VS 10x07 - Im Auftrag Gottes von fa sai, Elke

#1 von Petra-Andreas , 22.04.2007 18:32

Title: “Im Auftrag Gottes”
Autor: fa sai, Elke
E-mail: wer uns erreichen will, weiß wo!
Feedback: immer erwünscht, aber bitte immer schön freundlich bleiben! ;-)
Rating: PG-13
Category: JAG Story
Summary: Das ist unsere Vorstellung, wie es nach „H&F“ weitergehen sollte.
Spoiler: 7. Folge der Virtual Season 10
Disclaimer: JAG und alle Charaktere gehören Donald P. Bellisario, Belisarius Productions, CBS und Paramount. Ausnahmen: Richard Quinn, Elizabeth McNeel und Adm. Corin sind eine Gemeinschaftserfindung der Mitglieder des Forums und Julie Graham und Annabelle Lorenzen gehören Elke und mir ganz allein!!


1. Hinweis:
In den nächsten Folgen haben wir den Charakteren einige Zitate in den Mund gelegt, die es herauszufinden gilt. Wir wünschen viel Spaß beim Suchen! Für die/denjenige/n, die/der die meisten Zitate findet, haben wir uns eine Überraschung ausgedacht! (ausgenommen sind die Bibel-Zitate, die ‚unser/e’ Mörder hier verwendet/verwenden.)

2. Hinweis:
Wir schreiben eine Serie. Aus diesem Grund ist es notwendig die vorhergegangenen Folgen gelesen zu haben, um zu verstehen, worum es geht...


Was zuletzt geschah....

“Guten Abend, Herr Botschafter,” sagte sie freundlich.

In diesem Moment kam Julie ins Zimmer, glitt in einen der Stühle und sah Anna an, die nur ratlos mit den Schultern zuckte.

“Botschafter Wessing, meine Kollegin Ms. Graham ist gerade eingetroffen. Ich stelle Sie auf Lautsprecher.”

“Nochmals guten Abend, meine Damen,” ertönte die Stimme eines älteren Herrn aus dem Lautsprecher.

“Was verschafft uns denn die Ehre?”, fragte Julie.

“So wie es aussieht hat es in einem kleinen Ort namens Ramona, das liegt ca. 35 Meilen nordöstlich von San Diego, einen Mord an einer deutschen Staatsbürgerin gegeben.”


Zwei Wochen später...
Haus von Richard und Maria Chapman
Wohnsiedlung, Vorort von Miramar, CA

Die Nachmittagssonne brannte gnadenlos von einem stahlblauen Himmel auf die Wohnsiedlung nieder. Eine mittelgroße, unauffällige Frau mit schulterlangen braunen Haaren kam aus einem typischen Einfamilienhaus. Sie trug eine blaue Bluse und einen weißen Rock mit kleinen blauen Blumen, der ihr bis zu den Knien reichte und sie hielt eine rosa Tupperschüssel in der Hand. Sie überquerte die Straße.

Laura Bedford ging den Weg, der den wunderbar grünen Rasen vor dem Haus des Ehepaars Chapman zerschnitt, zum Eingang des zweigeschossigen hellgelb gestrichenen Hauses. Sie stieg die vier Stufen zur Tür hinauf und klopfte.

Nachdem niemand antwortete, klopfte sie erneut.

Aus dem Haus war kein Geräusch zu vernehmen.

Laura runzelte die Stirn und stieg die Treppenstufen wieder hinab, um am Haus entlang zum Hintereingang zu gehen.

Als sie den Garten hinter dem Haus erreichte, hielt sie kurz inne, um den Garten zu bewundern. Maria hatte einen wunderschönen Garten und verbrachte sehr viel Zeit mit seiner Pflege.

Laura öffnete das Fliegengitter und klopfte an die Hintertür. Nachdem sie auch diesmal keine Antwort erhielt, zog sie leicht am metallenen Knauf und bemerkte, dass sie nicht verschlossen war. Sie öffnete die Tür leicht und rief ins Haus: „Hi, Maria! Ich bin's, Laura!“ Sie lauschte. Keine Antwort. Mit einem Seufzen öffnete sie die Tür vollständig und steckte langsam den Kopf in die Küche hinein. „Ich hab' Dir etwas von der Salsa mitgebracht,“ rief sie, bevor sie einen zaghaften Schritt in die Küche machte.

Es war still.

Sie blickte sich um. Die Sonne schien durch das Fenster und alles sah völlig normal aus.

Sie durchquerte langsam die Küche und betrat den Flur. „Maria?“ Sie blieb einen Augenblick stehen und lauschte erneut. Die Luft war stickig.

Langsam ging sie den Flur entlang, bis sie die Tür zum Wohnzimmer erreichte. Das war der Moment, als sie das Summen hörte. Fliegen.

Laura betrat das Wohnzimmer. Was sie dort sah, ließ sie in blankem Entsetzen erstarren. Die Tupperschüssel glitt ihr aus den Händen und fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden.


Vorspann....


Nächster Tag
1500 ZULU (1000 EST)
JAG HQ
Falls Church, VA

Admiral Corin saß an seinem Schreibtisch und betrachtete den Inhalt der Akte, die vor ihm lag. Er hatte während seiner bisherigen Zeit beim Militär schon so einiges gesehen, aber das hier ließ selbst ihm das Blut in den Adern gefrieren.

„Admiral, Col. MacKenzie und Cdr. Rabb sind da,“ erklang Coates' Stimme über die Gegensprechanlage.

„Schicken Sie sie rein.“ Er klappte die Akte mit einem Stoßseufzer zu, als bereits die Tür aufging.

Mac und Harm kamen vor dem Schreibtisch zum Stehen und salutierten.

„Col. MacKenzie und Cdr. Rabb melden sich, wie befohlen!“

„Nehmen Sie Platz,“ sagte Corin knapp und die beiden Offiziere setzten sich.

Corin sah die beiden Offiziere ernst an und kam ohne Umschweife zur Sache. „Col., Cdr., gestern wurden in einem Haus in der Nähe des Militärstützpunktes Miramar die Leichen von Colonel Richard Chapman und seiner Frau Maria Chapman gefunden.“ Er hielt einen Moment inne, als wolle er überlegen, wie er fortfahren sollte. „Beide wurden getötet und ihre Leichen wurden anschließend verstümmelt.“

Er schob die Akte über den Schreibtisch. Beide Offiziere griffen nach ihr, doch Mac war schneller. Sie schlug die Akte auf und ihr Blick fiel sofort auf ein Tatortfoto. Sie zuckte innerlich zusammen. Mac riss sich zusammen und überflog den sonstigen Inhalt der Akte, ohne zu sehr auf die übrigen Fotos zu achten. Schließlich reichte sie die Akte weiter an Harm.

Währenddessen fuhr Adm. Corin fort: „Es kommt aber noch schlimmer.“

< Was kann denn noch schlimmer sein? >, fragte sich Harm, als er voller Abscheu die Tatortbilder durchsah.

„Es besteht die Möglichkeit, dass es sich um einen Serientäter handelt.“ Corin stand auf und ging zum Fenster. Harm und Mac sahen ihn an und warteten darauf, dass er weitersprechen würde. Der Adm. räusperte sich und sah aus dem Fenster. „Vor drei Wochen wurde eine deutsche Touristin, Katrin Pieroth, keine 20 Meilen weit entfernt in einem kleinen Hotel getötet. Die Vorgehensweise ähnelt der im Fall des Ehepaars Chapman. Sollte es sich um eine Mordserie handeln, so besteht außerdem die Möglichkeit, dass es bereits weitere Opfer gibt, von denen wir noch nichts wissen.“ Corin drehte sich vom Fenster weg und setzte sich wieder an den Schreibtisch.

„Wie ist der bisherige Stand der Ermittlungen, Sir?“, fragte Harm, der die Akte auf den Rand des Schreibtisches gelegt hatte.

Adm. Corin schnaubte verächtlich. „Die örtliche Polizei besteht darauf, dass sie alles im Griff hat. Doch nachdem, was ich bisher gehört habe, sind die Behörden dort nicht gerade mit größter Kompetenz gesegnet. Im Fall Pieroth müssen bei der Beweissicherung unglaubliche Fehler passiert sein.“ Er hob seine Hand in einer Geste der Frustration. „Zu allem Unglück hat sich die deutsche Regierung eingeschaltet. Denn auch Maria Chapman war gebürtige Deutsche. Deutschland hat zwei amerikanische Anwälte damit beauftragt, ein Auge auf die Ermittlungen zu haben und sie haben ferner durchgesetzt, dass ein Beamter des BKA in die Ermittlungen mit einbezogen wird. Da Col. Chapman einer von unseren Leuten war, werden wir uns natürlich in die Ermittlungen einschalten. Das bedeutet für Sie beide, dass Sie es nicht nur mit unfähigen Beamten vor Ort zu tun haben werden, sondern auch mit Anwälten und einem Beamten der deutschen Regierung, die nur darauf warten, Sie in Stücke zu reißen.“

„Seit wann beteiligen wir eigentlich ausländische Vertreter an Kriminalermittlungen, Sir?“, fragte Mac erstaunt.

„Nun, Col., es wurde wohl erheblicher Druck von Seiten der Deutschen ausgeübt. Zum einen versucht unsere Regierung, die ramponierten Beziehungen zu Deutschland zu verbessern, zum anderen haben die Anwälte, die von den deutschen Behörden und den Angehörigen der deutschen Opfer beauftragt wurden, gedroht, jeden, der die Ermittlungen behindert oder dem man nachlässiges Verhalten vorwerfen könne, ich zitiere 'vor Gericht an die Wand zu nageln'.“

Corin fixierte die beiden jüngeren Offiziere mit einem harten Blick. „Ich erwarte, dass Sie beide dort unten in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und mit den Deutschen herausfinden, wer diesen Leuten das angetan hat.“ Er deutete auf die Akte. „Und bitte sehen Sie zu, dass Sie kein diplomatisches Erdbeben auslösen. Habe ich mich klar ausgedrückt?“

„Jawohl, Sir,“ antworteten Mac und Harm und standen auf.

„PO Coates soll ihnen den schnellstmöglichen Transport nach Miramar organisieren. Wegtreten.“

„Aye, aye, Sir.“

Die beiden vollführten eine synchrone Kehrtwende und verließen das Büro.

1900 ZULU (1100 Uniform)
Marine-Corps-Luftstützpunkt Miramar
Miramar, CA

Harm und Mac hielten mit ihrem Mietwagen vor dem Wachhaus am Eingang des Stützpunktes. Sie zeigten ihre ID-Karten und der Wachsoldat bedeutete ihnen weiterzufahren.

Sie fuhren die Hauptstraße der Basis entlang zu einem großen Verwaltungsgebäude, wo sie den Wagen parkten. Die beiden stiegen aus und nahmen ihre Aktentaschen vom Rücksitz.

Bei alledem sprachen sie kein einziges Wort miteinander.

Als sie auf den Eingang des Gebäudes zugingen, nahm Harm sich schließlich ein Herz. „Mac?“

Die Angesprochene stoppte und drehte sich um. „Ja, Harm?“

„Was hältst Du von einem Waffenstillstand?“

„Mir war nicht bewusst, dass wir uns im Krieg befinden.“

„Ach komm schon, Mac. Wir müssen hier für wer-weiß-wie-lange zusammenarbeiten. Und das bedeutet, dass wir miteinander reden müssen.“

„Ja, und?“

„Wir haben seit Wochen kein Wort miteinander gesprochen.“

„Das ist nicht korrekt, Harm. Wir haben sehr wohl miteinander gesprochen.“ Mac war hochgradig genervt. Musste er sich gerade diesen Moment aussuchen, um ihre Beziehungsprobleme zu diskutieren. Whoa, welche Beziehung?

„Oh ja, das haben wir nicht wahr? 'Guten Morgen, Cdr.', 'Auf Wiedersehen, Cdr.', 'Ich brauche die Emerson-Akte, Cdr.' Jedes Mal, wenn Du Dich in Gefahr gesehen hast, auch nur den Ansatz eines persönlichen Gespräches mit mir führen zu müssen, hast Du zum schnellen Rückzug geblasen.“ Er schnaufte frustriert. „Selbst als wir mit A.J. im Museum waren, hast Du kaum mit mir geredet.“

„Harm, was willst Du eigentlich von mir?“ Sie hatte ihre Aktentasche abgestellt und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.

„Ich möchte, dass wir normal miteinander umgehen, Mac.“

Sie holte tief Luft und versuchte, ihren wachsenden Ärger in Schach zu halten. „Sag' mir eines, Harm. War ich unhöflich zu Dir oder habe ich mich unprofessionell verhalten?“

„Nein, aber...“

„Eben,“ unterbrach sie ihn ungehalten. „Wir werden höflich und professionell miteinander umgehen. - So, wie bereits die ganze letzte Zeit. Und nachdem wir das jetzt geklärt hätten - wir haben einen Termin.“ Mit diesen Worten nahm sie ihre Tasche, drehte sich um und betrat das Verwaltungsgebäude.

„Verdammt!“, fluchte Harm leise und folgte Mac.


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Eine Stunde später
Büro des Stützpunktkommandanten
Marine-Corps-Luftstützpunkt
Miramar, CA

„So, das ist alles, was ich Ihnen beiden dazu sagen kann. Und mir ist bewusst, dass das nicht viel ist. Der Tod von Col. Chapman und seiner Frau ist eine Tragödie. Hoffentlich finden Sie den Schweinehund, der den beiden und diesem armen Mädchen in Ramona das angetan hat.“ Major General Lewis war ebenso betroffen vom Tod der Chapmans wie frustriert darüber, dass er wenig Konstruktives zu den Ermittlungen beitragen konnte.

„Sie glauben also auch, dass die Taten zusammenhängen, Sir?“, fragte Mac.

„Nun ja, die Vorgehensweise war doch ziemlich ähnlich und ich habe deshalb so meine Probleme an einen Zufall zu glauben. Und dann noch die räumliche Nähe.“

„Verstehe, Sir.“

Major General Lewis sah auf seine Uhr. „Oh, die beiden Anwälte müssten bald hier sein. Ich hatte den beiden vorgeschlagen Sie hier zu treffen. Da unsere VOQ's leider komplett belegt sind, müssen sie mit einem B&B etwas außerhalb Vorlieb nehmen. Ihre zivilen Kollegen waren so freundlich, Ihnen ein Zimmer in dem selben Haus zu sichern, in dem sie selbst untergekommen sind.“ Er stand von seinem Stuhl auf und Harm und Mac taten es ihm gleich. „Sie beide werden feststellen, dass die örtliche Polizei äußerst unglücklich über die momentane Lage ist. Erst werden sie von zwei Morden aus ihrer Lethargie gerissen, dann bekommen sie von der Politik zivile Anwälte und einen deutschen Ermittlungsbeamten aufs Auge gedrückt und zu allem Überfluss übernimmt die Navy die Leitung der Ermittlungen.“ Lewis konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.


Einige Zeit später...

Harm und Mac hatten sich von Major General Lewis verabschiedet und standen nun auf dem Parkplatz vor dem Verwaltungsgebäude, um auf die „Deutschen“ zu warten.

„Es wird ein ziemlich heißer Sommer hier unten,“ versuchte Harm Konversation zu machen.

„Soweit mir bekannt ist, sind die Sommer hier immer heiß. Das müsstest Du doch am besten wissen,“ bemerkte Mac trocken.

Es breitete sich eine unangenehme Stille zwischen den beiden aus, als ein schwarzer Mercedes ML500 auf den Parkplatz rollte. Der Wagen fuhr in eine freie Parkbucht, doch aufgrund der getönten Scheiben war nicht zu erkennen, wer darin saß.

„Das werden sie wohl sein,“ stellte Mac fest.

Die beiden beobachteten, wie sich die Türen öffneten und zwei Frauen ausstiegen.

„Na, schau an, wieder etwas, was Sie mir verschwiegen haben, Col.,“ sagte er schneidend und sah Mac vorwurfsvoll an, ohne zu bemerken, dass sie mindestens ebenso überrascht war wie er selbst. Mac schluckte den Kommentar, der ihr auf der Zunge lag, herunter und ging zu dem Mercedes hinüber.

Dort lehnten Anna und Julie lässig gegen die Heckklappe des SUV. Julie trug eine elegante weiße Leinenhose mit einem dunkelgrünen Kurzarmshirt und Anna eine schwarze Leinenhose mit einem weißen Kurzarmshirt. Beide trugen große Sonnenbrillen, die sie absetzten, als Mac sie erreichte.

„Hi, Mac. Wie geht's?“ grüßte Julie sie mit einem strahlenden Lächeln und umarmte sie kurz.

„Hi, ihr beiden,“ begrüßte Mac ihre beiden Freundinnen und umarmte auch Anna. „Ich brauche wohl nicht zu fragen, was Euch hierher verschlagen hat?“

„Wir sind wohl tatsächlich alle aus demselben Grund hier,“ bestätigte Julie grinsend.

„Hi, Harm,“ grüßte Anna den großgewachsenen Offizier, der sich inzwischen mit verschränkten Armen neben Mac aufgebaut hatte. „Um neuerlichen Missverständnissen vorzubeugen, möchte ich zunächst klarstellen, dass Mac nicht gewusst hat, dass wir es sind, die hier die Interessen der deutschen Regierung und der Angehörigen der Opfer vertreten.“ Sie bedachte Harm mit einem warnenden Blick. „Julie und ich wussten bis zum gestrigen späten Abend selbst nicht, dass die Navy Euch beide schicken würde. Schließlich seid Ihr ja nicht die einzigen Anwälte, die für diesen Fall qualifiziert gewesen wären.“ Sie setzte ein keckes Grinsen auf. „Nachdem wir von Eurer 'Entsendung' erfahren hatten, haben wir Euch beiden letzte Nacht noch eine Nachricht auf Eurer jeweiligen Mobilfunk-Mailbox hinterlassen. Da ward ihr aber schon hierher unterwegs gewesen und wenn ich mir Eure Gesichter von eben so in Erinnerung rufe, habt Ihr Eure Mailboxen bis jetzt noch nicht abgehört...“

„Ich freue mich jedenfalls, dass wir mit Euch zusammenarbeiten,“ sagte Mac lächelnd. Sie war wirklich erleichtert, dass sie vertraute Gesichter vorfand und war sich sicher, dass sie alle gut zusammenarbeiten würden. Naja, fast alle.

Harm rang sich ein höfliches Lächeln ab und versuchte die Wogen zu glätten: „Ich freue mich ja auch, Euch zu sehen, aber ich war schon etwas überrascht. Schließlich ist es ungewöhnlich, dass man Zivilrechtler mit einem Kriminalfall betraut.“

Julie und Anna sahen ihn amüsiert an, erwiderten aber nichts. Der gute Mann würde sich noch umschauen.

„Ich habe natürlich grundsätzlich überhaupt keine Einwände, mit Euch zusammenzuarbeiten,“ ergänzte er pflichtbewusst.

„Wenn man sagt, dass man einer Sache grundsätzlich zustimmt, so bedeutet es, dass man nicht die geringste Absicht hat, sie in der Praxis durchzuführen. Nicht wahr, Harm.“ Julie lächelte ihn provokant an und ging zur Beifahrertür des SUV, während Anna die Fahrertür öffnete und zu den beiden Offizieren sagte: „Ich würde vorschlagen, dass Ihr erstmal Euer Zimmer bezieht. Außerdem wird es eine ganze Weile dauern, bis Ihr auf den neuesten Stand in dem Fall seid und ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mein Gehirn funktioniert wesentlich besser, wenn es nicht bei praller Sonne im eigenen Saft gegart wird.“ Mit diesen Worten setzte sie ihr Sonnenbrille auf und stieg in den Wagen.

„Wo ist denn unsere Unterkunft?“, fragte Mac.

„Das B&B ist etwas außerhalb, aber sehr komfortabel und gemütlich. - Und die Hausmutter kocht zum Frühstück einen Kaffee in Marine-Stärke,“ antwortete Julie lächelnd.

„Gut, wir fahren Euch hinterher,“ sagte Harm und ging zurück zum Wagen.

Mac folgt ihm und dachte sich: < Sehr gut, dann kann ich in meinem Zimmer erstmal eine Dusche nehmen. - Moment mal, Anna hat 'Euer Zimmer' gesagt. Ach, was soll's. Sie hat natürlich 'Euer jeweiliges Zimmer' gemeint. >

2045 ZULU (1245 Uniform)
Miramar, CA

Die beiden Wagen verließen Miramar auf der Landstraße in Richtung Poway.

Julie und Anna telefonierten über das Autotelefon mit dem Botschafter in Washington, um ihn über den letzten Stand der Dinge zu informieren und darüber, dass die Militärermittler eingetroffen waren.

„Sehr gut. Herr Merzhauser vom BKA wird heute Abend, spätestens aber morgen Vormittag bei Ihnen eintreffen. Hoffentlich gibt es nicht zu viele Irritationen im Hinblick auf die örtlichen Ermittlungsbehörden.“

„Naja, die Herren werden es verwinden. Außerdem ist ja nicht so, dass ein BKA-Beamter hier in den Staaten irgendwelche Befugnisse hätte,“ versuchte Julie den Botschafter zu beruhigen, während Anna sich auf die Straße konzentrierte.

„Na, Ihr Wort in Gottes Ohr. Also, Sie melden sich, sobald sich etwas Neues ergibt. Es ist völlig egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit.“

„In Ordnung, Herr Botschafter. Auf Wiederhören.“

„Auf Wiederhören, meine Damen.“

Julie unterbrach die Verbindung und sah zu Anna hinüber, die mit den Augen rollte. „Erklär' mir doch nochmal kurz, weshalb wir uns überhaupt auf diese ganze Sache eingelassen haben?“, fragte sie mit einem gequälten Gesichtsausdruck.

„Weil wir trotz allem auch gute Deutsche sind. Weil die Angehörigen der Opfer ein Recht darauf haben, zu erfahren, was mit ihren Lieben wirklich geschehen ist. Damit der Täter gefasst wird...“

„Ja, o.k., o.k., Du hast ja Recht. Aber was wir nicht einkalkuliert hatten, ist die Tatsache, dass die Ermittlungen von zwei Offizieren geleitet werden, die sich wahrscheinlich selbst gern gegenseitig umbringen möchten.“ Anna sah in den Rückspiegel, in dem sie den Wagen von Harm und Mac sah, der hinter ihnen herfuhr. „Apropos, was glaubst Du, streiten sie gerade wieder?“, fragte sie mit einem Grinsen.

„Wahrscheinlich,“ sagte Julie ebenfalls grinsend. „Das erinnert mich daran, dass wir ja noch ein dringendes Telefonat führen müssen.“

„Du hast Recht,“ stimmte Anna zu.

Julie wählte und beide lauschten dem Tuten in der Leitung.

„Roberts.“

„Hi, Harriet,“ riefen Julie und Anna zweistimmig.

„Hallo, Ihr beiden. Na, wie läuft's?“

„Noch sind bei uns weder Tote noch Verletzte zu beklagen,“ bemerkte Anna trocken.

„Das ist gut zu hören,“ sagte Harriet mit einem kleinen Kichern. „Ich habe mich wie besprochen um alles gekümmert. PO Coates hat mir geholfen.“

„Hm, glaubst Du, es war weise, sie einzubeziehen? Ich möchte sie ungern in die Situation bringen, dass sie Harm oder Mac anlügen müsste.“ Julie war etwas besorgt.

„Nein, da besteht kein Grund zur Besorgnis. Alle kleinen Hotels und B&B's im logistisch sinnvollen Umkreis – das sind ja nur 8 – sind völlig ausgebucht. Das ist ja schließlich auch die Wahrheit, oder?“ Harriet's Stimme war die Verkörperung von Unschuld.

Julie und Anna mussten lachen. „Tja, wer hätte gedacht, dass uns das Liebesleben einer Freundin eine fünfstellige Summe wert sein könnte...,“ sagte Julie kopfschüttelnd.

„Naja, nicht ganz, ich habe noch ein paar Gefallen eingefordert. Es wird also nicht ganz so teuer. Und überhaupt, die Gesichter der beiden, wird das Geld allemal wert sein.“ Anna hatte schon Seitenstechen vor lauter Lachen.

„Ein Problem, gibt es da aber noch,“ sagte Harriet. „Was ist mit dem B&B, wo ihr tatsächlich wohnt. Den beiden wird auffallen, dass nicht alle Zimmer belegt sind.“

„Nein, das wird es nicht, da tatsächlich alle Zimmer belegt sind. Das B&B hat 5 Zimmer. In einem wird der BKA-Beamte wohnen. In jeweils einem Anna und ich und in einem Zimmer haben wir unseren Besprechungsraum, mit aller Technik die man so braucht, aufgeschlagen. Damit bleibt noch genau ein Zimmer...,“ erklärte Julie gelassen.

„Ihr habt wirklich an alles gedacht, oder?“, kicherte Harriet.

„Tja, ist dies schon Tollheit, so hat es doch Methode,“ konstatierte Anna.


2130 ZULU (1330 Uhr Uniform)
Martha’s B&B
Poway, CA

Anna parkte den Wagen auf den hinteren Teil des Grundstückes. Harm folgte ihrem Wagen und parkte ihn neben dem von Anna und Julie.

Julie und Anna stiegen ebenso aus ihrem Wagen wie Harm und Mac, die sich gleich darauf zum Kofferraum begaben und ihr Gepäck ausluden. Mac schnappte sich eilig ihr Gepäck, damit Harm nicht auf die Idee kommen könnte, ihr ihr Gepäck ins Haus zu tragen. Das war das letzte, was sie jetzt wollte.

„So, da wären wir,“ deutete Anna auf das Haus. Es war ein zweigeschossiges Haus mit einer relativ kleinen Grundfläche. Das Erdgeschoss des Hauses war mit hellbraunen Steinen verklinkert, die von dunkleren Steinen durchsetzt waren, die jedoch kein einheitliches Muster ergaben. Die erste Etage hingegen war mit hellem Holz verkleidet. Den Abschluss bildete ein Spitzdach mit hellgrauen Schieferplatten. In den Etagen gab es jeweils zwei große Fenster mit blauen Fensterläden zu jeder Seite und zusätzlich befanden sich jeweils zwei kleinere Fenster an der Giebelseite in der ersten Etage.

„Ein bisschen klein oder?“ fragte Harm als er das zweigeschossige Haus sah.

„Auch ein hunderttausend Fuß hoher Turm ruht auf der Erde,“ antwortete Julie süffisant und handelte sich von Harm damit einen fragenden Blick ein.

„Obwohl es sehr klein ist, ist es sehr gemütlich,“ erklärte Julie als sie sich auf den Weg zum Hauseingang machten. Dieser hatte ein kleines blaues Vordach, welches farblich zu der ebenfalls großen blauen Eingangstür passte.

Sie betraten die große Diele, die als Empfangsraum diente und wurden dort von einer freundlich lächelnden älteren Dame begrüßt. Sie hatte eine kräftige Statur und ein sanftmütiges rundes Gesicht, welches von silbergrauem Haar gesäumt wurde, das sie zu einem Knoten gebunden hatte.

„Willkommen allerseits, ich bin Martha,“ grüßte sie Mac und Harm freundlich und reichte ihnen die Hand.

„Darf ich vorstellen, dass sind Col. Sarah MacKenzie und Cdr. Harmon Rabb,“ sagte Julie. „Sehr erfreut Sie kennen zu lernen,“ sagte Martha freundlich. „Anna und Julie haben Sie bereits angekündigt.“

„Sehr erfreut Sie kennen zu lernen, Ma'am,“ sagte Mac freundlich. Harm grüßte Martha ebenfalls und setzte eines seiner Lächeln auf, das Martha ebenso breit erwiderte.

Sie deutete zu der breiten Holztreppe, die am hinteren Ende des Raumes in das Obergeschoss zu führen schien. „Darf ich Ihnen beiden Ihr Zimmer zeigen?“

„Einen Moment, bitte,“ sagte Mac plötzlich. „Sie meinen doch sicher unsere Zimmer. Wir benötigen zwei Zimmer.“

„Tut mir leid, meine Liebe, aber ich habe nur noch ein Zimmer frei,“ entgegnete Martha.

„Vorhin dachte ich noch, Du hättest Dich versprochen, Anna,“ wandte sich Mac an diese. „Aber dem war wohl nicht so?“ Mac schaute Anna verzweifelt an, doch die zuckte nur mit den Schultern.

„Ich werde mir auf keinen Fall mit Harm ein Zimmer teilen,“ sagte Mac entschlossen.

Martha sah erstaunt zunächst von Mac zu Anna und Julie und dann zu Harm, der die ganze Zeit über nichts gesagt hatte. Sie konnte sich auf den Wutausbruch der jungen Frau keinen Reim machen. Ihr Blick wanderte wieder zurück zu Mac und als sie diese nun direkt ansah, fragte Mac „Gibt es wirklich nur noch ein freies Zimmer?“ Ihre Stimme hatte nun einen flehenden Ton angenommen. Harm war das alles ebenfalls sehr unangenehm, hielt sich jedoch mit einem Kommentar zurück.

„Es gibt fünf Zimmer...“

„Und die sollen alle belegt sein? Ich zähle hier nur vier Leute, also müssten doch mindestens zwei Zimmer frei sein!“ unterbrach Mac Martha.

„Tut mir leid, aber alle Zimmer sind belegt!“ erwiderte Martha bestimmt. „Ein Zimmer ist für den Mann von der deutschen Polizei reserviert, in jeweils einem wohnen die beiden anderen jungen Damen und in einem Zimmer haben die beiden ein Arbeitszimmer eingerichtet. Bleibt also nur noch ein freies Zimmer.“

„Warum kann ich nicht mit einer von Euch in dem Zimmer übernachten und Harm bekommt dann das andere freie Zimmer?“ wandte sich Mac nun an Anna und Julie.

„Normalerweise gerne,“ antwortete Anna „aber das geht leider nicht. Julie und ich werden während unserer Zeit hier ständig mit unserem Büro in Washington verbunden sein. Wir werden regelmäßig telefonieren müssen und wenn Du nicht permanent aus dem Zimmer geworfen werden willst, wenn wir telefonieren oder ein paar Dokumente bearbeiten müssen, dann wird das schwierig. Außerdem glaube ich nicht, dass es eine gute Idee wäre, schließlich sind wir die Vertreter der deutschen Regierung und der Opferangehörigen, während Ihr hier im Auftrag des US-Militärs ermittelt. Du verstehst, worauf ich hinaus will?“ Anna sah überaus zerknirscht aus und auch Julie wirkte betreten.

„Ja, da habt Ihr Recht,“ entgegnete Mac geknickt, bevor sie eine Idee hatte. „Haben Sie die Gelben Seiten da?“ fragte sie in Marthas Richtung. „Ja, sicher,“ antwortete Martha und reichte ihr das leicht abgegriffene Branchenbuch. „Ich werde mir ein anderes Zimmer besorgen,“ entschuldigte sich Mac und ging nach draußen, um zu telefonieren. „Wenn das mal gut geht!“ wandte sich Julie leise an Anna und schaute zu Harm, ob er von ihrem Kommentar etwas mitbekommen hatte. Dieser stand jedoch etwas abseits von ihnen und wirkte wie das fünfte Rad am Wagen. Während der gesamten Zeit war er äußerst schweigsam gewesen.

In diesem Moment sah Harm ebenfalls auf und sein Blick traf sich mit dem von Julie, die sagte: „Harm, egal was Mac mit ihren Telefonaten erreicht, kannst Du ja schon mal Dein Gepäck aufs Zimmer bringen, während wir in Erfahrung bringen, wann Herr Merzhauser vom BKA in San Diego ankommt, o.k.?“

„Na, dann folgen Sie mir mal, junger Mann!“, sagte Martha gut gelaunt und verschwand mit Harm im Schlepptau über die Treppe nach oben. Während die beiden nach oben gingen, verwickelte Martha Harm in ein Gespräch, die sehr angetan war von diesem gutaussehenden jungen Mann, der bei jedem Satz dieses unwiderstehliche Lächeln aufsetzte.

Julie und Anna ließen sich in die zwei altmodischen Sessel sinken, die im Empfangsraum standen. Anna nahm ihr Mobiltelefon und rief in Washington an. Sie beauftragte ihre Sekretärin, die Flugdaten des BKA-Beamten herauszufinden und sie dann zurückzurufen. Nach Beendigung des Telefonats lehnte sie sich in dem Sessel zurück und hoffte auf einen Moment der Ruhe.

Julie wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, als sich die Eingangstür öffnete und ein gut gelaunter Sneaker dicht gefolgt von einem vielleicht 12jährigen blonden Jungen ins Haus gelaufen kam. Der Hund erspähte sein Frauchen und setzte sich ihr schwanzwedelnd vor die Füße. Anna knuddelte ihren Hund und sagte: „Na, mein Junge, hast Du die Gegend erkundet, hm?“

„Er ist ein wirklich toller Hund, Ma'am,“ sagte der dünne Blondschopf und sah leicht schüchtern zu Boden.

Anna kramte in ihrer Hosentasche und reichte dem Jungen einen 10-Dollar-Schein. „Hier, Eric, das ist für Dich. Sneaker mag Dich. Aber tu mir einen Gefallen, o.k.? Mein Name ist Anna, sag' bloß nicht wieder 'Ma'am' zu mir. Da komme ich mir ja vor wie meine eigene Mutter.“

Eric grinste und steckte den Geldschein ein. „Darf ich ihn morgen wieder ausführen, Anna?“

„Mal sehen. Ich werde morgen zum Gerichtsmedizinischen Institut müssen, da kann ich ihn schlecht mitnehmen.“ Sie dachte einen Moment nach. „Weißt Du was, komm' einfach morgen Nachmittag her. Ich werde Sneaker hier bei Martha lassen und ihr Bescheid sagen, dass Du mit ihm Spazierengehen kannst.“

„Cool,“ sagte der Junge und grinste von einem Ohr zum anderen. Dann drehte er sich um und rief noch „Bye,“ bevor er durch die Tür verschwand.

„Sneaker scheint einen neuen Freund zu haben,“ sagte Julie, während sie den Hund hinter den Ohren kraulte.

Kurz darauf kam Mac missmutig wieder ins Haus. Als sie Anna und Julie im Eingangsbereich sitzen sah, ging sie auf die beiden zu und sagte immer noch erstaunt über das Ergebnis ihres Telefonats „Ihr werdet es mir nicht glauben, aber alle Hotels in der näheren Umgebung sind ausgebucht!“ Mac war ziemlich verzweifelt. “Ich habe sogar Coates angerufen und sie gebeten, zu versuchen, noch ein Zimmer für mich aufzutreiben, aber sie meinte auch, dass da wohl nichts zu machen sei.”

“Oh, Mac, das tut mir wirklich leid. Was machen wir denn jetzt?” Julie war das personifizierte Mitgefühl.

“Du kannst ja schlecht im Garten zelten, oder?” stellte Anna nüchtern fest. “Also bleibt nur noch, dass Du über Deinen Schatten springst und Dir wenigstens vorübergehend das Zimmer mit Harm teilst.” Sie erhob sich aus dem Sessel und ging auf Mac zu. “Es wird schon nicht so schlimm werden. Du hast schließlich gesagt, dass er immer der perfekte Gentleman war, wenn ihr Euch in der Vergangenheit ein Quartier teilen musstet, oder?”

“Ja, das stimmt schon, aber im Moment kann ich es kaum ertragen, mit ihm arbeiten zu müssen und die Aussicht, mit ihm ein Zimmer zu teilen, ist da alles andere als angenehm.”

“Das wissen wir ja,” sagte Anna und legte ihr eine Hand auf den Arm, “aber Du bist schließlich ein Marine, da wirst Du doch mit einem Seemann fertig werden, oder?”

Mac war die Letzte, die vor einer Herausforderung kneifen würde, also hörte sie sich sagen: “Darauf kannst Du wetten!”

“Na, dann hätten wir das ja geklärt.” Auch Julie war mittlerweile aufgestanden und fügte hinzu: “Dann trag' Dein Gepäck nach oben und bring' Harm wieder mit herunter. Wir treffen uns alle mit dem Sheriff, damit er uns alle auf den neuesten Stand der Dinge bringt. Ihr könnt Euch heute Abend darüber streiten, wer welche Seite des Bettes bekommt.” Sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Mac stemmte die Hände in die Hüften und sah ihre beiden Freundinnen durchdringend an. “Ihr findet das wohl sehr komisch?”

Julie und Anna sahen sie mit einem 'Wir-haben-keine-Ahnung-wovon-Du-sprichst'-Blick an und kämpften hart, um nicht in unkontrolliertes Gelächter auszubrechen, als Mac ihre Tasche schnappte und nach oben ging. Als sie außer Sicht war, sah Julie zu Anna hinüber und sagte mit einem Zwinkern: “O der Einfall war kindisch, aber göttlich schön.”


Sondermeldung
Pünktlich zu Weihnachten in diesem Jahr öffnet Bellisario Production für alle Fans das Allerheiligste. Besucht das Set von JAG, trefft Eure Lieblingsstars, seht, was hinter den Kulissen alles passiert. Für einen glücklichen Fan wird sich die einmalige Gelegenheit ergeben eine Gastrolle in der Serie zu übernehmen.



0215 ZULU (1815 Uniform)
Police Department, Northeastern Division
13396 Salmon River Road
San Diego, CA

Mac, Harm, Anna und Julie traten aus dem Büro des Sheriffs in die Nachmittagshitze, die einem sofort sämtliche Kleidung unangenehm am Körper kleben ließ. Es war ein schmuckloses graues Betongebäude, dem man ansah, dass es um den städtischen Finanzhaushalt zu Zeiten seines Baues nicht gerade gut gestanden haben musste.

„Ich hatte ja erwartet, dass wir nicht gerade freundlich empfangen werden,“ begann Mac als sie die Treppe der Polizeistation in San Diego hinuntergingen, „aber das setzt doch allem die Krone auf. Was denkt der Sheriff sich eigentlich, wen er vor sich hat,“ wetterte sie weiter.

„Zu Euch war er immer noch wesentlich freundlicher. Uns gegenüber hat er eindeutig durchblicken lassen, dass er uns ‚Krautz’ nicht hier haben möchte. Insbesondere deshalb, weil wir hier die Interessen der deutschen Regierung vertreten,“ gab Julie zu bedenken. „Ihr hättet dabei sein müssen, als wir mit dem Sheriff von Ramona zu tun hatten, der war auch nicht viel besser. Sie haben große Probleme damit, dass sich die deutsche Regierung in die Angelegenheit eingeschaltet hat.“

„Niemand lässt sich gern die Butter vom Brot nehmen,“ entgegnete Harm.

„Wir tun auch nur unseren Job,“ hielt Anna entgegen. Die vier standen eine Weile auf der Treppe, ehe Julie sagte: „Was haltet Ihr davon, wenn wir in das Diner da hinten gehen?“ Sie deutete auf eine große Leuchtreklame am Ende der Straße, etwa 250 m entfernt.

„Wie kannst Du jetzt ans Essen denken?” fragte Harm erstaunt.

„Wir müssen ja nichts Essen, aber was zu trinken wäre bei diesen Temperaturen nicht schlecht. Außerdem lohnt es sich nicht mehr, nochmal ins B&B zu fahren, da wir ohnehin bald Herrn Merzhauser vom Flughafen abholen müssen,“ erklärte Julie.

„Das ist ein guter Vorschlag, außerdem können wir uns die Ermittlungsakten noch mal genauer ansehen und die Gemeinsamkeiten der Morde herausarbeiten,“ fügte nun auch Mac hinzu.

Zusammen gingen die vier in Richtung Diner.


Peggy Sues 50s Diner
9335 Paseo Montalban,
San Diego, CA

Erleichtert stellten die vier beim Eintreten fest, dass das Diner klimatisiert war, so dass dort eine angenehme Temperatur herrschte.

Das Diner war – wie der Name schon vermuten ließ – im 50er Jahre-Stil eingerichtet. An der Bar standen die typischen verchromten Barhocker, die Tische an den Fenstern waren mit roten lederbezogenen Bänken umstellt, sogar die Bedienung trugen die passende Kleidung – die Kellnerinnen trugen Petticoat-Röcke und Blusen mit Puffärmeln und großem weißen Kragen; die Kellner trugen die typischen Hosen und Hemden mit Stehkragen. Überall waren Neonleuchten angebracht, an den Wänden hingen Autogramme von Elvis Presley, James Dean, Chuck Berry, Louis Armstrong aber auch von Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. Aus der Jukebox erklang „I’ve got you under my skin“ von Frank Sinatra.

Sie suchten sich einen Tisch, der etwas abseits stand, doch sie waren ohnehin die einzigen Gäste.

Nachdem der Kellner die bestellten Getränke gebracht hatte, legten sie die Ermittlungsakten auf den Tisch, bewaffneten sich mit Notizblock und Kugelschreiber und begannen den aktuellen Stand der Ermittlungen zusammenzutragen.

“Am Besten wir fangen mit dem Mord an der deutschen Touristin an. Ich bin mir doch ziemlich sicher, dass der mit den Morden an den Chapmans irgendwie zusammenhängt,” begann Harm.

“Das scheint Sheriff Braxton aber ganz anders zu sehen,” bemerkte Julie trocken.

“Der Andersdenkende ist kein Idiot, er hat sich eben eine andere Wirklichkeit konstruiert,“ bemerkte Mac. „Ich denke, wir sollten uns anstrengen, ihn eines besseren zu belehren,“ fuhr sie entschlossen fort.

Anna schlug ihre Handakte auf und begann vorzutragen: “Also, wir wissen bisher, dass Kathrin Pieroth in Deutschland an der Universität in München Geowissenschaften studiert hat und sich hier im Urlaub befand. Sie ist wohl mit einem Mietwagen seit gut vier Wochen quer durch's Land gefahren.” Sie blätterte in ihren Notizen. “Den Wagen hat man übrigens 20 Meilen vom Tatort entfernt an einer Landstraße gefunden. Laut Bericht der Spurensicherung hat man keine brauchbaren Spuren des Täters gefunden.” Sie machte eine Pause und nippte an ihrem ungesüßten Eistee.

Harm und Mac verglichen Annas Angaben mit dem Bericht des Sheriffs und machten sich zusätzliche Notizen.

Anna kramte in ihrer Aktentasche und zog einen dicken Stapel geheftetes Papier hervor und reichte ihn Mac. “Das hier ist der Bericht des Gerichtsmediziners. Auf Bitten der Angehörigen habe ich ihn vorerst auf unsere Kosten jeden Test durchführen lassen, der irgendwie zu Ergebnissen hätte führen können. Es ist erstaunlich, was technisch möglich ist, wenn es jemand bezahlen kann...”

Mac blätterte durch den Bericht und kam zu dem Entschluss, dass eine genaue Lektüre einige Zeit in Anspruch nehmen würde. “Zu welchem Ergebnis ist der Gerichtsmediziner gekommen?” fragte sie deshalb.

“Nun, der toxikologische Befund war negativ. Es wurden keine Spuren von körperfremden Substanzen in Blut, Magen oder sonstigem Gewebe gefunden. Die Todesursache war der hohe Blutverlust. Der Gerichtsmediziner sagte mir, dass er bei Betrachtung der Wunden das Gefühl hatte, dass der Täter geübt habe.”

“Geübt?!” Es war Harm anzusehen, dass ihm dieser Gedanke überhaupt nicht gefiel.

Anna überlegte für einen Moment, wie sie die Information am Besten transportieren könnte. Sie entschied sich für die ungeschminkte Version. „Wie ihr dem Bericht des Gerichtsmediziners entnehmen könnt,“ sie deutete auf das Konvolut, das vor Mac auf dem Tisch lag. „Hat der Täter die Schnitte so platziert, dass das Opfer lange bei Bewusstsein blieb, bevor es verblutete. Alle Schnitte bis auf einen. Der Pathologe ist der Ansicht, dass der letzte Schnitt, der die Bauchschlagader verletzt hat, ein 'Versehen' war. Das Opfer verblutete aufgrund dieser Verletzung rapide und das hatte er wohl eigentlich nicht so geplant.“

„Der Typ ist doch krank.“ Mac war die Abscheu ins Gesicht geschrieben.

Julie kommentierte dies nicht weiter. „Damit kommen wir nun also zu diesen ominösen Bibelzitaten, welche an den beiden Tatorten gefunden wurden.“ Sie blätterte in der Akte, die vor ihr lag. „Bei Katrin Pieroth wurde das Zitat 'Mein Kind, wenn dich die bösen Buben locken, so folge nicht' gefunden und bei den Chapmans fand man 'Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, der Tod muss mich und dich scheiden.' Hm, die Fundstellen waren...“ Sie blätterte weiter, doch Anna kam ihr zuvor: „Sprüche 1,10 und Ruth 1,17.“

Harm sah sie an, doch bevor er fragen konnte, sagte sie mit einem Achselzucken: „Neun Jahre an einer katholischen Privatschule für Mädchen müssen für irgendetwas gut gewesen sein.“

„Ist zu erkennen, warum er gerade diese Zitate gewählt hat? Einen thematischen Zusammenhang oder so?“ fragte Mac, während sie sich Notizen machte.

„Eigentlich nicht. Außer, dass beide Zitate aus dem Alten Testament stammen.“

„Es könnte sich um einen religiösen Fanatiker handeln,“ mutmaßte Harm.

Julie schüttelte nachdenklich den Kopf. „Ich weiß nicht, aber eine solche Schlussfolgerung scheint mir zum jetzigen Zeitpunkt noch etwas verfrüht.“

„Wahrscheinlich hast Du Recht,“ gab Harm zu. Er sah auf seine Notizen und fragte: „Was wissen wir bisher über den Mord an den Chapmans?“

Mac runzelte die Stirn. „Diesmal verlief wohl alles so, wie er es geplant hatte. Nach der vorläufigen Einschätzung des Gerichtsmediziners vor Ort, sind die Opfer langsam über Stunden verblutet.“ Sie zog ein Tatortfoto aus der Akte, das die Opfer zeigte, wie man sie gefunden hatte. „Er hat die Leichen in Position gelegt.“

„Alles in allem haben wir, was die Chapmans betrifft, noch ziemlich wenig konkrete Informationen. Ich habe morgen einen Termin mit dem Gerichtsmediziner. Mac, was hältst Du davon, mich zu begleiten? Harm könnte zusammen mit Julie nochmals den Tatort besichtigen und die Nachbarn zu den Chapmans befragen, obwohl ich bezweifle, dass das viel bringen wird. Vielleicht weiß die Frau, die die beiden gefunden hat, noch etwas, was uns weiter bringt.“ Anna sah Mac und Harm fragend an.

„Ja, das ist eine gute Idee,“ antwortete Mac und leerte den letzten Rest ihrer Diät-Limonade.

„Wir können uns dann im Anschluss wieder zusammensetzen und unsere Informationen austauschen,“ stimmte auch Harm zu. „Aber wir können wohl davon ausgehen, dass es sich um einen Serientäter handelt. Das wären einfach zu viele Zufälle.“

Die anderen nickten und für einen Moment legte sich ein betroffenes Schweigen über die Gruppe.


„Es wird Zeit für uns, Anna,“ sagte Julie schließlich mit einem Blick auf die Uhr. „Wir müssen noch zum Flughafen. Herr Merzhauser vom BKA kommt mit der 21 Uhr Maschine in San Diego an und wir haben zugesagt ihn abzuholen.“ Alle vier standen auf und gingen Richtung Ausgang als Anna fragte: „Wollt Ihr schon zurück nach Poway fahren oder kommt ihr noch mit zum Flughafen?“

Mac, der nichts lieber war, antwortete etwas schnell mit: „Ja, ich würde gern mitkommen.“

„Und was ist mit Dir Harm? Kommst Du auch mit?“ richtete sich Anna nun an Harm.

„Ich wollte eigentlich noch meine Mutter anrufen,“ entgegnete dieser.

„Wie, Du willst Deine Mutter anrufen?“ fragte Anna verwundert.

„Sie wohnt in La Jolla. Da wir gerade in der Nähe sind, dachte ich mir, dass wäre eine gute Gelegenheit sie mal kurz anzurufen, dass ich sie bei Gelegenheit besuchen komme, wenn ich schon mal in der Gegend bin. Aber das kann ich auch noch später machen.“

„Dann lasst uns gehen, sonst kommen wir noch zu spät zum Flughafen.“ Mit diesen Worten machten sich die vier auf den Weg zu ihren Fahrzeugen.


0540 ZULU (2140 Uniform)
Lindberg Field San Diego
San Diego, CA

Anna, Julie, Mac und Harm warteten in der Empfangshalle auf den BKA-Beamten. Die Türen vom Sicherheitsbereich öffneten sich und die ersten Fluggäste kamen hinaus und wurden von ihren Angehörigen empfangen. Anna und Julie suchten in der Menschenmenge nach einem bestimmten bekannten Gesicht.

„Wisst Ihr denn überhaupt wie der BKA-Beamte aussieht?“ fragte Harm, als er sah, dass Anna und Julie keines dieser üblichen Schilder in der Hand hatten und stattdessen den Sicherheitsbereich absuchten.

„Um ehrlich zu sein, wir kennen Christian von früher,“ antwortete Anna an ihn gewandt, was Harm mit einem fragenden Blick bedachte, auf den Anna jedoch nicht reagierte.

Ein etwa 30jähriger, sehr großer Mann, mit schwarzen Haaren und dunkler Hautfarbe trat aus dem Sicherheitsbereich und sah sich suchend um. Kurze Zeit später hatte er erspäht, was er suchte. Anna und Julie sahen ihn in diesem Moment ebenfalls. Er kam mit großen Schritten auf sie zu. „Hallo Christian, schön Dich zu sehen!“ rief Anna, bevor Christian sie umarmte und einmal herumschwang. „Hi Anna, wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen!“ Er umarmte Julie ebenso überschwenglich. „Es ist wirklich schön, Euch beide wieder zu sehen!“ Christian strahlte die beiden an. „Ihr werdet jedesmal hübscher.“

„Christian...“, sagte Julie grinsend in einem leicht warnenden Ton. „Du weißt ganz genau, dass Du uns mit Deinem Charme nicht einwickeln kannst...“

„Oh, das verletzt mich jetzt aber,“ sagte er mit gespielter Enttäuschung.

Anna lachte nur.

„Christian, darf ich vorstellen, das sind Col. Sarah MacKenzie und Cdr. Harmon Rabb vom JAG. Die beiden leiten die Ermittlungen für das Militär,“ stellte sie die beiden Offiziere vor.

„Mac, Harm, das ist Christian Merzhauser vom BKA.“

„Sehr erfreut Sie kennen zu lernen, Herr Merzhauser,“ begrüßte Mac den BKA-Beamten und reichte ihm die Hand.

„Nennen Sie mich bitte Christian,“ sagte dieser äußerst charmant, während er Mac's Hand einen kleinen Moment länger festhielt, als es bei einer Begrüßung zwischen Fremden angebracht gewesen wäre.

Diese lächelte zurück und sagte „Mac,“ was Christian mit einem leichten Nicken bestätigte.

Dann wandte er sich zu Harm und gab diesem ebenfalls die Hand. „Harm,“ war alles, was er sagte. „Sehr erfreut Sie kennen zu lernen,“ begrüßte Christian Harm ebenso freundlich, wie Mac. Harm rang sich ein Lächeln ab und erwiderte den Gruß.

„Wie war Dein Flug?“ fragte Anna Christian.

„Ziemlich ruhig, aber ich bin doch froh, dass ich jetzt wieder festen Boden unter den Füssen habe,“ sagte dieser mit einem schiefen Lächeln. Auf Anna's amüsierten Gesichtsausdruck hin ergänzte er noch: „Hey Anna, Du magst keine Schiffe und ich mag halt keine Flugzeuge.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Komm lass uns zum Wagen gehen, Du musst doch sicherlich total erledigt sein nach dem Flug,“ erkundigte sich Julie besorgt.

„16 Stunden sind nicht gerade ein Kinderspiel. Da hast Du recht,“ stimmte Christian zu.

„Na, dann lasst uns doch einfach zum Hotel fahren,“ beschloss Anna kurzer Hand.

Die drei Frauen und Christian setzten sich in Richtung Ausgang in Bewegung und Harm sah ihnen für einen Moment nach. Er hatte das Gefühl, völlig außen vor zu sein und es gefiel ihm überhaupt nicht.

Irgendetwas störte Harm an diesem deutschen BKA-Beamten. Zugegeben, ein afrikanisch stämmiger Deutscher war nicht genau das, was er erwartet hatte. Aber das war es nicht, was diese Abneigung hervorrief. Mac war so völlig ungezwungen mit ihm umgegangen, wie er es selten gesehen hatte, wenn Mac es mit Fremden zu tun hatte. Was fand sie bloß an diesem Typ? Mit einem frustrierten Seufzen ging er den anderen hinterher.

Die hatten mittlerweile die Fahrzeuge erreicht. Während Christian sein Gepäck bei Julie und Anna in den Kofferraum lud, suchte Mac Blickkontakt zu Anna und Julie und sah sie mit leicht hochgezogener Augenbraue fragend an. Mit einem leichten Nicken beantworteten sie Macs stumme Frage.


Nächster Tag
1400 ZULU (0900 EST)
Naval Amphibious Base
Little Creek, Virginia

Sturgis hatte sich am Morgen beim Stützpunktkommandanten gemeldet und von ihm erfahren, dass ein Seaman Drewe JAG zur rechtlichen Unterstützung angefordert hatte. Vom Admiral hatte er am Vortag die Angelegenheit übertragen bekommen, jedoch konnte er der Akte keinerlei wichtige Informationen entnehmen, weshalb er für den heutigen Tag den Termin vor Ort vereinbart hatte. Nachdem das Gespräch zwischen Sturgis und dem Stützpunktkommandanten beendet war, führte ihn sein Weg zu den Arresträumen. Nach der Eintragung in die Besucherliste, wurde er in den Besucherraum geführt, wo er Platz nahm und auf seinen Mandanten wartete. Dieser wurde kurze Zeit später hereingeführt und Sturgis bedeutete ihm Platz zu nehmen. Ein etwa 18-jähriger Mann saß ihm nun nervös gegenüber.

„Dann erzählen Sie mal, Seaman Drewe, was kann ich für Sie tun?“ forderte Sturgis den jungen Mann auf.

„Vor drei Wochen wurde mein Spint durchsucht und dabei wurden 5 Patronen Übungsmunition gefunden, Sir,“ erzählte der Seaman nach einer Weile.

„Wie ist man denn darauf gekommen, Ihren Spint zu durchsuchen?“

„Teile der Munition, die ich gestohlen hatte, hab ich dem 12-jährigen Bruder meiner Freundin gegeben. Der Vater des Jungen hat mich angezeigt und daraufhin wurde alles durchsucht und der Rest der Munition gefunden.“

Sturgis sah den Seaman ungläubig an. „Wie sind Sie auf die dumme Idee gekommen, Munition zu stehlen und die dann dem 12-jährigen Bruder Ihrer Freundin zu geben?“

Der Seaman druckste herum und versuchte sich um eine Antwort zu winden.

„Sie wollten doch nicht etwa Ihrer Freundin etwas beweisen?“ stellte Sturgis DIE Frage.

Immer noch peinlich berührt, konnte der Seaman Drewe nur mit dem Kopf nicken.

Mit einem Lächeln, das der Seaman nicht sehen konnte, weil er immer noch zu Boden sah, fragte Sturgis „Wie kann ich Ihnen jetzt helfen?“

„Ich habe die Tat bereits zugegeben, ich soll aber vor ein Militärgericht gestellt werden und brauche Unterstützung von einem Anwalt, Sir.“ Drewe sah Sturgis bei diesen Worten hilfesuchend an.

Sturgis, dem die Sache etwas suspekt vorkam, sah den Seaman fragend an.

„Es war nicht das erste Mal, dass ich gestohlen habe. Ich bin nach meiner letzten Tat vom Staatsanwalt vor die Wahl gestellt worden, entweder Knast oder Navy,“ antwortete dieser kleinlaut.

„Und nun befürchten Sie, dass Sie diese Wahl nicht mehr haben?“

Der Seaman nickte betroffen und schaute erneut zu Boden.

„Okay, ich werde sehen, was ich für Sie tun kann, Seaman Drewe,“ sagte Sturgis und bei diesen Worten hob der Seaman seinen Kopf und schaute ihn dankbar an. „Versprechen kann ich Ihnen aber nichts,“ versuchte Sturgis die Euphorie des Seaman zu drosseln. „Sie müssen schon mit einer Bestrafung rechnen, aber ich werde mit Ihrem Vorgesetzten reden.“


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Auf vielfachen Wunsch gibt es demnächst in jedem gut sortierten Spielwarenhandel die neuen JAG Aufziehpuppen. Zunächst in der Ausführung

Admiral Chegwidden in SEAL-Uniform. Sie spricht die Sätze: ‘Scherzen ist das Privileg eines Admirals!’, ,Rabb, MacKenzie in mein Büro, ASAP!’, ,Er fängt sich eine ein!’

1430 ZULU (0630 Uniform)
Martha’s B&B
Poway, CA

Harm kam die Treppe hinunter und stand schließlich in der Diele. Das Haus war noch ruhig und er dachte sich, dass die anderen wohl noch schliefen. Er hatte diesen Gedanken kaum beendet, als Martha aus der Küche kam. Sie trug ein Tablett, auf dem diverse Tassen und Teller und eine Kanne standen. Sofort wehte Harm der unverkennbare Duft von Kaffee um die Nase.

„Guten Morgen, Harm. Haben Sie gut geschlafen?“ begrüßte Martha ihn mit einem fröhlichen Lächeln.

„Ja, das habe ich. Danke.“ Harm lächelte zurück und sah wie Martha ihren Weg in den Raum fortsetzte, der als Frühstücksraum diente. Sie drehte sich kurz zu ihm um und sagte: „In einer Viertelstunde ist das Frühstück fertig.“

Harm nickte und Martha verschwand durch die Tür.

Er ging zur Eingangstür, öffnete sie und trat hinaus. Die Sonne stand noch tief und die Luft war noch einigermaßen kühl. Er holte tief Luft und ging ein paar Schritte. Im Gegensatz zu dem, was er Martha gerade gesagt hatte, hatte er überhaupt nicht gut geschlafen. Er hatte die Nacht vielmehr damit verbracht, über die Frau, die auf der anderen Seite des Bettes lag und tief schlief, nachzudenken. Er hoffte, dass dieser Fall nicht mehr allzu lange dauern würde, damit sie alle nach Washington zurückkehren und er endlich in Ruhe mit Mac reden könnte – wenn sie ihn denn ließe.

Das Knirschen von schnellen Schritten auf Schotter und Sand riss ihn aus seinen Gedanken. Als er aufblickte, sah er Anna, Christian und Sneaker auf sich zulaufen.

„Guten Morgen, Harm,“ grüßte Christian ihn.

„Guten Morgen, Christian.“

„Christian, es müsste bald Frühstück geben. Geh' schon mal vor. Julie müsste mit ihren morgendlichen Joga-Übungen auch schon fertig sein.“ < Joga? >, dachte Harm verwundert und runzelte leicht die Stirn.

„Gut, bis später. Komm Sneaker, wir gehen etwas Essbares suchen.“ Mit diesen Worten waren er und der Hund auch schon im Haus verschwunden.

„Guten Morgen, Harm,“ wandte Anna sich nun an Harm. Sie trug eine schwarze Laufshort und ein türkises Funktionsshirt. „Wie es aussieht, haben Du und Mac einen Waffenstillstand vereinbart.“ Sie machte einen Ausfallschritt nach vorne und dehnte sich.

„Guten Morgen, Anna. Und nein, eigentlich nicht.“ Harm war ziemlich genervt.

Sie sah ihn nachdenklich an, bevor sie sagte: „Selbstmitleid steht Dir übrigens überhaupt nicht.“

„Was willst Du damit sagen,“ Harm schaffte es nicht ganz, den Hauch von Feindseeligkeit aus seiner Stimme zu verbannen.

Anna lachte leise. „Wenn Du scharf nachdenkst, wirst Du darauf kommen.“

„Bist Du eigentlich immer so direkt?“ Er schwankte zwischen Ärger und Erstaunen, dass ihn die zierliche Anwältin so aus der Balance bringen konnte.

„Nun. - Ich bin, wie ich bin. Die einen kennen mich. Die anderen können mich.“ Sie zwinkerte ihm zu und war im nächsten Moment durch die Eingangstür verschwunden.

Harm schüttelte nur den Kopf und wandte sich ebenfalls um, um zurück ins Haus zu gehen. Das würde noch ein langer Tag werden.


1700 ZULU (0900 Uniform)
Haus von Richard und Maria Chapman
Wohnsiedlung, Vorort von Miramar, CA

Ein Wagen hielt vor dem Haus der Chapmans. Harm und Julie stiegen aus dem Wagen aus und suchten nach dem Deputy, mit dem sie sich zur Tatortbesichtigung verabredet hatten. Sie konnten ihn jedoch nicht entdecken. Harm trug seine weiße Uniform und es war das erste Mal, dass er das Kunstfasergemisch bei hohen Temperaturen verfluchte. Obwohl es erst früh am Morgen war, war es schon sehr heiß. Julie hingegen trug eine blaue Leinenhose mit einem weißen Kurzarmshirt. Ihr schien die Hitze weit weniger auszumachen.

Sie traten auf die Absperrung zu und wurden von einem Beamten der örtlichen Polizei aufgehalten.

„Guten Morgen,“ grüßte Harm den Beamten freundlich, der die Begrüßung erwiderte, „wir sind hier mit Deputy Standley verabredet.“

„Einen Moment bitte,“ sagte der Beamte und nahm Kontakt mit dem Deputy über sein Handsprechfunkgerät auf.

„Deputy Standley, hier sind...“ fragend schaute er die beiden an.

„Ms Graham und Cdr. Rabb,“ antwortete Harm.

„... eine Ms Graham und ein Cdr. Rabb, die sagen, dass sie mit Ihnen verabredet sind.“

„Lassen Sie sie durch,“ kam es krächzend aus dem Funkgerät zurück.

Der Beamte bedeutete Julie und Harm durch die Absperrung zu treten, indem er das gelbe Absperrband hochhielt.

„Danke,“ sagten beide und gingen auf den Haupteingang zu. Als sie durch den Vorgarten gingen, hörten sie vom hinteren Teil des Gartens gedämpfte Stimmen, weshalb Harm Julie bedeutete, zum Hintereingang zu gehen.

Auf ihrem Weg dorthin kamen sie durch den Garten. Die Beete waren liebevoll angelegt. Die Rosen blühten. Die Beete waren alle vom Unkraut gesäubert und mit Rindenmulch bedeckt. Es sah so aus, als ob jemand gerade erst die Beete gejätet hätte.

Als Harm den Deputy gesehen hatte, begrüßte er den jungen etwa 25-jährigen Mann: „Deputy Standley, Guten Morgen.“

„Ms Graham, Cdr. Rabb, Guten Morgen,“ erwiderte dieser den Gruß. Der Deputy war von kleiner Statur, schlank und hatte blonde Haare. Der Deputy war wesentlich freundlicher zu Ihnen als der Sheriff.

Gerade als Harm den Deputy etwas fragen wollte, klingelte dessen Telefon und er hob entschuldigend eine Hand und nahm das Gespräch an.

Während der Deputy telefonierte, sahen sich Julie und Harm im Garten der Chapmans um. Alles war ordentlich, es gab keine sichtbaren verdächtigen Spuren. „Sieht aus als wäre hier schon aufgeräumt worden,“ sagte Harm und ließ seinen Blick über den Garten schweifen. In diesem Augenblick sah er den Deputy wieder auf sie zukommen. „Wurde hier schon aufgeräumt?“ wandte sich Harm an den Deputy.

„Nein, nicht das ich wüsste. Wieso?“ antwortete der Deputy mit einer Gegenfrage.

„Die Beete sehen aus wie frisch gesäubert,“ erwiderte Harm.

„Nein, es ist noch alles so, wie wir es vorgefunden haben,“ kam eine Stimme von innen durch das offene Fenster. „Die Hausherrin scheint eine passionierte Gärtnerin gewesen zu sein.“

Harm sah die Person, die ihn angesprochen hatte, erstaunt an. „Oh verzeihen Sie, mein Name ist Ryan O’Mara vom CSI San Diego,“ stellte sich der Mann vor.

„Julie Graham,“ begrüßte Julie den Beamten vom CSI.

„Cdr. Harmon Rabb,“ erwiderte Harm.

„Ah,“ sagte O’Mara wissend, “dann müssen Sie also die beiden Anwälte sein, die sich in die Ermittlungen vor Ort eingeklinkt haben?“

„Haben Sie schon herausfinden können, wie der Täter ins Haus gelangen konnte?“ fragte Harm anstatt auf die Frage des CSI-Beamten einzugehen.

„Nein, Cdr., das konnten wir noch nicht. Wir haben keine Einbruchsspuren entdecken können, also entweder wurde der Täter von den Chapmans selbst hineingelassen oder er ist über die Hintertür ins Haus gelangt.“

„Im Bericht stand, dass die Hintertür offen war,“ sagte Julie.

„Ja, die Nachbarin, die die Chapmans gefunden hatte, kam auch über die Hintertür hinein und wunderte sich, wieso sie offen stand,“ erwiderte O’Mara.

Harm und Julie betraten nun auch das Haus und begannen, sich dort umzusehen. Die Küche war bis auf die Arbeitsutensilien, die O’Mara auf der Arbeitsplatte ausgepackt hatte, ebenfalls aufgeräumt. Dieser war gerade dabei, Spuren auf dem Kühlschrank zu suchen. Er besprühte den Kühlschrank mit einer farblosen Flüssigkeit. Nachdem er den Kühlschrank vollständig mit der Substanz eingesprüht hatte, setzte er sich eine Brille mit orange-farbenen Gläsern auf, nahm sich eine Lampe mit ultraviolettem Licht und suchte damit den Kühlschrank nach Spuren ab. Harm und Julie sahen ihm dabei interessiert zu.

Nach einer Weile nahm er die Lampe herunter, legte sie zurück auf die Arbeitsplatte und setzte die Brille ab. Dabei sah er die beiden an und erklärte: „Auf dem Kühlschrank sind keine Blutspuren zu finden. Der Luminol-Test war negativ,“ als er dies sagte, versuchte er in den Gesichtern der beiden zu erkennen, ob sie wussten wovon er sprach. Da er keine gegenteilige Reaktion vernahm, fuhr er fort: „Aber ich hatte sowieso nicht damit gerechnet, etwas zu finden. Wir haben zuvor nach Fingerabdrücken gesucht, aber auch in dieser Hinsicht: Fehlanzeige.“ Mit einem Nicken nahmen Julie und Harm das eben Gesagte zur Kenntnis.

„Können wir uns im Wohnzimmer umsehen oder stören wir da gerade ihre Kollegen bei der Arbeit?“ fragte Harm.

„Nein, ich bin im Moment allein hier. Sie können sich gern im Wohnzimmer umsehen, aber auch da werden sie nichts finden. Der Täter hat keine Spuren hinterlassen.“

Nach Spuren wollten die beiden nicht suchen, sondern sich ein Bild über den Tatort selbst machen, weshalb sie ohne weitere Worte den Flur entlang gingen. Der Deputy folgte ihnen, da er vom Sheriff die Anweisung erhalten hatte, niemanden unbeaufsichtigt im Haus herumlaufen zu lassen, insbesondere nicht die Deutschen und das Militär.



Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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zuletzt bearbeitet 08.05.2007 | Top

RE: VS 10x07 - Im Auftrag Gottes von fa sai, Elke

#2 von Petra-Andreas , 08.05.2007 19:41

Zur gleichen Zeit
Gebäude der Gerichtsmedizin San Diego County
9320 Farnham Street
San Diego, CA

Ihre Absätze klapperten über den Fußboden, als sie den endlos scheinenden Gang entlang gingen. Es roch nach der für diesen Ort typischen Mischung aus Formalin und Desinfektionsmitteln.

Sie erreichten zwei große Schwingtüren. Ohne zu zögern öffneten sie diese und gingen in den dahinter befindlichen Raum.

„Guten Morgen, meine Damen, Ich habe sie bereits erwartet,“ begrüßte sie ein kleiner, schmaler älterer Herr mit einem väterlichen Lächeln.

„Guten Morgen, Dr. Newman.“ Anna reichte ihm die Hand. „Das hier ist meine Kollegin Lt. Col. MacKenzie.“

„Sehr erfreut, Col.“

„Dr. Newman.“ Mac rang sich ein Lächeln ab, obwohl sie eine grundlegende Abneigung dem Pathologenberuf gegenüber empfand. Sie warf einen seitlichen Blick auf Anna, die eine dunkelrote fließende Hose und ein weißes Shirt trug, und so völlig unbeeindruckt von dem Ort wirkte.

„Nun, ich schätze, Sie haben beide wenig Zeit, weshalb ich gleich zur Sache kommen möchte,“ begann der Gerichtsmediziner und rückte seine Brille zurecht. „Wenn Sie sich bitte einen Kittel überziehen würden.“

„Wieso einen Kittel? Sie haben die Leichen doch bereits obduziert, oder?“ Mac schaffte es dank ihrer Disziplin, ihre Panik zu verbergen. Sie hatte zwar schon viele Leichen gesehen, aber auf eine derartige Lehrstunde in Anatomie konnte sie wirklich gut verzichten.

Dr. Newman sah sie wissend an. „Nun Colonel, ich habe die Obduktion an Mr. Chapman bereits abgeschlossen. Die Leiche von Mrs. Chapman habe ich zwar bereits geöffnet und die meisten Untersuchungen daran vorgenommen, aber ich wollte ihnen meine Ergebnisse anhand des Leichnams erläutern. Wenn Sie damit ein Problem haben, dann kann ich das wirklich verstehen.“

„Mac, Du musst Dir das nicht ansehen,“, sagte Anna verständnisvoll.

Dr. Newman ging an das andere Ende des Raumes, um den beiden Frauen einen Moment zur Beratung zu geben.

„Macht Dir das denn gar nichts aus?“, fragte Mac.

„Nein, eigentlich nicht. Ich war schon bei diversen Sektionen anwesend.“ Sie zuckte mit den Schultern. Dann huschte ein kleines Lächeln über ihr Gesicht und sie kramte in ihrer Handtasche, um einen Augenblick später triumphierend ein kleines Glasfläschchen hochzuhalten. „Japanisches Heilpflanzen-Öl.“

„Ja, und?“ Mac konnte ihrer Freundin nicht ganz folgen.

„Für mich war der Geruch am Anfang immer das Schlimmste. Ein Tropfen von dem Zeug unter die Nase gerieben und Du riechst nichts anderes.“

Ein paar Minuten später standen die Drei um einen Stahltisch herum, auf dem die Leiche von Maria Chapman lag. Dahinter war ein weiterer Sektionstisch sichtbar, auf dem, von einem blauen Tuch verhüllt, die Umrisse eines weiteren menschlichen Körpers erkennbar waren. Es war kalt in dem Raum.

„Wenn Sie hierauf bitte mal einen Blick werfen möchten.“ Er wies in die klaffende Bauchwunde in dem aufgebahrten Frauenkörper. „Dem Körper wurden post mortem beinahe sämtliche Organe entnommen. Der Täter wusste genau, wo er schneiden musste, um sie 'sauber' entnehmen zu können.“

„Dann muss ich wohl nicht raten, was in den Plastikbeuteln war, die man im Kühlschrank der Opfer gefunden hat?“ Mac drehte sich allein bei dem Gedanken, der Magen um.

„In den sichergestellten Beuteln befanden sich der Großteil der inneren Organe feinsäuberlich abgepackt. Hätte nur noch gefehlt, dass er sie beschriftet hätte.“

„Was fehlt?“ fragte Anna ungerührt.

„Das Herz.“

< Was für ein Klischee. >, dachte Anna nur, behielt es aber für sich.

Der Pathologe räusperte sich und fuhr fort: „Die Vorgehensweise war in beiden Fällen bis auf wenige Unterschiede – die Details entnehmen Sie bitte meinem Bericht – die selbe.“ Er deutete auf die vielen Schnittwunden. „Er hat die Schnitte so platziert, dass die Opfer langsam und qualvoll verblutet sind. Sie waren lange bei vollem Bewusstsein.“

„Toxikologische Tests?“, fragte Mac.

„Auch in diesen Fällen negativ. Er will seine Opfer nicht betäuben. Er will, dass sie leiden.“

Anna runzelte die Stirn und betrachtete für einen Moment schweigend den zerstörten menschlichen Körper vor sich.

„Was denkst Du?“ fragte Mac.

„Wärst Du in der Lage, menschliche Organe so sauber zu entnehmen? - Ich hätte keine Ahnung, wie das 'fachgerecht' funktioniert.“ Anna hatte die Stirn nachdenklich in Falten gelegt.

„Der Täter muss ein gewisses Maß an medizinischen Kenntnissen besitzen,“ bestätigte Dr. Newman.

„Über welches Ausmaß an Kenntnissen sprechen wir hier?“ fragte Mac.

„Nun, vielleicht ein Medizinstudent irgendwo in der Mitte seiner Ausbildung oder ein Sanitäter.“ Er dachte einen Moment nach. „Vielleicht handelt es sich aber auch um einen Autodidakten. Der 'Fehlschnitt' im Fall Pieroth deutet jedenfalls darauf hin, dass es sich eigentlich nicht um einen Mediziner handeln kann. Das wäre ein ziemlicher Stümper.“ Er hielt einen Augenblick inne und dachte nach. „Theoretisch könnte es auch ein Veterinär sein. - Ich fürchte der potentielle Täterkreis ist nicht so eng wie sie es gerne hätten.“

Mac zog ob dieser Aussage eine Augenbraue hoch, doch der Arzt war bereits damit beschäftigt, den Leichnam zuzudecken.

„Möchten Sie beide noch einen Blick auf die Organe werfen?“, fragte er schließlich.

„Zeigen sie irgendwelche Auffälligkeiten?“ fragte Mac mit einem Anflug von Grün in ihrer Gesichtsfarbe.

„Sie meinen, abgesehen davon, dass sie nicht dort waren, wo sie hingehörten? - Wie gesagt, die toxikologischen Tests waren negativ und beide Herzen fehlen.“

„Ich glaube, wir können im Moment darauf verzichten,“ sagte Anna.

„Gut. Sie bekommen eine Kopie des Abschlussberichts, sobald die Tinte trocken ist.“ Der Pathologe lächelte die beiden leicht verschmitzt an, bevor er ergänzte: „Es sei denn, Sie möchten warten, bis sie ihn beim Sheriff einsehen können...“

1915 ZULU (1115 Uniform)
Haus von Richard und Maria Chapman
Wohnsiedlung, Vorort von Miramar, CA

Im Wohnzimmer angekommen, konnten Harm und Julie sehen, dass auch dieses weder verwüstet worden war noch waren auf dem ersten Blick andere Spuren eines Kampfes festzustellen. Alles war ordentlich hinterlassen worden. Auf dem Fußboden im Wohnzimmer waren noch die Blutflecken an den Stellen zu sehen, wo die Chapmans verblutet waren. Die wenigen vorhandenen Spuren waren sorgfältig mit nummerierten Schildern versehen worden. Außerdem waren noch die Umrisse aufgezeichnet, wo die Chapmans gefunden worden waren. Ein leicht verwester Geruch lag noch in der Luft und ließ beide kurzzeitig den Atem anhalten.

„Die Hitze hat den Verwesungsprozess noch früher einsetzen lassen,“ sagte Harm mit einem leicht gequälten Gesichtsausdruck und sah zu Julie. Sie stand abwesend da und Harm wollte sie gerade in die Realität zurückholen, als sie einmal tief ausatmete und danach wieder Herr ihrer Sinne war. Mit einem fragenden Gesichtsausdruck sah er sie an, woraufhin Julie antwortete: „Schon okay.“

Nachdem sie sich an den Geruch ‚gewöhnt’ hatten, sahen sie sich im Wohnzimmer genauer um.

„Wie es aussieht, hat der Täter wirklich nur seine ‚Lust’ am Töten ausgelebt,“ stellte Harm das offensichtliche fest. „Was muss im Kopf des Täters vorgegangen sein als er die Studentin und die Chapmans getötet hat?“

„Das würde mich auch interessieren. Wie krank muss man sein, um einem Menschen so etwas antun zu können?“ entgegnete Julie.

Julie und Harm standen schweigend im Wohnzimmer als O’Mara ebenfalls ins Wohnzimmer kam und den beiden erklärte „Wie Sie sehen können, lagen die beiden Leichen mitten im Wohnzimmer. Der Mörder hat ihnen nach dem Tod fast alle inneren Organe entfernt...“

„... die Leichen der Chapmans arrangiert und es wurde ein Bibelzitat gefunden,“ beendete Julie den Satz des Beamten.

„Ah, Sie haben sich also über den Fall eingehend informiert,“ stellte dieser leicht abwertend fest. „Wieso sind Sie dann noch mal hierher gekommen?“

„Wir wollten uns den Tatort persönlich ansehen, um uns einen eigenen Eindruck zu verschaffen,“ erklärte Julie während Harm sich noch im Wohnzimmer der Chapmans umsah.

„Naja, wie Sie sehen, gibt es nicht viel, was man sich hier anschauen könnte.“

„Kein Blut an den Wänden oder sonst wo im Wohnzimmer?“ fragte Harm.

„Nein, der Täter hat sehr sauber gearbeitet. Wir haben keine Hinweise darauf gefunden, dass der Mörder versucht hat, Blut zu beseitigen.“

„Und Sie haben nicht mal den kleinsten Hinweis auf den Täter gefunden?“ fragte Julie.

„Nein, der Täter hat keine Spuren hinterlassen,“ antwortete O’Mara. „Und soweit wir bislang sagen können, deutet – wie gesagt – auch nichts auf einen Einbruch hin.“

Julie und Harm nickten zur Bestätigung.

„Haben Sie schon mit der Nachbarin gesprochen?“ fragte Julie, da sie merkte, dass es am Tatort nichts weiter für sie beide zu sehen gab.

„Ja, ein Kollege von mir war gestern bei ihr gewesen und hat mit ihr gesprochen,“ antwortete O’Mara.

„Ich denke, wir sollten auch mal mit Mrs. Bedford sprechen. Hier können wir sowieso nichts weiter tun,“ wandte sich Harm an Julie. Die beiden verabschiedeten sich vom Deputy und von O’Mara und verließen das Haus durch den Vordereingang.

Julie und Harm standen nun auf der kleinen Treppe vor der Eingangstür und atmeten tief durch.

„Die frische Luft tut jetzt wirklich gut,“ sagte Julie und begann sich, in der Gegend umzuschauen. „Harm, ich glaube, wir werden beobachtet,“ und deutete mit dem Kopf in Richtung des Nachbarhauses.

„Ja, die lieben Nachbarn. Immer an allem interessiert, was sich so tut,“ entgegnete dieser trocken und machte sich mit Julie auf den Weg zu dem Nachbarhaus, wo sie eben noch eine Bewegung hinter den Gardinen gesehen hatten. Gerade in diesem Moment hörte Julie ein Brummen aus ihrer Tasche und suchte nach ihrem Telefon.

„Graham,“ antwortete Julie den Anruf und blieb auf dem Bürgersteig vor dem Haus der Chapmans stehen. Harm stoppte ebenfalls und sah Julie fragend an.

***

„Hallo Anna.“

***

„Nein, wir haben gerade das Haus der Chapmans verlassen und wollten zu Mrs. Bedford. Vielleicht erfahren wir von ihr etwas.“

***

„Nein, nicht viel. Aber das hatten wir ja erwartet. Und bei Euch?“

***

„Oh gut.“

***

„Das kann noch eine Weile dauern.“

***

„Okay, werd ich machen. Bis nachher dann,“ sagte Julie und legte auf.

„Anna und Mac hatten gerade den Termin beim Gerichtsmediziner und warten jetzt auf den Abschlussbericht der Sektion an den Chapmans,“ erklärte Julie Harm, was dieser mit einem Nicken bestätigte.

Die beiden überquerten nun die Straße und standen kurz darauf vor der Haustür von Laura Bedford. Julie betätigte die Klingel und beide konnten ein Geräusch aus dem Haus vernehmen. Die Tür wurde ihnen jedoch nicht geöffnet.

Harm klopfte nun gegen die Tür mit einem „Mrs. Bedford? Wir würden gern mit Ihnen reden!“

Die beiden standen erneut eine Weile vor der Tür, ohne dass ihnen diese geöffnet wurde. Harm wollte gerade wieder klopfen, als die Tür einen Spalt geöffnet wurde. „Wer sind Sie?“ fragte die Frau hinter der Tür.

„Das ist Julie Graham, sie ist von der deutschen Regierung beauftragt worden,“ Harm deutete auf Julie, die Laura Bedford freundlich nickend begrüßte, „und ich bin Cdr. Harmon Rabb vom JAG-Corps. Wir sind hier, um in dem Mordfall an den Chapmans zu ermitteln.“

„Was kann ich für Sie tun?“ fragte sie mit leicht zitternder Stimme.

„Mrs. Bedford?“ fragte Julie, was diese mit einem Nicken bestätigte. „Wir wollten mit Ihnen persönlich noch mal über die Geschehnisse von vor vier Tagen sprechen,“ fuhr sie mit fürsorglicher Stimme fort, da sie sah, dass die Frau ziemlich aufgewühlt war, da die beiden jetzt vor ihrer Tür standen.

„Also ich weiß nicht ... Was kann ich Ihnen denn noch sagen, was ich der Polizei nicht schon erzählt habe?“ fragte Laura und sah zwischen den beiden hin und her.

„Wir verstehen natürlich, dass es für Sie schwer ist, über Ihre Entdeckung zu reden, aber wir hatten gehofft, von Ihnen einige Informationen zu erhalten, die uns die Polizei nicht geben kann,“ fuhr Julie fort.

„Ich weiß auch nichts,“ versuchte Laura den beiden zu erklären.

Julie nickte und erklärte: „Wir haben zwar den Bericht gelesen, aber in diesem stand nichts über die Chapmans selbst. Wir würden uns gern mit Ihnen darüber unterhalten, wie die Chapmans waren, ob sie Feinde hatten usw.“

„Maria und Richard hatten keine Feinde. Wie kommen Sie denn nur darauf?“

„Dürfen wir bitte hereinkommen, Mrs. Bedford? Wir sollten über dieses Thema nicht zwischen Tür und Angel reden,“ erwiderte Harm.

Laura nickte und öffnete nun die Tür und ließ die beiden hinein. Nachdem die beiden eingetreten waren und Laura die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, deutete sie mit ihrer Hand in die Wohnung und sagte: „Hier entlang bitte.“

„Danke Mrs. Bedford,“ sagte Harm und beide folgten Laura ins Wohnzimmer. Im Wohnzimmer bedeutete Laura Julie und Harm auf der Couch Platz zu nehmen, während sie zum Kamin ging und sich dort – wie es aussah – festhielt. Nervös schaute sie dabei auf ihre Hände.


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Die Siedler von Catan in der Special Edition „Die Angestellten von J.A.G.“

Zu Beginn des Spieles erhalten die Spieler 2 Fälle. Ihr Dienstgrad ist Ensign bzw. Second Lt.

Ziel ist es, so viele Fälle wie möglich zu gewinnen bzw. mit den übrigen Mitspielern außergerichtliche Einigungen zu erzielen. Gewonnen hat, wer zuerst 15 Siegpunkte erreicht.

Kombinationen:
für 2 gewonnene Mordprozesse,
für 2 Verfahren mit un-/ehrenhaften Entlassungen,
für 1 Vertragsverhandlung zu Regierungsprojekten erfolgt eine Beförderung um 3 Ränge (4 Siegpunkte)

für 2 gewonnene Prozesse wegen Fahrerflucht,
für 1 Prozess mit un-/ehrenhafter Entlassung erfolgt eine Beförderung um 2 Ränge (3 Siegpunkte)

für 1 Prozess mit un-/ehrenhafter Entlassung,
für 1 Prozess mit Soldverlust erfolgt eine Beförderung um 1 Rang (2 Siegpunkte)

für 1 Prozess mit Soldverlust erfolgt eine Belobigung des J.A.G. (1 Siegpunkt)

Um zu Siegpunkten zu kommen, müsst ihr neue Fälle erhalten und befördert werden. Wie kommt Ihr an die Fälle? Ganz einfach, in der morgendlichen Runde werden die Fälle verteilt. Das geschieht mit zwei Würfeln, weshalb auf jedem Feld runde Zahlenchips liegen. Auf den Zahlenchips stehen Nummern von 2 bis 12, die der Augenzahl der Würfel entsprechen.

Die Fälle können aber nur von denjenigen Spielern übernommen werden, die mit ihren Büros bzw. dann mit ihren Beförderungen an diese Felder angrenzen. Nun bist Du ein fleißiger Anwalt und hortest die Fälle. Aber: Da Du nicht überall Dein Büro hast und Deine Beförderungen aufhängen kannst, musst Du auf Fälle dieser oder jener Art verzichten. Das wäre ungünstig, denn für weitere Beförderungen benötigst Du ganz ja bestimmte Fallkombinationen.

Aus diesem Grund dürfen die Mitspieler die Fälle tauschen. Du machst Tauschangebote oder lässt Dir selber welche machen. Und wenn es klappt, dann erhältst Du so wahrscheinlich den Fall, der Dir für eine weitere Beförderung fehlt. Eine neue Beförderung kannst Du jedoch nur an einer freien Stelle zwischen deinem Büro und Deinen Beförderungen aufhängen. Voraussetzung ist, dass eine Verbindung zwischen deinem Büro und deinen Beförderungen dahin führt und die Beförderung und/oder die Büros Deiner Mitspieler mindestens zwei Felder weit entfernt ist.


VIEL SPASS BEIM SPIELEN


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RE: VS 10x07 - Im Auftrag Gottes von fa sai, Elke

#3 von Petra-Andreas , 08.05.2007 19:42

2000 ZULU (1200 Uniform)
Gebäude der Gerichtsmedizin San Diego County
9320 Farnham Street
San Diego, CA

Eine dreiviertel Stunde später, verließen Mac und Anna mit ihrer 'Beute' in der Aktentasche das Gebäude der Gerichtsmedizin. Als sie nach draußen traten, schlug ihnen ein Schwall heißer Luft entgegen. Die Sonne brannte erbarmungslos. Anna und Mac setzten ihre Sonnenbrillen auf und gingen zum Parkplatz. Sie hatten den Wagen beinahe erreicht als Anna's Handy klingelte. Sie kramte es aus ihrer Handtasche hervor und nahm den Anruf entgegen.

„Lorenzen.“

***

„Wir stehen gerade auf dem Parkplatz vom Gerichtsmedizinischen Institut.“

***

„Und, was hälst Du von dem guten Sheriff Braxton?“

***

Sie lachte auf. „Na, so kann man das auch nennen.“

***

„Ja klar.“ Sie suchte den Straßenverlauf mit den Augen ab. „Da ist ein Diner schräg gegenüber dem Gebäude. Wir werden dort auf Dich warten, o.k.?“

***

„Nein, ich habe vorhin mit Julie telefoniert. Sie und Harm sind noch in Miramar und vernehmen die Nachbarn der Chapmans. Das wird wohl noch eine Weile dauern.“

***

„Gut, dann bis später.“

Anna klappte ihr Mobiltelefon zu und sah Mac's fragenden Blick. „Christian hatte ein ähnlich frustrierendes Zusammentreffen mit dem werten Sheriff.“ Der Gedanke entlockte ihr ein leicht hämisches Grinsen, doch schon im nächsten Moment war sie wieder ernst. „Er hatte heute morgen auch einen Termin mit einem Profiler, um dessen Meinung hinsichtlich des Täterprofils einzuholen. Aber so wie ich ihn kenne, wird er sich auf Basis der bisher gesammelten Informationen schnell selbst ein Bild machen können.“ Sie deutete auf die andere Straßenseite. „Er muss noch ein paar Unterlagen einsammeln. Ich habe ihm gesagt, dass wir uns in dem Diner dort drüben treffen, dann können wir im kleinen Kreis schon mal zusammentragen und sortieren, was wir heute erfahren haben.“

„Das ist eine gute Idee. Heute Abend können wir uns dann mit Julie und Harm austauschen,“ stimmte Mac zu.


Einige Minuten später...

Mac und Anna hatten an einem Fenstertisch in dem kleinen Diner Platz genommen und studierten ihre Speisekarten.

„Eigentlich habe ich nach dem heutigen Morgen keinen Appetit,“ bemerkte Mac.

Anna sah von ihrer Karte hoch. „Du solltest aber trotzdem eine Kleinigkeit essen.“

„Wahrscheinlich hast Du Recht.“ Mac blätterte lustlos in der Karte.

Einen Moment später kam eine Kellnerin und nahm ihre Bestellung auf. Anna hatte sich für einen Caesar's Salad und einen ungesüßten Eistee entschieden und Mac für gebratenen Fisch mit Gemüse und einer Diät-Cola.

„Was hältst Du bisher von dem Fall?“ fragte Anna.

Mac zupfte an der Papierserviette herum, die vor ihr auf dem Tisch lag. „So wie es jetzt ausschaut, ist es wohl einigermaßen sicher, dass es sich um einen Serientäter handelt. Aber ich finde die Opferauswahl und die Sache mit den Bibelzitaten etwas verwirrend. Vielleicht ist es tatsächlich ein religiöser Fanatiker.“

„Gut möglich,“ sagte Anna nachdenklich. „Aber wenn dem so wäre, dann verwirrt mich seine Opferauswahl.“ Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Die Chapmans waren ein regelrechtes Vorzeigeehepaar. Weshalb sollte sie jemand aus religiösen Motiven umbringen wollen?“

„Das habe ich mich auch schon gefragt.“

„Wir übersehen irgendetwas,“ seufzte Anna frustriert.

Es breitete sich Schweigen zwischen den beiden aus.

Mac rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl und verzog leicht das Gesicht. Anna runzelte die Stirn. „Alles o.k. mit Dir?“

Mac rang sich ein kleines Lächeln ab. „Ja. Mein Rücken ist etwas steif.“

„Warst Du beim Arzt, bevor ihr hergeflogen seid?“

„Nein. Aber ich nehme meine Medikamente und es geht mir soweit ganz gut,“ versuchte Mac der Frage auszuweichen.

Anna zog eine Augenbraue hoch und Mac war sich bewusst, dass ihre Freundin ihr kein Wort glaubte.

„O.k., o.k. Wenn Du es genau wissen willst. Ich habe wieder zunehmend Krämpfe und ein fremdes Bett, so bequem es bei Martha auch sein mag, und der ganze Stress sind da nicht gerade förderlich.“ Sie schloss für einen Moment die Augen und holte tief Luft.

Anna sah Mac eindringlich an. „Mac, es ist keine Schande, wenn Du aufgrund Deines Gesundheitszustandes darum bitten würdest, von diesem Fall abgezogen zu werden.“

„Das kommt überhaupt nicht in Frage!“

„Dann geh' wenigstens zum Arzt und lass' checken, ob wirklich alles o.k. ist. Es ist nicht sehr produktiv, wenn Du die ganze Zeit einen Teil Deiner Kraft darauf verschwenden musst, Deine Schmerzen zu unterdrücken.“

„Schon gut, ich mach' Dir einen Vorschlag. Wenn es morgen nicht besser wird, dann gehe ich zum Arzt. - Obwohl ich nicht glaube, dass die Endometriose diesmal der Auslöser für die Schmerzen ist.“ Mac schaute auf ihre Hände.

„Mac, was ist los? Es geht doch nicht etwa um Harm? Gibt es da ein Problem?“

Mac war sichtlich frustriert. „Du meinst andere Probleme als die Üblichen?“ Sie holte tief Luft. „Ich werde es überwinden. Ich werde IHN überwinden.“ Sie hielt einen Moment inne. „Es fällt mir nur schwerer als ich dachte... Zumal ich nicht damit gerechnet habe, dass ich ausgerechnet jetzt so viel Zeit mit ihm verbringen und zu allem Überfluss auch noch ein Zimmer mit ihm teilen muss,“ sagte sie leise.

Anna legte ihren Kopf leicht schief und musterte sie eindringlich.

„Was?“ fragte Mac irritiert.

„Sorry, aber wenn ich Euch beide so beobachte, weiß ich nicht, ob ich gerührt oder frustriert sein soll.“ Sie hob die rechte Hand, um Mac zu signalisieren, dass sie noch nicht fertig war. Sie holte tief Luft. „Ich weiß, dass er Dich sehr verletzt hat, aber glaubst Du wirklich, dass Du damit leben kannst, wenn Du ihn abseits des Beruflichen einfach ignorierst? Du hast selbst gesagt, dass er immer Dein bester Freund war. Ihr habt eine Menge gemeinsam durchgemacht. Mensch, Ihr habt so oft alles riskiert, um das Leben des jeweils anderen zu retten! Da erscheint es mir angebracht, wenn Ihr wenigstens versuchen würdet Euch auszusprechen. Meinst Du nicht? Die jetzige Situation belastet Dich so sehr, dass Du trotz der Medikamente Schmerzen hast. Tu' Dir selbst einen Gefallen und rede mit ihm. Hör' Dir seine Seite der Geschichte an. Anschließend kannst Du ihn immer noch zum Teufel jagen.“

Mac hatte die Serviette mittlerweile in viele kleine Fetzen gerissen und sah Anna ungläubig an, bevor sie geschlagen den Kopf schüttelte. „Wie lange soll ich mir das noch antun, Anna? Wie lange? Als er JAG verließ, um wieder zu fliegen, die Fähre in Sydney, Renee und jetzt Alicia... Es zerreißt mich jedesmal innerlich. - Ich ertrage es einfach nicht mehr.“ Ihr Gesicht spiegelte ihren inneren Konflikt wider. „Es sollte wahrscheinlich einfach nicht sein.“ Sie klang resigniert.

„Versuchst Du mich oder Dich selbst zu überzeugen?“ fragte Anna mit einem milden Lächeln. Und fuhr fort: „Ich kenne Harm wirklich nur oberflächlich, aber wenn er die ganze Zeit so ein - Du verzeihst mir den Ausdruck - 'Arschloch' gewesen ist, dann frage ich mich doch, warum er überhaupt Dein bester Freund war und warum Du ihn liebst?“ Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper und sah Mac herausfordernd an, die nur ein schnaubendes Geräusch von sich gab und den Kopf schüttelte. „Das habe ich nie gesagt.“

„Na und? Das Du es nie laut gesagt hast, ändert nichts an der Tatsache, dass es augenscheinlich so ist,“ triumphierte Anna mit einem feisten Grinsen.

Bevor Mac darauf antworten konnte, kam die Kellnerin und brachte das Essen. Mac nutzte die Unterbrechung, um sich zu sammeln.

Anna spießte ein Salatblatt mit der Gabel auf, während Mac das Essen auf ihrem Teller lustlos hin und her schob.

Anna ließ nicht locker: „Nun?“ Sie schob das Salatblatt in den Mund und sah Mac mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Mac legte klappernd ihr Besteck beiseite, lehnte sich ihrerseits in ihrem Stuhl zurück und sah Anna mit einem Hauch von Feindseeligkeit an, schwieg aber ansonsten.

Anna seufzte. Sie hatte zwar Mitgefühl mit ihrer Freundin, doch Julie, Harriet und sie hatten sich darauf geeinigt, dass Mitgefühl sie keinen Schritt weiter bringen würde. „Ach komm' schon, Mac! Glaubst Du nicht, dass Du es Dir doch ein wenig einfach machst, wenn Du Dich in Dein Schneckenhaus verkriechst?“

Das brachte die gewünschte Reaktion. „Was willst Du denn damit sagen? Auf welcher Seite stehst Du eigentlich?“ Man konnte förmlich sehen, wie ihr der Ärger ins Gesicht stieg.

Anna hob beschwichtigend beide Hände und fuhr fort: „Natürlich auf Deiner. Aber weißt Du was? Ich werde Dir jetzt meine Theorie über Eure Beziehung darlegen. Du kannst mir widersprechen, wenn ich mich irre, o.k.?“

Mac kniff die Augen leicht zusammen und sah sie voller Skepsis an.

Nachdem Anna zwei weitere Bissen von ihrem Salat genommen hatte, begann sie: „Also, ihr zwei fühlt Euch in gewisser Weise zueinander hingezogen, seit ihr Euch kennt. Das ist auch weiter nicht ungewöhnlich, schließlich seid ihr ja grundsätzlich zwei sympathische und gutaussehende Menschen. - Wenn man mal von Eurem verkorksten Innenleben absieht...“ Anna grinste, aß einen weiteren Happen und Mac rollte nur mit den Augen. „Wie auch immer... Ihr seid Euch unglaublich ähnlich. Beruflich wisst Ihr beide, was Ihr wollt. Ihr steht in permanentem Wettbewerb und macht Euch gegenseitig das Leben schwer, eben weil Ihr Euch so gut kennt. Ihr habt beide ein Herz für die Schwachen und Benachteiligten. Ihr seid beide unglaublich stur, rechthaberisch und zu stolz, Fehler zuzugeben.“ Sie machte eine kleine Pause und studierte Mac's Reaktion. Die saß nur da und sah sie mit großen Augen an. Anna musste sich das Lachen verkneifen. „Ihr habt einander beigestanden in Euren schlechtesten Zeiten und habt Euch für den anderen gefreut in seinen besten Zeiten. Ihr beendet sogar manchmal die Sätze des anderen.“ Sie holte tief Luft. „Es könnte alles ja so schön sein. Nur dummerweise kennt Ihr Euch so gut, dass Ihr in der Lage seid, Euch gegenseitig so zu verletzen, wie es niemand anderes könnte. Bei Euch ist Freundschaft unter anderem ein Zustand, der besteht, wenn jeder Freund glaubt, dem anderen gegenüber eine leichte Überlegenheit zu besitzen.“ Anna schmunzelte entgegen der Ernsthaftigkeit ihrer Worte leicht. Die zwei wären ein wirklich interessantes Forschungsobjekt für jeden Psychiater...

Mac starrte auf ihren Teller. Das Essen war mittlerweile kalt.

„Weißt Du, Mac. Vielleicht geht ja alles vor Paraguay zurück. Du weißt schon, der Singer-Mord und so. Ich habe damals davon gehört. Es hat wirklich seine Vorteile, dass Julie Senatorin Latham so gut kennt. Wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, dass genau dort alles angefangen hat.“

„Das kann gut sein,“ sagte Mac leise. „Harm muss geglaubt haben, dass wir ihn im Stich lassen.“

„Und von da an, ging es steil bergab, hm?“

„Wohl eher senkrecht bergab,“ grummelte Mac.

„Mac, Ihr müsst reden, o.k.? Sobald wir diesen Schweinehund hier dingfest gemacht haben. Ich weiß, dass Du im Moment wütend auf ihn bist. Jeder kann wütend werden, das ist einfach. Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art, das ist schwer.“ Ihr ernster Gesichtsausdruck hellte sich etwas auf. „Wenn Ihr dann schon dabei seid, könnt ihr bei der Gelegenheit alle Missverständnisse der Vergangenheit gleich mit ausräumen. Und wenn Ihr beiden Euch bis dahin nicht gegenseitig umgebracht habt, dann werdet Ihr sehen, was von Eurer Freundschaft noch übrig ist.“ Anna grinste von einem Ohr zum anderen und Mac wollte gerade etwas erwidern, als Anna ausrief: „Hey, schau mal wer da endlich auftaucht!“

Ein sehr gehetzt wirkender Christian durchquerte den Gastraum und kam auf sie zu.

„Entschuldigt, meine Damen, aber es hat alles etwas länger gedauert, als ich es geplant hatte.“ Er setzte sich an die Seite des Tisches zwischen Mac und Anna und schnaufte erst einmal durch.

„Na Mac, keinen Hunger?“ fragte er, als er ihren noch vollen Teller beäugte.

„Nein, wir waren doch heute beim Gerichtsmediziner. Da ist mir etwas der Appetit vergangen,“ log sie. Sie hatte keine Lust, dass ihre Beziehungsprobleme – wenn man es denn so nennen wollte - jetzt auch noch vor Christian ausgebreitet würden.

„Mac und ich hatten ein besonders ernstes Gespräch über ganz besonders ernste Themen...,“ sagte Anna betont unschuldig und nahm einen Schluck Eistee.

„Oh je. Das war bestimmt wieder eines dieser Ratgebergespräche. Mac, Du hast mein Mitgefühl,“ frozzelte Christian, was ihm einen saftigen Klaps auf den Oberarm und einen gespielten Killerblick von Anna einbrachte. Am Vorabend waren Mac, Harm und Christian ins ‚Du’ gewechselt. „Pass' bloß auf Mr. BKA, sonst rufe ich Gregor an und verrate ihm, dass Du mit Frauen flirtest.“ Sie versuchte ernst zu bleiben, kämpfte aber erfolglos gegen das in ihr aufsteigende Lachen an. Christian streckte ihr die Zunge heraus, woraufhin auch Mac anfangen musste zu lachen. Die zwei benahmen sich wie zwei Geschwister, die sich gegenseitig aufzogen.

„Haben sich Julie und Harm nochmal gemeldet?“ fragte Christian schließlich und bemerkte, wie sich Mac's Blick um eine winzige Nuance verdunkelte. Er sah Anna kurz fragend an, doch die bedeutete ihm mit einem kurzen vielsagenden Blick, dass sie später alles erklären würde.

„Nein. Die beiden sind wahrscheinlich noch in Miramar. Julie wollte sich melden, wenn sie dort losfahren.“

Christian zog einen Notizblock aus der Jackentasche und sagte: „Na gut, dann wollen wir hier doch auch mal etwas Konstruktives tun. Also, was habt Ihr heute morgen bei der Gerichtsmedizin herausgefunden?“


Zur gleichen Zeit
Haus von Laura Bedford
Wohnsiedlung, Vorort von Miramar, CA

„Maria und Richard waren sehr beliebt in unserem Viertel. Maria war die Sachbearbeiterin unserer Versicherung. Als sie und Richard später außerhalb des Stützpunktes ein Haus suchten, haben wir ihnen beim Kauf des Hauses geholfen. Wir waren befreundet. Mein Mann ist mit Richard oft Basketball spielen gegangen oder sie haben sich zusammen ein Spiel im Fernsehen angeschaut. Maria hat sich um das Haus gekümmert. Besondere Freude hatte sie an ihrem Garten. Sie hat ihren Garten immer so bepflanzt, dass er sie an ihre Heimat erinnerte. Sie hat sich sehr viel Mühe gegeben, die Rosen, den Rhododendron, die Pfingstrosen und all die herrlichen Blumen hier blühen zu lassen. Aber Sie werden ja selbst gesehen haben, wie viel Mühe sie sich mit dem Garten gegeben hat.“ Laura redete ohne Unterlass, so als würde sie sich damit alles von der Seele reden. Harm und Julie saßen stumm auf der Couch und ließen Laura erzählen und nickten nur ab und zu zur Bestätigung.

„Wenn unsere Männer mal wieder unterwegs waren, haben Maria und ich neue Rezepte ausprobiert. Ich wollte ihr an dem Nachmittag etwas von der Salsa vorbeibringen. Das Rezept hatte ich von einer Bekannten erhalten,“ Laura machte eine Pause, um ihre Gedanken zu sammeln. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass sie nicht mehr da sein sollen...“ Ihr kamen wieder die schrecklichen Bilder in den Kopf, als sie die Chapmans in ihrem Wohnzimmer hat liegen gesehen. Tränen stiegen ihr in die Augen. „Was ist das für ein Mensch, der netten Leuten so etwas antun kann?“ fragte sie immer noch unter Tränen.

„Das wollen wir auch herausfinden, Mrs. Bedford,“ entgegnete Harm „und wir versprechen Ihnen, dass wir den Täter finden werden.“

„Haben Sie an dem Tag irgendetwas Verdächtiges gesehen oder gehört, Mrs. Bedford? Einen Wagen, Hilfeschreie oder ähnliches?“ fragte Julie.

„Nein. Nichts. Ich war den ganzen Tag zu Hause. Ich habe aber nichts gesehen und auch nichts gehört,“ antwortete Laura. „Bei uns ist noch nie so etwas passiert, ich kann mir das gar nicht erklären. Maria und Richard haben das einfach nicht verdient.“

Bei den Gedanken an ihre Freunde, brach Laura in sich zusammen und konnte sich nur noch mit Mühe am Kamin festhalten.

Harm und Julie standen gleichzeitig von der Couch auf, doch Julie bedeutete Harm, sich wieder zu setzen, indem sie ihm eine Hand auf seinen Arm legte. Julie ging auf Laura zu und half ihr, sich auf den Sessel zu setzen, der neben dem Kamin stand. Julie nahm auf der Armlehne des Sessels Platz und legte fürsorglich einen Arm um Laura, um sie zu beruhigen.

Langsam merkte sie, wie sich Laura entspannte. „Verzeihen Sie bitte meinen Zusammenbruch,“ entschuldigte sich Laura.

„Sie brauchen sich für Nichts zu entschuldigen Mrs. Bedford,“ sagte Julie mitfühlend und stand auf. „Es war für Sie ein großer Schock Ihre Freunde so zu finden. Da ist es ganz natürlich so zu reagieren.“ Dankbar lächelnd trocknete sich Laura die Tränen ab, während Julie weiterhin tröstend den Arm um sie gelegt hatte.

Nachdem sich Laura endgültig wieder beruhigt hatte, deutete Julie Harm mit einer Kopfbewegung, dass sie Laura nicht länger in Anspruch nehmen sollten, woraufhin sich beide von Laura verabschiedeten. „Wir danken Ihnen Mrs. Bedford.“ Laura wollte gerade aus ihrem Sessel aufstehen, als Julie sagte: „Wir finden den Weg allein hinaus, Mrs. Bedford,“ was diese mit einem dankbaren Nicken bestätigte.

Julie und Harm verließen das Haus und gingen auf ihren Wagen zu. „Das war nicht einfach für Mrs. Bedford,“ sagte Julie immer noch mitfühlend.

„Nein, das war es nicht,“ erwiderte Harm ganz in Gedanken. „Es muss ein Schock gewesen sein, ihre beiden Freunde so vorzufinden.“

„Ja ganz sicher. Ich weiß nicht, wie ich in dieser Situation reagiert hätte!“

Mit einem Nicken bestätigte Harm, dass auch er das nicht wüsste. „Ich habe in meiner Laufbahn schon viel erlebt und gesehen, aber ich habe jedes Mal Probleme, wenn ich bei Mordfällen ermitteln muss.“

„Mich würde interessieren, was die Opfer gemeinsam haben? Bislang haben wir noch keinen Hinweis darauf gefunden. Die Tatsache, dass Mrs. Chapman und Katrin Pieroth Deutsche und Frauen waren, dürfte meines Erachtens noch keinen Zusammenhang darstellen,“ fuhr Harm nach einer Weile fort.

„Da stimme ich Dir zu,“ erwiderte Julie. „Denn dann würde der Mord an Mr. Chapman noch weniger Sinn machen. Aber vielleicht war er auch nur zur falschen Zeit am falschen Ort?“

„Nein, das glaube ich nicht. Denn dann hätte er Mr. Chapman nicht auf die gleiche Weise wie seine Frau getötet.“

„Ich weiß nicht, vielleicht kann er nur sehr gut mit ‚Überraschungen’ umgehen,“ gab Julie zu bedenken.

„Nein, ich denke, er hat beide ganz bewusst getötet. Nur macht das alles keinen Sinn. Wenn der Täter auch nur einen kleinen Hinweis auf seine Identität hinterlassen hätte, dann wären wir schon ein großes Stück weiter.“

„Vielleicht hat er das ja, aber wir sind bislang noch nicht darauf gekommen.“

„Wenn das der Fall sein sollte, hoffe ich, dass wir den Hinweis so schnell wie möglich finden, bevor es noch mehr Opfer gibt!“

„Ja, das hoffe ich auch. Lass uns nach Poway zurückfahren und sehen, was Anna, Mac und Christian herausgefunden haben,“ sagte Julie als sie am Wagen standen. „Ich rufe noch kurz Anna an und sag Bescheid, dass wir jetzt losfahren.“


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Liebe Grüsse Petra

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RE: VS 10x07 - Im Auftrag Gottes von fa sai, Elke

#4 von Petra-Andreas , 08.05.2007 19:42

2245 ZULU (1445 Uniform)
Auf der Landstraße nach Poway, CA

Auf dem Rückweg von Miramar nach Poway verwickelte Harm Julie in ein lockeres Gespräch. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass Du Joga machst?“

„Wie kommst Du jetzt darauf?“ eigentlich sagte ihr Gesichtsausdruck, dass es ihn gar nichts anginge.

„Anna hat heute früh so etwas erwähnt,“ versuchte er zu beschwichtigen.

Sie setzte ein Lächeln auf und erklärte: „Naja, so kann ich mich entspannen und meine Nervosität und meine Ängste überwinden.“

„Das habe ich bei Dir aber noch nie gesehen!“

„Es gibt verschiedene Joga-Übungen, die man auch ohne besondere Utensilien und ohne Wissen des Gegenübers praktizieren kann.“

„So, wie heute als wir im Wohnzimmer der Chapmans standen?“ fragte er, als er sich die Szene nochmals ins Gedächtnis rief, was Julie mit einem Nicken beantwortete. „Machst Du das öfter am Tag?“

„Ja, ich mach das sogar im Büro,“ antwortete Julie.

„Im Büro?“ fragte Harm erstaunt. „Dann ist das keine Isomatte, die bei Dir im Büro steht?“ schlussfolgerte er.

„Nein, das ist eine Joga-Matte,“ antwortete Julie und konnte sich das Lachen nicht halten. „Vor Gerichtsterminen mache ich jedes Mal Asanas.“

„Ananas?“ ungläubig sah Harm zu Julie.

Julie brach erneut in ein Lachen aus. „Nein nicht Ananas, sondern ASANAS!“

Harm sah sie fragend an, woraufhin sie erklärte. „Das ist dieser Schneidersitz, wo du einen Fuß auf den einen Oberschenkel und den anderen Fuß auf den anderen Oberschenkel legst und die Arme auf den Knien ruhen.“

Nun lachte auch Harm. „Wie lange machst Du das schon?“

„Lass mich überlegen... da war ich, glaube ich, 14. Wenn Du also willst schon mein halbes Leben,“ erwiderte Julie lächelnd.

„Wow, schon so lange?“

Mit einem kurzen „ja,“ beantwortete sie seine Frage. „Und Du? Was machst Du so außer der Fliegerei?“

„Nicht viel. Seit ich klein war, wollte ich das Gleiche tun, was mein Vater getan hat. Ich habe alles dafür gegeben, sehr zum Leidwesen meiner Mutter und auch beinahe alles verloren. Aber das Fliegen hilft mir dabei einen klaren Kopf zu bekommen, wenn ich Probleme habe oder mich sonst Dinge sehr beschäftigen.“

Wissend nickte Julie und sagte „Dann ist die Fliegerei für Dich also das, was für mich Joga ist?“

„Das kann man so sagen,“ erwiderte er und setzte ein Lächeln auf.

„Weißt Du, dass man sich prima mit Dir unterhalten kann, wenn Du es zulässt!“ stellte Julie fest.

Harm zog eine Augenbraue hoch. „Ist das so?“

„Ja,“ antwortete sie bestimmt. Und als Harm weiter fragend zu ihr hinübersah, fuhr sie fort: „Wir kannten Dich ja nur aus den Erzählungen von Mac. Viel erzählt hatte sie uns zwar nicht, aber wir hatten schon unsere Zweifel an dem, was Mac uns erzählt hatte, als wir zusammen an dem Rüstungsprojekt gearbeitet haben.“

„Ihr habt es mir aber auch nicht einfach gemacht!“

„Wir?“ fragte Julie erstaunt. „Wer hat denn Vorurteile gegen uns?“

„Ihr habt Euch auch nicht gerade sehr fair mir gegenüber verhalten. Ich hatte immer das Gefühl, einen Schritt hinterherzuhinken.“

„Das verstehe ich jetzt nicht?“

„Ein bisschen mehr Offenheit hätte ich von Mac und auch von Euch schon erwartet. Nur ein kleiner Hinweis.“

„Was hätte Dir das gebracht, wenn Du gewusst hättest, dass wir Mac kennen? Das hatte nichts mit unserer Zusammenarbeit zu tun,“ konstatierte Julie.

„Ich hätte vielleicht anders auf die Warnungen von Alicia reagiert.“ < Und auch Mac gegenüber, > fügte er in Gedanken hinzu.

„Was macht eigentlich Alicia?“ fragte Julie beiläufig.

Etwas erstaunt über den Themenwechsel antwortete er ohne zu überlegen. „Ihr geht es soweit gut. Warum fragst Du?“

„Grüß sie schön von uns, wenn Du sie das nächste Mal sprichst.“

Harm nahm den sarkastischen Unterton deutlich wahr und fragte: „Was ist da zwischen Alicia und Euch eigentlich vorgefallen?“

„Hat sie Dir nichts davon erzählt?“

„Nein, ich habe sie zwar ein paar Mal darauf angesprochen, aber sie hatte immer nur gesagt, dass ihr bei der Verteidigung immer sehr aggressiv und ohne Rücksicht auf Verluste vorgeht.“

Julie schnaubte verächtlich. „Eigentlich ist überhaupt nichts Besonderes vorgefallen. Sie kann einfach nicht damit umgehen, dass wir sie in einem Fall nach allen Regeln der juristischen Kunst vorgeführt haben. Aber das war ihre eigene Schuld. Sie hat sich ja soooo sicher gefühlt - und hat dann halt eine böse Überraschung erlebt,“ erzählte Julie und musste bei dem Gedanken an den Triumph über Alicia innerlich schmunzeln.

„So wie ich es sehe, kann es öfter passieren, dass man einen Fall verliert. Daran kann es also wohl kaum gelegen haben,“ erwiderte Harm.

Julie zuckte mit den Schultern. „Manche Leute können eine Niederlage besser wegstecken als andere. Und Alicia gehört sicherlich zu der Kategorie, die es weniger gut wegsteckt.“

„Ich kann mich noch gut an den ersten Fall erinnern, bei dem Mac und ich vor Gericht gegeneinander antraten. Ich dachte damals, dass sie nicht zwischen Beruflichem und Privatem unterscheiden kann. Aber da hatte ich mich getäuscht,“ erzählte Harm ohne zu zögern. „Und als Mac das erste Mal auf der Richterbank saß, hatte ich so meine Probleme damit, aber sie war fair und gerecht.“ < Mal sehen, wohin uns das führt. > dachte Julie, bevor Harm fortfuhr „Wir haben uns viele Schlachten vor Gericht geliefert und keiner war dem anderen deshalb böse. Was ist so schwer daran, das zu trennen?“

„Das musst Du mich nicht fragen,“ zuckte Julie mit den Schultern und sah aus dem Fenster. < Na, ob die beiden das wirklich immer so gut trennen konnten... >

„Mac kann vor Gericht ganz schön hart austeilen. Sie ist halt ein tougher Marine und das hat sie mir auch mehr als einmal bewiesen.“

„Ich hab gehört, dass Du auch nicht ohne bist,“ erwiderte sie mit einem leicht schrägen Lächeln.

„Ich würde sagen, wir haben uns beide vor Gericht nie etwas geschenkt,“ gab er nachdenklich zurück.

„Von Euren Glanzleistungen habe ich schon gehört. Wieso ‚HABT Ihr Euch nie etwas geschenkt’? Hat sich was geändert?“

< Wie sind wir nur auf dieses Thema gekommen? > fragte sich Harm und legte die Stirn in Falten. Er spürte, wie sich seine Kehle zusammenzog, da das Gespräch in eine Richtung ging, die er nicht erwartet hatte und in die er auch keinesfalls gehen wollte.

„Julie,...“ setzte Harm an die Diskussion zu beenden, stockte dann aber.

Julie bemerkte die nervöse Anspannung, die von ihm ausging. „Ja, was ist Harm?“ fragte sie mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck. „Hast Du etwa Angst, dass ich Deine Strategien übernehme?“ Julie wusste nur zu genau, dass sie ihn auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Aber das war schließlich der Zweck dieser Übung.

„Nein, davor habe ich keine Angst,“ lachte er und atmete kurz auf.

„Ich kann Dich auch beruhigen. Wir haben unseren eigenen Stil, wie wir vor Gericht auftreten und ein klein wenig Ahnung von Jura haben wir auch,“ grinste sie ihn frech an.

„Das kann ich mir vorstellen. Vielleicht kann ich eher noch was von Euch lernen?“

„Das würde Dir so passen.“

Beide sahen sich grinsend an und Julie stellte fest, dass sich Harm wieder entspannte. „Man lernt nie aus. Das müsstest Du doch wissen!“ gab er zurück.

„Ja das stimmt, aber unsere Tricks sind geheim und wenn ich sie Dir verraten würde, dann müsste ich Dich anschließend erschießen,“ scherzte sie.

„Um noch mal auf das Thema von vorhin zurückzukommen,“ wechselte sie ganz unvermittelt das Thema. „Was hat sich denn geändert? So WIE Du es gesagt hast, muss das etwas sogar sehr schwerwiegendes gewesen sein.“

„Naja, in den letzten beiden Jahren ist so viel passiert, was unser ... ehm ... Verhältnis zueinander sehr beeinträchtigt hat...“ erklärte er stockend, wobei sich sein Gesichtsausdruck verfinsterte.

„Hör zu, Harm. Anna und ich kennen Mac noch nicht so lange, wie Du sie kennst, aber glaub mir, ich habe sie noch nie so verletzt und dünnhäutig gesehen. Sie ist eine ganz andere Frau geworden, seit wir sie damals kennen gelernt haben. Ich kann mir das einfach nicht erklären und würde ihr gerne helfen. Aber ich höre mir lieber beide Seiten an, ehe ich mir ein Urteil bilde,“ unterbrach Julie ihn.

Der Kloß in Harm's Kehle wurde immer größer. Auf dieser Schiene wollte und konnte er das Gespräch mit Julie wirklich nicht führen. Das ging nur ihn selbst und Mac etwas an. „Was da vorgefallen ist zwischen Mac und mir...,“ Harm rang nach Worten „... das müssen wir unter uns klären.“

„Das verstehe ich, aber Du musst auch mich verstehen. Ich kann Mac einfach nicht so leiden sehen,“ ließ Julie nicht locker.

„Ich wollte ja gestern – nachdem wir in Miramar ankamen – mit ihr reden,“ versuchte er sich zu rechtfertigen, „aber sie hat mich einfach auflaufen lassen.“

„Na toll, so zwischen Tür und Angel wolltest Du das klären? Harm, ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl hätte ich Dir schon zugetraut. Denkst Du wirklich, dass das so einfach geht?“ erwiderte Julie leicht verärgert über so viel männliche Ignoranz.

„Nein, natürlich nicht. Aber ich wollte, dass wir uns hier bei der Ermittlung nicht gegenseitig das Leben schwer machen. Sie meinte jedoch nur, ‚Wir werden höflich und professionell miteinander umgehen’.“

„Hast Du was anderes erwartet? Glaubst Du, Mac kann so leicht vergessen, was Ihr Euch bei Eurem Streit an den Kopf geworfen habt?“

“Ihr seid wohl immer auf dem neuesten Stand, oder?“ fragte er verärgert.

„Fast immer. Ja. Aber wir sind Ihre Freundinnen, was meinst Du, worüber wir uns unterhalten? Außerdem müsstest Du langsam wissen, dass wir uns durch nichts und niemanden von unserem Vorhaben abbringen lassen. Wenn wir ein Ziel verfolgen, tun wir unser menschenmöglichstes, um dieses auch zu erreichen,“ entgegnete Julie selbstsicher.

Harm's Gesichtsausdruck verdunkelte sich zusehends. Er wollte gerade etwas erwidern, doch Julie kam ihm zuvor, um ihn endgültig aus der Reserve zu locken: „Wie konntest Du ihr vorwerfen, dass sie uns Dienstgeheimnisse verraten hätte. Sag mal, hast Du wirklich von Mac erwartet, dass sie so etwas macht? Das kann ich nicht glauben. Hast Du wirklich so wenig Vertrauen zu ihr?“

„Das habe ich nie gesagt,“ wehrte sich Harm.

„Wie willst Du es denn dann nennen, wenn Du...“

„Wie würdest Du Dich fühlen, wenn Du durch Zufall erfährst, dass die Personen mit denen Du gerade zusammenarbeitest, Dich in- und auswendig kennen,“ unterbrach Harm Julie gereizt.

„Du weißt, dass das nicht wahr ist!“ und sah ihn dabei scharf an. „War das der einzige Grund, warum Du ihr diese Dinge bei Eurem Streit an den Kopf geworfen hast?“ fragte Julie mit wenig Verständnis.

„Das war in der Hitze des Gefechts,“ gab Harm aufgebracht zurück.

„Dann war es auch in der Hitze des Gefechts, dass Du ihren Arzttermin vergessen und Dich lieber um Alicia gekümmert hast?“ hielt Julie ihm missbilligend entgegen.

„DAS geht jetzt aber unter die Gürtellinie. Das mit Alicia geht nur mich etwas an!“ antwortete er scharf.

„Ach so? Warum hast Du denn Macs Termin vergessen? Sie hat sich auf Dich verlassen, Harm, und wurde verlassen. Es ist keine einfache Situation für sie im Moment. Ihre Krankheit, die ihr zu schaffen macht, dann lässt ihr ‚bester’ Freund sie im Stich. Wie würdest Du Dich da fühlen? Und sag jetzt bloß nicht, dass das nicht Deine Absicht war,“ Julie machte eine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen.

„Kann es sein, dass ihr mich als Alleinschuldigen betrachtet?“ fragte er, den Blick starr auf die Straße gerichtet.

„Nein, das tun wir überhaupt nicht. Aber wenn Du nichts erzählst, muss ich meine eigenen Schlüsse ziehen und die habe ich Dir gerade dargelegt.“

„Ich dachte, Du hörst Dir erst beide Seiten an, bevor Du jemanden verurteilst?“ sah Harm sie geringschätzig an und Julie antwortete nur mit einem zuckersüßem Lächeln, das Harm noch mehr auf die Palme brachte. „Aber das stimmt wohl doch nicht. Ich höre immer nur ‚Mac’, ‚Mac’, ‚Mac’. Mac ist nicht die einzige mit Problemen. Aber was andere Leute durchmachen, interessiert Euch ja nicht.“

„Wenn mich das nicht interessieren würde, warum meinst Du, rede ich dann mit Dir darüber?“ Julie sah Harm dabei mit einem fragenden Blick an, der ihm zu verstehen gab, dass es sie wirklich interessierte. „Wie meinst Du das übrigens mit: ‚Aber was andere Leute durchmachen, interessiert Euch ja nicht’?“ fuhr sie fort.

„Es gab eine Zeit, in der ich Freunde bitter nötig gehabt hätte, aber es war niemand da gewesen, der mir half. Ich hatte das Gefühl, von allen Freunden verlassen worden zu sein. Weißt Du, wie man sich fühlt, wenn man unschuldig im Gefängnis sitzt und Du Dich in dieser Zeit nicht auf Deine Freunde verlassen kannst?“

„Du meinst, als Du verhaftet wurdest für den Mord an Eurer Kollegin... hm... Lt. Singer?“

Erstaunt sah Harm Julie an, die daraufhin erwiderte „Du weißt, dass ich die Senatorin Latham ganz gut kenne? Sie hatte mir von dem Mord erzählt und dass Du anfangs der Mordverdächtige warst. Aber eines verstehe ich nicht, wieso hattest Du das Gefühl, dass Dich alle Freunde verlassen hatten?“ Sie hatte zwar eine Ahnung, wollte diese aber durch Harm bestätigt wissen.

„Weder Mac noch der Admiral oder sonst jemand haben sich darum gekümmert, dass ich im Gefängnis saß. Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie man sich dabei fühlt. Einen sicheren Freund erkennt man in unsicherer Lage, und wie es scheint, habe ich keinen einzigen sicheren Freund.“

„Warum hast Du mit Mac nicht geredet, als Du wieder freigelassen wurdest?“ fragte Julie fast kritisch.

„Das hab ich versucht, aber da war sie schon halb auf dem Weg nach Paraguay.“

„Und wieso habt Ihr nicht nach Paraguay versucht, zu reden?“

„Ich wollte mit ihr reden, aber sie hat mir noch in Paraguay unmissverständlich klargemacht, dass das mit uns nie funktionieren würde, weil wir beide immer die Kontrolle haben wollen und das sowohl physisch als auch emotional. Ich glaube, sie hatte damit recht! Du siehst ja, wie weit wir es gebracht haben.“

„Und davon hast Du Dich abschrecken lassen? Ich weiß, das Mac gern ihren Schutzmechanismus aktiviert und diese 'Ich-bin-ein-tougher-Marine-Fassade' funktioniert auch wunderbar. Aber wenn man es richtig angeht, kann man diesen Panzer brechen. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass Dir auch was an ihr liegt, oder?“ sie hielt kurz inne, um Harms Reaktion abzuwarten, der ihre Frage mit einem leichten Kopfnicken bestätigte.

„Warum hast Du es trotz allem nicht versucht, mit ihr zu sprechen? Lass Deinen Stolz außen vor! Geh auf sie zu, sag ihr, was Du empfindest. Ihr müsst das klären, sonst zerfrisst es Euch. Dass ihr damals nicht geredet habt, war ein Fehler und einen Fehler machen und ihn nicht korrigieren - das erst heißt wirklich einen Fehler machen. Und wer einen Fehler begangen hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen weiteren Fehler. Macht nicht diese Fehler! So könnt Ihr nicht weiter machen. Herrje, Du bist einer ihrer ältesten Freunde. Ihr seid beide erwachsene Menschen und bekommt es nicht in den Griff, Euch wie Erwachsene zu benehmen? So wie ich das im Moment beurteilen kann, geht jeder von Euch von falschen Voraussetzungen aus. Harm, Ihr müsst reden! Und zwar schnellstmöglich!“ < Oh je, ich höre mich schon so an wie diese Beziehungs-Ratgeber, die meine Tante immer liest... >

Harm verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. < War es das jetzt? Ich weiß selber, dass ich mit Mac reden muss! Dafür brauche ich Dich nicht! >

Schweigend fuhren sie weiter nach Poway.


Programmhinweis
In einer Neuverfilmung zeigt Sat 1 die Trilogie des Filmes „Sissi“ mit Catherine Bell als Sissi und David James Elliott als Franz in den Hauptrollen.




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RE: VS 10x07 - Im Auftrag Gottes von fa sai, Elke

#5 von Petra-Andreas , 08.05.2007 19:44

0350 ZULU (1950 Uniform)
Martha’s B&B
Poway, CA

Die fünf hatten sich, nachdem sie sich frisch gemacht hatten, im Arbeitszimmer getroffen und Informationen ausgetauscht. Zwischendurch ließen sie sich was zu Essen kommen. Aber auch jetzt nachdem sie seit mehr als 2 1/2 Stunden alles zusammengetragen hatten, waren sie noch kein Stück weiter gekommen.

Also beschlossen sie, den Abend in einer Bar ausklingen zu lassen, um auf andere Gedanken zu kommen.

Sie kamen alle die Treppe hinunter und wurden bereits von Martha erwartet, die im Empfangsraum auf einem der gemütlichen Sessel saß.

„Hallo Ihr Lieben,“ grüßte sie sie freudestrahlend, aber als sie die Gesichtsausdrücke der fünf sah, fragte sie besorgt: „Das war wohl kein besonders erfolgreicher Tag, oder?“

„Nein, leider nicht,“ antwortete Julie. „Martha, gibt es hier in der Nähe ein Bar oder ähnliches, wo wir für eine Weile unsere Arbeit vergessen können?“

„Oh ja, Bobby hat die Straße hinauf eine kleine Bar. „Bobby’s Corner“ heißt sie. Sie ist bequem zu Fuß zu erreichen. Ich denke, das ist genau das, was Ihr sucht,“ antwortete Martha.

Die fünf sahen sich fragend an und nachdem keine gegenteilige Reaktion zu erkennen war, schlug Christian vor: „Dann lasst uns gehen,“ und wandte sich bereits zum Gehen.


0400 ZULU (2000 Uniform)
„Bobby’s Corner“
Poway, CA

Die kleine Gruppe betrat die Bar und schaute sich erwartungsvoll um. Schon beim Eintreten bemerkten sie die familiäre Atmosphäre. Die Bar war nicht sehr groß. Es gab vielleicht etwa 10 Tische, die zur Hälfte besetzt waren. Der Ausschank befand sich in der Mitte der Bar. Die Barmöbel waren alle in einem dunklen rötlichen Holzton gehalten, ebenso die Tische, die sich links und rechts vom Ausschank befanden und durch einen Gang von diesem getrennt waren. In der Mitte des Ausschankbereiches befand sich eine Säule in der gleichen Holzfarbe an deren oberem Ende sich zu jeder Seite ein Fernsehapparat befand. Am unteren Ende der Säule befand sich ein Tisch auf der man eine reichliche Auswahl an alkoholischen Getränken stehen sah. Im hinteren Bereich der Bar befanden sich ein Billardtisch, eine Dartscheibe und eine Jukebox.

Die Wände waren verklinkert und an der linken Seite befand sich eine riesige Tafel auf der die Tageskarte aufgeschrieben war.

Außerdem gab es in diesem Bereich auch eine kleine Tanzfläche, auf der zu der Stunde aber noch niemand tanzte. Einige Männer und Frauen hatten bereits den Billardtisch in Beschlag genommen und spielten eine Runde Pool.

„Das ist nett hier,“ sagte Christian, als sie sich ihren Weg durch die Bar zu einem Tisch bahnten. Auf der rechten Seite der Bar in der Nähe der Jukebox nahmen sie an einem Tisch platz.

„Ja, Martha hatte recht, genau das richtige, was man nach einem anstrengenden Tag braucht,“ erwiderte Julie.

„Also, meine Damen, was möchtet ihr trinken?“ fragte Christian charmant und handelte sich damit einen missbilligenden Blick von Harm ein.

„Ich nehme ein Tonic Water,“ sagte Mac.

„Anna, Julie, bei Euch wie immer?“ fragte er die beiden, was diese mit einem Nicken bestätigten.

„... und Du Harm?“

„Ich nehme ein Bier.“ Mit einem Nicken bestätigte Christian die Wünsche als Mac fragte: „Kann ich Dir helfen?“

„Nein, das ist schon okay. Danke,“ erwiderte Christian mit einem Lächeln und war schon auf dem Weg zur Bar.


Nach einer Weile kehrte er mit einem Tablett und den Getränken zurück. Er stellte es auf den Tisch und verteilte die Getränke.

„Ein Tonic Water für Mac. Et voilà, Madame,“ sagte er mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

„Merci beaucoup, Monsieur,“ erwiderte Mac in welcher Weise.

„Oh, parlez vous français?“

„Oui, Monsieur. Je parle un peu français,“ beantwortete Mac die Frage.

„Bekommen wir jetzt auch unsere Getränke?“ fragte Julie mit einem gespielt genervten Unterton als Christian Mac erneut etwas fragen wollte.

„Immer langsam, Julie. Ich habe mich gerade mit Mac sehr nett unterhalten,“ gab er grinsend zurück. „Hast Du nicht gelernt, dass man anderer Leute Gespräche nicht einfach unterbricht?“

Sie beantwortete seine Frage mit einem Augenrollen.

„Einen ‚Summer Delight’ für Anna,“ sagte er und gab provokativ zunächst Anna ihr Getränk.

„Eine ‚Virgin Caipirinha’ für Julie und ein Bier für Harm,“ sagte Christian und stellte die Getränke vor ihnen ab, bevor er sich das letzte Glas nahm und sich dann ebenfalls setzte.

„Was hast Du denn da leckeres?“ fragte Mac als sie Christians Getränk sah.

„Das ist ein Paradiesvogel.“

„Der sieht ja lecker aus. Was ist denn da drin?“

„Ananassaft, Maracujasaft, Orangensaft, Zitronensaft und Grenadine,“ zählte Christian auf.

„Ich glaub, den probier ich nachher auch mal.“

„Ich kann ihn nur empfehlen,“ gab Christian charmant zurück.

„Du brauchst mich nicht zu überzeugen, Christian,“ erwiderte Mac ebenso galant.

„Worauf wollen wir trinken?“ fragte Christian nun wieder an alle gewandt.

„Auf einen Abend ohne an Arbeit, Leichen oder sonstige Spielverderber zu denken!“ antwortete Julie.

„Das ist eine gute Idee. Wir müssen noch früh genug wieder daran denken und vielleicht hilft uns der Abend einen klaren Kopf zu bekommen.“

Sie erhoben ihre Gläser und stießen zusammen an.


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0645 ZULU (2245 Uniform)
„Bobby’s Corner“
Poway, CA

Lachen erklang von dem Tisch, an dem die fünf saßen. Christian hatte gerade eine Anekdote aus seinem Polizeileben zum Besten gegeben. Alle amüsierten sich prächtig und es sah auch so aus, als hätten sie für einen Moment ihre Arbeit vergessen.

Nur einer saß zurückgelehnt etwas abseits und konnte zu der Diskussion nicht viel mit beitragen: Harm! Es hielt sich beinahe krampfhaft an seiner Bierflasche fest. Es war immer noch sein erstes und er hatte selbst davon noch nicht viel getrunken. Stattdessen betrachtete er schweigend das Label der Flasche, während sich die anderen vier angeregt unterhielten. Ab und zu blickte er auf, um der Diskussion zu folgen. Aber es schien ohnehin niemanden zu interessieren, dass er sich nicht an ihrer Unterhaltung beteiligte.

Seine Gedanken kreisten um ein ganz anderes Thema. Er fühlte sich fehl am Platz und das machte ihm sehr zu schaffen. Die drei Frauen schienen sich mit Christian prächtig zu amüsieren, aber er konnte mit dem BKA-Beamten so überhaupt nichts anfangen und ihn beschäftigte immer noch, was es wohl war, was ihn an Christian störte. Aber irgendwie kam er nicht drauf.

„Na, Harm, so schweigsam heute Abend?“ fragte Christian plötzlich und riss ihn damit aus seinen Gedanken.

„Oh, entschuldigt, aber ich hab mir den Fall noch einmal durch den Kopf gehen lassen,“ log er. Mac wusste genau, dass er log, verkniff sich aber einen Kommentar. Sie amüsierte sich heute Abend köstlich und wollte die Stimmung nicht durch einen Streit mit Harm kaputt machen. Denn darauf würde es unweigerlich hinauslaufen.

„Hey, wir hatten doch gesagt: Kein Shop-Talk, oder?“ mahnte Anna.

„Ja, das stimmt, aber der Fall lässt mich einfach nicht los. Irgendetwas haben wir übersehen.“

„Harm!“ kam es warnend von Julie.

Er hob entschuldigend die Hände und sagte mit einem aufgesetzten Lächeln: „Ich verspreche, mich zu bessern.“

„Das hört sich schon besser an,“ sagte Christian.

„Worüber habt Ihr denn gerade gesprochen?“ wollte Harm nun wissen, um Interesse an der Unterhaltung vorzutäuschen.

„Christian hat gerade ein paar Geschichten aus seinem bewegten Polizeialltag erzählt,“ erklärte Julie.

„Es gibt schon ein paar Anekdoten, aber die kennt ihr ja jetzt. Die meiste Zeit über bin ich jedoch damit beschäftigt, Täterprofile zu erstellen. Aber wenn ich Euch daran erinnern darf, wir hatten gesagt, keine Arbeit heute Abend!“ ermahnte er Julie.

„Schon verstanden, ich hör ja schon auf,“ gab Julie neckend zurück.

„Die Arbeit holt uns noch früh genug ein. Also bitte lasst uns den Abend weiter genießen!“ seine Stimme hatte einen leicht flehenden Unterton. „Ich möchte den heutigen Abend ruhig und entspannt...“ Mitten im Satz hörte er auf zu erzählen und konzentrierte sich auf das Lied, das gerade von der Jukebox gespielt wurde. Mit einem Lächeln stand er auf und schaute auffordernd in die Runde: „Hat jemand Lust zu tanzen? Anna? Julie?“ Die beiden Angesprochenen schüttelten den Kopf, woraufhin sich Christian an Mac wandte und fragte: „Was ist mit Dir, Mac?“

„Ja, gerne,“ antwortete diese, nahm die von Christian angebotene Hand an und ging mit ihm zu der kleinen Tanzfläche neben der Jukebox. Harm sah den beiden missmutig hinterher.


Mac genoss es mit Christian zu tanzen. Er war ein wirklich guter Tänzer. Harm saß mit Anna und Julie am Tisch und beobachtete Christian und Mac beim Tanzen, als Christian ihr etwas ins Ohr flüsterte und Mac herzhaft lachen musste.


„Woher kennt ihr Christian eigentlich?“ fragte er plötzlich ohne den Blick von dem Paar auf der Tanzfläche abzuwenden.

Anna rief innerlich 'Jeah!', fragte jedoch: „Wieso interessierst Du Dich auf einmal für Christian?“

„Ich würde ihn gern besser kennen lernen,“ antwortete Harm, wobei er Anna nun direkt ansah. „Schließlich müssen wir ja alle gut zusammenarbeiten.“

„Wenn Du heute nicht stumm vor Dich hingebrütet hättest, hättest Du ihn kennen lernen können.“

Harm antwortete mit einem gequälten Lächeln: „Darauf habt ihr mich heute schon hingewiesen und ich habe versprochen, mich zu bessern. Also, woher kennt ihr ihn?“ Ein leicht ungeduldiger Unterton schwang in seiner Stimme mit.

„Ich habe ihn kennen gelernt, als ich letztes Jahr mit Anna in Berlin in unserem Büro tätig war und seit dem sind wir in Kontakt geblieben,“ erklärte Julie dann doch. „Anna kennt ihn schon länger. Sie haben in Deutschland zeitweise an der selben Uni studiert.“ Und mit einem breiten Grinsen fügte sie hinzu: „Wenn Du Christian nett bittest, erzählt er Dir vielleicht ein paar Geschichten über Anna's wilde Studentenzeit.“

Anna verschränkte ihre Arme vor dem Oberkörper und sagte: „Nein, das wird er nicht tun – schließlich möchte er noch eine Weile leben.“

Julie und Anna sahen sich an und brachen in Gelächter aus. Harm sah die beiden schief an. < Was ist daran jetzt so lustig? >

Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, fragte Anna: „Was hast Du eigentlich gegen ihn? Er ist charmant, freundlich, witzig, man kann sich gut mit ihm unterhalten, was man nicht von allen Männern sagen kann...“

“Ich habe überhaupt nichts gegen ihn,“ bemerkte er in einem neutralen Tonfall.

Ihn ignorierend, fuhr Anna fort, „...außerdem versteht er was von seinem Job. Er hat zunächst Psychologie studiert und ist dann anschließend zur Polizei gegangen. Das kann uns in diesem Fall sehr nützlich sein.“

„Was ist Dein Problem, Harm? Dass Christian charmant ist, dass er sich gut mit Mac versteht? Oder was?“ bohrte Julie weiter.

Auf diese Frage fand Harm jedoch keine passende Antwort und starrte stattdessen nur stumm auf die Tischplatte vor ihm.

„Hast Du was dagegen, wenn Mac sich amüsiert?“ stichelte Anna.

„Nein, das habe ich nicht.“

„Außerdem kannst Du Dir gar kein Urteil über Christian erlauben. Du hast den ganzen Abend nur stumm dagesessen und Deinen Gedanken nachgehangen. Du solltest mal Dein Verhalten überprüfen,“ gab Julie zu bedenken.

„Geht das jetzt schon wieder los? Ich habe doch gesagt, dass ich mich bessern werde,“ sagte er genervt. Ihm hatte die Unterhaltung am Nachmittag mit Julie schon gereicht.

Eine Weile saßen die drei schweigend am Tisch, bis Mac und Christian zurückkamen. Mac strahlte über das ganze Gesicht. „Hey Mac, Du scheinst Dich ja prima amüsiert zu haben,“ sagte Anna mit einem vielsagenden Blick zu Harm.

„Ja, Christian ist ein wirklich guter Tänzer,“ sagte Mac strahlend und nahm wieder Platz.

„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben, Mac,“ sagte Christian, was Harm mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm.

< So das reicht jetzt! > dachte Julie, die Harms Reaktion gesehen hatte und stand plötzlich auf. „Entschuldigt mich bitte einen Moment,“ sagte sie freundlich und ging in Richtung Toilette. Mac, Christian und Harm sahen ihr nur erstaunt hinterher.


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Anna und Julie haben ein Lied gefunden, was Harm zum Nachdenken anregen könnte [Billy Joel „Tell her about it“ aus dem Album “An Innocent Man Released (1983)]. Mal sehen, ob sie Recht behalten. Vielleicht hilft es dem Sturkopf auf die Sprünge!?



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RE: VS 10x07 - Im Auftrag Gottes von fa sai, Elke

#6 von Petra-Andreas , 08.05.2007 19:45

0810 ZULU (0010 Uniform)
„Bobby’s Corner“
Poway, CA

Als Julie an den Tisch zurückkam, führte ihr Weg sie an der Jukebox vorbei. Dies war ihre Absicht, als sie eben den Tisch so plötzlich verließ. Sie schaute sich die Liedliste an und ein verschlagenes kleines Lächeln breitete sich in ihrem Gesicht aus. Sie warf einen Quarter in die Jukebox und wählte das Lied aus, das ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.

Mit einem wissenden Lächeln in Richtung Anna setzte sie sich wieder an den Tisch. „Worüber habt Ihr gerade gesprochen? Ich hoffe, Ihr habt nicht über mich gelästert?“ sagte Julie und setzte sich mit einem fragenden Gesichtsausdruck wieder an den Tisch.

„Du weißt doch, dass das unsere Lieblingsbeschäftigung ist, Julie,“ gab Christian grinsend zurück.

Sie rollte nur mit den Augen. „Wie konnte ich das nur vergessen.“

„Hast Du das etwa während des letzten Jahres tatsächlich vergessen? Dabei gebe ich mir doch solche Mühe unvergesslich zu sein,“ sagte Christian betont jammervoll.

Als Antwort erhielt Christian jedoch nur ein Lachen. Harm, der dieser Unterhaltung diesmal aufmerksam zuhörte, lachte ebenfalls, was Anna und Julie zufrieden zur Kenntnis nahmen.

Die Jukebox beendete gerade ein Lied. Es verging eine Weile bis eine neue Schallplatte aufgelegt war und die Jukebox erneut zu spielen anfing.

(Billy Joel: Tell her about it)
„Listen boy I don't want to see you
Let a good thing slip away
You know I don't like watching anybody
Make the same mistakes I made”

Zuerst hörte niemand genau auf das Lied, das im Hintergrund spielte, bis sich der Liedtext in das Unterbewusstsein von Harm einprägte:

“She's a real nice girl and she's always there for you
But a nice girl wouldn't tell you what you should do”

Als er diese Worte hörte, musste er unweigerlich zu Mac schauen, die in ein Gespräch mit Christian und Anna vertieft war.

“Listen boy I'm sure that you think
You got it all under control
You don't want somebody telling you
The way to stay in someone's soul
You're a big boy now and you'll never let her go
But that's just the kind of thing she ought to know”

Julie beobachtete Harm während nun das Lied Strophe um Strophe spielte. Dieser wandte seinen Blick nun kurz von Mac ab, wobei er aus den Augenwinkeln sah, dass Julie ihn beobachtete. Als er sie daraufhin ansah, hob er fragend eine Augenbraue. Sie legte ihren Kopf kurz zur Seite und sah ihn herausfordernd an.

“Tell her about it, tell her everything you feel
Give her every reason to accept that you're for real
Tell her about it, tell her all your crazy dreams
Let her know you need her, let her know how much she means”

Er seufzte leise auf und wandte sich wieder seinem Bier zu. < Da hat wohl jemand begriffen, dass er sich das Lied sehr genau anhören sollte! > dachte Julie und beobachtete ihn noch eine Weile, ehe sie sich wieder der Unterhaltung der anderen zuwandte. Das Lied hatte sich aber so in Harms Unterbewusstsein eingeprägt, dass er sich erneut auf den Text konzentrierte.

“Listen boy, it's not automatically a certain guarantee
To insure yourself, you've got to provide
Communication constantly
When you love someone, you're always insecure
And there's only one good way to reassure”

Harm nahm um sich herum nichts weiter wahr. Die anderen Personen am Tisch waren erneut in eine Unterhaltung verwickelt, von der Harm nur bruchstückhaft etwas mitbekam.

“Tell her about it, let her know how much you care
When she can’t be with you, tell her you wish you were there
Tell her about it, everyday before you leave
Pay her some attention, give her something to believe”

‚... ich habe sie noch nie so verletzt und dünnhäutig gesehen.’ < Das hatte Julie heute Nachmittag gesagt, > ging es Harm durch den Kopf. Hinter ihrer Fassade konnte auch er das Verletzte sehen und daran war nur er schuld.

“Cause now and then, she'll get to worrying
Just because you haven't spoken for so long
Though you may not have done anything
Will that be a consolation when she's gone”

,So wie ich das im Moment beurteilen kann, geht jeder von Euch von falschen Voraussetzungen aus. Harm, Ihr müsst reden! Und zwar schnellstmöglich!’ Die Worte von Julie hallten ihm immer noch nach. < Wenn das nur so einfach wäre... >

“Listen boy, it's good information
From a man who's made mistakes
Just a word or two that she gets from you
Could be the difference that it makes
She's a trusting soul, she's put her trust in you
But a girl like that won't tell you what you should do”

Seine Gedanken waren bei dem sagenumwogenen Freitag angelangt, als er Macs Arzttermin vergessen hatte. Er konnte sich dafür immer noch verfluchen. Seine Worte, die er Mac bei dem Streit im Büro an den Kopf geworfen hatte, taten ihm schon in dem Moment leid, als er sie ausgesprochen hatte.

“Tell her about it, tell her everything you feel
Give her every reason to accept that you're for real
Tell her about it, tell her all your crazy dreams
Let her know you need her, let her know how much she means”

< Wie konnte es nur soweit kommen? >

“Tell her about it
Tell her how you feel right now
Tell her about it
The girl don't want to wait too long
You got to tell her about it

< Wenn die ganze Sache hier vorbei ist, werde ich mit Mac reden! > Er wusste, dass das nicht einfach werden würde, aber er musste es versuchen.

"Tell her now and you won't go wrong
You got to tell her about it
Before it gets too late
You got to tell her about it
You know the girl don't want to wait
You got to tell her about it”

Immer noch gedankenverloren saß er am Tisch und merkte nicht, dass das Lied bereits vor einer Weile geendet hatte. Jemand hatte das Licht angeschalten, da die Bar geschlossen werden sollte. Die anderen waren bereits aufgestanden, um sich auf den Rückweg zum B&B zu machen.

„Was ist denn mit Harm los?“ fragte Christian flüsternd Anna.

„Liebe ist eine vorübergehende Geisteskrankheit, die entweder durch Heirat heilbar ist oder durch die Entfernung des Patienten von den Einflüssen, unter denen er sich die Krankheit zugezogen hat. Wir versuchen den beiden die erste Variante schmackhaft zu machen...“ antwortete Anna gleichfalls flüsternd und mit einem konspirativen Zwinkern. Christian nickte wissend und folgte Julie und Mac nach draußen, während Anna sich nach Harm umdrehte.

„Harm?“ sprach sie ihn an. Als er seinen Namen hörte, sah er auf und realisierte, dass er mittlerweile allein am Tisch saß. Fragend sah er Anna an.

„Wir wollen wieder zurück zu Martha. Es ist schon spät. Die Bar schließt.“

„Oh. O.k., ich komme,“ sagte Harm und folgte Anna.


Nächster Morgen
1500 ZULU (0700 Uniform)
B&B Poway, CA

Ein eindringliches Klingeln erfüllte das Zimmer. Eine männliche Hand tastete irritiert nach dem Telefon, das auf dem Nachttisch neben dem Bett lag.

„Rabb,“ meldete sich Harm verschlafen.

„***“

„Wo?“ Harm war mit einem Schlag hellwach und hatte sich im Bett aufgesetzt.

„***“

„Danke Sheriff Braxton, wir werden uns sofort auf den Weg machen.“ Harm beendete das Telefonat als Mac gerade in grauer Jogginghose und dem Standard-USMC-Shirt aus dem Badezimmer kam und ihn fragend ansah. Er schwang sich aus dem Bett und ging auf den Kleiderschrank zu.

„Das war Sheriff Braxton. Er hat mir gerade mitgeteilt, dass an der Landstraße in der Nähe von Rancho Bernardo eine Leiche gefunden wurde.“

„Wieso ruft er dann bei Dir an?“

Harm, der ein ausgewaschenes Anapolis-T-Shirt und eine weiße Boxershorts trug, stand nun vor dem Kleiderschrank und war damit beschäftigt, Kleidungsstücke herauszusuchen. Er hielt mit seiner Tätigkeit kurz inne und sagte zu Mac gewandt: „Es gibt wohl Ähnlichkeiten mit den vorangegangenen Morden.“

„Dann sollten wir den anderen Bescheid sagen und uns auf den Weg nach Rancho Bernardo machen,“ sagte Mac und war schon auf dem Weg aus dem Zimmer.


1700 ZULU (0900 Uniform)
Landstraße bei Rancho Bernardo

Der schwarze Mercedes SUV kam neben der staubigen Landstraße zum Stehen. Entlang der Straße standen bereits diverse Einsatzfahrzeuge der Polizei und des CSI. Die Straße war auf einer Länge von insgesamt knapp einem Kilometer abgesperrt.

Die fünf stiegen aus dem Wagen und sahen sich um. Die Landschaft war zwar im Wesentlichen grün, doch es war offensichtlich, dass die hiesige Flora von der ungewöhnlichen Trockenheit der letzten Zeit gezeichnet war. Die Gegend war dünn besiedelt, aber in der Nähe befand sich ein Zeltplatz und die Landstraße war eine wichtige Verbindungsstraße, so dass mit einer gewissen Regelmäßigkeit Fahrzeuge vorbei kamen.

Anna hatte Sneaker aus dem Wagen gelassen und angeleint. Sie zog eine schwarze Baseballkappe auf und folgte den anderen.

Überall liefen Polizisten und Mitarbeiter des CSI herum und es herrschte rege Betriebsamkeit, die dem Ort fremd zu sein schien. Etwa fünfzig Meter vom Straßenrand entfernt im Unterholz und einer Ansammlung von Bäumen war ein Areal von etwa dreißig Quadratmetern abgesperrt. Dort befand sich der Leichenfundort. Harm erkannte durch die Vegetation hindurch innerhalb dieser Zone Ryan O'Mara, der damit beschäftigt war, den Boden rund um die Leiche nach brauchbaren Spuren abzusuchen.

Sie bahnten sich ihren Weg zu Sheriff Braxton, der etwas Abseits stand und einigen seiner Männer gerade Anweisungen erteilte. Auch Mac und Harm hatten sich an diesem Morgen für zivile Kleidung und vor allem für stabiles Schuhwerk entschieden.

Harm sah aus, als hätte er in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan. „Harm, geht es Dir nicht gut?“ fragte Anna besorgt, während sie mit Sneaker neben ihm her ging. „Nein, ich hätte bloß mehr Kaffee trinken sollen.“ Er setzte ein ironisches Lächeln auf. „Ich verstehe nicht, wie Ihr Frauen es schafft, nach so wenig Schlaf so gut auszusehen.“ Anna sah, wie er unbewusst zu Mac hinüber schaute. Sie hatte seit dem gestrigen Abend das Gefühl, dass die Bemühungen, den beiden den Kopf gerade zu rücken, erste Erfolge zeigten und beschloss trotz des Ernstes der Lage, die Stimmung etwas aufzuhellen. „Naja, hier in Kalifornien muss man schon aufpassen, wie man sich aus dem Haus begibt. Schließlich gibt es hier sogar ein Gesetz, nachdem es verboten ist, dass Frauen im Morgenmantel Auto fahren...“ Harm sah sie an und lachte. „Ja, das stimmt in der Tat.“

„Ich schätze, es ist nicht wirklich angebracht, einen guten Morgen zu wünschen,“ rief der Sheriff ihnen zu, als sie ihn erreichten. Er wirkte völlig übermüdet. Die vier Anwälte und der BKA-Beamte scharten sich um Braxton.

„Wer hat die Leiche gefunden, Sheriff?“ fragte Julie.

„Pfadfinder auf dem Rückweg von einer Nachtwanderung,“ antwortete der Sheriff tonlos.

Anna und Mac verzogen leicht das Gesicht. Eine Leiche zu finden war wohl eines der Dinge, auf die noch nicht mal Pfadfinder vorbereitet sein konnten.

„Gibt es schon Anhaltspunkte, wer der Tote ist und seit wann er dort liegt?“ fragte Harm.

Der Sheriff fuhr sich in einer Geste der Frustration mit der Hand über das Gesicht. „Nein, woher denn auch? Wir und die Jungs vom CSI sind gerade mal seit zwei Stunden hier. Wir warten noch auf den Gerichtsmediziner.“

Anna hob beschwichtigend die Hand. „Keiner will Ihnen vorschreiben, wie Sie Ihre Arbeit zu tun haben. Wir sind hier alle auf derselben Seite.“

Braxton holte tief Luft. „Entschuldigen Sie, aber so was...“ Er machte eine ausladende Armbewegung. „... ist hier in der Gegend noch nie passiert.“ Er vermied es einen der fünf direkt anzusehen und ließ den Blick stattdessen in die Ferne schweifen. „Es scheint, als hätten Sie von Anfang an Recht gehabt.“

„Womit?“ fragte Mac.

Er deutete auf den Leichenfundort und sagte leise: „Gehen sie rüber und sehen sie es sich an. - Wenn Sie mich kurz entschuldigen.“ Mit diesen Worten drehte er sich abrupt um und ging mit schnellen Schritten davon.

„Er fühlt sich machtlos und ist frustriert,“ stellte Christian nüchtern fest.

„Das Gefühl kenne ich,“ seufzte Mac und wechselte einen kurzen Blick mit Harm.

Anna sah zur Fundstelle hinüber und sah, dass Dr. Newman mittlerweile eingetroffen war. „Der Gerichtsmediziner ist da. Lasst uns hinüber gehen und uns ein Bild machen.“ Sie drehte sich um und ging mit Sneaker bei Fuß hinüber. Die anderen folgten ihr.

Dr. Newman erkannte sie und Mac, als sie die Absperrung erreichten. „Guten Morgen, meine Damen,“ grüßte er sie freundlich und wandte sich dann an die anderen drei. „Ah, und sie sind also die übrigen der 'fünf Musketiere', wie die Lokalpresse Sie mittlerweile nennt.“

„Können Sie schon etwas sagen?“ fragte Christian, ohne auf den Kommentar einzugehen.

„Immer langsam mit den jungen Pferden. Ich bin gerade erst eingetroffen und habe bereits eine lange Nacht hinter mir. Ein mutmaßlicher Selbstmörder und eine von ihrem Ehemann misshandelte Frau. Deswegen hat es auch so lange gedauert, bis ich hier war.“ Er drehte sich um und rief: „Hey, O'Mara, wie sieht es aus? Sind Sie fertig damit, im Dreck herumzukrabbeln?“

O'Mara war immer noch auf den Knien und damit beschäftigt, rund um die Leiche nach verwertbaren Spuren zu suchen. Er richtete sich leicht auf und sah den Mediziner mit gespielter Entrüstung an. „Wieso haben Sie es denn so eilig, Doc? Er kann Ihnen schließlich nicht weglaufen.“

Newman konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und Harm fragte sich, wie diese beiden in so einer Situation zu Späßchen aufgelegt sein konnten.

„Ich muss noch das letzte Quadrat absuchen. Sie können also von der Seite an die Leiche herantreten und mit der Untersuchung beginnen,“ sagte O'Mara schließlich und zögerte. Er stand auf, kam auf sie zu und zeigte der Gruppe ein durchsichtiges Plastiktütchen mit den Worten: „Das hier habe ich in der Hand des Toten gefunden.“ Es war ein Stück Papier, auf dem irgendetwas geschrieben stand. Doch es war zu verwittert, um es lesen zu können.

„Ist es das, was ich denke, was es ist?“ fragte Mac.

„Nun, es ist in diesem Zustand nicht lesbar, aber meine Kollegen im Labor werden das schon hinbekommen.“ Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu und Dr. Newman hob das Absperrband an und sah die fünf nacheinander an. „Nach Ihnen.“

Harm, Mac, Julie und Christian duckten sich unter der Absperrung durch. Anna beugte sich zu Sneaker hinunter, legte die Leine ab und sagte zu ihm: „Platz und bleib.“

„Er ist gut trainiert,“ stelle Dr. Newman fest, als er für Anna das Absperrband hochhielt, bevor er ebenfalls in den abgesperrten Bereich trat.

„Er ist ein ausgebildeter Rettungshund,“ erklärte Anna mit einem Schulterzucken.

Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Also ich bringe meinen Hund noch nicht mal dazu, ohne zu Ziehen an der Leine zu gehen.“

Dr. Newman hatte sich Handschuhe übergestreift und neben den leblosen Körper gekniet. Die anderen standen um ihn herum und lauschten, wie der Mediziner in sein Diktiergerät sprach: „Es handelt sich offensichtlich um die Leiche eines männlichen Weißen mittleren Alters. Etwa Dreiviertel des Körpers sind von loser Erde bedeckt,...“ Er nahm etwas Erde mit den Fingern auf und zerrieb sie. „Die im wesentlichen aus Humus und Sand besteht. Der Körper liegt leicht seitlich. Der Kopf, der rechte Arm und die rechte Seite des Torsos ragen aus dem Untergrund. Die linke Seite des Torsos und die unteren Extremitäten liegen unterhalb der Oberfläche.“ Er räusperte sich. „Der Leichnam weist an den sichtbaren Stellen Zeichen fortgeschrittener Verwesung auf. Es sind soweit keine Fraßspuren von wilden Tieren erkennbar.“

Er beugte sich noch tiefer hinunter und grub entlang der Linie, an der der Oberkörper im Grund verschwand mit einer kleinen Kelle etwas Erde beiseite. Dann tastete er mit seinen behandschuhten Händen die freigelegte Körperpartie ab. „Es ist erkennbar, dass der Oberkörper durch einen Längsschnitt beginnend ca. in der Mitte Brustbeins aufgeschnitten wurde. Der Schnitt scheint auf der Höhe des Schambeins zu enden.“ Er schaltete das Diktiergerät aus und sah sich nochmals eindringlich den leblosen Körper in seiner jetzigen Lage an, bevor er sich aufrichtete und O'Mara herbeiwinkte. „Ihr könnt ihn jetzt ganz ausgraben und in's Institut bringen.“ Er stand etwas steif auf und wischte sich den Schmutz von der Hose. „Ich werde die Sektion gleich für heute Nachmittag ansetzen, aber jetzt braucht ein alter Mann wenigstens mal vier Stunden Schlaf. Ich bin so müde, dass ich schiele.“

O'Mara nickte und rief nach seinen Kollegen. Dr. Newman und die fünf Ermittler verließen den abgesperrten Bereich und gingen ein paar Meter. Der Gerichtsmediziner wandte sich zu ihnen um und sagte: „Ich werde mich melden, sobald ich Ergebnisse habe.“

„Können Sie so ungefähr sagen, wie lange er bereits tot ist?“ fragte Mac.

Dr. Newman seufzte und sagte mit einem Zwinkern: „Col., ich habe ihn noch gar nicht richtig untersuchen können und meinen Zauberstab habe ich heute leider zu Hause vergessen.“

„Ach kommen Sie schon, Doc. Wenigstens einen qualified guess.“ Anna setzte des Effekts wegen einen leicht schmollenden Gesichtsausdruck auf.

Dr. Newman beugte sich zu Sneaker hinunter, der zu Füßen seines Frauchens saß, kraulte ihn hinter den Ohren und sagte: „Na, Dein Frauchen weiß ganz genau, wie man alte Männer wie mich um den Finger wickelt, hm?“ Er richtete sich wieder auf, seufzte theatralisch und sagte: „Etwa eine Woche. Aber das ist absolut ohne Gewähr, o.k.?“

Nachdem sich die fünf von Dr. Newman verabschiedet hatten, gingen sie langsam zurück zum Wagen und versammelten sich dort.

„Was nun?“ fragte Christian in die Runde.

„Ich schlage vor, wir fahren zurück zum B&B. Wir können ohnehin nichts machen, solange wir keine gesicherten Informationen haben,“ schlug Mac vor. „Außerdem brauche ich dringend einen starken Kaffee.“

„Gut, Julie und ich müssen ohnehin noch ein paar Telefonate führen,“ stimmte Anna zu.

„Hey, Christian, was ist?“ fragte Harm, als er bemerkte, dass der deutsche Polizist gedankenverloren in die Richtung des Leichenfundortes starrte.

Der schnappte aus seiner Reverie und sagte: „Es ist nur so ein Gefühl, aber irgendetwas beunruhigt mich an dieser ganzen Sache noch mehr als zuvor.“

TBC......


Liebe Grüsse Petra

Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.

 
Petra-Andreas
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