Yeoman On A Mission
AUTOR: Evi
SUMMARY: Commander Rabb erhält einen ungewöhnlichen Auftrag, während sein CO seltsame Forderungen an ihn stellt. Abgesehen davon verhält sich Harm nicht ganz so, wie man ihn kennt, was zu allgemeiner Verwirrung führt...
SPOILER: Keine bestimmte JAG-Folge, dürfte irgendwo in der zweiten Hälfte der siebten Staffel spielen...
KATEGORIE: Harm/Mac
DISCLAIMER: Alle JAG-Charaktere sowie die Serie „JAG“ selbst gehören Donald P. Bellisario, CBS und PARAMOUNT.
Das „Tien Shan“ ist meine Erfindung; alle übrigen Lokalitäten und Gerichte gibt es wirklich.
Das Lied, das Harm mitsingt, ist: Can’t Take My Eyes Out Of You (Frankie Valli)
Special Thanks an Elke und Marion fürs Beta-Lesen und viele gute Tipps! *knuddelt euch*
Und ein *Sorry-Küsschen* für eine ganz treue Seele, die während der Schreibphase etwas vernachlässigt wurde.
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Donnerstagmorgen
JAG-HQ
Falls Church, VA
Admiral Chegwidden saß missmutig an seinem Schreibtisch.
PO Tiner war nicht an seinem Platz gewesen. Stattdessen lag auf seinem eigenen Schreibtisch ein Zettel mit der Handschrift Colonel MacKenzies, auf dem stand, dass Tiner eine schwere Grippe hatte und mindestens für den Rest der Woche ausfallen würde.
>Und wen setze ich jetzt dorthin?< dachte er. >Ich brauche jemanden, der sich um alles kümmert.<
Ihm fielen verschiedene Mitarbeiter seines Stabes ein. Schließlich blieben seine Gedanken an Lt. Harriet Sims-Roberts hängen. >Ja, sie ist genau die Richtige.<
Gedankenverloren drückte er auf den Knopf der Gegensprechanlage. „Tiner, rufen Sie Lt. Sims in mein Büro.“
Erst danach fiel ihm ein, dass der ja gar nicht da war. >Verdammt, alles muss man selber machen!< Er stand auf und ging hinaus ins Bullpen, um Harriet zu rufen.
„Lt. Sims!“ rief er in den Raum hinein.
Keine Reaktion.
„Lt. Sims, in mein Büro, ASAP!“ Seine Stimme nahm einen schneidenden Tonfall an.
Die anderen Mitglieder seines Stabes drehten verwundert die Köpfe zu ihm.
Col. Sarah MacKenzie kam aus ihrem Büro. Sie war von der lauten Stimme angelockt worden.
„Sir, Lt. Sims ist seit gestern in Mutterschutz.“ sagte sie.
„Verdammt!“ entfuhr es dem Admiral. „Und wer kümmert sich jetzt um mein Vorzimmer, Colonel? Haben Sie eine Idee?“ Grimmig sah er sie an.
Mac fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut. Sie räusperte sich und sagte: „Hm... Sir... ich werde mir was überlegen. Bis Mittag haben Sie jemanden dort sitzen.“
„Aber pronto, Col.“ sagte Chegwidden und verschwand wieder in seinem Büro.
Mac stand kurz unschlüssig da, bevor sie sich wieder in ihr Büro zurückzog. >Mist, wem könnte ich denn diese Arbeit anvertrauen? Harriet ist in Mutterschutz, Tiner krank. Da wären noch Bud und Lt. Singer, aber die sind bis morgen mit auswärtigen Recherchen beschäftigt.<
Ein Klopfen am Türrahmen ließ sie aufsehen.
„Hi, Mac, so in Gedanken versunken?“
Sie musste lächeln, als sie Harm sah, der gerade in ihr Büro geschlendert kam.
„Ja, ich denke darüber nach, wen ich zum Admiral ins Vorzimmer setzen kann.“
Er zog seine linke Augenbraue in die Höhe und fragte: „Warum denn das?“
„Tiner ist krank. Mindestens den Rest der Woche.“
„Oh, was hat er denn?“
„Grippe.“
„Und... weißt du schon jemanden?“
„Nein, aber ich habe dem Admiral gesagt, dass bis Mittag dort jemand sitzt.“ Sie sah ihn schief an.
„Autsch, das ist aber nicht mehr lange hin, Mac.“
„Ich weiß. Mir fällt nur keiner ein. Ich würde es ja heute und morgen selbst machen, aber ich habe um 14 Uhr einen Termin bei Gericht. Und morgen geht es schon um 9 Uhr los.“
„Was ist mit den anderen POs?“
„Die sind alle entweder beschäftigt oder noch zu unerfahren. Und das will ich Chegwidden nicht antun.“
„Da hast du auch wieder Recht.“
Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Dann legte sie den Kopf schief und fragte: „Was ist mit dir, Harm?“
„ICH??? Machst du Witze?“ Er sah sie mit weit aufgerissenen Augen an.
„Nein, je länger ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir der Gedanke.“
„Komm’, Mac, das kannst du nicht machen.“
„Und warum nicht? Hast du in den nächsten beiden Tagen wichtige Termine?“
„Nein, das nicht. Aber ich eigne mich absolut nicht als „Vorzimmerdame“.“ Er machte ein Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
„Wäre doch mal eine neue Erfahrung für dich...“ Sie kicherte bei dem Gedanken.
„MAAAC!“ Er sah sie nur schief an.
„Also... machst du es oder nicht?“
„NEIN!!!“
„Haaarm, lass’ mich bitte nicht hängen...“ Sie setzte ihren Bambiblick auf, von dem sie wusste, dass er ihm nicht widerstehen konnte.
„Mac, sieh’ mich nicht so an.“ bat er leise, da er spürte, wie sein Widerstand nachließ.
„Warum nicht, Flyboy?“ Ihr Tonfall wurde bettelnd wie der eines kleinen Mädchens, das unbedingt etwas Bestimmtes haben wollte. Dabei lächelte sie ihn immer noch an.
„Bitte... tu’ mir das nicht an.“ Seine Stimme wurde flehend.
„Haaarm...“ sie schnurrte fast.
Er konnte nur kapitulieren. >Rabb, was ist aus dir geworden?< dachte er, bevor er ergeben den Kopf senkte und tief seufzte.
„Also gut, Mac. Aber nur heute und morgen. Keinen Tag länger!“ Letzteres betonte er besonders.
„Natürlich, Sailor.“ Sie strahlte ihn an. „Und vielen Dank. Du rettest mich wieder einmal. Übermorgen ist ja auch schon Wochenende. Und ich denke, nächste Woche ist Tiner wieder fit. Außerdem ist Lt. Singer ja dann wieder da. Hast du jetzt noch was zu erledigen, oder könntest du dich gleich dorthin setzen?“
„Ich gehe kurz in mein Büro und erledige dort noch schnell den Rest. Aber ich hab’ was bei dir gut. Denk’ da bitte dran.“ Er erhob sich und wollte sich zur Tür wenden.
„Ja, ich weiß. Und ich werde es nicht vergessen. Wolltest du eigentlich was Bestimmtes eben, als du rein kamst?“
„Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du Lust hättest, mit mir zu Mittag zu essen. Aber das erübrigt sich jetzt ja wohl.“ In seiner Stimme klang ein gewisses Bedauern mit.
„Warum? Ich sage dem Admiral Bescheid, dass ich jemanden gefunden habe. Der könnte aber erst nach dem Lunch.“
„Okay, dann gegen 12:30 Uhr? Ich hol’ dich ab.“
„Alles klar, Sailor. Ich freu’ mich schon. Bis nachher.“ Sie strahlte ihn immer noch an.
Harm liebte dieses Lächeln fast so sehr wie die Frau, zu der es gehörte. Er grinste sie schief an und winkte ihr kurz zu, bevor er ihr Büro verließ und in sein eigenes ging.
Mac sah ihm nachdenklich hinterher. Sie war ihm dankbar, dass er die unangenehme und eigentlich völlig unter seinen Fähigkeiten stehende Aufgabe übernehmen würde.
Aber sie wusste auch, dass es ihm nicht leicht gefallen war und er nur ihrem geballten Charme erlegen war. Ein bisschen schämte sie sich dafür, dass sie ihn so bedrängt hatte.
Dann stand sie auf, um dem Admiral die Neuigkeiten zu erzählen. Sie ging durchs Bullpen zu dessen Büro und klopfte an.
„Herein!“ erklang eine äußerst brummige Stimme.
>Oh, oh, seine Laune hat sich kein bisschen gebessert...< dachte sie, als sie eintrat und Haltung annahm.
Chegwidden hob den Kopf. „Stehen Sie bequem, Col. Was gibt es? Haben Sie jemanden gefunden?“
„Ja, Sir, das habe ich.“ Sie sah ihn jedoch nicht an, sondern fixierte einen imaginären Punkt an der Wand hinter dem Admiral.
„Und... wer ist es?“
Mac räusperte sich kurz, bevor sie weitersprach. „Commander Rabb, Sir.“ Dabei sah sie stur geradeaus.
„WAAAS?“ Chegwidden sprang aus seinem Sessel auf. „Habe ich das richtig verstanden mit Cdr. Rabb?“ Er trat vor sie und starrte sie an.
„Ja, Sir, das haben Sie.“ Sie schaute immer noch geradeaus. „Es ist ja nur bis morgen, Sir.“
Der Admiral legte den Kopf schief und sah sie prüfend an. „Okay, Col. Und Sie haben niemanden... tja... wie soll ich sagen... Geeigneteren gefunden?“
„Nein, Sir.“ Sie sah ihn immer noch nicht an.
„Na gut. Und ab wann kann ich mit dem Commander rechnen?“
„Nach dem Lunch wird er hier sein, Sir.“ Nun endlich sah sie ihn an.
Ein kleines Lächeln erschien auf Chegwiddens Gesicht. „Aha, er benötigt wohl noch eine Stärkung, bevor er sich dieser Aufgabe widmet, hm, Colonel?“
„Vermutlich, Sir.“ Sie lächelte vorsichtig.
„Okay, das wäre dann alles, Colonel. Wegtreten.“
„Aye, Sir.“ Sie grüßte stramm und verließ sein Büro.
Draußen atmete sie erstmal tief durch. >Puh, das wäre also erledigt.< Erleichtert ging sie in ihr Büro, um sich noch auf die Verhandlung am Nachmittag vorzubereiten.
In seinem Büro setzte sich der Admiral wieder auf seinen Stuhl. Er grinste vor sich hin.
>Wie hat sie das nur geschafft, Rabb in mein Vorzimmer zu bekommen?< Er konnte sich den Cdr. nicht vorstellen, wie er Termine für ihm machte oder lästige Telefonate abwimmelte. >Das wird ein Spaß. Und wenn erst der SecNav anruft...< Chegwidden lachte leise.
Dann wurde er wieder ernst. Er dachte an die etwas merkwürdige „Beziehung“, die seine beiden Staranwälte miteinander hatten. Ihm war klar, dass sie beide mehr füreinander empfanden als nur ein gutes kollegiales Verhältnis. Aber sie hatten ihre Gefühle im Griff, das war die Hauptsache.
>Aber wird das von Dauer sein? Irgendwann wird einer von beiden nicht mehr damit klarkommen.<
Und für den Fall drohten echte Schwierigkeiten. Ob er noch mal ein „Harriet-Manöver“ durchsetzen konnte, bezweifelte er. Allerdings wollte er auch keinen von beiden verlieren, dazu waren ihre Fähigkeiten zu wichtig für JAG.
Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm. Es widerstrebte ihm zutiefst, sich darüber Gedanken machen zu müssen.
Harm saß derweil in seinem Büro und starrte auf die Unterlagen vor ihm. Seine Gedanken kreisten jedoch um Mac und diese Sache mit dem Admiral, zu der sie ihn überredet hatte. >Wieso habe ich ja gesagt? Doch nur, weil ich Macs Lächeln und diesem atemberaubenden Blick nicht widerstehen konnte und kann. Sie hat mich einfach um den kleinen Finger gewickelt.<
Es graute ihm davor, im Vorzimmer von Chegwidden zu sitzen. Da nahm er doch lieber die schwierigsten Fälle an.
Er stützte den Kopf auf die Hände und starrte versonnen geradeaus. Als er anfing, an Mac zu denken, trat ein Lächeln in seine Gesichtszüge.
Er liebte diese Frau von Tag zu Tag mehr. Vorhin war er nur deshalb in ihr Büro gegangen, weil er sie sehen und ihr Lächeln genießen wollte. Natürlich hatte er seine Einladung zum Lunch ernst gemeint und war froh, dass sie angenommen hatte. Aber das war nicht sein Hauptgrund gewesen.
Nun dachte er darüber nach, ob und wo er einen Tisch reservieren wollte. >Hm, was mag Mac denn gerne, was wir lange nicht mehr gegessen haben? Ah... genau... chinesisch, das ist es! Aber wo sollen wir hin?<
Er überlegte eine Weile, dann kam ihm eine Idee. Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht griff er zum Telefonhörer und tätigte einen Anruf. Wenig später grinste er zufrieden. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ seine Gedanken wieder schweifen.
>Ich bin fast schon süchtig nach ihrem Lächeln.< dachte er verträumt. Manchmal fühlte er sich wie ein frisch verliebter Teenager, der alles daran setzte, einen Blick von seiner Angebeteten zu erhaschen.
Was er nicht mitbekam, war, dass der Admiral ihn von ferne beobachtete. Er war zufällig durch das Bullpen gekommen, um sich in der Küche einen Kaffee zu holen.
Als er Cdr. Rabb durch dessen offene Bürotür so versonnen dasitzen sah, gingen ihm seine eigenen Gedanken von vorhin wieder durch den Kopf. >AJ, du musst was unternehmen. Lange geht das nicht mehr gut. Wenn der Cdr. schon am helllichten Tag träumt... und bei DIESEM Gesichtsausdruck kann er nur an eine Person denken.<
Dann bemerkte er, wie Col. MacKenzie ihr Büro verließ und auf das von Rabb zusteuerte. Auch sie hatte ihren CO nicht gesehen.
Sie klopfte an Harms Tür. Dieser schrak hoch, und als er sah, wer da stand, breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus, das seinesgleichen suchte.
Chegwidden sah die Reaktion des Colonels nicht, nur das breite Lächeln von Rabb. Kopfschüttelnd ging er wieder in sein Büro.
Mac sah Harms Grinsen und strahlte zurück. >Dieses Lächeln... Er scheint mir nicht böse zu sein wegen der Sache mit dem Admiral.< Ihr schlechtes Gewissen meldete sich wieder.
„Hey, Sailor, ich dachte, wir machen uns jetzt schon auf den Weg. Dann haben wir ein bisschen mehr Zeit zum lunchen.“ Sie grinste.
„Komm’ rein. Ich packe nur noch diese Unterlagen weg, und dann können wir starten.“
Sie trat in sein Büro und setzte sich in den Besuchersessel.
Harm lächelte sie noch mal an, bevor er seine Akten beiseite räumte. Er freute sich, dass sie offenbar länger mit ihm unterwegs sein wollte als ursprünglich geplant.
„Wo sollen wir denn hingehen?“ fragte sie.
„Hm... hast du auf etwas Bestimmtes Appetit?“ wollte er wissen und hoffte, dass er mit seiner Reservierung richtig lag.
„Na ja, ein Steak-House fällt ja wohl flach...“ dabei grinste sie ihn bedeutungsvoll an. „Beim Mexikaner waren wir das letzte Mal... auf Pizza habe ich momentan keinen Appetit... Hey, wir waren lange nicht mehr beim Chinesen. Das wäre jetzt genau das richtige. “ In ihre Augen trat ein erwartungsvoller Ausdruck.
Harm schmunzelte und schenkte ihr sein breites Rabb-Grinsen. „Okay, Mac, dann puder’ dir noch mal dein Näschen, wir gehen ins „Tien Shan“...“
Macs Augen wurden groß. Sie vergaß sogar, ihn wegen des „Näschens“ zurechtzuweisen. Das „Tien Shan“ hatte einen sehr guten Ruf. Dementsprechend war es nicht gerade billig und außerdem meistens ausgebucht. >Wie hat er denn da so schnell einen Tisch bekommen?< grübelte sie. >Oder sollte er das alles schon lange geplant haben?<
„Oh, nicht zu „Mr. Wu“ um die Ecke?“ wunderte sie sich.
Harm wurde plötzlich verlegen und räusperte sich. „Äh... nein. Mac, ich muss dir was gestehen... Ich habe mir das schon gedacht, weil wir wirklich lange nicht mehr Chinesisch essen waren. Na ja, und da habe ich im „Tien Shan“ einen Tisch bestellt.“ Er blickte sie mit einem jungenhaften Lächeln an.
Mac sah ihn nur ungläubig an. „Harm, ist irgendwas Besonderes oder habe ich sonst was verpasst?“
„Nein, ich wollte nur nett mit dir essen gehen.“
„In der Mittagspause?“ fragte sie verwundert.
„Warum nicht? Was hättest du denn gedacht, wenn ich dich dorthin zum Abendessen eingeladen hätte?“ Er sah sie schief an.
Eine leichte Röte, die Harm nicht verborgen blieb, überzog ihr Gesicht. >Süß...< dachte er.
>Wenn er das doch nur machen würde...< war Macs erster Gedanke bei seiner Frage. Dann lächelte sie ihn an und fragte: „Hättest du das denn gemacht?“
Nun wurde er leicht rot. >Jederzeit...< fuhr ihm durch den Sinn. Verlegen wandte er sich schnell ab und starrte auf die Wand. Nach ein paar Sekunden hatte er sich wieder im Griff. Er wandte ihr das Gesicht zu und schaute ihr tief in die Augen.
„Nein.“ sagte er mit sanfter Stimme und schüttelte den Kopf. „Da würde ich was Besseres nehmen...“
Mac sah ihn mit ihren großen Augen fragend an.
Harm fixierte sie weiterhin mit einem durchdringenden Blick. Dann nickte er leicht.
Beide schafften es nicht, ihre Blicke voneinander zu lösen. Sekunden schienen sich zu Minuten zu dehnen, in denen sie beide versuchten, etwas im Blick des jeweils anderen zu lesen.
Schließlich erwachte Mac als erste aus dem Trance-ähnlichen Zustand und räusperte sich. „Hm... sollten wir nicht langsam mal los?“
Sein Blick kehrte in die Gegenwart zurück. „Uh... äh... ja klar. Weiß der Admiral Bescheid?“
„Ja, ich habe ihm gesagt, dass du nach dem Lunch bei ihm bist.“
„Und... was hat er gesagt?“
„Er fragte, ob du vorher noch eine Stärkung nötig hättest.“ Sie grinste.
„Oh je. Und was hast du geantwortet?“
„Ich habe ihm vorsichtshalber zugestimmt. Er war nicht gerade erfreut, als er hörte, dass du derjenige bist, welcher...“
Ein schiefes Lächeln von Harm kommentierte Macs Worte. „Da sollte ich dann wohl mein Bestes geben, was?“
Sie sah ihn sanft lächelnd an und nickte. „Das solltest du versuchen.“
„Okay, aber vorher lass’ uns unser Essen genießen, Marine.“ Er fand seinen Humor wieder.
„Dann beweg’ dein Heck mal hier raus und schieb’ ab, Sailor.“ Sie kicherte und stand auf.
„Hey, das heißt immer noch „Anker lichten“.“ meinte er lachend und erhob sich ebenfalls. Dann stellte er seinen Koffer in den Aktenschrank und nahm seine Mütze vom Haken.
Gemeinsam verließen sie sein Büro, gingen zum Aufzug und fuhren nach unten.
Auf dem Parkplatz einigten sie sich darauf, Harms Wagen zu nehmen.
Ganz Gentleman öffnete er die Beifahrertür für Mac und hielt sie ihr auf, bis diese sich gesetzt hatte. Kurz bevor sie im Wageninneren verschwand, schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln, was er mit einem typischen Rabb-Grinsen beantwortete.
Dann ging er zur Fahrertür, öffnete sie und stieg ein. Schließlich startete er den Motor, und sie fuhren an der Wache vorbei vom Gelände.
In seinem Büro trat der Admiral vom Fenster zurück.
Er schmunzelte. Dieses strahlende Lächeln von Mac hatte einst auch ihn verzaubert und tat es eigentlich immer noch. Nur war ihm sehr schnell klar geworden, dass er nur ihren weiblichen Reizen erlegen war.
Bei Cdr. Rabb hatte er hingegen ziemlich bald gemerkt, dass da mehr sein musste. Am schlimmsten wurde es mit Rabb, als Mic Brumby auftauchte. Die beiden hatten sich vom ersten Tag an nicht ausstehen können. Nur ihre militärische Disziplin hielt sie davon ab, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. So gab es "nur" tägliche Sticheleien.
Als Brumby angefangen hatte, starkes Interesse an dem Colonel zu zeigen, war der Navy-Commander eifersüchtig geworden, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Aber Chegwiddens Menschenkenntnis trog selten. Er hatte Mitgefühl mit Rabb gehabt.
Grinsend erinnerte er sich an den Tag in Australien, als es ihm zu bunt wurde und er die beiden Streithähne in eine Garage gesperrt hatte, damit sie ihre Meinungsverschiedenheiten unter vier Augen austragen konnten. Dass sie hinterher etwas derangiert ausgesehen hatten, tat dem Admiral zwar leid, er bedauerte seinen Schritt aber keinesfalls.
Nur schien der Cdr. im Laufe ihres Aufenthaltes dort irgendwie einen Fehler gemacht zu haben, denn Col. MacKenzie kam mit einem Ring des Australiers zurück.
Chegwidden wusste nicht, was zwischen seinen Anwälten vorgefallen war, aber er erinnerte sich an den geschockten Gesichtsausdruck von Rabb, als dieser vor der Abreise am Flughafen den Ring von Brumby an Macs Finger entdeckte. Der Commander war tief verletzt gewesen. Aus diesem Grund hatte er ihm auch geraten, nicht zurückzusehen.
>Aber er hat mal wieder nicht auf mich gehört. So musste er ja den Kuss der beiden mitbekommen. Allerdings... das ist nun schon einige Zeit her. Und seitdem scheint sich die „Beziehung“ der beiden wieder normalisiert zu haben. <
AJ seufzte. Dann setzte er sich in seinen Sessel und verschränkte die Arme. >Was zum Teufel kann man da machen? Ich will keinen der beiden verlieren, aber eine Beziehung ist ihnen auch nicht erlaubt.<
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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Irgendwo in den Straßen Washingtons
Harm und Mac fuhren durch den nicht sehr dichten Verkehr. Sie sprachen kaum ein Wort während der Fahrt.
Zu sehr hatten beide die letzten Minuten in Harms Büro verwirrt, wo sich ihre Blicke getroffen hatten und sie sich nicht voneinander lösen konnten.
Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
Harm sah dann und wann zu Mac hinüber. >Wie hübsch sie ist... Und sie sieht momentan so verloren aus. An was sie wohl gerade denken mag? Ach, verdammt, könnte ich ihr doch endlich sagen, was ich für sie empfinde...<
Mac hatte ihren Kopf an die Scheibe gelehnt und die Augen geschlossen. Sie war in Gedanken bei dem Mann, der neben ihr saß und sie nun in eines der besten Lokale von Washington führen wollte.
>Wenn dies doch nur eine Einladung am Abend wäre. Dann hätten wir Zeit genug. Es warteten weder eine Gerichtsverhandlung noch ein Admiral auf uns. Wir könnten hinterher vielleicht noch irgendwohin gehen, z.B. zum Tanzen.<
Ein Lächeln trat auf ihr Gesicht, als sie an den letzten Ball dachte, zu dem sie und Harm eingeladen gewesen waren. Sie liebte es, mit ihm zu tanzen. Er war ein wunderbarer Tänzer. Wenn sie gemeinsam über das Parkett schwebten, vergaß sie alles um sich herum.
Sogar seine Ausgeh-Uniform trat dann in den Hintergrund, obwohl sie den Anblick von Harm in seinen Dress White liebte wie kaum einen anderen. Ihr Herz machte jedes Mal einen freudigen Satz, wenn sie ihn darin sah. Ein leiser Seufzer entfuhr ihr.
Harm drehte verwundert den Kopf zu ihr. „Was ist, Mac?“
Sie öffnete die Augen und sah ihn an. „Nichts, ich habe nur gerade an etwas gedacht.“ antwortete sie, während eine leichte Röte ihr Gesicht überzog.
„Darf ich fragen, an was du gedacht hast?“ wollte er mit sanfter Stimme wissen.
Mac dachte fieberhaft nach. >Ich kann ihm doch nicht sagen, dass ich über ihn in Ausgeh-Uniform nachgedacht habe. Jahrelang habe ich versucht, ihm weiszumachen, dass dieser blöde Spruch mit den „Dress White und Gold Wings“ völliger Schwachsinn ist und total überbewertet wird. Und ich fahre total auf ihn ab, wenn er das Zeug anhat.<
„Fragen darfst du, Flyboy. Aber ob ich dir antworte, das steht auf einem anderen Blatt.“ Sie grinste ihn keck an. Mit diesem Scherz half sie sich über ihre Verlegenheit hinweg.
Harm wandte sich ihr nun richtig zu. „MAC! Darf ich das nicht wissen?“ Sein Tonfall klang nach einem kleinen Jungen, der sein Lieblingsspielzeug nicht bekam.
Nun musste sie kichern. „Harm, kann ich denn keine privaten Gedanken mehr haben?“
„Doch, natürlich. Aber dein Seufzer klang so schwer, da dachte ich, dich bedrückt irgendetwas.“
>Damit hast du den Nagel auf den Kopf getroffen, Commander.< dachte sie. Laut sagte sie nur: „Vielleicht sage ich dir das ein andermal, Harm. Und nun guck’ wieder auf die Straße, sonst muss der Admiral uns noch im Bethesda besuchen.“
„Aber ich erinnere dich da gelegentlich dran, Mac.“
>Hoffentlich nicht.< Mac sah ihn schief an.
Nach ein paar Minuten kamen sie vor dem Restaurant an. Harm fuhr seinen Wagen auf den Parkplatz und stieg aus. Dann ging er zur Beifahrertür und öffnete sie.
Fast hätte er Mac auch noch eine Hand hingehalten, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein, konnte sich aber im letzten Moment zurückhalten.
So etwas mochte Mac überhaupt nicht, zumindest nicht tagsüber. Wenn sie offiziell ausgegangen waren, dann hatte sie sich stets darüber gefreut. Allerdings hatte er es ein paar Mal versucht, als sie unterwegs zu Ermittlungen gewesen waren. Und da hatte Mac ihn immer sehr empört angesehen, wenn er eine solche Geste machte, und war schneller aus dem Auto gewesen als er denken konnte.
Nun strahlte sie ihn jedoch an, stieg aus und zog ihre Uniform glatt.
„Harm, meinst du nicht, wir sind ein bisschen falsch angezogen für dieses Restaurant?“ Verlegen lächelte sie ihn an.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe Mai Lin gefragt. Das ist kein Problem.“
>Mai Lin? Wer ist DAS denn?< durchfuhr es Mac. „Äh... wen hast du gefragt?“ erkundigte sie sich laut.
„Mai Lin, meine Nachbarin unter mir. Ihr und ihrem Mann gehört das „Tien Shan“. Ich habe ihr mal einen juristischen Rat gegeben, der den beiden sehr geholfen hat. Und seitdem habe ich etwas gut bei ihnen. Was meinst du denn, wie ich so schnell an einen Tisch hier gekommen bin?“ Er sah sie erstaunt an.
„Ich wusste gar nicht, dass du chinesische Nachbarn hast.“
„Na ja, ich habe vermutlich vergessen, es zu erwähnen. Sie wohnen auch noch nicht lange dort.“
„Ach, ist ja auch nicht so wichtig. Aber ich habe mich schon gewundert, wie du hier so kurzfristig einen Tisch bekommen hast.“
„Dir ist bestimmt der Gedanke durch den Kopf gegangen, ich könnte das von langer Hand geplant haben, was, Mac?“ Er grinste sie an und zwinkerte.
„Haaarm!!!“ Sie stemmte die Fäuste auf die Hüften und sah ihn aufgebracht an.
Harm musste lachen. „Hey, ich kenn’ dich doch. Komm’, gehen wir rein. Mai Lin hat mir versprochen, uns den schönsten Tisch zu geben, der noch irgendwie zu haben war.“
„Na gut, Sailor. Aber ich muss dir ja Recht geben. Genau das habe ich gedacht, als du sagtest, wo wir hingehen.“
„Siehst du. Ich kenne dich eben, vielleicht besser als du denkst.“ >Leider nicht gut genug...< dachte er noch und hielt Mac die Tür des Restaurants auf.
Beide betraten den geschmackvoll eingerichteten Innenraum. Kostbares chinesisches Porzellan stand in Wandnischen, während an den Wänden kunstvolle Seidenmalereien und Tusche-Handschriften hingen. Im Hintergrund lief gedämpft chinesische Musik.
„Wow!“ entfuhr es Mac leise. „Das sieht ja nobel aus hier.“
„Das IST auch nobel.“ flüsterte Harm nahe ihrem Ohr.
„Warst du schon mal hier?“ wollte Mac wissen.
„Nein, zum Essen noch nicht. Ich habe Mrs. Lin nur ein- oder zweimal etwas hier ins Restaurant gebracht.“
„Aber sie haben einen sehr guten Ruf hier. Ganz so schlecht kann es dann ja nicht sein.“ Mac lachte leise.
Harm schloss sich dem an. „Nein, hier gibt es bestimmt keinen Hund in den Hackbällchen.“
„HARM!“ Leise, aber bestimmt protestierte Mac. „Das ist doch...“
Sie wurde von einer erfreut klingenden Stimme unterbrochen. „Mr. Rabb, willkommen bei uns.“ Vor ihnen stand eine kleine Dame ca. um die fünfzig, die Harm strahlend ansah.
„Nihau, Mrs. Lin.“ sagte er und verbeugte sich leicht.
Mac sah ihn groß an. >Was redet der da? Und seit wann ist er so respektvoll?<
Harm zeigte ihr mal wieder eine Seite von sich, die sie noch nicht kannte, obwohl sie gedacht hatte, sie würde ihn durch und durch kennen.
„Mrs. Lin, darf ich Ihnen meine Kollegin Sarah MacKenzie vorstellen? Sie ist allerdings nicht in der Navy, sondern bei den Marines.“
„Nihau, Ms. MacKenzie.“ Mrs. Lin reichte Mac eine Hand. „Das heißt übrigens „Guten Tag“.“
Mac nahm ihre Hand und schüttelte sie. „Guten Tag, Mrs. Lin. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich es nicht auf Chinesisch versuche.“
„Nein, keine Sorge, Ms. MacKenzie. Mr. Rabb kann das nur, weil ich stundenlang mit ihm geübt habe...“ Sie zwinkerte Harm zu, der grinsend dastand. Dann drehte sie sich um und winkte die beiden hinter sich her.
„Kommen Sie, ich habe einen wunderbaren Tisch für Sie reservieren können.“
Als die beiden Anwälte den Tisch sahen, blickten sie sich stumm in die Augen. Beide dachten dasselbe: >Wow! Eine gemütliche Ecke ganz für uns allein.<
Der Tisch stand in einer Nische, die von den übrigen Tischen durch einen kunstvoll bemalten seidenen Paravent getrennt war. Auf der dem Paravent gegenüberliegenden Seite konnte man durch ein Fenster in einen wunderschönen kleinen Park sehen.
„Mrs. Lin, das wäre aber nicht nötig gewesen.“ wandte sich Harm verlegen an die Besitzerin.
„Mr. Rabb, Sie haben uns neulich sehr geholfen. Und ich kann mich nur auf diese Art revanchieren. Aber setzen Sie sich doch bitte.“
Harm seufzte. „Na gut, ehe ich mich schlagen lasse...“ Mit diesen Worten setzte er sich Mac gegenüber, die kurz vorher Platz genommen hatte.
„Bitte?“ fragte Mrs. Lin erstaunt.
„Oh, das ist nur so eine Redensart.“ Er grinste sie an. „Was können Sie uns denn empfehlen?“
„Also... wir hätten da als Gemüse-Spezialitäten „Gemüsepfanne nach den 5 Elementen“ oder „Buddhas Gemüse“.“ Bei diesen Worten zwinkerte sie Harm zu. Anscheinend wusste sie, dass er lieber Gemüse oder Fisch als Fleisch aß.
„Und als Fisch-Gericht könnte ich Ihnen den „Zander im Sesam-Mantel“ empfehlen. Ms. MacKenzie, wenn Sie lieber Fleisch oder Geflügel haben wollen, dann lege ich Ihnen die „Spareribs süß-sauer nach Kantoner Art“ ans Herz. Abgesehen natürlich von der bekannten „Peking-Ente“. Vielleicht möchten Sie aber auch die „Ameisen auf dem Baum“ probieren?“ Bei diesen Worten schmunzelte Mrs. Lin.
Mac bekam große Augen und starrte Mrs. Lin fassungslos an. „Äh... WAS meinten Sie? Habe ich richtig gehört? AMEISEN?“
Mrs. Lin lachte leise. „Entschuldigung, Ms. MacKenzie. Aber wir Chinesen haben schon mal abenteuerliche Bezeichnungen für unsere Gerichte. Bei den „Ameisen“ handelt es sich um fein gehacktes Schweinefleisch mit Glasnudeln.“
„Oh...“ war alles, was Mac nun noch sagen konnte. Sie blickte etwas hilflos zu Harm, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
„Okay, Mac, was möchtest du haben?“ Er sah sie neugierig an.
„Das ist wirklich schwierig.“ Sie legte den Kopf schief und überlegte. „Hm... ich glaube, ich probiere mal die „Ameisen“... das hört sich wirklich interessant an.“
„Okay, Mrs. Lin. Wir hätten dann gerne einmal die „Ameisen“ und für mich bitte den Zander.“
„Gut, Ms. MacKenzie, Mr. Rabb. Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack.“ Mit diesen Worten verschwand Mrs. Lin.
Harm grinste in sich hinein. >Mein immer verfressener Marine würde sogar Klapperschlange und Gürteltier verspeisen, wenn sie nur schmackhaft zubereitet wären.<
Mac sah seinen belustigten Gesichtsaudruck und fragte ihn: „Harm, an was denkst du jetzt schon wieder?“
„An dich...“ entfuhr es ihm. Dann überzog eine leichte Röte sein Gesicht, und er wandte seinen Blick ab.
„So, so... Und an was speziell?“ Sie sah ihn neugierig an.
Er grinste sie schief an. „Na ja... Ich dachte an deinen Appetit.“
„Was ist denn da so besonderes dran?“
„Überhaupt nichts.“
„Aha. Und warum wirst du dann rot, Flyboy?“
„Werd’ ich doch gar nicht.“
„Haaarm! Erzähl’ keinen Quatsch! Du bist rot geworden!“ Ihr Tonfall duldete keinen Widerspruch.
„Na gut. Ich gebe mich geschlagen.“ Er seufzte und sah auf die Tischplatte. „Ich dachte...“
Als plötzlich Mrs. Lin auftauchte, blickte er wieder auf.
„Hier sind ein paar Glückskekse für Sie. Ohne die ist kein gutes chinesisches Essen perfekt.“ Sie stellte eine Schale auf den Tisch und verschwand wieder.
„Danke...“ murmelte Harm ihr hinterher.
Er schob die Schale zu Mac und grinste sie an. „Da, Marine, nimm’ einen.“ Mit diesen Worten griff er selbst in die Schüssel und nahm einen Keks.
Mac sah ihn skeptisch an. Als er aber ermunternd nickte, nahm sie auch einen von den Keksen und brach ihn entzwei.
Ein kleines Stückchen Papier rollte heraus. Sie öffnete es und las den Spruch, der darauf stand. Verlegen und mit einer leichten Röte im Gesicht wandte sie sich ab.
Harm zog seine linke Augenbraue hoch und sah sie erwartungsvoll an. „Und?“
„Was und?“ Sie blickte unsicher zu ihm.
„Was steht auf deinem Keks?“
„Muss ich das laut sagen?“ Sie war etwas irritiert.
„Maaac, du bist doch nicht das erste Mal beim Chinesen! Du musst es nicht unbedingt sagen. Aber meistens erzählt man sich die Botschaft des Kekses.“
„Was steht denn auf deinem?“ Sie versuchte, den Spieß umzudrehen und dadurch seiner Neugier zu entkommen.
„Lenk’ nicht ab!“ Sein berüchtigtes Grinsen ließ ihr Herz höher schlagen. „Los, sag’ schon.“ Er sah sie an wie ein kleiner Junge, dem man ein Eis versprochen hatte.
„Hm… ich weiß nicht…“ Mac war unsicher, ob sie ihm wirklich ihren Spruch verraten sollte.
„Ach komm’, ich lese dir dann auch meinen vor.“
Sie blickte ihn schief an. „Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst…“ Sie griff nach dem kleinen Zettel aus ihrem Glückskeks und räusperte sich. „Ein Wort wird eine Brücke bauen.“ Sie atmete hörbar aus.
„Aha…“ murmelte er nur und blickte nachdenklich auf den Tisch.
„Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“ Mac war verwirrt.
Als er den Kopf schüttelte, schaute sie ihn herausfordernd an und meinte: „Und wie lautet deiner?“
>Oh je, da habe ich mich ja in was hineingeritten. Ich weiß genau, wie ICH diesen Spruch zu interpretieren habe.< Ein tiefer Seufzer antwortete ihr. „Maaac… das… hm… das ist… hm… nicht so einfach…“ Seine Worte kamen stockend. Er hielt den Kopf immer noch gesenkt und starrte auf seinen Zettel.
„Was steht auf deinem Keks, Harm? Du hast versprochen, es mir zu sagen.“ Sie wurde ungeduldig.
„Okay, Mac. Auf meinem steht…“ Er hob den Kopf und sah sie durchdringend an, bevor er sprach. „Am meisten fühlt man sich von Wahrheiten getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte.“
„Oh…“ Macs Stimme wurde leise. „Und was deutest du daraus?“ flüsterte sie.
Er holte tief Luft und versuchte, die ganze Sache abzuschwächen. „Mac, solche Glückskekse sind eher ein Scherz als dass man sie ernst nehmen sollte.“ Er machte eine geringschätzige Handbewegung. „Jetzt freue ich mich einfach nur, hier mit dir zu sitzen.“ Ein entwaffnendes Lächeln folgte seinen Worten.
Mac war einerseits erfreut über seine Aussage, dass er es genoss, mit ihr zusammen zu sein, andererseits aber auch etwas enttäuscht. >Dieser Spruch passt doch wohl völlig auf ihn... Ich spüre doch, dass er mir was verheimlicht… Allerdings... zu mir passt der auch.< Sie seufzte kaum hörbar.
Harm bekam es jedoch mit und blickte sie verwundert an. „Hey, woran denkst du gerade?“ fragte er leise.
Seine sanfte Stimme holte sie wieder aus ihren Gedanken zurück. Sie lächelte ihn verlegen an. „An nichts Wichtiges, Harm.“ entgegnete sie.
Sie saßen eine Weile schweigsam da, jeder in Gedanken versunken, wobei der jeweils andere die Hauptrolle spielte.
Schließlich erinnerte sich Mac daran, dass Harm ihr noch eine Antwort schuldig war. Ihre Stimmung wechselte schlagartig.
„Hey, du schuldest mir noch eine Antwort.“ Sie grinste ihn nun verschmitzt an.
„Ach ja? Auf welche Frage denn?“ Er wusste zwar, was sie meinte, hoffte aber, um eine Antwort herumzukommen.
„Haaarm! So vergesslich kannst du doch nicht sein!“
„Ich und vergesslich? Wie kommst du denn darauf?“ Er sah sie unschuldig an.
„Ich wollte wissen, an was du vorhin gedacht hast.“
„Oh, vorhin habe ich an vieles gedacht...“ Sein Lächeln wurde breiter.
„Mag sein, aber du hast an etwas Spezielles im Zusammenhang mit mir gedacht.“
>Das tu’ ich doch dauernd.< fiel ihm spontan ein. Er hütete sich aber, das auszusprechen.
„Also?“ fragte sie erwartungsvoll.
„Also was?“ Er hoffte immer noch, dem Thema entkommen zu können.
„An was hast du gedacht? Lass’ dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen, Harm!“ Sie wurde langsam ungeduldig.
„Ich hab’ nur gedacht, dass dir wahrscheinlich auch Klapperschlange schmecken würde.“ Sein Blick war die Unschuld in Person.
„KLAPPERSCHLANGE?“ Ihre Augen wurden groß. „Warum sollte ich Klapperschlange essen?“
„Sollst du ja gar nicht. Ich habe nur gedacht, dass die dir schmecken würde, wenn sie schmackhaft zubereitet ist. Obwohl... ich hab’ irgendwo mal gelesen, die soll wie Kaninchen schmecken. Das magst du doch, oder?“ Sein Grinsen glich wieder dem bekannten Rabb-Grinsen.
„Kaninchen... so, so.“ Sie schüttelte den Kopf. >Was mag er wohl wirklich gedacht haben?< dachte sie.
„Können wir das Thema wechseln? Bitte...“ Er sah sie wieder an wie ein kleiner Junge.
>Guck’ mich doch nicht so an.< wollte sie schon sagen. Dann aber fiel ihr seine neue Beschäftigung wieder ein. „Okay, Sailor. Also, hast du dich irgendwie auf deinen neuen Job als „Vorzimmerdame“ des Admirals vorbereitet?“ Sie kicherte.
„Maaac! Bitte nicht wieder diese Geschichte. Ich werde mein Bestes tun, das habe ich dir schon gesagt. Aber lass’ uns doch wenigstens die Zeit bis dahin mit etwas anderem genießen.“
„Na gut. “ Ihre Stimme wurde wieder ernst. „Ich weiß ja, dass ich dich damit völlig überrumpelt habe. Wie kann ich das wiedergutmachen?“
Er sah ihr tief in die Augen. Sie war froh, dass sie saß, denn sein Blick berührte etwas in ihrem Innersten.
„Geh’ morgen mit mir aus.“ Sein Blick wurde beschwörend.
„Oh... ich hab’ morgen schon was vor, tut mir leid.“ Als sie seinen enttäuschten Gesichtsausdruck sah, bereute sie ihre Worte fast. Darum machte sie ihm ein Angebot.
„Aber wie wäre es mit dem nächsten Wochenende? Hast du an was Bestimmtes gedacht?“
„Nein, so genau habe ich mir da noch keine Gedanken drüber gemacht. Aber ich würde gerne mit dir einen schönen Abend verbringen... so mit Essen... dann vielleicht noch irgendwo tanzen gehen...“ >So, nun habe ich es gesagt. Und wenn ich ihr zum Schluss noch meine Gefühle gestehen könnte, wäre der Abend perfekt.< Sein Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an.
Mac sah, dass er in ernsthafte Gedanken vertieft war. Dieses Mal wollte sie ihn nicht stören. Deshalb fragte sie auch nicht nach, sondern dachte ihrerseits an einen Abend mit Harm.
>Wie gerne würde ich mit ihm ausgehen... So richtig elegant, aber nicht in Uniform. Obwohl ihn seine Gala-Uniform sehr attraktiv macht, will ich mich mit dem Mann Harmon Rabb jr. verabreden und nicht mit dem Offizier.<
Beide saßen schweigend am Tisch, als Mrs. Lin mit den bestellten Gerichten auftauchte. „So, Ms. MacKenzie, Mr. Rabb. Hier ist Ihr Essen.“
Sie stellte die jeweiligen Gerichte vor die beiden. „Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit.“
„Danke, Mrs. Lin.“ sagte Harm, während Mac ebenfalls „danke“ murmelte.
„So, dann wollen wir mal unser Essen genießen, Marine.“ grinste er sie an und schielte auf Macs Teller, denn es interessierte ihn natürlich, wie „Ameisen auf dem Baum“ aussahen. Sein Zander sah sehr appetitlich aus.
„Guten Appetit, Harm.“ wünschte sie ihm, bevor sie ihre Stäbchen auspackte und mit dem Essen begann.
„Danke, dir auch. Lass’ es dir schmecken.“
Schweigend aßen sie eine Weile. Harm blickte sie an und fragte neugierig: „Und... wie schmeckt es?“
„Hm... fantastisch. Hätte nie gedacht, dass „Ameisen“ so lecker sein können...“ Sie grinste ihn an. „Ich hoffe, dein Fisch ist auch gut.“
„Ja, ist er. Willst du mal probieren?“ Er deutete auf seinen Teller.
Sie blickte ihn verwundert an. >Seit wann lässt er mich von seinem Essen probieren?< „Ja, gerne.“ Sie angelte sich ein Stück Zander von seinem Teller und schob es in ihren Mund. Dann kaute sie darauf herum.
„Na, wie schmeckt er dir?“ fragte Harm neugierig.
„Hmmm… der ist ja richtig lecker!“ meinte sie dann.
„Siehst du, auch gesundes Essen kann lecker sein.“ Sein Grinsen suchte schon seinesgleichen.
„Haaarm!“ rief sie leise mit empörter Stimme. „Du weißt ganz genau, dass ich NICHT NUR Beltway-Burger oder Nutella esse.“
„Stimmt. Wenn du mal bei mir bist, dann kriegst du wenigstens was Vernünftiges zwischen die Zähne...“ Sein Grinsen wurde noch breiter.
„Commander!!!“ Ihre immer noch leise Stimme nahm den berüchtigten Marine-Tonfall an.
Harm sah sie groß an. „Hey, langsam, langsam, Mac. Verstehst du keinen Spaß mehr?“
„Doch.“ sagte sie. Dann legte sie den Kopf schief und flüsterte ihm zu: „Ich fand das aber nicht sehr witzig.“
„Entschuldige, es war wirklich nicht böse gemeint.“ Zerknirscht schaute er ihr in die Augen.
Sein Blick ließ Macs Herz stolpern. Sie wollte ihn schon anflehen, sie nicht so anzusehen, als er den Blick wieder auf seinen Teller richtete und weiteraß.
Schweigend beendeten sie die Mahlzeit. Dann schob Mac ihren Teller zurück und sah ihn an.
„Harm, du sagst ja gar nichts mehr. Was ist los mit dir?“
Der dunkelhaarige Offizier schaute sie nachdenklich an und zuckte mit den Schultern.
„Ich weiß auch nicht. Dieser blöde Spruch geht mir nicht aus dem Sinn…“ Er grinste verlegen.
„Warum?“ Neugierig sah sie ihn an.
„Weil… na ja… weil ich da doch etwas hineindeuten kann…“
„Was denn?“ Ihre Stimme war weich geworden. >Bitte, Harm, sag’ mir, was du denkst… Bau’ die Brücke, die mein Spruch vorhin erwähnt hat.< dachte sie.
Etwas von ihren Gedanken musste wohl in ihrem Gesicht zu lesen gewesen sein, denn Harm blickte sie bedeutungsvoll an.
„Einen Penny für deine Gedanken.“ sagte er leise.
Sie riss ihre Augen auf. „Äh…“
Weiter kam sie nicht, da er die Hand hob und sie unterbrach. „Sag’ mir, was du gerade gedacht hast. Bitte.“
„Harm, ich glaube nicht…“ begann sie.
„Warum nicht, Mac?“
„Weil… ich meine… hm… hier ist... äh... nicht der richtige Ort dafür.“
Er senkte den Kopf und sprach bedrückt. „Finden wir eigentlich jemals den richtigen Ort? Oder den richtigen Zeitpunkt?“
Macs Augen wurden groß. >Den richtigen Zeitpunkt? Wofür?<
Seine plötzliche Niedergeschlagenheit traf sie sehr. Darum griff sie über den Tisch nach seiner Hand. „Hey…“ flüsterte sie. Dann fuhr sie fort. „Dich bedrückt doch was.“
„Na ja… in gewisser Weise schon.“ seufzte er. Dann schaute er sie an. „Aber du hast Recht, Mac, hier ist wirklich nicht der richtige Ort dafür. Auch wenn wir reichlich abgeschieden sitzen.“
>So kenne ich ihn überhaupt nicht. Vertraut er mir nicht mehr? Vorhin war er doch noch so guter Stimmung, er hat sogar davon geredet, mit mir auszugehen.< Letzteres brachte sie auf eine Idee. „Harm?“ fragte sie vorsichtig.
„Hm?“ brummte er und sah fragend zu ihr.
„Sag’ mal… du hast da vorhin was von Ausgehen morgen Abend erwähnt. Gilt das Angebot immer noch?“
„Natürlich. Aber erstens sollte das DEINE Wiedergutmachung sein, und zweitens kannst du ja nicht. Hast du selbst gesagt.“ Ein enttäuschter Ausdruck lag auf seinem Gesicht.
„Na ja… ich wollte mir eigentlich nur einen Film im Fernsehen angucken, den ich schon immer mal sehen wollte. Aber ich kann ihn ja auch aufnehmen.“
„Mac, wenn du nicht willst, dann…“
„Doch, Harm, ich möchte.“ unterbrach sie ihn. „Ich würde sehr gerne mit dir ausgehen. Und zwar so, wie DU dir das vorgestellt hast.“ Verlegen senkte sie den Kopf, hatte sie doch gerade ein großes Zugeständnis gemacht.
„Ist das dein Ernst?“ Er sah sie erstaunt an.
„Ja, mein voller Ernst.“ Offen blickte sie in seine Augen, in denen nach Ungläubigkeit nun Hoffnung zu sehen war.
„Dann… hm… dann…“ er geriet ins Stocken. „Dann darf ich dich also morgen Abend einladen?“ Als sie nickte, fuhr er fort: „So richtig mit allem drum und dran?“
„Ja, Flyboy, so richtig mit allem drum und dran.“ versicherte sie ihm lächelnd. Dann hob sie eine Hand. „Halt! Eines will ich nicht sehen…“ sie grinste vorsichtig.
„Was denn?“
„Deine Uniform!“ kicherte sie.
Er starrte sie ungläubig an. „Warum sollte ich zu so einem Anlass meine Uniform anziehen?“
„Ich weiß nicht… DU kommst doch immer auf die verrücktesten Ideen.“ Sie konnte wieder lachen. „Aber selbst deine Ausgeh-Uniform lass’ bitte im Schrank.“
Er grinste sie auf seine typische Art an. „Also kann ich mit „Dress White“ keinen Eindruck bei dir schinden?“
>Das hast du doch schon längst!< dachte sie. Laut erwiderte sie jedoch nur: „Nein, Commander, das zieht bei mir nicht.“ Energisch schüttelte sie den Kopf. „Absolut nicht!“
Er schmunzelte. „Na gut, Mac. Aber einen Smoking oder gar einen Frack brauche ich nicht, oder?“
„Nein.“ >Obwohl du darin bestimmt gut aussehen würdest.< „Anzug reicht völlig.“ kicherte sie.
„Also, dann ist das abgemacht. Wir beide haben morgen ein Date…“ Sein Grinsen wurde unverschämt.
„HARM!“ rief sie leise, konnte sich ein Schmunzeln jedoch nicht verkneifen. >Ein Date… Endlich!<
„Okay, Marine, dann machen wir das so. Und nun…“
Er wurde von Mrs. Lin unterbrochen, die wissen wollte, ob sie noch einen Nachtisch haben wollten.
„Ich nehme nur einen Kaffee, Mrs. Lin. Mac, willst du noch etwas?“
Diese überlegte und checkte ihre innere Uhr. „Nein, ich nehme auch einen Kaffee. Wir haben nicht mehr so viel Zeit.“ Sie sah Harm vielsagend an. „Der Admiral ruft…“
„Also, dann zwei Kaffee für Sie. Kommt sofort.“ Mit diesen Worten verschwand Mrs. Lin wieder.
„Mac, verdirb’ mir doch nicht die Laune.“
„Wieso verderbe ich dir die Laune?“
„Indem du mich an den Admiral erinnerst.“
„Oh... entschuldige. Aber wir müssen wirklich langsam los, Harm.“
Er seufzte. „Ich weiß. Leider…“
Mrs. Lin kam mit dem Kaffee. „Kann ich Ihnen mit noch etwas behilflich sein?“
„Nein danke, Mrs. Lin.“ antwortete Harm. Mac schüttelte ebenfalls den Kopf.
„Wenn Sie mir nur noch die Rechnung bringen würden?“ Harm sah die Restaurantbesitzerin fragend an.
„Selbstverständlich, Mr. Rabb.“
„Harm, ich will nicht…“ Mac wurde von ihm unterbrochen. „Nein, ich lade dich ein.“ Er grinste sein Flyboy-Lächeln.
„Äh… hm… danke.“ stammelte sie. Dann lächelte sie ihn an und nippte an ihrem Kaffee.
„Gern geschehen, Mac.“ Seine Mundwinkel zogen sich verdächtig in Richtung Ohren. >Nanu, kein heftiger Protest?<
Sie sah ihn nachdenklich an. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, tauchte Mrs. Lin wieder auf.
„So, Mr. Rabb, die Rechnung.“ Sie legte das Genannte vor ihn hin.
Er warf einen Blick darauf und sah die ältere Frau verwundert an. „Da kann doch etwas nicht stimmen, Mrs. Lin.“
Diese lächelte hintergründig. „Doch, da stimmt alles.“
„Aber…“ versuchte er zu protestieren.
„Kein „aber“. Es ist alles korrekt.“ sagte sie mit Nachdruck.
„Na, wenn Sie meinen…“ Er blickte sie zweifelnd an.
„Ja.“ sagte Mrs. Lin nur.
Kopfschüttelnd zückte Harm seine Brieftasche und gab ihr seine Kreditkarte.
Mac sah dem Schauspiel interessiert zu. >Was da wohl draufstehen mag? Das „Tien Shan“ ist bekannt für seine Preise.< dachte sie.
Nach ein paar Minuten kam Mrs. Lin mit der Kreditkarte und dem Beleg wieder, den Harm dann unterschrieb und noch ein Trinkgeld darauf setzte.
„So, Mr. Rabb, hier ist Ihre Karte. Ich hoffe, es hat Ihnen bei uns geschmeckt. Kommen Sie doch mal wieder.“
„Mrs. Lin, es war sehr gut hier. Ihr Restaurant hat seinen Ruf verdient.“ meinte Harm mit einem Rabb-Grinsen, als er aufstand.
„Ja, es war wirklich hervorragend. Und ich habe noch nie so köstliche „Ameisen“ gegessen.“ Mac schmunzelte und erhob sich ebenfalls.
„Das freut mich, Ms. MacKenzie. Ich würde mich sehr freuen, Sie beide hier wieder begrüßen zu können.“
„Danke, Mrs. Lin.“ antwortete Harm. „Wir werden daran denken. Und wenn ich Ihnen oder Ihrem Mann sonst noch in irgendeiner Weise behilflich sein kann, Sie wissen ja, wo Sie mich finden.“ Harm gab der Dame eine Hand.
„Natürlich, Mr. Rabb.“ Sie verabschiedete sich mit einem festen Händedruck von dem Offizier und wandte sich Mac zu. „Ms. MacKenzie, es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen. Kommen Sie doch bald mal wieder.“
Mac lächelte die Chinesin freundlich an. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Mrs. Lin. Und ich werde bestimmt mal wiederkommen.“ Sie zwinkerte Harm zu. „Wie gesagt, es war sehr lecker hier.“
Harms Grinsen wurde breiter, er sagte jedoch nichts.
Daraufhin sah Mac ihn verblüfft an. Sie hatte fest mit einer Bemerkung über ihren „Marine-Appetit“ gerechnet.
Harm zog nur belustigt eine Augenbraue in die Höhe und schmunzelte. Macs Reaktion auf seine Nicht-Reaktion amüsierte ihn.
„Komm’ Mac, wir müssen. Leider wartet die Arbeit auf uns.“ Bedauernd sah er beide Frauen an.
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„Ja, leider...“ seufzte Mac.
Dann verabschiedete sie sich von Mrs. Lin. „Auf Wiedersehen, Mrs. Lin.“
„Auf Wiedersehen, Ms. MacKenzie, Mr. Rabb.“
„Bye, Mrs. Lin.“ Mit diesen Worten öffnete Harm die Tür und hielt sie für Mac auf.
„Danke für das Essen, Harm.“ Mac lächelte ihn an, als sie vor seinem Wagen standen und er die Tür aufschloss. Mac stieg ein.
„Keine Ursache.“ grinste er breit. Es verwirrte ihn immer noch etwas, dass ihr Protest nicht heftiger ausgefallen war. >Das ist gar nicht Macs Art, sich auf diese Art und Weise einladen zu lassen. Aber deshalb freut es mich umso mehr.<
Nachdem auch er eingestiegen war, fuhr er los Richtung HQ. Beim Gedanken an den Admiral entfuhr ihm ein Stöhnen.
Mac, die bisher ihren eigenen Gedanken nachgehangen hatte, blickte ihn verwundert an. „Was ist los?“
„Nichts, ich habe gerade nur an den Admiral gedacht.“ Ein schiefes Grinsen begleitete seine Worte.
„Ach so...“ sagte sie leise. „Ich hoffe, du nimmst es mir nicht mehr übel, dass ich dich überredet habe.“
„Nein.“ Er lächelte sie an. „Mach’ dir bitte keine Vorwürfe… ich hätte ja auch nur energischer protestieren können.“ >Obwohl ich das nie fertig gebracht hätte, so wie sie mich vorhin angelächelt hat.<
„Na ja…“ setzte Mac zu einer Erwiderung an, wurde aber von ihm unterbrochen.
„Hey, Mac, das überstehe ich schon noch. Ich habe schon Schlimmeres durchgemacht, das weißt du.“ Ein breites Grinsen folgte seinen Worten.
„Ja, Flyboy, das weiß ich.“ Sie dachte an seinen Absturz damals, der ihre Hochzeit platzen ließ. >Was wäre wohl passiert, wenn er nicht abgestürzt wäre?< Über diese Möglichkeit wollte sie lieber nicht nachdenken. Stattdessen schenkte sie ihm ein strahlendes Lächeln. „Es ist ja nur bis morgen.“
„Ja, aber selbst in dieser kurzen Zeit kann viel passieren.“
„Oh ja…“ sagte sie leise.
Harm sah sie daraufhin verwundert an, enthielt sich aber eines Kommentars.
Schließlich kamen sie beim JAG-HQ an.
„Also dann… auf in die Höhle des Löwen…“ sagte Harm leise, als sie den Fahrstuhl betraten.
„Komm’, so schlimm ist der Admiral doch auch nicht.“ meinte Mac lächelnd.
„Nein, der nicht. Aber die anderen… vor allem der SecNav.“ erwiderte der Ex-Pilot mit einem schiefen Seitenblick.
„Von dem wirst du dich doch wohl nicht unterkriegen lassen, oder?“ Herausfordernd sah sie ihn an.
„Hab’ ich nicht vor, Marine.“ >Da kenne ich eine ganz andere Herausforderung.< dachte er und sinnierte über die Frau an seiner Seite nach. >Dir meine wahren Gefühle zu gestehen ist weit mehr Herausforderung als simpler Telefondienst bei wem auch immer.<
Als sich die Türen des Aufzugs öffneten, begaben sie sich in Richtung ihrer Büros. Harm hängte seine Mütze an den Haken, bevor er zum Büro des Admirals ging.
Mac stand noch im Bullpen. „Viel Glück, Harm.“ raunte sie ihm verstohlen zu.
„Danke.“ grinste dieser und begab sich ins Büro des Admirals, um sich zum Dienst zu melden.
Büro von Admiral Chegwidden
„Rühren. Nehmen Sie bitte Platz.“ forderte Chegwidden Harm auf, nachdem dieser eingetreten war.
Harm nickte und setzte sich in den Besuchersessel.
„Commander, Colonel MacKenzie hat mir gesagt, dass Sie heute und morgen hier bei mir im Vorzimmer Dienst schieben wollen.“
„Na ja, Sir… wollen ist…“ setzte der dunkelhaarige Offizier an. Sein CO unterbrach ihn jedoch.
„Mir ist schon klar, dass sie Sie auf irgendeine Art und Weise dazu überredet hat, Rabb.“ Der Admiral konnte sich ein gewisses Grinsen nicht verkneifen. >Dem werd’ ich noch sein Geheimnis entlocken, so wahr ich Chegwidden heiße…<
Harm wurde unsicher. Er wusste nicht genau, worauf der Admiral hinauswollte. „Sir, der Colonel hat…“
„Col. MacKenzie hat eine wunderbare Begabung. Sie kann einen auf eine sehr subtile Art einwickeln, ohne dass man es bemerkt.“ Chegwidden grinste auf seine typische Art. „Sie werden das sicherlich auch schon im Gerichtssaal bemerkt haben.“
„Sir, da stimme ich Ihnen zu.“ erwiderte Harm vorsichtig. >Auf was will er hinaus?<
„Gut, sehr gut, Cdr.“ Der Admiral nickte. „Und wie hat sie es jetzt geschafft, Sie hierher zu bekommen?“
Harm riss seine Augen auf. „Äh… Sir…“ >Himmel, was sag’ ich jetzt nur? Er ist mein CO, verdammt!<
„Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, Rabb?“ Chegwidden amüsierte sich königlich über seinen besten Anwalt. >Commander, mir machen Sie nichts vor. Ich weiß längst, wo der Hase lang läuft.<
„Nein, Sir.“ Der Anwalt senkte den Kopf. >Wie komme ich da jetzt wieder raus?< fragte er sich insgeheim.
„Also? Ich warte, Rabb.“ Die Stimme seines COs wurde ungeduldig. Zusätzlich trommelte er mit den Fingern auf seinen Schreibtisch.
„Nun ja… Sir…“ Harm blickte seinen Vorgesetzten an. >Also gut…< Er sah ein, dass er hier keinerlei Ausflüchte mehr unternehmen konnte. „Sie hat gelächelt, Sir.“
„Gelächelt?“ Der Ex-SEAL zog die Stirn kraus.
„Ja, Sir, gelächelt.“ Harm ließ ein äußerst zaghaftes Grinsen erscheinen. „Sie wissen doch selbst, wie sie lächeln kann.“ Der Ex-Pilot wurde mutiger.
„Sie haben sich vom Lächeln des Colonels einwickeln lassen?“ Ungläubig sah Chegwidden sein Gegenüber an.
Harms Grinsen wurde breiter. „Ja, Sir.“
„Haben Sie den Verstand verloren, Commander?“ knurrte der Admiral. >Das ist eine rein rhetorische Frage, mein Lieber.<
„Eigentlich nicht, Sir.“ >Verdammt, welcher Teufel reitet mich da überhaupt, so mit meinem CO zu sprechen? Ich scheine wirklich den Verstand verloren zu haben.< Harm kamen langsam Bedenken. Aber dafür war es nun zu spät.
„Und uneigentlich?“ Der ranghöhere Offizier musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht loszulachen.
„Auch nicht, Admiral.“ Harm rutschte unruhig auf dem Sessel herum.
„Also, was ist dann mit Ihnen los, Rabb?“ >Nun bin ich aber gespannt, wie er sich DA rausredet.<
Harm wurde nun doch rot. „Nichts, Sir.“ versuchte er, sich aus der Affäre zu ziehen. Allerdings kam er damit nicht durch.
„Commander, erzählen Sie mir keine Märchen!“ Der Tonfall wurde schneidend.
„Äh... Sir... ich käme niemals auf die Idee...“
„Papperlapapp!“ unterbrach ihn Chegwidden. „Los, raus mit der Sprache. Oder muss ich es Ihnen erst befehlen?“
„Nein, Sir.“ Harm senkte den Kopf und starrte sekundenlang auf seine Hände. Er holte tief Luft, bevor er den Kopf wieder hob und seinen Vorgesetzten bittend ansah.
„Sir, ich habe nur eine Bitte... Erzählen Sie es keinem, vor allem nicht dem Colonel.“
Chegwidden legte den Kopf schief und blickte seinen Staranwalt argwöhnisch an. Dann nickte er leicht. „Na gut, Cdr. Also, was ist es?“
Harm senkte den Kopf wieder und sprach mit leiser Stimme weiter. „Sir… ich… äh… na ja… lassen Sie es mich so ausdrücken: Ich empfinde einiges für den Colonel.“
„So, so.“ brummte der Admiral. Er betrachtete den jüngeren Mann nachdenklich. Dann beschloss er, den Commander mit der Wahrheit zu konfrontieren.
„Lieben Sie sie, Rabb?“
Harm riss die Augen auf und starrte seinen CO an. >Und was jetzt?< Fieberhaft rasten seine Gedanken.
Chegwidden musste innerlich schmunzeln. >Hab’ ich dich!<
Als Harm immer noch nichts sagte, zog der Admiral bedrohlich seine Augenbrauen zusammen und sprach leise: „Commander, ich habe Sie etwas gefragt...“
„Äh... Sir... ja, Sir.“ stotterte Harm.
„Ja, weil ich Sie was gefragt habe... oder ja, weil Sie sie lieben?“
„Hm... also, Sir... äh...“
„Commander!“
Harm seufzte. Er sah, dass er völlig an die Wand gedrängt worden war. Ergeben stellte er sich seinem Vorgesetzten.
„Beides, Sir...“ murmelte er und senkte den Kopf.
Chegwidden schmunzelte. Ein wenig bekam er Mitleid mit seinem Anwalt.
Harm hob den Kopf und sah ihn fast schon flehend an. „Sir... ich... hm... Admiral, was ich Ihnen gerade gesagt habe... könnte das unter uns bleiben?“
Der Admiral betrachtete ihn aufmerksam und nickte leicht. „In Ordnung, Commander. Ich nehme an, Mac weiß nichts von Ihren Gefühlen für sie.“
„Nein, Sir.“ Harm klang resigniert.
„Wenn ich Ihnen einen persönlichen Rat geben darf, Harm...“ Chegwidden machte eine kurze Pause. „Reden Sie mit ihr. Es ist besser für Sie, für Sie beide, glauben Sie mir.“
Harm sah seinen CO groß an. Er wunderte sich über den fast schon väterlichen Tonfall. Als er Chegwidden lächeln sah, seufzte er.
„Sir, das habe ich vor. Nur wann, das...“
Der Admiral unterbrach ihn. „Harm, ich beobachte Sie nun schon eine ganze Weile. Und mir sind Ihre Gefühle für Mac keinesfalls entgangen.“ Ein kleines Schmunzeln zeigte sich auf seinem Gesicht.
Der Ex-Pilot sah ihn verblüfft an. >Bin ich so leicht zu durchschauen?< fragte er sich.
Chegwidden grinste behutsam. „Ich kann mir vorstellen, was Sie jetzt denken. Aber ich kenne Sie ja nun schon ein paar Jahre. Sie verbergen es gut, Ihre Schale ist nicht leicht zu knacken. Allerdings habe ich auch einige Jahre mehr an Erfahrung auf dem Buckel als Sie.“
Harm starrte sein Gegenüber an. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
Der Ex-SEAL sprach weiter. „Reden Sie mit ihr, Harm. Sagen Sie ihr, was Sie für sie empfinden. Sonst wird es Sie irgendwann zermürben. Und das wird sich auf Ihre Arbeit und Ihre Umgebung auswirken. Dazu darf es nicht kommen. Ich hoffe, Sie haben mich verstanden?“ Bedeutungsvoll sah er den großen Commander an.
„Ja, Sir.“ erwiderte Harm leise.
Chegwidden fuhr fort: „Ich erinnere mich noch allzu gut an die Zeit, wo Brumby hier war. Es war nicht leicht mit Ihnen damals... wahrlich nicht.“
Bei der Erwähnung des verhassten Australiers verfinsterte sich Harms Blick.
„Commander, ich will keine bösen Erinnerungen in Ihnen wecken. Aber Sie sollten mit ihr reden. Und zwar bald.“
Er fügte nicht hinzu, dass er auch bei Mac Anzeichen dafür erkennen konnte, dass der Commander ihr mehr bedeutete als ein lieb gewonnener Kollege. Aber so weit wollte er nun doch nicht gehen und dem jüngeren Mann vor sich womöglich noch irgendeinen Floh ins Ohr setzen. Diese Sache mussten die beiden unter sich ausmachen.
Harm war sich nicht sicher, ob das nur eine Bitte oder ein Befehl war. Der Tonfall seines COs konnte beides bedeuten.
„Ja, Sir.“ antwortete er mit neutraler Stimme.
„In Ordnung. Das wäre dann alles.“
Der Ex-Pilot stand auf. „Aye, Sir.“
Er nahm kurz Haltung an und verließ dann das Arbeitszimmer des Admirals. Im Vorzimmer setzte er sich auf PO Tiners Platz und betrachtete den Computerbildschirm, ohne jedoch etwas wahrzunehmen.
Als das Telefon klingelte, schrak er aus seinen Gedanken.
Skeptisch drückte er einen der Knöpfe des Apparates und hoffte, dass es der richtige war.
„Vorzimmer Admiral Chegwidden, Cdr. Rabb.“ sagte er in den Hörer.
„Nanu, Rabb, was machen Sie denn da?“ ertönte die Stimme Clayton Webbs.
„Arbeiten, Mr. Webb.“ >Auch das noch!< fuhr es Harm durch den Kopf. >Wobei braucht DER denn nun schon wieder unsere Hilfe?<
„Würden Sie mich bitte mit dem Admiral verbinden, Rabb?“ verlangte der CIA-Agent knurrig.
„Einen Augenblick, Sir.“ Harm drückte einen anderen Knopf, auf dem „Chegwidden“ stand.
Dieser meldete sich gewohnt brummig. „Was gibt es, Commander?“
„Sir, Mr. Webb auf Leitung...“ >Mist, welche ist es denn jetzt?< Der Ex-Pilot betrachtete die vielen Tasten des Telefons.
„Commander, ich höre!?“
„Äh... Sir... ich glaube, es ist Leitung 2, Sir.“
„Glauben Sie es oder wissen Sie es?“
„Sir, es ist Leitung 2.“ >Hoffentlich...< Harm drückte den entsprechenden Knopf und legte dann auf. Seufzend lehnte er sich im Stuhl zurück, um gleich darauf wieder gestört zu werden.
Dieses Mal war es ein lautes „Pling“ vom Computer. Ein Fenster zeigte sich: „Termin bei General Milton“. Darunter stand eine Uhrzeit.
Harm sah auf seine Uhr. >Das ist ja in 45 Minuten.< Er drückte die Taste für die Gegensprechanlage.
„Ja, Tiner?“ tönte es ihm entgegen, was ihn gehörig verwirrte.
„Äh... Admiral, in 45 Minuten haben Sie Ihren Termin bei General Milton.“
„Oh... danke, Commander.“ Es knackte in der Leitung, als der Admiral die Verbindung unterbrach.
Das Lämpchen für Leitung 2 leuchtete nach 10 Minuten immer noch, wie Harm sah. >Was hat Webb bloß so lange mit dem Admiral zu bereden?< fragte er sich.
Ein paar Minuten später trat sein CO aus seinem Zimmer.
„Commander, ich bin jetzt außer Haus. Wenn ich wiederkomme, möchte ich Sie und Colonel MacKenzie in meinem Büro sehen.“
„Aye, Sir.“
Chegwidden nickte und begab sich in Richtung des Aufzugs.
Harm seufzte erleichtert.
Die nächsten zwei Stunden verliefen ereignislos. Merkwürdigerweise kam noch nicht mal ein Anruf.
Da er keine Schreibarbeiten zu erledigen hatte, begann Harm sich zu langweilen. Deshalb checkte er den Terminkalender. Dabei stellte er fest, dass für den folgenden Vormittag ein Treffen mit einigen Richtern angesetzt war. Eine kleine Notiz erregte seine Aufmerksamkeit. „Getränke anfordern!“ stand da.
Er starrte auf die Worte. Woher sollte er die denn organisieren? Ihm fiel spontan Mac ein, sie wüsste vielleicht, was da zu tun wäre. Er hatte den Hörer schon in der Hand, als ihm einfiel, dass sie ja gerade im Gerichtssaal war. >Verflixt!< dachte er ernüchtert.
Er blickte sich um, ob er irgendwo einen Hinweis finden konnte, wo er die Getränke organisieren konnte. Leider fand er nichts in der Art.
Schließlich fiel ihm die Kantine ein. Er blickte auf das Telefon, ob da irgendwo eine Taste für belegt war. Er hatte Glück. Erleichtert wählte er die Kantine an.
Die Auskunft, die er von dort bekam, ließ ihn fast seinen steigenden Frust über seine momentane Aufgabe vergessen. Der Petty Officer am anderen Ende der Leitung wusste bereits von der Getränke-Bestellung. Harm sah noch mal nach der genauen Uhrzeit und gab sie dem PO durch.
Beruhigt lehnte er sich zurück.
Seine Gedanken schweiften ab. Er dachte an das, was er dem Admiral vorhin versprochen hatte. >Na ja... versprochen ist vielleicht der falsche Ausdruck. Chegwidden hat mich ja quasi dazu gedrängt.<
Nun musste er den Mut aufbringen, Mac seine Gefühle für sie zu gestehen. Denn so gut kannte er seinen CO, der würde nicht locker lassen.
Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er an das bevorstehende Wochenende dachte. >Das wäre die ideale Gelegenheit.< Fieberhaft überlegte er, wohin er Mac ausführen könnte.
Dann fiel ihm ein Restaurant ein, was er öfters beim Joggen gesehen hatte. Das „1789“. Es hatte stets einen romantischen Eindruck auf ihn gemacht. Elegant, aber nicht zu exquisit, mit ausgesuchten Antiquitäten dekoriert. Und nun war er der Meinung, das wäre der perfekte Rahmen für ein Date mit der Frau seines Herzens.
Er legte den Kopf auf die Stuhllehne und sah verträumt an die Decke. >Sag’ ich es ihr bereits beim Essen oder erst später? Nur... was könnten wir nach dem Dinner noch unternehmen?< Er wusste, Mac tanzte gern. Allerdings hatte er keine Ahnung, wo er sie diesbezüglich hinführen könnte. >Für die Disco sind wir ja wohl mindestens 20 Jahre zu alt.< grinste er in sich hinein.
„Commander, träumen Sie?“ holte ihn die barsche Stimme des Admirals aus seinen Gedanken.
Verwirrt sprang der Ex-Pilot auf. „Äh... Sir...“ begann er stotternd. „Nein, Sir.“
Chegwidden sah ihn skeptisch an. >Das nehm’ ich dir nicht ab, Rabb!< dachte er. „Irgendwelche Anrufe, während ich weg war?“
„Nein, Sir.“ Harm schüttelte den Kopf.
„Na gut. Rufen Sie den Colonel, und dann kommen Sie beide unverzüglich in mein Büro.“ Mit diesen Worten verschwand der Admiral in seinem Allerheiligsten.
Harm fiel plötzlich ein, dass Mac ja vor Gericht war. >Aber vielleicht ist sie ja schon zurück...< sinnierte er und machte sich auf den Weg zu ihrem Büro.
Als er sie unerwartet dort sitzen sah, breitete sich sein typisches Grinsen auf seinem Gesicht aus. Er klopfte an den Türrahmen und betrat ihr Büro. „Hey, Marine, du bist schon fertig?“
Mac hob den Kopf und blickte ihn verwundert an. Sein breites Lächeln machte sie für einen Augenblick sprachlos. Dann nickte sie wortlos.
Harm stand nun direkt vor ihrem Schreibtisch und stützte sich mit beiden Armen auf den Besucherstuhl.
„Äh... solltest du nicht beim Admiral sitzen, Harm?“ fragte sie stockend, da seine leuchtenden Augen sie magisch anzogen. >Marine, reiß’ dich zusammen!<
„Der schickt mich her. Wir sollen beide zu ihm kommen.“
„Weißt du, warum?“ Sie sah ihn mit großen Augen an.
Harm versank in diesem unglaublichen Braun. Er starrte sie einfach nur an.
„Harm?“ Sie stand auf und ging auf ihn zu.
Die einzige Regung, die er zeigte, waren seine Augen, die ihr folgten.
„Harm!“ sagte sie nun etwas lauter.
Er erwachte aus seiner Starre. „Was ist...“
„Rabb, MacKenzie, in mein Büro! SOFORT!“ Chegwiddens schroffer Tonfall holte beide wieder auf den Boden der Tatsachen.
Sie beeilten sich, ins Büro ihres COs zu gelangen. Dort standen sie stramm und grüßten ihren Vorgesetzten vorschriftsmäßig. Dann warteten sie auf die Aufforderung, sich zu setzen.
Als diese jedoch ausblieb, wunderten sich beide, ließen sich das aber nicht anmerken.
„Commander, hatte ich nicht „unverzüglich“ gesagt?“ knurrte Chegwidden bedrohlich leise.
Harm blickte stur geradeaus. „Ja, Sir, das hatten Sie, Sir.“
„Aha. Dann erklären Sie mir mal, seit wann „unverzüglich“ 5 Minuten dauert!“
>So lange war ich in Macs Büro?< fuhr dem großen Offizier als erstes durch den Kopf. „Sir, der Colonel war nicht in ihrem Büro, als ich dort ankam. Sie kam erst kurze Zeit später, Sir.“ >Bitte Mac, hilf’ mir!< flehte er innerlich.
„Colonel?“ wandte sich der Admiral an Mac.
„Ja, Sir, der Commander hat Recht. Ich hatte mein Büro kurzfristig verlassen und bin erst vor 2 Minuten und 32 Sekunden dorthin zurückgekehrt, Sir.“ Auch sie sah stur geradeaus.
>Danke!< dachte Harm erleichtert, was man ihm aber nicht anmerkte.
„Nun gut... Rühren!“ befahl Chegwidden nun und deutete auf die beiden Sessel vor seinem Schreibtisch. Ohne es zu zeigen, amüsierte er sich wie immer über die genaue Zeitangabe Macs.
Die beiden Anwälte nahmen Platz. Harm warf einen schnellen Blick zu Mac, den diese erwiderte. Beide hatten ein ungutes Gefühl im Bauch. Erst diese doch etwas seltsame Zurechtweisung, und nun sprach ihr CO eine ganze Weile kein Wort.
Nach einer Zeit des Schweigens, die beiden fast wie Stunden vorkamen, räusperte sich der Admiral.
„Vorhin hat mich Mr. Webb angerufen. Cdr., Sie wissen das ja bereits.“ Harm nickte kurz.
Chegwidden lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah seine Flaggschiffe bedeutungsvoll an.
Harms mulmiges Gefühl nahm zu. >Was ist nun wohl wieder im „Außenministerium“ schief gelaufen?< fragte er sich.
Der Admiral sprach weiter. „Er hat mich weiter mit seinem Chef verbunden. Dieser hat Ihnen eine Mitteilung zu machen... Allerdings inoffiziell!“ Er sortierte einige Zettel vor sich auf dem Tisch.
„Sir?“ platzte es aus Mac heraus. Sie sah Chegwidden mit großen Augen verwundert an.
„Colonel, wenn Sie mich ausreden ließen, wüssten Sie beide längst Bescheid.“
Mac zog den Kopf ein. „Entschuldigung, Sir.“ murmelte sie.
Harm schmunzelte innerlich. Sein Gesichtsausdruck blieb jedoch völlig neutral. >Der Admiral scheint mal wieder schlechte Laune zu haben. Und ich werde den Teufel tun und ihm noch weiteren Zündstoff liefern.<
„Also, Col., Cdr. Direktor Goss möchte sich bei Ihnen beiden für die – O-Ton – „hervorragende Mitarbeit und Hilfe“ bedanken, die Sie in letzter Zeit für seine Behörde geleistet haben.“
Der Admiral blickte von seinen Notizen hoch und sah vier erstaunt aufgerissene Augen und zwei offen stehende Münder.
Harm fasste sich als erster. „Hm... Verzeihung, Sir... Habe ich das richtig verstanden? Direktor Goss lobt uns?“ Er schüttelte überrascht den Kopf.
„Ja, Commander, Sie haben definitiv nichts an den Ohren. Direktor Goss erkennt Ihre... Moment...“ er sah wieder auf seine Notizen. „... Ihre besonderen Leistungen an.“
„Danke, Sir.“ sagte Mac leise.
„Colonel, danken Sie nicht mir. Ich bin nur der Überbringer dieser Nachricht. Danken Sie Direktor Goss persönlich.“
„Ja, Sir. Ich habe verstanden, Sir.“ erwiderte Mac kleinlaut. Sie senkte den Kopf und sah auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hatte. >Ist der Admiral mit uns nicht zufrieden? Ich weiß ja, dass Harm und ich gute Arbeit leisten, sonst wären wir nicht sein... na ja... sein bestes Team. Aber ein so direktes Lob ist von ihm eher selten.< dachte sie. >Nanu, fehlt dir die Anerkennung, Marine?< Mac wunderte sich über ihre Gedanken.
„Colonel!“ hörte sie die brummige Stimme ihres Vorgesetzten.
Erschrocken sah sie auf. „Ja, Sir?“
„Fangen Sie jetzt auch noch an zu träumen?“
Ihr Blick war mehr als verwirrt. „Nein, Sir. Entschuldigung, Sir.“
„Gut, dann können Sie nämlich gleich Webb anrufen und sich bei ihm bedanken. Er wird Ihren Dank sicher gerne an seinen Chef weitergeben.“
„Ja, Sir.“ meinte sie leise. >Na toll! Eigentlich wollte ich nichts mehr mit ihm zu tun haben.<
„Gut, sehr gut. Das wäre dann alles. Wegtreten!“
Die beiden Offiziere erhoben sich hastig und standen stramm. Synchron hörte der Admiral ein „Aye, aye, Sir“. Genauso synchron drehten sie sich um und schritten im Gleichschritt zur Tür.
Chegwidden hatte ihre steife Haltung bemerkt. >Wie auf dem Paradeplatz...< dachte er schmunzelnd. >So passen sie aber nicht durch die Tür.<
Harm ergriff die Klinke, trat mit einer eleganten Drehung einen Schritt beiseite und öffnete die Tür. Mac verließ das Büro, und Harm folgte ihr nach draußen.
Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, seufzte er. „Puh... Was war das denn jetzt?“
Mac sah ihn grinsend an. „Ein Lob, Commander.“
Ihr trockener Kommentar ließ ihn leise lachen. „So weit bin ich auch schon, Mac.“ Er schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln. „Aber ich wüsste zu gerne, warum Direktor Goss uns nicht persönlich seinen Dank ausgesprochen hat. “ Fragend sah er sie an.
„Na ja, so brauchte er nur einmal zu telefonieren. Das ist doch wesentlich praktischer. Und spart jede Menge Zeit.“ Sie kicherte.
Harms Lächeln wurde breiter. „DAS ist natürlich ein Argument, Frau Anwältin.“
Mac verdrehte die Augen und blickte an die Decke.
„Schon gut, Mac. Übrigens danke, dass du mich vorhin gerettet hast.“
Sie sah ihn verblüfft an. „Ich dich gerettet?“
„Ja, als ich dem Admiral erzählt habe, du wärest nicht in deinem Büro gewesen.“ Ein verlegenes Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
„Ach… das meinst du... Gern geschehen, Sailor.“ Sie strahlte ihn an.
Er grinste sein bestes Flyboy-Lächeln. Dann fiel ihm etwas ein. „Und... rufst du Webb an?“
„Muss ich ja wohl.“ seufzte sie missmutig.
„Wenn du willst, kann ich das übernehmen.“ bot er ihr an.
„Ach, lass’ nur. Ich mach’ das schon. Trotzdem danke für das Angebot.“ Ein dankbares Lächeln begleitete ihre letzten Worte.
Harm grinste sie aufmunternd an.
Mac sah das Strahlen in seinen Augen. Sie fühlte sich gleich besser als noch vor einem Moment, wo sie an den Anruf bei Clay gedacht hatte.
Die Veränderung ihres Gemütszustandes war ihr anzusehen, und Harms Grinsen wurde noch breiter.
>Er hat es wieder einmal geschafft. Sein umwerfendes Lächeln hat mich die trüben Gedanken vergessen lassen.< dachte sie, immer noch in seine unbeschreiblich faszinierenden Augen starrend.
Der große Navy-Anwalt konnte seinen Blick wieder einmal nicht von ihr losreißen.
Langsam drang ein Geräusch an seine Ohren. Er schüttelte den Kopf, als wolle er ein lästiges Insekt vertreiben. Das Geräusch verstummte jedoch nicht.
„Harm?“ hörte er dumpf Macs Stimme.
Er reagierte nicht, sondern starrte immer noch wie abwesend in ihre Augen.
„Haaarm!“ rief sie nun etwas lauter. „Das Telefon!“
„Hm?“ Sein Blick stellte sich wieder auf sie scharf.
„Das Telefon klingelt.“
„Was... oh... äh... ja...“ Er war wieder in die Wirklichkeit zurückgekehrt.
Schnell griff er nach dem Hörer und meldete sich.
„Mr. Rabb, was machen SIE denn da?“ erklang die erstaunte Stimme des SecNav.
„Guten Tag, Mr. Secretary. Ich vertrete PO Tiner, Sir.“
Mac winkte Harm kurz zu und signalisierte ihm, dass sie in ihr Büro zurückkehren würde.
„SIE? Wie kommt das denn? So hatte ich mir das mit den Einsparungen allerdings nicht vorgestellt...“
„Na ja, Sir... der Petty Officer ist erkrankt, er hat die Grippe.“ erklärte Harm.
„Oh... na gut... Verbinden Sie mich bitte mit dem Admiral, Commander.“ befahl der Minister.
„Aye, Sir. Einen Moment...“ Harm informierte seinen CO über den Anruf und stellte das Gespräch durch. Tief durchatmend setzte er sich dann.
In seinem Büro sprach Chegwidden derweil mit dem Minister.
„AJ, was macht Rabb in Ihrem Vorzimmer?“ wollte dieser als erstes wissen.
„Sir, mein Yeoman PO Tiner ist erkrankt. Und es fehlt momentan an Personal. Col. MacKenzie hat den Commander überredet, heute und morgen dort Dienst zu tun.“ Der Admiral konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„So, so...“ machte der SecNav. Er kannte die beiden JAG-Anwälte lange genug, um ihre besondere Verbundenheit gespürt zu haben. Außerdem kannte er Rabb als einen Mann, der sich nicht so schnell mit Geringfügigkeiten befasste. >Und Vorzimmerdienst fällt ja wohl bestimmt darunter... zumindest für einen erfahrenen Anwalt wie ihn. Wie hat sie das geschafft?<
„Gibt es da etwas, was Sie mir zu sagen haben, Admiral?“
„Nein, Sir.“ antwortete Chegwidden. „Jedenfalls noch nicht, Sir.“ schob er hinterher.
„Ah... Sie meinen, da könnte mehr dahinter stecken?“ Sheffield lachte leise. „Ist noch ein „spezielles Manöver“ notwendig?“ Er kannte die Geschichte mit dem „Harriet-Manöver“, die von seinem Vorgänger und dem Admiral eingefädelt worden war.
„Hm...“ brummte der Ex-SEAL. „Ich weiß nicht genau, Sir. Ich werde Sie aber frühzeitig informieren.“
„Ich bitte doch darum!“
„Äh... Mr. Secretary, gibt es einen besonderen Grund, weshalb Sie anrufen?“ Obwohl Chegwidden normalerweise sehr direkt war, in der Sache „Rabb-MacKenzie“ wollte er mit einer endgültigen Bewertung warten bis zur letzten Sekunde.
„Eigentlich wollte ich mich nur nach dem Fortschritt in der Sache „Hamilton“ erkundigen, AJ. “
„Oh, da läuft seit heute die Verhandlung, Sir. Wie Sie wissen, führt Colonel MacKenzie die Anklage. Und wenn ich sie richtig verstanden habe, dann könnte das Verfahren trotz der Brisanz des Falles bereits morgen oder spätestens Montag abgeschlossen sein.“
„Das freut mich zu hören, Admiral. Gehen wir mal vom günstigsten Fall aus, wenn Sie verstehen, was ich meine?“
„Absolut, Mr. Secretary.“ beteuerte Chegwidden mit neutraler Stimme. >Das klingt ja nach einer Vor-Verurteilung...<
„Gut, dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag, AJ.“ Mit diesen Worten legte der Minister auf.
Der Admiral lehnte sich in seinem Sessel zurück und seufzte.
Der Navy-Captain George Hamilton war auf frischer Tat gefasst worden. Er war wutentbrannt in ein Hotelzimmer gestürmt, wo sich seine Frau, ein sehr bekanntes Ex-Model, mit ihrem Geliebten getroffen hatte. Bevor das Hotelpersonal ihn hindern konnte, hatte er eine Waffe gezogen und auf beide geschossen. Seine Frau überlebte den Angriff nicht, während ihr Geliebter mit einem Lungendurchschuss im Krankenhaus lag und immer noch um sein Leben kämpfte.
Aus Hamiltons Dienstakte wusste der Admiral, dass der Captain immer schon ein aufbrausender Mensch gewesen war. >Wie hat er es mit diesem Temperament nur zum Captain gebracht?<
Der Fall hatte aufgrund der Bekanntheit von Hamiltons Frau eine zusätzliche Brisanz erhalten. Viele Leute waren der Meinung, das Verfahren müsse vor ein Zivilgericht kommen. Nur dort wäre eine gerechte Verhandlung möglich.
>Als ob das bei uns nicht der Fall wäre...< dachte Chegwidden.
Im Vorzimmer sah Harm derweil auf seine Uhr. Es war schon spät, nach 19 Uhr.
>Hoffentlich macht der Admiral bald Schluss.< Harm hatte keine Ahnung, wie lange er hier ausharren musste. Wohl fühlte er sich keinesfalls bei seiner Aufgabe. Die lange Arbeitszeit war er zwar gewohnt, aber dann war er mit seinen Fällen beschäftigt, was ihm momentan wesentlich lieber gewesen wäre.
Schließlich sah er, dass der Admiral aufgehört hatte zu telefonieren. Wenige Minuten später kam dieser auch schon aus seinem Büro.
„Cdr., ich mache Schluss für heute.“ sagte Chegwidden zu Harm, der aufgestanden war und seinen CO grüßte.
„Ja, Sir.“
„Sie können dann auch gehen. Und denken Sie daran, was ich Ihnen vorhin gesagt habe, Rabb...“ Er blickte den jüngeren Mann hintergründig an.
„Ja, Sir, danke. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend, Admiral.“ Harm sah stur geradeaus.
„Danke, Commander.“ Mit diesen Worten verließ der Admiral das Vorzimmer.
„Puh!“ entwich es Harm. Er fuhr den PC runter und machte sich auf den Weg in sein Büro.
Als er an Macs Büro vorbei kam, war dort niemand mehr. >Schade.< ging ihm durch den Kopf. Er hätte gerne noch ein kleines Schwätzchen mit ihr gehalten.
Leicht enttäuscht ging er weiter zu seinem Büro, wo er seinen eigenen PC ausschaltete und seine Sachen holte.
Liebe Grüsse Petra
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Auf dem Weg zum Aufzug dachte er an das Date, was er mit Mac geplant hatte. Ihm war immer noch nicht eingefallen, wohin er nach dem Essen mit ihr gehen könnte.
Mit seinen Gedanken beschäftigt hörte er, wie sich die Aufzugstür öffnete. Geistesabwesend betrat er den Lift – und prallte frontal gegen Mac, die eilig den Fahrstuhl verlassen wollte.
„Hoppla!“ entfuhr es ihm. Instinktiv hatte er sie festgehalten, da sie ins Straucheln gekommen war.
„Uff!“ machte sie. Beim Aufprall auf ihren großen Kollegen war ihr die Luft weggeblieben.
„Hey, alles in Ordnung?“ erkundigte er sich.
„Äh... ja, alles okay.“ versicherte sie.
Er zog eine Braue in die Höhe und fragte: „Was hast du es denn so eilig, Mac?“
„Ich muss meinen Autoschlüssel im Büro vergessen haben.“ erklärte sie.
Beiden fiel nicht auf, dass Harm Mac immer noch festhielt.
„Ah ja. Und da stürmst du einfach so aus dem Aufzug?“ Er lächelte.
„Ja...“ erwiderte sie heiter. „Und du guckst nicht, wo du hinläufst, Sailor.“ grinste Mac zurück.
„Na ja... ich war wohl geistig etwas abwesend...“ murmelte er. Etwas lauter meinte er dann lachend: „Außerdem rechne ich hier im HQ nicht mit blind daherstürmenden Marines.“
„Haaarm!“ protestierte Mac.
Dieser sah sie amüsiert an. Dann ging ihm auf, dass er sie immer noch festhielt.
„Oh... hm... ich glaube, du kannst jetzt wieder alleine stehen.“ feixte er und ließ sie nicht ohne Bedauern los.
Sie wollte oder konnte es nicht zugeben, aber auch Mac empfand die Trennung als Verlust. Sie trat einen Schritt zurück und blickte ihn an. In seinen Augen lag ein merkwürdiger Ausdruck, den sie nicht deuten konnte.
Harm seinerseits starrte sie an. Ihre großen braunen Augen hielten ihn gefangen. Er kam sich vor wie das sprichwörtliche Kaninchen, das vor der Schlange saß und von ihrem Blick hypnotisiert wurde.
Eine ganze Weile standen sie so da, bis Mac den Blickkontakt löste. Sie sah zu Boden und dann wieder hoch zu Harm.
„Äh... hm... ich hole dann mal meinen Schlüssel.“ Sie deutete über ihre Schulter in Richtung ihres Büros, bevor sie sich langsam umdrehte und zum Büro ging.
„Ja... ja, okay.“ murmelte er und sah ihr nach, als sie um die Ecke verschwand.
Nach kurzer Zeit kam sie wieder.
„Nanu? Warum bist denn noch da, Flyboy?“ Verwundert sah sie ihn an.
„Hm... na ja... ich hab’ nur auf dich gewartet.“ Entwaffnend lächelte er sie an.
„Ah ja...“ Mac schaute ihn skeptisch an, bevor sie auf den Aufzugsknopf drückte. Als dieser kam, gingen beide hinein und fuhren nach unten.
Auf dem Parkplatz schloss Mac ihr Auto auf. „Also, Sailor, bis morgen dann.“ Sie stieg ein.
„Mach’s gut, Mac. Bis morgen. Und einen schönen Abend.“ wünschte er grinsend.
„Danke, dir auch.“ sagte sie leise durch das geöffnete Fenster. Sie startete den Motor und fuhr los.
Harm stand neben seinem SUV und sah ihr hinterher. Langsam stieg er ein und steckte den Schlüssel ins Zündschloss, fuhr jedoch noch nicht los.
Er saß einfach nur da und starrte zum Fenster hinaus. Ihm gingen unzählige Gedanken durch den Kopf. An das angenehme Gefühl, das er vorhin empfunden hatte, als er Mac aufgefangen hatte... an sein Versprechen dem Admiral gegenüber... daran, wie dieser ihm die Wahrheit „entlockt“ hatte... an das bevorstehende Wochenende und sein Date mit Mac... daran, wie er ihr am besten seine Gefühle gestehen sollte...
Schließlich schüttelte er den Kopf, startete den Motor und machte sich auf den Heimweg.
Macs Appartement
Nachdem sie nach Hause gekommen war, entledigte sie sich als erstes ihrer Schuhe, wobei ihr ein wohliger Seufzer entfuhr. „Endlich raus aus diesen Dingern!“
Dann ging sie in ihr Badezimmer, um sich eine Wanne mit Wasser einlaufen zu lassen.
In der Zwischenzeit zog sie sich ihre Uniform aus und schlüpfte in einen Bademantel. Sie überlegte, was sie sich zum Abendessen machen sollte. Der Nachmittag war ziemlich anstrengend gewesen, und da sie keine Lust hatte, sich noch etwas zu kochen, beschloss sie, sich eine Pizza kommen zu lassen. >Aber erst nach dem Bad!<
Sie ging wieder ins Bad und zog ihren Bademantel aus. Dann stieg sie in das warme, nach Lavendel duftende Badewasser.
>Aaah... tut DAS gut...< dachte sie und fühlte, wie ihre Muskeln anfingen, sich zu entspannen. >Es geht doch nichts über ein entspannendes Lavendel-Bad zum Feierabend.<
Nach ein paar Minuten lag sie völlig entspannt in der Wanne und döste vor sich hin. Ihre Gedanken begannen, sich zu verselbstständigen.
Sie dachte an den vergangenen Tag. Ein wenig meldete sich ihr schlechtes Gewissen wieder, weil sie Harm zum Vorzimmerdienst beim Admiral überredet hatte. >Aber dafür gehe ich ja morgen Abend mit ihm aus.<
Einerseits hatte sie sich auf einen gemütlichen Fernsehabend gefreut. Das war genau das, was sie nach dieser stressigen Woche gut gebrauchen konnte. Vor allem, weil die Hamilton-Verhandlung morgen erneut anstrengend zu werden versprach. Das hatte der heutige Nachmittag bereits erahnen lassen. Aber andererseits freute sie sich auf die Verabredung mit Harm.
>Unser erstes richtiges Date…< schmunzelte sie. >Ganz privat… ohne beruflichen Hintergrund… nur Harm und ich. Bin ja mal gespannt, was er geplant hat…<
Eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Sie war sich nicht sicher, ob das mit den Gedanken an ihren attraktiven Kollegen und besten Freund zu tun hatte oder mit dem sich abkühlenden Badewasser.
Da sie keine noch keine Lust verspürte, das entspannende Bad zu beenden, ließ sie heißes Wasser nachlaufen.
„Hm, ist das schön…“ seufzte sie und rutschte noch ein wenig tiefer in die Wanne. Das nun wieder wärmere Wasser umschmeichelte ihren Körper. Sie schloss die Augen.
Ihr kam die Erinnerung an Harms „Umarmung“ vorhin in den Sinn. Sie musste sich eingestehen, dass sie es sehr genossen hatte, seine kräftigen Arme um sich zu spüren.
>Eigentlich war das ja keine richtige Umarmung. Er hat mich ja nur aufgefangen nach dem Zusammenstoß.< Aber es war trotzdem ein sehr angenehmes Gefühl gewesen. Sie fragte sich, wie sich eine richtige Umarmung von Harm wohl anfühlen mochte. Beim Gedanken daran wurde ihr warm. Und das hatte definitiv nichts mit dem warmen Wasser zu tun.
>Marine, reiß’ dich zusammen! Er ist nur ein Kollege! Und dein bester Freund!< Es half jedoch nicht, ihre Gedanken wurden persönlicher.
>Aber warum hast du dann Schmetterlinge im Bauch, wenn dich dein bester Freund auffängt? Oder wenn er dich mit seinem typischen Flyboy-Grinsen anlächelt… Wenn er dich mit diesem intensiven Blick anschaut, den nur er hervorbringen kann… Und was ist es, wenn du argwöhnisch jedes weibliche Wesen beäugst, das ihn auch nur besuchen kommt, weil du denkst, es wäre eine neue Freundin?<
Mac seufzte. Dann machte sich ihr Magen mit einem sehr lauten Knurren bemerkbar. Außerdem wurde das Badewasser erneut kälter. Deshalb beschloss sie, es sei an der Zeit, aus der Wanne zu steigen. Sie stand auf und angelte sich ihr großes Badetuch. Rasch stieg sie aus der Wanne und ließ das Wasser ab.
Nachdem sie fertig abgetrocknet war, zog sie ihren Bademantel über und dicke Socken an und ging in ihr Wohnzimmer. >Und nun die Pizza!!!<
Mit einem erwartungsvollen Lächeln im Gesicht griff sie nach dem Telefon und drückte die Schnellwahltaste, wo ihr bevorzugter Pizza-Dienst einprogrammiert war.
„Rabb!“ hörte sie auf einmal Harms tiefe Stimme.
„HÄ?“ entfuhr es ihr laut. Verblüfft starrte sie ihr Telefon an. Auf dem Display stand eindeutig Harms Name.
„Mac? Bist du das?“ kam seine erstaunte Stimme durch den Hörer. Auch er hatte ihren Namen auf seinem Gerät gesehen, war jedoch ziemlich verwirrt, nachdem er ihren Aufschrei gehört hatte.
„Äh... ja.“ brachte sie stockend hervor.
„Hey, Marine, was gibt es so spät am Abend noch? Ist was nicht in Ordnung?“ wollte er wissen.
„Uh... nein... äh... ja... alles okay, Harm. Ich... hm... ich hab’ mich wohl verwählt...“ Sie verstand immer noch nicht so ganz, was passiert war.
„DU hast dich verwählt?“
Mac konnte seine hochgezogene Augenbraue und das breite Grinsen fast durch den Hörer sehen. „Äh... scheint so. Eigentlich wollte ich den Pizza-Dienst anrufen.“
„So, so... den Pizza-Dienst... ah ja...“ Sein Tonfall wurde heiter. „Soll ich dir etwa um diese Uhrzeit noch eine Pizza vorbeibringen?“ >Wogegen ich absolut nichts hätte...< dachte er.
„Nein... nein, Harm. Ich habe wohl die falsche Taste erwischt. Entschuldige die Störung. Aber nun habe ich wirklich Hunger. Wir sehen uns morgen. Bye.“
„Hey, du störst doch nicht. Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn etwas ist, das weißt du.“ versicherte er ihr.
„Ja, ich weiß, danke. Gute Nacht.“
„Gute Nacht, Sarah. Schlaf gut. Und träum’ was Schönes.“ wünschte er mit sanfter und fast schon zärtlicher Stimme.
„Du auch.“ erwiderte sie und unterbrach die Verbindung.
Seufzend starrte sie ihr Telefon an. >Wie konnte DAS denn jetzt passieren?< fragte sie sich immer noch irritiert. Hatten ihr ihre Sinne einen Streich gespielt, oder hatte Harms Stimme bei seinen letzten Worten wirklich einen besonderen Klang gehabt?
Sie schüttelte den Kopf und wählte den Pizza-Dienst an, wobei sie aber genau hinsah, welche Taste sie drückte.
Harms Appartement
Harm lag lang ausgestreckt auf seiner Couch und hörte leise Musik.
>Mein Marine hat sich verwählt...< Grinsend legte er sein Telefon ab. Der Gedanke amüsierte ihn immer noch. >Langsam, Rabb! Sie ist nicht DEIN Marine!< versuchte er, sich zur Ordnung zu rufen, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte. >Ich wünschte, sie wäre es...<
Es war schön gewesen, ihre Stimme zu hören. Eine tiefe Sehnsucht ergriff ihn. >Ich muss es ihr sagen... Ich muss ihr sagen, dass ich sie liebe... Ich halte es nicht mehr lange aus. Der Admiral hat Recht gehabt... es beginnt mich zu zermürben.<
Er hatte eine Idee...
Macs Appartement
Ca. 30 Minuten später
Mac saß mit untergeschlagenen Beinen in einer Ecke ihres Sofas und hielt ein Buch in der Hand, während sie auf ihre Pizza wartete.
Viel gelesen hatte sie jedoch nicht. Zu sehr gingen ihr Harms letzte Worte durch den Kopf. Je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer wurde sie sich, dass seine Stimme ganz anders geklungen hatte. Einen so sanften Tonfall hatte sie von ihm noch nicht gehört. Sie wusste, wie sanft er sprechen konnte, aber vorhin war da ein ganz besonderer Unterton zu hören gewesen.
>Er klang irgendwie… nun ja… ich würde fast sagen „zärtlich“...< Der Gedanke zauberte eine leichte Röte in ihr Gesicht. Vergeblich versuchte sie, Ordnung in ihre Gedanken zu bekommen.
Resigniert schloss sie die Augen. Auch das half wenig, denn schon nach kurzer Zeit tauchte Harms Gesicht vor ihrem inneren Auge auf. Sie spürte fast den intensiven Blick seiner ausdrucksstarken Augen.
Seufzend sah sie wieder in ihr Buch. Sie hatte den aktuellen Abschnitt bestimmt schon fünfmal gelesen, wusste aber immer noch nicht, worum es genau ging.
Ein Klopfen an ihrer Wohnungstür holte sie aus ihren Gedanken. >Das wird die Pizza sein. Endlich!< Prompt hörte sie ihren Magen knurren. Sie konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Etwas zu essen war jetzt genau das Richtige.
„Wer ist da?“ fragte sie, als sie aufstand und zur Tür ging. Sie hatte sich angewöhnt, zu fortgeschrittener Stunde nachzufragen, wer vor ihrer Tür stand. Vor ein paar Monaten war ihre Nachbarin überfallen und ausgeraubt worden. Gerade als sie durch den Türspion blicken wollte, hörte sie von draußen die Antwort.
„Der Pizza-Service!“
Verblüfft riss sie die Augen auf. Die Stimme kam ihr sehr bekannt vor, trotzdem zweifelte sie an ihren Ohren.
Schnell blickte sie durch das kleine Loch. Durch das Weitwinkelobjektiv sah sie eine große Gestalt vor ihrer Tür stehen. Auch wenn sie die Person nur von hinten sah, DIESEN Haarschnitt kannte sie. Und die Statur kam ihr auch sehr vertraut vor. Allerdings hatte die Person eine Jacke des Pizza-Dienstes an, was sie gehörig irritierte.
>Nein, das kann unmöglich sein… SO groß kann mein Hunger doch nicht sein, dass ich schon halluziniere.<
Langsam löste sie die Sicherheitskette und schloss die Tür auf, bevor sie den Türknauf drehte.
Als sich der Pizza-Bote umdrehte, klappte ihr Kiefer runter. >Also doch…< schoss es ihr durch den Kopf.
Sekundenlang starrte sie in sein Gesicht. Das Lächeln, was dort zu sehen war, wurde immer breiter.
Erschlagen lehnte sie sich gegen die Tür. Dann holte sie tief Luft. „Harm! Was machst du denn hier?“
Er grinste breit und hielt ihr den Pizza-Karton hin. „Hier ist Ihre Pizza, Ma’am.“
„Äh…“ brachte sie mühsam hervor.
„Darf ich reinkommen?“ fragte er leise und sah sie bittend an.
„Oh… ja klar… natürlich.“ Sie trat von der Tür weg und winkte ihn herein.
Harm ging weiter in ihre Küche und setzte den Karton ab. Dann holte er Teller, Besteck und Gläser aus den jeweiligen Schränken.
Mac war ihm gefolgt und beobachtete ihn schweigend von der Küchentür aus. Sie sah, wie er die Pizza auf zwei Teller verteilte. Dabei stellte sie fest, dass auf einem Teller wesentlich mehr lag als auf dem anderen.
Seine Aktivitäten wirkten so vertraut und familiär, er bewegte sich in ihrer Küche, als wäre es seine eigene.
Sie lehnte im Türrahmen und genoss still den Anblick. Obwohl ihr tausend Fragen auf der Zunge lagen, wollte sie die Atmosphäre nicht stören.
Schließlich drehte er sich mit den Tellern in der Hand um. „Komm’, lass’ uns die Pizza genießen. Nimmst du die Gläser und das Wasser mit?“
Sie nickte, noch immer sagte sie kein Wort. Sie holte das Gewünschte und folgte Harm, der inzwischen im Wohnzimmer auf einem Sessel Platz genommen hatte.
Mac sah, dass er sowohl die Pizza-Service-Jacke wie auch seine Lederjacke ausgezogen hatte. Er trug einen burgunderfarbenen Pullover, der seine Figur leicht umspielte. Ihre Augen weiteten sich kurz, als sie ihn sah. >Verdammt, sieht er gut aus…<
Langsam ging sie zur Couch und setzte sich, nachdem sie die Gläser und die Wasserflasche auf den Tisch gestellt hatte.
Sie räusperte sich. „Hm… ist der neu?“ fragte sie und zeigte auf den Pullover.
Harm nickte. „Ja. Gefällt er dir?“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
Mac sah ihn an. >Gefallen? Du siehst verdammt sexy aus in dem Teil.< dachte sie. Dann nickte sie. „Ja, die Farbe steht dir gut.“ Ein breites Grinsen folgte ihren Worten.
„Freut mich, wenn er dir gefällt.“ antwortete er, nicht ohne Freude. „Aber nun iss’, sonst wird die Pizza kalt.“
Mac sah ihn noch einmal an, bevor sie sich ein großes Stück abschnitt und dieses in die Hand nahm. Dann lehnte sie sich zurück und biss hinein.
„Hm…“ Genüsslich kaute sie auf ihrer Pizza herum.
Harm betrachtete sie schmunzelnd. Er genoss es, ihr beim Essen zuzusehen. Das war am Mittag im „Tien Shan“ so gewesen und jetzt auch.
Sie fühlte seinen Blick auf sich ruhen. >Was mag er jetzt wohl gerade denken?<
Schweigend aßen sie die Pizza zu Ende. Dabei warfen sie sich immer wieder Blicke zu, die jedoch keiner genau deuten konnte.
Schließlich waren sie fertig.
Mac konnte die Frage, warum er gekommen war, nicht mehr zurückhalten. Sie war ihr seit seinem Kommen immer wieder durch den Kopf gegangen.
„Harm, warum hast du das gemacht?“
Er sah sie fragend an. „Was?“ Er konnte sich denken, was sie meinte.
„Warum bist du hergekommen?“
Verlegen grinste er sie an. „Ich wollte dir die Pizza vorbeibringen.“
„Du bist doch nicht den weiten Weg gekommen, nur um mir eine Pizza zu bringen. DAS nehme ich dir nicht ab.“ Sie sah ihn skeptisch an.
Er grinste jungenhaft zurück. Und mit einer dann todernsten Miene und hochgezogener Augenbraue antwortete er ihr: „Das solltest du aber. Ich wollte dir eine Freude bereiten.“ Ein Lächeln umspielte seine Augen und Mundwinkel.
„Haaarm! Willst du mich auf den Arm nehmen?“
„Wenn ich darf... gerne.“ Er erhob sich und trat einen Schritt auf die Couch zu.
Macs Augen wurden groß. Langsam klappte ihr Kiefer nach unten. „Äh...“ brachte sie nur hervor. Sie starrte ihn an.
Harm war stehen geblieben. Sein Grinsen zeigte nach langer Zeit mal wieder den arroganten Ausdruck, den sie am Anfang ihrer Zusammenarbeit so oft bei ihm gesehen hatte.
Dann fand sie ihre Worte wieder. „HARM!“
„Ja?“ Er legte den Kopf schief und sah sie unschuldig an. Er hätte sie zwar liebend gern auf den Arm oder besser noch IN die Arme genommen, wollte aber die momentan doch recht heitere Stimmung nicht verderben.
„Was ist denn? Ich wollte mich nur verabschieden. Es ist schon spät, und morgen ruft der Admiral wieder.“
„Oh...“ verlegen lächelte sie ihn an. Für einen Augenblick war sie fest davon überzeugt gewesen, er wolle sie wirklich auf den Arm nehmen. Was nicht heißen sollte, dass sie das nicht genossen hätte.
>Sarah MacKenzie, reiß’ dich zusammen!< versuchte sie, sich zur Ordnung zu rufen. Was ihr aber nicht leicht fiel, dazu war die Erinnerung an Harms kräftige Umarmung vorhin im HQ immer noch zu frisch.
Langsam stand sie auf und folgte Harm, der sich seine Jacke übergezogen hatte und mit der Jacke vom Pizza-Dienst auf dem Arm zur Wohnungstür getreten war.
Dort blieben beide stehen. Der großgewachsene Anwalt hatte den Türknauf schon in der Hand, als er sich zu Mac drehte.
„Gute Nacht, Mac.“ sagte er leise.
Sie blickte ihn an. Seine Augen hatten einen sanften Ausdruck angenommen. Und sie lächelten, ein ehrliches und offenes Lächeln, das von Herzen kam.
„Gute Nacht, Sailor.“ flüsterte sie. „Und vielen Dank für die Pizza und den netten Abend.“ >„Abend“ ist gut... < dachte sie. >Er war ja gerade mal 1 Stunde und 23 Minuten hier.<
„Keine Ursache.“ Er grinste. „Und ich verspreche dir, morgen Abend wird noch viel schöner.“
Ihre Augen leuchteten kurz auf, was er mit Vergnügen registrierte.
„Was hast du denn geplant?“ fragte sie und sah ihn mit großen Augen neugierig an.
Ein unergründliches Grinsen begleitete seine nächsten Worte. „Lass’ dich überraschen...“
„Kein kleiner Hinweis?“
„Nein, keine Chance.“ Er schüttelte den Kopf.
„Haaarm... bitte...“ Ihr Dackelblick ließ ihn fast nachgeben. >Nein, Rabb... DIESES Mal nicht!<
„Nein.“ Sein Kopfschütteln wurde energischer. „Nur soviel: Zieh’ was Schickes an. Und bevor du etwas sagen oder fragen willst... Nein, ich ziehe keine Uniform an, und nein, ich verrate nicht, was ich vorhabe. Da kannst du noch so betteln.“
Sein berüchtigtes Rabb-Grinsen ließ sie verstummen. Sie sah, dass sie hier und jetzt nicht weiterkam. Vielleicht würde sich morgen im HQ eine Gelegenheit bieten.
„Na gut...“ Vermeintlich ergeben fügte sie sich.
Harm schmunzelte. >Sie versucht es morgen garantiert im Büro.< dachte er amüsiert.
Dann öffnete er die Tür und trat hinaus auf den Flur. Er drehte sich noch einmal zu Mac, die im Türrahmen stand, und strahlte sie auf seine Weise an.
Mac lächelte zurück. „Komm’ gut heim, Harm.“ wünschte sie mit sanfter Stimme.
„Ich lass’ es dreimal klingeln. Okay?“
„Okay.“ Sie nickte. Das war ein übliches Ritual bei ihnen, dass einer kurz beim anderen anrief, um sein sicheres Heimkommen zu signalisieren.
Der Ex-Pilot lächelte immer noch. Er trat einen Schritt auf sie zu und beugte sich zu ihr.
„Gute Nacht, Sarah.“ hauchte er und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann drehte er sich um und verschwand im Gang.
Mac hatte gar keine Chance zu reagieren. Die Berührung seiner weichen Lippen brannte auf ihrer Haut, obwohl der Kuss leicht wie eine Feder gewesen war. Kribbelnd breitete sich ein wohliges Gefühl in ihr aus.
Sie stand immer noch wie vom Blitz getroffen im Türrahmen.
Schließlich schloss sie nach einer kleinen Ewigkeit die Tür, verriegelte alles und ging zurück zu ihrem Sofa, wo sie sich setzte und die Beine unter sich zog.
Minutenlang starrte sie den Sessel an, wo Harm gesessen hatte und vor dem immer noch sein Pizzateller stand. Vor ihrem inneren Auge konnte sie ihn immer noch dort sitzen sehen.
Bei dem Gedanken an seinen Einfall, ihr die Pizza zu bringen, musste sie grinsen. >Typisch Harm... auf so eine Idee kann auch nur er kommen.< Sie hatte sich über sein Kommen gefreut, auch wenn man es ihr nicht angesehen hatte.
>Das war wieder einer seiner vielen verrückten Einfälle. Aber das ist eben ein Teil des Mannes Harmon Rabb jr. Ein Teil, der ihn schon öfter in brenzlige Situationen gebracht hat. Ein Teil von vielen, die ich an ihm liebe. Liebe?< Sie seufzte. >Ja, liebe. Ich liebe diesen Mann. Mit all seinen Stärken und Schwächen.<
Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
Dann kam die Erinnerung an den Kuss wieder. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass sie sich geküsst hatten. Und von diesen anderen Küssen waren auch einige wesentlich leidenschaftlicher gewesen, vor allem der auf der Veranda des Admirals.
Aber dieser Kuss eben war dennoch anders gewesen. Bei all seiner Sanftheit hatte so viel Gefühl darin gelegen. Genauso viel Gefühl wie in seinen Abschiedsworten. Ein Schauer lief ihren Rücken hinunter, als sie an den Klang seiner Stimme dachte.
Ihre Gedanken wanderten zu dem Date am morgigen Abend. Nervosität breitete sich in ihr aus. Harm hatte so merkwürdige Andeutungen gemacht.
>Irgendetwas plant er...< dachte sie. Sie hätte zu gerne gewusst, was das war. Noch immer hoffte sie, ihm am folgenden Tag das eine oder andere Detail zu entlocken.
Das Klingeln des Telefons holte sie ziemlich abrupt aus ihren Gedanken.
Sie sprang auf, griff nach dem Apparat und sah auf das Display. „Harm“ stand dort. Dann verstummte es auch schon wieder. >Also ist er gut zu Hause angekommen.< Erleichterung machte sich in ihr breit. Seine Wohngegend war schließlich nicht die allerbeste. Nun konnte sie beruhigt zu Bett gehen.
Sie stand auf und räumte die Reste des Abendessens weg. Dann löschte sie die Lichter und ging in ihr Schlafzimmer, wo sie ihr Nachthemd überzog und sich ins Bett legte.
Da sie ziemlich erschöpft war, schlief sie rasch ein.
Harms Appartement
Der große Anwalt öffnete die Tür und betrat sein Appartement.
Grinsend dachte er an den verblüfften Blick beim Pizza-Service, als er die Jacke zurückgebracht hatte. Glücklicherweise war er an den gleichen Verkäufer geraten, bei dem er auch die Pizza abgeholt hatte.
Es hatte ihn eine Menge Überredungskunst und 20 Dollar gekostet, die Jacke überhaupt zu bekommen. Der Angestellte hatte ihm dann sogar die 20 Dollar zurückgeben wollen, doch Harm hatte grinsend abgewinkt. >DAS war es mir allemal wert. Macs Gesicht war einfach zu köstlich.<
Nachdem er seine Jacke aufgehängt hatte, griff er nach dem Telefon und wählte Macs Nummer. Nach dreimal Freizeichen unterbrach er die Verbindung wieder.
Immer noch lächelnd stieg er die paar Stufen zu seinem Schlafzimmer hoch. Dort zog er sich aus und kroch unter die Bettdecke.
Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und dachte über den Abend nach. Auch er war froh, seinem ersten Impuls gefolgt zu sein und ihr die Pizza gebracht zu haben. Er hatte ihr Beisammensein genossen, auch wenn es nur für eine kurze Zeit gewesen war.
Und nun sollte es am morgigen Abend soweit sein. Morgen wollte er ihr sagen, dass er sie liebte.
>Und was ist, wenn sie deine Gefühle nicht erwidert?< Kurz durchzuckte ihn der Gedanke an eine Abweisung. >Dann werde ich versuchen, damit leben zu müssen.<
Allerdings konnte oder wollte er diese Möglichkeit nicht so recht in Betracht ziehen. Gut, er befand sich momentan in einer Gemütslage, gegen die ein stabiles Sommerhoch ein mittlerer Hurrikan war. Seine Stimmung hätte fast nicht besser sein können. Irgendwie hatte er das Gefühl, auch er wäre ihr nicht gleichgültig. Oder war das nur ein Wunschtraum?
Der Kuss war eine spontane Eingebung gewesen. Im Nachhinein war er froh, dass Macs sonst so exzellente Reflexe diesmal völlig versagt hatten. Eine saftige Ohrfeige wäre vermutlich noch das kleinste Übel gewesen. Dieser Gedanke ließ ihn schmunzeln.
Langsam merkte er aber auch seine eigene Müdigkeit. Mit einem herzhaften Gähnen drehte er sich auf die Seite und schlief wenig später ein.
Nächster Morgen
JAG-HQ
Mit einem unterdrückten Gähnen verließ Harm den Aufzug. >Junge, du wirst alt.< dachte er. >Noch vor fünf Jahren hat es dir nichts ausgemacht, nur vier Stunden zu schlafen.<
Um ein Haar hätte er heute Morgen sogar seinen Wecker überhört. Selbst die kalte Dusche und ein erster starker Kaffee hatten ihn nur halbwach bekommen.
„Guten Morgen, Commander.“ grüßte ihn eine Stimme, die er jedoch nicht sofort identifizieren konnte. Er nickte automatisch und sah in die betreffende Richtung. Ein junger Petty Officer lächelte ihn freundlich an.
Harm grinste müde zurück. Er ging zu seinem Büro, wo er seinen Aktenkoffer abstellte und die Mütze an den Haken hing. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und schaltete seinen Computer ein.
>Kaffee! Ich brauche jetzt dringend einen Kaffee!< war sein nächster Gedanke.
Rasch erhob er sich und steuerte auf die Teeküche zu, wo er einen extragroßen Becher suchte und sich an der Kaffeemaschine bediente. Das kräftige Aroma, das in seine Nase stieg, verriet ihm, dass Mac den Kaffee gekocht haben musste.
„Aaah... genau das, was ich jetzt brauche.“ seufzte er erleichtert, nachdem er einige Schlucke getrunken hatte.
„Was brauchst du jetzt, Flyboy?“ ertönte plötzlich Macs Stimme hinter ihm.
Erschrocken drehte er sich um. Mac stand grinsend in der Tür und hielt ihren Marine-Becher in der Hand.
„Guten Morgen erstmal, Mac.“ sagte er, nun schon lächelnd. Der Kaffee begann zu wirken.
„GUTEN Morgen, Harm.“ Sie schmunzelte. „Zufrieden?“
„Hm... ja... für’s erste reicht das.“ Sein Grinsen wurde breiter. Erneut nahm er einen Schluck.
„Und was hast du nun so dringend gebraucht?“ neckte sie ihn.
„Kaffee.“ antwortete er schlicht.
„Müde?“ Sie grinste vielsagend. Langsam trat sie auf die Kaffeemaschine zu und schenkte sich ebenfalls ein.
Er sah sie über den Rand seines Bechers an. „Hm...“ brummte er in den Kaffee hinein.
„Heißt das jetzt ja oder nein?“ Sie blieb neben ihm stehen.
„Eher ja...“ meinte er.
Sie kicherte. „Du solltest vielleicht früher zu Bett gehen, Flyboy.“
Ihr strahlendes Lächeln weckte nun alle seine eventuell noch schlafenden Lebensgeister.
„Na ja...“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich hatte gestern Abend noch etwas Wichtiges zu erledigen.“ Ein typisches Grinsen folgte seinen Worten.
„Dann rate ich dir, heute Abend früher schlafen zu gehen.“ In Macs Augen blitzte es verdächtig.
„Ich glaube nicht, dass ich das schaffe.“
„Und warum nicht?“ Sie legte den Kopf schief.
„Sie sind reichlich neugierig, Frau Anwältin.“ lachte er.
„Ja.“ kicherte sie. „Also, was hast du vor?“
Er zwinkerte. „Ich habe heute Abend eine sehr wichtige Verabredung.“
„Oh! Jetzt verstehe ich... der große Harmon Rabb jr. hat ein Date!“ Sie grinste ihn hintergründig an. „Hast du mir was zu beichten, Harm?“
Verblüfft sah er zu ihr. „Wieso?“
„Na ja, ich meine...“ ein erneutes Kichern. „Hast du mir jemanden verschwiegen? Kenne ich sie?“ Macs Blick war die Unschuld in Person.
Fast hätte Harm seinen letzten Schluck Kaffee, den er gerade im Mund hatte, wieder ausgespuckt. Tadelnd sah er sie an, musste dann aber doch lachen.
Er trat ganz nah an sie heran und tat, als wolle er nach der Kaffeekanne greifen. Stattdessen flüsterte er ihr ins Ohr: „Nein, du kennst sie noch nicht. Aber ich denke, ihr beide kommt prima miteinander klar.“
Nun war es an Mac, sich beinahe am Kaffee zu verschlucken. Entgeistert starrte sie ihn an.
Mit einem fast schon unverschämten Grinsen verließ er die Teeküche, drehte sich in der Tür aber noch mal zu ihr um und meinte: „Um 19 Uhr hole ich dich ab. Und denk’ dran: Was Schickes anziehen!“
Mac sah ihm hinterher. Die Neckerei gerade hatte ihr Spaß gemacht. Sie genoss es, mit ihm wie in früheren Tagen zu scherzen.
Harm setzte sich an seinen Schreibtisch und checkte kurz seine E-Mails. Er war nun richtig wach, woran das Geplänkel mit Mac eben nicht ganz unschuldig war. Zudem freute er sich auf die Verabredung mit ihr.
Während er die Mails durchsah, begann er leise zu pfeifen, was ihm aber nicht auffiel.
Aber dem Admiral fiel es auf, als dieser an Harms offener Tür vorbeikam. Verwundert blickte er den Ex-Piloten an. >Was ist denn mit DEM los? Sitzt da, pfeifend und grinsend… Na warte…<
„Ah... Commander... auch schon da?“ sprach er Harm mit grollender Stimme an und betrat dessen Büro.
Dieser sah erschrocken auf und schoss wie eine Rakete vom Stuhl hoch. „Äh… Guten Morgen, Admiral.“ grüßte er mit seiner neutralsten Stimme.
>Selbst jetzt grinst er noch, wenn auch ziemlich dämlich…< AJ schmunzelte innerlich. „Rühren, Rabb! Hätten Sie die Güte, mir mitzuteilen, wann ich mit Ihnen rechnen kann?“ knurrte der Ex-SEAL.
„Ja, Sir. Ich gehe nur gerade meine Mails durch, Sir, um zu sehen, ob etwas Wichtiges dabei ist. In fünf Minuten bin ich bei Ihnen, Sir.“
>Vielleicht sollte ich mal zählen, wie oft er heute „Sir“ sagt.< Chegwidden legte den Kopf schief. „Na gut, Commander. Ich erwarte Sie dann.“
„Ja, Sir.“ Harm stand erneut stramm.
Ohne es zu zeigen, verließ der Admiral amüsiert Harms Büro.
„Puh…“ machte dieser und setzte sich wieder. Dann sah er seinen Mail-Eingang weiter durch.
Es dauerte keine zwei Minuten, und er saß wieder pfeifend vor dem Bildschirm. Nach weiteren zwei Minuten war er bei der vorletzten Mail angekommen. Die anscheinend schlechte Laune seines COs hatte er völlig vergessen.
Bei der letzten Mail pfiff er schon so laut, dass ein vorbeikommender Petty Officer verwundert zu ihm blickte und sich über den Commander wunderte, der im HQ normalerweise als eher ernst, sehr sachlich und professionell galt. >Cdr. Rabb sitzt pfeifend und grinsend vor dem Computer?< Der PO verstand fast die Welt nicht mehr.
Er stand immer noch in der Nähe von Harms Büro, als dieser sich erhob und auf die Tür zusteuerte.
„PO, ist irgendwas?“ fragte Harm lächelnd.
„Nein, Sir. Entschuldigung, Sir.“ Der PO wurde rot.
Harm grinste den jungen Mann an und begab sich zum Vorzimmer des Admirals. Als er an Macs Büro vorbeikam und sie dort sitzen sah, lächelte er sie auf seine ganz eigene Art an und winkte ihr fröhlich zwinkernd zu, bevor er rasch weiterging.
Mac starrte ihm hinterher bzw. starrte in den leeren Türrahmen, wo eben noch Harms Gestalt vorbeigekommen war. >Träume ich, oder hat er tatsächlich so gute Laune?< Sie beschloss, das schnell herauszubekommen.
Harm betrat das Vorzimmer und klopfte an die Tür des Allerheiligsten.
„Herein!“ tönte es gewohnt brummig durch die Tür.
Harm trat ein. „Sir…“
Chegwidden unterbrach ihn. „Schließen Sie die Tür und setzen Sie sich.“
Harm fragte sich, was sein CO von ihm wollte. Sie hatten doch vorhin bereits miteinander gesprochen.
„Ich will nur kurz den Tagesablauf mit Ihnen durchgehen, Cdr. Ab 10 Uhr ist ja dieses Meeting mit den Richtern. Ich habe keine Ahnung, wie lange das dauern wird. Stellen Sie Tiners Apparat auf Ihren um, dann können Sie in der Zwischenzeit an Ihren Fällen weiterarbeiten.“ Er sah den Ex-Piloten scharf an. „Ich vermisse noch einige Berichte von Ihnen.“
„Hm... ja.“ räusperte sich Harm. „Sie bekommen die Berichte noch heute, Sir.“
Er war erleichtert, dass der Admiral „die Sache mit Mac“ nicht noch mal erwähnt hatte. Auch wenn er persönlich heute ausgesprochen gute Laune hatte und sich fühlte, als könnte ihn nichts erschüttern, so hatte er trotzdem nicht die Absicht, seine Pläne mit seinem CO zu diskutieren.
„Gut, das wäre dann vorläufig alles. Wegtreten.“
Harm erhob sich. „Aye, Sir.“ Dann verließ er das Büro.
Im Vorzimmer setzte er sich auf Tiners Stuhl. Der PC war bereits hochgefahren worden. >Das war bestimmt Mac gewesen.< dachte er.
Wie schon am Vormittag checkte er den Terminkalender. Da stand der Termin mit den Richtern. Und für 13 Uhr war ein Termin „Essen mit M.“ eingetragen.
>Der war aber gestern noch nicht da.< stellte er fest. Zudem fand er es etwas seltsam, dass persönliche Termine seines COs im offiziellen Terminkalender des JAG standen. Er zuckte mit den Schultern. >Was geht es mich an?<
Weiter standen keine Termine auf dem Plan. >Scheint ein ruhiger Tag zu werden.< grinste er. Da erinnerte er sich an ganz andere Freitage, wo er manchmal bis nach 21 Uhr im Büro gewesen war.
Das Telefon klingelte. Er hob ab und meldete sich.
„Commander Rabb?“ meldete sich fragend eine weibliche Stimme. „Hier ist Meredith Cavanaugh.“
„Guten Morgen, Ms. Cavanaugh. Wie geht es Ihnen?“ begrüßte er die Professorin, ohne zu bemerken, dass seine Stimme beschwingt klang.
Meredith Cavanaugh riss verwundert die Augen auf. >Was hat denn der Commander? So früh am Morgen schon so gut gelaunt?< „Danke, Cdr., mir geht es gut. Aber was machen Sie denn da? Wo ist Tiner?“
„Zuhause im Bett mit einer Grippe, Ma’am.“
Sie kicherte. „Oh, da kann ich mir aber angenehmere Bettgenossen vorstellen...“
Harm riss die Augen auf. „Äh... Ma’am?“
„Schon gut, ich weiß. Über so etwas macht man keine Witze. Aber könnte ich den Admiral sprechen?“
„Einen Moment, Ms. Cavanaugh.“ Er drückte die Verbindung zum Admiral.
„Ja?“ brummte dieser.
„Sir, Ms. Cavanaugh möchte Sie sprechen.“
„In Ordnung, Commander. Stellen Sie sie durch.“
„Leitung eins, Sir.“ Harm stellte die Verbindung her und legte dann auf.
Nach ein paar Minuten erklang die Gegensprechanlage. „Cdr., wenn Meredith kommt, bringen Sie sie bitte sofort zu mir.“
„Aye, Sir.“ versicherte Harm, hatte aber Zweifel, ob Chegwidden das noch mitbekommen hatte, weil es bereits in der Leitung knackte, während er noch antwortete.
Die nächste halbe Stunde verging ohne besondere Vorkommnisse – sprich, es tat sich überhaupt nichts. Hatte er das am Vortag noch als ziemlich nervtötend empfunden, so störte er ihn heute kein bisschen. Seine Laune schien sich durch nichts erschüttern zu lassen.
Plötzlich kam ihm ein alter Song in den Sinn, dessen Text ziemlich passend seine Stimmung wiedergab. Leise begann er, die Melodie vor sich hinzusummen, während vor seinem geistigen Auge immer wieder Szenen mit Mac auftauchten. Szenen, in denen sie sich besonders nahe gekommen waren.
Er dachte an die Notlandung damals in den Appalachen... an die Ereignisse auf der „Watertown“... an Russland, wo sie ihm nicht von der Seite gewichen war... und noch einige Situationen mehr.
Gerade waren seine Gedanken bei Macs Verlobungsfeier beim Admiral, als er spürte, dass er nicht mehr alleine war.
Er hob den Kopf und sah Meredith Cavanaugh vor sich stehen.
„Oh... Guten Morgen, Ms. Cavanaugh.“ Ein breites Grinsen begleitete seine Worte.
„Nochmals einen Guten Morgen, Commander.“ antwortete sie lächelnd, während sie sich über den gutgelaunten Offizier wunderte, der so geistesabwesend dagesessen hatte, als sie das Vorzimmer betreten hatte. >Wo immer er mit seinen Gedanken gewesen sein mochte, seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen müssen es sehr angenehme gewesen sein.< Sie musste schmunzeln.
„Der Admiral erwartet Sie, Ma’am.“ Er erhob sich und ging zur Tür von Chegwiddens Büro, wo er klopfte.
„Herein!“ Das gewohnte Brummen erklang hinter der Tür.
Der Ex-Pilot grinste Meredith vielsagend an. Dann öffnete er die Tür. „Sir, Ms. Cavanaugh ist da.“
„Ah ja... Danke, sie soll reinkommen.“
Harm öffnete die Tür weit und winkte Meredith mit einer eleganten Handbewegung herein. „Ms. Cavanaugh...“ Ein breites Grinsen folgte.
Sie ging lächelnd an Harm vorbei auf Chegwidden zu.
„AJ...“ war das Letzte, was er hörte, bevor er die Tür von außen schloss. Dann setzte er sich wieder auf Tiners Platz.
Liebe Grüsse Petra
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Chegwiddens Büro
„AJ...“ lächelnd ging Meredith auf den Admiral zu.
Der war inzwischen aufgestanden und hatte seinen Schreibtisch umrundet. „Meredith! Schön, dass du da bist.“ Er nahm sie in die Arme und küsste sie. „Was führt dich zu mir? Du hast am Telefon so geheimnisvoll geklungen.“
Sie lächelte ihn an. „Du weißt doch, ich habe kommende Woche Geburtstag. Und da dachte ich, wir geben nächsten Freitag oder Samstag eine kleine Party bei mir zu Hause. Ich wollte Mac und den Commander ebenfalls einladen. Du hast doch nichts dagegen, oder?“
AJ schmunzelte. „Nein, hab’ ich nicht. Und wie ich dich kenne, bist du extra hergekommen, um den beiden die Einladung zu überbringen.“
„AJ, du bist ein kluger Mann...“ Sie gab ihm einen Kuss. „Gut, dann kann ich dem Commander ja gleich Bescheid sagen, wenn ich gehe. Und anschließend werde ich noch ein bisschen mit Mac plaudern. “
„Oh, da wirst du dich beeilen müssen. Sie hat gleich einen wichtigen Gerichtstermin.“
„Na ja... zur Not sage ich Cdr. Rabb, er solle ihr die Einladung übermitteln, und ich rufe sie dann später noch mal an.“ Sie blickte kurz zur Seite und dann wieder zu ihm.
„Apropos Cdr. Rabb... Weißt du, was mit ihm los ist? Als ich eben ins Vorzimmer kam, saß er reichlich geistesabwesend da und grinste vor sich hin. Außerdem hatte ich den Eindruck, er würde irgendetwas summen.“
Chegwidden seufzte. >Schon wieder! Ich glaube, ich muss ihn mir nachher mal vornehmen.<
Dann lächelte er hintergründig. „Genau weiß ich es auch nicht, jedenfalls noch nicht. Aber ich habe da eine Vermutung...“
Meredith sah ihn neugierig an. „Und?“
AJ zwinkerte ihr zu. „Du kennst doch bestimmt das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch, oder?“
„Allerdings...“ Sie nickte und riss dann die Augen auf. „Sag’ bloß... der Commander ist verliebt???“
Das Lächeln in seinen Augen war Antwort genug. „Meredith, auch du bist eine kluge Frau.“ Dann wurde er ernster. „Aber das mit Rabb bleibt unter uns.“
„Natürlich, AJ.“ Sie schüttelte lachend den Kopf, weil sie es nicht so recht glauben konnte. „Weißt du auch, wer die Glückliche ist?“
„Allerdings. Und genau da ist das Problem...“ seufzte er.
„Inwiefern?“
„Meredith, das alles zu erklären würde jetzt zu lange dauern. Lass’ uns später darüber reden, ja?“
„Na gut. Aber willst du mir nicht wenigstens sagen, wer es ist?“
„Wenn du es der Betroffenen nicht verrätst...“ Als sie nickte, fuhr er fort. „Es ist Mac...“
„Oh!“ Meredith war sprachlos.
Der Admiral sprach weiter. „Aber wenn er so gute Laune hat, dann hat sich in der Hinsicht anscheinend was getan. Und zwar etwas Positives...“
Sie nickte. „Du meinst, er hat es ihr gesagt, und sie empfindet ähnliches?“
„Genau das ist meine Vermutung.“
„Irgendwie hatte ich immer schon den Eindruck, zwischen den beiden bestünde eine besondere Bindung. Aber so etwas hätte ich nun doch nicht erwartet. Allerdings kenne ich sie auch nicht gut genug.“
„Na ja...“ Er wurde von der Gegensprechanlage unterbrochen.
„Entschuldigen Sie die Störung, Admiral, aber gleich ist das Meeting mit den Richtern.“ erklang Harms Stimme.
„Danke, Commander.“ Chegwidden schaltete die Anlage aus. „Meine Liebe, du siehst, die Pflicht ruft.“
„Ich bin ja schon weg, AJ.“ Sie grinste. „Hast du den Unterton in seiner Stimme gehört?“
„Oh ja...“ AJ grinste zurück. Dann gab er ihr noch einen Kuss. „Wir sehen uns nachher zum Lunch, Meredith.“
„Ja, bis dann. Bye.“ Mit diesen Worten wandte sie sich zur Tür und verließ sein Büro.
Seufzend suchte sich der Admiral seine Unterlagen für die Sitzung zusammen. >Ich muss wirklich mit Rabb reden...<
Im Vorzimmer sprach Meredith derweil mit Harm.
„Commander, haben Sie Ende nächster Woche Zeit? Ich habe in der kommenden Woche Geburtstag und wollte Sie und Mac zu einer kleinen Feier bei mir zuhause einladen. Entweder Freitag oder Samstag, genau weiß ich es noch nicht.“
Harm zeigte sein typisches Rabb-Grinsen. „Oh, danke, Ma’am. Ich kann zwar nicht für Mac sprechen, aber ich komme sehr gern.“
Meredith hatte das Aufleuchten in seinen Augen gesehen, als sie Mac erwähnt hatte. >Junge, dich scheint es aber erwischt zu haben...< dachte sie amüsiert. Über seinen beschwingten Tonfall wollte sie lieber gar nicht erst nachdenken.
„Harm, ich wollte gleich mit Mac sprechen. AJ meinte allerdings, dass sie bereits vor Gericht sein könnte. Könnten Sie ihr bitte schon mal meine Einladung überbringen, falls ich sie nicht mehr erwische? Ich will sie auf jeden Fall deswegen noch anrufen.“
Er grinste breit. „Natürlich, Ms. Cavanaugh. Ich sage Mac nachher Bescheid.“
„Sagen Sie doch „Meredith“, Commander.“ bat sie lächelnd.
„Gerne, Ma’am... äh... MEREDITH. Wenn SIE den Commander weglassen...“ Sein Lächeln wurde immer breiter.
„Gerne, HARM. Ich sage Ihnen wegen nächster Woche noch Bescheid. Und lassen Sie die Krawatte daheim, wir sind unter uns.“
„Ich werd’s mir merken.“ Er schmunzelte. >„Unter uns“ mit meinem CO... na ja...< dachte er amüsiert.
„Gut, dann also bis spätestens Ende nächster Woche. Wiedersehen.“
„Wiedersehen, Meredith.“ lachte er.
Sie grinste ihn noch mal an und machte sich auf den Weg in Macs Büro. Leider war diese nicht mehr da. Meredith überlegte kurz und schrieb dann eine kurze Nachricht auf einen Zettel, den sie auf Macs Schreibtisch legte.
Schmunzelnd begab sie sich dann zum Aufzug, um das HQ zu verlassen.
Harm dachte kurz über die Einladung nach. Es überraschte ihn, dass sie ihn und Mac eingeladen hatte. Okay, Macs Einladung konnte er ja noch verstehen, schließlich standen beide Frauen wegen Chloe in engerem Kontakt.
>Aber warum ich?< fragte er sich. Er fand selbst nach längerem Überlegen keine logische Erklärung. >Ist ja auch egal, was sie sich dabei gedacht hat.< Er freute sich nur auf einen weiteren netten Abend mit Mac, auch wenn sie nicht alleine sein würden.
Plötzlich öffnete sich die Tür von Chegwiddens Büro und der Admiral trat heraus.
„So, Cdr., ich gehe jetzt in diese Sitzung. Stellen Sie das Telefon auf sich um, dann können Sie wenigstens in Ihrem Büro weiterarbeiten.“
Harm war inzwischen aufgestanden und blickte seinen CO aufmerksam an.
Der Admiral nickte jedoch nur und verließ das Vorzimmer.
Harm stellte den Apparat um und begab sich in sein Büro, wo er die Tür anlehnte und sich an seinen Schreibtisch setzte.
Die nächsten drei Stunden vergingen ziemlich ereignislos. Hin und wieder klingelte das Telefon für den Admiral, aber es waren keine wichtigen Nachrichten dabei. Harm notierte sich trotzdem die Namen aller Anrufer.
Mit seiner eigenen Arbeit kam er auch einigermaßen voran. Obwohl er nicht so richtig Lust dazu hatte, schaffte er es doch, vier Abschlussberichte fertig zu schreiben. Er hasste diesen ganzen Papierkram leidenschaftlich, weshalb er ihn immer weiter vor sich her schob.
Heute allerdings ging ihm die Arbeit leicht von der Hand. Seine Stimmung war immer noch ausgezeichnet, was sich auch daran erkennen ließ, dass er wieder leise vor sich hinsummte.
Zur Mittagszeit wollte er sich gerade einen Salat aus der Kantine holen, als der Admiral auf sein Büro zusteuerte.
„Ah... Commander... eine Minute.“
„Ja, Sir?“ Harm sah ihn fragend an.
„Ich mache jetzt Mittag. Lassen Sie das Telefon umgestellt.“
„Aye, Sir.“ Der jüngere Mann nickte und fuhr dann lächelnd fort: „Dann wünsche ich Ihnen guten Appetit, Sir.“
Chegwidden sah ihn überrascht an. >Das ist ja ganz was Neues. Den scheint heute nichts erschüttern zu können.< Laut sagte er allerdings nur: „Danke, Cdr.“ Dann verschwand er aus dem Bullpen.
Harm ging in die Kantine und holte sich seinen Salat. Kurz überlegte er, sich nach draußen zu setzen, da das Wetter angenehm warm war, entschied sich dann aber doch dagegen. Er fuhr wieder hoch ins Bullpen.
Macs Büro war immer noch leer. Weniger enttäuscht als sonst, wenn sie nicht da war, begab er sich wieder in sein Büro und schloss die Tür hinter sich. Er würde sie ja heute Abend sehen.
Ein breites Grinsen trat in sein Gesicht. Während er seinen Salat aß, überlegte er, was sie wohl anziehen würde. >Eigentlich sieht sie ja in allem unverschämt gut aus.< Selbst gestern Abend in Bademantel, mit dicken Wollsocken an den Füßen und ungeschminkt hatte er sie unheimlich attraktiv gefunden. Als er jetzt darüber grübelte, was bzw. wie viel sie wohl darunter getragen haben mochte, überzog eine leichte Röte sein Gesicht.
Just in diesem Augenblick klopfte es an seine Bürotür. Automatisch rief er „Herein!“.
Als er aufblickte und Mac lächelnd in der Tür stehen sah, röteten sich seine Wangen noch ein wenig mehr.
„Na, Sailor, an welche Peinlichkeit hast du denn gerade gedacht? Du bist ja rot geworden.“ Sie kicherte.
„Uh... äh...“ begann er stockend und räusperte sich verlegen.
„Hat es dir die Sprache verschlagen, Herr Anwalt?“ neckte sie ihn.
Er blickte sie schief an und schluckte. „Komm’ doch rein, Mac. Gibt es etwas Bestimmtes?“ fragte er und hoffte, sie würde ihre ursprüngliche Frage nicht weiterverfolgen.
„Ah... es ist mal wieder „Abweichung vom Thema“ angesagt.“ grinste sie und schlenderte auf seinen Schreibtisch zu, wo sie sich hinsetzte. „Aber zu deiner Frage habe ICH immerhin eine Antwort. Ich habe gerade auf meinem Schreibtisch eine Nachricht von Meredith gefunden. Sie schreibt, ich solle dich wegen einer Einladung fragen. Worum geht es denn da?“
Harm war froh, dass sie nicht auf einer Antwort bestand. Er lächelte sie an. „Ach ja, Meredith war vorhin beim Admiral. Und im Anschluss hat sie uns beide zu einer kleinen Feier eingeladen. Sie hat irgendwann nächste Woche Geburtstag.“
„Uns beide?“ Mac riss die Augen auf. „Wie kommen wir denn zu der Ehre?“
„Frag’ mich nicht. Ich habe keine Ahnung. Aber es soll im kleinen Rahmen und in legerer Atmosphäre stattfinden. Sie will dich deswegen noch anrufen.“
„Du hast bestimmt schon zugesagt, Flyboy, oder?“
Er nickte. „Du kennst mich gut, Marine.“ Ein breites Grinsen folgte seinen Worten. „Allerdings nur für mich.“
Mac liebte dieses Lächeln, diese kleinen Fältchen, die dann seine Augen umgaben. Nun strahlte sie ihn an. „Hm, das wird bestimmt ein netter Abend. Vielleicht rufe ich sie nachher noch an, um ihr ebenfalls zuzusagen.“
Als sie den netten Abend erwähnt hatte, war Harms Blick anders geworden, tief und geheimnisvoll. Er hoffte, dass ihre „Beziehung“ dann bereits ein anderes Stadium erreicht hatte. Dafür wollte er den heutigen Abend nutzen.
Mac hatte den Wechsel im Ausdruck seiner Augen sehr wohl mitbekommen, sagte aber nichts. Sie beschloss, ihn nicht wieder wie vorhin in Verlegenheit zu bringen. Stattdessen fiel ihr ein, eventuell nähere Informationen über ihr Date heute herauszubekommen.
„Was hast du denn eigentlich heute Abend geplant? Ich meine... du hast gesagt, ich soll was Schickes anziehen. Wie schick soll denn „was Schickes“ sein?“ In ihrem Blick lag eine gewisse Unschuld.
Er lächelte hintergründig. „Na, schick eben. Versuch’ es gar nicht erst, Mac. Ich verrate nichts.“ Er schüttelte vehement den Kopf. „Aber ein Abendkleid braucht es nicht zu sein.“ Wieder dieses typische Rabb-Grinsen.
>Mist!< dachte sie. >Hat er mich doch durchschaut. Was mag es denn so Mysteriöses sein, das er plant? Überhaupt... Er ist heute schon den ganzen Tag so gut gelaunt. Selbst sein Job beim Admiral scheint ihm nichts auszumachen. Gestern klang das noch ganz anders.< Dieser letzte Gedanke brachte sie auf eine Idee.
„Wie läuft’s eigentlich beim Admiral, Harm?“ Neugierig sah sie ihn an.
„Och, ganz gut. Es ist ziemlich ruhig heute. Momentan ist er zu Tisch mit Meredith, und der halbe Vormittag ist mit einer Richter-Sitzung vergangen.“
„Angenehmer als gestern?“
„Viel angenehmer.“ Er lächelte. Sein Vorsatz für heute Abend schien alle eventuell auftretenden Unannehmlichkeiten von ihm abprallen zu lassen.
Langsam wurde Mac seine gute Laune unheimlich. Dazu hielt diese schon viel zu lange an. „Harm?“ fragte sie leise.
„Ja?“
„Darf ich dich was fragen?“
„Natürlich. Schieß’ los.“ Wieder dieses Grinsen.
„Was ist los mit dir? Du... hm... du bist heute den ganzen Tag schon so gut gelaunt. Da steckt doch was dahinter.“
Er schmunzelte. „Allerdings...“
Sie sah ihn mit großen Augen an. „Und was?“
„Das verrate ich dir heute Abend, Mac.“ Sein Grinsen wurde breiter. >Sie lässt aber auch nicht locker.<
„Haaarm!“ protestierte sie.
Er lachte. „Okay. Es hat etwas mit dem zu tun, was ich für heute geplant habe. Reicht das als Antwort?“
„Äh... nicht wirklich, Sailor.“ erwiderte sie, musste dann aber doch lachen. „Ich hab’ wohl gar keine Chance, was?“
„Nein, definitiv nicht.“
„Schaaade...“ Mit einem schmollenden Bambiblick sah sie ihn an.
„Maaac!“ ermahnte er sie. Es kostete ihn zwar jede Menge Überwindung, aber er hatte sich geschworen, hart zu bleiben.
Resigniert seufzte sie. Dann blickte sie ihn an und grinste. „Kein Wunder, dass du so ein guter Anwalt bist, Mr. Pokerface.“
„Mr. Pokerface?“ Er zog amüsiert eine Augenbraue in die Höhe.
„Hm... Hast du eventuell mal über einen Berufswechsel nachgedacht?“ kicherte sie.
„Du meinst, ich soll pokern?“
„Ja, bringt bestimmt mehr ein als unser Job hier, wenn du gut bist.“ Sie grinste.
„Hey, ich hab’ schon seit Ewigkeiten kein Poker mehr gespielt, Mac.“
Sie sah ihn spitzbübisch an. „Wetten, dass das dann Strip-Poker war?“ Sie konnte nicht mehr, sie musste einfach lachen. Auch über seinen Gesichtsausdruck.
Er hatte die Augen weit aufgerissen, und sein Kiefer schien die Bekanntschaft seiner Tischplatte machen zu wollen. Dann sickerte ihre Bemerkung in sein Gehirn, und er konnte nicht anders, er musste einfach mitlachen.
„Der war gut!“ prustete er atemlos.
„Oh, ich bin meistens gut, Flyboy.“ lachte sie. Dann wurde ihr klar, was sie da gerade gesagt hatte. Nun wurde sie rot und schob geistesgegenwärtig hinterher: „Beim Witzemachen, meine ich...“
Der große Offizier hatte grinsen müssen, als er ihren Satz gehört und ihr Erröten gesehen hatte. Dieses Geplänkel machte ihm großen Spaß, sie beide wirkten dabei gelöst wie schon lange nicht mehr.
„Und wobei noch, Marine?“ Sein arrogantes Flieger-Lächeln brach durch.
Mac war sprachlos. Nun war es an ihr, ihn mit großen Augen anzustarren. Ihre Gedanken rasten auf der Suche nach einer passenden Erwiderung.
„Na, sprachlos, Frau Anwältin?“ Er grinste wieder, dieses Mal leicht anzüglich.
„Hm...“ räusperte sie sich. „Das wüsstest du wohl gern?“
„Ja, ich bin neugierig!“ entgegnete er amüsiert.
Ein schelmisches Lächeln begleitete ihre Antwort. „Das verrate ich dir vielleicht später. WENN du brav bist, Sailor.“ Sie musste einfach kichern.
„Ah... ich weiß! Im Beltway-Burger-Verputzen und im Armdrücken.“ Mit letzterem spielte er auf eine Jahre zurückliegende Bemerkung von ihr an.
Sie sah ihn groß an. „Das weißt du noch?“
Er nickte grinsend. „Ja. Und du hast mir immer noch nicht verraten, wo dein Tattoo ist. Also bist du auch darin gut. “
„Sag’ mal, merkst du dir eigentlich alles, was ich irgendwann mal von mir gegeben habe?“
>Fast jedes einzelne Wort...< dachte er, hütete sich aber, davon etwas verlauten zu lassen. So schummelte er ein wenig bei seiner Antwort. „Nein, nicht jedes Wort. Aber einiges finde ich doch sehr interessant.“ erwiderte er lachend.
„Oh! Dann sollte ich vielleicht aufpassen, was ich sage, Flyboy.“ scherzte sie.
„Keine Sorge, Mac, deine Geheimnisse sind bei mir sicher.“
„Gut zu wissen, Mister. Aber deswegen verrate ich dir noch längst nicht alles über mich.“
„Schaaade...“ Er sah sie dermaßen jungenhaft an, dass sie froh war, dass sie saß. Sie hatte diesen Blick, der selten bei ihm zu sehen war, schon immer geliebt, auch wenn sie davon weiche Knie bekam.
„Du hast doch auch deine kleinen und großen Geheimnisse, Harm. Oder warum machst du aus deinen Plänen für heute Abend so ein großes Mysterium?“ Sie konnte es einfach nicht lassen.
„Maaac! Es funktioniert nicht!“ Seine Stimme war lauter geworden.
„Was funktioniert nicht, Commander?“ hörten sie beide plötzlich die Stimme ihres CO in unmittelbarer Nähe.
Erschrocken sprangen beide auf, standen stramm und grüßten synchron.
„Admiral!“
„Guten Tag, Sir!“
Chegwidden hatte Harms Büro betreten und sah von Harm zu Mac und wieder zu Harm zurück. „Also, ich höre...“ Er deutete beiden, bequem zu stehen. Die beiden Anwälte übersahen das jedoch irgendwie.
Harm fasste als erster Mut. „Sir, nur eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen dem Colonel und mir. Nichts Ernstes, Sir.“
„Streiten Sie beide schon wieder?“ Der Ex-SEAL zog bedrohlich die Augenbrauen zusammen.
„Nein, Sir!“ antworteten beide, erneut synchron.
„Aha. Darf ich also davon ausgehen, Sie haben sich wieder vertragen?“
„Ja, Sir!“ erwiderten sie gleichzeitig.
„Könnte vielleicht mal nur EINER von Ihnen reden?“
„Ja, Sir!“ kam es erneut unisono.
„Colonel! Commander!“ Der Admiral sah beide scharf an und richtete dann seinen Blick auf Harm. „Was soll das?“
Dieser ließ ein zaghaftes Grinsen sehen, als er antwortete. „Der Colonel und ich sind nur einer Meinung, Sir. Und was Ihre erste Frage angeht... Mit allem nötigen Respekt, Admiral, dazu kann ich nichts sagen. Es handelt sich um eine Überraschung, Sir.“ Sein Lächeln wurde breiter.
„Stehen Sie beide doch endlich bequem.“ forderte Chegwidden brummig.
Nun taten sie wie geheißen.
Dann wandte sich der Admiral an Harm. „Cdr., war etwas Besonderes?“
„Nein, Sir. Nur diese Anrufe.“ Harm reichte ihm den Zettel.
„Okay, Sie kommen mit mir, Rabb. Col., wie weit ist der Hamilton-Prozess?“
Mac holte tief Luft und berichtete in kurzen Sätzen von der Verhandlung. „Sir, ich denke, am Montag kann der Fall abgeschlossen werden.“
„Gut, sehr gut.“ Chegwidden nickte zufrieden. Dann wandte er sich zur Tür. „Commander?“
„Ja, Sir.“ Harm folgte seinem CO nach draußen. Vorher warf er Mac noch ein beruhigendes Lächeln zu.
Beide Männer durchquerten das Bullpen und betraten das Vorzimmer. Als Harm sich auf Tiners Platz setzen wollte, befahl ihm der Admiral, ihm zu folgen. „Mitkommen, Cdr.!“
Harm wunderte sich, folgte seinem CO jedoch in dessen Büro.
Chegwidden ging zu seinem Sessel und setzte sich. „Schließen Sie die Tür.“ meinte er und deutete auf den Sessel vor seinem Schreibtisch.
Der Ex-Pilot nahm Platz und sah seinen Vorgesetzten unsicher an.
Der ältere Offizier musterte ihn eine Weile, bevor er sprach. „Harm, was ist los mit Ihnen?“
„Sir, wie meinen Sie das?“ Der Angesprochene war auf der Hut.
„Sie laufen schon den ganzen Tag grinsend wie ein Honigkuchenpferd durch die Gegend. Und sitzen pfeifend und tagträumend im Büro. Das ist nicht nur mir aufgefallen.“
Harm blickte ihn mit großen Augen an.
„Harm, ich spreche jetzt nicht als Ihr Vorgesetzter zu Ihnen, sondern als Ihr Freund. Hat Ihr Verhalten etwas mit Mac zu tun?“
Der Commander merkte, dass er sich irgendwelche Ausflüchte ersparen konnte. „Ja, Sir.“ antwortete er leise.
„Dann vermute ich mal, Sie haben es ihr gesagt?“
Harm grinste schief. „Äh... Sir, noch nicht.“
Der Ex-SEAL sah ihn verwundert an. „Und warum haben Sie dann so gute Laune?“
Ein breites Lächeln traf ihn. „Nun, Sir, ich habe mir für heute Abend fest vorgenommen, es ihr zu sagen. Wir sind nämlich verabredet.“
AJ schmunzelte. „So, Sie haben also ein Rendezvous mit ihr.“ Als Harm grinsend nickte, fuhr er fort. „Was haben Sie denn geplant?“
Dem großgewachsenen Commander war es unangenehm, mit seinem CO über seine Pläne zu sprechen. Aber er wusste auch, dass hinter Chegwiddens Interesse aufrichtige Sorge um seine Untergebenen stand.
„Zuerst will ich mit ihr essen gehen. Und dann irgendwohin zum Tanzen. Nur habe ich noch keine Idee, wo...“
„Und sie hat keine Ahnung?“ Der Admiral lächelte.
„Nein, Sir. Alles, was sie weiß, ist, dass ich sie abhole.“
„Ach, dann ist das wohl die Überraschung, von der Sie vorhin sprachen?“
„Ja, Sir. Und Mac versucht schon den ganzen Tag herauszubekommen, was ich vorhabe.“
„Und Sie haben nichts verraten...“ Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage.
Harm grinste und nickte.
„Hm...“ Chegwidden überlegte. Dann blickte er auf und fragte sein Gegenüber: „Der wievielte Freitag im Monat ist heute?“
„Der dritte, Sir.“ erwiderte Harm nach kurzem Überlegen.
„Dann hätte ich vielleicht einen Vorschlag für Sie, wo Sie mit ihr zum Tanzen hingehen könnten.“
Als Harm ihn verwundert anblickte, nickte der Admiral nur. „Sie erinnern sich doch bestimmt an Dr. Walden?“
Der Commander bejahte stumm.
„Sidney und ich sind öfters ins „Willard“ gegangen. Mal zum Essen, aber auch ab und zu zum Tanzen. Dort ist an jedem dritten Freitag im Monat ein offener Tanzabend.“
Harm sah verblüfft zu seinem Vorgesetzten. >Der Admiral tanzt gern?< Dann dachte er daran, dass diese Veranstaltung wohl so etwas wie ein Tanztee für Senioren sein dürfte.
Chegwidden lachte, als er Harms Mienenspiel von verwundert zu eher naserümpfend wechseln sah. „Nein, es ist kein Tanztee für Senioren, Harm. Die haben ihre spezielle Veranstaltung dort jeden zweiten Dienstag im Monat. Sie würden sich wundern, wie viele gerade auch junge Leute wir dort gesehen haben. Es waren fast alle Altersklassen dort vertreten.“
Harm nickte. „Bis auf die Senioren.“ In seinem Kopf begann sich sein Plan zu vervollständigen.
„Genau, bis auf die Senioren.“ AJ lachte erneut.
Der dunkelhaarige Ex-Pilot grinste seinen Chef breit an. Es war das Lächeln seiner Augen, dass Chegwidden zeigte, dass sein bester Anwalt wieder mit sich ins Reine kam.
„Sir, ich danke Ihnen für den Tipp. Aber verraten Sie Mac bitte nichts.“
„Nein, Harm. Aber reden Sie mit ihr.“
„Das werde ich, Admiral.“
„Gut, Cdr., das wäre dann alles. Wegtreten.“
Harm erhob sich. „Aye, Sir.“ Dann verließ er das Büro und nahm seinen Platz im Vorzimmer ein. Als erstes stellte er das Telefon wieder um.
Er musste über den Rat seines COs lächeln. Chegwidden war selten so persönlich geworden, obwohl ihm seine Mitarbeiter schon am Herzen lagen. Der Admiral war einer der wenigen Vorgesetzten, die sich wirklich um das Wohl ihrer Untergebenen sorgten.
>Der Tipp mit dem „Willard“ klingt gar nicht mal so schlecht. Das Ambiente des Hotels ist ideal für das, was ich vorhabe. Aber dass der Admiral gerne tanzt... DAS ist doch etwas ganz Neues.< Schmunzelnd lehnte er sich zurück und starrte gedankenverloren auf den Bildschirm.
In den nächsten Stunden geschah recht wenig. Harm sah, dass der Admiral ein paar Telefonate führte. >Vermutlich ruft er die Anrufer vom Vormittag zurück.< Merkwürdigerweise hatten bis jetzt aber nur zwei Leute angerufen.
>Ich habe selten einen so ruhigen Freitag erlebt.< wunderte er sich. „Aber was nicht ist, kann ja noch werden.“ entfuhr es ihm mit einem Seufzen.
„Das hoffe ich für Sie, Commander.“ hörte er daraufhin den Admiral sagen.
Erschrocken sah er auf. Chegwidden stand grinsend vor Tiners Schreibtisch und deutete ihm, sitzen zu bleiben, als er Anstalten machte, sich zu erheben.
Harm grinste schief zurück. „Lieber nicht, Sir...“
Als ihn der Admiral verwundert ansah, erklärte er: „Ich dachte nur gerade daran, dass es heute ein ungewöhnlich ruhiger Freitag ist. Und ich hoffe nicht, dass sich das noch ändert.“
„Ach so, das meinen Sie. Aber ich wünsche Ihnen für die andere Sache viel Glück, Harm.“
„Danke, Admiral.“ sagte er und fügte leise hinzu: „Für alles, Sir.“
Der Admiral schloss die Tür des Vorzimmers. „Cdr., ich will nochmals offen zu Ihnen sein. In der letzten Zeit waren Sie nicht mehr der Harm, den ich von früher her kenne. Gut, auch Sie werden älter und damit etwas ruhiger.“
Diese Bemerkung ließ Harm erneut schief grinsen.
„Aber ich habe gespürt, dass etwas an Ihnen genagt hat. Keine Sorge, noch hat es keine Auswirkungen auf Ihre Arbeit gehabt. Es wäre jedoch nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich erste Auswirkungen bemerkbar gemacht hätten. Und das können wir uns hier nicht leisten.
Ich habe gestern und vorhin aber nicht nur als Ihr Vorgesetzter zu Ihnen gesprochen, sondern vor allem als Ihr Freund, Harm. Ich glaube, Sie brauchten einen Anstoß von außen, um mit sich ins Reine zu kommen.“ AJ schmunzelte.
Er sah Harm fast väterlich an. Dann stand er auf und ging zur Tür. „Ich mache jetzt Feierabend. Wenn Sie hier oder bei Ihnen im Büro nichts mehr zu erledigen haben, dann können Sie auch bald Schluss machen.“
„Danke, Sir.“
„Und kommen Sie ja nicht zu spät heute Abend, Harm. Frauen mögen so etwas überhaupt nicht.“ AJ zwinkerte. „Ich wünsche Ihnen jedenfalls ein schönes Wochenende. Und viel Glück.“
Mit diesen Worten öffnete er die Tür und verließ das Vorzimmer. „Ihnen auch ein schönes Wochenende, Admiral.“ hörte er noch Harms Erwiderung.
Der Ex-Pilot holte tief Luft. Solche persönlichen Gespräche mit seinem CO waren ihm schon immer unangenehm gewesen. Er hatte dabei stets das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Und das war sein größter Fehler, das wusste er inzwischen. Die Angst vor Kontrollverlust.
>Aber vermutlich habe ich wirklich diesen Schubs von außen gebraucht.< dachte er und schmunzelte. >Der Admiral hat Recht, irgendwie fühle ich mich allein schon durch mein Vorhaben besser.<
Sein Grinsen wurde breiter, was er jedoch nicht registrierte. Ebenso wenig bekam er mit, dass Mac im Türrahmen auftauchte.
„Na, Flyboy, wieder über den Wolken unterwegs?“
„Mac!“ entfuhr es ihm. Er sah sie groß an.
Sie grinste. „Wer dachtest du denn, wer ich bin?“
„Ich hab’ dich gar nicht kommen hören.“ Ein verlegenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
„Bordfunk war ausgeschaltet.“ Ihr Lächeln wurde breiter. „Und bei dir scheint das Radar nicht zu funktionieren.“
>Normalerweise funktioniert das in Hinsicht auf dich eigentlich immer.< dachte er. Sein Grinsen wurde breiter. „Feindlicher Störsender!“ Er lachte.
„Der Admiral?“ fragte sie leicht besorgt.
„Nicht wirklich…“ versicherte er ihr.
„Was denn dann?“ Neugierig sah sie ihn an und setzte sich auf einen Stuhl.
Er grinste leicht arrogant. „Heute Abend, Marine!“
„Was ist denn nun dran an heute Abend?“ Sie blickte ihn mit einem ihrer typischen Bambiblicke an, von dem sie wusste, dass er ihm nicht widerstehen konnte.
Er schüttelte lachend den Kopf. „Du versuchst es wohl immer noch, was? Lass’ dich doch einfach überraschen.“
„Och… Harm… kein kleiner Hinweis?“ Ihr Blick wurde bettelnd.
Normalerweise hätte er ihr spätestens jetzt jeden Wunsch erfüllt. Dieses Mal jedoch war es anders. Er musste zwar hart mit sich kämpfen, aber er blieb eisern.
Bevor er antwortete, sah er sie kurz an. „Sagen wir mal so… Ich hoffe, es wird eine angenehme Überraschung sein.“ Sein Blick wurde intensiver.
Macs Gesichtsausdruck war ein einziges Fragezeichen. >Was hat das alles zu bedeuten? Warum sieht er mich so an? Gott, wie ich diese Augen liebe…<
Harm starrte sie immer noch an. Ihre großen Augen hielten seinen Blick gefangen. Keiner war so richtig in der Lage, den Blickkontakt zu unterbrechen.
Schließlich unterbrach der große Ex-Pilot doch den Kontakt.
„Gut, Mac, damit ich nachher nicht zu spät komme, will ich jetzt mal Schluss machen. Hier ist nichts mehr zu tun, und meine Sachen haben Zeit bis Montag.“
Sie blinzelte kurz. „Was ist mit dem Admiral?“
„Der ist schon weg. Wolltest du was von ihm?“
„Ach, das muss dann wohl auch bis Montag warten.“ Sie seufzte.
„Kann ICH dir vielleicht weiterhelfen?“ Leicht besorgt sah er sie an.
>Hilfsbereit wie immer.< dachte sie, bevor sie antwortete: „Nein, kannst du nicht.“ Dann erschien ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht. „Zumindest nicht in dieser Sache…“
Tadelnd hob er einen Finger und schüttelte den Kopf. „Tse, tse, tse… Marine, Marine… du bist aber hartnäckig heute.“ Er schenkte ihr ein extrabreites Flyboy-Grinsen.
Resigniert seufzte sie laut. „Scheint so, als hätte ich heute kein Glück bei dir.“
>Wenn DU wüsstest…< schoss es ihm durch den Kopf.
Kaum hatte Mac das gesagt, ging ihr auch schon auf, WAS sie gesagt hatte. Sie errötete leicht. Rasch senkte sie den Kopf in der Hoffnung, Harm hätte davon nichts mitbekommen.
Aber er hatte es gesehen. >Süß.< dachte er.
„Äh… ich meine… hm… natürlich nur in Hinsicht auf das Geheimnis entlocken.“ stammelte sie.
„NUR?“ Seine linke Braue sauste nach oben. Erheitert blickte er sie an.
„HARM!“ rief sie.
„Ja?“ fragte er mit unschuldiger Miene.
„Du weißt genau, wie ich das meine!“
„Hm…“ machte er. „Verstehe ich dich richtig? Bis auf die Tatsache, dass ich dir nicht verraten will, was ich heute Abend vorhabe, habe ich in allem Glück bei dir?“ Er verdrehte die Worte absichtlich.
Macs Kinnlade fiel herunter. Verdutzt sah sie ihn an.
„Na?“ Neugierig blickte er sie an.
Sie war immer noch sprachlos. Dann klappte sie als erstes ihren Mund wieder zu, bevor sie antwortete. „Harmon Rabb jr.! Verdreh’ mir doch nicht die Worte im Mund!“
„Hab’ ich doch gar nicht.“ Sein Blick war die Unschuld in Person. „Und falls du das nicht so gemeint hast, dann habe ich dich falsch verstanden. Entschuldige, Mac.“ Er grinste schelmisch.
Sie wusste nicht, ob sie lachen oder mit ihm schimpfen sollte. Sein jungenhaftes Grinsen nahm ihr buchstäblich den Wind aus den Segeln. Seine gute Laune wirkte ansteckend, so dass sie nun mitlachte.
„Oh, Sailor, du weißt ganz genau, wie ich das gemeint habe.“ Sie zwinkerte ihm zu.
Als Antwort erhielt sie nur eines seiner berühmten Rabb-Grinsen.
Dann wurde er wieder ernster. „Okay, Mac, ich will Schluss machen für heute. Schließlich muss ich mich ja auch noch schick machen.“ Nun war er es, der ihr zuzwinkerte.
>Du siehst doch in allem gut aus, Flyboy.< dachte sie. Dann nickte sie und stand auf. „Gut, ich hab’ auch nicht mehr viel zu tun. Wir sehen uns dann nachher.“
„Ja, gegen 19 Uhr hole ich dich ab.“ Er sah ihr lächelnd hinterher, als sie das Vorzimmer verließ.
Dann fuhr er Tiners PC hinunter und erhob sich, um in sein eigenes Büro zu gehen. Dort checkte er noch kurz seinen Mail-Eingang und schaltete anschließend den Computer aus.
Schließlich griff er nach Aktenkoffer und Mütze und verließ sein Büro. Kurz schaute er in Macs Büro vorbei und lächelte sie an.
Sie grinste zurück. „Bis nachher, Flyboy.“
Er nickte nur und machte sich auf den Weg zum Aufzug, mit dem er hinunterfuhr. Nachdem er bei seinem SUV angekommen war, stieg er ein und fuhr mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause.
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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Macs Appartement
ca. 1,5 Stunden später
Mac war gut 20 Minuten nach Harm mit ihrer Arbeit fertig geworden und hatte dann das HQ verlassen.
Nun stand sie unter der Dusche und wusch sich die Haare. Dabei dachte sie erneut daran, was Harm wohl vorhaben mochte. Je näher der Termin rückte, desto nervöser wurde sie.
Sie spürte, dass irgendetwas Schwerwiegendes passieren würde. Und sie vermutete nichts Gutes.
>Hoffentlich will er nicht wieder JAG verlassen.< Das war die schlimmste Variante, die ihr in den Sinn kam. Trotz des warmen Wassers lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.
Aber dann erinnerte sie sich, dass er etwas von einer „angenehmen Überraschung“ gesagt hatte.
Ihr fielen die kleinen Sticheleien und Albernheiten des heutigen Tages ein. Es erinnerte sie an frühere Zeiten, wo so etwas an der Tagesordnung gewesen war. Seit langer Zeit war kein Bürotag mehr so mit Scherzen gespickt gewesen. Harm hatte so gelöst gewirkt wie schon lange nicht mehr.
>Obwohl ich ihm mit meiner Neugier ja gehörig auf die Nerven gegangen sein muss. Aber selbst das konnte seine Laune nicht erschüttern.<
Kopfschüttelnd spülte sie den restlichen Schaum von ihrem Körper, drehte das Wasser ab und angelte sich ein großes Handtuch. Dann trocknete sie sich ab.
Als sie nach ihrer neuen Bodylotion griff, konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie hatte diese Duftnote neulich bei „Victoria’s Secret“ entdeckt. Der Duft „Pure Seduction“ hatte sie sofort in ihren Bann gezogen. Nun dachte sie darüber nach, ob er wohl irgendeinen Einfluss auf den heutigen Abend haben könnte. Genüsslich verteilte sie die cremige Flüssigkeit auf ihrem Körper und zog dann ihren Bademantel über.
Es war noch genügend Zeit, bis Harm kommen wollte. >Und wie ich ihn kenne, kommt er eh wieder zu spät.< Sie musste schmunzeln. >Na ja… 42 Minuten und 15 Sekunden hat er ja noch Zeit.<
Im Gegensatz zu vielen Frauen brauchte sie nie lange, um sich zurechtzumachen, worüber Dalton oder auch Mic immer sehr verwundert gewesen waren. Und da sie bereits wusste, was sie anziehen wollte, brauchte sie auch nicht stundenlang zu suchen.
Nun stand sie vor ihrem Kleiderschrank und holte das Kleid heraus, das ihr seit dem Mittag vorschwebte. Dann ging sie zu ihrer Wäschekommode und suchte sich passende Wäsche zusammen.
Gleicher Zeitraum
Harms Appartement
Kritisch sah Harm in den Spiegel. Sein dunkles Haar glänzte noch feucht. Nachdem er sich gerade noch einmal rasiert hatte, fuhr er prüfend mit der Hand über Kinn und Hals. Er war mit dem Ergebnis zufrieden.
Als er wieder in sein Schlafzimmer ging, warf er einen schnellen Blick auf seine Uhr. In knapp 30 Minuten musste er los, um pünktlich bei Mac zu sein. Er grinste. >Nein, dieses Mal komme ich nicht zu spät.<
Sein Anzug hing schon bereit, er brauchte jetzt nur noch sein Hemd und die passende Krawatte. Rasch, aber nicht hastig zog er sich an. Im Spiegel prüfte er den Sitz seiner Krawatte. Was er sah, gefiel ihm.
Auf Socken ging er in die Küche und trank den Rest seines Kaffees, den er sich kurz nach dem Heimkommen gekocht hatte. Dabei fiel sein Blick auf etwas, was er unterwegs noch besorgt hatte. >Ob sie wohl die Bedeutung kennt?< dachte er.
Schmunzelnd ging er wieder in sein Schlafzimmer, wo er seine Schuhe anzog. Dann nahm er die Blume aus dem Wasser. Er zog sein Jackett über, schnappte sich die Autoschlüssel und verließ die Wohnung.
In seinem Auto legte er die Blume vorsichtig auf den Beifahrersitz und fuhr los.
Macs Appartement
Sie war nun fertig angezogen, hatte ihre Haare gemacht und ein dezentes Make-up aufgelegt.
Harm sollte in knapp 10 Minuten kommen.
Sie wurde immer nervöser, je näher die Uhrzeiger der 19-Uhr-Marke rückten. >Sarah MacKenzie! Du bist ein Marine! Es ist nicht dein erstes Rendezvous!< redete sie sich ein. >Aber es ist mein erstes richtiges mit Harm…<
Unruhig tigerte sie in ihrem Wohnzimmer hin und her. Schließlich setzte sie sich und nahm ein Buch zur Hand, das auf dem Tisch lag. Nach zwei gelesenen Zeilen klappte sie es wieder zu und erhob sich. Angespannt begann sie, wieder im Wohnzimmer umherzulaufen.
Plötzlich klopfte es an ihrer Tür.
Ihr Herz schlug bis zum Hals. >Nein, das kann unmöglich Harm sein. Es ist erst 18.54 Uhr!< Obwohl sie am liebsten sofort zur Tür gelaufen wäre, holte sie erst einmal tief Luft. Dann ging sie langsam auf ihre Wohnungstür zu.
Dort blickte sie durch den Spion.
Harm stand nervös vor Macs Appartementtür. Er war schon vor einer Weile angekommen, hatte aber noch gut 5 Minuten im Auto gesessen. Nun kam er sich vor wie ein Teenager vor seiner ersten Verabredung.
Dann hatte er tief durchgeatmet und an die Tür geklopft.
Als er jetzt hörte, wie der Türknauf gedreht wurde, holte er sein Mitbringsel hinter dem Rücken hervor. Dann öffnete sich die Tür, und Mac stand vor ihm.
„Wow!“ entfuhr es ihm.
Sie trug ein tannengrünes Trägerkleid aus weich fließender schimmernder Seide. Bei ihrem Anblick musste er schlucken, so attraktiv sah sie aus.
„Hallo Harm.“ Sie lächelte ihn an.
„Hi Mac.“ Verlegen grinste er zurück. Dann erinnerte er sich der Blume in seiner Hand.
„Oh… hier, die ist für dich.“ Mit diesen Worten und einem tiefen Blick in ihre Augen überreichte er ihr die langstielige blutrote Rose, die er extra für sie aus vielen anderen herausgesucht hatte.
Mac sah die Rose mit großen Augen an. Dann blickte sie ihm in die Augen. Dort entdeckte sie etwas, was ihr Herz schneller schlagen ließ. Er blickte sie so zärtlich an, dass ihre Knie weich wurden. Glücklicherweise hatte sie noch den Türknauf in der Hand, so dass die Tür ihr Halt geben konnte.
Plötzlich erinnerte sie sich daran, dass er noch immer vor ihrer Tür stand. „Komm’ rein, Sailor.“ flüsterte sie.
Harm ging an ihr vorbei und blieb mitten im Wohnzimmer stehen. Als er an ihr vorüberging, registrierte er ein verführerisches Aroma, das sie sanft umgab. >Sie scheint ein neues Parfum zu benutzen, diesen Duft kenne ich gar nicht.<
Mac schloss die Tür. Dann drehte sie sich zu ihm und betrachtete ihn genauer.
Er trug einen anthrazitfarbenen Anzug. Sein Hemd war bordeauxrot und die Krawatte schwarz mit einem Muster, das an breite Pinselstriche erinnerte. Diese waren jeweils in verschiedenen Rosa- und Rottönen gehalten und passten hervorragend zur Farbe des Hemdes.
>Verdammt, sieht er gut aus. Dieses dunkle Rot steht ihm ausgezeichnet. Genau wie der Pullover gestern Abend.<
„Gut siehst du aus. Die Farbe passt zu dir.“ Langsam ging sie auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.
„Danke, Mac. Dein Kleid ist aber auch sehr schön. Es unterstreicht deine Grazie.“
Sie errötete bei seinen letzten Worten. Verlegen senkte sie den Kopf und schnupperte an der Rose, die sie noch immer in den Händen hielt. Das intensive Aroma stieg ihr in die Nase. Kurz schloss sie ihre Augen. >Verstehe ich die Botschaft dieser Rose richtig? Hat er sie mir deswegen geschenkt oder einfach nur, weil sie ihm gefallen hat?<
„Sie ist wunderschön…“ sagte sie leise und blickte ihn an. Er hatte immer noch diesen sanften Ausdruck in den Augen.
„Genau wie du, Sarah…“ erwiderte er mit samtweicher Stimme.
Sie sah ihn mit großen Augen an. >Sogar seine Stimme hat einen besonderen Klang.< Sie errötete erneut, konnte ihren Blick aber nicht von seinem lösen. So standen sie einige Zeit da, versunken in den Augen des anderen.
Schließlich räusperte sich Harm. „Mac… hm… wir sollten langsam mal los.“
„Oh… äh… ja.“ Schnell holte sie eine Vase, füllte sie mit Wasser und stellte die Rose hinein. Dann stellte sie alles auf ihren Wohnzimmertisch.
Sie griff nach ihrer Handtasche und einer farblich zum Kleid passenden warmen Stola, die sie sich locker um die Schultern legte.
„So, Flyboy, dann wollen wir mal los.“ grinste sie ihn erwartungsvoll an.
Mac war nicht mehr so nervös wie vorhin, eher in gespannter Erwartung, was nun passieren würde. Aufgrund der Rose beschlich sie zwar eine vage Ahnung, aber sie wollte Harm die Führung des Abends überlassen.
Den Marine-Colonel Sarah MacKenzie hatte sie in dem Moment abgelegt, als sie von ihrer Arbeit heute nach Hause gekommen war. Nun war sie ganz Frau.
Beide verließen nun das Appartement. Mac verschloss die Tür, dann gingen sie zu Harms Auto.
Dort schloss er zuerst die Beifahrertür auf und öffnete sie für Mac. Mit einem dankbaren Lächeln stieg sie ein. Er schloss die Tür und stieg dann auf der Fahrerseite ein. Schließlich fuhr er los, nachdem er ihr noch ein breites Flyboy-Grinsen geschenkt hatte.
Restaurant „1789“
Nachdem beide während der Fahrt wenig gesprochen hatten, kamen sie beim Restaurant an. Harm parkte den Wagen und stieg aus. Wiederum öffnete er die Beifahrertür und hielt Mac eine Hand hin.
Lächelnd ergriff sie diese und stieg aus. Harm verschloss das Auto, und beide betraten das Restaurant.
„Wow, das sieht ja gemütlich hier aus.“ staunte sie.
Das Restaurant war mit antiken Möbeln ausgestattet, die Beleuchtung größtenteils indirekt. Es hatte das Flair einen alten englischen Landhauses.
Harm blickte lächelnd zu ihr. „Na, gefällt es dir?“
Sie sah ihn an. „Gefallen? Harm, wie hast du dieses Kleinod gefunden?“
Er schmunzelte. „Ich habe es beim Joggen entdeckt. Wie die Küche hier ist, kann ich dir leider nicht sagen.“
„Oh, ich bin überzeugt, die ist erstklassig.“ lachte sie.
Ein Ober kam auf sie zu. Harm hatte einen Tisch reserviert, zu dem sie nun geführt wurden.
„Darf ich Ihnen schon mal einen Aperitif bringen?“ fragte der Ober, nachdem sich die beiden Anwälte gesetzt hatten, und reichte ihnen zwei Speisekarten.
„Für mich bitte ein Tonic Water mit Zitrone.“ bestellte Mac.
„Für mich bitte auch.“ schloss Harm sich an.
„Sehr wohl, kommt sofort.“ Der Ober verschwand.
Neugierig öffnete Mac die Speisekarte. Nachdem sie mehrere Seiten überflogen hatte, hob sie den Kopf.
„Puh… das sind so viele leckere Sachen… ich weiß gar nicht, was ich nehmen soll.“
Harm, der in die Fischkarte vertieft war, grinste sie an. „Such’ dir aus, was dir gefällt. Und wenn es zwei Vorspeisen, drei Hauptgerichte und vier Desserts sein sollten…“
„Haaarm!“ protestierte sie entrüstet.
Er lächelte jedoch nur.
Mac versuchte es mit einem strengen Blick, doch der wollte ihr nicht so recht gelingen. Daher vertiefte sie sich wieder in ihre Karte, als Harm sie immer noch angrinste.
Schließlich hatte sie etwas gefunden, was ihr besonders zusagte. Als Vorspeise wählte sie gegrillte Wachtel mit einer Pilz-Pinienkern-Füllung und Radicchio-Salat und als Hauptgericht gegrilltes Rinderfilet mit Gruyère-Kartoffeln. Das Dessert beabsichtigte sie später auszusuchen.
„So, Sailor, ich hab’ was gefunden. Du auch?“
Er nickte. „Allerdings.“ Auf ihren neugierigen Blick hin ergänzte er: „Als Vorspeise nehme ich die Frühlingslauch-Suppe und als Hauptspeise den isländischen Lachs.“
„Hm... klingt auch nicht schlecht. Ich bleibe aber lieber beim Fleisch.“
„Kein Problem. Was möchtest du dazu trinken? Ich habe gesehen, sie haben auch alkoholfreien Wein hier.“
„Oh, dann nehme ich davon ein Glas. Und du kannst ruhig normalen Wein trinken, Harm.“ Sie langte über den Tisch und drückte beruhigend seine Hand.
„Meinst du wirklich?“ Er hatte immer Hemmungen, in ihrer Gegenwart Alkohol zu trinken.
„Ja, sonst hätte ich das doch nicht gesagt.“
„Na gut.“
Als der Ober mit ihren Aperitifs kam, gaben sie ihre Bestellung auf. Harm wählte für sich ein Glas Weißwein, während Mac alkoholfreien Rotwein haben wollte.
Dann prosteten sie sich zu. „Auf einen schönen Abend, Sarah...“ Der Ex-Pilot sah ihr tief in die Augen.
Mac blickte ihn ernst an. >Nun hat er mich schon das zweite Mal so genannt. Immer wenn er mich mit „Sarah“ anspricht, hat seine Stimme einen ganz besonderen Klang.<
„Auf einen schönen Abend.“ Sie hob ihr Glas und trank einen Schluck.
Er sah ihr dabei zu, bevor er selbst trank.
„Also, Sailor, was hast du zu beichten?“ fragte sie grinsend.
„Später, Mac, später.“ antwortete er vieldeutig.
„Willst du mir nicht wenigstens verraten, was du noch vorhast?“ Ihr Blick wurde bettelnd.
„Hm...“ machte er und schaute theatralisch an die Decke. „Na gut... Aber nur, weil du es bist.“ Ein breites Grinsen traf sie.
„Haaarm!“
„Also, wir essen hier erst gemütlich. Und dann wollte ich mir dir tanzen gehen.“
In ihre Augen trat ein Strahlen. „Tanzen? Oh, Harm, du weißt, ich liebe es zu tanzen.“
„Eben drum.“ Sein Grinsen wurde breiter.
Sie legte den Kopf schief. „Wo denn?“
„Das wirst du dann schon sehen.“ >Ebenso wie das, was dann noch kommt...< dachte er, behielt diesen Gedanken aber für sich.
„Kein kleiner Hinweis?“
„Nein.“ Er schüttelte lachend den Kopf. „Wenn es dich tröstet... eine Disco ist es nicht.“
Sie kicherte bei der Vorstellung. „Wir beide in einer Disco... Also das passt ja nun wirklich nicht.“
„Ich denke, es wird dir gefallen.“
Sie nickte nur. Ihre Gedanken schweiften ab zu anderen Veranstaltungen, auf denen sie beide miteinander getanzt hatten. Harm war ein ausgezeichneter Tänzer und konnte sehr gut führen. Sie freute sich darauf, mit ihm über das Parkett zu schweben.
Harm war ihr geistesabwesender Blick nicht entgangen. „Woran denkst du?“ fragte er leise.
„Hm? Ach so... ich dachte gerade an deine Tänzer-Qualitäten.“
„Sind die so schlecht?“ Verwundert sah er sie an.
„Nein, im Gegenteil. Du bist ein fantastischer Tänzer.“ Sie errötete leicht.
Er schmunzelte. Ähnliches hatte er schon von anderen Frauen gehört. Aber es von Mac zu hören war doch schon etwas anderes.
„Danke für das Kompliment, ich kann es nur zurückgeben. Allerdings warst du da mal anderer Meinung...“
Sie sah ihn groß an. „Das weißt du noch?“ Erneut trat eine zarte Röte auf ihre Wangen. Er nickte nur.
Dann kam der Ober mit den Vorspeisen. „Einmal die Wachtel für die Dame...“ Mit diesen Worten stellte er den Teller vor Mac ab. „... und für den Herrn die Lauchsuppe.“
Beide bedankten sich und begannen zu essen, nachdem sie sich einen Guten Appetit gewünscht hatte.
Nach ein paar Bissen meinte Mac: „Hm, das ist ausgezeichnet hier. Wenn der Rest auch so lecker ist... dann Kompliment.“
„Ja, es ist sehr gut. Das Restaurant sollte man sich merken.“ nickte er zustimmend.
Sie grinste. „Und die Vorspeise besteht nicht nur aus einem Salatblatt mit Dekoration.“
Der Commander lachte. „Na ja... ich würde eine gefüllte Wachtel nicht gerade als „Dekoration“ bezeichnen...“ Er grinste breit. „Aber ich denke, wir bekommen dich schon satt, Marine.“
Mac konnte ihn nur strafend anblicken, da sie gerade kaute. Aber dann musste sie doch lachen.
Schließlich waren sie mit der Vorspeise fertig. Der Ober tauchte wieder auf und räumte die Teller weg. Mac bestellte noch ein Tonic Water. Wenige Minuten später erschien er wieder mit dem Hauptgang und dem Wein.
Beide Anwälte hoben ihre Weingläser und prosteten sich schweigend zu. Dann fingen sie an zu essen.
Diesmal war es Harm, der als erster das Essen lobte. „Die Vorspeise hat nicht zuviel versprochen. Der Fisch ist ausgezeichnet.“
„Hm...“ Mac nickte kauend.
Schweigend genossen sie ihr Essen und die Gegenwart des anderen. Immer wieder blickten sie dabei einander in die Augen.
Der dunkelhaarige Ex-Pilot war in gelöster Stimmung. Seit er seinen Entschluss gefasst hatte, fühlte er sich wesentlich wohler. Das gute Essen, das sie jetzt genossen, trug seinen Anteil dazu bei, dass er sich immer lockerer fühlte, je näher „der große Augenblick“ rückte. Eigentlich hätte er nervös sein müssen, schließlich gestand man ja nicht alle Tage der Frau, die man über alles liebte, seine Gefühle.
Mac erging es ähnlich. Sie genoss seine Gegenwart wie schon lange nicht mehr. Ihre Intuition sagte ihr, dass ihm irgendein Ereignis die Schwermut genommen hatte, die er in den letzten Wochen und Monaten gezeigt hatte. Natürlich war diese nicht offen zu sehen gewesen, aber sie kannte ihn gut genug, um diese Gefühle zu bemerken. Doch seit gestern Abend war er verändert. Er war witzig und charmant, halt ganz Offizier und Gentleman.
Schließlich waren sie mit dem Essen fertig.
„Ah... war das gut. Ich muss sagen, wenn du willst, dann hast du einen ausgezeichneten Geschmack, Sailor.“
Als sie sah, dass er amüsiert seine Augenbraue hochzog, meinte sie grinsend: „Beim Aussuchen eines guten Restaurants, meine ich.“
„Tja, Mac, manchmal bin auch ich recht gut.“ Er grinste breit bei der Anspielung auf ihre Bemerkung vom Nachmittag.
„Ja, das bist du.“ stellte sie nur fest.
„Ehrlich?“
„Ja, und nicht nur beim Restaurant-Aussuchen...“ sagte sie leise.
Er blickte sie mit großen Augen an. „Wobei denn noch?“ fragte er neugierig.
Sie lächelte. „Du bist ein verdammt guter Anwalt, Harm. Die Wahrheit steht bei dir an erster Stelle. Egal ob als Ankläger oder Verteidiger, du setzt alles daran, einen Fall zu gewinnen. Auch wenn das nicht immer klappt...“ Sie grinste breit.
Dann wurde sie wieder ernst. „Außerdem sorgst du dich um die Leute, die dir am Herzen liegen. Schau’ doch nur, was du alles für Bud und Harriet getan hast. Oder für Sergej. Oder auch für die kleine Darlyn.“
Bei der Erwähnung des kleinen Mädchens, das ein so schweres Schicksal gehabt hatte, nickte Harm. Selbst jetzt erkundigte er sich hin und wieder nach ihrem Wohlergehen.
„Na ja... du hättest bestimmt das Gleiche getan.“
Sie dachte nach. „Ich weiß nicht... vielleicht... Aber vermutlich wäre ich nicht so weit gegangen wie du. Du hast einen sehr ausgeprägten Beschützerinstinkt, Sailor.“ Sie lächelte sanft.
Er sah sie nachdenklich an. „Meinst du?“
„Oh ja, mein Lieber. Und ich möchte dich in dieser Hinsicht nicht als Gegner haben.“
„So was Ähnliches habe ich auch mal zu dir gesagt, weißt du noch?“ Er grinste schon wieder, wenn auch zaghaft.
Sie nickte nur. Es war beim Prozess gegen Col. Farrow gewesen, wo er gesagt hatte, dass er sie lieber in seinem Team als im gegnerischen gehabt hatte. Er hatte ihr damals nicht vertraut, sich aber am Schluss entschuldigt.
Der Ober erschien plötzlich. „Möchten Sie vielleicht noch ein Dessert?“ fragte er höflich.
Harm sah Mac fragend an. Sie nickte. „Ja, bitte.“
„Die Karte kommt sofort.“ Mit diesen Worten verschwand der Ober, um kurze Zeit später mit den Dessertkarten wieder aufzutauchen.
Nach kurzem Durchsehen entschied sich Mac für die Apfel-Charlotte, während Harm ein hausgemachtes Mandarinen-Sorbet wählte. Zusätzlich bestellten sie beide noch einen Kaffee.
Nach wenigen Minuten brachte der Ober ihnen ihre Desserts und zog sich dann wieder zurück.
Ohne viele Worte genossen beide den Nachtisch.
Mac trank den letzten Schluck ihres Kaffees. Dann grinste sie Harm an. „Es war exzellent, Sailor. Ich muss sagen, du hast lecker gekocht.“
Er zog belustigt eine Augenbraue in die Höhe. „Na ja... ich hab’ dem Küchenchef vorher das eine oder andere Geheimnis verraten.“
Sie kicherte. „Und woher wusstest du, was ich wählen würde?“
Er schmunzelte. „Ich kenne deinen Geschmack ganz gut, Mac.“ Sein Grinsen wurde breiter.
„Flyboy, Flyboy...“ Sie schüttelte lachend den Kopf. „Dein Ego treibt sich wohl mal wieder in der Stratosphäre herum, hm?“
„Nee, nicht ganz. Da oben ist die Luft viel zu dünn. Es befindet sich eher in der unteren Troposphäre... da kann man noch ganz gut atmen.“ Sein arrogantes Fliegerlächeln ließ Mac die Augen verdrehen.
Der großgewachsene Offizier hatte mit seinem letzten Satz gar nicht mal so Unrecht. Seine Stimmung hätte fast nicht besser sein können. >Okay, eine Sache gibt es, die meine Laune noch steigern könnte...< Daran wollte er aber vorerst nicht denken. Er genoss es, mit Mac hier in diesem wundervollen Restaurant zu sitzen. Und bald würden sie ins „Willard“ zum Tanzen fahren.
Mac war ebenfalls gelöster Stimmung. Sie hatte ein exquisites Abendessen genossen, saß hier in diesem gemütlichen Restaurant mit dem Mann, den sie liebte. Auch wenn der davon nichts wusste.
>Harm wirkt wie ausgewechselt.< dachte sie und betrachtete ihn verstohlen. >Was mag diesen Stimmungswandel wohl hervorgerufen haben? Ob es etwas mit dem zu tun hast, wo er ein so großes Geheimnis drum macht?<
„Na, Marine, nun schwebst DU aber über den Wolken, was?“ hörte sie auf einmal seine Stimme durch ihre Gedanken.
„Hm?“ fragend sah sie ihn an.
Er grinste breit. „Wo bist du denn mit deinen Gedanken?“
„Bei deinem Geheimnis, was immer es auch sein mag, Flyboy.“ Sie grinste zurück.
Als er sie verständnislos ansah, kicherte sie. „Na ja... irgendwie hat dieses mysteriöse Etwas deine Stimmung seit gestern ungemein gehoben. Ich wüsste zu gerne, was es ist. Willst du es mir nicht vielleicht verraten?“
Wieder traf ihn einer ihrer Bambiblicke, und wieder musste er sich zusammennehmen, es ihr nicht zu verraten.
„Maaac! Wie oft soll ich es dir denn noch sagen? SPÄTER!“ Ein typisches Rabb-Grinsen traf sie. „Ich verspreche dir, du wirst es heute noch erfahren.“
„Oh, Commander, da haben Sie aber nicht mehr viel Zeit!“ Auf seinen fragenden Blick hin meinte sie nur: „In genau 1 Stunde, 42 Minuten und 12 Sekunden ist es Samstag.“
„Uh...“ seine Miene wurde theatralisch. „Dann sollten wir vielleicht mal die Location wechseln.“
Sie kicherte. „Woher hast du DAS denn? Ich meine, von Chloe kenne ich ja solche Sprüche, aber die ist auch ein Teenager. Was man von dir ja nicht gerade behaupten kann.“
Er blickte sie schief an. Dann musste er jedoch lachen. „Punkt für dich, Mac. Gefällt es dir vielleicht besser, wenn ich dich frage, ob ich dich nun zum Tanzen führen darf?“
„Seeehr viel besser, Sailor.“ Sie strahlte.
„Okay.“ Er winkte den Ober herbei. „Ich würde gerne zahlen.“ meinte er und gab diesem seine Kreditkarte mit.
„Sehr wohl, mein Herr.“ Der Ober verschwand und kam wenig später mit dem Beleg wieder, den Harm dann unterzeichnete, nachdem er ein großzügiges Trinkgeld hinzugefügt hatte.
Schließlich konnten sie das Restaurant verlassen. Vor der Tür hielt er ihr seinen Arm hin. „Darf ich bitten, Ms. MacKenzie?“
Zuerst wusste sie nicht, was er wollte, doch dann verstand sie und hakte sich bei ihm unter. „Ganz Offizier und Gentleman...“ lächelte sie ihn an.
„Nicht ganz. Der Offizier ist auf Wunsch einer wundervollen und charmanten Frau daheim geblieben und hat bis Montag Urlaub.“ Er lachte. „Bleibt also nur der Gentleman.“
Mac wusste nicht, was sie antworten sollte. Zu sehr hatte sie die „wundervolle und charmante Frau“ überrascht. So räusperte sie sich nur verlegen und senkte den Kopf.
Harm sah das und musste schmunzeln.
Nun schlenderten sie zum Parkplatz, wo Harm zuerst die Beifahrertür für sie öffnete. Mac wollte schon einsteigen, als ihr ein Gedanke kam. Über die geöffnete Tür reckte sie sich zu dem großen Anwalt hoch und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Danke, Harm.“ flüsterte sie, bevor sie im Auto verschwand.
Der Ex-Pilot stand verdutzt da. Er starrte zu ihr hinunter.
Aus dem Wagen schaute Mac in seine Augen. Dort erkannte sie seine Verwirrung, konnte aber auch noch etwas anderes dort entdecken. Sie hatte diesen anderen Ausdruck heute bereits ein paar Mal gesehen, konnte ihn aber immer noch nicht richtig einordnen.
Harm hatte sich wieder gefangen, obwohl er ihre Lippen immer noch spüren konnte. Der zarte Kuss hatte ihn doch ziemlich irritiert.
„Danke wofür?“ fragte er nun leise.
„Für den bis jetzt bereits wunderschönen Abend.“ flüsterte sie.
Er nickte nur, blickte ihr aber immer noch in die dunklen Augen. Dann schüttelte er den Kopf und schloss die Autotür. Er ging zur Fahrerseite und stieg ein. Schließlich startete er den Motor und fuhr los.
Mac sah ihn von der Seite an. Sie hatte den Eindruck, er wäre leicht verunsichert. Aber sie war sich nicht völlig sicher.
Hotel „Willard Intercontinental“
Washington, D. C.
Nach knapp 10 Minuten erreichten sie ihr nächstes Ziel. Harm fuhr den SUV vor dem Hotel „Willard Intercontinental“ vor.
Sie riss verwundert die Augen auf. „Harm, was... äh... was hast du vor?“
Er lachte leise. „Keine Panik, Mac! Wir gehen nur tanzen.“
„HIER? Im „Willard“?“
„Ja, ich habe gehört, da ist heute Tanzabend. Und das Hotel bietet doch einen schönen Rahmen dafür, oder?“ Er grinste. >Ich sag’ ihr aber lieber nicht, WER mir den Tipp gegeben hat.<
„Oh... Ich wusste gar nicht, dass die hier so was veranstalten.“
„Ich auch nicht. Aber ein... ähm... Bekannter hat mir den Tipp gegeben.“ Der letzte Satz kam etwas zögernd über seine Lippen.
>Wer mag das wohl gewesen sein?< fragte sie sich. Soweit sie wusste, hatte Harm nicht allzu viele Freunde. „Na, da bin ich aber mal gespannt.“
„Ich auch, Mac.“ Mit diesen Worten stieg er aus und ging auf ihre Seite des Fahrzeugs, wo er ihr galant aus dem Auto half. Nun ließ sie sich gerne helfen und nahm dankbar seine dargebotene Hand.
In diesem Moment tauchte auch schon ein junger Mann auf, um den Wagen zu parken. Harm übergab ihm den Schlüssel und erhielt seinen Parkschein.
Der großgewachsene Anwalt bot Mac einen Arm zum Unterhaken an. Sie legte eine Hand in seine Armbeuge und lächelte ihn erwartungsvoll an.
Gemeinsam gingen sie durch die Eingangstür in die Hotelhalle. Das Hotel war im Stil des 19. Jahrhunderts eingerichtet. Marmorsäulen trugen eine mit Stuck verzierte Decke, die Sitzmöbel bestanden aus eleganten Ledergarnituren.
„Wow!“ entfuhr es Mac leise. „Meine Güte, sieht das elegant aus.“ Sie schaute sich mit großen Augen um.
Harm amüsierte sich im Stillen über ihr Erstaunen. „Also genau das richtige für uns.“ Ein selbstzufriedenes Grinsen begleitete seine Worte.
Mac war versucht, ihm einen Armhieb zu verpassen, ließ es aber in Anbetracht der Örtlichkeit dann doch lieber sein. Stattdessen raunte sie ihm nur ein strenges „Harm!“ zu.
„Mac... genau so hab’ ich mir das vorgestellt, wenn ich dich ausführe. Perfekter könnte die Umgebung nicht sein.“
„Perfekt wofür?“ Sie sah ihn neugierig an.
„Überraschung!“ Seine Stimme war verführerisch leise geworden.
Ihr lief ein Schauer über den Rücken, und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie holte tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen.
Harm hatte das bemerkt, aber als er sie interessiert ansah und ihre dunkel gewordenen Augen bemerkte, hielt er es für gescheiter, nichts zu sagen. Stattdessen schmunzelte er innerlich.
„Schau’, da geht’s zum Tanzen.“ Er zeigte auf eine Tafel, die auf den Raum hinwies, wo das Vergnügen stattfand.
Beide betraten den Saal. Er war ähnlich wie das Hotel-Foyer angelegt, nur war hier Parkett verlegt worden statt Marmor wie in der Vorhalle. Von der Decke hingen Kristall-Lüster, und im oberen Teil konnte man Wandmalereien sehen.
Die Hälfte des Raumes war für die Tanzfläche frei geräumt worden, in einer Ecke spielte ein Quartett und der Rest des Raumes wurde von locker aufgestellten Tischen eingenommen, an denen Gäste jeglichen Alters saßen. Auch die Tanzfläche war gut besucht.
>Der Admiral hat Recht gehabt mit dem Publikum.< dachte Harm. >Es sind wirklich alle Altersgruppen vertreten. Und der Tipp war mehr als gut. Ich schätze, ich schulde ihm was...<
„Hey, da hinten ist ein Tisch frei.“ raunte Mac ihm gerade ins Ohr. Sie war perplex gewesen, als sie den Saal betreten hatte. Und wunderte sich immer noch ein wenig, woher Harm diese Örtlichkeit wohl kannte.
„Dann sollten wir uns den erobern, Mac.“ grinste er, nahm ihre Hand und steuerte auf den Tisch zu. Beide setzten sich. Ein Kellner erschien und fragte nach ihren Getränkewünschen. Sie bestellten jeder ein Tonic Water.
Mac sah sich um. „Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Leute hier sind, vor allem auch so viele junge Leute.“
„Stimmt.“ Harm nickte. „Scheint so, als könnten viele von denen die heutige Disco-Musik nicht leiden.“
Sie kicherte. „Hey, das kannst du doch auch nicht, oder?“
Er grinste schief. „Es reicht mir schon, das im Radio hören zu müssen. Magst DU das etwa?“
„Das meiste nicht. Aber es gibt auch schöne langsame Balladen oder wie immer das heute genannt wird.“
Sie wurden vom Kellner unterbrochen, der ihre Getränke brachte.
„So was könnte man „Love-Songs“ nennen...“
„Ja, ja... die Liebe.“ Sie seufzte.
Er blickte sie kurz an, bevor er antwortete. „Ein unerschöpfliches Thema.“
Er hatte das in einem so merkwürdigen Tonfall gesagt, dass sie ihn sorgfältig musterte. Sein Blick schien entrückt, er schaute ins Nirgendwo.
„Damit haben wir wohl beide kein Glück, Flyboy?“ lächelte sie.
Er zuckte mit den Schultern. >Rabb, pass’ auf, was du jetzt sagst!< fuhr ihm durch den Kopf. „Ich weiß nicht, Mac...“
„Hey, wenn du bislang Glück in der Liebe gehabt hättest, wärst du doch schon längst stolzer Familienvater. Ich weiß doch, wie sehr du Kinder liebst.“ Sie nahm seine Hand und drückte sie aufmunternd.
„Na ja...“ Er hielt ihre Hand fest. Es tat gut, ihre Wärme zu spüren. „Ich hoffe eigentlich immer noch...“
„Nicht nur du, Sailor...“ flüsterte sie.
Sie saßen Händchen haltend am Tisch und sahen sich an. Keiner sagte ein Wort. Harm strich langsam mit dem Daumen über ihren Handrücken. Mac genoss diese zarte Geste.
Nach ein paar Minuten meinte sie, auf die Musik lauschend: „Na, wie wäre es mit einem Tänzchen?“
Harm grinste sie an. „Hab’ ich was nicht mitbekommen?“
„Wieso?“ Sie sah ihn irritiert an.
„Ich habe nichts von „Damenwahl“ gehört.“
Sie kicherte. „Harm, du bist ein Macho!“
„ICH ein Macho?“ Er zog verwundert eine Augenbraue in die Höhe.
„Na ja...“ sie grinste verschmitzt. „Anscheinend muss eine Frau, die Lust zum Tanzen hat, bei dir bis zur Damenwahl warten.“
„Maaac!“ Tadelnd sah er sie an, bis er ihren amüsierten Gesichtsausdruck bemerkte. „Oh, Marine... du nimmst mich auf den Arm!“
Lachend schüttelte sie den Kopf. „Nee, Sailor, dafür bist du doch ein wenig zu schwer.“
Ein arrogantes Grinsen antwortete ihr. „Umgedreht wäre es dir wohl lieber, was?“
Sie legte den Kopf schief und grinste breit zurück. „Vielleicht...“
Nun sausten bei ihm beide Augenbrauen nach oben. Sein Mienenspiel war dermaßen komisch, dass Mac lachen musste.
„Was ist denn nun schon wieder so lustig?“
„Dein Gesichtsausdruck...“
Ihr Lachen war so fröhlich und ansteckend, er konnte gar nicht anders als mitlachen.
„Marine, Marine... eigentlich sollte ich dir dafür den Hintern versohlen.“ Wieder dieses arrogante Grinsen.
„Gelbes Licht, Commander!“ Sie kicherte.
Verdutzt sah er sie an. „Mal abgesehen davon, dass der Commander Urlaub hat... kein ROTES Licht?“
Sie kicherte erneut. „Nein, MISTER Rabb jr.“
„Tse...“ Er schüttelte den Kopf. Dann wurde sein Lächeln noch breiter. „Und wann krieg’ ich „grünes Licht“?“ flirtete er.
„HARM!“ rief sie gedämpft aus. >Meinetwegen sofort.< dachte sie jedoch.
Sein Flyboy-Grinsen übertraf sich selbst. „Was hast du denn?“ Unschuldig sah er sie an.
Sie blickte in seine blitzenden Augen. „Also, Sailor, wir wollen ja mal nicht übertreiben...“ lachte sie.
Er seufzte und schaute theatralisch an die Decke. „Noch mal jahrelang warten...“
Mac schüttelte lachend den Kopf. „Du bist unmöglich...“
„... aber gut.“ Er zwinkerte.
„Aber gut. Das stimmt. Und weil du so ein Guter bist, darfst du mich auf die Tanzfläche begleiten, Mister.“ Sie stand auf. „JETZT ist nämlich Damenwahl.“
„Oh...“ Er erhob sich ebenfalls. Sie nahm seine Hand und führte ihn zur Tanzfläche.
Der großgewachsene Anwalt zog sie näher an sich, und sie begannen zu tanzen.
Mac entspannte sich rasch. Sie spürte seine warme Hand durch den dünnen Stoff ihres Kleides. Ihren Kopf hatte sie gegen seine Schulter gelehnt und die Augen geschlossen. Sie liebte langsamen Walzer, und Harm führte gut.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie spürte, wie Harm sie näher an sich zog. Er hatte inzwischen seinen Kopf auf den ihren gelegt.
Plötzlich hörte sie, wie er tief einatmete. „Mac?“
„Hm?“ antwortete sie.
„Du… hm… du duftest so gut.“
Sie rückte ein wenig von ihm ab und sah ihn an. „Findest du?“
„Ja.“ hauchte er leise. „Ist das ein neues Parfum?“
Sie räusperte sich und flüsterte: „Nein, nur eine neue Bodylotion…“ >Ich sag’ jetzt aber nicht, wie sie heißt.<
„Sie passt zu dir…“ Mit diesen Worten zog er sie wieder zu sich heran. So tanzten sie, bis das Stück zu Ende war.
Die nächsten Tänze waren schneller, aber sie genossen sie trotzdem, auch wenn sie nicht mehr so eng tanzen konnten. Ihre Bewegungen gaben den Rhythmus der Musik perfekt wieder.
Schließlich meinte Mac leise: „Lass’ uns mal eine kleine Pause machen.“ Er nickte zustimmend. Sie gingen wieder zu ihrem Tisch.
Während Harm sich setzte, meinte sie grinsend: „Bin gleich wieder da!“ Dann verschwand sie in Richtung Toiletten.
Der Ex-Pilot sah ihr nachdenklich hinterher. Er beschloss, dass es langsam an der Zeit war, ihr seine Gefühle zu gestehen.
Nach ein paar Minuten erschien sie wieder und lächelte ihn an.
Wie immer fand er dieses sanfte Lächeln von ihr bezaubernd. „Ich sehe, du hast dich etwas frisch gemacht.“
„Stimmt. Aber wie kommst du darauf?“ Sie sah ihn neugierig an.
Er schmunzelte. „Deine Lippen glänzen verführerischer als eben.“
„So was bemerkst du?“
„Allerdings.“ Er nickte. Dann blickte er ihr tief in die Augen. „Und nicht nur das, Mac...“
Verunsichert sah sie ihn an. „Äh... was denn noch?“
„Dein bezauberndes Lächeln heute Abend... deine glänzenden Augen... deine Natürlichkeit... deine Anmut...“
Mac wusste nicht, was sie sagen sollte. >Er ist plötzlich so anders... so ernst... Was ist los mit ihm?< Allerdings fand sie sein Flirten sehr charmant.
Bevor ihr eine Antwort einfiel, hörte sie ihn fragen: „Darf ich bitten, Ms. MacKenzie?“
Unsicher lächelte sie. „Aber gern, Mr. Rabb.“
Beide erhoben sich. Auf dem Weg zur Tanzfläche griff Harm nach ihrer Hand und drückte sie. Es war ein sanfter, aber dennoch fester Händedruck.
Wieder begannen sie zu tanzen. Und wieder zog der dunkelhaarige Mann sie nahe an sich. Es waren einige langsame Tänze angekündigt worden, extra für „alle Verliebten“, wie der Leiter des Quartetts unter allgemeinem Gelächter bekannt gegeben hatte.
Harm senkte den Kopf und legte seine Wange auf Macs Haar. Ganz leise sang er einen Teil des Textes mit.
„You're just too good to be true.
Can't take my eyes off of you.
You'd be like heaven to touch.
I wanna hold you so much.
At long last love has arrived.
And I thank god I'm alive.
You're just too good to be true.
Can't take my eyes off of you."
Langsam wiegten sie sich im Takt der Musik. Und allmählich verloren sie das Gefühl für die Außenwelt.
Mac genoss die enge Umarmung. Sie fühlte sich so wohl wie seit langem nicht mehr. Ihr Kopf ruhte in seiner Halsbeuge, und der Geruch seines Aftershaves stieg ihr in die Nase. Sie hatte diesen Duft schon immer gemocht.
Harm begann sanft über ihren Rücken zu streicheln. Seine Hand zog zuerst kleine, dann größer werdende Kreise.
Sie schmiegte sich enger an ihn. Ihre Hand lag unter seinem Jackett auf seinem Rücken. Sie begann nun, leicht über seinen Rücken zu streichen. Sie fühlte die straffen Muskeln dort und die Wärme seiner Haut. Ein wohliges Gefühl der Geborgenheit breitete sich in ihr aus.
„Hmmm...“ Ihre Stimme klang wie das zufriedene Schnurren einer Katze. Sie zog ihn noch ein wenig an sich ran.
„Was hast du?“ fragte Harm leise.
Ihre Antwort war kaum mehr als ein Flüstern. „Es ist so schön...“
Er musste schmunzeln. „Was ist so schön, Sarah?“
„Alles...“ wisperte sie. Bei der Erwähnung ihres Namens lief ihr wieder einmal ein Schauer über den Rücken. Seine Stimme hatte zudem völlig anders geklungen. >Diese Stimme... so sanft... so tief... so... na ja... irgendwie sexy...< Sie war froh, dass ihr Kopf an seinem Hals vergraben war, denn der letzte Gedanke trieb ihr eine leichte Röte auf die Wangen.
Der Druck von Harms Hand auf ihrem Rücken wurde fester. „Hm...“ murmelte er zustimmend. Dann küsste er leicht ihr Haar.
Verwundert hob sie den Kopf und blickte ihn fragend an.
„Schsch...“ machte er leise und bat flüsternd: „Keine Fragen...“
Sie schüttelte den Kopf, sah ihn aber immer noch mit großen Augen an. Er lächelte sanft, fast schon zärtlich zurück.
Sie hatte das Gefühl, in seinen Augen zu versinken. Erneut legte sie ihren Kopf an seinen Hals und schloss die Augen. Sie meinte, immer noch seine Lippen auf ihrem Haar zu spüren.
Dann merkte sie, dass Harm sie erneut dort küsste. Dieses Mal jedoch stärker. >Ich glaube, ich träume...<
Leise summte Harm wieder mit. Mac konnte das Vibrieren seines Kehlkopfes spüren.
Und dann tat sie etwas, was sie unter normalen Umständen vermutlich nicht getan hätte. Aber sie war völlig verzaubert von der Atmosphäre, in die sie die Musik, das Tanzen mit Harm und seine sanften Berührungen versetzt hatten. Es kam fast automatisch, dass sie ihn küsste. Es war ein federleichter Kuss auf seinen Hals.
Harms Körper durchlief ein Schauer. Die Stelle, wo sie ihn geküsst hatte, brannte fast wie Feuer. Aber er empfand dieses Gefühl als sehr angenehm. Er verstärkte den Druck seiner Hand erneut. Macs Körper war warm und trotz ihrer festen Muskeln weich, er hatte das Bedürfnis, sie nie mehr loslassen zu wollen.
„Hmmm...“ ein wohliges Brummen drang an ihr Ohr. Sie hatte sein kurzes Zittern nach ihrem Kuss gespürt und fragte sich nun, was das zu bedeuten hatte.
„Harm?“ fragte sie leise, ohne den Kopf zu heben.
„Das... das war wunderschön.“ Seine Stimme war noch tiefer geworden.
„Was?“ wisperte sie.
„Der Kuss...“ hörte sie ihn ganz nah flüstern. Sein warmer Atem, der wie ein zarter Hauch ihr Ohr traf, verursachte eine Gänsehaut am ganzen Körper.
Dann spürte sie seine Lippen an ihrem Ohr. „Sarah...“ murmelte er.
Nun hob sie doch vorsichtig den Kopf und schaute ihn mit großen Augen verunsichert an. Seine Stimme hatte so merkwürdig geklungen.
„Harm?“ fragte sie erneut mit sanfter Stimme.
Er sah sie mit einem Blick an, den sie noch nie bei ihm gesehen hatte. Auf eine gewisse Art schien er sie zu durchbohren, sie hatte das Gefühl, bis auf den Grund seiner Seele blicken zu können. Und was sie dort zu erkennen glaubte, ließ sie unwillkürlich den Atem anhalten. Ihre Augen weiteten sich noch mehr.
Harm sah die stumme Frage in ihren dunkel schimmernden Augen. Er senkte den Kopf ein wenig und holte tief Luft. Dann begann er leise zu sprechen.
„Mac... nein... Sarah... Ich... hm... ich wollte dir schon lange etwas sagen.“ Er atmete langsam wieder aus und schaute ihr in die Augen. Ihr erwartungsvoller Blick machte es ihm nicht gerade leichter. „Sarah... hm... ich empfinde sehr, sehr viel für dich. Schon sehr lange...“ Er atmete erneut tief durch. >Los, Rabb! Sag’ es endlich!<
„Ich... also... Sarah... ich... hm... ich liebe dich.“ Er küsste sie zärtlich auf die Wange.
Mac war sprachlos. Sie glaubte, sich verhört zu haben. >Er LIEBT mich?<
„Äh... ka... kannst du das noch mal wiederholen?“ Argwöhnisch blickte sie ihn an. In seinen dunklen Augen erkannte sie jedoch die Wahrheit. Und eine Spur von Angst. Sie musste schlucken.
Er sah sie ziemlich verunsichert an. „Ich liebe dich, Sarah MacKenzie.“ Seine Stimme bebte leicht, während sein Blick fester wurde.
Dann lächelte sie. Zuerst war es ein zaghaftes Lächeln, aber mit jedem Atemzug wurde es strahlender und sicherer. „Oh Harm...“
Und dann küsste sie ihn. Nicht zärtlich wie vorhin, sondern es war ein leidenschaftlicher Kuss.
Der große Ex-Pilot war sich nicht sicher, ob er diesen Kuss richtig interpretierte. Aber er reagierte. Er zog sie noch näher an sich und erwiderte den Kuss genauso intensiv. Dann trennten sie sich wieder, weil beide Luft holen mussten.
Er sah sie fragend an. „Mac?“ flüsterte er. „Soll das heißen... du…?“ Er wagte nicht, den Satz zu vollenden.
Sie lächelte immer noch und nickte. „Ja, Harm... Ich liebe dich auch.“ Ihre Stimme klang fest und sicher.
„Oh Gott... Sarah...“ Harm fand keine Worte. Erneut küsste er sie, diesmal aber äußerst sanft. Er spürte, wie ihre Lippen unter den seinen weich wurden. Ganz vorsichtig knabberte er an ihrer Unterlippe. Er fühlte, wie sich ihre Lippen zu einem Lächeln verzogen.
Mac durchlief bei diesem sanften Kuss ein Zittern. Dieser Kuss drückte so viel Gefühl aus, dass sie einfach lächeln musste. Ganz langsam öffnete sie ihren Mund. Vorsichtig fuhr sie mit der Zunge über Harms Unterlippe.
Dem Ex-Piloten entfuhr ein leises Stöhnen. In ihrer Berührung lag so viel Zärtlichkeit. Aber auch noch mehr. Zögernd öffnete er den Mund, und als sich ihre Zungenspitzen trafen, durchzuckte es ihn wie ein Stromschlag.
Wie durch einen Nebel hörte er Mac leise seufzen. Vorsichtig löste er sich von ihren Lippen und blickte ihr in die Augen. Dort entdeckte er ein verdächtiges Schimmern.
„Hey...“ flüsterte er. „Nicht weinen. Was hast du denn?“ Eine leichte Besorgnis erklang in seiner Stimme.
Sie schloss kurz die Augen, um die aufsteigenden Tränen zu vertreiben. „Es ist nichts... und doch alles...“ entgegnete sie. „Ich meine... ich... ich bin einfach glücklich.“ Behutsam lächelte sie ihn an.
Er lächelte zurück. „Mac, das bin ich auch.“ Sein Lächeln wurde breiter. Dann gab er ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. „Ich liebe dich.“
„Kneif’ mich bitte mal und wiederhole den letzten Satz.“ Sie grinste schief.
„Sorry, aber ich kann die Frau, die ich liebe, nicht kneifen. Also kann ich nur sagen: Ich liebe dich, Sarah MacKenzie.“ Er lachte leise.
„Ich liebe dich auch, Sailor.“ Sie nahm seine Hand und zog ihn zum Tisch zurück. „Komm’, setzen wir uns.“
„Okay.“ Mit diesen Worten folgte er ihr. Sie setzten sich wieder.
Nachdem sie noch etwas zu trinken bestellt hatten, betrachtete Mac ihn aufmerksam. Schließlich konnte sie die Frage, die ihr in den letzten Minuten auf der Seele gebrannt hatte, nicht mehr zurückhalten.
„Harm, ich habe eine Frage.“
Er blickte sie aufgrund ihres ernsten Tonfalls neugierig und auch ein wenig beunruhigt an. „Schieß’ los.“ nickte er.
„Hm...“ Sie räusperte sich kurz. „Also, Harm... warum jetzt?“
Er wusste sofort, was sie meinte. Unsicher lächelte er sie an. „Mac... ich... ich hab’ dir doch von meiner Überraschung erzählt.“
„Ja, das hast du. Und du hast mich auch überrascht. Und ich liebe dich auch. Aber warum jetzt? Warum sagst du mir erst jetzt, dass du mich liebst? Warum hast du so lange gewartet?“
Er seufzte tief, bevor er antwortete. „Weißt du, ich habe selbst sehr lange gebraucht, mir gegenüber einzugestehen, dass das, was ich für dich empfinde, Liebe ist. Und zwar tief empfundene, aufrichtige Liebe. Nicht so ein verliebt sein wie bei Jordan oder Renee.“
Bei der Erwähnung des letzten Namens blickte er sie vorsichtig an. Er merkte, wie sie die Stirn kraus zog, und nickte verständnisvoll. Mac hatte Renee nie leiden können.
„Ich denke, ich habe mich schon bei unserer ersten Begegnung in dich verliebt. Nur war ich nicht bereit, mir diese Gefühle einzugestehen. Ich habe jahrelang versucht, sie zu ignorieren. Ich wollte die Kontrolle nicht verlieren. Und ich hatte Angst, unsere Freundschaft ginge verloren, wenn ich mich dir öffnen würde. Und dazu war ich nicht bereit.“
Er holte tief Luft.
„Deshalb auch Sydney. Heute weiß ich, wir sehr ich dich damals verletzt habe. Nur weil ich nicht in der Lage war, ein emotionales Risiko einzugehen. Und dass meine Worte dich direkt in die Arme von Brumby getrieben haben.
Aber seit einigen Wochen schmerzt es immer mehr. Ich kann nicht mehr.
Jedes Mal, wenn ich dich sah, wenn ich deine Stimme hörte, dann... ja dann hatte ich das Gefühl, als ginge immer mehr in mir entzwei. Es begann langsam, mich zu zermürben. Und schließlich war ich an einem Punkt angelangt, wo ich bereit war, zuerst mir selbst und letzten Endes auch dir meine wahren Gefühle einzugestehen. Meine Gedanken kreisten fast nur noch um dich und meine Liebe zu dir.
Aber nun, nachdem ich dir alles gestanden habe, bin ich erleichtert. Ich habe so gehofft, du würdest sie erwidern. Wenn dies nicht der Fall gewesen wäre... nun ja, dann hätte ich damit leben müssen. Allerdings... deine Aussage in Sydney und all die Situationen und Begebenheiten, in denen du mir beigestanden hast, wie z. B. Russland oder auch bei meiner Mordanklage gegen diesen russischen Mafioso, erweckten nach langem Überlegen in mir den Eindruck, ich wäre dir nicht gleichgültig. Aber trotzdem hat es noch lange, viel zu lange gedauert, bis ich endlich loslassen und meinen Gefühlen nachgeben konnte.
Und ich kann dir nicht sagen, wie glücklich du mich eben gemacht hast, als du sagtest, du würdest mich auch lieben.“
Mac hatte die ganze Zeit schweigend zugehört. Der sonst so verschlossene Anwalt hatte ihr soeben einen Teil seiner tiefsten Empfindungen preisgegeben. Sie war sich zwar sicher, dass das noch nicht alles gewesen war. Aber sie war froh, dass er einen Anfang gemacht hatte. Sie würden später noch reden können.
Zärtlich drückte sie seine Hand und hob sie an ihre Lippen, um ihm einen Kuss auf den Handrücken zu geben. „Jetzt verstehe ich einiges...“ sagte sie leise.
„Wirklich?“ Er blickte sie unsicher an.
„Hm.“ Sie nickte und sah ihn dann vorsichtig lächelnd an. „Wir werden aber wohl noch das eine oder andere zu bereden haben, schätze ich.“
Er grinste schief. „Ja, das denke ich auch. Aber das muss doch nicht heute sein, oder?“
„Nein, Sailor.“ Sie strahlte ihn an. „Eigentlich wollte ich gerne noch ein wenig mit dir tanzen... Auch wenn keine Damenwahl ist... kommst du?“
Sein Grinsen wurde breiter. Er fühlte sich unendlich erleichtert. „Hey, du kratzt an meinem Macho-Image.“
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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Mac rollte nur mit ihren Augen.
Er erhob sich und verbeugte sich leicht vor ihr. „Darf ich bitten?“ Er hielt ihr eine Hand hin.
Als sie diese lächelnd ergriff und sich ebenfalls erhob, hauchte er ihr galant einen Handkuss auf den Handrücken.
Sie strahlte noch mehr. „Charmant, Herr Anwalt, sehr charmant. Wo haben Sie denn das gelernt?“
„Ach wissen Sie, Ma’am, bei der Navy bringt man angehenden Offizieren so einiges bei.“
„Oh, Sie waren in der Navy?“ Mac genoss das Necken.
„Na ja... genau genommen bin ich es immer noch.“
„Tatsächlich?“ Sie gingen gemeinsam zur Tanzfläche.
„Ja, Ma’am. Sie sollten mich mal in Uniform sehen.“ Er zwinkerte.
Mac musste kichern. „Oh, die steht Ihnen bestimmt gut, Mr. Rabb.“
Sie begannen langsam zu tanzen.
„Ich habe schon öfters gehört, dass mir die Uniform gut steht. Viele finden vor allem die goldenen Piloten-Flügel daran interessant. Und sagen Sie doch ruhig „Harm“ zu mir.“
„Gerne, Harm. Meine Freunde nennen mich „Mac“. Sie sind also Pilot?“
„Nicht mehr hauptberuflich. Ich fliege nur noch gelegentlich.“
„Aber wenn Sie diese ominösen goldenen Flügel erwähnen, dann hängt Ihr Herz doch sicher noch sehr an der Fliegerei. Was hat es denn damit auf sich?“ Sie sah ihn neckisch an.
Kurz schaute er sie verblüfft an, bevor er leise lachte. Dann beugte er sich zu ihr und flüsterte ihr mit verführerischer Stimme ins Ohr: „Man sagt, damit bekäme man jede Frau ins Bett...“
Als Mac ihn daraufhin erstaunt ansah, zwinkerte er nur.
„Aber hier kann das doch nicht wirken, schließlich tragen Sie Ihre Flügel ja nicht.“
„Hm...“ Er schmunzelte. „Ich habe auch schon gehört, dass mein Lächeln den gleichen Effekt hat.“ Ein sehr breites und arrogantes Flyboy-Grinsen traf sie.
„HARM! Sind Sie immer so stürmisch?“ Ihre Entrüstung war perfekt gespielt.
Lachend schüttelte er den Kopf. „Nein, Mac, seit ich meine große Liebe gefunden habe, brauchen die Flügel nicht mehr zu flattern.“
„Und da gehen Sie trotzdem mit anderen Frauen aus? Was sagt denn Ihre Freundin dazu?“ Mac war gespannt, was er antworten würde.
Er blickte sie kurz an. >Ist sie das denn nun wirklich, meine FREUNDIN? Ich will, dass sie mehr als das wird.< Allerdings war es für so weitreichende Überlegungen noch viel zu früh.
So grinste er nur. „Sie sollten wissen, dass mich meine Freundin hier immer im Auge hat. Sie tanzt gerade mit einem sehr, sehr guten Freund von mir, der ebenfalls Navy-Pilot ist.“
„Und Sie haben keine Angst, dass dessen Flügel ihre volle Wirkung bei Ihrer Freundin entfalten könnten?“ Ein spitzbübisches Grinsen traf ihn.
Harm sah ihr tief in die Augen, bevor er ihr ins Ohr flüsterte: „Na ja... lassen Sie es mich so ausdrücken: Dieser Pilot hier hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben...“ Sein Tonfall wurde noch verführerischer.
Mac sah ihn mit großen Augen an. Für einen Moment war sie sprachlos.
Doch dann lachte sie. „Ihr Freund scheint ja ein ziemlicher Draufgänger zu sein. Also ich an Ihrer Stelle würde mir Sorgen um Ihre Freundin machen.“
„Oh, ich vertraue ihr voll und ganz. Sie hat eine starke Persönlichkeit und weiß genau, was sie will.“
„Und Sie meinen, sie gibt dem Flügel-Flattern Ihres Freundes nicht nach? Selbst wenn er noch so attraktiv sein sollte?“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich bin mir ziemlich sicher, sie wird dem Drängen meines besten Freundes nicht nachgeben.“
Sie blickte ihn perplex an und prustete plötzlich los.
„Mac, was ist?“ Harm war irritiert von ihrem Heiterkeitsausbruch.
„Bist du sicher, Sailor, dass ich dem Drängen deines besten Freundes NICHT nachgeben werde?“ Sie lachte immer noch.
„Wieso?“ Er blickte sie konfus an. Dann ging ihm ein Licht auf, und er wurde ziemlich rot. „Oh...“
„Aaah... der Groschen ist gefallen.“ Sie kicherte immer noch.
Der Ex-Pilot schaute arg verlegen drein. „Maaac... SO habe ich das nun nicht gemeint...“
„Ehrlich nicht?“ Ihr Blick war äußerst unschuldig.
„Sarah MacKenzie... Ihnen gehört wirklich der Hintern versohlt.“ Er grinste sie sehr selbstgefällig an.
„Aber doch hoffentlich nicht im Beisein deines besten Freundes, Harm? Das geht ja wohl nur uns beide etwas an...“ Sie biss sich auf die Lippe, um nicht laut loszulachen.
Er zog sie an sich und raunte ihr ins Ohr: „Pass’ auf, dass ich dir nicht meinen besten Freund auf den Hals schicke, damit DER dir den Hintern versohlt... Der kann das nämlich ganz gut.“
„HARM!“ Sie sah ihn entgeistert an.
Nun blickte er sehr unschuldig drein. „Hab’ ich was Falsches gesagt?“
Sie musste erneut lachen und schüttelte den Kopf. Dann wurde sie wieder ernster. „Du kannst ihn mir ja irgendwann mal bei Gelegenheit vorstellen.“
Er wusste sofort, was sie meinte, und sah sie liebevoll an. „DU entscheidest, Mac. Ich kann warten...“ Dann gab er ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.
Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu. >Typisch Harm.< dachte sie.
Er zog sie wieder nahe an sich ran. Seine warme Hand fuhr sanft in kleinen Kreisen über ihren Rücken.
Mac schmiegte sich an ihn. Ihre eine Hand lag unter seinem Jackett auf seinem Rücken. Ihr Kopf lag wieder auf seiner Schulter. Tief atmete sie ein. Dann küsste sie ihn auf den Hals. Als sie ihn leise stöhnen hörte, wanderten ihre Lippen höher.
Plötzlich hörte sie, wie er scharf Luft holte. „Mac... bitte... nicht...“ Seine Stimme klang rau.
Zugleich spürte sie ein leichtes Zucken an ihrem Bauch. >Oh!< Sie musste schmunzeln und rückte ein wenig von ihm ab.
Seine Augen schimmerten dunkel, als er seinen Kopf senkte und sie küsste. Rasch wurde sein Kuss intensiver.
Sie genoss die leidenschaftliche Berührung. Eine wohlige Wärme breitete sich in ihr aus, woran das Zucken an ihrem Bauch nicht ganz unschuldig war.
Dann unterbrach er den Kontakt, da er Luft holen musste. Er atmete tief durch. „Gott... Sarah... ich...“ er stammelte vor sich hin.
Sie lächelte ihn wissend an. „Schsch, Harm. Es ist okay.“
„Sorry... aber...“ setzte er zu einer Erklärung an, aber Mac legte ihm einen Finger auf die Lippen.
„Es ist okay, wirklich.“ versicherte sie ihm.
Erneut atmete er tief durch. Irgendwie war ihm die Situation ziemlich peinlich, auch wenn sie Verständnis zeigte.
Sie küsste ihn auf die Wange. „Alles okay?“ Er nickte. Dann musste sie kichern.
Der dunkelhaarige Anwalt sah sie neugierig an. „Was ist?“
Ihr Zwinkern hatte etwas Verführerisches an sich, als sie leise erwiderte: „Gut zu wissen, dass dein Ohr ein Sensibelchen ist... für später, meine ich.“ Sie wurde noch nicht einmal rot.
Harm zog nur eine Augenbraue in die Höhe und schmunzelte.
Sie waren inzwischen am Rande der Tanzfläche angelangt. Dort blieben sie für ein paar Minuten stehen und schauten den anderen Paaren zu.
Harm ging schon seit einiger Zeit ein Gedanke durch den Kopf. „Mac, kann ich dich was fragen?“
„M-hmm...“ Sie blickte neugierig zu ihm.
„Sarah... sind wir... hm... sind wir denn jetzt ein... na ja... ein Paar?“ Unsicher sah er sie an.
Sie erwiderte den Blick fest. „Harm, wenn DU bereit bist für eine Beziehung – ich bin es jedenfalls.“ Sie strahlte ihn an. „Ich denke mal... ja, man könnte uns durchaus als Paar bezeichnen.“
Er schenkte ihr ein breites Flyboy-Grinsen. „Mac, ich bin nun mehr als bereit für einen Beziehung. Und ich liebe dich von ganzem Herzen.“ Dann küsste er sie gefühlvoll.
Mac erwiderte seinen Kuss. Dann lauschte sie auf die Musik. „Hey, ein Tango! Los, Sailor, dazu bin ich jetzt genau in der Stimmung. Tango – der Tanz der Liebe.“
Harm musste grinsen. „Si, si, Senorita.“
Und dann tanzten sie ihren ersten Tango als Paar. Sie glitten in völliger Harmonie über das Parkett und hatten nur Augen für einander.
Es folgten mehrere lateinamerikanisch geprägte Tänze, die genau zu ihrer Stimmung passten. Sie tanzten gelöst von allen Sorgen miteinander. Den Alltag hatten sie vergessen.
Schließlich meinte Mac: „Komm’, lass’ uns mal eine kleine Pause machen. Meine Kehle ist völlig ausgetrocknet.“
Er nickte. Gemeinsam gingen sie zu ihrem Tisch, wo beide noch etwas zu trinken bestellten.
„Harm, der Abend war wunderschön.“ Sie ergriff seine Hand und küsste seine Handfläche. „Danke. Danke für alles. Ich liebe dich.“
Er strich langsam mit dem Daumen über ihre Wange. „Ich liebe dich auch, Sarah. Und auch ich habe dir zu danken.“ Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
Dann fiel ihm etwas ein. „Mac... wenn du müde bist und nach Hause willst... sag’ nur Bescheid. Ich meine... es war eine anstrengende Woche.“ Liebevoll sah er sie an.
Sie lächelte zurück. „Also... ich habe zwar nicht die Absicht, die ganze Nacht durchzutanzen. Aber ein wenig möchte ich doch noch die Gesellschaft eines sehr charmanten und faszinierenden Mannes hier in dieser großartigen Umgebung genießen.“ Sie strahlte.
Er sah sie verblüfft an. „Du findest mich faszinierend?“
„Allerdings.“ erwiderte sie nur.
„Hm... und was findest du so faszinierend an mir?“ Er wurde neugieriger.
„Na ja...“ Sie legte den Kopf schief und blickte ihn an. „Du siehst gut aus... bist hilfsbereit und charmant... du strahlst Autorität aus. Dein Gerechtigkeitssinn ist sehr ausgeprägt, aber das habe ich ja vorhin schon mal erwähnt. Die Wahrheit geht dir über alles.
Du sorgst dich sehr um Menschen, die dir am Herzen liegen. Und für die, die du liebst, würdest du wahrscheinlich alles tun.“
Sie machte eine Pause und sah ihn zärtlich an.
„Allerdings, Mac...“ erwiderte er leise und drückte fest ihre Hand.
Sie fuhr fort mit ihrer Aufzählung. „Du kannst ziemlich hartnäckig eine „Mission“ verfolgen, fast schon fanatisch. Du beißt dich gelegentlich schon mal fest wie ein Pitbull, siehe Russland oder auch der Fall der kleinen Darlyn. Und dann kannst du schon mal Befehle „vergessen“ oder sogar missachten. Was mich zu einem anderen Punkt bringt: Du kannst stur sein wie ein Esel.“
„Maaac!“ protestierte er.
Sie lachte leise. „Och, hab’ ich damit dein Ego verletzt? Das ist aber so, mein Lieber. Aber selbst das finde ich faszinierend an dir. Jedoch tust du dich sehr schwer, deine Gefühle preiszugeben. Deine Angst vor Kontrollverlust ist gewaltig. Du vereinst einige Widersprüche in dir, Harm. Aber ich liebe dich mit all deinen Stärken und Schwächen. All das macht dich einzigartig. Und zu dem Mann, dem mein Herz gehört.“
Er blickte sie an. Sie hatte ihn ziemlich gut beschrieben. >Mac kennt mich besser als jeder andere Mensch. Selbst Mom dürfte mich nicht so gut kennen.< Beim Gedanken an seine Mutter musste er schmunzeln.
Mac sah ihn fragend an.
„Ach, ich habe nur gerade an meine Mutter gedacht.“ Ein weicher Ausdruck trat in seine Augen. „Du kennst mich besser als sie mich kennt.“
„Wie geht es ihr eigentlich, Harm?“
„Das letzte Mal, als ich mit ihr sprach, hatte sie etwas Ärger mit einem Maler, dessen Werke sie in ihrer Galerie ausgestellt hatte.“ Er seufzte. „Aber das ist auch schon eine ganze Weile her.“
„Warum rufst du sie nicht häufiger an? Sie liebt dich. Du solltest sie mehr an deinem Leben teilhaben lassen.“
Er schaute ihr in die Augen. „Du hast Recht, Mac.“ Dann erschien ein Grinsen auf seinem Gesicht. „Schließlich muss ich ihr ja noch die große Neuigkeit verkünden.“
„Dass du eine neue Freundin hast?“ Sie kicherte. Aber tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie mehr sein wollte als nur eine Freundin.
Er lächelte. „Eigentlich eher, dass ich endlich die Liebe meines Lebens gefunden habe.“
„Dann ruf’ sie morgen... ach nein, doch eher heute... an.“ Sie grinste verschmitzt.
„Oh, schon Samstag?“
„Ja, seit 23 Minuten und 34 Sekunden.“
Er lachte leise. „Ich glaube, wenn wir beide zusammen sind, kann ich meine Uhr wohl zu Hause lassen, was?“
„Im Winter bestimmt, aber du weißt... die Sommerzeit...“ Sie zwinkerte.
Sein Grinsen wurde breiter, er sagte aber nichts weiter dazu. Dann wechselte er das Thema. „Mac, wie wäre es noch mit einem oder mehreren Tänzchen?“
Sie strahlte. „Gerne.“
Beide standen auf und tanzten noch einige Tänze miteinander. Sie genossen dabei die Musik, die gelöste Stimmung, in der sie sich befanden, und die Gegenwart des jeweils anderen.
Schließlich wurde der letzte Tanz des Abends angekündigt.
Beide grinsten sich an. „Den nehmen wir doch noch mit, oder?“ meinte Mac lachend.
„Natürlich, Ms. MacKenzie.“ Der Ex-Pilot grinste breit.
Sie genossen diesen letzten Walzer des Abends sehr. Beide hatten nur Augen füreinander.
Dann endete die Musik. Das anwesende Publikum applaudierte. Langsam löste sich die Veranstaltung auf.
Nachdem Harm ihre Getränke bezahlt hatte, verließen sie das Hotel.
Mac wandte sich an ihren Partner. „Danke für diesen wundervollen Abend, Harm. Danke für alles.“ Sie drückte seine Hand.
Er zog sie an sich und küsste sie auf die Nase. „Sarah... ICH habe zu danken. Du hast mich heute Abend zu einem sehr glücklichen Mann gemacht. Ich liebe dich.“
„Und du mich zu einer glücklichen Frau.“
Ein breites Rabb-Grinsen traf sie. Dann sah er sie fragend an. „Und was jetzt? Willst du nach Hause und dich ausruhen? Es war ein langer Tag, zumindest für dich.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht... so richtig müde bin ich noch nicht.“ Dann leuchteten ihre Augen auf. „Sag’ mal, was hältst du von einem kleinen Spaziergang, Flyboy? Die Luft ist so schön, und ein geeignetes Plätzchen ist auch nicht weit weg.“ Sie grinste vielsagend.
Harm zog eine Augenbraue hoch. „Na ja, der...“
Er wurde von dem jungen Mann unterbrochen, der die Fahrzeuge der Gäste geparkt hatte. „Sir, soll ich Ihren Wagen holen?“
Harm schüttelte den Kopf. „Nein.“ Er sah auf das Namensschildchen. „Danke, Tom, aber ich möchte ihn lieber später holen.“
„Kein Problem, Sir, ich bin die ganze Nacht hier.“ Er verschwand wieder.
Der große Anwalt wandte sich wieder Mac zu. „Komm’, gehen wir.“ Er nahm ihre Hand.
Gemeinsam schlenderten sie die Pennsylvania Avenue lang, überquerten die 15. Straße und spazierten weiter Richtung Ellipse. Dann standen sie auf der weiten Grünfläche, die sich vom Weißen Haus bis zum Washington Monument erstreckte.
Mac wandte sich nach rechts, wo ganz in der Nähe der Amtssitz des Präsidenten zu sehen war. Sie legte einen Arm um seine Taille und schmiegte sich an ihn. „Weißt du noch?“ flüsterte sie.
Er blickte ebenfalls auf das relativ kleine Gebäude. „Ja, als wäre es gestern gewesen...“
Er zog sie an sich. „Ich habe damals schon gespürt, dass du etwas ganz besonderes bist, Sarah. Und das hatte nichts mit deiner Ähnlichkeit mit Diane zu tun.“
Sie seufzte. „Was ist nicht alles passiert seit damals... Ich wünschte, man könnte die Zeit zurückdrehen.“
„Mac, hinterher ist man immer schlauer.“ Er schnaubte verdrießlich. „Ich habe in den Jahren danach so viel Mist gebaut und falsch gemacht.“
„Nicht nur du...“ Mit Schaudern erinnerte sie sich an den größten Fehler, den sie gemacht hatte: Sie hatte Mics Ring akzeptiert.
„Lass’ uns ein Stück gehen, Sailor.“ meinte sie schließlich und wandte sich nach links. Ihr Arm lag immer noch um seine Taille, während er einen Arm um ihre Schulter gelegt hatte. So schlenderten sie Richtung Washington Monument.
Lange Zeit sprach keiner ein Wort. Sie konnten einander auch schweigend genießen.
Schließlich blieb Harm stehen und legte beide Arme um Mac. „Sarah, ich liebe dich.“ Er küsste sie zärtlich.
„Ich liebe dich auch.“ flüsterte sie. „Und ich liebe es, wenn du mich „Sarah“ nennst...“
Er schmunzelte. „Du wirst dich daran gewöhnen müssen, SARAH...“
Sie blickte ihn liebevoll an. „Weißt du eigentlich, dass deine Stimme dann immer einen besonderen Klang annimmt?“
„Wirklich?“ fragte er verblüfft. Als sie nickte, hakte er nach. „Und wie klingt sie dann?“
„Sehr gefühlvoll... sehr zärtlich... sehr...“ Sie brach den Satz ab und senkte den Kopf. >Ich kann ihm doch nicht sagen, dass seine Stimme dann unheimlich sexy klingt.<
Ihm war klar, dass da noch mehr sein musste. Daher hob er ihr Kinn an. „Und wie noch?“
>Schon wieder dieser Tonfall...< Sie errötete und schüttelte den Kopf.
„Mac, du kannst es mir ruhig sagen...“ Er küsste ihre Nasenspitze. Dann blickte er ihr tief in die Augen. „Na?“
Sie sah ihn verlegen an und schüttelte erneut den Kopf.
„Ist es so schlimm?“ Er lächelte aufmunternd.
Sie seufzte. „Nein, schlimm ist es überhaupt nicht. Es ist nur... hm...“ Sie räusperte sich. „Na ja... du klingst dann so... äh... so sexy...“ Ihre Wangen röteten sich erneut.
Er starrte sie verdutzt an. Dann küsste er sie, zuerst sanft, schließlich aber mit zunehmender Leidenschaft. „Gott, Sarah...“ flüsterte er.
Macs Lippen öffneten sich automatisch. Der Kuss wurde immer intensiver. Harms rechte Hand lag in ihrem Nacken und zog sie noch näher an sich. Eng aneinander geschmiegt standen sie da.
Ein Stöhnen entfuhr seiner Kehle. Er löste sich von ihr und holte tief Luft. Seine Augen schimmerten dunkelblau, als er sie ansah. „Mac...“ Seine Stimme war ein raues Flüstern, das ihr einen Schauer über den Rücken jagte.
Erneut spürte sie seine Lippen auf den ihren. Um sie herum verschwamm alles. Sie fühlte nur noch Harm. Und eine wohlige Wärme, die sie durchströmte. Ihre Hände lagen unter seinem Jackett und kneteten zärtlich seine festen Muskeln, was ihm ein Ächzen entlockte. Er vergrub seine Hand wieder kraulend in ihrem Haar und strich mit der anderen langsam ihren Rücken hinunter, bis sie knapp oberhalb der Wölbung ihres Hecks lag. Behutsam verstärkte er den Druck seiner Hand.
Schließlich unterbrach Mac den Kuss wegen akuten Luftmangels. Harm brummte unwillig.
„Harm?“ Leicht irritiert sah sie ihn an.
Er holte tief Luft. Seine Stimme klang immer noch rau, als er antwortete. „Gott... Mac... das...“ Er machte eine kleine Pause. „Sarah... hm... du bist so süß... so aufregend... so... uhm... begehrenswert.“ Seine Augen glänzten dunkel.
Ein gewisses Lächeln begleitete ihre nächsten Worte. „Und auch ein wenig anregend, nicht wahr?“ flüsterte sie zärtlich.
„Äh... na ja...“ Er sah sie verlegen an. >Nicht nur ein wenig...<
„Hey, es ist okay.“ versicherte sie.
„Bist du sicher, Mac? Ich... ich will dich nicht in Verlegenheit bringen... oder dich bedrängen... aber...“
Sie legte einen Finger auf seine Lippen. „Schsch... es ist wirklich okay. Du bringst mich nicht in Verlegenheit. Es... na ja... es geht mir ja ähnlich...“ Ein schüchterner Blick traf ihn.
Nun war er es, der sie liebevoll ansah. „Ehrlich?“
Sie nickte nur. Er zog sie wieder an sich und legte seine Wange auf ihren Kopf. „Oh Mac...“
So standen sie ein paar Minuten, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Dann merkte Mac plötzlich ihre Müdigkeit. „Harm?“
„Ja?“ flüsterte er.
„Macht es dir was aus, zurückzugehen? Ich... na ja... langsam werde ich müde.“
Er löste sich von ihr. „Kein Problem, mein Schatz. Lass’ uns gehen.“
„Könntest du das wiederholen, Flyboy?“ Sie strahlte über das ganze Gesicht.
„Was denn? Oh... ich vermute, du meinst „mein Schatz“, oder?“ Er grinste breit.
Sie nickte. „Das klingt so schön.“
„Mein Schatz, ich liebe dich. Aber nun komm’.“
Arm in Arm schlenderten sie zurück zum Hotel. Dort übergab Harm Tom den Parkschein. Nachdem der junge Mann den SUV vorgefahren hatte, gab Harm ihm ein Trinkgeld.
Schließlich stiegen die beiden Anwälte ein. Harm drehte sich zu Mac. „Sarah, ich möchte dir danken. Für den wundervollen Abend und für alles andere auch.“ Er nahm ihre Hand und küsste sie.
„Harm, ich habe DIR zu danken. Ich glaube, das ist der bisher schönste Abend in meinem Leben.“ Sie grinste. „Deine Überraschung ist dir gelungen, Flyboy. Und weißt du was?“
„Nein, sag’ es mir.“
„Ich bin glücklich.“ Ihre Augen strahlten.
Er schenkte ihr ein breites Flyboy-Grinsen. „Ich auch, Sarah.“ Er küsste erneut ihre Hand. Und mit einem Blick in den Rückspiegel meinte er: „Ich glaube, wir sollten hier verschwinden. Wir stehen im Weg.“
Sie lachte fröhlich. „Na dann... Anker lichten, Sailor!“
„Aye, aye, Ma’am!“ Er stimmte in ihr Lachen ein und fuhr los.
Auf der Rückfahrt hatte Mac ihre linke Hand locker auf seinem Oberschenkel liegen. Wann immer er vor einer Ampel halten musste, legte Harm seine darauf und drückte ihre sanft.
Mac beobachtete ihn während der Fahrt. Er wirkte so gelöst und zufrieden. Sie konnte sich nicht erinnern, ihn jemals so erlebt zu haben.
Schließlich erreichten sie Macs Appartementhaus. Der Ex-Pilot parkte den Wagen und griff nach ihrer Hand. Er gab ihr einen federleichten Kuss auf die Handfläche.
Sie rutschte ein wenig näher an ihn ran. Dann zog sie ihn zu sich und küsste zärtlich seine Lippen. Als ihre Zunge sanft um Einlass bat, entfuhr seiner Kehle ein Stöhnen. Der Kuss war lang und intensiv, nur unterbrochen von gelegentlichem Luftholen.
Schließlich trennte sich Mac von ihm und brummte wohlig. „Hmmm...“ Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, um sie anzufeuchten.
Mit einem Grinsen im Gesicht sah er sie an. „Was ist?“
Sie grinste schelmisch zurück. „Weißt du eigentlich, dass du unheimlich gut küssen kannst?“
Er zog verwundert eine Augenbraue in die Höhe. So verspielt kannte er sie gar nicht. „Äh... hm...“ verlegen senkte er den Kopf.
„Also ja...“ lachte sie leise. „Hätte mich auch gewundert, wenn nicht.“ neckte sie ihn weiter.
„Maaac!“ seufzte er und blickte sie schief an.
„Unangenehme Erinnerungen, Flyboy?“
„Nein, das nicht gerade...“ Er schüttelte den Kopf.
„Aber?“ Sie ließ nicht locker.
„Kein „aber“, Mac.“ Er wandte sich wieder zu ihr.
„Was... hmpf...“ Ihre Frage ging in einem herzhaften Kuss von ihm unter, der schnell leidenschaftlicher wurde.
Als seine Lippen zu ihrem Ohrläppchen wanderten, lief ihr eine Gänsehaut über den ganzen Körper.
„Oh... Harm...“ stöhnte sie leise.
„Ja?“ hauchte er mit tiefer, verführerischer Stimme.
„Was hast du vor?“ flüsterte sie ihrerseits in sein Ohr.
„Nichts, was du nicht auch tun würdest...“ Sachte zupfte er mit den Lippen an ihrem Ohrläppchen.
Ihre Antwort war ein stürmischer Kuss, wobei sie anfing, auf seiner Unterlippe herumzuknabbern.
Nun entfuhr ihm ein tiefes Stöhnen. „Mac... nicht...“
Sie sah ihn irritiert an. Ihr Blick war mehr als fragend.
Er holte tief Luft. Ihre Küsse hatten ihn nicht kalt gelassen. Dann sah er sie an. >Mein Gott, wie ich diese Frau liebe. Und begehre...<
Sein Blick war durchdringend und dunkel, als er ihre stumme Frage beantwortete. „Wir... wir sollten lieber damit aufhören.“ Seine Stimme zitterte leicht.
Ihre Augen wurden noch größer. „Warum?“ hauchte sie so leise, dass es fast nicht zu hören war. Sie klang frustriert.
„Weil... hm... also, wenn du so weitermachst... dann... na ja... dann nehme ich das mit dem „warten können“ wieder zurück.“ Unsicher sah er sie an.
„Oh...“ Sie senkte kurz den Kopf, um ihn dann wieder anzublicken. Ein Glitzern lag in ihren Augen. „Du kannst einen aber auch in Versuchung führen, Sailor.“
Nun war er es, der sie fragend ansah. Sie nickte jedoch nur mit einem wissenden Lächeln auf ihren Lippen.
Er grinste schief. „Aber nicht heute, Sarah...“
„Danke.“ Sie drückte fest seine Hand und hauchte einen Kuss auf seine Lippen.
Plötzlich lachte er leise.
„Was hast du?“ Neugierig sah sie ihn an.
„Ich dachte gerade nur daran, wie lange es her ist, dass ich knutschend und Händchen haltend in einem Auto gesessen habe. “ Er schüttelte lachend den Kopf.
Mac musste mitlachen. Die Vorstellung erheiterte sie genauso wie ihn. „Knutschend und Händchen haltend...“ Sie kicherte. „Tse, das dürfte ja eine Ewigkeit her sein.“
„Allerdings.“ Er grinste sie an. Dann mussten beide laut lachen.
Sie blickte zu ihm. „Jetzt musst du dich doch mindestens 20 Jahre jünger fühlen, Flyboy.“ Ein schelmischer Ausdruck trat in ihre Augen.
„Mindestens!“ prustete er los, gefolgt von Macs heiterem Lachen.
Schließlich hielten beide atemlos inne.
„Puh... lange nicht mehr so gelacht.“ meinte er.
Sie schüttelte grinsend den Kopf. „Nein. Aber es tat gut, oder?“
„Allerdings.“ Er nickte zustimmend und sah sie mit einem typischen Rabb-Grinsen an. „Ich habe das Gefühl, du wirkst wie eine Verjüngungskur auf mich.“
„Och, alter Mann, hast du das denn schon nötig?“ Sie kicherte.
„ALTER Mann? Maaac!“ Er klang ziemlich empört.
„Hey, DU hast damit angefangen.“ Sie grinste frech.
„Na ja... aber sooo alt bin ich doch nun wirklich nicht.“ Ein jungenhafter Blick traf sie.
Sie blickte ihn spitzbübisch an. „Wenn du SO guckst, dann könnte man glatt meinen, du wärest 5 statt 39...“ Sie musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht wieder laut loszulachen.
„Wieso?“
„Kleine Jungs gucken auch so, wenn sie was ausgefressen haben.“ prustete sie erneut los.
„Oh... Marine... warte nur ab...“ Er wackelte bedeutungsvoll mit beiden Augenbrauen.
„Worauf denn? Dass du mir zeigst, dass du schon ein großer Junge bist?“ neckte sie ihn.
„Genau das.“ Er grinste sein arrogantes Flyboy-Lächeln. Dann gab er ihr einen herzhaften Kuss auf die Wange.
Sie nickte zustimmend. „Hm... schon nicht schlecht... Bei kleinen Jungs sind die Küsse meist sehr viel feuchter.“
„Woher hast DU denn so große Erfahrung mit kleinen Jungs?“
„Oh, da gibt es einen sehr süßen kleinen Burschen in meinem Bekanntenkreis, der es liebt, seine Tante Mac zu küssen und zu umarmen.“
„Hä?“ Harms Augenbrauen sausten beide nach oben.
Mac kicherte. „Du hast sogar mitgeholfen, ihn auf die Welt zu bringen.“
„Ach so, du meinst Klein-AJ... Stimmt, der kann recht feucht küssen.“ Er lächelte beim Gedanken an sein Patenkind. „Aber er ist schon ein süßer Fratz.“
„Ja, das ist er...“ Macs Blick wurde verträumt.
Harm merkte, dass ihre Stimmung plötzlich ernst geworden war. Er wusste, sie liebte Kinder und wollte selbst welche. Daher nahm er einfach nur ihre Hand und drückte sie fest.
Sie lächelte ihn an. Und dachte an den Deal, den sie beide damals geschlossen hatten. >Vielleicht wird da ja wirklich was draus...< Dann musste sie gähnen. „Oh, entschuldige.“
Er sah auf die Uhr. „Ups... schon so spät. Die Zeit ist wie im Fluge vergangen.“ Er stieg aus dem Wagen, umrundete ihn und öffnete Macs Tür.
„Wieder ganz Gentleman.“ grinste sie ihn an und stieg aus.
„Natürlich, Ma’am.“ grinste er zurück.
Sie legte ihre Arme um ihn und wollte ihm einen Abschiedskuss geben.
Er küsste sie auf die Wange. „Ich begleite dich noch nach oben, Mac.“
„Äh... okay.“ Sie klang verunsichert.
„Keine Sorge, ich verschwinde dann wieder.“ Ein breites Fliegerlächeln traf sie, als er den Wagen abschloss.
Gemeinsam gingen sie ins Haus und hoch zu Macs Appartement, wo sie ihre Tür aufschloss.
Dann drehte sie sich zu Harm. „Danke nochmals für den schönen Abend.“ Sie küsste ihn sanft auf die Lippen.
Er erwiderte den Kuss und sah sie liebevoll an. „Auch ich sage erneut danke. Du hast mich sehr, sehr glücklich gemacht.“ Erneut küsste er sie, diesmal aber leidenschaftlicher. Er zog sie zu sich heran und streichelte langsam über ihren Rücken.
Ein leises Stöhnen entfuhr ihrer Kehle. Der Druck seiner warmen Hand tat so gut. Sie schmiegte sich an ihn und fühlte sich wunderbar geborgen. Ihre Hände lagen auf seinem Rücken. Sie genoss die Wärme, die er ausstrahlte.
Schließlich lösten sie sich voneinander, um Luft zu holen.
Harm räusperte sich kurz. „Hm... ich verschwinde lieber. Du bist müde, und ich habe noch ein gutes Stück Fahrt vor mir.“
Sie schaute ihn an. In seinen dunkel schimmernden Augen konnte sie ein gewisses Verlangen erkennen. Ihr Blick wurde unsicher.
Er legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Schsch... Ist schon okay.“
Dann küsste er sie leicht auf die Wange. „Gute Nacht, Sarah. Schlaf gut.“ Er beugte sich zu ihrem Ohr und flüsterte: „Ich liebe dich.“
„Ich dich auch, Flyboy. Gute Nacht.“
Zögernd löste er sich von ihr. Zu sehr gefiel es ihm, sie in den Armen zu halten.
Mac sah immer noch die Sehnsucht in seinen Augen. Ein Teil von ihr fühlte ähnliches. Aber sie war noch nicht bereit zu mehr. Sie hatte sein Begehren schon vorhin gespürt. Und es in seinen Augen gesehen. Und sah es immer noch. Sie war ihm dankbar für sein Verständnis. >Das ist wieder typisch für ihn. Er sorgt sich um mich, egal wie groß sein Verlangen auch sein mag.<
Sie lächelte ihn an. „Träum’ was Schönes, Sailor.“
Ein intensiver Blick traf sie. „Das werde ich, Sarah...“ Seine Stimme klang rau.
Er gab ihr noch einen letzten Kuss, drehte sich um und verschwand im Hausflur.
Mac schloss langsam die Tür hinter ihm. Dann ging sie zum Wohnzimmerfenster und blickte auf die Straße hinaus. Sie sah die lange Gestalt Harms vor seinem SUV stehen und den Wagen aufschließen.
Bevor er einstieg, blickte er noch mal zu Macs Fenster. Als er sie dort stehen sah, hob er eine Hand und winkte. Dann warf er ihr noch eine Kusshand zu.
Mac musste lächeln. Sie erwiderte die liebevolle Geste und winkte. Selbst von ihrer erhöhten Position aus konnte sie sein breites Grinsen erkennen. Dann sah sie ihn in den Wagen einsteigen und davonfahren.
Gedankenverloren stand sie noch eine Weile am Fenster und starrte in die Nacht hinaus, ohne wirklich etwas wahrzunehmen.
Schließlich ging sie in ihr Schlafzimmer und begann, sich für die Nacht vorzubereiten. Nachdem sie mit allem fertig war, schlüpfte sie unter die Bettdecke und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
Harms Appartement
Da um diese Uhrzeit wenig Verkehr herrschte, war er rascher als sonst zuhause angekommen. Unterwegs waren ihm immer wieder einzelne Szenen des vergangenen Tages durch den Kopf gegangen. Die ganze Fahrt über und selbst jetzt noch, als er in seiner Wohnung stand und die Tür hinter sich schloss, lag ein gewisses Grinsen auf seinem Gesicht.
Er fühlte sich frei wie seit Jahren nicht mehr.
Während er seine Krawatte auszog, griff er nach dem Telefon, um bei Mac durchzuklingeln.
Nach dem zweiten Klingeln hörte er ihre Stimme. „Hallo Flyboy, ich liebe dich.“ Ein leises Lachen folgte.
„Hey, Mac, ich liebe dich auch. Aber warum hast du abgenommen?“
Sie kicherte. „Ich bezweifle, dass ich nach DEM guten Essen abgenommen habe. Aber ich wollte nur noch mal deine Stimme hören.“
Diesmal musste er lachen. „Und ich glaube nicht, dass mein Marine zugenommen hat. Da hab’ ich dich schon wesentlich mehr verdrücken sehen.“ Er fing an, sein Hemd aufzuknöpfen.
„Hmmm...“ Sie schnurrte zufriedenen wie eine satte Katze. „Das klingt schön... daran könnte ich mich gewöhnen.“
„Was klingt schön, Sarah?“ Unwillkürlich war seine Stimme sanfter und tiefer geworden.
„Oooh, das mit dem „mein Marine“... das gefällt mir...“ Sie lachte leise. Harm meinte, einen verführerischen Unterton herauszuhören. „Das gefällt mir sogar sehr, MEIN Flyboy...“
„Uh...“ Er holte tief Luft. „Das klingt auch nicht schlecht...“
„Gefällt dir das?“ hauchte sie in den Hörer.
„Hm... ja... das... das gefällt mir sehr...“ Er merkte, wie er auf ihre sanfte und so sexy klingende Stimme reagierte. Inzwischen saß er auf seinem Bett. Seine Schuhe hatte er bereits von den Füßen gestreift, nun öffnete er mit einer Hand den Gürtel seiner Hose.
„Haaarrrm?“ gurrte sie.
„M-hm?“
„Ich liebe dich.“
„Ich... hm... ich liebe dich auch, Mac.“
„Gute Nacht, mein Schatz. Schlaf gut und süße Träume...“
Er musste schmunzeln, als sie jetzt „mein Schatz“ sagte. „Dir auch, Sarah. Schlaf gut.“ Nachdem sie die Verbindung unterbrochen hatte, drückte er den „Beenden“-Knopf, legte das Telefon beiseite und hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was er träumen würde.
Rasch zog er sich aus, hängte Hemd und Hose auf einen Bügel und kroch unter die Bettdecke. Dann drehte er sich lächelnd auf die Seite und war bald darauf eingeschlafen.
THE END
Liebe Grüsse Petra
Kalorien sind kleine Tierchen, die nachts die Kleidung enger nähen.
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