem Hals herunter.

„Wie konnte ich das vergessen? Das wäre um ein Haar gleich dein letzter Fall gewesen.“, hauchte er. Ein ängstliches Zittern ging durch seinen Körper. PFC Jeffrey Benson stand damals unter dem Verdacht, seine Freundin und vier weitere Frauen erstochen zu haben. AJ hatte Nara damals beauftragt, mit Benson sein Alibi für die fraglichen Nächte durchzugehen. Was er dabei nicht bedacht hatte, war die Wahrscheinlichkeit, das Benson ein Psychopath war, und Nara genau in sein Opferschema passte. Als sein damaliger Yeoman ihm sagte, dass sie schon seit drei Stunden bei Benson war, und sich nicht gemeldet hatte, um das Mittagessen mit AJ abzusagen, war AJ stutzig geworden. Er hatte versucht, sie über Bensons Telefon zu erreichen, aber dort war ständig besetzt gewesen. Als auch der zehnte Anruf nichts hervorbrachte, war er kurz entschlossen in die Waldhütte des Mannes gefahren. Gerade noch rechtzeitig. Benson hatte Nara in den Schuppen mitgenommen, um seinem Drang, sie zu erstechen nachzugehen. Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass sie sich so wehren würde. Sie hatte geschlagen und um sich getreten. Als AJ zu ihnen trat, kniete Benson auf ihr, und versuchte sie zu erwürgen, während Nara hilflos um sich schlug. Kurzerhand hatte AJ ihm eine Weinflasche über den Kopf gezogen. Der Mann war bewusstlos umgefallen, und Nara hatte keuchend wieder Luft geholt. AJ hatte sie fest an sich gezogen und ihr kräftig auf den Rücken geklopft, damit sie wieder Luft bekam. Damals hatten sie sich das erste Mal geküsst.

„Hey, alles in Ordnung?“, fragte Nara sanft, als AJ noch immer auf ihre Narbe starrte.

„Ja, jetzt schon.“, lächelte er. Nara entspannte sich wieder.

„Du hast mir damals das Leben gerettet. Wenn du nicht gekommen wärst-“, hauchte sie, doch AJ presste sanft seinen Zeigefinger auf ihre Lippen.

„Sh, ich bin aber gekommen.“, flüsterte er liebevoll.

„Und darüber bin ich noch heute sehr dankbar.“, lächelte Nara.

„Hast du noch mehr von denen?“, fragte er zärtlich, als er wieder sachte über die Narbe strich.

„Vielleicht.“, grinste Nara und streichelte ihm über den Rücken.

„Habe ich mich eigentlich hierfür entschuldigt?“, fragte sie, als ihre Hand über eine Narbe an seiner linken Seite strich.

„Wieso? Du wolltest nur helfen.“, kitzelte AJ sie.

„Und hätte dich fast mit dem Regal erschlagen.“, kicherte Nara.

„Die meisten Todesursachen finden sich im Haushalt.“, lachte AJ. Plötzlich wurde Nara wieder ernst.

„Dann sollte ich wohl besser dafür sorgen, dass ich bei der Hausarbeit immer in deiner Nähe bin.“, flüsterte sie leise und fuhr sanft über seine muskulöse Brust. AJ hielt inne und sah ihr tief in die Augen.

„Wenn du das gern möchtest, in meinem Haus ist genügend Platz für zwei, und auch für drei.“, sagte er liebevoll und strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„AJ…“

„Du musst nicht gleich darauf antworten. Wenn es dir zu schnell geht, dann ist das in Ordnung. Du sollst nur wissen, dass ich dich gern bei mir habe. Sehr gern auch 24 Stunden am Tag.“, unterbrach er sie.

„Ich weiß. Aber… Ich will meine Wohnung nicht aufgeben. Das klingt blöd, aber ich brauche einne Rückzugsmöglichkeit. Ich möchte nicht, dass wir uns immer wieder streiten, und das würden wir, wenn ich bei dir einziehe.“, seufzte Nara traurig.

„Was hältst du von einem Testlauf?“, schlug AJ vor. Nara hob fragend die Augenbrauen.

„Du musst nicht gleich bei mir einziehen, du kannst auch einfach nur so bei mir übernachten. Ich will dich nicht unter Druck setzen, du kannst deine Wohnung gern behalten.“, bot er ihr liebevoll an.

„Wirklich?“, hakte Nara misstrauisch nach.

„Ja. Was denkst du, deine Reisetasche ist sowieso schon gepackt. Zwei Wochen bei mir, wie klingt das?“, wollte AJ vorsichtig wissen.

„Mit oder ohne JAG?“, tat Nara, als würde sie noch darüber nachdenken müssen. In Wahrheit hatte sie sich schon längst entschieden.

„Mit.“, antwortete AJ und hielt unwillkürlich den Atem an. Auf Naras Lippen bildete sich ein Lächeln.

„Sehr gern. Außerdem brauchen wir ein Kinderzimmer, und ich habe nicht vor, dich das Zimmer aussuchen zu lassen.“, grinste sie. AJ küsste sie zärtlich, doch anstatt den Kuss zu vertiefen, drückte Nara ihn vorsichtig von sich.

„Ich… es tut mir Leid. Aber ich kann das hier nicht, nicht jetzt. Würde es dir etwas ausmachen, mich einfach nur festzuhalten?“, fragte sie verlegen und sah verbissen auf seinen Oberkörper. AJ zog sich von ihr zurück, legte sich auf seine Seite und zog sie vorsichtig an sich.

„’Nur festhalten’ klingt toll.“, flüsterte er, bevor ihr einen Kuss auf den Scheitel hauchte. „Und du musst dich nie dafür entschuldigen, wenn du etwas nicht möchtest.“

„Ich liebe dich.“, seufzte Nara und kuschelte sich an ihn.


*~*~*

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RE: Symphony of Love and Longing

#48 von totally_shipper , 12.04.2008 21:02

fünf Monate später
1338 EST
Haus von AJ Chegwidden
McLean, VA

Nara stand in der Küche und war gerade dabei, Besteck zu polieren. AJ trat in den Türrahmen und blieb bei dem Anblick stehen. Er hatte sich noch immer nicht richtig daran gewöhnt, dass sie jetzt bei ihm wohnte.
Den zweiwöchigen Testlauf hatten sie spielend gemeistert. Und doch hatten beide gezögert, richtig zusammen zu ziehen. Nach und nach hatten sich jedoch immer mehr Sachen von Nara in dem Haus angesammelt, sodass mittlerweile der Großteil ihres Makeups und Kleidungsstücke sich bereits im Haus befand.
Richtig gestritten hatten beide sich lange nicht mehr, was AJ doch etwas erstaunt hatte. War Marcella in ihrer Schwangerschaft mit Francesca mehr als unausgeglichen gewesen, schien Nara ihre innere Mitte gefunden zu haben. Sie strahlte förmlich, und war fast immer die Ruhe selbst. Es sei denn, es liefen irgendwelche Liebesfilme im Fernsehen. Nara konnte kaum zehn Minuten davon sehen, ohne in Tränen auszubrechen.
Sie hatten gestern eine Ultraschalluntersuchung gehabt, und wieder war dieselbe Diskussion zwischen den beiden entbrannt. Während AJ gern wissen wollte, ob das Baby ein Junge oder ein Mädchen war, zog Nara es vor, sich überraschen zu lassen. Die Ärztin hatte beiden angeboten, nur AJ das Geschlecht zu verraten, doch ein Blick in Naras Augen, und er hatte das Angebot ausgeschlagen. Er wollte ihr nicht die Überraschung verderben, sollte es ihm aus Versehen herausrutschen.
Mit jedem Tag, der verging, war AJ sich noch sicherer, dass sie eine wundervolle Mutter sein würde. Sie hatte sich sogar ansatzweise mit Harms Mutter ausgesöhnt. Harm hatte, nachdem Nara Sergej und ihrer Mutter von ihrer Schwangerschaft erzählt hatte, seiner Großmutter Bescheid gesagt. Und die hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als Trish und Frank die in ihren Augen guten Neuigkeiten zu überbringen. Es wäre Sarahs erster Urenkel, und sie freute sich riesig. Nara hätte ihrem Halbbruder am liebsten den Hals umgedreht, aber als Sarah unverhofft bei AJ vor der Tür stand, hatte Nara doch mit ihr gesprochen. Und zu AJs Erstaunen verstanden die beiden Frauen sich blendend. Nara tat es gut, jemanden um sich zu haben, der diese Erfahrungen schon am eigenen Leib erlebt hatte, AJ konnte ihr nur bedingt helfen.
Ihm entging aber auch nicht der wehmütige Ton, wenn sie am Telefon mit ihrer Mutter sprach. AJ verstand zwar nichts von dem, was Nara sagte, aber die Tatsache, dass sie sich nach jedem Gespräch zurückzog, um ihre Emotionen wieder unter Kontrolle zu bekommen, sprach Bände.
Als Nara das erste Mal Kindesbewegungen gespürt hatte, war sie vollkommen aus dem Häuschen gewesen. AJ hatte sie noch nie so glücklich gesehen. Sie hatte vor Freude geweint.
Für heute hatten beide Harm, Sergej, Mac, Sarah, Trish und Frank eingeladen.

„Hey, das musst du doch nicht machen.“, sagte AJ sanft, als er von hinten an sie trat und vorsichtig seine Hände auf ihren Bauch legte. Ihr gemeinsames Kind trat sofort zu, und Nara musste leise lachen. Sie legte Gabel und Poliertuch weg und drehte sich zu ihm, um ihm einen sanften Kuss zu geben.

„Es gibt mir was zu tun.“, seufzte sie.

„Alles in Ordnung?“, hakte AJ besorgt nach, als sie sich an ihn kuschelte und ihr Gesicht in seinem Hemd vergrub.

„Hmhm.“, nuschelte Nara

„Hast du dich schon für ein Farbmuster entschieden?“, versuchte AJ, sie ein wenig abzulenken.

„Noch nicht.“, schüttelte Nara den Kopf. Seit zwei Wochen diskutierten beide nun schon darüber, welche Farbe das Kinderzimmer bekommen sollte. Möbel hatten beide schon ausgewählt, alles nur in geschlechtsneutralen Farben. Aber bei dem Anstrich waren sie an ihre Grenzen gestoßen. Sie waren zumindest schon so weit, dass sie sich auf ein warmes Gelb oder Orange geeinigt hatten. Aber jetzt mussten sie sich auf einen Farbton festlegen, und daran scheiterten sie kläglich.

„Wieso lassen wir die Wände nicht einfach weiß. Und wenn das Baby da ist, können wir uns für eine Farbe entscheiden.“, bot AJ ihr nun zum zehnten Mal an.

„Nimm es mir nicht übel, aber ich hätte doch gern ein fertiges Kinderzimmer, bevor ich mein Kind bekomme.“, lächelte Nara.

„Was ist mit der Tapete, die dir gefallen hatte?“, schlug AJ vor.

„Die hatte blau als Grundfarbe, und unsere Tochter wird nicht in einem blau tapezierten Zimmer aufwachsen.“, erklärte Nara bestimmt.

„Und unser Sohn?“, erkundigte AJ sich verschmitzt. Nara küsste ihn lachend und löste sich aus seiner Umarmung.

„Wo willst du hin?“, fragte AJ, als sie die Küche verließ.

„Bad.“, flötete Nara aus dem Korridor. Kaum hörte er die Badtür zugehen, klingelte es an der Haustür. Mit einem Seufzen machte AJ sich auf den Weg, den Gästen die Tür zu öffnen. Der Anblick, der sich ihm bot, war jedoch nicht unbedingt das, was er erwartet hatte. Harm hatte sanft den Arm um Mac geschlungen, Frank hatte seine Hand auf Trishs Schulter, die ziemlich säuerlich dreinsah, Sarah lächelte freundlich.

„Hallo, kommt doch rein.“, bat AJ die Familie und hielt ihnen die Tür auf. Glücklicherweise kam Nara kurze Zeit später wieder nach unten. Ihr fröhliches Strahlen erstarb jedoch, als Harm ihr sagte, dass Sergej doch leider nicht kommen könnte. Nara machte gute Miene zum bösen Spiel, und unterhielt sich freundlich mit allen, außer Trish. Zwischen den beiden Frauen gab es immer noch einige Spannungen, aber Nara hatte gelernt, Trish in Frieden zu lassen, und ihre gelegentlich doch etwas bissigen Bemerkungen geflissentlich zu ignorieren.

„Entschuldigt.“, bat AJ, als es wieder an der Haustür klingelte.

„Was?“, fragte Nara, als sie das Grinsen in Harms Gesicht sah.

„Nichts.“, schüttelte der unschuldig den Kopf. Aus dem Eingangsbereich drangen Stimmen, und Nara drehte ein wenig den Kopf.

„AJ?“, rief sie.

„Nicht ganz.“, lachte jemand vom Türrahmen aus.


*~*~*

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RE: Symphony of Love and Longing

#49 von totally_shipper , 12.04.2008 21:03

„Oh mein Gott!“, kreischte Nara, sprang auf und warf sich ihrem Zwillingsbruder in die Arme. Sergejs Arme schlangen sich um seine jüngere Schwester und er drückte sie fest an sich.

„Ich dachte, du könntest nicht kommen.“, schüttelte Nara den Kopf und versuchte, die Tränen zurückzuhalten.

„Ich hab dir jemanden mitgebracht.“, lächelte Sergej und gab seine Schwester frei. Sie sah ihren Bruder verwirrt an.

*Hallo Kleines*, flüsterte eine AJ völlig unbekannte Frau auf Russisch. Nara entfuhr ein lautes Schluchzen und fiel ihrer Mutter um den Hals.

*Was machst du denn hier? Du hast doch gesagt-*, weinte sie.

*Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich die Geburt meines ersten Enkelkindes verpasse?*, lächelte Galina und streichelte ihrer Tochter liebevoll über den Rücken. Trish war weiß wie eine Wand geworden. Harm hatte seiner Familie nichts von Sergejs Plan erzählt, und während Sarah und Frank den beiden gerührt zusahen, schien Trish am liebsten aufstehen und gehen zu wollen.

„AJ, darf ich dir meine Mutter vorstellen? Galina AJ, AJ Galina.“, stellte Nara die beiden einander glücklich vor. Die Frau schüttelte AJs Hand, und der schenkte ihr ein Lächeln.

*Harm und seine Freundin Mac kennst du schon, das ist sein Stiefvater Frank, seine Mutter Trish, und das ist Tetes Mutter Sarah.*, stellte Nara ihrer Mutter den Rest der Anwesenden vor. Mac erhob sich als erste und schüttelte Galinas Hand.

*Schön, Sie wieder zu sehen*, sagte Mac freundlich. Harm umarmte Galina vorsichtig, und als Trish das sah, verließ sie ohne ein weites Wort den Raum.

„Tut mir Leid. Sie braucht ein wenig Zeit.“, entschuldigte Frank sich für seine Frau. Galina sah ihre Tochter Hilfe suchend an.

*Es tut ihm Leid, Trish braucht nur ein wenig Zeit*, übersetzte Nara. AJ schlang seine Arme vorsichtig um seine Freundin und hauchte ihr einen Kuss auf die Haare.

„Das muss dir nicht Leid tun, meine Schwiegertochter ist einfach nur verbohrt.“, schüttelte Sarah den Kopf. Herzlich umarmte sie Galina, die vor Schreck gar nicht recht wusste, wie ihr geschah.

„Es tut gut, endlich die Frau zu treffen, die meinem Sohn so sehr geholfen hat.“, sagte Sarah sanft. Wieder sah Galina ihre Tochter fragend an.

*Sie sagte, es täte ihr gut, endlich die Frau zu treffen, die ihrem Sohn so geholfen hat.*, übersetzte Nara. Und gleichzeitig fragte sie sich, wieso sie Sarah anfangs derart abgelehnt hatte. Diese Frau war geradezu eine Heilige.

*Kannst du ihr sagen, dass das selbstverständlich war?*, bat Galina ihre Tochter.

„Ich soll dir sagen, dass es für sie selbstverständlich war.“, lächelte Nara, an Sarah gewandt.

„Sie können gar kein Englisch?“, fragte Sarah enttäuscht. Galina schüttelte den Kopf.

„Ein bisschen versteht sie, wie die Frage gerade. Und sie kann ihren Namen, Alter und Wohnort sagen. Mehr nicht.“, meldete Sergej sich zu Wort.

*Ich hab mich noch nicht bei dir bedankt.*, fiel Nara ein.

*Bedank dich bei Mamutschka.*, zuckte Sergej mit den Schultern.

„Ich denke, wir sollten gehen.“, sagte Trish, als sie zurück in das Zimmer kam.

„Kann ich Sie ganz kurz unter vier Augen sprechen? Danke.“, bat Nara gepresst und zog Trish mit sich. Galina sah ihren Sohn verwirrt an. Sergej zuckte nur mit den Schultern. Es ging ihn nichts an, welches Problem seine Schwester mit Trish hatte. Und er selbst konnte diese Frau auch nicht sonderlich gut leiden, es würde ihn also nicht stören, wenn Nara ihr gehörig die Meinung sagen würde.

„Was fällt Ihnen-“, setzte Trish an, doch Nara unterbrach sie lautstark.

„Was mir einfällt? Die Frage gehört doch wohl eher Ihnen gestellt. Hören Sie auf, meinen Bruder, meine Mutter und mich wie Dreck zu behandeln. Sie können gern gehen, denn Sie sind in diesem Haus nicht länger willkommen, wenn Sie sich weiter so aufführen.“, schnaubte sie.

„Ich muss doch wohl sehr bitten.“

„Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie viel mir das hier bedeutet? Sie sind mir scheißegal, aber meine Mutter habe ich seit Ewigkeiten nicht gesehen. Sie wollte nicht herkommen, weil sie Angst hatte, dass Sie sie genau so behandeln, wie Sie es tun. Tun Sie mir einen Gefallen, sagen Sie wenigstens ein freundliches Wort zu ihr, denn wenn nicht war es wohl das einzige Mal, dass sie amerikanischen Boden betritt.“, fuhr Nara sie an.

*Alles in Ordnung?*, erkundigte Galina sich bei ihrer Tochter. Nara trat einen Schritt von Trish zurück und drückte sich auf die Nasenwurzel.

*Ja, alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen.*, sagte Nara.

*Du bist meine Tochter, ich mache mir immer Sorgen. Und du solltest dich nicht so aufregen, nicht in deinem Zustand.*, erinnerte Galina sie sanft. Nara schenkte ihrer Mutter ein sanftes Lächeln.

„Ich weiß, Mum.“, flüsterte sie. *Ich weiß.*

*Soll ich euch wieder allein lassen?*, erkundigte Galina sich, und sah zwischen Trish und ihrer Tochter hin und her.

„Nein.“, schüttelte Nara den Kopf. „Trish wollte gerade gehen.“, setzte sie mit einem auffordernden Blick in deren Richtung hinzu. Trish zog sich wirklich zurück, und gab Mutter und Tochter ein wenig Zeit allein. Nara führte ihre Mutter in das halb ausgerüstete Kinderzimmer.

*Es tut mir Leid, aber deine Wiege konnte ich leider nicht mitbringen.*, seufzte Galina, als sie vorsichtig über das Holz der von AJ gebauten Wiege strich. Nara umarmte ihre Mutter zärtlich und hauchte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Dank Harms Vater war sie ein wenig größer als ihre Mutter.

*Es reicht vollkommen, dass du da bist.*, seufzte Nara glücklich.

*Sergej hat mit Harm gesprochen, mein Touristenvisum gilt ein halbes Jahr. Du wirst mich also so schnell nicht wieder los.*, lachte Galina.

*Darüber bin ich sehr froh, Mamutschka. Sehr sehr froh.*, nickte Nara.

*Und dein Freund?*, hakte Galina nach.

*AJ? Der wird sich damit abfinden müssen.*, grinste Nara.

„Hallo ihr beiden.“, begrüßte Harm seine Schwester und deren Mutter. Er hatte dank Sergej und Mac ein wenig Russisch gelernt, verstand aber fast nichts von dem, was Nara, Sergej und ihre Mutter besprachen.

„Na du.“, lächelte Nara.

*Ich nicht dich vertreiben, aber reden möchte mit Nara.*, brachte Harm hervor. Galina hob erstaunt die Augenbrauen, hauchte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn und begab sich auf die Suche nach ihrem Sohn.

„Ich bin beeindruckt.“, nickte Nara, nachdem sie sich das Grinsen aus dem Gesicht gewischt hatte.

„So schrecklich?“, seufzte Harm.

„Nein. Mich hat es nur ein wenig überrascht. Ich wusste nicht, dass du versuchst, Russisch zu lernen.“, schüttelte Nara den Kopf.

„Wie soll ich sonst verstehen, was du zu deinem Kind sagst?“, hob Harm die Augenbrauen.

„Bitte?“

„Ich dachte, er oder sie würde zweisprachig aufwachsen.“, zuckte Harm mit den Schultern.

„Wohl eher nicht, nein.“, seufzte Nara und lehnte sich an die Wickelkommode.

„Wieso nicht?“

„Weil es AJ sicher nicht sonderlich gefällt, wenn er die Hälfte von dem, was sein Kind sagt, nicht versteht.“, lachte Nara. Harm sah sie fragend an.

„Kleine Kinder, die zweisprachig aufwachsen, wechseln anfangs zwischen den Sprachen, wie sie wollen. In der Schule haben sie später häufig Probleme mit der Rechtschreibung.“, erklärte Nara ihrem Bruder.

„Und wie soll das Baby dann deine Mutter verstehen?“

„Keine Ahnung. Ich hab darüber nicht nachgedacht. Noch ein Problem ist, dass man dem Kind beibringen muss, die jeweiligen Sprachen auseinander zu halten, und das funktioniert anfangs nur, wenn ein Elternteil immer nur eine Sprache in Gegenwart des Kindes benutzt. AJ versteht kein Russisch, soll ich mich schriftlich mit ihm unterhalten?“, seufzte Nara.

„Scheint mir eher, als hättest du ziemlich viel darüber nachgedacht.“, sagte Harm sanft.

„Ein bisschen. Aber ich drehe mich im Kreis. Es hat seine Vor- und Nachteile. Und ich kann nicht sagen, was überwiegt. Vielleicht ist es auch sinnlos, hier braucht er oder sie kein Russisch, wieso mache ich mir also solche Gedanken?“, versuchte Nara, das Thema zu beenden.


*~*~*

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RE: Symphony of Love and Longing

#50 von totally_shipper , 12.04.2008 21:06

„Weil diese Sprache nun mal ein Teil von dir ist. Du bist in Russland geboren, es war deine Heimat. Man kann die eigene Vergangenheit nicht löschen. Und es ist vollkommen verständlich, wenn du das mit deinem Kind teilen möchtest. Außerdem wäre deine Mutter sicher froh, wenn sie ihrem Enkelkind zumindest schreiben könnte.“, gab Harm zu bedenken.

„Das ist auch so ein Problem. Ich weiß, du und Sergej, ihr habt es gut gemeint. Und ich bin euch sehr dankbar. Ich brauche sie zurzeit wirklich sehr. Aber sie wieder gehen zu lassen, das wird mir unwahrscheinlich schwer fallen. Ich hab sie so sehr vermisst, mir war gar nicht klar, wie sehr sie mir gefehlt hat.“, schüttelte Nara langsam den Kopf.

„Ich hab schon mal für Sergej gebürgt, ich kann es auch für deine Mutter tun.“, bot Harm ihr an.

„Danke, aber das kann ich auch. Sie wird nicht hier bleiben wollen. Es ist Amerika, alles hier ist ihr fremd. Außerdem lebt Sergej weiterhin in Russland, sie wird ihn nicht zurücklassen.“, antwortete Nara.

„Hattest du eigentlich einen besonderen Grund, wieso du mit mir sprechen wolltest?“, erkundigte sie sich dann.

„Ehrlich gesagt, ja. Meine Mutter.“

„Bitte Harm, lass es. Ich will weder mit ihr, noch über sie sprechen.“, blockte Nara sofort ab.

„Genau darum geht es ja. Nara, du kannst nicht erwarten, dass sie dir gegenüber auftaut, wenn du sie immer ausschließt.“, seufzte Harm.

„Harm, ich habe eine Mutter. Die mich liebt, und sogar ihre Angst überwunden hat, weil sie wusste, dass ich sie brauche. Was soll ich mit deiner Mutter, einer Frau, die mir die Pest an den Hals wünscht? Und eines sage ich dir, Trish fliegt hier sofort raus, wenn nur ein böses Wort gegen Galina fällt.“, erklärte Nara hart.

„Was erwartest du von ihr? Es tut ihr eben weh, die Frau zu sehen, mit der Dad eine Affäre hatte.“

„Die Frau, die ihm das Leben gerettet hat, die sich selbst in größte Gefahr gebracht hat, als sie ihm Unterschlupf gewährte. Die sich über ein Jahr lang die Geschichten von seiner Frau und seinem kleinen Sohn angehört hat, zu denen er die ganze Zeit zurück wollte.
Harm, jede Geschichte hat zwei Seiten, und Trish sieht nur, das Tete mit meiner Mutter geschlafen hat. Dass das vielleicht noch nicht einmal etwas mit Liebe, sondern nur mit Einsamkeit zu tun hatte, das kommt ihr gar nicht erst in den Sinn. Ich habe viel Verständnis, Harm. Deswegen bedränge ich Trish nicht, weil ich mir vorstellen kann, wie weh es tun muss. Aber ich muss mir nicht alles gefallen lassen, und das gilt auch für meinen Bruder und meine Mutter. Unser Vater hat damals eine Entscheidung getroffen, bei der ihm gar nichts anderes übrig blieb. Wenn sie das begriffen hat, können wir gern wieder von vorne anfangen, aber so lange, wie sie insbesondere mir immer noch an die Gurgel springen möchte, will ich nicht mehr als nötig mit ihr zu tun haben.“, bügelte Nara ihren Habbruder ab.

„Ich sage ja nicht, dass ihr Verhalten in Ordnung ist. Aber es ist zumindest nachvollziehbar.“, verteidigte Harm seine Mutter.

„Wenn ich anfangen würde zu heulen, wäre es auch nachvollziehbar. Deswegen tue ich es noch lange nicht.“, kam es bissig von Nara. Harm wollte etwas erwidern, besann sich dann aber im letzten Augenblick noch. Nicht nur was das hier das Haus seines COs, Nara war auch noch seine schwangere Schwester. Er wollte sie nicht kränken.

„Wieso streiten wir uns eigentlich?“, seufzte Harm.

„Keine Ahnung. Vielleicht war es mal wieder fällig.“, zuckte Nara mit den Schultern.

„Du bist mir wichtig. Ich möchte nicht, dass so etwas zwischen uns steht.“, sagte Harm sanft.

„Wenn du glaubst, dass dem nicht so ist, dann bist du sehr naiv, Harm. Es wird immer zwischen uns stehen, egal, was wir tun. Ich kann an den Umständen meiner Zeugung nichts ändern, genauso wenig wie du. Aber denkst du wirklich, dass dein Verhalten dasselbe wäre, wäre Galina Tetes neue Ehefrau gewesen, hätte er sich bewusst von Trish getrennt? Wohl kaum.“, schüttelte Nara mit dem Kopf.

„Dann würden wir wohl kaum ein Wort miteinander sprechen.“, grinste Harm.

„Vielleicht. Und deine Mutter würde mich immer noch wie eine der sieben Plagen behandeln.“, lächelte Nara. „Hey.“, entfuhr es ihr, und ihre Hand wanderte automatisch zu ihrem Bauch, als das Baby sie trat.

„Alles in Ordnung?“, erkundigte Harm sich sofort.

„Ja, alles bestens. Jemand hatte nur keine Lust, länger ignoriert zu werden.“, sagte Nara, und ihr Lächeln wurde breiter. Harm trat zu ihr und legte sanft seine Hand auf ihren Bauch.

„Wow, da ist aber jemand ganz schön munter.“, lächelte er.

„Wem sagst du das?“, lachte Nara und lehnte sich an seinen starken Oberkörper.

„Willst du dich setzen?“, fragte Harm, und streichelte zärtlich über ihren Babybauch. Als Antwort spürte er weitere Tritte.

„Nein, nicht wirklich.“, schüttelte Nara den Kopf und schloss die Augen.

„Weißt du, fast jedes kleine Mädchen wünscht sich einen älteren Bruder, der sie beschützt. Ich hab mir nie einen gewünscht. Dafür aber, dass ich ihn kennen würde.“, gestand sie leise. Harm schlang seine Arme um sie und umarmte seine jüngere Schwester liebevoll.

„Und, zufrieden mit dem Ergebnis?“, fragte er vorsichtig.

„Noch nicht.“, antwortete Nara und vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd. So sicher fühlte sie sich nur in AJs Armen, oder in einer Umarmung von ihrer Mutter, Sergej oder Harm. Harm strich ihr zärtlich über die offenen Haare, und Nara genoss einfach nur den Moment. Sie hatte die Wahrheit gesagt, als Kind hatte sie sich häufig gewünscht, Kontakt zu Harm zu haben. Zu wissen, dass sie noch einen Bruder hatte, auch wenn er nur ihr Halbbruder war, hatte sie immer neugierig gemacht. Aber je älter sie wurde, desto mehr hatte sie auch begriffen, wie schwer es wohl für Harm und seine Mutter hatte sein müssen, dass Tete abgeschossen worden war. Und sie hatte ganz langsam erkannt, dass sie im Leben der beiden wohl mit Sicherheit nicht willkommen sein würde. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass Harm sich so sehr um sie sorgte, wie er es tat. Viel eher hatte sie auch von ihm eine ähnliche Reaktion wie die von Trish erwartet. Und obwohl Nara es nie zugegeben hätte, das Verhalten Trishs tat ihr weh. Sie hatte es sich nicht ausgesucht, dass Harm senior ihr leiblicher Vater war. Und Trish schien immer wieder bewusst zu verdrängen, dass Nara absolut nichts von Harms Vater gehabt hatte. Sie verdankte ihm ihre Existenz, aber mehr auch nicht. Sie hatte ihn nie kennen gelernt, er hatte noch nicht einmal gewusst, dass Galina schwanger war. Aber Nara hatte nicht die Kraft für eine weitere Auseinandersetzung mit Trish. Sie war froh, dass Sarah sie anständig behandelte, und Franks Zuneigung reichte ihr. Sie mochte Harm zwar gesagt haben, dass ihr nichts an seiner Familie lag, aber mittlerweile hatte sie gemerkt, welch riesige Lüge das gewesen war. Sie wollte von ihnen akzeptiert werden, und ein wenig sehnte sie sich auch nach der Liebe ihrer Großmutter. Die einfach nur wundervoll zu ihr und Sergej war. Vielleicht lag es daran, dass Sarah so viel ihres eigenen Sohnes in Harm, Sergej und Nara sah, dass sie alle drei genauso sehr liebte. Was Frank jedoch dazu veranlasste, Nara vor Trish mehr als einmal in Schutz zu nehmen, war Nara immer noch schleierhaft.
Nara hatte sehr wohl die Spannungen zwischen Stiefvater und Stiefsohn bemerkt, und es schmerzte sie, die Enttäuschung in Franks Gesicht zu sehen, wenn Harm von seinem leiblichen Vater als Dad, und von ihm nur als Frank sprach. Sie wusste, dass er es nicht mit Absicht tat. Aber Frank hatte nie eine faire Chance von seinem Stiefsohn erhalten, Harm hatte ihn als Kind von Anfang an abgelehnt. Ein wenig fragte Nara sich, ob sie mit ihrem Ziehvater Juri genauso umgegangen wäre, hätte sie Tete kennen gelernt. Eine Antwort auf diese Frage würde sie nie bekommen. Aber dennoch, Nara hatte Juri immer als ihren Vater angesehen, sie hatte seinen Nachnamen angenommen. Nach seinem Tod war ihr nicht eine Sekunde lang der Gedanke gekommen, Karenkova abzulegen und stattdessen Zukova anzunehmen. Was sicher wieder so eine Sache war, die Harm nicht verstand. Er definierte sich über seinen Vater, und sie tat es in gewisser Weise auch. Nur dass für sie Juri Karenkov ihr Vater war. Er hatte alles für sie aufgegeben, und sie immer wie seine eigene Tochter behandelt. Nie hatte er ein hartes Wort zu ihr gesagt, er war stets verständnisvoll und zärtlich und liebevoll mit ihr umgegangen. Und hatte ihr nie verschwiegen, dass sie nicht seine leibliche Tochter war. Wie viel das wert war, hatte Nara erst als Erwachsene begriffen. Stets war er ehrlich zu ihr gewesen und hatte sich um sie gekümmert. Dass er jetzt nicht bei ihr sein konnte, machte sie traurig. Sie sah endlich ihre Mutter nach einer Ewigkeit wieder, und eigentlich sollte sie glücklich sein. Aber dennoch, es zeigte ihr wieder einmal, welche wichtige Rolle der gemeinsame Freund von Galina und Tete in ihrem Leben gespielt hatte, und wie sehr sie ihn vermisste. Sie hatte sich immer auf ihn verlassen können, und mit seinem Tod war damals eine wichtige Stütze in ihrem Leben weg gebrochen.

„Hey, was ist denn?“, fragte Harm sanft. Nara hatte sich von ihm gelöst und ihm den Rücken zugedreht, damit er ihre Tränen nicht sah.

„Nichts.“, war alles, was Nara herausbrachte. Ein Wort mehr wäre bei dem Zittern in ihrer Stimme nicht möglich gewesen.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte AJ und trat in das Zimmer. Harm hob ratlos die Hände und ließ die beiden allein. Kaum hatte er die Zimmertür hinter sich zugezogen, warf sich Nara in AJs Arme und hielt ihn fest, als würde ihr Leben davon abhängen.

„Ich liebe dich so sehr…“, flüsterte sie leise und vergrub ihr Gesicht in seinem Oberkörper.

„Das ist gut, ich dich nämlich auch.“, lächelte AJ und hielt sie einfach nur fest.

„Ich kann es gar nicht glauben, dass wir es so weit gebracht haben.“, sagte Nara nach einer Weile leise und sah ihn verliebt an. AJ beugte sich zu ihr herunter und hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

„Hattest du so wenig Vertrauen in uns?“, wollte er wissen.


*~*~*

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RE: Symphony of Love and Longing

#51 von totally_shipper , 12.04.2008 21:11

„Nein. Aber in Anbetracht dessen, wie kläglich wir beim ersten Mal gescheitert sind…“, seufzte Nara.

„Vielleicht war es ganz gut so. Wir hatten genügend Zeit, uns zu überlegen, was schief gelaufen ist, und was wir eigentlich wollten.“, gab AJ zu bedenken.

„Du hast ja Recht. Aber dennoch…“, sagte Nara leise. „Du hast mir so sehr gefehlt, ich habe keine Ahnung, wie ich auch nur eine Sekunde ohne dich ausgehalten habe.“

„Du mir auch, Liebling.“, lächelte AJ. Nara sah ihn erstaunt an.

„Liebling?“, fragte sie verblüfft.

„Gefällt dir das nicht?“, fragte AJ und strich ihr zärtlich über das Haar.

„Doch. Doch, es ist nur, du hast mich noch nie so genannt.“, schüttelte Nara langsam den Kopf.

„Ich kann mir auch einen besseren Kosenamen überlegen.“, sagte AJ und sah sie herausfordernd an.

„Untersteh dich.“, lachte Nara entspannt.

„Mal sehen. Wie gefällt dir Green Marine?“, fragte AJ dennoch. Nara verpasste ihm einen leichten Klaps auf den Oberarm.

„Hör bloß auf, Grumpy.“, lächelte sie. AJ hob die Augenbrauen.

„Grumpy?“

„Kennst du ‚Schneewitchen und die sieben Zwerge’?“, grinste Nara. AJ hob sie kurzerhand einfach hoch.

„Hey, lass mich runter!“, rief Nara erschrocken aus.

„Oh, ich denke gar nicht daran.“, schüttelte AJ den Kopf und küsste sie innig.

„Bitte, AJ.“, bat Nara leise, als sie sich wieder trennten. AJ setzte sie ab, behielt sie aber in einer zärtlichen Umarmung.

„Du musst keine Angst haben, ich würde dir nie wehtun.“, flüsterte er ihr liebevoll ins Ohr.

„Ich weiß. Du hast mich nur erschreckt.“, gab Nara leise zurück und legte eine seiner Hände sanft auf ihren Bauch. „Und deinen Sohn auch.“

„Und was, wenn es ein Mädchen wird?“, fragte AJ leise.

„Dann hast du sie auch erschreckt.“, wich Nara seiner Frage aus.

„Ich meine es ernst.“, beharrte AJ. Nara schwieg eine Weile.

„Alles in Ordnung?“, erkundigte AJ sich vorsichtig.

„Ja, es ist nur… ich weiß nicht, wie ich es erklären soll.“, seufzte Nara niedergeschlagen und kuschelte sich an ihn.

„Versuch’s doch einfach.“

„Es klingt herzlos, aber ich wünsche mir so sehr einen Sohn.“, gab Nara verlegen zu.

„Wenn wir eine Tochter bekommen, dann würde ich sie genauso lieben. Aber du hast bereits Francesca, und ich möch-“, sagte Nara hastig, aber AJ legte sanft einen Finger auf ihre Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen.

„Ich würde mich über eine zweite Tochter genauso freuen, wie über einen Sohn. Es geht hier nicht um Francesca, oder um meine frühere Beziehung zu Marcella. Die ist Vergangenheit, was jetzt zählt, seid ihr beide, du und unser gemeinsames Kind.“, erklärte er ihr sanft.

„Kann ich dich etwas fragen?“, erkundigte Nara sich vorsichtig. AJ nickte sofort.

„Hat Marcella mit Francesca Italienisch gesprochen?“, fragte Nara. AJ streichelte sanft über ihren Bauch.

„Manchmal. Aber das war nicht deine eigentliche Frage, oder?“, sagte AJ wissend. Nara atmete tief durch.

„Ich weiß, es ist ein blöder Zeitpunkt, wir haben Gäste… aber würde es dich stören, wenn unser Kind zweisprachig aufwachsen würde?“, fragte sie leise und wich seinem Blick aus. Vorsichtig drehte AJ ihr Kinn, damit sie ihm in die Augen sah. Erst, als Nara das tat, beantwortete er ihre Frage.

*Nein, das wäre kein Problem für mich.*, sagte er auf Russisch. Naras Augen wurden groß.

„Seit wann kannst du denn Russisch?“, fragte sie überrascht.

„Colonel MacKenzie hat mir geholfen. Und es gibt da so ein schönes Buch, ‚Russisch für Anfänger’. Wieso hast du gedacht, laufe ich in den letzten Wochen immer mit Kopfhörern durch die Gegend?“, lachte AJ.

„Ich…“, begann Nara, verstummte dann aber, als sie absolut nicht wusste, was sie dazu sagen sollte.

„Danke. Vielen, vielen Dank. Ich liebe dich.“, brachte sie endlich heraus und küsste ihn leidenschaftlich.

„Ya tebya liubliu.“, gab AJ grinsend zurück.

Es klopfte zaghaft an der Tür, und Sergej betrat den Raum.

„Hey, alles in Ordnung?“, fragte Nara gut gelaunt.

„Ich denke, ihr solltet ganz schnell wieder nach unten kommen.“, presste Sergej hervor. Nara sah ihren Bruder verwirrt an, dann löste sie sich von AJ und zu dritt gingen sie nach unten ins Wohnzimmer.

„Mum, bitte, jetzt beruhige dich wieder.“, redete Harm beschwichtigend auf seine Mutter ein.

„Ich soll mich beruhigen? Was bildet sich diese dumme Kuh eigentlich ein!“, ereiferte Trish sich nicht gerade leise.

„Okay, was wird hier gespielt?!“, fragte AJ laut. Sofort herrschte Ruhe und alle sahen ihn an. Naras Blick wanderte zwischen Trish, Harm, Sarah und ihrer Mutter hin und her. Sie konnte sich ziemlich gut denken, was los war.

„Ich denke es ist besser, wenn Sie gehen.“, wandte sie sich an Trish.

„In diesem Haus bleibe ich keine Sekunde länger!“, rief die aus und stürmte wutschnaubend davon.

„Entschuldigt, ich sollte ihr hinterher gehen.“, seufzte Frank und eilte seiner Frau nach.

„Hätte jemand die Güte, uns zu sagen, was hier vorgefallen ist?“, mischte sich AJ wieder ein.

*Mamutschka, was war los?*, fragte Nara ihre Mutter. Die wich dem Blick ihrer Tochter aus und zuckte nur mit den Schultern.

*Nichts. Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit.*, sagte Galina langsam.

„Das war doch mehr, als nur eine Meinungsverschiedenheit, oder?“, wandte Nara sich an ihren Halbbruder.

„Mum ist ausgerastet. Es tut mir Leid, ich hätte auf dich hören sollen. Sie kann damit einfach nicht umgehen. Ich… Tut mir Leid.“, schüttelte Harm niedergeschlagen den Kopf.

„Hast du Mum das übersetzt, was Trish zu ihr gesagt hat?“, wollte Nara von Sergej wissen, doch der schüttelte den Kopf.

„Nie würde ich das zu meiner Mutter sagen.“, erklärte er.

„Vielleicht sollten wir alle gehen?“, schlug Sarah vor. Nara entfuhr ein Seufzen. Sie hatte kaum Zeit gehabt, sich mit ihrer Großmutter zu unterhalten, und jetzt wollte die schon wieder gehen.

„Ja, vielleicht ist das wirklich das Beste.“, nickte Nara niedergeschlagen.

„Kopf hoch.“, flüsterte Sarah, als sie ihre Enkelin umarmte. „Wir sind noch eine Woche in der Stadt, ich komm noch mal her. Versprochen.“, erklärte Sarah fest. Harm und Mac verabschiedeten sich ebenfalls, Sergej und Galina blieben noch etwas.

*Ich würde sie am liebsten erwürgen!*, rief Sergej wütend aus, kaum war die Tür hinter Harm und Mac zu.

*Sergej Iwan Zukov! Mäßige deinen Ton.*, forderte Galina ihren Sohn streng auf.

*Wieso? Trish ist eine gemeine Hexe, die kann in der Hölle schmoren!*, ereiferte der junge Mann sich weiter.

*Sergej, es bringt nichts. Auch wenn ich manchmal glaube, das Trish die Reinkarnation des Teufels ist, sie zu verwünschen bringt nichts. Sie ist Harms Mutter, daran wird sich nichts ändern.*, seufzte Nara und ließ sich zwischen ihrer Mutter und ihrem Zwillingsbruder auf der Couch nieder.

*Kannst du ihre Wut nicht verstehen?*, fragte Galina ihre Tochter sanft und strich ihr über das Haar.

*Doch. Aber das ist kein Grund, sie auch an dir auszulassen. Sie muss sich einfach beherrschen können. So Leid es mir für Harm tut, aber ich kann mit dieser Frau einfach nicht in einem Raum sein, wenn sie sich dir gegenüber so verhält.*, schüttelte Nara den Kopf.

*Du lässt sie deine Ablehnung ganz schön spüren.*, gab Galina zu bedenken.

*Du hättest mal bei dem ersten Treffen der beiden dabei sein sollen. Trish hätte uns beide am liebsten in der Luft zerrissen, und sie benimmt sich heute immer noch so.*, mischte Sergej sich wieder ein.

*So wie ich das mitbekommen habe, geht Harm auch nicht super mit seinem Stiefvater um.*, wechselte Galina das Thema.

*Mamutschka, die beiden waren sich nie so nah wie Juri und ich. Er hat sich an seinen Vater erinnern können, und ihn schrecklich vermisst. Wegen ihm ist er zur Navy gegangen und Kampfpilot geworden.*

*Du und Juri ward ein wundervolles Paar.*, lächelte Galina.

*Ich bin dir sehr dankbar, dass du mich hast gehen lassen.*, flüsterte Nara und umarmte ihre Mutter sanft. Galina hauchte ihrer Tochter einen Kuss auf den Scheitel.

„Störe ich euch?“, erkundigte AJ sich fast schüchtern. Nara schüttelte den Kopf und streckte die Hand nach ihm aus. AJ kam zu ihr und setzte sich zwischen Nara und ihren Zwillingsbruder auf die Couch. Nara hatte ihre Finger mit seinen verflochten und unterhielt sich mit ihrer Mutter, während AJ mit Sergej sprach. Er hatte sich nie die Zeit genommen, den jungen Mann damals kennen zu lernen. Und während es AJ freute, wenigstens eine der Personen, die seiner Freundin und Mutter seines zweiten Kindes viel bedeuteten kennen zu lernen, so genoss Nara die Zeit, die sie mit ihrer Mutter verbringen konnte. Sie hatte sie so sehr vermisst, selbst die regelmäßigen Telefonate hatten ihr nicht geholfen. Aber jetzt saß Galina vor ihr, und sie konnte endlich Zeit mit ihr verbringen, sie kennen lernen. Gleichzeitig wurde ihr klar, wie schwer es ihr in sechs Monaten fallen würde, ihre Mutter wieder nach Russland gehen zu lassen. Es war, als wären sie in einem Teufelskreis gefangen. Für Nara waren die USA ihre Heimat, und sie wollte, dass ihr Kind hier aufwuchs. Gleichzeitig wollte sie jedoch auch die Nähe zu ihrer Mutter, und die hatte immer noch Sergej in Russland, weshalb sie dorthin zurückkehren würde.

Die vier unterhielten sich noch ziemlich lange, bis Nara ein Gähnen entfuhr. Sanft streichelte Galina ihrer Tochter über die Wange.

*Morgen ist auch noch ein Tag. Sergej und ich fahren besser nach Washington zurück, damit du dich ausschlafen kannst.*, lächelte sie. Nara nickte fast schon niedergeschlagen.

*Ich bring euch zur Tür.*, seufzte sie. Doch Sergej schüttelte den Kopf.

„Du gehst schlafen. AJ kann uns rausbringen.“, lächelte er und umarmte seine Schwester kurz. Die drei gingen, und als die Haustür nach ein paar Minuten zufiel, kam AJ zurück ins Wohnzimmer. Draußen sprang ein Wagen an und fuhr davon.

„Und jetzt ab mit dir ins Bett.“, lächelte AJ zärtlich und hauchte Nara einen Kuss auf die Lippen.

„Nur wenn du mir Gesellschaft leistet.“, gab die zurück und stand auf.

„Immer, Schatz. Immer.“, grinste AJ und zog sie vorsichtig mit sich die Treppe hinauf.


*~*~*

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RE: Symphony of Love and Longing

#52 von totally_shipper , 12.04.2008 21:16

Okay, ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich keine Ahnung habe, wann Harms Geburtstag ist. Ich hab ihn einfach mal in den tiefsten Winter verfrachtet. Ach, und bevor ich es vergesse, ich bin keine Ärztin, Krankenschwester noch habe ich eine medizine Ausbildung. Mein gesamtes medizinisches Wissen stammt auf Emergency Room, CSI, Criminal Intent, Grey's Anatomy und Private Practice. Soviel dazu, und jetzt lass ich euch weiterlesen.


zwei Monate später
Harms Geburtstag
14 43 EST
Farm von Sarah Rabb
Belleville

AJ, Frank, Trish, Sarah, Harm, Mac, Sergej, Galina und Nara hatten sich alle auf der Farm versammelt. Obwohl es AJ anfangs nicht sonderlich gefallen hatte, dass Nara die Einladung angenommen hatte, sah er jetzt ihren Standpunkt besser. Sie wollte ein wenig Zeit mit ihrer Großmutter und ihrer Mutter zusammen verbringen, und außerdem hätte sie nie eine Einladung zu Harms Geburtstag ausgeschlagen.
Trish riss sich wirklich sehr zusammen. Nara hatte nur noch drei Wochen bis zu dem Geburtstermin ihres Kindes vor sich, und Trish ging ihr konsequent aus dem Weg, um sie nicht aufzuregen.
Auf der Fahrt von AJs Haus bis zu der Farm hatte es zu schneien begonnen, und jetzt beobachtete AJ mit wachsender Sorge den Schneesturm draußen. Sarah trat zu ihm und beide blickten aus dem Fenster.

„Alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich bei dem Freund ihrer Enkelin.

„Ja. Mir gefällt dieser Sturm nur nicht. Auf der Straße ist kein Durchkommen mehr.“, seufzte AJ.

„Es geht ihr gut.“, sagte Sarah einfach. AJ drehte sich um und beobachtete Nara, die mit Harm entspannt lachte. Sergej hatte einen Witz erzählt, und sowohl seine beiden Geschwister, als auch seine Mutter schienen sich köstlich darüber zu amüsieren.

„Du hast ja recht.“, nickte AJ, ein wenig beruhigt.

„Hier ist genug Platz, dass ihr alle hier übernachten könnt. Und meine Schwiegertochter benimmt sich sogar mal anständig Nara, Sergej und Galina gegenüber. Mach dir keine Sorgen.“, lächelte Sarah.

„Ich werd mir Mühe geben.“, versuchte AJ ein Grinsen und gesellte sich zu seiner schwangeren Freundin.

„Wehe, du passt nicht gut auf die beiden auf.“, flüsterte Sarah, während sie nach draußen in den Himmel blickte.

0127 EST
Farm von Sarah Rabb
Belleville

AJ erwachte, als Nara sich neben ihm aufsetzte.

„Wie spät ist es?“, fragte er müde.

„Halb zwei. Ich hol mir nur kurz was zu trinken aus der Küche, schlaf du weiter.“, flüsterte Nara und stand auf. AJ driftete wieder ins Land der Träume, bis er erschrocken hochfuhr. Er lauschte angestrengt, aber es war im ganzen Haus still. Verwirrt schaltete er das Licht auf seinem Nachttisch ein und warf einen Blick auf die Uhr. 0234. Und Nara war noch immer nicht aus der Küche zurück. Da stimmte doch was nicht. Hastig stand er auf und verließ ihr gemeinsames Schlafzimmer. Im Erdgeschoss unter ihnen war alles dunkel, aber im Bad am Ende des Ganges brannte Licht. AJ ging langsam den Gang entlang und klopfte sachte an die Tür.

„Nara?“, fragte er leise, weil er die anderen nicht wecken wollte.

„Ist offen.“, kam es von drinnen. AJ öffnete die Tür und trat in das Bad, um sie wieder hinter sich zu schließen. Erst dann warf einen Blick auf Nara. Die ziemlich ängstlich dreinschaute.

„Stimmt was nicht?“, fragte AJ, mehr aus Gewohnheit.

„Könnte man so sagen. Meine Fruchtblase ist geplatzt.“, antwortete Nara. Zuerst starrte ihr Freund sie nur verständnislos an. Dann wurden seine Augen groß und die Kinnlade klappte ihm herunter.

„Ist das dein Ernst?“, wollte er wissen.

„Nein, um halb drei in der Früh mach ich so gerne Witze.“, schnaubte Nara. Selbst wenn AJ die Ironie nicht bemerkt hätte, Naras Stöhnen, als sie von einer Wehe gepackt wurde, wäre Beweis genug für ihre erste Aussage gewesen.

„Atmen Liebling.“, erinnerte AJ sie und hielt sie fest.

„Versuch’s doch selbst.“, entfuhr es Nara, als der Schmerz nicht nachließ.

„Vorbei?“, fragte AJ, als sie sich nach einer Weile langsam wieder entspannte. Nara nickte nur.

„Wie lange war die zuvor her?“, wollte er sanft wissen, als er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht wischte.

„Dreizehn Minuten. Ich war unten, als ich die erste richtig gespürt habe. Eigentlich wollte ich nur auf Toilette gehen, bevor ich es dir sagen wollte.“, gestand sie verlegen.

„Ist okay. Kannst du laufen? Dann bring ich dich zurück ins Bett.“, erkundigte AJ sich. Wieder nickte Nara und hakte sich anschließend bei ihm unter. Langsam gingen die beiden zurück in ihr gemeinsames Schlafzimmer, und Nara ließ sich auf das Bett sinken, während AJ die Tür schloss. Kaum saß Nara, überrollte sie die nächste Wehe. AJ hörte, wie sie scharf den Atem einsog und war sofort an ihrer Seite. Nara ergriff seine Hände und atmete langsam durch den Schmerz hindurch.

„Kann ich mich hinlegen?“, fragte sie anschließend.

„Wenn dir das bequemer ist. Natürlich kannst du das.“, nickte AJ. Während Nara sich hinlegte, trat er an das Fenster und warf einen Blick nach draußen. Der Schneesturm tobte zwar nicht mehr so heftig, wie am Nachmittag, aber dennoch war draußen selbst mit seinem Geländewagen kein Durchkommen. AJ sah eine mögliche Geburt im Krankenhaus in sehr weite Ferne rücken.

„Ich nehme nicht an, dass irgendwer da draußen durchkommt, oder?“, meldete Nara sich leise. AJ drehte sich zu ihr um und schüttelte bedauernd den Kopf.

„Tut mir Leid. Und bei dem Wetter ist es sicherer, wenn wir hier bleiben und nur einen Krankenwagen rufen.“, sagte er vorsichtig. Nara schloss die Augen. So hatten sich beide die Geburt ihres gemeinsamen Kindes nicht vorgestellt.

„Soll ich deine Mutter wecken?“, erkundigte AJ sich eine halbe Stunde später bei ihr.

„Wieso? Das hier dauert unter Garantie noch eine ganze Weile.“, versuchte Nara einen Scherz. So langsam wurde sie jedoch nervös. Das hier war ihre erste Schwangerschaft, und sie hatte unheimliche Angst vor der Geburt. Sie sehnte sich nach der Sicherheit eines Krankenhauses und nach Ärzten und Schwestern, die sich um sie kümmern konnten. Es war noch drei Wochen bis zum errechneten Termin. AJ hatte einen Krankenwagen gerufen, und die Frau der Verbindungszentrale hatte ihm mit Bedauern mitgeteilt, dass die Sanitäter bei dem Schnee auf den Straßen wahrscheinlich auch nicht zu ihnen durchkommen könnten.

„Versuch dich zu entspannen.“, sagte AJ sanft und streichelte zärtlich ihre Wange.

„Entspann dich doch selbst!“, entfuhr es Nara, als sich die nächste Wehe ankündigte.

„Tief einatmen, und wieder aus. Du machst das toll.“, redete AJ auf sie ein, um sie ein wenig zu beruhigen.

„Kannst du nicht einfach den Mund halten?!“, kam es bissig von Nara. AJ schwieg daraufhin und begnügte sich damit, ihr den Rücken zu reiben.

„Besser?“, erkundigte er sich, als sie sich wieder entspannte.

„Ja. Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht so anschnauzen.“, seufzte Nara.

„Ich weiß, ist in Ordnung.“, lächelte AJ und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Oh mein Gott. Wir haben noch nicht einmal einen Namen!“, fiel es Nara da siedend heiß ein.

„Sh, ganz ruhig. Wir hätten eigentlich auch noch Zeit gehabt, uns einen zu überlegen. Und wir haben beide das Namensbuch gelesen, ich bin mir sicher, wir können uns auf zwei Namen einigen, die uns beiden gefallen.“, erklärte er zärtlich.

„Und wenn nicht?“, fragte Nara ängstlich.

„Dann wird er oder sie sein Dasein als BabyGirl oder BabyBoy Karenkov fristen.“, grinste AJ.

„Chegwidden.“, widersprach Nara. AJ sah sie verwirrt an.

„BabyBoy oder BabyGirl Chegwidden.“, erklärte sie bestimmt.

„Nara… so schön ich das finden würde… willst du das wirklich?“, fragte er vorsichtig.

„Ja. Es ist unser Kind, ich möchte, dass er oder sie den Nachnamen seines Vater hat.“, antwortete Nara ernst.

„Ich liebe dich.“, war alles, was AJ dazu sagen konnte.

„Gut. Denn das alles hier ist nur deine Schuld, und dafür wirst du mir büßen.“, presste Nara zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während sie angestrengt versuchte, durch den Schmerz zu atmen.


*~*~*

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RE: Symphony of Love and Longing

#53 von totally_shipper , 12.04.2008 21:18

0507 EST
Farm von Sarah Rabb
Belleville

Als Nara sich gerade von der letzten Wehe erholte, klopfte es leise an der Zimmertür.

„Ja bitte?“, sagte AJ und strich seiner Freundin die feuchten Haare aus der Stirn. Die Tür öffnete sich und Sarah steckte vorsichtig den Kopf zur Tür herein.

„Ich hab euch reden hören. Ihr seid schon wach?“, fragte sie etwas überrascht.

„Wäre schön wenn nicht.“, kam es von Nara. Ihr Satz endete jedoch in einem schmerzerfüllten Stöhnen. Sarah begriff sofort.

„Wie lange geht das schon?“, fragte sie, als die Wehe vorrüber war.

„Seit halb drei.“, seufzte Nara.

„Okay. AJ, geh und weck Galina… und wenn es dich nicht stört, auch Trish?“, warf Sarah ihrer Enkelin einen fragenden Blick zu. Doch Nara schüttelte vehement den Kopf.

„Gut, dann nur Galina. Sag ihr was los ist, beeil dich.“, bat Sarah ihn und löste ihn an Naras Seite ab.

„Hat AJ schon überprüft, wie weit der Muttermund geöffnet ist, und ob du deinen Blasensprung schon hattest?“, fragte sie ihre Enkelin vorsichtig.

„Meinen Blasensprung hatte ich um halb drei, da gingen die Wehen auch erst richtig los. Und die Antwort auf deine andere Frage ist nein.“, gab Nara zu.

„Stört es dich, wenn ich es mache?“, wollte Sarah sanft wissen.

„Wenn du noch fünf Minuten warten kannst nicht.“, sagte Nara.

„Wie weit sind die Wehen auseinander?“

„Acht oder sieben Minuten.“, antwortete Nara. Jetzt, da Sarah bei ihr war, fühlte sie sich etwas sicherer. Immerhin hatte sie bereits selbst ein Kind entbunden und war bei Harms Geburt dabei gewesen.

„Ganz ruhig, tief atmen. So ist es richtig, ein und aus.“, redete Sarah während der nächsten Wehe auf Nara ein.

„Wieder ganz vorbei?“, erkundigte sie sich, als Nara sich wieder entspannte. Die nickte nur und biss sich in Erwartung größerer Schmerzen auf die Unterlippe, als Sarah sie vorsichtig abtastete.

„Ich würde sagen, dass du bei sechs, vielleicht sogar schon bei sieben Zentimetern bist.“, gab Sarah Auskunft. In dem Augenblick ging die Zimmertür wieder auf und Galina kam mit AJ herein. Nara fragte sich kurz, wieso die beiden so lange gebraucht hatten, aber als sie die Schüssel dampfendes Wasser und die Handtücher sah, kannte sie die Antwort.

*Wie geht es dir?*, erkundigte Galina sich sanft.

*Es ging mir schon mal besser.*, scherzte Nara.

„Kommst du mit? Wir brauchen abgekochte Tücher und mehr heißes Wasser.“, wandte Sarah sich an AJ. Der sah unschlüssig zwischen seiner Freundin und deren Großmutter hin und her.

„Gut. Ich wird Sergej wecken, einverstanden?“, erkundigte Sarah sich bei Nara, und diesmal nickte die junge Frau zustimmend. Sarah verließ das Zimmer.

„Hast du starke Schmerzen?“, fragte AJ zärtlich, als er sich neben Nara auf das Bett setzte. Galina blieb lieber an der anderen Seite ihrer Tochter stehen.

„Noch sind sie auszuhalten. Und es ist ja nicht so, als könnte ich hier etwas dagegen bekommen, außer ein paar Kopfschmerztabletten.“, zuckte Nara mit den Schultern. Es fiel Galina zwar unendlich schwer, aber sie verstand ein klein wenig von den, was Nara und AJ sagten.

*Bist du sehr nervös?*, fragte Galina sanft und hielt eine von Naras Händen, als die nächste Wehe den Körper ihrer Tochter packte. AJ hielt die andere Hand und streichelte sanft über Naras Handrücken.

*Ziemlich. Aber seit Sarah und du wach seid geht es.*, gab Nara zu, als die Wehe endlich vorbei war. Sie spürte, wie die Schmerzen jedes Mal stärker wurden und die Wehen länger anhielten.

*Versuch dich zu entspannen. Alles wird gut.*, lächelte Galina und strich ihrer Tochter über das feuchte Haar.

0657 EST
Farm von Sarah Rabb
Belleville

„Morgen. Was tut ihr da?“, erkundigte Trish sich, als sie gemeinsam mit Harm in die Küche kam, und sie dort Sergej und Sarah vorfanden.

„Nara bekommt ihr Kind.“, antwortete Sarah langsam. Trish und ihr Sohn blieben wie angewurzelt stehen.

„Du machst Witze.“, fand Harm zuerst seine Stimme wieder. Sergej schüttelte den Kopf.

„Glaub mir, um Naras Willen wünschte ich, es wäre ein Scherz.“, seufzte er.

„Braucht ihr Hilfe?“, erkundigte Trish sich zur Überraschung der drei.

„Kannst du Sergej helfen? Dann kann ich wieder hoch zu ihr gehen.“, bat Sarah sie. Trish nickte, und sofort verschwand Sarah wieder nach oben zu ihrer Enkelin.

„Und?“, fragte AJ, als Sarah Nara wieder untersucht hatte und sich die Hände wusch.

„Neun Zentimeter. Nicht mehr lange, Nara, und du kannst anfangen zu pressen.“, antwortete Sarah. Nara entfuhr ein erschöpftes Seufzen. Sie hatte jetzt eines von AJs langen Shirts an, da ihr Nachthemd vollkommen durchnässt war. Langsam ließ sie sich von ihrer Mutter aus dem Bett helfen, damit AJ und Sarah das Lacken neu beziehen konnten.

*Atmen, Schatz. Tief ein- und ausatmen.*, erinnerte Galina ihre Tochter, als Nara von der nächsten Wehe gepackt wurde.

„AJ!“, entfuhr es Nara vor Schmerzen. Der war auch sofort an ihrer Seite und nahm den Platz von Galina ein, damit die Sarah zur Hand gehen konnte.

„Mach, dass es aufhört.“, bat Nara unter Tränen.

„Das kann ich leider nicht, mein Schatz.“, bedauerte AJ und wischte ihr vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht. Nara hatte ihre Hände in seinem Nacken verschränkt und den Kopf nach unten gesenkt, um die Schmerzen wenigstens ansatzweise ertragen zu können.

„Oooooooooooooooooh.“, stöhnte sie leise auf.

„Ganz ruhig, du machst das toll. Gleich ist es wieder vorbei.“, redete AJ ruhig auf sie ein.

„Ich kann nicht mehr.“, schrie Nara auf, als der Schmerz anstatt nachzulassen weiter zunahm.

„Ich weiß, Schatz. Bald ist es vorbei, versprochen.“, war alles, was AJ dazu sagen konnte.

„Willst du dich wieder hinlegen?“, fragte er, als Sarah und Galina das Lacken richtig festgespannt hatten.

„Ich kann nicht. Es tut so weh, ich will, dass es endlich aufhört.“, schluchzte Nara hilflos.

„Vertraust du mir?“, fragte AJ sie sanft. Nara nickte langsam, und AJ nahm sie vorsichtig auf den Arm und legte sie liebevoll wieder auf das Bett. Keine Sekunde zu früh, sofort suchte eine erneute Wehe Nara heim, und sie schrie vor Schmerzen auf. Trish kam leise in das Zimmer und nahm die schmutzige Bettwäsche mit nach draußen.

„Gut. AJ, Galina, nehmt ihre Hände.“, forderte Sarah die beiden auf.

„Nara, das wird sehr wehtun. Ich möchte, dass du bei der nächste Wehe anfängst zu pressen. Ich werde laut von zehn rückwärts zählen, bei Null kannst du aufhören. Okay?“, wandte Sarah sich an ihre Enkelin. Nara nickte stumm und presste die Lippen aufeinander. Sarah wusch ihren Intimbereich nochmals vorsichtig mit einem warmen Waschlappen und warf den anschließend in einen extra Eimer, damit Nara das Blut daran nicht sehen konnte.

„Jetzt.“, stöhnte Nara nach kurzer Zeit auf.

„Gut, los. Zehn neun acht-“, begann Sarah zu zählen und Nara presste angestrengt. Galina schenkte AJ ein aufmunterndes Lächeln. Er war zwar bei Francescas Geburt dabei gewesen, aber damals hatte er sich voll und ganz auf die Ärzte und Schwestern um sie herum verlassen können. Galina hatte diesen Vorteil nie gehabt, sie hatte ihre Zwillinge mit Juris Hilfe zu Hause bekommen. Und diese Tatsache beruhigte AJ ungemein, wenigstens wussten sie und Sarah, was sie taten.

„-drei zwei eins null.“, endete Sarah, und Nara ließ sich erschöpft zurück in die Kissen fallen.

„Du machst das großartig.“, sagte AJ hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.

*Und weiter geht es.*, meldete Galina sich zu Wort, als Nara wieder ihre Hand drückte.

„-drei zwei eins null.“, zählte Sarah wieder herunter.

„Irgendwas stimmt nicht.“, entfuhr es Nara lautstark. Sämtliche Farbe wich aus AJs Gesicht, und Galina warf Sarah einen fragenden Blick zu. Das hatte sie einmal ganz verstanden.


*~*~*

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RE: Symphony of Love and Longing

#54 von totally_shipper , 12.04.2008 21:19

„Wie kommst du darauf?“, wollte Sarah wissen.

„Es tut so weh…“, weinte Nara hilflos.

„Nara, was tut dir weh?“, fragte Sarah lauter.

„Keine Ahnung… es sticht und zieht gleichzeitig.“, schluchzte ihre Enkelin.

„Oh mein Gott.“, entfuhr es Sarah. Galina hatte in dem Versuch, Nara zu beruhigen, sanft auf Russisch auf sie eingeredet und ihr die klatschnassen Haare aus der Stirn gestrichen, jetzt flog ihr Kopf herum und sie sah Sarah erschrocken an.

„SERGEJ! TRISH!“, rief Sarah laut. Nara hatte keine Zeit, um zu protestieren, Trish und Sergej betraten sofort das Zimmer.

„AJ, setz dich hinter Nara. Schnell.“, forderte Trish ihn auf. AJ sah zwischen den beiden Frauen verwirrt hin und her, tat aber, was sie verlangte. Sarah flüsterte Sergej etwas ins Ohr und bat ihn, es Galina leise zu übersetzen. Die Augen des jungen Mannes wurden Untertassen groß und er flüsterte seiner Mutter aufgeregt ins Ohr.

„Nara, du musst dich etwas an AJ anlehnen. Genau so.“, bat Sarah ihre Enkelin, die keinen Augenblick später lauthals aufschrie.

„NICHT PRESSEN!“, rief Sarah aus. „Du darfst jetzt nicht pressen, Nara. Ich weiß es ist schwer, aber versuch es.“

AJ hatte seine Finger mit denen von Nara verflochten und bemühte sich nach Leibeskräften, nicht auch noch laut aufzuschreien, als sie zupackte.

„Okay, Trish, nimm ihr Knie und drückt das Bein vorsichtig zu Nara heran. Sergej, übersetz es Galina, sie soll dasselbe tun.“, forderte Sarah die beiden auf.

„Was ist los?“, schluchzte Nara ängstlich.

„Euer Kind hat sich noch mal gedreht, es würde mit den Füßen zuerst kommen.“, erklärte Sarah.

„Ich werde versuchen, es herumzudrehen. AJ, Trish und Galina werden dich festhalten. Wenn du eine Wehe spürst, dann musst du es sofort sagen, verstanden?“, fragte sie ihre Enkelin, und Nara nickte ängstlich.

„Es wird alles gut, ich verspreche es dir.“, sagte Sarah aufmunternd. „Bereit?“, erkundigte sie sich. Nara atmete tief durch und nickte wieder. Kaum hatte Sarah begonnen, schrie Nara wieder auf. Im Vergleich dazu waren die Wehen ein Spaziergang gewesen. Sie hatte das Gefühl, innerlich zerrissen zu werden. Sergej lehnte in einer Ecke und hatte die Augen geschlossen. Noch nie hatte er seine Schwester unter Schmerzen erlebt, es zerriss ihm das Herz, sie so zu sehen. Galina hielt sich tapfer, aber die murmelte etwas, das sogar AJ verdächtig an ein Gebet erinnerte.

‚Oh, bitte Harmon. Beschütz deine Tochter und dein Enkelkind, hilf ihnen, das durchzustehen.’ ging es Sarah durch den Kopf.

„Du hast es gleich geschafft, Nara. Gleich vorbei.“, sagte Trish sanft. Wenn Nara es hörte, dann schien es sie nicht weiter zu interessieren.

„Ich kann nicht mehr!“, rief sie verzweifelt aus.

„Doch, du kannst. Halt durch, du bist ein Marine, du schaffst das.“, redete AJ eindringlich auf sie ein.

„Es tut so weh. Es soll aufhören, ich will nicht mehr.“, weinte Nara erschöpft.

„Okay, und jetzt pressen.“, kam es von Sarah. Nara bäumte sich nochmals auf, und Sarah begann wieder zu zählen.

„Weiter. Gleich hast du’s geschafft. Gut so, komm, noch ein bisschen.“, redete Trish weiter auf Nara ein.

„-zwei eins null. Luft holen, und noch mal pressen. Los Nara, du kannst das.“, forderte Sarah ihre Enkelin sofort auf. Nara schüttelte erschöpft den Kopf und weinte bitterlich.

‚Verdammt Gott. Wenn es dich gibt, dann wäre das ein guter Zeitpunkt für ein Wunder.’ betete AJ still.

‚Juri, bitte, lass sie jetzt nicht im Stich. Sie braucht deine Hilfe, hilf deiner Tochter.’ flehte Galina innerlich.

„Komm Nara, nur noch ein einziges Mal. Für dein Kind, du schaffst es. Ich weiß, dass du das kannst, los, enttäusch mich nicht.“, kam es von Sarah. Und tatsächlich, bei der nächsten Wehe atmete Nara tief ein und presste mit ihrer ganzen Kraft.

„-zwei eins null.“, zählte Trish diesmal laut mit. Sie musste Nara noch nicht einmal dazu auffordern, die junge Frau begann von ganz allein, erneut zu pressen.

„Ich kann das Köpfchen sehen. Sehr gut, weiter pressen. Du machst das toll, noch ein Stück. Gleich hast du es geschafft, nicht nachlassen.“, feuerte Sarah ihre Enkelin weiter an. Nara entfuhr ein lauter Schmerzensschrei.

„Der Kopf ist draußen!“, rief Sarah. „Nicht pressen Nara, nicht pressen!“, forderte sie ihre Enkelin sofort auf.

*Sergej, gib Sarah ein Handtuch, schnell!*, bat Galina ihren Sohn hastig. Sergej tat sofort, was ihm gesagt wurde.

„Okay, stell dich neben mich, und legt dir das Handtuch über die Hände. Ich werde das Baby hineinlegen, du nimmst es an dich und reibst es schnell trocken. Kann ich mich auf dich verlassen?“, fragte Sarah den jungen Mann ernst. Sergej schluckte und nickte, dann trat er mit dem Handtuch neben sie.

„Bei der nächsten Wehe wieder pressen, und dann immer weiter, okay?“, wandte Sarah sich an ihre Nara. Die nickte und begann in dem Augenblick, als sich die nächste Wehe ankündigte, mit ihrer ganzen verbliebenen Kraft zu pressen.

„Gut, immer weiter, nicht nachlassen.“, rief Sarah. Nara entfuhr ein weiterer Schmerzensschrei, dann ließen die Schmerzen urplötzlich nach. Sarah nahm das Baby hoch und legte es sofort in Sergejs wartende Hände. Der packte fest zu und drückte das Neugeborene an sich, während er es trockenrieb. Gerade, als AJ sich schon ernsthaft Sorgen machte, begann das Baby, aus vollem Halse zu schreien. Allen Anwesenden fiel ein riesiger Stein vom Herzen, bis auf Nara atmeten alle erleichtert aus. Nara versuchte, sich etwas zu beruhigen, was ihr erst dann ansatzweise gelang, als Sergej ihr vorsichtig ihr Baby in die Arme legte.

„Es ist ein Junge.“, sagte der frisch gebackene Onkel strahlend.

Nara schluchzte erleichtert auf und streichelte ihrem Kind zärtlich über die Wange. Vergessen waren die Schmerzen und Qualen der letzten Stunden, alles war plötzlich in Ordnung.

„Er ist wunderschön.“, flüsterte AJ leise und hauchte ihr einen Kuss auf die nassen Haare.

Sarah hatte inzwischen mit zwei Schnürsenkeln die Nabelschnur abgebunden.

„Möchtest du die Nabelschnur durchschneiden?“, fragte sie AJ. Der nickte langsam. Sie hielt ihm einen Topf mit dampfendem Wasser hin, aus dem er eine Schere fischte und vorsichtig die Nabelschnur durchtrennte.

„Herzlichen Glückwunsch.“, lächelte Sarah. AJ hielt Nara sanft fest, während die ihren gemeinsamen Sohn auf dem Arm hatte und stumm vor Erleichterung weinte.


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RE: Symphony of Love and Longing

#55 von totally_shipper , 12.04.2008 21:20

6 Tage später
1031 EST
Krankenhaus von Belleville
Belleville

AJ klopfte vorsichtig an die Zimmertür und steckte dann den Kopf herein. Nara saß angezogen auf dem Bett und redete liebevoll auf ihren Sohn, den sie in den Armen hatte ein.

„Dein Daddy hat hoffentlich eine sehr gute Erklärung dafür, dass er uns eine Stunde hat warten lassen.“, sagte sie leise und streichelte dem Jungen vorsichtig über die Wange. Dann sah sie auf und schenkte AJ ein Lächeln.

„Komm rein, ich werd dich schon nicht gleich in Stücke reißen.“, sagte sie sanft. AJ trat langsam zu ihr an das Bett und hauchte seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn, um danach Nara liebevoll zu küssen.

„Es tut mir Leid, Francesca wollte einfach nicht auflegen.“, entschuldigte er sich bedauernd.

„Ist schon gut, es fehlt sowieso noch deine Unterschrift unter der Geburtsurkunde, bevor wir gehen können.“, zuckte Nara mit den Schultern. Damit riss sie jedoch ihren Sohn aus dem Dämmerschlaf, in dem er sich gerade befunden hatte, und das gefiel dem Baby absolut nicht, was er auch gleich lautstark kundtat.

„Hey, ist ja gut, du kannst gleich weiterschlafen.“, hauchte Nara leise und wiegte den Jungen zärtlich, während AJ sich nochmals die Papiere durchsah.

„Und du bist dir wirklich ganz sicher?“, fragte er Nara nun schon zum hundertsten Male.

„Ja. So sicher wie noch nie in meinem Leben.“, lächelte Nara. AJ nahm den Kuli und setzte seine Unterschrift unter die Geburtsurkunde von Juri Jethro Chegwidden.

THE END

Danke für's Lesen!


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