VS 10x09 - Hase und Igel von fa sai und Elke

#1 von Petra-Andreas , 13.05.2007 01:11

Title: „Hase und Igel“
Author: fa sai, Elke
E-Mail: wer uns erreichen will, weiß wo!
Feedback: immer erwünscht, aber bitte immer schön freundlich bleiben!
Rating: PG-13
Category: JAG-Story
Summary: Die Ermittlungen gestalten sich als schwierig, insbesondere weil das persönliche Verhältnis zwischen Harm und Mac die weitere Arbeit zu behindern droht. Werden die Ermittler trotzdem allem Erfolg haben und den Täter stellen, bevor er erneut zuschlägt?
Spoiler: 9. Folge der Virtual Season 10
Disclaimer: JAG und alle Charaktere gehören Donald P. Bellisario, Belisarius Productions, CBS und Paramount. Ausnahmen: Richard Quinn, Elizabeth McNeel und Adm. Corin sind eine Gemeinschaftsproduktion der Mitglieder des Forums. Julie Graham und Annabelle Lorenzen gehören Elke und mir ganz allein!!
Unser Dank geht wie immer an unsere Betas. Danke, dass ihr die Stücke nicht vollkommen zerreißt


Was bisher geschah.....

„Sie wollte hören, was ich so mache, und hat uns zum Abendessen eingeladen.“

„Harm, das ist doch kein Problem. Natürlich kannst Du zu Deiner Mutter fahren, wir kommen auch mal einen Tag ohne Dich aus.“ Mac krönte ihre Aussage mit der Sparversion eines Lächelns.

„Ähm, ich sagte, sie hat UNS zum Abendessen eingeladen.“


„Kann es sein, dass er am letzten Tatort anwesend war und alles genau beobachtet hat?“ warf Anna ein.

„Das ist durchaus möglich!“

„Nur warum projiziert er seine Aversion allein auf Harm und nicht auf einen anderen von uns?“ fragte Julie.

„Nun, er sieht Harm als Alpha-Tier in unserer Gruppe. Also als eine Art Anführer...“


„Wir waren die besten Freunde. Wir konnten über alles reden, wir haben uns gegenseitig zugehört, wir waren füreinander da. Was ist nur mit uns passiert? Ich habe Dir vertraut, aber das Vertrauen ist nicht mehr da.“ Sie machte eine ausladende Handbewegung. „Es tut jedes Mal mehr weh. Ich kann das nicht mehr und ich will auch nicht mehr.“ Sie sah Harm direkt ins Gesicht. „Es ist aus, Harm, verstehst Du, endgültig!“


Mac stand auf der Schwelle und sah fürchterlich aus. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah insgesamt total erschöpft aus.

Die drei Frauen sprangen von ihren Stühlen auf und fragten fast gleichzeitig: „Was hat die Ärztin gesagt?“

Vorspann...


1045 ZULU (0245 UNIFORM)
“Seattle’s Best Coffee”, Bob Wilson Drive
San Diego, CA

Trish, Mac, Anna und Julie saßen in dem kleinen 24-Stunden-Diner unweit des Militärkrankenhauses.

Mac saß erschöpft vor einem Teller mit Pfannkuchen und einer Tasse Kaffee. Julie und Trish hatten sich ebenfalls für Kaffee entschieden, während Anna versuchte, mittels einer Tasse schwarzem Tee mit fünf Teelöffeln Zucker gegen die Müdigkeit anzukämpfen, die dem Abebben des Adrenalinspiegels auf dem Fuße gefolgt war. Wie die anderen auch, mit mäßigem Erfolg.Aber verzweifelte Situationen erforderten verzweifelte Maßnahmen. Oder? Sneaker machte es richtig, denn er lag unter dem Tisch und schlief friedlich.

„Wir hätten Sie gleich zurück zum Hotel bringen sollen, Mac. Sie müssen doch total erledigt sein,“ sagte Trish und legte Mac in ihrer Besorgnis eine Hand auf den Unterarm.

„Ich bin auch der Meinung, dass Du dringend ins Bett gehörst,“ pflichtete Julie bei und Anna ergänzte in der ihr eigenen direkten Art: „Du siehst grauenvoll aus.“

Mac sah auf ihre im Schoß gefalteten Hände. „Noch einen Moment, dann können wir meinetwegen fahren.“

„Du hast die Ärztin gehört. Du sollst Dich möglichst schonen. Die Krämpfe heute waren ein Schuss vor den Bug.“ Anna machte sich trotz ihres vorherigen Kommentars ernsthafte Sorgen.

„Was soll ich denn machen? Ich kann doch nicht einfach mein Leben anhalten! Jedes Mal, wenn es so aussieht, als würde es zur Abwechslung mal normal laufen, gerät alles außer Kontrolle.“

Trish versuchte Mac zu beruhigen. „Jetzt machen Sie sich mal keine Sorgen. Das wird schon wieder. Die Ärztin hat doch gesagt, dass kein Grund zu größerer Besorgnis besteht. Sie müssen Ihre Medikamente nehmen und sich etwas mehr schonen. Das ist alles nur eine Frage der Organisation.“

„Eben,“ pflichtete Julie bei. „Wir können die Aufgaben unter uns so verteilen, dass Du nicht ausgerechnet die physisch anstrengenden Sachen erledigen musst. Du brauchst da auch kein schlechtes Gewissen zu haben.“

„Das habe ich aber!“ Mac wandte sich an Trish. „Es tut mir wirklich Leid, dass ich Ihnen den Abend verdorben habe.“

„Oh, jetzt hören Sie aber auf, meine Liebe. Erstens weiß ich schon nicht mehr, wie oft Sie sich mittlerweile entschuldigt haben. Und zweitens gibt es nichts zu entschuldigen. Sie können nichts dafür, dass Sie Krämpfe bekommen haben und was die kleine Auseinandersetzung mit meinem Sohn angeht, so schätze ich, dass das nicht ausschließlich Ihre Schuld gewesen ist. Machen Sie sich also mal keine Gedanken. Schließlich heißt es nicht umsonst: Was sich liebt, das neckt sich.“ Trish tätschelte mit einem mütterlichen Lächeln Mac's Arm, deren Augen sich vor Schreck geweitet hatten. „Ich habe nicht oft die Gelegenheit so hautnah am Leben meines Sohnes teilhaben zu können,“ fügte sie mit einem schelmischen Grinsen hinzu.

Mac brachte vor lauter Müdigkeit und Erschöpfung lediglich ein schiefes Lächeln zustande. Außerdem war sie nicht darauf aus, mit Trish über ihre „was auch immer“ mit Harm zu sprechen. Zu sehr schmerzte das Erlebte der letzten Stunden. „Warum habe ich das Gefühl, dass die beiden...“ Sie deutete auf Julie und Anna. „...auf Sie abfärben?“

„Hey!“ protestierte Anna. „Was soll das denn schon wieder heißen?“

In diesem Moment klingelte Trish’s Mobiltelefon. Sie sah auf das Display und lächelte.

„Hi, Darling.“

***

„Ja, es ist soweit alles in Ordnung. Aber sie hat uns allen einen gewaltigen Schrecken eingejagt.“

***

„Das werde ich ihr ausrichten.“

***

„Wir sind nicht mehr in der Klinik.“

***

„Nein, wir haben auf den Schrecken noch einen Kaffee getrunken. Du weißt, in dem kleinen Diner schräg gegenüber. - Wie geht es Harm?“

***

„Oh, o.k. Gut zu wissen.“

***

„Wann kannst Du hier sein?“

***

„Gut. Bis später.“

***

„Ja, mach ich.“

***

„Bye.“

Trish verstaute ihr Telefon wieder in ihrer Handtasche. „Das war Frank. Er wünscht Ihnen gute Besserung, Mac.“

„Danken Sie ihm bitte von mir.“

„Das werde ich gerne tun.“ Trish holte tief Luft. „Frank hat Harm gerade bei Eurem B&B abgesetzt und ist jetzt auf dem Weg hierher, um mich einzusammeln. Er hatte den Eindruck, dass Harm sich große Sorgen und vor allem große Vorwürfe macht.“ Sie wartete auf eine Reaktion von Mac, doch die sah nur unangenehm berührt zu Boden. Julie suchte die sich ausbreitende Stille dadurch zu überbrücken, dass sie die Rechnung anforderte.

1200 ZULU (0400 Uniform)
Martha's B&B

Das Damentrio war bereits jenseits jeglicher Erschöpfung, als sie kurz vor dem ersten Morgengrauen Martha's kleine Pension betraten, die ihnen mit einem besorgten Gesichtsausdruck im Morgenmantel entgegenkam.

„Mac, Liebes! Wie geht es Ihnen? Ich war ja so besorgt, als Julie mir am Telefon gesagt hat, was passiert ist!“

Mac versuchte ein tapferes kleines Lächeln, aber scheiterte kläglich. „Es geht schon wieder, Martha. Danke. Ich bin nur unglaublich müde.“

„Das kann ich mir vorstellen. Sie armes Ding. Ich bringe Ihnen gleich noch eine Tasse Kamillentee nach oben.“ Mit diesen Worten entschwand sie in Richtung Küche.

Julie hakte sich bei Mac ein, um ihr die Treppen hinauf zu helfen. Anna und Sneaker folgten den beiden. Oben angekommen sagte Mac zu Julie: „Ich hole nur noch schnell ein paar Sachen aus dem Zimmer und komme dann rüber. Es ist wirklich nett, dass ich heute bei Dir im Zimmer übernachten kann.“

„Das ist doch gar kein Problem,“ winkte Julie ab. „Mach schnell, Du gehörst dringend in die Heia!“

Mac ging den Gang hinauf zu dem Zimmer, dass sie sich mit Harm teilte.

„Ich gehe noch schnell ein paar Unterlagen aus dem Arbeitszimmer holen, die ich für später brauche,“ sagte Anna leise zu Julie. Die nickte nur und wartete darauf, dass Mac zurückkehrte.

Anna schlüpfte aus ihren Schuhen und betrat barfuss mit Sneaker auf den Fersen das dunkle Arbeitszimmer und tastete nach dem Lichtschalter. Das Licht ging an und sie durchquerte das Zimmer bis zu dem großen Tisch, auf dem sich ihre Unterlagen befanden, als sie bemerkte, dass irgendetwas in dem Zimmer Sneakers Aufmerksamkeit erregt hatte. Sie drehte sich um, um zu sehen, was das wohl war, wobei ihr Blick zunächst auf einen schlafenden Harm auf der Couch fiel und dann weiter zu dem Bett wanderte, das sie an eine Wand des Zimmers geschoben hatten und welches jetzt als Ablagefläche für zahlreiche große Aktenkisten diente. Er war wohl zu müde gewesen, die Kisten abzuräumen und hatte die einfache Variante gewählt.

Selbst im Schlaf war ihm der Stress des vergangenen Abends anzusehen. Außerdem konnte das Sofa für einen Mann seiner Größe nicht bequem sein.

Anna entschied, dass es das Beste war, ihn schlafen zu lassen, zumal sie sich ohnehin nicht in der Lage sah, nach diesem Alptraum von einem Tag noch einen kohärenten Gedanken zu fassen, und ging auf Zehenspitzen zum Schreibtisch, griff die Unterlagen, die sie brauchte, und schlich geräuschlos zurück zur Tür.

„Anna?“ >O.k., wohl doch nicht so geräuschlos.< Sie erstarrte mit der Hand am Türknauf und zog eine Grimasse. Sie schluckte den Fluch, der ihr auf der Zunge lag, herunter und drehte sich um.

„Ja, Harm?“

„Wie geht es ihr?“ Harm hatte sich auf dem Sofa aufgesetzt und ihm standen die Besorgnis und das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben.

Anna brachte trotz ihrer Müdigkeit ein mildes Lächeln zustande. „Es geht ihr soweit ganz gut. Was ich dem medizinischen Fachchinesisch der Ärzte entnehmen konnte, hat der ganze Stress zu Krämpfen geführt und auch wenn sie das entschieden leugnet, so scheint Mac ihre Medikamente nicht ganz so regelmäßig eingenommen zu haben, wie es notwendig gewesen wäre. Dazu noch die Erschöpfung von dem wahrlich beeindruckenden Cross-Sprint, den sie da hingelegt hat. Naja, das war wohl alles etwas zu viel.“ Sie schüttelte den Kopf. „Die Ärzte haben sie jedenfalls dazu verdonnert, sich zu schonen, woraufhin sie dem Krankenhauspersonal die Ohren vollgejammert hat. Du kennst sie ja.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Sie ist so stur wie sie zäh ist.“

„Ja, das ist sie.“ Harm, dem die Schuldgefühle anzusehen waren, pausierte und Anna sah das als Gelegenheit, den schnellen Rückzug anzutreten. Doch als sie Harm eine Gute Nacht wünschen und sich zum Gehen wenden wollte, sagte Harm: „Hat sie noch etwas gesagt?“

>Oh, nein. Komm' schon, es ist mitten in der Nacht und ich höre mein Bett rufen.< Anna riss sich zusammen und lehnte gegen den Türrahmen, während Sneaker sich neben sie gesetzt hatte und sich nun hingebungsvoll hinter einem seiner Ohren kratzte. Sie sah Harm mit einer Mischung aus Verständnis und Frustration an. „Ihr habt Euch heute beide nicht gerade mit Ruhm bekleckert.“ Sie schüttelte beinahe amüsiert den Kopf, bevor sie Harm wieder mit ihrem Blick fixierte. „Sie ist verletzt. Genau wie Du auch. Ich glaube, Ihr solltet beide Euer Gemüt kühlen und Euch gründlich aussprechen, wenn der ganze Wahnsinn hier vorbei ist.“ Sie machte eine ausholende Handbewegung. „Bis dahin solltet Ihr Euch auf den Fall konzentrieren.“ >Bevor Eure Streitereien noch jemanden das Leben kosten<, ergänzte sie im Stillen.

Harm nickte stumm und rieb sich mit zwei Fingern über den Nasenrücken, bevor er erneut aufsah und sagte: „Hat Mac erzählt, dass Alicia angerufen hat?“

„Sie hat es erwähnt,“ bestätigte Anna wage.

„Ich habe bisher alle ihre Anrufe ignoriert,“ fuhr er fort. „Aber sie hat nicht locker gelassen. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis sie die Nummer von Martha herausgefunden hat."

>Das sieht ihr mal wieder ähnlich. Wie ein Bluthund.< Anna runzelte die Stirn und verkniff sich im nächsten Moment ein Grinsen, ob des Bildes, welches sich vor ihrem inneren Auge formte.

„Nun, ich gebe zu, dass Julie und ich uns auch schon so unsere Gedanken gemacht haben, was da zwischen Dir und Alicia...“

„Da war überhaupt nichts!“ unterbrach Harm sie vehement.

Anna hob beide Hände in einer beschwichtigenden Geste. „Holla, immer langsam. Ich wollte nichts unterstellen.“ Sie holte tief Luft. „Aber Du musst zugeben, dass Du dadurch, dass Du Mac wegen Alicia versetzt hast, nicht gerade dazu beiträgst, dass sich die Waagschale zu Deinen Gunsten neigt.“ Ihr Gesichtsausdruck spiegelte ihre Missbilligung wieder. „Es hat sie unheimlich hart getroffen, dass Du sie in dieser Situation und dann auch noch auf diese Art und Weise im Stich gelassen hast. Ich weiß nicht, ob Dir das schon mal jemand gesagt hat, aber für einen Kampfpiloten hast Du ein verdammt lausiges Timing. Mal abgesehen davon, dass es für so was wohl grundsätzlich kein gutes Timing gibt...“

Anna bemerkte, dass sie sich in Rage geredet hatte und Sneaker sah sein Frauchen an, als fragte er sich, was sie wohl so aufregte. Anna ließ einen Stoßseufzer entweichen: „Ich weiß, dass dieses ganze Desaster nicht allein Deine Schuld ist, o.k.? Aber ich habe das dumme Gefühl, dass uns dieser Fall um die Ohren fliegt, wenn wir nicht aufpassen. Und wenn ich da an die Sache mit der Zeitung denke, dann mache ich mir Sorgen um Dich. Ich möchte nämlich nicht wissen, was Mac macht, wenn Dir etwas passiert.“

„Du hast wahrscheinlich Recht.“ Harm sah sich nicht in der Lage zu widersprechen.

Anna grinste nur und sagte: „Natürlich habe ich Recht.“ Sie drehte sich zur Tür, und drehte den Knauf, bevor sie sich ein letztes Mal zu Harm umdrehte: „Gute Nacht, Harm. Ach und übrigens: Christian hat Dich am Fenster stehen sehen. Was Du auch immer meinst gesehen zu haben... Ihr beide spielt nicht in der gleichen Mannschaft.“

Bevor Harm registriert hatte, was sie gesagt hatte, war sie auch schon verschwunden und er starrte verwirrt auf die nun geschlossene Tür.

Anna stand im Flur und atmete tief durch. Sie sah zu Sneaker hinunter und sagte: „So, jetzt haben wir uns den Schlaf aber wirklich redlich verdient.“

„Na, ich schätze, Du hast selbst bemerkt, dass Harm ins Arbeitszimmer gezogen ist, so dass Mac jetzt doch in ihrem eigenen Zimmer bleiben kann.“

Anna drehte sich um und sah Julie mit einem Augenrollen an. „Das kannste laut sagen. Leider habe ich es zu spät bemerkt.“ Die beiden Frauen setzten sich in Richtung des anderen Endes des Flurs in Bewegung.

„Was hat er gesagt?“

„Die Kurzfassung ist: Es tut ihm leid und er macht sich Sorgen. Ich habe ihm gesagt, dass Mac es wohl überleben wird, dass es nicht allein seine Schuld ist und dass wir uns jetzt alle auf unsere Ermittlungen konzentrieren sollten.“ Julie schüttelte nur den Kopf und seufzte, als sie sich den Abend erneut ins Gedächtnis rief. Die beiden waren nun vor ihren Zimmern, die sich gegenüber lagen, angekommen.

„Oh Mann, ich bin so müde,“ stöhnte Julie und konnte kaum ein Gähnen unterdrücken.

„Wem sagst Du das,“ seufzte Anna. „Manchmal glaube ich ja, wir haben unseren Beruf verfehlt. Vielleicht sollten wir ein Schild an unsere Bürotür hängen, auf dem steht 'Graham & Lorenzen – Rat und Tat in allen Lebenslagen'.“

Die beiden starrten sich für einen Moment an, bevor sie in beinahe hysterisches Gelächter ausbrachen, so dass ihnen die Tränen über das Gesicht liefen.

Als sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, wandten sie sich ihren Zimmern zu und verabschiedeten sich bis zum Morgen.

„Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“

1700 ZULU (0900 UNIFORM)
Martha's B&B

Die Morgensonne, die durch das Fenster fiel, erfüllte den Frühstücksraum mit gleißendem Licht. Anna saß in Jeans und einem rosa Polo-Shirt an dem großen runden Holztisch. Martha war stellte das Tablett, das sie gerade herein getragen hatte ab und platzierte eine große Teekanne sowie Toast und Pfannkuchen auf dem Tisch. Sie warf einen kurzen Blick in Richtung Fenster und zog die Stirn in Falten. „Es wird wohl ein größerer Sturm aufziehen,“ sagte sie an Anna gewandt. „Das wird bestimmt Überschwemmungen geben, nach dieser langen Trockenheit.“Anna zog die Nase kraus. „Meinst Du wirklich? Im Radio haben sie vorhin gesagt, dass es vorerst trocken bleiben soll.“ Christian wählte diesen Moment, um in Khakis und einem blauen Hemd gut gelaunt und federnden Schrittes das Zimmer zu betreten.

„Guten Morgen, die Damen, wie ich höre, habe ich gestern eine Menge verpasst.“ Mit diesen Worten ließ er sich in einem der freien Stühle am Tisch nieder und goss sich eine Tasse Kaffee ein, während er fragend in die Runde sah.

Anna runzelte die Stirn. Die Nacht war eindeutig zu kurz gewesen und so fürchterlich gut gelaunte Menschen am frühen Morgen, wenn sie zu allem Übel so gar nicht ausgeschlafen war, schafften es immer, Mordgelüste in ihr zu wecken. „So kann man es zusammenfassen,“ brummte sie und nippte an ihrem Tee.

Christian zog fragend eine Augenbraue hoch, doch Anna zog es vor, ihn fürs Erste zu ignorieren.

„Ich werde mich mal um meine Bestellungen kümmern, damit wir kommende Woche nicht hungern müssen. Wenn Ihr etwas braucht, dann wisst Ihr ja, wo Ihr mich findet,“ entschuldigte sich Martha im Aufstehen, strich ihre Schürze glatt und verließ den Raum.

Christian entschloss sich, wenigstens für den Moment, das Thema zu wechseln. „Wo ist eigentlich Sneaker?“

Anna hatte gerade angefangen, sich widerwillig eine Scheibe Toast mit Honig zu beträufeln – sie hasste Frühstück. „Eric hat ihn vor einer Viertelstunde abgeholt, um mit ihm eine Runde zu drehen.“

„Scheint ein netter Junge zu sein. Ich habe ihn gestern vor dem Haus getroffen, als er Martha mit den Gemüsekisten geholfen hat.“ Christian stapelte ein halbes Dutzend Pfannkuchen auf seinen Teller, die er jeweils mit Butter bestrich und hingebungsvoll mit einer dickflüssigen Sintflut aus Sirup begoss.

Anna rümpfte bei diesem Anblick die Nase, während sie an ihrem Toast knabberte.

Als Christian mit der Kalorienanzahl auf seinem Teller zufrieden war, zerteilte er einen der Pfannkuchen, vergewisserte sich, dass dieser bis zur Beinahe-Auflösung mit Sirup getränkt war und schob sich den Bissen in den Mund. „Hmm, lecker.“

„Nicht wirklich.“ Anna beäugte Christians Teller, als befürchtete sie, dass die Pfannkuchen aufspringen und sie anfallen würden.
>Igitt!<

„Willst Du mal probieren?“ fragte Christian und hielt ihr die Gabel mit einem triefenden Bissen entgegen.

Anna zog die Nase kraus. „Danke, ich passe, sonst falle ich noch ins diabetische Koma.“

Doch Christian zuckte nur mit den Schultern und fragte gut gelaunt zwischen zwei Bissen: „Also, was ist gestern Abend passiert, Annalein?“

1745 ZULU (0945 Uniform)
Rancho Bernardo News Journal
13247 Poway Road, Poway CA

Das Verlagsgebäude des “News Journal” war ein modernes dreistöckiges Gebäude mit weißem Anstrich. Es war nicht sehr groß, aber im Vergleich zu den anderen umliegenden Gewerbegebäuden überragte es diese und war schon von Weitem zu erkennen. Auch ansonsten stach es ob seiner Architektur gegenüber den anderen Gebäuden hervor, die in der üblichen Plattenbauweise gefertigt waren. Die Fensterfronten des Hauses waren etwas zurückgesetzt und von einem Außenflur umgeben. Aufgrund der verspiegelten Fenster konnte man von außen nicht in das Gebäude sehen. Die Sonne spiegelte sich in den Fenstern, wenn sie es denn schaffte, sich gegen die aufziehenden Wolken durchzusetzen. Abgesehen von der Tristesse eines Gewerbekomplexes befand sich hinter dem Verlagsgebäude ein riesiger Park, der das Gelände etwas freundlicher gestaltete.

Der Weg zum Eingang des Verlagsgebäudes war zu beiden Seiten von Rasenflächen umgeben, auf denen kleinere Büsche und Bäume wuchsen. Ein junger Mann war gerade dabei, die Bäume an der kleinen Straße, die den Weg zum Gebäude vom Parkplatz trennte, von Unkraut zu befreien, als Harm den Wagen auf den Parkplatz lenkte.

Die Fahrt zur Zeitung verlief ruhig, Harm und Julie sprachen kaum ein Wort. Die wenigen Stunden Schlaf, die Julie erhaschen konnte, schienen ausreichend gewesen zu sein. Kein Funken Müdigkeit war bei ihr zu erkennen. Innerlich zählte sie jedoch bereits die Stunden, in denen sie der Hammer erwischen und sie erschöpft ins Bett fallen würde, um alles andere um sich herum zu vergessen. Sie hoffte, dass sie in der nächsten Zeit nicht noch mal so eine Nacht durchmachen müsste. >Aber bei den beiden kann man sich da nie sicher sein.< Bei dem Gedanken musste Julie aufseufzen und schaute in Richtung des Mannes, der neben ihr saß.

Harm war ebenfalls in Gedanken versunken und kämpfte mit den Nachwirkungen der Nacht. Er konzentrierte sich aufs Fahren, aber sein Kampf mit sich war ihm auf die Stirn geschrieben. Außerdem versuchte er mehrfach seine Sitzposition in eine bequemere zu ändern. Als er den Wagen nun abstellte, wollte er auch augenblicklich aus den Wagen steigen und vorausgehen, als er sich an den Rücken fasste. Harm verzog sein Gesicht schmerzverzerrt, ließ die Luft geräuschvoll aus seinen Lungen entweichen und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ.

„Was ist?“ fragte Julie, die ebenfalls aus dem Fahrzeug ausgestiegen war.

„Die Couch im Arbeitszimmer war nicht sehr bequem und auch um etliche Zentimeter zu klein,“ sagte er und setzte sich seine Mütze auf, die er sich tief ins Gesicht zog.

„Ich könnte Dir jetzt sagen, dass das Deine Schuld ist, aber das weißt Du auch so schon,“ entgegnete Julie unberührt und nahm ihre Tasche von der Rückbank des Fahrzeuges.

„Ich weiß Deine Anteilnahme wirklich zu schätzen,“ gab er sarkastisch zurück und begab sich in Richtung der kleinen Straße. Sein Schritt war zunächst vorsichtig, aber nach ein paar Metern hatte er die Unsicherheit verloren, die er aufgrund seiner Schmerzen verspürt hatte.

Julie folgte ihm schulterzuckend, da sie eigentlich mit einer heftigeren Gegenwehr von Harm gerechnet hatte, und hatte ihn kurze Zeit später eingeholt. Als er sie nun neben sich gehen sah, wandte Harm sich zu ihr und fragte: „Wie geht es Mac?“ Seine Stimme war leise, hatte aber eine Festigkeit angenommen, die er selber nicht verspürte. Obwohl ihm Anna heute Nacht oder besser gesagt heute Morgen versichert hatte, dass es Mac den Umständen entsprechend gut ginge, hoffte er, dass Julie noch Gelegenheit gehabt hatte, bei Mac vorbeizuschauen.

Den Gedanken daran, Mac heute Morgen selber aufzusuchen, hatte er wieder verworfen. Er stand bereits im Gang und hatte die Klinke in der Hand, aber dann kamen ihm die Worte von Anna wieder in den Sinn und er ging zurück in das Arbeitszimmer, jedoch nicht, bevor er noch einmal bedrückt zur Tür zurückblickte.

“Sie schlief noch, als wir losgefahren sind,“ holte ihn Julie aus seinen Gedanken. „Das ist nach dem gestrigen Abend auch kein Wunder. Aber mach Dir keine Sorgen, die Ärzte haben gesagt, dass sie bald wieder auf dem Damm ist. Sie soll sich heute ausruhen, damit sie wieder einigermaßen zu Kräften kommt,“ versicherte ihm Julie, wobei sie ihm beruhigend ihre Hand auf den Arm legte, da sie seinen besorgten Gesichtsausdruck bemerkte.

Ein kleines dankbares Lächeln zeigte sich auf Harms Gesicht. „Danke,“ erwiderte er so leise, dass es Julie kaum verstehen konnte.

Als sie beide nun gemeinsam die Eingangstür erreichten, öffnete Harm Julie die Tür und sie traten nacheinander den Eingangsbereich.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: VS 10x09 - Hase und Igel von fa sai und Elke

#2 von Petra-Andreas , 13.05.2007 01:14

Zur gleichen Zeit
Martha's B&B

„Wir sollten uns die Filmrechte sichern, meinst Du nicht?“ fragte Christian versonnen. Er hatte seinen Pfannkuchenberg vertilgt, während Anna ihm in aller Ausführlichkeit von den Ereignissen des letzten Abends und der vergangenen Nacht berichtet hatte.

„Gute Idee. Wenn das hier alles vorbei ist, habe ich wahrscheinlich das dringende Bedürfnis, mich vorzeitig zur Ruhe zu setzen. Da kann ein bisschen Geld nicht schaden.“ Anna ließ einen Würfel Zucker in ihren frisch eingeschenkten Tee plumpsen, goss etwas Milch dazu und begann geistesabwesend in der Tasse zu rühren.

„Hast Du Harm erzählt, dass ich ihn am Fenster habe stehen sehen?“ fragte Christian nach einer Weile komfortabler Stille.

„Jep. Und ich habe ihn auch darauf hingewiesen, dass Du für das andere Team spielst.“ Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Aber ich weiß nicht, ob er in just diesem Moment begriffen hat, was ich damit gemeint habe.“

Christian nickte langsam. „Und wenn er es begreift, wird ihm wohl schlagartig bewusst werden, dass Mac gegenüber jetzt eine gehörige Portion Auf-den-Knien-rutschen-und-um-Vergebung-bitten angesagt ist, hm?“

„Ach, so ein Gang nach Canossa hat noch niemandem geschadet...“ Anna ließ den Satz verhallen und starrte nachdenklich auf die Tasse in ihren Händen.

Christian betrachtete seine langjährige gute Freundin für einen Moment, bevor er sie aus ihren Gedanken riss: „Und was wollt Ihr jetzt in der Angelegenheit unternehmen?“

Anna sah auf und pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte. „Das ist die Frage, hm?“ Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und Christian konnte sich kaum das Lachen verkneifen. Sie schmollte wie ein frustriertes kleines Kind, das nicht an die Keksdose auf dem Schrank herankam. Im nächsten Moment war dieser Ausdruck aber der typischen Entschlossenheit gewichen. „Wir werden ihnen zur Not kräftig in den Hintern treten,“ sagte sie im Brustton der Überzeugung. „Naja, wenigstens, wenn das alles hier überstanden ist.“

„Wenn ich helfen kann...,“ begann Christian.

Anna sah ihn direkt an und überlegte. Langsam breitete sich ein kleines teuflisches Grinsen auf ihrem Gesicht aus: „Oh, Du kannst in der Tat helfen.“ Damit sprang sie von ihrem Stuhl auf, schnappte ihn am Arm. „Na, komm schon, wir müssen telefonieren.“ Mit diesen Worten zog sie ihn aus dem Zimmer und die Treppe hinauf zum Arbeitszimmer.

Dort angekommen, ließ sie sich auf das eine Ende der Couch fallen und lehnte sich zum Beistelltisch hinüber, auf dem das Telefon stand. Sie bedeutete dem immer noch leicht verwirrt dreinschauenden Christian, einen der Sessel an den Beistelltisch heran zu schieben und sich zu setzen, während sie die Nummer eintippte.

Sie hielt den Hörer ans Ohr und wartete.

„Hi Andrea, ich brauche eine Konferenzschaltung...“

1810 ZULU (1010 Uniform)
Rancho Bernardo News Journal
13247 Poway Road, Poway CA

Eine etwa 50-jährige Frau sah einen groß gewachsenen Offizier in weißer Uniform und eine junge Frau, die eine hellblaue kurzärmelige Bluse und eine schwarze Stoffhose trug, auf sich zukommen. Sie nestelte an ihrer Brille, die sie um ihren Hals trug und lächelte die beiden freundlich an. Auf die von dem Offizier gestellte Frage zeigte die Frau in den hinteren Teil des Büros.

Die beiden folgten mit ihren Blicken der Richtung, in die die Frau zeigte, und bedankten sich bei ihr, ehe sie sich ihren Weg durch das Großraumbüro bahnten, um zum Büro des leitenden Redakteurs zu gelangen. Dort angekommen, wurden sie bereits von diesem empfangen, der sie in das Büro geleitete. Nachdem sie sich vorgestellt hatten, bedeutete er ihnen Platz zu nehmen und setzte sich selbst hinter seinen großen, grauen Schreibtisch. Er bot ihnen einen Kaffee an, den beide jedoch höflich ablehnten.

Harm und Julie hielten sich nicht lange mit Nettigkeiten auf. „Mr. Austin, danke, dass Sie uns so kurzfristig empfangen konnten,“ begann Julie.

„Keine Ursache, Ms. Graham. Sie haben mir ja schon am Telefon gesagt, dass es sehr dringend ist. Und wenn es etwas gibt, womit ich helfen kann, dann bin ich der Letzte, der Ihnen diese Hilfe verwehrt.“ Mr. Austin war von kleiner Statur und ca. 50 Jahre alt. Sein Haar hatte er auf ein paar Millimeter kürzen lassen, um seinen fortgeschrittenen Haarschwund zu kaschieren.

Als Julie ihm von der Anzeige erzählte, zeigte er sich bestürzt darüber, dass es möglich wäre, dass jemand von außerhalb Einfluss auf die Gestaltung der Zeitung haben könnte.

„Ich halte das für nahezu ausgeschlossen, dass jemand von unseren Angestellten etwas damit zu tun hat.“ Aus seiner langjährigen Berufserfahrung wusste Mr. Austin, dass es besser wäre, mit den Ermittlern zu kooperieren, um nicht selber in den Verdacht zu geraten. Da seine Zeitung nichts zu verbergen hatte, wollte er den beiden Ermittlern alle erforderlichen Informationen bereitstellen.

„Es wäre allerdings besser, wenn Sie wegen der weiteren Einzelheiten der Anzeige doch besser mit einem Angestellten der Anzeigenannahme sprechen. Janice Webber hat heute Dienst. Sie kann Ihnen alle Fragen, die Sie haben, beantworten.“ Damit erhob er sich und geleitete beide hinaus.

Gemeinsam durchquerten Mr. Austin, Harm und Julie das Großraumbüro und gingen auf einen Bereicht zu, über dem ein großes Schild darauf verwies, dass sich dort die Anzeigenannahme befand. Diese bestand aus einem Tresen, der an einem Ende durch eine Säule von den dahinter befindlichen Arbeitsplätzen und an der anderen Seite durch eine Trennwand begrenzt war.

1830 ZULU (1030 Uniform)
Martha’s B&B
Poway, CA

Anna saß im Schneidersitz auf dem Sofa und hatte die Stirn in Falten gezogen. Christian saß ihr im Sessel gegenüber und schüttelte innerlich den Kopf.

„... Jedenfalls hat Prof. Montes es danach schließlich doch geschafft, an die Information zu kommen. Sie hat sich PO Mowe vorgeknöpft und ihm erzählt, dass sie mit dem Commander dringend wegen einiger abschließender Fragen im Zusammenhang mit der Sache, an der sie gemeinsam gearbeitet hatten, sprechen müsse.“ Jennifer Coates schnaubte. „Und dieser Idiot hat ihr tatsächlich gesagt, wo sich der Commander gerade aufhält.“ In diesem Moment wurde sich Jen ihrer Wortwahl bewusst. „Oh, verzeihen Sie den Ausdruck Ma'am.“

Anna und Trish lachten nur. „Machen Sie sich mal keine Sorgen, meine Liebe,“ beruhigte sie Trish. „Mein Mann war und mein Sohn ist Seemann. Ich kann Ihnen versichern, dass ich Schlimmeres gehört habe. Und außerdem haben Sie vollkommen Recht.“

„Und was die liebe Anna angeht,“ ergänzte Christian grinsend, „sie flucht manchmal selbst wie ein Kesselflicker.“

Anna fixierte Christian mit der spielerischen Variante ihres patentierten „Todesblicks“, doch er zuckte nur mit den Schultern und sah sie betont unschuldig an. 'Was?'

„Also, was nun?“ Es war Trish, die die alles entscheidende Frage stellte.

Christian verlagerte sein Gewicht auf dem Sessel und lehnte sich näher zum Telefon. „Nun, wir könnten die beiden in die Besenkammer sperren und sie erst wieder herauslassen, wenn sie sich zusammengerauft haben. Denn wie heißt es doch so schön: Make love, not war.“

Während das amüsierte – und zu einem gewissen Teil wohl auch zustimmende – Gekicher der anderen Frauen aus dem Lautsprecher erklang, sah Anna ihn an und rollte mit den Augen. „Und ich habe erst letzte Woche in einer Frauenzeitschrift gelesen, dass schwule Männer so wahnsinnig sensibel und einfühlsam sind.“

„Hey! Das bin ich auch! Mitgefühl ist mein zweiter Vorname! - Obwohl...“ Christian neigte als Geste des betont heftigen Nachdenkens den Kopf zur Seite. „... ich könnte den beiden natürlich auch einen guten Preis für eine Paartherapie machen.“

Wenn Du meinst...“ Anna zuckte unbeeindruckt die Schultern und räusperte sich. Mit einem Blick auf den Notizblock, der auf ihrem Schoß lag, sagte sie: „Also gut. Harriet und Jen? - Da Ihr beide in D.C. seid, wird Euch die ehrenhafte Aufgabe zuteil, Alicia unter Beobachtung zu halten. Das bedeutet im Klartext, dass Jen Alicia anrufen und ihr mitteilen wird, dass Harm ihre Nachricht erhalten hat, jedoch im Moment und in der näheren Zukunft keine Zeit hat, mit ihr in Kontakt zu treten, da er dienstlich absolut verhindert ist. Lassen Sie sich etwas einfallen.“ Sie hielt einen Moment inne. „Harriet wird Ihnen helfen, denn soweit ich weiß, hat sie Erfahrung darin, unangenehme Zeitgenossen unbegrenzt auf die Warteschleife zu setzen. Seid kreativ.“

„Wir werden das schon hinbekommen,“ kam die optimistische Stimme von Harriet durch den Lautsprecher.

„Gut, dann hätten wir diese Front unter Kontrolle. Das letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist, dass Alicia uns hier in die Parade fährt.“ Sie runzelte die Stirn und schauderte bei dem Gedanken, Alicia könnte eines Morgens vor der Türe stehen. „Harriet, um auf Nummer Sicher zu gehen, möchte ich Dich bitten, Dich mit einem Kollegen von Alicia in Verbindung zu setzen. Ich schicke Dir die Kontaktdaten später per E-Mail. Ich kenne ihn über die Kanzlei. Wir haben seinen Lehrstuhl auf Julies und meine Initiative hin für verschiedene Projekte mit Finanzmitteln ausgestattet, so dass er uns mindestens ein paar Gefallen schuldet. Außerdem kann er Alicia nicht leiden. Er hält sie für eine hinterhältige Hexe, seit sie ihm ein paar Sponsoren für ein Projekt abspenstig gemacht hat. Über ihn können wir rechtzeitig davon erfahren, wenn Alicia den plötzlichen Drang verspüren sollte, uns hier einen unerwünschten Besuch abzustatten, da er sich ein Sekretariat mit ihr teilt.“

Sie sah zu Christian hinüber, der den Faden aufnahm: „Was uns hier angeht, so können wir fürs erste nicht viel ausrichten, denn wir müssen uns wirklich auf den Fall konzentrieren. Das einzige, was wir versuchen können, ist die Situation zu stabilisieren, indem wir verhindern, dass sie sich streiten, aber das ist auch alles.“

Nach einem Moment der unbehaglichen Stille fragte Trish schließlich: „Die Sache ist gefährlicher als Harm es mir gegenüber zugegeben hat?“

Es war eigentlich mehr eine Feststellung als eine Frage.

„Mrs. Burnett, es wird schon alles gut gehen,“ versuchte Harriet Harms Mutter zu versichern. „Harm und Mac haben bestimmt alles unter Kontrolle. Die passen aufeinander auf. Sie werden schon sehen.“

>Danke, Harriet,< dachte Anna. Das ersparte ihr, Trish anlügen zu müssen. Die Sache war ernst und konnte noch gefährlich werden. Doch dass sie es hier wahrscheinlich mit einem gefährlichen Psychopathen zu tun hatten, der es womöglich auf ein ganz bestimmtes Mitglied des Teams abgesehen hatte, wusste Harriet schließlich nicht.

1920 ZULU (1120 Uniform)
Rancho Bernardo News Journal
13247 Poway Road, Poway CA

Heute morgen war noch nicht sehr viel los in der Anzeigenannahme, weshalb Janice Webber zur Zeit allein war und an ihrem Schreibtisch saß. Sie konzentrierte sich auf den Bildschirm vor sich. Nur noch wenige Leute kamen persönlich vorbei, um Anzeigen aufzugeben, weshalb ihre Aufgabe mehr oder weniger darin bestand, die telefonisch, per Fax oder E-Mail eingehenden Anzeigentexte zu bearbeiten.

Der Bereich war offen und nicht vom Großraumbüro getrennt, so dass man dessen geschäftiges Treiben weiterhin wahrnehmen konnte. Überall waren Boten unterwegs, um die eingehenden Faxe und die Post zu verteilen, Telefone klingelten, Telefonate wurden geführt, das leise Klappern der Computertastaturen war zu vernehmen.

Janice blickte kurz von ihrem Bildschirm auf und sah Mr. Austin auf sich zukommen. Die beiden Personen, die ihm folgten, nahm sie zunächst nicht wahr, als sie sich von ihrem Stuhl erhob und auf den Tresen der Anzeigenannahme zuging.

Dort angekommen, stellte Mr. Austin die beiden Personen vor: „Janice, das sind Julie Graham und Commander Harmon Rabb jr. Sie haben ein paar Fragen wegen einer Anzeige, die gestern bei uns in der Zeitung erschienen ist. Bitte helfen Sie ihnen mit allem, was sie benötigen, weiter.“

Nachdem sich die drei Personen mit einem Händedruck begrüßt hatten, wandte sich Mr. Austin wieder zu Harm und Julie. „Janice wird Ihnen alles genau erklären und wenn Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an mich,“ verabschiedete er sich mit einem diplomatischen Lächeln.

Die beiden richteten ihre Aufmerksamkeit an die junge Frau hinter dem Schalter. Sie war ungefähr Mitte 20 und hatte braune Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Julie unterzog die junge Frau einem kritischen Blick. Ihre Augen waren wachsam und ehrlich.

„Wie genau kann ich Ihnen helfen?“ fragte die junge Frau freundlich und unterbrach Julies Gedanken.

Julie hatte die Seite aus der gestrigen Zeitung aus ihrer Tasche geholt und legte sie auf den Tresen.

„Als erstes würden wir gern erfahren, von wem die Anzeige aufgegeben wurde,“ fiel Harm auch gleich mit der Tür ins Haus und tippte auf die entsprechende Stelle der Zeitung.

„Sie haben sicherlich von den Mordfällen hier in der Gegend gehört?“ fragte Julie. Doch sie wartete die Reaktion von Janice nicht ab, sondern fuhr fort: „Wir arbeiten gemeinsam mit der hiesigen Polizei an der Aufklärung. Gestern war in Ihrer Zeitung eine Anzeige abgedruckt und wir denken, dass diese Anzeige von dem Täter stammt und hoffen, dass Sie uns helfen können, weitere Informationen zu erhalten,“ ergänzte Julie und bemühte sich um Schadensbegrenzung, da sie die abweisende Haltung der jungen Frau aufgrund von Harms Äußerung gespürt hatte.

Diese nickte lediglich und warf Harm einen undefinierbaren Blick zu. „Da muss ich kurz nachschauen,“ erwiderte sie und gab die Daten der Anzeige in den Computer ein.

„Da hätten wir sie auch schon,“ erklärte Janice nach kurzer Suche.

„Also, die Anzeige wurde...“ sie schaute prüfend auf den Monitor, bevor sie an Harm und Julie gerichtet fortfuhr „... uns per Mail zugesandt. Ein Name ist dort leider nicht vermerkt. Unterschrieben ist die Mail auch nicht. Es ist lediglich die ID der Mail-Adresse vermerkt.“

„Wo ist nur die gute alte Zeit geblieben, in der man gezwungen war, solche Angelegenheiten persönlich zu erledigen?“ murmelte Harm mit einem theatralischen Gesichtsausdruck.

Auf Julies Gesicht zeigte sich ein Grinsen ob Harms Kommentars. „Könnten Sie die Mail an uns weiterleiten? Vielleicht finden wir ja doch noch einen Anhaltspunkt auf den Absender,“ bat sie an Janice gewandt.

„Ich glaube, das bringt nicht viel. Sobald die Anzeigen bei uns eingehen, werden sie als Bilddateien gespeichert und nach Redaktionsschluss werden die Mails gelöscht,“ bedauerte Janice, die vermutete, worauf Julie spekuliert hatte.

„Da haben Sie Recht, das würde uns nicht viel weiter bringen. Wäre es dann möglich, dass Sie uns einen Ausdruck zur Verfügung stellen könnten?“

„Einen Moment bitte,“ bat Janice, als sie auch schon etwas auf der Tastatur eingab. Kurz darauf hörten sie unter dem Tresen etwas surren. Als das Geräusch verstummte, bückte sie sich und nahm das Blatt Papier aus dem Drucker. Sie übergab das Blatt an Harm und Julie, die es sich gleich darauf durchlasen. Julies erster Blick fiel auf die E-Mail-Adresse: Mark1124@cael.anon.com. Der Text selber war so aufgeschrieben, wie er in der Zeitung veröffentlicht wurde – selbst der Zwischenraum, in dem sich dann das Bild von Harm befand, war vorhanden.

Nachdem sie sich die Mail durchgelesen hatten, schaute Julie nachdenklich drein, konnte jedoch Harms Blick auf sich spüren, ehe sie sich wieder Janice zuwandte und fragte: „Werden auch die Kreditkartendaten gespeichert?“ Ihr war etwas aufgefallen, das konnte Harm erkennen. Die Frage war, was Julie entdeckt hatte. Nur musste er wohl auf die Antwort noch warten, bis sie ihre Unterhaltung mit Janice beendet hatten.

Seine Gedanken wurden durch Janices Antwort unterbrochen. „Ja, das werden sie.“ Sie wandte sich erneut ihrem PC zu und klickte ein paar Mal auf die Maus bis sie offensichtlich zu dem Menü gelangt war, in dem die Daten über die Bezahlungen abgespeichert waren. „Hm... tut mir leid, aber wir haben zu dieser Anzeige keine Daten abgespeichert.“

„Wie ist das möglich?“ fragte Harm erstaunt.

„Naja... laut dem Vermerk hier ist die Anzeige letzte Woche aufgegeben worden. In der Woche hatten wir eine Aktion für unsere Leser, da die Zeitung 50 Jahre alt geworden ist. Alle Anzeigen, die aufgegeben wurden, waren kostenlos,“ antwortete Janice mit einem Bedauern in ihrer Stimme.

Gequält sah Harm Julie an. Im Moment hatten sie als einzigen Hinweis die Mailadresse. Mit einer Kreditkartennummer wäre es natürlich einfacher, die Spur des Täters zu verfolgen. Die Mailadresse könnte schon abgemeldet worden sein. Aber die Spur der Kreditkarte würde nicht so schnell erkalten.

„Es ist nicht allein die Anzeige, die Sie stutzig macht, oder?“ fragte Janice, nachdem sie Harms Gesichtsausdruck gesehen hatte.

„Nein, da haben Sie recht. Sehen Sie, das Bild des Commanders von der Vorseite passt genau in den Zwischenraum dieser Anzeige hier.“ Die Seite aus der Zeitung lag noch auf dem Tresen, so dass Julie die Seite umblätterte und das Bild von Harm deutete.

Janice las sich den Artikel durch und schüttelte den Kopf: „Das Bild gehört zum Artikel auf der vorherigen Seite. Das ist nur ein Zufall! Anders kann ich mir das nicht erklären. Denn von uns hier hat niemand die Möglichkeit, auf den Druck Einfluss zu nehmen.“

„Wie werden denn die Anzeigen für den Druck vorbereitet?“

„Sie werden von uns nach Anzeigenschluss an den Druck geschickt. Zweimal pro Woche werden in unserer Zeitung Anzeigen veröffentlicht. Jeweils am Vortag gegen 16 Uhr ist dann Anzeigenschluss. Das Layout der Anzeigen wird entsprechend nach den Wünschen der Kunden vorbereitet. Die Anzeigen selbst werden dann einzeln von uns zum Druck gesandt, wo sie dann digitalisiert und auf Druckplatten gebracht werden, bevor die Zeitung dann gedruckt werden kann.“

„Und jemand vom Druck?“ fragte Julie.

Janice schüttelte den Kopf ehe sie antwortete: „Nein, die Anzeigen und die Reportagen haben unterschiedliche Redaktionsschlüsse. Unser ist um 16 Uhr, der für die Reportagen um 21 Uhr. Erst um diese Uhrzeit wird der Rest zum Druck geschickt.“

“Wäre es möglich, dass wir noch mit jemanden vom Druck sprechen könnten?“ bat Harm.

Janice schaute auf die Uhr, bevor sie antwortete: „Sie haben Glück, der Drucker hat gerade mit seiner Arbeit angefangen. Im Moment ist dort unten noch nicht so viel zu tun, da stören wir nicht zu sehr.“ An ihren Kollegen gewandt, fuhr sie fort: „Kevin, ich bin kurz unten im Druck. Kommst Du hier alleine klar?“

Der Angesprochene, der an seinem Schreibtisch saß, blickte kurz von seiner Arbeit auf und nickte. „Ja, es ist ja heute nicht sehr viel zu tun,“ erwiderte dieser. Janice trat in das Großraumbüro und zeigte Harm und Julie den Weg zum Aufzug, der die drei hinunter in die Produktion bringen würde.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: VS 10x09 - Hase und Igel von fa sai und Elke

#3 von Petra-Andreas , 13.05.2007 01:20

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2200 ZULU (1400 Uniform)
Rancho Bernardo News Journal
13247 Poway Road, Poway CA

Der Besuch beim Druck war zwar interessant, brachte aber für die beiden Ermittler keine für den Fall entscheidenden Erkenntnisse. Der Mitarbeiter, der heute Dienst hatte, war anfangs sehr verärgert, dass er frühzeitig aus seinem Urlaub zurückgeholt wurde, da eine Kollegin plötzlich schwer krank geworden war. Nachdem er seinem Frust erst einmal Luft gemacht hatte, erklärte er Harm und Julie bereitwillig die einzelnen Arbeitsabläufe und zeigte ihnen, wie die Anzeigen von ihm verarbeitet werden.

Er zeigte ihnen den Computer, an dem die Anzeigen und Reportagen für den Druck digitalisiert werden, und führte sie weiter in die Produktionsabteilung, in der er ihnen theoretisch die Vorgehensweise des Druckes erläuterte.

Dabei erfuhren sie, dass die Druckvorlagen für die Anzeigen bereits vorbereitet waren, bevor die Nachrichten und Reportagen überhaupt in den Druck gegeben wurden.

Nachdem sie sich alles erklärt lassen hatten, machten sie sich wieder auf den Weg zur Anzeigenannahme.


Anzeigenannahme

Am Schalter gab Kevin gerade die Anzeige eines Kunden in den Computer ein. „Einen Moment noch Sir,“ bat er seinen Kunden um etwas Geduld.

„Oh, kein Problem. Ich bin nicht in Eile,“ entgegnete der Mann freundlich. Kevin nickte und wandte sich wieder seinem Bildschirm zu.


Janice war inzwischen wieder an ihren Arbeitsplatz getreten, als Harm fragte: „Und als Sie die Anzeigen am Tag vor der Veröffentlichung für den Druck vorbereitet haben, ist Ihnen da nichts aufgefallen?“

„Wissen Sie, wir haben es hier täglich mit etlichen Anzeigen zu tun, da kann ich mich nicht an jede einzelne erinnern. Aber ich habe schon die ganze Zeit überlegt, ob mir doch etwas aufgefallen ist. Leider ist das nicht der Fall. Tut mir leid, dass ich keine sehr große Hilfe bin.“

„Keinen macht Ihnen einen Vorwurf, Ms. Webber,“ erwiderte Julie, als ihr noch etwas einfiel. „Sagen Sie, Ms. Webber, ist der Druck eigentlich auch mit dem Internet verbunden, oder werden die Daten dorthin nur per Intranet übertragen?“

„Alle sind hier mit dem Internet verbunden, wieso fragen Sie?“

„Nur so, ich hatte da gerade eine Idee,“ erwiderte Julie lächelnd. „Wäre es möglich, dass sich jemand die Internetprotokolle einmal ansieht?“

„Na klar, dass ist bestimmt kein Problem. Ich werde in unserer EDV-Abteilung Bescheid sagen, dass sich jemand wegen dieser Protokolle mit Ihnen in Verbindung setzten wird.“

Harm zog eine Visitenkarte aus seiner Brusttasche und warf einen kurzen Blick darauf. „Hier ist meine Karte. Da können Sie uns rund um die Uhr erreichen, wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte. Meine Handynummer steht auf der Rückseite,“ erklärte er, als er ihr seine Visitenkarte überreichte.

„Danken Sie bitte Ihrem Kollegen vom Druck noch einmal, dass er sich für uns die Zeit genommen hat,“ ergänzte Julie.

„Das werde ich ihm gerne ausrichten.“

Der Mann am Nebenschalter sah, wie dem Commander ein kleines Kärtchen herunterfiel. Er wollte sich gerade bücken und das Kärtchen aufheben, als sich Kevin erneut an ihn wandte. „So, hier haben Sie eine Kopie Ihrer Anzeige und eine Kopie des Zahlungsbeleges. Ihre Anzeige wird dann übermorgen bei den Grußanzeigen erscheinen.“

„Danke!“ erwiderte der Mann mit einem kalten Lächeln und die beiden Herren verabschiedeten sich voneinander.

Da kein anderer Kunde wartete, begab sich Kevin an seinen Schreibtisch im hinteren Teil der Anzeigenannahme, wo er sich seinem Computer zuwandte. Der Mann verstaute in Ruhe die beiden Schriftstücke in seiner Hosentasche. Er hob kurz danach das kleine Kärtchen auf und betrachtete es einen Moment. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit dem Geschehen neben sich zu.

Er hatte sich entschlossen, heute persönlich die Anzeige aufzugeben, und hatte nun die Möglichkeit einen Blick auf die Ermittler werfen, denen die Aufmerksamkeit der Presse gebührte. Er konnte sich selbst ein Bild davon machen, wie sie arbeiteten.

Was er bislang gesehen hatte, strafte den Zeitungsberichten Lügen. So gut, wie die Ermittler in der Öffentlichkeit dargestellt wurden, waren sie nicht. Sie tappten immer noch im Dunkeln. Er hatte alles unter Kontrolle.

Nun war es Zeit, den nächsten Schritt zu wagen.

Ein verschlagenes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht, als er sich nun Harm zuwandte. „Entschuldigen Sie bitte, Commander.“

Der Angesprochene drehte sich um und sah den Mann neben sich fragend an. Obwohl dieser lächelte, erreichte das Lächeln nicht seine Augen.

Der Mann war schätzungsweise Mitte 30 und war von schlanker, mittelgroßer Statur. Seine Haarfarbe war eine seltsame Mischung aus dunklem Blond und hellem Braun. Harm kam in den Sinn, dass er irgendwo einmal gehört hatte, wie jemand diese Haarfarbe als „Straßenköter-Farbe“ bezeichnet hatte. Ja, genau, dieser Begriff traf es auf den Punkt. Harm konnte ein Lachen unterdrücken und auch sein Gesichtsausdruck spiegelte nichts von seinen Gedanken wider.

„Ja?“ fragte Harm nach einer kurzen Pause, in der er seinen Gegenüber studiert hatte.

Dieser reichte Harm die Visitenkarte und sagte: „Die ist Ihnen eben heruntergefallen!“

„Oh, danke.“ Harm nahm die Karte und steckte sie, ohne einen weiteren Blick darauf zu werfen, in seine Brusttasche.

Mit einem „Gern geschehen“ verabschiedete sich der Mann von Harm und verließ den Anzeigenbereich.

Kopfschüttelnd wandte sich Harm wieder an Janice, um sich von ihr zu verabschieden und ihr nochmals für ihre Hilfe zu danken.

„Wir alle verfolgen die Ermittlungen mit Hochspannung und hoffen, dass Sie den Mörder so schnell wie möglich fassen. Es weiß ja niemand, wann er das nächste Mal zuschlagen wird. Es sind schon zu viele unschuldige Menschen durch ihn gestorben!“

Julie ging nicht weiter auf die Bemerkung von Janice ein. „Ms. Webber, wir danken Ihnen nochmals für Ihre Hilfe und die Zeit, die Sie sich für uns genommen haben,“ antwortete sie diplomatisch.

„Wenn mir noch etwas einfällt, werde ich mich unverzüglich bei Ihnen melden,“ versicherte sie, ehe sich die beiden Ermittler von ihr verabschiedeten und sich auf den Weg zum Ausgang machten.

A/N: Die Idee mit dem Web-Server stammt aus dem Buch „Digital Fortress“ („Diabolus“) von Dan Brown. Ein bisschen haben wir sie umgewandelt. Aber wir hoffen, dass er uns das vergibt. Der Server, den wir hier angegeben haben, existiert nicht! Jedenfalls ist uns nicht bekannt, dass es ihn geben sollte.

Als sie aus dem Gebäude traten, wandte Harm sich an Julie: „Was sollte die Frage wegen des Internets?“

„Das war nur so eine Idee,“ antwortete sie, hielt sich aber ansonsten bedeckt, da sie auf das Blatt Papier blickte, das sie in ihren Händen hielt.

„Willst Du mich einweihen, oder willst Du Deine Ideen für Dich behalten?“

„Ich hatte die Idee, dass, wenn sie nur das Intranet nutzen, es doch nur ein Zufall gewesen sein könnte. Das Intranet würde nämlich nur innerhalb des Netzwerkes der Zeitung funktionieren. Die Leute haben zwar Zugriff auf die „Außenwelt“, aber die „Außenwelt“ ist ausgesperrt von den Geschehnissen innerhalb des firmeneigenen Intranets. Denn wie wir sehen konnten, haben auch die Leute beim Druck keinen Einfluss auf das Layout. Aber wenn sie alle Zugriff aufs Internet haben, kann es immer passieren, dass sich jemand in den Rechner einhackt und so die Daten verändern kann.“

„Wie kommst Du denn auf die Idee?“

„Ich grübel’ schon eine ganze Weile, was mich an der Mail stört.“

„Wieso das?“

„Ich kann es Dir nicht genau sagen, aber damit stimmt etwas nicht!“ Julie tippte dabei unbestimmt auf das Blatt Papier, das sie in den Händen hielt.


„Also, für mich sieht sie ganz normal aus, wenn man den Inhalt der Anzeige mal außer Acht lässt,“ sagte er, wobei er auf den Anzeigentext deutete.

„Das ist es nicht!“

„Was dann? Die Mailadresse?“ Es war mehr eine rhetorische Frage gewesen. Als Antwort erhielt er lediglich ein Nicken. „Ich weiß nicht. Derjenige hat wohl seinen Namen und sein Geburtstag als ID genutzt.“

„Du meinst, unser Täter heißt mit Vornamen „Mark“ und hat am 24.11. Geburtstag? Das wäre meiner Meinung nach zu offensichtlich und so einfallslos ist unser Täter nicht! Das hat irgendeine Bedeutung! Was mich aber wirklich stutzig macht, ist die „Endung“ der Adresse: cael.anon.com. Wenn es wirklich nur ein Zufall ist, warum hat er dann keine Mail-Adresse bei den größten Anbietern wie AOL oder Yahoo genommen!?“

„Nichts geht über moderne Kommunikationsmittel! So kann man wenigstens fast anonym bleiben und sieht sich nicht der Gefahr ausgeliefert, dass jemand eine gute Beschreibung von sich geben kann...“

„DAS ist es!“ rief Julie erleichtert aus, so dass Harm sie verwundert ansah. „Das ist ein anonymer Server, von dem die Mail versandt wurde.“ Julie tippte auf die Adresse der Mail. Über ihre eigene Blindheit konnte sie nur den Kopf schütteln.

„Ein anonymer Server?“ fragte Harm skeptisch.

„Ja... Oh, der Typ ist wirklich mit allen Wassern gewaschen!“ Da Harm sie immer noch skeptisch anschaute, fuhr sie fort: „Ein anonymer Server fungiert als Verteiler. Du schickst eine Mail über den Server, Deine Adresse wird „gelöscht“ und stattdessen erscheint dann diejenige, die Du Dir bei dem anonymen Server eingerichtet hast. Der Nutzer kann Mails versenden und empfangen, ohne seine wahre Identität preiszugeben!“

„Gibt es eine Möglichkeit, den Absender ausfindig zu machen?“ Eigentlich wollte er die Antwort gar nicht wissen, denn schon allein die Tatsache, dass Julie etwas von einem anonymen Server gesagt hatte, ließ ihn zweifeln.

Wie zur Bestätigung schüttelte Julie den Kopf. „Die Server sind heutzutage so gut verschlüsselt, dass es weder für einen Hacker noch den Systemadministrator möglich ist, den Absender ausfindig zu machen. Man findet keine Spuren mehr zum eigentlichen Absender.“

„Woher weißt Du das alles?“

„Ich habe da so einen kleinen Computerfreak in der Familie. Von dem werd’ ich immer und immer wieder daran erinnert, dass ich doch bitte meinen Computer stets auf den neuesten Sicherheitsstand zu bringen habe und bekomme dann jedes Mal einen Vortrag von ihm gehalten. Da bekommt man dann mit der Zeit die Neuheiten alle mit.“ Julie schüttelte leicht den Kopf, so als wolle sie versuchen, die Gedanken an die Vorträge zu verdrängen. Sie hatten andere Sorgen.

„Und Du meinst, er hat diesen Weg genutzt?“

„Es sieht jedenfalls so aus. Wir sollten aber die Spezialisten noch mal ranlassen, um das genau zu überprüfen.“

Wenn das so ist, dann ist wohl „Mark1124“ wieder eine Stelle aus der Bibel, oder?“ fragte er folgerichtig.

„Da er bislang immer die Bibel zitiert hat, ist das durchaus möglich. Aber Anna kann uns da sicherlich eher weiterhelfen. Mit der Bibel kenn ich mich nun beim besten Willen nicht aus.“

„Es scheint, als haben wir es wirklich mit jemanden zu tun, der weiß, worum es geht,“ seufzte Harm.

„Soweit ist also Christians Profil bestätigt!“

Sie waren nun am Mietwagen angekommen und standen jeweils auf ihrer Seite des Fahrzeuges. Harm hatte bereits den Wagenschlüssel in der Hand und betätigte die Fernbedienung, um das Fahrzeug aufzuschließen.

„Ja, aber das hilft uns verdammt noch mal nicht weiter. Das war der erste konkrete Hinweis und wo stehen wir? Da, wo wir auch schon am Anfang waren,“ schnaubte Harm gereizt und öffnete mit einem Ruck die Fahrertür.

>Bleib ruhig!< ermahnte sich Julie, schloss kurz ihre Augen und atmete tief durch. Sie sah es schon förmlich vor sich, dass Harm irgendwas Dummes anstellen würde. „Harm, wir müssen einen klaren Kopf bewahren!“ Mit diesen Worten stieg sie ein und schloss die Tür hinter sich.

„Du hast leicht reden, hinter Dir ist der Irre ja auch nicht her!“ Harm war derweil ebenfalls eingestiegen und zog die Tür geräuschvoll zu.

„Auch wenn er hinter Dir hinterher sein sollte, arbeiten wir doch alle zusammen an dem Fall und sitzen alle in einem Boot, das muss Dir klar sein,“ versuchte Julie ihn eindringlich darauf hinzuweisen. Aber ihr war klar, dass sie im Moment auch mit einer Wand hätte sprechen können, was den gleichen Effekt gehabt hätte.

Erstaunlicherweise hatte er sich aber auch genauso schnell wieder beruhigt und fuhr los. Julie fischte einen Block aus ihrer Tasche und begann, ihren Besuch bei der Zeitung niederzuschreiben. Gelegentlich fragte Julie Harm nach seiner Meinung zu einigen Aussagen, weshalb beide nicht mitbekamen, dass sich hinter ihnen ein ziemlich mitgenommener blauer Pickup in den Verkehr einordnete und ihnen folgte.

1430 ZULU (0930 EST)
JAG HQ
Falls Church, Virginia

Bud betrat mit mehreren Akten unter dem Arm die kleine Küche des HQ und legte den Stapel neben der Kaffeemaschine ab, um sich eine Tasse Kaffee einzugießen. Als er die Kanne wieder abstellte, bemerkte er einen Zettel, der an der Maschine klebte. Er las ihn sich durch und schüttelte mit einem resignierten Lächeln den Kopf.

Die Gerüchteküche funktionierte mal wieder einwandfrei. Es hatte sich in Windeseile herumgesprochen, dass JAG in diesem Jahr nicht von gravierenden Sparmaßnahmen verschont bleiben würde. Die Aufgabe, die der Admiral ihm übertragen hatte, ließ ihn fast verzweifeln. Nicht dass er sich dieser Aufgabe nicht gewachsen sah. Nein, im Gegenteil, er freute sich darauf. Er war mit seinem bekannten Eifer dabei, die Aufgabe zu meistern. Was ihm erhebliche Sorgen bereitete, war, dass sie wohl wirklich schwerwiegende Einschränkungen auf sich zukommen sahen.

Einige seiner Kollegen hatten sogar schon angefangen, Bud mehr oder weniger gute Ratschläge zu erteilen, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten. Bud entfernte den Zettel von der Kaffeemaschine und wollte ihn schon wegwerfen, als Sturgis in die Küche trat.

„Guten Morgen, Bud,“ grüßte Sturgis den jüngeren Mann.

„Guten Morgen, Sir,“ erwiderte Bud und trat einen Schritt beiseite, um Sturgis den Weg zur Kaffeemaschine nicht zu versperren.

„Na, wie weit sind Sie mit Ihrer „Sonderaufgabe“ vom Admiral?“ fragte dieser, als er seine Tasse aus dem Schrank über der Kaffeemaschine nahm und sich einen Kaffee eingoss.

„Fragen Sie nicht, Sir. Ich werde überschüttet mit „guten“ Ratschlägen. Hier ist noch so einer,“ sagte er und gab Sturgis den Zettel, der sich diesen mit hochgezogener Augenbraue durchlas. ‚Auch vor der Kaffeeküche machen die Sparmaßnahmen nicht Halt: Der Kaffee wird ab sofort nur noch in Navy-Stärke gebraut!’


„Na, lassen Sie das aber nicht unseren Gunny oder Mac sehen,“ sagte Sturgis scherzend und nahm einen Schluck aus seiner Tasse.

In diesem Moment betrat auch Rick in die Küche. Sturgis sah ihn grinsend an und reichte ihm wortlos den Zettel von der Kaffeemaschine. „Gut, dass ich kein Kaffeetrinker bin, Sirs, sonst hätte mich das schon arg getroffen,“ kommentierte Rick den Vorschlag und legte den Zettel neben die Teemaschine, bevor er sich Tee in seine Tasse goss. Auch er kannte die Vorschläge der Mitarbeiter. Einige hatte er selber dem Cdr. überreicht, nachdem er diese auf seinem Schreibtisch vorgefunden hatte.

„Admiral Chegwidden hätte es wohl noch härter getroffen, er hatte sich öfter beschwert, dass die Marine-Variante eines guten Kaffees noch zu schwach war!“

„Ja, das stimmt, er war dann den ganzen Tag über sehr schlecht gelaunt gewesen.“ Bud nickte bestätigend und nahm einen Schluck aus seiner Tasse.

„Abgesehen von diesem Rückschlag, wie kommen Sie denn mit der Aufgabe voran?“

„Der Gunny und ich sind gerade dabei, eine Ist-Analyse zu machen und die Zahlen mit denen der vergangenen Jahre zu vergleichen. Vielleicht finden wir ja etwas, wo wir welche Einsparungen machen können, ohne zu wirklich gravierenden Maßnahmen greifen zu müssen. Aber dafür ist es noch zu früh.“

„Sirs, wenn Sie mich dann entschuldigen wollen? Ich werd’ mich wieder dem Zahlenmaterial zuwenden!“

„Nur zu, Gunny, wir wollen Sie nicht aufhalten. Nachher müssen wir wirklich noch auf unseren heiß geliebten Kaffee verzichten.“ Grinsend sah Sturgis den jungen Mann an, der sich mit einem Nicken von den beiden Offizieren verabschiedete.

„Bevor das passiert, werden wohl eher andere Maßnahmen ergriffen werden! Denn das ist einer der harmloseren Vorschläge!“ erwiderte Bud und deutete auf den Zettel.

„Es gibt noch bessere Vorschläge als den?“ fragte Sturgis erstaunt.

„Ja, Sir, einige sind eher witzig, andere sind absurd und wieder andere... naja... Ich glaub, wenn ich mit der Aufgabe fertig bin, kann ich von all den sinnlosen Vorschlägen ein Archiv erstellen. Wer weiß, wozu man die Vorschläge noch mal gebrauchen kann?“


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
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RE: VS 10x09 - Hase und Igel von fa sai und Elke

#4 von Petra-Andreas , 13.05.2007 01:25

Sturgis lachte. “Bedenken Sie, Bud, sparen ist nur die richtige Mitte zwischen Geiz und Verschwendung, das sollten Sie berücksichtigen!“

„Danke für den Hinweis, Sir! Vielleicht sollten wir einen Friseur als Buchhalter einstellen!?“

„Wieso denn das?“ fragte Sturgis skeptisch.

„Der kann die Bücher frisieren!“ antwortete Bud. Sein Gesicht zeigte dabei keine Regung.

„Wenn das rauskommt, kriegen wir noch mehr Ärger!“

„Und was halten Sie davon, wenn alle Wände im HQ und unsere Uniformen werbemäßig vermietet werden? Das würde Geld in die leeren Kassen bringen.“

Sturgis schüttelte ungläubig seinen Kopf. „Dann sieht es bei uns bald so aus wie in den Baseball-Stadien, wenn wir das machen würden.“

„Man könnte ja einen Kompromiss anstreben. Ein paar Werbeplakate an den Wänden, der Rest wird dann an den Uniformen angebracht!?“

„Ich stelle mir gerade vor, wie wir alle mit den kleinen Werbeaufnähern an den Uniformen rumlaufen. Ich würde mir dann eher wie eine wandelnde Litfasssäule vorkommen! Ganz zu schweigen davon, wenn ich mir vorstelle, was das für Werbung sein könnte...“

Die beiden sahen sich kurz an und hatten wohl den gleichen Gedanken, als sie beide ungläubig den Kopf schüttelten.

„So geht das schon die ganze Zeit...,“ seufzte Bud.

Sturgis sah ihn nur grinsend an. Er nahm einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht. „Ich werde diesen Kaffee vermissen.“

„Bevor das geschieht, werden wohl eher die Flüge und Fahrten zu den Ermittlungen und Einsätzen gestrichen und jeder von uns erhält eine Dose Red Bull, denn Red Bull verleiht ja bekanntlich Flügel!“ Sturgis sah Bud fragend an, der lediglich mit einem Kopfnicken antwortete. >Ja, das war auch so ein Vorschlag.<

„Da bevorzuge ich aber trotzdem noch die Fahrt im Wagen oder das Flugzeug. Aber ich glaube, Col. MacKenzie wäre wohl unendlich dankbar, wenn sie nicht mehr mit Harm in ein Flugzeug steigen müsste.“ Es entstand eine kurze Pause zwischen den beiden Offizieren, als sie sich die augenblickliche Situation zwischen den beiden in Erinnerung riefen. „Wissen Sie irgendwas Neues? Seit sie in San Diego sind, habe ich nichts mehr von ihnen gehört und davor war die Stimmung ja nicht mehr zum Aushalten!“

„Nein, Sir, ich weiß leider auch nichts.“

„Das wird schon wieder!“ munterte Sturgis den jüngeren Mann auf und klopfte ihm auf die Schulter, bevor er die kleine Küche verließ. Was er damit meinte, war beiden Offizieren mehr als klar.

Resigniert und in Gedanken versunken verließ Bud als letzter mit seinen Akten die kleine Küche und rannte fast in den Admiral, der gerade auf dem Weg zurück in sein Büro war.

„Entschuldigen Sie, Sir,“ setzte Bud an und nahm Haltung an. „Stehen Sie bequem, Cdr.! Es ist ja nichts weiter passiert! Wie weit sind Sie übrigens mit der Aufgabe, die ich Ihnen übertragen habe?“

„Ich war gerade auf dem Weg zum Gunny, um mit ihm die Ausgaben der letzten Jahre zu vergleichen. Noch kann ich Ihnen keine konkreten Vorschläge unterbreiten. Das wäre im Moment auch noch verfrüht. Aber ich denke, ich kann Ihnen in ein paar Tagen einige Empfehlungen liefern.“

„Sehr gut!“ erwiderte Corin und setzte den Weg in sein Büro fort. Bud schaute dem Admiral nachdenklich nach und nachdem er noch einmal tief Luft geholt hatte, machte er sich auf in Richtung seines Büros.

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Aufgrund wiederholter Nachfragen und Bitten bringt unser Verlag ein weiteres Buch der Reihe „Dummies.com“ heraus. Lerne, wie man den Duden nutzt, wie man die Rechtschreibprüfung in Schreibprogrammen verwendet.

1750 ZULU (0950 Uniform)
Großer Schulungsraum
Police Department, Northeastern Division
13396 Salmon River Road
San Diego, CA

Tap....tap....tap...tap...tap..tap..tap..tap.tap.taptaptaptaptap....

Binnen weniger Augenblicke rann der Regen in Sturzbächen die Fensterfront hinunter und auf dem Parkplatz unterhalb des Fensters stand das Wasser schlagartig einige Zentimeter hoch. Man konnte durch die Wand aus Wasser kaum mehr die Gebäude auf der anderen Straßenseite sehen, und überall erblühten Regenschirme in den unterschiedlichsten Farben, während ihre Träger über die Gehwege eilten.

Über Nacht waren dunkle, zornig aussehende Wolken aufgezogen, die von noch mehr Unheil kündeten. Der Wind hatte sie vom Meer kommend vor sich hergetrieben und sie zu wahren Ungeheuern aufgetürmt.

>Sieht so aus, als sollte Martha Recht behalten,< dachte Anna mit dem Anflug eines ironischen Lächelns. Sie hatte sich wie auch Julie für formale Kleidung entschieden. Schwarzer Anzug, dunkelrote Bluse und hohe schwarze Schuhe. Streng. Kühl. Korrekt. Dem Anlass entsprechend.

Sie drehte dem schlechten Wetter den Rücken zu, lehnte sich gegen den Fenstersims und betrachtete die Gruppe von Menschen, die sich an diesem tristen Morgen in einem tristen Schulungsraum der Polizei aus einem tristen Anlass zusammengefunden hatte.

Es lag eine seltsame Stimmung in der Luft. Keine Aufregung oder Panik. Mehr so dieses ungute Gefühl, wenn die Nackenhaare kurz davor sind, sich aufzustellen und man gar nicht genau weiß weshalb.


Sogar Sneaker wirkte rastlos. Er saß unruhig zu Anna’s Füßen. Sie hatte bereits in der vergangenen Nacht gemerkt, dass der Golden Retriever ungewöhnlich aufgeregt war, aber vielleicht reagierte ihr vierbeiniger Gefährte nur auf die Unpässlichkeit seines Frauchens. Auch Anna hatte schlecht geschlafen. Der zunehmende Wind sorgte zwar für eine angenehme Abkühlung nach der flirrenden Hitze der letzten Tage, aber trotzdem hatte sie keine wirkliche Ruhe gefunden, was dazu führte, dass sie bereits um 4:30 Uhr in der Frühe hellwach gewesen war.

Anna warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Noch 8 Minuten. Dann sollte das Meeting beginnen. Sie ließ ihren Blick durch den etwa 60 qm großen Raum schweifen, dem man anmerkte, dass sich die öffentliche Hand keinen guten Geschmack und schon gar keinen Innenausstatter leisten konnte. Der Boden war mit dem unvermeidlichen, pflegeleichten Linoleum ausgelegt und die Wände waren in einer Farbe gestrichen, die sich nicht entscheiden konnte, ob sie denn nun ein dreckiges Weiß oder ein fahles Grau sein wollte. Gepaart mit dem äußerst unschmeichelhaften Licht aus diversen Neonröhren zauberte dies einen ungesunden Farbton auf die Gesichter der anwesenden Personen, ohne dass dies ausschließlich am allerseits erlittenen Schlafmangel gelegen hätte.

Man betrat den Schulungsraum durch zwei große schwarze Schwingtüren. An der Stirnseite befand sich eine große Projektionsfläche, die von einem Flipchart flankiert wurde. Davor ein Tisch, auf dem der Beamer stand. Den Rest der verbleibenden Fläche füllten Stühle mit Seitentischen aus, deren Reihen von einem Durchgang in der Mitte unterbrochen wurde.

Über den Raum verteilt standen die Teilnehmer des Briefings in kleineren Gruppen zusammen und erfüllten den Raum mit Gemurmel.

Harm und Mac trugen an diesem Morgen beide Uniform und unterhielten sich mit Major General Lewis aus Miramar und einem Lt. Cdr., der offensichtlich in Vertretung des Kommandanten der San Diego Naval Station an dem Meeting teilnahm. Die beiden JAG-Anwälte waren an diesem Morgen die Verkörperung von Professionalität und Höflichkeit und wirkten überraschend gelöst.

Dr. Newman, O'Mara und zwei Männer, die offensichtlich zu dessen Team gehörten, standen etwas entfernt.

Julie, Christian und der Polizeiprofiler, der sich den beiden Anwältinnen bei ihrer Ankunft als Dr. Edward Dyson vorgestellt hatte, standen wiederum in einem Grüppchen etwas abseits zusammen. Edward Francis Dyson war eine interessante Mischung von scheinbaren Gegensätzen. Er war Engländer, etwa Mitte Dreißig und von durchschnittlich großer schlanker Statur, was aber auch bereits das einzig „normale“ an ihm war. Er hatte eine beinahe unnatürlich bleiche Gesichtsfarbe. >Das kommt davon, wenn man den Großteil seines Lebens in einer englischen Universitätsbibliothek zugebracht hat,< dachte Anna mit einem Schmunzeln. Seine Haare, die widerspenstig nach allen Seiten abstanden, waren rötlich gefärbt und er trug eine in Gold gefasste Brille mit runden Gläsern, durch die einen wässrig grau-blaue Augen ansahen. Die Kleidung, die er trug, würde jeden Stilberater die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen. In seinem leicht zerknitterten beigefarbenen Cordanzug sah er aus wie der typische englische Universitätsmitarbeiter. Julie und Anna hatten vereinbart, ihn zu einem späteren Zeitpunkt danach zu fragen, wie es ihn ausgerechnet nach Süd-Kalifornien verschlagen hatte. Irgendwie wirkte er wie ein Fremdkörper in dieser Umgebung.

Es waren außerdem etwa 15 weitere Personen anwesend, die Anna allerdings nicht zuordnen konnte. Wahrscheinlich diverse Sachverständige und Mitglieder der polizeilichen Ermittlungsgruppe.

Es fehlten eigentlich nur noch der Sheriff und der Bezirksstaatsanwalt.

Die Zeiger waren auf 10.00 Uhr vorgerückt, als die Schwingtüren aufflogen und der Sheriff gefolgt von seinem Deputy und einem hageren, dunkelhaarigen Mann in einem schlecht sitzenden mausgrauen Anzug, bei dem es sich um den zuständigen Bezirksstaatsanwalt handeln musste, den Raum betrat. Die Männer durchquerten den Raum und kamen in Front neben dem Tisch mit dem Beamer zu stehen.

Die einzelnen Gruppen lösten sich auf und alle nahmen ihre Plätze ein.

Anna und Sneaker, Julie, Christian und Edward Dyson saßen in der dritten Reihe.

Mac, Harm, Lewis und der Lt. Cdr. saßen in der Reihe vor ihnen und in der ersten Reihe hatten Dr. Newman und die Mitarbeiter des CSI Platz genommen.

Die restlichen Beteiligten verteilten sich auf den übrigen freien Plätzen.

„Guten Morgen, meine Damen und Herren,“ begrüßte der Sheriff die Anwesenden. „Ich darf allen, die noch nicht mit ihm zu tun hatten, den zuständigen Bezirksstaatsanwalt David Tillinghast vorstellen.“ Der hagere Mann nickte in die Runde und setzte sich in die erste Reihe.

Der Sheriff schaltete den Beamer ein und klappte den angeschlossenen Laptop auf.

„Wie Sie alle wissen, dient das heutige Meeting dem koordinierten Informationsaustausch.“ Er deutete in die Runde. „Jede Gruppe wird bitte in der gebotenen Kürze etwas zu ihren bisherigen Ermittlungsergebnissen, aber auch zu den noch offenen Fragen vortragen. Vielleicht lassen sich in der Gesamtschau ja noch Unklarheiten beseitigen.“ Er rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken. „Wir sind jedenfalls für jede Idee und jede Anregung dankbar.“

Er sah in die Runde. „Noch Fragen vorab?“ Auf das allgemeine Schweigen fuhr er fort: „Gut, dann beginnt bitte Mr. O'Mara von der Spurensicherung und im Anschluss möchte ich Dr. Newman bitten.“

Der Sheriff ließ sich in den Stuhl links neben dem Staatsanwalt sinken, während sich O'Mara mit einem Stapel Unterlagen und einer CD-ROM bewaffnet nach vorne begab. Er legte seine Unterlagen auf den Tisch und behielt einen Stapel gehefteter Papiere in der rechten Hand.


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RE: VS 10x09 - Hase und Igel von fa sai und Elke

#5 von Petra-Andreas , 13.05.2007 01:33

Alle, die O'Mara bisher nur bei der Tatortarbeit erlebt hatten, kamen nicht umhin zu bemerken, dass der manchmal kurz angebundene und zynische Ermittler in diesem Moment völlig verändert wirkte. Er trug Khakis und ein blaues Hemd, bei dem der oberste Knopf offen war. Dazu kam ein Paar beigefarbene Sneaker. Im Zusammenspiel mit leicht zerzausten Haaren wirkte er gegenüber dem Eindruck, den er sonst vermittelte, beinahe schon jungenhaft.

„Guten Morgen allerseits. Mein Name ist Ryan O'Mara. Ich bin der Leiter dieser Untersuchungen für das CSI San Diego.“ Er legte die CD in den Laptop ein und nutzte die Zeit, die der Computer benötigte, um die Präsentation aufzurufen, um einige Unterlagen auszuteilen. „Auch wenn Sie alle den ausführlichen Bericht noch erhalten werden, habe ich hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Untersuchungsergebnisse im Hinblick auf die an den Tatorten gesicherten Spuren erstellt. Bitte geben Sie den Stapel durch.“ Er reichte die Unterlagen in die erste Reihe, bevor er sich wieder dem Laptop zuwandte und die erste Seite seiner Präsentation aufrief.

„Ich werde die Tatorte in chronologischer Reihenfolge der Taten durchgehen.“ Er deutete auf die Projektion. „Deswegen beginne ich mit dem Tatort im Fall Katrin Pieroth. Wir gehen davon aus, dass sie das erste Opfer war.“ Er rief die nächste Seite auf und der Beamer warf Tatortfotos auf die Projektionsfläche. „Das Opfer wurde in einem Zimmer des „Golden View“ Hotels in der Nähe von Ramona gefunden. Ein Zimmermädchen entdeckte die Leiche, als es das Zimmer reinigen wollte. Die Bilder, die Sie hier sehen, wurden von der örtlichen Polizei gemacht. Leider hatte man versäumt, gleich zu Beginn Spezialisten hinzuzuziehen, weshalb es sein kann, dass Spuren übersehen oder durch Unachtsamkeit vernichtet wurden. Wir haben uns den Tatort mit Zustimmung der örtlichen Kollegen zwar nachträglich angesehen, aber wie Sie alle wissen, bringt eine Nachbesichtigung in aller Regel keinen Erfolg. Das Zimmer war zwar glücklicherweise versiegelt worden, aber wir haben keine zusätzlichen Spuren sichern können.“

O'Mara zog einen Pointer aus der Innentasche seines Jacketts. Er deutete mit dem Laserzeiger auf das erste Bild auf der Projektionsfläche.

„Wie Sie hier erkennen können, hat der Täter darauf geachtet, kein Chaos anzurichten. Die Möbel stehen an ihrem Platz und es gibt auch sonst keine Anzeichen für einen Kampf.“

Er deutete auf das zweite Foto.

„Hier sehen Sie eine Totalaufnahme mit der genauen Position der Leiche, in der sie gefunden wurde. Anhand der Menge des ausgetretenen Blutes ergibt sich eindeutig, dass das Opfer in der Position, in der sich der Körper auf dem Boden befindet, verblutet ist. Es gibt keine weiteren Blutspuren an anderen Stellen, was beweist, dass die Leiche nicht bewegt worden ist. Der Fundort der Leiche ist demnach der Tatort.“ Er schaltete auf die nächste Folie, die ausschließlich Text enthielt. „Wir haben im Hotelzimmer lediglich Fingerabdrücke von zwei Hotelangestellten sowie zahlreiche Abdrücke des Opfers gefunden.“

Auf der nächsten Folie befand sich wiederum ein Foto. Es zeigte die Nahaufnahme eines beschrifteten Stück Papiers, das auf dem Teppichboden lag.

„Hier sehen Sie eine der wohl wichtigsten Spuren. Neben der Leiche wurde wie auch in allen späteren Fällen ein Zettel mit einem Bibelzitat gefunden. Das Papier stammt aus einem handelsüblichen Schreibblock und wurde zurechtgeschnitten. Die Beschriftung wurde mittels eines sehr weit verbreiteten Laserdruckers erstellt. Auf dem Papier konnten aber weder Fingerabdrücke noch sonstige Spuren des Täters sichergestellt werden. Das Bibelzitat lautete: 'Mein Kind, wenn dich die bösen Buben locken, so folge nicht' und stammt aus dem alten Testament. Und zwar... einen Moment...“ Er blätterte in seinen Notizen.

„Buch der Sprüche, Kapitel 1, Vers 10,“ brummten Julie, Christian und Anna im Chor.

O'Mara sah die drei leicht irritiert an. „Ja, das ist korrekt.“ Er räusperte sich. „Nun gut, kommen wir zum nächsten Tatort...“

Julie und Anna hörten O'Mara's Ausführungen nur am Rande zu. Schließlich hatten sie – wie eigentlich alle in diesem Raum – die meisten Berichte bereits gelesen. Stattdessen beobachteten sie zum einen Harm und Mac in der Reihe vor ihnen und zum anderen die allgemeinen Reaktionen der anderen Zuhörer.

Harm machte sich in seinen Unterlagen Notizen und schien völlig auf O'Mara's Vortrag zum Tatort im Fall Howard Nicholls konzentriert zu sein. Dennoch war den beiden Anwältinnen nicht entgangen, dass Harm von Zeit zu Zeit – gewissermaßen auffällig unauffällig – zu Mac herüber sah, die direkt neben ihm saß und ebenso furios in ihrem Notizblock herumschrieb, nicht ohne ebenfalls in regelmäßigen Abständen zu ihrem Sitznachbarn hinüberzusehen.

Julie rollte innerlich mit den Augen. >Wie Teenager in der High-School.<

Obwohl...

Nein. Schlimmer.

Auch Anna betrachtete die beiden Militäranwälte eingehend. Soweit das von hinten möglich war. Es war erstaunlich, wie weit zwei Menschen, die direkt nebeneinander saßen, voneinander entfernt sein konnten. Die Mauer zwischen ihnen war mindestens aus Granit und beinahe sichtbar.

Mit einem innerlichen Seufzen wandte Anna ihren Blick von den beiden ab und ließ den Blick durch den Raum schweifen.

Wenn man sich die Gesichter der Anwesenden im Allgemeinen besah, so war jedem einzelnen die Anspannung anzusehen. Die meisten hatten in den letzten Wochen kaum eine Nacht durchgeschlafen, was sich teilweise sichtbar in dunklen Augenringen, mehr-als-drei-Tage-Bärten und einer einsetzenden Lethargie niederschlug. Natürlich waren alle hoch motiviert, den Mörder zu fassen, und jeder holte angesichts dieses Zieles das Maximale an Leistung aus sich heraus, aber bei jedem kam der Punkt, an dem er oder sie der Erschöpfung Tribut zahlen musste. Bei einigen schien dieser Punkt mehr als erreicht zu sein.

Anna wandte ihre Aufmerksamkeit wieder O'Mara zu.

„... Im Hause der Chapmans wurden keine Fingerabdrücke gefunden, die wir weder den Opfern noch engen Freunden und Nachbarn, die nicht als Täter in Frage kommen, zuordnen konnten. Wir gehen aufgrund fehlender Spuren an Fenstern und Türen außerdem davon aus, dass der Täter sich nicht gewaltsam Zutritt zum Haus verschafft hat. Entweder er hat einen Moment abgepasst, an dem eine Tür offen stand, oder die Chapmans haben ihm selbst die Tür geöffnet...“

Christian zeichnete versonnen unregelmäßige Kringel auf eine Seite seiner Kopie des Berichts und schien dem Geschehen in diesem Raum überhaupt keine Beachtung zu schenken. Er dachte darüber nach, zu welchem Ergebnis Edward und er gekommen waren. Es war beunruhigend. >Ich habe ein ganz mieses Gefühl bei der Sache,< dachte er.

Er sah auf und wandte den Kopf zu Julie und Anna, die beide versuchten, wenigstens so zu tun, als würden sie O'Mara's Ausführungen zuhören. Er mochte gar nicht daran denken, was er tun würde, wenn der Täter sich als nächstes Opfer eine der beiden Frauen aussuchen würde. Ihm schauderte derart bei dem Gedanken, dass er ihn schleunigst beiseite schob. Die Tatsache, dass er und Edward davon ausgingen, dass eine andere Person ein wahrscheinlicheres nächstes Opfer war, ließ seinen Blick zu Harm und Mac wandern, die schräg vor ihm saßen. Wenn einem der beiden etwas zustoßen sollte, dann war abzusehen, dass sie alle Hände voll zu tun haben würden, den jeweils anderen davon abzuhalten, völlig durchzudrehen.

In diesem Moment erregte etwas von dem, was O'Mara sagte, Christians Aufmerksamkeit und er sah auf.

„...Deshalb möchte ich meinen Kollegen Robert Silverman bitten, kurz die Ergebnisse seiner Ermittlungen darzulegen.“ O'Mara bedeutete einem der bisherigen Zuhörer, nach vorn zu kommen, und nahm seinerseits seine Unterlagen und ging zurück zu seinem Sitzplatz.

Der Mann, den O'Mara als Robert Silverman vorgestellt hatte und der sich nun der Gruppe zuwandte, war von leicht unterdurchschnittlicher Größe. Er war dünn und hatte kurzes, stumpfes, braunes Haar. Er schob nervös seine Brille zurück und sah unbehaglich in die Runde. Er trug eine Cargohose und ein T-Shirt der Chargers.

Julie lehnte sich zu Anna hinüber und flüsterte: „Sie scheinen ihn nicht oft aus seinem Kellerverlies ans Tageslicht zu lassen, hm?“

Anna schmunzelte, kam aber nicht dazu, etwas zu erwidern, denn Silverman begann in diesem Augenblick mit seinem Vortrag.

„Wie Sie sicherlich bereits wissen, wurde beim „Rancho Bernardo News Journal“ eine verdächtige Anzeige platziert.“ Er spielte nervös mit dem Kugelschreiber in seiner rechten Hand. „Die fragliche Anzeige wurde per E-Mail aufgegeben. Der Ursprung der E-Mail ist nicht mehr nachzuvollziehen. Sie wurde über einen anonymen Server verschickt, der die Ursprungsadresse löscht und durch eine nicht aussagekräftige Adresse ersetzt. Bei dieser Adresse handelt es sich aber auch um eine Quellenangabe aus der Bibel. Es handelt sich um den 24. Vers aus dem Markus-Evangelium, Kapitel 11, der lautet: ‚Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch zuteil werden.’ Es gibt von unserer Seite aus keine Möglichkeit herauszubekommen, wer die E-Mail ursprünglich verschickt hat.“

„Gibt es denn wirklich gar keine Möglichkeit, an diese Info zu kommen?“ fragte der Sheriff ungläubig. „Ihr Computer-Freaks seid doch sonst so einfallsreich.“

Silverman kratzte sich mit der linken Hand im Nacken. „Nun, theoretisch gibt es natürlich eine Möglichkeit.“ Er sah den Sheriff an. „Sagen Sie mir, wo der Server steht, und beschaffen Sie mir einen Durchsuchungsbefehl für den Server, dann kann ich dort nach der Information suchen.“ Der Sheriff wollte gerade etwas antworten, als Silverman fortfuhr. „Das Dumme ist nur, dass die Kiste wahrscheinlich irgendwo in Weißrussland oder der Ukraine steht.“ Der Sheriff ließ sich noch weiter in seinen Stuhl sinken. Es war ihm nicht zu verdenken, dass er versuchte, sich an jeden Strohhalm zu klammern.

„Ähm, was die Frage angeht, ob von außen auf den Druck der Zeitung Einfluss genommen wurde, so hat eine Untersuchung der Serverprotokolle bei der Zeitung ergeben, dass wir hier mit Sicherheit eine Fremdeinwirkung über das Internet ausschließen können. Wenn Einfluss genommen wurde, dann intern und manuell.“ >Und auch das können wir ausschließen,< fügte Julie resigniert in Gedanken hinzu.

Silverman sah sich unsicher um. Die Stille war ohrenbetäubend. „Nun, das war es von meiner Seite. Vielen Dank.“ Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg zurück zu seinem Platz und Dr. Newman nahm seinen Platz ein, um über die Ergebnisse der kriminal-pathologischen Untersuchungen an den Opfern zu referieren.

Mac unterdrückte den Drang, vor Frust mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. Wieder eine potentielle Spur, die im Sande verlief. Julie hatte zwar bereits vor dem Meeting darauf hingewiesen, dass es sich wahrscheinlich um eine Sackgasse handeln würde, aber wie alle anderen auch hoffte sie insgeheim auf einen überraschenden Durchbruch. Sie lehnte sich leicht zur Seite, um sich etwas zu notieren, als ihr ein stechender Schmerz durch den unteren Rücken schoss. Sie biss die Zähne zusammen, setzte sich wieder aufrecht und ließ die Atemluft langsam und kontrolliert aus ihren Lungen entweichen, als sie um Fassung rang.

Als sie sich sicher fühlte, dass der schlimmste Schmerz abgeklungen war, entspannte sie ihren Rücken so gut es ging und atmete erleichtert durch. Nach einem kurzen Moment riskierte sie einen Blick aus den Augenwinkeln zu Harm hinüber, der offensichtlich aufmerksam den Ausführungen von Dr. Newman zu lauschen schien. Seine Haltung war gerade und wenn man „stramm“ sitzen könnte, dann würde das genau so aussehen.

Sie vermisste Harm. Sie vermisste es, wie gut sie sich in der Zeit direkt nach Chegwidden's Abschied und Webb's Beerdigung verstanden hatten. Doch wie so oft stellte sich der Frieden als trügerisch heraus. Ihr war bewusst, dass sie in manchen Situationen überreagiert hatte, doch sie entschloss sich, einen Teil der Schuld auf ihre hormonalen Schwankungen abzuwälzen. Das war wesentlich bequemer als objektiv zu hinterfragen, weshalb sie und Harm immer wieder an dem Punkt ankamen, an dem sie sich gegenseitig anschrieen und den jeweils anderen mit aller Kraft verletzten. Es war ein wahrlich beunruhigendes Verhaltensmuster.

Die Sprache ist das Schwert des Juristen.

In der Tat.

Mac konnte über diese Redensart allenfalls gequält lachen. Welch eine Ironie. Wenn sie und Harm Worte miteinander wechselten, dann war es meistens wirklich so, als würden sie mit Waffen aufeinander einschlagen. Irgendwie endete es immer so. Es war zum Verzweifeln. Ihr war klar, dass ihre eigenen Unsicherheiten regelmäßig dazu führten, dass sie in dem verzweifelten Drang, sich selbst zu schützen, verbal um sich schlug. Sie vermochte es einfach nicht abzustellen. Und unglücklicherweise erging es Harm nicht besser.


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RE: VS 10x09 - Hase und Igel von fa sai und Elke

#6 von Petra-Andreas , 13.05.2007 01:40

Sie widerstand dem Drang, sich umzudrehen, auch wenn sie die Blicke von Julie, Anna und Christian spüren konnte, wie sie sich in ihren Rücken bohrten. Auf Dritte musste das Ganze wie eine schlechte Seifenoper wirken.

In diesem Moment fühlte sie, wie Harm sich neben ihr bewegte. Er hatte sein Gewicht leicht verlagert und machte sich irgendwelche Notizen.

Mac drehte leicht den Kopf und schaute zu Harm hinüber, der gerade von seinem Notizblock aufsah. Er erwiderte ihren Blick mit fragend hochgezogenen Augenbrauen. Mac machte daraufhin mit einer Hand eine leicht ausholende Geste und rollte die Augen, um zu signalisieren, dass sie den Großteil dieser Veranstaltung für reine Zeitverschwendung hielt.

Auf seinem Gesicht breitete sich ein kleines zustimmendes Grinsen aus, das Mac bis in die Fußspitzen wärmte. Sie lächelte zurück.

Es war nicht viel, aber es war ein Anfang. Und in ihr reifte der Entschluss, dass sie versuchen würde, das ihrige zu tun, um ihre angeschlagene Beziehung zu Harm wieder zu reparieren.

Harm zählte die Minuten. Der Stuhl war unbequem, das Ziehen in seinem Rücken wurde immer heftiger und alles in allem hatten die einzelnen Ermittlungsgruppen keine Neuigkeiten zu verkünden. Und nachdem sich Julie's Einschätzung in Bezug auf die mysteriöse E-Mail als richtig erwiesen hatte, endete auch die Spur bei der Zeitung in einer Sackgasse. Immerhin schien sich, wenn er Mac's Verhalten richtig deutete, der Himmel wenigstens an einer Front aufzuklären. Er war fest entschlossen, mit ihr zu sprechen. Je eher, desto besser. Er liebte dieses kleine, beinahe scheue Lächeln. Zugegeben, er liebte jeden ihrer Gesichtsausdrücke. Egal, ob sie vor Wut kochte, weinte oder laut lachte.

Das Geräusch rückender Stühle und raschelnden Papiers aus der Reihe hinter sich holte ihn aus seinen etwas wehmütigen Gedanken. Er blickte auf und sah, dass Dr. Newman seinen Vortrag beendet hatte und zu seinem Platz zurückkehrte.

Währenddessen waren Christian und Edward Dyson aufgestanden und durchquerten den Raum zur Stirnseite. Sie platzierten sich jeweils an einer Seite des Tisches, auf dem der Beamer stand.

>Jetzt wird's spannend,< dachte Anna, obwohl sie wusste, was die beiden berichten würden.

Während sich Christian lässig auf der Tischkante niedergelassen hatte, stand Edward kerzengerade auf seiner Seite des Tisches und begann nach einem kurzen Blick auf seine Notizen ohne Umschweife: „Meine Damen und Herren, mein Name ist Edward Dyson und ich bin der für diesen Fall zuständige Profiler. Des Weiteren möchte ich Ihnen meinen deutschen Kollegen Christian Merzhauser vom Bundeskriminalamt vorstellen, der mich freundlicherweise in meiner Arbeit unterstützt.“

Er räusperte sich und rückte seine Brille gerade, bevor er fortfuhr: „Wie Sie bereits wissen, gehen wir davon aus, dass wir es mit einem Serientäter zu tun haben. Wir haben auf der Grundlage der Erfahrungen mit Serientätern in der Vergangenheit und der in den uns vorliegenden Fällen gefundenen Hinweise ein Profil des Täters erstellt.“

>Nun komm’ schon zum Punkt!< Harm klopfte ungeduldig in schnellem Rhythmus mit seinem Stift gegen den Notizblock.

„Wir gehen von einem weißen männlichen Täter aus. Er ist zwischen 30 und 40 Jahre alt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ledig oder alleinstehend und kommt aus durchschnittlichen Verhältnissen. Seine Eltern waren wahrscheinlich das, was man als 'ganz normale Leute' bezeichnet. Die Lebensumstände würde ich mit Mittel-Klasse beschreiben. Er hat wahrscheinlich ein bis zwei Geschwister.“

Edward Dyson sah zu Christian hinüber, der daraufhin fortfuhr: „Er hat mindestens eine abgeschlossene High-School-Ausbildung. Wahrscheinlich ist er ein paar Jahre auf's College gegangen. Wenn er das College abgeschlossen hat, dann mit einer Note im unteren Durchschnitt. Wir gehen davon aus, dass er hochintelligent ist. Das lässt sich anhand der Planung und Ausführung seiner Taten erkennen. Er ist uns immer ein wenig voraus und hinterlässt keine Spuren, die er nicht hinterlassen will. Er geht sehr effektiv vor. - Ja, bitte?“ Christian sah den Mitarbeiter des Sheriffs an, der sich zu Wort gemeldet hatte.

„Widersprechen sich Ihre Einschätzungen nicht?“, fragte der leicht untersetzte Polizeibeamte. „Erst sagen Sie, dass er schlechte Noten in der Schule hatte und dann sagen Sie, dass er extrem intelligent ist.“

Edward und Christian lächelten gutmütig und Edward antwortete: „Nun, zunächst müssen Sie sich immer darüber bewusst sein, dass das Profiling – wie alle psychologischen Disziplinen – mit Wahrscheinlichkeiten arbeitet, nicht mit Gewissheiten. Aber was die Antwort zu Ihrer Frage betrifft, so hat die Intelligenz mit der schulischen Leistung mitunter nicht viel zu tun. Viele hoch intelligente Kinder haben Schwierigkeiten, sich im normalen Schulsystem zurechtzufinden, weil sie sich sehr schnell langweilen, weshalb die Eltern, die es sich leisten können, sie auf spezielle Schulen schicken, die auf die besonderen Bedürfnisse dieser Kinder eingestellt sind. Werden solche Kinder nicht ihrer Begabung entsprechend gefördert, können sie Verhaltensstörungen entwickeln.“

„Bei unserem Täter kommt außerdem hinzu,“ fuhr Christian fort, „dass er wohl von Kindheit an Verhaltensauffälligkeiten zeigte, über deren Ursache sich leider nur spekulieren lässt. Wir meinen aber mit Sicherheit sagen zu können, dass er eine paranoide Störung hat. Er glaubt, dass niemand sein 'Genie' zu würdigen weiß und er daran gehindert wird, sich zu entwickeln und beruflich zu verbessern. Er fühlte sich schon immer zurückgesetzt. Von seinen Eltern, von seinen Lehrern, von Vorgesetzten. Er hat aus diesem Grund Schwierigkeiten mit Autoritäten. Die Auswahl seiner Opfer, wenn man von Katrin Pieroth mal absieht, legt den Schluss nahe, dass er eine wie auch immer geartete Verbindung zum Militär hat. Wir vermuten, dass er sich in der Vergangenheit an einer militärischen Karriere versucht hat. Aber im Hinblick auf seine zuvor erwähnten Probleme mit Autoritätspersonen gehen wir davon aus, dass dieser Versuch gescheitert ist.“

Viele der Zuhörer machten sich eifrig Notizen, während Mac, Harm, Anna und Julie in dem Vortrag der beiden Profiler noch keine Neuigkeiten erkennen konnten.

„Wichtig ist, dass unser Täter nicht sexuell motiviert ist. Er ist in diesem speziellen Fall vielleicht auch gar nicht so sehr darauf aus, sich an dem Leid der Opfer zu weiden. Ein Hang zum Sadismus spielt sicher auch hier eine Rolle, aber es scheint ihm primär darum zu gehen, zu beweisen, dass er brillant genug ist, solche Taten begehen zu können, ohne gefasst zu werden.“ Edward nahm seine Brille ab und begann sie an seinem Jackett-Ärmel zu polieren, während er weiter sprach. „Das Problem unseres Täters ist, dass er sehr schnell die Geduld verliert, wenn etwas nicht wie geplant verläuft. Er reagiert dann mitunter gewalttätig und wir glauben, dass er dieses Verhalten bereits in der Kindheit gezeigt hat. Bei diesem Tätertypus besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre sadistische Ader bereits in der Kindheit ausgelebt haben. Dies kann sich zum einen in Pyromanie oder darin ausgedrückt haben, dass sie Tiere oder sogar andere Kinder gequält haben. Da lässt sich mit viel Glück vielleicht etwas in alten Schulakten finden.“

„Es ist ferner zu berücksichtigen,“ ergänzte Christian, „dass der Täter, den wir suchen, äußerlich völlig unscheinbar ist. Er ist wahrscheinlich mittelgroß, weder dick noch dünn. Er wird auch im Hinblick auf sein Verhalten in der Öffentlichkeit keine Auffälligkeiten zeigen.“

Ihm fiel einen Moment zu spät auf, was er da gerade gesagt hatte, als er vier rollende Augenpaare von Harm und Mac sowie Julie und Anna in der Reihe dahinter sah, was ihn veranlasste schnell trocken hinterher zu schieben: „Wenn man mal davon absieht, dass er in seiner Freizeit andere Menschen grausam tötet.“

Jetzt sah er in vier grinsende Gesichter. Eigentlich waren es ja fünf, denn er war sich, ohne hinsehen zu müssen, sicher, dass auch Edward sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen konnte.

Christian räusperte sich. „Nun, wie mein Kollege bereits erläutert hat, sind seine Taten nicht sexuell motiviert. Trotz der gefundenen Bibelzitate scheidet auch eine religiöse Motivation aus. Eine Analyse der verwendeten Bibeltexte hat ergeben, dass diese nur oberflächlich zur Situation passen, aber in dem vorhandenen Kontext keine besondere religiöse Aussage ergeben. Er hat eine falsche Spur gelegt. Er zitiert mit seiner Vorgehensweise bewusst historische Vorbilder. So hat er bei allen seinen Opfern den Körper mit einem langen Schnitt geöffnet und Organe entfernt, von denen er einige als 'Souvenir' mitgenommen hat. Er kopiert damit die in Quellen überlieferte Vorgehensweise von Jack the Ripper. Betrachtet man sich außerdem die Nachnamen der Opfer von Jack the Ripper, so stellt man fest, dass diese – mit Ausnahme des Namens des ersten Opfers – den Namen einiger seiner mutmaßlichen Opfer entsprechen. Auch das Hinterlassen von Bibelzitaten oder in manchen Fällen Gedichten hat diverse Vorbilder. Sie werden eine detaillierte Analyse in unserem Bericht finden.“ Christian verlagerte sein Gewicht etwas auf der Tischkante, auf der er immer halb saß und halb lehnte. „Das Ganze ist Teil seines Katz-und-Maus-Spiels mit uns, wobei er die Regeln bestimmt. Er will uns beweisen, dass er der bessere Spieler ist. Dass er uns immer mehrere Schritte voraus ist und uns nach Belieben manipulieren kann. Dieses Muster zeigt sich auch in der Vorgehensweise im Hinblick auf die Zeitungsanzeige. Er spielt mit uns und versucht uns seine Spielregeln aufzuzwingen. Er verhöhnt uns.“

Christian hielt einen Moment inne und sah zu Edward hinüber.

Es schien, als sei der ohnehin schon sehr blasse Profiler gerade noch etwas bleicher um die Nase geworden.

Julie und Anna warteten mit nachdenklichem Gesichtsausdruck darauf, dass Edward fortfuhr, während Mac und Harm sichtlich gespannt waren.

„Es gibt da noch eine Sache, auf die wir in diesem Zusammenhang abschließend hinweisen müssen.“ Edward rückte erneut seine Brille zurecht. „Christian Merzhauser und ich sind der Überzeugung, dass der Täter versuchen wird, sich mit der Person in unserem Team zu messen, die er für den würdigsten Gegner hält. Wir glauben weiter, dass er sich eine männliche Person aussuchen wird.“

Edwards Blick war auf Harm fixiert, der versuchte, dem Drang zu widerstehen, sich Edwards starrem Blick zu entziehen.

Christian nahm es letztlich auf sich, das auszusprechen, wovon er wusste, dass es einen Sturm der Entrüstung des Betroffenen verursachen würde. „Edward Dyson und ich empfehlen aus den genannten Gründen dringend, Commander Harmon Rabb Jr. unter besonderen Schutz zu stellen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Der vollständigen Bericht liegt im Anschluss aus.“

Es wurde totenstill im Raum, als Edward und Christian wieder ihre Plätze einnahmen, und das ungute Gefühl, welches die Anwesenden beschlich, hing wie eine schwarze Gewitterwolke im Raum.

>Holy shit,< dachte Anna nur, obwohl sie alles andere als überrascht war. Immerhin hatte Christian Julie und ihr gegenüber schon im Vorfeld die eine oder andere Andeutung gemacht. Sie war ihm außerdem dankbar, dass er es auf sich genommen hatte, diese Empfehlung auszusprechen, denn so würde er es sein, dem Harm nun den Kopf abriss...

0130 ZULU (2030 EST)
Nördlich der Union Station
Washington D. C.

PO Jennifer Coates trat in ihr Apartment und ließ sich seufzend mit geschlossenen Augen gegen die Tür fallen, nachdem sie diese hinter sich geschlossen hatte. Sie brauchte einen Moment Ruhe nach dem anstrengenden und ereignisreichen Tag, um ihre Gedanken zu sortieren.

Mattie hörte in der Küche das Seufzen. Sie lehnte sich gegen einen der Küchenschränke, während sie besorgt zu ihrer Mitbewohnerin blickte.

Langsam öffnete Jen ihre Augen wieder. Sie seufzte erneut auf und stieß sich von der Tür ab, um in ihr Zimmer zu gehen. Dabei bemerkte sie, dass zwei große fragende Teenager-Augen auf sie gerichtet waren.

„Hi Mattie,“ grüßte Jen mit einem leicht gequälten Lächeln.

„Selber Hi. Ich brauch wohl nicht zu fragen, wie es heute war?“ Als Antwort schüttelte Jen lediglich ihren Kopf.

„Was machst Du denn hier? Ich habe gedacht, dass Du noch bei Deinem Dad bist?“ fragte Jen, die in Richtung Küche ging.

„Er ist heute in die Klinik zurück und meinte, dass ich hier besser aufgehoben bin.“

„Ich freu mich, dass Du da bist,“ sagte Jen und nahm Mattie in den Arm.

„Ich mich auch,“ erwiderte Mattie und fragte im gleichen Atemzug: „Hast Du heute noch irgendwas vor?“

„Das einzige, was ich heute noch machen werde, ist, mich vor den Fernseher zu setzen, um auf andere Gedanken zu kommen.“ Beide hatten sich aus der Umarmung gelöst.

„Wie sieht’s aus? Willst Du mir Gesellschaft leisten? Ich bin gerade dabei, mir etwas zum Abendessen zu machen.“

„Du kochst?“ fragte Jen und schaute neugierig in die Küche, in der Mattie bereits einige Töpfe und Schüsseln aus den Schränken auf die Arbeitsplatte gestellt hatte.

„Ja, Harm sagt immer, ich kann mich nicht immer nur von Pizza ernähren!“

„Da hat der Commander Recht! - Abendessen klingt prima, ich bin am Verhungern. Was gibt es denn?“

„Nichts Großartiges. Nur Spaghetti Bolognese... da kann ich wenigstens nichts falsch machen,“ entgegnete Mattie mit einem Grinsen.

Nun konnte auch Jen ein Grinsen nicht mehr unterdrücken. „Ich gehe mich nur schnell umziehen und dann helfe ich dir!“

„Nur keine Eile, das Essen dauert noch etwa 20 Minuten. Hab ja gerade erst angefangen!“

Jen hatte sich schon zum Gehen gewandt und rief über ihre Schulter zurück. „Dann decke ich wenigstens den Tisch!“ und war damit auch schon in ihrem Zimmer verschwunden.

Ein paar Minuten später erschien Jen in der Küche und trug eine graue Sweatpants und ein U.S.-Navy Sweatshirt. Ihre Haare trug sie jetzt offen und man merkte ihr an, dass sie nun etwas entspannter war. Während sie sich in der Küche an die Arbeitsplatte lehnte, schaute sie Mattie einen Augenblick beim Essenkochen zu. Diese fischte gerade ein paar Nudeln aus dem Topf und kostete sie.

„Die Nudeln sind fast fertig,“ stellte Mattie fest und Jen öffnete einen der oberen Küchenschränke und holte zwei Teller sowie zwei Gläser heraus. „Dann werde ich mal den Tisch decken gehen,“ verkündete sie und ging mit den Sachen ins Wohnzimmer.

Als sie in die Küche zurückkehrte, schmeckte Mattie gerade die Soße ab, die Spaghetti befanden sich bereits in einer Schüssel und waren fertig zum Servieren.

„Fertig,“ erklärte Mattie freudestrahlend, woraufhin Jen sich die Spaghetti schnappte und mit einer Flasche Wasser zurück ins Wohnzimmer ging. „Oh Mattie?“ rief Jen ihr aus dem Wohnzimmer zu, „Kannst Du noch das Besteck mitbringen? Das muss ich wohl vergessen haben!“

„Ja mach ich, wir können ja schließlich nicht mit Fingern essen,“ antwortete Mattie grinsend und kam kurz darauf mit der Soße und dem Besteck ebenfalls ins Wohnzimmer. Als alles auf dem Tisch stand, setzten sie sich.

„Na, dann mal guten Appetit, Jen,“ wünschte Mattie.

„Danke, Dir auch.“ Mit diesen Worten häufte sich Jen einen großen Berg Spaghetti auf den Teller und goss sich anschließend Tomatensoße über die Nudeln.

„Hey, lass mir auch noch was übrig,“ protestierte Mattie.

„Komm, es ist noch genug da. Du brauchst für zwei Leute keine Großpackung Spaghetti zu kochen.“ Jennifer lachte und wickelte sich eine Portion Nudeln auf die Gabel. Mattie sah gespannt zu ihr, während sie sich ebenfalls bediente. „Und, schmeckt’s?“

Jennifer nickte kauend. „Hmm...“ nuschelte sie.

Mattie begann nun auch zu essen. Sie fand es gar nicht mal so schlecht.

Während des Essens sprachen sie nicht viel. Als beide satt waren, lehnten sie sich zurück. „Puh... Nun bin ich aber satt,“ meinte Jen und lächelte Mattie an. Diese grinste nur zurück.

Nach ein paar Minuten, in denen sie beide das Essen erst mal etwas verdauen mussten, meinte Mattie: „Komm, wir bringen schnell die Küche wieder auf Vordermann und dann können wir es uns so richtig gemütlich machen.“ Damit stand Mattie bereits auf und ging in Richtung Küche die Schüssel mit den restlichen Spaghetti und den Krug mit der Soße in der Hand.

„Okay,“ seufzte Jennifer und erhob sich langsam. Sie stellte das Geschirr zusammen und folgte damit Mattie. Diese hatte bereits angefangen, die Töpfe zu spülen.

Nach gut 10 Minuten war die Küche wieder sauber. Mattie wischte noch die letzten Wasserreste fort und trocknete sich die Hände, bevor sie Jen ins Wohnzimmer folgte.


Nun saßen sie gemütlich auf der Couch. Sie hatten ihre Füße auf den Couchtisch gelegt und sahen sich gemeinsam den Film „Bruce Allmächtig“ an. „Oh, ich mag die Schauspielerin, die die Susan Ortega spielt. Sie ist in diesem Film einfach großartig,“ kommentierte Jen.

„Ja, sie ist echt klasse. Sie erinnert mich ein bisschen an Mac. Vom Aussehen her.“

„Meinst Du wirklich?“ fragte Jen und wartete auf die nächste Szene, in der Susan Ortega auftrat. „Ich muss Dir Recht geben, Mattie. Die Schauspielerin sieht dem Colonel wirklich ähnlich!“

„Sag ich doch!“ erwiderte der Teenager und griff in die Schale mit dem Popcorn, was Jen zwischenzeitlich aus der Küche geholt hatte. Die beiden hatten jede Menge Spaß während des Filmes. Das Popcorn war teilweise auf und neben dem Sofa verteilt, als sie zwischendurch meinten, sich damit bewerfen zu müssen.

Als der Abspann des Filmes lief, drehte sich Mattie zu Jen und setzte sich in den Schneidersitz. Während sie ihren Kopf auf ihren Arm stützte, der auf der Rückenlehne des Sofas ruhte, seufzte Mattie auf. „Jen?“

Aufgrund ihres traurigen Untertons hatte Mattie sofort die Aufmerksamkeit der Angesprochenen, die den Fernseher ausschaltete und sich dann Mattie zuwandte und sie fragend ansah. Mattie holte einmal tief Luft. „Mein Dad hat heute angerufen und mir gesagt, dass er in ein paar Tagen für einen längeren Zeitraum aus der Klinik entlassen wird. Er hat mich gefragt, ob ich nicht die letzten Ferienwochen bei ihm verbringen könnte.“

Mattie schaute auf ihren Schoß und als Jen nichts darauf antwortete, fuhr sie fort: „Das sind noch etwa drei Wochen!“

„Freust Du Dich denn nicht?“

„Doch schon, aber...“ erwiderte sie traurig.

Jen hatte eine Ahnung, was Mattie bedrückte. „Weiß der Commander das schon?“

„Nein, ich habe in letzter Zeit nicht sehr oft mit ihm gesprochen,“ antwortete Mattie. Dabei nagte sie an ihrer Unterlippe, um ihre Unsicherheit zu überspielen.

„Hey Mattie,“ versuchte Jen sie aufzumuntern. „Der Commander wird sich für Dich freuen!“

„Glaubst Du wirklich?“ Zwei große Teenager-Augen blickten sie fragend an.

„Ja natürlich,“ versuchte Jen sie in ihrer Entscheidung zu bekräftigen. Seit Mattie von ihrem letzten Besuch bei ihrem Dad zurückgekommen war, versuchte sie, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie wieder besser mit ihm auskam. Sie freute sich jedes Mal, wenn sie ihren Vater besuchte.

Als sie das letzte Mal mit Harm darüber gesprochen hatten, konnte sie an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er doch enttäuscht war. Und nun... Naja, Gelegenheit hätte sich schon geboten, Harm nochmals darauf anzusprechen, aber einerseits war sie immer noch sauer auf ihn, weil er Mac so hintergangen hatte, andererseits hatte sie wohl auch Angst vor seiner Reaktion ihr gegenüber, wenn es nun endgültig ist, dass sie wieder zu ihrem Dad zurückginge. Sie war in einer Zwickmühle und versuchte, das Problem mit sich selber zu klären, aber nun war sie am Ende ihres Lateins angelangt.

„Er will Dich nicht loswerden, das darfst Du nie denken. Was meinst Du, warum er alles in Bewegung gesetzt hat, um Dir den Polizeibericht des Unfalls Deiner Mutter zu besorgen, warum er Dir die Briefe Deines Vaters gegeben hat!? Er liebt Dich und würde alles für Dich tun, damit Du glücklich bist. Er wird sich darüber freuen, dass Du Dich mit Deinem Dad wieder zusammenraufst. Aber trotzdem wirst Du eine große Lücke hinterlassen.“

„Ich weiß... Ich fühle mich nur nicht besonders gut bei dem Gedanken, ihn alleine zu lassen. Aber mein Dad macht große Fortschritte bei seiner Rehabilitation. Es kann durchaus sein, dass er über kurz oder lang einen Antrag beim Familiengericht stellt, dass ihm das Sorgerecht für mich wieder zugesprochen wird.“ Jen rutschte auf dem Sofa zu Mattie und nahm sie tröstend in die Arme.

Nach einer kurzen Weile löste sie sich von ihr und sah sie direkt an. „Ich stelle Dir jetzt eine Frage und ich möchte, dass Du Dir einen Moment Zeit nimmst, um sie für Dich ehrlich zu beantworten!“ Jen wartete darauf, dass sie Matties volle Aufmerksamkeit hatte, ehe sie fortfuhr: „Mattie, willst Du wieder zu Deinem Vater zurück?“

Eine kurze Pause entstand, in der Mattie überlegte, wie sie ihre Gefühle und ihre Gedanken am besten in Worten fassen konnte: „Jen, er ist mein Vater! Obwohl ich ihn lange Zeit nicht als solchen betrachtet habe, ist er doch meine Familie und ich liebe ihn, aber Harm liebe ich genauso. Er hat so viel für mich getan, ich weiß einfach nicht, wie er darauf reagieren wird, wenn ich ihm sage, dass ich endgültig wieder zu Dad zurück will.“ Mattie sah nun angestrengt auf ihre Hände. Sie holte einmal tief Luft und stellte die Frage, die ihr seit ihrem Wunsch zu ihrem Vater zurückkehren zu wollen, auf der Zunge lag: „Wenn ich wieder bei meinem Dad bin, passt Du dann auf Harm auf?“

Verwundert sah Jen Mattie an. „Mattie, ich glaube, der Commander ist erwachsen genug, um auf sich selbst aufzupassen. Da braucht er mich nicht. Außerdem, bei meiner Vergangenheit glaube ich nicht, dass ich die geeignete Person dafür bin.“

„Ob er Dich braucht oder nicht, darüber kann man geteilter Meinung sein, wenn man bedenkt, dass er sein Privatleben alleine nicht in den Griff bekommt, insbesondere dasjenige zu Mac. Aber ich bin einfach beruhigter, wenn ich weiß, dass da jemand ist, der auf ihn aufpasst! Und nach allem, was passiert ist, kann ich Mac wohl nicht darum bitten, oder?“

„Wie kann man in Deinem Alter nur schon so erwachsen sein? Ich fürchte nur, dass die ganze Sache wohl aus den Fugen geraten ist,“ erwiderte Jen mit einem Seufzer.

„Was meinst Du?“ fragte Mattie erschrocken.

„Ich weiß nicht, wie ich Dir das erklären soll,...“ begann Jen, wobei es nun an ihr war, angestrengt ihre Finger zu betrachten, während sie nach den richtigen Worten suchte. „Gestern hatte ich eine Telefonkonferenz mit Lt. Sims, Mrs. Burnett und einer Freundin von Colonel MacKenzie.“

Mattie sah Jen fragend an. Diese erwiderte ihren Blick jedoch nicht, sondern begann zu erzählen...


Liebe Grüsse Petra

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RE: VS 10x09 - Hase und Igel von fa sai und Elke

#7 von Petra-Andreas , 13.05.2007 01:44

Programmhinweis:
Now being aired: The story of Mary and Sue (Part I)

First Woman: Hi everybody, I’m Mary.
Second Woman: And I’m Sue.
Mary: Wir wollten uns einmal kurz vorstellen und hallo sagen.
Sue: Das Zweite haben wir ja schon erledigt und das Erste eigentlich auch schon.
Mary: Du bist mir ja wieder eine.
Sue: Was denn? Oder soll ich noch mal wiederholen, was wir am Anfang gesagt haben?
Mary: *rollt nur mit den Augen* Nein, lass mal gut sein. Aber ich meinte mit dem Vorstellen eigentlich etwas anderes.
Sue: Dann schieß mal los.
Mary: Okay, also, wir sind schon etwas Besonderes...
Sue: Ja, das kann man wohl sagen.
Mary: Wir sind Figuren aus der Literatur, grob gesagt. Meist stellen wir Abbilder der Autoren, ihrer Verwandten oder Bekannten etc. dar. Dabei schreibt uns dann der Autor Eigenschaften zu, die die wahren Personen nicht haben und auch überhaupt nicht haben können. Denn wir können alles, wissen alles, sind unsterblich und/oder unverwundbar, uns kann nichts und niemand etwas anhaben. Man könnte sagen, dass wir eine Art Übermenschen sind.
Sue: *Yadda, yadda, yadda.* Nun komm schon zum Thema *unruhig wird*
Mary: Ich dachte, ich wäre schon mittendrin.
Sue: *rollt mit den Augen* Du sollst nicht denken.

Anna und Julie: Hi Mary, hi Sue, was macht Ihr denn hier?

Sue: Hi, Ihr beiden. fa sai und Elke haben uns freundlicherweise gestattet, hier ein paar Worte an die Leser zu richten. Aber Mary Perfect kommt mal wieder nicht zum Thema.
Mary: Und Sue Perfect ist schlauer als alle anderen und drängelt sich immer in den Vordergrund.
Sue: Jeder hat halt sein Spezialgebiet, du rettest die Welt und bekommst am Ende immer den Hauptdarsteller ab.
Mary: Neidisch?
Sue: Worauf? Ich habe alles und weiß alles, also kein Grund neidisch zu sein.
Anna: Woah Mary! Sue! Immer langsam mit den jungen Pferden.
Mary: ’tschuldige...
Sue: ... manchmal geht unser Temperament mit uns durch.

A Man walks down the aisle in his shiny armour: Hi Girls, whatcha doing here? *smiles broadly*

The 4some: Hi Billy Bob…
Julie: Mary und Sue streiten sich mal wieder.
Billy Bob: Und worum ging es diesmal? Wer ist schlauer oder wer bekommt den Hauptdarsteller?
Anna: Ja, darum ging es mal wieder.
Mary: *verzieht das Gesicht* NEIN, wir waren gerade dabei, uns den Lesern vorzustellen.
Julie: *seufzt* So nennt man das also heutzutage, ja?
Sue: *ignoriert Julie* Dabei könntest du uns eigentlich helfen, Billy Bob.
Billy: Immer doch gern, meine Damen.

Julie: *schaut auf die Uhr* Also heute wird das wohl nichts mehr. Ich glaub, so langsam sollten wir das hier beenden, sonst werden fa sai und Elke noch sauer auf uns. Anna und ich müssten nämlich schon längst wieder arbeiten und wenn die beiden uns hier erwischen... Ihr wisst ja, was dann passiert. *Sklaventreiber*
Billy: Oh ja, dann ist mit den beiden kein Kirschenessen angesagt. Also, ich verzieh mich dann auch mal. Vielleicht können wir Fünf uns noch mal in einer netten Runde treffen?
Mary und Sue: Gegen ein erneutes Treffen haben wir nichts einzuwenden.
Anna und Julie: Wir auch nicht.

The 4some: Also Leute… viel Spaß mit dem Rest der 9. Folge. Macht’s gut und bis bald!

Sue: Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder, keine Frage.
Mary: Immer musst du das letzte Wort haben...
Sue: Yep!


Werden Mary, Sue und Billy Bob den Lesern in der nächsten Folge erklären können, worauf es bei ihrer Charakterbeschreibung ankommt? Was passiert sonst so im Leben der Drei? Hm... darauf müsst ihr wohl noch ein bisschen warten, denn ob wir Mary und Sue noch mal von der Leine lassen, ist fraglich


Etwa 1 Stunde später

Mattie saß wie versteinert auf der Couch, nachdem ihr Jen die Kurzform der Ereignisse geschildert hatte. Nach einer Weile stand sie auf und ging nervös im Zimmer auf und ab. Jen sah ihr von ihrem Ende der Couch dabei zu, sagte jedoch nichts. Sie ahnte, dass es in Mattie rumorte und sie ein paar Minuten benötigte, um ihre Gedanken zu ordnen.

Sie kam um die Couch herum und stellte sich an das gegenüberliegende Ende.

„Wieso hast Du mich gestern nicht angerufen?“ fragte Mattie fast vorwurfsvoll.

„Damit Du Dir noch mehr Sorgen um ihn machst als jetzt schon?“

„Und warum hast Du mir das jetzt erzählt?“

„Ich musste es einfach loswerden. Nachdem was Du mir vorhin erzählt hast, habe ich es nur als fair empfunden, Dir das zu erzählen.“

„Wie kommt es eigentlich, dass Du da offensichtlich Deine Hände mit im Spiel hast?“ kam es Mattie in den Sinn.

Jens Gesicht hatte eine unnatürlich rote Farbe angenommen. Sie stand von der Couch auf und wollte in ihr Zimmer gehen, als Mattie ihr den Weg versperrte. Ihre Hände hatte sie in ihre Hüften gestemmt und wartete ungeduldig auf eine Antwort.

„Naja, ich bin da wohl irgendwie mit reingeschlittert,“ gab sie ausweichend als Antwort.

„Irgendwie mit reingeschlittert!? Je-en!“ Ihre fordernde Pose hatte sie immer noch inne.

„Ich glaube, ich sollte jetzt ins Bett gehen,“ sagte Jen und hielt sich die Hand vor den Mund, als sie vorgab zu gähnen. Mattie sah sie jedoch nur strafend an. „Ich kann Dir leider nicht mehr sagen. Du musst mir aber versprechen, dass Du dem Commander nichts davon erzählst!“ flehte Jen förmlich.

„Jen, ich bin doch nicht blöd! Der würde Euch den Kopf abreißen, wenn er das wüsste, und dann hätte ich niemanden mehr, mit dem ich mich über Jungs unterhalten könnte,“ antwortete Mattie verschmitzt.

Jen musste bei diesen Worten ebenfalls grinsen. Sie ging auf Mattie zu und schüttelte nur den Kopf.

„Mathilda Grace...“

“Was?” fragte diese unschuldig.

“Du bist unmöglich, weißt Du das?”

„Ja, das hat mir schon mal jemand gesagt. Wenn Ihr meine Hilfe braucht, sagt Bescheid. Ich bin zu jeder Schandtat bereit.“

„Aber nicht mehr heute... Es ist schon spät und morgen ist auch noch ein Tag,“ erwiderte Jen mit einem herzhaften Gähnen. Sie hatte ihren Arm um Matties Schultern gelegt und beide verließen zusammen das Wohnzimmer.


1500 ZULU (0700 Uniform)
Marthas B&B
Poway, CA

Harm war heute Morgen früh aufgestanden. Er konnte ohnehin nicht mehr schlafen. Nach allem, was sich gestern nach der Lagebesprechung ereignet hatte, wollte er mit sich allein sein und über einige Dinge nachdenken. Obwohl er auch die vergangene Nacht im Arbeitszimmer geschlafen hatte, hatte er dort keine klaren Gedanken fassen können.

Seine derzeitige Stimmung spiegelte sich in seinem Gesicht wider. Er war immer noch aufgebracht über Christians Vorschlag. >Was bildete der sich überhaupt ein?< Er hatte schon viele gefährliche Situationen überstanden. Er war schließlich Soldat. Polizeischutz war also völlig überflüssig.


Rückblende

Nach der Lagebesprechung
Police Department, Northeastern Division
13396 Salmon River Road
San Diego, CA

Kaum hatten die fünf den Besprechungsraum für sich allein, war Harm bereits dabei, seinem Unmut Luft zu verschaffen. Sie standen alle noch in den Reihen, in denen sie gesessen hatten, und Harm und Mac hatten sich zu Christian, Anna und Julie umgedreht. „Sag mal, Christian, was fällt Dir überhaupt ein? Mich unter besonderen Schutz stellen zu wollen! Habt Ihr irgendwelche konkreten Anhaltspunkte, dass der Typ überhaupt mich meinte mit dieser Anzeige? Wir haben nicht mal bei der Zeitung irgendwelche Hinweise gefunden. Euer Vorschlag beruht doch nur auf Spekulationen und ist vollkommen überzogen.“ Harm hatte die Arme auf die Hüften gestemmt und schaute Christian eindringlich an.

„Jetzt beruhig Dich erst mal,“ erwiderte Christian und dachte: >Meine Damen und Herren, das war der Gong für die erste Runde...<

Doch Harm dachte gar nicht daran, sich zu beruhigen, weshalb Christian davon absah, ihm beruhigend die Hand auf den Arm zu legen.

>Ups,< dachte Julie, >es gibt doch nichts empfindlicheres als das männliche Ego...<

„Es gibt einfach zu viele Indizien, die dafür sprechen, dass Du derjenige bist, mit dem er sich messen will.“ Christian hatte beschlossen, es mit Vernunft zu versuchen.

„Ja genau, weil ich ja auch derjenige bin, der so eine große Gefahr für ihn darstellt,“ schnaubte Harm. „Als ob ich einschätzen könnte, wie er tickt.“ Seine Worte trieften förmlich vor Sarkasmus.

>Es hat keinen Sinn,< stellte Christian ernüchtert fest. Gegen Harm’s Sturheit war kein Kraut gewachsen.

“Ich weiß nicht, warum Ihr alle glaubt, dass ich einen Babysitter brauche!“ Harm verschränkte in ablehnender Haltung seine Arme vor der Brust.

„Harm...,“ kam der Einwand aus vier Kehlen.

„Nichts „Harm“! Es ist, wie es ist. Ich brauche keinen Schutz und das ist das letzte, was ich dazu zu sagen habe.“

Damit machte er sich auf den Weg nach draußen und ließ die anderen sprachlos zurück. Mac hatte den Kopf gesenkt, man merkte ihr aber an, dass sie mit sich kämpfte, ihm nicht nachzulaufen. Früher hätte sie ihn vielleicht davon überzeugen können, auf die anderen zu hören, aber im Augenblick war das wohl eher unwahrscheinlich.

Ende der Rückblende


Nachdem Harm im Arbeitszimmer eine Weile auf- und abgegangen war, ohne dass sich seine Stimmung gebessert hatte, betrat er nun in seine Laufsachen gekleidet den Frühstücksraum der Pension. Unter dem Arm hatte er die neueste Ausgabe des „News Journal“. Er hatte beschlossen, laufen zu gehen, aber das Wetter spielte noch nicht mit. Es sah aber so aus, als würde es demnächst aufhören zu regnen.

Er setzte sich daher erst einmal an den Tisch und begann aufmerksam die Zeitung zu lesen. Martha hatte sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, ihnen ihre Zeitung zur Verfügung zu stellen, damit sie diese nach weiteren Anzeigen durchsehen konnten. Denn sie alle ahnten, dass das nicht die letzte Anzeige gewesen war.

Als Harm zu den Seiten mit den Anzeigen kam, hielt er kurz inne und setzte sich aufrecht an den Tisch. Er legte die Zeitung ab und fing an, die Inserate zu studieren. Er blätterte durch die diversen Rubriken, wobei er den „Kontaktanzeigen“ und „Sonstigen Anzeigen“ mehr Aufmerksamkeit widmete.

Schließlich kam er zu der letzten Rubrik „Grußanzeigen“. Langsam entspannte er sich, denn bislang hatte er keine „verdächtige“ Anzeige gefunden. Daher ließ er seinen Blick nur oberflächlich über die letzten Annoncen schweifen, ehe er die Zeitung zuklappen und sie zusammengefaltet wieder auf den Tisch legen wollte. Doch plötzlich stach ihm etwas ins Auge, weshalb er die Seite erneut aufschlug und sie noch einmal genau studierte.

Da war sie! >Eigentlich ganz unauffällig, aber doch deutlich genug, um sie zu finden, wenn man danach suchte,< dachte Harm.



Quote:
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„Und du wirst tappen am Mittag, wie ein Blinder tappt im Dunkeln, und wirst auf deinem Wege kein Glück haben und wirst Gewalt und Unrecht leiden müssen dein Leben lang und niemand wird dir helfen.“
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Er holte erst einmal tief Luft um den Ärger, der in ihm aufstieg, unter Kontrolle zu bringen. Er musste raus, einfach nur raus!



Liebe Grüsse Petra

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RE: VS 10x09 - Hase und Igel von fa sai und Elke

#8 von Petra-Andreas , 13.05.2007 01:45

Irgendwann später in Poway, CA

Harm lief seit geraumer Zeit durch die Straßen von Poway. Wie lange er lief, konnte er nicht sagen, aber das war ihm auch nicht wichtig. Er wusste nicht einmal, wo er lang gelaufen war. Das Laufen war das, was zählte. Das Gehirn freizubekommen von den Ereignissen der letzten Tage, den Frust ablaufen, Energie tanken!

Er musste wohl einen Rundkurs gelaufen sein, denn nun bog er in die Straße ein, die zur Pension führte. Noch wollte er jedoch nicht zurückkehren, weshalb er seinen Weg in die entgegengesetzte Richtung fortsetzte.

Nachdem er ungefähr weitere zehn Minuten gelaufen war, öffnete der Himmel wieder seine Schleusen und Harm suchte nach einer Möglichkeit sich unterzustellen. Er sah sich um und erblickte ein paar Meter von ihm entfernt eine Baumgruppe. Er wollte darunter Schutz vor dem Regen suchen, aber ehe er dort ankam, war er völlig durchnässt.

Dieser viele Regen war eigentlich untypisch für diese Jahreszeit. Denn normalerweise hatten die Menschen hier mehr mit den verheerenden Waldbränden als mit übergelaufenen Kellern zu kämpfen.

Nun stand er nach vorne gebeugt unter der Baumgruppe und verschnaufte erst einmal kräftig. Danach schaute er zum Himmel, aber der war vollkommen schwarz und es sah auch nicht so aus, als ob es in den nächsten Minuten aufhören würde zu regnen.

In diesem Moment kam ein Streifenwagen die Straße entlang. Der Deputy, der in dem Wagen saß, sah, wie ein Mann Schutz vor dem Regen suchte und den Kopf schüttelte. Als der Mann sich kurz umsah, erkannte der Deputy, wer der Mann war, und stoppte den Wagen neben ihm.

„Commander?“ Der Angesprochene wandte sich in die Richtung, aus der er die Stimme vernahm. Der Deputy hatte die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite heruntergedreht und sich hinübergelehnt. „Guten Morgen, Deputy,“ grüßte Harm und ging auf den Wagen zu.

„Was tun Sie denn hier? Trainieren Sie etwa für den nächsten Ironman?“

„Nein,“ erwiderte Harm grinsend. „Das überlasse ich lieber den Profis. Ich dachte eher, dass ich dem Regen davon laufen könnte, aber dem ist wohl nicht so.“

Der Deputy lachte auf. „Soll ich Sie zurück zur Pension fahren?“

„Das wäre sehr freundlich von Ihnen.“

„Steigen Sie ein!“ forderte ihn der Deputy auf und öffnete die Beifahrertür.

Nachdem Harm eingestiegen war, griff er automatisch nach dem Sicherheitsgurt und wollte sich anschnallen, als er ein eigenartiges Gefühl in der Rippengegend verspürte, das seine Muskeln verkrampfen ließ. >Was zum Teufel...< Er stöhnte kurz auf, bevor er das Bewusstsein verlor und förmlich im Beifahrersitz zusammensackte.

Zufrieden blies der Mann den imaginären Rauch vom Elektroschocker und betrachtete den leblos wirkenden Körper des Commanders neben sich. >30mA haben eine schöne Wirkung,< dachte er, als er die Waffe verstaute. Er legte den Gang ein und fuhr los...

TBC...


Liebe Grüsse Petra

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RE: VS 10x09 - Hase und Igel von fa sai und Elke

#9 von McMurphys , 14.08.2007 01:51

Vielen Dank für diese tolle FF !!
Habe mich festgelesen und dabei die zeit vergessen !!
Frage an die Autoren - Wann geht es weiter??? warte sehnsüchtig auf die Vortsetzung !!

 
McMurphys
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