AN NASCIS REGIBUS LONGAS ESSE MANUS! von Flim

#1 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:08

Titel: AN NASCIS REGIBUS LONGAS ESSE MANUS!

( Weißt du nicht, dass Könige einen langen Arm haben?)

Autor: Flim
E-Mail: Flim2323@yahoo.de
Typ/ Kategorie: Crossover zwischen JAG und Ramses dem Großen; Abenteuer, Romantik, Surrealismus und etwas Mystisches ist auch dabei...
Rating: PG-R
Version: 06.02.2005
Spoiler: Puuh... ehm, vll etwas aus der ein oder anderen Folge
Inhalt: Was macht man wenn man einem Untoten gegenüber steht!?
Disclaimer: Alle Rechte an der Fernsehserie JAG und ihren Charakteren gehören Donald P Bellisario, Bellisarius Productions, CBS und Paramount.

Quellen: Aus der Buchreihe: Versunkene Kulturen: "Ramses II., Machtentfaltung am Nil" und "Ägypten, das Land der Pharaonen"; des weiteren die Bücher: "Die Pharaonen, aus der Schatzkammer Ägyptens"; "Das antike Ägypten, Kunst und Archäologie im Land der Pharaonen"; "Das alte Ägypten" aus der Buchreihe "Zeitalter der Menschheit". Was mir sonst noch sehr geholfen hat war die geniale Buchreihe "Ramses" von Christian Jacq und Anne Rices "Die Mumie oder Ramses der Verdammte". Die Handlung ähnelt grob der von Anne Rice und lässt sich auch nicht ganz vermeiden. Ja, ohne Recherche ging es nicht und ich sollte sagen, dass der altägyptische Glaube eine sehr komplexe Sache ist. Nur ein winziges Beispiel: Einmal wird der Sonnengott als Re benannt und ein anderes Mal als Ra. Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass ich mich zwar eingehend damit befasst habe, mir es aber nicht völlig gelungen ist, da ganz durchzusteigen.

Sonstiges: Andere Figuren die auftauchen gehören sich selbst und ich verdiene kein Geld mit ihnen. Nehme mir aber die künstlerische Freiheit sie nach meiner Handlung zu gestalten, versuche allerdings nah an der Person zu bleiben. Ansonsten ist zu sagen, dass ich hoffe dieses Crossover wird den Geschmack meiner Leser treffen. Wer nichts für altägyptische Geschichte, Pyramiden, Tempeln, Glauben und Gebräuche übrig hat, sollte diese Geschichte nicht lesen. Ich bin kein Archäologe und daher kann es hier und da zu Ungenauigkeiten und fälschlichen Tatsachen kommen - natürlich versuche ich das zu vermeiden. Da ich nicht dem Griechischem, geschweige denn den Hieroglyphen mächtig bin, nehme ich Latein. So und nun viel Spass! Euer Dr.Flim (Jones) *LOL*.

Danksagungen: Meinem Beta *knuddelt dich ganz doll* ohne ihre scharfe Kritik wäre ich aufgeschmissen *smile*, desweiteren German_Harm_Mac, Petra.P und Harmmac2002, die sich dazu bereit erklärt haben in einer meiner FFs mitzuspielen, ich hoffe ihr findet euch wieder! *Knuddelt euch ebenfalls* und nicht zu vergessen Evi! Evi? Ich danke dir für deine aufbauenden Worte während meiner Schreibblockade! *Küsschen* und den anderen die mir versucht haben zu helfen! Und zu meinen Schützlingen, deren Beta ich die Ehre habe zu sein, will ich sagen: Übung macht den Meister! *grinst sehr breit*

PS: Das ich den Sarkasmus ganz raus lassen werde, kann ich bei meiner "Schädigung" nicht versprechen! *LOL*

PPS: Es könnte sein das ich Auszüge aus meiner FF "The real Insanity" verwende. Schaden kann es nicht besagte FF vorher gelesen zu haben! *grinst breit*


JAG Hauptquartier
Falls Church, Virginia

Der 2-Sterne Admiral A.J. Chegwidden schaute etwas entnervt auf die kleine Runde seiner Mitarbeiter am polierten Konferenztisch. Lieutenant Bud Roberts sortierte bereits zum X-ten Male seine Akten. Commander Sturgis Turner sah stur aus dem Fenster gegenüber und Colonel Sarah MacKenzie zeigte erste Spuren von Unbehagen, denn sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl umher. Eine dunkelhaarige und etwa 1.60 m große Frau namens Lieutenant Petra Perry, wartete geduldig auf das was da jetzt kommen möge. Der Blick von Admiral Chegwidden blieb schließlich an Lieutenant Loren Singer hängen, die auch wie erwartet, gleich darauf ansprang: "Sir? Wenn Sie gestatten dass zu sagen, ich denke wir sollten ohne Commander Rabb beginnen."

Der groß gewachsene Admiral, dessen Kopf kaum noch Haarpracht schmückte, sah sie nachdenklich an und wandte sich dann an Mac.

"Colonel? Was halten Sie von dem Vorschlag des Lieutenants?"

Sie räusperte sich und antwortete zögerlich: "Sir, ich denke Commander Rabb wird jeden Augenblick hier sein."

Ihr Commanding Officer runzelte die Stirn und kniff anschließend leicht die Augen zusammen.

"Nun Colonel, ich denke Lieutenant Perry hat schon einen guten Eindruck von einem unserer besten Anwälte bekommen, meinen Sie nicht?"

Mac warf einen hilfesuchenden Blick zu ihrem Kollegen Sturgis Turner.

"Wenn Sie erlauben, Sir?" fragte dieser. Sein Co nickte zustimmend. "Commander Rabb hat bestimmt einen guten Grund sich zu verspäten, Sir."

"Welcher könnte das wohl sein? Eine Autopanne, wie vor ein paar Wochen? Einen Rohrbruch, wie vor fünf Wochen oder hat Miss Jenkins ihn gar gekidnappt?" brummte A.J. Chegwidden. "Was glauben Sie, Lieutenant?" und sah Bud direkt an.

Dieser musste bei dieser Herausforderung seines CO's schlucken und erwiderte: "Ich weiß es nicht, Sir."

"Kommen Sie schon, Bud! Auf was tippen Sie? Ich setze 5 Dollar auf eine Autopanne und Sie?" kam es sehr sarkastisch von Admiral Chegwidden, dessen Miene sich langsam zu einem sehr säuerlichen Ausdruck wandelte.

"Ich.. Ich weiß nicht, Sir," stotterte Bud erneut.

"Okay! Auf was tippen Sie, Lieutenant?"

Resolut und mit nicht einer Spur von Verlegenheit antwortete Loren Singer: "Ich setze ebenfalls auf Autopanne, Sir."

"Wie hoch ist Ihr Einsatz?"

"5 Dollar."

"Notiert. Was ist mit Ihnen Colonel? Commander?"

"Beim Wetten verliere ich immer Admiral," antwortete Sturgis ausweichend.

"Und Sie, Colonel?"

"Äh, ich... ich." Sie atmete tief durch und entgegnete mit fester Stimme: "Sir! Commander Rabb ist zwar nie besonders pünktlich, aber so sehr hat er sich noch nie verspätet. Es könnte ihm etwas passiert sein, Admiral."

Ihr CO schürzte die Lippen, griff dann zum Telefon und bellte kurze Zeit später in den Hörer: "Tiner! Finden Sie Rabb! ASAP!"

Die Anwesenden tauschten rasch dunkle Blicke aus und nachdem der Admiral den Hörer zurück auf die Gabel geknallt hatte, setzte er seine Brille auf und öffnete die erste Akte, die vor ihm lag.

"Ein Lieutenant Junior Grade namens äh... Joshua Milcarez wird bezichtigt Abzeichen von Offizieren zu stehlen um sie vermutlich weiter zu verkaufen. Lieutenant Singer, dass ist ein passender Fall für Sie."

Die genannte Dame verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln und nahm die Akte mit einem "Jawohl, Sir" entgegen.

"Dann hätten wir ferner einen Fall von unterlassener Hilfeleistung. Ein Brigadier General wird angeklagt bei einem Manöver, die ärztliche Hilfe für einen First Lieutenant mit Namen: Hurley Tess Conally verwehrt zu haben. Ihr musste daraufhin eine Niere entfernt werden. Commander? Sie übernehmen die Verteidigung. Bud? Sie assistieren ihm."

"Ja, Sir."

"Und zu guter Letzt habe ich einen Fall von...."

In diesem Moment schwang die Tür zum Konferenzraum auf und ein durchnässter und dreckiger Commander der US NAVY in einer zerrissenen und leicht blutverschmierten Uniform meldete sich zum Dienst: "Commander Harmon Rabb Junior meldet sich zum Dienst, Sir!"

Dem Admiral war bei diesem ungewohnten Anblick der Mund offen stehen geblieben. Das ein Ärmel an der Uniformsjacke fehlte und man einen Einblick geschenkt bekam, was hoch dekorierte Offiziere unter ihrer Hose trugen, war Nebensache. Sein CO stand nun etwas betäubt auf und näherte sich dem in Haltung stehendem Offizier.

"Commander? Was haben Sie denn nun schon wieder angestellt? Meines Wissens ist Miss Jenkins schon lange nicht mehr in der Stadt," stichelte der Admiral.

"Darf ich offen sprechen, Sir?"

"Stehen Sie bequem! Und nun bin ich ja mal gespannt!"

Harmon Rabb machte ein sehr bedröppeltes Gesicht, so dass sein CO Mühe hatte die ernste Miene zu behalten.

"Ich... ich hatte einen ehm... Unfall, Admiral."

"So? Einen Unfall hatten Sie also? Geht das vielleicht etwas ausführlicher, Commander?" forderte ihn sein CO mit verschränkten Armen auf. Das alle Anwesenden ihn anstarrten, wurde Harm erst jetzt bewusst und diese Tatsache ließ ihn stottern: "Es war wohl... wohl eher ein Missverständnis, Sir."

"COMMANDER!" kam es jetzt drohend von Admiral Chegwidden.

Harm stammelte etwas von: "Frau in Not... Autopanne und plötzlich auftauchender Ehemann."

Mitten in diesem Wortchaos erscholl ein: "Still gestanden, Commander!"

Wie ein Raubtier was auf seine Beute wartete, tigerte sein CO vor ihm auf und ab.

"Was erlauben Sie sich eigentlich in diesem Aufzug hier aufzutauchen?! Kein Mensch weiß wo Sie sind. Ihr Handy ausgeschaltet, und jetzt stehen Sie in einer zerfetzten Uniform der United States Navy vor mir und erzählen mir was von einem Missverständnis, Commander!? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?" brüllte der Admiral im besten Kommandoton.

"Nein, Sir."

"Ich frage Sie jetzt noch ein einziges Mal und da möchte ich nur ordentlich formulierte, klare Sätze von Ihnen hören. Verstanden?"

"Jawohl, Sir!"

"Gut. Also, was ist passiert?"

"Auf der Fahrt hierher hatte eine Dame eine Autopanne. Ich hielt an um ihr zu helfen. Die Dame war etwas hysterisch, Sir. Sie klammerte sich an mich und kurz darauf riß mich jemand von ihr weg. Die Dame schrie den Namen ihres Mannes, doch ihr offensichtlicher Ehemann hörte ihr gar nicht zu. Hinter ihrem Mann tauchte ein Anderer auf und zusammen verpassten sie mir einen 'Denkzettel', Sir. Sie ließen mich liegen und verschwanden gemeinsam mit der Frau, Sir."

"Waren Sie bei der Polizei?"

"Nein, Sir."

"Und warum nicht?"

"Es ging alles sehr schnell, Sir."

"Haben Sie sich das Autokennzeichen gemerkt?"

"Nein, Sir."

"Sie werden jetzt auf der Stelle Nachhause fahren, sich waschen, verarzten und umziehen! Vorher möchte ich Sie hier nicht mehr sehen und dann kommen Sie sofort in mein Büro, Commander!"

"Jawohl, Sir."

"Wegtreten!"

"Aye, Aye Sir!"

Der Commander war kurz darauf durch die Tür entschwunden und zurück blieb nur eine kleine Wasserlache.

Der ranghöchste Offizier wandte sich an seine Untergebenen und sagte: "Das wär's für den Moment! Wegtreten! Colonel MacKenzie und Lieutenant Perry bleiben sie bitte noch einen Augenblick hier."

Als sie alleine waren, begann Admiral Chegwidden leicht seufzend zu erklären: "Der Commander, den Sie nur kurz gesehen haben, ist zwar einer meiner besten Anwälte, leider aber nicht der Pünktlichste."

Er sah Lt. Perry an, die erwiderte: "Ich verstehe, Sir."

Ihr CO fuhr fort: "Weshalb ich Sie gebeten habe noch zu bleiben ist Folgendes..." Er schlug eine Akte auf, die vor ihm auf dem Tisch lag. "In Ägypten sind US Marines stationiert, um von dort aus unsere Truppen für die Mission "Enduring Freedom" zu unterstützen. Es gab da wohl einen Zwischenfall... Ehm... Ein Corporal Miles Caron wird verdächtig sich ungebührlich verhalten zu haben. Hinzu kommt noch dass er im Verdacht steht eine Ägypterin vergewaltigt zu haben. Sie Beide und Commander Rabb - falls er noch heute wiederkommen sollte - werden da runter fliegen und den Fall untersuchen..."

"Sir?" fragte Mac etwas erstaunt.

"Ja, Colonel?"

"Ehm... Wo sind sie stationiert?"

"Das entnehmen Sie der Akte, Colonel," antwortete der Admiral ungewohnt scharf.

"Ja, Sir," antwortete sie emotionslos.

"Noch Fragen?" Er sah über den Rand seiner Lesebrille die beiden Frauen fordernd an.

"Ja, Sir. Wann werden wir nach Ägypten fliegen?" fragte Mac.

"Morgen früh. Tiner hat ihre Tickets und die üblichen Papiere. Das wär's!"

"Aye, Aye Sir," kam es von den beiden Frauen gleichzeitig.

Die beiden Frauen hatten schon fast die Türe erreicht als der Admiral sie noch einmal zurück rief.

"Ach, Colonel! Sie führen die Anklage und der Commander die Verteidigung. Verstanden? Und Lt. Perry wird Sie unterstützen!"

"Jawohl, Sir."

Beide verließen das Büro des Admirals und gingen hinüber zu Mac's Büro.

MAC'S BÜRO, JAG HQ
FALLS CHURCH, VIRGINIA

"Setzen Sie sich, Lieutenant!" forderte Mac Petra auf. Der Lieutenant ließ sich auf den Besucherstuhl nieder und sah Mac neugierig an.

"Ja? Haben Sie eine Frage?"

"Ja, Ma' am. Darf ich offen sprechen, Ma' am?"

"Was wollen Sie wissen, Lt.?"

"Dieser Commander Rabb, also... ist er wirklich einer der besten Anwälte hier bei JAG, Ma' am?" fragte Lt. Perry etwas schüchtern. Mac lachte auf und antwortete wahrheitsgemäß: "Ja. Er ist wirklich ein guter Anwalt. Seine Schwäche ist gelegentlich die Pünktlichkeit."
"Ich verstehe, Ma' am."

"Interessiert Sie noch etwas?"

"Ehm... Admiral Chegwidden scheint ziemlich streng zu sein, Ma' am."

Mac nickte mit dem Kopf und meinte: "Ja und Nein. Er hält sehr viel von Disziplin und Ordnung, nur leider hat sein Bemühen bei Commander Rabb noch nicht den erwünschten Erfolg gezeigt. Allerdings steht unser CO voll und ganz hinter uns und er mag es nicht, wenn sich das Aussenministerium, der SECNAV oder der Senat sich in seine Arbeit einmischt - was man verstehen kann. Wenn Sie ein Problem haben, dann steht Ihnen wie uns allen, seine Türe immer offen."

"Verstanden Ma'am," lächelte Petra.

Etwa 50 Minuten später klopfte es an Mac's geschlossener Bürotür und als Mac nun "Herein!" rief, kam ein trockener und tadellos gekleideter Harmon Rabb Junior rein. Lt. Perry stand auf und nahm Haltung an.

"Weitermachen, Lieutenant!" Und an Mac gewandt:" Wußte nicht, dass du Besuch hast!"

"Darf ich dir unsere neue Kollegin vorstellen? Das ist Lieutenant Petra Perry und das ist Commander Harmon Rabb Junior."

Harm ließ Petra gleich eine Kostprobe seines unwiderstehlichen Flyboylächeln zuteil kommen, was diese mit einem scheuen Lächeln beantwortete, während sie Harm's dargebotene Hand schüttelte.

"Freut mich, Lieutenant. Sollten Sie nicht schon vor ein paar Wochen ihren Dienst hier antreten?" erkundigte sich Harm.

"Danke, Sir. Ja, Sir. Ich lag im Krankenhaus, Sir.... Es freut mich Sie kennenzulernen, da ich schon einiges über Sie gehört habe, Sir."

Harm's Augenbrauen wanderten fragend nach oben.

"So? Was denn?"

"An der Academy sind Sie eine Berühmtheit, Sir."

Nach dieser Aussage überzog Petras Gesicht eine leichte Röte.

"Was erzählt man denn so über den Commander?" fragte Mac grinsend und warf Harm einen ironischen Blick zu.

"Man erzählt sich, dass Sie mal eine MP im Gerichtssaal abgefeuert haben, Sir."

Daraufhin wurde Macs Grinsen noch ein Stückchen breiter und Harm orakelte einwenig Drumherum: "Wissen Sie, Lieutenant, manchmal ist es erforderlich einen Tathergang nachzustellen... Ich habe gedacht, die Waffe sei ungeladen und...."

"Und plötzlich war sie doch geladen! Die Decke im Gerichtssaal wurde zwar wieder hergestellt, aber wenn man genau hinschaut kann man die Einschusslöcher noch erkennen und es steckt angeblich noch eine Kugel darin," unterbrach ihn Mac breit grinsend.

"Bei so einem Experiment findet man aber unter Umständen noch ganz andere Sachen heraus. Nicht wahr, Colonel?"

Harm sah Mac grinsend an, die erwiderte: "Wir gehen in Deckung, aber wir ducken uns nicht, Commander."

"Nein. Natürlich nicht. Marines ducken sich nie," konterte Harm sarkastisch.

Mac verdrehte die Augen und meinte dann: "Warst du schon beim Admiral?"

"Nein. Er telefoniert gerade. Tiner sagt mir dann Bescheid."

"Du mußt heute Abend noch deine Sachen packen."

Eine Augenbraue ging erstaunt in die Höhe. "Wieso das?"

"Das wirst du noch früh genug erfahren! Und nun laß uns bitte allein, wir haben im Gegensatz zu einem gewissen Sailor, zu arbeiten," antwortete Mac scherzhaft.

"Sehr witzig, Colonel," brummte Harm und verließ das Büro.

Mac sah Petras irritierten Gesichtsausdruck.

"Er ist ein guter Kollege und mittlerweile auch Freund, aber dass werden Sie bald selbst herausfinden."

Diese Erklärung verwirrte den jungen Lt. mehr, als dass sie irgendwas erklärte. Fest stand nur für sie, dass hier alle ziemlich nett waren und dieser Commander Rabb gut aussah uns sehr charmant war. Sie konnte es kaum noch erwarten mit ihm zusammen zu arbeiten.

Die restlichen Stunden bis zum Feierabend arbeitete Lt. Perry mit Colonel MacKenzie zusammen. Sie musste erkennen, dass ihr noch einiges fehlte um die Klasse des Colonels zu erreichen. Es war ein angenehmes Arbeiten, da Petra Sarah MacKenzie alles fragen konnte, was sie interessierte. Cdr. Rabb sah sie zu ihrem Leidwesen nur zwischendurch und das nur für wenige Augenblicke. Je mehr sie die anderen JAG Mitglieder kennenlernte, desto größer wurde ihr Wunsch auch endlich dazu zu gehören. Doch dazu musste sie erst beweisen, dass sie eine gute Anwältin werden konnte.

ABENDS
JAG HQ
FALLS CHURCH, VIRGINIA

"So, Feierabend für heute!" meinte Mac und streckte sich. "Kann ich Sie irgendwo mit hin nehmen, Lt.?"

"Nein danke, Ma' am. Eine Bekannte wird mich abholen."

Während Mac den PC runterfuhr und die Lichter ausknipste, fragte der Lt.: "Ma'am?"

"Ja?"

"Wann soll ich morgen am Flughafen sein?"

"Um 8.34Uhr geht unser Flieger. Seien Sie um 6.15Uhr da."

"Jawohl, Ma' am. Guten Abend, Ma'am."

"Ihnen auch einen schönen Abend, Lt."

"Danke, Ma'am."

Petra Perry schritt durch das Großraumbüro und gesellte sich zu den Anderen, die auf den Aufzug warteten, als sie eine Männerstimme hörte.

"Lieutenant?"

Sie drehte sich um und vor ihr stand Cdr. Rabb, der sie anlächelte.

"Ja, Sir?"

"Seien Sie auf jeden Fall pünktlich, da der Colonel es hasst zu warten."

"Jawohl, Sir."

"Hey Harm?"

"Oh! Na nu? Colonel MacKenzie macht heute keine Überstunden?" stichelte Harm grinsend.

"Colonel MacKenzie will fragen, ob Commander Rabb Lust und Zeit hat mich zum Essen einzuladen," gab Mac lächelnd zurück.

"Hmm... Ich dachte du wärst dran mit Zahlen!"

"Da irrst du! Also?"

Mac sah ihn mit ihrem Bambiblick an und Harm gab nach: "Okay, Marine. Aber wehe du bestellst dir wieder die ganze Speisekarte!"

Petra Perry hatte diesem Wortwechsel gelauscht und fragte sich im Stillen, ob sie irgendwann ein Mal auch so mit dem Cdr. reden würde.

Der Aufzug kam und als sie nun alle drin waren, antwortete Mac: "Ich muß das doch voll auskosten, wenn ich zum Essen eingeladen werde."

Harm zog belustigt die Augenbraue in die Höhe und erwiderte: "Dir ist schon klar, dass ich es das nächste Mal auch so machen werde?"

Der Aufzug stoppte und die Türen glitten auseinander. Während das Trio zum Parkplatz marschierte antwortete Mac gelassen: "Da mach ich mir gar keine Sorgen, Flyboy! Mehr als einen Salat und eine Pizza passt sowieso nicht in deinen Magen!"

"Tss... Wohin wollen wir denn gehen?"

"Worauf hast du Lust?"

Lieutenant Perry schickte einen militärischen Gruß zu den Beiden, die ihn erwiderten.

"Schönen Abend, Lt.," wünschte Harm.

"Ihnen auch, Sir, Ma'am," antwortete der Lt. und verschwand.

"Wo waren wir stehen geblieben?" fragte Harm.

"Ich hätte auf italienisch Lust und du?"

"Okay, dann treffen wir uns bei Florio... Ach und Mac!?"

"Ja?"

"Fahr vorsichtig!"

"Führst du schon wieder einen Monolog? Du solltest nicht immer von dir auf andere schließen... Tsts... Harm, dass solltest du dir wirklich allmählich abgewöhnen... Könnte sonst sehr peinlich für dich werden!" und damit knallte Mac ihre Autotür zu und gab Gas.

Harm sah ihr ein wenig sprachlos hinterher.

"Wann habe ich jemals in der Öffentlichkeit einen Monolog geführt?"

"Alles in Ordnung, Sir?" wurde er plötzlich angesprochen.

"Wie?" und starrte die Wache an.

"Sie haben irgendwas vor sich hingemurmelt, da dachte ich, ich frag mal ob ich Ihnen helfen kann."

"Ehm... Danke, das ist nicht nötig."

"Aye, Sir."

Die Wache entfernte sich und Harm stieg nun, etwas perplex, selbst in seinen Wagen und fuhr Mac hinter her.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: AN NASCIS REGIBUS LONGAS ESSE MANUS! von Flim

#2 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:09

6. 32 Uhr NÄCHSTER MORGEN
DULLES INTERNATIONAL AIRPORT
WASHINGTON D.C.

Colonel Sarah MacKenzie war pünktlich am Flughafen, ebenso wie Lieutenant Petra Perry, nur von Commander Harmon Rabb fehlte jede Spur. Langsam wurde Mac sauer. Das war wieder so was von typisch von Harm dass er sich verspätete und anstatt, dass sie sich mit dieser Gegebenheit endlich abgefunden hatte, im Laufe der Jahre, regte sie sich jedes Mal auf. Unruhig legte sie ihren Kilometermarsch vor den Plastikstühlen zurück. Lt. Petra Perry schien die Ruhe selbst zu sein. Völlig entspannt blätterte sie in einem Modemagazin.

Mac's innere Uhr sagte ihr, dass es jetzt 6. 34Uhr war und noch immer war nichts von Harm zu sehen, doch dann sah sie ihn sich durch eine Gruppe Chinesen kämpfen. Kurz darauf stand er vor ihr und wünschte verlegen: "Guten Morgen, Mac! Lieutenant!?"

"Guten Morgen, Sir," kam es von dem in Haltung stehendem Lieutenant.

"Weitermachen!"

"Wo warst du so lange?" fragte Mac vorwurfsvoll.

"Im Stau," lautete die knappe Antwort.

"Gut dass wir nicht in einer Kleinstadt wohnen, Commander," antwortete Mac bissig.

"Ich stand wirklich im Stau, Mac!" und etwas kleinlauter fügte Harm hinzu: "Okay, ich habe auch etwas verschlafen."

Mac schüttelte fassungslos den Kopf.

"Weißt du, eigentlich müsste ich dich mit der Zeit ja kennen, und trotzdem rege ich mich immer noch über deinen genetischen Defekt auf!"

"Genetischen Defekt?" echote Harm.

"Ja. Wie kann es sonst sein, dass du jedes Mal wenn wir irgendwo hin fliegen müssen, zu spät kommst!?"

"Nicht jedes Mal!" verteidigte sich Harm.

"Reicht auch jedes zweite Mal! Wenigstens ging es schnell mit dem Einchecken!"

"Jetzt komm schon, Mac! Sei so großherzig und verzeih dem Flyboy mit dem genetisch bedingten Defekt," grinste Harm sie bittend an.

Mac grinste zurück und dass Harm's breites Grinsen immer noch so eine Wirkung auf sie hatte, ärgerte sie jetzt um so mehr. Harm hatte sich neben Lt. Perry gesetzt und fragte sie gerade: "Lt.? Haben Sie ein Problem mit dem Fliegen?"

"Nein, Sir."

"Waren Sie schon mal in Ägypten?"

"Nein, Sir. Meine Eltern haben aber dort ihre Flitterwochen gemacht, Sir."

Mac verfolgte das Gespräch nicht weiter, sondern dachte über den Fall nach. Um sich die Fakten einzuprägen holte sie die Akte heraus und begann sie zu studieren.

"Sir?"

"Ja, Lieutenant?"

"Darf ich offen sprechen, Sir?" fragte Petra.

"Ja."

Er sah sie auffordern an und sie fragte stockend: "Sir, Sie sind schon seit ein paar Jahren Anwalt. Das hat nichts mit unserem Fall zu tun, aber ich würde gern wissen, wie man damit zurecht kommt, wenn ein Mensch zum Tode verurteilt wird und man die Verteidigung hatte."

"Hmm... Es ist nicht einfach dass zu erklären. Als Anwalt - egal, ob man die Anklage oder die Verteidigung hat - hat man die Aufgabe sich gewissenhaft und mit aller Kraft sich für seinen Mandanten einzusetzen. Wenn es mal "schief" geht, also wenn man verliert, dann sind meist äußere Umstände Schuld daran, dass der Angeklagte zum Tode verurteilt wird. Wenn man alles getan hat um die Wahrheit ans Licht zu holen, dann muß man sich keine Vorwürfe machen Schuld zu sein. Doch um diese Erkenntnis zu verinnerlichen braucht es schon einige Jahre Erfahrung, Lieutenant," antwortete Harm sanft.

Als er ihr nun in die Augen sah, wurden ihre Knie etwas weich und zum Glück, schaute der Commander kurz darauf zu Colonel MacKenzie.

"Mac?"

Sie sah von ihrem Aktenstudium auf.

"Ja?"

"Wie wäre es mit einem Frühstück," grinste Harm.

"Um dein schlechtes Gewissen zu beruhigen?" stichelte Mac ebenfalls grinsend.

"Warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben? Ich habe lediglich Hunger!"

"Na, ich will ja mal nicht so sein, aber du zahlst!"

"Okay! Was ist mit Ihnen Lieutenant?"

"Ja, Sir."

"Gut! Dann auf zu einem leckeren amerikanischen Frühstück!"

Nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten gingen sie zu ihrem Flieger


IRGENDWO ÜBER DEM ATLANTIK

Lt. Petra Perry saß neben Col. MacKenzie an der Fensterreihe. Cdr. Rabb saß am Gang im Mittelteil, neben einem älteren Ehepaar. Mac machte sich eifrig Notizen zu ihrem Fall, während Lt. Perry eingeschlafen war. Letzteres wollte Cdr. Harmon Rabb ebenfalls tun, nur das Pärchen neben ihm, hielt ihn zu seinem Leidwesen davon ab.

"Mein Name ist Mary Stephford mit 'H' und dass ist mein Mann Allan. Wir hatten gestern unsere goldene Hochzeit," sagte die ältere Dame mit einer komplizierten Hochsteckfrisur.

"Herzlichen Glückwunsch," antwortete Harm höflich lächelnd. Nun mischte sich ihr Mann ein: "Sie sind vom Militär?"

Harm nickte und musterte Allan kurz. Der Mann war etwa Mitte 80 und trug einen Anzug, mit einem roten Einstecktuch in der Brusttasche seines Jacketts. Die Lesebrille erinnerte Harm an die Brille seines CO's. Sanfte, aber wache, braune Augen sahen ihn freundlich an.

"Ja. Mein Name ist Commander Harmon Rabb."

"Schatz? Der junge Mann will bestimmt nicht über seine Arbeit reden," meinte Mary Stephford, die direkt neben Cdr. Rabb saß. Mary hatte etwa das gleiche Alter wie ihr Mann und trug einen wild gemusterten Hosenanzug, der ihre etwas fülligere Figur, unschön betonte. Wenn man nur lang genug auf das Muster starrte, konnte selbst einem Ex-Kampfpiloten es übel aufstoßen.

"Mary! Woher willst du das denn wissen?" Und an Harm gewandt: "Luftwaffe?"

"Nein. Ich bin Anwalt beim Judge Advocate General Corps der United States Navy."

"Sie tragen aber doch die Goldenen Flügel," entgegnete Allan irritiert.

"Das ist richtig. Ich bin ausgebildeter Kampfpilot," sagte Harm

Dann herrschte Stille zwischen den Dreien und Harm wollte schon dankbar die Augen schließen, als Allan sagte: "Gute Kampfpiloten sind nicht selbstverständlich. Ich war früher Maschinistenmaat bei der Marine. Ach ja... Wo ist nur die Zeit geblieben?"

Cdr. Rabb suchte Mac's Blick und bekam ihn auch, allerdings in schadenfroher Form.

"Wissen Sie Cdr. Rabb, ich war noch feucht hinter den Ohren als der 2. Weltkrieg ausbrach."

"Das war eine harte Zeit," stimmte Harm zu.

"Oh ja, dass war sie. Waren Sie schon mal im Krieg?" fragte Allan neugierig.

"Ich bin unter anderem Einsätze im Kosovo geflogen."

"Mussten Sie schon einmal diesen Flugsitz betätigen?" erkundigte sich Mary interessiert.

Cdr. Rabb lachte kurz auf und antwortete: "Sie meinen den Schleudersitz, Ma'am. Ja und nicht nur ein Mal."

"Hatten Sie keine Angst?"

"Mary! Der Mann ist ausgebildeter Soldat!" kam es vorwurfsvoll von ihrem Ehemann.

"Ja und? In der Ausbildung wird bestimmt die Angst nicht weggezüchtet worden sein, oder Cdr.?"

"Nein, dass wohl nicht. Ich denke aber wenn man vor der Wahl steht Tod oder Leben, dann entscheidet man sich für das Leben - egal wie!"

Allan nickte zustimmend mit dem Kopf. "Da haben Sie verdammt recht, Harmon - wenn ich Sie so nennen darf?"

Harm grinste und erwiderte: "Harm!"

"Dann nennen Sie mich doch Allan!"

Die beiden Männer schüttelten sich die Hände und Mary erkundigte sich: "Sind Sie schon mal nach Ägypten geflogen, Cdr.?"

"Ich war noch nie dort, aber ich habe schon einiges über Ägypten gehört bzw. gelesen."

"Allan und ich sind jetzt zum 2. Mal im Land der Pharaonen. Wir wollen eine Nilfahrt mitmachen und die Sehenswürdigkeiten anschauen. Sind Sie zum Arbeiten hier?"

Cdr. Rabb seufzte und antwortete: "Ja. Leider. Ich denke aber, dass wir trotzdem etwas Zeit finden werden uns das Land anzuschauen."

"Wir?"

"Ja. Darf ich vorstellen? Das sind meine beiden Kolleginnen: Colonel Sarah MacKenzie und Lieutenant Petra Perry. Mac? Das sind Allan und Mary Stephford."

Harm grinste dabei Mac schadenfroh an. Diese erwiderte freundlich: "Guten Tag, Ma'am! Sir!"

"Oh! Ein weiblicher und noch dazu attraktiver Marines-Colonel! Zu meiner Zeit gab bedauerlicherweise nicht sehr viele Frauen beim Militär," lächelte Allan.

"Schatz! Reiß dich mal zusammen! Entschuldigen Sie, Colonel."
"Das macht doch nichts!"

"Jede Frau - egal ob Colonel oder nicht - freut sich doch ab und zu mal ein ernstgemeintes Kompliment zu hören. Was meinen Sie, Colonel?" sagte Allan.

Mac lächelte und antwortete: "Natürlich. Über ernstgemeinte Komplimente freut sich jede Frau."

Sie unterhielt sich weiter mit den Stephfords, während Harm zufrieden ins Reich der Träume abtauchte.


FLUGHAFEN LUXOR
LUXOR, ÄGYPTEN

Als sie gelandet waren und aus dem Flugzeug hinaus traten schlug ihnen das subtropische Klima entgegen und ließ ihnen den Schweiß aus allen Poren strömen. Die stickige Luft in dem Bus, der sie zum Flughafengebäude brachte, trug nicht gerade dazu bei sich wohler zu fühlen. Mac seufzte tief und Harm der neben ihr stand bemerkte es und fragte: "Hey? Alles in Ordnung?"

"Bin ich froh wenn ich endlich unter eine erfrischende Dusche komme."

Ihr Partner lächelte sie aufmunternd an und strich ihr kurz über den Unterarm und Mac konnte nicht anders als zurück zu lächeln. Harm wandte sich an Lt. Perry: "Wie geht's Ihnen, Lt.?"

"Ich bin etwas müde, aber sonst fühle ich mich ganz gut, Sir."


AM ZOLLSCHALTER
FLUGHAFEN LUXOR
LUXOR, ÄGYPTEN

Ihre Pässe wurden kontrolliert und der Blick des Zollbeamten sagte ihnen, dass Amerikaner hier nicht gern gesehene Gäste waren, trotzdem wünschte er ihnen höflich und im schlechten Englisch einen schönen Aufenthalt. Das Trio bedankte sich und trat mitsamt ihrem Gepäck den Weg aus dem Flughafen an. Als sie draußen standen kam ein junger, blonder Lieutenant auf sie zu. Er baute sich militärisch korrekt vor ihnen auf und sagte: "Commander Rabb? Colonel MacKenzie? Lieutenant Perry? Ich bin First Lieutenant Bertram Leaps. Willkommen in Ägypten. Ich habe den Befehl sie sofort in das Hotel zu bringen."

"Danke, Lt. Wie lange werden wir fahren?" fragte Mac zögerlich.

"Och, dass kommt drauf an, wie die Straßenverhältnisse sind, Ma'am. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig hier zu fahren."

Harm sah den wesentlich jüngeren Lieutenant fragend an, der erklärte daraufhin prompt wie er das meinte: "Die Ägypter halten sich nicht unbedingt an die Verkehrsregeln, Sir und Geschwindigkeitsbegrenzungen sind nur in Form von irgendwelchen Kutschen oder Fahrradfahrern vorhanden, Sir."

"Ohh..." meinte Harm mit einer hochgezogenen Braue, wobei er sich zu Mac drehte.

"Was? Ich komme schon klar. Schlimmer als wenn du fährst kann es ja nicht sein!" antwortete Mac grinsend.

Cdr. Rabb verdrehte die Augen, während die beiden Lieutenants ebenfalls kurz grinsten. Lt. Leaps brachte sie zu einem geschlossenen Militärjeep und lud das Gepäck ein. Harm setzte sich neben den Lieutenant und die beiden Frauen nahmen hinten Platz. Während der Fahrt erläuterte ihnen Lt. Leaps wohin denn die Fahrt genau gehen würde und was es dort für Sehenswürdigkeiten gab.

"Das Lager ist etwas außerhalb von Luxor. Zur Zeit sind dort etwa 100 Männer stationiert. Wir sind seit etwa 4 Monaten dort. Colonel Shawn Crowne erwartet sie Morgen früh um 9Uhr."

Er führte ein haarsträubendes Überholmanöver durch und lenkte kurz vor einem entgegenkommenden Bus ein. "Hier in der Nähe ist das Tal der Könige und der Amuntempel den eins ehm... war es Sethos oder doch Tutanchamun? Na ja, auf jeden Fall irgendein bedeutender Pharao bauen ließ."

Der Lt. verstummte und Harm sah über einen kurzen Blick über seine Schulter das Mac grinste.

"Lieutenant? Wollten Sie uns nicht in ein Hotel bringen oder habe ich da etwas missverstanden?" fragte Harm nun, als kaum noch Häuser am Straßenrand zu sehen waren.

"Ohh... Entschuldigen Sie, Sir. Ich war in Gedanken."

Er riß das Lenkrad so heftig herum, dass die Reifen quietschten und von überall her wütendes Gehupe erscholl. Mit einem kurzen Blick auf die entgegenkommende Fahrbahn vollendete er die Drehung und fuhr wieder zurück nach Luxor als ob nichts geschehen wäre.

"Kamikaze!" schoß es Mac durch den Kopf. Ein Blick auf ihre beiden Kollegen sagte ihr, dass sie den Fahrstil des Lieutenants genauso wenig mochten, wie sie selbst. Bis zum Hotel herrschte Schweigen und alle Insassen hingen ihren Gedanken nach.

2 STERNE HOTEL PHARAON
LUXOR, ÄGYPTEN

Lt. Bertram Leaps hatte sie, mit einer nochmaligen Entschuldigung für sein Verhalten, bei ihrem Hotel rausgelassen und war weiter gefahren. Die Empfangshalle war atemberaubend. Unter ihren Füßen glänzte grauer Marmor. An den Wänden, über einer großen Anzahl von Sofas und Sesseln, waren eingerahmte Fotos vom Tal der Könige bis hin zu der goldenen Totenmaske des Tutanchamun zu sehen. Die verschlungene Treppe, die in die oberen Stockwerke führte, hatte ein vergoldetes Geländer. Die Rezeption selbst war in weiß gehalten worden und bildete einen Kontrast zu dem grauen Marmor. Ein arabisch aussehender Mann mit gepflegtem Oberlippenbart begrüßte sie mit einer knappen Verbeugung.

"Herzlich Willkommen im Pharaon Hotel in Luxor. Mein Name ist Sharif. Was kann ich für Sie tun?"

"Guten Tag! Für uns wurden hier 3 Einzelzimmer reserviert auf die Namen: Sarah MacKenzie, Petra Perry und Harmon Rabb," sagte Harm freundlich.

"Einen Moment, bitte!"

Sharif tippte etwas in den PC und sah anschließend wieder zu den Neuankömmlingen.

"Ja. Sie müssen sich nur noch in das Gästebuch eintragen."

Er schob ihnen ein dickes und mit weinrotem Leder gebundenes Buch zu. Harm nahm den goldenen Kugelschreiber und trug sich und seine Begleiterinnen ein.

"Ich danke Ihnen, Sir. Hier sind die Zimmerschlüssel."

"Danke."

"Karim wird Ihnen Ihre Zimmer zeigen!" sagte Sharif und winkte Karim zu sich. "Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt bei uns. Wenn Sie irgendwelche Wünsche haben, dann wenden Sie sich an mich."

Danach verbeugte sich Sharif erneut und widmete sich seinem PC. Karim war ein etwa 17-jähriger junger Mann mit rabenschwarzen Haaren, die unter seiner Mütze kaum zu sehen waren. Wie gerade Sharif verbeugte auch er sich und sagte, während er ihre Taschen auf den Gepäckwagen wuchtete: "Mein Name ist Karim und ich bin der Page."

"Hallo Karim! Dein Englisch ist sehr gut," meinte Harm lächelnd.

"Ich danke. Ich muß noch viel Lernen. Kommen Sie!"

Er führte sie zu einem Aufzug und als sie endlich in der kleinen Kabine standen, fragte Karim: "Waren Sie schon einmal in meinem Land, Sir? Ma'am?"

Mac antwortete stellvertretend für alle: "Nein. Leider nicht."

Auf Karims Gesicht machte sich Begeisterung breit.

"Ich bin ein guter Führer. Ich kann Ihnen alles zeigen, wann immer Sie wollen! Sie müssen das alte Ägypten sehen und fühlen."

Der Aufzug hielt, die Türen glitten auseinander und die Vier traten hinaus.

"Nach rechts, bitte."

Vor dem Zimmer mit der Nummer 34 blieb Karim stehen und sah fragend in die Runde.

"Ich nehme das Zimmer," sagte Mac, als keiner eine Antwort gab.

Der Page nahm ihr Gepäck herunter und wartete daß, Mac aufschloß um es ihr hinein zu tragen. Mac war begeistert als sie ihr Zimmer sah. Es war orientalisch eingerichtet und überall sah man nur kräftige Farben, vorwiegend rot. Rechts war gleich das kleine Bad untergebracht und Mac's Bett war für ein Einzelzimmer gigantisch groß. Sie wollte Karim etwas Trinkgeld in die Hand drücken, doch der Junge schüttelte den Kopf und erwiderte: "In Ägypten gibt man kein Geld. Man gibt Kugelschreiber oder Feuerzeuge. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt."

Mac schaute ihm etwas verdutzt hinterher, besann sich dann und ließ sich mit einem Seufzer auf das breite Bett fallen. Es war angenehm kühl und die Müdigkeit übermannte sie, so dass sie kurze Zeit später vollständig bekleidet einnickte.


ETWA 30 MINUTEN SPÄTER
ZIMMER NR. 34

Ein Klopfen schlich sich in ihren Traum und als sie jetzt die Augen aufschlug, musste sie sich kurz fragen, wo sie war, bis es ihr wieder einfiel: Ägypten. Das Land der Pharaonen. Das Klopfen riß sie aus ihren Gedanken und sie stand auf und ging zur Tür um sie zu öffnen. Harm stand in ziviler Kleidung grinsend im Türrahmen.

"Na? Gut geschlafen?"

"Ich habe lediglich die Liegetauglichkeit der Matratze getestet," antwortete Mac schlagfertig.

"So?... Da wir uns erst morgen mit Colonel Crowne treffen, habe ich mir gedacht dass wir uns etwas die Stadt ansehen könnten. Was meinst du?"

"Und was ist mit Lt. Perry?" fragte Mac.

"Sie hat dankend abgelehnt, außer es sei ein Befehl."

"Hmm... Warum eigentlich nicht...," antwortete Mac nach kurzem Überlegen.

"Wow! So viel Begeisterung hätte ich gar nicht erwartet!" grinste Harm.

"Ich will mich aber noch umziehen," erwiderte Mac ohne auf seine Stichelei einzugehen.

"Okay. Ich warte unten in der Lobby oder soll ich dir helfen?"

"Das würde dir wohl so passen!? Abmarsch Flyboy!" konterte Mac ebenfalls grinsend.

Ihr Kollege stand stramm: "Aye, Aye Ma' am!"


IN DER LOBBY DES PHARAON
LUXOR, ÄGYPTEN

Mac entdeckte ihren Kollegen sogleich, der in einer Zeitung vertieft auf einem der vielen Sesseln saß. Leise schlich sie sich an, um ihm mit einem Ruck seine Lektüre wegzuschnappen. Ein verwirrter Blick traf sie und dann kam wieder dieses typische Grinsen auf seine Lippen.

"Können wir jetzt gehen?"

"Aber gern, Colonel."

Sie hackte sich bei ihm unter und zusammen verließen sie das Hotel. Nach einigen Schritten war Mac froh, dass sie sich für den roten Rock und einem luftdurchlässigem weißen Top entschieden hatte. Ihren Kopf schützte sie mit einem Strohhut.

"So wie ich dich kenne, hast du doch bestimmt eine Stadtkarte oder so was besorgt. Wohin gehen wir?" fragte sie nun.

"Ich dachte wir schauen uns die Ruinen des Tempelbezirks von Luxor an. Es ist schön am Nil gelegen und nicht sehr weit entfernt und wir sehen noch was von der Stadt."

"Hmm... Okay und anschließend gehen wir ein Eis essen!" meinte Mac und grinste.

"Du kannst auch immer nur ans Essen denken!" beschwerte Harm sich gespielt, während er sich sein Basecap tiefer ins Gesicht zog.

"Ich will ja nicht vom Fleisch fallen, wie mein geschätzter Partner!"

"Ach nein?"

"Nein. Ein Leben ohne Essen ist für mich unvollstellbar. Es gibt so viele kulinarische Köstlichkeiten und die meisten davon sind MIT Fleisch!"

"Es gibt aber auch welche OHNE Fleisch," entgegnete Harm prompt.

"Die schmecken dann aber auch so!"

"Hast du es denn schon probiert?" forderte Harm zu wissen.

"Bestimmt. Zwar kann ich mich gerade nicht entsinnen schon etwas Ägyptisches gegessen zu haben..."

"Weil du es noch nicht hast!"

Sie kniff ihm in den Unterarm und Harm verzog bei diesem plötzlich auftretendem Schmerz das Gesicht und jammerte: "Misshandlungen von Untergebenen sind eine strafbare Handlung, Colonel! Jetzt muß ich das Land der Pharaonen mit einem blauen Flecken erkunden. Ich fordere Schadensersatz und Schmerzensgeld!"

"Für was?"

"Das war nicht nur Körperverletzung, sondern dieser Fall führt auch zu bleibender Schädigung," grinste Harm nun breit.

"Damit es sich auch lohnt, vor Gericht zu ziehen, sollte ich dir vielleicht noch ein paar bleibende Schäden hinzufügen, Commander."

Als Mac drohend die geballte Faust hob, ergab sich ihr Partner und hob zum Zeichen seiner Aufgabe seine beiden Hände in die Luft.

"In Ordnung! Schon verstanden. Ich lasse die Klage fallen!"

"Außerdem was sollte ich bei dir noch kapputt machen? Es ist doch alles schon so dermaßen beschädigt, dass ich gar keinen ernsthafteren Schaden mehr anrichten könnte," erwiderte Mac schadenfoh.

Ihr Partner schmollte und sah nur stur gerade aus.

"Ohh... Der arme kleine Harm ist gekränkt. Wie kann ich das nur wieder gutmachen?" erkundigte Mac sich stichelnd.

"Das kannst du nie wieder gut machen. Ich bin schwer verletzt," näselte er arrogant.

"Auch gut. Bei dieser Hitze ist Anstrengung ohnehin nicht gesund."

Ihr geschätzter Partner sah sie an um dann kurz die Augen zu verdrehen und ihr ein "typisch-Frau" Grinsen schenkte.

"Was?" erkundigte sie sich daraufhin.

"Tss... Diese Argumentation kann auch nur einer Frau einfallen!"

"Was soll denn das schon wieder heißen?"

Während ihres eigenwilligen Wortwechsels waren sie dem ehemaligen Tempelbezirk von Luxor näher gekommen. Sie mussten nur noch die Straße überqueren und dann standen beide staunend vor den weitverbreiteten Ruinen.

"Wow!" meinte Mac. Und Harm konnte ihr nur zustimmen. Das Areal war riesig und sie selbst standen in einem kleinen Park vor den Ruinen des Tempels. Eine Englischsprechende Führerin führte eine Gruppe Touristen an ihnen vorbei. Harm und Mac beschlossen sich ihnen anzuschließen.

"Entschuldigen Sie? Könnten meine Kollegin und ich uns Ihnen anschließen?"

Die Führerin war von graziller Gestalt und hatte große dunkle Augen, die ihn nun freundlich anlächelten. "Natürlich. Sie haben Glück! Wir haben gerade erst mit der Führung begonnen," erklärte die Dame.

Zusammen mit der Gruppe schauten sie sich die Reste des atemberaubenden Tempelkomplexes an, während ihre Führerin ihr geschichtliches Wissen zum Besten gab.

"Der Tempel von Luxor wurde zum größten Teil unter der Herrschaft von Amenophis III. und dann später von Ramses II. gebaut bzw. erweitert. Wo wir uns jetzt befinden ist die Sphinxen-Allee die den Tempel von Luxor einst, mit dem von Karnak verband. Wir gehen jetzt zunächst zum Tempel von Luxor der, wie der Tempel von Karnak, Amun gewidmet war. Diese sitzenden Kolosse recht und links ist Ramses der Zweite, auch bekannt unter dem Namen: Ramses, der Große. Sein Thronname User-maat-re, bedeutet so viel wie: "Stark in der Wahrheit ist Re". Re war einer der wichtigsten Gottheiten des ägyptischen Pantheon, denn Re war der Sonnengott. Amun hingegen war zunächst nur der Stadtgott von Theben, ehe eine starke Dynastie von Pharonen die zersplitterten Teile Ägyptens wieder vereinte.Dadurch gewann Theben immer mehr an Bedeutung und so wurde im Laufe der Zeit Amun immer mehr verehrt und daher kam es, dass der Gott Amun sich mit dem Sonnengott Re ineinander verschmolz. So entstand der Name Amun-Re. Re wurde trotzdem noch als eigenständiger Gott weiter verehrt. Amun war ein unsichtbarer Gott, da aber das Volk Bilder seiner Gottheiten liebte, stellte man ihn verschieden dar. Dargestellt findet sich Amun häufig in Menschengestalt mit hoher Federkrone, auch mit Widderhörnern oder Widderkopf, nach seiner frühen Bedeutung als Gott der Herden und Weiden. Amun galt im alten Ägypten als der Hauch dem das Urchaos zum Leben verhalf. Der Pharao war der Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen. Die Menschen dachten damals, dass jeder Pharao als Gott Horus auf der Erde regierte und wenn er starb, wurde der Pharao zu Osiris, Gott der Unterwelt. Sein Sohn nahm dann den Platz als Horus ein."

Ein junger Mann mit Nickelbrille stellte eine Zwischenfrage und wedelte eifrig mit seinem Notizblock vor sich herum: "Osiris und Isis waren die Eltern des Gottes Horus, nicht wahr?"

"Ja. Osiris wurde von seinem Bruder Seth getötet und zerstückelt. Horus, ihr Sohn, rächte sich an Seth und gewann die Herrschaft über die Erde. Isis, seine Gemahlin besaß magische Kräfte, beschützte u.a. die Kinder und war die Herrscherin des Lebens und der Wiedergeburt. Sie suchte alle Teile seines Körpers und verhalf ihm wieder zum Leben und so wurde Osiris, der Gott der Unterwelt. Durch seinen Tod symbolisierte er die jährliche Trockenheit und durch seine Wiedergeburt, das Nilhochwasser. Seth war der Gott des Negativen und der Zerstörung. Eine Legende besagte, dass der Kopf von Osiris in Abydos beerdigt worden war. Abydos liegt etwa 145 km nördlich von Luxor, am Westufer des Nils und war damals eine Nekropole (Totenstadt). Heute kann man noch die Ruinen des Osiris-Tempels anschauen, die von Ramses II und dessen Vater Sethos I. gebaut worden waren."

"Hatte ich also recht. Und warum heißt Luxor nicht mehr Theben?" mischte sich nun wieder der junge Mann mit der Nickelbrille ein.

"Von dem antiken Theben sind nur noch die Tempelruinen von Luxor und Karnak erhalten geblieben... Sie sehen diesen spitzzulaufenden Steinquader mit den Hieroglyphen zu meiner Linken, dass ist ein Obelisk. Ein Obelisk symbolisierte einen zu steingewordenen Sonnenstrahl. Ein Obelisk wurde aus einem Stück Granit geschlagen. Dieser Granit wurde in Assuan abgebaut und auch dort bearbeitet. Auf der rechten Seite sehen Sie den Quader wo einst das Gegenstück von diesem hier stand. Beide wurden von Ramses, dem Großen erbaut. Das Gegenstück dieses Obelisken wurde von Mehmed Ali im Jahre 1831 Frankreich zum Geschenk gemacht und schmückt nun den Place de la Concorde in Paris."

Sie durchstreiften weiter den Tempelkomplex und stoppten erneut.

"Dies hier rechts ist die Kapelle die Hatschepsut bauen ließ. Gegenüber, also links hinter diesen Mauern, die Sie sehen ist im Übrigen die Abu el-Haggag Moschee untergebracht worden. Hatschepsut war eine der wenigen weiblichen Pharaonen. Sie herrschte nach dem Tod ihres Ehemanns 22 Jahre über Ägypten, da ihr Stiefsohn Tutmosis III. erst junge 12 Jahre zählte. Sie ernannte sich 1473 vor Christus mit Hilfe eines Orakels und einem Amunpriesters selbst zur Pharaonin. Da sie aber ihren Stiefsohn nicht ermorden lassen wollte, ernannte sie ihn zum Mitregenten. Hatschepsut bestand auf die Anrede "Seine Majestät" und ließ sich als Mann mit Königsbart darstellen. Einige Zeit nach ihrem Tod wurden ihre Portraits und ihr Name zerstört und ausgelöscht. Wer das tat, weiß man bis heute nicht. Fest steht nur dass sie eine der erfolgreichsten Herrscher Ägyptens war und ihrem Land Frieden und Wohlstand brachte. Ihre Mumie wurde nie gefunden, aber sie hinterließ eins der schönsten und guterhaltenen Bauwerke Ägyptens: Ihren Totentempel in Deir el-Bahari."

Die Touristen machten weiterhin fleißig Fotos, während Harm und Mac sich die eingemeißelten Bilder und Hieroglyphen anschauten. Nach wenigen Minuten fuhr die Führerin mit den Ausführungen über den Tempel fort: "Wir durchlaufen jetzt die Kolonade Amenophis III. Ein Säulengang mit 16 Meter hohen Papyrusbündelsäulen. Dahinter erfolgt der eigentliche Tempelbereich."

Die Gruppe und Harm und Mac liefen weiter durch die erstaunlich guterhaltene Tempelanlage und hörten der Führerin aufmerksam zu. Mac ärgerte sich ein bisschen darüber dass sie keinen Fotoapparat dabei hatten. Harm blieb staunend stehen und sah sich die meterhohen Säulen an.

"Wenn wir doch nur einen Fotoapparat dabei hätten. So schnell kommen wir bestimmt nicht mehr nach Ägypten," seufzte Mac.

"Hmm..?"

Anstatt ihre beiden Sätze zu wiederholen meinte Mac: "Wie die alten Ägypter das bloß ohne Kran und anderen technischen Hilfsmitteln geschafft haben?" mit Blick auf die Säulen.

"Dürfte nicht leicht gewesen sein. Schau dir doch nur mal diese ganzen Hieroglyphen an und die Malereien."

"Sie sind wirklich sehr schön."

"Schön? Sie sind eindrucksvoll," verbesserte Harm sie.

"Okay, okay. Sie sind eindrucksvoll schön," grinste Mac.

"Du nun wieder!... Mac? Ich habe langsam Durst. Wollen wir noch bis zum Ende mitgehen oder sollen wir uns absetzen, was trinken und dann nochmal herkommen?"

"Ich dachte schon du fragst nie!"

"Kann ich Gedanken lesen?" stellte Harm mit hochgezogenen Augenbrauen erstaunt fest.

Dafür fing er sich einen Klaps auf seinen Oberarm ein.

"Komm Schnarchboy! Ich habe Durst!" grinste Mac und zog ihn mit sich mit.

"WIE hast du mich gerade genannt?" erkundigte sich Harm etwas fassungslos.

"Schnarchboy!"

"Boah! Mit den Kosenamen Flyboy und Sailor habe ich mich ja schon abgefunden, aber Schnarchboy!? Damit fühle ich mich definitiv nicht mit angesprochen!" empörte Harm sich gespielt.

"Na gut, mein Shrek, dann lass uns mal was Trinken gehen!" konterte Mac unbekümmert.

"Shrek??? Wer ist das nun wieder?"

Harm blieb stehen und sah sie an, doch sie lief weiter und ihm blieb nichts anderes übrig als ihr hinterher zu laufen.

"Mac!? Wer ist Shrek? Ma-ac?"


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: AN NASCIS REGIBUS LONGAS ESSE MANUS! von Flim

#3 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:10

ZIMMER NR. 36
GEGEN ABEND IM HOTEL PHARAON
LUXOR, ÄGYPTEN

Harm hatte bis zuletzt versucht heraus zu bekommen wer Shrek war, aber ohne Erfolg. Stattdessen hatte Mac auf "Harm" komplett verzichtet und nannte ihn nur noch Shrek. Harm hoffte inständig, dass dieser Shrek kein grüner, schleimiger Wackelpudding war. Wenn er wüsste...

Sie hatten sich getrennt und jeder war auf seinem Zimmer verschwunden um zu duschen und sich für das Abendessen umzuziehen. Cdr. Rabb stand singend unter der Dusche und genoß sichtlich das erfrischende Nass, als ein Klopfen ihn aufhorchen ließ. Er stellte die Dusche ab, öffnete die Badezimmertür und brüllte: "Ja? Wer ist da?"

"Ich bin's Mac. Kann ich rein kommen?"

Harm sah an sich herunter und antwortete dann: "Wenn du mir erstens sagst, wer dieser Shrek ist und zweitens wenn du noch kurz wartest bis ich mich angezogen habe, dann darfst du gerne reinkommen. Also?"

Eine Weile hörte er überhaupt nichts und er dachte schon Mac wäre wieder gegangen, als sie rief: "Okay. Einverstanden. Ich komm jetzt rein!"

Er sah wie sich der Türknauf drehte und er dann erschrocken-schockiert "Mac!?" brüllte. Schnell verschwand er wieder im Bad.

"Ich habe dir doch Zeit gelassen um dich anzuziehen, Shrek!"

Durch die geschlossene Tür meinte Harm sarkastisch: "So? Wie viele Minuten denn?"

"3 Minuten und 5 Sekunden!" kam es wie aus der Pistole geschossen.

"So viel!?" erscholl Harm's Stimme spöttelnd.

"Ach herrje! Ich hatte doch glatt vergessen, dass Ex-Navy-Piloten keine Marines sind."

"Eigentlich solltest du das in der Zwischenzeit gelernt haben, Mac."

Die Angesprochene ließ sich seufzend auf das Bett sinken und fragte jetzt ungeduldig: "Sag mal, wie lange brauchst du denn noch?"

"Wenn du so nett wärst mir meine Sachen zu bringen, würde es schneller gehen," erwiderte Harm.

"Ich bin zwar die Ranghöhere von uns beiden, aber ich will ja mal nicht so sein," antwortete Mac und griff nach der Kleidung die auf einem Stuhl lag. Als sie sie hoch hob, fiel eine schwarze Boxershorts, bedruckt mit Bart Simpson der ihr sein nacktes Hinterteil entgegen streckte, zu Boden und Mac lachte auf.

"Was ist?" fragte Harm, als er ihr Lachen vernahm.

"Heiße Unterhose, Commander!" kommentierte Mac grinsend.

Die Badezimmertür ging einen Spalt auf und Harm sah seine Boxer. Etwas verlegen grinste er: "Du hast doch hoffentlich nichts gegen die Simpsons?"

Mac sah ihren Partner halb erstaunt und halb amüsiert an und meinte: "Du erstaunst mich immer wieder, Shrek!"

Sein Gesicht legte sich in Falten und er fragte: "WER IST DIESES SHREK?"

Mac überlegte kurz und antwortete salopp: "Ein dicker, grüner Oger, der zum Fische fangen in seinen Tümpel vor seiner Hütte springt und ein ehm... Geräusch erzeugt, was man ähh.. sehr gut kann, nach dem Verzehr von Kohl oder Erbsen. Bei diesen giftigen Gasen, sterben dann alle Fische und schwimmen tot auf der Wasseroberfläche herum."

Harm sah seine Partnerin bei dieser Erklärung an, als ob sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. Seine linke Augenbraue wanderte nach oben und skeptisch sah er sie nun an: "Ma-ac? Ich glaube du hast einen Sonnenstich, vielleicht solltest du mal zum Hotelarzt gehen. Gib mir aber bitte vorher meine Sachen!" forderte er nun ernsthaft. Ein Kichern antwortete ihm und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drückte sie ihm seine Klamotten in die Hand und ging. Er rief ihr hinterher: "Mac!? Ich meine das ernst! Die Hitze..."

Peng! Die Tür war ins Schloss gefallen.

"Die Hitze tut dir nicht gut," vollendete Harm seufzend seinen Satz.


IM SPEISESAAL
LUXOR, ÄGYPTEN

Lt. Perry und Mac saßen bereits als Harm endlich kam. Er sah, als er sich durch den Speisesaal schob, dass die beiden Frauen herzhaft lachten und fragte sich im Stillen, ob er der Grund sein könnte.

"Na, endlich fertig, Commander?" begrüßte Mac ihn und Lt. Perry, die versuchte sich einen weiteren Lachanfall zu verkneifen, wünschte ihm schnell: "Guten Abend, Sir."

Der Commander setzte sich und sah die beiden Frauen, die ihm gegenüber saßen, mit allem Anzeichen von Misstrauen an.

"Was hat dieser Blick zu bedeuten, Commander?" fragte Mac amüsiert.

"Über was habt ihr gesprochen, hmm...?"

"Wir? Über ehm..."

"Frauenthemen, Sir," half Lt. Perry Mac aus der Klemme.

"So und das soll ich euch glauben?" hakte Harm nach.

Beide nickten im stillen Einverständnis mit den Köpfen und Mac sagte schnell, bevor ihr Partner sie weiter mit Fragen bombardieren konnte: "Laßt uns zum Büffet gehen. Ich habe so einen Hunger!"

Kopfschüttelnd sah Harm ihnen nach, ehe er sich ebenfalls erhob und das reichhaltige Büffet ansteuerte.


IM SPEISESAAL
LUXOR, ÄGYPTEN

Das Trio saß zufrieden und satt am Tisch und unterhielten sich, als Harm dafür sorgte, dass Lt. Perry sich an dem Rest ihres Nachtischs verschluckte.

"Lt.? Wissen Sie wer Shrek ist?"

Mac warf ihrem Partner einen entnervten Blick zu, während sie dem Lt. auf den Rücken klopfte. Offensichtlich hatte es geholfen und der Lt. antwortete: "Shrek, Sir?"

"Ja."

Harm faltete seine Hände und sah den Lt. erwartungsvoll an. Mac fühlte das Petra sich nicht besonderst wohl fühlte unter seinem starrenden Blick und sprang ein: "Ich habe dir doch gesagt, wer Shrek ist!"

"Du erwartest doch nicht allen Ernstes, dass ich dir das glaube!?" erwiderte Harm.

"Du denkst also, ich hätte dich angelogen mit der Beschreibung von Shrek?" stellte Mac leicht sauer fest.

"So drastisch würde ich es nicht sagen, aber ja, ich denke du wolltest mich mit der Beschreibung verkohlen!"

Mac sah den Lt. an und der Lt. sah Mac an und dann brachen beide Frauen in schallendes Gelächter aus, was Harm zusammen zucken ließ. Ihr Lachen füllte den ganzen Speisesaal und es sah so aus, als ob sie sich nicht so schnell wieder beruhigen würden. Harm versuchte sich mit einem Räuspern verständlich zu machen, was aber nicht bemerkt wurde. Lachtränen verschmierte langsam das Make-up der beiden Frauen und Harm dachte sich:

Er erhob sich und sagte dann: "Ich geh mal telefonieren!"

Die beiden Frauen lachten weiter ohne eines Kommentars fähig zu sein. In der Lobby hatte er Ruhe und so ließ er sich mit Bud verbinden. Kurze Zeit später hatte er ihn am anderen Ende.

"Bud? Hier ist Harm."

"Oh Sir! Wie läufts in Ägypten?" erkundigte sich sein Kollege und Freund freudig.

"Wir können erst morgen mit dem Colonel reden, aber deswegen rufe ich nicht an. Sie sind doch Star Trek Fan, da kennen Sie sich bestimmt mit Außerirdischen aus, oder?"

"Ja, Sir," kam es etwas überrascht von Bud.

"Haben Sie schon mal den Namen Shrek gehört bzw. Oger?"

Stille.

"Bud? Sind Sie noch dran?" erkundigte sich Harm.

"Ja, Sir. Shrek war ein Kinofilm. Genauer gesagter ein 3 D animierter Kinofilm."

"A-ja und weiter?"

"Wie soll ich das erklären... Ähh... Shrek ist ein Oger und lebt in einem Moorgebiet..."

"Wie sieht dieser Oger denn aus?"

"Eigentlich wie ein Mensch, nur das er eine grüne Hautfarbe hat, sich von widerlichen Sachen ernährt und ähh..."

"Bud!?" kam es eindringlich von Harm.

"Ja, Sir. Also Shrek ist dick und na ja..."

"Springt zum Fische fangen in einen Tümpel und leidet unter Blähungen, dadurch sterben alle Fische und er hat sein Essen, ja?" fuhr Harm sarkastisch fort.

"Genau, Sir."

"Danke. Sie haben mir sehr geholfen. Bis dann!"

"Bis dann, Sir."

Als Harm aufgelegt hatte kam ihm nur eins in den Sinn: Rache. Er würde es Mac schon noch zeigen! Mit einem dicken, grünen, unter Blähungen leidendem Wesen verglichen zu werden, war fast zu viel für sein Ego. Während er zurück in den Speisesaal stiefelte, kamen ihm verschiedene Sachen in den Kopf, womit er Mac einen "Denkzettel" verpassen konnte.


IM SPEISESAAL
LUXOR, ÄGYPTEN

Die beiden Frauen hatten sich noch einen Kaffee geholt und waren in einer angeregten Unterhaltung vertieft, ohne ihn wahrzunehmen. Erst als er saß wurde er bemerkt. Harm verschränkte seine Arme vor der Brust und sagte nichts. Mac sah ihn fragend an: "Na? Wie gehts Bud?"

"Woher willst du wissen, dass ich mit Bud telefoniert habe," fragte Harm ohne eine Mine zu verziehen.

"Weibliche Intuition! Über was hast du denn mit ihm geredet?"

"Männerthemen, Mac. Einfach nur Männerthemen," grinste Harm nun.

"Da ist es wahrscheinlich besser für Frau, wenn sie das nicht so genau weiß. Oder Harm?"

Er zog die linke Augenbraue in die Höhe und sah sie erstaunt an, dann antwortete er: "Ich denke nicht, dass du dazu eine Meinung abgeben kannst, da du eine Frau bist!"

Mac sah den Lieutenant an und meinte dann schulterzuckend: "Wie wärs Lieutenant? Lassen Sie uns unser Frauengespräch in Ruhe fortsetzen. Du entschuldigst uns?"

Harm sah den beiden Frauen hinterher und bestellte sich anschließend einen doppelten Bourbon on the rocks.


ZIMMER NR. 36
LUXOR, ÄGYPTEN

Harm lag lesend auf dem Bett und kaute gedankenverloren auf seinem Bleistift, als es klopfte. Er schrak aus seiner Gedankenwelt hoch und warf angeekelt den Bleistift aufs Bett, dann erhob er sich und ging zur Tür.

"Mac? Was kann ich für dich tun?" fragte er als er die Tür geöffnet hatte.

Sie verdrehte die Augen und meinte: "Würdest du mich vielleicht erstmal reinlassen?"

Er trat einen Schritt beiseite und lud sie mit einer Geste in sein Zimmer ein. Mac drückte sich an ihm vorbei und er schloß die Tür. Nachdenklich sah er seine Partnerin an, die sich auf sein Bett gesetzt hatte.

"Frauengespräch beendet?" stichelte er grinsend.

"Ab und zu sich mit einer Geschlechtsgenossin auszutauschen kann einem nur dienlich sein, um eventuell klug aus dem anderen Geschlecht zu werden."

"Häh??"

"Egal. Mich hat soeben Colonel Crowne angerufen und mir..."

"Wieso ruft er dich an?" unterbrach er Mac erstaunt.

Sie grinste und antwortete: "Hmm... vielleicht weil er schon so viele schlimme Sachen über dich gehört hat!?"

Harm verzog das Gesicht zu einer Grimasse und sie fuhr fort: "Also, wie gesagt, Colonel Crowne rief mich gerade an um mir zu sagen, dass es kein Fall "Miles Caron" mehr gibt und wir wieder zurück fliegen können."

"Wie bitte? Warum gibt es keinen Fall mehr?" fragte Harm verwirrt.

"Weil der wahre Täter sich heute abend gestellt hat."

"Uff!" Harm ließ sich etwas betäubt neben Mac auf das Bett sinken. "Das ist ja toll. Heute angekommen und morgen geht es schon wieder Nachhause," knurrte er sarkastisch.

"Na ja...," ließ sich Mac vernehmen.

Er sah sie misstrauisch an: "Was heißt na ja?"

"Na ja, soll heißen dass ich gern noch etwas hier bleiben würde und da mir eh noch ein paar Tage Urlaub zustehen...."

Harm sprang auf und erwiderte säuerlich: "Ach ja!? Und was ist mit mir? Ich habe auch noch Anspruch auf einige Tage Urlaub!"

"Gut, dann werden wir den Admiral überreden uns noch hier zu lassen."

"Das klappt nie!" seufzte Harm.

"Mit den richtigen Argumenten schon!"

"Und welche sollen das sein?" erkundigte Harm sich niedergeschlagen.

"Lass mich nur machen!" damit griff sie zum Telefon.

Nach einigen Minuten war die Verbindung in die USA hergestellt und Tiner meldete sich.

"Tiner? Hier ist Colonel MacKenzie. Könnten Sie mich zum Admiral durchstellen?"

Harm setzte sich neben Mac aufs Bett und drückte die Taste des Lautsprechers: "Schön, dass Sie anrufen Ma'am. Ich stell Sie durch."

Es knackte ein paar Mal in der Leitung, bis sich ihr CO meldete.

"Colonel? Was gibt es für ein Problem?" sagte er halbwegs gut gelaunt.

"Ich weiß nicht ob Sie schon informiert worden sind, Sir, aber der wahre Täter hat sich heute abend gestellt."

"Gut. Ich erwarte Sie dann morgen zurück."

"Sir? Ich, dass heißt wir, möchten gern ein paar Tage noch hier bleiben."

Stille.

Mac sah Harm bange an und dann kam die Antwort, aber so betont lässig, dass es falsch wirkte.

"Kann ich sonst noch was für Sie tun? Vielleicht einen Tauchausflug oder eine Nilfahrt auf einer Luxusyacht?"

"Ehm... Sir. Wir dachten,..."

"Es ist mir egal, was Sie dachten, hier brauche ich jeden Mann und jede Frau. Wir sind, wie Sie wissen, unterbesetzt!"

"Ja, Sir. Wenn Sie meinen, dass wir zurückkommen sollen, dann..."

"Haben Sie gerade dringende Fälle zu bearbeiten, Colonel?"

"Nein, Sir."

"Na gut, ich gebe Ihnen eine Woche und dann sind Sie wieder pünktlich hier. Verstanden?"

"Verstanden, Sir. Cdr. Rabb läßt Ihnen ebenfalls seinen Dank ausrichten."

"Wie BITTE? Von Cdr. Rabb war nicht die Rede," donnerte nun der Admiral in den Hörer.

"Entschuldigen Sie, Sir. Ich sagte/ meinte: Wir!"

"Ist es üblich, dass Sie einen ranghöheren Offizier verbessern?"

Mac schluckte den aufsteigenden Kloß in ihrem Hals hinunter und antwortete: "Nein, Sir."

"Dann ist ja gut!"

"Und was heißt das nun, Sir?"

"Was das heißt!??... Meinetwegen. Sie und Cdr. Rabb können eine Woche da bleiben, aber keinen verdammten Tag länger und Lt. Perry kann ebenfalls noch bleiben. Wegtreten!"

Mac sah Harm mit einem ungläubigen Blick an und antwortete: "Aye, Aye Sir."

Der Admiral hatte schon aufgelegt.

"Was hat er gesagt? Wegtreten?" lachte Harm. "Ich glaube unser CO hätte auch mal dringend Urlaub nötig!"

Mac boxte ihrem Partner in die Seite und meinte fröhlich: "Anstatt dich über ihn lustig zu machen, solltest du lieber dankbar sein, dass er deinem Urlaub zugestimmt hat!"

"Meinem??? Ach... Und was ist mit deinem Urlaub!?" konterte Harm grinsend.

"Weißt du was? Ich habe gerade keine Lust auf eine Diskussion, da ich sowieso immer Recht habe. Davon mal abgesehen was wollen wir morgen machen?"

Ihr langjähriger Partner sah sie mit einem skeptischen Blick an und erwiderte dann: "Hast du in das Prospekt vom Hotel mal geschaut? Da werden Busreisen unter anderem zum Tal der Könige angeboten, was hältst du davon?"

"Das hab ich gar nicht gesehen. Hast du das Prospekt noch?"

Harm öffnete die Schublade seines Nachttischs und förderte das Prospekt zu Tage und gab es Mac, die es intensiv durch sah. Nach einigen Minuten sagte Mac: "Das hört sich echt spannend an! Schade, dass wir in den USA nicht so alte Bauwerke haben."

"Haben wir doch! Du mußt nur nach Las Vegas! Da gibt es die Sphinx, Pyramiden und sogar die berühmten Kanäle von Venedig und das Beste daran ist: Es stinkt nicht!"

Mac rollte mit den Augen: "Sehr witzig!"

"Also was ist nun? Tal der Könige oder willst du lieber den Tempel von Karnak hier in Luxor anschauen?"

"Ich würde gern ins der Tal der Könige und du?"

"Gut. Ich nämlich auch. Ich ruf gleich mal an der Rezeption an und buche zwei Plätze für uns."

Harm wollte schon nach dem Hörer greifen, als Mac ihn stoppte.

"Und was ist mit Lt. Perry?"

"Sie hatte ich ja total vergessen..."

Beide versanken ins Grübeln, dann stand Mac auf und meinte: "Ich gehe mal zu dem Lt. und unterrichte sie von dem momentanen Sachverhalt."

"Okay und ich buche erstmal zwei Plätze."


ZIMMER NR. 37
HOTEL PHARAON
LUXOR, ÄGYPTEN

Lt. Perry öffnete die Tür und sah sich Col. MacKenzie gegenüber. Verwundert fragte sie: "Ma'am? Ist etwas passiert?"

"So kann man das auch nennen. Lassen Sie mich kurz rein?"

Lt. Perry trat einen Schritt beiseite und ließ den Colonel rein.

"Setzen Sie sich doch, Ma'am!"

Mac ließ sich auf den Sessel gegenüber der Tür sinken und Lt. Perry nahm auf ihrem Bett Platz.

"Es ist eine Änderung in unserem Fall eingetreten. Colonel Crowne hat mich vorhin telefonisch angerufen. Der wahre Täter hat sich heute abend gestellt und somit gibt es keinen Fall mehr für uns."

"Das ist schade, Ma'am."

"Ja, Lieutenant. Commander Rabb und ich haben ein paar Tage Urlaub bewilligt bekommen und werden erst in einer Woche nach Washington zurück fliegen. Unser CO hat Ihnen auch frei gegeben."

"Das ist ja wunderbar, Ma`am. Ägypten ist ein sehr schönes Land. Ich wollte immer schon mal ins Land der Pharaonen," seufzte Lt. Perry verträumt.

"Ehm.. Wissen Sie schon was Sie morgen machen wollen?"

"Ja. Morgen werde ich dem Swimming-pool einen Besuch abstatten und ein Buch lesen."

"Fauler Tag!?"

Der Lt. lächelte verschmitzt und Mac erhob sich mit den Worten: "Dann wünsche ich Ihnen viel Spass!"


NÄCHSTER MORGEN
ZIMMER NR. 34

Harm klopfte an Mac's Zimmertür und von innen kam ein fragendes, langgezogenes: "Hmm...?"

"Ich bins! Harm!"

"Komm rein!"

Als Harm die Tür öffnete, sah er zu seinem Erstaunen Mac noch im Bett liegen.

"Hey!? Alles in Ordnung bei dir? Das Frühstück wartet darauf um von dir geplündert zu werden!" versuchte Harm sie aufzumuntern.

Ein müdes Lächeln schlich sich auf Macs Gesicht, dann antwortete sie zögerlich: "Heute wird es wohl ohne mich auskommen müssen."

"Ist dir nicht gut?"

Harm setzte sich auf den Bettrand und sah sie sorgenvoll an.

"Ich habe wohl gestern irgendwas nicht vertragen..." erklärte sie ihm.

"Ist dir schlecht? Soll ich den Hotelarzt rufen?"

"Der war schon hier und hat mir was gegen die Übelkeit gegeben und ansonsten hat er Bettruhe verordnet."

"Kann ich dir irgendwas bringen? Einen Tee?"

"Harm!? Ich mag keinen Tee!" erwiderte Mac energisch.

"Der ist aber gut für dich."

"Nein. Wenn ich irgendwann mal Tee nehmen sollte, dann bin ich geistig umnachtet, Shrek!" gab Mac frech zurück.

"Na, wenn du mich schon wieder mit diesem Shrek aufziehen kannst, dann geht es dir wohl schon besser," lächelte Harm.

Mac gähnte und ihr Partner meinte beim Aufstehen: "Ich lass dich dann mal noch etwas Schlafen. Ich komm nachher wieder."

"Okay, aber lass dir Zeit! Geh an den Pool und genieß deinen Urlaub!"

Harm war schon an der Tür, dort drehte er sich nochmal um und antwortete: "Ich komm wieder!"

Mac sah wie die Tür hinter Harm ins Schloß fiel und lächelte. Das war Harmon Rabb Junior, wie sie ihn schon seit Jahren kannte. Zufrieden kuschelte sie sich in die Decke und war wenige Augenblicke eingeschlafen.


UM DIE MITTAGSZEIT
AM POOL
HOTEL PHARAON, LUXOR

Harm hatte Mac besucht um sein Gewissen zu beruhigen, dass es ihr gut ging. Nun lag er am Pool, hatte einen Sonnenbrille auf der Nase und beobachtete die schönen Frauen, die im Pool schwammen und ihn anlächelten. Lt. Perry lag neben ihm auf einer Liege und war in ihrer Lektüre vertieft. Nach etwa einer halben Stunde wurde es Harm allmählich zu warm und er sprang in den Pool. Lt. Perry, die schon seit etwa 2 Stunden in der Sonne lag, tat es ihm gleich.

"Na, Lt.? Ist Ihnen auch zu warm geworden?" erkundigte Harm sich, zu ihr hinschwimmend.

"Ja, Sir. Es ist ziemlich heiß hier."

Harm nickte: "Oh ja. Was lesen Sie eigentlich? Muß spannend sein, so wie Sie darin vertieft sind."

"Ja, Sir. Das Buch heißt "Illuminati" von Dan Brown. Kennen Sie es, Sir?"

"Nein. Wenn ich mal lese, dann Bücher über Flugzeuge," grinste er breit.

"Ich verstehe, Sir. Sie waren gern Kampfpilot?"

Harm seufzte nachdenklich und entgegnete: "Ja. Das war ich."

Er verließ den Pool und Lt. Perry ging ihm nach. Sie mußte feststellen, dass Cdr. Rabb sehr gut gebaut war und musterte ihn daher intensiv. Er trocknete sich ab und legte sich wieder hin.

"Entschuldigen Sie, Sir. Ich wollte Sie nicht ausfragen."

"Das haben Sie nicht, Lt."

"Wirklich nicht, Sir? Ich dachte weil Sie so kurz auf meine Frage geantwortet haben."

Harm setzte sich auf und sah sie an.

"Ich bin gern Kampfpilot gewesen und wenn ich kein Problem mit den Augen gehabt hätte, wäre ich es immer noch. Meine Arbeit als Anwalt gefällt mir aber auch sehr gut."

"Ja, Sir."

Lt. Perry begann sich einzucremen und Harm sah wie sie sich abmühte ihren Rücken mit Sonnenmilch zu bedecken. Hilfsbereit fragte er: "Kann ich Ihnen helfen?"

Sie starrte ihn kurz an, schluckte und antwortete: "Würden Sie das tun, Sir?"

"Deswegen habe ich gefragt," grinste Harm und fuhr fort: "Legen Sie sich hin!"

Gesagt getan. Harm ließ etwas Sonnenmilch in seine Hand laufen, verteilte es dann zwischen seinen Händen und als er nun den Rücken des Lieutenants berührte, erschauderte sie.

"Hey! Ich habe doch keine kalten Hände, oder?"

"Nein, Sir."

Warum der Lt. erschaudert war, konnte Harm nicht ahnen. Sie war sich bewußt, dass Commander Harmon Rabb Junior, ein verdammt gutaussehender Mann, sie eine normal aussehende Frau eincremte und das sämtliche Frauen, die hier waren neidische Blicke ihr zuwarfen. Sie genoß es in vollen Zügen. Er konnte wirklich gut massieren. Doch plötzlich war die Massage vorbei und Harm sagte: "Ich gehe nochmal nach dem Colonel schauen."

"Haben Sie was dagegen wenn ich mitkomme, Sir?"

"Nein. Kommen Sie!"


ZIMMER NR. 34
HOTEL PHARAON
LUXOR, ÄGYPTEN

Mac wachte von einem leisen Klopfen auf und noch etwas verschlafen rief sie: "Herein!"

Lt. Perry und Harm kamen auf sie zu und Lt. Perry erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden.

"Schon etwas besser, Lt. Danke, der Nachfrage."

Harm setzte sich zu Mac aufs Bett, während der Lt. stehen blieb.

"Setzen Sie sich, Lt.!" forderte Mac sie auf.

Ihr Partner sah sie immer noch besorgt an und Mac legte beruhigend kurz ihre Hand auf seinen Unterarm und sagte lächelnd: "Es geht mir wirklich schon besser, Harm. Du mußt wegen mir nicht deinen Urlaub umstellen. Genieß Ägypten!"

"Oh! Ich habe völlig vergessen die Busreise ins Tal der Könige abzusagen," entgegnete Harm. "Kann ich mal kurz dein Telefon benutzen?"

"Klar! Aber warte doch mal! Fahr doch mit!" sagte Mac.

"Und dich soll ich hier alleine lassen!? Kommt nicht in Frage!" erwiderte Harm energisch.

"Einer von uns beiden sollte doch etwas von Ägypten sehen, meinst du nicht?"

"Wenn dann wir beide oder keiner!"

"Harm!? Du hast Urlaub und du sollst ihn genießen und was vom Land sehen. Mir geht es bestimmt morgen wieder gut. Also, du fährst, ja?" Mac sah ihn mit einem Bambiblick an.

"Nein! Jemand muß doch auf dich aufpassen und außerdem habe ich keine Lust mir mit irgendwelchen Touristen Ägypten anzuschauen."

"Dann nimm doch Lt. Perry mit!" antwortete Mac, mit einem Geistesblitz.

"Also, ich... ehm..." ließ sich der Lt. vernehmen.

Harm sah sie nachdenklich an und sagte dann: "Warum eigentlich nicht!? Interessiert Sie das Tal der Könige, Lt.?"

"Schon, Sir. Aber ich kann doch nicht..."

"Doch, Sie können!" unterbrach Mac sie prompt.

"Einverstanden, Lt.?" fragte Harm.

"Gern, Sir."

"Schön! Dann macht euch beiden mal einen schönen Tag und Harm!? Du mußt dir wirklich keine Sorgen machen. Mir geht es schon wieder ganz gut. Ich werde jetzt noch eine Runde schlafen und dann bin ich morgen wieder fit."

Ein skeptischer Blick traf sie und Harm meinte seufzend: "Okay. Aber wenn wir wieder da sind, dann komme ich bei dir vorbei!"

"Ja und jetzt geht!" grinste Mac.


SPÄTER NACHMITTAG
TAL DER KÖNIGE
IN DER NÄHE VON LUXOR, ÄGYPTEN

Ihre Gruppe bestand aus 24 Leuten und ihr Führer sprach fließend Englisch. Als sie aus dem Bus gestiegen waren traf sie die unbarmherzige Kraft der Sonne. Harm kam sich vor wie in einem Backofen. Schweiß lief ihm über das Gesicht und sein hellblaues, kurzes Hemd zeigte schon nasse Stellen am Rücken und unter den Achseln. Den anderen Touries ging es kein Deut besser und so waren alle froh, als sie in das erste Grab hinunter gingen, denn dort war es angenehm kühl. Der Führer erklärte: "Das hier ist das Grab von Sethos I., er war der Vater von Ramses, dem Großen, und ein sehr erfolgreicher Herrscher. Es ist eins der schönsten Gräber im Tal der Könige. Sehen Sie sich nur diese guterhaltenen Farben an," schwärmte ihr Führer. "Es ist jedes Mal spannend die Gräber zu betreten und auch wenn ich diesen Job schon einige Jahre mache, es fasziniert mich immer wieder von Neuem. Sethos herrschte von 1289 bis 1279 vor Christus. Während seiner Amtszeit baute er unter anderem viele Tempel oder ließ sie ausbauen. Schauen Sie sich ruhig um!"

Nachdem sie es eingehend bewundert hatten, mussten sie warten bis sie in das nächste Grab konnten, denn nur eine bestimmte Anzahl von Besuchern durfte sich im Grab aufhalten. Lt. Perry und Cdr. Rabb schlenderten zu den Souvenirständen, wo die Händler ihre Waren anpriesen. Es gab geschnitzte Skarabäen, wie auch Schmuck und Miniaturausgaben des Goldsarkophags von Tutanchamun und viele andere Sachen. Lt. Perry schaute sich interessiert die Sachen an und dann fing etwas ihren Blick. Auf einem kleinen Tisch lagen Papyrusrollen. Der Händler erklärte ihr und Harm, dass er ein besonderes Papyrus aus der Zeit von Ramses, des Großen hätte und dass man damit Pharao Ramses wieder zum Leben erwecken könnte. Lt. Perry rollte ihn auseinander und sah sich sowohl Hieroglyphen, wie auch einem lateinischen Text gegenüber.

"Lt.? Sie wollen das doch wohl nicht etwa kaufen?" fragte Harm.

"Ich weiß noch nicht, Sir."

"Ich bitte Sie! Das ist nur eine Abzocke oder glauben Sie wirklich, dass Ramses damit wieder zum Leben erweckt wird?"

Er sah sie grinsend und mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

"Warum nicht, Sir? Es gibt Dinge, die man nicht mit Logik erklären kann."

Sie betrachtete das Stück Papyrus fast schon ehrfürchtig und Harm antwortete: "Wenn Sie mir jetzt noch sagen, dass Sie an Außerirdische glauben, dann können Sie sich mit Lt. Roberts zusammentun."

"Interessiert er sich für außerirdische Lebensformen, Sir?"

"Er ist Star Trek Fan!" und in einem anderen Ton meinte Harm: "Lt. das ist rausgeschmissenes Geld. Mehr nicht."

"Mag sein, Sir. Ich werde es trotzdem für meinen Neffen kaufen."

Sie fing an mit dem Händler zu feilschen bis sie sich endlich auf einen Preis einigten und zufrieden steckte der Lieutenant, das Papyrus in ihren Rucksack. Harm hatte unterdessen zwei neue Wasserflaschen besorgt und gab nun eine dem Lieutenant, die sich brav bedankte. Als Harm nach ein paar Schlucken, seine Flasche im Rucksack verstaute, sah Lt. Perry erstaunt eine Taschenlampe. Er bemerkte ihren Blick und fragte: "Ist was nicht in Ordnung, Lt.?"

"Nein, Sir. Ich habe mich nur gewundert weshalb Sie eine Taschenlampe dabei haben."

Harm grinste und erwiderte: "Ich dachte, wir gehen in dunkle Gräber und da hab ich sie mitgenommen."

Als das geklärt war und ihre Gruppe an der Reihe war, besuchten sie unter anderem, die Gräber von Ramses I, Merenptah und eins der berühmtesten Gräber, dass des Kindkönigs Tutanchamun.

"Tutanchamun ist wohl einer der bekanntesten Pharaonen unserer Zeit, neben Ramses II und Sethos I. Denn nur dieses Grab war unberührt von Grabräubern und enthielt viele Grabbeigaben. Schon alleine die 3 Goldsarkophage haben einen geschätzten Wert von etwa 20 Millionen Euro. Man sprach von dem Fluch des Pharaos, als sämtliche Leute, die an der Ausgrabung dieses Grab beteiligt waren, starben. Es hieß auch damals, dass eine Tontafel mit der Warnung: "Der Tod soll den mit seinen Schwingen erschlagen, der die Ruhe des Pharaos stört" gefunden worden war. Diese Tafel wurde nie gefunden und bei dem Fluch handelte es sich um Schimmelpilze, die die Entdecker einatmeten und kurz darauf töteten. Man weiß bis heute nicht 100%ig, ob diese Pilze als eine Art Alarmanlage gedacht waren, die die Balsamierer zum Schutz des Pharaos dort hinterließen oder ob sie sich im Laufe der Jahre erst entwickelt haben. Die alten Ägypter waren sehr vertraut mit der Anatomie des Menschen und die Wissenschafter dieser Zeit kannten sich auch erstaunlich gut aus mit Giften. Sie brauchen sich aber keine Sorgen zu machen, denn das Grab wurde gründlich gereinigt. Die Totenmaske und die meisten der Gegenstände können Sie im ägyptischen Museum in Kairo bestaunen. Es ist eine Reise wert!"

Harm sah sich staunend um, denn das Grab war im Verhältnis zu dem von Sethos I. erstaunlich klein und da erklärte schon ihr Führer, warum das so war.

"Man nennt Tutanchamun auch den Kindkönig, denn er starb im Alter von etwa 18 Jahren. Man geht zur Zeit davon aus, dass er ermordet wurde... Ein Pharao muss gleich zu Beginn seiner Amtszeit mit dem Bau für sein "Haus für die Ewigkeit" beginnen. Da Tutanchamun nicht sehr lang lebte ist dieses Grab - nicht das eigentliche Grab. Es ist ein Behelfsgrab, das erkennt man daran, dass es nur 4 Kammern gibt. Da es so klein ist geht man davon aus, dass es deswegen nicht von Grabräubern entdeckt wurde, was für uns heute ein wahrer Glücksfall ist."

Eine etwa 40 jährige Frau mit blondierten Haaren, einem ausladendem Décolleté und mindestens einem Dutzend Ringen, an ihren Fingern, meldete sich mit einem starken texikanischem Akzent zu Wort: "Wo ist denn die Mumie von diesem Tut-tut-amun?"

Harm und Lt. Perry grinsten sich, bei dieser sehr geistreichen Frage an, als der Führer antwortete: "Sie ist in der nächsten Kammer, in ihrem Sarkophag."

Die Frau tippelte mit ihren hochhackigen Schuhen in die nächste Kammer und das nächste was man hörte, war ein typisches "Oh, my god!" Als Harm und Lt. Perry den Sarg sahen, blieb auch ihnen zunächst der Mund offen stehen. Die Texanerin wollte schon ein Foto machen, als der Führer sagte: "Tut mir leid, aber fotografieren ist in den Gräbern verboten. Sie können an den Ständen Fotos erwerben." Vor den staunenden Besuchern stand der berühmte Goldsarkophag in einem gesicherten Glaskasten. "Sie haben außerordentliches Glück mit dem Zeitpunkt Ihrer Reise ins Tal der Könige, denn der Sarkophag wird in den nächsten Tagen zu einer besonderen Ausstellung nach Kairo ins Museum geschickt."

Sie hielten sich noch etwas in dem Grab auf und dann ging es zum letzten Grab, was sie besuchten. Das Grab befand sich in keinem guten Zustand und es gab, außer der Mumie, nicht sehr viel zu sehen. Es war allerdings riesig.

"Dieses Grab gehört dem berühmten Pharao: Ramses II. Wie Sie sehen ist es in einem bedauernswerten Zustand. Im Laufe der Jahre füllte sich das Grab mit Schutt und Schlamm. Feuchtigkeit drang ein und zerstörte viele der kunstvollen Malereien. Die Mumie, ist über 3000 Jahre alt und sehr gut erhalten, wie Sie sehen. Kein Pharao baute so viel wie Ramses und kein Pharao herrschte so lang wie er. Seine Regierungszeit war von 1279-1212 v. Chr.. Über ihn weiß man durch seine vielen Bauwerke sehr viel. Ramses wurde etwa 90 Jahre alt. Er wurde im Alter von etwa 10 Jahren Prinzregent und somit nominell zum "Oberkommandierenden des Heeres". Mit 14 begleitete er seinen Vater zum ersten Mal in den Kampf gegen Libyen. Seine erste Königsgemahlin war Nefertari, für die er die Tempel in Abu Simbel bauen ließ. In ihrem Grab ist deutlich zu erkennen, wie sehr Ramses sie verehrte und liebte. Kein Grab ist so schön, wie das von Nefertari. Sie war wohl seine große Liebe, doch im 30. Regierungsjahr verschwindet ihr Name aus den Aufzeichnungen. Man geht davon aus, dass sie zwischen 40 und 45 Jahre alt wurde. Da aber ein Pharao ohne ein Königsgemahlin nicht herrschen konnte, heiratete er 5 weitere Male. Unter anderem eine hethitische Prinzessin. Die Hethiter und die Ägypter führten oft Krieg gegeneinander. Die berühmte Schlacht von Kadesch fand unter Ramses statt. Man einigte sich auf ein Friedensabkommen. Dieses Friedensabkommen ist das Älteste, was man in schriftlicher Form je gefunden hat. Zur Besiegelung dieses Abkommens heiratete Ramses die Tochter des Hethiter Königs. Abgesehen von den Königsgemahlinnen hatte Ramses ein Dutzend Nebenfrauen und zeugte über 90 Kinder. Er muß sehr viel Spaß bei der Ausübung seiner Pflicht für ein männlichen Nachkommen gehabt haben. Er überlebte mindestens 10 seiner eigenen Kinder. Ramses war, wie man heute sagen würde, ein Frauenschwarm. Da er sport- und kampfbegeistert war, hatte er einen athletischen Körperbau. Seine Haare waren kastanienbraun und er war etwa 1.72 m groß, also einer der größeren Pharaonen."

Die Gruppe schlenderte weiter durch die Räume, während Harm und Lt. Perry in Ruhe, die Mumie von Ramses anschauten. Sein Körper bedeckte ein Leinentuch und nur an seinen Armen und Beinen waren die Reste von Bandagen zu erkennen. Sein Schädel war fast kahl, aber das beeindruckendste war das Gesicht. Wie gemeißelt und mit einer stolzen Adlernase präsentierte er sich. Die Blicke der Beiden blieben minutenlang auf dem Antlitz eines der erfolgreichsten Herrscher des alten Ägyptens hängen, so sehr zog sie das Gesicht in ihren Bann.

Minuten waren verstrichen, als Harm seinen Blick von der Mumie riß. "Na, Lt.? Wollen wir Ramses wieder auferstehen lassen?"

Der Lt. erschrak und antwortete ernst: "Das ist nicht lustig, Sir."

"Ach kommen Sie schon, der angebliche Fluch ist doch Hokuspokus, mehr nicht."

Sie sah ihn regungslos an und meinte dann: "Sind Sie sich da so sicher, Sir?"

Harm zog eine Augenbraue skeptisch in die Höhe: "Sie wollen mir doch nicht wirklich erzählen, dass Sie an Flüche glauben, Lt.?"

"Es sind Dinge auf dieser Erde passiert, die man sich nicht erklären kann und genau das könnte hier ebenfalls der Fall sein, Sir."

Auf Harms Gesicht schlich sich ein Grinsen: "Ich werde Ihnen beweisen, das es keinen Fluch oder eine Formel gibt, die diese vertrocknete Mumie wieder auferstehen lassen wird. Geben Sie mir dieses Papyrus den Sie vorhin gekauft haben."

Der Lt. schüttelte wild den Kopf und erwiderte: "Nein, Sir. Wissen Sie was passiert, wenn Sie sich irren?"

Sein Grinsen wurde jetzt höhnisch und er sagte: "Wenn wir es nicht ausprobieren, werden Sie nie wissen ob es eine Fälschung ist oder ob es tatsächlich möglich ist."

"Ich kann es Ihnen nicht geben, Sir."

"Ist das Ihr letztes Wort, Lt.?"

"Ja, Sir."

"Dann erteile ich Ihnen hiermit den Befehl, mir das Papyrus auszuhändigen!"

"Mit welcher Begründung, Sir?"

"Ich brauche dazu keine Rechtfertigung, Lt. Wollen Sie den Befehl eines ranghöheren Offiziers verweigern?"

Lt. Perry seufzte und öffnete ihren Rucksack um dann Harm das Papyrus zu geben.

"Ich halte das für einen Fehler, Sir."

"Es wird nichts passieren."

Harm rollte das Papyrus auseinander und begann den Text vorzulesen:

"Einst diente ich dem Pharao von Ägypten. Groß an Worten und Taten. Ramses, der Sohn des Lichts. Die große Königsgemahlin Nefertarie wurde ihm durch dunkle Mächte geraubt. Niemals konnte sein Herz sie vergessen. Er schwor Rache an dem zu nehmen, der sie ihm genomen hatte. Selbst wenn Jahrtausende vorbeiziehen sollte, er würde kommen und den Magier finden und ihn verfluchen. Ramses, mein Herr und Meister, komm zurück. Du bist die Verkörperung des Horus. Breite deine Flügel aus und kehre nach Ägypten zurück. Re wird dir zu neuer Kraft helfen. Begebe dich in das Sonnenlicht und die Götter werden dir den Weg zeigen. Ramses, mein Herrscher. Wir erwarten dich."

Als Harm zu Ende gelesen hatte, passierte überhaupt nichts und daher sah er nun breit grinsend den Lt. an. "Habe ich es nicht vorhergesagt? Dieses Papyrus ist eine Fälschung."

"Ich habe nicht behauptet, dass es echt ist, Sir," gab der Lt. schlagfertig zurück.

"Auch wieder wahr."

Ihm wurde mit einem Male bewußt, dass es ungewöhnlich still geworden war.

"Kommen Sie, Lt. Wird Zeit, dass wir wieder zu den Lebenden zurückkehren!"

Sie nickte und beide verließen die Kammer und durchquerten zwei weitere Kammern, ehe der Gang nach oben ging. Oben angekommen, versperrte ihnen eine massive Gittertüre den Weg. Harm rüttelte daran, doch sie war verschlossen.

"Und jetzt, Sir?"

Er zuckte mit den Schultern: "Versuchen wir es mal mit Rufen. Irgendjemand wird ja wohl noch hier sein. Es ist ja noch hell."

Zusammen riefen sie aus Leibenskräften, doch niemand hörte sie...


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: AN NASCIS REGIBUS LONGAS ESSE MANUS! von Flim

#4 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:11

ETLICHE STUNDEN SPÄTER
ZIMMER NR. 34
HOTEL PHARAON, LUXOR

Mac wachte langsam aus einem sehr erholsamen Schlaf aus und fühlte sich sehr fit, daher beschloß sie aufzustehen und sich anzuziehen. Ihre innere Uhr sagte ihr, dass es 1.34 Uhr war und Harm noch nicht bei ihr vorbeigekommen war.

Nachdem sie sich fertig angezogen hatte, ging sie leise aus ihrem Zimmer und blieb dann vor der Tür mit der Nummer 36 stehen und klopfte. Nichts. Sie klopfte etwas lauter, doch es regte sich nichts im Inneren des Zimmers. Langsam machte sich in ihr ein Gefühl von Sorge breit. Irgendetwas stimmte nicht, dass spürte sie ganz deutlich. Sorgenvoll ging sie zur Rezeption und erkundigte sich. Eine junge Frau hatte Dienst und blickte etwas erstaunt, als sie Mac sah.

"Hallo! Können Sie mir sagen, ob mein Partner und meine Kollegin wieder hier sind?"

"Natürlich. Ihre Namen, bitte?"

"Harmon Rabb Junior und Petra Perry."

Die junge dunkelhaarige Frau sah erst auf den PC Bildschirm und drehte sich zum Schlüsselbrett um, Mac sah dass die Schlüssel von Zimmer Nr. 36 und 37 daran baumelten.

"Sie sind noch nicht wieder hier, Miss MacKenzie!?"

"Ja... Was mache ich denn nur? Sie sind mit einem Bus ins Tal der Könige gefahren, aber so lange dauert dieser Ausflug wohl nicht?"

Hoffnungsvoll sah Mac die junge Frau an, die bedauernd den Kopf schüttelte.

"Der Bus ist vor einigen Stunden wieder hier gewesen. Es könnte doch sein, dass Mister Rabb und Miss Perry das Nachtleben von Luxor sich ansehen."

Mac schüttelte energisch den Kopf: "Nein, dass kann ich ausschließen."

"Kann ich Ihnen irgendwie noch helfen, Miss MacKenzie?"

Mac dachte kurz nach, was sie tun sollte und antwortete einen Augenblick später: "Ja. Ich brauche einen Wagen."

"Unser Hotel hat Mietwagen, wenn Sie einen Augenblick warten wollen, dann sage ich Bescheid, dass man Ihnen das Fahrzeug hierher bringt."

"Danke."

Mac ließ sich auf einen der Sessel fallen und versank ins Grübeln.


RAMSES GRAB
TAL DER KÖNIGE
AUSSERHALB VON LUXOR

Lt. Perry und Harm hatten nach langem Hilfeschreien, beschlossen sich in das Innere des Grabes zurückzuziehen, da es dort etwas wärmer und nicht so zugig war. An der Gittertür hatten sie bald, angefangen zu frieren, nachdem die Sonne untergegangen war.

"Sir?" meinte Lt. Perry nun.

"Ja?"

"Wann denken Sie wird man uns vermissen?"

"Mac wird schon merken, das wir fehlen und das wird spätestens Morgenfrüh sein, Lt."

"Ich verstehe, Sir."

Sie hatten es sich in einer Ecke der ersten Grabkammer gemütlich gemacht und Harm versuchte die angespannte Stimmung etwas aufzuheitern: "Nicht jeder kann behaupten mal eine Nacht in einem ägyptischen Grab verbracht zu haben, inklusive einer Mumie."

"Finden Sie das wirklich so lustig, Sir? Ich hätte gern auf diese Erfahrung verzichtet," gab sie ernst zurück.

"Hören Sie, Lt. Wir sollten einfach versuchen das Beste aus der Situation zu machen," versuchte Harm sie zu besänftigen, erreichte damit aber das genaue Gegenteil.

"Das Beste aus der Situation machen? Wir sind in einem Grab eingesperrt mit einer Mumie und Sie reden von "das Beste aus der Situation" machen?" antwortete Petra Perry wütend.

"Sollen wir vielleicht versuchen uns auszugraben, Lt.?" kam es nun ebenfalls genervt von Harm.

"Das wäre immerhin eine sinnvolle Möglichkeit, anstatt hier rumzusitzen!"

Harm verschränkte die Arme vor seiner Brust und sagte nichts mehr, bis der Lt. meinte: "Entschuldigen Sie mein Verhalten, Sir. Ich bin etwas nervös. Es ist stockdunkel, kalt und unheimlich still hier drin."

"Ich verstehe Ihre Sorge, Lt. Aber was wollen wir dagegen machen?.... Moment! Ich habe doch die Taschenlampe."

Harm begann in seinem Rucksack herumzuwühlen und dann flammte das Licht auf, so dass Beide geblendet die Augen schließen mußten.

"Wenigstens haben wir jetzt Licht, Sir."

"Ja... Fragt sich nur wie lange die Batterien durchhalten...."


AUF EINER VERLASSENEN STRASSE
RICHTUNG TAL DER KÖNIGE

Mac hatte einen Mietwagen bekommen und war kurz danach los gefahren. Nach einer kurzen Fahrzeit von etwa 20 Minuten, saß sie nun am Steuer und versuchte zum x-ten Mal, den Motor wieder zu starten, doch mehr als ein kurzes Stottern, geschah nicht. Wütend haute sie auf das Lenkrad und ihr Blick fiel auf die Umgebung. Sie sah die Lichter von Luxor in einiger Entfernung, aber hier ringsum war nichts außer Wüstenstaub, trockenen Sträuchern und dieser gottverlassenen Straße. Frustriert stieg sie aus. Ein sehr kalter Wind ließ ihre Haare flattern und schnell verzog Mac sich wieder in das Auto. Zum Glück hatte sie eine Jacke mitgenommen, rasch zog sie sie an und lehnte sich dann in ihrem Sitz zurück. Sie hatte beschlossen zu warten bis ein Auto vorbei kam und sie mitnehmen würde.

Nach kurzer Zeit überkam sie ein Gefühl von Einsamkeit. Es waren keine Geräusche zu hören und das Knistern der Sträucher am Straßenrand, verstärkte noch einmal dieses Gefühl. Was Harm und Lt. Perry wohl in diesem Moment machten, kam es ihr in den Sinn. Nein, sie würden bestimmt nicht... Wie sollte das auch funktionieren bei dieser Kälte? Mac mußte trotz ihrer unerfreulichen Situation grinsen.

Nach etwa 1.5 Stunden schreckte Mac aus ihrem Dämmerschlaf hoch. Sie hatte das Geräusch eines Autos vernommen. Schnell sprang sie aus ihrem Auto und stellte sich mitten auf die Straße. Mac mußte nicht sehr lange warten, denn kurze Zeit später sah sie die Scheinwerfer eines Autos auf sie zukommen. Erleichtert fing sie an zu winken.


RAMSES GRAB
TAL DER KÖNIGE
AUSSERHALB VON LUXOR

Die beiden ungewollten Gefangenen des Grabes hatten im Schein der Taschenlampe ihr kleines Esspaket gegessen und etwas getrunken. Nun saßen sie stumm und gedankenverloren auf ihren Plätzen, als ein merkwürdiges Rascheln sie aufhorchen ließen.

"Was war das, Sir?" fragte Lt. Perry mit Angst in der Stimme.

"Da wird wohl ein Luftzug eine Papiertüte oder sonstigen Abfall bewegt haben, Lt."

Er setzte sich nun direkt neben sie und streichelte ihr aufmunternd über den Rücken. Harm spürte die angespannten Muskeln und meinte: "Wie wäre es mit einer entspannenden Massage, Lt.?"

"Sir?" erwiderte der Lt. überrascht.

"Sie sind total verspannt. Versuchen Sie sich etwas zu entspannen, sonst haben Sie morgen einen ganz fürchterlichen Muskelkater."

Der Lt. lächelte etwas im immer schwächer werdenden Licht der Taschenlampe.

"Darf ich Sie was fragen, Sir?"

"Nur zu, Lt.," forderte Harm sie anlächelnd auf.

"Haben Sie gar keine Angst, Sir?"

"Vor was sollten wir Angst haben? Hier ist Nichts was uns Angst machen könnte. Nur wir Zwei sind hier und sonst niemand."

"Aber die Mumie..." widersprach Lt. Perry.

"Die ist seit über 3000 Jahren tot. Total tot. Toter geht's gar nicht mehr," antwortete Harm im witzelnden Tonfall, und er erreichte damit, dass der Lt. sich etwas entspannte. Mit einem Male kam ihr, ihre eigene Angst lächerlich vor. Sie beschloß sich zu entspannen und keinen Gedanken mehr, an die Mumie zu verschwenden. Wahrscheinlich lag das einfach an zu vielen Hollywoodstreifen, die sie gesehen hatte. In "Die Mumie" war die Mumie zum Leben erwacht und sie war böse. Warum sollen Mumien böse sein? Die Macher dieses Film wollten den Menschen Angst einjagen und sie mit einem Untoten konfrontieren. Wie unlogisch doch diese Filme waren!?

Harm merkte, dass der Lt. nicht mehr die Schultern angezogen hatte und nun eine entspannte

Körperhaltung hatte. Zufrieden mit sich, lehnte er sich nun an die Wand und schloß die Augen.


AUF EINER VERLASSENEN STRASSE
RICHTUNG TAL DER KÖNIGE

Es war ein roter, ziemlich alter, Fiat Uno der angehalten hatte. Hinter dem Steuer erkannte Mac eine junge Frau von Mitte 20 mit aschblonden kurzen Haaren. Die junge Frau stieg aus und sprach etwas auf arabisch und Mac antwortete mit einem starken amerikanischen Akzent ebenfalls auf arabisch: "Das Auto springt nicht mehr an."

"Na, so was!? Mitten in der Pampa treffe ich eine Amerikanerin! Hallo! Ich bin Martina," erwiderte ihre Retterin auf Englisch.

Die junge Frau streckte ihr ihre Hand entgegen. Mac nahm sie und spürte einen festen Händedruck.

"Ich bin Mac."

"Du hast eine Panne?"

"Ja. Ich weiß nicht was kaputt ist, auf ein Mal fing er an zu Stottern und dann ging nichts mehr."

"Diese Schrottmühlen kenne ich - fahre auch so was! Wo willst du denn hin?"

"Ins Tal der Könige."

Martinas Augen weiteten sich überrascht und erwiderte dann: "Was willst du denn um diese Uhrzeit da?"

"Meine Kollegen sind heute Mittag mit einer Reisegesellschaft zum Tal gefahren und sind bis jetzt nicht wieder aufgetaucht. Ich mache mir Sorgen und wollte mal nachsehen gehen."

Martina nickte verständnisvoll: "Kein Problem! Ich fahre dich. Ist nicht mehr sehr weit. Steig ein!"

Während der Fahrt auf der holprigen Straße fragte Mac: "Und was machst du um diese Uhrzeit hier?"

Martina grinste und antwortete: "Ich arbeite für ein deutsches Hotel als Führerin und ich hatte heute so viel Papiersachen zu erledigen, da wurde es etwas später."

"Bist du Deutsche?" fragte Mac.

"Ja. Ich lebe aber schon einige Jahre hier in Ägypten. In Deutschland ist das Wetter immer so beschissen," lachte Martina.

"Vielleicht sollte ich mir auch mal überlegen, ob ich auswandere" grinste Mac nun.

"Wo wohnst du denn in den Staaten?"

"Washington D.C. und da ist das Wetter auch nicht so berauschend."

"Und was machst du da? Ich meine was ist dein Job?"

"Ich bin ein Colonel des Marines Corps und arbeite im JAG-Büro der Navy, als Anwältin."

"Huuii.. Ein richtiger Marine, also! Nicht schlecht. Ich hatte mir auch mal überlegt Soldat zu werden, aber dann bin ich so in die Hotelbranche reingeschlittert. Na ja, ich mag meinen Job irgendwie. Er ist zwar anstrengend, aber ich lerne dauernd neue Leute kennen."

Sie führten ihre angeregte Unterhaltung fort und kamen dabei dem Tal der Könige immer näher.


RAMSES GRAB
TAL DER KÖNIGE
AUSSERHALB VON LUXOR

Harm sah auf seine Armbanduhr. Es war bereits nach 4 Uhr morgens. Lt. Perry war vor einiger Zeit eingeschlafen und er hatte versucht ebenfalls die Augen zu schließen, leider ohne Erfolg. Der Schein der Taschenlampe war kaum mehr als ein kleines Leuchten, was die Dunkelheit durchbrach. Harm sah sich um, doch außer der Dunkelheit ringsum konnte er nichts erkennen und so versank er im Nachdenken:

Ein lautes Rascheln war zu hören und ließ die Beiden hochschrecken.

"Was war das, Sir?" fragte der Lt. bange.

"Keine Ahnung."

Das Rascheln klang wie umherfliegende Papierblätter und wiederholte sich. Ein unerträglicher Geruch hing plötzlich in der Luft.

"Sir? Was ist das?" flüsterte Lt. Perry nervös.

"Riechen Sie das auch?"

"Ja. Es stinkt widerlich."

Harm roch noch einmal, er kannte den Geruch, doch es gelang ihm im ersten Moment nicht ihn zuzuordnen.

"Irgendwie habe ich das schon mal gerochen. Wenn ich nur wüsste wo..."

"Woher kommt dieses Rascheln, Sir?" fragte der Lt. ängstlich.

Zu dem andauernden Rascheln, gesellte sich nun auch noch ein schleifendes Geräusch. Lt. Perry rutschte näher an Harm und krallte sich angsterfüllt in seinen Hemdärmel. Die Angst ließ ihr die Kehle zuschnüren und sie spürte wie ihr Herzschlag sich erhöhte. Das Geräusch wurde lauter und es schien so als ob es immer näher kommen würde. Harm reichte es. Er erhob sich lautlos und griff nach der Taschenlampe.

"Ich werde mal nachsehen was das ist!"

"Bitte, Sir, bleiben Sie hier!"

"Und was bringt das? Nichts."

"Gut, aber ich komme mit. Ich bleibe hier nicht eine Minute alleine," flüstertete der Lt. mit erstickter Stimme. Lt. Perry ließ nicht für eine Sekunde Harms Hemd los. Vorsichtig schlichen sie sich an der Wand entlang in Richtung der Geräuschquelle....


VOR DEM TAL DER KÖNIGE
AUSSERHALB VON LUXOR

Martina stoppte und schaltete den Motor ab. Mac fühlte Beklemmung in sich aufsteigen, als sie das Schild : "Tal der Könige" im Scheinwerferlicht las. Hinter diesen aufragenden Felsen lag eine Totenstadt mit dem ein oder anderen Bewohner. Sie sah zu Martina hinüber, die ebenfalls gerade aus starrte und meinte: "Wie kommen wir da rein?"

"Das Tal ist bewacht, aber ich kenne einen Geheimgang. Komm! Laß uns gehen!"

Martina wollte schon aussteigen als Mac sie am Arm festhielt.

"Hast du vielleicht eine Taschenlampe?"

"Das hätte ich beinahe vergessen! Ja, ich habe eine, aber die können wir erst anmachen wenn wir in diesem Gang sind. Okay?"

"Okay."

Die beiden Frauen stiegen aus und schlossen geräuschlos die Türen, dann liefen sie geduckt dem Tal der Könige entgegen.


RAMSES GRAB
TAL DER KÖNIGE
AUSSERHALB VON LUXOR

Das Rascheln und das schleifende Geräusch wurden immer lauter. Harm spürte wie er selbst nervöser wurde und er merkte, dass es dem Lieutenant nicht anders erging, denn sie krallte sich immer fester in sein Hemd. Mit zum zerreißen gespannten Nerven tasteten sie sich in der Dunkelheit voran.

Mit einem Male fiel es Harm wie Schuppen von den Augen, er wußte was das für ein bestialischer Gestank war. Es war der Geruch von verwesendem Fleisch. Ihm stieß es unangenehm auf und er hatte einen widerlichen Geschmack im Mund. Mit pochenden Herzen gingen sie Schritt für Schritt weiter. Harm tastete sich an der kalten rauhen Wand entlang. Unter ihren Füßen knirschte es und sie hörten nur ihren eigenen schnellen Atem, der leise widerhallte. Je mehr sie sich dem Inneren des Grabes näherten, desto kühler wurde es. Ein eisiger Hauch streifte Harms Gesicht und ließ ihn erschauern. Der Lt. hatte das ebenfalls gespürt und der Griff in sein Hemd hatte sich verstärkt. Plötzlich war nichts mehr zu hören. Sie hielten in ihrer Bewegung inne und lauschten.

Die Neugierde war größer als die Furcht und das Unbehagen, das Harm verspürte. Vorsichtig schoben sie sich weiter. Der Gang machte einen Knick und das Rascheln erscholl wieder. Dieses Mal lauter und gleichmäßiger. Harms Verstand sagte ihm, dass es keinen Grund gab, sich zu gruseln. Seine Gefühle hingegen ließen keinen andere Regung zu als nervös und angespannt zu sein. Das schleifende Geräusch war es, dass ihm das Herz bis zum Hals schlagen ließ. Seine Muskeln waren angespannt und nur mühsam überwand er seinen Instinkt, der ihm sagte, dass er verschwinden sollte und das so schnell wie möglich.

Das Rascheln hatte aufgehört und Harm ließ nun den Lichtstrahl vor sich auf den Boden gleiten. Der mickrige Lichtstrahl fiel auf bandagierte knochige Zehen. Harms Atem stockte und er spürte wie seine Muskulatur sich verkrampfte. Lt. Perry schrie voller Panik auf..


IN EINEM GEHEIMGANG
IM TAL DER KÖNIGE
AUSSERHALB VON LUXOR

Der Gang war eng und teilweise hatten sie ein Stück auf allen Vieren krabbelnd zurücklegen müssen. "Gut, dass du nicht unter Platzangst leidest, Mac," meinte Martina grinsend.

"Das gleiche gilt für dich. Wirst du eigentlich nicht Zuhause vermisst?"

"Nein. Ich bin überzeugter Single. Was will ich mit einem Mann? Ein Mann macht nur Dreck, ist unordentlich und wenn man ihn braucht ist er nicht da. Da ist ein Hund noch treuer und ordentlicher."

Mac lachte kurz auf und ihr Echo hallte durch das steinerne Labyrinth. Sie drückte sich nach Martina durch eine schulterbreite Felsspalte und antwortete dann: "Ich denke, aber ohne die Männer und das dazugehörige Chaos, was sie bei uns veranstalten wäre es doch langweilig. Meinst du nicht?"

"Hmm... Weißt du, wenn ich Lust auf Sex habe, dann gehe ich aus und angle mir Einen. Aber mich binden will ich nicht. Eine Beziehung ist doch irgendwo der Verlust von Freiheit und die ist mir sehr wichtig."

"Das denke ich überhaupt nicht. Es ist doch schön wenn man seine Freiheit teilen kann und wenn jemand da ist, der sich freut wenn du Nachhause kommst."

Martina drehte sich trotz der Enge um und sah Mac grinsend an.

"Du bist verliebt!"

Mac zog erstaunt die Augenbrauen nach oben und erwiderte: "Wie kommst du denn darauf?"

Martina zuckte mit den Schultern und antwortete gelassen: "Weibliche Intuition?"

"Komm! Lass uns weiter gehen!"

"Also, habe ich recht?" sagte Martina, ohne sich von der Stelle zu bewegen.

"Kann sein..."

Ein Schrei unterbrach ihre Unterhaltung und entsetzt sahen sie sich an.

"Hast du das gehört?" fragte Mac ungläubig.

"Ja. Woher das bloß kam?"

"Vielleicht ist Jemand in Not und braucht Hilfe!?"

"Ja. Beeilen wir uns!"

Martina schob sich weiter durch die engen Gänge. Mac folgte ihr rasch.


RAMSES GRAB
TAL DER KÖNIGE
AUSSERHALB VON LUXOR

Er ließ den Strahl der Taschenlampe weiter nach oben wandern und dann leuchtete er in das abgemagerte und eingefallene Gesicht der Mumie. Harm starrte das Wesen, im Schein der Taschenlampe, ihm gegenüber an, ohne auch nur irgendwie fähig zu sein zu reagieren. Er sah die eingefallenen Wangen, den kaum noch behaarten Schädel, die zerfetzten Bandagen an den Armen und Beinen, die bräunlich-schwärzliche Haut, die sich über den gesamten Körper spannte und die einerseits faszinierend und zugleich beängstigenden leeren Augen.

Nichts außer Weiß war darin zu sehen. Es gab keine Pupillen. Der Lt. riß Harm aus seiner Starre und zog ihn nun mit sich, bis der Rückzug an einer Mauer endete. Die Mumie folgte ihnen und Harms Blick klebte an den weißen Augen. Das leise Röcheln, dass von der Mumie kam, bildete im Moment die einzige Geräuschquelle, bis Lt. Perry mit zitternder Stimme flüsterte: "Sir? Was... was machen wir denn jetzt?"

Ohne die Mumie aus den Augen zu lassen, gab er jetzt genauso leise zurück: "Ich weiß es nicht, Lt. Ich hatte noch nicht das Vergnügen eine lebendige Mumie kennenzulernen."

Der Lt. hatte sich hinter Harm in Sicherheit gebracht und lugte an ihm vorbei.

"Sieht der uns überhaupt?"

Harm wollte gerade antworten, als die Mumie den Mund oder war es der Kiefer öffnete und etwas sagte. Zum Leidwesen der beiden Offiziere verstanden sie nicht was diese Mumie sagte. Es hörte sich fremdländisch an und Harm war sich sicher, diese Sprache noch nie gehört zu haben.

"Was hat dieses Ding bloß gesagt, Sir?" erkundigte sich der Lt. leise und mit zitternder Stimme.

"Vielleicht hat er gefragt, was wir hier machen!?" mutmaßte Harm.

Offensichtlich schien die Mumie zu bemerken, dass sie nicht verstanden wurde, denn es hob die rechte flache Hand zum Zeichen, dass es nichts Böses wollte.

"Okay. Okay! Ich nehme mal an, du bist Ramses?" sagte Harm mit einer sehr rauhen Stimme.

Die Mumie nickte langsam und das Knacksen der Knochen hallte von den Wänden wider. Dann sagte es wieder was in seiner Sprache. Die Stimme der Mumie allerdings war brüchig und die Sprache war klang- und geheimnisvoll.

"Wir verstehen dich nicht," sagte Harm und zum Verständnis machte er dementsprechende Handzeichen. Wieder nickte die Mumie und dann wurden Lt. Perry und Harm überrascht, denn die Mumie sagte etwas in schlechtem Englisch.

"Ich bin Ramses. Ich bin in Frieden hier."

"In Frieden???" echote Lt. Perry ungläubig.

"Ich will dir nicht zu Nahe treten, aber du bist eine Mumie!?" meinte Harm nun, sich zusammenreißend. Er sah der Mumie direkt in die weißen Augen.

"Noch. Ihr seid gewesen um meine Ruhe zu stören und mich holen aus Reich der Untoten."

"Redest du von diesem Papyrus?"

"Ich nicht verstehe."

"Sprichst du von dem Papyrus, was ich bei dir vorgelesen habe?" wiederholte Harm seinen Satz.

"Ja. Ich habe geschworen dass ich Mann finde, der mit schwarzer Magie, meine Nefertari getötet hat. Das Papyrus ist der einzige Schlüssel dazu gewesen, mich in die Welt der Lebenden zurückzuholen und du hast ihn benutzt."

Harm sah über seine Schulter und präsentierte dem Lt. einen verlegenen Gesichtsausdruck.

"Wie war das doch gleich, Sir? Es gibt keine Flüche und erst recht keinen Zauberspruch um Untote wieder zu erwecken?" entgegnete Lt. Perry sarkastisch.

"Hey! Ich konnte doch nicht ahnen, dass das wirklich funktioniert, oder?"

Die Angst war verflogen und er merkte dass der Lt. sich ebenfalls entspannte und neben ihn trat.

"Woher kannst du eigentlich unsere Sprache?" fragte Harm neugierig.

"Viele Menschen, die deine Sprache sprechen sind gekommen um mich anzustarren. Ich hörte zu und lernte."

"Wie das geht kannst du mir wohl nicht verraten?" fragte Harm nun erstaunt.

"Ich kenne selbst das Geheimnis nicht, welches mir erlaubte deine Sprache zu erlernen. Wie heißt du?"

"Mein Name ist Harmon Rabb und das ist Petra Perry."

"Und was tut ihr in meinem Grab?"

"Wir sind aus Versehen hier eingesperrt worden."

"Und was ist euere Arbeit?"

"Wir sind Anwälte beim Judge Advocate General Corps der United States Navy," antwortete Harm ruhig.

"Was ist das?"

"Militär."


"Ich wurde mit 10 Jahren der Oberkommandierende des Heeres und mit 14 Jahren zog ich in den Kampf gegen Libyen, an der Seite meines Vaters."

"Ja, dass waren noch andere Zeiten. Heute schicken wir keine Kinder in den Krieg."

"Zu meiner Zeit auch nicht. Doch ich mußte lernen, zu kämpfen, denn ich war vorbestimmt der nächste Pharao zu werden. Ich liebte das Kämpfen und den Sport."

"Und die Frauen!" warf der Lt. ein.

Ramses zeigte ihnen eine Reihe angefaulter Zähne als er grinste und ein Schwall von Verwesung wehte ihnen entgegen, so dass sie ein paar Schritte zur Seite wichen.

"Ehm... Wissen Sie eigentlich, dass Sie aus dem Mund riechen?" erkundigte sich der Lt. mit vorgehaltener Hand.

"Ich hatte über 3000 Jahre keine Gelegenheit dazu mir die Zähne zu putzen."

Harm grinste bei der schlagfertigen Antwort von Ramses: "Dann weißt du welches Jahr wir haben?"

"Ja, dass ist mir sehr bewußt und ich bin erwartungsvoll wie Ägypten sich gewandelt hat. Welcher Pharao herrscht jetzt? Es ist eine Schande für meine Ahnen und mich in gläsernen Sarkophagen ausgestellt zu werden. Es entehrt mich und die meinen. Die Totenstille, die allen Menschen zusteht wurde gestört. Die Gräber von habgierigen und gewissenlosen Menschen geplündert. Unsere Körper geschändet. Ich bin seit etwa 3000 Jahren tot und als meine Mumie gefunden wurde, wurde sie erst nach Kairo gebracht und später zur Untersuchung nach Paris. Ich bin Ramses, der Zweite. Der jetzige Pharao muß ein Ungläubiger sein, denn sonst hätte er es verbieten lassen die sterblichen Überreste seiner Vorgänger ausstellen zu lassen," antwortete Ramses mit Unmut in der Stimme.

"Es gibt keine Pharaonen mehr und in Ägypten wird nicht mehr deine Sprache gesprochen, sondern arabisch."

"Geht es meinem Volk gut?"

"Um ehrlich zu sein: Nein. Ägypten ist kein reiches Land mehr. Es lebt hauptsächlich vom Tourismus."

"Was ist das?"

"Das sind die Leute, die kommen um dich und eure Bauwerke anzusehen," antwortete Harm.

"So wie du und deine Freundin?"

"Sie ist nicht meine Freundin. Sie ist meine Kollegin."

"Ich muß viel nachholen um die Zeit von heute zu verstehen."

Ramses stellte weiter Fragen und weder Harm noch Lt. Perry hatten Angst vor der Mumie. Im Gegenteil, je mehr Ramses erzählte und fragte, desto mehr tat er ihnen leid.


IM TAL DER KÖNIGE
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Martina und Mac hatten es endlich geschafft und standen nun vor den verlassenen Gräbern.

"Und was machen wir jetzt?" fragte Mac`s neue Bekannte.

"Vielleicht sind sie ja in einem Grab aus Versehen eingeschlossen worden? Ich denke wir rufen mal in jedes Grab rein!"

"Weißt du WIE viele das sind?"

Mac zog ihre Schultern nach oben.

"Es sind etwa 62 Gräber entdeckt worden!"

Erstaunt sah Mac Martina im anbrechenden Morgengrauen an.

"Okay, wir machen es so, dass wir in die Gräber zunächst einmal reinrufen, wo jeder Führer auf jeden Fall mit seiner Gruppe reingeht."

"Das ist ein guter Vorschlag! Dann mal los!"

"Ja. Viel Zeit haben wir nicht mehr."

Sie stapften los und Mac hoffte, dass Harm und Lt. Perry wohlauf waren.


RAMSES GRAB
TAL DER KÖNIGE
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Harm und der Lt. standen Ramses direkt gegenüber. Ramses Englisch verbesserte sich bei jedem Satz etwas mehr.

"Was passiert nun eigentlich? Legst du dich wieder in deinen Sarg?" wollte Harm nun wissen.

"Ich brauche eure Hilfe um endlich Ruhe zu finden."

"Und wie?" fragte der Lt. stattdessen.

"Ich bin Ramses, der Sohn des Lichts. Sie wird mir meinen Körper zurückgeben um meinen Schwur zu erfüllen."

"Häh???"

"Lieutenant!" ermahnte Harm den jungen Lt..

Ramses wollte schon wieder grinsen, erinnerte sich aber rechtzeitig an das, was das letzte Mal passiert war und deswegen unterließ er es.

"Nur die Sonne kann mich zu einem Menschen aus Fleisch und Blut werden lassen. Ich brauche eure Hilfe um mein Grab zu verlassen."

"Und wie soll das gehen? Wir sind selber hier eingesperrt!" stellte Harm klar.

"Kommt am nächsten Tag abends zurück und verbergt euch bis kein Mensch mehr hier ist. Dann holt mich aus diesem Gefängnis."

Harm sah den Lt. an, die etwas verwirrt zu sein schien.

"Lt.? Was halten Sie davon?"

Lt. Petra Perry trat etwas nervös von einem Bein auf das andere und antwortete schließlich: "Ich weiß nicht, Sir. Er ist na ja... ein Toter. Oder?"

"Sieht er tot aus? Okay, blöde Frage! Vergessen Sie es. Die Frage ist: Wollen oder sollen wir ihm helfen?"

"Haben wir dazu ein Recht, Sir? Was passiert wenn wir es tun? Die Mumie wird als gestohlen gelten und dann gehen die Probleme erst richtig los, Sir."

Harm sah sie nachdenklich an. Der Lt. hatte Recht! Sie konnten wohl schlecht mit einer Mumie türmen? Aber Ramses würde ohne ihre Hilfe nie seine Ruhe finden. Dazu kam noch, dass er - Harm - es verbockt hatte, ihm aus seinem Todesschlaf zu reißen und nur weil er dem Lt. beweisen wollte, dass da nichts dran war. Unzufrieden gab Harm ein Murren von sich, dann wandte er sich wieder Ramses zu, der ihn immer noch mit leeren Augen ansah. Oder war das Einbildung?

"Der Lt. hat Recht! Wir können doch nicht dich... ich meine deine Mumie, einfach so mitnehmen."

"Es wird euch nichts geschehen, darauf habt ihr mein Wort."

Der Lt. stemmte beide Hände in die Hüfte und sah Ramses in sein zerfallenes Gesicht.

"Sie sind eine MUMIE! Ein getrockneter Toter sozusagen und ich habe keine Lust wegen Diebstahl ins Gefängnis zu wandern! Hinzu kommt noch, dass das Leichenfledderei wäre."

"Es kann nur etwas vermisst werden, wenn etwas nicht da ist. Nicht wahr?"

Der Lt. und Harm legten ihre Stirn in Falten und sahen ihn verständnislos an.

"Geht in meine Grabkammer und dann kommt zurück!"

Gesagt, getan. Ramses blieb alleine zurück und Harm und der Lt. gingen in die eigentliche Grabkammer, wo Ramses Sarg stand. Was sie darin sahen, ließ sie nach Luft schnappen. Dort lag die Mumie von Ramses, so als ob nichts geschehen wäre.

"Sir? Wie ist das möglich?" stotterte Lt. Perry.

"Ich weiß es nicht..." antwortete Harm fassungslos.

Sie kehrten zu Ramses zurück, der seine Überreste auf eine kleine Mauer gesetzt hatte.

"Was habt ihr gesehen, meine Freunde?"

"Wie... wie...?"

"Ich bin sozusagen der Geist und ich leide darunter, dass ich hier eingesperrt bin und seit 3000 Jahren warte, dass mich jemand befreit. Endlich seid ihr hier und darum bitte ich euch mich zu erlösen."

Harm wechselte mit Lt. Perry einige Blicke und antwortete dann zögerlich: "Okay, wir helfen dir. Aber bevor wir das tun, will ich wissen, was du vorhast, wenn du hier raus bist."

"Ich verstehe euch. Meine Aufgabe ist es den Nachfahren zu finden, dessen Vorfahre mir einst meine Lieblingsgemahlin genommen hat."
"Aber der kann doch nichts dazu, was sein Vorfahre gemacht hat!" warf der Lt ein.

"Das ist wahr. Doch ich weiß was ich zu tun habe."

"Du willst ihn ermorden!" zog Harm den Schluß aus Ramses' Aussage.

"Nein. Nein. Ich werde ihn verfluchen," sagte Ramses mit so einer Gleichgültigkeit in der Stimme, dass es Harm und dem Lt. kalt den Rücken hinunter lief.

"Helft ihr mir?"

"Haben wir eine Wahl? Ich habe das hier verursacht und daher werde ich für die Folgen gerade stehen."

"Du bist ein Ehrenmann. Ich danke dir."

"Danke mir nicht zu früh! Erst mal müssen wir hier raus kommen."


IM TAL DER KÖNIGE
AUSSERHALB VON LUXOR

Mac und Martina hatten bereits in 14 Gräber hineingerufen und nun gingen sie zum Grab von Ramses II. "Findest du es nicht gruselig hier?" fragte Martina etwas nervös.

"Nein. Ich finde diese Stille hier erdrückend, aber gruselig finde ich es nicht. Du?"
"Etwas schon," gab Martina zu. "In dem ein oder anderen Grab befindet sich die Mumie eines Pharaos, der vor tausenden von Jahren gestorben ist."

"Hast du etwa Angst, dass Einer davon auferstehen könnte?" stichelte Mac grinsend.

"Darüber macht man keine Witze, Mac!" antwortete Martina sehr ernst.

"Glaubst du etwa daran?"

"Das habe ich nicht behauptet. Wenn man so lange wie ich hier schon wohnt, dann bekommt man einfach eine andere Ansicht, was dieses Tal hier betrifft."

"Und die wäre?"

"Na ja, es gibt z.B. eine Legende, die besagt, dass auf einem Papyrus geschrieben steht, wie man Ramses, den Großen, zum Leben erwecken könnte. Doch niemand kann unterscheiden, ob es dass richtige Papyrus ist, selbst wenn ein Fachmann es in den Händen halten würde."

"Das ist doch nur eine Legende!" meinte Mac versöhnlich.

"Schon, aber warum sollte es dieses Papyrus nicht wirklich geben? Ein Pharao war der Gott Horus auf der Erde und die alten Ägypter glaubten an ein besseres Leben im Jenseits. Daher war es Tradition nach der Krönung mit dem Bau seines Haus für die Ewigkeit zu beginnen."

"Ja, und die Ägypter glaubten damals auch, dass der Himmel durch die Berge gehalten wird und dass die Erde ein Würfel war. Das ist doch Hokuspokus!"

"Wenn du meinst... Ich wünsche dir, dass deine Meinung darüber nie verändert wird."

Mac grinste und sie waren jetzt nur noch ein Katzensprung von Ramses' Grab entfernt



Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: AN NASCIS REGIBUS LONGAS ESSE MANUS! von Flim

#5 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:12

RAMSES GRAB
TAL DER KÖNIGE
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"Man wird uns spätestens bei der Graböffnung für die Touristen entdecken. Es dürfte nicht mehr lange dauern, " meinte Harm nun beim Blick auf seine Armbanduhr.

"Sie sind 90 Jahre alt geworden. Ist das richtig?" fragte Lt. Perry.

"Mir wurde ein langes Leben zuteil und ich herrschte 60 Jahre lang über mein Volk. Ägypten war ein wohlhabendes und mächtiges Reich, bis gegen Ende der 19. Dynastie es bergab ging. Die Hethiter waren mächtiger und stärker geworden. Das Chaos brach aus und die Menschen begannen an den Göttern zu zweifeln und an dem Pharao. Den Ägyptern war es über 3 Jahrtausenden mit dieser ägyptischen Kultur gut gegangen, es hatte ihnen viel Blutvergießen, Unterdrückung und Zwietracht im Namen der Religion erspart. Stattdessen hat es die Toleranz gegenüber Neuem und Unbekannten gefördert."

"Woher weißt du das?" kam es verdutzt von Harm.

"Die Führer, die hierher kommen, erzählten es."

"Und Sie haben viel gebaut!"

"Ja, um ein Bildnis bauen zu lassen, die meine Zeit überdauern wird."

"Ich will euch nicht unterbrechen, aber ich geh mal nach oben. Die Sonne müsste bald aufgehen," sagte Harm und verließ den Raum.

"Ich habe leider noch nicht viel von Ägypten gesehen, es muß sehr schön sein."

"Mein Land ist eine Wüste, eine Oase und ein Werk meiner Götter. Es gibt keinen schöneren Platz zu leben als hier."

"Das Wetter ist echt spitzenmäßig!" stimmte Lt. Perry übereifrig zu.

"Wie?"

"Ähhh.. Ich meine das Wetter ist hier immer sonnig und hell."

"Wenn der Nil ansteigt und das Land überschwemmt, sind unsere Vorräte gesichert. Wir danken unseren Göttern für die fruchtbare Zeit."

"Haben Sie in einem Schloß gewohnt?"

"Schloß? Ich hatte 3 Paläste. In Theben. In Pi-Ramses, die neue Hauptstadt, die ich bauen ließ und in Memphis."

"Tut mir leid, dass ich Sie so ausfrage. Sie wollen bestimmt lieber etwas über die jetzige Zeit hören."

Ramses deutete ein Lächeln an und der Lt. sah wie die weißen Augen sich auf sie richteten.

"Okay. Wo fange ich bloß an?"

"Wo lebst du?"

"In den USA. Amerika."

"Wo liegt dieses Amerika?"

"Weit weg von Ägypten. Man fliegt sehr lange und..."

"Ihr könnt fliegen, wie die Vögel?" unterbrach Ramses sie ungläubig.

"Nein! Wir haben eine Maschine gebaut, die uns fliegen kann. Ein Flugzeug."

"Ihr müsst sehr gute Wissenschaftler haben, die euch diese Erfindung gemacht haben."

"Ja. Doch für uns ist das schon normal. Wir fahren auch nicht mehr mit Kutschen und die wenigsten Leute haben noch Pferde."

"Ihr fliegt von Ort zu Ort?"

"Das ist kompliziert. Wir fliegen wenn wir lange Strecken überwinden wollen, dass geht schneller als mit dem Auto oder per Schiff."

"Was ist ein Auto?"

"Phh... Ein Auto ist eine elektrische Kutsche ohne Pferde oder Kühe."

"Das verstehe ich nicht."

"Das wird auch noch länger dauern, bis Sie alles verstehen."


EINGANG VON RAMSES GRAB
AUSSERHALB VON LUXOR

Als Harm nach Draußen sah, traute er seine Augen nicht. Da kam Mac mit einer Frau direkt hierher.

"Mac? Wir sind hier!" rief Harm erfreut.

"Harm? Warte! Wir kommen!"

Mac und Martina rannten zu dem Gittertor, wo Harm stand.

"Ich habe mir Sorgen gemacht und da hielt ich es für das Beste mal nachsehen zu kommen, was du wieder angestellt hast!"

"Ich? Egal! Wer ist das?"

"Oh! Das ist Martina. Sie ist Deutsche und arbeitet für ein deutsches Hotel. Sie hat mich mitgenommen als mein Auto gestreikt hat."

"Hallo!" meinte Martina und streckte Harm die Hand durch das eiserne Gittertor.

"Hallo. Ich bin Harm."

"Wo ist denn Lt. Perry?"

"Ja, ehm... da gibt es ein kleines Problem..." antwortete Harm zögerlich.

"Was?"

"Sie ist noch unten im Grab."

Mac sah ihren Partner irritiert an: "Und was ist jetzt das Problem?"

"Sie ist nicht alleine."

"Ach, seid ihr Mehrere? Wie konnte das denn überhaupt passieren, dass ihr eingeschlossen worden seid?"

"Das ist eine längere Geschichte... Worauf ich eigentlich hinaus will ist..."


"Sir?" kam es aus dem Inneren des Grabes.

"Ja?"

"Hat man uns gefunden?"

"Kommen Sie doch mal rauf!"

Einen Moment später stand der Lt. neben Harm und schüttelte ebenfalls Martina die Hand. Anschließend sah sie Harm etwas fragend an. Er schüttelte den Kopf daraufhin und fuhr fort: "Mac? Ich glaube, ich muß dir da was erklären... Es ist nämlich so, dass wir ehm... Jemanden kennengelernt haben und ähh...."

Alle Vier hörten das schleifende Geräusch und das Rascheln, was aus dem Grabinnern kam.

"Harm? Was ist das?" fragte Mac leicht nervös.

"Das ist na ja... Ramses."

Martina und Mac sahen sich gegenseitig an und dann die Eingesperrten.

"Oh ja! Und ich bin die Kaiserin von China!" kam es spöttisch von Mac.

"Das ist kein Witz!" entgegnete Harm stur.

"Ach nein? Das ist doch jetzt die Retourkutsche wegen Shrek!"

"Nein! Ich habe... Das heißt der Lt. hat an einem der Souvenirstände ein Papyrus für ihren Neffen gekauft und der Händler meinte, es wäre ein Papyrus mit einer magischen Formel drauf, die Ramses zum Leben erweckt. Ich habe das nicht geglaubt und es vorgelesen, als wir in der Grabkammer mit dem Sarkophag standen. Es ist auch nichts passiert - zuerst. Dann haben wir feststellen müssen, dass wir hier eingesperrt worden sind und da...."

Das Rascheln war immer lauter geworden und ein Teil des Einganges war schon in zarten Licht der aufgehenden Sonne getaucht, als Macs und Martinas Augen sahen, dass Harm die Wahrheit gesagt hatte. Entsetzt schrieen beide auf und wichen ein paar Schritte zurück.


"Nein! Ihr braucht keine Angst zu haben! Er tut euch nichts!" sagte Harm mit aller Überzeugung.

"Das ist eine Mumie!" stellte Mac schockiert fest.

"Mac!? In Hollywoodfilmen wird die Mumie immer böse gemacht, aber warum? Es entspricht eindeutig nicht der Wahrheit!"

"Woher willst du das wissen? Hast du mit ihm geplaudert bei Kaffee und Kuchen?" gab Mac barsch zurück.

"Nein. Wir..."

"Ich bin Ramses. Pharao von Ober- und Unterägypten. Ich komme in Frieden. Sie sind sehr schön."

Mac starrte dieses Wesen vor ihren Augen mit offenem Mund an. Martina antwortete stattdessen: "Sie WAREN es vielleicht einmal, aber das ist schon ewig her!"

"Das ist wahr. Ich habe mehr als 3000 Jahre darauf gewartet um erlöst zu werden. Ich werde nur Frieden finden, wenn ich meine Aufgabe gelöst habe."

"Und was soll das sein?" kam es jetzt ungeduldig von Mac.

"Um ewigen Frieden zu finden, muß ich den Nachfahren von dem Mann finden, der mir meine Nefertari mit schwarzer Magie genommen hat."

Harm unterbrach das Gespräch: "Holt uns jetzt erstmal hier raus und dann sehen wir weiter, okay?"

"Meinetwegen," stimmte Mac zu.

"Ich habe einen Dietrich dabei," sagte Martina.

Harm, Lt. Perry und Mac sahen sie überrascht an.

"Ich bin schon mal 3 Tage lang in einem Keller eingesperrt gewesen, daraus lernt man," meinte Martina breit grinsend.

"Na dann los!"

Kurze Zeit später war das Schloß geknackt und die Eingesperrten verließen ihr Gefängnis.

"Und was nun?" erkundigte Mac sich.

"Ramses hat gesagt, er muß in die Sonne," antwortete Harm schulterzuckend.

"Du willst doch nicht allen ernstes diese Mumie mitnehmen?"

"Mac...! Er wird nie Ruhe finden, wenn er seine Aufgabe hier nicht erfüllt hat und außerdem bin ich... bin ich daran Schuld, dass er auferstanden ist."

Mac verdrehte die Augen und erwiderte seufzend: "Das ist ja mal wieder typisch Harmon Rabb Junior."

"Ach!? Glaubst du etwa an Flüche? Ich nicht," kam es ärgerlich von Harm zurück.

"Das habe ich..."

"Wie wäre es, wir suchen uns jetzt ein schönes Plätzchen in der Sonne und dann könnt ihr euch immer noch weiter zoffen," unterbrach Martina die beiden Streithähne.

"Okay," stimmten beide synchron ein.

Nach etwa 25 Minuten hatten sie ein schönen Platz in den zerklüfteten Felsen gefunden. Dort konnte sie niemand sehen, müde ließen sie sich nieder. Das Morgenrot war in vollen Farben und es konnte sich nur noch um wenige Minuten handeln bis die Sonne sich zeigen würde. Ramses stand regungslos da und sah zum Horizont. Mac, Martina, Lt. Perry und Harm saßen schweigsam da und warteten gespannt darauf was demnächst geschehen würde. Die ersten Strahlen waren zu sehen und ein Knistern ging von Ramses aus. Je mehr die Sonne an Kraft gewann, desto mehr verwandelte sich Ramses Äußeres. Zunächst wurde sein Gesicht voller, die Haare begannen zu wachsen. Darauf folgte sein Körper und seine Haut. Nach etwa 10 Minuten stand ein gebeugter, alter Mann vor ihnen.

"War das alles?" fragte Martina ungläubig.

Ramses antwortete nicht und sah sie nur kurz mit weißen Augen an, ehe er genau ins Antlitz der Sonne blickte. Der Lt. stieß noch eine Warnung aus, doch Ramses hob beschwichtigend die Hand und sagte: "Ich bin der Sohn des Lichts. Ihre Kraft ist mein Lebenselixier, sie wird mir nichts tun."

Zusehends verjüngte sich Ramses und nach wenigen Minuten stand ein junger Mann, von Mitte 30, mit sonnengebräunter Haut und einem muskulösen Körper vor ihnen. Mit ungläubigem Staunen musterten sie ihn, doch Ramses sah weiter in das Licht der gleißenden Sonne. Als er sich endlich davon los riß und sich zu ihnen umdrehte, sah er Fassungslosigkeit in ihren Gesichtern. Er grinste und die nun weißen Zähne blitzten in der Sonne, als er mit einer menschlichen, männlichen Stimme zu sprechen begann: "Jetzt fühle ich mich wieder als Mensch."

Keiner antwortete, denn noch waren alle von dem Anblick der sich ihnen bot, perplex und sprachlos. Der Verwandelte machte ein paar Dehn- und Streckübungen und genoß sichtlich die Sonne auf seiner Haut. Sein Leichentuch hatte er um die Hüfte gebunden und schaute nun in die Runde. Mac konnte es nicht glauben was sie sah. Ramses Augen waren nicht mehr weiß und leer, sondern seine Pupillen waren so knallblau, dass es ihr den Atem verschlug. So ein Blau konnte nicht menschlich sein.

"Was schaut ihr so, meine Freunde?" fragte Ramses freundlich.

"D.. Deine Augen..." stotterte Harm.

"Was ist damit?"

"Das Blau!"

"Habe ich euch nicht gesagt, dass das Blau der Farbe des Himmels gleicht, wenn ich zurückkehre?"

Harm und Lt. Perry schüttelten beide den Kopf.

"Entschuldigt mein Versäumnis. Damals hatte ich dunkle Augen und das blau, dass ihr seht, bedeutet, dass ich ein Widerauferstandener bin und Diener meiner Götter. Ich werde ins Jenseits zurückkehren, wenn ich meine Aufgabe erfüllt habe. Euch, die ihr mir geholfen habt, wird kein Leid geschehen."

Harm stand auf und trat zu ihm hin. Er konnte nicht anders, er mußte Ramses berühren um zu wissen, dass er nicht träumte. Langsam streckte Harm seine Hand aus und was er fühlte war eine menschliche warme Haut. Sein Blick traf den von Ramses. Der einstige Pharao lächelte und ein kleines Netz von Lachfältchen breitete sich von den Augenwinkeln her aus.

"Fürchte dich nicht. Ich bin ein Mensch wie du."

"Du bist ein Pharao. Ich meinte du warst ein Pharao und dazu noch ein sehr erfolgreicher."

"Ich bin nur ein Diener meiner Götter und meinem Denken und Handeln gilt dem Volk von Ägypten. Geht es Ägypten schlecht, geht es mir schlecht. Sind die Menschen glücklich und ohne Furcht, dann bin ich es auch."

Die drei Frauen und Harm wurden von Ramses Erscheinungsbild und von seiner Art wie er redete, völlig in den Bann gezogen. Mac mußte sich eingestehen, dass Ramses ein sehr attraktiver Mann war. Harm ließ seinen Blick an dem Körper des einstigen Pharaos hinauf und hinunter wandern und sagte dann anerkennend: "Jetzt weiß ich auch, warum die Frauen so einen Gefallen an dir hatten."

"Frauen sind die wunderbarsten Geschöpfe, nur leider gibt es zu viele," gab Ramses grinsend zurück.

"Da hast du recht!" grinste Harm nun.

"Solche Entscheidungen fielen mir immer sehr schwer. Doch da ich die Frauen liebte konnte ich nur selten ihrem Charme und ihrer Schönheit widerstehen. Es gab jedoch nur eine Frau, die ich liebte und das für alle Ewigkeit auch tun werde. Nefertari."

Der Ausdruck in seinen Augen war tiefe Traurigkeit und schmerzverklärt.

"Es gibt nur eine Frau, die das Herz eines Mannes für immer gefangen halten wird. Ist sie eines Tages nicht mehr da, sucht man eine Kopie ihrer und dennoch wird man nie wieder das Glück in seinen Armen halten."

Harm sah zu Mac und Mac sah in Harms Augen. Sie konnte in seinen Augen die Botschaft lesen: Liebe und Verlangen. Dann sah er weg, so als ob er nicht wollte, dass sie es entdeckte. Doch sie wußte es. Sie wußte es schon seit Jahren, dass er sie liebte. Wie oft hatte sie ihm zu verstehen gegeben, dass sie ihn liebte und wie oft hatte er einen Rückzieher gemacht? Wie oft hatte er sich ihr in letzter Minute offenbart und damit wieder ein Gefühlschaos bei ihr ausgelöst? Nein. Sie konnte es nicht mehr länger ertragen, dieses ewige Hin und Her.

"Man kann das Glück nicht festhalten, doch wenn man es hat, dann ist man der glücklichste Mensch auf Erden. Man sollte es zu schätzen wissen. Man würde sich hassen und verachten, wenn man das Glück was greifbar ist, nicht erlangt und nur weil Unsicherheit es einem verbietet."

Ramses Art und Weise, wie er sprach und wie er gestikulierte war einerseits gebieterisch und andererseits würdevoll und anmutig. Es ließ keinen der Vier kalt, denn das was er sagte war weise und einleuchtend. Der ehemalige Pharao fuhr fort: "Schönheit vergeht wie eine Blume, aber die Liebe überdauert die Unendlichkeit. Mein Herz sehnt sich nach ihr und selbst die Jahrtausende konnten meiner Liebe zu ihr nichts anhaben. All die Frauen, die ich liebte waren nichts als der Versuch meinen Kummer zu vergessen. Ich hätte auf alle verzichtet, wenn ich nur mehr Zeit mit Nefertari gehabt hätte. Jetzt wird es bald so weit sein und ich werde mit ihr wider vereint sein."

Er sagte das mit so viel Gefühl, dass es den Zuhörern den Atem verschlug.

"Du bist weise," flüsterte Lt. Perry ehrfurchtsvoll.

"Weisheit ist das Wissen um die eigenen Grenzen."

"Fühlst du dich nicht einsam?" fragte Mac etwas schüchtern.

"Kein Mensch ist einsam, wenn er einen Platz im Herzen eines Anderen hat."

Diese Antwort veranlaßte die Zuhörer in Gedanken über ihr eigenes Leben zu versinken. Das Gehörte überstieg Macs Denken in einer Art und Weise, die sie selbst überraschte. Es war so einfach Menschen zu durchschauen und dennoch so kompliziert. Sie fühlte sich hingezogen zu diesem Mann, mit den azurblauen sanften Augen. Selbst Harm übte nicht so eine magische Anziehung auf sie aus, wie Ramses. Wie er da stand und so weise sprach, das imponierte ihr und der einstige Pharao von Ägypten fuhr fort: "Der größte und schlimmste Feind eines Herrschers ist die Dummheit der Menschen. Die Dummheit verursacht Chaos und ich als Pharao trage die Verantwortung, das Ägypten nicht im Chaos versinkt. Ich bin der Diener der Maat und daher ist es meine Aufgabe für Ordnung, Gerechtigkeit und Wahrheit zu sorgen, denn nichts anderes ist die Maat."

Martina räusperte sich und stellte eine Frage, die nicht zu dem gerade Gehörtem passte: "Was ist wenn die Liebe nicht erwidert wird oder man sie nicht findet?"

Ramses lächelte und antwortete: "Die Liebe ist ein wilder Stier, du kannst sie nicht bezähmen. Die Liebe ist klug und trotzdem versteht man sie nicht. Die Liebe entsteht zwischen zwei Menschen im ersten Augenblick indem sie sich begegnen. Der Eine erkennt sie gleich, als das was sie ist und der Andere sieht und erkennt sie erst später, dennoch lieben sie sich von Beginn an. Liebe bedeutet nicht, dass man einen Menschen lieben muß. Lieben kann man auch ein Tier, eine Pflanze, eine Tätigkeit oder ein Gegenstand. Und sie kann trotzdem so tief so sein, wie für einen anderen Menschen. Das Wichtigste ist zu erkennen und sie zuzulassen."

Harm fühlte sich immer unwohler in seiner Haut, je mehr Ramses über die Liebe erzählte. Traf das nicht irgendwie genau auf ihn zu? Konnte Ramses gar Gedanken lesen? Tief in seinem Inneren wußte er, dass er Mac seit ihrem ersten Aufeinandertreffen liebte und das sein Herz brechen würde, wenn sie eines Tages aus seinem Leben verschwinden würde. Ein Leben ohne Mac, konnte und wollte er sich nicht vorstellen. Doch seine Angst davor, dass er sie verlieren würde wenn er mit ihr eine Bindung eingehen sollte, war stärker als die Liebe zu ihr. Er liebte sie so sehr, dass er panische Angst hatte, sie dann für immer zu verlieren. Ramses riß ihn aus seinen Gedanken: "So und nun meine Freunde, zeigt mir eure Welt!"

Einige Blicke wurden gewechselt und dann bewegte sich die Gruppe in Richtung Geheimgang.


AN MARTINAS AUTO
VOR DEM TAL DER KÖNIGE
AUSSERHALB VON LUXOR

Ramses umkreiste neugierig und interessiert den alten Fiat Uno und mit voller Begeisterung in der Stimme fragte er: "Kann ich das Auto fahren?"

"Nein. Da brauchst du Übung," grinste Martina breit.

Mac, Lt. Perry und Ramses quetschten sich auf die Rückbank, wobei Mac halb auf Ramses' Schoß saß. Ihr war das unangenehm und daher wollte sie sich zwischen Lt. Perry und Ramses zwängen, doch Ramses hielt sie fest und schob sie richtig auf seinen Schoß. Und wie selbstverständlich legte er ihr seine Arme um die Taille, was Harm missmutig beim Einsteigen bemerkte.

Das alte Auto pfiff auf dem letzten Loch als Martina anfuhr und da sie ihrem Auto nicht zu viel zumuten wollte, bei der Belastung, krochen sie im 2. Gang mit 30km/h Luxor entgegen. Das Harm nicht aufrecht im Auto sitzen konnte störte ihn weniger, als die Tatsache, das Mac sich offensichtlich sehr wohl auf Ramses' Schoß fühlte. Er bemühte sich, seine Unzufriedenheit und Eifersucht nicht anmerken zu lassen und starrte stur aus dem Fenster.


HOTEL PHARAON
LUXOR, ÄGYPTEN

Sie hatten Ramses in Klamotten von Harm gesteckt und ihn ins Hotel geschmuggelt. Mac und Lt. Perry verschwanden kurz auf ihren Zimmer um sich umzuziehen und etwas frisch zu machen. Unterdessen ließ Martina die Badewanne in Harms Zimmer voll laufen für den ehemaligen Pharao von Ägypten.

"Es ist schön hier, doch die Kleidung mag ich nicht," meinte Ramses missmutig, beim Blick in den Spiegel. Er und Harm hatten Harms Koffer nach etwas passenderem durchforstet, doch außer einer Bermuda und einem T-Shirt hatten sie nichts Brauchbares gefunden.

"Ich glaube wir sollten nachher mal eine Runde shoppen gehen," meinte Harm nachdenklich.

"Shoppen???"

"Ja. Shoppen bedeutet so viel wie Kleidung kaufen," erklärte Mac, die gerade zur Tür herein kam.

"An die Kleidung gewöhnst du dich bestimmt schnell," fügte Harm hinzu.

"Wir haben ein Bad für dich eingelassen. Handtuch und Seife liegen griffbereit!"

"Ich danke dir, Martina."

Als Ramses die Badezimmertür geöffnet hatte, blieb er staunend im Türrahmen stehen.

"Ist was nicht in Ordnung?" erkundigte sich Harm.

"Das Bad ist so klein."

"Das ist die Normalgröße einer Badewanne. Brauchst du noch was?"

Ramses sah sich um, zog sich dann mit einem Ruck das T-Shirt aus und griff sich nun an den Bund der Hose, doch Harm schob ihn ganz ins Bad und schloß die Tür.

"Ramses? Bei uns ist es nicht üblich sich vor Fremden auszuziehen," sagte Harm etwas verlegen.

Der ehemalige Pharao sah ihn erst stumm an, dann grinste er breit und meinte: "Ihr seid keine Fremden. Ihr seid meine Freunde... Oder?"

"Natürlich sind wir deine Freunde, aber na ja... Weißt du, heute ist es hier, also ich meine... überall auf der Welt... besonders in Industriestaaten... es gehört sich nicht," stammelte Harm.

"Was sind Industriestaaten? Und wie liebst du dann deine Frau?" kam es von Ramses verwirrt.

Harm stöhnte auf: "Natürlich haben wir Sex, aber wir ziehen uns nicht vor Frauen aus, mit denen wir nicht zusammen sind. Verstehst du?"

"Nein. Und was ist Sex? An mir ist doch alles dran, warum willst du das ich mich woanderst umziehe? Warum sollen mich die Frauen nicht sehen?"

"Nenn es einfach Tradition, okay? Ich kann dir das nicht erklären. Es ist einfach so! Und jetzt lass ich dich mal alleine."

Harm verschwand aus dem Badezimmer und ließ sich seufzend neben Mac und Martina aufs Bett sinken.

"Was ist?" fragte Mac.

"Warum soll Ramses sich woanderst umziehen und nicht vor euch?" entgegnete Harm grinsend.

"Soll er das?" erkundigte sich Martina anzüglich lächelnd.

Der einzigste Mann im Raum verdrehte die Augen.

"Genau! Harm! Warum hast du Ramses ins Bad geschickt, als er sich ausziehen wollte?" stimmte Mac Martina grinsend zu.

"Ihr...."

Man hörte ein Platschen und einen kurzen Aufschrei. Harm sah Mac irritiert an und eilte dann zur Badezimmertür.

"Ramses? Alles in Ordnung?"

Zunächst kam keine Antwort, aber dann: "Es ist so schön warm und der Schaum..."

"Dir gehts also gut, ja?"

"Ja. Nach 3000 Jahren ist das ein erhebenes Gefühl sich zu waschen."

"Das glaube ich dir gern. Wann du was brauchst, dann ruf! Ich bin nebenan!"

"Ja und danke Harmon."

"Einfach nur: Harm!"


20MINUTEN SPÄTER
HARMS ZIMMER
HOTEL PHARAON

Die Badezimmertür öffnete sich und nur mit einem Handtuch um die Hüften trat Ramses hinaus.

"Ich würde mich gern rasieren," meinte Ramses.

"Ich hab nur ein Rasiermesser. Kannst du damit umgehen?"

"Mit was soll ich mich denn sonst rasieren und du hast mir immer noch nicht gesagt was Sex ist?" erwiderte Ramses.

Martina brach als Erstes in schallendes Gelächter aus und Mac und Lt. Perry, die sich hinzugesellt hatte, prusteten einen Augenblick später ebenfalls los, während Harms Gesicht langsam einer Tomate ähnelte. Er drängte Ramses zurück ins Bad und gab ihm sein Rasierzeug. Er beschloß lieber da zu bleiben um ein Auge auf Ramses zu haben.

"Schneide mir die Haare!" sagte Ramses plötzlich.

"Was?"

"Sie sind Stroh und müssen weg."

"Okay."

Ramses rasierte sich zu Ende und Harm begann dem Pharao eine Glatze zu schneiden. Als er fertig war besah Ramses sich im Spiegel und sagte dann: "Gute Arbeit, Harmon."

"Nenn mich doch einfach Harm."

"Wie du wünschst. Doch nun sage mir, warum die Frauen gelacht haben, als ich fragte was Sex ist."

Ramses sah Harm dabei auffordernd an, so das Harm sich einen Ruck gab und versuchte zu erklären was Sex war.

"Sex ist ehm... ein anderes Wort für sich lieben oder für Liebe machen. Weißt du was ich meine?"

"Jetzt verstehe ich, doch warum ist das lustig?"

"Weil heutzutage jeder Mensch weiß, was Sex ist und die Frage kam so... so überraschend."

"Ich verstehe.... Und nun soll ich diese Kleider wieder anziehen?" fragte Ramses nicht gerade begeistert.

"Ja, muß sein. Wir können uns es nicht erlauben, dass du auffällst."

Ramses schlüpfte wieder in die Bermuda und dem weißen T-Shirt, dann gingen sie zu den Ladies nebenan.

"Wow!" kam es bewundernd von Martina und Lt. Perry und Mac konnten sich dem nur anschließen. Ramses sah mit Glatze noch eindrucksvoller und anmutiger aus, als vorher. Die sanften, wachen blauen Augen bildeten einen Kontrast zu der sonnengebräunten Haut.

"Gehen wir jetzt shoppen?" fragte Ramses gespannt.

Es wurden Blicke gewechselt und schließlich sagte Mac: "Ja. Wir gehen jetzt shoppen. Wer kommt noch mit?"

Harm und Martina stimmten zu, während Lt. Perry meinte, dass sie doch ziemlich erschöpft sei und sich lieber ausruhen wolle. Kurze Zeit später brachen die Vier auf in Richtung City. Harm hatte dem ehemaligen Pharao seine Sonnenbrille aufs Auge gedrückt, damit er nicht so auffiel, doch das hätte er sich auch sparen können, da Ramses schon allein mit seinem Auftreten und seiner ganzen Körperhaltung Aufmerksamkeit erregte.

Ramses sog die neuen Eindrücke in sich auf und bewunderte die Frauen, die Häuser, die Kleidung und die ganze Umgebung. Nach etwa 20 Minuten ließ Ramses verlauten, dass er Hunger hätte.

"Ich hätte auch nichts gegen einen Snack," meinte Harm.

Mac grinste und antwortete: "Na nu!? Du hast Hunger? Gibt es denn so was überhaupt?"

Harm verdrehte die Augen und Martina lachte auf.

"Wo kann man hier essen?" fragte Ramses, sich umschauend.

"Auf was hast du denn Lust?" erkundigte sich Mac.

"Ich glaube die Speisen die ich damals bevorzugte gibt es nicht mehr, also bin ich auf euch angewiesen."

"Okay, dann gehen wir doch in das Restaurant da vorne. Einverstanden?"

"Gut. Dann laßt uns mal gehen," stimmte Martina zu.


IN EINEM RESTAURANT
LUXOR, ÄGYPTEN

Mac, Martina und Harm erklärten Ramses was das für Speisen waren, denn Ramses konnte nur Hieroglyphen lesen und schreiben. Ramses hatte sich für gebratenen Fisch mit Reis entschieden und als das Essen kurze Zeit später serviert wurde, staunten die Drei nicht schlecht, als Ramses begann mit den Fingern zu essen. Anerkennend mußten sie zusehen wie elegant und schnell der ehemalige Pharao den Fisch zerteilte, die Gräten rausnahm und schließlich aß. Staunend sahen sie ihm dabei zu. Die drei Offiziere begannen nun mit ihrem Besteck zu essen, was Ramses nun irritierte.

"Warum esst ihr nicht mit den Fingern?"

"Das ist bei uns nicht üblich, außer wir essen einen Burger oder etwas anderes," antwortete Mac.

"Das war ja klar, dass dir diese fetttriefenden Doppeldecker von einer bestimmten Fast Food Kette einfallen," grinste Harm.

Mac schaute ihn gespielt ärgerlich an und widmete sich dann wieder ihrem Essen.

"Ramses? Erzähl uns doch was aus deiner Zeit," forderte Martina ihn auf.

"Was wollt ihr wissen?"

"Hmm... Wie wurden die Pyramiden gebaut?"

Ramses lachte und antwortete: "Das werde ich nicht verraten, wenn ihr es nicht schon wißt."

"Wir wissen es nicht."

"Dann ist es auch nicht meine Aufgabe, es euch zu sagen."

"Okay. Dann erzähl uns doch was aus deinem Alltag," sagte Martina interessiert.

"Es gab mehr Pflichten als Stunden und mein ganzes Tun und Handeln galt meinem Volk. Mein Tag begann mit Ritualen und Rücksprache mit den Göttern. Wenn ich nicht gerade eine Besprechung hatte, dann plante ich zb. den Bau neuer Tempel."

"Was hast du denn den ganzen Tag so gemacht?" fragte Mac neugierig.

Ramses lächelte und erwiderte: "Als Pharao ist man nicht mehr sein eigener Herr. Es gibt kaum Momente, wo man in Ruhe über sein Leben nachdenken kann. Wo man seinen Liebsten zeigen kann, das man sie liebt und sie einem unendlich viel bedeuten. Es ist Bestimmung ob man Pharao wird oder nicht." Ramses' Blick wurde sehnsüchtig und traurig. "Anfangs wollte ich nichts anderes als Herrscher von Ägypten werden, doch bald erkannte ich, das mein Leben dann nicht mehr mir gehören würde. Ich könnte nie wieder das tun was ich wollte. Doch ich war der von den Göttern bestimmte Nachkomme meines Vaters, dem bestimmt war, dass er Pharao werden würde. Ich erfüllte den Wunsch meines Vaters und den meiner Götter."

Harm sah dem einstigen Pharao offen ins Gesicht: "Wie alt warst du, als du Pharao wurdest?"

"Ich war Mitte 20 als mein Vater starb und ich nun für die Zukunft Ägyptens verantwortlich wurde. Ich wurde früh mit den Aufgaben und Pflichten eines zukünftigen Herrschers vertraut gemacht. Im Alter von 22 Jahren zog ich erstmals als Oberkommandierender ins Feld um einen Aufstand in Nubien niederzuschlagen. Es kamen noch weitere Feldzüge, die ich anführte und gewann. Wenn ich nicht in den Krieg zog, dann überwachte ich, im Auftrag meines Vaters, die Arbeiten im Steinbruch von Assuan."

"Du bist mit Anfang 20 in den Krieg gezogen?" kam es etwas fassungslos von Martina.

"Vorher begleitete ich meinen Vater in die Schlachten gegen unsere Feinde. Mit 22 zog ich alleine in den Krieg."

"Aber... aber.. "

"Ich war sehr gut vorbereitet die Regierungsgeschäfte zu übernehmen als mein Vater starb."

"Hattest du da schon eine Freundin?" wollte Mac jetzt wissen.

Ramses lachte und erwiderte: "Ohne eine Königsgemahlin kann kein Pharao herrschen. Mein Vater stellte mir einen Harem zusammen und daraus erwählte ich die zukünftige Königsgemahlin. Ich mußte nicht lange suchen, denn als ich sie sah wußte ich das nur sie es sein konnte, die bestimmt war Herrscherin zu werden. Ihr Name: Nefertari."

Es wurde ruhig am Tisch, bis Harm sich nach der Schlacht von Kadesch erkundigte.

Ramses seufzte kurz und begann zu erzählen: "Im fünften Jahr meiner Herrschaft beschloß ich die strategisch wichtige Stadt Kadesch im Norden von den Hethitern zurückzuerobern. Ich marschierte mit einer 20.000 Mann starken Armee Richtung Nordosten und provozierte eine Konfrontation mit dem König der Hethiter Muwatallis. Ihm gelang mit seiner 40.000 Mann starken Armee ein Überraschungsangriff auf meine Hauptdivison. Meine Soldaten rannten entsetzt auseinander, doch ich war wütend und so brüllte ich meinen Schildträger an: "Ich werde mich auf sie stürzen wie ein Falke, werde sie töten, niedermetzeln und zu Boden strecken." Das tat ich auch, völlig auf mich alleine gestellt. Amun, mein Gott, stand mir bei und im rechten Augenblick rückte die Verstärkung an. Die Hethiter ergriffen die Flucht. Ich gewann die zwar diese Schlacht, dennoch führte ich von da an, fast jedes Jahr Krieg gegen die Hethiter."

"Das muß ein ganz schönes Blutvergießen gewesen sein, " meinte Martina erschauernd.

"In unserer Tradition war es üblich die gefallenen gegnerischen Soldaten zu zählen, indem man ihnen eine Hand oder das unbeschnittene männliche Glied abtrennte und es vor dem königlichen Streitwagen anhäufte, zum Zeichen den Sieges."

Harm und Mac wechselten daraufhin kurz angeekelte bzw. schockierte Blicke und Martina war etwas blass geworden. Ramses hingegen grinste.

"Wie kann man nur so brutal sein?" fuhr Mac ihn nun an.

"Wieso brutal? Sie waren doch schon tot," kam es erstaunt von Ramses.

"Das ist doch pervers!"

"Was heißt pervers?"

Mac machte den Eindruck, als ob sie Ramses gleich an die Kehle springen wollte, deshalb griff Harm ein.

"Pervers bedeutet so viel wie widernatürlich. Warum habt ihr das gemacht?"

"Warum nicht? Ich habe gern gekämpft. Eine Inschrift besagt folgendes: "Seine Majestät erwartet jubelnd die Schlacht, er zieht mit Freuden in den Kampf; sein Herz empfindet Genugtuung beim Anblick des Blutes. Die Abtrünnigen enthauptet er. Seine Majestät tötet sie mit einem Streich - er lässt ihnen keine Erben, und wer seiner Hand entrinnt, wird als Gefangener nach Ägypten gebracht." Wenn es keine Feinde mehr gibt ist mein Land und mein Volk nicht mehr in Gefahr. Und das ist meine Aufgabe. Ihr seid Militärs und tötet auch. Warum macht ihr mir es dann zum Vorwurf?"

Mac mußte betreten den Blick senken als sie Ramses fragenden Blick gewahr wurde.

"Unser Land führt auch nur Krieg wenn unser Volk bedroht ist, aber wir hacken unseren getöteten Feinden nicht die Hand oder... oder was anderes ab," antwortete Harm.

"Und euer Herrscher gibt sich damit zufrieden?" kam es ungläubig von Ramses.

"Sicher."

"Dann muß er ein guter Herrscher sein und er hat wohl sehr großes Vertrauen in seine Soldaten."

"Muß er ja, wenn er nur den Befehl gibt, aber nicht selbst in den Krieg zieht," meinte nun Martina.

"Wie? Er zieht nicht in den Krieg?"

"Das ist heute nicht mehr üblich. Die Herrscher heutzutage geben Befehle und ihre Soldaten führen den Befehl aus."

"Wie kann ein Volk Vertrauen in einen Herrscher haben, der sich nicht selbst die Hände schmutzig macht? Ich verstehe eure Zeit und euere Mächtigen nicht. Mein Volk hätte mich niemals respektiert, wenn ich nicht bewiesen hätte, dass ich kämpfen kann. Sehr merkwürdig euere Tradition."

Ramses steckte sich den letzten Rest seines Fischs in den Mund und fügte dann an: "Ich will euch und die jetztige Zeit verstehen, aber meine Erinnerungen werden mich zum Teil hindern, ganz meinen Verstand für eure Welt zu öffnen. Kennt ihr in dieser Welt Bier?"

Harm, Mac und Martina grinsten und Harm bestellte Ramses ein Bier, während die Übrigen bei Wasser blieben.

„Sehr merkwürdig. Menschen sind so leicht zu manipulieren. Sind die Herrscher von heute so blind, um das nicht zu erkennen?“ meinte Ramses einige Minuten später.

„Da fragst du mich zu viel,“ erwiderte Martina achselzuckend und sah zu Harm.

„Ich denke es hängt damit zusammen, dass seit dem 2. Weltkrieg die meisten Kriege in der Luft stattfinden. Unser Herrscher, der Präsident, ist der Commander in Chief und es wäre gelinde gesagt eine Katastrophe, wenn ihm was zustoßen würde.“

„Zu meiner Zeit war das auch das Risiko, nur das mein Volk von seinem Pharao erwartete, dass er seine Soldaten in den Krieg zu führen hatte. Nur das verschafft dem Herrscher den Respekt des Volkes.“

Darauf gab es nichts weiter zu sagen.

Nach etwa einer Viertelstunde bezahlten sie die Rechnung und verließen das Restaurant, um dann nach passender Kleidung für Rames zu suchen. Etliche Souvenirshops reihten sich aneinander, in deren Auslagen die Händler alles anpriesen, was irgendwie mit den Pharaonen und dem alten Ägypten zu tun hatte. Bedruckte T-Shirts mit den Pyramiden oder der Sphinx im Sonnenuntergang gab es, wie auch angeblich antike Allabastervasen und andere Gefäße mit zum Teil sehr schlecht immitierten Hieroglyphen.

Was Ramses wohl davon hielt, fragte sich Mac im Stillen. Doch die verdunkelten Gläser der Sonnenbrille machten jeden Versuch zunichte, festzustellen was in ihm vorging, bei dem Betrachten dieser Gegenstände. Stumm ließ Ramses seinen Blick in der Gegend umher streifen. Er blieb ab und zu stehen um etwas genauer in Augenschein zu nehmen und schritt dann doch weiter.

Harm unterhielt sich Martina, während Mac in Ramses Nähe blieb. Als der ehemalige Pharao eine schar verdreckter und unterernährter Kinder in einer verwahrlosten und vermüllten Seitengasse entdeckte, blieb er stehen. Mac trat neben ihn und wartete bis Ramses was sagen würde, was er dann auch tat.

„Wieso müssen diese Menschen in Ägypten Hunger leiden? Ägypten war ein Land, für dessen Bewohner Gastfreundschaft an erster Stelle stand. Niemals sollte jemand im Land der Pharaonen Hunger erleiden. Niemals!“

Bei dem entsetzten Ton in seiner Stimme, bildete sich ein Kloß in ihrem Hals und sie musste kräftig schlucken, ehe sie antworten konnte.

„Es ist viel Zeit vergangen. Es gibt viel mehr Menschen auf der Welt, als zu deiner Zeit. Die schwachen Länder bleiben zurück, während die Mächtigen immer mehr an Einfluß gewinnen.“

Er drehte sich zu ihr und sagte scharf: „Das darf nicht sein! Es stürzt die Welt und Ägypten ins Chaos! Als Herrscher hat man die Pflicht die Zuteilung und den Lebensunterhalt gerecht zu verteilen. Man muß das Gleichgewicht der Mächte täglich in Harmonie zueinander bringen, andernfalls wird die Erde und die Menschen daran zugrunde gehen, sowohl der Kleine wie auch der Große.“

Ramses seufzte frustriert und fragte dann Mac direkt: „Warum gibt diesen Kindern niemand etwas zu essen und zu trinken?“

Sie senkte betreten den Kopf und Ramses ging direkt auf Harm zu, der gerade mit Martina auftauchte.

„Sorgst du bitte dafür, dass diese Kinder etwas Nahrung bekommen?“

Harm schaute verwirrt erst Mac an und dann Martina, ehe er sich an Ramses wandte: „Was soll ich?“

„Diese Kinder haben ihr Leben noch vor sich und sie sind die zukunft Ägyptens. Ich dulde es nicht das in meinem Land Kinder auf der Strasse verhungern. Ich bitte dich, gib ihnen zu Essen.“

Der Commander begann in seiner Tasche zu wühlen und zeigte Ramses dann das wenige Geld, was er bei sich hatte.

„Das reicht gerade noch für ein Bier.“

„Du brauchst dazu kein Geld. Du musst nur in eines dieser Restaurants gehen und um Essen bitten.“

Harm schüttelte ratlos den Kopf bis Martina das Wort ergriff.

„Heute kostet ALLES Geld und wie du siehst, haben die Ägypter selbst nicht so viel Geld, sonst hätten sie diesen Kindern bestimmt etwas gegeben.“

Ramses verhaarte einen Augenblick, ehe er die Sonnenbrille abnahm und sich direkt vor ihr aufbaute.

„Du vergisst das dieser Gund und Boden, wo wir stehen Ägypten ist und Ägypter lassen keine Kinder leiden. Wenn es keiner von euch tun will, dann werde ich es selbst tun.“

Mit diesen Worten, die kein Widerspruch duldeten, drehte er sich um und steuerte auf nächstliegende Lokal zu. Mac, Martina und Harm sahen ihm verdutzt hinterher, doch sie blieben wo sie waren.

Kurze Zeit später hallte ein Schwall von Flüchen auf arabisch zu ihnen hinüber. Ein Mann, älteren Jahrgangs und Ramses erschienen auf der Bildfläche. Das der Mann wütend war, war weder zu übersehen noch zu überhören. Als der Mann kurz Luft schnappen musste, ergriff Ramses das Wort. Nichts in seinem Gebaren ließ darauf schließen, das er irgendwie eingeschüchtert war. Im Gegenteil. Seine gesamte Körperhaltung, war einerseits gebieterisch und andererseits völlig entspannt. Was er sagte konnte das Trio, auf der gegenüberliegenden Straßenseite nicht verstehen. Der Mann hörte, unerwartet von den Beobachtern zu, nickte dann mehrmals und abschließend verneigte er sich vor dem ehemaligem Pharao. Der Mann verschwand daraufhin im Innersten seines Lokals und Ramses gesellte sich wieder zu dem Trio, dass ihn neugierig schon erwartete.

„Was hast du ihm gesagt?“ erkundigte sich Martina gespannt.

„Das bleibt mein Geheimnis,“ grinste Ramses und Mac meinte: „Du hast ihm aber hoffentlich nicht gesagt, wer du bist?“

„Nein, das habe ich nicht getan. Menschen sind dumm und eitel, dass ist das ganze Geheimnis... Lasst uns nach Kleidung für mich schauen.“

„Wollen wir nicht warten, ob er ihnen auch etwas zu essen gibt?“ fragte Harm.

„Nein. Er hat mir sein Wort gegeben und mehr brauche ich nicht.“


ABENDS
HOTEL PHARAON
LUXOR, ÄGYPTEN

Es war eine ausgiebige Shoppingtour gewesen und sie hatten einiges zum Anziehen für Ramses preiswert erworben. Harm, Mac, Lt.Perry und Ramses saßen nun an einem Tisch in der Nähe des Swimmingpools und genossen die Abendsonne. Martina war wieder zurück zu ihrer Arbeit gefahren. Auf dem Tisch in ihrer Mitte standen vier Gläser Tee und ein kleiner Teller mit Teegebäck. Ramses trug, wie schon den ganzen Tag, eine dunkle Sonnenbrille um seine auffälligen blauen Augen zu verbergen. Braunen Kontaktlinsen hatte der ehemalige Pharao eine klare Absage erteilt. Er beobachtete zurückgelehnt ein junges Paar, das im Pool plantschte.

„Laßt uns doch auch Schwimmen gehen!“ schlug Mac vor und alle stimmten umgehend zu, da es doch noch relativ warm war.

Mac und Lt. Perry waren schon einige Bahnen geschwommen, als auch endlich Harm und Ramses auftauchten. Man muss nicht erwähnen, dass sie der Blickfang aller weiblichen Anwesenden waren, doch die beiden Männer schienen das nicht zu bemerken, denn sie unterhielten sich angeregt.

„Hey! Wollt ihr weiter Kaffeeklatsch halten oder kommt ihr rein?“ rief Mac in frotzelnder Tonlage.

Zwei Mal spritze das Wasser auf, als die beiden Herrn mit einem gekonnten Kopfsprung ins erfrischende Nass sprangen. Ramses kraulte kommentarlos gleich mal ein paar Bahnen, während Harm es vorzog, Mac unauffällig in ihrem olivgrünen Bikini aus nächster Nähe zu bewundern.

„Auch schon da?“ stichelte Mac grinsend.

„Weißt du wenn man gut aussehen möchte, dann braucht MANN da etwas länger,“ antwortete Harm.

„Wirklich?“

Mac zog amüsiert eine Augenbraue in die Höhe und musterte ihn mit einem gespielt abschätzigem Blick, um dann in Richtung Ramses schauend zu sagen: „Bei manchen Männern ist das wahr. Er sieht eindeutig in Badeshorts noch besser aus. Finden Sie auch, Lt.?“

„Ich stimme Ihnen da voll zu, Ma’ am,“ grinste Lt. Perry.

„Euch ist aber schon bewußt, das er irgendwie tot ist, hmmm...?“ meinte Harm ihnen zuzwinkernd.

„Also ich finde nicht, das er einen toten Eindruck macht. Im Gegenteil: Er sieht äußerst vital und atlethisch aus.“

Harm verdrehte stumm die Augen. In dem Moment tauchte Ramses auf und seine blauen Augen blitzten vergnügt, während er Lt. Perry und Mac eingehend studierte.

„Ihr beide seid wunderschön und wenn wir in meiner Zeit leben würden, würde ich euch einen Job in meinem Harem geben.“

„Einen Job??“ äffte Lt. Perry etwas irritiert.

Mac fiel Harms regungslose Gesichtszüge auf und sie erwiderte schnell: „Danke für das Kompliment, aber wir leben nun mal im 21. Jahrhundert.“ Und an Lt. Perry gewandt erklärte sie: „Zu Ramses Zeiten funktionierte ein Harem, ähnlich wie eine Firma. Die Frauen arbeiteten als....“

Sie stoppte hilflos und Ramses sprang ein: „Im königlichem Harem Mer-Our (bedeutet: Reich an Liebe) begegnete ich zum ersten Mal Nefertari. Sie übte sich, wie auch andere junge Frauen, in der Schule der Poesie, der Musik und des Tanzes. Andere arbeiteten in den Webereien oder vervollkommneten ihre Kenntnisse der Emailherstellung oder sie entwarfen Schmuck. Ein Harem versorgt sich alleine. Sie verkaufen ihre Produkte und kaufen dafür andere Dinge, die sie benötigen. Dafür ist der Leiter des Harems zuständigt, wie auch seine Gehilfen.“

„Und wenn dann der Pharao kommt müssen sie ihm gefügig sein, ja? So eine Ausbeutung!“ ließ sich Lt. Perry angeekelt vernehmen.

„Nein. Du siehst das falsch. Es ist eine Ehre und eine Auszeichnung in einem Harem zu leben. Diese Frauen hatten dort eine gute Zukunft, denn ihnen wurde Bildung zuteil. Jede Frau, egal ob sie im Harem lebte oder nicht, hätte es als eine große Ehre angesehen, wenn der Pharao sich ihr näher gewidmet hätte, denn ein Pharao verkörpert den Gott Horus auf Erden,“ widersprach Ramses.

„Und was mussten die Frauen dafür tun um in ein Harem zu kommen?“ fragte nun Harm.

„Entweder entstammten sie reichen Familien oder sie mussten einfach nur schön sein.“

„Und Nefertari gehörte einer reichen Familie an?“ erkundigte sich Mac.

„Nein. Aber ihre Schönheit war nicht von dieser Welt. Sie hatte lange, glänzende tiefschwarze Haare und blaugrüne Augen. Bei unserer ersten Begegnung versuchten sich die anderen jungen Frauen mit ihrem Wissen zu übertreffen, während Nefertari nur stumm da saß. Ich setzte mich neben sie und fragte was sie denn bedrückte, denn sie erschien so abwesend zu sein. Sie antwortete, dass sie einen Lehrsatz des Weisen Ptah-hotep wählen und erläutern sollte und sie noch nicht wisse, welchen sie denn nehmen sollte. Anschließend fragte ich sie, zu was sie sich denn berufen fühlte und sie erwiderte, dass sie gern Blumen für die Götter binden wolle und die Meditation im Tempel liebte. Kurz darauf musste sie wieder zum Unterricht.“

„Sie muss eine ungewöhnliche junge Frau gewesen sein,“ sagte Mac sanft.

„Ja, das war sie... Seit diesem Tag konnte ich sie nicht mehr vergessen.“

Nach einem kurzen Augenblick des Schweigens, sagte Harm: „Warst du damals schon Pharao?“

Ramses schüttelte den Kopf und antwortete: „Nein, damals war ich noch königlicher Schreiber...“ Er versank in seinen Erinnerungen und ein Lächeln umspielte seine Lippen, so dass keiner wagte ihn zu stören.

Etliche Minuten später kehrte Ramses wieder in die Realität zurück. Er war im 21. Jahrhundert und nicht in seiner Zeit. Jetzt erst wurde er den fragenden Blicken seiner neuen Freunde gewahr. Er räusperte sich und fuhr dann mit fester Stimme fort: „Im Kap, das war die Schule der Königskinder und der Wohlhabenden in Memphis, lernten wir was es bedeutete ein Schreiber zu sein. Der Lehrsatz lautet: ‚Sei Schreiber, denn ein Buch ist von längerer Dauer als eine Stele oder eine Pyramide. Es bewahrt deinen Namen länger als jedweges Bauwerk. Die Nachfahren der Schreiber sind ihre Weisheitsbücher, die Priester, die ihre Totengedenkfeiern zelebrieren, sind ihre Schriften. Ihr Sohn ist das Täfelchen, auf dem sie schreiben, der mit Hieroglyphen bedeckte Stein ihre Gemahlin. Die mächtigsten Bauten zerfallen, das Werk der Schreiber überdauert die Zeiten.’“

„Das heißt du warst erst Schreiber und dann Pharao?“ hakte Mac nach.

Ramses schüttelte den Kopf und antwortete dann: „Ich habe viele Berufe gelernt, ehe ich Pharao wurde. Ich habe Granit abgebaut, ich war Fischer, ich habe die Ausbildung zum Offizier gemacht und vieles mehr. Jeden Beruf den ich erlernte, war wichtig um später gut regieren zu können, nur damals war mir das nicht bewußt. Ich hatte anfangs gehofft, dass ich Pharao werden würde, doch es sah so aus, als ob mein älterer Bruder Chenar der nächste Pharao werden würde. Ich sah meinen Vater nicht oft und wenn ich ihn traf, dann nahm ich jedes einzelne Wort tief in mich auf. Seine Anwesenheit war mir genug. Ich spürte seine Stärke. Wenn er da war lichtete sich das Chaos und seine bloße Anwesenheit übte eine unheimliche Macht auf Jeden aus. Er war der Pharao.“

Alle schwiegen beeindruckt von den Worten und Mac bemerkte in Harms Augen einen Ausdruck des Schmerzes und der Trauer, schnell wandte er den Blick von ihr ab. Doch auch Ramses war dieser Ausdruck in Harms Augen nicht entgangen und er meinte zuversichtlich: „Du wirst deinen Vater eines Tages wiedersehen, doch im Moment musst du hier deine Pflichten erfüllen, so das dein Vater stolz auf dich sein kann. Die Pflicht eines Sohnes ist seinen Namen lebendig bleiben zu lassen.“

Harm starrte Ramses mit aufgerissenen Augen an und selbst Mac verschlug es den Atem.

„Woher..?“ begann Harm.

„Frage nicht nach dem ‚woher’, denn diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Du weißt das dein Vater tot ist. Suche nicht nach dem ‚Warum’ oder ‚wieso’, du wirst keine befriedigende Antwort erhalten. Schaue in die Zukunft und wühle nicht in der Vergangenheit. Eines Tages wirst du ihm begegnen und dort wirst du die Antworten erhalten, die dir auf der Seele brennen.“

In Harms Augen begann es verräterisch zu glitzern und schließlich rollte eine Träne über seine Wange, die er hastig wegwischte. In seinem Kopf drehte sich alles. Woher wußte Ramses, dass sein Vater tot war? Warum hatte er das Gefühl, das Ramses ihn besser kannte, als sonst irgenjemand. Er hatte das Gefühl als ob Ramses in seiner Seele ein und ausspazierte, aber dennoch hatte er keine Furcht. Wenn er einen Augenblick mit Ramses alleine sein sollte, dann würde er ihn fragen, woher er über seinen Vater Bescheid wusste.

„Du weißt sehr viel und ich glaube du kennst jeden Einzelnen von uns, besser als das wir uns selber kennen. Stimmt das?“ fragte Mac mit ernster Stimme nach. Sie musste wissen, was Ramses über sie wusste. Wusste er alles?

Ramses lächelte sie an und entgegnete: „Ich weiß das, was wichtig ist und ich weiß das nicht, was unwichtig ist. Kein Mensch ist vollkommen, selbst ich bin es nicht. Für mein Handeln sind die Götter verantwortlich. Ich halte mit ihnen Rücksprache und wenn ich nicht weiter weiß, sind sie es die mir einen Wink geben... Fürchte dich nicht Sarah, du wirst in naher Zunkunft sehr glücklich werden.“

Mac war sprachlos. Sie konnte nicht anderst als ihn anzustarren. War das wahr, was er sagte? Sollte sie mit Harm doch glücklich werden können? Meinte er überhaupt Harm?

Der ehemalige Pharao riß sie aus ihren Gedanken, als er sagte: „Schau!“ und zeigte zum Himmel, wo ein Schwarm Zugvögel über sie hinweg flog. „Die Zugvögel kommen von jenseits aller bekannten Welten, aus grenzlosen Weiten, wo die Götter unermüdlich Leben schaffen. Verweilen sie im Ozean der Tatkraft, haben sie die Form von Vögeln mit Menschenkopf und nähren sich vom Licht. Überfliegen sie die Grenzen der Erde, nehmen sie die Gestalt einer Schwalbe oder eines anderen Zugvogels an. Vergiß nie sie zu betrachten. Sie sind unsere zu neuem Leben erweckten Ahnen, die sich bei der Sonne für uns verwenden, damit ihr Feuer uns nicht zerstört. Sie sind es, die dem Pharao seine Gedanken eingeben und ihm einen Weg weisen, den Menschenaugen nicht sehen, das sagte mein Vater einst zu mir.“

Harm blickte dem Schwarm nach und irgendwie hatten Ramses Worte etwas beruhigendes an sich. Vielleicht war dem so und sein Vater war dabei? Als sie seinem Blickfeld entschwunden waren, fasste er sich und musterte Ramses scheu, fast schüchtern. Mit einem Male hatte Ramses etwas Unfassbares, Unerklärliches ansich.

„Du bist mein Freund, Harm. Vergiss das nicht und Freundschaft kann so unzerstörbar sein wie Granit. Ich werde nichts tun, was dich gefährdet und ich werde es auch nicht dulden, dass jemand dich beleidigt und deinen Ruf befleckt, aus welchem Munde es auch immer kommen mag. Natürlich gilt das auch für euch Beide und Martina. Ich vergesse nie etwas. Ihr habt mir geholfen und ich werde euch helfen, so wahr ich Ramses bin,“ sagte Ramses sanft.

Sie hatten eine Mumie als neuen Freund gewonnen und einerseits erschien es lächerlich, aber andererseits war Ramses mehr als nur ein Freund. In Mac, Lt.Perry und Harm machte sich mit einem Male eine unerklärliche innere Ruhe breit. Sie waren am Rand des Pools und die Sonne färbte den Horizont in verschiedene sanfte Rottöne.

„Erzähl uns mehr,“ bat Mac.

„Was soll ich euch erzählen? Ihr seid mächtiger an Wissen, als ich es bin. Ich komme aus einem anderen Jahrtausend. Ich kann euch nichts Neues erzählen, denn ihr wisst in Wirklichkeit schon alles.“

„Ist es nicht so, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen sollte?“ meinte Lt. Perry.

„Das ist wahr. Doch nicht ich muss euch die Augen öffnen, denn ich bin tot. Ich kann euch das Wissen vermitteln, was ihr über meinen Glauben kennt, aber ich werde nichts tun oder sagen, was die Zukunft verändern könnte.“

Sie schwiegen und versanken in untätiges Nachdenken über ihr eigenes Leben. Mac war mit ihren Gedanken ganz bei Ramses und dem was er gesagt hatte. Hatte er vielleicht die Gabe in die Zunkunft zu sehen und gleichzeitig auch in ihren Erinnerungen zu lesen? Wusste er was in den Köpfen jedes Einzelnen vorging? War das so? Oder dichtete sie ihm Fähigkeiten an, die er gar nicht hatte, nur weil er eine Mumie war die aus der ganz alten Vergangenheit kam? Sie blickte zu ihm hinüber, doch Ramses schien es nicht zu bemerken oder vielleicht wollte er es gar nicht bemerken. Sie sah sein stolzes Profil, die leicht geschlossenen Augen und das leicht hervorspringende Kinn.

Mac war fasziniert von Ramses, aber sie wusste nicht genau von was diese Faszination kam. Kam es von der Tatsache das er einst Pharao dieses Landes war oder daher weil er für sie als Frau interessant war? Sie konnte es nicht deuten. Ob es nur ihr so ging? Sie schaute zu Harm hinüber, der neben Lt. Perry am Beckenrad war. Harm erwiderte ihren fragenden Blick mit einem etwas halbherzigem Grinsen und sie lächelte zurück. Für Harm war das was Ramses über seinen Vater gesagt hatte, ein Schock gewesen und es schien so, als ob er versuchte es zu verarbeiten. Lt. Perry machte einen entspannten Eindruck denn sie hatte, wie Ramses, auch leicht die Augen geschlossen und ihre Gesichtszüge wirkten ruhig und sanft.

Sie blieben noch einige Zeit im Pool, um sich danach voneinander zu verabschieden und in ihre jeweiligen Zimmer zu verschwinden. Da das Hotel ausgebucht war, war schnell klar geworden, dass Ramses bei Harm schlafen mußte. Mac sah Harm und Ramses in ihrem Zimmer verschwinden, ehe sie selbst sich in ihr Zimmer begab.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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RE: AN NASCIS REGIBUS LONGAS ESSE MANUS! von Flim

#6 von Petra-Andreas , 14.05.2007 22:13

ZIMMER NR.36
HOTEL PHARAON
LUXOR, ÄGYPTEN

„Wie wollen wir das am Blödsten machen?“ fragte Harm nachdenklich, als er sein großes Bett sah. Die Vorstellung mit Ramses ein Bett zu teilen, schmeckte ihm nicht sonderlich.

„Das ist kein Problem. Ich schlafe auf dem Boden.“

Harm sah Ramses einigermaßen überrascht an und stammelte dann: „Also... wir werden bestimmt noch eine bequemere Lösung finden. Ich kann auf dem Sessel dort schlafen.“

„Harm? Ich habe 3000 Jahre lang in einem hölzernen Sarkophag geschlafen. Denkst du nicht, dass es für mich keinen Unterschied mehr macht, zwischen einer Holzkiste und einem Fußboden?“ grinste der Pharao nun. „Zudem würde ich auf dieser weichen Unterlage kein Auge zu bekommen. Mach dir keine Gedanken.“

„Wirklich nicht?“ vergewisserte sich Harm.

„Nein. Es ist gut so.“

Vor Harms Augen begann sich Ramses zu entblättern.

„Ähh? Was tust du da?“

„Ich will mich schlafen legen.“

„Schon. Aber willst du dich nicht lieber im Bad umziehen?“ schlug Harm vorsichtig vor.

Ramses’ Zähne blitzten belustigt auf, ehe er antwortete: „Ich schlafe immer nackt. Das habe ich immer so gehalten und du wirst nichts daran ändern können.“

Harm erkannte an dem Tonfall, dass er nicht weiter reden mußte und beschloß daher, sich im Bad nun selbst umzuziehen. Er putzte die Zähne, wusch sich das Gesicht und die Hände, und trug anschließend etwas Aftersun-Lotion auf seine Haut auf. Als er damit fertig war, kehrte er ins Schlafzimmer zurück, wo Ramses schon nackt auf dem Bettvorleger lag. Harm sah nur die Rückansicht, ehe sich Ramses umdrehte und leicht spöttelnd fragte: „Hast du ein Bad genommen?“

Harm schoß etwas die Röte ins Gesicht, als er den ehemaligen Pharao von Ägypten, splitterfasernackt vor sich auf dem Boden liegen sah.

„Ehm.. ehm... hier! Nimm die Tagesdecke zum zudecken!“

Er reichte sie ihm.

„Danke, mein Freund.“

Harm huschte nun selbst in sein Bett und deckte sich zu.

„Ich wünsche uns eine gute Nacht.“

Harm schwieg kurz um dann sich zu überwinden, die Frage zu stellen, die ihm seit heute Abend im Kopf rumging.

„Ramses? Woher weißt du, dass mein Vater tot ist?“

Es blieb still und Harm dachte schon, das Ramses eingeschlafen sei, doch dann erhielt er unerwartet Antwort.

„Deine Augen sagten es mir.“

„Du meinst den Ausdruck in meinen Augen?“

Ramses schüttelte den Kopf: „Ich kann es nicht deuten. Aber wenn ich euch in die Augen sehe, sehe ich euer bisheriges Leben.“

Diese Aussage ließ Harm kräftig schlucken, denn das würde bedeuten, dass Ramses auch die Problematik der Beziehung zu Mac kannte.

„Weißt du wirklich ALLES über uns?“

„Ich werde nichts leugnen, aber ich werde es auch nicht zugeben. Es wäre nicht gut für euch, wenn ich das Wissen was ich über euch habe, preisgebe.“

„Mich würde interessieren, ob du mein ganzes Leben kennst?“ hakte Harm unbarmherzig nach und erntete dafür ein breites Grinsen von Ramses.

„Du kannst mich noch 1000 Mal fragen und 1000 Mal werde ich dir keine Antwort darauf geben.“

Das klang endgültig und Harm wünschte ihm barsch eine gute Nacht, löschte dann das Licht, um kurz darauf in einen traumlosen Schlaf zu fallen. Ramses hingegen konnte nicht schlafen.

Die Nacht brachte die Stille und mit ihr seine Erinnerungen. Er war erst ein Tag lang ein Mensch und dennoch spürte er die Sehnsucht, endlich ewige Ruhe zu finden. Tagsüber hatte er so viele neue Eindrücke gesammelt, da war er nicht zum Nachdenken gekommen. Harm, Lt. Perry, Mac und Martina waren tolle Freunde, die er gefunden hatte. Er vertraute auf sie. Jedoch fühlte er sich in dieser Zeit nicht Zuhause. Das war nicht das Ägypten, was er einst regiert hatte und wie er es für seinen Sohn hinterlassen hatte. Niemals hatte er sich zu vorstellen vermocht, das Ägypten jemals arm sein würde. Er hatte kaum Ägypter gesehen, es waren viele Fremdländer in den Straßen von Luxor unterwegs. Das Menschen, ja Kinder, Hunger erleiden mussten, schmerzte ihn tief bis ins Innerste.

Gegen Morgens fiel auch er endlich in einen erholsamen Schlaf.


NÄCHSTER MORGEN
IM SPEISESAAL DES HOTELS PHARAON
LUXOR, ÄGYPTEN

Gegen 9Uhr saßen Mac und Lt. Perry am Frühstückstisch. Die beiden Frauen hatten sich reichlich am Büffet bedient und waren gerade dabei zu essen, als überraschenderweise Martina vor ihnen stand.

„Hallo!“

„Hi Martina! Was machst du denn hier?“ fragte Mac neugierig.

„Ich war in der Nähe und da dachte ich mir, ich sollte mal schauen wie es euch geht. Wo ist Ramses und euer attraktiver Begleiter?“

Mac verdrehte kurz die Augen um dann zu antworten: „Setz dich doch erst mal! Harm und Ramses sind noch nicht aufgetaucht. Wahrscheinlich schlafen die beiden Herrn noch.“

„Ich hol mir kurz einen Mocca Kaffee. Kann ich jemanden noch was mitbringen?“

„Für mich nicht. Danke.“

„Ja, ich hätte gern auch noch einen Mocca,“ meinte Lt. Perry.

„Okay. Bin gleich wieder da! Nicht wegrennen!“ grinste Martina und verduftete in Richtung Büffet.

Bald darauf kam sie mit zwei dampfenden Tassen wieder zurück, stellte diese auf den Tisch ab und setzte sich links neben Mac.

„Wie wars gestern noch?“

„Ach, wir sind noch etwas im Pool geschwommen und dann sind wir schlafen gegangen,“ antwortete Mac lapidar.

„Sonst war nichts?“ hakte Martina nach.

Macs Gesichtsausdruck wurde etwas verlegen und daher schaute sie auf ihren Teller, der gut gefüllt war.

„Petra?“ wandte sich nun Martina an sie.

„Ramses hat noch etwas von sich erzählt und das wars,“ erwiderte Diese.

„Na gut. Was habt ihr denn heute geplant?“

„Eigentlich noch nichts,“ sagte Mac mit Schulterzucken.

„Warum macht ihr nicht eine Nilkreuzfahrt mit? Ich könnte euch Plätze organisieren,“ schlug Martina vor.

„Ich weiß nicht. Frag einfach nachher nochmal, wenn Ramses und Harm hier sind.“

„Kommt drauf an, wann die Beiden kommen. Ich muß noch arbeiten, aber etwas Zeit habe ich noch.“

Lt. Perry und Mac frühstückten, während sie noch etwas plauderten, bis Ramses und Harm erschienen. Harm sah sehr verschlafen aus und sein Gesicht wirkte etwas zerknautscht. Sein Zimmernachbar hingegen wirkte frisch und ausgeschlafen.

„Morgen!“ murmelte Harm, eher er sich neben Martina auf einen Stuhl fallen ließ.

„Guten Morgen! Schlecht geschlafen?“ erwiderte Mac.

„Das eigentlich nicht. Ich brauch nur einen Kaffee und dann bin ich wieder topfit. Ramses? Kommst du mit?“

„Mein Magen verlangt nach Essen. Ich wünsche euch auch einen guten Morgen,“ damit erhob er sich und die beiden Männer gingen zum Büffet hinüber.

„Also Harm sieht aus, als ob er die Nacht durchgefeiert hätte,“ grinste Martina.

„Vielleicht hat er nur schlecht geträumt?“ mutmaßte Lt. Perry.

Nach etwa 8 Minuten kamen Harm und Ramses mit gefüllten Tellern und Tassen zurück. Harm aß lustlos sein Müsli mit Obststückchen. Ramses biss herzhaft in einen Fladen, den er zuvor mit Honig bestrichen hatte. Die Fünf verspreisten in Ruhe ihr Frühstück, bis Martina ihren Vorschlag von vorhin wiederholte: „Ich habe gehört, dass ihr für Heute noch nichts gepant habt. Ich könnte euch Plätze für eine Nilfahrt reservieren.“

„Das würde mich freuen. Ist dort auch ein Ausflug in die Wüste dabei?“ erkundigte Ramses sich.

„Nein, das nicht. Aber man besucht all die alten Stätten des alten Ägyptens. Ihr müsstet euch nur entscheiden, ob Flußaufwärts oder Flußabwärts.“

„So einen richtig schönen Touristenausflug mit fotografierenden Japanern auf einem vollgestopften Dampfer – nein, danke,“ meinte nun Harm knurrend.

„Nur weil du schlechte Laune hast, brauchst du es uns nicht madig machen. Ich fände es interessant,“ entgegnete Mac barsch.

Harm rollte mit den Augen und Ramses fragte: „Gibt es eine Ausfahrt in die Wüste?“

„Du meinst, einen Ausflug in die Sahara. Ja, das bieten wir auch an. Ein 3 tägiger Kamelausritt mit Übernachtungen in der Wüste,“ antwortete Martina.

Ramses’ Augen fingen an zu leuchten, als er das hörte. Wie lange hatte er die Wüste nicht mehr gesehen? Dort würde er auch einen klaren Kopf bekommen und seine Situation überdenken können. Mac sah die Veränderung in Ramses Gesicht, doch Harm zerstörte dessen Hoffnung.

„Leute! In der Wüste kann es bis +45 Grad heiß werden und nachts fällt die Temperatur unter den Nullpunkt. Ich weiß nicht wie es bei euch ist, aber ich für meinen Teil will mich im Urlaub entspannen und keinen Survivaltrip machen.“

Er sah fragend in die Runde und bei Lt. Perry erntete er Zustimmung. Mac hingegen wirkte unschlüssig und Ramses schaute traurig.

„Du willst keine 3 Tage in der Wüste sein, habe ich das richtig verstanden? Aber was würdest du von einem Tag bzw. ein paar Stunden halten?“ verlangte Martina zu wissen.

„Wie soll das gehen?“

„Etwas außerhalb von Luxor gibt es einen kleinen Privatflugplatz, da kann man Rundflüge über die Wüste buchen.“

„Also fliegen lassen, ja?“

„Ja.“

„Na, das wäre doch ein Kompromiss, oder? Ramses würde zum ersten Mal sein Land aus der Luft sehen und wir verbringen keine Tage und Nächte in der Wüste!“ stimmte Mac begeistert zu.

Harm nickte und erwiderte: „Okay, dann einen Flug über die Wüste.“

„Fliegen? Wie die Vögel?“ hackte Ramses mit leuchtenden Augen nach.

„Ja. Fliegen wie die Vögel über das Land, was du einst regiert hast. Gefällt dir das?“

„Ja, es würde mir sehr gefallen. Wann fliegen wir los und wo bekommen wir die Flügel her?“

Seine vier Freunde lachten auf und damit war das beschlossene Sache. Sie würden in etwa zwei Stunden aufbrechen.


11.45 UHR ORTSZEIT
PRIVATFLUGHAFEN
AUSSERHALB VON LUXOR

Auf dem Flugplatz standen nur drei kleine Flugzeuge und ein blankgeputzter und polierter Learjet. Martina, Mac, Lt. Perry, Ramses und Harm steuerten den Flugzeughangar an und ein älterer Mann in einem blauen Overall begrüßte sie. Er sprach fließend Englisch, man hörte nur einen leichten arabischen Akzent.

„Hallo! Hallo Martina! Was kann ich für dich tun?“

Hände wurden reihum geschüttelt und der Blick des Mannes blieb einige Sekunden auf Ramses hängen, der sich ein kleines Flugzeug näher anschaute.

„Hallo Diku. Meine Freunde hier, würden gerne einen Rundflug über die Wüste machen. Hast du Zeit?“

„Ja. Meine Kunden haben abgesagt, aber es gibt ein Problem. Ich kann nur 3 Leute mitnehmen. Eine grössere Maschine steht uns leider nicht zur Verfügung.“

Martina sah Harm und Mac fragend an, doch die Beiden nickten zustimmend.

„Okay, das ist kein Problem. Wann kann es losgehen?“

„Ich muss nur noch kurz ein paar Telefongespräche führen und dann können wir los.“

„Gut. Wir warten hier.“

Während Diku in sein kleines Büro verschwand, unterhielten sich Martina, Mac, Lt. Perry und Harm.

„Wer will unbedingt mit?“ fragte Mac in die Runde.

„Ich kann nicht mit. Ich habe noch eine Reisegruppe,“ antwortete Martina und Lt. Perry erwiderte: „Mir sind diese kleinen Maschinen nicht geheuer. Ich würde auch lieber hier bleiben, Ma’am.“

„Gut. Dann fliegen also Ramses, Harm und ich. Wie lange dauert denn so ein Flug, Martina?“

„Nicht länger als drei oder vier Stunden.“

„Ich würde vorschlagen, dass Martina und Lt. Perry ins Hotel zurückfahren,“ mischte sich Harm ins Gespräch ein.

„Ja, das ist ein guter Vorschlag. Wir sehen uns dann später,“ sagte Mac bestimmt.

Die beiden Frauen gingen zu ihrem Auto und fuhren in Richtung Luxor zurück. Ramses war total gefesselt von dem kleinen Flugzeug, so das er Harm und Mac erst bemerkte, als diese vor ihm standen.

„Wie gefällt dir das Flugzeug?“ fragte Harm mit verschränkten Armen vor der Brust.

„Es ist toll. Aber fliegt dieses Flugzeug überhaupt? Wie funktioniert dieses Flugzeug?“ entgegnete Ramses begeistert.

„Es fliegt, weil es Kerosin verbrennt.“

„Es wird ein Feuer gemacht in dem Flugzeug?“

„Nein. Nein. Wie ein Flugzeug funktioniert, würde jetzt zu lange dauern, aber vielleicht werde ich es dir später erklären.“

„Ich hoffe sehr, dass das Flugzeug fliegt,“ grinste Ramses.

„Oh ja! Es fliegt ganz sicher!“ hörten sie Dikus Stimme. Er kam direkt auf die Drei zu. „Wo ist Martina?“

„Sie sind zurück ins Hotel gefahren,“ erwiderte Harm.

„Schade. Kommen Sie bitte mit. Wir nehmen die Cessna die schon draussen steht.“

Diku musterte den braungebrannten Ramses genau. Irgendwie hatte er das Gefühl diesen Mann zu kennen. Er wußte nur nicht woher und die Augen von Ramses waren hinter seiner Sonnenbrille verborgen. Wenn er sie absetzen würde, würde es Diku vielleicht wieder einfallen, woher er ihn kannte. Sie waren an der rot-weiß lackierten Cessna angekommen und nun kam die Frage der Sitzverteilung.

Ramses sollte viel von seinem Land sehen, aber Harm war zu groß um hinten sitzen zu können. Nach kurzem Hin und Her setzte Harm sich doch durch.

„Ich werde hinten sitzen. Für drei Stunden werde ich es schon aushalten.“

Mac und Harm klettern also nach hinten, während Ramses und Diku dann vorne einstiegen.

Der Motor wurde angeworfen und die kleine Cessna rollte auf die Startbahn. Als die richtige Betriebstemperatur erreicht war, gab Diku Gas und die Maschine begann zu rollen. Sie nahm immer mehr an Geschwindigkeit zu und hob schließlich in den strahlend blauen Himmel ab. Ramses klebte an der Seitenscheibe und brachte vor Staunen kein Wort heraus. Hier weit oben über Ägypten fühlte er sich erstaunlich wohl und ein Gefühl von Freiheit machte sich in ihm breit. Diku, Mac und Harm unterhielten sich, doch Ramses bekam davon nicht viel mit, bis Diku ihn kurz am Arm berührte.

„Kann es sein, dass wir uns schon ein Mal begegnet sind?“

Ramses sah ihn durch seine Sonnenbrille an und antwortete gelassen: „Nein. Das glaube ich kaum.“

„Sie sind aber ein Ägypter, oder?“

Mac mischte sich prompt ein: „Er ist hier geboren worden, lebte aber dann eine Zeitlang im Ausland.“

„A-ha. Ich dachte wirklich, dass ich Sie schon mal gesehen habe.“

Ramses reagierte nicht darauf und schaute wieder gebannt aus dem Fenster. Unter ihnen sah er ‚seine’ Wüste. Wie gern hätte er den Kamelausritt in die Wüste mitgemacht und auch dort übernachtet. Zu seiner Zeit nannten die Tempelhüter die Wüste: ‚Die rote Erde Seths’. Seth war der Gott der Gewitter und des kosmischen Feuers, Seth hatte den Boden verbrannt in diesen einsamen Weiten, aber auch die Menschen befreit von Zeit und Verfall. Ihm war es zu verdanken, dass sie Stätten der Ewigkeit errichten konnten, in denen die Toten nicht verwesten. Er seufzte leise verträumt. Er war zwar in Ägypten, aber es war nicht das Ägypten, das er kannte und das er verlassen hatte. Nein, er fühlte nicht diese tiefe Liebe zu diesem Land. Traurigkeit überkam ihn und die Sehnsucht endlich zu seinen Ahnen zurück zu kehren und das für alle Ewigkeit. Eine einsame Träne rollte seine Wange hinunter, die er jedoch nicht bemerkte. Die Wüste raste unter ihnen hinweg, als die kleine Cessna zu ruckeln begann, um sich schließlich in die Tiefe zu stürzen, doch Diku konnte sie wieder abfangen. Mac hatte entsetzt aufgeschrieen und sich in Harms Unterarm gekrallt.

„Was war los?“ verlangte Harm zu wissen.

„Ich weiß es nicht,“ antwortete Diku. „Sie hat noch nie Probleme gemacht.“

Kurze Zeit später erschütterte ein heftiger Schlag das kleine Flugzeug. Der Propeller kam ins Stocken. Aufschreiend stürzten sie in die Tiefe. Der Boden raste mit hoher Geschwindigkeit auf sie zu. Mac krallte sich noch fester in Harms Unterarm. Dieser spürte das nur am Rande. Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkasten, als es plötzlich um ihn schwarz wurde.


15 MINUTEN SPÄTER
ABSTURZSTELLE IN DER LYBISCHEN WÜSTE

Ramses kam langsam zu sich, um ihn herum was alles verschwommen. Er merkte das sein Gesicht sich heiß anfühlte und tastete es vorsichtig ab. Als er die Finger zurück zog, klebte etwas Blut daran. Sein Blick klärte sich allmählich und ihm fiel wieder ein, dass Diku neben ihm saß.

Sein Instinkt sagte ihm, dass sie hier raus mußten. Es dauerte eine kleine Weile bis er seinen Gurt gelöst hatte. Anschließend beugte Ramses sich zu Diku hinüber und rüttelte ihn sanft an der Schulter, um ihn aufzuwecken. Doch Diku rührte sich nicht. Er machte sich daran Dikus Gurt zu lösen, dessen Oberkörper fiel ihm entgegen auf seinen Schoß. Ramses bemerkte das sich seine Hose nässte und er konnte auch schnell die Ursache dafür feststellen: Diku hatte sich den Kopf aufgeschlagen. Ramses schaute auf die Rückbank. Mac und Harm lehnten regungslos aneinander. Er dachte ruhig nach und kam dann zu dem Entschluß, daß er seine Freunde hier herausbringen mußte. Vielleicht konnte dieses Flugzeug noch gefährlich werden.

Ramses stieß mit aller Gewalt die Tür auf, nachdem er sicher war daß er Diku wieder zurückgelegt hatte, ohne das dieser erneut zur Seite kippen konnte. Die Tür schwang auf und er stieg aus. Jetzt sah er, dass die Cessna sich mit der Schnauze voran in eine Sanddüne gebohrt hatte. Ramses ging um die Maschine herum und öffnete die leicht demolierte Tür mit einem Ruck. Er legte sich Diku, ohne große Kraftanstrengung über die Schulter, und trug ihn ein sicheres Stück weg von der Cessna. Schließlich holte er Harm und Mac auf dieselbe Art und Weise aus der Maschine. Harm kam mir einem Ruck zu Bewußtsein und als er sich aufsetzte, spürte er einen stechenden Schmerz in seinem Brustkasten, was ihn aufstöhnen ließ. Ramses lief schnell auf ihn zu.

„Harm, hast du starke Schmerzen?“

„Geht schon,“ winkte Harm rasch ab. Dann fiel ihm Mac ein. Er sah sie neben sich im Sand liegen und wandte sich an sie. „Mac? Hörst du mich? Sag doch was!“

Doch Mac rührte sich nicht. Er strich ihr sanft über das Gesicht. Aus einem kleinen Kratzer an ihrer Wange sickerten ein paar Tropfen Blut, ansonsten konnte er keine offensichtlichen Verletzungen feststellen. Hilflos sah er sich um und sah Ramses abwartend vor sich stehen.

„Was ist?“

„Ich kümmere mich um Diku,“ entgegnete Ramses.

„Ehm.. ja. Wie geht es ihm?“ fragte Harm etwas geistesabwesend.

„Es geht ihm sehr schlecht.“

„Ich helfe dir gleich. Du könntest mal das Flugzeug nach Sachen untersuchen, die wir brauchen könnten.“

„Was für Sachen?“

„Es müßte ein Verbandskasten zu finden sein.“

„Ein großer Kasten?“

„Etwa so groß.“

Harm deutete ihm die Größe des Verbandskasten mit den Händen an.

„Gut. Ich werde es suchen.“

Ramses ging zu dem zerstörten Flugzeug zurück und sah sich um, schnell wurde er fündig. Es war ein grauer Kasten mit einem roten Kreuz darauf. Schnell brachte er ihn zu Harm.

Harm hatte Macs Oberkörper in der Zwischenzeit auf seinen Schoß gebetet, die jetzt leicht stöhnend die Augen aufschlug.

„Mac! Gott sei Dank! Tut dir was weh?“

„Hmm...?“ kam es verwirrt von ihr.

„Warte! Ich helfe dir!“

Er half ihr sich aufzusetzen. Ihre Augen glänzten eigenartig und er befühlte ihre Stirn. Sie war heiß.

„Du hast Fieber!“

„Unsinn! Wir sind hier in der Wüste. Mir ist nur etwas heiß,“ konterte Mac. „Was ist mit den Anderen?“

„Ramses geht es gut, nur Diku scheint es übel erwischt zu haben.“

„Dann geh zu ihm! Er braucht deine Hilfe mehr als ich.“

„Sicher?“

„Ja. Nun geh schon!“

Harm blickte ihr noch ein Mal in die Augen und erhob sich dann langsam, um zu Ramses zu gehen, der nun in gebeugter Haltung neben Diku saß.

„Wie geht’s ihm?“

Ramses schaute zu ihm auf. Er hatte seine Sonnenbrille neben sich in den Sand gelegt und in seinen blauen Augen sah Harm einen merkwürdigen Ausdruck.

„Was ist los?“

„Diku hat die Reise in die Ewigkeit angetreten. Er ist tot, Harm.“

Harm wußte nicht was er denken oder sagen sollte, denn dazu kannte er Diku zu wenig. Natürlich tat es ihm Leid, dass er gestorben war, aber Trauer konnte er nicht empfinden. Ramses hingegen schien tiefe Trauer zu empfinden und murmelte irgend etwas vor sich hin, was Harm als ein Gebet deutete. Er wandte sich ab und lief zu Mac hinüber.

„Was ist mit Diku?“ erkundigte sich Mac.

„Er ist tot.“

Sie schlug sich entsetzt die Hand vor den Mund und sah ihren Partner mit weit aufgerissenen Augen an.

„Wenn er tot ist, wie sollen wir jemals aus der Wüste finden?“

Daran hatte Harm nicht eine Sekunde lang gedacht, doch dann...

„Wir haben doch Ramses!“

„Er war Pharao!“ erinnerte ihn Mac.

„Und weiter?“

„Wenn er ein Beduine gewesen wäre, hätte ich mehr Hoffnung dass wir hier lebend rauskommen.“

Sie diskutierten noch etwas weiter, als Ramses zu ihnen trat.

„Wir müssen ihm sein Haus für die Ewigkeit graben. Helft ihr mir?“

Zu Dritt gruben sie mit ihren bloßen Händen ein Grab und betteten anschließend den Leichnam hinein. Ramses sprach etwas in seiner Sprache, dann schaufelten sie das Grab zu. Sie waren erschöpft von der Arbeit und der Hitze. Mac befeuchtete ihre trockenen Lippen mit der Zunge.

„Ich werde mal nach brauchbaren Sachen suchen, vielleicht haben wir Glück und Diku hat was zu Trinken dabei gehabt,“ meinte Harm.

„Ich werde dir helfen,“ sagte Ramses.

„Nein. Bleib du mal hier bei Mac. Ich mache das schon,“ entgegnete Harm entschlossen. Er stiefelte zu dem Flugzeugwrack hinüber und durchsuchte den Innenraum. Das Resultat seiner Suche konnte sich sehen lassen: Eine Taschenlampe, eine Decke, zwei Feuerzeuge und zwei Flaschen Wasser, aber keinen Kompass. Gerade als er die Sachen zu seinen Freunden bringen wollte, entdeckte er unter Dikus Sitz ein Jagdmesser. Das würde ihnen auf jeden Fall nützlich sein.

„Harm? Könntest du das Flugzeug reparieren?“ fragte Ramses, als Harm zu ihnen zurück kehrte.

„Nein. Es ist ziemlich stark beschädigt und selbst wenn ich es reparieren könnte, bei dem Sand hier könnten wir nicht starten. Außerdem fehlt mir das passende Werkzeug dazu.“

Mutlosigkeit beschlich die beiden Amerikaner, bis Ramses sagte: „Wir werden gehen müssen.“

„Wohin denn?“ fauchte Mac ungewollt wütend.

Ramses lächelte sie an und erwiderte: „Ich bin der Sohn des Lichts. Ich war der Pharao, der Herr über diese rote Erde, wie auch über die fruchtbare und schlammige schwarze Erde, die Ägypten Nahrung im Überfluß spendete. Ich kenne ihre Geheimnisse und ich kann ihre Kraft nutzen und ihre Macht im Zaun halten. Ich bin ein Mann der Wüste. Vertraue mir.“

Hatte Ramses den Verstand verloren? Wie sollte ausgerechnet er, er, der Pharao sich in dieser Einöde zurecht finden? Sie sah ihn mit einem zweifelnden Gesichtsausdruck an.


„Du vertraust mir nicht. Du denkst, ich als Pharao habe nichts anderes gesehen als meine Paläste. Du irrst jedoch. Bevor ich Pharao wurde, lernte ich die Wüste kennen und schätzen. Sie ist kein Freund des Lebens und trotzdem gibt es hier Leben. Siehe in ihr nicht einen Feind, denn das ist sie nicht. Nur hier bekommt man das Gefühl von Ewigkeit und nur hier lernst du dich auf das wirklich Wesentliche zu beschränken. Deine Gedanken, deine Gefühle reduzieren sich auf das Hier und Jetzt. Hier gibt es keine Zeit. Du mußt die Stille hören um sie zu bemerken. Siehst du die stille, weite und einsame Wüste? Du wirst fühlen, dass deine Probleme unwichtig sind. Deine Gedanken werden frei und du wirst dich neu besinnen. Lass dich auf die Wüste ein. Habe in mein Wissen vertrauen. Ich werde dich nicht enttäuschen.“

Er streckte ihr die Hand hin, die sie zögerlich nahm, dann wandte sich Ramses an Harm: „Habe ich dein Vertrauen?“

Harm dachte daran, was Ramses über seinen Vater gesagt hatte und an die Augenblicke in Ramses’ Grabkammer. Ja, er hatte Vertrauen zu ihm. Woher er das nahm, konnte er selbst nicht sagen.

„Ja, das hast du.“

Der ehemalige Pharao von Ägypten nickte und sagte: „Dann laßt uns aufbrechen. Die Sonne hat noch nicht ihren höchsten Stand erreicht. Einen Moment.“

Er ging schnellen Schrittes zu dem Flugzeugwrack und schnitt mit dem Jagdmesser die Bezüge der Sitze herunter. Harm und Mac waren ihm gefolgt und sahen ihm leicht irritiert zu. In Harm keimte plötzlich die Hoffnung auf, dass das Funkgerät den Absturz unbeschädigt überstanden hatte. Das er nicht zuvor auf den Gedanken gekommen war...? Er drängte Ramses beiseite, doch als er das Funkgerät anschaltete und an den Frequenzen drehte, kam kein Ton heraus. Das Funkgerät war tot. Frustriert schlug er gegen das Instrumentenboard.

Ramses hatte ihm stillschweigend zugesehen und sagte nichts dazu, als Harm sich wieder zu Mac gesellte.

„Was hast du denn gemacht?“

„Ich hatte gehofft, dass das Funkgerät....“ Seine Stimme versagte.

„Es ist zerstört?“ fragte Mac niedergeschlagen nach.

Er nickte hilflos, dann schloß er sie in seine Arme, wo sie stillschweigend stehen blieben. Es war eine tröstende Geste für beide, denn sie wusssten sie waren nicht alleine. Bald darauf kam Ramses mit den Sitzbezügen wieder zurück. Er hielt sie ihnen hin.

„Was sollen wir damit?“ fragte Harm ahnungslos.

„Damit werden wir unsere Köpfe vor der Sonne schützen. Ich werde sie euch umbinden, wie es die Beduinen tun.“

Während er Harm eine Art Turban auf dessen Kopf bastelte, sagte Mac: „Du hast am Anfang mal gesagt, dass die Sonne dir nicht schadet, da du ihr Sohn bist.“

„Das ist auch wahr. Sie macht mich nicht blind und sie verletzt mich nicht. Ich werde jedoch auch ein Turban tragen, denn sonst werde ich auffallen, wenn wir anderen Menschen begegnen. Meine Hoffnung ist, dass wir auf eine Kamelkarawane treffen und nicht auf Schmuggler. So, fertig.“

Harm fühlte sich mit dem umfunktionierten Sitzbezug auf seinem Kopf nicht unbedingt wohl, eher sogar etwas lächerlich, aber es erfüllte seinen Zweck und darum ging es ja. Schnell hatte Ramses auch Mac einen Turban gebastelt und nun baute er sich einen, anschließend ging es los. Harm trug in die Decke eingewickelte Wasserflaschen, Mac die Taschenlampe und den Verbandskasten und Ramses hatte das Messer an sich genommen.


FÜNF STUNDEN SPÄTER, SPÄTER NACHMITTAG
HOTEL PHARAON
LUXOR, ÄGYPTEN

Lt. Petra Perry hatte es sich am Swiming Pool gemütlich gemacht und las ihr Buch weiter. Als es ihr zu heiß wurde, sammelte sie ihre Sachen zusammen und erhob sich. Als erstes ging sie zur Poolbar um sich dort einen kühlen Fruchtcocktail zu bestellen. Während sie wartete, fiel ihr Blick auf ihre Armbanduhr. Sie erschrak ein wenig. Commander Rabb, Colonel MacKenzie und Ramses waren schon sehr lange weg. Es sollte doch nur ein kurzer Rundflug über die Wüste werden. Wahrscheinlich würden sie gleich auftauchen. Das hoffte sie zumindest. Petra trank in Ruhe ihren Cocktail und ging dann auf ihr Zimmer um sich umzuziehen.


GLEICHE ZEIT
IRGENDWO IN DER LYBISCHEN WÜSTE
ÄGYPTEN

Harm spürte das er stark schwitzte, doch der Schweiß war noch, bevor er aus den Poren trat, verdampft. Jeder Schritt war beschwerlich, da die Füße in den feinen, goldgelben Sand einsanken. Sie hatten kaum ein Wort miteinander gesprochen. Er sah Macs schlanke Gestalt vor sich gehen und er bewunderte ihr Durchhaltevermögen, dann ließ er seinen Blick zu Ramses wandern, der ganz vorne ging. Ihm schien weder die Hitze, noch die beschwerlichen Schritte etwas auszumachen. Seine Schritte waren dynamisch und zeigten kein zögern oder unsicheres Auftreten. Harms Atem rasselte und die trockene Luft brannte ihm in den Lungen. Seine Zunge klebte ihm am Gaumen. Er kam ins staucheln und fiel der Länge nach in den Sand, dort blieb er schwer atmend liegen. Mac und Ramses hatten seinen Sturz noch nicht bemerkt. Erst einige Schritte später, drehte Mac sich um und sah ihn im Sand liegen.

„Harm!“ rief sie entsetzt und rannte stolpernd zu ihm. Ramses folgte ihr. Mac stürzte zu ihm hin und sah ihn fragend hilflos an.

„Ich brauche nur eine Pause... Geht gleich wieder,“ meinte Harm jappsend.

Mac gab ihm die Flasche mit dem schon warm gewordenem Wasser und er nahm dankbar ein paar Schlucke.

„Geht es wieder, Harm? Oder wollen wir hier eine Pause machen?“ fragte Ramses.

„Ich bin für Pause,“ kam es prompt von Mac.

Harm nickte zustimmend. Seine Füße fühlten sich heiß an und er sehnte sich nach einem schattigen Plätzchen, doch weit und breit gab es keinen. Mac und Ramses ließen sich neben ihn in den Sand fallen. Die Sonne brannte unbarmherzig von dem strahlendblauen Himmel auf sie hinab. Alle drei schwiegen bis Ramses sagte: „Wir werden es schaffen. Es ist nicht mehr weit bis zu der Geröllwüste. Dort werden wir Schatten finden und uns schlafen legen.“

„Woher weißt du wo wir sind und wo wir hin müssen?“ fragte Mac mit einem Mal.

„Diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Ich kenne die Wüste und sie kennt mich. Du mußt dir keine Sorgen machen.“

Sie haute wütend in den Sand und brüllte: „Du und dein Wissen! Pah! Wir haben uns verlaufen! Du hast keine Ahnung wo wir sind, nicht wahr? Hör auf uns was vorzumachen! Hier sieht alles gleich aus! Alles!“

Ramses zog erstaunt die Augenbrauen nach oben und sah ihr direkt in die Augen.

„Der Himmel und die Sonne zeigen mir den Weg. Ich habe Verständnis für deine Zweifel an mir. Dennoch sind sie nicht gerechtfertigt, denn du siehst in mir nur einen Menschen. Du siehst nicht, dass ich aus einem anderen Jahrtausend komme. Ich bin kein gewöhnlicher Mensch, Mac. Ich bin ein Diener der Götter, denn ich halte den Kontakt zwischen den Menschen und den Göttern. Wir sind hier nicht alleine. Sie sind hier. Bei mir. Wenn du kein Vertrauen in mich hast, dann habe es in die Götter. Sie führen uns aus der Wüste. Hab keine Angst,“ erwiderte Ramses mit sanfter Stimme.

Mac mußte den Kloß der sich in ihrem Hals gebildet hatte krampfhaft herunter schlucken. Sie war die ganzen letzten Stunden von Zweifeln gepackt gewesen und sie konnte nichts dagegen tun. Ihre Augen begannen verdächtig zu schimmern und eine einzige Träne rollte über ihre Wange. Ramses legte ihr seinen Arm um die Schultern und zog sie an sich. Mac fühlte plötzlich ein starkes Gefühl von Sicherheit und innerer Ruhe. Sie schloß genussvoll die Augen und lehnte sich dabei an Ramses Schulter.

Harm hatte alles mitverfolgt und die freundschaftliche Geste von Ramses ließ in ihm Eifersucht aufbrodeln. Mühsam unterdrückte er das Verlangen Ramses eine reinzuhauen und Mac von ihm los zu reißen. Nur Ramses war in der Lage sie hier raus zu führen. Verdammt! Natürlich war ihm aufgefallen, dass Ramses eine starke Anziehungskraft ausübte und er konnte es den Frauen nicht verübeln, dass sie von Ramses, dem Großen fasziniert waren. Nur warum mußte das auch auf Mac zutreffen? Wenn er nicht wüßte das Ramses nur seine Nefertari liebte, dann würde er Ramses als Konkurrenten ansehen. Zum Teufel! Ramses würde wieder verschwinden und er würde es keinesfalls zulassen, dass er Mac verletzen würde. Misstrauisch sah er zu Ramses und Mac hinüber. Sie lag immer noch in seinen Armen und hatte die Augen geschlossen. Er erhob sich und klatschte kurz in die Hände: „Wir können weiter gehen!“

Mac öffnete wieder ihre Augen und blickte prompt in Ramses azurblauen Augen. Sie hatte das Gefühl als ob sie von Innen heraus zu leuchten begonnen hatten. Nein! Es war wahrscheinlich nur Einbildung. Mühsam riß sie ihren Blick von ihm und erhob sich. Ramses sah zu ihr auf und fragte: „Wollt ihr noch was Trinken?“

„Nein.“

Harm schüttelte auch den Kopf.

„Gut. Dann lasst uns weiter gehen,“ sagte Ramses und stand auf. Er suchte den Horizont mit seinen Augen ab, nickte dann und lief los.

„Ramses! Nach was hast du geschaut?“ fragte Mac.

Er lächelte und sagte: „Ich habe gehofft vielleicht eine Karawane zu entdecken. Den aufwirbelten Wüstenstaub sieht man kilometerweit. Doch nun, lasst uns gehen. Wir haben noch eine weite Strecke vor uns.“

Müde und erhitzt setzten sie sich wieder in Bewegung.


FRÜHER ABEND
HOTEL PHARAON
LUXOR, ÄGYPTEN

Lt. Petra Perry hatte schon einige Male sich an der Rezeption erkundigt, ob Harm und Mac zurückgekommen waren, doch die Antwort war jedes Mal unbefriedigend gewesen. Unruhig lief sie in ihrem Zimmer umher. Da mußte was passiert sein! Sie hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Was sollte sie tun? Nach einigen Überlegungen war sie zum dem Entschluß gekommen, dass sie Hilfe brauchte. Nur an wen sollte sie sich wenden? Was war wenn sie sich irrte? In ihrer Not rief sie Martina an, die sie auch gleich am Telefon hatte.

„Petra? Ist was passiert?“

„Ich... ich weiß nicht. Sie sind immer noch nicht wieder hier. Wie lange sagtest dauert ein Rundflug?“

Es blieb kurz still am Hörer, als Martina dann antwortete: „Höchstens drei oder vier Stunden. Die sind aber schon lange vorbei.... Ich werde mal am Flugplatz anrufen. Ich melde mich dann wieder bei dir, okay? Mach dir keine Sorgen. Es geht ihnen bestimmt gut.“

„Ja. In Ordnung. Bis gleich.“

Petra legte den Hörer auf und betete stumm, dass Martina recht behielt. Aufgewühlt und nervös ließ sie sich auf ihr Bett fallen und starrte die Decke an. Tief in ihr wußte sie, dass etwas passiert war. Sie hoffte dass es ihnen gut ging. Wo waren sie bloß?

Das Klingeln des Telefons riß sie aus ihren Gedanken.

„Ja?“

„Petra? Also, ich habe angerufen und der Mann meinte, die Maschine wäre noch nicht wieder zurück gekommen. Das sieht Diku gar nicht ähnlich, dass er so lange weg bleibt,“ meinte Martina.

„Was machen wir denn jetzt?“

„Wir geben ihnen noch eine Stunde, wenn sie dann nicht da sind, wirst du eurem Vorgesetzten Bescheid sagen und wir werden eine Suchmannschaft zusammen stellen. Oder anders gesagt: Ich werde jemand losschicken, der mal die übliche Flugroute von Diku überfliegt. Okay? Ich muß noch etwas arbeiten, aber so bald ich fertig bin, komme ich zu dir ins Hotel.“

„Okay. Ich hoffe, sie kommen demnächst zurück.“

„Ja, dass hoffe ich auch. Wir sehen uns,“ erwiderte Martina.

„Bis dann.“


FRÜHER ABEND
IRGENDWO IN DER LYBISCHEN WÜSTE
ÄGYPTEN

Sie wechselten kein Wort miteinander, was die Eintönigkeit nur noch verschlimmerte. Mac hatte das Gefühl auf der Stelle zu treten und überhaupt nicht vorwärts zu kommen. Sie hatten vor 23 Minuten eine Stelle passiert, wo man die Vergänglichkeit hautnah spürte. Im feinen Wüstensand, teilweise bedeckt, lagen Tierskelette. Mac vermutete, dass es sich um Kamele handelte. Der Anblick hatte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken laufen lassen und selbst in Harms Augen konnte sie Furcht und Hilflosigkeit lesen. Ramses hingegen schien diese Skelette überhaupt nicht wahr zu nehmen, er lief einfach weiter. Sie war irritiert von dem Mann der vor ihr leichtfüßig ging. Langsam begriff sie, dass Ramses nicht einfach nur ein Mann war. Er war mehr als das. Zwischenzeitlich war ihr seine Göttlichkeit abhanden gekommen, doch hier in der weiten leere Wüste, realisierte sie wieder, dass er ein Untoter war. Angst hatte sie nicht vor dieser Tatsache. Im Gegenteil. Sie sagte sich, dass jemand der schon tot war unmöglich in der Wüste sterben konnte. Da war nur ein Problem: Harm und sie konnten hier in dieser unendlichen Weite krepieren, denn sie waren sterblich. Ein tiefes Seufzen entwich ihr und Harm bemerkte es. Mit kurzen schnellen Schritten gesellte er sich neben sie und sah sie fragend an.

„Was?“

„Ich habe dein Seufzen gehört, Mac. Wir werden hier schon raus kommen. Mach dir keine Gedanken,“ versuchte er sie zu beruhigen.

„Ist dir eigentlich klar, dass nur wir beide hier eingehen können? Ramses ist ja schon tot.“

„Wir werden hier nicht sterben! Wir haben dazu schon viel zu viel überstanden. Denk doch mal nach! Lt. Perry ist bestimmt schon aufgefallen, dass wir überfällig sind. Sie wird dafür sorgen, dass man nach uns sucht. Es gibt keinen Grund aufzugeben.“

„Du redest dir etwas ein, Harm! Die Wüste ist riesengroß! Woher sollen sie wissen, wo sie suchen sollen? Und selbst wenn sie hierher kommen, kann es schon zu spät sein,“ konterte Mac frustriert.

Harm streichelte ihr über den Oberarm und sah sie aufmunternd an.

„Denk nicht zu viel darüber nach. Wir werden es schon schaffen. Ich verspreche dir das.“

Sie blickte ihm in seine ozeanblauen Augen und ein merkwürdiger Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Ozeanblau! Oh ja! Jetzt ein Bad im Meer nehmen. Sie schloß ihre Augen und ging blind weiter. Wasser. Frische. Kühle...

„Mac?“

„Wie?“ fragte Mac verwirrt.

„Wo warst du denn gerade mit den Gedanken?“

„Warum?“

„Du hast gelächelt.“

„Ich habe mir gerade vorgestellt im Meer zu baden...“

Nun seufzte Harm: „Ich komme mit.“

Amüsiert gab sie zurück: „Ach? Glaubst du ich nehme dich mit?“

„Natürlich. Ich bin schließlich ein Seemann.“

„Hier hast du doch schon dein Meer. Ein Wüstenmeer.“

„Sehr witzig!“ entgegnete Harm und verdrehte die Augen.

„Ich habe keine Lust mehr zu laufen,“ gab Mac nach einem Augenblick der Stille zu. „Ich sehne mich nach Schatten und Wasser.“

„Ich auch. Unserem Anführer scheint das alles wohl nichts auszumachen,“ antwortete Harm mit Blick auf Ramses, der etliche Meter vor ihnen lief.

„Ja, man könnte meinen er genießt diesen ‚Spaziergang’ durch die Wüste.“

„Vielleicht tut er das wirklich.“

Ihre Blicke blieben an der Gestalt vor ihnen hängen, die sich anmutig und mit nicht einer Spur von Erschöpfung weiter durch den Sand bewegte.

„Ich wünschte, ich wäre nicht so erschöpft,“ seufzte Mac.

„Komm! Lass uns eine Pause machen.“ Und an Ramses gewandt: „Ramses? Wir wollen eine Pause machen.“

Der ehemalige Pharao blieb stehen und stapfte dann zu ihnen zurück.

„Einverstanden. Ihr müsst etwas Trinken und gießt euch etwas Wasser über den Kopf. Lange können wir nicht mehr gehen. Die Sonne ist bereits langsam am Untergehen.“

Harm und Mac ließen sich an Ort und Stelle in den heißen Sand fallen. Das helle Sonnenlicht hatte dafür gesorgt, dass sie ihre Augen stets halbgeschlossen halten mussten. Als sie ihre Augen ganz schlossen, spürten sie die Entspannung umgehend. Harm und Mac spürten noch etwas anderes: Totale Erschöpfung.

„Es ist anstrengend die Wüste zu begehen und sie zehrt an den eigenen Kräften. Wir werden bald unser Nachtquartier aufschlagen und morgen früh werden wir eine Wüstenstadt erreichen. Wenn sich nicht viel verändert hat, dann werden wir dort Nahrung finden,“ erklärte Ramses.

Sein Blick war in Richtung Westen gerichtet. Jetzt war eigentlich die Zeit wo er den Göttern in einem Tempel huldigen würde, wenn er nicht in der falschen Zeit wäre. Die Wüste erinnerte ihn an sein Leben als Pharao. Er warf einen kurzen Blick auf seine Freunde und entfernte sich ein gutes Stück von ihnen. Ramses ließ sich auf die Knie nieder und begann die alten magischen Formeln zu murmeln. Seine Augen hielt er geschlossen und er stellte sich den Tempel von Karnak vor. Wie er dort kniete und Amun Opfergaben darbrachte. Doch ein anderes Bild erschien ihm: Er sah sich im Palastgarten von Theben. Dort betrachtete er die Sykomoren und die anderen herrlichen Blumen. Hier tankte er neue Kraft für seine täglichen Aufgaben. Er setzte sich unter einen Baum und versank in der Stille, als eine süße weibliche Stimme ihn ansprach. Nefertari! Ihre schönen, schwarzen, langen Haare schimmerten in der untergehenden Sonne. Ihr feingeschnittenes Gesicht und ihre wundervolle Figur verzauberten ihn. Ihre Augen so dunkel, so sanft und liebevoll. Ein kleiner Windhauch ließ ihr langes weißes Kleid flattern und ihr Duft betörte seine Sinne. Nefertari sagte zu ihm etwas, doch das nahm er nicht wahr, so gefangen war er von ihrer Schönheit. Sie setzte sich neben ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Wie sehr genoß er ihre Nähe. Wie sehr wünschte er sich diesen Moment für immer festzuhalten. Ihre Hand streichelte ihm über die Brust und das interpretierte er als Aufforderung sie zu küssen. Ihre Lippen waren heiß und unglaublich zart. Ihre Küsse wurden drängender und kurz darauf hatte er sie entkleidet. Lange ließ er seinen Blick über ihren anbetungswürdigen Körper gleiten, bis sie ihn auf sich zog. „Was hast du für ein Geheimnis, Nefertari? Bisweilen ertappe ich mich bei dem Gedanken, dass deine Schönheit nicht von dieser Welt ist.“ Sie sah ihn an und antwortete: „Ist denn unsere Liebe von dieser Welt?“ Ihre feingliedrigen langen Finger entknoteten seinen weißen Schurz und er mußte leise aufstöhnen. In der lauen, von Wohlgerüchen erfüllten Sommernacht vereinigten sie sich.

Seine Augen wurden feucht. Hier, in der stillen und weiten Wüste, wuchs seine Sehnsucht nach ihr ins Unermäßliche. Sein Herz, sein Verstand und sein Körper verlangten nach seiner Königin. Nefertari... Sein Wunsch diese Zeit hinter sich zu lassen, wurde von Minute um Minute stärker. Er wollte nicht mehr hier sein. Er wollte ins Jenseits zu Nefertari. Ramses überkam eine ihm unbekannte Mutlosigkeit und Verzweifelung. Wann würde er endlich ewige Ruhe finden?

„Ramses?“ hörte er Macs Stimme.

Er erhob sich und schob die Gedanken so weit es ging beiseite. Seine neuen Freunde erwarteten von ihm, dass er sie aus der Wüste brachte und das würde er tun. Egal, was es kostete. Seine Gedanken und Gefühle mussten ihm unwichtig sein, nur das Leben seiner Freunde mußte ihm wichtig sein. Niemals hatte er Freunde im Stich gelassen und das würde er auch beibehalten, obwohl er in einer falschen Zeit war. Harm und Mac waren nun bei ihm angelangt.

„Willst du auch etwas Trinken?“ fragte Harm und hielt ihm eine Wasserflasche hin.

„Danke.“

Er nahm ein paar Schlucke, verschloss dann wieder die Flasche und reichte sie Harm zurück. „Wie fühlt ihr euch?“

„Ich würde alles für ein bisschen Schatten geben,“ gestand Mac.

Harm nickte zustimmend.

„Habt noch etwas Geduld. Die Nacht wird schnell kommen. Doch so lange, sollten wir noch weiter gehen.“

Das Trio setzte sich erneut in Bewegung.


1.5 STUNDEN SPÄTER
HOTEL PHARAON
LUXOR, ÄGYPTEN

Natürlich waren Harm, Mac und Ramses nicht aufgetaucht und somit wählte Lt. Perry mit etwas zitternden Händen die Nummer vom JAG Hauptquartier in Washington D.C.. Sie hatte gleich PO Jason Tiner am Apparat.

„Was kann ich für Sie tun, Lt.?“

„Könnten Sie mich mit dem Admiral verbinden?“

„Einen Moment bitte.“

Nach einem kleinen Augenblick meldete sich die leicht mürrisch klingende Stimme von ihrem CO.

„Lt.? Was gibt es denn?“

„Ehm... ja. Also Cmdr. Rabb und Col. MacKenzie sind verschwunden, Sir.“

„Wie? Verschwunden?“ fragte der Admiral verwirrt.

„Sie haben einen Rundflug über die Wüste mitgemacht und sie sind noch nicht wieder zurückgekehrt, Sir.“

„Machen Sie sich mal keine Sorgen. Die Beiden tauchen bestimmt jeden Augenblick wieder auf.“

„Das glaube ich nicht, Sir. Sie sind schon überfällig. Und Martina hat schon bei dem Flughafen angerufen und die Maschine ist noch nicht wieder hier.“

Es blieb kurz still, dann fragte ihr CO: „Wer ist Martina?“

„Wir haben sie hier kennengelernt, Sir. Sie arbeitet für ein deutsches Hotel als Führerin.“

„A-ha. Wann sollten die Beiden denn wieder da sein?“

„Vor ein paar Stunden, Sir.“

„Na gut. In der Nähe von Luxor sind Marines stationiert. Ich werde mich mit dem Kommandanten in Verbindung setzen.“

„Ja, Sir. Darf ich einen Vorschlag machen?“

„Ich höre, Lt.?“

„Martina hat vorgeschlagen, dass sie einen befreundeten Piloten mal die Route abfliegen läßt, die Diku – so heißt der Pilot von Harm und Mac – sonst immer fliegt, Sir.“

„In Ordnung. Wenn Sie etwas erfahren, dann melden Sie sich umgehend bei mir. Verstanden? Ich werde so lange nichts unternehmen.“

„Aye Sir.“

„Gut.“

Das Gespräch war beendet. Petra ließ sich nach hinten auf ihr Bett fallen und starrte die Decke an.


SPÄTER ABEND
IRGENDWO IN DER LYBISCHEN WÜSTE
ÄGYPTEN

Das Trio hatte das Nachtlager aufgeschlagen. Die Sonne war fast am Horizont verschwunden und es wurde merklich kühler. Mac hatte sich mit der Decke zugedeckt, die die beiden Männer ihr aufgedrängt hatten. Sie sah nun zu Harm, der neben ihr im Sand lag und leicht zitterte. Fürsorglich gab sie ihm ein Stück der Decke ab und er lächelte sie dankbar an.

„Ist dir dann nicht kalt?“ erkundigte er sich vorsichtig.

„Es geht schon. Du bist ja auch noch da und da werde ich bestimmt nicht frieren,“ antwortete sie flüsternd.

Harm lächelte sanft, sagte aber nichts dazu. Mac drehte nun ihren Kopf zu Ramses, der links neben ihr lag. Sein Blick war gen Himmel gerichtet, der klar und Sternenbehangen war.

„Ramses?“

Er blickte kurz zu ihr hinüber, starrte dann aber wieder zum Sternenhimmel hinauf.

„Willst du auch unter die Decke?“

„Nein, danke. Ich friere nicht.“

„Okay.... Ist alles bei dir in Ordnung?“ fragte sie nun, denn sie spürte das Ramses irgendetwas beschäftigte.

Er ließ kurz seine weißen Zähne aufblitzen und antwortete: „Es ist alles in Ordnung.“

„Bist du sicher?“

Ramses sah sie nun an, als er erwiderte: „Du kannst mir dabei nicht helfen.“

„Woher willst du das wissen?“

„Mac! Ich bin in der falschen Zeit. Ich... Ich muß diesen Nachfahren des Magiers finden, der einst mir meine Nefertari genommen hat und ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll.“

Mac strich ihm kurz über den Oberarm und sagte dann: „Wir werden dir helfen.“

„Ich weiß... Dennoch... In meinem Kopf herrscht das Chaos. Mich fasziniert diese Zeit und trotzdem vermisse ich das alte Ägypten, meine Heimat, so wie sie einst war. Was ich bisher gesehen habe, hat sich die Welt verschlechtert. Egoismus herrscht und nicht das Wohlergehen der Menschen. Das macht mich traurig.“

Sie mußte hart schlucken bei dem traurigen Ton in seiner Stimme. Harm sprang ein.

„Aber du weißt doch wie das ist? Die Welt verändert sich stetig und man kann es nicht aufhalten. Die Welt ist nicht nur schlecht geworden. Heutzutage kann man viele Krankheiten heilen. Man kann die ganze Welt bereisen. Menschen aus verschiedenen Ländern kennenlernen. Es ist nicht alles schlecht.“

„Es ist schön, wenn man viele Krankheiten heilen kann, aber haben alle Menschen diese Möglichkeit von Krankheiten geheilt zu werden?“

Harm wußte nicht was er darauf sagen sollte.

„Nein. Eine Behandlung kostet Geld und leider können sich nicht alle Menschen einen Arzt leisten,“ erwiderte Mac sachlich.

„Das habe ich befürchtet. Es geht um Geld, womit man alles bezahlen muß. Ist es nicht ungerecht? Sollte nicht jeder Mensch Anspruch auf einen Arzt haben? Das Ziel eines Herrschers muß sein, dass es seinem Volk gut geht, in jeder Hinsicht. Das ist in dieser Zeit wohl nicht mehr der Fall. Es geht ihm nur um seinen Status und seine Macht. Das ist nicht gut.“

Die beiden Amerikaner schwiegen, was hätte sie darauf auch sagen können?

Ramses fuhr fort: „Ich weiß, ihr glaubt nicht an meine Götter. An wen glaubt ihr?“

„An Gott und an die Bibel,“ sagte Harm prompt.


„An welchen Gott?“

„An Jesus Christus.“

„Wer ist Bibel?“

„Das ist unsere heilige Schrift. Dort stehen die zehn Gebote Gottes,“ sagte Harm.

„Und wie lauten diese zehn Gebote, Harm?“

Der Commander wurde verlegen, denn wenn er ehrlich war, so genau konnte er sich an die zehn Gebote nicht mehr erinnern. Er suchte Macs Blick, den er auch fand, aber der Ausdruck in ihren Augen war fragend.

„Nenn sie mir,“ forderte Ramses.

„Ich.. ich glaube, ich kann sie dir nicht sagen,“ stotterte Harm.

„Warum nicht?“

„Weil... weil...“

„In unserem Leben spielt der Glaube nicht so eine große Rolle wie bei euch,“ sprang Mac helfend ein.

Ein Ausdruck von Erstaunen machte sich in Ramses Gesicht breit.

„Wie kann das sein? Unser Glaube gibt uns doch den Sinn unseres Lebens. Bei euch nicht?“

„Doch schon, aber.... Wie soll ich das erklären? Unsere Prioritäten haben sich geändert. Für uns ist unsere Familie und Freunde sehr wichtig, und unsere Arbeit.“

„Für mich auch. Dennoch ist mein Glaube an meine Götter, das Allerwichtigste. Sie haben vor allem anderen Vorrang. Nur wenn es meinen Göttern gut geht, kann es mir gut gehen. Vernachlässige ich sie, wird etwas Schreckliches passieren.“

„Du bist auch Pharao!“ erinnerte ihn Harm. „Du bist das Oberhaupt deines Landes und du trägst die Verantwortung für das Volk. Wir aber nicht.“

„Jeder trägt die Verantwortung für sein Leben und nur wenn du so lebst wie die Götter es verlangen, wirst du belohnt werden.“

„Was meinst du mit belohnt?“

„Du wirst im Jenseits weiter leben dürfen.“

„Dir ist der Glaube sehr wichtig,“ meinte Harm.

„Ja, das ist wahr. Und ich verstehe nicht, wie er euch unwichtig sein kann.“

„Er ist uns nicht unwichtig, aber wir leben unser Leben einfach anders. Wir bestimmen was wir aus unserem Leben machen. Gott gibt uns nur ehm... Ratschläge wie wir es gut machen können.“

Ramses schwieg. Das Gesagte verwirrte ihn, aber er würde sein Leben hier nicht ändern, nur weil sie es taten. Nein! Er würde seinen Glauben nicht verraten und er würde weiterhin seinen Göttern huldigen. Die Sterne am Himmel funkelten so, als ob sie ihm etwas mitteilen wollten. Nach einiger Zeit schlossen sich Ramses’ Augen und er fiel in einen tiefen Schlaf. In seinem Traum sah er seine Paläste, seine Freunde die mit ihm aßen und seine Königsgemahlin Nefertari. Er sah wie Abu Simbel langsam Gestalt annahm und er sah, wie sein Volk ihn jubelnd begrüßte als er aus der Schlacht Nachhause kam. Im Schlaf seufzte er, doch weder Harm noch Mac hörten es, denn sie hatten sich im Schlaf aneinander gekuschelt und schliefen den Schlaf der Erschöpfung.


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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