<Nach dir... ja.> wäre ihm beinahe rausgerutscht. „Warum? Das ist gutes Fleisch und...“
„Das ist viel zu teuer, Mister!“ unterbrach sie ihn.
Es war in der Tat sündhaft teuer gewesen. Aber was tat man nicht alles für die Frau, die man liebte? „Du bist es mir wert, Sarah MacKenzie.“ Ernst sah er ihr in die Augen.
Schlagartig war etwas anders geworden. Sie spürte es, sie sah es.
„Ich wollte dir nur eine Freude machen.“
„Das tust du ja auch, Flyboy.“ Sie trat auf ihn zu, reckte sich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Glaub mir, das tust du.“
Aus einem Impuls heraus legte er die Arme um sie und zog sie an sich. Ein paar Sekunden genoss er schweigend ihre Nähe, bevor er sie wieder losließ. „Jetzt werde ich dir diese Köstlichkeit zaubern, Marine.“
Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass sie sich weiterhin an ihn lehnte. Es hatte sich so gut angefühlt. Er strahlte Kraft und Wärme aus; etwas, was sie jetzt gut gebrauchen konnte.
„Hey, was ist los?“ fragte er leise.
„Nichts.“ murmelte sie. „Du bist so schön warm.“
„Ist dir kalt? Dann ab mit dir ins Bett. Du bist noch...“
„Harm, es geht mir gut. Ehrlich.“ In seinen Augen sah sie seine Sorge um sie. Widerwillig löste sie sich ganz von ihm. „Statt dir Sorgen zu machen, solltest du lieber mit dem Kochen anfangen.“ grinste sie.
Er musterte sie eingehend. „Okay.“ Dann drehte er sich um und packte den Rest der Einkaufstüten weg.
Mac hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und sah ihm dabei zu. Inzwischen schien er mit ihrer Küche fast so vertraut wie mit seiner eigenen. <Kein Wunder.> schmunzelte sie. <Schließlich hat er mich ja die halbe Woche bekocht.>
Harm spürte ihre Blicke. Hin und wieder drehte er sich zu ihr und grinste sie an.
Es dauerte nicht lange, und ein köstlicher Duft erfüllte die Küche.
„Mhmmm.“ schnupperte sie hörbar. „Das riecht ja verlockend. Soll ich schon mal den Tisch decken?“
Er lachte. „Kannst du machen.“
Sie sprang vom Stuhl, suchte Besteck und Geschirr zusammen und arrangierte alles auf dem Tisch. „Wasser?“ fragte sie und öffnete den Kühlschrank.
„Ah... wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne einen Wein trinken.“
„Harm, auch wenn ich trockene Alkoholikerin bin: Meinetwegen kannst du trinken, was du willst. Aber ich habe keinen...“ Sie brach den Satz ab, als er grinsend eine kleine Flasche Weißwein hochhielt.
„Ich war so frei.“ lachte er. „Ist auch nur ein Viertelliter.“
„Du hättest dir auch eine ganze Flasche mitbringen können.“
Er schüttelte den Kopf. „Das hier ist Genuss, Mac. Eine ganze Flasche käme einem Besäufnis nahe.“
„Na komm, jetzt übertreibst du aber.“
„Mir reicht aber die hier.“ Er wedelte mit der Flasche.
„Na gut.“ Sie holte trotzdem zwei Wasserflaschen aus dem Kühlschrank. „Wann gibt es Essen?“
Er lachte. „Hast du Hunger?“
„Jupp.“ grinste sie. „Also wann?“
Harm checkte kurz die Töpfe. „Fünf Minuten.“
„Gut, dann gehe ich noch mal für kleine Marines.“
Kopfschüttelnd griff er nach den Schüsseln, die er schon bereitgestellt hatte. Gerade als er alles fertig hatte, hörte er ein Klappern.
„Hunger, Seemann!“
Er drehte sich um. Mac saß bereits am Tisch und klopfte mit dem Messer auf ihrem Teller herum.
„Dir geht es offenbar wieder viel besser.“ lachte er und legte ihr das Steak auf den Teller. „Dein Hunger muss ja groß sein, wenn du so ein Theater machst.“ Rasch stellte er die Schüsseln auf den Tisch und setzte sich.
„Ist er auch.“
Wie nicht anders zu erwarten, lud sie sich ihren Teller hoch voll. Als erstes probierte sie dann das Fleisch.
„Mhmmm... köschtlisch.“ Genüsslich verdrehte sie die Augen. Ein gutes Stück Fleisch wusste sie immer zu schätzen. Und das hier, das war einfach... traumhaft.
Der Ex-Pilot schüttelte amüsiert den Kopf. Das war wieder die Mac, die er kannte.
Viel zu schnell – für seinen Geschmack jedenfalls – waren sie mit dem Essen fertig.
„Du hast dich mal wieder selbst übertroffen, Flyboy. Das Steak war einfach... WOW!“
Er schmunzelte. „Du musst schließlich wieder zu Kräften kommen.“
„Aber musste es gleich so sündhaft teures Fleisch sein? Ein normales Steak hätte es doch auch getan.“
„Ich wollte dir doch nur eine Freude machen, Sarah.“ erwiderte er leise.
Sie ergriff seine Hand und begann, mit den Fingern zu spielen. „Das hast du ja auch.“
„Aber?“
„Wie kommst du darauf, dass es da ein „aber“ gibt?“
„Du klingst so.“ grinste er entwaffnend.
„Es ist kein richtiges „aber“, nur...“ Sie holte tief Luft. „Du hast in der letzten Woche schon so viel für mich getan, Harm. Richtig verwöhnt hast du mich.“
„Hat es dir nicht gefallen?“ Unsicherheit machte sich in seinen Augen breit.
„Doch, natürlich.“ Sie drückte die Hand fester. „Es ist nur... ich... ahm... ich bin das nicht gewohnt. Das ist alles.“
„Sarah, ich habe das wirklich gern getan.“
Die Erwähnung ihres Taufnamens in Verbindung mit seiner weichen und tiefen Stimme sorgte für weiche Knie bei ihr. Mac war froh, dass sie saß. Erneut konnte sie sich des Eindrucks nicht verwehren, er flirtete mit ihr. Seit gut zwei Wochen benahm er sich ihr gegenüber anders: Er schien sich ernsthaft um sie zu bemühen.
Natürlich hatte sie es genossen, dass er sie während ihrer Krankheit versorgt hatte. Wer hätte das nicht? Manchmal war er wie eine Glucke gewesen. Jetzt jedoch... seine Aufmerksamkeit und Fürsorge... das ging über freundschaftliche Krankenpflege weit hinaus. Sie war verunsichert. Als Frau fühlte sie sich natürlich geschmeichelt. Ein gutaussehender, ja attraktiver Mann warb allem Anschein nach um sie.
<Er wirbt um mich?> Eine völlig neue Erkenntnis – und zu schön, um wahr zu sein. Oder nicht? Sollte er nach all den Jahren wirklich ernsthaftes Interesse an ihr haben?
„Harm, warum tust du das alles für mich?
Er grinste. „Einer muss dich doch versorgen. Ich wiederhole mich zwar ungern, aber ich mache das wirklich gern. Glaubst du mir das immer noch nicht?“
„Doch, natürlich glaube ich dir das. Aber wenn du es nicht gewesen wärst, hätte ich Harriet gebeten, mir was zu besorgen.“
„Harriet hat zwei kleine Kinder zuhause, da hat sie garantiert genug zu tun. Ich hingegen habe die Zeit.“
„Okay.“ nickte sie. „Bleibt trotzdem die Frage: Warum?“
Harm sah sie eine Weile schweigend an. Ohne es richtig mitzubekommen, legte er seine zweite Hand auf ihre. Schließlich holte er tief Luft. „Mac, ich... ah... ich...“ <Verdammt, warum ist das nur so schwer?>
Ihr Herz begann, schneller zu schlagen. Ermunternd drückte sie seine Hand. „Ja?“ wisperte sie.
„Sarah, du... hm... du bedeutest mir nun mal viel...“
„Viel?“
„SEHR viel sogar.“
„SEHR viel?“ echote sie.
Er nickte. „Aha.“
Gespannt wartete sie. Auch er bedeutete ihr „sehr viel“; allerdings konnte sie diesen Begriff weitaus näher definieren: Sie liebte ihn. Mehr als einmal war ihr das in den letzten Tagen klar geworden.
„Ich will, dass es dir gut geht, Sarah. Dass du dich wohl fühlst. Dass du wieder ganz gesund wirst.“ Er grinste. „Ich vermisse meinen Marine.“
<MEINEN Marine?> Sie holte tief Luft. <Hat er gerade „mein Marine“ gesagt?>
Harm redete derweil weiter. Noch besaß er die Courage dazu, auch wenn ihm der Mut für die entscheidenden Worte „ich liebe dich“ noch fehlte. „Ich bin gerne mit dir zusammen, Mac. Und ich möchte unsere Freundschaft nicht verlieren.“
„Das brauchst du auch nicht, Seemann.“ Sie lächelte sanft. „Ich verrate dir was, okay?“
Erwartungsvoll nickend sah er sie an.
„Ich bin froh, dass du für mich da warst... dass für mich da bist. Auch ich bin gerne mit dir zusammen.“
„Ehrlich?“
„Großes Marine-Ehrenwort.“ grinste sie. „Und ich bin dir auch dankbar, dass du so besorgt um mich bist. Ohne dich wäre ich bestimmt nicht so schnell wieder gesund geworden.“
Er lachte leise. „Das lag garantiert an der Hühnersuppe.“
„Vielleicht. Aber es tat auch gut, sich verwöhnen zu lassen.“
Harm glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. „Sein“ tougher Marine gab zu, dass ihr sein „Gesundwerd-Verwöhnprogramm à la Rabb“ gefallen hatte? Sie, die Anfang der Woche noch behauptet hatte, sie habe nur einen kleinen Schnupfen und käme Dienstag wieder ins Büro?
„Ich habe dich gerne verwöhnt.“ gab er leise zu. <Und würde nichts lieber tun, als dich weiterhin zu verwöhnen... in naher und auch ferner Zukunft...>
Sie kicherte. „Zwei Tage hast du ja noch Gelegenheit dazu.“
„Die ich dir so angenehm wie möglich machen werde.“ grinste er.
„Frühstück ans Bett?“
„Z. B., ja.“
„Ein Beltway-Burger?“
„Mac, wir wollen ja nun nicht übertreiben. Du weißt, was ich von dem Zeug halte.“ Trotzdem lachte er.
Schmollend schob sie die Unterlippe vor. „Schaaade.“
„Allerdings werde ich dir schon was Schmackhaftes und Gesundes kochen.“
„So wie das hier.“ Sie deutete auf die leeren Teller.
„Jupp. Aber ein Kobe-Steak wird nicht mehr dabei sein.“
„Das wäre ja nun wirklich zu viel des Guten, Seemann. Obwohl ich zugeben muss, dass das wirklich vorzüglich war.“
Harm grinste breit. „Mission erfüllt.“
„Mission?“
„Ja, Mission „Happy Marine“.“
Sie legte nun auch ihre zweite Hand auf den Händestapel. „Ich bin auch happy, Harm.“
„Kann ich dich vielleicht noch happier machen?“
<Ja, das könntest du.> dachte sie. Anstatt etwas zu sagen, nickte sie jedoch nur.
Er legte den Kopf schief und sah sie an. Dann glitt ein breites Flyboy-Grinsen über sein Gesicht. „Chunky-Monkey.“ lachte er.
„Aha.“ nickte sie enthusiastisch.
Er stand auf und stellte das Geschirr in die Spüle.
Mac blieb sitzen und hörte dem Klappern von Geschirr, Besteck und Kühlschranktür zu.
Schließlich kam Harm mit zwei Schüsseln voller Eis wieder zurück, einer größeren für Mac und einer kleineren für sich.
„Nanu.“ staunte sie, als er sich setzte.
Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Ich will auch happy sein.“
„Du bist und bleibst ein Kindskopf, Harmon Rabb Jr.“ lachte sie laut.
Schweigend löffelten sie dann ihr Eis. Aufgrund der unterschiedlich großen Schüsseln war Harm eher fertig. Er lehnte sich zurück und beobachtete sie.
Die Art, wie sie ihr Eis aß, sorgte dafür, dass sich verhältnismäßig „unanständige“ Gedanken in ihm breit machten und ihm ziemlich warm wurde.
Mac musterte ihn genau so, wie er sie musterte. Daher entging ihr auch nicht, wie seine Augen plötzlich dunkler wurden. Wie um ihn zu ärgern, leckte sie hin und wieder demonstrativ langsam den Löffel ab. „Mhmmm.“
Der Ex-Pilot holte so unauffällig wie möglich tief Luft. <Dieses kleine Miststück!> fluchte er still. Ihm war klar, dass sie ihn provozieren wollte.
Schmunzelnd sah sie, wie sich seine Nasenflügel weiteten und die Augen noch dunkler wurden. Als Frau wusste sie, wie ein Mann aussah bzw. reagierte, wenn er erregt wurde. Nichts anderes spielte sich momentan vor ihren Augen ab. Wiederum eine neue Erkenntnis für sie.
Schließlich war auch sie mit ihrem Nachtisch fertig. „Was machen wir jetzt?“
Wortlos starrte er sie an. Genauer gesagt starrte er einen Rest Schokoladen-Eis an, der – anscheinend unbemerkt von ihr – an ihrem Mundwinkel hängen geblieben war. Wie in Trance erhob er sich, beugte sich über den Tisch und küsste das süße Kleckschen einfach weg. Dann setzte er sich wieder.
„Harm?“ / „Sorry, aber ich konnte nicht anders.“ Beide redeten gleichzeitig.
Harm grinste. „Zuerst du.“
Mac war jedoch zu verwirrt, um die richtigen Worte zu finden. Zwar hatte er ihr in den letzten Tagen hin und wieder einen Kuss gegeben, aber das waren Küsschen auf die Wangen gewesen oder auf die Stirn bzw. ihren Scheitel. Dieser hier jedoch hatte halb ihre Lippen „erwischt“, ein äußerst angenehmes Gefühl. Sie erinnerte sich noch gut an seine anderen „Lippen-Küsse“: Den auf einem nebeligen Dock in Norfolk und den auf der Veranda des Admirals – den allerdings sie initiiert hatte.
Wie damals waren seine Lippen jetzt warm und weich und feucht gewesen – und hatten Appetit auf mehr gemacht, wie sie sich eingestehen musste.
„Mac?“
Seine Frage holte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. „Ah... sorry.“ Sie grinste verlegen. „Ich... uh... ich wollte...“ Ihre Neugier siegte. „Was sollte das gerade?“
Er wurde rot. „’Tschuldigung, wenn ich was falsch gemacht haben sollte. Aber da war so ein vorwitziger Klecks Eis... und ich... na ja...“ Fast schon schüchtern sah er sie an. „Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, dich zu küssen.“ Eigentlich hatte er sagen wollen „den wegzuküssen“, aber das „dich“ war ihm schneller rausgerutscht. „Entschuldige bitte.“
<Das hab ich auch noch nicht erlebt, dass sich ein Mann dafür entschuldigt, mich geküsst zu haben.> schmunzelte sie innerlich.
„Du hast nichts falsch gemacht, Harm.“ erwiderte sie sanft. „Und entschuldigen brauchst du dich auch nicht.“
„Wirklich nicht?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ah-ah.“
„Ich dachte nur, es...“ Er wusste nicht, wie er es am besten ausdrücken sollte. „Es wäre dir... ahm... unangenehm gewesen...“
„War es nicht.“ Ihre Stimme wurde noch leiser. „Im Gegenteil...
„Oh.“ machte er.
Eine Weile herrschte Schweigen, bevor Mac dann tief Luft holte. „Was machen wir jetzt?“
„Wegen des Kusses? Mac, ich...“
Sie lachte. „Nein, ich meine den angefangenen Abend.“
„Ups.“ Er grinste breit. „Ich werde die Küche in Ordnung bringen. Und du machst es dir auf der Couch bequem. Später können wir dann ein Video gucken.“
„Ich helfe dir.“
„Nix da. Du musst dich erholen.“
„Harm, es geht mir doch schon viel besser.“
„Na gut.“ Er erhob sich, räumte den Tisch ganz leer und brachte alles in die Küche.
Mac folgte ihm. Gemeinsam brachten sie dann die Küche wieder auf Hochglanz.
„Fertig.“ meinten sie synchron und grinsten sich an.
„Was möchtest du sehen?“ Neugierig sah sie ihn an.
Er lachte. „Such dir was aus, heute ist Sarah-MacKenzie-Verwöhntag.“
„Egal was?“
„Egal was.“ nickte er.
„Auch ein richtig kitschiger Liebesfilm?“
„Ja, auch ein richtig kitschiger Liebesfilm.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Aber seit wann guckt ein Marine einen richtig kitschigen Liebesfilm?“
„Äh... na ja... ich...“ Sie wurde rot.
Er lachte. „Bist wohl doch nicht immer ein Marine?“
„Verrate es nur ja keinem!“ Gespielt drohend sah sie ihn an.
„Und wenn doch?“
„Dann, Commander, dann muss ich dich erschießen.“ lachte sie und eilte aus der Küche.
„MAC!“ Harm folgte ihr.
Sie saß bereits breit grinsend auf dem Sofa, eine Decke auf dem Schoß. „Na los, setz dich.“
„Ah... hast du was dagegen, wenn ich es mir etwas bequemer mache?“ Er griff nach seinem Seesack.
„Natürlich nicht.“
„Okay.“ Er eilte ins Schlafzimmer und weiter ins Bad. Dort holte er seine Jogginghose raus und tauschte sie gegen die Jeans. Nachdem er seinen Kulturbeutel auf das Schränkchen neben der Tür gestellt hatte, kehrte er mitsamt Seesack zurück zu ihr. Den Sack in eine Ecke stellend fragte er: „Ist der Film eingelegt?“
„Jupp.“ grinste sie. „Komm her.“
Harm ließ sich neben ihr nieder. „Was hast du ausgesucht?“
„Pretty Woman.“
„Aaah...“ machte er und grinste überheblich. „Da haben wir ja beide was davon.“
„Wie bitte?“
„Du hast Richard Gere und ich Julia Roberts... eine Augenweide.“ Er schnalzte mit der Zunge und schielte Mac aus den Augenwinkeln an.
Ihre Reaktion kam prompt. „Chauvi!“ Sie gab ihm einen Klaps auf die Brust.
„Hey, hey, langsam, Marine.“ Harm packte die Hand und hielt sie fest. „Die Gesellschaft ZWEIER schöner Frauen ist schließlich nicht zu verachten.“
„Zwei schöne Frauen?“
„Jupp.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Julia Roberts und du.“
Mac wurde rot. Mit großen Augen starrte sie ihn an. <Er findet mich schön?> Sie selbst fand sich im Moment eher ziemlich hässlich. Schließlich hatte sie seit einigen Tagen weder geduscht noch sich die Haare gewaschen.
„Harm!“
Er sah sie an. „Was denn? Stört es dich, dass ich euch beide schön finde?“
„Nein... ja... äh... du... du findest mich schön?“
„Ja.“ erwiderte er schlicht. „Wunderschön.“
„Das kannst du nicht!“ platzte es aus ihr.
„Warum nicht?“
„Ich bin nicht geduscht... meine Haare sind nicht gewaschen... ich laufe im verschwitzten Schlafanzug herum... und ich stinke...“
Harm packte ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich, so dass sie ihm in die Augen sehen musste. „Sarah MacKenzie, für mich bist du wunderschön, egal ob geduscht oder nicht. Auch deine Haare sind mir egal. Ich sehe in allem eine wunderschöne Frau.“ Er küsste ihre Nasenspitze. „Stinken tust du schon gar nicht...“
„Ah... hm...“ Sie räusperte sich verlegen. „Was... uh... was ist mit dem Film?“
„Den schauen wir uns jetzt an.“ Er griff nach der Fernbedienung und startete die DVD.
Mac hatte die Decke um sich gewickelt. Ohne es richtig mitzubekommen, rutschte sie schon nach wenigen Minuten näher an den großen Mann heran. Harm strahlte eine äußerst wohltuende Wärme aus.
Plötzlich fing sie an zu kichern. „Das find ich immer wieder klasse... diese Probleme mit dem Schalten.“
„Na ja, wer ständig Automatik gewohnt ist...“
Sie schielte ihn an. „Soll das eine Anspielung sein?“
„Nope.“ lachte er. „Guck weiter.“
„Aye, Sir.“ Nun lehnte sie sich mit voller Absicht gegen ihn, was Harm ein sanftes Schmunzeln entlockte. Lässig legte er seinen Arm auf die Rückenlehne der Couch.
In ein angenehmes Schweigen versunken verfolgten sie den Fortgang des Films. Wie zufällig legte er dann irgendwann seinen Arm um ihre Schulter, gespannt, ob sie ihn fortstoßen würde. Mac dachte jedoch nicht im Traum daran. Sie genoss es auch, als er anfing, mit einem Finger kleine Kreise auf ihrer Schulter zu ziehen.
Als dann die Szene mit Vivian und Edward in der Badewanne kam, schweiften die Gedanken des Ex-Piloten ab. Er stellte sich vor, wie es wohl wäre, mit Mac in der Wanne zu liegen. Beinahe hätte er laut gelacht. Er passte nie und nimmer in eine normale Badewanne, wenn Mac hinter ihm saß. <Vielleicht wenn sie vor mir sitzt... zwischen meinen Beinen...> Sein Puls beschleunigte sich. <Mac zwischen meinen Beinen... nackte Haut auf nackter Haut... meine Hände gleiten über ihren Körper...> Er spürte, dass seine Phantasie erste Auswirkungen hatte. <Gott, Rabb! Reiß dich zusammen!>
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Mac spürte die Veränderung in ihm. Sie hörte es an seinem Atem, der plötzlich schneller ging. Zudem war der Druck seiner Finger auf ihrer Schulter stärker geworden – etwas, was Harm gar nicht bewusst war.
„Alles okay?“ fragte sie leise.
„Was?“ Abrupt kehrte er in die Wirklichkeit zurück. „Oh... hm... ja klar. Alles bestens, Mac.“ Zur Verstärkung seiner Worte küsste er ihren Scheitel.
„Gut.“ antwortete sie, nicht völlig überzeugt. Aber sie beschloss, es auf seiner Antwort beruhen zu lassen.
Es dauerte nicht lange, und die inzwischen zu einem schönen Schwan „mutierte“ Vivian erschien im roten Ballkleid, bereit für die Oper.
Harm pfiff leise. „Wow.“
„Sieht sexy aus, nicht wahr?“ Mac lachte leise. „Ihr“ Flieger war eben auch nur ein Mann, der auf visuelle Reize reagierte.
„Aha.“ nickte besagter Mann. „Das würde dir auch stehen.“
„Meinst du?“
„Klar doch. Vielleicht sogar besser als ihr.“
<Flirtet er schon wieder?> „Inwiefern?“
„Ihr seid beide dunkelhaarig. So ein rotes Kleid steht jeder dunkelhaarigen Frau.“
„Edward scheint da auch ziemlich angetan von zu sein. Er hat ja nur Augen für sie. Die Oper verfolgt er schon gar nicht mehr.“
„Er wird die Oper bereits kennen. Außerdem... ist es nicht normal, wenn er nur sie anschauen will? Sie sieht doch klasse aus.“
Mac lachte leise. „Männer!“
„Wir erfreuen uns nun mal an schönen Dingen.“
„Eine Frau ist kein „Ding“.“ protestierte sie.
„Okay, dann formuliere ich es halt anders, Frau Anwältin: Wir Männer erfreuen uns an schönen Frauen UND an schönen Dingen. Zufrieden?“
„Schon besser.“ kicherte sie.
„Du bist auch schön, Sarah MacKenzie.“ flüsterte er.
„Harm... ich...“ Richtig „schön“ fand sie sich nicht. Richtig „schön“ waren Models. Sich selbst würde sie vielleicht als „gutaussehend“ bezeichnen. Aber „schön“?
Harm sah sie an und zog sie an sich. „Ich jedenfalls finde dich schön, das hab ich doch eben schon gesagt.“
„Mhm.“ machte sie nur und schmiegte sich an ihn.
So blieben sie bis kurz vor Ende des Films sitzen.
„Typisch Mann.“ waren Macs erste Worte nach längerer Zeit, als Edward Vivian ausbezahlte.
„Was ist „typisch Mann“?“
„Na, das da.“ Sie zeigte auf den Bildschirm. „Er hat seinen Spaß gehabt. Und sie?“
„Mac, sie ist eine Nutte. Es war ihr Job.“
„Harm, er liebt sie doch. Wer das nicht sieht, ist blind. Aber er zieht es vor, den Schwanz einzuziehen anstatt das Maul aufzumachen.“
„Na, na, na. So undamenhafte Worte?“ Harm lachte leise.
Mac hob den Kopf. „Verteidigst du ihn etwa?“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber ihm wird doch noch klar, was er für sie empfindet.“
„Ja, als es zu spät ist.“
„FAST zu spät, Mac.“ Auch er hätte sie beinahe verloren – an einen anderen Mann. Wäre sein Absturz nicht gewesen, hieße sie jetzt vermutlich Sarah Brumby... oder Sarah MacKenzie-Brumby. Ein Schauer lief seinen Rücken hinunter.
„Tja, da hat der gute Edward gerade noch die Kurve gekriegt.“ seufzte Mac, als der „Schluss-Kuss“ kam.
Harm lachte leise. „Sehr romantische Beschreibung für ein Happy End.“
„Wir kennen den Film doch beide.“
„Das stimmt schon.“ Erneut lachte er. „Aber ich dachte immer, so ein Film mit einem so schönen Happy End wäre genau der richtige Frauen-Film.“
Mac kicherte. „Genau genommen ist das Ende reichlich kitschig.“
„Weil es happy ist?“
„Weil es vorhersehbar ist. Kannst du dir diese Art von Film OHNE Happy End vorstellen?“
Harm schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Siehst du.“ Sie griff nach der Fernbedienung und machte Rekorder und Fernseher aus. „Was machen wir jetzt?“ Fragend sah sie ihn an.
Er hätte sie liebend gerne noch länger im Arm gehalten, traute sich aber nicht, das zuzugeben. „Wir können noch etwas Musik hören.“
„Oder?“
„Ich weiß nicht...“
„Was würdest du denn machen, wenn du nicht hier bei mir wärst?“
„Lesen vielleicht. Oder Musik hören. Eventuell auch ein bisschen Gitarre spielen.“
Sie richtete sich auf. „Dann hören wir was Musik. Eine Gitarre habe ich nicht, und ob dir meine Bücher gefallen, bezweifle ich.“
„Mac, ich lese auch Bücher, die NICHT von Flugzeugen handeln.“ Harm grinste breit.
„Soll ich dir vielleicht mein neuestes Dinosaurier-Buch geben?“
„Nein, ich glaube, wir bleiben doch bei der Musik.“
„'Kay.“ Sie erhob sich und legte eine CD ein. Dann setzte sie sich wieder neben ihn.
„Aaah... George Winston.“ sagte er nach ein paar Takten. „Du hast Geschmack, Marine.“
„Du kennst den?“
Er nickte. „Klar doch.“
„Das ist gut zum Entspannen.“
„Dann entspann dich doch.“ rumpelte es tief aus seiner Brust. Vielleicht würde sie sich ja wieder an ihn schmiegen wie eben.
„Harm, ich habe die ganze Woche entspannt.“
„Zum Bäumeausreißen bist du aber noch nicht fit genug.“
„Heute vielleicht nicht, aber ich muss mal wieder raus hier... frische Luft schnappen... andere Leute sehen...“
„Reiche ich dir nicht?“
„Doch, natürlich.“ Mac drehte sich zu ihm und sah ihn an. „Ich bin dir sehr dankbar für alles, was du bisher für mich getan hast, Harm.“
„Ich würde das selbstverständlich jederzeit wieder tun.“
„So selbstverständlich ist das nicht.“
„Für mich schon, Sarah.“ erwiderte er leise.
„Danke.“ Aus einem Impuls heraus küsste sie ihn auf die Wange und lehnte sich dann gegen ihn. „Danke für alles, Flyboy.“
„Wir können ja morgen einen Spaziergang machen. Dann bekommst du deine frische Luft und deine Leute.“
„Gute Idee.“
Er grinste. „Ich bin voller guter Ideen.“
„Und manchmal sind ganz schön verrückte dabei.“ kicherte sie.
Harm sagte nichts mehr, legte aber wieder den Arm um ihre Schultern. Wie vorhin schon begann er, sie sanft zu streicheln. Er hätte ewig so sitzen können.
Mac legte den Kopf auf seine Schulter und eine Hand auf seine Brust. Ein schwacher Hauch seines Aftershaves drang in ihre Nase. „Mhmmm...“ schnupperte sie. „Du riechst gut.“
„Das ist das, was du mir immer zum Geburtstag schenkst.“
„Aha.“ murmelte sie. „Aber dass es so lange so gut riecht, hätte ich nicht gedacht.“ Sie vergrub ihre Nase an seinem Hals und inhalierte tief.
Ihre plötzliche Nähe und die untypische Zutraulichkeit regten erneut seinen Kreislauf an. <Reiß dich am Riemen, Harm!> „Hey, versuchst du etwa, in mich hineinzukriechen?“ Er lachte leise, auch um sich abzulenken.
„Ah-ah.“ Sie schüttelte den Kopf. „Werde ich etwa zu aufdringlich?“
<Das könntest du gar nicht.> „Du bist nicht aufdringlich, Sarah MacKenzie.“ wisperte er.
„Guuut...“ nuschelte sie gegen seinen Hals.
Ein paar Minuten lauschten sie schweigend der Musik, bis Mac ein leiser Seufzer entfuhr. „Hm.“
Harm versuchte, sie anzusehen, was aber nicht wirklich klappte. „Bist du müde?“
„Ein bisschen.“
„Dann ab ins Bett mit dir. Schließlich bist du lange krank gewesen.“
„Harm, das war doch nur eine Woche.“
„Mit Fieber, Husten, Halsschmerzen. Ganz zu schweigen von deinem Schnupfen.“ erwiderte er. „Du gehörst definitiv ins Bett. Nicht umsonst sagt man „Schlaf dich gesund!“.“
„Ich will aber nicht.“ meinte sie trotzig wie ein kleines Kind.
Der Ex-Pilot runzelte die Stirn. Mit einer kranken und daher äußerst schlecht gelaunten Mac hatte er wesentlich besser umgehen können. Vielleicht aber auch nur deshalb, weil sie zu schlapp für ihr übliches Marine-Gehabe gewesen war. „Alles okay mit dir?“
„Aha.“
„Warum willst du dann nicht ins Bett?“
„Zu faul.“ brummte sie. In Wirklichkeit wollte sie so lange wie möglich seine Gegenwart spüren; die Sicherheit und Geborgenheit, die er ausstrahlte – ganz zu schweigen von seiner Wärme.
Auch Harm wollte nicht wirklich, dass sie ihn verließ. Es fühlte sich schließlich verdammt gut an, sie im Arm zu halten. Aber die Sorge um sie überwog all seine geheimen Wünsche.
„Soll ich dich vielleicht ins Bett tragen?“ lachte er leise.
Ohne nachzudenken gab Mac eine Antwort, die ihn beide Augen weit aufreißen ließ. „Aha.“
Er brauchte einige Sekunden, um sich zu fangen. „Okay.“ murmelte er und nahm die Füße vom Tisch.
Ehe sie dann richtig mitbekam, was er vorhatte, war er aufgestanden, hatte den einen Arm um ihre Schulter und den anderen unter ihre Knie gelegt und war mit ihr auf dem Arm auf dem Weg ins Schlafzimmer.
„Hey!“
„Keine Widerrede, Marine.“ lachte er und stieß die Tür auf. „Und zappel nicht so.“
Kichernd verschränkte sie die Arme in seinem Nacken und grinste ihn an. „Ich bin doch hoffentlich nicht zu schwer...“
„Frechdachs.“ lachte er und setzte sie dann vor dem Bett ab. Während sie ins Bad stapfte, schüttelte er die Kissen auf.
„Hast du mein Bettzeug von Montag schon gewaschen?“ fragte er, als sie wieder auftauchte.
„Nein.“ Sie deutete auf den Schrank. „Das ist noch da drin.“
„Danke.“
„Ich bin trotzdem der Meinung, ich sollte die Couch nehmen. Die ist doch viel zu kurz für dich.“
„Und ICH bin der Meinung, du gehörst in dein Bett. Jedes Protestieren, Diskutieren oder Argumentieren darüber ist zwecklos, Frau Anwältin.“
Sie gab nach. „Na gut.“
„Braves Mädchen.“ lachte er und deutete auf das Bett. „Hinlegen.“
„Aye, Sir.“ Kichernd zog sie den Morgenmantel aus und schlüpfte unter die Decke. „Zufrieden?“
„Fast.“ Er beugte sich über sie und zupfte die Bettdecke zurecht. Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut, Sarah.“
„Du auch, Seemann.“ lächelte sie sanft.
Harm machte sich auf den Weg zurück ins Wohnzimmer. „Komm ja nicht auf die Idee, mich mitten in der Nacht an den Füßen zu kitzeln, solltest du Wandergelüste Richtung Küche bekommen.“ lachte er über die Schulter und winkte ein letztes Mal. Dann schloss er die Tür hinter sich.
Mac starrte noch lange auf besagte Tür. Sein Verhalten verwirrte sie. Trotzdem war sie froh, dass er da war... dass er auch während ihrer Krankheit für sie da gewesen war. Ungern gestand sie sich ein, dass sie seine Fürsorge genossen hatte.
Schließlich gähnte sie herzhaft. <Verdammt, Marine. Du hast den halben Tag verschlafen und bist immer noch müde.> Zuerst versuchte sie noch krampfhaft, wach zu bleiben. Dann jedoch gab sie nach und fiel in einen tiefen erholsamen Schlaf.
So bekam sie nicht mit, wie Harm gut 1,5 Stunden später leise das Schlafzimmer betrat und weiter ins Bad schlich. Noch nicht mal die Toilettenspülung konnte sie wecken.
Nachdem der Ex-Pilot fertig war, blieb er kurz am Fußende ihres Bettes stehen und betrachtete die schlafende Frau. Schließlich machte er sich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo er sein Bett herrichtete und wenig später ebenfalls einschlief.
#+#+#
Samstag, 20. Dezember
08:12 Ortszeit
Macs Appartement, Washington DC
Mac öffnete die Augen. Es war noch dunkel in ihrem Schlafzimmer. Sie streckte und räkelte sich. <Woah, hab ich jetzt wirklich 9 Stunden am Stück geschlafen?> fragte sie sich nach einem Check ihrer Uhr. „Absoluter Rekord, Marine.“ lachte sie leise. „Aber ich fühl mich herrlich.“
Ein dringendes Bedürfnis ließ sie das Bad aufsuchen. Zurück im Schlafzimmer lauschte sie an der Tür zum Wohnzimmer. <Ob Harm wohl schon wach ist?> Schließlich kannte sie ihn als ausgeprägten Morgenmuffel. So wunderte sie sich auch nicht, dass kein Laut zu hören war. Leise öffnete sie die Tür und schlich ins Wohnzimmer. Auf der Couch lag das Bettzeug lose aufgeschlagen, aber von Harm keine Spur. Auch in der Küche fand sie ihn nicht.
„Harm?“ rief sie leise.
Niemand antwortete.
<Wo ist er?> Sie ging zurück ins Wohnzimmer. An der Tür stand immer noch sein Seesack. <Immerhin hat er sich nicht klammheimlich aus dem Staub gemacht.> Sie setzte sich auf das Sofa. Ein leises Lachen entfuhr ihr, als sie das Dinosaurier-Buch auf dem Tisch entdeckte.
Gerade als sie sich wieder erhoben hatte, hörte sie den Schlüssel im Schloss.
Die Tür öffnete sich und ein mit einer großen Tüte beladener Seemann im Jogging-Anzug betrat die Wohnung.
„Wo warst du?“ platzte es aus ihr.
Er kickte die Tür zu und legte den Schlüssel auf den Schrank. Dann eilte er in die Küche und stellte die Tüte ab.
Mac war ihm gefolgt. „Harm, wo warst du?“
„Hast du mich etwa vermisst?“
Sie wurde rot. „Na ja...“
„Guten Morgen erstmal.“ Er beugte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich war joggen und habe danach etwas fürs Frühstück eingekauft.“
„Oh... ähm... guten Morgen.“ erwiderte sie und holte tief Luft. Er roch verschwitzt – und sehr nach Mann. Kurz blinzelte sie und deutete dann auf die Tüte. „Wen willst du denn alles versorgen mit dieser Riesentüte?“ grinste sie.
„Dich und mich.“ lachte er. „Das sieht auch nach mehr aus als es ist.“
„Aha.“ machte sie. „Wieso bist du eigentlich schon auf?“
Sein Lachen wurde lauter. „Der frühe Vogel fängt den Wurm, Mac.“
„Du bist nicht gerade als Morgenmensch bekannt, Mister.“
„Ich weiß.“ grinste er. „Aber ich bin früh ins Bett und war daher früh wieder wach. Da hab ich gedacht, ich besorg uns was Leckeres zum Frühstück.“
„Beim Joggen?“
„So ungefähr, ja.“
„Und was hast du alles geholt?“
„Ein paar Eier, Speck, Frühstücksflocken, Brötchen, etwas Obst...“
„Mhm, klingt gut.“
„Das ist auch gut.“ lachte er. „Hast du großen Hunger?“
„Warum?“
„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne vorher noch duschen und so.“
„Tu dir keinen Zwang an.“ grinste sie. „Fühl dich ganz wie zu Hause.“
Der Ex-Pilot machte sich auf den Weg zu seinem Seesack und holte frische Wäsche raus. „Besser nicht.“ grinste er süffisant, als er sich Richtung Schlafzimmer wandte.
„Wieso?“
„Weil ich immer nackt aus der Dusche komme.“ Das Grinsen wurde breiter.
Mit großen Augen sah sie ihn an. Dann jedoch fing sie an zu lachen. „Ich ziehe mich eigentlich auch eher selten in der Dusche an.“
„An sich wollte ich sagen, dass ich normalerweise nackt aus dem Bad komme...“
Ihr Blick glitt von oben bis unten über seinen Körper. „Ich sagte doch schon: Tu dir keinen Zwang an, Seemann.“
„Wie bitte?“ Beide Brauen sausten nach oben.
Amüsiert spitzte sie die Lippen. „Du wärest nicht der erste Mann, den ich nackt sehe. Sehr viel anders als die anderen wirst du auch nicht aussehen.“
„Maaac!“ Seine Wangen wurden rot.
„Genierst du dich etwa vor mir?“
Ein schüchternes Grinsen glitt über sein Gesicht. „Ein bisschen.“ Das vergnügte Funkeln in seinen Augen verriet ihn jedoch.
„Ahm...“ Mac starrte ihn an. <Würde er wirklich...?>
„Keine Sorge, Mac, ich werde dich nicht erschrecken.“ lachte er und verschwand im Schlafzimmer. „Bis gleich.“
„Du würdest mich nicht erschrecken, Flyboy.“ murmelte sie. „Im Gegenteil...“
Im Bad legte Harm derweil seine Sachen zurecht. <Oh Mann...> dachte er, als er sein Rasierzeug rausholte und mit bereits nacktem Oberkörper sein Spiegelbild betrachtete. Er wusste, dass sein Körper ihn im „Fall der Fälle“ im Stich lassen würde. Allein schon der Gedanke daran erweckte gewisse Regionen seiner Anatomie zum Leben.
<Shit!> Eine kalte Dusche war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Ein Stoßseufzer entfuhr ihm. Dann rasierte er sich und begutachtete sein Werk. Zufrieden mit dem Ergebnis, zog er sich ganz aus und stieg unter die Dusche.
Knapp 10 Minuten später fühlte er sich sauber und erfrischt. Als er sich abtrocknen wollte, stellte er fest, dass er vergessen hatte, Mac um ein Handtuch zu bitten.
<Mist!> dachte er. <Und jetzt?> Kurzerhand griff er nach dem großen Handtuch, das über einer Stange hing, und trocknete sich ab. Danach hing er das Handtuch über den Rand der Badewanne.
Nachdem er Slip und T-Shirt angezogen hatte und seine Jeans suchte, kam der nächste „Schock“: Die Hose lag im Wohnzimmer über einem Stuhl. <Na toll, Rabb!> fluchte er stumm. <Okay, da musst du jetzt durch.> Er sammelte seine Joggingsachen ein, öffnete die Tür und ging ins Wohnzimmer. Aus der Küche hörte er Geschirrklappern.
„Bist du fertig, Harm?“ Macs Stimme kam näher.
Rasch griff er nach seiner Jeans. „Ahm... ja...“
„Dann kann ich ja jetzt... oooh...“
Der Ex-Pilot drehte sich um.
Mac stand in der Tür und starrte ihn verlegen an. „Sorry... ich wollte nicht...“ murmelte sie, während sich ihre Augen leicht weiteten. Er trug keine Boxershorts wie damals, als sie seinen „Bodyguard“ gespielt hatte, sondern eng anliegende so genannte „Boxerbriefs“, die ein bisschen mehr von seiner Anatomie zeigten. <Guter Gott!>
Harm schlüpfte in die Jeans und zog sie hoch. „Du störst nicht, Sarah.“ Rasch stopfte er sein T-Shirt in die Hose und zog den Reißverschluss hoch. „Oder stört DICH der Anblick?“ Ein breites Flyboy-Grinsen traf sie.
„Natürlich nicht.“ grinste sie zurück. Im Gegenteil: Mit seinen feuchten Haaren und dem eng anliegenden Shirt sah er zum Anbeißen sexy aus. Dass er zudem noch frisch geduscht duftete, machte die Sache nicht einfacher.
Er trat auf sie zu. „Du hast also keinen Schreck bekommen?“
„Ah-ah.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich war nur überrascht, das ist alles.“
„Überrascht? Warum?“ Sein Grinsen wurde breiter. „Ich war doch nicht nackt.“
Sie lachte. „Nein, aber als ich dich das letzte Mal so gesehen habe, hattest du noch Boxershorts an.“
„Wie bitte?“
„Als Webb sich tot gestellt hat... und ich dein „Bodyguard“ war... weißt du noch?“
„Ach so, ja. Ich erinnere mich.“ Er lachte. „Damals fand ich Boxershorts auch klasse. Aber inzwischen...“ Harm fand es etwas seltsam, dass sie jetzt über seine Unterwäsche diskutierten.
Mac nickte. „Hast du etwas dagegen, wenn auch ich vor dem Frühstück noch duschen gehe?“
„Nein. Aber trockne dich gut ab.“
„Ja, Daddy.“ lachte sie auf dem Weg ins Schlafzimmer.
<Das Handtuch...> „Ah... Mac?“ rief er ihr hinterher.
Sie kam zurück. „Ja?“
„Ich musste dein Handtuch nehmen, sorry.“
„Oh, hatte ich dir keins rausgelegt?“
„Nope. Ich hab aber auch nicht dran gedacht.“
„Dann leg ich dir ein für später raus.“
„’Kay.“ nickte er. „Ich mache dann schon mal Frühstück, während du dich schön machst.“
„Ich dachte, ich BIN schön?“ spielte sie auf seine Bemerkung vom Vorabend an.
„Das bist du ja auch.“ Er grinste entwaffnend. „Aber nach einer Dusche wirst auch DU dich richtig schön finden.“
„Da könntest du Recht haben. Schließlich habe ich die ganze Woche nicht geduscht.“
Er lachte. „Schweinchen.“
„Oink, oink.“ machte sie. „Ein gewisser Seemann hatte mir das nämlich verboten.“
„Ich hab mich halt um dich gesorgt. Was wäre gewesen, wenn dir unter der Dusche plötzlich schlecht geworden wäre?“
„Ich weiß.“ lächelte sie sanft. „Ich war zeitweise wirklich ziemlich wackelig auf den Beinen.“ Sie trat auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke, Harm. Für alles.“
„Bitte, gern geschehen.“ erwiderte er leise.
„Bis gleich.“ Weg war sie.
Harm sah ihr nachdenklich hinterher. An diese Küsse zur Begrüßung oder als Dankeschön konnte er sich gewöhnen. <Wenn du endlich dein Maul aufkriegen und ihr sagen würdest, was du für sie empfindest, könntest du das auf Dauer haben, Rabb.> Macs Verhalten ihm gegenüber ließ zumindest den Schluss zu, dass auch er ihr etwas – vielleicht sogar VIEL – bedeutete.
<Aber ist es auch genug für das, was ich wirklich will?> Er wollte sie schließlich nicht verlieren. Vielleicht ergab sich ja über das Wochenende eine Gelegenheit. Bis Weihnachten waren es zwar nur noch ein paar Tage, aber die Wette mit Keeter war ihm im Moment ziemlich egal.
Er seufzte leise, zog seinen Pullover an und machte sich auf den Weg in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten. Wie er sah, hatte Mac schon den Tisch gedeckt. <Daher also eben das Geschirrgeklapper...> grinste er.
Als erstes stellte er die Kaffeemaschine an. Dann suchte er eine Pfanne für das Rührei, das er allerdings erst dann machen würde, wenn sie am Tisch saßen. Wenig später stand alles bereit: frisches Brot und Brötchen, seine Frühstücksflocken, Milch, Marmelade, Obst... eben alles, was man für ein gutes Frühstück brauchte und was er mitgebracht bzw. in ihren Schränken gefunden hatte.
Zufrieden setzte er sich an den Tisch und schenkte sich einen Becher Kaffee ein.
„Willst du etwa ohne mich anfangen?“ Lachend setzte Mac sich ihm gegenüber, ein Handtuch um den Kopf.
Harm sah auf und grinste breit. „Nope.“
„Gott, Harm! Wer soll das denn alles essen?“ Sie deutete auf den zugegeben arg vollen Tisch.
„Na, wir.“ Er erhob sich. „Du bist ja wieder gesund und solltest daher wieder deinen vollen Marine-Appetit haben. Ich will mir nicht vorwerfen lassen, ich hätte dich nicht gut versorgt.“
„Von mir wirst du das in Anbetracht all dieser Köstlichkeiten garantiert nicht hören.“ kicherte sie und deutete auf den Tisch. „Wo willst du überhaupt hin?“
„Noch eine Köstlichkeit zaubern.“ lachte er und ging zum Herd. Ein paar Minuten später war das Rührei fertig. Mitsamt Pfanne erschien der Ex-Pilot wieder am Tisch und häufte jedem eine gute Portion auf den Teller.
„Oooh.“ Ihre Augen wurden immer größer. „Harm, du verwöhnst mich viel zu sehr.“
„Zu sehr bestimmt nicht.“ Er stellte die Pfanne ab und setzte sich wieder. „Außerdem macht es mir Spaß, dich zu verwöhnen.“
„Rührei machen kannst du jedenfalls.“ lachte sie nach ein paar Bissen. „Aber das hier... das ist viel zu viel. Da kapituliere ja selbst ich.“
„Warten wir mal ab. Schließlich warst du die letzte Woche krank und hast weniger gegessen als normal. Also musst du wieder was auf die Rippen kriegen.“
„Bin ich so dünn geworden?“
Er lachte. „Nein. Aber ein gesunder Appetit wird deiner vollständigen Heilung nur förderlich sein.“
„Gutes Argument.“ grinste sie und griff nach einem Brötchen.
Ein paar Minuten später sah sie ihn an. „Kann ich dich als meinen persönlichen Rührei-Koch und Steak-Bräter engagieren?“
„Klar doch.“
„Damit bist du hiermit engagiert.“
„Wie ist das mit der Bezahlung?“ Sein Grinsen wurde breiter. „Du weißt, dass wir bestimmte Nebentätigkeiten angeben müssen.“
Ihr Grinsen stand seinem in nichts nach. „Aber nicht, wenn ich dich in Naturalien bezahle.“
„Naturalien?“ Er legte den Kopf schief. „Wie darf ich das verstehen?“
„Ähm... na ja...“ Mac wurde rot und sah ihn unsicher an. „Wie wäre es mit... hm...“ <Mist, was mache ich jetzt?>
„Ich warte...“ Harm war gespannt, wie sie sich da wieder rausreden würde.
<Ein Marine ist ein Marine und ein Mann – oder eine Frau – der Tat.> schmunzelte sie und erhob sich.
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Ich habe keine Macken! Das sind Special Effects!!!
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Er riss die Augen auf. „Mac?“
„Damit.“ Sie beugte sich über den Tisch und küsste seine Wange. <Es ist ein rein freundschaftlicher Kuss.> redete sie sich ein. <Außerdem gibt es Schlimmeres als Harmon Rabb Jr. zu küssen.> Grinsend ließ sie sich wieder auf den Stuhl sinken.
Harm war fürs erste viel zu verdutzt, um zu antworten. Schneller als gedacht fing er sich jedoch wieder. „Ja, das kann ich gelten lassen. Aber Vorsicht...“ Ein diabolisches Glitzern trat in seine Augen. „Daran könnte ich mich gewöhnen. Da macht das Kochen für dich gleich doppelt so viel Spaß.“
„Lässt du dich für Gefälligkeiten immer küssen?“
„Du warst doch diejenige, die sich diesen „Lohn“ ausgedacht hat. Falls du eine bessere Idee hast, immer her damit.“ Mental kreuzte er sämtliche Finger, dass sie KEINE bessere Idee hatte.
„Sind meine Küsse so schlecht?“ Ihre Augen wurden immer größer.
Er lachte. „Ich weiß nicht genau, wie deine Küsse sind, daher kann ich nicht...“
„Aber ich habe dich doch gerade geküsst.“ unterbrach sie ihn.
„Das war doch ein Bruder-Schwester-Hallo-Dankschön-Küsschen. Ich meine RICHTIGE Küsse.“
Neugierig sah sie ihn an. „Richtige Küsse?“
„Aha.“ nickte er.
„Meinst du die... ähm... die zwischen Mann und Frau?“
Er grinste. „Wir sind auch Mann und Frau.“
„Einspruch, Herr Anwalt.“ kicherte sie. „Wir sind EIN Mann und EINE Frau.“
„Wo ist denn da der Unterschied?“
„Unter „Mann und Frau“ verstehe ich ein Ehepaar. Und das sind wir ja nun nicht.“
<Leider...> dachte er und schüttelte den Kopf. „Nein, das sind wir nicht.“
Etwas in seinem Tonfall ließ sie aufhorchen. Sie glaubte einen Anflug von Bedauern zu hören, hielt es aber für klüger, nicht näher darauf einzugehen. Womöglich würde er sich wieder von ihr zurückziehen, sich wieder in sein Schneckenhaus verkriechen. Die letzten Wochen und Tage hatte er sich so offen und gelöst benommen wie seit Jahren nicht mehr.
„Aber wir haben uns auch schon „wie Mann und Frau“ geküsst.“ antwortete sie daher mit einem sanften Lächeln. „Auf dem Dock in Norfolk z. B.“
„Und auf deiner Verlobungsparty.“ meinte er leise.
„Aha.“
„Zählt der Kuss unterm Mistelzweig bei Bud und Harriet auch?“
„Nicht wirklich.“ Grinsend schüttelte sie den Kopf. „Küssen unterm Mistelzweig ist Tradition.“
<Schade...> „Wie sind wir eigentlich auf dieses Thema gekommen?“
„Du wusstest nicht, wie ich küsse.“
„Ah... okay.“ Harm grinste. „Abgesehen von diesen beiden „Mann-und-Frau-Küssen“ weiß ich das ja auch nicht. Insofern kann ich schlecht beurteilen, wie gut deine Küsse sind. Ich muss allerdings zugeben, dass sie so schlecht nicht waren.“ Vor allem der Kuss beim Admiral hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt.
„Na, das ist doch schon mal was.“ kicherte sie.
Er sah sie ernst an. „Sie haben mir gefallen, Sarah.“
„Oh...“ Mac musste schlucken. „Tut das nicht... uhm... jeder Kuss einer Frau?“
„Nicht unbedingt.“
„Nicht?“
„Nope.“ Er schüttelte den Kopf. „Mir gefallen die Küsse am besten, wo mir die Frau etwas bedeutet.“
Erneut verspürte sie einen Kloß im Hals. Der Mann ihr gegenüber zeigte ganz neue Seiten. „Ähem.“ räusperte sie sich. „Soll das heißen, ich...“
„Genau das soll es heißen, Sarah MacKenzie.“ unterbrach er sie leise. „Du bedeutest mir etwas.“
Plötzlich fehlten ihr sämtliche Worte. Sie spürte, wie sich die Röte ihrer Wangen über ihr ganzes Gesicht auszubreiten begann und in Richtung Hals wanderte. „Harm... ich...“
„Du brauchst jetzt nichts zu sagen, Mac.“ Er holte tief Luft und lächelte. „Du solltest nur wissen, dass du mir VIEL bedeutest.“
<VIEL?> „Oh.“ machte sie.
„Aha.“ nickte er. Nach einer kurzen Pause redete er weiter. „Was machen wir jetzt mit dem angefangenen Tag?“
Sein Themenwechsel kam zwar äußerst abrupt, aber nicht ungelegen. „Zuerst einmal die Küche sauber.“ grinste sie.
„Gut.“ erwiderte er und deutete auf ihren Kopf. „Aber du machst dir zuallererst deine Haare.“
„Soll ich dir nicht helfen?“
„Erst die Haare, Mac. Dann sehen wir mal, was noch zu tun ist.“ Er erhob sich und räumte das Geschirr zusammen.
Auch sie stand auf. „Ich nehme schon mal dein Bettzeug mit.“
„Aber nicht wegpacken, ich bleibe noch eine Nacht.“ lachte er.
„Da auf dem Sofa stört es mich aber.“
„Es ist deine Wohnung, Mac. Und jetzt ab mit dir.“
„Aye, Commander.“ Sie ging ins Wohnzimmer und weiter ins Schlafzimmer, wo sie zuerst das Bettzeug wegräumte und dann ins Bad marschierte.
Harm räumte den Tisch komplett ab und verstaute die Lebensmittel. Dann machte er sich daran zu spülen.
Knapp 10 Minuten später erschien Mac wieder in der Küche. Sie griff nach einem Geschirrtuch und trocknete das noch vorhandene Geschirr ab. „Meinst du, wir können nachher noch ein bisschen an die frische Luft? Ich war so lange nicht mehr draußen. Außerdem brauche ich noch einen Weihnachtsbaum.“ Ihre rehbraunen Augen sahen ihn bittend an. „Und da du schon einmal da bist...“
„... dachtest du, ich helfe dir dabei.“
„Aha.“ nickte sie.
„Wir können ihn ja anschließend gemeinsam schmücken.“
Sie strahlte wie ihr noch nicht vorhandener Weihnachtsbaum. „Gute Idee.“ Impulsiv reckte sie sich und küsste seine Wange.
„Ich dachte, Dankeschön-Küsschen gibt’s nur für Rührei?“ grinste er breit.
„Beschwerst du dich etwa?“
„Nein.“ Harm beugte sich hinab und küsste ihre Nasenspitze.
Ein Kichern entfuhr ihr. „Wofür war der denn jetzt?“
„Mir war grad danach.“ Sein Grinsen passte von der Breite her locker um seinen Kopf. „Oder beschwerst DU dich jetzt?“
Lachend gab sie ihm einen Klaps auf den Arm. „Nein.“ Sie genoss die alberne Stimmung. Es gab wesentlich unangenehmere Arten, das Wochenende zu verbringen.
Wenige Minuten später strahlte die Küche wie neu.
„Wo gehst du deinen Baum immer holen?“
„Auf dem Weg nach Andrews raus gibt es einen kleinen Händler, der immer gute Ware hat. Der Weg lohnt sich.“
„Bis jetzt fand ich deine Bäume immer schön.“
„Warum stellst du keinen auf?“ Sie bereute die Frage sofort, als sie sah, wie seine Augen dunkler wurden. „Sorry, Harm, ich wollte nicht...“
„Schon okay.“ Er seufzte. „Irgendwie lohnte es sich meiner Meinung nach nicht.“
„Wenn du nicht willst, dann...“
„Nein, nein.“ unterbrach er sie. „Ich würde gerne mit dir einen Baum holen und schmücken.“ Ein klassisches Flyboy-Grinsen breitete sich in seinem Gesicht aus. „Wenn ich den dann auch ein bisschen als meinen ansehen darf...“
Sie lachte. „Natürlich.“
„Sollen wir uns jetzt auf den Weg machen oder willst du noch etwas warten?“
„Lass uns jetzt fahren, dann haben wir ihn.“
„Okay, zieh dich an.“
„Aye, Sir.“
Ein paar Minuten später waren sie startbereit und verließen die Wohnung. Vor der Tür atmete Mac tief durch. „Aaah, tut das gut... endlich mal wieder Frischluft.“
„Übertreibe es aber nicht, 100% fit bist du noch nicht.“
„Ich gehe doch nicht stundenlang spazieren oder jogge eine große Runde.“
„Das würde ich auch nicht zulassen, MacKenzie.“
Sie grinste. „Wie wolltest du das denn verhindern? Willst du mich vielleicht anbinden?“
„Wenn’s nötig wäre...“ grinste er breit.
„Harm!“ protestierte sie prompt.
Er öffnete lachend die Beifahrertür. „Einsteigen.“
Nachdem sie im Wagen saß, ging er zur Fahrerseite und fuhr los. Es dauerte nicht lang, bis sie ihr Ziel erreichten. Ein passender Baum war auch schnell gefunden und verstaut.
„Ein so großes Auto hat schon was.“ lachte sie, als sie wieder unterwegs waren.
„Aber eine Corvette ist auch nicht ohne. Vor allem, wenn es ein älteres Modell wie meine ist. Da kriegt man noch richtig ein Feeling für Geschwindigkeit.“
„Ja, weil du mit dem Hintern fast auf der Straße sitzt.“
„Mac!“
„Männer und Autos.“ Sie schüttelte lachend den Kopf. „Wie kleine Kinder.“ Ohne eine Antwort abzuwarten drehte sie an den Knöpfen des Autoradios und stoppte den Suchlauf, als sie einen Sender mit Weihnachtsliedern fand. Leise begann sie mitzusingen.
„Bringst du dich schon mal in Stimmung?“
„Jupp.“ Sie grinste ihn an. „Sing doch mit. Kennen wirst du die doch wohl.“
„Klar doch.“ lachte er und stimmte in ihren Gesang ein.
Schneller als gedacht erreichten sie dann wieder Georgetown. Nachdem sie ausgestiegen waren, schulterte Harm den Baum und trug ihn in ihre Wohnung.
Mac schloss die Tür und stellte als erstes ihren CD-Player an. „Das brauche ich zum Baumschmücken.“ Erst dann zog sie ihre Jacke aus.
„Singst du dann auch immer mit?“
„Jupp.“
„Wo hast du deinen Ständer?“ Er hängte seine Jacke auf.
Mit einem frechen Grinsen im Gesicht sah sie ihn an. „MEINEN Ständer?“ Ihr Blick glitt über seinen Körper.
Als ihm dämmerte, auf was sie anspielte, wurde er rot. „Maaac...“
Sie bog sich fast vor Lachen. „Der Ständer ist zusammen mit dem anderen Deko-Material im Keller.“
„Wir... äh... wir sollten das dann mal holen...“
Mac stand bereits auf dem Flur. „Na los, Trödelboy.“
„Dir geht’s wohl zu gut, Miss Ungeduld.“ lachte er.
„Da siehst du mal, was frische Luft, nette Gesellschaft und Weihnachtslieder so alles bewirken können.“
„Vor allem ja wohl die nette Gesellschaft.“ grinste er überheblich.
Sie kicherte. „Ich würde eher auf die Weihnachtslieder tippen.“
Inzwischen waren sie im Keller angekommen. „So, dann wollen wir mal.“
Lange suchen musste sie nicht, im Gegensatz zu ihrem Büro herrschte hier penible Ordnung. Sie drückte Harm zwei Kartons in die Arme und nahm selbst einen dritten sowie den Baumständer.
Skeptisch betrachtete er das Ganze. „Was ist denn da alles drin? Ein bisschen Grün vom Baum will ich auch noch sehen.“
Sie machten sich auf den Weg zurück in ihre Wohnung. „Kugeln, Lichterketten, Deko-Material.“
„Das reicht doch mindestens für zwei Bäume.“ Er folgte ihr.
„Genau genommen sogar für drei.“ kicherte sie. „Ich dekoriere ganz gerne unterschiedlich.“
„Ah, deshalb also gefallen mir deine Bäume immer so gut.“
Lachend schloss sie die Wohnungstür auf. „Stell die Kartons da in die Ecke.“
Er tat wie geheißen. „Und jetzt?“
„Jetzt bist du dran.“ Sie reichte ihm den Baum-Ständer. „Zeig mal, was du drauf hast, Seemann.“
Harm machte sich an die Arbeit und wunderte sich, dass er es innerhalb von 10 Minuten schaffte, den Baum so aufzustellen, dass dieser sicher und gerade stand.
„Perfekt.“ grinste sie vom Sofa her.
Er drehte sich um. „Ich schufte hier, und du machst einen auf gemütlich?“
„Ich soll mich doch schonen.“ lachte sie und deutete auf einen Karton. „Da ist die Lichterkette drin.“
Nach kurzem Kramen hatte er die Beleuchtung gefunden. „Ich dachte, WIR schmücken den Baum.“
„Och, du machst das schon ganz gut.“ kicherte sie.
„Werd ja nicht übermütig, Sarah MacKenzie.“
„Es bleiben doch noch die Kugeln und der restliche Schmuck. Welche Kugeln sollen wir nehmen?“
„Woran hast du denn gedacht?“
„Wir können rote nehmen und goldene... oder silberne. Ich hab auch noch bronzefarbene.“
„Rot und gold klingt gut. Jedenfalls richtig weihnachtlich.“ Harm „kämpfte“ derweil mit der Lichterkette. „Meine Güte, hat das Ding auch einen Anfang?“
Mac lachte. „Wenn du sie anmachst, wird es leichter.“
„Ha, ha.“ Er warf ihr einen nur halbwegs giftig gemeinten Blick zu, folgte aber ihrem Rat und stellte fest, dass es tatsächlich einfacher war.
In den nächsten Minuten verteilte er die Kette über den ganzen Baum. Mit kritischem Auge begutachtete er sein Werk, richtete hier und da noch eine Kerze und drehte sich dann zu ihr um. „Zufrieden?“ grinste er stolz.
„Jupp.“ Sie erhob sich. „Du entwickelst ungeahnte Fähigkeiten, Harm.“
„Tja, das... OOOH!“ machte er überrascht. Sie hatte ihm einen Kuss auf die Wange gegeben. „Ich nehme mal an, das soll „danke“ heißen.“
Sie nickte lachend. „Schlau bist du auch noch.“
Aus einem Impuls heraus zog er sie an sich und drückte sie kurz. „Ich fange an, mich daran zu gewöhnen.“ grinste er, als er sie wieder los ließ.
„Ähm... wir... wir wollen ja mal nicht übertreiben.“
„Schade.“ Sein Grinsen wurde breiter.
Statt einer Antwort machte sich Mac an einem der Kartons zu schaffen und holte rote und goldene Kugeln heraus.
„Die sollen alle an den Baum?“
„Der Baum ist groß. Da passt einiges dran, du wirst sehen.“
Harm war mehr als skeptisch, nahm sich aber ein paar Kugeln und fing an, sie zu verteilen. Mac gesellte sich zu ihm, und es dauerte daher nicht lange, bis alle Kugeln ordentlich verteilt am Baum hingen.
„Du hast Recht gehabt. Alle passen dran.“
„Ich hab meistens Recht.“ lachte sie. „Nur ist dir das bisher entgangen.“
„Maaac!“
„Jetzt fehlen noch die Ornamente und der sonstige Schmuck.“
Harm sah auf die Uhr. „Es ist Lunch-Zeit. Hast du keinen Hunger?“
„Nein, das Frühstück war ja reichlich. Oder hast DU Hunger?“
„Nope.“ grinste er. „Überleg dir aber schon mal, ob wir heute Abend was bestellen oder ob ich kochen soll.“
„Gegenfrage: Hast du was geplant?“
„Ich habe Lachs mitgebracht. Spaghetti wirst du ja wohl noch haben.“
Ihre Augen wurden groß. „Lachs mit Zitronensoße?“
„Wenn du möchtest...“
„Es macht dir wirklich nichts aus, noch einmal zu kochen?“ Die Aussicht auf Harms Lachs überwog die Unkompliziertheit des Bestellens.
„Sonst hätte ich das doch nicht vorgeschlagen.“ Außerdem genoss er es, für sie – und sich – zu kochen.
„Also, wenn das so ist... dann bitte einmal Spaghetti mit Lachs und Zitronensoße.“ Sie legte den Kopf schief und grinste. „Und Eis zum Nachtisch.“
„Bestellung ist notiert, Ma’am. Aber zuerst der Baum.“
„Ja, Sir.“ Sie stellte den Karton mit den Anhängern auf den Tisch. „Bedien dich.“
Nach und nach füllte sich dann der Baum mit Sternen aus Porzellan, „Weihnachtsgebäck“ aus Keramik, kleinen Äpfelchen, Nikolaus- und Engelsfiguren und Mini-Geschenkpäckchen – eben allem, was der Karton zu bieten hatte.
Schließlich traten beide zurück und begutachteten ihr Werk.
„Sieht gut aus.“ grinste Harm stolz. Zum ersten Mal verblassten seine unangenehmen Erinnerungen an Weihnachten.
„Jupp.“ nickte sie zustimmend. „Ich glaube, ich engagiere dich auch als „Weihnachtsbaum-Schmückgehilfe“.“
„NOCH ein Nebenjob?“
„Aha.“
„Allmählich muss ich aufpassen mit diesen ganzen Nebentätigkeiten. Nicht dass ich doch noch Ärger bekomme.“
Sie kicherte. „Ich werde dich zur Not verteidigen.“
„Danke.“ grinste er breit und sah lächelnd auf sie hinab.
Mac musterte ihn von oben bis unten. „Ihr“ Flyboy sah äußerst zufrieden und gelöst aus. So hatte sie ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. „Komm her.“ flüsterte sie und breitete die Arme aus.
Zögernd trat er näher, unsicher, was sie vorhatte. „Mac?“
„Ich beiße nicht, Seemann.“ lachte sie leise.
Mit einem erleichterten Grinsen im Gesicht trat er dicht vor sie. „Guuut...“
Sie verschränkte die Arme in seinem Nacken und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Danke.“ murmelte sie, als sie ihn an sich drückte.
Instinktiv legte er beide Arme um ihre Taille und drückte sie an sich. <Verdammt, fühlt sich das gut an...> „Keine Ursache, Sarah.“ wisperte er kaum hörbar und küsste sie zurück. „Es hat Spaß gemacht.“
Sehr zu seinem Missfallen löste sie sich wieder von ihm. „Mir auch.“ Ihre Arme fielen zur Seite.
Er drückte sie noch einmal kurz und ließ sie dann ebenfalls los. „Und was jetzt?“
„Wir räumen die Kartons weg.“
„Und dann?“
„Was hältst du von einem Kaffee?“
„Sehr viel.“
„Ich setze ihn schon mal auf, dann ist er fertig, wenn wir die Kartons wieder im Keller verstaut haben.“
Harm sah ihr nachdenklich hinterher. Er musste zugeben, dass die Idee, sich übers Wochenende bei ihr einzuquartieren, eine seiner besten der letzten Monate gewesen war. Ein so unbeschwertes Wochenende hatte er lange nicht erlebt.
Rasch machte er sich daran, die Kartons wieder zu verschließen. Gerade als er damit fertig war, tauchte Mac wieder auf.
„Kaffee läuft.“ Sie griff nach einem Karton.
Er nahm sich die beiden restlichen Kartons. „Gut.“
Wenige Minuten später war alles wieder im Keller und an seinem Platz und die beiden Offiziere zurück in Macs Wohnung.
„Ich hole rasch den Kaffee.“ Sie ging in die Küche.
Er betrachtete den Baum. „Danke.“ grinste er dann, als sie ein Tablett auf den Tisch stellte und ihm einen vollen Becher gab.
„Den haben wir uns jetzt redlich verdient.“ meinte sie und deutete neben sich. „Komm her, Baum genießen.“
Statt einer Antwort ging er zum CD-Player und kramte in den CDs. Er fand eine andere CD mit Weihnachtsliedern und legte sie ein. Schließlich setzte er sich neben sie. „Wenn schon Weihnachten, dann aber richtig.“ grinste er.
„Dabei ist noch nicht mal Weihnachten.“
„Auch wenn es vielleicht seltsam klingt, aber ich bin gerade ziemlich in Weihnachtsstimmung.“
„Warum sollte das seltsam klingen? Wegen deines Dads?“ Sie legte eine Hand auf seinen Oberschenkel.
„Aha.“ nickte er. „Seit damals habe ich mir nie mehr viel aus Weihnachten gemacht. Das Fest der Familie...“ Er schnaubte leise. „... und der Liebe...“
„Was ist jetzt anders?“
Lange betrachtete er zuerst ihre schmale Hand auf seinem Bein, dann sah er sie genauso lange an, ohne etwas zu sagen. Schließlich verließ doch ein Wort seinen Mund, leise und kaum hörbar. „Du.“
Ihre Augen wurden groß wie Suppenteller. Fragend sah sie ihn an, sagte jedoch kein Wort. Es hatte ihr tatsächlich die Sprache verschlagen – mal wieder.
„Du und dieser Baum da.“ Er deutete darauf.
Seine Worte berührten sie tief. Sie reckte sich und wollte ihm einen Kuss auf die Wange geben.
Genau diesen Moment wählte er, um sich ihr wieder zuzuwenden.
Prompt landeten ihre Lippen statt auf seiner Wange auf seinem Mund.
Es war nur ein sehr kurzes Berühren, aber beide zuckten zurück, als hätten sie einen Stromschlag abbekommen.
„Sorry.“ meinten sie synchron. Sie sahen sich an und fingen gleichzeitig an zu lachen.
Dann jedoch herrschte wieder Schweigen, da keiner wusste, was er sagen sollte. Jedem wurde klar, dass dieser Kuss trotz seiner Kürze anders gewesen war als die, die sie bisher miteinander geteilt hatten.
Nach endlos erscheinenden Minuten hob Harm den Kopf. Er sah Mac jedoch nicht an, sondern ließ seinen Blick über den Baum schweifen. Dort entdeckte er dann etwas, was ihm zuvor entgangen war.
Er kniff die Augen zusammen. <Was zum Teufel ist denn das?> Langsam stand er auf, stellte den Becher auf den Tisch und schlenderte zum Baum, den Blick auf seine Entdeckung fixiert.
„Harm?“
Harm antwortete nicht, sondern beugte sich nach vorne. Das „Ding“ war tatsächlich ein Flugzeug, genauer gesagt ein kleiner Holzdoppeldecker, anscheinend selbst angemalt. Wie eine Miniaturausgabe seiner Stearman sah er aus.
„Mac?“ Fragend drehte er sich zu ihr um.
Sie grinste verlegen und mit zartrosa Wangen. „Ähm...“
„Was ist das?“
„Ein Flugzeug.“
„Das sehe ich auch.“ Er kam zurück zur Couch. „Aber was hat eine Stearman als Weihnachtsdeko an deinem Baum zu suchen?“ Er setzte sich.
Mac geriet in Erklärungsnot. Vor ein paar Jahren hatte sie das kleine Flugzeug in einem Laden entdeckt und dabei sofort an IHN gedacht. Der zweite Gedanke war „Weihnachtsbaum“ gewesen. Liebevoll hatte sie dann das Holzteil mit einem Aufhänger versehen und bemalt. Seitdem zierte es ihren Baum.
Es war ihre besondere Verbindung zu dem Mann neben ihr. Zu dem Mann, der sie von der Sekunde an fasziniert hatte, als er seinerzeit im Rosengarten des Weißen Hauses ihre Hand gepackt und sich vorgestellt hatte, nachdem er sie angestarrt hatte, als wäre sie ein Geist. Allerdings hatte es geraume Zeit – und zwei Beziehungen – gebraucht, bis ihr klar wurde, was sie für ihn empfand: Liebe.
„Sarah?“
Sie traute sich nicht, ihn anzusehen. „Das... äh... das erinnert mich an... na ja... an dich...“ gestand sie leise.
Auf gewisse Weise war er gerührt, eine für ihn ungewohnte Empfindung. Er nahm ihre Hand und drückte sie sanft. Instinktiv wusste er, dass er zwar antworten, sich die Worte aber genau überlegen musste. Es musste sie große Überwindung gekostet haben, das zuzugeben.
Seine Finger glitten über ihre Knöchel. „Das ist nett.“ erwiderte er schlicht, wobei „nett“ eine ziemliche Untertreibung war. „Es freut mich. Hast du das angemalt?“
„Aha.“ nickte sie.
Erneut drückte er ihre Hand. „Ist dir sehr gut gelungen.“
„Danke. Es gefällt dir also?“
„Jupp.“ grinste er. „Ich find’s richtig süß.“
Offenen Mundes starrte sie ihn an. „Wie bitte?“
„Hab ich was Falsches gesagt?“
„Nein, nein.“ versicherte sie sofort. „Es ist nur...“ Nun grinste sie. „Aus deinem Mund zu hören, etwas ist „süß“... das klingt komisch.“
„Inwiefern?“
„Harm, du bist ein kampferprobter Pilot, manchmal knallharter Anwalt... und ein Mann. Da passt „Ich find’s richtig süß.“ nicht so recht.“
„Männer dürfen also nichts „süß“ finden?“ <Ich z. B. finde DICH „süß“, Sarah MacKenzie.> dachte er, ließ sich seine Gedanken aber nicht anmerken.
Sie lachte. „Doch, natürlich.“
„Aber?“
„Kein „aber“, Herr Anwalt.“ kicherte sie.
„Verrate es nur ja keinem.“
Ihre Augen funkelten amüsiert. „Soll das unser Geheimnis sein?“
„Mhm.“ nickte er und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
„Das finde ICH jetzt richtig süß.“ Sie beugte sich zu ihm. „Wir haben ein Geheimnis.“ wisperte sie in sein Ohr.
„Was ganz was Geheimes...“ raunte er.
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„Das bekommt noch nicht mal unser Superspion Webb heraus.“
„Gott, wenn der das wüsste, wüsste es eine halbe Stunde später ganz Washington und jeder Geheimdienst der Welt.“
Beide mussten herzhaft lachen.
„Jetzt tust du ihm aber ein bisschen Unrecht.“
„Mac, welche von Webbs Operationen ist schon so verlaufen wie geplant? “
„Jedenfalls keine, wo wir dabei waren.“
„Sag ich doch.“
Ein paar Minuten verharrten sie in angenehmem Schweigen und lauschten der Musik.
Schließlich lehnte sich Mac gegen ihn. „Ich bin froh, dass du da bist, Harm.“
„Ich auch.“ Er legte einen Arm um ihre Schulter und hauchte einen Kuss auf ihre Schläfe.
„Du hast dich die ganze Woche so rührend um mich gekümmert. Und ich war so garstig zu dir.“
„Mac, du warst krank. Hattest Fieber, einen dicken Kopf und eine verstopfte Nase.“
„Ganz zu schweigen von diesen grässlichen Halsschmerzen.“
„Aber jetzt bist du ja wieder gesund.“
„Wurde ja auch Zeit. Ich fühle mich nur noch ein bisschen schlapp, ab und zu jedenfalls.“
Er lachte leise. „Auch das kriegen wir wieder hin. Doc Rabb wird dich bis morgen Abend noch verwöhnen.“
„Doc Rabb...“ kicherte sie. „Es wundert mich sowieso, dass „Doc Rabb“ sich nicht angesteckt hat.“
„Ich habe halt eine eiserne Konstitution.“
„Angeber.“
„Du kannst dich ja revanchieren, falls es mich doch noch erwischen sollte.“ Sein Ton war gleichgültig, insgeheim war er jedoch gespannt, ob sie darauf eingehen würde – was er hoffte.
„Das ist ja wohl das Mindeste, was ich tun kann.“ Sie sah ihn an. „Ich hätte es auch gemacht, wenn du krank gewesen wärst.“
„Danke.“
„Auf die Hühnersuppe hättest du aber verzichten müssen. So gut sind meine Kochkünste nun doch nicht.“
„Doc Mac würde mich aber trotzdem gut versorgen.“
„Im Rahmen ihrer Möglichkeiten würde „Doc Mac“ das auch machen. Das verspreche ich dir.“
„Gut, dann kann ich ja jetzt krank werden.“
Sie gab ihm einen Klaps auf die Brust. „Untersteh dich!“
„Hey!“
In den nächsten Minuten sagte keiner ein Wort. Harm streichelte sachte ihre Schulter, während sie mit seinem Pullover spielte.
„Bist du müde?“ fragte er dann nach einer Weile.
„Nein, nur angenehm träge.“ murmelte sie.
„’Kay.“ Er legte den Kopf auf die Rückenlehne und starrte an die Decke. Selten hatte er so tiefe Zufriedenheit empfunden wie jetzt. Er hielt die Frau, die er liebte, im Arm. Sie lehnte sich vertrauensvoll an ihn... im Hintergrund lief leise Weihnachtsmusik... vor ihm strahlte der Baum.
<Das ist perfekt.> dachte er. <Fast perfekt, Rabb. Du musst ihr nur noch sagen, was du für sie empfindest.>
Ihr Verhalten in den letzten Tagen deutete an, dass auch er ihr nicht gleichgültig war. An seine Komplimente schien sie sich inzwischen ebenso gewöhnt zu haben wie an seine gelegentlichen Küsse. Die Frau in ihr zu hofieren war eine Herausforderung, der er sich viel zu lange widersetzt hatte.
Ein leiser Seufzer an seiner Schulter lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sie.
Ihr Kopf ruhte in seiner Achselhöhle, ihr Arm lag über seinem Bauch. Sie atmete tief und gleichmäßig.
„Mac?“ fragte er leise.
Keine Reaktion.
Er schmunzelte. <Anscheinend ist sie doch noch nicht so fit wie sie gedacht hat.> Erneut legte er den Kopf zurück und schloss die Augen. Zuerst nahm er noch die leise Musik wahr, dann jedoch driftete er sanft ins Traumland ab.
#
41 Minuten später wachte Mac wieder auf. Eine angenehme Wärme umgab sie, und ihre Nase sagte ihr, dass Harm in der Nähe war. Zudem fühlte sie sich frisch und ausgeruht. Allerdings meldete ihr Magen „Hunger“. Ein Check ihrer inneren Uhr sagte ihr dann, dass es 16 Uhr und 12 Minuten war. Die Lunchzeit war längst vorbei, aber fürs Dinner war es wiederum zu früh. Vorsichtig streckte sie sich.
„Gut geschlafen?“ rumpelte es durch Harms Brust.
Sie hob den Kopf und gähnte herzhaft. „Aha.“
„Hast du jetzt Hunger?“
„Mhm.“ nickte sie.
„Wenn ich jetzt was koche, haben wir spätestens um 9 wieder Hunger.“
Sie richtete sich auf. „Und was machen wir jetzt?“
„Wenn du mich loslässt, habe ich eine Überraschung für dich.“
„Zum essen?“
„Natürlich zum essen.“ lachte er.
Schneller als er gucken konnte, hatte sie den Arm von ihm genommen und sich von ihm gelöst. „Was ist es denn?“ grinste sie erwartungsvoll.
„Eine Überraschung.“ Er erhob sich und grinste auf sie hinab. „Es wird dir garantiert gefallen.“
„Worauf wartest du dann noch?“
„Bin ja schon weg.“ rief er auf dem Weg in die Küche. „Du bleibst hier.“ rief er über seine Schulter.
„Bäh!“ machte sie, blieb aber sitzen und lauschte dem Geklapper aus der Küche. Es war ungewohnt, dass außer ihr noch jemand Geräusche in ihrer Wohnung machte, auch wenn Harm fast die ganze Woche für sie gesorgt hatte. Sie musste zugeben, dass sie es genoss, jemanden um sich zu haben. Zumal dieser Jemand auch noch Harm war, der Mann, den sie seit langem heimlich liebte.
Plötzlich traf das Aroma frisch gebrühten Kaffees ihre Nase. „Mhmmm...“ machte sie und schnupperte laut. Ihr Magen war ebenfalls äußerst angetan von der Köstlichkeit und knurrte laut.
„Nicht so ungeduldig, Marine.“ lachte Harm.
Ihr Kopf ruckte herum.
Immer noch lachend stellte er ein Tablett auf den Tisch. Darauf standen zwei Becher dampfenden Kaffees und zwei Teller mit...
<Was ist denn DAS?> Sie sah genauer hin. Fragend sah sie ihn dann an. „Schokokuchen?“
„Nein.“ lachte der Ex-Pilot. „Das ist nicht irgendein Schokokuchen, sondern „Tarte au Chocolat“. Von der französischen Patisserie zwei Blocks von hier.“
Sie grinste. „Die kenne ich.“
„Hätte mich auch stark gewundert, wenn nicht.“ Er setzte sich und gab ihr einen Teller.
Genüsslich schob sie sich einen Bissen in den Mund. „Diesche Tarte ischt eine Schünde, Harm.“
„Eine dekadente Sünde.“ grinste er.
„Mhm.“
Beide genossen die „dekadente Sünde“ und den Kaffee.
Mac verputzte jedes noch so kleine Krümelchen auf ihrem Teller. Als sie fertig war, sah der Teller aus wie abgeleckt. „Woah, war das gut.“
Harm schmunzelte amüsiert. Auf seinem Teller lag noch ein kleines Stück Tarte. Er sah, wie sie den Hals lang machte und auf eben dieses kleine Stück schielte. Ohne sie anzusehen, zerteilte er das Stück und spießte eine Hälfte auf seine Kuchengabel. Im Augenwinkel sah er, wie ihre Augen den Weg des Kuchens verfolgten, als er die Gabel zum Mund führte.
Statt es jedoch selbst zu essen, hielt er ihr die Gabel unter die Nase. „Hier, du Schokoholic.“
„Mhmmm.“ machte sie und öffnete den Mund.
Lachend schob er die Gabel hinein. „Mac, du bist verfressen.“
Sie grinste kauend und deutete auf das andere Stück. „Kann isch dasch auch noch haben?“
„Jupp.“ Er spießte das letzte Stück auf und schob es in ihren bereits geöffneten Mund. „Das war’s.“
„Schade.“ seufzte sie schließlich. „Diese Tarte ist einfach himmlisch.“
„Ich wusste, es würde dir gefallen.“
Mac stibitzte einen letzten Krümel von seinem Teller. „Gefallen ist maßlos untertrieben, Flyboy. Wie kommt es eigentlich, dass du von so einer Zucker-Fett-Kalorien-Bombe isst?“
„Weil sie so lecker ist, dass ich diese Sünde begehen kann.“ grinste er.
Sie musste lachen. „Harmon Rabb Jr. kann sündigen?“
„Oooh jaaa.“ meinte er gedehnt und sah ihr tief in die Augen. Ihm fielen durchaus noch „sündigere“ Dinge ein, die aber allesamt NICHTS mit Essen zu tun hatten.
Irgendetwas in seinem Tonfall ließ sie verwirrt in seine nunmehr dunkelblauen Augen blicken. <Guter Gott, dieser Blick!>
„Ah ja.“ machte sie.
„Ah ja?“ Er lachte. „Mehr fällt dir dazu nicht ein?“
Sie konnte ihm doch nicht ins Gesicht sagen, dass sie gerade darüber nachdachte, welche „Sünden“ er gemeint hatte. „Ähm... ich glaube, ich... uhm...“
„Sprich dich ruhig aus, Sarah MacKenzie.“ forderte er leise.
Seine tiefe und raue Stimme ließ sie schlucken und brachte Saiten in ihr zum Klingen, die sie lange nicht mehr erlebt hatte. Sie war froh, dass sie saß. <So muss er klingen, wenn er eine Frau verführen will.>
„Sarah?“
„Uh... ich...“
Er nahm ihre Hand und spürte ein ganz leichtes Zittern. „Mac, du kannst mir doch alles sagen.“
„Ich... hm... ich weiß.“ Sie starrte auf seine langen Finger, die mit ihrer Hand spielten.
„Egal was es ist, sag es mir.“
Sie schüttelte den Kopf. „Hm-hm.“
„Traust du dich etwa nicht?“
„Hm-hm.“
„Maaac...“
„Lass es doch gut sein, Harm.“ Es war ihr peinlich. Und das wiederum ärgerte sie.
Nun war er irritiert. „Warum?“
„Weil...“ Sie sah ihn an. „Du bringst mich durcheinander.“ Ein leiser Seufzer entfuhr ihr.
„Oh... oookay.“ machte er. „Aber das war nicht meine Absicht.“
„Ich weiß.“
Er fuhr fort, ihre Hand zu streicheln. „Was kann ich tun, damit du wieder lachst? Du bist viel hübscher, wenn du lachst und nicht so griesgrämig dreinschaust wie jetzt.“
„Sei nicht albern, Harm.“ Wider Willen musste sie lachen.
„Jaaa, so gefällst du mir viel besser.“ Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Anscheinend muss ich albern sein, damit du lachst.“
„Du musst nicht albern sein, du sollst mich nur nicht verwirren.“
„Ich weiß zwar nicht, was ich getan habe, um dich so zu verwirren, aber okay... Ich werde versuchen, mich zu benehmen.“
„Du hast dich benommen wie ein Gentleman. Es ist nur...“ Sie holte tief Luft. Seltsamerweise gab seine kräftige und doch so sanfte Hand ihr den Mut, weiterzureden. „Willst du mich verführen, Harmon Rabb?“
„WIE BITTE?“ Er fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen und riss die Augen auf.
„Ich habe dich gefragt, ob du mich verführen willst.“ Mac wurde von Sekunde zu Sekunde selbstsicherer. „Wenn ein Mann so redet oder sich benimmt wie du eben, dann will er verführen.“
„Gott, Mac, nein!“ erwiderte er energisch. „Ich will dich nicht verführen. Es tut mir leid, wenn ich diesen Eindruck in dir erweckt haben sollte.“ Er wurde rot. Sein in der Tat unbeabsichtigtes Verhalten schien den bisher so angenehm verlaufenen Tag ruiniert zu haben. <Shit!>
„Es tut mir leid.“ Beschämt senkte er den Kopf. „Wenn ich dich hätte verführen wollen, hätte ich das schon längst versucht.“
<Na toll!> dachte sie und fühlte Verärgerung in sich hochsteigen. <Jetzt bin ich noch nicht mal mehr verführenswert.>
Am Funkeln ihrer Augen erkannte Harm ihren Stimmungsumschwung. <Rabb, du bist ein Idiot! Jetzt hilft nur noch die Wahrheit.> Er holte tief Luft.
„Sarah, du bist eine wunderschöne Frau. Jeder Mann, der einigermaßen normal ist, muss dich einfach attraktiv und begehrenswert finden.“
„Du auch?“
„Was?“
„Findest auch DU mich begehrenswert?“
Unergründlich sah er sie an. „Ich bin ein ganz normaler Mann, Sarah.“ Es war kein eindeutiges „ja“, aber wenn sie eins und eins zusammenzählen und richtig kombinieren würde, käme ein „ja“ heraus.
„Ist das ein „ja“?“
„Was glaubst du denn, was es ist?“
„Aaalso...“ meinte sie gedehnt. „Wenn ich deine Äußerungen eben logisch kombiniere und genauso logisch weiter denke, dann ist es ein „ja“.“
Er kam sich vor wie bei Gericht. Lange sagte er kein Wort, sondern sah sie nur an. Äußerlich war er die Ruhe selbst.
Mac wurde zunehmend nervöser. „Harm?“
„Du hast völlig richtig kombiniert, Sarah MacKenzie.“ erwiderte er leise.
„Du... ah... du findest mich...“
„Ich habe dir bereits gesagt, dass ich dich wunderschön finde.“
Sie nickte.
„Ich finde dich wunderschön, attraktiv, anziehend... und... ja, auch begehrenswert.“
„Oh.“
Harm hatte nicht die Absicht, jetzt näher auf das alles einzugehen. Daher erhob er sich und brachte die Teller zurück in die Küche. Von dort brachte er dann die Kaffeekanne mit.
„Auch noch einen?“
Sie lächelte und hielt ihm ihren Becher hin. „Gute Idee.“
Er füllte zuerst ihren, dann seinen, bevor er die Kanne absetzte und wieder auf dem Sofa Platz nahm. „Alles okay?“
„Mhm.“ nickte sie und sah ihn unergründlich an. „Harm, warum?“
„Schsch.“ machte er. „Lass uns nicht mehr davon reden, ja?“
„Aber...“
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Sarah... bitte...“
„’Kay.“ murmelte sie. Der Ausdruck in ihren Augen sagte jedoch etwas ganz anderes.
Harm seufzte leise und packte sanft ihr Kinn. „Willst du etwa wissen, warum ich dich attraktiv und begehrenswert finde?“
Sie nickte stumm.
Er konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. „Dann schau mal in den Spiegel, Marine. Du bist eine attraktive Frau. Das Marine Corps kann in jeder Hinsicht stolz auf dich sein mit deinem Mut, deiner Intelligenz und deinem Aussehen. Die meisten Männer würden mir da vermutlich vorbehaltlos zustimmen.“ Er nahm ihre Hand. „Ich habe eben schon gesagt, dass ich ein ganz normaler Mann bin. Ja, ich finde dich attraktiv. Alles an dir ist attraktiv für mich. Und ich finde dich begehrenswert...“
Eigentlich wäre jetzt ein perfekter Zeitpunkt gewesen, ihr seine Liebe zu gestehen. Aber er wollte sie nicht noch mehr verwirren als sie augenscheinlich schon war.
„Alles okay?“ fragte er nach einer Weile des Schweigens.
Sie nickte. „Ja.“
„Was machen wir jetzt?“
Sie sah ihn an. „In Bezug auf... ahm... uns?“ <Falls es überhaupt so etwas wie ein „uns“ gibt.> Aber ihre Intuition sagte ihr, dass es so etwas wie ein „uns“ gab... dass er mehr für sie empfand als reine Freundschaft... dass er sie liebte. Sie würde sich nur seinem Zeitplan anpassen müssen.
„Ich dachte eher an den heutigen Abend.“ lachte er leise. „Wir können wieder ein Video gucken. Vielleicht gibt es ja auch etwas Interessantes im Fernsehen.“
„Du willst wirklich hier bleiben, Harm?“
„Schmeißt du mich etwa raus?“ Seine Stimme war scherzhaft, in seinen Augen machte sich jedoch Panik breit. Wenn sie absolut darauf bestehen würde, würde er heimfahren.
„Nein, Seemann, ich schmeiße dich nicht raus.“ kicherte sie. „Ich freue mich doch, dass du da bist.“
„Gott sei Dank!“ entfuhr es ihm. Mit rosa Ohrläppchen sah er sie dann verlegen an. „Sorry.“
„Ich bin wirklich froh, dass du hier bist.“ Sie drückte seine Hand. „Der Nachmittag ist noch früh, da können wir doch was spazieren gehen.“
Harm sah zum Fenster. „Gute Idee, zumal das Wetter auch ganz okay ist.“
„Dann machen wir jetzt eine Tour um den Block.“ Sie erhob sich und ging ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen.
Wenig später waren beide fertig und verließen die Wohnung.
„Wenn das Wetter mitspielt, können wir morgen in die Stadt fahren.“ meinte Harm, als er sah, wie sie tief Luft holte.
Sie nickte. „Soweit ich weiß, ist im Smithsonian eine Fotoausstellung über die besten Naturbilder aus 50 Jahren National Geographic.“
„Klingt interessant.“ Er lachte. „Dann müssen wir auch nicht zwischen Flugzeugen oder Dinosauriern wählen.“
„Ich würde sogar freiwillig die Flugzeuge angucken.“
Nun lachte er laut. „Und ich die Dinos.“
„Warum?“
„Warum du?“
„Als Dankeschön für deine Fürsorge.“ Sie blieb stehen. „Du bist dran.“
„Damit du happy bist, Sarah.“
„Und wenn wir uns die Fotoausstellung ansehen, sind wir beide happy.“
„Jupp!“ grinste er breit.
Als sie dann weitergingen, suchten beide unabhängig voneinander des anderen Hand, was sowohl Harm wie auch Mac amüsiert schmunzeln ließ. Hand in Hand schlenderten sie dann langsam um Macs Block, bis sie wieder vor dem Appartementhaus standen.
„So, das reicht für heute.“ grinste Harm, als er die Tür aufschloss. „Alles okay?“
„Alles bestens, Seemann.“ Sie lachte. „Die Frischluft hat mir gut getan.“
„Hast du Hunger?“
„Nope, diese Schokosünde war einfach... puuuh...“ Sie strich über ihren Bauch, um zu zeigen, dass sie immer noch satt war.
„Köstlich?“
„Aha.“ nickte sie. „Und mehr als sättigend.“
Er ging ins Wohnzimmer und startete den CD-Player. „Musik?“
„Gute Idee.“ Sie klopfte neben sich auf die Couch. „Komm her.“
Er ließ sich neben sie fallen. „Genießen wir das alles einfach noch etwas.“
„Was denn alles?“
„Die Musik... den Baum...“ Er legte den Arm um ihre Schulter. „... uns...“
„Was würde ich nur ohne dich machen, Harm?“ Sie sah ihn nicht an. „Du hast mich viel zu sehr verwöhnt in den letzten Tagen... warst so lieb zu mir.“ Nun hob sie den Kopf und sah ihn an. „Hast mich umsorgt und meine Launen ertragen... für mich gekocht... bist sogar mit mir zum Arzt gegangen. Wie soll ich dir das nur danken?“
Ihre leicht geöffneten Lippen zogen ihn magisch an. <Küss mich!> fuhr ihm durch den Kopf. Es bedurfte seiner ganzen Selbstbeherrschung, sie nicht von sich aus zu küssen. „Du weißt, dass ich alles für dich tun würde, Sarah.“ wisperte er.
Mit ihrer nächsten Aktion hätte er vielleicht im Traum gerechnet.
Sie grinste und beugte sich über ihn. Dann küsste sie ihn. Richtig. Auf die Lippen. Fest und dennoch weich.
Harm war viel zu verblüfft, um zu reagieren. Als sie sich wieder von ihm löste – für seinen Geschmack natürlich viel zu schnell –, holte er tief Luft. „Was... ah... Mac, was... was war das?“
„Ein Kuss.“ kicherte sie und rückte wieder ein Stück von ihm ab. „Ein ganz spezieller Dankeschön-Kuss, den es nur bei ganz besonderen Begebenheiten gibt.“
„Oh... wow.“ Plötzlich grinste er wie ein Honigkuchenpferd. „Wenn das dein Dank ist, tu ich wirklich ALLES für dich, egal, was.“
„Na, na, na, wir wollen ja mal nicht übertreiben.“ lachte sie, auch um ihre eigene Verlegenheit zu überspielen. „Ich könnte mir ja wer weiß was einfallen lassen.“
„Egal.“ Sein Grinsen wurde noch breiter. „So lange ich SO ein Dankeschön bekomme...“
„Wenn du das häufiger bekommst, ist es doch nichts Besonderes mehr. Das soll es aber sein.“
Er nickte lachend. „Gutes Argument.“
„Bist du ein Küsschen-Junkie?“
„Küsschen-Junkie?“
„Junkies sind Leute, die süchtig nach etwas sind. In deinem Fall wären das Küsschen... oder auch Küsse...“
„Ich bin nicht süchtig nach Küssen, es ist nur...“
Sie grinste immer noch. „Bist du etwa so lange nicht mehr geküsst worden, Seemann?“
„Na ja...“ Er kratzte sich verlegen am Kopf. „Es... hm... es ist schon eine Weile her.“
„Oh.“ machte sie verwundert. Schließlich war er ein gut aussehender Mann, der keine Schwierigkeiten haben dürfte, neue Bekanntschaften zu schließen. Oft genug hatte sie miterlebt, wie Frauen allein schon auf sein bloßes Erscheinen reagierten.
Harm deutete ihr Schweigen falsch. „Mac, ich schlafe mich nicht durch die Gegend.“
„Das haben ich weder gedacht noch behauptet, Harm.“
„Ich wollte dir nichts unterstellen, sorry.“
„Nicht jeder Kuss führt automatisch zu Sex. Schließlich haben wir beide uns schon häufiger geküsst, ohne dass...“ Absichtlich beendete sie den Satz nicht.
„Ich weiß.“ Der Ex-Pilot ließ offen, ob er sich auf ihren ersten Satz bezog oder auf den zweiten.
Mac merkte, dass das Gespräch in „gefährliches Fahrwasser“ abzudriften drohte. Sie richtete sich auf und gab ihm einen raschen Kuss auf die Wange. „Damit du Küsschen-Junkie wieder happy bist.“
„Ich bin auch so happy, Mac.“ lachte er und stupste ihre Nase. „Allerdings ist ein Küsschen von dir wie das Tüpfelchen auf dem i... oder das Sahnehäubchen auf dem Kuchen.“
Sein letzter Vergleich entlockte ihr ein Kichern. „Auf eine Schoko-Tarte kommt aber keine Sahne.“
„Es gibt noch genügend andere Kuchen, auf die man Sahne machen kann.“ grinste er.
„Kindskopf.“
„Ah-ah...“ Er schüttelte den Kopf und grinste verschmitzt. „Küsschen-Junkie.“
Sie sahen sich an und lachten dann beide laut und herzhaft.
Nachdem Mac sich wieder beruhigt hatte, sah sie ihn an. „Überleg dir schon mal, was wir heute Abend machen. Sollen wir wieder einen Film gucken? Oder soll ich mal schauen, ob irgendwo eine interessante Dokumentation gezeigt wird? Samstags gibt es oft gute.“
„Doku klingt gut.“
Sie erhob sich und ging zum Schreibtisch, wo sie ihr Notebook startete. „Irgendwelche Präferenzen außer Flugzeugen und Schiffen?“
„Geschichte, Reisen, Baseball...“
„Mit Sport brauchst du überhaupt nicht erst anzufangen.“ lachte sie über den Monitor ihres Notebooks und wählte die Webseite ihres bevorzugten Doku-Kanals an. „Aaah... wie wäre es mit dem Film „Unsere Erde“? Auch wenn ich den schon ein paar Mal gesehen hab, er ist immer wieder sehenswert.“
Harm erhob sich. „Um was geht es da?“
„Da werden vom Nordpol ausgehend über den Äquator bis zum Südpol die verschiedensten Lebensräume gezeigt. Mit genialen Kameraeinstellungen. U. a. ist die BBC daran beteiligt.“
„Die macht in der Tat klasse Dokus. Okay, den nehmen wir.“
Mac kicherte plötzlich.
„Was?“
„Danach kommt eine Sendung über die Eroberung der Südsee, was die damals für nautische Meisterleistungen vollbracht haben. Das ist doch was für dich, SEEMANN.“
„Du brauchst das „Seemann“ gar nicht so zu betonen, Marine.“ Er trat zu ihr und wedelte „strafend“ mit dem Zeigefinger vor ihrer Nase herum.
„Kannst du denn segeln?“
„Maaac!“ schnaubte er. „Ich bin ein Navy-Mann. Natürlich kann ich segeln.“
„Sorry, kann ich ja nicht wissen. Wir sind nur miteinander geflogen.“ Sie klimperte entschuldigend mit den Wimpern. „Außerdem ist es keineswegs selbstverständlich, dass ein Navy-Angehöriger segeln kann. Frag mal Bud...“
„Okay, okay, schon gut.“ grinste er.
„Kannst du eigentlich nach Instrumenten segeln?“
„Miss MacKenzie, ich habe seinerzeit Franks Yacht von Miami auf die Bahamas überführt.“
„Noch etwas, was ich nicht wusste, Harm.“ Sie grinste. „Du steckst voller Geheimnisse...“
<Wenn du wüsstest...> Er sah sie an. „Ein paar davon kennst du aber, Sarah.“
„Wann war denn dieser große Segeltörn?“
„Nach meinem Unfall, nachdem ich mich vollständig erholt hatte. Mom meinte, dieser Trip wäre eine prima Abwechslung für mich.“
„War es das?“
„Allerdings.“ Er seufzte. „Ich hatte viel Zeit, nachzudenken. Da kam mir die Idee mit dem Jura-Studium.“
„Die Navy muss deiner Mom danken.“ grinste sie.
Beide Brauen sausten nach oben. „Hä?“
„Na ja, dank dieses Trips hat sie einen hervorragenden Anwalt bekommen.“ Sie konnte fast sehen, wie sich sein Ego aufblähte.
„Und wir haben uns kennen gelernt...“ erwiderte er leise.
Mac wurde rot. „Ähm... ja...“
„Hast du jetzt Hunger?“ Der Ex-Pilot hatte beschlossen, das Thema zu wechseln. Auch wenn es ziemlich abrupt war. Aber es war eh Zeit fürs Dinner.
„Hä?“
„Hast du Hunger, Sarah MacKenzie?“
„Ach so...“ Sie grinste entschuldigend. „Nicht viel, aber wenn du mit dem Kochen anfängst, wird der schon noch kommen.“
„Gut, dann findest du mich in der Küche, falls du was brauchst.“
„’Kay.“
In der Küche machte sich der Ex-Pilot daran, alles für die „Spaghetti mit Lachs in Zitronensauce“ vorzubereiten. Leise summend würfelte er die Zwiebel, nur um mit tränenden Augen belohnt zu werden. <Scheiß Ding!> schniefte er.
„Alles okay?“
Er fuhr herum. „Ah... ja, ja... es ist nur...“ Seine Augen tränten immer noch.
„... die Zwiebel...“ grinste sie und verschwand wieder.
„Allerdings... die Zwiebel...“ murmelte er und hackte ein bisschen heftiger auf dem armen Gemüse rum.
Wenig später traf ein köstliches Aroma Macs Geschmacksnerven. <Mhmmm.> schnupperte sie und erhob sich. Wie am Abend zuvor blieb sie im Türrahmen stehen und sah Harm beim Kochen zu.
Er summte wieder leise vor sich hin, seine Hände flogen zwischen den Töpfen hin und her. Als er ein paar Nudeln aus dem Kochwasser fischte, entdeckte er Mac im Augenwinkel.
„Stehst du schon länger da?“
„7 Minuten und 13 Sekunden.“ lachte sie und betrat die Küche. „Kann ich den Tisch decken?“
„Gerne.“
Wenige Minuten später saßen sie am Tisch und fingen an zu essen.
„Irgendetwas ist anders an der Sauce, Harm.“ meinte sie nach ein paar Bissen.
„Besser oder schlechter?“ Leichte Panik schlich sich in sein Hirn. <Versalzen? Zu sauer? Ist der Fisch vielleicht noch zu roh?>
„Viel besser. Ich hab keine Ahnung, was es ist, aber es ist köstlich.“ Genüsslich verdrehte sie die Augen.
<UFF!> Harm war erleichtert. „Da ist zusätzlich noch etwas Limette in der Sauce.“
„Es schmeckt jedenfalls noch einen Tick besser als vorletzte Woche.“
Harm grinste breit. „Ich werde es mir merken.“
Während der nächsten Minuten sprachen sie kaum ein Wort. Schließlich waren sie fertig mit der Mahlzeit.
„Puh, war das gut.“
Harm lachte. „Dein Appetit sagt mir, dass du wieder ganz gesund bist, Mac.“
„Bin ich ja auch.“ grinste sie. Wieder ernster sah sie ihn dann an. „Ahm... Harm?“
„Ja?“
„Hast du Weihnachten schon was vor?“
„Außer den Besuchen von Kaplan Turners Messe und an der Wall nicht. Warum?“
Ihr Blick war ein wenig schüchtern. „Weil... na ja... ich dachte, wir könnten den Abend vielleicht gemeinsam verbringen. Oder gibt es wieder ein Essen bei Bud und Harriet?“
„Dieses Jahr nicht, leider.“
„Warum nicht?“
Er grinste schief. „Ich sag nur „Lydia“.“
„Autsch.“
„Harriets Eltern haben sich für die Feiertage angesagt, anscheinend recht kurzfristig. Bud „sprüht“ schon vor Begeisterung.“
Mac lachte. „Bei so einer Schwiegermutter würde ich das auch. Harriet hat ihr Wesen anscheinend zu 100% von ihrem Vater geerbt.“
„Das glaube ich auch.“ Harm fiel in ihr Lachen ein.
„Und was ist jetzt mit Weihnachten?“
Er sah sie lange an, ohne etwas zu sagen.
„Harm... wenn du nicht willst... dann...“ Sie wurde zunehmend nervöser.
„Ich würde mich sehr freuen, Weihnachten mit dir zu verbringen.“
Sie fing an zu strahlen wie ihr Weihnachtsbaum. „Ehrlich?“
„Ehrlich.“ nickte er. „Dann können wir auch deinen Baum richtig genießen.“
„Wer sagt, dass wir uns bei mir treffen?“
„Ich.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Schließlich bist DU diejenige mit dem geschmückten Baum und der festlich dekorierten Wohnung. Außer dem ist der Baum ja auch ein bisschen meiner.“
„Gute Argumente.“ kicherte sie. „Dann treffen wir uns also bei mir.“
„Wenn ich Dad besucht habe, komme ich vorbei. Soll ich was zum Dinner mitbringen?“
„Jupp.“
„Chinesisch?“
„Wie immer?“
„Aha.“
„Gut, dann wird es „Chinesisch wie immer“ sein.“ lachte er.
„Wir werden uns einen gemütlichen Abend unter besten Freunden machen.“
Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Unter UNSEREM Weihnachtsbaum.“
„Ich freu mich schon.“
„Ich mich auch.“ erwiderte er, nun wieder ernst. „Wann fängt eigentlich diese Doku an?“
„In 42 Minuten und...“
„Danke, mehr wollte ich nicht wissen.“ unterbrach er sie lachend. „Hilfst du mir beim Spülen?“
„Klar doch, dann sind wir schneller fertig. Hast du was gegen einen Kaffee?“
„Nope.“
Sie erhob sich und stellte das Geschirr in die Spüle. Dann stellte sie die Kaffeemaschine an.
Harm hatte inzwischen Wasser ins Becken laufen lassen. „Auf geht’s.“
Es dauerte nicht lang, bis die Küche wieder strahlte wie nie benutzt.
„Nimmst du den Kaffee mit?“ Harm hatte Becher, Zucker und Milch auf ein Tablett gestellt.
„Jupp.“
Im Wohnzimmer setzten sie sich auf die Couch. Mac schenkte beiden Kaffee ein. „Es wird ein Weihnachten, auf das ich mich vorbehaltlos freuen kann.“
„Ich denke, es wird das beste Weihnachten seit vielen Jahren werden, Sarah.“ Er beugte sich zu ihr und küsste ihre Wange, wobei er seine Lippen ein wenig länger als üblich über ihre Haut gleiten ließ.
<Guter Gott!> Macs Puls beschleunigte sich. <Warum nur kann der Mann so gut küssen, aber das Maul nicht aufkriegen?> Sie atmete tief durch.
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Harm entging ihre Reaktion nicht. Er lehnte sich zurück, zufrieden mit der Wirkung seines Kusses. Seine Charme-Offensive schien zu wirken, auch wenn sie immer behauptet hatte, dagegen immun zu sein. Allem Anschein nach hatte sie sich da selbst etwas vorgemacht. Ihm war allerdings auch klar, dass er in ihrer Erkältung einen unfreiwilligen Helfer gehabt hatte.
„Ah...“ Sie erhob sich, ging zum Fernseher und schaltete ihn ein. „Die Doku fängt gleich an.“
Er klopfte auf den Platz an seiner Seite. „Dann komm her und genieße mit mir eine Reise um die Welt.“
Wortlos ließ sie sich neben ihn sinken und schmiegte sich an ihn, ihren Becher in der Hand. Ein sanftes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie Harms Arm um ihre Schulter und seine Hand auf der Schulter spürte. Wie beiläufig lehnte sie sich gegen ihn.
Wenige Minuten später flimmerten die ersten Bilder über den Bildschirm. In der folgenden Stunde fielen außer ein paar „ah’s“ und „oh’s“ keine Worte. Schließlich war der Film zu Ende.
„Wow.“ meinte Harm. „Da denkst du, du kennst die Welt, und musst feststellen, dass dem nicht so ist.“
„Es gibt davon auch eine Serie, die ist ein bisschen ausführlicher. Immer wenn ich den Film sehe, entdecke ich etwas Neues.“
„War ein guter Tipp.“
„In 15 Minuten kommt diese Doku über die Südsee-Eroberer.“ Sie rückte von ihm ab und stand auf. „Da geh ich vorher lieber noch mal für kleine Marines.“
Auch er erhob sich. „Gute Idee.“
Als sie sich Richtung Bad aufmachte, folgte er ihr fast auf den Fersen. „Äh... Harm?“
„Ja?“
„Du willst doch nicht etwa...“
Er antwortete ohne nachzudenken. „Doch.“
„Ich hab aber nur ein Klo. Sollen wir da etwa GLEICHZEITIG drauf?“
„Wie? Oooh... hm... natürlich nicht! Sorry, ich war wohl in Gedanken...“ Er wurde rot wie eine Tomate.
Sie lachte nur leise und schloss die Tür.
<Rabb, was hast du dir denn dabei gedacht?>
„So, Mister, du bist dran.“ Schneller als gedacht öffnete sich die Tür wieder.
Er grinste verlegen und verschwand im Bad. „Danke.“
Kopfschüttelnd machte sich Mac auf den Weg zurück ins Wohnzimmer.
Wenig später kehrte auch Harm zurück.
„Ich hoffe, du hast nicht daneben gepieselt.“ kicherte sie.
„MAC!“
„Komm her, Seemann. Der Film fängt an.“
Mitten in der Sendung zwitscherte auf einmal ein Handy los.
„Das ist deins, Seemann.“ lachte sie. „Wenn ich die Navy-Hymne als Klingelton hätte, wär mein Ruf ruiniert.“
„Sehr witzig, MARINE.“ Harm warf ihr einen gespielt giftigen Blick zu, stand auf und fischte den Apparat aus seiner Jacke. „Rabb.“
„Hey Kumpel, wie geht es dir? Was macht Mac?“ polterte Keeters tiefe Stimme los.
„Hi Jack.“ Der Ex-Pilot schielte zu Mac. Er spürte, wie sich seine Wangen röteten. „Mir geht’s gut, danke.“
„Und Mac?“
„Die ist wieder gesund.“
„Freut mich zu hören. Wie läuft es mit ihr?“
Harm „liebte“ die Direktheit seines Freundes. Vor allem, wenn das Gesprächsobjekt nur wenige Meter von ihm entfernt in Hörweite saß. „Jack, ich habe nicht viel Zeit. Eigentlich sogar gar keine.“
„Bestell ihm mal Grüße!“ rief Mac ausgerechnet jetzt.
Ein dröhnendes Lachen traf Harms Ohr. „Alles klar, Kumpel. Jetzt verstehe ich, warum du keine Zeit hast. Sie ist bei dir.“
„Umgekehrt.“
„Noch besser. Bestell ihr mal Grüße zurück. Ich rufe dich morgen Abend an. Dann erzählst du mir alles, Mister.“
Harm verdrehte die Augen. „Okay, Jack. War das alles?“
„Jupp.“
„Bis morgen dann.“
„Bye, Buddy.“
Harm drückte die Aus-Taste und verstaute das Handy wieder in seiner Jacke. Dann setzte er sich wieder neben Mac. „Ich soll dich grüßen.“
„Danke. Wie geht es ihm?“
„Gut. Er scheint sich in Washington einzuleben.“
„Ich finde es schön für dich, dass ihr euch jetzt häufiger sehen könnt.“
„Ich auch.“
„Er ist ein feiner Kerl.“
<Und manchmal penetrant nervig.> „Jupp.“ Er legte seinen Arm wieder auf die Rückenlehne. „Lass uns weitergucken.“
Als die Doku vorbei war, hob Mac den Kopf und sah ihn an. „Schon erstaunlich, was die seinerzeit geleistet haben. Ein halbes Weltmeer erobern ganz ohne Instrumente, nur nach den Sternen und dem Wissen der Vorfahren.“
„Ich würde mir das nicht zutrauen. Mit einer hochseetauglichen Yacht vielleicht, aber das... nein.“
„Segelst du gar nicht mehr?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Nachdem mein letzter Törn in einem chinesischen Gefängnis endete, habe ich kein Boot mehr gesteuert. Ab und zu bin ich mal bei einem kleinen Ausflug auf Franks Yacht mitgefahren.“
„Keine Lust, wieder anzufangen?“
„Willst du etwa mit mir segeln gehen?“
„Vielleicht...“ Sie grinste. „Immerhin habe ich einige Flüge mit dir überlebt.“
„Wenn du mitkommst, würde ich es sogar wieder versuchen.“
„Erzähl mir was von deiner Bootstour... wo du Franks Yacht überführt hast.“
„Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen.“ Er seufzte leise. „Nach meinem Unfall musste ich meine Karriere bei der Navy neu überdenken. Mom machte dann den Vorschlag mit dem Segeltörn. Zuerst war ich skeptisch, was nicht zuletzt mit meinen Animositäten Frank gegenüber zu tun hatte. Aber als ich dann unterwegs war... allein mit mir... der See... und nachts den Sternen... da war ich ihr dankbar.“
„Du hast viel nachdenken können?“
„Allerdings. Und es hat mir wieder Selbstvertrauen gegeben.“ Er lachte. „Des Nachts habe ich mich oft nur an den Sternen orientiert. Ich wollte wissen, ob ich wenigstens das noch kann.“
Sie riss die Augen auf. „Ohne Instrumente?“
„Jupp, damals lernte man das noch auf der Akademie.“ Harm nickte. „Franks Yacht ist eine mit allen technischen Raffinessen ausgestattete Hochseeyacht, aber vermutlich wollte ich mir selbst auch etwas beweisen.“
„Und es hat funktioniert.“
„Ja.“ meinte er schlicht. „Als ich zurückkam, war ich ein anderer Mensch. Studierte Jura und wurde Anwalt.“
„Würdest du das heute noch mal machen?“
„Ich glaube nicht. Damals war ich fast 20 Jahre jünger, voller Tatendrang. Allerdings auch voller Wut, weil mir die Navy meinen Kindheitstraum genommen hatte.“
„Und doch bist du geblieben und hast ihr andere Talente zur Verfügung gestellt.“
„Ich konnte mir nie etwas anderes als eine Karriere in der Navy vorstellen.“
„Die ist dir ja auch gelungen.“
Er lachte. „Na ja, lupenrein ist meine Weste nicht, eher ziemlich grau.“
„Jetzt untertreibst du aber, Harm. Du bist einer der besten Anwälte, den die Navy hat. Du hast das Potential zum obersten JAG.“
„Dazu fehlen mir aber noch ein paar Steifen... und ein eigenes Kommando. Und was das heißt, weißt du.“
„Wir würden getrennt.“
„Allerdings.“ Er sah sie ernst an. „Ich weiß nicht, ob das nach meinem Geschmack wäre.“
„Darauf wird aber keine Rücksicht genommen, Seemann.“
„Leider.“
Sie verfielen in ein angenehmes Schweigen. Macs Hand ruhte auf seinem Oberschenkel; seine Hand streichelte ihre Schulter.
Plötzlich musste Mac gähnen. „Ups.“
„Müde?“
„Aha.“
„Dann gehst du jetzt ins Bett, Mac. Eine Nacht kannst du noch so lange schlafen, wie du willst.“
„Ich schlafe nie lang, Harm.“
„Letzte Woche hast du lang und viel geschlafen.“
„Ja, weil ich krank war.“
„Heute hast du viel getan: Den Baum gekauft und geschmückt... wir sind spazieren gegangen... kein Wunder, dass du müde bist. Vor allem nach der Woche Nichtstun. Ab ins Bett mit dir.“
Sie spürte nun richtig ihre Müdigkeit. „Okay.“ Langsam erhob sie sich.
„Ich mach die Lichter nachher aus.“ Harm folgte ihr ins Schlafzimmer, um sein Bettzeug zu holen. „Gute Nacht, Sarah.“ Er trat zu ihr, beugte sich hinab und küsste ihre Wange. „Schlaf gut.“
„Du auch.“ Sie hauchte einen Kuss auf sein Kinn.
Harm durchquerte langsam den Raum und schenkte ihr von der Tür her noch ein sanftes Lächeln. „Bis morgen.“
„Bye.“ Sie warf ihm eine Kusshand zu.
Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, machte er in aller Ruhe seine Couch fertig und holte seinen Schlafanzug hervor, den er für Reisen angeschafft hatte. Langsam zog er sich aus und den Pyjama an.
Richtig müde war er noch nicht, daher blätterte er noch etwas in Macs Dinosaurier-Buch. Nach gut 45 Minuten wurde er dann doch müde. Nach einem herzhaften Gähnen machte er sich auf den Weg in Macs Schlafzimmer, Toilette und Zahnbürste riefen.
Trotz ihrer Müdigkeit schlief Mac noch nicht. Ihre Gedanken kreisten um den Mann nebenan. Inzwischen war ihr klar, dass er sie liebte. Sie verstand nur nicht, warum er seine Gefühle nicht über die Lippen bringen konnte.
Sie hörte, wie sich die Schlafzimmertür öffnete und die große Gestalt des Ex-Piloten den Raum betrat. Ohne sich zu regen, öffnete sie ein Auge und beobachtete ihn, wie er weiter ins Bad schlich. Der Anblick seines Schlafanzuges entlockte ihr ein Schmunzeln. <Ungewohnt, aber auch irgendwie... sexy...>
Harm war sich nicht bewusst, dass er beobachtet wurde. Er erledigte seine „Bad-Geschäfte“ und machte sich dann auf den Rückweg. Vor Macs Bett blieb er allerdings stehen und betrachtete die vermeintlich schlafende Frau. Unbewusst machte er einen Schritt auf das Bett zu. Schließlich drehte er sich um und verließ den Raum.
Mac öffnete auch das zweite Auge. „Ach Harm, warum kannst du nicht loslassen?“ murmelte sie.
Der Ex-Pilot hatte es sich derweil auf seinem Sofa so bequem wie möglich gemacht, nachdem er alle Lichter inklusive des Weihnachtsbaums gelöscht hatte. Das Einschlafen bereitete ihm dann aber weitaus mehr Schwierigkeiten als am Abend zuvor. Zum einen geisterte „sein“ attraktiver Marine durch seine Gedanken wie ein Gespenst, zum anderen „piesackte“ ihn die Couch. <Da musst du durch, Rabb.> war sein vorletzter Gedanke.
Der letzte galt einem Gesicht mit großen, rehbraunen Augen und verlockenden Lippen.
#+#+#
Sonntag, 21. Dezember
04:32 Ortszeit
Macs Appartement, Washington DC
Verschlafen öffnete Harm ein Auge. Ungewohnt tiefe Dunkelheit umgab ihn. Er lag eindeutig nicht in seinem eigenen Bett – dort hinein schimmerte nämlich die Straßenlaterne vor seinem Appartementhaus.
<Wo bin ich?> Er öffnete auch das zweite Auge. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Sein Blick fiel auf eine Tür, die er ebenfalls nicht einordnen konnte. Er sah auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach halb 5 Uhr in der Früh. <Oh Mann...>
Plötzlich ging besagte Tür auf, und im Lichtschein erkannte er Macs Silhouette. <MAC? Was macht SIE hier?>
Er war zu träge, um den Kopf zu heben. „Bist du das, Mac?“ murmelte er ins Kissen.
„Schsch...“ machte sie. „Schlaf weiter... es ist noch früh.“ Als sie sich wieder hinlegte, bewegte sich „seine“ Matratze. <Hä?>
Er runzelte die Stirn und kippte auf den Rücken. „Mac?“
„Ja?“
„Was... wo... ähm... wo sind wir?“
„Bei mir.“ erwiderte sie leise.
Er drehte sich vollends zu ihr. „Bei dir?“
„Jupp.“
„Was... hm... was mache ich in deinem Bett?“
Sie musste grinsen. „Schlafen.“
„Schlafen... aha...“ Er war immer noch desorientiert. <Was mache ich in ihrem Bett? Haben wir etwa...?> Er sah sich vorsichtig nach irgendwelchen Anzeichen um, ob „es“ vielleicht passiert sein könnte. Zu seiner Erleichterung entdeckte er jedoch nichts Verfängliches. Er hatte seinen Schlafanzug an, und auch an Macs Arm konnte er den Stoff ihres Pyjamas erkennen. „Wieso... hm... wieso liege ich in deinem Bett?“
Zuerst antwortete ihm nur ein leises amüsiertes Glucksen. Dann jedoch erklärte sie ihm, warum er in ihrem Bett lag.
„Vor 2 Stunden und 37 Minuten habe ich Durst bekommen und in der Küche etwas getrunken. Dabei habe ich aus dem Wohnzimmer dein Stöhnen gehört. Du hast zwar geschlafen, warst aber ziemlich unruhig. Meine Couch ist wohl doch ein bisschen kurz für dich.“ Sie grinste. „Also hab ich dich zu mir ins Bett geholt – was gar nicht so einfach war.“
„Ahaaa.“ machte er gedehnt, als würde er alles verstehen, und gähnte. „Sorry.“
„Schon gut.“ Sanft strich sie mit einem Finger über seine raue Wange. „Schlaf jetzt weiter.“
Er drückte seinen Kopf wieder tiefer ins Kissen. „’Kay.“ murmelte er und schlief schon bald wieder tief und fest.
Mac hingegen war es gewohnt, zu dieser frühen Stunde wach zu sein. Sie betrachtete ihn noch eine Weile. Ungewohnt dunkel schimmerten seine Wangen vom nächtlichen Bartwuchs; sein Gesicht war vollkommen entspannt. Sie beugte sich vor und hauchte einen kaum spürbaren Kuss auf seine Nasenspitze. Schließlich wurde auch sie wieder müde und schlief kurze Zeit später ein.
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Kurz vor 9 Uhr erwachte Harm dann richtig. Mit noch geschlossenen Augen reckte und streckte er sich. Um seine Taille und an seiner linken Seite fühlte er einen ungewohnten Druck.
„Mhm.“ brummte es plötzlich.
Er öffnete die Augen. Im Zimmer herrschte diffuses Dämmerlicht. Die Vorhänge waren zwar noch zugezogen, aber es war immerhin richtig hell draußen. Sein Blick fiel auf einen dunklen Haarschopf, der auf seiner Brust lag.
„Hey.“ wisperte er.
„Hmpf.“ Macs Arm packte stärker zu.
„Guten Morgen.“
Erneut antwortete ihm ein „hmpf“.
„Sarah?“
„Mhm?“
„Bist du wach?“
Sie wusste das selbst nicht so genau. Ihre innere Uhr sagte ihr, dass sie zwar wach wurde bzw. wach war; Harms warmer Körper konnte aber doch nur im Traumland neben ihr liegen. „Hm.“ brummte sie daher undefinierbar.
„Mac, ich...“ Harm versuchte, ihren Arm von sich zu schieben. Ein „dringendes Bedürfnis“ trieb ihn aus dem Bett.
„Nicht.“ Der Druck ihres Armes wurde noch stärker. Sie genoss die „lebendige Wärmflasche“; seine Körperwärme und sein regelmäßiger Herzschlag hielten sie in einer „Wattewolke der Glückseligkeit“.
Harm seufzte. „Sarah, ich muss dringend mal ins Bad.“
„Dukommschwieder?“ nuschelte sie.
Ein leises Lachen entfuhr ihm. „Ja.“
„’Kay.“ Widerwillig ließ sie ihn los und rückte ein Stück von ihm.
Er drehte sich zu ihr und gab ihr schnell einen Kuss auf die Nase. „Halt das Bett warm, Marine.“
„Aha.“ murmelte sie und griff nach seinem Kissen.
Grinsend rollte sich Harm vom Bett und verschwand im Bad. Wenige Minuten später war er fertig und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Behutsam legte er sich wieder neben sie. „Mac?“
„Hm.“ brummte es aus der Tiefe zweier Kissen.
„Darf ich mein Kissen wiederhaben?“
„Hmpf.“ Sie schob es zu ihm rüber und rückte wieder an ihn heran. Ihr Arm schlängelte sich erneut um seine Taille, ihr Kopf verschwand in seiner Halsbeuge.
Der Ex-Pilot hatte nicht die Absicht, gegen ihr anhängliches Verhalten zu protestieren. Ihr Arm lag zwar gefährlich nah an „sensiblen“ Zonen seines Körpers, aber er war zuversichtlich, sich beherrschen zu können.
„Mhm.“ Allmählich wurde sie wacher. „Morgen.“
Unbewusst legte er die linke Hand auf ihre Hüfte. Sein Mittelfinger begann, kleine Kreise zu zeichnen. „Gut geschlafen?“
„Oooaaah.“ Sie streckte sich und gähnte herzhaft. „Hab ich gut geschlafen... wie ein Baby.“
„Ich auch.“
Ein leises Kichern entfuhr ihr. „Babys schnarchen nicht.“
„Mac, ich schnarche nicht!“ protestierte er.
„Doch.“
„Nein, tu ich nicht.“
„Tust du wohl.“ Sie hob den Kopf. „Es war aber ganz leise.“
„Vielleicht krieg ich doch noch eine Erkältung...“
„Nope, das war definitiv kein Erkältungsschnarchen.“
Seine Wangen wurden rot. „Sorry, wenn ich dich gestört hab.“
„Du hast mich nicht gestört.“
„Wirklich nicht?“
„Wirklich nicht.“ lachte sie leise. „Es war ja nicht laut.“
„Trotzdem...“ Bis jetzt hatte ihm noch niemand gesagt, dass er schnarchen würde. Auch wenn es „ganz leise“ gewesen war.
„Schsch.“ machte sie. „Das braucht dir weder unangenehm noch peinlich zu sein, Harm.“ Ein breites Grinsen überzog ihr Gesicht. „Es sei denn, du fängst an, die Regenwälder am Amazonas abzuholzen.“
„MAC!“ Seine Ohren wurden rot.
Nun lachte sie laut. „Du bist süß, wenn du verlegen bist.“ Ohne nachzudenken gab sie ihm einen Kuss auf die Wange. „Autsch...“
„Was?“ Er riss die Augen auf. „Wie?“
„Du piekst.“ erwiderte sie kichernd.
Seine freie Hand glitt über seine raue Wange. „Sorry.“
„Wenn du dich gleich noch dafür entschuldigst, dass du aufs Klo musst, schmeiße ich dich raus.“
„Wie bitte?“
„Harm, dein Bartwuchs über Nacht ist genauso normal wie aufs Klo gehen oder Schnarchen.“
„Schnarchen ist nicht unbedingt normal.“
„Okay, das mag sein. Aber es hat mich wirklich nicht gestört.“
„Na gut.“ gab er sich geschlagen. „Was jetzt?“
„Was meinst du mit „Was jetzt?“?“
„Stehen wir auf?“ Er grinste. „Oder bleiben wir noch was im Bett?“ Wogegen er absolut nichts hatte.
Sie hob den Kopf und sah ihn an. „Was möchtest du denn?“
„Ich weiß nicht...“
„Harm...“ Ihr Blick wurde ernst. Sie war diesen Eiertanz leid. Die letzten beiden Tage hatten ihr einen völlig neuen Harm gezeigt; endlich hatte er etwas von seinen Gefühlen und Wünschen offenbaren können. „Ich will wissen, was DU gerne möchtest.“
<Dich küssen, Sarah. Und noch viel mehr...> Er holte tief Luft – auch weil sein Körper plötzlich an gewissen Stellen munter zu werden und seiner Kontrolle zu entgleiten drohte. „Ehrlich?“
„Ehrlich.“
„Ich finde es... na ja... irgendwie zu schön hier, um... ähm... um aufzustehen.“ gestand er leise. „Können wir noch was liegenbleiben?“
Mit einer Hand strich sie über seine Wange. „Natürlich.“
„Wie geht es dir eigentlich?“
„Bestens. Ich fühle mich ausgeruht und wieder vollkommen gesund.“
Er grinste sie an. „Dann können wir uns also ab morgen wieder zanken.“
„Träum weiter, Flyboy.“
„Das tu ich auch so schon.“ entfuhr es ihm kaum hörbar.
„Und wovon träumst du?“
<Shit!> Manchmal hasste er ihr gutes Gehör. Mit geröteten Wangen sah er sie an und erkannte, dass er sich irgendwelche Ausflüchte sparen konnte – wollte er den Tag nicht verderben. Sie würde nicht eher Ruhe geben, bis sie die Wahrheit wusste.
„Maaac... ich... hm...“ Seine Hand glitt über ihre Wange, sein Daumen strich über ihre Unterlippe. „Manchmal träume ich von einer schönen Frau.“ Er zog die Lippe ein Stück runter. „Einer wunderschönen Frau, die neben mir liegt... die mich mit großen braunen Augen ansieht... deren Mund mich zum Küssen einlädt...“ Er beugte sich vor und hauchte einen Kuss auf ihre Lippen. „Die verdammt süß schmeckt...“
Mac schluckte schwer. „Ähm...“ Seine dunklen Augen irritierten sie.
„Hast du immer noch Probleme damit, wenn ein Mann dich attraktiv findet?“
Sie schüttelte den Kopf. „Hm-hm.“
„Oder hast du ein Problem damit, dass ICH dich attraktiv finde?“ Er küsste ihre Nase.
„N... nein...“ Erneutes Kopfschütteln, allerdings wesentlich langsamer als gerade noch.
„Ich habe dir schon gesagt, dass ich dich attraktiv finde... und anziehend...“
„Ahaaa.“
„Da ist es doch kein Wunder, wenn ich ab und zu von DIR träume.“
Ihre Augen wurden groß. „Www... was?“
„Ja, ich träume von dir, Sarah MacKenzie.“ Er beugte sich erneut zu ihr und küsste ihre Lippen. Es kostete ihn einige Mühe, den Kuss nicht zu vertiefen. Daher löste er sich schnell wieder von ihr.
„Ha... Harm?“ Sie blinzelte.
„Sarah, ich... ah...“ Er sollte den Satz nie zu Ende bringen, da ihn ein dumpfes Grollen unterbrach.
Ein gedehntes „Uuups!“ entfuhr Mac. Ihre Wangen leuchteten plötzlich in einem äußerst gesunden Pink. „Sorry.“
„Ich hätte es wissen müssen.“ Er fiel zurück auf sein Kissen und lachte laut. In gewisser Weise war er sogar froh über die Unterbrechung.
„Tut mir Leid, Harm.“ wisperte sie kleinlaut. Ihr war klar, dass ihr knurrender Magen ein womöglich sehr bedeutendes Gespräch, Geständnis oder was auch immer gestoppt hatte.
Er grinste sie an und rutschte zur Bettkante. „Schätze, das war es dann wohl mit dem Liegenbleiben.“ Immer noch lachend stand er auf. „Was hättest du gerne zum Frühstück?“
„Harm, ich kann...“ Sie setzte sich auf.
„Ich weiß, was du kannst. Aber...“ Er hob einen Finger. „... ich habe dir ein Frühstück am Bett versprochen.“
Sie grinste triumphierend. „Im Bett, wenn ich mich recht erinnere.“
„Falsch, Marine, es war AM Bett. Aber wenn du auf Frühstück IM Bett bestehst, bekommst du auch das.“ Grinsend schlenderte er Richtung Bad. „Wenn ich hier fertig bin, will ich wissen, was du haben willst.“ Ohne sie weiter anzusehen, zog er die Tür hinter sich zu.
Mac sah ihm nachdenklich hinterher und dann auf den „Störenfried“. „Musste das jetzt sein?“ Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Harm kurz davor gestanden hatte, laut und deutlich auszusprechen, was er für sie empfand. <Na ja, vielleicht nicht gerade laut... seine Stimme war tief gewesen... verführerisch leise... einfach sexy...>
„Also, Marine, wonach gelüstet es dir?“ Harm stand vor dem Bett und sah sie neugierig an.
<Nach dir.> dachte sie schmunzelnd. „Nach di... aaah... ähm... wenn es geht, hätte ich gerne eine große Portion von diesem genialen Rührei.“ Sie war froh, dass er anscheinend ihren Beinahe-Versprecher nicht mitbekommen hatte.
„Das ist aber doch nicht alles?“ grinste er süffisant, jedoch ohne zu zeigen, dass er sehr wohl mitbekommen und vor allem verstanden hatte, was sie beinahe gesagt hätte.
<Nope.> Ihr Lächeln wurde breiter. „Croissants hast du nicht zufällig im Angebot?“
„Wenn dich Tiefkühl-Croissants nicht stören.“
„Noch besser.“ strahlte sie. „Ich liebe ofenfrische Croissants.“
„Okay, dann also Rührei und Croissants. Ich nehme an, Kaffee soll auch dabei sein.“ Er schenkte ihr ein breites Flyboy-Grinsen.
„Blödmann.“ Sie streckte ihm die Zunge raus. „Was ist schon ein Frühstück ohne Kaffee?“
„Ein Frühstück mit keinem Kaffee.“ lachte er. „Manche Leute trinken Tee zum Frühstück.“
„Ich aber nicht.“
„Da sind wir schon mal zwei.“ Er öffnete die Schlafzimmertür. „Ich beeile mich.“
„Du frühstückst aber doch mit mir, oder? Hier, meine ich.“
„Glaubst du, ich setze mich alleine in die Küche und bewundere deine Küchenmöbel?“
Ein freches Grinsen umspielte ihre Mundwinkel. „Bewunderst du lieber mich?“
„Uh... hm...“ Er wurde rot und räusperte sich verlegen. „Zumindest bist du attraktiver als deine Möbel.“
Sie tat beleidigt. „Danke, Commander.“
„Maaac...“
Nun grinste sie frech. „Mach mir lieber Frühstück anstatt über die Attraktivität meiner Möbel zu philosophieren.“
„Aye, aye, Ma’am!“ Er salutierte, als stünde er vor dem Admiral.
Mac lachte laut. Es sah einfach zu komisch aus, wie er im Schlafanzug stramm stand. „Kindskopf!“
Unbeeindruckt starrte er einen Punkt an der Wand über ihrem Bett an. „Commander Rabb meldet sich ab zum Dienst in der Kombüse.“ Vorschriftsmäßig machte er auf den Fersen kehrt und marschierte aus dem Raum.
Immer noch lachend ließ Mac sich zurück in die Kissen fallen. Selten hatte sie ein so amüsantes Wochenende erlebt.
Bis in die Küche hörte Harm ihr Lachen. Ein selbstgefälliges Grinsen überzog sein Gesicht, als er die Croissants aus dem Tiefkühl holte und ihren Ofen vorheizte. Das Grinsen blieb auch während der ganzen Frühstück-Vorbereitungszeit fest an seinem Platz. Selbst als er knapp 20 Minuten später alles auf das große Tablett stellte und dieses dann vorsichtig in ihr Schlafzimmer transportierte, grinste er immer noch.
Mac setzte sich wieder auf und machte den Hals lang. „Mhmmm, das sieht ja mal wieder gut aus.“
„Das ist auch mal wieder gut.“ Er setzte das Tablett am Fußende des Bettes ab und eilte aus dem Zimmer. „Bin gleich zurück.“
„Hey, wo willst du hin?“ rief sie ihm hinterher.
Drei Minuten und 52 Sekunden später kam die Antwort in Form von zwei Tellern mit locker-fluffigem Rührei. „Tataaa!“
Erwartungsvoll setzte sie sich in den Schneidersitz und schnupperte laut. „Dieser Duft...köstlich...“ Prompt knurrte ihr Magen.
„Na los, gib dem Magen, was des Magens ist.“ Der Ex-Pilot setzte sich ihr gegenüber, ebenfalls im Schneidersitz. „Der macht mir heute zu viel Krach.“ lachte er.
„Schorry.“ nuschelte sie kauend. „Dasch mit vorhin tut mir wirklisch Leid.“
Er winkte lässig ab und griff nach seiner Gabel. „Schon gut.“
Wenige Minuten später waren die Teller leer.
„Mal sehen, was gibt es denn noch Gutes hier?“
„Kaffee z. B.“ Er hielt die Kanne hoch.
Sie hielt ihm einen Becher hin. „Her damit.“
„Na, na, na. Was sind denn das für Manieren?“
„Die eines hungrigen Marines.“ lachte sie und griff nach einem Croissant.
Er schenkte sich ebenfalls Kaffee ein. „Wohl eher die eines verhungerten Marines. Als hättest du wochenlang nichts zu essen bekommen.“
„Bäh!“ Sie streckte ihm die Zunge raus, die voller Croissant-Krümel war.
Harm lachte laut. „Sehr sexy.“
„Scheckschi?“ nuschelte sie. „Wasch ischt scheckschi?“
„Deine Zunge.“
Mac schluckte und sah ihn mit großen Augen an. „Meine Zunge ist SEXY???“
„Mit diesen Croissant-Krümeln auf jeden Fall.“ zwinkerte er.
„Ups.“ kicherte sie.
„Hast du mal wieder deine Manieren vergessen, MacKenzie?“
Ein freches Grinsen überzog ihr Gesicht. „Ich dachte, ich habe keine.“
„Der hungrige Marine Sarah MacKenzie hat keine.“ Er begann, seine Flocken zu essen. „Bei der Frau Sarah MacKenzie sehe ich allerdings noch welche.“
„Und die reichen dem Offizier und Gentleman Harmon Rabb Jr.?“
Er grinste breit. „Jupp.“
„Dann hab ich also noch mal Glück gehabt.“
„Inwiefern?“
„Na ja...“ Sie gluckste erheitert vor sich hin. „Wer weiß, was du dir für eine Strafe ausdenkst, damit ich mich besser benehme.“
„Hm...“ Er spürte, wie seine Ohrläppchen wärmer wurden. Was ihm durch den Kopf ging, hatte allerdings mit Strafe so viel gemein wie eine Tomcat mit einem Tretauto. „Im Moment gar keine.“
„Im Moment nur?“
„Jupp. Aber...“ grinste er und hob einen Finger. „... ich behalte mir das Recht der späteren Strafe vor.“
„Uih.“ kicherte sie. „Dann muss ich also trotzdem noch aufpassen?“
„Mhm.“ nickte er kauend.
Mac griff nach dem nächsten Croissant, bestrich eine Ecke dick mit Butter und biss hinein. „Mhmmm.“ machte sie. Mit einem Schluck Kaffee spülte sie dann nach. Die folgenden Bissen waren ebenfalls äußerst butterreich.
Der Ex-Pilot sah ihr amüsiert zu, während er selbst seine Müslischale leerte. So hatte er sich ein gemeinsames Frühstück mit „seinem“ Marine immer vorgestellt. Vielleicht nicht unbedingt im Bett, aber in lockerer und gelöster Stimmung wie jetzt.
Schließlich waren beide satt – und das Tablett deutlich leerer geworden.
„Dein Appetit ist wieder ganz der alte, Mac.“ lachte er. „Du bist tatsächlich gesund.“
Sie grinste. „Das sage ich ja schon seit vorgestern.“
„Ja, ja.“ winkte er ab und rutschte vom Bett. „Wer geht zuerst duschen?“
„Ich.“ lachte sie. „Und während du dich dann schön machst, räume ich die Küche auf.“
„Schön machen? Ich mich?“
„Aha.“ Sie hob eine Hand und strich über seine raue Wange. „Wenn z. B. diese Stoppeln hier weg sind, siehst du gleich viel besser aus.“
„Hast du was gegen Männer mit Bart?“
„Nein, aber das ist kein Bart, was dir da sprießt.“
„Was ist es dann?“ Neugierig sah er sie an. „Meines Wissens nennt man das Bart.“
Sie lachte. „Das sind Stoppeln, Mister. „Bart“ kann sich das erst nach drei oder vier Tagen nennen.“
„Stehst du auf Dreitagebärte?“
„Nicht wirklich, obwohl manche Männer damit richtig sexy aussehen.“
„Aha.“ machte er und stellte sich insgeheim die Frage, ob sie auch ihn „sexy“ finden würde, sollte er jemals in ihrer Gegenwart mit Dreitagebart auftauchen – was vermutlich nicht der Fall sein würde, da selbst im Urlaub die tägliche Rasur Ehrensache für ihn war.
Sie musterte ihn von der Seite und konnte sich ziemlich genau denken, was ihm gerade durch den Kopf ging. „Dazu hatte ich noch nicht die Gelegenheit.“ grinste sie schelmisch.
„Hä?“ Beide Brauen sausten nach oben. „Wozu hattest du noch keine Gelegenheit?“
„Zu sehen, wie du mit Dreitagebart aussiehst.“
<Hab ich etwa mal wieder laut gedacht?> Misstrauisch sah er sie an. „Wie kommst du jetzt darauf?“
„Du hast dich gefragt, ob auch du sexy aussiehst mit Dreitagebart.“
„Hab ich das?“ <Shit!>
Sie zwinkerte vergnügt. „Ich kenne dich, Seemann.“
„Ähm... na ja...“ Er kratzte sich am Kopf und grinste dann. „Jetzt ist es eh zu spät dafür. Morgen früh muss der ab.“
„Versuch es doch einfach mal über Weihnachten. Da haben wir ein paar freie Tage. Und dann sage ich dir, wie ich deinen Dreitagebart finde.“
„Das setzt aber voraus, dass wir uns drei oder vier Tage nach Weihnachten sehen.“
„Hast du etwa was vor? Wir wollten doch Heilig Abend zusammen verbringen.“
„Das werden wir auch, Sarah.“ lächelte er. „Aber es könnte doch sein, dass DU noch etwas vorhast.“ Er kreuzte mental sämtliche Finger in der Hoffnung, sie wäre frei.
„Ich habe nichts vor, Seemann. Außer vielleicht...“ Sie machte eine Pause.
„Außer?“ Seine Hoffnung sank.
„Außer vielleicht deinen Dreitagebart bewundern.“ kicherte sie. „Kommst du zu mir, oder soll ich zu dir kommen?“
„Wir haben noch ein paar Tage Zeit, das zu entscheiden.“
„Es ist besser, wenn ich zu dir komme. Falls es mir nämlich nicht gefällt, kannst du die Stoppeln sofort abmachen.“
„Den Dreitagebart, meinst du wohl.“
„Na gut, dann eben den Dreitagebart.“
„Unter deiner Aufsicht?“
„Natürlich.“ lachte sie. „Was dachtest du denn?“
„Mac, beim Rasieren kann ich doch gar nicht schummeln.“
„Genierst du dich etwa?“
„Maaac!“
„Rasierst du dich trocken oder nass?“
„Meistens nass. Warum?“
„Wenn mein Vater zu betrunken war, hab ich das hin und wieder machen müssen... daher könnte dir sogar dabei helfen.“
„Oh.“ Er drückte ihre Hand und grinste. „Danke für dein Angebot, aber ich schaff das schon alleine. Zugucken darfst du aber.“
Sie kicherte. „Du genierst dich also nicht?“
„Nope.“ lachte er.
„Gut, dann darfst du dich ab dem 25. nicht mehr rasieren.“ Sie streckte ihre Hand aus.
Er ergriff diese. „Abgemacht.“
„Was machen wir heute noch?“
„Duschen, rasieren, anziehen, spazieren gehen, relaxen, was essen...“
„In der Reihenfolge?“
„Im Schlafanzug gehe ich jedenfalls nicht vor die Tür.“ lachte er. „Alles, was nach „anziehen“ kommt, ist allerdings in beliebiger Reihenfolge.“
Sie rutschte vom Bett. „Gut, dann gehe ich jetzt duschen.“
„Okay.“ Er nahm das Tablett und trug es in die Küche. Einige Sachen räumte er weg, bevor er sich wieder aufs Bett legte, die Hände hinter dem Kopf verschränkte und dem Rauschen des Wassers lauschte.
12 Minuten später kam Mac aus dem Bad, ein großes Handtuch um ihren Körper und ein kleineres um ihren Kopf geschlungen. „Bad ist frei, Seemann.“
Von Harm kam keine Reaktion.
„Harm?“ fragte sie leise.
Nichts. Nur ein ganz leises Schnarchen ertönte.
<Da ist er doch glatt wieder eingeschlafen...> schmunzelte sie und ging zu ihrer Kommode, frische Unterwäsche holen. Leise schlich sie mitsamt Wäsche, Jeans und einem T-Shirt zurück ins Bad, um sich anzuziehen. Dort änderte sie ihren Plan. <Solange er schläft, kann ich mich ja noch eincremen.> Sie setzte sich auf den Wannenrand und begann, ihre Lieblings-Bodylotion auf ihrem Körper zu verteilen.
Gut 10 Minuten später erwachte Harm wieder. <Was zum Teufel...?> Er hörte kein Wasserrauschen mehr und wälzte sich vom Bett. Rasch holte er frische Wäsche aus seinem Seesack und griff nach seiner Jeans. Gedankenverloren betrat er das Bad, legte die Klamotten auf das Schränkchen neben der Tür und begann, sein Schlafanzugoberteil aufzuknöpfen.
„Klopfst du nicht an?“ ertönte plötzlich eine weibliche Stimme.
„WAAAS?“ Erschrocken fuhr er herum. Ihm fielen sprichwörtlich die Augen aus dem Kopf, als er Mac in BH und Slip auf dem Wannenrand sitzen und ihren Bauch eincremen sah. Seine Ohrläppchen wurden heiß. <Oh Shit!> Rasch drehte er ihr den Rücken zu. „Uuuh... sorry, Mac... aber... na ja... das Wasser lief nicht mehr... und... ahm... da dachte ich...“ Er wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. „Entschuldige bitte... ich...“ Mit inzwischen hochrotem Kopf griff er nach der Badezimmertür und wollte den Raum verlassen. „Ich... hm... ich warte draußen...“ Er war schon halb aus der Tür, als er ihre Antwort hörte.
„Meinetwegen kannst du bleiben.“ lachte sie leise und fuhr fort, die Bodylotion auf ihrem Bauch zu verteilen.
Er glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. „WIE BITTE?“
„Ich sagte, dass du ruhig bleiben kannst.“ Sie lachte lauter. „Mich störst du jedenfalls nicht.“
<Aber du mich...> wäre ihm beinahe rausgerutscht. <Na ja... „stören“ würde ich das nicht gerade nennen.> „Mac, ich... hm...“ Er hatte sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegt. Mit geneigtem Kopf blickte er über seine Schulter.
Viel sehen konnte er nicht, nur ihre nackte Schulter mit einem BH-Träger. In Verbindung mit dem Wissen, wie WENIG sie sonst noch an hatte, reichte das Bisschen allerdings, um sein Blut auf Reisen zu schicken. Er senkte den Kopf – und sah deutlich „das Malheur“. <Shit! Shit! Shit!> SO konnte er ihr nicht gegenübertreten.
Mac wunderte sich über sein eigenartiges Verhalten. Er stand da wie festgewurzelt und sagte kein Wort. „Harm, was ist los?“ fragte sie leise.
„Ni... nichts.“ flüsterte er kaum hörbar. Gleichwohl war „nichts“ immer noch deutlich zu sehen, auch wenn er sich alle Mühe gab, „das Problem“ in den Griff zu kriegen.
„Haaarm...“ erwiderte sie mahnend.
„Mac... ich...“
Plötzlich tauchte ihr Gesicht in seinem Blickfeld auf. Zu seiner Erleichterung hatte sie immerhin ein T-Shirt übergezogen.
„Hey.“ Sie hatte blitzschnell sein Dilemma erkannt, hielt es aber für ratsamer, nicht weiter darauf einzugehen. Geschmeichelt fühlte sie sich dennoch, auch wenn er ihr schon häufiger gesagt hatte, dass er sie attraktiv fand... dass sie ihm etwas bedeutete... dass er sie begehrte.
„Alles okay, Seemann?“
Er sah sie an und zuckte mit der Schulter.
Mac holte tief Luft. In seinen plötzlich dunkelblau schimmernden Augen sah sie sein Verlangen und vor allem seine Erregung. <Gütiger Himmel, für diesen Blick benötigt er ja einen extra Waffenschein!> Ihr Puls beschleunigte sich automatisch. Sie starrte auf seine nur halb bedeckte Brust. Es juckte sie in den Fingern, ihre Hand auf die warme Haut zu legen und diese zu streicheln oder mit den feinen Härchen dort zu spielen.
Harm sah den Tumult der Gefühle in ihren großen Augen. <Sollte sie etwa...?> Am liebsten hätte er sie in die Arme geschlossen, geküsst und nie mehr losgelassen. Dass sie zudem gut duftete, machte das Ganze nicht einfacher. „Mac, ich...“ Seine Stimme klang seltsam belegt.
Nun legte sie doch die Hand auf seine Brust. „Harm, es ist okay.“
Die Berührung durchzuckte ihn wie ein Stromschlag. „Ist es nicht.“ wisperte er resigniert und schloss die Augen.
„Warum nicht?“
„Weil... weil...“ stotterte er. Es war ihm mehr als peinlich, dass sie ihn SO gesehen hatte.
„Weil?“
„Maaac...“ Er sah sie wieder an. „Ich... ähm... sollte mich besser im... na ja... im Griff haben...“
„Warum?“ Sie legte die andere Hand auf seine Wange. „Du hast eben noch gesagt, dass du mich attraktiv findest.“ Es machte ihr seltsamerweise nichts aus, darüber zu sprechen.
Harm nickte.
„Und ich vermute, dass du mich auf eine GANZ BESONDERE Art und Weise attraktiv findest...“
Wieder nickte er stumm.
„Dass du mich begehrenswert findest.“
Erneutes Nicken.
„Ist es dann nicht natürlich, wenn...“ Ihr Blick glitt blitzschnell nach unten und wieder zu seinen Augen.
Dieses Mal schüttelte er langsam den Kopf, sagte aber immer noch nichts.
„Warum nicht?“
„Weil...“ <Verdammt!>
„Harm, du bist doch nicht der erste Mann, den ich so sehe.“ Sie lächelte sanft. „Ich fühle mich sogar ein bisschen geschmeichelt.“
DAS lenkte ihn immerhin von seinem „Problem“ ab. „Wie bitte?“ wisperte er.
„Welche Frau hat es nicht gern, wenn sie begehrt wird?“
„Mac, ich...“
<Wie oft will er das eigentlich noch sagen?> schmunzelte sie. „Ich kann nichts dafür, dass es bei euch Männern „ein wenig“ offensichtlicher zutage tritt, wenn ihr eine Frau begehrt.“
„Maaac!“ Erneut wurde er knallrot.
Mac zog ihn zurück ins Bad. „Lass dir Zeit, Harm.“ Grinsend griff sie nach der Bodylotion und ihren Klamotten und verließ das Bad, wobei sie die Tür hinter sich schloss. <Schätze, die Dusche wird heute eiskalt ausfallen...> Sie setzte sich auf ihr Bett und cremte noch die Beine ein, bevor sie sich fertig anzog und in die Küche ging.
Im Bad stand Harm gegen das Waschbecken gelehnt und sah sein Spiegelbild an. <Klasse, Rabb, wirklich große Klasse.> So etwas wie eben war ihm schon seit Ewigkeiten nicht mehr passiert. Er kam sich vor wie ein mit Hormonen überladener Teenager.
Es dauerte noch ein paar Minuten, bis er „das Problem“ in den Griff bekam. Als es physisch wieder möglich war, benutzte er die Toilette. Langsam zog er dann das Pyjama-Oberteil aus und holte sein Rasierzeug aus dem Kulturbeutel. Er seifte das Gesicht ein und begann mit der Rasur, die heute wesentlich länger dauerte als sonst.
Immer wieder tauchte Mac vor seinem inneren Auge auf, wie sie genüsslich die Lotion auf ihrem Körper verteilte. Seine Augen waren immer noch so gut, dass er blitzschnell mehrere Dinge gleichzeitig registriert hatte. Diese zogen nun wie in einer Karawane an ihm vorbei. Und der noch wahrnehmbare Duft ihrer Lotion tat sein Übriges.
„Verdammt!“ fluchte Harm leise und begutachtete die Stelle am Kinn, wo er sich gerade geschnitten hatte. Auch das war ihm lange nicht mehr passiert. „Rabb, was ist los mit dir?“ fragte er sein Spiegelbild, das ihn stumm anglotzte – mitsamt Rasierschaum im halben Gesicht. Er gab sich die Antwort gleich selbst. <Ich liebe diese Frau. Ich will diese Frau. Für immer. Ganz einfach.> „Ganz einfach? Ja klar.“ schnaubte er laut und rasierte sich weiter. „Nichts einfacher als das: Ich marschiere gleich hier raus, sage ihr mal eben *Mac, ich liebe dich.* und schleppe sie ab ins Bett.“ Der Gedanke an letzteres erweckte erneut „gewisse Regionen“ zum Leben.
„Shit!“ knurrte er. Als er den Schnitt unterhalb des Ohrläppchens entdeckte, entfuhr ihm ein erneutes und wesentlich lauteres „SHIT!“.
„Harm, ist alles okay?“ ertönte da Macs besorgte Stimme hinter der Tür.
<Auch das noch!> „Ja.“
Mac kannte „ihren“ Flieger und seine Untertreibungen. „Wirklich?“
„Ja-haaa.“ Harm war genervt. Von seiner Ungeschicklichkeit... von seinen physischen Reaktionen auf Mac, die er momentan nur schwer kontrollieren konnte... von seiner Unfähigkeit, ihr seine Liebe zu gestehen.
Vor der Tür runzelte Mac zwar die Stirn, gab sich aber mit seiner Antwort zufrieden und fuhr fort, das Bett zu machen.
Erleichtert, dass sie nichts weiter sagte, wusch er die Schaumreste vom Gesicht und zog sich ganz aus. „Okay, Freundchen, du hast es so gewollt: Die Dusche wird kalt, eiskalt.“ murmelte er nach einem Blick nach unten.
Mitsamt Duschgel stieg er dann in die Dusche und stellte das Wasser an. „Uuuaaah...“ stöhnte er, als das kalte Wasser auf seinen Körper traf. Aber es half. Langsam drehte er dann das warme Wasser auf und genoss den Rest der Dusche.
Sauber und erfrischt trocknete er sich ab und zog sich an. T-Shirt und Pullover hatte er mal wieder im Schlafzimmer gelassen. Barfuß und in Jeans verließ er das Bad. Das Bett war gemacht, aber von Mac war nichts zu sehen. Ohne Eile zog er den Rest seiner Kleidung an. Er wollte die Begegnung mit ihr so lange wie möglich hinauszögern. Wie sollte er ihr jetzt noch in die Augen sehen können?
Zaghaft klopfte es an der Schlafzimmertür. „Harm?“
„Ja?“
„Kann ich reinkommen?“
„Klar.“ Er seufzte stumm und machte sich auf den Weg ins Bad, um sich zu kämmen.
Mac betrat den Raum und folgte den Geräuschen. In der Badezimmertür blieb sie stehen. „Alles okay?“
„Aha.“ nickte er, vermied es aber, sie anzusehen. Stattdessen griff er nach seinem Aftershave und benetzte seine Wangen. Ein leises „autsch“ entfuhr ihm, als er die Schnitte von der Rasur erwischte.
Sie trat näher. „Was hast du?“
„Mich geschnitten.“ erwiderte er kurz angebunden.
„Lass mich mal sehen.“
„Maaac...“ Er drehte den Kopf weg.
„Was ist los, Harm?“
Er griff nach seinem Kamm und kämmte sich, ohne dabei in den Spiegel zu gucken, wo er die Reflektion ihres Gesichtes gesehen hatte. „Nichts.“
Das war zuviel für sie. Er schien sich schlagartig wieder in den verschlossenen Mann verwandelt zu haben, der er noch vor ein paar Wochen gewesen war.
„Zieh dich ruhig wieder in dein Schneckenhaus zurück, Commander.“ blaffte sie verärgert.
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Ihr Tonfall schockte ihn. „Wie bitte?“ Mit großen Augen sah er sie an, Kamm in der Hand.
„Tu, was du doch so gerne tust, wenn es um Gefühle oder zwischenmenschliche Beziehungen geht: Abstreiten, weglaufen, Schwanz einziehen.“ Letzteres ließ sie freilich innerlich schmunzeln.
Ihm lag schon eine schnippische Erwiderung auf der Zunge, als ihm einfiel, dass genau das so oft zu Missverständnissen und Zankereien zwischen ihnen geführt hatte. „Tut mir leid, Mac...“ Er senkte den Kopf und holte tief Luft.
„Okay.“ Sie war zumindest etwas besänftigt. „Ist es wegen eben?“ fragte sie leise.
„Eben?“
„Ja, eben.“ Ihr Blick glitt wie vorhin rasch über seinen Körper.
Harm wurde wieder rot. „Mhm.“ nickte er.
Statt einer Antwort nahm Mac ihm den Kamm ab, legte ihn auf das Waschbecken und packte Harms Hand. Ohne eine Erklärung zog sie ihn durchs Schlafzimmer weiter ins Wohnzimmer und drückte ihn auf die Couch. „Setzen!“
„Ich sitz ja schon.“ Der Ex-Pilot konnte sich ein vorsichtiges Grinsen nicht verkneifen, wurde dann aber wieder ernst. „Was sollte das gerade?“
„Wir reden jetzt.“ erwiderte sie bestimmt, als sie neben ihm Platz nahm. „DARÜBER.“ Erneut der schnelle Blick in seinen Schoß.
„Muss das sein?“
„Ja, das muss sein.“ Sie griff nach der Kaffeekanne auf dem Tisch. „Auch einen?“
„Ja, bitte.“
Nachdem sie jedem eingeschenkt hatte, gab sie Harm einen Becher und lehnte sich zurück. „Okay, Seemann, ich höre. Und keine Ausflüchte.“
Seine Wangen röteten sich erneut. „Sarah, du bist eine attraktive Frau. Klug, intelligent... und... ahm...“
„... begehrenswert, ich weiß.“ ergänzte sie schmunzelnd. Schließlich hatte sie das schon einige Male von ihm gehört an diesem Wochenende.
„Aha.“ nickte er.
„Ich hab’s gesehen.“
„Maaac!“
„Beruhige dich.“ Sie griff nach seiner Hand. „Ich habe dir doch vorhin schon gesagt, dass du nicht der erste Mann bist, den ich so sehe.“
„Ja, aber...“
„Da gibt es kein „aber“, Harm.“ unterbrach sie ihn und streichelte seine Fingerknöchel.
„Trotzdem... ich...“ Er holte tief Luft. „Ich sollte eigentlich alt und... uh... erfahren genug sein, um so etwas im... ähm... im Griff zu haben...“
Sie schmunzelte. „Ich bin ja nicht ganz unschuldig daran.“
„Wie bitte?“ Er hob den Kopf und sah sie an.
„Wenn ich auch halbnackt im Bad sitze und die Tür nicht abschließe...“ grinste sie.
„Na ja, ich hab kein Wasserrauschen mehr gehört und dachte daher, das Bad wäre frei.“
„Logisch, hätte ich auch gedacht.“
„Und dann... dann sitzt du da... mit kaum was an...“ Er senkte den Kopf wieder und drückte ihre Hand. „Mac, ich bin auch nur ein Mann...“
„So wie ich nur eine Frau bin...“ erwiderte sie kryptisch.
„Eine wunderschöne Frau...“ Seine Stimme wurde leise, fast kaum hörbar. „... mit einem sexy Körper...“
Auch ihre Worte waren kaum wahrzunehmen. „Den du begehrst...“
„Mhm.“
Sie hatte plötzlich den dringenden Wunsch, ihn zu küssen. Langsam beugte sie sich vor und hob mit dem Zeigefinger der anderen Hand seinen Kopf. „Dein Body ist auch nicht ohne, Flyboy.“ wisperte sie und küsste seine Lippen. Richtig.
„Hmpf.“ machte der Ex-Pilot vollkommen überrascht. Bevor er jedoch richtig – und/oder angemessen – reagieren konnte, löste sie sich schon wieder von ihm.
Er starrte auf ihre Lippen. „Mac?“
„Sorry, aber mir war grad danach.“ grinste sie verschmitzt. „Lass dir gesagt sein: Dein „kleines“ Problem braucht dir NICHT peinlich zu sein.“
Harm war immer noch irritiert von ihrem Kuss. „Aber...“
„Du hast eine – ich zitiere – „wunderschöne und sexy“ Frau halbnackt gesehen, die du zudem auch noch begehrst.“ Ihr Grinsen wurde breiter. „Ich wäre sogar ein wenig beleidigt, wenn du nicht so reagieren würdest, wie du es getan hast.“
„Ähm... wie bitte?“
„Als Frau fühle ich mich geschmeichelt.“ erwiderte sie schlicht.
Ein vorsichtiges Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Und als Marine?“
„Bei so etwas hat der Marine Urlaub.“ lachte sie.
Er stimmte in ihr Lachen ein.
„Ist jetzt wieder alles okay?“ fragte sie nach ein paar Sekunden.
„Aha.“ Er nickte. „Wenn es dich nicht stört, dass ich dich... hm... begehrenswert finde.“
„Nein.“ Sie verdrehte die Augen. „Wie oft soll ich das denn noch sagen?“
„Bis ich das glaube.“ grinste er schief.
„Du hast immer noch Zweifel...“
Er zuckte mit der Schulter. „Etwas, ja.“
„Spring über deinen Schatten, Seemann.“ Kaum waren sie ausgesprochen, ging ihr auf, wie doppeldeutig ihre Worte waren. Ihr war inzwischen klar, dass er sie liebte, auch wenn er es (noch) nicht laut gesagt hatte.
Bevor er etwas erwidern konnte, redete Mac schon weiter. „Was soll ich denn noch machen, damit du mir glaubst?“
„Ich weiß nicht... schätze, das ist wohl einzig und allein mein Problem.“
„Hilft es dir vielleicht, wenn ich dir sage, dass auch du nicht übel anzuschauen bist?“
Argwöhnisch beäugte er sie. „Wie meinst du das?“
„Na ja, von der Bettkante würde ich dich nicht stoßen.“ grinste sie.
„Wie bitte?“ Die Frage schien eine seiner Lieblingsfragen zu werden.
Nun lachte sie laut. „Harm, das ist so eine Redensart.“
„Ich weiß.“ Dann grinste er arrogant. „Abgesehen davon habe ich bereits mit dir in deinem Bett geschlafen.“
„Ähem...“ Mac räusperte sich. „Wir haben nicht MITEINANDER geschlafen, Mister, nur gemeinsam in meinem Bett.“
„Sorry, da hab ich wohl aus Versehen den falschen Ausdruck erwischt.“ grinste er unschuldig.
<Wer’s glaubt...> Sie bedachte ihn mit einem schiefen Seitenblick, sagte jedoch nichts.
„Du findest mich also „nett anzuschauen“?“
„Aha.“ machte sie. „Wobei „attraktiv“ besser passt als „nett anzuschauen“.“
„Attraktiv? Ich dachte, das sagt man eher zu Frauen.“
„Kann es keine attraktiven Männer geben?“
„Doch, aber ich würde mich nicht als „attraktiv“ bezeichnen.“
„Sondern?“
„Gutaussehend vielleicht... oder von ansprechendem Äußeren...“
„Na gut.“ Sie kicherte. „Dann bist du eben ein gutaussehender Mann, der nicht ganz unattraktiv auf mich wirkt. Kannst du damit leben?“
Er lachte. „Jupp.“
„Dann sind wir uns also einig: Wir finden uns gegenseitig anziehend.“ Sie vermied absichtlich das Wort „begehrenswert“, obwohl sie genau das meinte – was auch ihm klar war.
„Kann man so sagen, Sarah.“ Sein Tonfall war plötzlich ernst geworden.
„Hast du jetzt immer noch Probleme damit, dass ich dich „so“ gesehen hab?“ Sie machte Anführungszeichen in der Luft.
„Nein, aber wir sollten trotzdem das Thema wechseln.“
„Warum?“
„Ich weiß nicht, wo das sonst enden würde...“ Harm traute sich nicht mehr über den Weg, falls sie weiter „darüber“ diskutieren sollte. Ja, er wollte diese Frau. Wollte ihr auch körperlich zeigen, wie sehr er sie liebte. Aber da standen zunächst drei kleine Worte als riesengroße Hürde vor ihm.
Mac beschloss, nicht weiter nachzubohren. Sie hatten die Unstimmigkeiten geklärt und wussten im Prinzip, wo sie standen. „Gut, dann stellt sich die Frage: Was machen wir jetzt?“
„In Bezug auf... uns?“
Sie lachte leise. „Nein, mit dem angefangenen Tag.“
„Sorry.“ Er stellte seinen Kaffeebecher auf den Tisch. „Wir können was spazieren gehen und irgendwo unterwegs essen.“
„Gute Idee. Was hältst du von der Mall?“
„Willst du wieder shoppen gehen?“ Seine Braue wanderte nach oben.
„Nein, nur vielleicht ein bisschen gucken. Oder wir fahren zum Fort Dupont Park und gehen dort was spazieren.“
„Mir auch recht. Da dürfte zudem nicht so viel los sein wie in der Mall. Und nette Restaurants gibt’s da auch in der Nähe.“ Er erhob sich. „Dann sollten wir uns mal fertig machen.“
Sie stand ebenfalls auf und brachte das Geschirr in die Küche. „Fährst du?“
„Jupp!“ rief er, während er Socken und Schuhe anzog.
Wenige Minuten später war auch Mac fertig. Sie verließen die Wohnung und fuhren Richtung Mall.
Unterwegs entfuhr ihr ein leiser Seufzer. „Schade.“
„Was ist schade?“
Sie sah ihn nicht an. „Ich find’s irgendwie schade, dass das Wochenende bald vorbei ist.“
„Hattest du nicht gestern noch die Nase voll vom Alleinsein?“
„Ja, schon... aber...“
„Aber?“
„Ich fand es schön... das Wochenende, meine ich.“
„Ich auch.“ lächelte er. „Ein paar Stunden kannst du es noch genießen...“
„Das werde ich auch.“
„Erfreuen wir also gemeinsam an den letzten Stunden deiner Freiheit.“ Er tätschelte ihren Schenkel.
Die Wärme seiner Hand sandte angenehme Schauer durch ihren Körper. „Du tust ja gerade so, als müsste ich morgen aufs Schafott.“ kicherte sie.
„Ab morgen hat die Tretmühle JAG dich wieder, auch wenn es nur für drei Tage ist. Der Admiral wird sich freuen.“
„Ob du es glaubst oder nicht, irgendwie freue auch ich mich. Eine ganze Woche nur an die Wohnung gefesselt... das war stinklangweilig.“
Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Ich war doch da.“
„Ich weiß.“ Ihre Hand begann die seine zu streicheln. „Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich wohl die Wände hochgegangen.“
„Na komm schon, so schlimm wird es doch nicht gewesen sein.“
„Wann warst du denn das letzte Mal so krank, dass du nicht aus deiner Wohnung konntest?“
Er dachte nach und kam auf keine Antwort – außer seinem Absturz damals. Aber da war er zuerst im Krankenhaus gewesen, und danach hatte sich Renée um ihn gekümmert. „Keine Ahnung. Mein Absturz zählt ja wohl nicht.“
„Nein, nicht wirklich. Obwohl du da ja auch an die Wohnung gefesselt warst, zumindest in der ersten Zeit.“ Ihr Daumen rieb über die rauen Knöchel. „Daher dürftest du dich noch erinnern, wie grässlich das ist, wenn du mal nicht raus darfst.“
„Stimmt. Allerdings war ich ja nicht vollständig an die Wohnung gefesselt, nur mit dem Laufen haperte es eine Weile.“ lachte er. „Ich wundere mich sowieso schon die ganze Zeit, dass du mir so widerspruchslos gehorcht hast.“
„Wer sagt denn, dass das widerspruchslos war?“ grinste sie frech. „Träum weiter, Flyboy.“
„Gerne.“ Erneut lachte er, allerdings leiser und mit wesentlich tieferer Stimme. „Wovon darf ich denn träumen?“ Mit hochgezogener Braue schielte er sie an.
„Äh...“ Mac hatte plötzlich einen Kloß im Hals. „Ich weiß nicht...“
„Ich wüsste schon etwas, wovon ich träumen könnte. Aber das verrate ich nicht.“ grinste er.
„Haaarm...“
„Nope.“
Macs Gedanken schweiften ab. Sie rätselte, was er wohl träumen mochte. <Ich schätze, es hat mit mir zu tun. Aber was?> Hätte sie geahnt, was der Ex-Pilot zuweilen wirklich von ihr träumte, wäre sie vermutlich vor Scham im Boden versunken.
„Wir sind da.“ Harms Worte unterbrachen ihren Gedankengang. Sie blickte auf.
Er parkte in der Nähe der Stelle, wo sie bereits vor zwei Wochen den Wagen abgestellt hatten bei ihrem Shopping-Trip.
„Warum bist du hier hingefahren?“ fragte sie. „Ich dachte, wir gehen was spazieren?“
Er sah sie an. „Wenn du nichts dagegen hast, wollte ich noch mal kurz bei „Macy’s“ rein, dann fahren wir weiter.“
„Kein Problem.“ Mac stieg aus.
Er folgte ihr und verschloss den Wagen. „Es dauert auch nicht lang.“
„Kein Problem.“ erwiderte sie erneut.
Mitten auf dem Gehweg blieb er stehen. „Mac, was ist los?“
„Nichts, ich hab nur nachgedacht, das ist alles.“
„Darf ich fragen, worüber?“
„Darfst du.“ Sie grinste. „Aber ob ich dir eine Antwort gebe, darüber muss ich erst nachdenken.“
„Mac!“
„Was willst du denn besorgen?“
„Ich hab gestern gesehen, dass „Macy’s“ bis heute ein Angebot an Herrenwäsche hat... grad die, die ich mir immer hole. Leider hab ich nicht dran gedacht, welche mitzunehmen.“ Seine Ohrläppchen röteten sich. „Willst du mitkommen oder lieber was Musik hören?“ Er wedelte mit den Autoschlüsseln.
„Deine Schlüpfer darfst du alleine kaufen gehen, Seemann.“ Mac lachte und nahm ihm die Schlüssel ab. „Ich hör derweil ein bisschen Musik.“
„Maaac...“
„Abmarsch, Commander. Ich will heute noch spazieren gehen.“ Sie gab ihm einen spielerischen Klaps auf den Po.
Mit einem „Hey!“ verschwand der Ex-Pilot Richtung „Macy’s“. Dort besorgte er sich ein halbes Dutzend seiner bevorzugten Slips. Als er fast schon wieder aus dem Geschäft war, fiel ihm etwas ein. Normalerweise schenkte er Mac zu Weihnachten immer ihr Lieblingsparfüm, dieses Mal jedoch sollte es etwas Besonderes sein.
Er ging zurück in die Damenabteilung und holte den gleichen Kaschmir-Pullover, wie sie ihn sich gekauft hatte. Vor zwei Wochen hatte sie den cremeweißen erworben; nun holte er den dunkelroten. Die Größe hatte er sich gemerkt, als er seinerzeit das Etikett studiert hatte. Mac hatte in beiden Pullovern atemberaubend ausgesehen. Er hatte in ihren Augen gesehen, dass sie sich am liebsten beide gekauft hätte. Aber die Dinger hatten einen derart stolzen Preis, dass sie sich nur einen gönnen wollte oder konnte. Nun wollte er ihr die Freude machen. Wie hatte Keeter es neulich ausgedrückt: *Wenn du eine Frau wirklich liebst, darf dir nichts zu teuer sein.*
„Würden Sie ihn bitte einpacken?“ lächelte er die Verkäuferin an der Kasse an.
„Natürlich, Sir.“ Diese grinste zurück. Sie konnte sich noch an den großgewachsenen und gut aussehenden Mann erinnern; damals hatte sie Mac bedient. „Weihnachtsgeschenk für Ihre Frau?“
„Aha.“ Er nickte ohne rot zu werden.
Die junge Frau reichte ihm die Tüte. „Wie er zu pflegen ist, habe ich ja schon neulich Ihrer Frau erzählt.“
„Sie erinnern sich?“ Harm riss die Augen auf.
„Natürlich, so was gehört zum Geschäft, Sir.“ lächelte sie. „Fröhliche Weihnachten.“
„Fröhliche Weihnachten auch Ihnen, Ma’am.“ Er schenkte ihr sein patentiertes Flieger-Lächeln und machte sich auf den Weg zurück zu seinem Auto.
15 Minuten später verstaute er seine Einkäufe im Kofferraum und stieg an der Fahrerseite ein. „Fertig.“ grinste er.
„Das hat aber gedauert.“ Sie stellte das Radio leiser. „Hast du jedes Höschen einzeln anprobiert?“
„Maaac!“ protestierte er halbherzig, um dann verschwörerisch zu grinsen. „Nope, ich war noch bei Santa Claus.“
„Darf ich es sehen?“
Er startete den Motor und fuhr los. „Ist schon eingepackt.“
„Was ist es denn?“
„Nicht so neugierig, Marine.“
„Ist es für deine Mom?“
„Nope.“
„Für Frank?“
„Nope.“
„Für AJ?“
Der Ex-Pilot stand kurz vor einem Lachanfall. „Nein.“
„Haaarm...“ Sie klimperte mit den Wimpern, was ihn normalerweise immer nachgeben ließ.
Dieses Mal jedoch nicht. „Es ist und bleibt ein Geheimnis zwischen mir und Santa Claus.“ grinste er.
„Mhmmm...“ machte sie und tippte nachdenklich an ihr Kinn. „Ich darf nicht wissen, was und für wen es ist. Wäre es für eine der genannten Personen, hättest du keinen Grund, mir gegenüber so geheimnisvoll zu tun. Daraus folgere ich: Entweder hast du eine neue Flamme, was ich nicht glaube, oder aber... HA!“ Sie grinste triumphierend. „Ich hab’s: Es ist für mich!“
<Nicht umsonst ist sie eine der besten.> dachte er schmunzelnd. „Warte es doch einfach ab.“
„Es ist also für mich.“ lachte sie. „Gib es zu, Flyboy.“
„Okay, es ist für dich.“ Er sah sie an. „Zufrieden?“
„Nicht ganz.“ kicherte sie.
„Schlag dir das aus dem Kopf, Marine.“
„Was denn?“ fragte sie unschuldig.
„Ich verrate es dir NICHT!“
„Revision unmöglich?“
„Yep.“ lachte er.
Sie schob ihre Unterlippe vor. „Schaaade.“
„Auch das zieht nicht.“
„Ich kann dich nicht erweichen?“ Sie beugte sich zu ihm.
„Nope.“
<Na warte...> „Wirklich nicht?“ Eine rote Ampel kam ihr zu Hilfe. Sie stützte sich auf der Mittelkonsole ab und sah ihm tief in die Augen. „Haaarrrmmm...“ gurrte sie. Dann gab ihm einen Kuss auf die Lippen. Einen gar nicht harmlosen Kuss, einen sehr feuchten Kuss. „Biiitte...“
Überrascht starrte der Ex-Pilot zuerst auf ihre schimmernden Lippen und dann in ihre Augen. „Nein, Sarah.“ Rasch schielte er zur Ampel, die aber immer noch rot war. „Ich verrate es dir NICHT. Selbst wenn du hier einen heißen Strip hinlegen solltest.“ Blitzschnell küsste er sie und fuhr dann weiter, da es gerade grün geworden war.
Prompt fiel Mac zurück auf ihren Sitz. „Hey!“ rief sie.
„Während der Fahrt turnt man nun mal nicht im Auto herum.“ lachte er.
„Bäh!“
Immer noch lachend bog er auf einen Parkplatz des Dupont Parks ein. Inzwischen mochte er diese kleinen und zunehmend intimeren Spielchen zwischen ihnen. „Du musst doch nur noch vier Tage warten, Mac.“
„Ich will aber nicht mehr warten.“ erwiderte sie wie ein trotziges Kind. Innerlich jedoch amüsierte sie sich köstlich.
Sie genoss die neu gefundene Nähe zwischen ihnen. So ähnlich war es auch ihren Anfangsjahren gewesen, bevor er zur Fliegerei zurückgekehrt war. Als er weg war, hatte sie sich so allein und verlassen gefühlt. <Vermutlich hatte es Mic auch deshalb so leicht...> Abgesehen davon war Mic Brumby kein schlechter Kerl gewesen, aber er war eben nicht Harm.
„Vier Tage, Sarah.“ meinte der Ex-Pilot, als sie ausgestiegen waren.
„Das sind vier Tage zuviel, Seemann.“ lachte sie und umrundete den Wagen.
Er sah grinsend auf sie hinab. „Bist du jetzt ein Marine oder ein neugieriges kleines Mädchen?“
„Ich bin IMMER ein Marine.“ Sie reckte stolz ihr Kinn.
Harm konnte der Versuchung nicht widerstehen und gab ihr einen Kuss auf die Nase. „Du benimmst dich aber wie ein Kind, das vor Neugier fast platzt.“
„Harm!“
„Wie ein kleines Mädchen, das unbedingt wissen will, was es von Santa bekommt.“ Seine Augen funkelten amüsiert.
„Woher weißt du, wie kleine Mädchen so sind kurz vor Weihnachten?“
„Neugierige kleine Mädchen kurz vor Weihnachten sind nicht viel anders als neugierige kleine Jungs kurz vor Weihnachten. Und davon kenne ich schon welche. Aber...“ Seine Stimme wurde tiefer. „... neugierige kleine Mädchen können richtig niedlich sein; vor allem, wenn sie eigentlich ein ausgewachsener Marine sind.“ Er stupste ihre Nase. „Im Fall des Marines können sie auch ziemlich sexy sein...“
Mac starrte in seine blaugrünen Augen. Er flirtete inzwischen hemmungslos mit ihr. „Äh...“
„Wir gehen jetzt spazieren, neugieriger, ausgewachsener, sexy MARINE.“ Der Ex-Pilot packte ihre Hand und zog sie mit sich.
Nach einigen Metern hatten beide zu einem gemächlichen Spazier-Rhythmus gefunden. Harm hatte einen Arm um Macs Schultern gelegt; sie den ihren um seine Taille geschlungen.
„Es ist angenehm ruhig hier.“
„Es ist ja auch Winter, Mac.“ Er lachte leise. „Da geht kaum einer spazieren.“
„Aber das Wetter ist schön. Dick eingemummelt macht selbst da ein Spaziergang Spaß.“
„Vor allem, wenn man eine Woche krank war und gar nicht raus durfte.“
Sie nickte. „Aha.“
„Ob wir wohl noch Schnee kriegen?“ Er sah empor zum leicht bewölkten Himmel.
„Zu Weihnachten gehört Schnee.“
Er lachte. „Sagt das Wüstenkind.“
„Auch in Arizona schneit es gelegentlich. Was ist mit Kalifornien?“
„In San Diego ist es eher feucht-kalt, da schneit es alle Jubeljahre mal. Ich jedenfalls hab noch keinen Schnee erlebt. Weiter oben... in den Bergen... da kommt das häufiger vor.“
Sie nickte nur. „Mhm.“
Schweigend gingen sie weiter. Unbewusst zog Harm sie ein Stück näher zu sich heran, sofern das überhaupt möglich war. Da Mac eher schlenderte als ging, passte er seine Schrittweite ihren kleineren Schritten an. So bummelten sie durch den winterkalten Park.
„Schau mal.“ flüsterte Harm und deutete auf ein Eichhörnchen, dass nur wenige Meter vor ihnen saß und an irgendetwas herumknabberte.
Mac kicherte leise und blieb stehen. „Der ist ja doppelt so dick wie normal.“
„Dem ist bestimmt kalt.“
„Bei dem dicken Fell?“ Sie schmiegte sich an den großen Mann. „Ich dachte immer, die halten Winterschlaf.“
„Anscheinend nicht. Der da ist wahrscheinlich ein verkappter Marine.“
„Verkappter Marine?“
„Er hat Hunger.“ Harm grinste auf sie hinab.
Mac knuffte ihn in die Seite. „Blödmann.“
Die Bewegung ließ das Tierchen eiligst davon hüpfen.
„Ups.“
„Jetzt hast du ihn verscheucht.“
„Hauptsache, ich verscheuche dich nicht.“
<NIEMALS!> „Warum?“
Sie schielte ihn an. „Dann wäre ja mein Chauffeur weg.“
„Ist das alles?“ Gespielt pikiert sah er sie an. „Bin ich nur dein Chauffeur?“
„Nein, natürlich nicht. Mein bester Freund wäre auch weg.“
„Und den brauchst du noch?“
„Selbstverständlich.“ Sie reckte sich und küsste sein Kinn.
„Wofür war der jetzt?“
„Brauche ich für jeden Kuss einen Grund?“
„Nope.“ lachte er leise, hielt ihr eine Wange hin und tippte mit dem Finger darauf. „Tu dir keinen Zwang an.“
Mit großen Augen sah sie ihn an. „Willst du etwa noch mehr Küsse haben?“
„Warum nicht?“ Seine Augen wurden dunkler. „Ich lass mich gerne grundlos küssen – solange es meine beste Freundin ist, die mich küsst.“
Mac war versucht, sein Angebot anzunehmen. „Lässt du dich auch von anderen Frauen so leicht küssen?“
„Hast du mir gerade überhaupt zugehört?“ Harm schüttelte lachend den Kopf.
„Natürlich, warum?“
„Was habe ich denn gesagt?“
„Dass du dich gerne grundlos küssen lässt, wenn... hm... wenn es deine beste Freundin ist.“
„Du hast mir ja doch richtig zugehört.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Damit bist DU gemeint, Sarah MacKenzie.“
Nun konnte sie nicht widerstehen. Erneut reckte sie sich und wollte sein Kinn küssen.
Er aber neigte in voller Absicht den Kopf, so dass ihr Kuss auf seinen Lippen landete. „Dasch gefällt mir bescher.“ nuschelte er.
Ohne näher nachzudenken intensivierte sie den Kuss. „Mhmmm.“
Harms Puls beschleunigte sich. Er öffnete leicht die Lippen – falls sie interessiert sein sollte. Auf einen intensiveren Kuss anlegen würde er es jedoch nicht. Zugleich legte er die Arme locker um ihre Taille und zog sie sanft zu sich.
„Uuuh... isch...“ Mac folgte seiner Einladung nicht, sondern hob den Kopf und sah ihn an. In seinen nunmehr tief dunkelblau schimmernden Augen erkannte sie sein Verlangen. „Harm?“
„Hm?“ rumpelte es tief durch seine Brust. Er war froh über den langen Anorak, der sein – erneut – „aufkommendes Problem“ verbarg.
„Ich... uhm... wa... was... war... das?“ Sie war „ein wenig“ außer Atem.
Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. „Du wirst doch noch wissen, was ein Kuss ist.“
„Natürlich weiß ich, was ein Kuss ist, aber...“ Mac holte tief Luft. „Der gerade... der war so... so anders...“
„Angenehm anders oder unangenehm anders?“ Er hielt sie immer noch im Arm.
„Angenehm anders.“ Sie lächelte. „Sehr angenehm anders.“ <Viel zu angenehm...>
„Guuut...“
„Du küsst gut, Flyboy.“
„Danke.“ Ein arrogantes Grinsen überzog sein Gesicht. „Du aber auch, Sarah. Das macht Appetit.“
„Hast du Hunger? Die Restaurants sind...“
„Appetit hätte ich schon...“ unterbrach er sie, ließ sie aber nicht los. „... aber nicht auf Essen...“
„Etwa auf... ähm... auf weitere Küsse???“
„Aha.“ rumpelte es durch seine Brust. Sein Verlangen war immer noch präsent, wenngleich es abflaute.
„Warum?“
„Weil es Spaß macht, dich zu küssen.“ wisperte er.
Alles, was Mac dazu sagen konnte, war ein leises „Oh.“.
„Weil du verdammt gut küssen kannst, Marine...“ Er hauchte einen Kuss auf ihr Ohr.
Mac war inzwischen völlig verwirrt. Harms Nähe irritierte sie... sein warmer Atem kitzelte sie... seine Arme drückten sie sanft, aber bestimmt gegen seinen kräftigen Körper. All das in Kombination mit der vertrauten Aroma-Mischung aus Aftershave und „Harm“ mobilisierte ihren Kreislauf in einer Weise, die nicht wirklich angemessen war für einen öffentlichen Ort wie diesen.
„... und weil ich dich mag.“ Ein letzter Kuss auf ihr Ohrläppchen folgte. „Aber das weißt du.“
„Aha.“ keuchte sie. „Du... ich... hm... ich mag dich auch, Harm.“ Fast schon schüchtern sah sie ihn an.
Er grinste auf sie hinab. „Das hoffe ich doch.“
„Würde ich dir Küsschen-Junkie sonst so viele Küsschen geben?“ kicherte sie.
„Ich weiß nicht. Könnte ja sein, dass du das nur aus Gefälligkeit machst. Oder weil du „Küsschen-spendefreudig“ bist.“
„Harm, zum Küssen gehört wenigstens Sympathie.“
„Aaah...“ machte er gedehnt. „Ich bin dir also zumindest schon mal sympathisch.“
Sie nickte. „Natürlich.“ <Und viel mehr als das...>
„Ist das alles?“ Harm wurde mutiger.
Nun schüttelte Mac den Kopf. „Ah-ah.“
„Mehr?“ Er wagte nicht zu hoffen, von ihr DAS zu hören, was ER bisher nicht über die Lippen gebracht hatte.
Jetzt nickte sie wieder. „Aha.“
„Was denn?“ Er sah ihr tief in die Augen. Und erkannte in den mokkafarbenen Tiefen die Wahrheit. <Liebt sie mich etwa???>
„Komm her.“ wisperte sie und reckte sich.
Er beugte sich hinab. „Mac?“
Sie zog seinen Kopf tiefer zu sich herunter. Ihre weichen und feuchten Lippen landeten auf seinen. Genüsslich lutschte sie an seiner Unterlippe, nicht ahnend, was sie damit in ihm auslöste.
<Guter Gott!> Harm hatte das Gefühl, sein Herz setzte aus. Schlagartig war auch sein „physisches Problem“ wieder präsent.
Mac öffnete die Lippen und fuhr mit der Zunge über seine Oberlippe. Was genau in sie gefahren war, konnte sie nicht sagen. Klar war nur: Er schmeckte verteufelt gut.
Die Selbstbeherrschung des Ex-Piloten schmolz dahin wie Eis in der Sonne. Sein Körper reagierte automatisch. Instinktiv öffnete er den Mund und schob vorsichtig die Zunge zwischen ihre Kiefer.
Beide durchzuckte es wie ein Stromschlag, als sich ihre Zungen berührten. Ein tiefes Stöhnen entwich ihnen. „Mhmmm...“
Das brachte Mac zumindest aus ihrem tranceähnlichen Zustand. Zögernd löste sie sich von ihm und sah ihn an. Seine dunklen Augen zeigten nur zu deutlich seine Erregung. Sie war froh, dass er sie immer noch umarmte. Andernfalls wäre sie wohl sang- und klanglos zu Boden gesunken.
Harm starrte seinerseits in ihre inzwischen fast schwarzen Augen. Er erkannte Liebe darin... und Erregung. <Erregung?> Sein Kreislauf kam noch mehr auf Trab. „Maaac...“ hauchte er.
„Haaarrrm...“ gurrte sie.
Rasch küsste er ihre Lippen. „Sarah... ich...“
„Schsch.“ machte sie. Auch wenn sie dringend die entscheidenden drei Worte hören wollte, ein – wenn auch kleiner – Teil ihres Verstandes arbeitete immer noch normal und sagte ihr, dass diese öffentliche Parkanlage für Liebesgeständnisse gleich welcher Art denkbar ungeeignet war – auch nicht für solche Küsse wie eben. „Nicht hier...“ keuchte sie gegen seine Lippen.
„Warum?“ Er küsste sie erneut.
Im Augenwinkel hatte sie andere Spaziergänger entdeckt. „L... Leute...“
„Oh.“ Er richtete sich wieder auf, hielt sie aber noch fest. „Schade.“
„Schade?“
„Mhm.“ nickte er. „Ich wiederhole mich ungern, aber es macht Spaß, dich so zu küssen.“
Ihre Augen wurden immer größer.
Ernst sah er sie an. „Na ja... genau genommen ist es schon ein bisschen mehr als „Spaß“.“
„Äh...“
„Aha.“ murmelte er und senkte den Kopf. Seine Augen bohrten sich in ihre, als er sich ihrem Gesicht erneut näherte. „Sarah... ich... ich...“
Was immer Harm auch vorgehabt hatte, er sollte es nicht zu Ende führen. Laut und deutlich ertönte aus seiner Jackentasche die Navy-Hymne.
„SHIT!“ fluchte er und öffnete mit einer Hand die Jacke, während die andere Mac weiterhin festhielt.
„Rabb!“ bellte er in den Apparat.
„Hallo, hier ist Jack Keeter. Kann ich bitte Harm sprechen?“
„Keeter, was soll das?“
„Sorry, Kumpel. Aber die Person, die da eben an dein Handy ging, war mir unbekannt.“
„Dann muss ich dich enttäuschen, Jack. Ich bin es höchstpersönlich.“ Der Ex-Pilot war immer noch verärgert über die Störung.
„Warum klingst du dann so anders?“
„Was weiß ich?“ Harm holte tief Luft. „Tu ich das denn?“
Mac verfolgte neugierig ihre Seite der Konversation. Natürlich war auch sie enttäuscht, dass sie unterbrochen worden waren. Im Geiste hatte sie nämlich schon Harms Worte *Ich liebe dich, Sarah MacKenzie.* gehört. Aber der Bann war gebrochen; wenn „ihr“ Flieger das Telefonat beenden würde, würden sie nicht einfach da weitermachen, wo sie aufgehört hatten.
Jack seufzte. „Ich vermute mal, ich störe.“
„Allerdings.“ Harm warf Mac einen kurzen Blick zu. Ihre Lippen reizten ihn noch immer.
Keeter schmunzelte. „Bist du gerade mit Mac beschäftigt?“
„So ungefähr. Jack, gibt es einen bestimmten Grund, warum du anrufst, oder willst du mich einfach nur ärgern?“
Mac riss verwundert die Augen auf. Das klang nicht nach Harm. Aber wer wurde schon gerne beim Küssen unterbrochen? Oder bei noch etwas Wichtigerem wie vielleicht einem Liebesgeständnis?
„Ich wollte nur fragen, ob du heute Abend noch Lust auf ein Bier hast... als Ausgleich für deine Krankenschwester-Dienste.“
„Heute ist schlecht, Jack.“ Harm gedachte, die Gesellschaft Macs bis zur letztmöglichen Sekunde auszukosten. „Aber meinetwegen können wir uns morgen auf einen Drink treffen.“
„Hat Mac nichts dagegen?“
„Jaaack!“
„Okay, okay. Sagen wir morgen 20 Uhr im McMurphy’s?“
„Abgemacht.“
„Bis morgen dann, Kumpel.“ Keeter beendete das Gespräch.
Kopfschüttelnd verstaute Harm das Telefon wieder in seiner Jacke. Dann sah er Mac zerknirscht an. „Sorry.“
„Schon okay.“
„Mac, ich...“ Er wusste nicht, was er sagen sollte. Sollte er sich dafür entschuldigen, dass er sie beinahe erneut geküsst hätte? Oder dafür, dass er ihr nicht mehr hatte sagen können, dass er sie liebte?
Sie legte eine Hand auf seine Wange. „Harm, es ist wirklich okay.“ Vielleicht war es sogar gut, dass sie unterbrochen worden waren. Ein Gehweg in einem öffentlichen Park war kein idealer Ort für ein Liebesgeständnis, auch wenn kaum Leute unterwegs waren.
„Sicher?“
<Nicht wirklich...> dachte sie, antwortete aber gegenteilig. „Ja.“
Er war immer noch verunsichert. „Was machen wir jetzt?“
„Jetzt gehen wir was essen.“ meinte sie energisch. Das würde für Neutralität sorgen und beiden Abstand vom „heiklen“ Thema bringen.
Er ließ sie los. „Okay.“
„Was hältst du von Thailändisch? Nicht weit vom Parkplatz entfernt ist ein kleines, aber feines Restaurant.“
„Gute Idee. Ist mal was anderes als Pizza oder China-Mann.“ lachte er.
„Wir können aber auch zum Mexikaner bei mir um die Ecke.“
„Ich bin für Thailändisch. Zum Mexikaner können wir immer noch, wenn wir bei dir sind.“
„Dann also Thailändisch.“ Sie setzte sich in Bewegung.
In gemächlichem Tempo schlenderten sie dann nebeneinander her zurück zum Parkplatz. Die „erotisch-intime“ Stimmung hatte sich verflüchtigt; beide waren unsicher, wie sie sich jetzt verhalten sollten.
„Was machen wir nach dem Essen?“ wollte Harm plötzlich wissen.
Sie lächelte verlegen. „Ich müsste Wäsche waschen und meine Wohnung auf Vordermann bringen. Schließlich soll an Weihnachten alles perfekt sein.“ Was sie für sich behielt, war, dass sie sich auch über ihre Gefühle für ihn RICHTIG klar werden wollte.
„Mac, nichts muss „perfekt“ sein. Hauptsache, wir feiern gemeinsam.“
„Außerdem sehne ich mich nach einem schönen heißen Bad.“
Der Ex-Pilot nickte bedächtig. Ihre Pläne passten nicht zu dem seinem: Er wollte noch so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen. „Und da störe ich...“
„Na ja...“ Mac fing an zu kichern. „Willst du etwa mit in die Badewanne?“ Ihr war klar, dass sie sich auf sehr dünnes Eis begab.
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Harm wurde rot. „Ähm... ich...“ Prompt dachte er wieder an vorgestern, als sie „Pretty Woman“ geguckt hatten, und er sich ein gemeinsames Bad mit Mac vorgestellt hatte. Sein Puls beschleunigte sich.
„Ich möchte an Weihnachten alles erledigt haben, was zu erledigen ist. Soll heißen, dass nirgendwo Wäscheberge oder Wollmäuse rumliegen. Wir wollen ja bei mir feiern.“
„Ich versteh dich ja. Es ist nur...“ Er machte eine Pause und holte tief Luft. „Ich fühle mich in deiner Gegenwart einfach wohl. Vor allem nach dem Wochenende jetzt.“
„Harm, ich würde auch lieber mit dir auf dem Sofa sitzen, Kakao trinken und Weihnachtslieder hören. Aber du hast doch bestimmt meine Wäscheberge gesehen. “
„Hab ich.“ grinste er. „Ich war sogar schon versucht, die abzubauen.“
„Du wolltest meine Wäsche waschen???“
„Jupp.“ Sein Grinsen wurde breiter. „Aber jetzt bist du ja wieder fit, da darfst du das alleine machen.“
„Ha, du sagst es ja selbst.“
„Was sage ich selbst?“
„Dass ICH meine Wäsche waschen soll.“
„Schon gut.“ Resigniert hob er die Hände. „Ich werde nachher nach Hause fahren. Ein bisschen was hab ich auch noch an der Wohnung zu tun.“
„Du bist mir also nicht böse?“
„Nein.“ Böse war er ihr nicht, nur enttäuscht. „Ganz bestimmt nicht.“
„Wir sehen uns ja morgen wieder.“
„Aber da müssen wir uns benehmen.“ Er zwinkerte.
Macs Brauen wanderten nach oben. „Hattest du etwa was Unanständiges vor?“
<Oooh jaaa.> dachte er, schüttelte aber den Kopf. „Wenn du Sofa-Kuscheln als „unanständig“ ansiehst, dann ja.“
Sie lachte. „Sofa-Kuscheln KANN unanständig werden.“
„Ich weiß, aber ich wollte erst mal harmlos beginnen.“ Ein entwaffnendes Flyboy-Grinsen folgte seinen Worten.
Mac schüttelte kichernd den Kopf. „Harmlos mit Harm auf dem Sofa kuscheln...“
„Aha.“ nickte er. „Wenn es heute nicht geht, können wir das ja Mittwoch machen.“
Unergründlich sah sie ihn an. „Abgemacht.“ Bis dahin wusste sie unter Garantie, wie sie zu ihm stand bzw. stehen wollte.
„Abgemacht.“
Wenige Minuten später waren sie am Parkplatz angekommen und losgefahren.
Nach ungefähr fünf Minuten Fahrt hatten sie das Restaurant erreicht. Sie wurden an einen Tisch geführt und bekamen die Speisekarten.
„Warst du schon mal hier?“ Harm sah sie neugierig an.
„Ein paar Mal.“ Sie nickte. „Meist nach einem ausgiebigen Shopping-Trip, wenn mir der Sinn danach stand.“
„Kannst du mir was empfehlen?“
Sie lachte. „ICH als fleischfressende Pflanze soll DIR vegetarischem Gesundheitsapostel was empfehlen?“
„Maaac!“ Er tat empört. „Erstens bin ich kein Voll-Vegetarier, und zweitens haben die hier auch Fisch.“ meinte er nach einem Blick auf die Karte. „Es könnte ja immerhin sein, dass du schon mal was davon probiert hast.“ grinste er.
„Dann muss ich dich enttäuschen, Seemann. Bisher habe ich mich immer an die Fleischgerichte gehalten.“
„Schaaade.“ Er schob die Unterlippe vor.
„Du bist und bleibst ein Kindskopf, Harm.“ Lachend schüttelte Mac den Kopf. „Weißt du schon, was du nimmst?“
„Den gebratenen Reis mit Shrimps, Ananas und Huhn.“
Sie las die Beschreibung durch. „Mhm, klingt gut. Das nehme ich auch.“
Als kurze Zeit später der Kellner kam, bestellten sie ihre Gerichte sowie die Getränke.
„Drei Tage noch und dann endlich Urlaub.“ seufzte er. „Die freien Tage kann ich gut gebrauchen.“
„Ihr habt durch mich ganz schön Mehrarbeit gehabt, oder?“
„Das schon, aber...“
„Auch wenn’s mir schwer gefallen ist: Ich sehe inzwischen ein, dass es besser war, daheim zu bleiben.“
Harm lachte leise. „Wo kommt denn diese Erkenntnis plötzlich her?“
„Tja, manchmal ist man im Nachhinein viel schlauer.“
„Das ist doch meistens so.“
„Ha, ha.“ machte sie. „Es tut mir nur Leid, dass ihr dadurch mehr Stress hattet. Vor allem du, da du dich zusätzlich noch um mich gekümmert hast.“
„Erstens habe ich das gern getan. Zweitens hätte ich keine ruhige Minute gehabt, wenn ich mich nicht persönlich von deiner Genesung hätte überzeugen können. Und drittens hat der Admiral dein Gesundwerden in meine Hände delegiert.“
„Ich weiß gar nicht, wie ich dir das danken soll, Harm.“
„Du brauchst mir nicht dafür zu danken. Ich hab dir schon so oft gesagt, dass es selbstverständlich für mich ist, für dich da zu sein. Glaubst du mir das immer noch nicht?“ In seiner Stimme schwang Enttäuschung mit.
Sie senkte beschämt den Kopf. „Doch.“
„Aber?“
„Es gibt kein „aber“, Harm.“ Sie sah ihn an. „Ich weiß nur nicht, wie ich damit umgehen soll.“
Er riss die Augen auf. „Dass ich immer für dich da bin?“ Ihm ging gar nicht auf, dass er sich damit theoretisch für die Zukunft an sie band.
„Immer?“
„Immer.“ nickte er.
„Das ist nun schon das zweite Mal, dass du...“
Die Ankunft ihrer Bestellung unterbrach sie.
„Bitte sehr.“ Die Kellnerin lächelte asiatisch-freundlich.
„Danke.“ Beide Offiziere nickten und begannen zu essen.
Nach ein paar Bissen blickte Harm auf. „Was tue ich das zweite Mal?“
„Es ist das zweite Mal, dass du so etwas sagst.“
„Dass ich WAS sage?“
„Dass du immer für mich da sein willst.“
„Ich WERDE immer für dich da sein, Sarah MacKenzie.“
„Immer?“
Er lachte leise. „Ja, immer.“
„Oh.“ machte sie und wusste erneut nicht, was sie sagen bzw. wie sie damit umgehen sollte. Sie fuhr fort, ihr Menü zu essen.
Harm spürte ihre Verwirrung. „Alles okay?“
„Ja.“ nickte sie kauend. „Aber ich muss nachdenken.“
„Oookay.“ machte er.
Der Rest des Essens verlief dann schweigend.
„Fertig?“ fragte er, als er sein Besteck auf den Teller legte und die Bedienung herbeiwinkte.
Sie nickte. „Mhm.“
„Lass uns heimfahren.“
Nachdem sie gezahlt hatten, fuhren sie zurück nach Georgetown. In ihrer Wohnung begann er dann, seine Sachen zusammenzupacken.
„Ich mache uns noch einen Kaffee, okay?“
„Meinetwegen.“ antwortete er, packte aber weiter.
Mac setzte Kaffee auf und schaute ihm dann zu, wie er seine Sachen verstaute. „Harm?“
„Ja?“
„Bist du sauer?“
Er sah sie an. „Warum sollte ich sauer sein?“
„Na ja, irgendwie schmeiße ich dich ja raus.“
„Maaac...“ Lange sah er sie an, bevor er ihre Hand ergriff und sie mit zur Couch zog. Dort setzte er sich. „Setz dich.“
Sie tat wie geheißen. „Und jetzt?“
„Jetzt erzähle ich dir, warum ich NICHT sauer bin.“
„Sekunde.“ Sie erhob sich wieder. „Ich hole schnell den Kaffee.“
Wenig später kam sie mit zwei Bechern zurück. „Hier.“
„Danke.“ Er nippte an der heißen Flüssigkeit. „Sarah, ich bin nicht sauer oder beleidigt oder so was in der Art. Ich verstehe deine Gründe durchaus. Würden wir uns Weihnachten bei mir treffen, würde ich auch Wert darauf legen, dass alles tiptop ist.“
„Das ist aber doch nicht alles, Harm.“ grinste sie.
„Nein, ist es nicht.“ Er sah sie nicht an – konnte es nicht. „Ich muss mir über ein paar Dinge klar werden, Mac.“
„Welche Dinge?“ So etwas wie Furcht packte sie. <Zieht er sich doch wieder zurück?>
„Über...“ Der Ex-Pilot senkte den Kopf. „... über uns...“
„Über uns?“ echote sie.
„Aha.“
<Guter Gott... bitte nicht...> „Ist das... ahm... positiv oder... hm... negativ gemeint?“
„Eher positiv.“ gab er leise zu.
<Gott sei Dank!> Obwohl sie vor Neugier fast platzte, wollte sie ihm den Freiraum geben, den er anscheinend immer noch brauchte. „Okay.“
„Okay?“ Er sah sie an. Mit einem Blick, der ihr durch Mark und Bein ging. „Mehr fällt dir dazu nicht ein?“
„Doch, aber ich weiß, du brauchst noch etwas Zeit. Und die will ich dir geben. Aber warte nicht zu lange, Flyboy.“
Er lachte leise. „Ich mag die Art, wie du „Flyboy“ sagst.“
„Und ich mag die Art, wie du „Mac“ oder „Sarah“ sagst.“ Sie beugte sich zu ihm. „Und deine Küsse mag ich auch.“ wisperte sie und küsste seine Wange.
Er war versucht, sie in den Arm zu nehmen und zu küssen – richtig zu küssen. Danach hätte ihr Sofa allerdings etwas sehr Unanständiges erlebt. „Ich mag deine auch... so wie ich dich mag.“
Es kam einem Liebesgeständnis schon sehr, sehr nahe, das wussten beide.
Mac spürte, dass er noch immer nicht 100%ig bereit war, die berühmten drei Worte auszusprechen. Zudem kannte sie ihn gut genug, um zu wissen, dass es zu seinem Selbstverständnis als Mann gehörte, einer Frau zuerst seine Gefühle zu gestehen. <Alpha-Männchen...> schmunzelte sie.
„Was lächelst du?“ fragte er prompt.
Sie grinste frech und sah ihn vielsagend an. „Och, ich denke nur über ein gewisses Alpha-Männchen nach.“
„Okay, schon verstanden.“ lachte er und erhob sich. „Ich muss los, Mac.“
„Warte, ich komm mit runter.“
„Nicht nötig. Lass uns hier oben „bye-bye“ sagen.“ Harm warf seinen Seesack über die Schulter und öffnete die Wohnungstür. „Das Wochenende mit dir war schön, Sarah.“
„Mir hat es auch gefallen, Seemann.“ Unschlüssig stand sie in der Tür. „Wir sehen uns ja schon morgen wieder.“
Harm nickte. „Aha.“ Langsam ging er rückwärts den Flur hinab, da er seinen Blick nicht von ihr lösen konnte.
„Komm her.“ Mac trat auf den Flur hinaus und breitete die Arme aus.
Er kam wieder auf sie zu. „Mac?“
Sie legte die Arme um seine Schultern und zog seinen Kopf zu sich hinab. „Mach’s gut, Harm.“ Dann küsste sie ihn. Nicht auf das Kinn, nicht auf die Wange. Nein, ihre Lippen saugten sich wie vorhin im Park an den seinen fest. Dabei presste sie ihren Körper an seinen; ihre Hände krallten sich in sein dichtes Haar.
<Guter Gott!> Eine Welle der Erregung schoss durch den Ex-Piloten. Er legte beide Hände auf ihre Wangen und schob sanft, aber beharrlich seine Zunge zentimeterweise zwischen ihre Kiefer. Ein leises Stöhnen entfuhr ihm. Erneut war er kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.
Ein kräftiger Ruck an seinem Arm brachte ihn wieder zur Besinnung. Sein Seesack war von seiner Schulter gerutscht und gegen ihre Körper geprallt. Erschrocken löste er sich von Mac. „Sorry.“
„Sorry für den Kuss?“ Sie grinste. „Den hab doch ICH angefangen.“
Harm atmete schwer. „Nein... sorry für...“ Er warf den Sack erneut über seine Schulter. „... für das Ding hier.“
„Wir werden es schon noch schaffen... irgendwann jedenfalls.“ kicherte sie, nicht im Mindesten enttäuscht über die Unterbrechung.
„ES?“
„Aha.“ lachte sie. „Einen Kuss OHNE Unterbrechung.“
„Ich kann ihn auch abstellen.“ zwinkerte er. „Dann stört er nicht.“
Sie grinste breit. „Bei unserem Glück passiert dann garantiert was Anderes.“
„Keeter hat schon angerufen.“ grinste er.
„Aber deine Mom noch nicht. Oder deine Großmutter. Vielleicht will sich auch Harriet nach meinem Wohlbefinden erkundigen.“
„Okay, okay.“ Harm lachte lauter. „Wir versuchen es ein andermal.“
„Versprich nichts, was du nicht halten kannst.“
„Noch habe ich nichts versprochen, aber ich warne dich besser mal vor.“
„Du warnst mich vor?“ Mit großen Augen sah sie ihn an. „Vor einem Versprechen?“
„Nein.“ Langsam schüttelte er den Kopf und sah sie mit einem diabolischen Funkeln in den Augen an. „Eher vor den Konsequenzen des nächsten Males.“
Ihre Kinnlade fiel runter. „HARM!?“
„Bye, Sexy!“ rief er über seine Schulter, als er über den Flur zum Aufzug eilte.
#+#+#
Mittwoch, 24. Dezember
19:52 Ortszeit
Vietnam Veterans Memorial, Washington DC
Mac stellte den Motor ihrer Corvette ab und holte tief Luft.
Vor ihr parkte Harms Lexus, doch von dem Ex-Piloten war weit und breit nichts zu sehen. Sie wusste allerdings genau, wo er zu finden war. Schließlich war das SEINE Weihnachtstradition: Der Besuch bei seinem Dad an der „Wall“.
Gemeinsam mit der JAG-Crew hatten sie den Weihnachts-Gottesdienst besucht, der wie immer von Kaplan Turner abgehalten worden war. Danach trennten sich die Wege aller. Dieses Jahr würde es kein gemeinsames Dinner bei Bud und Harriet geben; Harriets Eltern waren zu Besuch. Und Lydia Beaumont-Sims allein sorgte schon für genug Wirbel im Hause Roberts.
Mac stieg aus und verschloss den Wagen. Ursprünglich hatten sie vereinbart, sich später bei ihr zu treffen und den Abend gemeinsam zu verbringen, wobei Harm noch Take-out vom Chinesen mitbringen wollte. Aber nach der Messe hatte sie spontan beschlossen, Harm bereits hier zu treffen, auch wenn er nichts davon ahnte.
In den letzten Wochen – genauer gesagt mit Beginn der Weihnachtszeit – waren sie sich näher gekommen. Es hatte sogar etliche Küsse zwischen ihnen gegeben. Überwiegend platonische Begrüßungs- oder Abschiedsküsse oder „Dankeschön-Küsschen“ zwar, aber es waren immerhin Küsse gewesen.
Während sie langsam Richtung „Wall“ ging, überzog ein sanftes Lächeln ihr Gesicht. Ihr Flieger-Kollege und „bester Freund“ legte ihr gegenüber ein Verhalten an den Tag, das sie so nicht von ihm kannte. Er warb ernsthaft um sie. Anders konnte sie sein Benehmen jedenfalls nicht beschreiben. Zuerst war es nur ein zaghaftes Werben gewesen, aber mit der Zeit wurde er mutiger.
Als sie letzte Woche mit Grippe im Bett gelegen hatte, hatte er darauf bestanden, bei ihr zu bleiben, und sie wie eine Glucke umsorgt – einschließlich selbstgemachter Hühnerbrühe. Sogar am vergangenen Wochenende war er nicht von ihrer Seite gewichen. <Ein Wunder, dass er nicht auch noch krank geworden ist.>
In den letzten Tagen hatte er sich dann besonders ins Zeug gelegt. Mehr als einmal hatte sie versucht, ihm den wahren Grund für seine Aufmerksamkeit zu entlocken – vergebens. Mehr als ein paar mehr oder weniger rätselhafte Andeutungen hatte sie nicht aus ihm herausbekommen. In ihrem Unterbewusstsein wusste sie es ja, aber sie wollte es laut und deutlich von ihm hören: Dass er sie liebte. Anders war sein Verhalten nun wirklich nicht zu verstehen.
Als er nach der Messe immer noch nichts gesagt oder wenigstens eine Andeutung gemacht hatte, hatte sie allen Mut zusammen genommen und beschlossen, ihm IHRE Gefühle für ihn zu gestehen. Natürlich hätte sie warten können, bis sie gemeinsam unter ihrem Weihnachtsbaum saßen. Aber sie war diesen Eiertanz endgültig leid. Sie wollte ein für allemal Gewissheit haben. JETZT. Und dieser Ort hier – das Vietnam Veterans Memorial – schien ihr der beste Ort dafür zu sein.
Langsam ging sie auf die lange Mauer zu. Überall standen Kerzen oder kleine Lämpchen; Blumengestecke lagen am Boden. Kurz wunderte sie sich, dass so viele Leute zu sehen waren.
Und dann sah sie die große Gestalt des Ex-Piloten. Er schien völlig in Gedanken versunken zu sein und nichts von seiner Umgebung mitzubekommen. Hin und wieder fuhr seine Hand über den schwarzen Granit.
Mac trat leise näher, bis sie ca. 3 Meter hinter ihm stand. Noch immer reagierte er nicht, obwohl er normalerweise immer spürte, wenn sie sich in der Nähe befand. Anscheinend funktionierte sein „Mac-Radar“ heute nicht.
Sie stand nun so nah, dass sie auch seine leisen Worte hören konnte. Im ersten Moment war ihr das unangenehm und sie wollte sich schon bemerkbar machen, als sie ihren Namen hörte. Wie hypnotisiert lauschte sie ihm.
„... Mac, Dad. Ich brauche deinen Rat... von Mann zu Mann. Außer dir fällt mir niemand ein, den ich fragen könnte. Die Freundschaft mit Sturgis ist nicht mehr so eng, wie sie einmal war. Wir haben uns weiterentwickelt. Und Bud...“ Harm seufzte leise. „Na ja, Bud hat „die Kurve schon gekriegt“ und ist glücklich verheiratet. Und bevor du ihn erwähnst, Dad: Admiral Chegwidden ist mein CO. Da werde ich mich hüten, den zu fragen. Er ist sowieso schon misstrauisch.“ Er lachte leise. „Von Keeter kann ich auch keinen Rat erwarten, der hat nur seine Wette im Kopf. Ich weiß sowieso nicht, warum ich dem zugestimmt habe.“
<Keeter? Wette?> Mac verstand die Welt nicht mehr. <Sollte etwa alles nur auf einer Wette beruhen? Sein ganzes Verhalten der letzten Wochen... nur ein SCHERZ???> Ärger stieg in ihr auf. Schon war sie versucht, sich bemerkbar zu machen. Einer inneren Eingebung folgend hörte sie ihm jedoch weiter zu.
„Dad, ich weiß, es klingt bescheuert... nein, es IST bescheuert... aber vielleicht war es genau diese Wette, die mir gefehlt hat, um über meinen Schatten zu springen. Um mich um Mac zu bemühen... sie zu umwerben wie ein Mann die Frau umwirbt, die er liebt.“ Er holte tief Luft. „Du weißt, dass ich sie schon lange liebe. Du und Keeter... ihr seid die einzigen, die Bescheid wissen. Und selbst Jack habe ich es nur im Suff verraten.“
Harm lachte leise. Er konzentrierte sich so auf die „Unterhaltung“ mit seinem Vater, dass er Macs Gegenwart immer noch nicht spürte, obwohl sie einen weiteren Schritt an ihn herangetreten war.
„Du brauchst gar nicht erst auf die Idee zu kommen und mich fragen, warum ich nicht Mom oder Grandma frage.“ Erneut lachte er. „Dad, sie sind Frauen. Ich schätze ihren Rat durchaus, aber...“ Er schüttelte den Kopf. „Eine Frau versteht das nicht.“
<Hast du es überhaupt versucht?> dachte Mac. <Manche Dinge verstehen Frauen besser als ihr Männer glaubt.>
Macs unausgesprochene Worte drangen auf geheimnisvolle Weise in Harms Hirn. Allerdings dachte er, sein Vater würde mit ihm reden.
„Nein, Dad, ich habe es nicht versucht.“
Sie hielt die Luft an. Sollte sie etwa aus Versehen laut gedacht haben? Aber dann wäre Harms Reaktion doch ganz anders ausgefallen. Vorsichtig atmete sie wieder aus.
„Mom ist... nun ja... Mom eben. Jedes Mal, wenn ich mit ihr telefoniere, lässt sie mehr oder weniger deutliche Hinweise fallen, wie sehr sie sich eine Schwiegertochter wünscht... wie sehr sie sich Enkel wünscht. Und das Wort „Mac“ fällt in jedem zweiten Satz.“
<Oh.>
„Grandma ist auch nicht viel besser. Aber du kennst ja deine Mutter.“ Er stoppte seinen Monolog und senkte den Kopf. Ein paar Minuten stand er so da. Nur sein Daumen fuhr über die in den Granit eingravierten Buchstaben.
Mac wollte sich gerade bemerkbar machen, als sie ein *Warte noch, Sarah.* hörte. Verwirrt sah sie sich verstohlen um, aber da war niemand.
*Harm will meinen Rat. Du solltest dir anhören, was er zu sagen hat. Bis zum Schluss.*
<Lieutenant Rabb???>
*Jupp.* Ein leises Lachen ertönte, das dem von Harm sehr ähnlich war. Nur war die Stimme nicht ganz so tief wie bei dem Mann vor ihr. *Aber jetzt sei still und hör meinem Sohn gut zu.*
Sie schluckte. <Schon wieder eine Vision...> Aber dieses Mal war es anders: Sie verspürte keine Kälte oder dunkle, bedrohliche Gedanken wie sonst. Nein, eine angenehme Wärme durchströmte sie.
<Okay.> Sie konzentrierte sich wieder auf Harm, der bereits weiterredete.
„... soll ich tun, Dad? Ich möchte Mac an meiner Seite haben. Für den Rest meines Lebens. Als Kollegin... als Geliebte...“
<WIE BITTE?>
„... als Frau... als Mutter meiner Kinder... als...“ Er holte tief Luft. „Ach, ich... ich möchte... nein, ich WILL... alles. Ich will mit ihr so glücklich werden wie du es mit Mom warst.“
Mac musste schlucken und wunderte sich, dass man den Kloß in ihrem Hals nicht fallen hörte.
„Dad, ich liebe diese Frau. Mehr als mein Leben. Für immer und ewig, das weiß ich.“
<Nun wirst du aber kitschig, Harmon Rabb Jr.>
*Saraaah...* Wieder diese sanfte Stimme, die Harm so ähnlich war. Selbst in diesem mahnenden Tonfall.
Sie konnte sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. <Sorry, Lieutenant.>
Harms Stimme war immer leiser geworden, so dass Mac Schwierigkeiten bekam, ihn zu verstehen. Vorsichtig trat sie noch einen Schritt auf den Ex-Piloten zu. Nun stand sie gut einen Meter hinter ihm. Und stellte fest, dass sein „Mac-Radar“ anscheinend stark beschädigt, wenn nicht sogar völlig defekt war.
„Ich bin ein Feigling. Ja, Dad, du hörst richtig: Dein Sohn, ein hochdekorierter Kampfpilot, nennt sich selbst einen Feigling.“ Harm schüttelte den Kopf. „Oh nein, nicht im Beruf. Sondern in Bezug auf Sarah MacKenzie. Ich weiß, es klingt vermessen und egoistisch, wenn ich all das haben will, was ich eben gesagt habe. Das Wichtigste aber ist: Ich will sie nicht verlieren.“ Er machte eine Pause.
<Jetzt oder nie.> Mac hielt nun endgültig den richtigen Zeitpunkt für gekommen, ihm zu sagen, was er sich so sehnlichst wünschte. Gleichzeitig hörte sie ein aufmunterndes *Los jetzt, Mädchen!*.
„Du wirst mich nicht verlieren, Harm.“ flüsterte sie.
Dem dunkelhaarigen Mann blieb fast das Herz stehen. Er wirbelte herum und hätte dabei sie fast umgerissen. Immerhin funktionierten seine Piloten-Reflexe noch. Rasch packte er sie am Arm.
„MAC???!!!“
Sie sagte kein Wort, sondern lächelte ihn nur sanft an.
„Wie... was...“ <Oh Gott!> Er ließ sie wieder los und holte tief Luft. „Was... ah... was machst... uh... wie lange... hm...“ Hatte er eben im „Gespräch“ mit seinem Vater noch die richtigen Worte gefunden, so war ihm jetzt jede Eloquenz abhanden gekommen. <Shit, shit, shit!> dachte er.
Immer noch lächelnd trat sie einen weiteren Schritt auf ihn zu. Trotz der Dunkelheit konnte sie in seinen Augen die verschiedensten Emotionen erkennen: Verwirrung, Panik, Furcht. <Furcht?>
„Du wirst mich nicht verlieren, Flyboy.“ wiederholte sie leise und hob eine Hand, die sie dann auf seine Wange legte.
„Wie lange bist... ähm... bist du schon hier?“ Ihre warme Hand fühlte sich so gut an. Er neigte den Kopf dagegen.
„Lange genug.“
<Oh Gott.> Seine Augen weiteten sich. „Hast du alles... hm... mit angehört?“
„Das Meiste, ja.“
„Shit!“ entfuhr es ihm leise. Unsicher blickte er sie an. Aber er sah immer noch dieses sanfte Lächeln, das er so liebte. Und noch etwas Warmes, das er nicht richtig deuten konnte. Zumindest sein Verstand versagte, sein Herz wusste längst Bescheid.
„Na, na, na.“ kicherte sie und nahm die Hand wieder weg. „Ist das ein angemessenes Wort für Weihnachten?“
„Ähm... nicht wirklich.“ Auch er musste grinsen. „Mac, es... hm... es tut mir...“
Ihr „Schsch...“ unterbrach ihn. „Mir aber nicht. Im Gegenteil, ich bin froh, dass ich das mitbekommen habe.“
„Wa... warum?“
Mac trat noch einen Schritt näher und konnte nun sogar seinen warmen Atem fühlen. Kurz schloss sie die Augen und inhalierte tief. Selbst im dicken Wintermantel umgab ihn noch der Hauch seines Aftershaves.
„Weil ich hierher gekommen bin, um dir das zu sagen, was du deinem Dad gesagt hast.“
Er starrte auf ihre Lippen und deren Bewegungen. Plötzlich überkam ihn der Wunsch, sie zu küssen, richtig zu küssen.
„Was denn?“ wisperte er und wagte kaum zu hoffen.
<Ist er so blöd oder tut er nur so?> Sie sah die Hoffnung in seinen Augen und musste grinsen. Dann breitete sie die Arme aus, ganz ähnlich, wie sie es damals in der iranischen Wüste getan hatte. „Komm her.“
Dieser Einladung konnte er nicht widerstehen und beugte sich vor. „Mac?“ hauchte er.
Sie verschränkte die Arme in seinem Nacken und küsste seine Wange.
Instinktiv packte er fester zu. Seine Arme lagen um ihre Taille, sein Körper vibrierte wie eine Hochspannungsleitung unter Volllast. Als er den Kopf an ihrem Hals vergrub, rutschte seine Mütze in seinen Nacken. <Sie riecht so gut...>
„Sarah...“ murmelte er. „Warum bist du hier?“
<Okay, MacKenzie...> Sie küsste ihn erneut. „Weil ich dich liebe, Seemann.“
Urplötzlich versteifte sich sein ganzer Körper.
<Oh Gott, sollte ich ihn SO falsch verstanden haben?> Sie geriet in Panik. <Nein, nein, nein, das kann nicht sein!>
Gerade als sie ihren Griff um ihn lockern wollte, fühlte sie, wie er den seinen verstärkte. Eine Hand wanderte zu ihrem Schulterblatt, die andere glitt auf ihren Po. Langsam packte er fester zu, bis sie sich vorkam wie in einen Schraubstock gespannt. Sonst allerdings zeigte er keine Regung.
„Sag das noch mal.“ flüsterte er nach genau 42 Sekunden.
„Weil ich dich liebe, Seemann.“ wiederholte sie ihre letzten Worte.
Er drückte noch fester zu. „Weil du mich liebst?“
„Aha.“ machte sie. Allmählich bekam sie Schwierigkeiten beim Atmen, so fest drückte er inzwischen zu.
„Äh, Harm... puh... ich... uhm... Luft...“ keuchte sie schließlich.
Sofort lockerte er seinen Griff, bewegte sich sonst aber nicht. „Sorry.“
„Hast du mich verstanden, Harm?“
„Klar doch. Du liebst mich, Sarah MacKenzie.“ antwortete er leise, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Mac hingegen war klar, dass ihre Worte seinen Verstand noch nicht erreicht hatten. Sie grinste immer noch. <Mal sehen, wie lange es dauert...> In der Zwischenzeit genoss sie seine Nähe.
Was anscheinend auch er tat. Immer noch hatte er nichts gesagt, nur die Hand auf ihrem Po bewegte sich.
„Mhmmm.“ brummte er nach exakt zwei Minuten und 14 Sekunden. „Du riechst gut, Sarah.“
Sie hörte ihn an ihrem Hals schnuppern und fühlte kurz darauf auch seine warmen, weichen Lippen. Als er anfing, ihr Ohrläppchen zu liebkosen, bekam sie weiche Knie. <Guter Gott!> Ein leises Stöhnen entwich ihr. „Aaah...“
Dieser Laut weckte ihn anscheinend aus seinem tranceähnlichen Zustand. Seine Arme lösten sich von ihr, er trat einen Schritt zurück und richtete sich zu voller Größe auf.
Als Folge löste auch sie ihre Arme von ihm, wenn auch äußerst unwillig.
Seine Mütze saß noch schief auf seinem Kopf, als er sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. „Ah... Mac?“
Sie lächelte. „Ja?“
„Hast du... hm... habe ich...“ Er räusperte sich. „Habe ich mich verhört oder...äh... hast du eben gesagt, dass... dass du mich liebst?“
<6 Minuten und 52 Sekunden...> Sie grinste breit. „Du hast dich nicht verhört, Flyboy.“
„Ah...“ Er rückte sein Cover gerade. „Nur zur... na ja... zur Sicherheit: Ich hab mich wirklich nicht verhört?“
<Gütiger Himmel, so begriffsstutzig kann er doch nun wirklich nicht sein.> Sie nickte langsam. „Nein, du hast dich wirklich nicht verhört.“ <Geduld, MacKenzie, Geduld.> „Ganz offiziell... oder fürs Protokoll, wenn dir das lieber ist: Ich liebe dich, Harmon Rabb Jr.“
Er legte den Kopf schief. „Wow!“
Erwartungsvoll sah sie ihn an. Und wurde immer nervöser, als er weiterhin schwieg. Normalerweise hätte er jetzt sagen müssen, dass auch er sie liebte. Seinem Dad hatte er es schließlich gesagt. Und dann wäre – im Normalfall – ein mehr oder weniger leidenschaftlicher Kuss gekommen. Das jedenfalls war es, was sie erwartet hatte.
Stattdessen herrschte das sprichwörtliche „Schweigen im Walde“. Aber Harm benahm sich in vielen Dingen irrational. Also warum nicht auch jetzt?
Trotzdem öffnete sie den Mund. „Mehr hast du da...“ Weiter kam sie nicht.
„Oh doch, MacKenzie.“ unterbrach er sie. Ein klassisches Flyboy-Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Das habe ich.“ Er trat wieder auf sie zu und legte die Hände auf ihre Wangen. Langsam neigte er sich zu ihr, während er ihren Kopf hob.
Sie konnte seinen warmen Atem bereits fühlen und öffnete die Lippen.
„Ich liebe dich, Sarah MacKenzie.“ hauchte er und küsste sie. Zuerst zaghaft, als er jedoch keinen Widerstand spürte, wurde sein Kuss intensiver. Seine Lippen waren warm und weich und feucht. Sanft massierten sie die ihren.
<Guter Gott, kann der Mann küssen!> fuhr ihr durch den Kopf. Erneut drohten ihr die Knie weich zu werden.
Unterdessen glitten seine Hände über ihre Schultern auf ihren Rücken und hinab zur Taille. Sanft zog er sie an sich. Kurz löste er sich von ihr und holte Luft. „Ich liebe dich.“ wisperte er und küsste sie erneut.
Mac schlang die Arme um seine Taille. Der Rand seines Covers piekste gegen ihre Schläfe, aber sie ignorierte es.
Bald schon fühlte sie, wie seine Zunge behutsam über ihre Lippen strich. Automatisch öffnete sie den Mund und musste schmunzeln, als er zögernd weiter vordrang. Nun ergriff sie die Initiative und schob ihre Zunge tief zwischen seine Kiefer. Sie „erkundete“ die Innenseiten seiner Wangen, die Zungenoberfläche, seine Lippen.
Der Ex-Pilot war inzwischen mutiger geworden und spielte mit ihrer Zunge. Ein tiefes Stöhnen rumpelte durch seine Brust. Sie schmeckte süß... verlockend wie eine verbotene Frucht. Schließlich löste er sich von ihr, was ihm ein unwirsches Knurren einbrachte. Aber er brauchte dringend Luft.
„Gott... Mac...“ keuchte er und starrte ihre Lippen an.
„Wow!“
Er blinzelte verwirrt. „Wow?“
„Du... puh...“ Auch sie war außer Atem. „Boy, kannst du... ahm... küssen.“ Eine leichte Röre überzog ihre Wangen.
Harm musterte sie aufmerksam. Ihre Augen waren dunkel wie unergründliche Seen, die Lippen geschwollen von den Küssen gerade. Ihre Nasenflügel bebten.
„Ich liebe dich, Sarah MacKenzie.“
Ein strahlendes Lächeln antwortete ihm. „Ich liebe dich auch, Flyboy.“ Dann schmiegte sie sich an ihn.
Er legte die Arme wieder um sie und sein Kinn auf ihren Kopf. Sein Blick fiel auf den Namen seines Vaters. <Danke, Dad.>
Mac schmiegte sich enger an ihn. Allmählich wurde ihr kalt. Sie vergrub ihre Nase im Ausschnitt seines Mantels.
„Hey, was ist los?“
„Mir ist kalt.“ murmelte sie.
„Dann lass uns nach Hause fahren.“
„Zu dir oder zu mir?“
„Maaac!“
Sie hob den Kopf und grinste ihn an. „Ich will dich ja nicht gleich vernaschen, Seemann. Aber auf Dauer ist mir das hier zu ungemütlich.“
„Oh... ja klar...“ Ein diabolisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Schade.“
„Schade?“
„Schade, dass du mich NICHT vernaschen willst, Sarah.“
„Wer weiß?“ Sie lächelte kokett. „Der Abend ist noch lang...“
Harm schluckte schwer. Wie oft hatte er von „intimen Aktivitäten“ mit ihr geträumt? Nur... irgendwie fand er das plötzlich nicht richtig.
„Ah, Mac... ich glaube... das...“
„Das geht dir jetzt doch ein bisschen zu schnell?“
„Aha.“ nickte er. „Etwas zumindest.“
„Lass uns erstmal aus der Kälte rausgehen, Harm. Alles Weitere wird sich ergeben.“ <Vor allem will ich wissen, was es mit dieser ominösen Wette auf sich hat.>
„Okay.“ Er ließ sie los. „Bleibt aber immer noch die Frage: Zu dir oder zu mir?“
„Wenn du nichts dagegen hast, dann bei mir. Ich mache uns einen schönen heißen Kakao.“
„Dagegen habe ich absolut nichts einzuwenden.“ Er grinste breit. „Wollten wir uns nicht sowieso bei dir treffen?“
„Ups.“ kicherte sie. „Das hätte ich fast vergessen.“
„Ich wollte doch was vom China-Mann mitbringen. Oder willst du den Abend fasten?“
Sie lachte. „Nein, nicht wirklich.“
„Hättest du was dagegen, wenn ich vorher noch bei mir vorbeifahre und mich umziehe? Für einen gemütlichen Kakao-Abend mit China-Take-out ist die Uniform nicht sonderlich geeignet.“
Sie lachte. „Nein. Mach es dir so bequem wie möglich. Kuscheln wird doch erlaubt sein, oder?“
„Natürlich.“ Er drehte sich noch mal zur „Wall“. „Wiedersehen, Dad.“ zwinkerte er und salutierte.
Mac war neben ihn getreten und salutierte ebenfalls. „Frohe Weihnachten, Lieutenant Rabb. Und danke für den Rat.“
„Rat?“ Harm zog eine Braue hoch. „Welchen Rat soll mein Vater wem gegeben haben?“
„Welchen, das verrate ich nicht.“ grinste sie. „Und gegeben hat er ihn mir.“
Entgeistert starrte er sie an. „Mac!“
„Abmarsch, Commander, Take-out und Kakao warten.“
Kurz taxierte er sie und zog sie an sich. „Ich liebe dich, Sarah MacKenzie.“ Und dann küsste er sie. Intensiv. Lange.
„Wa... puh!“ machte sie, als er sich endlich von ihr löste. „Was... was war das denn jetzt?“
„Wegzehrung.“ Ein arrogantes Flyboy-Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Und was ein Kuss ist, wirst du doch wohl hoffentlich noch wissen.“
Kichernd gab ihm sie einen Klaps. „Blödmann!“
„Hey!“ protestierte er.
Mac lachte nur noch mehr und machte sich auf den Weg zu ihrer Corvette.
„HEY!“ rief er laut, was ihm neugierige Blicke von anderen Besuchern einbrachte. Mit ein paar großen Schritten holte er sie ein. „Warum rennst du denn so?“ Er legte den Arm um ihre Schulter.
„Mir ist kalt, und ich habe Eisfüße.“
„Dagegen lässt sich was machen.“
„Was denn?“
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Er grinste süffisant. „Zeig ich dir nachher.“
Arm in Arm schlenderten sie dann die paar Meter, bis sie ihre Fahrzeuge erreichten.
Mac öffnete die Fahrertür. „Bis gleich.“
„Bis gleich.“ Der Ex-Pilot beugte sich vor und küsste sie. Dann wartete er, bis sie eingestiegen war, und ging zu seinem SUV. Nach einem letzten Winken fuhr er los Richtung Union Station. Unterwegs sang er lauthals jedes ihm bekannte Weihnachtslied mit, das im Radio lief.
Als er schließlich sein Appartement betrat, hatte er immer noch ein mehr oder weniger dämliches Grinsen im Gesicht. Rasch entledigte er sich seiner Uniform und rasierte sich noch einmal. Dann zog er eine bequeme Jeans an und einen petrolfarbenen Pullover, von dem er wusste, dass er seine Augenfarbe besonders hervorhob.
Rasch rief er bei ihrem bevorzugten Chinesen an und bestellte ihre Lieblingsmenüs. Einer inneren Eingebung folgend packte er dann noch seine Sporttasche. <Man weiß ja nie...> grinste er im Bad sein Spiegelbild an, als er seinen Kulturbeutel mit allem Nötigen füllte.
Schließlich war er fertig und verließ seine Wohnung. Nachdem er die Tasche im Kofferraum verstaut hatte, fuhr er los.
Unterwegs holte er die Sachen beim Chinesen ab und erreichte wenige Minuten später Macs Appartementhaus.
#
Zeitgleich
Macs Appartement
Nachdem Mac die Tür zu ihrer Wohnung geschlossen hatte, legte sie als erstes eine CD mit Weihnachtsliedern ein. Dann zündete sie ein paar von den großen Kerzen an, die Harm und sie am letzten Wochenende in ihrem Appartement verteilt hatten. Während ihrer Grippe hatte sie weder Lust geschweige denn Energie dazu verspürt, sich um ihre Weihnachtsdekoration zu kümmern.
Ihre Weihnachtsstimmung war perfekt – fast perfekt. Das Einzige, was jetzt noch fehlte, war Harm.
Sie marschierte in ihr Schlafzimmer und zog sich um. Am Montag war sie nach dem Dienst noch shoppen gewesen – endlich mal wieder – und hatte einen herrlich weichen und bequemen Hausanzug aus Nicki-Stoff gefunden, dessen dunkelrote Farbe ihr sofort gefallen hatte. Und sie wusste, auch Harm würde sie gefallen. Hatte er nicht am Wochenende gesagt, ihr würde Dunkelrot hervorragend stehen, als sie „Pretty Woman“ geguckt hatten?
Mit dicken Socken an den Füßen ging sie dann in ihre Küche und stellte schon mal alles bereit, was für einen guten Kakao benötigt wurde.
Zu guter Letzt kamen dann auch noch die restlichen Kerzen und der Weihnachtsbaum dran. Ihre Wohnung brauchte nun kein künstliches Lampenlicht mehr. Weihnachtlicher Duft zog durch die Räume. Ihr festlich geschmückter Baum leuchtete mit den Kerzen um die Wette. Auch er war das Ergebnis des vergangenen Wochenendes.
Schließlich machte sie es sich auf ihrer Couch bequem. Kalte Füße hatte sie keine mehr, war aber trotzdem gespannt, was Harm da im Sinn hatte.
Plötzlich zwitscherte ihr Handy los. Sie erhob sich und sah auf das Display. „Harm mobil“ stand da. <Oh nein...> war ihr erster Gedanke. Dann nahm sie das Gespräch an.
„Ja?“
„Ho, ho, ho.“ drang Harms tiefe Stimme an ihr Ohr. „Der Weihnachtsmann steht vor der Tür. Öffne ihm, und du kriegst was dafür.“
Als sie „Tür“ gehört hatte, war sie bereits zu ihrer Wohnungstür geeilt. Durch den Spion sah sie einen grinsenden Harm – mit einer Nikolausmütze auf dem Kopf und dem Handy am Ohr.
Schnell klappte sie ihr Handy zu und öffnete die Tür. „Komm herein, Santa Claus.“ Beiseite tretend winkte sie ihn herein.
Harm steckte sein Handy weg und folgte ihrer Einladung. Rasch musterte er sie von oben bis unten, bevor er sie an sich zog und küsste. „Frohe Weihnachten, Sarah MacKenzie.“ Er drückte ihr die Tüten mit dem Essen in die Hand.
„Ähm... ja... Frohe Weihnachten auch dir, Harm.“ keuchte sie und holte tief Luft. „Zieh dich aus.“
Seine rechte Braue sauste in die Höhe. „Wie bitte?“
„Du sollst deine Jacke ausziehen.“ lachte sie.
„Ach sooo.“ Er zog Jacke und Mütze aus und hängte beides an die Garderobe. „Was dagegen, wenn ich auch die Schuhe ausziehe?“
„Fühl dich ganz wie zu Hause, Flyboy.“
Er schlüpfte aus den Schuhen und sah sich um. „Gemütlich hast du es hier, richtig weihnachtlich.“
„Es ist ja auch Weihnachten.“ kicherte sie. „Und für einen großen Teil davon bist du mitverantwortlich, Harm.“
„Selten hat mir Weihnachten so viel Freude bereitet wie dieses Jahr, Sarah.“ Er küsste ihre Nasenspitze. „Das Aussuchen des Baumes, das Dekorieren, das ganze letzte Wochenende... aber am meisten natürlich das, was da vorhin an der „Wall“ passiert ist.“
Sie streichelte seine Wange. „Was immer auch mit uns passiert, ich will, dass du deinen Dad auch weiterhin an Weihnachten besuchst.“
„Das werde ich.“ nickte er. „Aber nicht mehr OHNE dich.“
Sie lächelte und machte sich dann auf den Weg in die Küche. „Lass uns erst essen, bevor es kalt wird. Aufgewärmt schmeckt es nicht mehr so gut.“
„Ich stell schon mal die Teller hin, ja?“
„Okay.“
Wenige Minuten später saßen sie am Küchentisch und futterten sich durch die diversen Packungen.
„Köschtlisch.“ nuschelte sie.
Harm kaute auf seinem Fisch herum. „Aha.“
Schließlich waren sie fertig. Mac entsorgte die leeren Packungen und machte sich dann am Herd zu schaffen.
„Der Kakao ist gleich fertig.“
„Lass dir ruhig Zeit.“ Er lehnte sich lässig im Stuhl zurück und verfolgte aufmerksam er jede ihrer Bewegungen; ein Anblick, an den er sich gewöhnen konnte.
Als sie das Getränk in die Becher füllte, grinste sie ihn über ihre Schulter an. „Bin gleich soweit.“
„Ich sagte doch: Lass dir Zeit.“
Sie hielt ihm seinen Becher hin. „Warum?“
„Weil ich den Anblick genieße, Sarah.“ erwiderte er leise, nahm den Becher entgegen und erhob sich.
Mac schlüpfte an ihm vorbei ins Wohnzimmer und setzte sich auf das Sofa. „Komm her.“
Als er neben ihr Platz genommen hatte, lehnte sie sich gegen ihn. Sofort fühlte sie seinen Arm um ihre Schulter.
„Dieser Anzug, ist der neu?“ Seine Hand spielte mit dem weichen Stoff.
„Aha.“ Sie strahlte ihn an. „Den hab ich mir Montagabend noch gekauft.“
„Steht dir.“ Er vermied es, sie als „sexy“ zu bezeichnen, obwohl sie das in seinen Augen genau das war.
„Danke. Ich hätte ihn auch in Blau haben können, aber nach dem letzten Wochenende... mit „Pretty Woman“ und Vivians rotem Kleid...“
Er schmunzelte amüsiert. „Wolltest du mir etwa gefallen, Marine?“
Sie wurde rot. „Ähm... na ja...“ <Verdammt, warum kennt er mich so gut?> Es ärgerte den Marine in ihr, dass er so hinter ihre toughe Fassade sehen konnte. Die Frau in ihr fühlte sich natürlich geschmeichelt.
„Ich weiß, dass du das nicht gerne zugibst, Mac.“
„Harm, ich...“
„Schsch.“ machte er. „Es bleibt unter uns, versprochen.“
Die nächsten Minuten genossen sie die Gegenwart des jeweils anderen, ihren Kakao und die weihnachtliche Stimmung.
Schließlich stellte Harm seinen inzwischen leeren Becher auf den Tisch. „Sind deine Füße immer noch kalt?“
„Eigentlich nicht.“
„Und uneigentlich?“
Sie kicherte leise. „Bin ich neugierig, was du machen würdest, wenn sie noch kalt wären.“
„Gut, dann tun wir mal so, als wären sie noch kalt, okay?“
„Okay.“
„Sind deine Füße noch kalt?“ fragte er erneut.
„Ein bisschen.“
„Dann wird es Zeit für „Fußwärmmittel Rabb“.“
„Wie bitte?“
Er klopfte auf seinen Schoß. „Leg sie hin.“
Sie sah ihn skeptisch an, rutschte aber zur Armlehne und legte die Füße in seinen Schoß.
„Mac, ich beiße nicht.“ lachte er.
Sie rutschte ein Stück auf ihn zu.
Sein Grinsen wurde breiter. „Sehr gut.“ Dann griff er nach einer Socke. „Darf ich?“
„Aha.“ machte sie, gespannt, was nun kommen würde.
Behutsam streifte er die Socke ab. Als Erstes fiel sein Blick auf ihre knallrot lackierten Zehennägel. Er lachte. „Marine-Standard ist das aber nicht.“
„Es weiß ja keiner.“ kicherte sie.
„Doch, ich.“ grinste er breit.
Nun lachte sie laut. „Ich bin sicher, dass auch du hin und wieder vom Navy-Standard abweichst.“
„Ahm... na ja... hin und wieder schon.“ Hin und wieder zog er schließlich seine geliebten Boxershorts mit den gelben Doppeldeckern darauf an. Allerdings nur unter der Winter-Uniform.
Um sich vom Gedanken an nicht standardgemäße Unterwäsche – vor allem bei ihr – abzulenken, ergriff er den Fuß und begann, ihn sanft zu massieren.
„Oooh... tut das gut.“ stöhnte sie nach wenigen Minuten und streckte sich ganz auf dem Sofa aus.
Der Ex-Pilot knetete weiter. „Noch nie eine Fußmassage gehabt?“
„Ah-ah.“ schüttelte sie den Kopf.
„Macht auf jeden Fall die Füße warm.“
<Nicht nur die Füße...> dachte sie. Ihr ganzer Körper wurde von einer mehr als angenehmen Wärme durchströmt. Harms große Männerhände waren ungewohnt sanft. Kurz fragte sie sich, wie sich diese wohl an anderen Stellen ihres Körpers anfühlen würden. <Stopp, MacKenzie!>
Ungewollt entfuhr ihr ein leises Stöhnen. „Oooaaah...“
Sofort stoppte er. „Alles okay?“
„Ah... ja, ja.“ Mit leicht geröteten Wangen grinste sie ihn an. „Das ist nur... ahm... irgendwie schön...“
Er lachte nur und griff nach dem anderen Fuß. Wieder zog er die Socke aus, wieder „grüßten“ ihn knallrote Nägel. Und wie den ersten Fuß massierte und knetete er auch diesen.
„Mhmmm... tut das guuut...“ Sie hatte die Augen geschlossen. „Daran könnte ich mich gewöhnen.“
„Kein Problem, Sarah.“ erwiderte er leise. „Das kannst du häufiger haben.“ Ihre Haut fühlte sich verdammt gut an. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen und schob seine Hand tiefer in ihr Hosenbein. Weiter als bis zur Wade traute er sich jedoch nicht.
Mac genoss die warme Hand auf ihrer Haut. Automatisch rutschte sie tiefer in ihr Sofa, wodurch seine Hand auf ihrem Knie landete.
Harm holte tief Luft. Er begab sich auf gefährliches Terrain, schließlich wollte er nichts überstürzen. Um seine Gefühle wieder in den Griff zu kriegen, zog er die Hand aus dem Hosenbein.
„Warum hörst du auf?“ fragte sie leise und sah ihn mit einem Auge an.
Er seufzte schwer. „Weil... ah... ich... Gott, Mac...“ Seine nun sehr dunklen Augen schienen sie zu durchbohren. „Es ist... hm... nicht... uh... richtig...“
„Es ist nicht richtig???“ Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an.
Er nickte. „Mhm.“
„Warum?“
„Weil... Sarah, ich glaube...“ <Verdammt!> „Ich finde, es ist... na ja... noch zu früh...“
„Zu früh...“ echote sie und wusste nicht, ob sie jetzt enttäuscht sein sollte oder gerührt. Sie wusste nur, dass sie nicht „nein“ sagen würde.
Harm senkte den Kopf und betrachtete ihre Zehen. „Mac, ich liebe dich. Und ich will dich.“ Fast schon schüchtern grinste er sie an. „Aber wenn wir heute... das wäre irgendwie... nun... einfach zu früh halt...“
„Oh.“ machte sie und lächelte verlegen. „Harmon Rabb Jr., der Gentleman.“
„Noch ja.“ murmelte er kaum hörbar. „Aber du führst mich ganz schön in Versuchung.“ fügte er wieder lauter hinzu.
„Tut das nicht jede Frau auf die eine oder andere Weise?“
Ein plötzlich sehr breites Flyboy-Grinsen traf sie. „Ich dachte, du bist ein Marine?“
„Blödmann!“ Sie stupste seinen Schenkel.
„Hey!“
„Ich zeig dir gleich, was für ein Marine ich bin.“
„Pass auf, was du sagst, MacKenzie.“
„Muss ich auch aufpassen bei „ich liebe dich“?“
Lachend schüttelte er den Kopf. „Nein, natürlich nicht.“
Beide verfielen erstmal wieder in ein angenehmes Schweigen. Abwesend streichelte Harm dabei mit dem Daumen über ihren Fuß.
„Was hatte es eigentlich mit Keeter und der Wette auf sich?“
Ihre leise Frage holte ihn schlagartig wieder in die Realität zurück. „Wie bitte?“
„Du hast deinem Dad gegenüber etwas von einer Wette mit Jack erwähnt. Worum ging es denn da?“
„Ah... um... hm... um nichts... jedenfalls nichts besonderes.“ druckste er herum. „Ich war betrunken... und...“
„Haaarm...“ unterbrach sie drohend sein Gestammel.
„Mac, ich... uh... ich möchte nicht... na ja... nicht unbedingt darüber sprechen...“ Er konnte ihr bei seiner Antwort nicht in die Augen sehen.
„Na toll!“ meinte sie eingeschnappt und setzte sich wieder aufrecht hin. <Fängt er schon wieder an zu mauern?>
Harm erkannte, dass er kurz davor war, einen Riesenfehler zu begehen. <Okay, Rabb, da musst du jetzt durch.> „Es war Keeters Idee...“ begann er und erzählte ihr dann mit leiser Stimme die ganze Geschichte.
Mac hörte mit wachsendem Erstaunen, aber auch zunehmender Verärgerung zu. Sie konnte nicht recht glauben, dass sie das „Opfer“ einer Wette geworden war. Das war so untypisch für den Mann neben ihr.
„Vielleicht war es aber das Beste, was mir passieren konnte.“ Er sah sie an und entdeckte den Anflug von Wut in ihren Augen. „Ich liebe dich schon sehr lange, Sarah MacKenzie. Allerdings... wenn es dich betrifft, bin ich ein Feigling.“ Er grinste schief. „Andere Männer waren da mutiger, Dalton Lowne zum Beispiel... oder auch Mic Brumby. Ich habe nie den richtigen Zeitpunkt finden können. Und...“
„Doch, hast du.“ unterbrach sie ihn leise. „Aber ich habe nicht genau genug hingehört.“
„Wie bitte?“
Sie grinste. „Mir fallen sogar zwei Ereignisse ein, an denen du zumindest Andeutungen darüber gemacht hast, was du für mich empfindest.“
Harm hörte das Echo seiner eigenen Stimme: *Mac, in mir haben Sie jemanden, der Sie immer lieben wird.* „Deine Verlobungsfeier...“
„Aha.“
„Welches denn noch?“ Er konnte sich nicht erinnern, dass er wortwörtlich „ich liebe dich“ zu ihr gesagt hatte.
„Kurz darauf hast du mir relativ uncharmant an den Kopf geworfen, dass ich mal überlegen sollte, WEN ich heirate.“
Daran konnte er sich nicht erinnern. „So was hab ich mal gesagt?“
„Deine exakten Worte waren: *Mal ehrlich: Wenn du mich bei deiner Hochzeit dabei haben willst, damit was draus wird, solltest du dir vielleicht noch mal überlegen, wen du heiratest.*“ Sie würde sich immer an diese Worte erinnern.
„Autsch.“ Harm zog die Nase kraus. „Wann soll das denn gewesen sein?“
„Als du mir von deinen Testflugplänen erzählt hast.“ Ernst sah sie ihn an. „Wegen denen du nicht zu unserem Probe-Essen kommen konntest.“
Nun dämmerte es ihm. „Oooh.“ Sie hatte ihm nicht wie sonst „viel Glück“ gewünscht. Er hatte sich immer wieder gefragt, ob das mit zu seinem Absturz beigetragen hatte.
„Du erinnerst dich wieder?“
„Jupp. Aber auf mich bezogen hab ich das nicht, jedenfalls nicht wirklich.“
Sie grinste. „Nach der Feier beim Admiral und dem, was draußen auf der Terrasse geschehen war, hab ich das aber gedacht.“
„Meinst du den Kuss?“
„Auch.“
„Was noch?“
„Du hast gesagt: *Mac, in mir haben Sie jemanden, der Sie immer lieben wird.* Hast du das schon damals ernst gemeint?“
„Mac...“ Er nahm ihre Hand. „Sarah, ich WERDE dich immer lieben. Das tat ich damals schon, und das werde ich auch in 5, 10, 30 oder 50 Jahren tun.“ Seine dunklen Augen, die sie jetzt so intensiv ansahen, waren wie ein offenes Tor zu seiner Seele.
„Ahm...“ Mac drohte in diesen dunklen Seen zu versinken, aber sie wusste auch, dass sie nirgends sicherer sein würde als bei ihm. „Ich liebe dich, Harm.“ wisperte sie.
„Ich liebe dich auch, Sarah MacKenzie.“ Er küsste sie sanft.
„Wenn du damals schon so viel für mich empfunden hast, warum hast du es nicht deutlicher klargemacht?“
„Ich weiß es nicht, ehrlich. Du schienst glücklich mit Brumby. Es hat mir nicht gefallen, aber...“ Er zuckte mit der Schulter und sah sie an. „DU solltest glücklich sein, Mac. Das war meine Hauptsorge. Wenn Mic dir das bieten konnte... bitte, dann sollte ER derjenige sein, welcher...“ Harm machte eine kurze Pause. „Außerdem hatte ich noch die Hoffnung, du würdest dich vielleicht doch noch anders entscheiden.“
„Für einen Mann, der mit einer attraktiven Blondine liiert war? Harm...“
Er nickte bedächtig.
„Hättest du denn Renée für mich aufgegeben?“
Seine Antwort kam schneller als sie gedacht hatte. „Ja.“
„Ich habe dich auf der Guadalcanal gefragt, aber...“
„Du hast meine Antwort gar nicht erst abgewartet, Sarah. Auch damals war es ein „ja“.“
„Oh.“ machte sie erstaunt.
Der Ex-Pilot verspürte plötzlich das dringende Bedürfnis, sie zu küssen, richtig zu küssen. „Komm her.“ Er streckte die Hand aus.
Sie ergriff diese und bekam dann gar nicht richtig mit, wie er sie an sich zog und sich gleichzeitig auf der Couch ausstreckte. Jedenfalls fand sie sich plötzlich der Länge nach auf seinem Bauch liegend vor und sah gerade noch sein süffisantes Flyboy-Grinsen, bevor sie auch schon seine Lippen spürte. „Hrrrmpf.“
Er nibbelte an ihren Lippen... küsste sie... liebkoste mit der Zunge ihre Mundwinkel. Seine Hände vergruben sich in ihren Haaren. „Maaac... ich... Gott, Frau... wie ich dich liebe...“ rumpelte es tief aus seiner Brust.
Mac öffnete den Mund und fuhr mit der Zunge über seine Unterlippe. „Ich liebe dich auch, Harmon Rabb Jr.“
Willig gewährte er ihr Einlass. Zuerst behutsam, dann jedoch immer intensiver spielten ihre Zungen miteinander. Leises Stöhnen begann, Mac Wohnzimmer zu füllen und sich mit der Weihnachtsmusik zu mischen.
Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie an ihrem Schenkel „einen gewissen Druck“ verspürte, der stärker wurde, je länger der Kuss dauerte.
Ohne sich von ihr zu lösen, holte Harm zischend Luft. Ihm war klar, dass sie seine Erregung spüren musste. Doch es war ihm ziemlich egal. Sollte sie ruhig wissen, was für eine Wirkung sie auf ihn hatte... dass er sie wollte. Seine Hand wanderte zu ihrem Po. Sanft streichelte er die feste und doch so weibliche Rundung.
Mac war wie Wachs in seinen Händen. Es war lange her, dass jemand sie so begehrt hatte. Und nun begehrte sie der Mann, den sie mehr liebte als alles andere.
Dass er sie begehrenswert fand, hatte er ja schon am Wochenende zugegeben. Aber nun konnte sie es auch richtig spüren. Die Wärme seiner Hand drang durch ihre Hose, der Druck an ihrem Schenkel nahm zu. Instinktiv presste sie sich gegen Harms Körper.
Prompt entwich ein raues Stöhnen seiner Kehle. „Oooaaah... Maaac...“
Sie hob den Kopf. „Hey.“ keuchte sie, atemlos vom Kuss.
„Hey.“ grinste er und sah sie mit dunkelblau schimmernden Augen an.
Lange sah sie ihn an. „Ich liebe dich.“ hauchte sie dann.
„Ich liebe dich auch, MacKenzie.“
Nun grinste sie frech. „Ich spüre es.“ Demonstrativ rieb sie ihren Schenkel an dem „harten Knubbel“.
„Ahm... das... na ja... Du turnst mich nun mal an, Sarah.“ Immerhin wurde er rot. „Ich bin auch nur ein Mann.“
Sie schmunzelte. „Ein sehr verlockender Mann.“ Die intensive Knutscherei eben hatte auch sie nicht kalt gelassen.
„Und du bist eine wunderschöne Frau.“ Er presste sie an sich und schob langsam eine Hand unter ihr Oberteil.
Als sie die große warme Hand auf ihrer Haut spürte, holte sie tief Luft.
Das brachte den Ex-Piloten wieder „zur Besinnung“. Er zog die Hand wieder hervor. „Sorry.“
„Nix „sorry“, Harm.“ Sie küsste seine Nase. „Das ist schön.“
„Mac, ich finde das ja auch schön.“ Wie oft hatte er davon geträumt, sie zu streicheln... sie „richtig“ zu lieben? „Aber ich denke, es ist... na ja...“ Er lächelte scheu. „Ich glaube, es ist zu früh.“
„Das hast du schon mal gesagt.“
„Und ich bleibe dabei.“ Er holte tief Luft. „Mac, ich bin kein Mann für eine Nacht. Jedenfalls nicht mehr. Die Zeiten sind vorbei. Ich bin der Meinung, es wäre ein Fehler, wenn wir jetzt „in die Kiste hüpfen“ würden.“ Ein leises Lachen entfuhr ihm. „Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, Sarah. Du weißt, dass ich dich begehre.“
„Mhm.“ nickte sie. Die Frau in ihr fühlte sich geschmeichelt. <Er begehrt mich...> Sie fühlte sich beschwingt wie ein junges Mädchen.
„Sarah, ich werde dir bald zeigen, wie sehr ich dich liebe.“ Leise und tief rollten die Worte in ihr Ohr. „Und ich hoffe, dir das sehr lange zeigen zu können.“
Sie küsste ihn. „Einverstanden.“
„Du bist einverstanden?“
„Aha.“ machte sie lachend. „Mit allem.“ Erneut ein Kuss. Dann grinste sie breit. „Du hast die Wette verloren, Flyboy.“
„Wette... verloren...“ Die war ihm völlig entfallen. „Oh... ähm... ja... die Wette...“
Mac fand seine plötzlich roten Ohren ziemlich sexy. „Du liebst mich... ich liebe dich... wir haben uns auf „sehr lange“ geeinigt. Das sind alles Anzeichen dafür, dass wir ein Paar sind.“ Ihre Augen funkelten amüsiert. „DU hast gewettet, dass wir NICHT zusammen sind. Da das aber der Fall ist, hast du folglich die Wette verloren.“
„Mac, du klingst, als würdest du ein Schlussplädoyer halten.“
„Das Schlussplädoyer der Wette, ja.“ kicherte sie. „Hinzu kommt noch, dass du mich willst... wollen im Sinne von „begehren“.“ Sie küsste ihn erneut. „Was übrigens auf Gegenseitigkeit beruht.“
Seine Augen wurden erneut dunkel. „Du... ah... begehrst mich?“
„Aha.“ grinste sie und presste sich gegen ihn. Prompt spürte sie ein „gewisses“ Zucken.
Er stöhnte laut. „Gott... Maaac...“ Es bedurfte seiner ganzen Selbstbeherrschung, sich zurückzuhalten.
„Schsch.“ machte sie.
„Du führst mich ganz schön in Versuchung, MacKenzie.“
Ein leises Lachen entwich ihr. „Das ist jetzt aber nicht unbedingt meine Absicht gewesen.“
„Wirst du etwa frech, Marine?“ grinste er breit. „Ich hatte da einen etwas anderen Eindruck.“
„Den Eindruck hab ja wohl eher ich.“ kicherte sie und drückte ihren Schenkel erneut gegen seinen Unterleib. „Hier.“
„Saraaah...“ Seine Hand begann wieder, ihren Po zu streicheln.
„Was musst du denn jetzt machen als Verlierer der Wette?“
Ihr abrupter Themenwechsel irritierte ihn. „Was?“
„Du hast doch die Wette verloren, Seemann. Wenn Jack anruft, kannst du ihm die frohe Botschaft kundtun.“ Sie grinste. „Was ja auch irgendwie zu Weihnachten passt.“
Er gab ihr einen leichten Klaps auf den Hintern. „Frechdachs.“
„Hey, muss ich mir das mit dir noch mal überlegen?“
Entsetzt riss er die Augen auf. „Mac? “
„Mit einem Mann, der mich gleich zu Beginn einer Beziehung schlägt, will ich nichts zu tun haben.“ Sie meinte es nur halbwegs scherzhaft, zu tief saß die Erinnerung an ihren Vater.
„Sarah...“ Harm nahm ihren Kopf in beide Hände und sah sie ernst an. „Ich werde dich nie schlagen. Das verspreche ich dir.“ Dann jedoch breitete sich ein selbstgefälliges Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Ich kann dir aber nicht versprechen, dass du nicht hin und wieder einen Klaps bekommst... „im Eifer des Gefechts“ sozusagen.“
„Was bitte meinst du mit „Eifer des Gefechts“? Ich weiß, wir werden uns ab und an streiten, vermutlich sogar wie die Kesselflicker, aber...“
Er legte einen Finger auf ihre Lippen. „Das meinte ich nicht.“
„Sondern?“
„Wenn... na ja...“ Seine Ohren nahmen wieder diesen sexy Pink-Ton an. „Wenn wir uns einer anders gearteten Leidenschaft hingeben...“
Sie riss die Augen auf. „Du schlägst Frauen beim Sex???“
„Nein.“ Energisch schüttelte er den Kopf, konnte sich das Grinsen aber nicht verkneifen. „Es gibt viele Nuancen bzw. Varianten von Sex, das dürfte dir bekannt sein.“
„Natürlich.“
„Bei einigen geht es ruhiger oder bedächtiger zu als bei anderen.“
„Ja.“ <Will er jetzt etwa wissen, was mir Spaß macht?>
„Hast du es noch nie erlebt, „es“ nicht mehr erwarten zu können?“
„Ähm... doch.“ Nun war sie es, die errötete. „Aber was hat das mit Schlägen zu tun? Eine Masochistin bin ich nicht.“
„Ich auch nicht, aber es geht um Klapse und nicht um Schläge. Ein Klaps ist was Spielerisches.“
Ihr freches Grinsen antwortete ihm. „Hast du auf einmal doch Lust zum Spielen?“
„Mac!“
„Man kann doch mal fragen...“
Er küsste ihre Nase. „Wir werden sehen, was die Zukunft bringt, Sarah.“
„’Kay.“ murmelte sie und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie dieser Mann wohl als Liebhaber sein würde.
Harm schloss die Augen und streichelte sie sanft. Ihm gingen ähnliche Gedanken durch den Kopf. Dass sie jetzt auf seinem Bauch lag, machte die Sache nicht gerade einfacher. Immerhin konnten seine diesbezüglichen Träume jetzt wahr werden.
<Jack, ich habe dir zu danken.> grinste er. Sein Freund hatte ihn dort gepackt, wo es ihn am empfindlichsten traf: Bei seiner Ehre. Seiner Ehre als Offizier und vor allem seiner Ehre als Mann.
Mac und er würden zwar einiges zu bereden haben, aber die größte Hürde war genommen: Sie war sein.
Er fokussierte sich wieder auf sie. Und schmunzelte, als er ihren tiefen und gleichmäßigen Atem hörte. <Eingeschlafen...> Trotzdem fuhr er fort, sie zu streicheln.
#
Eine knappe Stunde später erwachte Mac wieder. Sie blinzelte verwirrt. Auf ihrem Po spürte sie eine große, warme Hand; unter sich einen massigen Körper, der ebenfalls Wärme ausstrahlte, und zudem umgab sie der Duft von Harms Aftershave.
<Harm?>
Sie öffnete ein Auge und hatte seinen Hals im Blickfeld. Nun drang auch ein leises Schnarchen an ihr Ohr. Behutsam hob sie den Kopf und betrachtete ihn.
Er schlief anscheinend tief und fest. Seine Gesichtszüge waren entspannt; er sah glücklich aus.
Plötzlich kam Bewegung in ihn.
Harm hatte einen wunderbaren Traum gehabt: Mac liebte ihn. Sie hatten sich geküsst – RICHTIG geküsst – und waren nun ein Paar. Sogar ihren Duft hatte er noch in der Nase.
Ein leises „Hey.“ drang an seine Ohren. <Hä? Träume spielen sich im Kopf ab, aber reden tun sie nicht mit dir.>
„Gut geschlafen?“
<Sie reden doch mit dir, Rabb.> Erneut streckte er sich. Etwas war anders als sonst. Er konnte sich nicht richtig bewegen.
„Harm?“
Nun öffnete er die Augen und blickte geradewegs in Macs Schokoladenaugen.
„Alles okay?“
„Wie?“ Er hob den Kopf und fand die Ursache für seine Bewegungsunfähigkeit: Mac lag der Länge nach auf ihm. Und dann fiel ihm alles wieder ein. Er liebte sie, sie liebte ihn. Sie waren ein Paar. Auch die Küsse waren äußerst real gewesen. <Ich habe NICHT geträumt...>
Er grinste breit. „Jupp, mehr als okay.“
„Du schienst ein bisschen... na ja... verwirrt zu sein.“
„Um ehrlich zu sein war ich das auch. Ich hab gedacht, ich träume.“
„Nein, es ist kein Traum. Ich liebe dich, Harmon Rabb Jr.“ grinste sie und küsste ihn.
Er holte tief Luft, als sie sich wieder von ihm löste. „Das ist DOCH was Traumhaftes... deine Küsse. Du schmeckst so süß, Sarah MacKenzie.“ Er küsste ihre Nase. „Ich liebe dich auch.“
Sie stemmte sich hoch.
„Hey, wo willst du hin?“ Seine Hände packten ihre Taille.
„Ins Bad.“ grinste sie. „Kakao wegbringen.“
„Ah... okay.“ Er ließ sie los. „Aber komm ja wieder.“
„Kindskopf!“ lachte sie. „Als ob ich aus meiner eigenen Wohnung verschwinden würde.“ Kichernd verschwand sie im Bad.
Harm verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Plötzlich ertönte wieder leise Weihnachtsmusik.
Dann stand Mac auch schon vor der Couch. „Rück mal ein Stück.“
„Leg dich doch wieder so hin wie eben. Ich fand das sehr schön.“ grinste er. „Du nicht?“
„Doch.“
„Aber?“
„Bin ich nicht zu schwer?“
„Maaac...“ Er klopfte auf seinen Bauch. „Leg dich hin.“
Sie musterte ihn von oben bis unten. „Na gut.“ Vorsichtig streckte sie sich wieder der Länge nach auf ihm aus.
Er verschränkte die Arme auf ihrem Po und drückte sie sanft gegen sich. „Meins?“ fragte er leise.
„Jupp, deins.“ kicherte sie und küsste sein Kinn.
Der Ex-Pilot drückte fester zu. „Meins!“ Ein jungenhaftes und zugleich sehr selbstsicheres Grinsen überzog sein Gesicht. „MEINS!“ wiederholte er lauter.
„Ist ja gut, Flyboy. Ich bin DEINS.“ lachte sie. „Du hast mich jetzt an der Backe.“
Er schmunzelte. „Ich würde eher sagen „auf dem Bauch“.“
Immer noch lachend schüttelte sie den Kopf über seine Albernheiten und schmiegte sich dann an ihn. „Hach...“ seufzte sie leise.
„Was ist?“
„Happy.“ Sie küsste seinen Hals. „Reicht dir das?“
„Aha.“ machte er. „Ich bin auch glücklich, Sarah. Sehr sogar.“
Sie schwieg eine Weile. Dann hob sie den Kopf. „Meinst du, wir bekommen jetzt Ärger?“
„Ärger? Warum?“
„Fraternisierung, Harm. Sagt dir das was?“
„Natürlich.“ Er sah die Besorgnis in ihren Augen. „Es wird schon alles gut werden.“
„Sei dir da mal nicht so sicher.“
„Mac, Montag sagen wir dem Admiral Bescheid. Ich...“
„Geht nicht, Chegwidden hat Urlaub.“
Harm rollte mit den Augen. „Aus dem er ja irgendwann zurückkommen wird. Dann geben wir ihm eben dann Bescheid. Ich bin sicher, er wird eine Lösung finden.“
„Ja, ich werde zu den Pinguinen versetzt, und du darfst Eisbären zählen.“
„Sarah, hab ein bisschen Vertrauen in ihn. Er wird ungern auf einen von uns verzichten wollen. Wir sind seine besten Anwälte, schon vergessen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Abgesehen davon: Wir sind gleichrangig. Eine Beziehung ist uns NICHT verboten, nur nicht gern gesehen.“
„Hast du dich schlau gemacht?“
„Nicht wirklich; vor ein paar Wochen hatte ich einen ähnlichen Fall, da MUSSTE ich mich schlau machen.“
„Wir sind aber kein „Fall“.“
„Das habe ich auch nicht behauptet.“
„Sorry. Ich hoffe nur, dass Chegwidden auch so zuversichtlich ist.“
„Ich bin es jedenfalls.“
Sein Vertrauen in ihren CO und dessen Fähigkeiten beruhigte sie. Rasch küsste sie sein Kinn. „Okay.“
Er drückte sie an sich und streichelte wieder ihren Po.
„Müssen wir uns bis dahin eigentlich benehmen?“ Ihre Augen glitzerten.
„Mac?“ Argwöhnisch sah er sie an. „Wrrrmpf...“ war alles, was er dann noch hervorbringen konnte.
Sie hatte sich ein Stück hoch geschoben und küsste ihn nun richtig. Ihre Lippen saugten sich an seinen fest.
Dann spürte er auch schon ihre Zunge, die sich gar nicht schüchtern zwischen seine Lippen bohrte. Er konnte gar nichts anderes tun als die Kiefer öffnen.
Sofort wickelte sie ihre Zunge um seine.
<Guter Gott!> dachte er. Sein Verstand schaltete sich ab. Zu allem „Übel“ vergrub sie ihre Hände in seinen Haaren und rieb sich leicht an ihm.
Er konnte nicht verhindern, dass sein Körper auf diese „Attacke“ reagierte. Sein Blutdruck stieg, die Atmung wurde schneller. Zudem spürte er, wie sich sein Blut in „gewissen“ Regionen seines Körpers zu sammeln begann. <Shit!>
Mac spürte es auch. Grinsend hob sie den Kopf. „Fröhliche Weihnachten, Harm.“
„Wie?“
„Ich sagte „Fröhliche Weihnachten, Harm“. Seit 2 Minuten und 32 Sekunden ist Weihnachten.“
„Oh... äh... Fröhliche Weihnachten auch dir, Sarah.“ Er grinste verlegen. Dann jedoch riss er die Augen auf. „So spät ist es schon?“
„Wie man’s nimmt. Es ist der 25. Dezember, 0 Uhr, vier Minuten und 11 Sekunden. Also sehr früh am 25.“
„Aber spät in der Nacht.“ Er seufzte. „Mac, ich sollte wohl besser nach Hause fahren.“
Ein leichter Schleier überzog ihre Augen. „Wenn du meinst.“
<Nicht wirklich.> „Ich glaube, es ist besser so.“
„Vermutlich hast du Recht.“
„Aber?“
„Nichts „aber“.“
„Maaac...“
„Ich fände es schön... hm... also ich... ich würde mich freuen, wenn... ähm... wenn du bleiben würdest.“ Ein sanftes Pink überzog ihre Wangen. „Es muss ja nichts passieren.“ Das Pink wurde kräftiger. Sie traute sich selbst nicht ganz über den Weg.
Auch er wollte nicht wirklich heim. „Ich weiß nicht...“
„Bist du nicht müde?“ Sie musterte ihn genau. „Du siehst jedenfalls abgespannt aus.“
„Doch... schon...“ erwiderte er leise. „Ganz frisch fühle ich mich nicht mehr.“
„Na bitte, dann ist ja alles klar: Du bleibst hier, Seemann. In diesem Zustand lasse ich dich nicht weg.“
„Den Weg nach Hause schaffe ich schon noch.“
„Papperlapapp. Ich will nicht mitten in der Nacht einen Anruf erhalten, dass man dich in irgendeinem Krankenhaus wiederfindet. Oder dass womöglich noch Schlimmeres passiert ist.“
„Maaac...“
„Hast du etwa Angst vor mir?“ grinste sie frech.
„Nein.“ Er lachte. „Ich habe doch vor einigen Tagen schon hier übernachtet und lebe immer noch.“
„Siehst du, es ist gar nicht so schlimm.“
Harm seufzte. „Na gut, ich bleibe. Aber ich nehme die Couch!“
„Blödsinn. Die ist viel zu kurz für dich.“
„Ich habe neulich auch eine Nacht auf der Couch verbracht, schon vergessen?“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Wie ging’s deinem Rücken am anderen Morgen?“
„Gut. Ich bin doch direkt nach dem Aufstehen joggen gegangen. Das hat vermutlich alle Verspannungen gelöst.“
„Am Weihnachtsmorgen wird aber nicht gejoggt, Mister. Und ich will nicht, dass dich dein Rücken piesackt. Wenn du die Couch nicht willst, nehme ich sie und du mein Bett.“
„Oh nein, Sarah MacKenzie. Ich nehme mir ein Taxi.“
„Ich hab ’ne bessere Idee.“ Sie grinste triumphierend. „Wir nehmen beide mein Bett. Platz ist genug da.“
„Saraaah...“
„Anscheinend hast du DOCH Angst vor mir, Flyboy.“
„Hab ich nicht!“ erwiderte er trotzig.
„Höre ich da ein „aber“?“
„Vielleicht.“ Er grinste. „Ich weiß nämlich nicht, ob ich mich benehmen kann, wenn du in Reichweite neben mir liegst.“ Sein Widerstand schwand. Zu angenehm war die Erinnerung an die Nacht vom letzten Samstag auf den Sonntag. Es war nichts passiert, aber er hatte wunderbar geschlafen.
„Letztes Wochenende hat es doch auch geklappt.“
„Ja, aber da waren die Voraussetzungen noch ein klein wenig anders.“
„Okay, da hast du Recht. Aber wir schaffen es schon.“ meinte sie zuversichtlich, obwohl auch sie Zweifel hatte. „Wir sind doch erwachsene Menschen.“
Harm lachte rau. „Glaub mir, MacKenzie, das, was ich andernfalls mit dir machen würde, ist auch wirklich nur was für Erwachsene.“ Er grinste süffisant. „Du weißt, dass ich dich will. Betrachte dich also als vorgewarnt.“
„Schon verstanden, Seemann. Und solltest du zu aufdringlich werden, warne besser ICH dich vor.“ Sie grinste breit. „Du weißt, ich bin...“
„... ein Marine.“ lachte er. „Vielleicht sollte ich mir doch ein Taxi rufen.“
„Untersteh dich!“ schnaubte sie. „Dann hast du morgen noch mal die Tour, weil dein Wagen hier steht.“
„Du könntest mich ja auch zum Frühstück abholen, und wir fahren danach zu dir.“
„Und noch einfacher ist es, du bleibst hier.“
Er küsste ihre Nasenspitze. „Liegt dir so viel daran?“
„Na ja...“ Plötzlich sehr schüchtern sah sie ihn an. „Ich fände es jedenfalls schön...“
„Okay, dann bleibe ich.“
Mac strahlte. „Wirklich?“
„Wirklich.“ grinste er. „Allerdings darf es dich nicht stören, dass ich keinen Schlafanzug dabei habe wie neulich.“
„Nope, das stört mich nicht.“ Ihre Gedanken machten sich allerdings selbstständig. Sie erinnerte sich an die Nacht, wo sie seinen „Bodyguard“ gespielt hatte, und er mitten in der Nacht nur mit Boxershorts bekleidet vor ihr aufgetaucht war.
„Ich muss dir allerdings gestehen, dass ich eine Sporttasche mit Waschzeug und Wechselwäsche im Auto habe. Nur an den Schlafanzug hab ich nicht gedacht.“
Sie richtete sich auf und grinste. „Allzeit bereit wie ein Marine?“
„Na ja...“
„Ich dachte, du wolltest nichts überstürzen.“
„Das will ich auch immer noch nicht.“ grinste er. „Aber das Wetter hätte ja plötzlich schlechter werden können, so dass ich nicht mehr nach Hause gekommen wäre.“
Sie küsste sein Kinn. „Andere Sachen sind dafür viel besser geworden.“
„Z. B. die, dass wir jetzt ein Paar sind.“
„Aha.“
„Dass wir uns lieben.“
„Aha.“
„Dass wir... hmpf.“ Seine Lippen wurden von Macs weichen Lippen verschlossen, die sich an ihm festsaugten.
„Du hast... puh... hast keinen Schlafanzug dabei?“ keuchte sie, als sie sich wieder von ihm löste.
Den hatte er in der Tat vergessen. „Nein.“
„Guuut.“
„Wie bitte?“
Sie wurde rot. „Ich finde es schön, wenn du in T-Shirt und Slip schläfst.“
„Warum?“
„Einfach so. Du bist dann so schön warm.“
„Oookay...“ meinte er gedehnt. „Dann tu du mir den Gefallen und lass das Nachthemd weg.“
„WIE BITTE?“
„So meinte ich das nicht.“ Er fing an zu lachen. „Du kannst alles anziehen, was du willst, Sarah. Nur solltest du weder dieses weiße Nachthemd anziehen, das du damals in Russland an hattest, noch ganz nackt schlafen.“
„Was hast du gegen das Nachthemd?“
„Zu sexy.“ platzte es aus ihm heraus. „Also ich... hm... ich will damit nicht sagen, dass es dir nicht steht. Es ist nur...“ Er seufzte schwer und sah sie an. „Was meinst du, wie schwer es mir damals gefallen ist, mich zu beherrschen? Der Stoff hat nicht sehr viel von dir verborgen.“ Seine Hände glitten über ihren Körper.
„Oh.“ machte sie.
„Willst du immer noch, dass ich bleibe?“
„Ja.“ erwiderte sie schlicht. Dann grinste sie breit. „Ich werde sowieso meinen Pyjama anziehen.“ Sie rutschte von ihm und begann, die Kerzen auszublasen. „Den, den ich am Wochenende auch anhatte. Dagegen kannst du aber nichts haben.“
„Hab ich auch nicht.“ Der Ex-Pilot erhob sich ebenfalls und half ihr. Rasch war dann auch der Rest der Wohnung „nachtfertig“ gemacht.
„Komm mit.“ Sie packte seine Hand und wollte ihn mit sich ins Schlafzimmer ziehen.
Er jedoch wandte sich zur Tür, wo seine Schuhe standen. „Was dagegen, wenn ich schnell meine Tasche hole?“
„Nein, mach nur.“
Harm zog seine Schuhe an und öffnete die Tür. „Bin gleich wieder da.“ In weniger als fünf Minuten hatte er dann seine Tasche aus dem Auto geholt und war wieder in ihrer Wohnung, wo er seinen Kulturbeutel aus der Tasche holte und diese dann neben die Tür stellte.
„Wow, das ging aber schnell.“
Er grinste. „Ich kann mich auch beeilen, wenn nötig ist.“
„Und jetzt ist es nötig?“ kicherte sie.
„Na ja...“
Sie griff erneut nach seiner Hand und zog ihn mit sich ins Schlafzimmer.
Während sie das Bett aufschlug, stand er abwartend daneben und sah ihr zu. Sie agierte, als wäre es das Natürlichste auf der Welt, dass sie gemeinsam die Nacht im GLEICHEN Bett verbringen würden. Oft genug hatte er davon geträumt. Aber jetzt, wo sein Traum Wirklichkeit wurde, war er verunsichert. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es falsch war... dass es zu früh war. Würde er sich beherrschen können, wenn ihr warmer Körper verlockend nah neben ihm lag? Oder wenn sie sich gar eng an ihn schmiegen würde wie sie es Samstagnacht im Schlaf getan hatte?
Harm traute sich selbst nicht, ein äußerst seltsames Gefühl. <Aber Samstag hat es doch auch geklappt.> Dass die Voraussetzungen da noch völlig anders waren, ignorierte er geflissentlich.
„Fühl dich ganz wie zu Hause, Seemann.“ holte ihre Stimme ihn aus seinen Gedanken.
„Was?“ Er sah sie an. „Oh... ähm... ja klar.“
Lächelnd verschwand sie im Bad, den Schlafanzug in der Hand.
Langsam ging Harm zu einer Seite – „seiner“ Seite – des Bettes und setzte sich. Dann zog er seinen Pullover aus sowie Jeans und Socken. Sein T-Shirt behielt er vorsichtshalber an, obwohl ihre Wohnung gut geheizt war.
Wenige Minuten später kam Mac zurück. „Bad ist frei.“ Sie legte sich hin.
„Danke.“ murmelte er und sah auf sie hinab. Dann verschwand auch er im Bad. Nachdem er fertig war, löschte er das Licht und ging zurück.
„Na los, komm schon.“ Grinsend hob sie die Bettdecke.
Er schlüpfte unter die Decke. „Gute Nacht, Sarah.“ flüsterte er.
Sie drehte sich zu ihm. „Bekomme ich etwa keinen Gute-Nacht-Kuss?“
„Doch, natürlich.“ lachte er und drehte den Kopf zu ihr.
Sie schmiegte sich an ihn und küsste ihn. „Gute Nacht, Harm.“ Dann legte sie den Kopf auf seine Schulter. „Schlaf gut.“
Er küsste sie zurück. „Du auch.“ Dann legte er einen Arm um sie und drückte sie an sich.
Mac seufzte leise. Sie fühlte sich geborgen wie lange nicht mehr.
„Alles okay?“ wisperte er.
„Alles bestens, Seemann. Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch, Sarah MacKenzie.“
Nach einer Weile fragte sie leise. „Harm?“
„Mhm?“ Er begann bereits, langsam wegzudösen.
„Was musst du denn nun machen als Verlierer der Wette?“
„Maaac... können wir das morgen besprechen?“
Sie hob den Kopf. „Ist es so schlimm?“
„Nein, nicht wirklich...“ Er seufzte. „Aber ich bin müde.“
„Na gut.“ Sie küsste sein Kinn und lachte leise. „Morgen kannst du mir aber nicht mehr ausweichen.“
„Ja, ja.“ brummte er.
„Gute Nacht.“
„Nacht.“
Es sollten für längere Zeit die letzten gesprochenen Worte sein. Wenig später erfüllten gleichmäßige Atemzüge synchron Macs Schlafzimmer.
E N D E (der Weihnachts-FF 2012)
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