Gremlins, Trolle, Montagsmonster
AUTOR: Evi
RATING: PG (ja, ich kann auch das noch... – siehe dazu aber auch die AN)
DISCLAIMER: Alle JAG-Charaktere sowie die Serie „JAG“ selbst gehören Donald P. Bellisario, CBS und PARAMOUNT.
Summary: Seltsame Dinge geschehen im JAG-Hauptquartier – und drumherum... Zudem verhält sich kaum einer der Protagonisten so, wie wir ihn kennen.
AN: Nach der „Finis Terrae“ (schon eine Weile her ) hier nun ein weiteres Schnipselchen aus dem Leben unserer Freunde (wobei es von der Größe her eher ein SCHNIPSEL ist ).
An einigen Stellen ist die FF nicht unbedingt was für „zarte Seelen“ (auf Deutsch: es wird ein wenig unappetitlich ). Zudem kommen bei dem einen oder anderen Beteiligten hin und wieder „unzüchtige Gedanken“ auf.
Generell soll aber das „Heiter-Verrückte“ im Vordergrund stehen, deshalb könnte sie auch folgenden Titel tragen: „Montags-Wahnsinn im HQ“
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Montagmorgen, 07:49 Uhr Ortszeit
JAG-Hauptquartier, Falls Church, Virginia
Polternd kam die rote Corvette von Commander Harmon Rabb Junior zum Stehen – wenige Meter VOR seinem gewohnten Parkplatz.
„Mist verdammter!“ fluchte der dunkelhaarige Mann und schlug mit der Hand aufs Lenkrad. „AUTSCH!“ rief er prompt und sprang aus dem Auto. Er umrundete den Wagen und stellte fest, dass er am rechten Hinterreifen einen Platten hatte. „Na toll!“ Stöhnend ging er in die Hocke, um den Schaden näher zu betrachten. „Scheiße!“
„Morgen, Commander. Haben Sie ein Problem?“
Harm sah nicht auf. In seiner Empörung erkannte er noch nicht mal die Stimme seines COs. „Sieht man das nicht?“ knurrte er missmutig.
„Doch.“ AJ Chegwidden trat zu dem jüngeren Mann und hockte sich neben ihn. „Der sieht platt aus, Harm.“
Jetzt erst registrierte Harm, wer da neben ihm hockte. <Shit!> Er richtete sich wieder zu voller Größe auf und grüßte stramm. „Ah... Verzeihung, Admiral, ich wollte keinesfalls...“
Auch Chegwidden erhob sich wieder. „Schon gut, mein Sohn. So etwas kann einen Mann schon mal aus der Fassung bringen.“ Gutmütig sah der Ex-SEAL seinen Untergebenen an. „Vor allem, wenn es bei so einem Prachtstück passiert.“ Er war in Bezug auf dieses Auto immer ein wenig neidisch auf Harm gewesen. Welcher Mann nennt nicht gerne so ein Schätzchen sein eigen?
„Ja, Sir.“ Argwöhnisch beäugte Harm seinen Chef. <Er ist ausgesprochen gut gelaunt für einen Montagmorgen. Hat er was im Kaffee gehabt?>
„Liegt viel an bei Ihnen?“
„Sir?“
„Haben Sie heute viel zu tun, Commander?“ Die Mundwinkel des älteren Mannes zogen sich amüsiert nach oben.
„Nur das Übliche.“ „Das Übliche“ waren einige Berichte und Protokolle, die er zu schreiben bzw. zu korrigieren hatte. Vor Gericht musste er erst am Mittwoch wieder erscheinen.
„Dann nehmen Sie sich den Vormittag frei und fahren mit Ihrem „Baby“ in die Werkstatt.“ Nun grinste Chegwidden breit.
Harm glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. „Äh... wie bitte?“
„Sie sollen mit Ihrem Wagen in die Werkstatt fahren und den Schaden reparieren lassen, Commander. Ich kann es mir aber auch noch anders überlegen. Es findet sich bestimmt eine interessante Tätigkeit im administrativen Bereich.“
<Bloß nicht!> „Nein, Sir... ich meine... ja, Sir.“ Der Ex-Pilot wurde rot. „Danke, Sir.“ Nun zückte er sein Handy, um einen Abschleppdienst zu rufen.
Chegwidden wartete geduldig, bis der jüngere Mann das Telefonat beendet hatte. „Klappt es?“
„Sie wollen versuchen, es heute Vormittag noch zu erledigen. Der Abschleppwagen kommt aber gleich.“
„Gut, gut, Commander. Sollte es länger dauern, rufen Sie mich einfach an.“ Federnden Schrittes machte sich Chegwidden auf den Weg ins HQ.
„Ja, Sir.“ Harm sah der großen Gestalt seines Bosses hinterher. <Was war denn das?>
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Ein lautes „SHIT! SHIT! SHIT!“ war dann das erste, was der Ex-SEAL auf dem Weg zu seinem Büro vernahm. Er ging der Quelle des Geschreis nach und fand einen normalerweise äußerst hübschen Lieutenant Colonel der Marines vor, der gegenwärtig allerdings außerordentlich wütend dreinschaute und dem die Dampfwölkchen aus den Ohren zu kommen schienen.
„Du scheiß Ding!“ fluchte Sarah MacKenzie und trat mit dem Fuß gegen den Kopierer.
„Colonel, lassen Sie doch das arme Ding in Ruhe.“
Sie wirbelte herum. „Sir!?“
„Haben Sie jemand anderen erwartet? Ich bin immer noch der Chef von diesem Laden hier.“ Der Admiral schmunzelte breit.
„Nein, Sir... ich meine... natürlich, Admiral.“
„Ja oder nein?“
„Wie bitte?“
„Bin ich noch der Chef oder nicht?“ Chegwiddens Augen blitzten erheitert.
Sie runzelte die Stirn. <Was ist denn mit dem los?> „Natürlich sind Sie das.“
„Gut, dass Sie das noch wissen.“
Mac glaubte, ein leises Glucksen zu hören.
„Dann haben Sie auch niemand anderen erwartet?“ Fragend sah er sie an.
„Natürlich nicht, Sir.“
„Sehr gut.“ Der Ex-SEAL betrachtete den von Mac malträtierten Apparat. „Was hat er Ihnen denn nun getan, dass Sie so böse mit ihm sind?“
Sie wedelte mit einer Hand über ihre schwarz gesprenkelte Vorderseite. „Wie auch immer er das geschafft hat, er hat Toner über meine Uniform verteilt.“
„Sie haben doch bestimmt eine Ersatzuniform hier.“
„Leider nicht, die musste letzte Woche in die Reinigung. Die andere ist zu Hause.“
Bedächtig schüttelte er den Kopf. „Für einen „allzeit-bereit-Marine“ ist das aber gar nicht gut.“
„Ich weiß, Sir.“ Mac wusste nicht, worüber sie mehr erstaunt sein sollte: Über das merkwürdige Gebaren ihres COs oder über ihre fehlende Ersatzuniform.
„Tja, entweder laufen Sie den Tag über als „Marine in Flecktarn“ herum oder...“ Nun entwich ihm ein deutlich hörbares Kichern. „... oder aber Sie fahren nach Hause und ziehen sich um.“
Allmählich bekam sie Zweifel an der geistigen Gesundheit ihres COs. <Ist er noch okay?> „Wenn Sie so lange auf mich verzichten können, würde ich Letzteres vorziehen, Sir.“
„Soweit ich weiß, haben Sie heute keine Verhandlung, Mac. Also sehe ich kein Problem darin, Sie für eine gewisse Zeit zu entbehren.“
„Commander Rabb ist ja auch noch da.“
„Ist er nicht.“ grinste Chegwidden breit. „Seine Corvette hat einen Platten, da hab ich ihn in die Werkstatt geschickt. Momentan wartet er auf den Abschleppwagen.“
„Oh.“
„So ein schönes Auto...“ Der alte Haudegen seufzte. „Machen Sie, dass Sie nach Hause und in eine passende Uniform kommen, Colonel.“
Sie grüßte äußerst korrekt. „Ja, Sir. Verstanden, Sir.“ Dann eilte sie in ihr Büro, um ihre Tasche und ihr Schiffchen zu holen.
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Chegwidden ging weiter zu seinem eigenen Büro. „Lieutenant Roberts!“ rief er dabei laut.
„Ja, Sir?“ Bud tauchte vor ihm auf.
Chegwidden blieb stehen. „Haben Sie heute Morgen auch schon etwas Ungewöhnliches erlebt, oder ist bei Ihnen noch alles normal?“
Bud riss die Augen auf. „SIR?“
„Nun, Commander Rabb hat einen Platten, und Colonel MacKenzie geht in Flecktarn, weil der Kopierer Toner über ihre Uniform gepustet hat. Da ist meine Frage doch wohl berechtigt.“ Prüfend sah er den jüngeren Mann an. „Oder etwa nicht?“
„Doch, Sir, natürlich, Sir.“ Genauso irritiert wie Harm und Mac über Chegwiddens Gebaren schluckte Bud. „Bis jetzt ist mir noch nichts Außergewöhnliches passiert.“
„BUD!!!“ ertönte genau in diesem Moment ein spitzer Schrei, der eindeutig Harriet zugeordnet werden konnte.
Beide Männer sahen sich um: Keine Harriet zu sehen.
„Sieht so aus, als hätte das Montagsmonster gerade bei Ihrer Frau zugeschlagen, Lieutenant.“
<Montagsmonster???> „Ja, Sir. Wenn Sie erlauben, dann...“
„Sehen Sie lieber nach, was da passiert ist.“
Bud stand stramm. „Jawohl, Admiral.“
„BUUUD!!!“
„Na los, machen Sie schon!“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, eilte Bud auf die Schallquelle zu.
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Er fand Harriet in der Bibliothek – mit beiden Händen am obersten Regalbrett hängend, die Leiter auf dem Boden unter ihr liegend. Einen Fuß hatte sie zum Abstützen auf ein tieferes Regalbrett gestellt.
„Harriet!!!“
„Na endlich!“ rief sie erleichtert. „Wie lange soll ich denn noch hier hängen?“
Bud kniff die Lippen zusammen. Es sah doch zu komisch aus, wie sie da hing. „Warte, ich helfe dir.“ Er stellte die Leiter wieder auf und reichte seiner Frau die Hand. „Vorsichtig, Schatz.“
„Puh.“ machte sie, als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. „Das war knapp.“
„Was hast du eigentlich da oben gemacht?“
„Nach einem Buch gesucht. Dabei fiel dann die Leiter um. Hast du mein erstes Rufen nicht gehört?“
„Doch, aber da war mir gerade der Admiral über den Weg gelaufen.“
„Ups.“
„Irgendwie ist er heute schräg drauf.“
„Inwiefern?“
„Na ja, er... HMPF!“ Bud konnte den angefangenen Satz vorerst nicht zu Ende bringen, da seine Frau beschlossen hatte, ihn zum Dank zu küssen. Und so wie sich dieser Kuss anfühlte bzw. zu entwickeln schien, war es kein Begrüßungskuss.
„Ha... Harriet... du... du...“ keuchte er, als sie sich wieder von ihm löste. „Du spinnst!“
Sie grinste süffisant. „Ich muss meinem Lebensretter doch danken.“
„Lieutenant Sims, hätten Sie auch MIR so gedankt, wenn ICH Ihr Lebensretter gewesen wäre?“
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Die beiden Junior-Offiziere fuhren erschrocken auseinander. Ihre hochroten Köpfe hoben sich hervorragend von den weißen Uniformen ab. „ADMIRAL!!!“
<Interessanter Kontrast.> dachte Chegwidden erheitert. „Stehen Sie bequem, alle beide. Und gesehen habe ich auch nichts.“ Er blickte die blonde Frau an. „Allerdings nur dann, wenn ich eine Antwort von Ihnen bekomme, Lieutenant Sims.“
„Uhm... na ja, Sir... ich...“ Fieberhaft suchte sie nach einer Antwort. Dann grinste sie plötzlich breit. „Vielleicht...“
Bud riss die Augen auf. „HARRIET!“
„Allerdings... bei allem nötigen Respekt, Sir: Ihr Kuss wäre ein paar Nummern kleiner ausgefallen.“ Die blonde Frau grinste ihren Vorgesetzten ungewohnt keck an.
Ein erleichtertes „PUH!“ entwich Bud, bevor sein Kiefer herunterklappte. „Harriet!“ Im Geiste sah er sich schon auf einen Kohlenfrachter versetzt, auch wenn es die nicht mehr gab.
„Gute Antwort, Lieutenant.“ grinste der Ex-SEAL jedoch und zwinkerte ihr zu. „Weitermachen.“ Er verschwand um die Ecke des Regals – nur um drei Sekunden später wieder aufzutauchen. „Ihre Intimitäten verlegen Sie trotzdem besser in Ihr heimisches Zuhause.“
„Ja, Sir! Natürlich, Sir!“ Für geschlagene 20 Sekunden standen beide stramm.
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Auf dem Parkplatz war inzwischen der Abschleppwagen für Harms Corvette eingetroffen. „So, Commander, was hat denn Ihr „Baby“?“
<Warum eigentlich nennen alle mein Auto „Baby“?> Harm runzelte die Stirn. „Einen Platten.“ meinte er und deutete auf das Hinterrad.
Der bullig gebaute Mechaniker besah sich den Schaden. „Der ist allerdings ziemlich platt.“ nickte er.
<Sehr witzig.> Harm schnaubte kaum hörbar. <So weit bin ich auch schon.> „Kriegen Sie das heute noch hin?“
„Zuerst einmal kommt sie mit in die Werkstatt. Das sind Spezialreifen, da müssen wir nachsehen, ob die vorrätig sind.“
Der Ex-Pilot verdrehte die Augen. „Na toll.“
„Sie sollten sich vielleicht ein Paar Ersatzreifen anschaffen. Dann könnten Sie das selbst erledigen.“ Der Mechaniker musterte Harm von oben bis unten. Dessen weiße Uniform ließ ihn skeptisch dreinschauen. „Reifenwechseln können Sie doch, oder?“
„Ich habe dieses Auto selbst restauriert, Mister.“ zischte Harm, mühsam beherrscht.
„’Tschuldigung, Sir, ich dachte nur...“
„Hey, Harm, was hat dein „Baby“?“ Macs neugierige Frage rettete den Mann womöglich vor einem Wutausbruch des dunkelhaarigen Offiziers.
Wie so oft war Macs Erscheinen Balsam für Harms Seele. Dass auch sie seine Corvette als „Baby“ bezeichnet hatte, störte ihn plötzlich überhaupt nicht mehr.
„Es ist platt.“ grinste er sie an. Und sah noch einmal genauer hin; dieses Mal allerdings scannten seine Augen sie äußerst gründlich von oben bis unten. „Was ist denn mit dir passiert?“ Viel interessanter als die schwarzen Punkte auf ihrer Uniform fand er jedoch die weibliche Figur darunter.
„Der Kopierer.“
„Der Kopierer?“ echote er.
„Ja, dieses Scheiß-Ding meinte, es müsste mich voll Toner pusten.“ knurrte sie erbost.
Von unten ertönte ein leises amüsiertes Schnauben.
Beide Offiziere starrten den Mann giftig an – aus dem (fast) gleichen Grund: Mac fand es gar nicht witzig, dass man sich über sie lustig zu machen schien. Und Harm... nun ja, der fand es überhaupt nicht lustig, dass jemand „seine“ Mac auslachte.
„Verzeihung, Ma’am.“ Der Mechaniker sah sie betreten an. Der warnende Blick Harms entging ihm keineswegs. Er richtete sich auf. „Ich mach sie dann mal für den Transport fertig.“
„Okay.“ nickte Harm und wandte sich wieder Mac zu.
„Ich muss auch los, Seemann.“ Sie öffnete ihre eigene Corvette und warf Handtasche und Schiffchen auf den Rücksitz.
„Wo willst du hin?“
„Nach Hause, mich umziehen. SO kann ich hier nicht rumlaufen.“
Harm hatte den Mitarbeiter der Werkstatt völlig vergessen. „Was ist mit deiner Ersatzuniform?“
„In der Reinigung.“
„Oh.“ Eine Rabb’sche Augenbraue sauste hoch. „Ahm... kannst du mich vielleicht bis zur Werkstatt mitnehmen?“ Insgeheim hoffte Harm jedoch, noch weiter mitgenommen zu werden. Den Reifen wechseln konnten die dort schließlich alleine.
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Admiral Chegwidden betrat nun endlich sein Büro. Laut pfiff er die Navy-Hymne vor sich hin und rieb sich die Hände, nachdem er Platz genommen und sich die Brille auf die Nase gesetzt hatte. „So, Albert, dann wollen wir mal loslegen.“ Er schlug die erste Akte auf und begann zu lesen.
Keine Minute später rumpelte es laut in seinem Kamin.
Irritiert hob er den Kopf und sah nichts als kleine Staub- und Aschewölkchen. „Hallo?“
Kein Mucks.
„Mhm.“ machte der Ex-SEAL kopfschüttelnd und las weiter. Während er dann in der dritten Akte las, meinte er, etwas durch den Raum huschen zu sehen. Jetzt erhob er sich und ging zum Kamin. Bis auf den zusätzlichen Staub sah dieser jedoch aus wie immer.
Er kehrte zurück zum Schreibtisch und setzte sich wieder. „Tse.“
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„Wo bringen die denn die Corvette hin?“ Mac sah „ihren“ Flieger neugierig an. „In deine übliche Werkstatt?“
Ein klassisches Rabb-Grinsen traf sie. „Jupp.“
Sie kannte den Laden, schließlich hatte sie Harm schon häufiger dort hingebracht bzw. abgeholt. Es lag nicht direkt auf dem Weg zu ihrer Wohnung, aber eine Aufmunterung durch seine Gegenwart konnte sie jetzt gut gebrauchen. „Okay, steig ein.“
Der Ex-Pilot ließ sich nicht zweimal bitten und fiel in den Beifahrersitz. „Danke.“
„Es ist mir ein Vergnügen, Commander.“ grinste sie und fuhr hinter dem Abschleppwagen her.
Harm hatte plötzlich eine ganz bestimmte Vorstellung von „Vergnügen“. Ein tiefes „aha“ rumpelte aus seiner Brust.
„Alles okay?“
Er sah sie an. „Warum nicht?“
„Ich weiß nicht, du hast so komisch gestöhnt.“ Kaum hatten die Worte ihren Mund verlassen, wurde ihr klar, was sie da gesagt hatte. <Harm und „komisch stöhnen“... Gott, was gäbe ich darum, DAS einmal zu hören!>
<Weib, ich würde dir gerne mal zeigen, wann ich „komisch stöhne“.> dachte er im gleichen Augenblick. Laut antwortete er aber nur: „Sorry, war nicht meine Absicht.“
Ein Teufelchen ritt sie. <Der Tag hat schon äußerst „komisch“ begonnen; es kann ruhig so weitergehen.> „Das „Stöhnen“ oder das „komische Stöhnen“?“ grinste sie mit hochgezogenen Mundwinkeln.
<Na warte!> „Momentan beides, aber ich bin gerne bereit, dir das mit dem „Stöhnen“ bzw. „komischen Stöhnen“ näher zu erläutern.“ <Du bist dran, Marine.>
„Sieh jetzt erst mal zu, dass dein „Baby“ repariert wird.“ lachte sie, als sie auf den Hof der Werkstatt fuhren.
Er öffnete die Tür. „Wartest du auf mich?“
„Harm, ich muss...“
„Es dauert bestimmt nicht lang.“ Harm setzte seinen besten Dackelblick auf – etwas, dem sie noch nie richtig hatte widerstehen können. „Bitte...“
Sie seufzte. „Na gut.“
Er eilte ins Büro der Werkstatt. Es dauerte nicht lange, bis er wieder herauskam. Mit einem anderen Mechaniker verschwand er dann in einer der Werkstätten.
Mac holte tief Luft und spielte an den Knöpfen ihres Radios herum. „Don’t worry, be happy!“ ertönte es plötzlich. <Ha, ha!> Missmutig sah sie an ihrer gesprenkelten Uniform hinab. <Sag das mal diesem scheiß Kopierer.> Trotzdem hob der an sich fröhliche Song ihre Stimmung. Munter klopfte sie den Takt mit.
Auf einmal öffnete sich die Beifahrertür wieder, und Harm plumpste in den Sitz neben ihr.
„Und?“ fragte sie neugierig.
„Heute wird das leider nichts mehr. Die Reifen sind nicht vorrätig.“
„Das heißt, du bist ab sofort ohne Auto.“
„Jupp.“
Sie lachte. „Du hast doch noch deinen Lexus.“
„Ja, aber der steht bei mir.“ Harm sah sie treuherzig an. „Darf ich deine Dienste noch mal in Anspruch nehmen?“
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„Es ist doch ein Jammer, mit was für Kleinkram man sich hier zu befassen hat.“ stöhnte Chegwidden nach der zwölften durchgesehenen Akte. Zurück „an die Front“ und zu „richtiger action“ sehnte er sich allerdings auch nicht. <Jetzt ein schönes kaltes Bier... ein gutes Baseball-Spiel... was will ein Mann mehr?>
Er richtete seine Brille und griff nach der nächsten Akte – es war die 13. ...
*RUMMS!*
Ein lautes Geräusch ließ ihn aufblicken. Verwirrt sah er sich um. Es schien alles zu sein wie immer – bis sein Blick auf den Kamin fiel. Bzw. auf das Bild von „31-Knoten-Burke“, das normalerweise dort hing. Nun war es weg. „Was zum Teufel...“ Der Ex-SEAL sprang auf und trat vor seinen Kamin.
Admiral Arleigh Albert Burke lag mit dem Gesicht nach oben auf dem Fußboden und sah Chegwidden irgendwie vorwurfsvoll an.
„Seltsame Perspektive.“ Nachdenklich betrachtete der oberste JAG den Weltkriegs-Helden. Dann hob er das Bild auf und hängte es wieder an seinen Platz. Er trat einen Schritt zurück und begutachtete sein Werk. Eine geschlagene Minute stand er dort, ohne sich zu rühren. „Bleib ja hängen, Bursche.“ grummelte er und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. <Gibt es eigentlich so etwas wie Respektlosigkeit einem Bild gegenüber?>
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Mac fuhr vom Hof der Werkstatt. „Lass uns erst bei mir vorbeifahren, dann kann ich mich umziehen.“
„Ich könnte dir dabei behilflich sein.“ murmelte der Ex-Pilot, versunken in nicht ganz jugendfreie Gedanken.
„WIE BITTE?“ Sie glaubte, ihren Ohren nicht zu trauen. Auch wenn seine Stimme sehr leise gewesen war, sie hatte jedes Wort deutlich verstanden. „WAS willst du?“ fragte sie ein bisschen lauter als beabsichtigt.
Sein Kopf fuhr herum. „Hä?“
„Du hast mich sehr wohl verstanden, Mister.“
„Hab ich nicht, Mac.“ Treuherzig sah er sie an. „Was soll ich denn gesagt haben, dass du plötzlich so grantig zu mir bist?“
Nun wurde sie rot. „Du... ahm... du hast gesagt, du könntest mir... hm... dabei helfen.“
„Wobei?“ Er sah sie an. „Wenn es etwas bei dir zu tun gibt, helfe ich doch immer gerne, das weißt du.“
„DAS ja, aber...“ Sie machte eine Pause.
„Aber?“
Mac musste vor einer Ampel stoppen und nutzte die Gelegenheit, ihn anzusehen. „Du wolltest mir beim Umziehen helfen.“
„Willst du wegziehen von Georgetown? Davon hast du mir gar nichts erzählt.“ Nun tat ER beleidigt.
Wider Willen musste sie lachen. „Das „Umziehen-Wollen“ bezog sich auf meine Uniform.“ Ihre Hand deutete in ihren Schoß. „Deshalb sind wir doch überhaupt unterwegs.“
„Und da soll ICH gesagt haben, ich wolle dir dabei helfen?“
„Jupp.“
„Maaac!“ Er sah sie an, als wäre sie nicht ganz bei Trost.
Anscheinend saß ein kleines, unsichtbares Monster auf ihrer Schulter. „Willst du oder willst du nicht?“
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Bud Roberts saß an seinem Schreibtisch und kämpfte sich durch die Recherche zu einem Fall. „Gott, was ist das nur für ein Blödsinn?“ schimpfte er leise.
„Auch das gehört zu unserer Arbeit, Mr. Roberts.“
Der Lieutenant blickte auf und sah seinen Boss in der Tür stehen. „Sir?“
Admiral Chegwidden betrat das Büro und deutete auf einen Stuhl. „Darf ich?“
„Natürlich, Sir.“
„Bud, glauben Sie an Geister?“
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AJ Chegwidden hatte genau den Richtigen für sein „Problem“ gefunden. Allerdings war auch sonst kaum einer der Anwälte anwesend, mit denen er so etwas hätte besprechen können oder wollen.
Bud riss die Augen weit auf. „SIR?“
„Oder an böswillige Wesen wie Trolle? Oder diese Viecher aus diesem einen Film... die, die man nicht füttern darf?“
„Gremlins, Sir?“
„Ja, richtig, Gremlins.“ Der alte Haudegen grinste breit. „Ich glaube, so ein böswilliges Wesen wohnt bei mir im Büro.“
Bud runzelte die Stirn. Sein CO verhielt sich heute wirklich sehr seltsam. „Wie bitte?“ platzte es aus ihm.
„Im Kamin poltert es... irgendetwas huscht durch mein Büro... eben fiel sogar Admiral Burke von der Wand.“
„Admiral Burke fiel von der Wand???“
Chegwidden nickte. „Sein Bild fiel plötzlich zu Boden, ja.“
„Vielleicht ein Erdbeben?“
„Hier in Virginia?“
„Hat es schon gegeben, Sir.“
„Das hätte man doch gemerkt, Bud.“
„Nicht unbedingt. Wenn es ein leichtes Beben war...“
„Immerhin war es so stark, dass Admiral Burke von der Wand gefallen ist.“ sinnierte der Ex-SEAL. „Wenn es denn ein Erdbeben war.“
Bud biss sich auf die Lippe. „Sie glauben wohl nicht so recht daran, Sir.“
„Nicht wirklich, Bud.“
„IIIIIIH!“ Ein spitzer Schrei gellte plötzlich durch die Flure.
Beide Männer sprangen auf und rannten ins Bullpen. „Harriet???“
„Ja, Bud?“ Die blonde Frau saß wie gewohnt an ihrem Schreibtisch und sah die beiden neugierig an.
„Hast du gerade geschrien?“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab mich auch schon gefragt, wer es gewesen sein könnte.“
„Wer war es dann?“ fragte Chegwidden nachdenklich.
„I... ich, Sir.“ Mit deutlicher Panik im Gesicht tauchte der Verursacher des Schreis vor ihnen auf.
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Harm musterte seine Partnerin eingehend. <Meint sie die Frage ernst, oder will sie mich veräppeln?> Er beschloss, es auf einen Test ankommen zu lassen. „Warum nicht?“ grinste er breit und süffisant.
„Äh... hm...“ Für einen Moment war Mac sprachlos.
„Es ist ja nur die Uniform, die du wechseln musst. Ich werde dich also nicht nackt sehen.“ <Leider.>
„Wer... uhm... wer sagt, dass ich deine Unterstützung brauche?“
„Du hast mich gefragt, ob ich das machen will.“ Er grinste immer noch. „Ich hätte nichts dagegen.“
<DAS glaub ich dir gern.> dachte sie. Eine Weile schwieg sie, so dass er schon dachte, er wäre zu weit gegangen. Dann kam doch noch eine Antwort. „Okay, Erlaubnis erteilt.“ Ohne ihn anzusehen, bog sie in die Straße ein, in der sie wohnte, und parkte den Wagen vor ihrem Haus.
Harm war wie paralysiert und bekam gar nicht mit, wie sie aus dem Auto stieg. <Ich darf ihr beim Umziehen helfen???> „Hab ich dich gerade richtig verstanden?“
„Wenn du gehört hast, dass ich dir grünes Licht zur „Hilfe beim Umziehen“ gegeben habe, dann ja.“ rief sie über die Schulter und ging zum Haus.
„Danke, Marine.“ murmelte es dann direkt hinter ihr, als sie die Haustür aufschloss. „Ich werde mich revanchieren.“
Irritiert sah sie ihn an. „Wo kommst du denn so schnell her? Eben hast du doch noch im Auto gesessen.“
„Lange Beine und Pilotenreflexe.“ lachte er und grinste breit. „Und die Aussicht auf eine einmalige Gelegenheit.“
Das „Tierchen“ auf ihrer Schulter meldete sich wieder. „Wer weiß, vielleicht gefällt es mir ja so gut, dass ich dir das häufiger erlaube.“
„Da bin ich ziemlich sicher.“ Auch bei ihm schien ein Monster auf der Schulter zu hocken. „Wenn du das einmal erlebt hast, Marine, wirst du es nicht mehr missen wollen.“
<Guter Gott!> Seine Stimme war tief und leise geworden, die Augen schillerten in einem seltsam verführerischen Blaugrün. „Das... äh... das wollen wir erst mal... hm... sehen.“ antwortete sie mit seltsam belegter Stimme und bestieg den Fahrstuhl.
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„SIE???“ Unisono starrten drei Navy-Offiziere unterschiedlichen Ranges den Mann an, der mit weit aufgerissenen Augen vor ihnen stand und zitterte wie Espenlaub: Commander Sturgis Turner.
„J... j... ja, Si... Sir.“ stotterte das bedauernswerte Wesen.
„Beruhigen Sie sich, Sturgis.“ meinte Chegwidden mitfühlend und drückte den dunkelhäutigen Commander auf den nächstbesten Stuhl. „Was ist passiert?“
„Irgendetwas Pelziges... klein... rund...“ Sturgis holte tief Luft. „Es... es saß unter... unter meinem Schreibtisch... einfach EKLIG.“ Er schüttelte sich angewidert.
„Gremlins!“ platzte es aus Bud.
Turner riss die Augen auf. „Gr... Gremlins?“
„Ja, diese Viecher aus dem Film.“ nickte der Admiral. „Bei mir scheint auch so ein Biest sein Unwesen zu treiben.“
„Wie bitte?“ Nun waren es zwei Personen, die ihren Vorgesetzten ungläubig anstarrten: Sturgis und Harriet – wobei erster sich erneut schüttelte.
„Commander, haben Sie ein Problem mit kleinen Pelztieren? Egal welcher Art?“
Der Angesprochene nickte betreten. „Ja, Sir.“ Plötzlich wünschte er sich wieder an Bord eines U-Bootes zurück. U-Boote hatten keine Ratten – sah man von humanoiden Ekelpaketen einmal ab.
„Admiral, wir sollten vielleicht einen Kammerjäger rufen.“ schlug Harriet vor.
Bud sah sie skeptisch an. „Befassen die sich auch mit Gremlins, Schatz?“
„Keine Ahnung, aber mit kleinen ekligen Pelztieren auf jeden Fall.“
Turner nickte dankbar. „Danke, Lieutenant.“
„Mich würde interessieren, ob ich es noch kann...“ sinnierte der Ex-SEAL, starrte an die Decke und tippte sich mit dem Finger gegen das Kinn.
Bud sah seinen Vorgesetzten neugierig an. „Ob Sie WAS noch können, Admiral?“
„Ratten fangen.“ Chegwidden grinste breit und nicht ohne Stolz. „In Vietnam war ich froh, wenn ich mal eine erwischt habe.“
„SIR!!!“ schallte ihm ein mehrstimmiger Chor entgegen.
„Was haben Sie denn?“ Verwirrt sah der Admiral von einem zum andern. „Wenn Sie richtig Hunger haben, essen Sie alles. [AN: Ich hätte beinahe „fressen“ geschrieben. ] Gegrillte Ratte ist gar nicht mal so schlecht.“
*PLOPP*
Drei Augenpaare schauten verwundert auf den dunkelhäutigen Commander hinab, der einfach in sich zusammengesackt und vom Stuhl gerutscht war.
Ein leises „Ups!“ entwich Harriet.
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Im Aufzug klemmte sich Harm sein Cover unter den Arm und trat vor Mac. „Damit es schneller geht, fange ich schon mal an.“ Grinsend knöpfte er langsam ihre Uniformjacke auf. „Der Admiral wartet schließlich.“
Fasziniert sah sie zu, wie seine langen schmalen Finger einen Knopf nach dem anderen öffneten. Unter dem Aspekt „der Admiral wartet“ machte er das viel zu langsam – unter der Prämisse „zwischenmenschliche Aktivitäten“ jedoch konnte es ihr nicht langsam genug gehen. <Verdammt, MacKenzie...>
*DING!*
Der abrupte Halt des Aufzuges rettete sie – vorerst.
„Es geht gleich weiter, Marine.“ rumpelte es aus Harms Brust, als er sich umdrehte und den Fahrstuhl verließ – eine sichtlich verwirrte Mac hinter sich.
Kaum waren sie in ihrer Wohnung, trat er wieder vor sie und griff nach dem Verschluss ihres Bäffchens. [AN: „Neck tab“ ist der Originalausdruck; ich hab keine bessere deutsche Bezeichnung gefunden.]
„Äh... Harm...“ Seine Nähe irritierte sie.
Er zog das Teil aus dem Kragen. „Mhm?“
„Am besten, ich... uhm... ich übernehme jetzt.“ Sie deutete auf seine weiße Uniform. „Du machst dich noch schmutzig.“
„Kein Problem.“ Seine blaugrünen Augen bohrten sich in ihre. „Wir müssen sowieso bei mir vorbei; ich will schließlich noch den Lexus holen. Da wäre dann gegebenenfalls auch eine frische Uniform für mich.“
„Ich dachte, der Admiral wartet.“
Sein persönliches Monster meldete sich wieder zu Wort. „Ich brauche ihn nur anzurufen und ihm mitteilen, dass es etwas länger dauert.“ schmunzelte er.
„Du vielleicht, aber ich nicht.“
Nun grinste er breit. „Du bist doch mein Chauffeur.“
„Haaarm...“ mahnte sie.
„Du könntest dich revanchieren.“
„Revanchieren?“ Ihre Augen wurden immer größer. <Flirtet er etwa mit mir?> „Wie denn das?“
Seine Stimme fiel um zwei Oktaven. „Indem du MIR beim Umziehen hilfst.“
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Sturgis Turner saß dank der Hilfe von Chegwidden und Bud wieder auf dem Stuhl neben Harriets Schreibtisch. Übel war ihm allerdings immer noch. „Danke, Gentlemen.“
Die blonde Frau sah ihn mitfühlend an. „Wollen Sie einen Tee, Commander?“
„Lieber einen Schnaps.“ murmelte der ehemalige U-Boot-Fahrer.
„Commander, das überhöre ich jetzt mal.“ Der Admiral räusperte sich. „Aber nur aufgrund der besonderen Umstände.“
„Ja, Sir, danke, Sir.“
„Admiral, was machen wir denn jetzt hier?“ wollte Harriet wissen.
„Lieutenant, DAS frage ich mich manchmal auch.“ AJ Chegwidden grinste breit.
Sie wurde rot. „Ich habe eher an dieses Lebewesen gedacht, das hier nichts zu suchen hat. Wenn es denn ein Lebewesen ist.“
„Meinen Sie, ich habe ein Gespenst gesehen?“ Sturgis schien die Anwesenheit des Admirals vergessen zu haben und blaffte die junge Frau an.
Sie richtete sich ein wenig auf. „Verzeihung, Commander.“
„Irgendetwas läuft hier rum, was einen Pelz trägt, aber eindeutig KEIN Mensch ist. Ich habe es ja auch gesehen, Sturgis.“ warf Chegwidden diplomatisch in die Runde.
„Die Idee mit dem Kammerjäger klingt gut, Sir.“ Bud beschloss, seiner Frau und Sturgis beizustehen. „Positiver Nebeneffekt: Alles, was sonst noch hier herumkreucht und –fleucht und nicht hierher gehört, wird gleich mit vernichtet.“
„Dazu müsste das Gebäude aber für ein paar Tage vollständig geräumt werden.“ Harriet sah den Admiral zweifelnd an. „Schließlich dauert eine Komplett-Ausräucherung eine Weile.“
Bud nickte. „Und die dabei benutzten Mittel sind nicht gerade gesund. Da muss hinterher ordentlich entlüftet werden.“
„Es ist Ihre Entscheidung, Admiral.“ ergänzte Harriet.
Chegwidden sah seine Untergebenen nachdenklich an. „Sind Sie etwa scharf auf ein paar freie Tage?“
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<Er flirtet tatsächlich mit mir! Und das ganz hemmungslos.> „HARM!“ Macs Ohren wurden rot; ihr Pulsschlag verdoppelte sich.
Zu allem Übel streifte er ihr jetzt auch noch die Jacke ab – und bekam prompt einen dunklen Fleck auf den Oberschenkel seiner weißen Hose. „Huch, jetzt ist es passiert.“ feixte er.
„Das... ähm... das hast du doch mit Absicht gemacht.“
Harm ging nicht auf ihren Einwand ein. „Nun müssen wir doch noch bei mir vorbei.“ Unschuldig, aber mit einem listigen Funkeln in den Augen sah er sie an, während seine Hände den ersten Knopf der Bluse öffneten.
Mac konnte ihren Blick nicht von den dunklen Augen des Ex-Piloten lösen. <Du bist verrückt, Marine. Du bist wirklich verrückt.> „Ähm...“ krächzte sie. <Du bist verrückt... du bist verrückt... du bist verdammt verrückt! Verrückt nach IHM bin ich, jawohl.>
Behutsam öffnete er den zweiten Knopf – und wusste, dass er in großen Schwierigkeiten geraten würde, sollte er den darunter auch noch öffnen. „Vielleicht machst du jetzt doch besser selber weiter.“ meinte er heiser.
Sie glaubte, eine Spur von Bedauern in seiner Stimme zu hören. „Das... uhm... das wird wohl... ahm... besser sein... jawohl.“
Keiner jedoch trat einen Schritt zurück oder bewegte sich sonst irgendwie.
Harm ließ seine Finger, wo sie waren: Auf dem nächsten Knopf liegend. Sein Zeigefinger berührte dabei zufällig ihre Haut – was bei beiden eine Wirkung wie ein elektrischer Schlag hatte.
*RIIING! RIIING!*
Erschrocken fuhren die beiden Offiziere auseinander. „Hä?“ meinten sie synchron und sahen sich irritiert an.
*RIIING! RIIING!*
„Das ist deins.“ stellte Harm nüchtern fest.
Sie schüttelte den Kopf. „Mein Handy ist...“
„Festnetz, Mac.“ unterbrach er sie und deutete auf den Apparat.
*RIIING! RIIING!*
Seufzend nahm sie das Mobilteil in die Hand. „MacKenzie.“
„Wo zum Teufel bleiben Sie, Colonel?“
Harm sah fasziniert zu, wie sich ihre Gesichtsfarbe von normal zu einem kräftigen Rot änderte.
„Ich ziehe mich gerade um, Admiral!“
<Autsch!> Der Ex-Pilot verzog das Gesicht.
„SO lange? Ich dachte, Sie sind ein Marine, Colonel. Bewegen Sie Ihren Marine-Hintern ASAP ins Hauptquartier!“
„Ja, Sir. Natürlich, Sir.“
„Umziehen ist aber erlaubt.“ Der alte Haudegen schnaubte missmutig. „Sie wissen nicht zufällig, wo Rabb sich gerade herumtreibt?“
„Der Commander ist... ähm...“ Sie holte tief Luft. „Er ist bei mir, Sir.“
„Sehr gut, dann schieben gefälligst Sie BEIDE Ihren Hintern hierher.“
„Wir... hm...“ Sie räusperte sich verlegen. „Wir müssen noch bei Commander Rabb vorbei, Admiral.“
„Warum denn das???“
„Er will seinen Lexus holen. Die Reifen für die Corvette sind nicht vorrätig.“
„Egal, heute sind Sie sein Chauffeur, Colonel. Kommen Sie ohne Umweg ins HQ.“
„Ahm, Sir, er... er muss sich auch noch umziehen. In der Werk...“
Der Ex-Pilot grinste, da er ahnte, was sie antworten wollte. <Lügnerin.>
„KOMMEN SIE SOFORT HIERHER, ASAP UND SO SCHNELL ES GEHT!“ bellte der Ex-SEAL. „PRONTO, COLONEL!!!“
Mac riss sich den Hörer vom Ohr. „Autsch!“ murmelte sie und sah Harm missbilligend an.
Der legte eine Hand aufs Herz und warf ihr einen fragenden Dackelblick zu.
Mac wagte noch einen letzten Versuch. „Admiral, wenn Sie darauf bestehen, muss er mit verschmutzter Uniform ins Büro kommen. Das entspricht nicht...“
„Die Vorschriften sind mir egal. Ich brauche Sie hier – alle beide. Dringende Einsatzbesprechung.“ Er wollte das Telefonat schon beenden, als ihm etwas einfiel. „Warum ist denn die Uniform des Commanders überhaupt verschmutzt, Colonel?“
Unergründlich sah sie „ihren“ Flieger an. „Toner, Sir.“ Dass sie ursprünglich einen ganz anderen Grund hatte nennen wollen, fiel ihr nicht mehr ein.
„TONER??? Was bitte hat Rabb mit Ihrem Toner-Desaster zu tun? Geben Sie ihn mir mal.“
„Einen Moment.“ Sie reichte Harm den Apparat. „Für dich.“
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„Commander, geht es Ihnen wieder besser?“ fragte Harriet besorgt.
Sturgis nickte. „Danke, Lieutenant. Solange ich dieses Vieh nicht wieder sehe.“
„Ich bin sicher, der Admiral wird sich dazu was einfallen lassen.“
„Ich wünschte...“ Turner seufzte schwer. „... ich wünschte, ich wäre wieder auf einem U-Boot. Keine Pelztierchen... keine Seifenoper... einfach nur mein Job.“
Harriet sah ihn mit großen Augen an. „Gefällt es Ihnen hier denn nicht, Sir?“
„Doch... schon.“ erwiderte er zögernd. „Aber ich komme mir oft vor wie im falschen Film.“
„Warum? Sie sind ein allseits geschätzter Kollege, Sir.“
„Mag ja sein, aber...“ Er holte erneut tief Luft. „Die meiste Zeit habe ich das Gefühl, Statist zu sein.“
„Statist?“
„Jawohl.“ Er nickte und grinste zaghaft. „Statist in einer Seifenoper. Name des Stücks: „Wir sind nur beste Freunde“. Mitwirkende...“
Lachend unterbrach sie ihn. „Sagen Sie nichts, es geht um Commander Rabb und Colonel MacKenzie.“
„Was ist nur mit den beiden los? Die lieben sich doch, das sieht jeder Blinde.“
Die blonde Frau beugte sich vor. „Außer den beiden weiß das hier auch jeder.“ meinte sie verschwörerisch. „Sogar der Admiral...“
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„Rabb.“
Der Admiral kannte die professionell-nüchterne Stimme seines besten Anwalts nur zu gut. Ohne Umschweife kam er zum Thema. „Commander, warum haben Sie Toner an Ihrer Uniform?“
„Die Uniform von Colonel MacKenzie ist doch durch Toner verschmutzt, Sir.“
<Will der mich verarschen? DAS weiß ich selber.> „Ich habe nach IHRER Uniform gefragt, Mister!“
„Verzeihung, Admiral. Als der Colonel seine Jacke auszog, ist etwas von dem Zeug an meine Hose gekommen.“
„So, so.“ Chegwidden war keinesfalls überzeugt. Schließlich kannte er seine Anwälte und deren „Affinität“ zueinander. <Und da heute ein Tag ist, an dem vieles irgendwie anders ist... Warum sollten sie sich nicht endlich näher gekommen sein?> Plötzlich traute er den beiden ALLES zu. „Ist Ihre Hose sehr verschmutzt?“
Harm sah erst an sich hinab und dann Mac an. „Es geht.“
„Dann verschieben Sie das Umziehen und kommen so schnell wie möglich wieder ins Büro. Colonel MacKenzie wird Sie mitnehmen. Haben Sie heute noch einen Termin vor Gericht?“
<Das weiß er doch.> „Nein, Sir.“
„Gut.“ Chegwidden seufzte. „Ich erwarte Sie beide dann in... sagen wir... in 30 Minuten.” Ohne ein weiteres Wort zu verlieren legte er auf.
Harm nickte. „Verstanden, Sir.“ erwiderte er in das Tuten im Telefon hinein. „Wir haben 30 Minuten, Mac.“
„Ich schaffe das locker, aber was ist mit dir?“ Sie war nicht gerade erbaut über die Wendung der Dinge. <Wie weit wäre er wohl gegangen, hätte der Admiral nicht angerufen?>
Er zuckte mit der Schulter. „Ich werde mit meiner dreckigen Hose zurück ins Büro fahren müssen.“
„Mit mir...“ schmunzelte sie.
„Mit dir, ja.“ Dass Mac heute sein Chauffeur sein sollte, war DER Lichtblick. „Chegwidden hat dich für heute zu meinem Chauffeur auserkoren.“ Ein klassisches und sehr breites Flyboy-Grinsen folgte seinen Worten.
„Ich weiß.“ kicherte sie. „Das gefällt dir doch.“
Das Grinsen wurde noch breiter. „Jupp.“
„Na gut.“ Mac wandte sich in Richtung Schlafzimmer. „Dann werde ich mich mal umziehen. Bin gleich wieder da.“
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Bud Roberts saß inzwischen wieder in seinem Büro. Er hatte Commander Turner und seine Frau alleine im Bullpen zurückgelassen, als sein Telefon geklingelt hatte. Nun machte er sich Notizen über das, was er dabei erfahren hatte – oder wollte es zumindest.
„Mist!“ schimpfte er leise. „Kann man hier nicht mal funktionierende Kugelschreiber bekommen?“ Er warf das Corpus Delicti in den Papierkorb – und bekam einen ordentlichen Schreck: Dunkle Knopfaugen funkelten ihn an. <SHIT!!!>
Die Nase des „pelzigen Etwas“ unter seinem Schreibtisch bewegte sich unermüdlich.
„Hau ab!“ zischte Bud und sah ins Bullpen. Anscheinend hatten die dort Anwesenden nichts mitbekommen. <Gott sei Dank.>
Das kleine Pelztier machte einen Schritt auf Bud zu und schnupperte nur noch eifriger.
Der Lieutenant beugte sich unter den Tisch. „Wenn mein Boss dich erwischt, bist du dran.“ Er machte eine Geste des „Halsabschneidens“. „Kochtopf, Kumpel.“
Unbeeindruckt begann das Tier, seinen Kopf zu putzen.
<Sieht irgendwie ja niedlich aus. Trotzdem...> „Und wenn Commander Turner dich entdeckt, dann...“
„Bud?“ ertönte genau in diesem Augenblick die Stimme seiner Frau.
„Ja?“ Er hob den Kopf und hatte vergessen, dass sich dieser UNTER dem Tisch befand. „AU!“ Sein Blick flog zu seinem „Besucher“ und sah gerade noch dessen Hinterteil. „Mist.“
„Bud Roberts, seit... AAAHHH!“ Ein spitzer Schrei entfuhr Harriet, als das „pelzige Etwas“ zwischen ihren Beinen hindurch ins Bullpen sauste.
Schneller als gedacht stand Bud vor ihr. „Alles in Ordnung, Schatz?“
„Ähm...“ Sie sah dem davonhuschenden Schatten nach. „Ja, alles okay.“
Eine wahre Kakophonie an Geräuschen erfüllte schlagartig das Großraumbüro. Zusätzlich zu unterschiedlich hohen Schreien hörte man das überhastete Rücken von Stühlen (wobei sogar einer umfiel), eiliges Fußgetrappel – und ein dumpfes Aufprallgeräusch.
„IIIH!!!“ / „NEIN!!!“ / „Was ist denn DAS???“ / *PLOPP* / „HILFE!!!“
Bud und Harriet blickten besorgt in den Raum, in dem plötzlich ein Gewusel herrschte wie in einem Ameisenhaufen. Bis auf eine Ausnahme: Commander Sturgis Turner lag erneut auf dem Boden.
„Was zum Teufel ist hier los?“ donnerte da die Stimme des Admirals durch den Raum.
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„Brauchst du vielleicht doch Hilfe?“ rief Harm ihr hinterher.
Mac hatte gerade ihren Rock ausgezogen und schmunzelte. „Nein, danke, ich schaff das schon allein.“
„Okay.“ Er betrachtete den dunklen Fleck auf seinem Oberschenkel. <Mist!> Der Fleck auf der ansonsten makellosen Hose störte ihn gewaltig. Ihn wegreiben wollte er allerdings auch nicht; der Toner würde dadurch vermutlich nur tiefer ins Gewebe eindringen. [AN: Harm in seinen „Summer Whites“... lecker, lecker, lecker... ]
Plötzlich ertönte Macs Stimme dumpf aus Richtung ihres Schlafzimmers. „Harm?“
„Ja?“
„Kommst du mal?“
Der Ex-Pilot schluckte. „Was... ähm... was ist denn?“ Eben noch war er mutig (oder dreist) genug gewesen, ihr seine – durchaus ernstgemeinte – Hilfe beim Umziehen anzubieten. Jetzt jedoch... nach dem ernüchternden Anruf ihres COs... Seine alte Feigheit gegenüber einer „persönlichen Annäherung an Sarah MacKenzie“ war wieder da.
„Komm her, dann zeig ich’s dir.“
<Klingt sie seltsam, oder spielen mir meine Ohren einen Streich?> Langsam machte er sich auf den Weg in ihr Schlafzimmer – nur um sie dort nicht zu finden.
„Mac?“
„Im Bad!“ rief sie.
<Im Bad?> Erneut schluckte er. Dieses Mal war der Kloß in seinem Hals wesentlich größer. Zögernd durchquerte er ihr Schlafzimmer. „Was gibt es denn?“
„Komm her, dann wirst du es sehen.“ lachte sie und stand in der geöffneten Tür.
Mit einem schnellen Blick registrierte er, dass sie sich bereits umgezogen hatte. Nur die Pumps fehlten noch. Auf den zweiten Blick entdeckte er ihre rot lackierten Zehennägel.
„Äh... Mac?“
Immer noch grinsend hielt sie ihren Fön hoch. „Komm rein, ich beiße nicht.“
„Du... ähm... das da...“ Er deutete auf ihre Füße. „Das ist aber nicht...“
„Sieht doch keiner, wenn ich Schuhe anhabe.“ unterbrach sie ihn kichernd. „Und jetzt runter mit der Hose.“
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„Verzeihung, Sir!“ Aus etlichen Kehlen antwortete dem Ex-SEAL ein gemischter Chor. Zudem stand jeder gerade dort stramm, wo er – oder sie – gerade stand.
Chegwidden verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich höre...“ Im Augenwinkel sah er, wie sich Sturgis Turner gerade wieder vom Boden aufrappelte. <Unser Gremlin-Pelz-Monster hat also wieder zugeschlagen.>
„Admiral, unser „pelziger Mitbewohner“ war in Lt. Roberts Büro und ist dann hier ins Bullpen geflüchtet.“ Harriet hatte allen Mut zusammengenommen und sprach jetzt für alle. Schließlich schien der Admiral äußerst ungehalten zu sein ob des Durcheinanders, aber sie und Bud hatten ja bereits mit ihm über den „Pelz-Monster-Befall“ diskutiert.
„Gibt es hier so viele Weicheier, die Angst vor Ratten haben?“
Schlagartig wurde es mucksmäuschenstill, zumindest so lange, bis sich Commander Turner erhoben hatte. Mitten in die plötzliche Stille hinein ertönte sein „Verzeihung, Sir.“.
„Wo ist das Tier jetzt?“ Chegwidden blickte in die Runde. „Ich erwarte Meldung vom letzten, der es gesehen hat.“
„Es ist Richtung Aufzug gelaufen, Sir.“ ertönte eine leise Stimme.
„Durch die Schwingtür, Petty Officer?“
„An mir vorbei, ja.“
„Ich habe es vor dem Klo gesehen... äh... vor den Toiletten natürlich, Sir.“ Das Rot im Gesicht eines anderen jungen Lieutenants wurde dunkler.
„Hm.“ Der Ex-SEAL nickte und rieb sich am Kinn. <Albert, du musst was unternehmen.> „Lt. Sims?“
„Sir?“
„Kümmern Sie sich mal um einen Kammerjäger.“
„Aye, Sir.“ Harriet wollte sich schon zu ihrem Schreibtisch begeben, als Chegwiddens Worte sie aufhielten.
„Fragen Sie aber vorher gefälligst die Preise an, Harriet.“
„Natürlich, Sir, verstanden.“
„Gut.“ Erneut nickte er. <Wo bleiben nur Rabb und MacKenzie?>
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Zu sagen, der Ex-Pilot riss die Augen auf, war die Untertreibung des Jahrzehnts.
„WIE BITTE???“
Seine Augenbrauen verschwanden fast unter seinem Haaransatz an der Stirn; sein Kopf war plötzlich knallrot wie eine vollreife Tomate. Der Kiefer klappte runter, und die Augen näherten sich der Größe von Suppentellern.
Mac bog sich fast vor Lachen. „Du sollst deine Hose ausziehen, Mister.“ Nebenbei gesagt war sie auch ein wenig neugierig auf gewisse Teile seiner Anatomie. [AN: Nicht nur sie... ]
„Ah... ich glaube nicht...“
„Papperlapapp.“ Sie stellte den Fön an. „Obwohl wir eigentlich keine Zeit dafür haben, will ich wenigstens versuchen, etwas von dem Fleck aus dem Stoff zu pusten. Sei also bitte vorsichtig beim Ausziehen.“
Nie und nimmer würde er vor ihr seine Hosen runterlassen. „Du spinnst!“
„Ich hab nur eine Idee gehabt.“ Sie wedelte mit dem laufenden Gerät herum wie mit einer Pistole. „Du erinnerst dich an die Worte Chegwiddens, dass wir ASAP zurück ins Büro kommen sollen?“
„Natürlich.“
„Was hindert dich also daran, JETZT die Hose auszuziehen?“
„Ähm...“ Es gab einen gewissen Aspekt, der ihn sehr wohl daran hinderte: Er misstraute seinem Körper. NOCH war dieser kooperativ. Aber was würde sein, wenn er wirklich in Unterhosen vor ihr stehen würde? Quasi halbnackt vor der Frau, die schon lange seine Träume beherrschte?
„Soll ich dir etwa helfen?“
„MAC!“
„Vorhin hast du gesagt, so könnte ich mich für deine Hilfe revanchieren.“
„Das war doch Spaß.“
Sie machte den Fön aus. „Nur Spaß???“ Ihre Augen funkelten.
Leider konnte er nicht genau erkennen, ob sie erbost funkelten oder amüsiert. <Pass auf, was du jetzt sagst, Rabb.> „Na ja...“ Er beschloss, sich auf die sichere Seite zu begeben, und kratzte sich am Hinterkopf. „Zumindest der größte Teil davon.“
„Was war denn Spaß, und was war Ernst?“ Kaum merklich spitzte sie die Lippen.
Harm sah es trotzdem – und war erleichtert. Dessen ungeachtet gab er ihr die Antwort, die er sowieso geben wollte. „Spaß war das mit dem Revanchieren...“
„Dann meinst du das mit dem Ausziehen ernst?“
Es musste sein Schultermonster sein, das ihm die nächsten Worte/Sätze vorgab. „Warum nicht?“
„HARM!“ Nun war es an ihr, ihn mit großen Augen anzustarren.
„Willst du mir jetzt helfen oder nicht?“
„Ähm...“ krächzte sie.
„Denk dran, der Admiral wartet.“ <Hab ich die letzten Worte/Sätze wirklich gesagt?> „Das Viech“ soufflierte indes weiter. „Allzu lange sollten wir ihn nicht warten lassen. Im HQ muss irgendeine Notsituation eingetreten sein.“
„Du hast Recht.“ Mac hatte sich wieder gefasst – worüber sie sich am meisten wunderte. Auch ihr Schultergenosse regte sich wieder. „Seinen Boss soll man wirklich nicht warten lassen.“ grinste sie und legte den Fön beiseite. Dann trat sie einen Schritt auf ihn zu.
Harm beäugte ihr Tun argwöhnisch. „Was... ähm...“
„Ich werde dir behilflich sein, Seemann.“ lachte sie und öffnete seinen Gürtel. „Wie du es vorgeschlagen hast.“ Dann zog sie das Hemd aus der Hose, wobei sie achtgab, dass es nicht an die Toner-Stelle kam – was eigentlich auch gar nicht möglich war. „Spaß und Ernst sollen das Einzige sein, was sich vermischt.“
„Hä?“
Ihre Finger packten den Zipper des Reißverschlusses. „Soll ich oder darf ich?“
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Im Hauptquartier begab sich Admiral Chegwidden derweil wieder in sein Büro. <Verdammt, was mache ich jetzt?> Es widerstrebte ihm zutiefst, das JAG-HQ für einige Tage auszuquartieren, aber mit – vermutlich – mindestens ZWEI „pelzigen Mitbewohnern“ war an reguläre Arbeit nicht zu denken.
Unruhig tigerte er vor dem Kamin hin und her. Sein Blick fiel auf Admiral Burke. <Was hättest du wohl getan, Bursche?> Manchmal wünschte sich der Ex-SEAL ebenso viel Schneid wie sein Vorbild.
Chegwidden kniff plötzlich die Augen zusammen. <Der hängt ja schief!> dachte er und richtete das Gemälde neu aus. „Fall ja nicht wieder runter!“ drohte er leise und setzte dann seine „Sinn-Suche“ fort.
Missmutig betrachtete er dabei den Stapel Akten, der noch bearbeitet werden wollte. <Jetzt nicht.> entschied er. Konzentrieren würde er sich vorerst wohl nicht mehr können, dazu kamen die „Katastrophen“ zu häufig.
Ein Rascheln lenkte ihn ab. Leider konnte er nicht genau feststellen, woher die Laute kamen. <SCHON wieder?> Reglos blieb er stehen und sah sich um. <Biest, wenn ich dich erwische...>
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„Du darfst.“ grinste der Ex-Pilot. <Gott, meinetwegen dürfte sie ALLES mit mir machen.>
Mit einem Ruck war die Hose ganz geöffnet. Ein rascher Blick sagte ihr, dass „ihr“ Flieger immer noch auf Boxershorts zu stehen schien. Ihre Daumen hakten sich in den Bund der Uniformhose und zogen diese leicht nach unten.
„SOLL ich weitermachen oder DARF ich?“
„Du darfst.“ rumpelte es aus ihm. Er konnte allerdings nicht verhindern, dass seine Stimme wesentlich tiefer und rauer wurde.
Langsam und vorsichtig schob sie die Hose nach unten, wobei sie in die Knie ging. Unten angekommen, löste sie die Schnürsenkel seiner Schuhe.
„Ahm... ich glaube... ich...“ Harm holte tief Luft. Er musste all seine Selbstbeherrschung aufbringen, um „gefühlsmäßig neutral“ zu bleiben. Schließlich befand sich ihr Kopf nun in einer „gefährlichen Zone“. Netterweise kooperierte sein Körper immer noch mit ihm.
Mac erhob sich. „Dann mach du weiter, wenn dir das lieber ist. Aber pass auf deine Hose auf.“
<Lieber ist es mir nicht, aber besser.> Der Ex-Pilot beugte sich hinab. „Ja, Mommy.“ grinste er von unten herauf.
Sie musste schlucken. Sein Blick konnte nur als „sexy“ bezeichnet werden. <Aber was ist an diesem Mann NICHT „sexy“?> fragte sie sich. [AN: Gar nichts! Der ganze Mann ist verdammt sexy! ]
Sein Gesicht tauchte wieder vor ihrem auf. „Jetzt darfst du pusten.“ Er hielt die Hose hoch.
„Was?“ blinzelte sie irritiert.
„Du wolltest doch versuchen, den Toner aus der Hose zu blasen.“ Seine Augen funkelten amüsiert.
„Ach so... ja.“ Sie räusperte sich und machte den Fön wieder an. Dann griff sie nach der Hose und versuchte, den dunklen Puder wegzuföhnen. Immer wieder glitt ihr Blick zu dem neben ihr stehenden Mann.
Harm lehnte am Waschbecken, hatte die Hände vor der Brust verschränkt und studierte sie. „Klappt es?“ [AN: Ich stell mir das grad bildlich vor, wie er da steht. ]
„Mal sehen, etwas weniger ist es schon geworden.“ <Gott, sieht der Kerl sexy aus!> Ihre Konzentration führte ein Eigenleben: Laufend wollte sie von „Fleck wegmachen“ hin zu „Harm anstarren“ driften. <Verdammt, Marine, reiß dich zusammen!>
Er sah auf die Uhr. „Wir kommen zu spät, Mac.“
„Was?“ Sie hob den Kopf.
„Chegwidden hat uns eine halbe Stunde für die Rückkehr gegeben. Davon sind bereits 17 Minuten vergangen.“
„Ups.“
„Was sagen wir ihm?“
„Ich bin ja gleich fertig.“
„DAS sollen wir unserem CO sagen?“
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Harriet legte den Hörer auf. „Puh!“ machte sie erleichtert. „Das wäre geschafft.“
„Hast du einen Kammerjäger gefunden?“
„Jupp.“ Sie strahlte zum ersten Mal an diesem Morgen. „Millicent vom Arbeitsministerium hat mir den Tipp gegeben. Bei denen war er vor ein paar Wochen im Einsatz.“
„Hatten die auch Ratten?“
„Nee, da hatten sich Schaben oder Kakerlaken oder so was breit gemacht.“
Bud schüttelte angewidert den Kopf. „Brrr!“
„Jetzt sind jedenfalls keine mehr da.“ Die blonde Frau grinste. „Ich hab den Typen angerufen. Für Regierungsbehörden macht er Spezialpreise.“
„Extra günstig oder extra gepfeffert?“
„Extra günstig.“ lachte sie. „Millicent hat mir einen Richtwert genannt. Da ist er sogar noch ein bisschen drunter geblieben.“
„Aber er muss sich das HQ doch erst mal ansehen.“
Harriet schüttelte den Kopf. „Anscheinend gab es hier vor ein paar Jahren schon mal einen Ungezieferbefall. Daher kennt er das Gebäude. Zumindest annähernd.“
„Und wie lange müssten wir woanders hin?“
„Mr. Shoemaker meint, in maximal 10 Tagen sollte alles wieder normal sein.“
„Und wo sollen wir hin?“
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„Natürlich nicht.“ lachte Mac. „Wenn er schimpfen sollte, hatten wir halt einen Stau auf dem Beltway oder eine kaputte Ampel oder so etwas in der Art.“
Beide Rabb’schen Brauen sausten hoch. Das klang gar nicht nach der sonst immer so korrekten Sarah MacKenzie. „Alles okay?“
„Sieht doch fast wie neu aus.“ strahlte sie und hielt ihm die Hose hin.
Der Ex-Pilot nahm sein Kleidungsstück und begutachtete es von allen Seiten. Vom vorher dunklen Fleck war höchstens noch ein Schatten zu sehen. „Du bist eine patente Frau, Sarah.“ meinte er mit leiser Stimme und sah sie tiefgründig an.
<Himmel, kann er diesen Ton oder diesen Blick nicht mal lassen?> „Ähm... danke.“ war alles, was sie hervorbrachte. Zu allem Übel zog er jetzt auch noch genüsslich langsam die Hose wieder an.
Sie verfolgte den Weg des Stoffes über seine Unterschenkel... die Knie... die Oberschenkel... über seinen...
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<Guter Gott!> Sie schluckte. <Reiß dich zusammen!> Trotzdem blieben ihre Augen an Harms langen Fingern hängen, als er T-Shirt und Hemd wieder sorgfältig in die Hose stopfte und den Knopf schloss. Wie oft hatte sie schon von diesen Fingern geträumt? Und was diese alles mit ihr anstellen konnten...
„Na, war die Show gut?“ lachte er leise, zog den Reißverschluss hoch und schloss den Gürtel.
Seine Worte rissen sie aus ihren nunmehr überhaupt nicht mehr jugendfreien Gedanken. „Show?“
„Anders herum wäre es vermutlich schöner oder interessanter, aber...“ Sein Grinsen wurde immer breiter. „... der Admiral ruft.“ Er zog seine Schuhe wieder an und band sie zu.
Mac beobachtete ihn fasziniert. „Ähm...“
„Zieh deine Schuhe an, Mac.“ Er richtete sich wieder auf und deutete auf ihre Füße. „Ich verrate es auch keinem.“
„Verraten? Was denn?“
„Deine bunten Nägel.“ Seine Stimme wurde wieder leiser und tiefer. „Das ist jetzt unser Geheimnis.“ Er wackelte mit den Augenbrauen.
„Unser Geheimnis?“
„Jupp, unser Geheimnis.“ Er grinste ein äußerst breites Fliegergrinsen. „Etwas, was nur wir beide wissen.“
„Oookay.“ machte sie, rührte sich aber nicht vom Fleck.
Er packte sie an den Schultern und schob sie ins Schlafzimmer. „Schuhe anziehen, Marine.“
„Oh... ähm... ja.“ Immer noch gefangen in Phantasien über Harm und seine langen Finger schlüpfte sie in ihre Pumps.
Schließlich standen beide abmarschbereit im Flur. „Jetzt werden wir uns aber was richtig Gutes ausdenken müssen für den Admiral. In 5 Minuten sollen wir da sein.“
„Leider.“ seufzte sie leise. „Ich hab doch schon ein paar Ausreden gefunden.“ lachte sie dann etwas lauter. „Wir müssen uns nur auf eine einigen.“
„Ich kann Chegwidden ja von unterwegs anrufen und von unserem „Hindernis“ berichten.“
Mac grinste. „Gute Idee.“
„Trotzdem sollten wir uns auf den Weg machen.“
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Der oberste JAG stand immer noch mucksmäuschenstill in der Nähe des Kamins. Nur sein Kopf drehte sich langsam hin und her auf der Suche nach dem „Pelz-Monster“.
Plötzlich trippelte etwas Graues an seinen Füßen vorbei. Kurz vor einer Kaminecke stoppte das Wesen und fing an, sich zu putzen.
<Sehr gut.> dachte Chegwidden. Seine SEAL-Instinkte waren geweckt und hellwach. <Ob ich es wirklich noch kann?> Über 30 Jahre alte Erinnerungen an einst erlernte Fertigkeiten bahnten sich ihren Weg aus den Tiefen seines Gehirns an die Oberfläche und ins Bewusstsein. Dumpf hörte er sogar Vogelgezwitscher und andere Geräusche des Dschungels.
Äußerst behutsam setzte er einen Fuß vor den anderen, immer darauf bedacht, das Vieh nicht zu stören. <Hoffentlich ruft jetzt keiner an.> flehte er stumm. Das Glück war ihm hold, denn ungefähr sechs Minuten später war er direkt hinter dem „Monster“ angelangt. Die ganze Zeit über hatte er ihm zugeschaut, wie es sich zuerst Nase und Schnauze geputzt hatte, dann den Kopf mit den Ohren und schließlich die Flanken. Immer wenn es aufgeblickt und sich umgesehen hatte, hatte auch er innegehalten und war zur Statue geworden.
<Sehr gut, es fühlt sich sicher.> schmunzelte er nun. <Aber jetzt bist du trotzdem dran, Freundchen.> Er streckte die Hände aus.
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„Ruf doch jetzt den Admiral an.“ meinte Mac, als sie vor einer Ampel hielten.
Harm zückte sein Handy. „Und was sag ich ihm als Grund?“
„Verkehr ist ja kaum welcher, das scheidet also aus.“
„Und dass DU eine Panne hast, ist genauso unglaubwürdig.“
„Hm, was könnten wir denn dann nehmen?“
Ein lautes „KLONK!“ von hinten lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. Sie hatte nicht mitbekommen, dass die Ampel auf Grün umgesprungen war – wohl aber ihr ungeduldiger Hintermann. Entschuldigend hob sie eine Hand und fuhr los.
„Ich weiß nicht.“
Sie lachte. „Dir fällt doch sonst immer was ein, Seemann.“
„Tja, dieses Mal aber...“
Eine Weile fuhren sie weiter, ohne dass einer von ihnen etwas sagte. Harm suchte angestrengt nach einer wenigstens halbwegs logischen Ausrede, und Mac konzentrierte sich auf das Verkehrsgeschehen.
„Ist dir schon was eingefallen?“
„Nope, ich überlege noch.“
„Viel Zeit hast du nicht mehr, Harm, wir sind bald da.“
Er sah sich um und stellte fest, dass sie Recht hatte. „Shit!“
„Was zum Teufel...“ Plötzlich bremste Mac scharf, da auch ihr Vordermann abrupt gestoppt hatte. „... ist denn da los?“
„Autsch!“ rief der Ex-Pilot leise, als sich der Gurt jäh straffte. „Was soll das?“
„Soll ich etwa einen Unfall bauen?“ zischte sie.
Ohne nachzudenken legte er zur Beruhigung eine Hand auf ihren Schenkel. „Natürlich nicht.“
„Oookay.“ Sie holte tief Luft. Die große Männerhand lag immer noch auf ihrem Bein und schickte warme, kribbelnde Schauer durch ihren Körper. „Ich will trotzdem wissen, was los ist.“ Um sie herum hatten alle Fahrzeuge gestoppt, wodurch sich sofort ein Stau bildete.
„Soll ich mal gucken gehen?“
„Und wenn es plötzlich weitergeht?“
Er grinste breit und öffnete die Beifahrertür. „Dann sammelst du mich halt wieder auf.“
„Na gut.“ seufzte sie. Einerseits war sie froh, dass er seine Hand weggenommen hatte, auf der anderen Seite jedoch... <Reiß dich zusammen!> sagte sie sich nicht zum ersten Mal am heutigen Tag.
Er stieg aus, setzte seine Mütze auf und ging die paar Schritte zum nächsten Cop.
Mac sah ihm neugierig hinterher.
Harm fragte den Polizisten nach dem Grund der Störung. Anscheinend war die Tatsache, dass er in Uniform war, dabei äußerst hilfreich, da er offenbar sofort Auskunft bekam. Der Mann deutete auf ein paar Männer in einiger Entfernung, grinste und sagte etwas. Als Harm erfuhr, was es mit dem Stopp des Verkehrs auf sich hatte, schmunzelte er. Dankend nickte er dem Cop zu und kam zum Auto zurück.
„Das glaubst du nicht.“ lachte er, als er wieder in den Sitz plumpste.
„Und?“ Mac sah ihn gespannt an. „Warum stoppen die den Verkehr?“
Harm lachte lauter. „Eine bessere Ausrede gibt es wirklich nicht, Marine.“
„Klär mich auf, Commander.“
Sein Kopf fuhr herum, seine linke Braue sauste in die Höhe. „Ich soll dich aufklären? Maaac!“
Sie wurde erst rot und fing dann an zu kichern. „Die Geschichte mit den Bienchen und den Blümchen kenne ich. Sag mir lieber, was da vorne los ist.“
„Ich sag doch: Da vorne kommt die beste Ausrede, die man sich denken kann.“
„Und die wäre?“
„Mac, warum werden hier in Washington plötzlich Straßen gesperrt?“
Angestrengt dachte sie nach. „Was weiß... OOOH!“ machte sie dann, als ihr klar wurde, WER da für verstopfte Straßen sorgte.
„Genau, unser „Commander in Chief“ ist unterwegs.“
„Ups.“
„Da! Schau, da kommen sie.“ Harm lehnte sich über ihren Schoß und deutete zum Fahrerfenster hinaus. Automatisch salutierte er, als die große Limousine an ihnen vorbeifuhr.
Auch Mac hob die Hand an die Stirn. „Live hab ich den noch nie gesehen.“
„Ich auch nicht.“ grinste er breit aus ihrem Schoß heraus und deutete auf sein „Lametta“. „Der Vorgänger hat mir mal ’ne Medaille angesteckt.“
„An dem Tag haben wir uns kennengelernt.“
Noch immer hing er halb über ihr. „Das war ein guter Tag.“
<Der beste meines Lebens.> „Ähm... Harm?“ Sie hatte gesehen, dass sich der Verkehr langsam wieder in Bewegung setzte.
„Ja?“
„Kann ich weiterfahren?“
Er runzelte die Stirn, blieb aber liegen. „Natürlich.“
„Dann setz dich wieder richtig hin.“ lachte sie.
„Ups.“ machte er und tat wie geheißen. „Sorry.“
„Jetzt haben wir aber ganz schön Zeit verloren.“
„Aha.“ Harm tippte schon auf seinem Handy herum. „Coates, Commander Rabb hier. Ist...“ Er sah Mac vielsagend an. „Okay.“
„Was ist?“
„Er hat wohl schon nach uns gefragt bzw. wartet auf einen Anruf.“ wisperte der Ex-Pilot.
„Chegwidden.“
Mac fuhr an den Straßenrand, stoppte die Corvette und beugte sich zu Harm. So bekam sie zumindest ein wenig von der Unterhaltung mit.
„Sir, wir sind...“
„WO ZUM TEUFEL BLEIBEN SIE, RABB???“ bellte der Ex-SEAL los. „Ich hatte etwas von „30 Minuten“ gesagt!“
„Ich weiß, Admiral.“
„Ich könnte Sie wegen Befehlsverweigerung belangen, Rabb.“
Macs Augen wurden groß. „Könnte er das wirklich?“
Harm hielt eine Hand locker über die Sprechöffnung. „Theoretisch ja, aber das tut er nicht.“ versicherte er leise und widmete seine Aufmerksamkeit wieder seinem CO. „Wir sind aufgehalten worden, Sir.“
„Was ist denn das jetzt wieder für eine lahme Ausrede, Commander?“
„Keine, Admiral.“
„Und welche wichtige Sache hat Sie beide davon abgehalten, wie befohlen ASAP zu Ihrem Arbeitsplatz zurückzukehren?“
„POTUS.“
„POTUS???“
„Jawohl, Sir, unser „Commander in Chief“.“
Chegwiddens Temperament ging plötzlich mit ihm durch. „WOLLEN SIE MICH VERARSCHEN???“ brüllte er.
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Mac zuckte erschrocken zusammen, während Harm geduldig bis fünf zählte. „Nein, Sir.“
„Sie wollen also tatsächlich behaupten, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hätte Sie aufgehalten?“
„Ja, Admiral. Genauer gesagt der Secret Service. Die hatten den Beltway komplett gesperrt. Eben weil POTUS unterwegs war.“
„Aha.“
„Wir sind gleich da, Sir.“
„Das will ich auch hoffen.“
Als Harm nur noch das Tuten in der Leitung hörte, beendete er das Gespräch. „Puh!“
„Autsch.“ meinte Mac, als sie den Wagen wieder in den Verkehr einfädelte.
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„Na wartet!“ Chegwidden war immer noch erbost. Erst das Theater mit diesem Pelzgetier im HQ, dann die drohende Schließung des Gebäudes für einige Tage. Und jetzt waren seine beiden besten Anwälte anscheinend auch noch auf Abwege geraten und fanden keine bessere Erklärung als den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika höchstpersönlich.
Er griff zum Hörer und wählte eine Nummer, ohne sich verbinden zu lassen.
Fünf Minuten später knallte er den Hörer wieder auf die Gabel. „Verdammt!“ Die Information, die er erhalten hatte, trug nicht gerade zum Anstieg seiner Stimmung bei. Zu gerne hätte er dem Commander und dem Colonel eine Gardinenpredigt gehalten, die die beiden noch lange in Erinnerung halten würden. Leider gab es nach dem Telefonat keinen Grund mehr dafür.
Ein unerwartetes Rascheln ließ ihn den Kopf heben.
Kleine Staubwolken wurden erneut in der Nähe seines Kamins sichtbar.
„Nicht schon wieder!“ knurrte der Ex-SEAL und erhob sich langsam. „Das kann doch unmöglich sein!“ Er sah auf den Fußboden neben dem Kamin. <NOCH eine???>
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„Okay, auf in die Höhle des Löwen.“ grinste Mac, als sie ihre Corvette auf dem JAG-Parkplatz abstellte.
„Das Donnerwetter eben hat mir zwar schon gereicht, aber ich schätze, es wird noch ein heftiges Gewitter geben.“
Sie grinste noch breiter. „Wir werden auch das überleben, Harm.“
„Mit ein paar Blessuren mehr, ja.“ schnaubte er. Plötzlich jedoch fing auch er an zu grinsen. „Hey, was hältst du davon, wenn wir heute Abend bei einem schönen Essen unsere Wunden lecken?“
„Unsere Wunden lecken?“
Seine Lippen spitzten sich süffisant. „Meinetwegen auch mehr.“
„Ähem.“ Mehr als einen Hustenanfall brachte sie nicht zustande – selbst wenn sie es gewollt hätte. Nur fiel ihr auf die Schnelle keine schlagfertige Erwiderung ein. Daher verließ sie den Wagen.
Harm folgte ihr. „Butch und Sundance gegen den Admiral... klingt doch gut.“
„Na ja...“ Mac wollte gerade die Tür des Gebäudes öffnen, als ein für seine Verhältnisse kreidebleicher Sturgis Turner an ihr vorbeistürmte. „Hey!“
Harm sah dem dunkelhäutigen Mann hinterher. „Hey, Sturgis, was...“
„Später!“ rief dieser und verschwand hinter einem Gebüsch.
Der Ex-Pilot sah seine Partnerin verblüfft an. „Was ist denn mit dem passiert?“
„Vielleicht hat das was mit dem Notfall zu tun, den Chegwidden vorhin erwähnte.“ erwiderte sie. „Er sah aus, als wäre ihm kotzübel.“
„So hab ich ihn EINMAL gesehen.“ murmelte Harm mit einem Blick auf das Gebüsch, aus dessen Richtung seltsame Würgelaute kamen.
Mac stoppte in der Tür. „Wann war denn das?“
„Ach... ähm...“ Ihm war eingefallen, dass Sturgis seine Kameraden damals zu absolutem Stillschweigen verdonnert hatte. „Mac, ich hab Sturgis versprochen, nie etwas darüber verlauten zu lassen.“
„Bezieht das auch das Herausfinden des Vorfalls durch Dritte ein?“
Er zuckte mit der Schulter. „Nicht dass ich wüsste.“
„Du kannst mir nicht verbieten, nachzudenken, Seemann.“ lachte sie auf dem Weg zum Aufzug. „Lass mich raten: Ein Saufgelage zu Academy-Zeiten.“
Harm kratzte sich am Hinterkopf und folgte ihr in die Kabine. „Na ja...“
„Okay, schon verstanden.“ Sie senkte den Kopf. Ein leises Glucksen erfüllte dann den Fahrstuhl. „Sturgis betrunken...“
„Schwer vorzustellen, gell?“
„Schwer vorzustellen? Das ist unvorstellbar.“
DING! Der Aufzug stoppte.
„Oookay.“ Mac holte tief Luft und straffte die Schultern. Mit dem Ex-Piloten im Schlepptau betrat sie das Vorzimmer des Admirals.
„Er hat gaaanz schlechte Laune.“ wisperte Jennifer Coates.
Während Mac an die Tür zu Chegwiddens Büro klopfte, grinste Harm zuversichtlich. „Wir haben schon Schlimmeres überlebt, Petty Officer.“
„HEREIN!“ ertönte es schroff.
„Rabb und MacKenzie zur Stelle.“ Die beiden Offiziere betraten den Raum. „Sir!“ Vorbildlicher als jetzt konnte ein Strammstehen nicht sein.
Der Ex-SEAL erhob sich und musterte beide von oben bis unten. Colonel MacKenzie sah wieder aus, wie es sich für einen Offizier gehörte. Selbst Rabb konnte sich sehen lassen, auch wenn eines seiner Hosenbeine am Oberschenkel einen leichten dunklen Schatten zeigte.
„Sie kommen spät.“ brummte er.
„Ja, Sir.“ Beide standen immer noch in Habachtstellung. „Verzeihung, Sir.“
Chegwidden setzte sich wieder. „Rühren und setzen.“ Als er keine Reaktion vernahm, blickte er auf und sah beide über den Rand seiner Brille an. Seine Brauen zogen sich zusammen.
Wie versteinert standen sie vor seinem Schreibtisch und starrten angewidert auf den Fußboden vor dem Kamin.
„Sir?“ Mac blickte ihren CO irritiert an und zeigte auf den Boden. „Ist DAS der Grund, warum wir so schnell wieder hier sein sollten?“
„Eine Ratte???“ platzte es zeitgleich aus Harm.
„Ja und ja.“ Der Admiral nickte. „Darf ich vorstellen? Mein Pelz-Monster.“
„IHR Pelz-Monster???“
„So wie es aussieht, gibt es nicht nur dieses eine hier im HQ. Sims, Roberts und Turner haben auch eins gesehen.“
<Das erklärt zumindest die Eile und den Zustand von Sturgis eben.> dachte Harm. Er kannte die Antipathie seines Freundes gegenüber allem, das kleiner war als eine Katze und einen Pelz trug. „Hier gibt es Ratten im Gebäude?“
„Mindestens eine Ratte GAB es, Commander.“ Chegwidden grinste triumphierend und deutete auf das tote Tier. „Was ansonsten noch hier an kleinen Pelzträgern rumläuft, weiß ich nicht. Es kann alles sein: Ratten, Gremlins oder Montagsmonster. Aber es gibt sie.“
<Montagsmonster? Gremlins? Ist er jetzt völlig durchgeknallt?> Harm und Mac schielten sich an und dachten exakt dasselbe.
„Die da...“ Der Ex-SEAL deutete auf das Tier. „... war einfach zu unvorsichtig.“
Harm riss die Augen auf. „Sir?“
Chegwidden wedelte stolz mit beiden Händen in der Luft herum. „Eigenhändig erlegt, Harm.“ Das Grinsen auf dem Gesicht des alten Haudegens wurde ständig breiter. „Ich kann es immer noch!“
Mac fasste sich ein Herz. „Was nun?“ Mit einer toten Ratte wollte sie eigentlich nicht im gleichen Raum sein. Überhaupt mit keiner Ratte, auch keiner lebendigen.
„Ich befürchte, dass noch mehr von diesen Viechern hier im Gebäude „wohnen“, Colonel. Setzen Sie sich doch endlich.“ Der Admiral seufzte und deutete auf die Besuchersessel. „Ich habe zwar eine Idee, was man machen könnte, würde aber trotzdem gerne noch Ihre Meinung dazu hören.“
Die Offiziere setzten sich. „Admiral, vielleicht sollten Sie es mit Fallen versuchen.“ schlug Mac vor.
„Lebend- oder Schlagfallen?“
„Na ja...“ Der Ex-Pilot kratzte sich am Kinn. „Schlagfallen sind natürlich effektiver.“
Chegwidden nickte und machte eine Geste des Halsabschneidens. „Für den Rest der Biester würde dann ebenfalls gelten: Aus die Maus.“
„Ja, Sir.“ Harm schielte erneut seine Partnerin an. <„Aus die Maus“?> „Andererseits... die „Umweltschützer“...“ Er machte Anführungszeichen in der Luft. „... machen inzwischen ja auch vor solchen Viechern nicht halt.“
„Alles muss auf Teufel-komm-raus geschützt werden.“ Der Ex-SEAL schnaubte missmutig. „Außerdem sind Ratten verdammt schlaue Tiere; ich weiß nicht, ob Lebendfallen zu dem gewünschten Erfolg führen.“
„Sie sollten aber die Gesundheit und die Arbeitsmoral Ihrer Mitarbeiter nicht aus den Augen verlieren, Sir.“ warf Mac ein. „Das geht vor.“ Nun war sie ganz Chief of Staff.
„Das weiß ich, Colonel.“ Chegwidden drückte aufs Interkom. „Coates, rufen Sie Lieutenant Sims in mein Büro.“
„Aye, Sir.“
Wenig später klopfte es, und Harriet trat ein. „Sir.“
„Setzen Sie sich, Lieutenant.“ brummte der Admiral und sah die drei an. „Haben Sie schon etwas bezüglich eines Kammerjägers erreichen können?“
„Ja, Sir.“ Sie reichte ihm einige Zettel. „Einer davon – Mr. Shoemaker – arbeitet sogar mit mehreren Behörden hier in Washington zusammen oder hat für diese gearbeitet. Ich habe mich dort erkundigt; soll ein kompetentes Unternehmen sein.“
Chegwidden nickte und blätterte in den Seiten. „Ich sehe, Sie haben auch gleich nach einer Komplett-Ausräucherung gefragt.“
„Natürlich, Sir.“ Harriet war verunsichert. „Das hatten wir doch vereinbart.“
„Komplett-Ausräucherung?“ Harms linke Braue wanderte nach oben. „Dann müssten Sie das Gebäude doch für ein paar Tage räumen, Admiral.“
„Genau deshalb wollte ich mit Ihnen reden.“ Ein breites Grinsen überzog das Gesicht des älteren Mannes. „Lieutenant Sims, wann könnte der Kammerjäger frühestens anfangen?“
„Da wir eine öffentliche Behörde sind, haben wir Vorrang vor anderen Aufträgen. Ich glaube, am... Moment...“ Harriet checkte ihre Aufzeichnungen. „Ja, am Donnerstag könnte er beginnen.“
Chegwidden sah zuerst Harm, dann Mac an. „Haben Sie bis dahin wichtige Fälle, die keinen Aufschub dulden?“
Beide überlegten kurz.
„Im „Makkaroni-Fall“ stehen morgen die Schlussplädoyers an; somit dürfte der spätestens übermorgen beendet sein.“ verkündete Mac grinsend.
Harms Augenbrauen schossen beide nach oben. „Makkaroni-Fall?“
„War das nicht der Petty Officer, der seinem Captain eine volle Schüssel heiße Makkaroni in den Schoß gekippt hat?“ Selbst Chegwidden musste sich zusammenreißen.
<Autsch!> dachte Harm und erinnerte sich an den heißen Kaffee, der mal in seinem Schoß gelandet war – keine sehr angenehme Erfahrung. „SO etwas kommt vors Kriegsgericht???“
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„Es war der Kopf und nicht der Schoß, Sir.“ Mac nickte grinsend und biss sich auf die Unterlippe, um nicht loszukichern. „Der Petty Officer hat auf einer Verhandlung bestanden.“
„So ein Idiot! Das ist doch Verschwendung von Zeit und Ressourcen.“
„Commander, das nächste Mal können gerne SIE einen derartigen Fall übernehmen.“ Chegwidden grinste immer noch. Er bekam das Bild eines mit Makkaroni „übergossenen“ Captains einfach nicht aus seinem Kopf.
„Ähm... schon gut, Sir.“ Der Ex-Pilot winkte dankend ab und lächelte gequält.
„Haben SIE denn etwas Eiliges auf der Agenda, Commander?“
Dieser schüttelte den Kopf. „Nein.“
Chegwidden wandte sich an Harriet. „Lieutenant, dann würde ich sagen, machen Sie den Termin mit diesem Mr. Shoemaker fest.“
Harriet machte sich ein paar Notizen und sah ihren Vorgesetzten dann an. „Und wo sollen wir während der Ausräucherung hin?“
„Fragen Sie beim Kammerjäger nach, was alles hier bleiben kann. Ich höre mich mal um, ob es irgendwo freie Kapazitäten gibt.“
„Wir sind ungefähr 100 Leute hier.“ warf Mac ein.
Der Admiral nickte. „Ich weiß. Haben Sie vielleicht schon eine Idee?“
„Harriet, wie lange müssten wir denn hier raus?“
„In 10 Tagen sollte alles erledigt sein, Ma’am.“
„Über die Weihnachtsfeiertage wäre das ja kein Problem, da sind sowieso viele weg. Aber so lange können wir nicht warten.“
Harm meldete sich zu Wort. „Bis Weihnachten ist es noch ein halbes Jahr. In der Zeit haben sich die Viecher garantiert äußerst erfolgreich vermehrt.“
„Vielleicht sind es ja nicht viele.“
„Mac, hier auf dem Stockwerk laufen doch mindestens zwei herum. Was...“
„Wovon eine schon nicht mehr lebt.“ unterbrach Mac ihn.
„Wie bitte?“ platzte es aus Harriet.
„Da.“ Der Ex-Pilot grinste schief und deutete auf die tote Ratte vor dem Kamin.
Die blonde Frau machte den Hals lang und schüttelte sich dann. „Iiih! Ich bin ja einiges gewohnt, aber...“
„Der Admiral hat seine alten Vietnam-Kenntnisse wieder hervorgekramt.“ Mac grinste ihren Vorgesetzten an.
„SIE waren das, Sir?“
Chegwiddens Laune hatte sich beträchtlich gehoben, seit sich eine Lösung für das „Pelztier-Problem“ abzuzeichnen begann. „Ich wollte nur wissen, ob ich einer Ratte noch den Hals umdrehen kann.“
Harriet schluckte. „Sie erwähnten so etwas schon mal, ja, Sir.“ <Und wie ich sehe, kannst du das noch.> Sie hoffte, niemals zwischen die Hände des Admirals zu geraten.
„Sie sollten vielleicht schon mal eine Rundmail an alle schicken, Commander, dass die Leute Bescheid wissen und die wichtigsten Sachen packen. Am...“
Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn.
„Herein!“
Die Tür ging auf, Sturgis Turner steckte den Kopf ins Zimmer. „Oh, Verzeihung, Sir. Ich wusste nicht, dass Sie...“ Sein Blick fiel auf das tote Tier vor dem Kamin – und erneut war es um ihn geschehen. Vollkommen unmilitärisch sackte er in sich zusammen und blieb in der halbgeöffneten Tür liegen.
Chegwidden seufzte laut und sah Harm an. „Commander, schnappen Sie sich Turner und bringen Sie ihn heim. Hier kann ich ihn nicht gebrauchen, wenn er dauernd ohnmächtig wird. Colonel, Sie verfassen diese Rundmail.“
„Ja, Sir.“
„Ähm... Admiral...“ Harm sah etwas betreten zu seinem Vorgesetzten. „Ich habe kein Auto.“
„Aber ER hat eins.“ Der Ex-SEAL deutete auf den dunkelhäutigen Mann, der inzwischen wieder zu sich gekommen war, aber noch verwirrt auf dem Boden saß.
Harm stand auf und half seinem alten Kumpel wieder auf die Füße. „Geht’s?“
„Ja, ja.“ brummte dieser und wandte den Blick ab, um nicht auf das tote Tier starren zu müssen. „Entschuldigung, Admiral, aber...“
„Rabb wird Sie nach Hause bringen, Commander. Ich denke, das wird momentan der sicherste Ort für Sie sein.“
„Aber...“
„Packen Sie Ihre Sachen zusammen. Wir werden das Gebäude ausräuchern lassen. Ab Donnerstag.“
„Ich habe Donnerstag eine Verhandlung, Sir.“
„Ich werde mit den Richtern sprechen, was sich da machen lässt. Schließlich sind die auch betroffen. Und jetzt raus mit Ihnen.“
Harm drängte Sturgis nach draußen. „Komm schon.“ Mit einem letzten Blick in die Runde schloss er die Tür hinter sich.
„Gott, Harm...“ Im Vorzimmer seufzte Turner laut. „Gibt es Peinlicheres als DAS hier?“
Der Ex-Pilot grinste schief. „Jupp.“
„Und was bitte soll das sein? Ich bin vor meinem CO ohnmächtig geworden – wegen einer Ratte. Ohnmächtig, Harm! ICH! Vor meinem CO! Und das als Sohn von Kaplan Turner!“ Sturgis war wütend über sich selbst und steigerte sich richtig in die Sache hinein.
„Beruhige dich, Sturg, es gibt Schlimmeres.“
„Das kann gar nicht sein.“ Turner schüttelte den Kopf.
„Doch, das kann.“ Harm wurde rot. „Ich bin mal von einem früheren CO inflagranti erwischt worden.“ gestand er leise und schob seinen alten Kumpel zur Vorzimmertür.
„Beim Sex???“ So schnell Turners Wut gekommen war, so schnell verpuffte sie wieder in Aussicht auf eine von Harms „Jugendsündenstorys“.
Jennifer Coates fiel die Kinnlade runter. <Der Commander ist beim Sex erwischt worden?> Sie wollte den Mund aufmachen, kam aber aufgrund der schnell geführten Unterhaltung der beiden Männer gar nicht dazu.
„Pssst!“ zischte Harm. „Ja.“
„Wie denn das?“
Der Ex-Pilot versuchte es mit einer Ablenkung. „Pack lieber deine Sachen, Sturgis.“
„Harm, du lenkst ab.“ Sturgis begab sich mit Harm an den Fersen in sein Büro und packte seinen Koffer. „Also?“
Harm seufzte. „Kann ich was dafür, wenn der Kerl morgens um 4 am Strand joggt?“
„Was machst du auch morgens um 4 am Strand?“ Turner konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Harm legte den Kopf schief und sah ihn äußerst unschuldig an. „Sterne beobachten?“ Der Stern, den er damals „beobachtet“ hatte, hatte eine sehr weibliche Anatomie besessen. Diese hatte er äußerst gründlich studiert – bis sein damaliger CO vorbeigekommen war.
„Aha, „Sterne beobachten“...“ Sturgis schmunzelte süffisant. „So nennt man das jetzt also.“
Harm nickte. „Es war eine ungewöhnlich klare Nacht für Pensacola.“
„Pensacola...“ Der dunkelhäutige Mann nickte. „Du warst damals ganz schön umtriebig.“
„Woher bitte willst du denn das wissen?“
„Wir haben einen gemeinsamen Freund, dem das Fliegen nicht ganz fremd ist.“
„Jack...“ Harm verdrehte die Augen. „Keeter ist ein Plappermaul.“
„Du wärst nicht hier, wenn er nicht gewesen wäre.“ Sturgis nahm seine Mütze und verließ das Büro.
„Ich weiß.“ nickte Harm und folgte ihm. „Jack ist ein Plappermaul – und ein verdammt feiner Kerl.“
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„So, meine Damen, nun zu Ihnen.“ Chegwidden sah von einer Frau zur anderen.
„Sir?“ Harriet und Mac konnten sich nicht vorstellen, was ihr Vorgesetzter noch von ihnen wollte.
„Eine von Ihnen muss diese Rundmail auf die Reise schicken, und die andere...“ Nun deutete er Richtung Kamin. „Die andere muss das Vieh da entsorgen.“
„Ahm, Sir, ich... hm... ich muss doch noch die Details mit Mr. Shoemaker festmachen.“ warf Harriet prompt ein. <Eine tote Ratte entsorgen? Ich??? NIEMALS!!!>
„Stimmt.“ Chegwidden blickte zu Mac. „Colonel, dann sieht es so aus, als müssten Sie ran.“
Mac seufzte stumm. Nun konnte sie allen beweisen, dass sie wirklich der toughe Marine war, der sie immer vorgab, zu sein. „Kein Problem, Admiral.“ Sie erhob sich und wollte den Raum verlassen.
„Wo wollen Sie hin? Da liegt das Tier.“ Chegwidden deutete auf die Ratte.
„Aber in der Küche gibt es Papiertücher und Mülltüten. Oder verlangen Sie von mir, dass ich sie mit bloßen Händen anfasse?“ Herausfordernd sah sie ihn an.
Der Ex-SEAL lachte. „Nein, natürlich nicht.“
„Bin gleich wieder da.“ Mac schlüpfte zur Tür hinaus.
Harriet erhob sich. „Wenn Sie erlauben, dann werde ich jetzt...“
„Machen Sie nur, Lieutenant.“ Er winkte lässig ab. „Je eher wir alles geregelt bekommen, desto besser.“
„Ja, Sir.“ Sie grüßte kurz und verließ das Büro.
Im Vorzimmer kam ihr Mac schon wieder entgegen, ein großes Papierbündel und eine Tüte in der Hand.
„Ma’am, diese Aufgabe möchte ich nicht erledigen.“
„Sie ist doch noch nicht lange tot, Harriet.“
„Tot? Wer ist tot?“ meldete sich Jennifer Coates zu Wort.
Die beiden Frauen antworteten gleichzeitig. „Eine Ratte.“
„Eine... ähm... eine RATTE?“ Die Augen des PO wurden immer größer. Mit gerümpfter Nase deutete sie auf die Tür zu Chegwiddens Büro. „TOT? DA drin???“
Mac grinste. „Der Admiral hat sich noch mal an seinen in Vietnam gelernten Künsten ausgetobt.“
„Funktionierte hervorragend.“ nickte Harriet. „Das Ergebnis ist ein totes Pelztier in seinem Büro.“
„Und ich muss es beseitigen.“
„Wow!“
„So „wow“ find ich das nicht, Petty Officer.“
Jennifer sah Mac betreten an. „Verzeihung, Ma’am.“
„Schon gut, Jennifer. Schließlich bin ich ein Marine.“ Mac grinste breit.
„Deshalb also ist Commander Turner vorhin ohnmächtig geworden.“
„Harm sollte ihn nach Hause bringen. Aber wie kommt er ohne Auto wieder hierhin? Hat er was gesagt?“
„Nein, Ma’am, nichts in der Hinsicht.“ Jennifer Coates verfluchte augenblicklich ihr loses Mundwerk.
Mac musterte die junge Frau aufmerksam. <Warum nur glitzern ihre Augen jetzt?> „Hat Commander Rabb sonst etwas gesagt?“
„Ahm... nein, Colonel.“ Jennifer wurde rot. „Jedenfalls nichts von Bedeutung.“
„Aber er hat etwas gesagt.“
Harriet beschloss den „geordneten Rückzug“. „Ma’am, ich werde mich mal um Mr. Shoemaker kümmern.“
„Okay.“ nickte Mac, in Gedanken jedoch bei „ihrem“ Flieger. „Petty Officer?“
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Harm bog derweil in die Straße zu Sturgis’ Appartement ein. „So, Buddy, wir sind da.“
„Danke, dass du mich gebracht hast.“
„Kein Problem.“ Der Ex-Pilot parkte den Wagen und grinste. „Mein Problem JETZT ist allerdings: Wie komme ich wieder ins HQ?“
„Wenn du willst, kannst du mein Auto haben.“
„Nah, ich nehme mir ein Taxi.“
„Und wie kommst du heim?“
Harm zwinkerte. „Mac ist heute zu meinem Chauffeur auserkoren, vom Admiral persönlich.“
„Aaah, alles klar.“ Zum ersten Mal nach längerer Zeit lachte Sturgis wieder.
„Was soll das heißen?“
„Guck nicht so unschuldig, Harm. Du weißt ganz genau, was das heißen soll.“
Harm war durchaus klar, worauf sein alter Kumpel hinaus wollte, konnte den Kleine-Jungen-Blick aber trotzdem nicht lassen. „Nööö, weiß ich nicht.“
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„Das ist doch DIE perfekte Gelegenheit für dich, diese Seifenoper „Wir sind nur beste Freunde“ zu einem glücklichen Ende zu bringen.“ <Alle haben ihre Ruhe wieder, und ich kann mich endlich richtig wohlfühlen bei euch.>
„STURGIS!“
„Dein Protest mag laut sein, klingt aber ziemlich lahm, Kumpel.“
Harm seufzte schwer. „Mag sein.“
<Ich weiß auch, warum.> Sturgis hütete sich jedoch, darüber etwas laut zu sagen. „Willst du jetzt mein Auto oder nicht?“
„Was dagegen, wenn ich kurz Mac anrufe?“ Harm zückte sein Handy.
„Mach schon.“ seufzte der dunkelhäutige Offizier. „Ich kann es dir ja doch nicht ausreden.“
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„Äh... Ma’am... der Commander...“
Mac sah die junge Frau gutmütig, aber auch neugierig an. „Jennifer, schlimmer als das tote Vieh da drin kann es doch nicht sein.“
Coates schluckte nervös. „Nein, Ma’am.“
„Also?“
Jennifer Coates seufzte. „Commander Rabb und Commander Turner haben sich über die Vergangenheit unterhalten.“ Sie hoffte, dass der Colonel sich damit begnügen würde. Falsch gedacht.
„Das ist aber nicht die ganze Geschichte, Jennifer.“ grinste Mac. „Das sehe ich Ihrer Nasenspitze an.“
<Mist!> „Ich habe kaum etwas mitbekommen, Colonel.“ Die Sehnsucht nach einem großen Loch im Boden, das sie unverzüglich verschlucken würde, wurde von Sekunde zu Sekunde größer.
„Dann können Sie mir doch wenigstens verraten, WAS Sie mitbekommen haben.“
Jennifer Coates sah sich um und beugte sich vor. „Soweit ich verstanden habe, ging es um... na ja... um... ähm... um „zwischenmenschliche Aktivitäten“, Ma’am.“ wisperte sie.
„Um Sex???“ Unbeabsichtigt laut platzte die Frage aus Mac.
„Schsch!“
„Girlstalk, meine Damen?“ Admiral Chegwidden trat gerade aus seiner Tür und entdeckte die „konspirativ“ zusammengesteckten Köpfe der beiden Frauen.
Schlagartig standen beide strammer als ein Spazierstock. „Nein, Sir.“
„Möchte ich überhaupt wissen, um was es hier geht?“ <Heute ist ein so verrückter Tag, da schockt mich nichts mehr.>
Mac fasste sich ein Herz und zog die Nase kraus. „Ich glaube nicht, Admiral.“
„Das soll ich Ihnen glauben, Colonel?“ grinste der Ex-SEAL.
„Es wäre jedenfalls besser – im Sinne der Betroffenen natürlich.“
„Im Sinne DER Betroffenen?“ Die Lachfältchen im Gesicht des alten Haudegens wurden immer tiefer. Er hatte eine Ahnung, um wen es hier ging. „Oder im Sinne DES Betroffenen?“
<Ein bisschen etwas kannst du getrost zugeben, Marine.> „Na ja...“ seufzte sie. „... es handelt sich eher um EINEN Betroffenen.“
„Also um einen Mann.“ nickte Chegwidden trocken und wandte sich zur Tür. „Hätte ich mir denken können.“ Mit diesen Worten war er auch schon zur Tür hinaus.
Mac und Coates sahen zuerst sich an, dann dem Admiral hinterher. „Sir?“
Naturgemäß kam keine Antwort, da Chegwidden längst verschwunden war.
Obwohl Mac neugierig auf Harms Jugendstory war, hatte sie doch auch ein wenig Mitleid mit ihm. Außerdem hatte sie ja einen „Spezialauftrag“ von Chegwidden erhalten. „Nun gut, lassen wir das.“ lächelte sie – sehr zur Erleichterung von PO Coates. „Bevor es hier noch zu weiteren Peinlichkeiten kommt, mache ich mich besser an das Rattenproblem da drin.“ Sie deutete auf das Arbeitszimmer des Admirals.
„Ja, Ma’am.“ nickte Jennifer nur und sah ihr hinterher.
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Admiral Chegwidden saß inzwischen wieder an seinem Schreibtisch. Jetzt griff er zum Telefon und wählte eine Nummer. „Wollen wir mal sehen, wo wir unterkommen können.“ Dabei vergaß er, dass Mac im Raum war und sich um die tote Ratte kümmerte.
„...“
„AJ Chegwidden hier, Christine. Ist John zu sprechen?“
„...“
„Oh, das wusste ich nicht. Tut mir leid. Wie geht es ihm?“
„...“
„Gott sei Dank!“ Chegwidden war erleichtert. „Grüß ihn bitte von mir, wenn du ihn besuchst.“
„...“
„Nein, nein.“ Er legte auf und seufzte laut.
„Kein Glück, Admiral?“
„Was?“ Erschrocken blickte er auf.
Mit der vollen Tüte in der Hand lächelte Mac. „Haben Sie kein Glück mit unserem Ausweichquartier?“
„Das war ja erst der erste Versuch, Colonel.“ grinste er. „Ich werde schon was finden.“ Er deutete auf die Tüte. „Was machen Sie jetzt damit?“
„Ich bringe sie runter in den Müllcontainer. In der Küche will ich sie doch nicht entsorgen.“
„Gut, machen Sie weiter.“ nickte er. „Ach ja, sollten Sie was von Commander Rabb hören: Er soll seinen Hintern wieder hier ins HQ bemühen.“
„Verstanden, Sir.“ Sie verließ den Raum.
Chegwidden sah ihr nachdenklich hinterher und griff erneut zum Telefon.
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Mac stand gerade vor dem großen Müllcontainer und wollte ihn öffnen, als ihr Handy klingelte. „Colonel MacKenzie.“
„Mac, ich bin’s.“
„Harm, hi! Hast du Sturgis nach Hause gebracht?“
„Jupp.“ Der Ex-Pilot schielte seinen Freund an. „Wir sind gerade bei ihm angekommen.“
„Dann beweg mal ASAP deinen sexy Hintern wieder hierher.“
<Sexy Hintern??? Ich hab mich wohl verhört.> „Sagtest du gerade „sexy Hintern”?“
Sturgis riss die Augen auf. <Halleluja!> jubelte er stumm. <Endlich scheint sich da was zu tun bei den beiden!>
<Ups... hab ich sein Heck jetzt wirklich als „sexy Hintern“ bezeichnet???> Mac beschloss, erst mal so zu tun, als ob nichts gewesen wäre. „Ähm... da hast du dich bestimmt verhört.“ <Nichtsdestotrotz hast du einen verdammt sexy Hintern, Mister.>
„Ich hab mich garantiert NICHT verhört, Marine. Meine Ohren sind noch sehr gut.“ Harm lachte leise – und war sich noch nicht mal bewusst, dass seine Stimme tiefer geworden war.
Sein dunkelhäutiger Kamerad hatte die Veränderung jedoch gehört, sagte aber nichts. Stattdessen öffnete er den Wagen und stieg aus. „Willst du jetzt mein Auto haben oder nicht?“
Harm war ebenfalls ausgestiegen und hob eine Hand. „Mac, kannst du mich nachher nach Hause fahren? Ich koche uns dann auch was Gutes... als Dankeschön sozusagen.“
Grinsend blickte Sturgis gen Himmel. <Uiuiuih.>
Mac hatte Turners Frage nach dem Auto mitbekommen und musste nun grinsen. „Kein Tofu-Kuchen?“
„Kein Tofu-Kuchen. Versprochen.“
„Und auch keine vegetarische Lasagne?“
Harm schüttelte grinsend den Kopf. „Nope.“ Seinen Freund hatte er schon fast vergessen.
„Okay, wenn es was Leckeres mit Fleisch gibt, darfst du mein Fahrgast sein.“
„Ich hoffe, das hängt nicht nur an einer guten Mahlzeit.“
Sie lachte laut. „DAS muss ich mir noch mal überlegen, Seemann.“
„Maaac...“
„Trotzdem solltest du deinen Hintern jetzt schnell hierher bewegen.“
„Ich beeile mich, okay?“
„Okay.“ nickte sie und beendete das Gespräch.
#
Harm sah seinen Freund an. „Sturgis, ich nehme mir ein Taxi.“
„Wenn du meinen Wagen nimmst, bist du schneller wieder im HQ.“
„Aber dann steht er auf dem JAG-Parkplatz. Da hilft er dir morgen früh wenig.“
„Dann kann ich mir ein Taxi rufen.“
Tadelnd sah Harm ihn an und stieg ebenfalls aus. „Taxi... im Washingtoner Berufsverkehr.“
„Schlimmer als mit dem eigenen Wagen kann es auch nicht werden.“ grinste Sturgis. „Aber wenn du auf Mac bestehst...“ Er schnappte die Schlüssel aus der Hand des verdutzten Ex-Piloten.
„STURG!“
Dieser lachte. „Ich habe nicht gesagt, dass du auf sie STEHST, nur dass du auf ihr BESTEHST.“
„Ha, ha.“
„Dass du auf sie stehst, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Ich als Pfarrerssohn weiß das, mein Lieber.“ Er tippte Harm auf die Brust.
Der bedachte seinen Freund mit einem giftigen Blick. „Hmpf!“
<Kein Protest ist auch eine Art Zustimmung.> „Ruf dir dein Taxi... und dann mach zuerst Chegwidden und am Abend dann Mac glücklich.“ Ohne sich nochmal umzudrehen, verschwand Turner in Richtung Eingang.
„Äh...“ Irritiert starrte Harm ihm hinterher, bevor er sein Taxi rief.
#
Mac hatte derweil die Tüte mit der Ratte entsorgt und war wieder auf dem Weg ins Gebäude. <Noch einmal mache ich das aber nicht!> Drinnen hörte sie schon von weitem Buds Stimme.
„Petty Officer, wie oft soll ich Ihnen noch erklären, dass das Gebäude spätestens am Donnerstag geräumt wird?“
„Aber... Sir...“ erklang eine ihr unbekannte Stimme. „Ich soll Protokoll führen... b... b... bei einer Verhandlung. Das ist wichtig.“
Neugierig – und grinsend ob des letzten Satzes – bog Mac um die Ecke und marschierte auf die „Streithähne“ zu.
Bud stand vor einem fast zwei Meter großen, klapperdürren Mann im Rang eines Petty Officers und versuchte, diesem die Notwendigkeit der Räumung zu erklären. „Natürlich ist das wichtig, Mr. Hoffmann, aber hier gibt es...“
„Probleme, Bud?“
Bud fuhr herum. „Nicht wirklich, Ma’am.“
„Mr. Hoffmann, wenn ich den Lieutenant richtig verstehe, haben Sie doch von der Räumung gehört.“
„Ja, Ma’am.“
„Und Sie sind der Meinung, die Verhandlung am Donnerstag wäre wichtiger als Ihre bzw. aller Gesundheit?“
Dem Mann kamen erste Zweifel an seinem Verhalten. „Na ja...“
„Ja oder nein?“ Sie legte den Kopf schief.
<Der Admiral kann das nicht besser.> dachte Bud; froh, dass er das Problem mit dem Petty Officer los zu sein schien.
„Nein, Ma’am. Die... ahm... die Gesundheit... geht natürlich... hm... vor.“
„Gut erkannt, Petty Officer.“ Sie verschränkte die Hände im Rücken. „Dann schlage ich vor, Sie beginnen mit dem Packen.“
„Ja, Ma’am.“ Er grüßte stramm und zog sich behutsam zurück.
Als er bereits einige Meter entfernt war, erhob sie ihre Stimme noch einmal. „Ach, Mr. Hoffmann?“
„Ja, Ma’am?“
Mac lächelte zuckersüß. „Wenn Sie bei sich fertig sind, können Sie gerne in meinem Büro weitermachen.“
„J... ja, Ma’am.“ Der Petty Officer schluckte.
Bud kniff die Lippen zusammen. „Dem haben Sie es aber gegeben, Colonel.“
„Mr. Roberts, ich glaube, Harm wäre auch froh über ein bisschen Hilfe.“
<SHIT!> „Natürlich, Ma’am.“
Zu seinem Erstaunen packte sie ihn beim Arm und zog ihn in ihr Büro. Dort schloss sie die Tür und fing an zu grinsen wie ein Honigkuchenpferd. „Sorry, Bud, aber ich habe einen Ruf zu verlieren. Darum musste ich so „streng“ zu Ihnen sein.“ Mit beiden Händen deutete sie Anführungszeichen an.
„Puh.“ machte er erleichtert. „Was jetzt?“
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Admiral Chegwidden lauschte in den Hörer.
„AJ, heute ist dein Glückstag. Ein alter Seebär hilft einem alten Kameraden doch gerne aus. Du bist herzlich willkommen.“
„Peter, nur damit ich dich richtig verstehe: Wir können wirklich bei euch unterkommen?“
„Jupp, könnt ihr.“
„Aber wir sind fast 100 Mann.“
„Wir haben Platz genug. Unser halbes Gebäude steht leer; du weißt, wie groß das ist.“
„Ich hab mich schon verlaufen bei euch.“ lachte AJ und seufzte dann erleichtert. „Danke für das Asyl.“
„Kein Problem. Ich denke, zu gegebener Zeit kannst du dich revanchieren.“
„Darauf kannst du Gift nehmen.“ lachte der Ex-SEAL.
„Kommt ihr mit Sack und Pack?“
„Gegenfrage: Habt ihr Computer da?“
„Haben wir.“ Rear Admiral Peter Franks nickte, auch wenn Chegwidden das nicht sehen konnte. „Die Abteilung, die da vorher saß, ist erst letzte Woche ausgezogen.“
„Gott sei Dank!“
„Ist es so schlimm bei euch?“
„Wir haben ein paar Ratten hier.“
„Solche mit Pelzen?“ lachte Franks.
„Genau die – leider.“ Chegwidden fiel in sein Lachen ein. „Die anderen gehören doch schon fast zum Inventar.“
„Da bekommt der Begriff „lebendes Inventar“ doch eine ganz neue Bedeutung. Erinnerst du dich an Đông Hà?“
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„Oooh jaaa...“
„Wir waren froh, mal eine zu erwischen.“
Der Admiral grinste stolz. „Ich kann es immer noch.“
„Wie bitte?“
„Mein Chief of Staff hat gerade mein letztes Opfer entsorgt.“
„Du hast eine Ratte getötet???“
„Jupp. Ich wollte wissen, ob ich’s noch kann... so ein Vieh mit bloßen Händen zu töten, meine ich. Hat funktioniert.“
„Kompliment, AJ.“ lachte sein Gesprächspartner. „Ich will gar nicht wissen, ob ich das noch kann.“
„Peter, genug der alten Geschichten.“ Er seufzte. „Ich werde mit meinen Leuten sprechen und gebe dir dann noch die Einzelheiten durch. Allzu viel werden wir nicht mitbringen, aber die Anwälte werden wohl mit ein paar Kartons anreisen.“
„Kein Problem. Wenn ihr Hilfe benötigt, sag mir Bescheid.“
„Mache ich. Bis dann.“ Chegwidden legte auf und rieb sich triumphierend die Hände. <Es geht doch nichts über alte Bekannte – oder ehemalige SEALs.> Immer noch grinsend erhob er sich und ging zur Tür.
„Lieutenant Sims!“
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Harm saß im Taxi und dachte über Mac nach. Vielleicht konnte er sich am Abend dazu durchringen, ihr seine Gefühle zu gestehen. <Passen würde es jedenfalls zum Durcheinander des Tages.>
„Passiert mir auch nicht oft, dass ich einen Navy-Angehörigen im Wagen hab, Commander.“ Die Fahrerin sah in den Rückspiegel. Der großgewachsene und gutaussehende Offizier gefiel ihr.
„Was?“ Der Ex-Pilot blickte irritiert auf. <Woher kennt die meinen Rang?>
Die Taxifahrerin lachte. „Leute von der Navy sind nicht oft im Taxi unterwegs.“
„Ach so.“ Harm lachte. „Mein Wagen ist kaputt. Genauer gesagt hat sie einen Platten.“
„Sie?“
Ein typisches Rabb-Grinsen antwortete der Frau. „Eine alte Corvette, Jahrgang 1968... selbst restauriert.“
„Schönes Auto. Hätte ich auch gern.“
„Sind Sie Oldtimer-Fan?“
„Mein Onkel hatte eine Werkstatt.“
„Und da haben Sie vermutlich in jeder freien Minuten an irgendwelchen Autos herumgeschraubt.“ stellte Harm lächelnd fest.
„Gut erkannt, Commander.“ Sie sah erneut in den Rückspiegel. <Leckeres Kerlchen.> Harms Fliegergrinsen wirkte auch bei ihr. „Arbeiten Sie bei JAG?“
Er wurde immer misstrauischer. „Sie kennen meinen Rang... wissen, wo ich arbeite... Sie kennen nicht zufällig einen gewissen Clayton Webb?“
„Sie sind ein Scherzkeks, Mister.“ Die Frau lachte herzlich. „Nein, diesen Webb kenne ich nicht, aber ich habe vier Jahre auf der „STENNIS“ gedient. Es ist auch nicht schwer, zu erraten, wo Sie arbeiten. Schließlich wollen Sie zum JAG-Hauptquartier.“
„Will ich ja auch. Warum sind Sie nicht bei der Navy geblieben? Sie scheinen ein helles Köpfchen zu sein.“
Aufmerksam musterte sie ihn. Dann leuchteten ihre Augen auf. „Hey, ich kenne Sie doch irgendwoher.“
<Nicht auch noch das!> Harm verdrehte die Augen. Zum Flirten mit fremden Frauen hatte er momentan absolut keine Lust. „Sie sollten sich was anderes einfallen lassen, Miss.“
„Denken Sie etwa, ich flirte mit Ihnen?“
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Harriet drehte den Kopf, als sie ihren Namen hörte. „Sir?“
„Kommen Sie her, Lieutenant.“ Chegwidden winkte sie in sein Büro.
Sekunden später stand sie vor seinem Schreibtisch. „Haben Sie ein Ausweichquartier gefunden, Admiral?“
„Habe ich.“ Er strahlte. „Mein alter Kamerad Rear Admiral Peter Franks hat sogar ein halbes Gebäude frei. Dort können wir unterkommen. Computer und Infrastruktur sind vorhanden.“
„Wunderbar.“ Sie strahlte ebenfalls, auch wenn sie nicht im Geringsten Lust hatte, ihren Schreibtisch zu räumen.
„Sagen Sie der Truppe, sie sollen mit dem Packen beginnen.“
„Verstanden, Sir.“ Sie wandte sich zur Tür, drehte sich dann aber noch mal zu ihm. „Was soll denn alles mitgenommen werden?“
„Gute Frage, Harriet. Zunächst natürlich die absoluten Geheimsachen. Dann soll jeder mitnehmen, was er für die nächsten 10-14 Tage braucht, vor allem die Anwälte.“
„Verstanden, Admiral.“
„Sind Rabb und MacKenzie schon wieder aufgetaucht?“
Harriet schüttelte den Kopf. „Ich habe sie noch nicht gesehen.“
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„Erzählen Sie mir nicht, Sie würden es nicht tun.“ <Rabb, warum lässt du dich eigentlich auf diesen Blödsinn ein?>
„Commander, Sie sind ein verdammt schnuckeliges Exemplar von Mann. Gut gebaut, nett anzuschauen, dazu noch in der Navy. Ich bin sicher, beim weiblichen Geschlecht haben Sie beträchtlichen Erfolg. Die meisten Frauen mögen nämlich Männer in Uniform.“ Tina Smith war noch nie auf den Mund gefallen – was ihr allerdings auch schon gewaltigen Ärger eingebracht hatte.
<Frech wird sie auch noch!?> „Miss, ich glaube nicht...“
„Kein Grund zur Panik, Sir, ich bin vergeben – an eine Frau.“ Sie zwinkerte. „Allerdings heißt das nicht, dass ich einen so attraktiven Mann wie Sie von der Bettkante stoßen würde. Sie verstehen?“
<Guter Gott!> Er räusperte sich verlegen. „Ich... ähm... ich glaube schon. Sind Sie deshalb aus der Navy ausgetreten?“
„Nein, meine Zeit war um. Außerdem hatte ich gerade meine bessere Hälfte kennengelernt und wollte es ihr nicht zumuten, monatelang auf mich zu verzichten.“
„Aha.“
„Jetzt sind Sie wohl geschockt, Sir.“
<Heute schockt mich nichts mehr.> „Nah, nicht wirklich. Aber ich treffe nicht jeden Tag jemanden, der auf Männer UND Frauen steht.“
„Alles hat ein erstes Mal.“ lachte sie. „Verraten Sie mir trotzdem, woher ich Sie kenne?“
„Was weiß ich?“ Harm zuckte mit der Schulter. „Sie können mich überall schon mal gesehen haben.“
„Nein, nein, es war etwas ganz Bestimmtes.“ Angestrengt dachte sie nach, während sie sich dem JAG-HQ näherten.
Harm sah aus dem Fenster und war froh, die Fahrt bald hinter sich zu haben. <Dann doch lieber einen Anschiss vom Admiral.>
„Ich hab’s: Das Video.“
„Hä?“
„Ich kenne Sie von diesem Rekrutierungsvideo, Commander.“ Sie grinste breit und bog auf den Parkplatz ein. „Auch in der blauen Winter-Uniform sehen Sie richtig sexy aus.“
Harm wurde rot. „Wie viel bin ich Ihnen schuldig, Miss?“
„Macht... Moment...“ Sie sah auf das Taxameter. „... 32,50.“
Rasch kramte er 40 Dollar aus seinem Portemonnaie und gab ihr diese. „Stimmt so, Miss...“
„Smith, Tina Smith.“ Sie reichte ihm eine Visitenkarte. „Falls Sie mal einsam sein sollten und Lust auf ein bisschen Gesellschaft haben, Sir.“ Lachend brauste sie davon.
Verblüfft sah Harm ihr hinterher. „Grundgütiger!“
„Na, Flyboy, hast du mal wieder eine Eroberung gemacht?“
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„Herrgott im Himmel noch mal!“ polterte der Ex-SEAL los und sprang auf. „Die rauben mir noch den letzten Nerv.“ Zufällig sah er dabei aus dem Fenster – und seine beiden Staranwälte auf dem Parkplatz stehen, anscheinend in ein Gespräch vertieft. <Was erlauben die sich eigentlich?>
„Rufen Sie Ihren Mann, Lieutenant.“ knurrte Chegwidden leise.
„Verstanden, Sir.“ Harriet verließ erleichtert das Büro des Admirals und steuerte auf das ihres Mannes zu. „Bud?“
Dieser blickte auf. „Ja, Schatz?“
„Du sollst zum Admiral kommen. Keine Ahnung, um was es geht, aber seine Laune ist mal wieder nicht die beste.“
„Ich soll also in die Höhle des Löwen?“
„Wenn du es so bezeichnen willst.“ Sie grinste. „Ich vermute aber, es hat was mit Harm und Mac zu tun. Er vermisst die beiden.“
Bud nickte. „Unsere Turteltäubchen.“
„Sie würden ja gerne turteln, trauen sich aber nicht.“
Bud grinste breit. „Den ganzen Tag „Ruckedigu, Ruckedigu“ wäre ja auch langweilig.“
„BUD!“
„Wie können zwei mordsgescheite Menschen nur SO blind sein?“
Seine Frau kicherte. „Frag sie doch.“
„Bin ich lebensmüde?“ Er stand auf, trat vor sie und gab ihr schnell einen Kuss auf die Nase. „Ich bin froh, dass es dich gibt, Harriet.“
Sie tätschelte seine Brust. „Ich liebe dich auch, Bud Roberts. Aber jetzt sieh zu, dass du zu Chegwidden kommst, sonst wird der richtig sauer.“
„Wenn er das nicht schon ist.“ Er schlüpfte an ihr vorbei aus dem Büro. „Gibt es eigentlich schon was Neues in Bezug auf unser Ausweichquartier?“
„Ja, der Admiral hat eins gefunden. Pack deine wichtigsten Unterlagen, wenn du wieder hier bist.“
Er nickte. „Hat er was zu den anstehenden Verhandlungen gesagt? Ich muss nächsten Montag vor Gericht.“
„Hat er nicht. Aber das könntest du ihn doch fragen. Ich muss jetzt den anderen mitteilen, dass wir umziehen.“
„Na gut.“ Bud warf ihr eine Kusshand zu und eilte zu Chegwiddens Büro.
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Petty Officer Jennifer Coates öffnete die Tür zur Toilette und betrat eine von den Kabinen. „Mein Gott, noch nicht mal aufs Klo kommt man in diesem Trubel.“ Seufzend setzte sie sich. „Aaah, tut das gut.“
Plötzlich fühlte sie sich nicht mehr allein. Zudem hörte sie ein sehr leises Quietschen. Irritiert blickte sie sich um, sah aber nichts und niemanden.
„Sehe ich jetzt auch schon Gespenster?“ Inzwischen fertig mit ihrem (kleinen) Geschäft erhob sie sich wieder und richtete ihre Uniform. Als sie sich dann umdrehte, um die Spülung zu betätigen, bekam sie den Schreck ihres Lebens: Dunkle Knopfaugen funkelten sie aus der Toilettenschüssel an.
„IIIH!!!“ Coates folgte ihrem ersten Impuls und stieß einen lauten Schrei aus. Instinktiv sprang sie zurück – und knallte gegen die Toilettentür. „AUTSCH! Vermaledeite Scheiße!“ schimpfte sie erbost, holte tief Luft und rieb sich den Rücken. <Toll, Jennifer, ganz toll.>
„Hallo?“ Vorsichtig ertönte plötzlich eine fremde männliche Stimme aus Richtung Eingang. „Alles in Ordnung?“
„Ja, ja.“ Jennifer streckte den Arm so weit wie möglich aus und kam gerade so an den Hebel der Spülung. Dabei ließ sie das Vieh nicht aus den Augen.
Das um sie herum sprudelnde Wasser schien dem Pelztier nichts auszumachen; im Gegenteil, es kroch höher in der Schüssel.
„Jetzt reicht’s!“ Geschwind öffnete Jennifer die Kabinentür und eilte in den Vorraum.
Dort stand Petty Officer Hoffmann neben der Tür und sah sie besorgt an. „Alles okay, Ma’am?“
„Ist Ihnen auf dem Klo schon mal eine Ratte begegnet, Petty Officer?“
„Ähm... eine Ra... Ra... Ratte???“ Immer wenn er sich aufregte, neigte der große Mann zum Stottern.
„Jawohl, eine Ratte.“
„N... nein.“
PO Coates war immer noch äußerst aufgebracht. „DA drin ist jedenfalls eine!“
„Hey, das hier ist die Damentoilette!“ Eine junge Frau im Rang eines Lieutenants (j.g.) stand in der Tür und sah vom einen zum anderen. „Was geht hier vor?“ fragte sie schnippisch.
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Jennifer verdrehte die Augen. <Nicht auch noch diese verkappte „Singer-Ausgabe“!> „Nichts, Ma’am.“
„Ein Mann auf der Damentoilette ist nicht „nichts“, Petty Officer. Ihren Namen bitte.“
<Shit! Offizier ist aber nun mal Offizier.> Die Angesprochene richtete sich zu voller Größe auf. „Petty Officer 1st Class Jennifer Coates.“
„Und Sie sind?“ Fragend sah „der Singer-Verschnitt“ PO Hoffmann an.
„Pe... Petty O... Officer 2nd Class Ben Ho... Hoffmann.“
„Gut.“
Zu aller Überraschung – bzw. zur Erleichterung der beiden POs – nutzte genau diesen Moment die „Toiletten-Ratte“, um sich zu zeigen. Schnüffelnd kam sie unter der Kabinentür hervor und sah die drei Menschen einen Augenblick an, bevor sie sich umdrehte und wieder in der Kabine verschwand.
Die Augen des Lieutenants waren groß wie Suppenteller geworden. „WAS BITTE WAR DAS???“
„Eine Ratte, Ma’am.“ erwiderte Jennifer trocken.
Hoffmann nickte. „D... deswegen w... wird das Gebäude j... ja auch ge... geräumt.“
„Das Gebäude wird geräumt???“
„Ab Donnerstag ist der Kammerjäger hier, Ma’am.“ ergänzte Jennifer Coates.
„Aha. Und warum weiß ich davon nichts?“
„Colonel MacKenzie hat eine Rundmail an alle geschrieben mit sämtlichen Informationen.“
„Tja, dann muss ich die wohl übersehen haben in meinen vielen Mails.“
<Tu doch nicht so, als hättest du so viele Mails bekommen, Schätzchen. SO wichtig bist du nun auch wieder nicht.> Jennifer grinste innerlich und griff nach der Türklinke. „Ich muss jetzt wieder an meinen Platz; schließlich gibt es einiges zu packen bis Donnerstag.“
„U... und das Viech?“
„Hockt entweder neben dem Klo oder ist schon wieder durch das Abwasserrohr verschwunden, Petty Officer.“ Jennifer lächelte ihn an. <Der Gute kann ja nichts dafür.> „Was meinen Sie, Petty Officer: Sollten wir einen Zettel an die Tür machen, dass hier eventuell Ratten sind?“
„Mhm.“ Er nickte eifrig. „Gu... gute Idee.“
„Denken Sie ja nicht, dass die Sache jetzt für Sie beide ausgestanden wäre.“ warf der junge Lieutenant ein und stürmte aus der Toilette.
Ein synchrones „Hä?“ folgte ihr.
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Mac war neben Harm aufgetaucht und schnappte sich die Visitenkarte, bevor er diese entsorgen konnte. „Tina Smith... so, so. Gut aussehen tut sie ja.“
Er starrte buchstäblich Löcher in die Luft. „Sie ist bi...“
„Ähm... wie bitte?“
„Was?“ Nun fokussierte sich der Ex-Pilot wieder auf seine Partnerin und grinste schief. „Sie ist mit einer Frau verbandelt, würde mich aber nicht von der Bettkante stoßen.“
<Würde ich auch nicht.> „DAS hat sie dir erzählt?“
„Hm.“ nickte er. „Und dass sie mal bei der Navy war; vier Jahre auf der „STENNIS“.“
„Taxifahrer hatten schon immer ein loses Mundwerk.“ schnaubte Mac unbeabsichtigt schroff.
<Hä? Ist sie etwa eifersüchtig?> „Was machst du überhaupt hier draußen?“
Sie grinste. „Ich hab schon mal einen Karton zum Auto gebracht; bis Donnerstag müssen wir umgezogen sein.“
„Wir ziehen tatsächlich um?“ Er riss die Augen auf. „Und wohin?“
„Der Admiral hat ein Ausweichquartier gefunden. Wir sollen die wichtigsten Sachen packen und mitnehmen. Das gilt auch für dich, Mister.“
„Okay.“ nickte er und sah sie dann versonnen an. „Magst du eigentlich Männer in Uniform?“
„Wie bitte?“ <Wie kommt er denn jetzt auf diese Frage?>
„Du wiederholst dich, Mac.“ grinste er.
„Wenn du auch laufend so komische Sachen fragst oder sagst.“
„Dass diese Tina bi ist bzw. mich nicht von der Bettkante stoßen würde, dafür kann ich doch nichts. Ich hab nur gefragt, ob auch DU Männer in Uniform magst. Tina hat das behauptet.“
„Die kennt mich doch gar nicht.“ zischte sie. „Wie kann sie dann...“
Er unterbrach sie lachend. „Sie meinte Frauen im Allgemeinen.“
„Ups.“ Mac wurde rot.
„Also?“
„Also was?“
„Magst du Männer in Uniform?“
„Harm, ich bin jeden Tag von einer Menge männlicher Uniformträger umgeben. Da sollte eine gewisse Grundsympathie schon vorhanden sein.“
„Geschickt ausgedrückt, beantwortet aber nicht meine Frage.“
„In einem Punkt hat sie recht: Manche Männer sehen verdammt gut aus in Uniform.“
„Nur „verdammt gut“ oder auch „sexy“?“ <Wo kommt denn das auf einmal her?>
<Halte ich jetzt wirklich DIESEN Dialog mit ihm???> „Manche sehen „verdammt gut“ aus, und einige wenige von denen sogar richtig „sexy“.“
„Hast du ein Beispiel für diese „sexy“ Männer?“
Mac musterte ihn von oben bis unten. <Du jedenfalls fällst definitiv unter die Kategorie „richtig sexy“, Commander.> „Der Admiral zum Beispiel sieht gut aus in Uniform.“
„Du findest Chegwidden „sexy“???“
„Ich habe gesagt, er sieht „gut“ aus.“ Ihr Blick war ziemlich unschuldig. „Vor allem in der Winter-Uniform.“
„Ich hatte eigentlich an die „sexy“ Männer gedacht, nicht an die „gutaussehenden“.“
„Ach sooo.“ Erneut glitt ihr Blick über seine Figur. Dabei entdeckte sie auch ein erwartungsvolles Funkeln in seinen Augen. <Na warte!> „Zu welcher Kategorie zählst DU dich denn?“
Seine Brauen schossen Richtung Stirn. „Hä?“
„Siehst du dich selbst als „gutaussehend“ oder als „sexy“?“
„MAC! Es geht um dich, nicht um mich!“
„Harm, es geht um Männer in Uniform. Du bist ein Mann. Zudem ein Mann in Uniform. Insofern geht es sehr wohl um dich. Also ist meine Frage ja wohl berechtigt.“
<Anwälte!> „Ähm... hm...“ Er schluckte – und entdeckte ihr kaum wahrnehmbares Schmunzeln. <Aha, SO ist das also. Sarah MacKenzie treibt Spielchen mit mir. Was sie kann, kann ich auch.> „Ich habe schon beides über mich gehört.“ Was sogar der Wahrheit entsprach. „Nur deine Meinung kenne ich noch nicht.“
„Na ja...“ Ihre Gedanken rasten. <Shit, was sag ich jetzt?> „Du bist...“
„Commander, Colonel!“ tönte es just in diesem Moment über den Parkplatz.
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Chegwidden stand am Fenster und sah auf den Parkplatz hinab. Wie es den Anschein hatte, waren Commander Rabb und Colonel MacKenzie mal wieder in eines ihrer seltsamen „Streitgespräche“ vertieft. „Kinder, kriegt endlich mal euer persönliches Kuddelmuddel auf die Reihe. Damit wäre allen hier schon sehr geholfen. Über die Konsequenzen können wir uns dann immer noch Gedanken machen.“ <Zur Not starte ich eben noch mal ein „Harriet-Manöver“; schließlich will ich BEIDE in meinem Stab behalten.>
Schmunzelnd beobachtete der alte Haudegen, wie Lieutenant Roberts auf die beiden Senior-Offiziere zueilte.
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Diese fuhren herum und sahen Bud eifrig winken. „Wir kommen gleich!“ rief Harm und drehte sich dann wieder zu Mac. „Die Diskussion bezüglich „gutaussehend“ oder „sexy“ ist nur verschoben, Marine. Ich bin dafür, das heute Abend fortzusetzen. Schließlich schulde ich dir ein Abendessen.“
„Auf das Essen freue ich mich schon.“
„Auf das andere...“
„Ma’am, Sir...“ Ein atemloser Bud stoppte vor ihnen. „Commander, Sie... Sie sollen sofort... zum Admiral kommen. „ASAP... PRONTO... DALLI, DALLI!“ hat er gesagt.“
„Hat er einen Grund genannt?“
„Nope, Colonel.“ Der jüngere Mann schüttelte den Kopf. „Aber... aber er ist stinksauer.“
„Autsch!“
Harm grinste breit. „Hat bestimmt was mit diesen Montags-Gremlins-Pelz-Monstern zu tun. Hat sich noch mal eins gezeigt?“
„Nicht dass ich wüsste...“ Bud schnaufte immer noch.
„Dann solltest du dich mal zu deinem Boss begeben, Seemann.“ Mac konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Und zwar „ASAP... PRONTO... DALLI, DALLI!“, wie er so schön sagte.“
Zuversichtlich machte sich der Ex-Pilot auf den Weg ins Gebäude. „So schlimm wird es schon nicht werden, Mac.“
„Da wäre ich nicht so sicher, Commander.“ warf Bud ein. „Der Admiral scheint wieder mal SEHR schlechte Laune zu haben.“
Auf dem Weg ins Gebäude schnaubte Mac missmutig. „Bei all diesen bizarren Vorkommnissen heute hätte ich die auch.“
„Ja, Ma’am.“
„MEIN erstes bizarres Erlebnis heute war das Weckerklingeln.“ Harm öffnete die Tür. „Ich HASSE Montage.“
Mac lachte. „Wir wissen doch, dass du eine Schlafmütze bist.“
<Ach ja?> fragte sich Bud.
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Chegwidden saß an seinem Schreibtisch und wartete auf seinen Senior-Anwalt. „ASAP geht aber schneller, mein Lieber.“ murmelte er vor sich hin.
Plötzlich klopfte es.
„Herein!“
Die Tür öffnete sich, und Commander Rabb trat ein. „Sie wollten mich sprechen, Sir?“ Er blieb in Habachtstellung vor dem Schreibtisch stehen.
„Ja, Commander. Und das hatte ich „ASAP“ verlangt.“ Er sah nicht auf.
Harm fand den Knauf des linken Fensters äußerst interessant. Seine Augen klebten buchstäblich daran. „Verzeihung, Sir.“
Der Admiral konnte nicht umhin und den jüngeren Mann bewundern. Immerhin schien dieser nun zu wissen, wann er Respekt zu zeigen hatte. <Er ist erwachsener geworden, seit ich ihn das erste Mal traf. Glücklicherweise hat er aber dabei seine unorthodoxe Haltung nicht ganz verloren.>
„Setzen Sie sich.“
Harm tat wie geheißen und sah seinen CO an. „Admiral?“
„Ist Commander Turner gut daheim angekommen?“
„Ja, Sir.“
„Warum sind Sie mit dem Taxi gekommen?“ Das ging Chegwidden zwar nichts an, er war aber neugierig. <Zudem lockert Smalltalk ja bekanntlich die Atmosphäre.>
„Ich war der Meinung, Sturgis sollte morgen früh sein Auto parat haben.“
„Aha.“ nickte der Ex-SEAL. „Harm, Sie haben mitbekommen, dass wir umziehen?“
„Mhm.“
Das Interkom knarzte, und die Stimme von Coates ertönte. “Entschuldigen Sie die Störung, Admiral, aber hätten Sie eine Minute Zeit für uns?“
<Uns?> „Kommen Sie rein, Jennifer.“
Harm machte Anstalten, sich zu erheben. „Sir, ich...“
„Bleiben Sie, Commander.“
Es klopfte erneut, und Jennifer Coates betrat gemeinsam mit PO Hoffmann den Raum. Als sie Harm sah, entfuhr ihr ein leises „Oh!“.
„Was gibt es, Petty Officer?“ Chegwidden sah sie neugierig an.
„Das hier...“ Sie deutete auf ihren Begleiter. „... das ist Petty Officer Ben Hoffmann.“ Unsicher warf sie einen Blick auf Harm, der jedoch beruhigend nickte. „Wir... na ja, da... ahm... Sir, da ist eine neue junge Anwältin...“
„Lt. Sebastian, ja.“ Der ältere Mann nickte. „Was ist mit ihr?“
„Vermutlich wird sie Meldung über PO Hoffmann und mich machen, Admiral.“
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Mac schnaubte gereizt und verstaute ihre wichtigsten Bücher in einem weiteren Karton. „Ich hasse packen.“
Im Aktenschrank vor ihr raschelte es. „Nicht auch noch hier!!!“ knurrte sie erbost und öffnete die unterste und wenig benötigte Schublade. Papierschnipsel flogen in die Luft; es stank zum Gotterbarmen.
„Pfui Galle! Was ist denn hier passiert???“ schimpfte sie und griff nach einem Stift. Vorsichtig wühlte sie damit in dem Papier – und fand ein knappes Dutzend nackte Rattenbabys.
„ARRRGH!!!“
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Chegwiddens Augen wurden groß. „Warum denn das?“
„Sie hat PO Hoffmann und mich in der Damentoilette gesehen.“ platzte es aus Jennifer. <Na super, Jennifer! Besser konntest du das ja auch nicht ausdrücken!>
Chegwidden legte seine Brille ab. „WIE BITTE?“ Seine Stimme war gefährlich leise geworden.
„Sir, es ist absolut nicht so, wie Sie jetzt vielleicht denken mögen.“
„Wie ist es denn?“
Harm musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Der klapperdürre und baumlange PO passte überhaupt nicht zu PO Coates. <Aber die Liebe geht ja manchmal seltsame Wege...>
Die junge Frau bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck. „Admiral, wegen eines dringenden Bedürfnisses musste ich die Toilette aufsuchen. Als ich fertig war, da... nun ja... da war da so ein Rattenvieh in der Schüssel. Ein lebendiges...“ schob sie schnell hinterher.
Chegwidden und Harm sahen sich kurz an. Die Lachfältchen um die Augen der beiden Offiziere wurden tiefer. Beide dachten exakt das Gleiche: <Sie hat auf ’ne Ratte gepinkelt...>
„Aha.“ nickte der Ex-SEAL.
„J... ja, Sir.“ meldete sich nun Hoffmann zu Wort. „Ich ha... habe einen Sch... Sch... Schrei aus der Da... Damen... Damentoilette ge... ge... gehört, und da... da... da hab ich nachge... ge... ge... guckt.“ So nah vor einem leibhaftigen Admiral zu stehen machte den Petty Officer außerordentlich nervös, was sich auch in seiner Ausdrucksweise zeigte. Zu seinem Glück schien sich niemand an seinem Gestammel zu stören.
„Sie wollten helfen?“
Hoffmann nickte eifrig. „Mhm.“
„Admiral, ich wäre auch allein mit dem Biest klargekommen. Aber es ist nett von dem Petty Officer, nachzusehen, ob nicht doch etwas Schlimmes passiert ist.“
Chegwidden nickte. „Dem stimme ich zu.“
„Plötzlich stand dann Lieutenant Sebastian in der Tür. Und ein Mann auf dem Damenklo macht sich nicht so gut, Sir.“
„Auch dem stimme ich zu.“ Chegwiddens Vergnügen stieg von Sekunde zu Sekunde, ebenso wie das von Harm. „Und nun will sich der Lieutenant über Sie beide beschweren, weil sie einen Mann auf der Damentoilette erwischt hat.“
Der Ausdruck „erwischt“ sagte Jennifer, dass auch der Admiral das Ganze ziemlich absurd fand. „Es sieht so aus.“
„Was ist denn mit der Ratte passiert?“
Coates grinste. „Die tauchte kurz auf, um zu sehen, ob die Luft rein war, und ist dann wieder verschwunden.“
„Kluges Tier.“ murmelte Harm. „Wohin?“ fragte er etwas lauter.
Sie wurde rot. „Entweder zurück ins Klo, Sir, oder sie hockt noch daneben.“
Nun konnte der Ex-Pilot nicht mehr an sich halten und schnaubte erheitert.
Der Admiral warf ihm einen amüsierten Blick zu und sah dann die beiden POs wieder an. „Danke, dass Sie mir davon erzählt haben, Jennifer.“
„Ha... ha... haben w... wir denn w... w... was zu be... be... be... befürchten?“
„Nein, Mr. Hoffmann.“ Der Ex-SEAL schüttelte den Kopf. „Ein Mann hat zwar grundsätzlich nichts auf der Damentoilette zu suchen, aber Sie wollten schließlich nur helfen.“
„Ja, Sir.“
„Sollte Lieutenant Sebastian wirklich eine Beschwerde einreichen, bin ich auch noch da, Jennifer. Admiral, mit Ihrer Erlaubnis würde ich den beiden im Fall der Fälle gern mit Rat und Tat zur Seite stehen.“ warf Harm erheitert ein.
Chegwidden nickte grinsend. „Erlaubnis erteilt, Commander.“
„Danke, Sir.“ kam die dreistimmige Antwort.
PO Coates strahlte. Sollte tatsächlich die Hilfe eines Anwalts notwendig sein, gab es keinen besseren als Harmon Rabb Junior. Der Ex-Pilot war schließlich ihr Held.
„Das klingt fast so absurd wie Macs „Makkaroni-Fall“.“
„SIR?“
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Immer noch aufgebracht stürmte Mac aus ihrem Büro. „Diese scheiß Biester! Sich so einfach bei mir breitzumachen!“ schimpfte sie auf dem Weg in die Küche, verfolgt von etlichen Augenpaaren.
„Ma’am?“ Harriet sah ihr irritiert hinterher, erhielt jedoch keine Antwort.
Bud stand gerade vor dem Schreibtisch der blonden Frau und blickte zu ihr. „Was ist denn mit dem Colonel los?“
„Keine Ahnung.“
„Klingt ja ganz schön angepisst.“
„Das bin ich auch, Lieutenant.“ knurrte Mac, die schon wieder auf dem Rückweg war – eine Tüte und massenweise Papier in der Hand.
„Können wir Ihnen helfen?“
„Gegenfrage: Können Sie Rattenbabys töten?“
„Rattenbabys???“
Mac nickte. „Ungefähr ein Dutzend haust bei mir in der Schublade.“
„Also, Ma’am... mich brauchen Sie nicht zu fragen.“ Harriet winkte angewidert ab und zog die Nase kraus.
„Mich... ähm...“ Bud wurde rot. „... mich besser auch nicht. Sorry, Colonel.“
„Schon gut, Lieutenants, das kriege ich auch noch hin. Wäre doch gelacht.“ Mac redete sich selbst Mut zu. Lebendige Ratten zu töten – dazu noch Babys – war doch etwas anderes als das Entsorgen einer toten Ratte. „Schließlich bin ich ein Marine!“
Die beiden Lieutenants verdrehten innerlich die Augen. Neben „Wir sind nur beste Freunde.“ bzw. „Das ist komplizierter, als Sie denken.“ von Commander Rabb war das einer der meistgehörten Sätze im HQ.
„Ja, Ma’am.“ antworteten beide unisono.
„Ist Commander Rabb immer noch beim Admiral?“
„Ja, Colonel. PO Coates und PO Hoffmann sind auch noch bei ihm.“
Mac tippte sich grübelnd gegen das Kinn. Der Name kam ihr irgendwie bekannt vor. „Hoffmann, Hoffmann... muss ich den kennen?“
„Der ist...“ Bud sah im Augenwinkel, dass die beiden POs gemeinsam mit Harm gerade Chegwiddens Büro verließen. „Da sind sie ja.“
Mac blickte in die angegebene Richtung. „Ach ja, jetzt erinnere ich mich.“
„Könnte PO Hoffmann Ihnen vielleicht bei Ihrem „Baby-Problem“ helfen, Ma’am?“ schlug Bud vor, ohne näher nachzudenken.
Sie riss ebenso die Augen auf wie Harriet. „WIE BITTE???“
<SHIT!!!> Bud wäre am liebsten im Boden verschwunden. „Shit! Ähm... ich meine... sorry, Ma’am... es geht natürlich um...“ Hilflos blickte er seine Frau an in der Hoffnung, diese würde ihn aus seiner Misere retten.
Die Schlinge um seinen Hals zog sich unbemerkt weiter zu; Harm hatte auf dem Weg zurück in sein Büro das Wort „Baby-Problem“ aufgeschnappt und trat nun auf die Gruppe zu.
„Wer hat hier ein Baby-Problem, Leute?“ Seine Augen blieben an Mac hängen.
Mac und Bud antworteten gleichzeitig. „Niemand.“ / „Colonel MacKenzie, Sir.“
„BUD!!!“ Harriet war erschrocken über Buds loses Mundwerk. <Der Kerl denkt auch nie nach.>
Mit hochgezogener Braue blickte der Ex-Pilot auf seine Partnerin. „Mac?“
„Na ja...“ Diese zuckte mit der Schulter. „... ich habe ein Rattenbaby-Problem in meiner Schrankschublade.“
„Sagtest du gerade „Rattenbaby-Problem“?“ Die zweite Braue folgte der ersten.
Sie nickte. „Aha.“
„Autsch!“ Harm verzog das Gesicht. „Und nun?“
„NUN müssen die Viecher da weg.“ Herausfordernd sah sie ihn an. „Du kannst mir gerne helfen, Harm.“
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Chegwidden schmunzelte, als sich die Tür hinter den dreien geschlossen hatte. „Die soll nur mal mit einer Beschwerde kommen.“ Er wusste, dass Jennifer Coates nichts Unehrenhaftes getan hatte. Seit dem denkwürdigen Weihnachtsfest vor ein paar Jahren schien sie aufrichtig geläutert. Er vermutete, dass ein gewisser Harmon Rabb Junior daran nicht ganz unschuldig war.
Immer noch grinsend ging er zurück zum Schreibtisch und begann, die wichtigsten Unterlagen zusammenzusuchen. <Ich hasse packen.> dachte er nach einer Weile missmutig.
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Nun war Harm in Zugzwang. „Oookay...“ Verlegen kratzte er sich im Nacken. „Hast du schon eine Idee, wie du das machen willst?“
„Gehen wir besser in mein Büro. Nachher gibt es hier noch so einen „Tierschützer“, dem die Lösung garantiert nicht gefällt.“ <Mir gefällt sie auch nicht, aber ich sehe im Moment keine andere Möglichkeit.> Sie machte sich auf den Weg. „Harriet, Bud, Sie können gerne mitkommen.“
„Nein, danke, Ma’am.“ kam die zweistimmige Antwort.
Der Ex-Pilot grinste die beiden Junior-Offiziere an und deutete zwinkernd Richtung Macs Büro. „Marine auf Mission.“
„Ich bin froh, wenn der Spuk in 10 Tagen vorbei ist.“ seufzte Harriet.
Harm lächelte zuversichtlich. „Ich hoffe doch schwer, dass es schon ab Donnerstag nicht mehr spukt.“
„Zumindest werden wir nichts mehr davon mitbekommen.“ grinste Bud.
„Harm!“ ertönte laut Macs Stimme.
„Ups.“ machte der Ex-Pilot amüsiert. „Ich glaube, ich werde gebraucht.“ Mit einem Winken über die Schulter eilte er zu Macs Büro.
Die blonde Frau sah ihm nachdenklich hinterher. „Er ist vermutlich der einzige, der in der ganzen Sache noch was Positives sehen kann.“
„Was denn?“
„Bud Roberts, du bist ein kluges Köpfchen, aber manchmal...“ Harriet schüttelte den Kopf. „Manchmal müsste man dich mit der Nase tief in den Brei tunken.“
„Harriet!“ Er blickte zu Macs Büro, wo die beiden Offiziere wie vom Erdboden verschluckt schienen. „Wo sind sie denn?“
„Hatte Colonel MacKenzie nicht etwas von „unterster Schublade“ gesagt? Dann werden sie sich die jetzt wohl genau betrachten.“
„Unterste Schublade ist vielleicht die Feigheit des Commanders dem Colonel gegenüber.“
„BUD!!!“
Dieser grinste seine Frau an. „Aber wo du Recht hast, Schatz, hast du Recht. Vielleicht finden sie in der „untersten Schublade“ ja noch was anderes.“
„Dem Himmel sei Dank!“ Harriet blickte theatralisch an die Decke. „Sein Hirn kommt wieder.“
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Harm konnte nicht umhin und musste breit grinsen, als er Macs Bürotür hinter sich schloss. „Wo sind denn jetzt deine Babys?“
„MEINE Babys?“ Mac sah ihn vorwurfsvoll an. „Das sind nicht MEINE Babys.“ Sie hockte sich hin und zog die unterste Schublade wieder auf. Sofort breitete sich ein intensiver Gestank aus. Zudem ertönte leises Fiepen.
Er schüttelte den Kopf. „Pfui Galle!“ Angewidert ging er in die Knie. „Das riecht ja ekelhaft.“
„Hier sind die Babys.“ Mac stocherte mit einem Stift in den Papierschnipseln herum.
Skeptisch beäugte er die nackten Winzlinge. „Soll ich ehrlich sein, Mac?“
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„Ich bitte darum.“
„Also... ich kann die nicht umbringen.“
„Hä?“
Er sah sie an. „Ich weiß, ich bin Kampfpilot; ich habe auch schon häufiger von meiner Schusswaffe Gebrauch gemacht. Aber die hier... ich glaube nicht, dass...“
„Ich weiß leider auch keinen anderen Weg.“ Ihr Blick wurde nachdenklich. „Die sind noch nicht mal besonders niedlich.“
Aus einem Impuls heraus legte er ihr die Hand auf die Schulter. „Aber es sind Babys.“
„Mhm.“ nickte sie. „Aber spätestens, wenn der Kammerjäger kommt, werden sie dran glauben müssen. Nur bekommen wir das nicht mit.“
„Bisschen scheinheilig, nicht wahr?“
Erbost schüttelte sie seine Hand ab. „Hey!“
„Mac!“ Er legte die Hand wieder auf ihre Schulter. „Wenn ich eine Bombe über einem fremden Ort abwerfe, bekomme ich auch nicht mit, ob da Unschuldige sterben. Das ist genauso scheinheilig.“
Sie deutete auf die Schublade. „Soll ich das jetzt als militärische Operation sehen?“
„Warum nicht? Damit kennst du dich doch aus.“
„Der Admiral hat auch schon so ein Vieh mit bloßen Händen ins Jenseits befördert.“
Harm lachte. „Da wollte er doch nur wissen, ob er seine „Künste“ aus Vietnam noch kann.“
„Tote Ratte ist tote Ratte.“ grinste sie und nahm den Beutel zur Hand. „Hilfst du mir?“
Er seufzte. „Okay, was soll ich tun?“
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Bud lehnte am Schreibtisch seiner Frau und blickte nachdenklich auf Macs Bürotür. „Was die beiden wohl da drin machen?“
„Entweder befördern sie Rattenbabys ins Jenseits, oder...“ Harriet seufzte. Die Alternative sagte ihrer romantischen Ader wesentlich mehr zu.
„Oder?“
Harriet rollte mit den Augen. Dann sah sie sich nach allen Seiten um und winkte ihren Gatten zu sich herab. „Komm her.“
„Was... HMPF!“
Ein rascher Kuss verschloss seine Lippen. So schnell, wie sie ihn geküsst hatte, ließ sie ihn auch wieder los. „Ist dein Hirn schon wieder auf Urlaub?“ grinste sie.
„Harriet!“ zischte Bud.
„Ist es verboten, dass wir uns küssen?“
„Nein, aber doch nicht im Büro!“ Er wurde rot. „Wir sind Offiziere.“
Sie grinste breit. „Jeder hier weiß, dass wir miteinander verheiratet sind.“ Ihr Blick flog zu Macs Büro. „Im Gegensatz zu denen da drin.“
„Jetzt spinnst du völlig, Harriet.“ Bud löste sich vom Schreibtisch und baute sich vor ihr auf. „Die sind noch nicht mal ein Paar, und du verheiratest sie gleich???“
Die blonde Frau seufzte. „LEIDER sind sie kein Paar. Aber die beiden gehören doch zusammen wie Pott und Deckel.“
„Du bist eine unverbesserliche Romantikerin, mein Schatz.“ Lächelnd über ihre Ausdrucksweise beugte er sich zu ihr und küsste ihre Nasenspitze.
„Na und? Du hast selbst schon gesagt, dass die beiden perfekt zueinander passen.“
Bud schmunzelte. „Zumindest weiß Colonel MacKenzie, wie man am besten mit dem Commander umgeht.“
„Jetzt würde man noch nicht mal sehen, dass sie sich küssen.“ Harriet seufzte. „Aber leider werden die da drin nicht romantisch sein.“
„Nope.“ Bud nickte zustimmend. „Ist der Colonel heute nicht Harms Chauffeur? Ich meine, so etwas mitbekommen zu haben.“
„Na ja, zumindest hat der Commander kein Auto hier. Und irgendwie muss er ja nach Hause kommen.“ Nachdenklich blickte sie auf Macs Bürotür. Dann erhellte sich ihr Gesicht. „Sie MÜSSEN einfach gemeinsam nach Hause fahren.“
„Du bist und bleibst eine unerschütterliche Optimistin, Schatz.“
„Warum?“ Sie sah ihn unschuldig an. „Ist es meine Schuld, dass er sein Auto in der Werkstatt hat?“
Bud lachte. „Natürlich nicht. Aber du ziehst wieder voreilig Schlüsse.“ Im Augenwinkel sah er Lt. Sebastian auf das Büro des Admirals zueilen. „Was will DIE denn beim Boss?“
„Wer?“ Harriet sah nur noch eine weibliche Navy-Uniform von hinten.
„Lt. Sebastian.“
„Die Neue?“
„Aha.“
„Das gibt Ärger.“
Bud sah sie an. „Nur weil sie ein Singer-Verschnitt ist, muss sie doch nicht gleich genauso eklig sein wie diese.“
„Bis jetzt kann ich keinen Unterschied zwischen den beiden feststellen. Wo immer sie aufgetaucht sind, drohte doch Ärger.“ Mit ihrer „charmanten“ Art hatte Lt. Sebastian schon etliche Mitarbeiter gegen sich aufgebracht, obwohl sie erst drei Monate im HQ war.
„Außer dass Lt. Singer tot ist, und die hier mehr als lebendig.“
„BUD!“
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Lt. Laura Sebastian würdigte PO Coates nur des allernötigsten Blickes, als sie um Einlass bei Admiral Chegwidden „bat“. „Petty Officer, ich muss zum Admiral. Ist er da?“ forderte sie gebieterisch.
„Ja, Ma’am.“ <Ruhig Blut, Jennifer.>
„Melden Sie mich an.“
<„Bitte“ wirst du doch noch sagen können, Schätzchen.> Jennifer drückte eine Taste. „Admiral, Lt. Sebastian möchte Sie sprechen.“
„Soll reinkommen.“ Chegwidden wappnete sich mental und schickte einen Dank gen Himmel, dass er bereits vorgewarnt worden war. Theoretisch hätte er die Sache auch Mac übergeben können, aber als Vorgesetzter und als SEAL war er seiner Meinung nach für ALLE Mitarbeiter da. Außerdem konnte – und wollte! – er der jungen Frau die Flügel noch ein wenig zurechtstutzen – eine Sache, die ihm weitaus mehr zusagte als diese „Pelz-Monster-Geschichte“.
„Sie haben es ge...“
Lieutenant Sebastian klopfte bereits an die schwere Eichentür und betrat nach dem „Herein!“ des Admirals dessen Büro.
<Dumme Kuh!> Coates zog die Nase kraus.
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Mac drückte dem dunkelhaarigen Mann die Tüte in die Hand. „Die hier halten.“
„Kein Problem.“ grinste er und hielt ihr die offene Tüte hin. „Und nun?“ Ein Hauch ihres Parfüms umgab sie immer noch. Die Nähe zu ihr hier auf dem Fußboden – und damit unsichtbar für den Rest der Truppe – kratzte gehörig an seiner Selbstdisziplin. Es wäre DIE Gelegenheit gewesen, sie zu küssen – wenn... ja, wenn sie ein Paar gewesen wären.
„Nun werde ich diese kleinen Biester darin versenken.“
„Sturgis ist der U-Boot-Spezialist, Mac.“
„Der aber bei jedem Pelztier in Ohnmacht fällt. Da versenkt er sich doch höchstens selber.“ ergänzte sie lachend. „Warum wohl hat ihn der Admiral nach Hause geschickt?“
Mit spitzen Fingern, die jeweils von einem neuen Papiertuch umgeben waren, packte sie ein Rattenbaby nach dem anderen und ließ es in die Tüte fallen – gefolgt vom Papier. Bald war die Tüte voller Papier, aus dem heraus es leise fiepte und quietschte.
„Zum „Schiffe-Versenken“ vielleicht?“ Harm ignorierte geflissentlich ihre Mission.
„Blödmann!“ Das letzte Baby landete mitsamt Papier in der Tüte. „Geschafft!“
Skeptisch betrachtete er das Ganze. „Ich würde sagen, das war der leichtere Teil.“
„Tja.“ Sie sah ihn an. „Hast du eine Idee, was man jetzt damit macht?“
„Hey, DU wolltest das wie eine militärische Aktion angehen, nicht ich. Ich bin eher für die Fernaktionen zuständig.“ Er erhob sich und grinste breit. „BOOOM! von oben, du verstehst?“
<„BOOOM!“ von oben?>„Ich bin keine ausgebildete Nahkämpferin.“
Sein Grinsen wurde breiter. „Aber du bist ein Marine.“
„Ha, ha, sehr witzig.“ Mac stand ebenfalls auf und gab ihm einen Klaps gegen die Schulter.
„Au!“ rief er gespielt pikiert, lachte dann aber. „Soll ich vielleicht eine Bombe auf die Tüte schmeißen?“
„Immerhin könntet ihr von der Navy so eure Treffsicherheit testen. BOOOM! von oben, gell?“
„ICH bin treffsicher.“ erwiderte er ohne nachzudenken.
<Ach ja?> Sie sah ihn an. „Im Finden von Blondinen oder was?“ <SHIT!> Ihre Wangen röteten sich.
„Wieso? Du bist doch brünett.“
„HARM!!!“
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„Was kann ich für Sie tun, Lieutenant?“ Chegwidden sah die junge Frau neugierig, aber mit neutralem Gesichtsausdruck an.
Immerhin stand sie vorbildlich stramm. „Ich möchte Meldung machen, Sir.“
„Worüber?“
„Über den Petty Officer in Ihrem Vorzimmer und PO Hoffmann.“
„Nehmen Sie Platz, Lieutenant.“ Der Admiral deutete auf einen der Sessel. „Haben Sie etwas an PO Coates auszusetzen?“
„PO Coates und PO Hoffmann waren gemeinsam auf der Damentoilette, Sir.“ platzte es aus ihr, als sie saß.
„Gemeinsam auf der Damentoilette... so, so.“ Erneut war er froh, dass die beiden POs vorher zu ihm gekommen waren und ihn vorgewarnt hatten. Sein jetziges Amüsement ließ er sich jedoch nicht anmerken. <Mal sehen, was sie noch alles bringt...>
„Ja, Sir.“
„Haben sie etwas gemacht, was gegen die Vorschriften verstößt?“
„Nicht dass ich wüsste. Aber...“ Sebastian holte tief Luft. „Aber ein Mann hat auf der Damentoilette nichts zu suchen. Außerdem faselten sie etwas von einer plötzlich aufgetauchten Ratte, was doch sehr unglaubwürdig klingt.“
„Warum?“ Er war gespannt, ob sie auch das zweite Auftauchen des Pelztieres erwähnen würde.
Sie fühlte sich noch nicht mal unwohl darüber, dass der Ex-SEAL so offen und vertraulich mit ihr sprach. „Bei allem nötigen Respekt, Sir: Eine Ratte auf der Damentoilette? Hier???“ Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
„Haben Sie die Mail von Colonel MacKenzie nicht gelesen?“
„Noch nicht, Admiral. Aber ich habe davon gehört.“
„Selbst gesehen haben Sie diese Ratte aber nicht?“ Chegwidden wusste zwar von Coates und Hoffmann, dass sie die Ratte auf der Damentoilette gesehen haben MUSSTE, wollte ihr jedoch alle Türen offen lassen, auch wenn er es nicht leiden konnte, wenn einzelne Mitarbeiter bei ihm angeschwärzt wurden – außer natürlich, es lagen triftige Gründe vor.
„Ahm... nein, Sir. Nur die beiden POs in der Damentoilette.“
„Aha.“ Er nickte gedankenvoll. <Mich flunkerst du nicht an, Schätzchen.>
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„Dieses Gebäude HAT leider ein Ratten-Problem, Lieutenant.“ erläuterte er. „Daher ziehen wir bis Donnerstag um, wenn der Kammerjäger kommt.“
Ihre Augen wurden immer größer. „Kammerjäger???“
Er nickte. „Das HQ wird ausgeräuchert.“
„Ausgeräuchert?“
<Ist sie schwerhörig oder nur schwer von Begriff?> „Ja, mit Giftgas und so Zeug.“
„Uhm... Sir...“ Lt. Sebastian schluckte.
<Wie hat sie es bloß zu einem so guten Abschluss geschafft, dass sie hier in Washington gelandet ist?> Chegwidden konnte sich dennoch ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Sie sollten Ihre wichtigsten Unterlagen und Akten packen. Die Sache mit den POs überlassen Sie mal mir.“ Er setzte seine Brille wieder auf, was ihr signalisieren sollte, dass die Unterredung beendet war.
Um solch eine „Spitzfindigkeit“ auf Anhieb zu erkennen, war sie allerdings noch nicht lange genug im HQ. Zuallererst einmal war sie immer noch verwirrt. „Äh... ja, Sir, natürlich, Sir.“ Ihre Gedanken rasten. <Also stimmt es, was PO Coates vorhin gesagt hat.> Kleine Zweifel tauchten auf, ob sie die ganze Angelegenheit nicht überbewertet hatte. <DA muss du jetzt durch.>
„Sie können gehen, Lieutenant.“
„Oh...“ machte sie und erhob sich. „Verzeihung, Sir.“ Nach einem vorbildlichen Gruß verließ sie das Büro. PO Coates war dann erneut Luft für sie.
In Gedanken streckte diese dem forschen Lieutenant die Zunge raus, als das Interkom losquäkte. „Petty Officer?“
<Es geht los.> „Ja, Sir.“
Aus Chegwiddens Tonfall ließ sich nicht raushören, in welcher Stimmung er war. „Würden Sie bitte in mein Büro kommen?“
„Natürlich, Sir.“ Jennifer holte tief Luft, straffte die Schultern und begab sich in „die Höhle des Löwen“.
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„Hey, der Commander ist wieder aufgetaucht.“ Bud grinste breit. „Ob sie nicht doch...?“
Harriet schüttelte den Kopf. „Da hab ich meine Zweifel, Bud.“
„Wieso?“
„Schau selbst.“
Bud bekam gerade noch den Hieb gegen Harms Schulter mit. „Och nööö, nicht schon wieder.“
„Ich würde sagen „immer noch“.“
„Heute waren sie doch ziemlich friedlich im Umgang miteinander – bis jetzt zumindest.“
„Ja.“ Harriet lachte. „Abgesehen von den üblichen Kabbeleien.“
„Die sind das Salz in der Suppe, Schatz.“ grinste Bud und wackelte mit den Augenbrauen.
Ihre Augen leuchteten auf. „Oooh, warte nur, bis...“
Bud unterbrach sie aufgeregt. „Hey, sie kommen!“
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Chegwidden sah seine Vorzimmerkraft an. „Setzen Sie sich, Jennifer.“
<Uff!> dachte diese und setzte sich. <So schlimm kann es nicht sein bei DER Anrede.> „Sir?“
„Sie hatten Recht mit Lt. Sebastian.“ Der Ex-SEAL schüttelte den Kopf. „Sie hat Meldung über Sie und PO Hoffmann gemacht.“
„Oh.“ Jennifer Coates war nicht wirklich überrascht. „Wenn ich fragen darf: Was werden Sie jetzt unternehmen?“
Chegwidden grinste. „Nichts.“
„Nichts?“ Sie riss die Augen auf. „Aber... Sir...“
„Wer ist hier der Boss?“
„Natürlich Sie, Admiral.“
„Danke, Jennifer, mir kamen fast schon Zweifel.“ erwiderte er mit leicht sarkastischem Unterton. „Lt. Sebastian hat aus einer Mücke einen Elefanten gemacht. Die Mücke war winzig klein – und der Elefant sehr groß.“
Sie nickte, sagte aber nichts.
„Petty Officer Hoffmann wollte Ihnen helfen, das steht für mich außer Frage. Und zwar egal, ob auf der Damentoilette oder an einem andern „heiklen“ Ort.“ Er machte Anführungszeichen in der Luft. „Sie beide haben absolut nichts zu befürchten.“
Jennifer war erleichtert, obwohl sie wusste, dass Hoffmann und sie sich nichts hatten zuschulden kommen lassen. „Danke, Sir.“
„Sollte Lt. Sebastian nicht einsehen, dass sie völlig überreagiert hat, kann ich immer noch Rabb auf sie loslassen.“ Äußerst zufrieden mit sich selbst grinste Chegwidden über beide Ohren. <Der Commander wird sie schon zurechtstutzen.>
„Nochmals danke, Admiral.“
„Und jetzt kommen Sie mit.“ Der Ex-SEAL erhob sich. „Schauen wir mal, was die Umzugsvorbereitungen machen.“
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Mit Harm im Schlepptau verließ Mac ihr Büro, die Tüte mit dem „Rattenbaby-Papier-Gemisch“ in der Hand.
„Mac, du hast mir immer noch nicht gesagt, was du jetzt damit machen willst.“
Sie zuckte mit der Schulter. „Ich überlege ja selbst noch.“
„Colonel, haben Sie ein Problem?“ Unerwartet tauchte der Admiral gemeinsam mit Jennifer Coates vor ihnen auf.
Mac versuchte so etwas wie eine Habachtstellung. „Nicht wirklich, Sir.“
„Aber?“ Der Ex-SEAL betrachtete seine Anwälte von oben bis unten. Graue Flecke unterhalb von Harms Knien ließ ihn die Stirn runzeln. „Noch mehr Toner, Commander?“
Harm sah an sich hinab. „Oh... das... ähm... das muss passiert sein, als wir Mac Schublade gesäubert haben.“
„Schublade gesäubert???“
„Na ja, richtig sauber ist sie nicht, aber da...“
Als sie sah, dass Chegwidden den Mund öffnete, kam Mac dem Ex-Piloten zu Hilfe und hielt die Tüte hoch. „Wir haben sie hiervon gesäubert, Sir.“
„Was ist das?“ Misstrauisch betrachtete Chegwidden die Tüte, aus der heraus es immer noch leise fiepte.
Die Antwort kam synchron. „Rattenbabys, Sir.“
„Rattenbabys...“ echote der ältere Mann perplex.
„Ja, Sir.“ Mac nickte. „Anscheinend haben sich unsere pelzigen Untermieter hier so wohl gefühlt, dass sie sich vermehrt haben – in MEINER Schublade.“
„Und wo EIN Nest ist...“ Harm brauchte nicht weiterzureden; Chegwidden war klar, dass das vermutlich nicht das einzige Nest war.
Bud und Harriet hatten sich zu der kleinen Ansammlung gesellt. Angewidert blickten sie auf die Tüte.
„Ah... mit Verlaub, Ma’am...“ PO Coates blickte in die Runde. „Was machen Sie jetzt damit?“
„Spätestens am Donnerstag werden sie das Zeitliche segnen.“ erklärte Harm. „Wenn der Kammerjäger hier ist.“
„Sollen die etwa bis dahin in der Tüte bleiben???“
„Na ja...“ Mac blickte auf die Tüte und dann in die Runde. „... mir ist noch nicht ganz klar, was ich damit mache.“
Chegwidden riss die Augen auf. <Ihr als „tougher Marine“ ist das noch nicht klar? Oder scheut sie sich etwa, die Babys umzubringen?>
Harm kam plötzlich eine Idee. „Mac, warum nimmst du nicht einen Eimer?“
„Einen Eimer?“ Fünf Augenpaare sahen ihn fragend an.
„Jupp, einen Eimer.“ nickte der Ex-Pilot. „Mit Wasser. Und dann „blubb-blubb“.“
„Blubb-blubb???“ Der fragende Ausdruck in den Gesichtern um Harm herum wich diversen Blicken, die nur zu deutlich sagten: *Der hat sie doch nicht mehr alle!*
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Harm beeilte sich, seinen Vorschlag zu erklären. „Hat meine Großmutter immer so gemacht auf der Farm.“
„Und wie stellst du dir „blubb-blubb“ genau vor?“ Trotz der ernsten Angelegenheit musste sie grinsen. <„Blubb-blubb“... tse.> „Wie hat deine Großmutter das gemacht?“
„Na ja... sie hat einen Eimer genommen, Wasser reingefüllt und dann...“ Er zuckte mit den Schultern und sah ein wenig verlegen in die Runde, bevor er eine Geste machte, die einem Eintunken ähnelte. „Blubb-blubb.“ Dass „blubb-blubb“ auch noch andere Tiere zum Opfer gefallen waren, behielt er lieber für sich. Als kleiner Junge hatte er deswegen manch bittere Träne vergossen. Aber das Landleben war in dieser Hinsicht nicht zimperlich... konnte es auch gar nicht sein.
Chegwidden reckte sich. „Haben Sie bei Ihrer Großmutter auch schon mal „blubb-blubb“ gemacht, Harm?“
„Sir, meine Großmutter erfreut sich bester Gesundheit!“ schnaubte der Ex-Pilot pikiert.
Nun lachte der alte Haudegen. „Ich meinte, ob Sie so etwas schon mal auf der Farm Ihrer Großmutter gemacht haben?“
„Uh... nein, Admiral, nur zugesehen. Das aber eher unfreiwillig... als ich klein war.“
„Aha.“ Chegwidden blickte in die Runde. „Hat jemand von Ihnen schon mal diese Methode angewendet?“
Ein vielstimmiges „Nein, Sir!“ antwortete ihm.
„Colonel, trauen Sie sich „blubb-blubb“ zu?“ Je häufiger der Admiral den Ausdruck hörte oder selbst benutzte, desto bizarrer fand er ihn.
Mac fühlte sich sofort an ihrer Ehre gepackt. „Natürlich, Admiral!“ Ihr Gesicht zeigte deutlich, was sie von der Frage hielt.
Chegwidden schmunzelte innerlich. <An ihrer Ehre zu kratzen klappt doch immer wieder.> „Dann dürfte ja wohl klar sein, was Sie nun zu tun haben.“
„Ja, Sir!“ Hocherhobenen Hauptes machte sie sich auf den Weg zum Aufzug.
Automatisch wollte Harm ihr folgen, wurde aber von Chegwidden aufgehalten. „Wo wollen Sie denn hin, Commander?“
„Ähm... ich dachte, der Colonel braucht vielleicht... hm... Hilfe.“
„Sie ist ein Marine, Harm.“
„Ich weiß.“ seufzte er. „Aber...“
Der Admiral musterte ihn. „Getötet hat sie auch schon.“
„Aber keine Rattenbabys, Sir.“
„Touché.“ Nun musste Chegwidden lachen. „Tun Sie, was Sie sowieso nicht lassen werden, Harm.“ Er hob die Hände und „scheuchte“ den jüngeren Mann davon.
„Ja, Sir.“
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Chegwidden sah ihm hinterher und wandte sich dann an Harriet. „Wie steht es mit den Vorbereitungen für den Umzug?“
„Jeder hier im HQ sollte inzwischen Bescheid wissen, Sir.“ erwiderte sie. „Das Umzugsunternehmen wird die dann noch vorhandenen Kartons spätestens am Donnerstagmorgen abholen und in unser Ausweichquartier bringen.“
„Gut, sehr gut.“ Chegwidden nickte und wandte sich an Jennifer. „Petty Officer, wir statten jetzt Lt. Sebastian einen Besuch ab.“ Der Ex-SEAL feixte und rieb sich im Geist die Hände. <Das wird ein Spaß!>
Der Angesprochenen war das hingegen außerordentlich peinlich. „Muss das sein, Sir?“
„Ja, das muss sein.“ grinste er über seine Schulter.
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„Mac, warte!“ Harm eilte auf den Aufzug zu.
Sie hielt die Tür auf. „Wohin so eilig?“
„Ich will dir helfen.“ grinste er und deutete auf die Tüte. „Vielleicht brauchst du ja seelischen Beistand.“
„Bei „blubb-blubb“?“ Schmunzelnd drückte Mac den Abwärts-Knopf.
„Aha.“ Warum plötzlich eine schaumgefüllte Badewanne mit einer äußerst attraktiven Sarah MacKenzie darin vor seinem inneren Auge auftauchte, konnte er sich allerdings nicht wirklich erklären.
Mit einem verschmitzten Lächeln sah sie ihn an. „Umziehen muss ich mich in der nächsten Zeit aber nicht.“ Sein abwesender Blick auf ihren Oberkörper amüsierte sie. <Männer!>
Er war immer noch in seinem Tagtraum versunken und starrte Löcher in die Luft. „Wie bitte?“
„Du erinnerst dich doch an vorhin, als wir bei mir zu Hause waren?“
Nun fokussierte er sich wieder auf sie. „Klar doch.“
„Da wolltest du mir beim Umziehen helfen.“
<Will ich auch immer noch.> dachte er und war sich nicht bewusst, dass er den Gedanken laut aussprach. „Will ich auch immer noch.“
„Kann ich mir denken.“ erwiderte sie trocken und verließ den Fahrstuhl, nachdem dieser mit einem Ruck zum Stillstand gekommen war. Inzwischen hatte sie sich an Harms seltsames Verhalten heute gewöhnt – und genoss sogar sein mehr oder weniger subtiles Flirten. <Endlich fängt er an, in die richtige Richtung zu gehen.>
„Hä?“ Er schüttelte den Kopf und starrte ihr hinterher. Als sich die Tür wieder zu schließen begann, eilte er ihr in großen Schritten nach. „Mac!!!“
Mac hatte die Klinke der Kellertür schon in der Hand. „Hilf mir jetzt, Seemann.“ Sie wedelte mit der Tüte.
„Und was kannst du dir denken?“ Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinab.
Kurz drehte sie sich zu ihm. „Dass du mir immer noch beim Umziehen helfen willst.“
<Ups.> „Kannst du jetzt auch noch Gedanken lesen?“ platzte es aus ihm.
Während sie die letzten Stufen nahm, lachte sie. „Nein, aber du hast mal wieder laut gedacht, Mister.“
<Laut gedacht? Ooouuuh Shit!> „Sorry, das... na ja... das war nicht meine... ahm... Absicht.“
<Wer’s glaubt...> „Aber du willst mir doch noch helfen, oder?“
„Beim Umziehen oder bei „blubb-blubb“?“
„Bei beidem.“ kicherte sie und bog ab in einen Raum.
Sie hatten jetzt den Wirtschaftskeller erreicht. Hier wurde alles aufbewahrt, was zwar nicht zum alltäglichen Geschäft von JAG gehörte, aber mal irgendwie notwendig gewesen oder eventuell noch war.
Zielstrebig steuerte Mac auf einen Eimer zu. „Füll ihn doch bitte.“
„Oookay.“ machte Harm gedehnt. Die nächsten Minuten würden ausgesprochen unappetitlich werden. Einzig Macs Anwesenheit würde DER Lichtblick sein.
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Die Tür von Lt. Sebastians Büro stand offen, von der jungen Frau war nichts zu sehen.
„Coates, sehen Sie mal auf der Toi...“
„Admiral!“ ertönte just in dem Moment die Stimme der Anwältin. Als sie Jennifer entdeckte, nickte sie kühl. „Petty Officer.“
Diese nickte genauso kühl zurück. „Ma’am.“
„Lieutenant, ich habe mit PO Coates...“ Chegwidden deutete auf seine Vorzimmerkraft. „... und PO Hoffmann gesprochen. Offenbar haben Sie in das Geschehen auf der Damentoilette ein bisschen ZU viel hineininterpretiert. PO Hoffmann...“
„DA!“ Jennifer Coates’ überraschter Aufschrei überdeckte jedes weitere Wort. „Da ist wieder eine!“
Sebastian und der Admiral drehten sich um. Tatsächlich trippelte gerade ein graues Pelztier über den Flur. Immer wieder stoppte es und schnüffelte, ob die Luft rein war.
„Glauben Sie mir jetzt, dass es hier Ratten gibt, Lieutenant?“ Chegwidden verschränkte die Arme und sah auf die Anwältin hinab. „Oder etwa immer noch nicht?“
Diese wurde rot. „Ähm... do... doch... natürlich, Sir!“
„Sehr gut.“ nickte er. <Immerhin scheint sie keinen Ekel vor diesen Viechern zu haben.> „Oder auch nicht gut.“
„Admiral, ich...“ PO Coates erhob ihre Stimme. „... ich... äh... ich wollte schon mal mit dem Packen anfangen. Wenn Sie mich...“
„Einen Moment noch.“ Der Ex-SEAL hob eine Hand. „Meine Damen....“ Er blickte von einer Frau zur anderen. „Ich sage es jetzt einmal und dann nie wieder. Sollte mir dennoch etwas darüber zu Ohren kommen, muss die- oder derjenige mit ernsten Konsequenzen rechnen.“
„Verstanden, Sir.“ antworteten sie unisono.
„Wir sind beim Militär und richten uns nach dessen Regeln. Klar?“
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