Geiselname von Sarah Rabb

#1 von elli , 29.11.2009 21:06

Titel :Geiselname

Autor : Sarah Rabb


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Nervös rutschte Harm auf seinem Stuhl umher. Der Anwalt der Gegenseite nahm ihm ganz schön des Wind aus den Segeln. Mit dem letzten Beweis, den der Verteidiger gerade eingereicht hatte, war auch Harms letzte Gegenargumentatstion gnadenlos vernichtet worden. Seit langer Zeit war es das erste mal, dass Harm als Staatsanwalt posierte. Colonel Sarah MacKenzie (Mac) hatte den Fall kurzfristig wegen anderer Fälle an ihn abgeben müssen. Der Admiral hatte Mac eigentlich gesagt, sie solle den Fall an das Militär geben. Nicht an Harm. Mac hatte höflich genickt und ihn dann doch Harm gegeben, da dieser den Fall unbedingt bearbeiten wollte. Mac hatte zwar zuerst protestiert, hatte dann aber doch schnell nachgegeben.. Der Admiral hatte keine Ahnung, dass Harm im Moment hier saß. Er hatte zur `Unterstützung` eine junge Auszubildende, ihr Name war Clear, mitbekommen. Der Admiral hielt es für wichtig, dass auch die jüngeren Praktikantinen Erfahrungen bei den erfahrenen JAG- Anwälten sammelten. Der Fall war eigentlich ganz klar. Der Angeklagte war schuldig. Er hatte sich unerlaubt für mehrere Tage von der Gruppe entfernt und des öfteren mit Heroin und anderen Rauschmitteln geschmuggelt und gedealt.

Aber seit der heutigen Verhandlung tauchten zufälligerweise immer mehr Beweise auf die den Mandanten der Gegenseite entlasteten und Harms Theorien zerstörten. Die Richterin wendete sich Harm zu.

„Hat die Anklage noch fragen an den Zeugen?“

„Ja, Euer Ehren!“ Harm stand auf und ging zielstrebig auf den Zeugen zu. Beim gehen fiel ihm auf, dass heute keine Zuschauer da waren. Die Öffentlichkeit schien von diesem Prozess ausgeschlossen worden zu sein. Auch die Protokollierer, die sonst zu dritt da saßen, waren auf einen reduziert worden. Weshalb? Da es sich bei diesem Prozess um ein Schwurgerichtsverfahren handelte, waren auch keine Geschworenen anwesend. Auch die kleinen Überwachungskameras, die überall im Gerichtssaal jeden von allen Seiten in Augenschein nahmen, waren nicht wie sonst ausgeschalten, sondern waren alle an. Das zeigten die kleinen roten Lichter, die wie verrückt an jedem der Kameras blinkten. Der Raum war ungewöhnlich leer. Die einzigen Menschen in ihm waren die Richterin mit ihren zwei Beratern, der Protokollierer, die beiden Polizisten neben der Türe, der Anwalt der Gegenseite mit dem Angeklagten, seine Kollegin Clear und er selbst. Das waren zehn Personen in dem riesigen Saal. Sehr ungewöhnlich.

„Wie können Sie sich so sicher sein das der Angeklagte, Petty Officer Luke, niemals mit Heroin oder eine andere Art von Rauschgift gedealt oder geschmuggelt hat?“

„Er ist nicht der Typ für so was...“, murmelte der Zeuge. Harm schüttelte den Kopf. Das lief alles nicht so wie geplant. Die Zeugen waren alle verschüchtert. Sie hatten Angst. Harm wollte den Zeugen gerade auf die Angst ansprechen, die ihm ins Gesicht geschrieben stand, als die Türen des Gerichtes plötzlich aufgerissen wurden und fünf dunkel angezogene Männer mit weiten Mänteln den Saal betraten. Die Richterin stand auf , schlug mit ihrem Hammer auf den Sockel und rief den unheimlichen Gestalten laut zu:

„Meine Herren. Dieser Prozess ist nicht öffentlich. Bitte verlassen sie meinen Gerichtssaal augenblicklich!“ Doch die Personen rührten sich nicht. Einer der fünf Männer drehte sich um und schloß die Tür. Harm beschlich ein komisches und unbehagliches Gefühl. Beinnahe so ein Gefühl wie Angst. Etwas sagte ihm, dass diese Männer nicht hier waren um dem Prozess zuzuhören. Die Richterin verlieh ihrer Aussage beim zweiten mal mehr Nachdruck:

„Verlassen sie Augenblicklich den Saal, sonst werde ich sie vom Sicherheitsdienst entfernen lassen müssen!“ Doch die Männer schienen unbeeindruckt und bewegten sich keinen Zentimeter von dem Platz weg, bei dem sie gerade standen. Die Richterin legte ein selbstsicheres grinsen auf und nickte dem Wachpersonal neben der Türe zu. Diese gaben den fünf unheimlichen Personen mit einer unmissverständlichen Geste auf ihrer Waffe das Zeichen, dass es jetzt Zeit war zu gehen. Doch noch immer gaben die Männer kein Zeichen von sich, das den anderen zeigte, dass sie die Aufforderungen verstanden hatten. Im Gegenteil. Einer der Männer, der kleinste und dickste von allen, löste sich von den restlichen vier und lief in Richtung der Verteidigung. Die Richterin protestierte laut stark, doch der Mann ignorierte sie. Harms Gefühl von Unbehagen wuchs und stieg ins unermessliche. Sämtliche Alarmglocken schalteten sich bei ihm ein. Dieses Gesicht!! Wo hatte er es nur schon gesehen? „Wachen!“, rief die Richterin völlig außer sich dem Wachpersonal zu.

Diese wollten gerade zu ihren Waffen greifen, als die vier restlichen Männer, welche noch immer nicht von der Tür weggewichen waren, ihren Mantel zur Seite rissen, ihre eigenen Waffen entnahmen und das Wachpersonal nieder schoßen. Harm schaute wie erstarrt auf die niedergeschossenen Wachmänner.< `Nur die Ruhe`> sagte er sich selbst in Gedanken. Wenn hier jetzt das Chaos ausbrechen würde, würde keinem geholfen sein. Doch kaum hatte er seinen Gedanken beendet, schrie seine Kollegin Clear wie am Spieß. Einer der Männer drehte sich um und schaute mit einem stierenden Blick auf Clear. Schnell eilte Harm zu ihr und redete beruhigend auf sie ein.

„Es wird alles gut, Clear. Seien Sie aber doch bitte ruhig. Das macht sie nervös!“ Harms Stimme war ruhig und beruhigend. Doch in seinem inneren tobte es. Clear beruhigte sich. Der Mann, welcher, wie die anderen Männer noch nicht ein Wort geredete hatte, ging weiterhin festen Schrittes auf die Verteidigung zu. Harms Kehle zog sich zusammen. Er beobachtete, wie sich der Angeklagte erhob und den Mann umarmte. Harms Augen wurden immer größer. Der Mann, welcher gerade den Angeklagten liebevoll umarmte, nickte seinen Männern erneut zu . Dann löste er sich aus der Umarmung und blickte Harm direkt in die Augen.

„Commander Rabb!“, begrüßte er ihn mit leicht süd- italienischem Akzent und geschleimter Stimme.

„Wie schön Sie wieder zu sehen. Ist schon eine Weile her, nicht wahr?“ Als Harm nicht antwortete und der Mann seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck sah lachte er laut auf:

„Commander! Sie haben mich vergessen?“

Die Richterin, die seitdem die Männer die Wachleute erschoßen hatten verängstigt geschwiegen hatte, hatte sich langsam erholt und versuchte mit fester Stimme zu reden.

„Was wollen Sie?“ Der Mann lachte dreckig.

„Keine Angst euer Ehren, wir verschwinden sofort wieder. Aber erst wenn wir das haben was wir wollen!“ Sein Finger zeigte auf Petty Officer Luke, den Angeklagten. Die Richterin schüttelte energisch den Kopf.

„Der Officer steht unter Arrest!“, brachte sie mit wackliger Stimme heraus. Erneut lachte der Mann. Dann löste er seinen Blick von Harm uns ging auf den Angeklagten zu.

„Komm Jim!“ Jim stand auf und folgte dem Mann zur Türe. „Auf Wiedersehen. Und entschuldigen Sie die Unterbrechung!“, scherzte der Mann, schloß sich seinen vier Bodyguards an und wollte den Saal verlassen, als man Schüsse hörte und die Bodyguards aprubt stehen blieben. „Die Bullen!“, schrien sie , schossen ein paar mal zur Seite und rannten in den Gerichtssaal zurück.

„Verdammt!“, schrie der vermeintliche Boss der Gruppe. Die Männer schloßen die Türe zu und verschanzten sich. Dann wandte er sich wieder der Richterin zu und setzte ein honigsüßes Lächeln auf. „Wir werden wohl doch noch länger hier bleiben müssen. Und so lange werden sie unsere Geiseln sein. Ach wie unhöflich. Ich vergaß mich vorzustellen. Mein Name ist Tronty. Toni Tronty.“

Admiral A.J Chegwidden saß in seinem Büro. Er las den letzten Bericht von Harm und Mac durch. Sie waren vor knapp drei Wochen in Australien gewesen um einen Fall zu bearbeiten, bei dem es um illegale Geschäfte handelte. Und im Feuereifer hatte Mac auch gleich Brumby mitgebracht. AJ mochte ihn nicht. Diese aufgesetzte und immer andauernde Lächeln nervte ihn tierisch. Aber da Mac ihn so mochte, wollte er nicht so sein und spielte den Freudigen. AJ bemerkte auch die Spannung zwischen Harm und Brumby. Er ahnte schon seit langem, dass Harm etwas für Mac empfand. Er vermutete, dass es auf Gegenseitigkeit beruhte. Genau deshalb verstand er nicht, weshalb beide dennoch immer andere Partner hatten. Harm hatte seine Filmregisseurin Renee und Mac hatte Brumby. Seufzend schüttelte er den Kopf. „Was machen es sich die jungen Leute heutzutage so schwierig?“, murmelte er vor sich hin.

Großer Lärm vor der Tür lies ihn aufschrecken. „Was zum Teufel... TINER!“ AJ erwartete, dass sein junger Assistent jeden Augenblick hier rein gerannt kam um ihn über das äußere Geschehen zu informieren, doch er blieb aus. „TINER!“ Noch immer war draußen ein furchtbarer Aufstand, doch Tiner kam nicht. Mürrisch stand AJ auf, öffnete seine Tür und verließ den Raum. Als er aus seinem Büro heraustrat, wäre er am liebsten gleich wieder umgekehrt. Keiner seiner Mitarbeiter war dort wo er sein sollte. Jeder redete mit jedem. Keiner kümmerte sich um sein Geschäft. AJ stellte sich aufrichtig hin. Keiner schien ihn bemerkt zu haben.

„Was zum Teufel ist hier los?!“, schrie er laut in das Stimmengewirr ein. Noch immer nahm keiner Notiz von ihm. Was auch immer passiert war. Es war aufregend und beängstigend. In jedem der Gesichter sah er Angst. „HEY!“, schrie Admiral AJ Chegwidden . Fast alle in dem großen Raum verstummten. Ein großer Teil machte sich schnell wieder an die Arbeit und verschwand in seinem Büro. Der Admiral lief auf eine kleine Truppe zu, die immer noch beeinander stand. Es waren Bud, Gunny, Tiner und Harriet, die sich noch immer angeregt unterhielten und allem an schein noch nichts von der Anwesenheit des Admirals mitbekommen hatten. Erst als der Admiral direkt hinter ihren stand bemerkten sie ihn. Tiner riss seine Augen auf, stammelte eine kurze Entschuldigung und rannte zu seinem Arbeitsplatz zurück. „Was ist hier los?“, fragte der Admiral in die Gruppe hinein. Bud, der sich erschrocken umdrehte, sah seinen CO ängstlich an und antwortete: „Wir haben Schüsse gehört, Sir.“ „Von wem?“ „Sowohl vom Wachpersonal als auch von fremden Waffen, Sir. Es kam von den Gerichtssälen.“ Die erschrockenen Mitarbeiter, die verschüchtert zu ihren Arbeitsplätzen zurück gegangen waren, schauten den Admiral fragend an. Dieser runzelte die Stirn, ging zum nächsten Telefon, wählte eine Nummer und wartete. „Ja, hier Admiral Chegwidden. Was ist da unten los bei euch? –pause- Ja, ja. Verstehe. Ist jemand verletzt. –pause- Zwei? Und die Täter? Im Gerichtssaal. Ja verstehe. Wissen sie schon wer es ist? –pause- Mhhm. Danke. Melden sie sich bitte bei mir so bald es etwas neues gibt.“ Er legte den Hörer auf und sagte gut laut in den Raum hinein, damit es alle hören konnten: „Es gab unten eine Schießerei. Das Wachperson hat aus dem Gerichtssaal zwei Schüsse und Schreie gehört. Sehr nahe der Türe. Sie vermuten, dass die Wachen an der Türen verwundet sind. Als das Wachpersonal die Schüsse hörte, wollten gerade Männer aus dem Gerichtssaal mit einem Angeklagten fliehen.. Sie haben sich gerade mit Geiseln im Gerichtssaal verschanzt. Wir warten auf die Forderungen.“ Der Admiral sprach nun wieder leiser zu Bud, Harriet und Gunny.

„Der Geiselnehmer ist höchst wahrscheinlich Toni Tronty.“ Buds Augen weiteten sich und er schaute den Admiral an :

“Toni Tronty? Der Mafiaboss? Wenn ich mich nicht irre, hatte Commander Rabb vor ungefähr eineinhalb Jahren eine Verhandlung gegen ihn?“ Der Admiral nickte.

“ In dem Gerichtssaal in dem er sich mit drei oder vier seiner Bodyguards und einer unbestimmten Menge von Geiseln verschanzt hat, wurde gerade eine Verhandlung über seinen Neffen entschieden. Eine große Sache. Wo ist eigentlich der Commander? Hat er sich krank gemeldet?“ Keiner konnte dem Admiral antworten.

Sarah MacKanzie betrat den Raum. Schnell und mit interessiertem Gesicht eilte sie zu der kleinen Truppe hin. Fragend sah sie sie an.

„Habt ihr schon von der Geiselnahme da unten gehört? In welchem Raum ist sie?“ Der Admiral schüttelte den Kopf: „Das geht uns nichts mehr an. Den Fall haben sie schließlich vor zwei Tagen ans Militär abgegeben. zum Glück sitzt jetzt keiner von uns dort unten!“ Schweigen.

„Sir“, begann Mac zögernd, „ ...geht es um die Dealerei Sache, Sir ?“ Der Admiral nickte.

„Sie meinen die Geiselnahme findet dort statt?“, fragte sie verzweifelt und den Tränen nahe. Der Admiral nickte erneut: „Ja, aber was geht uns das an, Colonel ? ich habe die Probleme mit dem Fall kommen sehen. Sich mit einer Mafiafamilie anzulegen war noch nie gut. Deshalb sollten sie den Fall ja an das Militär geben. Sollen die sich damit rumschlagen. Gott sei dank sitzt da jetzt keiner vom JAG- Corps drin...“ Mac zitterte. Harriet sah sie besorgt an: „Geht es ihnen nicht gut?“ Doch Mac schüttelte den Kopf.

„Sir. Ich habe ihren Befehl missachtet“, brachte sie stotternd hervor. Sie zitterte nicht vor Angst vor dem Admiral, sondern vor Angst um Harm. Der Admiral sah sie fragend an.

„Harm sitzt da drin. Er hat die Anklage übernommen.“

Es herrschte Stille. Keiner wagte nach Macs Aussage irgendetwas zu sagen. Mac schaute zu Boden. Sie konnte jetzt keinem in die Augen sehen. Wenn Harm etwas passieren würde, würde sie es sich nie verzeihen. Der ganze Raum war ruhig. Zwar hatten nicht alle mitbekommen worum es sich handelte, doch sie konnten aus den Gesichtern von Bud, Harriet, Gunny, dem Admiral und Mac Verzweiflung und Angst, teils auch Wut sehen. Nach einer längeren Schweigepause wendete sich der Admiral Mac zu und suchte ihren Blick. Noch immer wich Mac jedem Blickkontakt aus.

„Wieso haben Sie dem Commander den Fall übertragen, Colonel?“ Mac schloß für einen Augenblick die Augen.

„Er wollte ihn haben, Sir.“ Der Admiral nickte. Mac war auf eine Standpauke eingestellt. Sie hatte sie verdient. Sie hatte sie sogar verdammt verdient. So fühlte sie sich zumindest. Sie hätte Harm den Fall einfach nicht geben dürfen. Sie hätte einfach „Nein“ sagen müssen. Aber sie hatte es nicht gemacht. Sie hatte ihm nicht widersprochen. Sie würde die volle Schuld haben, indem Fall, in dem Harm verletzt oder , Gott bewahre, getötet werden würde. Der Admiral schien die Gedanken des Colonels lesen zu können.

„Sie trifft keine Schuld, Mac.“, sagte er ruhig, aber mit gewisser Schärfe in der Stimme.

„Wir alle kennen den Commander. Wenn er den Fall unbedingt wollte, hätten sie ihn nie und nimmer davon umstimmen können.“ Mac nickte abwesend. Der Admiral legte kurz den Arm auf ihre Schulter, zeigte den vier an sie sollen ihm folgen und hastete dann in sein Büro.

Im Büro setzten sich Harriet und Mac auf die Couch, Gunnery Galindiz und Bud auf die Stühle vor dem Schreibtisch des Admiral. Der Admiral nahm das Telefon und wählte erneut die Nummer des Gerichtsstockes.

Mac saß teilnahmslos auf dem Sofa und registrierte das, was um sie geschah überhaupt nicht. Harriet hatte irgendetwas zu ihr gesagt, doch es war an ihr vorbei gegangen. Sie sah verschwommen, wie der Admiral telefonierte, mit seinem gegenüber lautstark verhandelte und schließlich wieder auflegte. Dann wendete er sich Bud und Gunny zu: „Die dort unten sagen, dass sie zufälligerweise heute die Kameras in dem Gerichtssaal indem sich der Commander befindet installiert haben.. Wir haben also ein Bild. Nur mit dem Ton haben sie ein kleines Problem.“ Gunny sah den Admiral fragend an. „Und was sollen wir nun machen, Sir? Die dort unten würden sich sicherlich nicht darüber freuen wenn wir uns da einmischen....“ Der Admiral zog seine Augenbrauen nach oben und sah den Gunny komisch an, sagte aber nichts. „Ich werde mich mit dem Leiter der Abteilung unterhalten. Vielleicht können wir mit Tronty verhandeln.“

„Oder der Commander tut es...“, murmelte Bud.

In der Zwischenzeit hatten sich alle Geiseln, die im Raum waren alle an die Wand setzen müssen. Die Bodyguards von Toni Tronty, deren Namen Jerry, Tom, Jack und Lex waren, hatten sich im Raum aufgeteilt. Sie hatten die beiden toten Wachmänner in eine Ecke geschmissen. Dann hatten sich zwei von ihnen an die Tür und die anderen Beiden neben der Wand aufgestellt. So hatten sie alles gut im Blickfeld und konnten die Geiseln überwachen. Ihr Waffen hatte sie immer schußbereit in ihren Händen. Harm bemerkte, dass Toni ihn die ganze Zeit anstarrte. Er selbst ging dessen Blick mit voller Absicht aus dem Weg. die Geiseln schwiegen alle. Tonis Neffe, der Petty Officer, hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und las ein Schriftstück, dass sein Onkel ihm gegeben hatte. Feixend sah Toni um sich.

Er musterte jede Geiseln einzeln. Dann grinste er dreckig und sagte: „Nun, da wir ja jetzt wohl noch eine längere Zeit beieinander sein werden, schlag ich mal vor wir stellen uns gegenseitig vor. Ich bin Toni.“ Die erste, die in der Reihe saß, war die Schriftführerin, die sich vor Angst kaum zu atmen wagte. Toni sah sie musternd an. Hübsches Ding. Höchstens 25 Jahre alt. Langes blondes Haar. Schöne Figur. „Und?“, fragte er sie laut und mit seinem dreckigen grinsen im Gesicht. „Ihr Name?“ Zögernd und den Blick nicht vom Boden abwendend, nuschelte sie leise: „Amber...“ Toni grinste und sah die nächste Person an die da saß. „Oh wie schön sie wieder zusehen, Chloe.“ Die Richterin sah Toni direkt in die Augen und schwieg. Sein Blick schweifte über die beiden Berater der Richterin, deren Namen Peter und Charles waren, weiter zum Verteidiger. Kopfschütteln und theatralisch seufzend sah Toni den Anwalt seines Neffen an. „Ich hatte mehr von ihnen erwartet, Bob...“ Der Anwalt schüttelte panisch seinen Kopf: „Nein, Nein. Herr Tronty. Ich hätte heute gewonnen. Rabb hatte keine Chance. Ich hätte gewonnen!!“ Bob sprach schnell und voller Panik. Er kannte die Regel. Er war schon lange der Anwalt von dieser Mafiafamilie. Nie hatte sich ein Prozess so lange gezogen wie heute. Bis jetzt hatten sich alle Richter und Geschworenen bestechen lassen. Toni zog aus seiner Manteltasche eine Pistole , hielt sie Bob an den Kopf und drückte unter den verzweifelten Schreien der Geiseln ab. Blut spritzte. Harm, der direkt neben dem jetzt toten Anwalt saß, war über und über mit Blut bespritzt. Clear, die direkt neben ihm saß, schrie hysterisch und voller Panik. „Wir werden alle sterben!“, schrie sie laut. Dann schmiss sie sich Harm an die Brust und fing laut an zu weinen. Toni sah dem Schauspiel gespielt rührselig zu. „Ach wie süß“, sagte er laut. „Schon wieder eine ihrer neuen, Harm?“ Harm ignorierte die Frage und nahm Clear in den Arm um sie zu trösten. Sie war noch so jung. Er hatte es schon einmal erlebt, dass jemand neben ihm erschoßen wurde. Sie nicht.

Der Admiral, Bud, Gunny, Harriet und Mac waren auf dem Weg zum Kontrollraum , als sie einen Schuß hörten.

„Harm!“, flüsterte Mac geschockt und sie rannte regelrecht zum Kontrollzimmer. Die anderen waren dicht hinter ihr. Schon von weitem konnte sie sehen, dass das Kontrollzimmer ziemlich voll und Wachen vor der Tür standen. Dennoch verlangsamte sie ihren Schritt nicht. Der Admral, Bud und Harriet hatten Probleme mit Mac Schritt zu halten. Nur der Gunny lief neben der panischen Mac her. „Was ist, wenn ihm was passiert?“, murmelte sie vor sich hin. „Es wäre nicht ihre Schuld, Colonel. Der Commander kann schon auf sich aufpassen...“ Mac nickte widerwillig, auch wenn sie dieser Aussage keinen Glauben schenkte. Nun waren sie kurz vor dem Kontrollzentrum des JAG HQ angelangt. Mac verlangsamte ihre Schritte um ein minimales und versuchte, an den Wachen vorbei in den Kontrollraum zu gelangen. Doch die Wachen hielten sie auf: „Entschuldigen Sie, Mam. Sie haben hier keinen Zutritt!“ Das waren falsche Worte, von den falschen Personen, zur falschen Zeit. In Mac kochte es. Sie hatte Angst. Furchtbare Angst, dass Harm etwas passieren könnte. Und jetzt wollten diese zwei halbwüchsigen Männer verbieten wollen, dass sie versuchen wollte ihren Kollegen, ihren Freund zu retten? „Sie...“, Mac ging bedrohlich auf einen der Wachmänner zu. Sie hatte Mühe ihre Wut zu unterdrücken. „Sie....“ Mac zeigte mit dem Finger auf den Wachmann, der sie am betreten des Raumes hindern wollte und wollte ihm alles an den Kopf werfen, was ihr gerade einfiel. Doch der Admiral kam ihr zuvor. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und zog sie mit sanfter Gewalt von den Wachen weg. Dann baute er sich in voller Größe vor den Männer auf, damit sie auch anhand seiner Abzeichen seinen Dienstgrad und seine Befugnis ablesen konnten. Die Wachen schauten sich an. Sie hatten den Befehl bekommen NIEMANDEN hier rein zu lassen. Doch bei der Position.

Eine der Wachen sah den Admiral an und schüttelte den Kopf: „Es tut mir Leid, Sir. Wir haben den ausdrücklichen Befehl niemanden diesen Raum betreten zu lassen, der nicht vom CIA angefordert wurde.“ AJ hob seine Augenbrauen nach oben. „Wenn sie uns nicht sofort in diesem Raum reinlassen, werde ich persönlich dafür sorgen, dass sie beide nie wieder dieses Gebäude von innen sehen werden!“, der Admiral geriet in Rage und seine Stimme hatte den ruhigen und sinnlichen Klang verloren. Sie war laut und ungehalten. Noch bevor sich die Wachen in irgendeiner Weise hätten rechtfertigen können, wurde die Türe geöffnet und Webb stand in der Türe. „Ich habe sie schon erwartet...“, sagte er laut und lies den Admiral passieren. Auch Mac kam ohne größere Schwierigkeiten durch die Türe. Doch bei Gunny, Bud und Harriet zog Webb die Stirn kraus. „Mussten Sie mit ihrer ganzen Kavallerie hier auftauchen, Admiral. Der Raum ist klein und wir sind viel und werden immer mehr.“ Harriet hatte verstanden. „Ich werde nach oben gehen, Sir. Informieren Sie mich bitte über den Commander, ja?!“ Der Admiral nickte. Webb lies seufzend Bud und Gunny in den wirklich ziemlich kleinen Raum eintreten.

Sobald die Tür geschloßen war, sah sich Mac in dem kleinen Raum um. Überall lagen Kabel umher. Es hingen acht Bildschirme an der Wand, die den Gerichtssaal aus verschiedenen Perspektiven wiedergaben. „Was war mit dem Schuß?!“, fragte Mac Webb hastig, als sie Harm auf den Bildern nicht erkennen konnte. „Keine Sorge, Mac. Es war nicht Harm. Troty hat seinen Anwalt erschoßen. Harm sitzt da....“, Webb zeigte in die linke Ecke des zweiten Bildschirms von rechts. Tatsächlich. Da saß Harm. über und über mit Blut besudelt. „Haben wir Ton?“, fragte der Gunny den Toningenieur. Dieser neigte den Kopf hin und her . „kommt drauf an. Die Technik hier ist noch ganz neu. Wurde erst gestern installiert und sollte erst morgen in Betrieb genommen werden. Aber bei dem Fall. Mafia und so...“ „Geht er jetzt?“, fragte er Admiral mit gewisser Schärfe in seiner Stimme. Der Toningenieur nickte. „Es kann aber sein, dass der Ton gleich wieder ausfällt. Er ist manchmal da und dann kurz darauf wieder weg. Wir haben den Grund noch nicht gefunden. Auch die Bildschirme fallen ab und zu wieder aus. Ich habe aber schon Männer nach unten geschickt, die sich darum kümmern...“ Der Admiral nickte und wandte sich dem Bildschirm zu....

Toni widmete jetzt seine ganze Aufmerksamkeit Harm. „ Comander Rabb.....“, er machte eine bedeutende

Pause, „... Harm, ich darf Sie ja so nennen.“ Harm antwortete nicht und versuchte sein Gegenüber zu ignorieren.

„Ach kommen Sie, Harm. Machen Sie mich nicht wütend.“ Tonis Stimme war so falsch. So gespielt freundlich

und schleimig. Harm musste seine Wut und seinen Hass gegen ihn unterdrücken. Er musste einfach. Wenn er

sich jetzt falsch verhalten würde, ein falsches Wort, eine falsche Bewegung, könnte er Toni damit einen Grund

geben ihn oder einen der anderen Geiseln zu erschießen.

Dabei kreisten alle seine Gedanken um eine Person. Mac. Gott, wie er sie liebte. Nie hatte er es ihr gesagt.

Weshalb auch? Sie waren gute Freunde. Er wollte das nicht zerstören. Vor allem war aber Mac gerade

mit Brumby zusammen. Brumby!! Sie zog ihn ihm vor.... er schüttelte en Kopf. Machte er es anderes? Nein. Er war mit Renee zusammen. Obwohl er wusste, was er für Mac empfand.

„Was denn ,Commander...“, fing Toni wieder in seiner schleimigen Freundlichkeit an zu reden, „ ...so still

heute?“ Harm schwieg noch immer. Er wusste das er Toni damit provozierte, doch mit seinem

Schweigen vermied er Toni mit dem zu provozieren was er sagen würde, wenn er etwas sagen würde.

Nur wer Harm gut kannte, konnte in diesem Augenblick , anhand dem wie er schaute und wie sein Blick war, sagen was Harm fühlte. Was ihn bewegte. Mac sah gequält auf den Bildschirm und beobachtete Harms Gesichtszüge. Die Bildqualität war 1a.

„Wenn dieser Tronty noch länger versucht mit Harm zu kommunizieren,

wird ihm der Kragen platzen...“, stellte Mac besorgt fest. Der Admiral, der neben ihr stand und ebenfalls auf den Bildschirm starrte, stimmte ihr zu. „Was gedenken sie zu Tun um den Commander und die anderen Geiseln frei zu bekommen?“, fragte AJ Webb. Dieser zuckte mit den Schultern. „Ich habe nicht die leiseste Ahnung!“, flüsterte Webb kaum hörbar. Doch Mac hatte es gehört. Sie starrte Webb an und wäre bereit gewesen ihm an die Gurgel zu springen, doch sie hielt sich zurück. sie musste jetzt einen klaren Kopf bewahren.

Sie musste jetzt an Harm denken. „Clay...“, begann Mac langsam und mit leicht aggressivem Ton zu reden, „ wie werden Sie mit Tronty Kontakt aufnehmen?“

Webb zuckte mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung. Es gibt kein Telefon in diesem Gerichtssaal. Sie haben es gestern abmontiert, weil es kaputt ist...“ Bud, der nicht wusste ob es ihm gestattet war sich in die Unterhaltung mit einzubeziehen , räusperte sich vorsichtig. „Ja, Bud?“, fragte Mac . „Hat der Commander nicht immer sein Handy dabei?“, fragte Bud vorsichtig. Der Admiral fuhr abrupt um: „Rabb hat ein Handy mit im GERICHTSSAAL?!“ „Es hat es immer ausgeschalten , Sir!“, versuchte Mac AJ zu beruhigen. Webb schaute interessiert zu Bud. „Aber er hat sein Handy dabei?!“, versuchte er richtig zu stellen. Bud nickte. „Das ist brillant!“, rief Webb laut und wendete sich einem Kollegen zu. Mac, Gunny, Bud und der Admiral sahen Webb fragend an. „Was ist hier los, Webb? Was ist so brillant daran, dass Harm sein Handy dabei hat. Es ist ausgeschalten!“, stellte Mac fest. Als sich Webb ihnen wieder seine volle Aufmerksamkeit schenkte, lächelte er sie siegessicher an. „Wir testen im.... Außenministerium....gerade ein neues Projekt. Es ist noch ein Prototyp...“ „Reden Sie in vollständigen Sätzen, Webb!“, bellte der Admiral . Webb zog ein beleidigtes Gesicht: „Ist ja gut, AJ. Also, wie gesagt, .....das Außenministerium hat ein Gerät entwickelt, das ausgeschaltete Handys einschalten kann. Aber es ist noch ein Prototyp...“

Harm saß immer noch schweigend neben den anderen Geiseln auf dem Boden. Links von ihm eine verstörte Kollegin und rechts von ihm ein toter Anwalt der Verteidigung. Vor ihm stand Toni und starrte ihn immer noch an. <Nicht provozieren lassen> Harms Gedanken sprudelten in ihm. Auch wenn er sich es nur schwer eingestand- er hatte Angst. Bei normalen Geiselnahmen wollte der Geiselnehmer Geld oder andere Materielle Dinge. Aber Toni Tronty hatte alles was er wollte. GLAUBTE Harm zumindest.

Ganz in seinen Gedanken versunken, schreckte ihn und die anderen Geiseln ein klingeln auf. Auch Toni und seine Bodyguards waren erschrocken aufgesprungen. <Diese Melodie....>

„Das ist ein Handy!“, schrie Lex , einer der Bodyguars, Toni zu. Toni drehte seinen Kopf zu Lex und schaute ihn genervt an. „Gut das du es sagst....was steht ihr so rum. SUCHT ES!“ die Geiseln waren alle zusammen gezuckt, bei dem Gebrüll des Bosses. <Das ist MEIN Handy...> Harm blickte zu Toni. Er sah, dass er und seine Kumpanen mittlerweile die Richtung, aus der das Geräusch kam, orten konnten. <Ich dachte ich habe mein Handy aus geschalten...>

Bis auf das klingeln des Handys war es mucksmäuschenstill im Gerichtssaal. Harm durchbrach sie.

„Das ist mein Handy!“, stellte er laut fest. Tonis Miene zeigte nicht im geringsten, dass er Harms Kommentar verstanden hatte. Zielstrebig lief er nun auf Harms Platz zu, öffnete den unverschlossenen Aktenkoffer und entnahm diesem ein Handy.

Unschlüssig, ob er das Gespräch nun annehmen sollte oder nicht, schaute Toni unsicher durch die Menge. Sein Blick blieb an Harm hängen. Noch immer schrillte das Handy auf voller Lautstärke.

Nun geh schon ran“, murmelte Webb, während er sich den Hörer aufs Ohr presste. „Komm schon“

Mac hielt ihre Hand zu einer Faust gepresst, an ihrem Schenkel. Sie hatte eine Wut. Auf Harm, auf sich, auf Tronty. Einfach auf alle. Ihre Augen waren seit sie diesen Raum betreten hatte, nicht vom Bildschirm gewichen. Auch in diesem Raum war es still. Nur ab und an waren Webbs überflüssige Kommentare oder Wetteiferungszeilen zu hören. „Ja...ja....JA!“

„Nun seien Sie aber ruhig, Webb! Sie bringen einen ja ganz durcheinander!“, fuhr der Admiral Webb an. Dieser nickte nur. „Er hat das Handy schon in der Hand. Nimm doch ab, Mensch!“ Und als ob Webbs Ersuche erhört wurden, nahm Toni ab.

„Bei Rabb“, grinste er ins Telefon. Mac wäre ihm allein für diesen Kommentar an die Kehle gegangen, hätte sie die Möglichkeit dazu gehabt.

„Toni Trony“, stellte Webb trocken fest.

„Ahhh“, spiele Toni erschrocken. „Man ist mir auf die Schliche gekommen... Von was sind Sie? FBI? CIA?“

„Außenministerium“, gab Webb zur Antwort.

„Sicher, Sicher...“, gab Toni ironisch und selbstsicher zurück.

„Was genau wollen Sie für die Geiseln, Tronty?“, fragte Webb sachlich.

„Nun, eigentlich wollte ich nichts außer mit meinem Neffen den Gerichtssaal zu verlassen“ –er machte eine theatralische Pause- „aber da Sie mich so fragen.....mhhmm“, noch immer war Trontys Stimme von vorne bis hinten verkünzelt. Man konnte nicht bestimmen in welcher Laune sich Toni befand. War er wütend? Hatte er einen Plan? Noch immer schwieg Tronty. Durch die Kamera konnten sie alle sehen, dass Tronty keineswegs nachdachte, sondern nur blöd in Richtung Harm grinste. „Sind Sie noch dran, Mr. Außenministerium?“

„Ja, ich bin noch dran. Was sind ihre Bedingungen?“

Tronty lachte schmutzig.

„Ich möchte einem alten Freund einen gefallen tun. Sagt ihnen der Name Clark Palmer etwas?“

Da der Lautsprecher eingeschalten war, konnten alle die Unterhaltung mithören. Bei der Erwähnung von Palmers Namen zuckten Mac und Bud , für alle gut sichtbar, zusammen. Auch der Admiral hatte Schwierigkeiten seine Miene nicht zu verändern.

„Der Name ist mir nicht unbekannt...“, murmelte Webb. Palmer hatte einst versucht Harm umzubringen. Er konnte sich lebhaft vorstellen, was die Forderung von Tronty sein würde.

„Gut“, schmunzelte Toni. „ Meine Forderungen lauten: Ich möchte, dass Palmer aus dem Knast entlassen wird und mit einem Auto seiner Wahl an den Flughafen gefahren wird. Dort werden Sie uns einen Privatjet zur Verfügung stellen. Vorher aber, wird uns hier ein Fluchtauto zur Verfügung gestellt werden. Und zur Sicherheit, damit Sie und auch nicht versuchen zu verfolgen , werden wir eine Geisel mitnehmen.“

Alle im Raum atmeten Scharf ein. Das waren verdammt viele Forderungen. Mac beugte sich zum Admiral hinüber, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden, und sagte:

„Sir, ich denke er hat noch nicht bemerkt, dass die Kameras an sind. Wir sollten ihn in dem Glauben lassen...“ der Admiral nickte. Auch Webb hatte das Gespräch mitbekommen und fragte Tronty:

„Wie geht es den Geiseln? Ist jemand verletzt?“ er spielte auf die beiden toten Polizisten und den erschoßen Anwalt an. Da die Kamera lief, konnte er selbstverständlich sehen, wer verletzt, tot oder lebendig war. Aber sie wollten Tronty im glauben lassen unbeobachtet zu sein.

„Nein. Sind alle gesund.“

„Das glaube ich Ihnen nicht, Tronty. Ich möchte mit einer Geisel sprechen.“ Webb überlegte: Sollte er nach Harm verlangen? War das zu auffällig? Doch aus den Blicken von Bud, Gunny, dem Admiral und Mac, die alle gleichzeitig mit ihren Mündern das Wort „Harm“ andeuteten, hatte sich die Sache erledigt.

„Ich möchte mit Commander Harmon Rabb sprechen“, sagte Webb mit harter Stimme. Einen Moment lang konnten die Anwesenden im Raum, auf den Bildschirmen ,Trontys Kampf mit sich selber verfolgen. Schließlich ging er auf Harm zu und hielt diesem das Telfon hin.

„Machen Sie es kurz und sagen Sie ja nichts falsches!“ Harm nickte und nahm das Handy entgegen.

Harm hielt sich das Telefon.

„Rabb“

„ Webb, Commander. Wie geht es Ihnen?“

„Bestens, Webb. Ging mir nie besser, danke!“, gab Harm sarkastisch entgegen.

Webb ignorierte den Kommentar.

„Sie haben die Forderungen gehört, Rabb?“

„Ja“, gab Harm als Antwort.

„Gut“, gab Webb zurück. „Schauen Sie jetzt ja nicht hin, aber im ganzen Raum sind Kameras installiert. Wir wissen über alles Bescheid.“

„Wie beruhigend!“ Der Sarkasmus blieb in Harms Stimme.

„Hören Sie, Rabb. Die Forderungen...“

„NEIN!“, gab Harm in schneidendem Ton zur Antwort. Er konnte jetzt schlecht sagen: “Nein Webb. Gehen Sie ja nicht auf die Forderungen ein!“ Nicht vor Tronty.

Webb seufzte theatralisch.

„Rabb, wir werden jetzt zum Schein auf die Forderungen eingehen. Zum Schein! Aber sobald eine weitere Geisel verletzt oder getötet werden sollte, werden wir Palmer zum Flughafen bringen und ihn mit ihren Geiselnehmern hinfliegen lassen wo auch immer sie wollen....“

Harm gab keinen Kommentar zu Webbs Feststellung dar.

Auf den Bildschirmen konnte Mac erkennen, das Tronty wieder auf Harm zukam. Sie stupste Webb an um ihn darauf aufmerksam zu machen. Webb nickte, als er Macs Wink verstanden hatte.

„Also gut, Rabb. Wir versuchen Sie hier rauszuholen. So schnell wie möglich.“

Webb hatte seinen Satz kaum zu Ende gebracht, da hatte Tronty Harm das Handy aus der Hand gerissen und lauschte nun selber an dem Hörer.

„Und nun, Mr. Außenministerium, gehen Sie auf meine Forderungen ein?“

Webb nickte. „Ja. Aber wir brauchen Zeit. Clark Palmer ist im Hochsicherheitstrack. Das dauert seine Zeit.“

„Ich würde mich an ihrer Stelle beeilen.“

Webb nutzte die Gelegenheit.

„Wir stellen allerdings auch Forderungen, Tronty“

„Sie sind nicht in der Position Bedingungen zu stellen, wer auch immer Sie sind. Aber rein spaßeshalber: lassen Sie hören“

„Wir werden jede halbe Stunde anrufen. Zur Kontrolle, dass es allen gut geht. Ich möchte dann immer mit Commander Rabb reden. Außerdem verlangen wir, dass Sie die Hälfte der Geiseln frei lassen, sobald Palmer aus der Haft entlassen wurde. Dann kommt ihr Fluchtwagen und Sie können auf den Flughafen.“

Tronty schwieg eine Weile. Doch dann fuhr er langsam fort:

„Die Hälfte der Geiseln? Und wie kann ich sicher sein, dass Sie Palmer frei lassen?“

„Sie müssen uns vertrauen, Tronty“

„Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser. Ich verlange, dass Palmer mir persönlich versichert, dass er auf dem Flughafen ist.“

Webb schluckte. Zögerte einen Moment und antwortete dann:

„Ok. Bis in einer halben Stunde. Wir versuchen so schnell wie möglich an den Flughafen zu verfrachten. In frühestens drei Stunden könnten wir es schaffen“

Tronty hatte wohl mit so einem Limit gerechnet und gab keine Widerreden.

„Sie sollten uns allerdings Verpflegung und Decken hoch kommen lassen. So eine Geiselnahme kann einen hungrig machen. Außerdem kann das heute eine lange Nacht werden...“

Mittlerweile waren 1 ½ Stunden vergangen. Der Admiral hatte die vorläufige Beaufsichtigung seines Personals Ltn. Singer übertragen. Denn er selbst wollte hier bleiben um den weiteren verlauf zu beobachten.

Mac hatte ihren Blick immer noch nicht von dem Bildschirm bewegt, auf dem Harm zu sehen war. Gott wie sie sich Sorgen machte.

<Wenn ihm jetzt etwas passiert, wird er nie erfahren das ihn liebe...> Sie schloß für einen Augenblick die Augen. Der Gunny taucht neben ihr auf und hielt ihr einen Becher Kaffe hin.

„Wollen Sie?“, fragte er höflich. Mac nahm ihn dankend an.

Gunny und Mac standen nun nebeneinander und fixierten Beide den Bildschirm mit ihren Blicken.

„Ich denke er fühlt genauso wie Sie, Mam...“, stellte der Gunny offenherzig und ohne die Miene zu verziehen, fest.

Mac verschluckte sich an ihrem Kaffe und musste husten.

„Bitte?“, hüstelte sie.

„Nun“, begann Galindez, „ jeder weiß es.“

„Was weiß jeder?“

Mac Blick durchbohrte den Gunny mit einem fragenden Blick. Doch im Grunde wusste sie schon die Antwort.

„Jeder weiß, dass Sie den Commander lieben. Und jeder weiß, dass der Commander Sie liebt. Die einzigen Beiden die sich nicht darüber im klaren sind, sind Sie und der Commander.“

Mac nickte.

„Wenn ihm etwas passiert, werde ich mir das nie verzeihen...“, murmelte Sie leise.

„Wissen Sie , Harm, ich finde es langweilig immer mit ihnen zu reden, ohne eine Antwort zu bekommen. Das ist so ein einseitiges Gespräch...“

„Dann laßen Sie es bleiben, Tronty“, gab Harm genervt zurück.

„Hören Sie, Commander, Sie sind nicht in der Position frech zu werden. Sie wollen doch nicht das ich Ihnen oder jemand anderem in diesem Raum weh tue, nicht wahr?“

Harm schwieg beharrlich und schaute demonstrativ in eine andere Richtung.

„Palmer ist ein Freund von Ihnen, nicht wahr, Harm?“

Harm schwieg.

„Kommen Sie. Machen Sie mich nicht wütend. Ich würde es Ihnen nicht raten!“

Trontys Stimme wurde immer lauter. Seine Wut war deutlich heraus zu hören.

Er zog seine Waffe und ging bedrohlich auf Harm zu.

Dieser veränderte seine Miene nicht. Nur sein schnellerer Puls zeigte, dass er realisierte, was um ihn herum geschah.

Tronty stand nun vor Harm und hielt ihm die Waffe an den Kopf.

Gebannt schauten alle auf den Bildschirm. Was zum Teufel machte Harm da?

„Ist der Wahnsinnig?!“, schrie Webb lautstark. Keiner gab eine Antwort, aber alle dachten das gleiche.

„Wieso macht er das? Wieso macht er Tronty absichtlich wütend?“

Mac stand mit offenem Mund und kalk weißem Gesicht im Raum und verfolgte die Szene.

Der Admiral trat an Webb hin und sagte flüsternd:

„Wenn Harm so weiter macht, erschießt Tronty ihn. Sollten wir nicht anrufen um die Lage zu entspannen?“

Webb schüttelte den Kopf: „Wenn wir jetzt anrufen- in dieser Situation, könnte er erahnen, dass wir sehen können, was da drin passiert. Noch sind wir im Vorteil Ich hoffe Rabb kriegt sich wieder ein“

Plötzlich flackerten die Bildschirme der Überwachungskameras und das System stürzte ab.

„Was ist los?“, schrie Mac und wandte sich somit von dem dunklen Monitoren ab.

Fragend sahen sich die Techniker an.

„Überlastung des Systems, vermute ich...“, sagte einer den beiden Techniker.

„Wie kann das System entlastet werden?“, fragte der Admiral in scharfem Tonfall.

„Na ja, es müssten sämtliche elektrische Geräte, vorwiegend Computer und ähnliche Stromverbraucher hier im Gebäude heruntergefahren werden...“

Der Admiral wendete sich Bud zu.

„Hören Sie, Leutnant. Gehen Sie nach oben und verordnen Sie in meinem Namen, dass alle stromfressenden Elektrogeräte sofort ausgesteckt oder heruntergefahren werde sollen, haben Sie das verstanden?“ Bud nickte und verschwand in Richtung Büros.

Es kehrte Stille im Überwachungsraum ein, bis plötzlich ein Schuß die Stille zerbrach!

Ein schmerzverzerrter Schrei gemischt von anderen panischen Schreien durchflutete den Gerichtssaal.

Harm saß mit verzerrtem Gesicht auf dem Boden und presste seine Hand auf seinen Schenkel. Seine Augen waren geschloßen und er vernahm nur verschwommen was um ihn herum geschah. Eine panisch besorgte Clear sah ihn besorgt an.

„Oh mein Gott!“, schrie sie.

„Es geht schon“, presste Harm durch seine Zähne hindurch. Doch Clear ignorierte seine Aussage. Mutig stand sie auf und ging auf Tronty zu. Dieser hatte genüßlich die Szenerie beobachtet, als er Harm in den Oberschenkel geschoßen hatte.

„Wir brauchen einen Arzt!“, schrie sie Tronty ins Gesicht.

Harms Verletzung und die Sorge um sich hatte sie mutig gemacht.

Tronty grinste sie dreckig an.

„Brauchen Sie einen Arzt, Rabb?“

Harm gab ihm keine Antwort.

„Sehen Sie, Clear, er braucht keinen...“

Noch bevor Clear ihm eine bissige Antwort geben konnte, klingelte das Handy. Tronty zog es aus seiner Tasche und ging auf Harm zu. Wie mit Webb vereinbart würden die Anrufer mit Harm reden dürfen.

Harm, der noch mit einer Hand auf die klaffende Wunde seines Schenkels drückte, nahm das Handy entgegen und nahm ab.

„Ja“, presste er heraus.

„Oh Harm, Gott sei Dank.“, aus Webbs Stimme konnte man Erleichterung heraus hören.

„Was hat er gemacht. Wir haben den Schuß gehört. Ist jemand verletzt?“

Einen Augenblick wollte Harm sagen „Ja, ich“. Doch dann erinnerte er sich wieder an Webbs Worte:

„Sobald jemand verletzt werden sollte, werden wir Palmer ausliefern und die Geiselnehmer frei lassen“

Konnte Harm das verantworten?

Tronty hatte Webbs Plan durchschaut, das wusste Harm. Das war der grund gewesen, weshalb er Harm angeschoßen hatte.

Allem Anschein waren die Kameras ausgefallen und Webb wusste nicht mehr über seine, Harms Lage bescheid.

„Es ist niemand verletzt!“, versuchte Harm so neutral wie möglich zu sagen.

Er merkte sofort das Webb ihm nicht glaubte.

Mac schüttelte en Kopf als sie Harms Aussage durch den Lautsprecher hörte.

„Er lügt“, sagte sie laut in den Raum. Webb nickte:

„Hören Sie, Harm. Falls jemand verletzt sein sollte, werden wir jetzt Palmer aus der Haft entlassen“

Der Admiral wendete sich Webb zu und schüttelte den Kopf. Das war jetzt wirklich das dümmste gewesen, was Webb hätte sagen können. Das würde Harm noch mehr dazu bewegen zu lügen.

„Es geht allen gut“, wiederholte Harm. Diesmal hörte es sich sogar etwas glaubwürdiger an. Doch der Eindruck täuschte. Harm hatte fürchterliche Schmerzen.

Der Admiral konnte Webbs Unfähigkeit nicht länger mit ansehen und entriß ihm das Telefon.

„Commander“

„Sir?“

„Wer ist verletzt?“

Harm schwieg.

„Antworten Sie mir. Das ist ein Befehl!“

Harm schwieg noch immer.

„Kommen Sie, Harm. Die Person muss versorgt werden. Sie hat bestimmt große Schmerzen.“

„Die Person wird es aushalten, Sir“

Allen im Raum wurde schlagartig klar, wer der Verletzte war.

Mac wurde noch weißer um die Nase und die Stimme des Admirals wurde lauter. Nur wer den Admiral gut kannte, konnte aus dessen Stimme Beunruhigung und Besorgnis heraus hören.

„Harm, sind Sie schwer verletzt? Wo hat er hin geschoßen?“


Pause

„Sir, geben Sie mir etwas Zeit.“ Den Schmerz den Harm spürte, konnten nun alle an seiner Stimme erkenne. Er versuchte nicht mehr sie zu unterdrücken.

„Rabb! Keine Alleingänge!“

PiepPiepPiep

Harm beendete das Gespräch

„Das blutet ja wie verrückt!“, fluchte Clear besorgt, während sie ihre Hand auf Harms Schenkel presste.

„Mhhm“, antwortete Harm stöhnend.

„Nehmen Sie mir den Gürtel ab und binden Sie ihn mir oberhalb der Wunde den Schenkel so fest ab wie es geht.“

Clear zögerte nicht einen Augenblick sondern machte sich gleich an Harms Gürtel zu schaffen.

Die Tür des Überwachungszimmers sprang auf und Bud kam hinein gespurtet.

„Alle Computer und ähnliche Stromverbraucher sind abgestellt und ausgesteckt worden, Sir.“, meldete Bud dem Admiral Bericht.

Der Admiral schaute mit kritischem Blick den Technikern zu, die ihm zur Antwort bestätigend nickten.

Keine dreißig Sekunden später, gab der kleine Stromlieferant neben den Bildschirmen einen Piepser von sich und die Bildschirme flammten langsam wieder auf.

Von Sekunde zu Sekunde wurde die Bildqualität schärfer und man konnte wieder deutlich jede Einzelheit und jede Person erkennen.

Sofort richteten sich alle Blicke auf Harm. Zu ihrer allen Bestürzung sahen sie, wie Clear sich gerade über ihn beugte und sich an seiner Hose zu schaffen machte.

Keiner wagte sich etwas zu sagen. Weiter schauten sie mit offenen Mündern und verdutzen Mienen dem Schauspiel auf dem Bildschirm zu. Die Sorgen um Harm schienen für diesen Augenblick verfolgen zu sein.

Nun konnten sie erkennen, dass Clear sich zurückbeugte und Harms Gürtel in der Hand hielt.

„Was ist mit Ton?“, bellte AJ dem Techniker zu. Keine Sekunde später konnten sie im Dolby Surround Effekt den Lauten des Gerichtssaals lauschen.

„Und jetzt binden Sie ihn oberhalb der Wunde fest...genau da“, Harms Stimme erfüllte den ruhigen Raum.

Clear sah ihn unsicher an. „Hier?“

Harm nickte und deutet an sich zu beeilen.

„Das blutet ja wie verrückt...!“, wiederholte sich Clear zum x-ten mal.

„Fester!“, presste Harm schmerzerfüllt durch die zusammengebissenen Zähne. Seine Wangenknochen hoben sich von der Höhe deutlich vom restlichen Gesicht ab. Harm war schneeweiß im Gesicht. Seine Wangenknochen deuteten ein leichtes rot an.

Clear zog unsicher an dem Gürtel, den sie um Harms Oberschenkel spannte.

„Noch fester!“, sagte Harm ungeduldig. <Mac hätte nicht gezögert.>

„Tun Sie doch was, Webb“, gab Mac geschockt von sich. „Holen Sie ihn da raus!“

Webb schaute unsicher zum Admiral, als ob er Unterstützung verlangte, doch dieser blickte ihn nur herausfordernd an.

„Was soll ich denn machen?“, fragte Webb hilflos.

„Sehen Sie nicht wie schwer er verletzt ist? Sehen Sie nicht das er schmerzen hat?“, Mac war völlig aufgebracht.

„Wir können nur warten...“, sagte Bud plötzlich

Erstaunt drehten sich alle zu ihm um.

„Wie meinen Sie da, L?“, fragte der Admiral scharf.

„Sie haben doch die letzten Worte des Commanders gehört, Sir: `Geben Sie mir etwas Zeit`!“

Webb lies einen lauten Seufzer von sich.

„Und, was soll ich jetzt machen? Soll ich auf die Forderungen ein gehen, warten bis Rabb verblutet oder sich auf irgendeinen idiotischen Alleingang einlässt?“

Keiner sagte etwas. Der Gunny schien nachzudenken, Bud hielt sich Stillen, der Admiral schickte Webb nur einen seiner warnenden Blicke, im Angesicht seiner Wortwahl und Mac.....Mac war fast krank vor Sorge um Harm. Ihre Hände zitterten leicht.

Hatte Webb womöglich recht? Würde Harm sterben müssen? Hatte die Kugel eventuell eine Arterie durchtrennt? Und wenn Harm nicht dieser Verletzung sterben sollte, dann vielleicht an der, die er sich einfangen würde, wenn er auf Tronty los ging?

„Wir MÜSSEN etwas tun, Webb“, stellte Mac mit zittriger Stimme fest. „Entweder wir liefern ihm Palmer, oder sie schicken da ein S.W.A.T-Team rein.“

Webb sah sie zweifelnd an.

„Damit riskieren wir das Leben aller Geiseln.“, stellte Webb sachlich fest.

„Und wenn wir nicht reingehen, vielleicht auch!“, konterte Mac selbstsicher.

Sie würde ihren Harm nicht im Stich lassen. Komme was mag. Semper Fi.

Nachdem Clear die Wunde mit dem Gürtel vorübergehend abgedrückt hatte, blutete die Wunde weit weniger.

Harms Gesicht war noch immer weiß wie die Wand, doch langsam aber sicher konnte er wieder klare Umrisse erkennen. Das Schwindelgefühl, das ihn sofort nach dem eintreten der Kugel in seinen Schenkel begleitete, verschwand nicht, wurde aber leicht gedämpft. Der Schmerz der klaffenden Wunde lies nach, doch das brennen und pochen nahm zu.

Er setzte sich unter schmerzverzerrtem Gesicht wieder halbwegs gerade an die Wand. Keuchend atmete er die langsam stickig werdende Luft ein und gab sie danach wieder von sich.

Tronty stolzierte mit erhobenem Haupte im Gerichtssaal auf und ab und musterte Harm von allen Seiten.

<Bald hab ich dich soweit, Rabb. Jetzt leidest du so richtig...> Tronty und Palmer waren gut Befreundet. Schon bevor Harm Tronty ins Gefängnis gebracht hatte, hatte Toni Tronty Harm verabscheut. Nicht nur weil er einen seiner Freunde- Palmer- ins Gefängnis gebracht hatte, nein. Es waren auch andere Dinge. Harm war beliebt. Harm war groß und attraktiv. Er hatte Freunde und war gut in seinem Job. Ein angesehener Officer. Hatte einen guten Draht zu Menschen und vor allem zu Kindern. Er hatte auch immer eine Freundin. Harm war wirklich zu beneiden. <Aber nicht mehr lange, Commander Rabb. Sie werden keine Triumphe mehr feiern können....nicht nach ihrem Tod...>


20min, später im Kontrollraum

Ein Mann im schwarzen Anzug und mit wichtiger Miene betrat den Kontrollraum. Augenblicklich drehten sich alle erwartend zu ihm um.

Der Mann schaute suchend im Raum umher, bis er Webb gefunden hatte.

„Das S.W.A.T- Team ist einsatzbereit.“ Webb nickte. Ich gebe ihnen Bescheid wann sie stürmen sollen.“

Der Mann nickte nochmals und verschwand so leise wie er gekommen war.

Sofort wandte sich Mac Webb zu.

„Wir müssen Harm Bescheid geben...“

„Ich denke nicht, dass er klug wäre, es Rabb zu sagen.“, meldete Webb seine Zweifel an.

„Aber er ist verletzt! Er braucht länger um sich aus der Schußbahn zu bringen!! Er könnte noch mal angeschossen werden“

Mac’s Stimme steigerte sich vom anfänglichen ruhigem Ton ins rasante wütende.

Webb wagte kaum ihr zu wiedersprechen.

Langsam schüttelte er den Kopf.

„Wir müssen es riskieren, Mac.“

„WAS müssen wir riskieren, Webb?“, mischte sich nun auch der Admiral ein.

Webb schrumpfte immer mehr in sich zusammen.

„Nun ja, AJ...da drinnen sind noch ne Menge anderer Geiseln. Nicht nur Harm! Wir können nicht aus Rücksicht auf Harm die restlichen Geiseln in Gefahr bringen. das verstehen Sie doch, AJ, nicht wahr?“ Webbs Hand wanderte fast unmerklich in Richtung seiner Nase. unsicher schaute er den Admiral an.

Chegwidden knurrte etwas unverständliches vor sich hin und beließ die Sache. Nicht das er nicht Harms Sicherheit wollte, ganz sicher wollte er die, aber Webb hatte recht. es gab noch andere Geiseln. So sehr es ihm widerstrebte Harm in der Gefahrenzone zu lassen und Webb recht zu geben. Er musste es tun.

Aber nicht Mac. Sie musste sich anstrengen, um nicht zu schreien. Sie hatte Lust dazu, aber nicht vor dem Admiral, Bud und dem Gunny. Wenn sie jetzt Webb anschreien würde, würde sie aus Wut und Verzweiflung weinen müssen. Und das wollte sie nicht. Sie wollte auch nicht zugeben, dass ihr im Moment alle Geiseln außer Harm egal waren. Das war egoistisch- und das wusste sie. Aber dennoch fühlte sie so.


Im Gerichtssaal

Tronty hatte die letzten 30minuten nicht ein Wort mit den Geiseln geredet. er hatte es genoßen mit anzusehen, wie Harm sich quälte. Seine Schmerzen zu verfolgen, wirkte für ihn auf eine perverse Art und Weise erregend. Er genoß es zu beobachten, wie Harms Gesicht immer weißer und seine Navey- Uniform immer roter wurde. Harms Kollegin, Clear, hatte die Wunde zwar abgebunden, doch es war eben einfach nur eine Übergangslösung gedacht. So langsam wurde es Zeit, dass Harm ärztliche Betreuung in Anspruch nehmen sollte. Doch Tronty zeigte keinerlei Regungen, dass zu tun.

Er starrte Harm an. Jeder konnte erkennen, dass er langsam die Haltung verlor und ganz erschöpft an der Wand lehnte.

<Vielleicht muss ich ihn gar nicht mehr erschießen. Das langsame Verbluten scheint ein passender Tod für den Commander zu sein> Trontys Gedanken überschlugen sich.


Kontrollraum

Auch den Beobachtern im Kontrollraum war Harms Gesundheitlicher Zustand aufgefallen.

Macs besorgter Blick wendete sich ins panische als sie ihren Partner , ihren Freund, ihren Vertrauten so hilflos da liegen sah. Selten erst hatte sie Harm so gesehen. Sehr selten.

„ Ihr könnt jetzt rein!“, sagte Webb durch sein Handy dem S.W.A.T- Team Bescheid.

„Na dann...hoffen wir das beste, murmelte der Admiral. Nur die, die ihn wirklich kannte, konnten die Besorgnis in seiner Stimme mitklingen hören.

Harms Atmung war flach und unregelmäßig. Doch das war es nicht was ihm gerade Sorgen machte. Seit mehr als 40minuten hatte sich Webb nicht mehr gemeldet. Was war da los? Eine erneute Schmerzwelle durchzuckte seinen Körper. Er stöhnte unterdrückt auf. Aber als er Trontys siegessichere Miene sah, riß er sich zusammen und unterdrückte seine Schmerzen so gut es ging.

Würde Webb Palmer tatsächlich frei lassen? Nein. Nein, dass konnte sich Harm nicht vorstellen. Oder doch?

Aber wenn Webb nicht gerade damit beschäftigt war, mit was denn dann? Wenn er irgendetwas planen würde um ihn und die Geiseln hier raus zu holen würde er Bescheid geben. Und wenn nicht er, dann Mac.

Mac. Seine Mac. <Rotes Licht, Commander>, wies sich Harm selbst in die Schranken. <Sie ist nicht deine Mac. Sie ist auch nicht dein Marine...> Er schloß erschöpft die Augen. Lange würde er das hier nicht mehr durchhalten, soviel stand fest. Mit einem stummen und hilfesuchendem Blick wandte er sich der Kamera zu.


Im Kontrollraum:

„Sind gleich Einsatzbereit zum stürmen!“, kam die Stimme des leitenden Beamter des S.W.A.T- Einsatzteams. Mac schloß die Augen und atmete tief ein.

<Jetzt geht es los...>

Sie machte einen kleinen Schritt zurück. Dann noch einen. Nach ein paar weiteren kleinen Schritten stand sie nur noch wenige Schritte von der Tür entfernt. Sie hatte beschlossen hier nicht länger zu warten. Sobald der Gerichtssaal, indem Harm gefangen war, auch nur ansatzweise gesichert war, würde sie nichts mehr aufhalten können zu Harm zu gehen. Nichts und Niema....

„Colonel!“, die schneidende Stimme des Admirals lies sie in ihrem `Schritt-um Schritt-Lauf` unterbrechen. Wie ein Kind, dass beim verbotenen Naschen erwischt wurde, blickte sie schuldbewusst auf den Boden. Der Admiral hatte sich nicht umgedreht. Aber dafür alle anderen im Raum. Anscheinend war sie zu laut gewesen.

„Vergessen Sie es, Mac!“

„Sir?“, Mac wusste sehr wohl, was sie versuchte zu tun und sie wusste auch das der Admiral das wusste. Dennoch stimmte sie ihren Unschuldston an.

„Sie werden jetzt das Einsatzteam seine Arbeit machen lassen. ..“

„Ich hatte nichts anderes vor, Sir. Ich wollte nur kurz auf die Toilette.“

<Und das tun Sie heimlich?> Der Admiral schmunzelte über seine Gedanken.

„Dann lassen Sie sich nicht aufhalten, Colonel“

Mac staunte nicht schlecht über die Reaktion ihres Vorgesetzten. Hatte er womöglich doch nicht ihre wahren Absichten bemerkt?

Doch bevor sie sich ein zweites mal bitten lies, verschwand sie schnell aus dem Raum.

„Sir?“, vorsichtig wendete sich Bud an seinen Vorgesetzten.

„Ja, Leutnant?“

„ Colonel MacKenzie wird doch nichts dummes machen, Sir“

„Ich wüsste nicht was man dummes anstellen könnte wenn man aufs „Klo“ geht, Bud.“ In der Stimme des Admirals klangen Belustigung und Ernst mit.

Bud runzelte die Stirn, sagte aber nichts mehr.

Dann wendete sich der AJ dem Gunnery Galindez zu.

„Gunny, gehen Sie auf die Toilette!“

„WAS....,Sir?“ Alle im Raum schauten den Admiral verwirrt an

„Gehen Sie aufs Klo. Es könnte ja sein, dass der Colonel den Weg verwechseln könnte...“

„Oh, Sir. Alles klar.“ Mit schnellen Schritten verließ Galindez den Kontrollraum.


Funkleitung des S.W.A.T- Einsatzteams:

„ Delta 3 auf Position . Habe keine Sicht auf die Geiselnehmer.“

„In Ordnung, Delta 3. Trotzdem Schußbereit halten. Wie sieht es bei euch aus, Alpha 2 und 5?“

„Alpha 2 und 5 auf Position. Liegen auf dem Dach des gegenüberliegendem Industriegebäude. Haben gute Sicht auf Geiselnehmer 2,3,4, und 5. Sind Schußbereit.“

„Roger, Alpha 2und 5. Habt ihr gute Sicht Betta 7?“

„Perfekt. Nur Geiselnehmer 1 ist nicht in Schußweite. Zu nah an den Geiseln. Nur wenige Zentimeter vom verletzten Objekt Nummer 1a entfernt...“

„Gut. Schicke jetzt Bodentrupp rein. Ende Einsatzleiter Fi 1“

„Roger. Ende und out!“

„Ok... alles wie geplant. Bringt zuerst die Geiseln aus der Schußbahn. Passt besonders auf diesen Tronty auf. Geiselnehmer 1. Er steht sehr dicht bei Objekt 1a. Die Geisel ist verletzt und Tronty bewaffnet. Ach ja, ihr kennt Chegwidden? den JAG. Der Verletzte, Commander Harmon Rabb, Objekt 1a, steht unter der besonderen Aufsicht des Admirals......Also, ihr wisst was ihr zu tun habt? Sehr gut. Dann LOS....auf geht’s!! Alles wie geplant!“

Nachdem der Einsatzleiter, Fi1 1, seiner fünfzehn Mann starken Einsatztrupp die Lage geschildert hatte, rannten die Männer systematisch in Gruppen aufgeteilt in Richtung des Gerichtssaals. an die Wand gepresst und mit Rückenschutz arbeiteten sich die bewaffneten Männer lautlos zum Zielort vor. Der vorderste Mann, der Gruppenleiter, drückte auf einen kleinen Knopf an einer Schnurr, die von seinem Ohr zu einem kleinen Kasten unter seiner Kugelsicheren Weste hinabführte, und flüsterte hinein:

„ Stürmer 1 ist mit Einsatztrupp an der Fronttür des Zielorts. Erbitten Erlaubnis zum stürmen.

„Verstanden Stürmer 1. Gebe Erlaubnis sobald Einsatztruppe 1 an Eingang 2 angekommen ist.“

„Verstanden Fi 1. Warten auf Position. Over.“

„Wo seid ihr, Stürmer 2?“

„Einsatztruppe 2 ist jetzt an Eingang 2 angekommen, Fi 1. Sind auf Position und bereit. Over“

„Ok. Erteile hiermit die Erlaubnis zum stürmen. JETZT!“


 
elli
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zuletzt bearbeitet 29.11.2009 | Top

RE: Geiselname von Sarah Rabb

#2 von elli , 29.11.2009 21:19

Kurz zuvor im Gerichtssaal:

Tronty kam mit zufriedener Miene auf Harm zu.

„Scheint so als hätten ihre Freunde Sie im Stich gelassen, Harm. Selbst die schönen Bilder von der Überwachungskamera haben sie nicht dazugebracht den Vorgang von Clarks Befreiung zu beschleunigen...“

Harm richtete seinen Kopf, überrascht auf, was er sofort wieder bereute, als ruckartig eine Schmerzattacke seinen Körper heimsuchte.

„S..Sie wissen....von den...Kameras...?“, brachte Harm keuchend hervor.

Tronty lachte dreckig auf.

„Commander! Halten Sie mich für so naiv?!“

Harm lies sich zu keiner Antwort herab.

„Commander, Commander...“, sagte Tronty kopfschüttelnd.

„Ich hatte schon mehr von Ihnen erwartet. Nachdem was alle so über sie erzählt wird... all ihre...Heldentaten“ Tronty sprach diese Worte langsam und verachtend aus.

„Man hört so einiges im Knast, Harm. Sie haben dort nicht gerade sehr viele Freunde...“

Harms Gedanken kreisten um das, was gerade hier geschah. Wenn Tronty die ganze Zeit über gewusst hatte, dass in diesem Raum Kameras waren, weshalb hatte er dann die ganze Zeit über hier Theater gespielt?

Ging es hier womöglich gar nicht um Palmers Freilassung?

War das ganze vielleicht nur ein Ablenkungsmanöver gewesen . Ging es hier vielleicht in Wirklichkeit um ihn, Harm?

War er vielleicht nur darauf aus um ihn zu töten?

Tronty schien Harms Gedankengänge erraten zu haben und lachte schallend auf. Hatte Harm etwa laut gedacht?

„Nein, nein Commander. Es ging hier ausnahmsweise mal nicht um sie. Es ging einzig und allein um meinen Neffen. Aber da sie zufällig die Anklage übernommen hatten...Netter Zufall nicht wahr. Genauso gut könnte ich auch Ihrer kleinen Freundin was antun, wollte ich Sie unbedingt da treffen wo es Ihnen richtig wehtut.“

„La...Lassen Sie Mac aus dem Spiel,.... Tronty!“

Ein künstliches Lächeln umspielte Trontys Lippen.

„Wer sagt denn das ich von Sarah MacKenzie spreche, Commander. Ich hätte genauso gut auch von Renee Peterson sprechen können, nicht wahr? Seltsam das Ihnen da Ihre Sarah zuerst in den Sinn kommt, nicht wahr. Sehr seltsam...“

Noch immer war dieses grausige Grinsen in seinem Gesicht.

Harm schwieg. <Ich habe tatsächlich zuerst an Mac gedacht. Ich habe zuerst an sie gedacht, weil ich sie...liebe. Und was ist mit Renee?>

Tatsache war, dass er mit Renee Schluß gemacht hatte, weil er sich genau in diesem punkt nicht sicher war. Liebte er Renee? Als er sich an einem Abend der vorletzten Woche mit dieser Frage beschäftigt hatte, war er zu einem eindeutigen Entschluß gekommen: Er liebte Renne nicht. Aber wie war das ganze mit Mac? Das er sie liebte stand ganz außer Frage, aber wie war es andersrum? Liebte Mac ich auch? Und wenn sie ihn lieben sollte, dann genug? Könnten sie beide sich genug lieben um zusammenbleiben zu können? Würde ihre Liebe so stark sein, dass sie auch eine Zwangsläufige Trennung bei JAG überwinden könnten, falls der Admiral kein „Harriet-Manöver“ einleiten können würde?

All diese Fragen beschäftigten ihn seit langer Zeit. Und auf viele der Fragen würde er wohl nie Antworten finden, falls er Mac nicht endlich seine Gefühle gestehen würde.

<Vielleicht hat sich das Problem ja bald erledigt...“, dachte Harm, mit Seitenblick auf seinen mit blut- überströmten Schenkel.

Tronty öffnete gerade seinen Mund um wieder einen Kommentar von sich zugeben, als plötzlich die Haupttüre und die Richtertür mit einem Schlag aufgesprengt wurden.

Zwei der Bodyguards, die direkt vor den beiden Türen gestanden hatten, wurden durch die Luft geschleudert und landeten mit einem unmissverständlichem Knacken auf dem Boden.

Rauchbomben wurden in den Raum geschmissen und sie entfalteten Augenblicklich ihr Aroma.

Der Gerichtssaal war innerhalb nur weniger Sekunden vollständig mir Rauch gefüllt.

Die beiden noch lebenden Bodyguards schossen hustend und blind vom Rauch in das neblige Geschehen, ohne zu merken oder zu registrieren, ob sie jemanden trafen oder nicht.

Schreiend und hustend schmissen sich die Geiseln schnell auf den Boden. Clear half Harm, und ohne auf seine vom Husten unterbrochenen und schmerzverzerrten Proteste zu hören, zerrte sie ihn auf den Boden.

Der Rauch brannte in Harms Kehle und er bekam langsam alles nur noch verschwommen mit.

Die Männer vom SWAT- Team sicherten mit ihren Atemmasken und Nebelsichtgeräte systematisch. Durch den Einsatz ihrer elektrischen Geräte hatten sie einen gewaltigen Vorteil, denn sie clever ausnutzten. Es dauerte nicht lang, bis sie die beiden Schießwütigenden Bodyguards von Tronty überwältigt hatten. Die beiden anderen Bodyguars hatten sich bei dem Aufprall das Genick gebrochen.

Langsam lichtete sich der Nebel.

„Habt ihr Geiselnehmer 1, Stürmer 2?“, fragte Stürmer 1 durch seine Funkverbindung den Leiter der anderen Gruppe.

„Negativ, Stürmer 2.“

„Shit! An alle: Geiselnehmer 1 flüchtig. Vermutlich durch Ausgang 2! Er ist vermutlich nicht bewaffnet!“

Zielstrebig lief Mac auf den hinteren Eingang des Gerichtssaals zu. Langsam tastete sie nach ihrer Dienstwaffe.

Sie war entschloßen ihrem Partner zu helfen.

Inständig hoffte sie, dass das SWAT- Team mittlerweile alles erledigt hatte und Harm endlich in ein Krankenhaus konnte, aber falls nicht... Sie war für alles bereit.

<Nur noch um diese Ecke, Mac. Noch kannst du es dir überlegen...>

Doch sie lief ohne zu zögern um die Ecke und prallte urplötzlich mit jemanden zusammen.

Da sie nicht auf den Zusammenprall gefasst gewesen war, fiel sie rücklings hin. Der Mann mit dem sie zusammengestoßen war, war ebenfalls hingefallen. Mac rappelte sich auf.

„Entschuldigung, Sir, ich war in Gedanken und habe Sie nicht kommen seh...“ Das letzte Wort blieb ihr im Hals stecken als sie ihrem Gegenüber in ins Gesicht sah:

Tronty!

Reflexartig griff sie nach ihrer Waffe.

Tronty stand rasch auf und versuchte zu fliehen. Sein Gesicht hatte diese übermüpfige Grinsen verloren. Angst und Furcht spiegelten sich in seinem Gesicht wieder.

Mac zielte mit der Waffe auf Tronty, der gerade an Mac vorbei, fliehen wollte.

„Bleiben Sie stehen!“, schrie sie laut und mit leicht zitternder Stimme.

Tronty schien einen Augenblick zu zögern, rannte dann aber ohne langsamer zu werden, weiter.

Mac zögerte nicht einen Augenblick. Sie lud ihre Waffe und schoß.

Der Schuß hallte von den Wänden den Flurs wieder und Tronty brach schreiend zusammen.

Mac stand wie erstarrt da.

Zögernd lief sie auf ihn zu. Tronty saß mit schmerzverzerrter Miene auf dem Boden und presste seine Hand auf seinen Unterschenkel.

Mac stand nun direkt vor ihm und hielt ihn mit ihrer Waffe in Schach.

„Wissen Sie, Tronty, für das, was sie Harm angetan haben,.... könnte ich Sie erschießen!“

Tronty zuckte zusammen. In ihren Augen konnte er die Entschlossenheit sehen.

„Doch ich werde Sie nicht erschießen, Tronty! Sie sollen richtig büßen für das was sie ihm getan haben. Sie werden vom heutigen Tag an, bis zum Ende ihres erbärmlichen Lebens im Knast sitzen. Dafür werde ich sorgen. Ich kenne nämlich ein paar gute Anwälte!“

„COlONEL!“, der Gunny kam um die Ecke gerannt und blieb keuchend neben Mac und Tronty stehen.

„Colonel, bei allem Respekt, aber ...SIND SIE WAHNSINNIG?!“

Der Gunny schaute sie entsetzt an, stemmte seine Ellenbogen auf seine Knie um besser Luft zu bekommen und fixierte Mac weiter mit seinem Blick.

Doch noch bevor Mac ihm antworten konnte, kamen von allen Seiten die SWAT- Einheit und umkreiste sie.

Mac schmiss ihre Waffe auf den Boden und hob ihre Hände. Der Gunny folgte ihrem Beispiel.

„Wir sind vom JAG!“, sagte Mac laut zu dem Einsatzleiter de Einsatzteams, der sie und den Gunny gerade auf weiter Waffen überprüft hatte.

Der Mann sah ihre Uniform und nickte.

Der Gunny sah Macs Gesicht und sah den Einsatzleiter an.

„Ein Kollege von uns ist unter den Geiseln. Wo sind sie hingebracht worden?“

„Die Geiseln sind noch immer im Gerichtssaal...“

Mac drehte sich aprubt um und rannte , schneller, als sie je gerannt war, zum Gerichtssaal. Sie schickte ein Stoßgebet zum Himmel:

„Bitte lass es nicht zu spät sein..!“

Als Mac auf die Gerichtstür zulief, drehte sich alles in ihrem Kopf. Ihre Gefühle drehten sich im Kreis und sie wusste nicht wie sie sich verhalten sollte. Und wie ging es ihm überhaupt? Inwiefern hatte sich das Geschehen auf ihn und seine Psyche ausgewirkt? War er noch immer der Alte?

Nur noch wenige Schritte, und sie war an der Tür angelangt. Ohne zu zögern ergriff sie den Türknauf, öffnete die Türe und hastete in den Raum.

Noch immer war alles verqualmt und die Rauch stickig. Macs Augen tränten und in ihrem Hals brannte der ätzende Geruch.

Doch sie lief, ohne langsamer zu werden, durch den Raum, an die Stelle, an der sie Harm vermutete.

Überall im Raum wuselten Sanitäter und Offiziere herum. Die Stimmen sprachen durcheinander und sie konnte vereinzelt Stimmen erkennen. Nur Harms Stimme konnte sie nicht hören. War er..?

„Hey...! Nein! Aua! Nehmen Sie die Spritze da weg“

Ein Lächeln huschte über Macs Gesicht. Sie konnte Harms Stimme hören. Erleichtert rannte sie in die Richtung, aus der die protestierenden Laute kamen.

Als sie näher an Harm herankam, sah sie, dass ein Sanitäter neben Harm saß und versuchte die Wunde notdürftig zu stillen.

„Sir, wir müssen Sie in ein Krankenhaus bringen, Sie haben zuviel Blut verloren...“

„Mir geht es gut“, keuchte Harm deutlich geschwächt.

„Harm!“

Mac schrie seinen Namen lauter, als sie eigentlich hatte wollen. Dennoch rannte sie das letzte Stück auf Harm zu, und schmiss sich neben ihn auf den Boden.

„Harm! Was machen Sie für Sachen?!“ Mac war den Tränen nahe.

„Mac?!“, Harm brachte ein halblebiges Flyboy-Grinsen zustande.

Macs Blick wanderte Harms Schenkel nach oben, bis zu der klaffenden Wunde.

Ihr Blick wechselte vom besorgten ins panische.

Harm, der ihren Blick sofort gesehen hatte, schüttelte leicht den Kopf.

„Mir geht’s gut, Mac. Das sieht nur so schlimm aus. Tut fast nicht weh...“

Wieder versuche er sich mit einem Grinsen.

Der Sanitäter schüttelte den Kopf.

„Sir, ich werde Sie jetzt in ein Krankenhaus bringen. Egal was Sie sagen. Sonst verbluten Sie mir hier noch unter der Hand weg! Ihre Kollegin haben wir auch schon zur Untersuchung dort hin gebracht“

„Pff“, Harm gab eine abwertende Antwort

Der Sanitäter schüttelte verblüfft den Kopf und schaute sich nach Hilfe um.

„Helfen Sie mir hoch, Mac. Hier unten... wird es langsam ungemütlich.... und meine Blase macht mir zu schaffen...“

Harms Stimme war schwach und wenig überzeugend. Am liebsten hätte Mac ihn einfach gepackt und selbst ins Krankenhaus gefahren, doch wenn Harm nicht dorthin wollte, dann konnte man ihn nicht zwingen.

Mac sah ihren Partner prüfend an.

„Sie müssen ins Krankenhaus, Harm!“

Harm wollt gerade zum Protest ansetzten, als der Admiral den Raum betrat.

Suchend sah dieser sich im Raum um.

Harm nutzte diesen Augenblick und zog sich unter großen Schmerzen an der Wand hoch.

Mac, die Harms Sturheit eigentlich nicht unterstützen wollte, griff ihm nun doch unter die Arme, da sie auch nicht wollte, dass sich ihr Partner und Freund sich noch eine weitere Verletzung zuzog.

Mac konnte hören, wie Harm vor Schmerz mit seinen Zähnen knirschte.

Harm stand nun, fast, aufrecht da. Zur linken hob ihn Mac und zur rechten stützte ihn der Sanitäter.

Der Admiral war nun auf Mac und Harm aufmerksam geworden und kam auf die Beiden zu.

„Commander! Sie kann man auch nicht eine Gerichtsverhandlung alleine lassen!“

Die Stimme des Admirals war grollend. Und dennoch, die, die ihn kannten konnten die Erleichterung aus seiner Stimme heraushören

Wieder brachte Harm nur ein schiefes Grinsen als Antwort zustande. Mehr vermochte sein schwacher Körper im Moment nicht zu bieten.

„Soll ich Ihnen helfen?“, fragte der Admiral an den Sanitäter gewandt, der sichtlich unter Harms Gewicht schwankte.

„Ich kann...ich kann... allein laufen, Sir“, sagte Harm mit fester Stimme.

Admirals Chegwiddens Gesichtsausdruck wechselte in, auch für andere sichtbare, Besorgnis.

„Commander. Sie können weder stehen, geschweige denn noch laufen. Am besten holen wir für Sie eine Trage....“

Der Sanitäter nickte multiviert mit dem Kopf.

„Wenn Sie ihn zu einem Krankenhausbesuch überreden können, Sir, ich habe mein bestes gegeben...“

Streng schaute der Admiral Harm an, der gerade versuchte sich aus dem starken Halt von der besorgten Mac zu befreien.

„Sie weden ins Krankenhaus gehen, Rabb! Das ist ein Befehl!“

Harm schnaubte durch die Nase.

Alles um ihn herum verschwamm ganz langsam.

„Gut, Sir. Ich werde mich von einem Arzt untersuchen lassen.Aber...ich kann ...alleine....laufen....“

Er brachte die Worte nur vereinzelt und keuchend heraus.

Mac schaute den Admiral, mit ihren braunen Augen, flehend an und hoffte, dass er Harm befehelen würde, sich zum Krankenwagen tragen zu lassen.

Doch der Admiral kannte Harms Sturheit und wich den Blicken Macs aus.

„Ok, Harm. Dann laufen Sie mal los“

Zögernd lies Mac Harms Arm los, und auch der Sanitäter gab ihn mit einem kopfschütteln frei.

Unsicher und sichtlich wackelig auf den Beinen, versuchte Harm mit dem unverletzten Bein voranzukommen.

Das unverletzte Bein lies sich leicht nach vorne ziehen, doch mit dem verletzten hatte er seine Probleme.

Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass der Sanitäter,der Admiral und Mac nur wenige Schritte von ihm entfernt waren und den Blick nicht von ihm abwandten, falls er Hilfe brauchen sollte.

Zögerlich bewegte Harm sich vor. Da Schwindelgefühl, dass ihn seit der Zufügung der Schußwunde heimsuchte, verschlimmerte sich, alles um ihn herum verschwamm und alles drehte sich.

„Ich glaube,...dass funktioniert ....doch nicht so...wie geplant!“, keuchte Harm noch, bevor er das Bewusstsein verlor.

Ein rhythmischer, andauernder Piepton, weckte Harm aus seinem traumlosen Schlaf aus.

< Scheiß Wecker... >

Er lies die Augen geschlossen um die letzten Minuten zu genießen, bevor er aufstehen und zur Arbeit gehen musste. Sein Kopf dröhnte. Das andauernde piepen im Hintergrund machte dies auch nicht besser.

< Scheint wohl ne lange Nacht gewesen zu sein. Du wirst alt, Rabb... >

Er wollte seinen rechten Arm ausstrecken um den Wecker auszuschalten, doch...-es ging nicht.

Irritiert versuchte Harm erneut den rechten Arm zu heben. Doch anstatt sich der Arm heben würde, so wie Harm es von ihm verlangte, streikte er. Der Arm war taub und es schien, als würden Nadeln in ihm stecken.

< Scheint wohl eingeschlafen zu sein... >

Ohne sich groß dabei etwas zu denken, hob er die linke Hand. Doch auch diese verwehrte Harm ihre Dienste.

Doch das Gefühl, dass er im anderen Arm spürte, traf hier nicht zu.

Im Gegenteil.

Auf seiner linken Hand ruhte eine sanfter Druck.

Doch in keinster Weise unbequem.

Das Etwas, dass auf seiner Hand ruhte, war warm und weich.

Noch immer hielt er seine müden Augen geschlossen und noch immer piepte es unablässig im Hintergrund.

Resigniert stöhnte er auf.

Der sanft Druck um seine Hand wurde etwas fester.

„Harm?!“

< Jetzt hörst du auch noch Macs Stimme. Nur weil du von ihr träumst ist sie noch lange nicht hier! >

„Harm?!“

Langsam öffnete Harm seine Augen und drehte sich langsam nach links.

„Mac?!“

„Oh Harm, Gott sei dank. Sie sind endlich wach...“

Vor Harms Augen war alles noch ein wenig verschwommen. Dennoch bemerkte er, nicht zu seinem Unbehagen, dass Mac seine linke Hand hielt und leicht streichelte.

„Mac? Was machen Sie in meinem Schlafzimmer?“

Mac sah ihn irritiert an.

„Schlafzimmer...“, wiederholte sie in einem ungläubigem Ton.

Von Macs irritiertem Blick irritiert drehte Harm langsam seinen Kopf.

Langsam nahm das Verschwommene um ihn herum Gestalt an.

Er war gar nicht in seinem Zimmer.

Er war auch gar nicht in seiner Wohnung.

Das um ihn herum sah vielmehr nach einem Krankenhauszimmer aus. Oft genug hatte er schließlich eines von innen gesehen.

Sein Blick schweifte zu seinem rechten Arm.

Er hatte sich nicht nur eingebildet, dass Nadeln in seinem Arm stecken würden.

Es stecken wirklich welche darin.

Fünf Infusionen stecken in seiner Armbeuge und führten zu fünf verschiedenen Beuteln, die an einer Stange oberhalb des Bettes befestigt war. Drei von den Infusionen sahen verdammt nach Blut aus.

Das piepen im Hintergrund war auch nicht sein Wecker. Es war die Herzmaschine, die seine Herz- und Pulsschläge maß und aufzeichnete.

Aber was machte er hier?

Plötzlich verspürte er ein komisches kribbeln in seinem Bein, dass sich langsam in ein unangenehmes Gefühl und schließlich in Schmerzen verwandelte.

Er zog eine Grimasse.

Wieder wurde der Druck um seine linke Hand fester.

„Alles Ok, Harm?“

Langsam schüttelte er den Kopf. Er verstand nicht was hier vor sich ging.

„Mein Bein...“

„Tut es sehr weh? Die Schmerzmittel werden jetzt wohl langsam nachlassen.Tronty hat Sie voll erwischt!“

< Tronty > Plötzlich kamen alle von Harms Erinnerungen zurück.

< Der Gerichtssaal- Tronty- die Geiselnahme- der Schuß- mein Bein!! >

Mac war Harms nachdenkliche Miene aufgefallen.

„Wissen Sie was passiert ist, Harm?“

Harm nickte leicht. Mehr ließen seine Kopfschmerzen nicht zu.

„Das kommt von den Schmerzmitteln und den anderen Medikamenten...“, sagte Mac, als hätte Sie Harms Gedanken lesen können.

Harm lächelte leicht und lies sich dann wieder mit geschlossenen Augen in sein Kissen zurücksinken.

Mac lächelte über ihre Besorgnis hinweg. Doch innerlich brauste noch alles in ihr.

Als Harm, wie von ihnen allen befürchtet, nach seinen Gehversuchen zusammengeklappt war, hatten der Admiral, sie und zwei Sanitäter, Harm vor einer weiteren Verletzung durch einen Aufprall bewahrt, indem sie ihn rechtzeitig aufgefangen hatten.

Dann hatten sie ihn schnellstens in einen Krankenwagen verfrachtet und ins Krankenhaus gebracht.

Sie, Mac, war nicht eine Sekunde von seiner Seite gewichen. Die ganze Zeit hatte sie seine Hand gehalten. Sie wollte, dass er spürte, dass sie für ihn da war.

Als sie mit Blaulicht vor dem Krankenhaus angekommen waren, hatte sie jeden Handgriff verfolgt, den die Ärzte oder Schwestern an ihrem Harm hantierten.

Harm war so bleich gewesen, so hilflos. Das hatte ihr Angst gemacht.

Denn noch nie, oder wenn, dann ganz selten, hatte sie Harm so hilflos gesehen.

Die Angst, die sie hatte, konnte ihr auch nicht der Arzt nehmen, der sie kurz nach Harms Einlieferung ansprach.

„Ihr Verlobter hat sehr viel Blut verloren, Mrs. McKenzie, was auf die Schußwunde am Oberschenkel zurückzuverfolgen ist. Um die Kugel zu entfernen, werden wir ihn sofort operieren. Danach wird er für die nächsten zwei Tage zur Beobachtung auf die Intensivstation gebracht.

Soweit dann alles zu unsere Zufriedenheit verläuft und keine weiteren Beschwerden auftauchen, wird er dann auf Station verlegt. Dort werde wir ihn dann weiter mit Bluttransfusionen und Medikamenten behandeln. Das mit der Rhea werden wir dann klären, wenn es soweit ist.“

Mac hatte immer nur genickt. Ein Wort und der Kloß in ihrem Hals hätte sich gelöst und sie hätte anfangen müssen zu weinen. Und das wollte sie nicht, so mitten auf der Station. Schließlich war sie eine Marine.

Sie hatte keinen Augenblick gezögert, als die Krankenschwester gefragt hatte, ob sie mit Commander Harmon Rabb verwandt sei.

Schon oft hatte sie den Fehler gemacht und diese Frage verneint und deshalb auch keinerlei Informationen über den Zustand ihres Kollegen erfahren können. Diesen Fehler wollte sie diesmal vermeiden und hatte sich deshalb als seine Verlobte ausgegeben.

Seit der Operation gestern war sie nicht eine Sekunde von Harms Bett gewichen.

Oft war die Stationsschwester herein gekommen und hatte versucht sie zum gehen zu bewegen, da dies ja eine Intensivstation wäre, doch Mac hatte darauf bestanden bei ihm bleiben zu dürfen. Nach einiger Zeit hatte die, schon etwas in die Jahre gekommene, Schwester es aufgegeben, und Mac das tun lassen, was sie wollte:

Bei Harm bleiben.

Ihr wurde immer besser zumute, wenn sie beobachten konnte, wie die Blutinfusionen weniger wurden und Harm von Stunde zu Stunde mehr Farbe ins Gesicht bekam.

Alle zwei Stunden war der Arzt gekommen und hatte Harms Schmerzmittelbeutel nachgefüllt und die Wunde begutachtet.

Es war immer alles zu seiner Zufriedenheit gewesen.

„Mac?“, Harms leise, geschwächte Stimme holte sie aus ihren Erinnerungen zurück.

In der Beunruhigung er hätte Schmerzen oder es würde ihm an etwas fehlen, wendete sie sich schnell wieder Harm zu.

„Fehlt Ihnen was, Harm? Soll ich den Arzt rufen?“

Harm sah ihr an, dass wenn er die Frage jetzt bejahen würde, Mac aus dem Zimmer stürmen, den nächsten Arzt, der ihr begegnen würde packen, und ihn zu ihm bringen würde.

Leicht lächelnd verneinte er die Frage.

„Sind Sie schon lange da, Mac?“

Mac überlegte.

Sollte Sie ihm sagen, dass sie nicht eine Sekunde, außer bei der OP, von seiner Seite gewichen war?

Nein.

Lieber nicht.

Nachher würde er das falsch verstehen.

Aber gab es da überhaupt was falsch zu verstehen?

Mac schüttelte den Kopf.

„Ich bin gerade erst gekommen...“

Eine Krankenschwester betrat den Raum und machte sich an Harms Infusionen zu schaffen.

„Eine sture Verlobte haben Sie da, Mr. Rabb. Sie hat sich nicht von ihrer Seite bringen lassen.

Ich habe noch nie jemand so sturen kennen gelernt...“

Mit einem letzten prüfendem Blick auf Harm verließ die Schwester zufrieden den Raum.

Peinlich berührt schaute Mac auf den Boden, während Harm sie, teils belustigt, teils zufrieden anschaute.

„Verlobte?“, fragte er Mac grinsend.

„Habe ich da irgendwas verpasst?“

Mac schaute immer noch verlegen auf den Boden. Harms Hand hatte sie noch immer nicht losgelassen.

„Ich musste mich als ihr Verlobte ausgeben, damit ich über ihre Behandlung informiert wurde...“

Harm sah ihr an, wie peinlich ihr das ganze war.

„Das ist vollkommen in Ordnung, Mac. Ich hätte das gleiche getan...“

Eine unangenehme Schweigepause trat ein.

< Soll ich ihr jetzt sagen, wie sehr ich mich freue, dass sie die ganze Zeit bei mir war und wie sehr ich sie liebe? >

< Soll ich ihm jetzt sagen, wie sehr ich ihn liebe? Jetzt? Hier? Oder ist es unpassend, hier auf einer Intensivstation? Und was wird er antworten? Fühlt er genau wie ich? Und wenn nicht, wäre unsere ganze Zusammenarbeit damit beendet? >

Die Gedankengänge der beiden wurden von Harms Behandelndem Arzt gestört, der gerade den Raum betreten hatte.

„So, Commander Rabb. Schön das Sie endlich wach sind. So lernen wir und auch mal kennen. Ich bin ihr behandelnder Arzt, Dr. Ridley. Ich habe sie auch operiert.“

„Ich wurde operiert?“, fragte Harm den Arzt.

Das hatte Mac ihm noch gar nicht erzählt.

„Ja. Um die Kugel an ihrem Oberschenkel zu entfernen mussten wir Sie operieren“

Harm nickte.

Der Arzt trat an Harm heran, schlug die Decke, unter der Harm lag zur Seite, legte sein Bein hoch und entfernte vorsichtig den dicken Verband.

Noch immer hielt Mac Harms Hand in ihrer.

Der Arzt löste nun das große Pflaster unter dem Verband und begutachtete die Wunde.

Scheinbar zufrieden nickte er mit dem Kopf.

„Sieht alles gut aus. Die Wunde hat sich nicht entzündet. Ich werde der Schwester sagen, dass sie Sie gleich auf Station bringen soll.

Dann können Sie auch endlich die Besucher empfangen, die seit dem Sie eingeliefert worden sind, entweder jede Stunde angerufen haben oder seit einigen Stunden draußen sitzen und die völlig entnervte Schwester fragen, ob Sie endlich aufgewacht sind.“

Mac lächelte in sich hinein. Sie konnte sich gut vorstellen, wer die ganzen Besucher waren.

Gleich nachdem Harm eingeliefert worden war, waren Bud und Harriet im Krankenhaus eingetroffen und hatten sich über Harms Zustand informiert.

Der Admiral selbst war einige Minuten nach den Roberts eingetroffen.

Nachdem Mac ihm dann stockend über die OP berichtet hatte, hatte AJ erkannt, dass er hier nicht gebraucht wurde.

„Ich werde ins JAG HQ zurückfahren und die Eltern von Harm benachrichtigen. Melden Sie sich bitte sofort, wenn es etwas neues gibt, Colonel“

Mac hatte genickte und der Admiral war schnellen Ganges aus dem Krankenhaus verschwunden.

Sie hatte den Roberts gesagt, dass sie hier nichts machen könnten, diese wollten aber partou nicht gehen.

Als Harm die OP ohne Zwischenfälle überstanden hatte, hatte Mac die Roberts doch dazu bewegen können, nachhause zu gehen, Und auch ihnen versprach sie, sich zu melden, sobald Harm aufgewacht war.

Der Arzt verband Harms Bein neu, nickte dann der Schwester zu, verabschiedete sich von Mac und Harm und verließ dann den Raum.

Für den weiteren Verlauf der Geschichte muss ich leider eine Korrektur zum Anfang stellen.

Mac ist NICHT mehr mit Mic Brumby zusammen. Das alles spielt nach der geplatzten Heirat, OK?

Tut mit echt leid, aber am Anfang hatte ich noch nicht so weit gedacht...

Mac stand, ohne Harm in die Augen zu sehen, auf.

Zu ihrer beiden Bedauern musste Mac dazu Harms Hand los lassen.

„Ich werde jetzt den anderen Bescheid geben, dass Sie wach sind und nachher auf Station gebracht werden“

Mac nahm den Türgriff in die Hand und wollte gerade den Raum verlassen, als Harm sie zurückhielt.

„Mac?“

Sie drehe sich um und sah Harm in die Augen.

„Kommen Sie dann wieder?“ Harm klang ein wenig verlegen.

Mac lächelte ihn an.

„Natürlich“

Damit drehte sie sich um und verließ den Raum.

Mit schellen, leisen Schritten lief Mac den Flur der Intensivstation entlang, durch die Trenntüre, in den normalen Bereich des Krankenhauses.

Ihr erster Weg führte auf das Damen WC, wo sie sich erst mal im Spiegel betrachtete und sich zurecht machte.

Nach vier Minuten und 28 Sekunden verließ sie die Toilette und lief zielstrebig auf den Empfang zu.

„Könnte ich hier bitte telefonieren?“, fragte Mac die Dame an der Rezeption.

Diese wies mit neutralem Gesichtsausdruck auf das Telefon, dass schräg gegenüber von ihr, an der Wand hing.

„Das Telefon dort drüben können Sie für Ortsgespräche nutzen.“

Die Frau musterte Macs Uniform.

„Wählen Sie einfach –02 vor. Sie müssen sich allerdings noch eine Weile gedulden. Es scheint besetzt zu sein.“

Mac drehte sich um und sah, dass gerade eine ältere Dame an das Telefon getreten war und eifrig mit telefonieren beschäftigt war.

„Ich kann warten. Dankeschön“

Sie ging in Richtung des Telefons und lehnte sich gegen die Wand.

Die ältere Frau sah nicht so aus, als würde sie in den nächsten 10 Minuten fertig sein.

(„Ja, es ist ein Mädchen!! 50cm groß und 2800g schwer. Ja, eine ganz süße.....“)

Mac schloß die Augen und atmete die stickige Krankenhaus Luft ein.

Da ihr langweilig war, lauschte sie bei dem Gespräch mit, dass aus dem Behandlungszimmer neben ihr kam, indem gerade zwei junge Krankenschwestern verschwunden waren.

„Du hast Recht, der Patient aus Zimmer 3 auf der Intensivstation ist wirklich zu süß“

< Das ist Harms Zimmer... >

„Ich durfte ihm heute früh den Verband wechseln...am Oberschenkel!! Ich musste meine Hände bändigen, damit sie nicht auf falsche Gedanken kamen“

< Ich bringe MICH gleich auf falsche Gedanken, du.... du Krankenhausschlampe! >

„Wie cool! War er wach? Hast du mit ihm geredet?“

< Wie denn? >

„Nein, er hat noch geschlafen. Aber heute kommt er auf Station. Und rate mal was das beste ist...“

< Was? >

„Was?“

„Er fällt in unseren Arbeitsbereich!!!“

< Ne, oder >

„Im ernst?“!

< Nein >

„Ja!“

„Ich habe gehört er ist Commander bei der Navy?!“

< Als ob du wüsstest was das ist! >

„Ist doch egal. Aber mal im ernst, meinst du ich darf ihn rasieren?“

< NIE >

„Wieso denn? Der Drei-Tage-Bart steht ihm doch wahnsinnig. Damit sieht er total sexy aus...“

< Sie hat Recht...>

„Sprich ihn doch einfach mal an...“

< Nein >

„Meinst du?“

< Na-he-in ,> (NEIN!)

„Ja klar“

Mac stand mit offenem Mund an der Wand gelehnt und hörte dem Gespräch der beiden aufmerksam zu.

Die Schwestern sprachen gerade über <ihren> Harm.

< Es ist nicht DEIN Harm ,Mac. Auch wenn du das gerne so hättest!! >

Doch Mac konnte diesem Triumph nicht widerstehen, dass SIE die Verlobte von Harm war.

<Halt! Stopp! Marine, du BIST NICHT mit Harm verlobt! >

Trotz ihrer inneren Besonnenheit, stellte sie sich gerade hin, zupfte ihre Uniform zurück, strich mit einem gekonnten Handgriff ihre Haare zurecht und betrat den Behandlungsraum, aus dem sie das Gespräch gehört hatte.

Als sie eintrat, verstummten die Schwestern augenblicklich und musterten Mac.

„Ähm, Entschuldigen sie, wenn ich sie unterbreche, aber ich hätte da eine Frage...“

„Ja?“

„Mein VERLOBTER wird heute noch auf Station gebracht. Er hasst es unrasiert zu sein, und ich dachte, vielleicht hätten sie hier irgendwas um rasieren da...?“

Die Schwestern sahen nicht so aus, als würde sie diese Bitte überraschen. Anscheinend wurden solche Bitten öfter gestellt.

„Natürlich. Sagen Sie uns nur, wohin wir das Rasierzeug bringen sollen.“

„Mein VERLOBTER, liegt im Moment noch auf der Intensivstation. Zimmer 3. Commander Harmon Rabb!“

Mac beobachtete zufrieden, wie den beiden Krankenschwestern der Kinnladen nach unten klappte und ihre Träume wie Seifenblasen zerplatzen.

„Kein Problem“, stammelte einer der beiden.

„Dankeschön“, gab Mac in ihrem schleimigsten Ton wieder und verschwand mit einem Lächeln auf dem Gesicht aus dem Raum.

Zufrieden stellte sie fest, dass die alte Dame das Telefon frei gegeben hatte.

Sie nahm den Telefonhörer in die Hand und wählte die direkte Durchwahl von Admiral Chegwidden.

Nach dem zweiten Klingeln nahm dieser ab.

„Chegwidden“, bellte er ins Telefon.

„Sir, hier ist Colonel MacKenzie“

Die Stimme des Admirals schwenkte in ein, teils beunruhigten, teils erfreuten Ton um.

„Colonel, wie geht’s dem Commander?“

„Er ist gerade aufgewacht, Sir. Sie werden ihn gleich auf Station verlegen.“

„Keine Komplikationen?“

„Der Arzt ist zufrieden mit ihm“

Chegwidden lies ein belustigtes Knurren von sich.

„Die Ärzte sind mit Rabb zufrieden?“

Mac schmunzelte. Jeder, der Harm kannte, wusste das dieser kein williger oder leichter Patient war.

„Der Arzt ist mit der Heilung der Wunde zufrieden. Wahrscheinlich ist Harm noch zu müde zum protestieren...“

„Mhm. Leutnant Roberts und Harriet haben sich vor ungefähr drei Stunden frei genommen und sind ins Krankenhaus gefahren. Haben Sie sie schon gesehen?“

„Ich werde gleich suchen gehen, Sir“

„Tun Sie das, Colonel“

„Admiral, haben Sie Harms Eltern schon erreichen können?“

„Ja. Mr und Mrs Burnett werden mit der ersten Maschine morgen früh ankommen“

„OK, Sir.“

„Ich selbst versuche nach Dienstschluß vorbei zu schauen. Ist viel los hier. Außerdem scheint Rabb ja genug Besuch zu bekommen. Wir wollen ihn ja nicht überlasten...“

„Ja, Sir.“

Der Admiral hatte aufgelegt.

Mac schmunzelte.

Sie wusste, dass der Admiral auf jeden Fall kommen würde. Egal, ob es viel Arbeit gab oder nicht.

Der Admiral mochte Harm. Der Admiral hatte sie, Mac, und Harm unter seine Fittiche genommen.

Er war so etwas wie eine Vaterfigur oder ein Mentor für die beide.

Natürlich nur im Übertragenen Sinne, versteht sich....

Der Admiral legte zufrieden seufzend den Hörer auf.

Harm hatte es bis jetzt jedes mal geschafft.

Er war bis jetzt aus jeder Situation herausgekommen.

Dennoch hatte er dieses mal so etwas, wie eine tiefere Beunruhigung, fast so etwas wie Angst empfunden.

Dieses mal war Harm wirklich wieder an der Grenze zwischen Leben und Tod vorbeigestreift.

Kopfschüttelnd stand er auf und verließ sein Büro.

Im sonst so lebhaftem JAG Quartier, war es heute sehr ruhig und angespannt.

Alle waren unkonzentriert, seit sie das Gerücht erreicht hatte, dass der Commander der Verwundete bei der Geiselnahme war, die natürlich auf allen Kanälen im Fernseher übertragen wurde, und vielleicht sterben konnte.

Als der Admiral den Raum betrat, bemerkte fast keiner seine Anwesenheit.

„Darf ich bitte um ihre Aufmerksamkeit bitten!“

Der scharfe Unterton ihres CO, lies sie alle hochschrecken.

Aus den Einzelbüros kamen nun die Anwälte heraus und alle Augen waren auf den Admiral gerichtet.

„Ich wollte sie alle nur darüber informieren, dass Commander Rabb wieder auf dem Weg der Besserung ist. Er wurde operiert und es läuft alles zur Zufriedenheit der Ärzte ab. Ab heute Nachmittag liegt er auf Station und darf besuche Empfangen. Ich bitte sie jedoch darauf zu achten, dass sie nicht alle gleichzeitig über ihn herfallen.

Ich hoffe sie alle sind jetzt zufrieden und können wieder rasch und fehlerfrei an die Arbeit gehen“

Der Admiral drehte sich um und verschwand wieder in seinem Büro.

Immer noch lächelnd legte Mac den Hörer auf und ging in die Richtung des Wartezimmers.

Schon von weitem konnte sie Harriets Stimme hören.

„Bud, meinst du der Arzt hat uns vergessen? Ich meine, er wird uns doch Bescheid geben sobald der Commander wach ist nicht wahr? Bud?“

„Harriet, bitte. Der Arzt hat gesagt er kommt wenn der Commander auf Station gebracht wird.“

„Aber er war schon so lange nicht mehr da. Meinst du es ist was passiert? Ich meine mit dem Commander!?“

„Der Arzt war doch erst vor 10min. da, Harriet, Darling.“

Mac konnte ein uneinsichtiges Schnauben von Harriet und einen erleichterten Seufzer von Bud hören.

Lächelnd schüttelte sie den Kopf.

Die Beiden waren wirklich tolle Freunde.

Mit schnellen Schritten ging sie ins Wartezimmer.

Als Harriet und Bud sie sahen, sprangen sie sofort auf.

„Stehen Sie, bequem. Wir sind doch nicht im Dienst“

„Mam, wie geht es dem Commander?“ Harriet war kaum zu bremsen.

Bud unterstützte seine Frau mit eifrigem kopfnicken.

„Ja, wie geht es ihm?“

„Er ist gerade vorhin aufgewacht. Die Schwester bringt ihn gleich auf Station. Dann können Sie ihn auch besuchen gehen“

„Meinen Sie das geht, Mam? Ich meine, er ist doch bestimmt ziemlich erschöpft, oder Mam?“

„Ich denke er freut sich bestimmt über Besuch, Harriet. Bei Ihrem Besuch wird er sich sogar ganz besonders freuen.“

Harriet und Bud strahlten.

„Meinen Sie wirklich, Mam?“

„Würde ich es sonst sagen?“

Bevor Harriet und Bud antworten konnten, kam der Arzt ins Zimmer, sah Mac und ging auf sie zu.

„Gut das Sie da sind, Mrs MacKenzie“

Und wie froh er war. Seit drei einhalb Stunden hatte ihn die Schwester alle 10 minuten angepiept, weil er dauernd von den Roberts gesprochen werden wollte.

Und jedes mal war es die gleiche Frage gewesen.

< Wie geht es Commander Rabb? >

Jedes mal hatte er ihnen erklärt, dass er noch nicht aufgewacht sei, dass aber ganz normal wäre.

Er würde ihnen Bescheid geben, sobald er aufgewacht war.

Eigentlich hätte er überhaupt keine Auskünfte geben dürfen, aber als er versucht hatte, dass der blonden Lady klar zu machen, war er peinlichst gescheitert.

Mac schaute ihn erwartungsvoll an.

„Wir haben Mr Rabb jetzt auf Station verlegt...“

„Und was ist das Problem?“, fragte Mac beunruhigt.

„Nun ja,..“ der Arzt grinste verlegen.

„...die Sache ist die: Er ist,...ein wenig stur. Ich hatte schon oft schwierige Patienten, aber ihr Verlobter ist die Krönung.“

„VERLOBTER?!“ Die Roberts standen mit offenen Mündern da und schauten Mac fragend an.

„Das ist eine lange Geschichte,...“, meinte sie verlegen.

Auch der Arzt schaute sie skeptisch an.

„Ich gratuliere Ihnen, Colonel! Das ist ja....ich warte schon so lange....das muss ich sofort allen erzählen!“

Harriet sprang auf, umarmte Mac und stürzte aus dem Raum, noch bevor Mac irgendetwas dagegen tun konnte.

Bud hatte immer noch den Mund offen.

Er streckte Mac seine Hand hin.

„Herzlichen Glückwunsch, Mam! Ich werde jetzt nach Harriet schauen. Wir sehen uns nachher beim Commander....“

Mit den Worten verschwand auch er.

Mac starrte den Beiden sprachlos hinterher.

< oh, oh >

Wenn Harriet wirklich auch den Admiral anrufen würde, was sie natürlich machen würde, würde sie nachher ziemlich viel zu erklären haben.

Mac bemerkte den fragenden, skeptischen Blick des Arztes.

„Wir haben uns erst kürzlich verlobt und wollten noch etwas warten bis wir es an die große Glocke hängen“

Der Arzt schien sich damit zufrieden zu geben und begann wieder über Harm zu beschweren.

„Ja, wie gesagt, ich weiß nicht was ich mit ihrem Verlobten machen soll. Er beschwert sich, seit sie den Raum verlassen haben, über alles und jeden. Die Schwestern können nicht einmal die Infusionsbeutel wechseln, ohne sich mit dem Commander zu streiten. Geschweige denn von den Spritzen, die ich ihm gegen seine Schmerzen geben muss. Er benimmt sich schlimmer, entschuldigen Sie wenn ich so offen rede, wie ein Kind.“

Der Arzt erwartete von Mac einen erstaunten Blick oder einen guten Ratschlag, doch stattdessen grinste sie den Arzt nur an.

„Damit hatte ich schon gerechnet, Dr. Rideley. Piloten und Anwälte sind die schlimmsten Patienten. Und er ist nun mal beides. Ich hatte schon früher mit Protesten gerechnet. Anscheinend lassen die Betäubungsmittel langsam nach...“

„Und was sollen wir Ihrer Meinung nach jetzt tun?“

„Sich dran gewöhnen“

„WAS?“

„Nun ja, dass hier ist nur ein kleiner Vorgeschmack. Morgen wird es noch viel schlimmer werden“

„Wieso das?“

„Na dann wird er entlassen werden wollen....“

„Morgen...“, wiederholte der Arzt ungläubig.

„..entlassen....“

Mac schenkte ihm noch eines ihrer aufmunternden Lächeln, lies den verdatterten Arzt im Behandlungsraum stehen und machte sich wieder auf den Weg zu Harms Zimmer.

Sie war nur noch wenige Schritte von Harms neuem Zimmer auf Station entfernt, als sie seine, mittlerweile deutlich ausdrucksvollere, Stimme hörte, die sich mit der einer ziemlich jungen Krankenschwester mischte.

„Nein!“

„Aber Commander Rabb, Sie müssen Ihre Medikamente nehmen...“

„ Ich sagte `Na-he-in`!“

„Aber, Sie müssen doch verstehen, dass das mein Job ist. Ich muss...“

„..mir die Medikamente geben. Soviel habe ich mittlerweile auch verstanden. Aber ich brauche diese Medikamente nicht mehr. Mir geht es blendend!“

„Ja. Aber nur wegen der Medikamente, die Sie bis gerade eben bekommen haben. Wenn Sie die Medikamente jetzt absetzten, dann hat das alles hier nichts gebracht“

Die Krankenschwester war völlig mit den Nerven am Ende.

„Ich rufe Sie, wenn ich es mir anders überlege...“

„Ich kann auch einen Arzt konsultieren, der wird Sie dann zwingen Ihre Medikamente zu nehmen!“

„Das darf er nicht. Verstößt gegen die Verfassung!“

Harms Stimme war trotzig, wie die eines kleinen Kindes.

In Wirklichkeit war es ihm ziemlich gleich ob er die Medikamente nehmen sollte, oder nicht. Aber es machte ihm richtig Spaß mit allen zu diskutieren. So kindisch es auch war. Ihm war furchtbar langweilig, seit Mac ´kurz´ telefonieren war.


Mac, die nun direkt vor der Tür stand und der Diskussion mit einem grinsen folgte, beschloss der armen Krankenschwester zur Hilfe zu eilen, öffnete die Tür ganz und trat ein.

„Machen wir wieder anderen das Leben schwer, Harm?“

Harm schreckte zusammen, als er Mac sah und schüttelte eilig den Kopf.

„Nein, nein. Schwester Nancy wollte mir nur gerade meine Medikamente vorbeibringen...“

Die Schwester, von dem plötzlichen Umschwung von Harms Meinung überrascht, gab Harm seine Medikamente und verschwand dann eiligst aus Harms Zimmer, in der Hoffnung da sobald nicht mehr rein zu müssen.

„Harm. Müssen Sie es allen hier so schwer machen?“ Macs Gesicht war ernst. Nur ihre Augen und ihre Stimme zeigten Belustigung.

Mac setzte sich neben Harms Bett auf einen Stuhl und schaute ihn herausfordernd an.

Harm bemerkte diesen Blick und wich ihr geschickt aus.

Doch Mac lies sich nicht abwimmeln und starrte ihn weiter unverholen an.

< Soll ich jetzt....? >

Er sah so süß aus, wie er da vor ihr lag. Mit leichten Bartstoppeln und einem dünnen Krankenhauskittel.

Nach einer Weile drehte Harm seinen Kopf ein wenig zu Mac und sah ihr direkt in die Augen.

„Was?“

„Harm....“ Macs Stimme war leise.

„Ok, Mac, Sie haben gewonnen...“

Nun war es Mac, die verwirrt klang.

„Was?“

„Sie haben Recht. Ich war ein kleines bisschen stur, aber....“

„..ein bisschen...“

„Na gut, ich war stur. Aber nur, weil,...“

„..ja..“

„Mac, ich bin krank...“ er legte seine Unschuldsmiene auf und sah sie kränklich an.

„...müssen Sie da auch noch auf mir rumhacken...?“

Mac lächelte und gab ihm einen leichten Klaps auf die Schulter.

Harm, der sich vor lauter Schläuchen und Kabeln, die zu Medikamentenbeuteln und Maschinen führten, nicht rühren konnte, musste den Schlag, ohne sich wehren zu können, hinnehmen.

Doch anstatt sie böse anzuschauen oder gespielt beleidigt zu sein, setzte Harm nur sein schönstes Flyboy grinsen auf und lächelte Mac an.

Jeder der diesen Raum jetzt betreten hätte, hätte die Spannung in der Luft fühlen können.

Es war wie eine unsichtbare Verbindung, die in diesem Moment die beiden verband.

Mac lächelte ihn an, sagte dann erst:

„Harm, ich....“

Doch noch bevor sie die drei wichtigen Worte aussprechen konnte, hörten sie beide zuerst einen leichtes rumsen an der Türe und dann wohlvertraute Stimmen, ganz nah vor der Tür.

„ Harriet! Geh von der Türe weg!“

„Ach, Bud!“

„Ich meine es ernst, Harriet! Das gehört sich nicht!“

„Aber Bud, ich mache das nur, damit ich weiß ob wir jetzt zum Commander rein können, oder ob er und der Colonel beschäftigt sind...“

Obwohl Harm und Mac eine Türe zu den beiden trennte, konnten sie förmlich Harriets grinsen sehen.

Harms Grinsen wurde immer breiter.

Es war einfach zu komisch, wie die beiden versuchten leise miteinander zu reden, und es dabei trotzdem schafften so viel Lärm wie eine ganze Schulklasse zu veranstalten.

Auch Mac konnte sich jetzt zu einem lächeln durchringen.

Oh, wie sie Harriet verfluchen könnte!

Ausgerechnet jetzt!

„Kommen Sie rein, Harriet!“

Mac fand, dass Harms Stimme deutlich an Stärke gewonnen hatte. Kurz nachdem er aufgewacht war, hatte er fast nur flüstern können.

Doch für Harriet und Bud, die ansonsten nur Harms lauten und deutlichen Ton gewohnt waren, war der Ton ihres Vorgesetzen sehr ungewohnt.

Nach Harms Aufforderung zum Eintritt, streckte sich vorsichtig ein blonder Kopf durch den Türspalt.

Bud, der hinter Harriet stand, öffnete die Türe nun ganz und schob Harriet in Harms Zimmer.


Fortsetzung noch offen


 
elli
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zuletzt bearbeitet 29.11.2009 | Top

   

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